HAUPTSTADT - 14 Die Stadt in der Stadt Das Ihme - Zentrum und seine Geschichte
HOCHSCHULE - 34 Sie sind jung und brauchen das Geld Fünf Studenten. Fünf Jobs.
AUFTRITT - 52 Helmut goes Fashion Mein erstes Mal im Museum
NEULICH - 32 Affentheater Sind wir hier im Zoo? Dating in der Großstadt hanns - junges leben in hannover ausgabe 1 - dezember 2008 www.derhanns.de kostenlos
Von der Kommune zum Klassiker Wohngemeinschaften als Lebensform
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EDITORIAL
Chefredakteur
04 von der kommune zum klassiker wohngemeinschaften als lebensform 34 sie sind jung und brauchen das geld fünf studenten. fünf jobs.
14 die stadt in der stadt das ihme-zentrum und seine geschichte
klischee:
40 ich bin jurist, ich habe recht!
hanns entdeckt:
22 der straßenbahnpilot
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HAUPTSTADT
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HOCHSCHULE
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AUFTRITT
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NEULICH
52 helmut goes fashion mein erstes mal im museum 54 ohne hochglanzverpackung das theater an der glocksee
einblick:
erstaunlich:
44 6000 gerichte in 9 stunden
26 rumpelkammer oder schatztruhe?
unterton:
56 bläser, bier, bad nenndorf boys
zapfsäule:
in der mensa mit Lars Conrad
30 das KGB
48 student bei olympia
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von der kommune zum klassiker
Wohngemeinschaften als Lebensform
Nackte Wilde, jeder mit jedem, Uschi Obermaier und haufenweise Drogen: so sieht das typische Bild der „Kommune“ der 68er aus. Seitdem hat sich sowohl politisch als auch technisch einiges verändert, die Lebensform Wohngemeinschaft aber hat ihren festen Platz im studentischen Leben bekommen und bis heute behalten. Hanns zieht nach 40 Jahren WG-Leben eine Bilanz. text: laura zacharias fotos: sandra wildeboer
Gemeinschaft für den guten Zweck „Wir sind keine Zweck-WG!“ diesen Satz wird jeder, der sich live auf die Suche nach der passenden Wohngemeinschaft macht, schon nach wenigen Besichtigungen nicht mehr hören können. Dabei stellt sich die Frage, woher eigentlich diese große Angst davor kommt, als „Zweckgemeinschaft“ abgestempelt zu werden. Denn selbst, wenn es wöchentliche Spieleabende in der gemeinsamen Küche gibt oder die Bewohner gerne nackt herumlaufen, der gute Zweck ist bei jeder WG derselbe: man teilt sich die Kosten für eine Wohnung. Soviel zur Definition. Abgesehen davon ist die Spannweite der sozialen Strukturen in WGs natürlich enorm. Da gibt es auf der einen Seite regelmäßige Kochabende unter Freunden, wilde Partys, Gemeinschaftszimmer. Hier wird über alles offen geredet, egal ob der Freund der Mitbewohnerin Schluss gemacht oder jemand Angst vor Analsex hat. Auf der anderen Seite gibt es Wohnungen, in denen jeder nur seinen Raum benutzt und diesen höchstens zum Essen oder Duschen verlässt. Die Fächer im
Kühlschrank sind exakt untereinander aufgeteilt, und wehe da fehlt ein Löffel Joghurt! Man sieht sich vielleicht mal zufällig beim Kochen, geredet wird aber selten. Hauptsache jeder hält den Putzplan ein. Zwischen den Extremen gibt es noch hunderte Zwischenformen, die es eben so schwierig machen, „die WG“ als Wohnform genau zu definieren. Daher variieren auch die Vor- und Nachteile sehr stark: Lässt die reine Mietergemeinschaft jedem eine gewisse Ungestörtheit und spart Streitigkeiten um Kosten oder Ordnung, fehlt doch auch das, was die Gemeinschaft an sozialen und kommunikativen Fähigkeiten vermitteln kann. Denn gemeinsames Leben und Haushalten bedeutet natürlich auch, Kompromisse einzugehen. Die Pfanne des Vegetarier-Mitbewohners zum Gyros braten zu benutzen ist ebenso rücksichtslos wie laute, nächtliche Heavy Metal Sessions bei offener Zimmertür. Aber meistens kann man das ja klären, wenn man sich zusammensetzt und redet. Zum Beispiel beim nächsten gemeinsamen Putztag oder Kochabend. Und spätestens bei der nächsten wilden WG-Party ist der Ärger sowieso vergessen…
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Im Internet zum Wohnungsglück Der Verkauf des alten Hollandrades, Nebenjobangebote und auch die WG-Suche erliegen alle demselben Schicksal: Das Schwarze Brett in der Uni und die Kleinen Abrissschnipsel mit Telefonnumern gehören mehr und mehr der Vergangenheit an. Wer heute eine WG sucht, geht meist gleich ins Internet. Auf Seiten wie wg-gesucht.de, studenten-wg.de oder immowelt.de, kann sich jeder schnell, anonym und unverbindlich nach der passenden WG umschauen oder auch gleich ein Gesuch aufgeben. Gerade für diejenigen, die in eine neue Stadt ziehen, hat das große Vorteile: Man kann bereits Monate im Voraus planen, wann, wo und mit wem man zusammenleben möchte. Doch trotz hochgeladener Fotos und mehr oder weniger aufschlussreicher Texte: Um die entscheidende WG-Besichtigung kommt niemand herum. Bei diesem Casting zeigt sich dann meist schnell, ob man die intime Form des Zusammenlebens riskieren sollte oder eher nicht. Allerdings kann das von Bewohnern und Suchenden häufig ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Daher sollten sich gerade WG-Neulinge >
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Mein Name ist Anna Riedel, ich bin 23 Jahre alt und ich mache gerade eine Ausbildung zur Modedesignerin. Wir hatten mal einen Mitbewohner, der war einfach faul und hat zum WG-Leben nichts beigetragen. Das endete mit ganz üblen Beschimpfungen und Unterstellungen. Der Höhepunkt war dann, dass meine Mitbewohnerin irgendwann spülen wollte, die dreckige Thermoskanne auskippte und ihr doch tatsächlich drei Liter Kotze entgegen kamen. Da hatte er doch echt einfach reingekotzt und es auch noch dreisterweise zum Spülen hingestellt - einen Tag bevor er ausgezogen ist!
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möglichst viele Wohngemeinschaften anschauen und vergleichen, trotz nerviger Terminplanung und auch wenn die erste WG noch so toll scheint. Es ist immer besser selbst eine Auswahl zu haben, als alles auf eine Karte zu setzen und hinterher enttäuscht zu sein oder sogar kurzfristig komplett auf der Straße zu stehen. Zum Beispiel, weil sich die lustige Mädels-WG vom Lindener Marktplatz, mit denen man drei Stunden lang lachend bei Latte Macchiato und Keksen in der Küche gesessen hat, doch für den heißen, spanischen Erasmus-Studenten entschieden hat. Politik und Provokation: die Kommune als Ur-WG „Ich wohne in einer Sechser-WG…“ Erzählungen dieser Art sind heute so selbstverständlich, dass man kaum mehr darüber nachdenkt. Vor weniger als einem halben Jahrhundert allerdings wäre eine WG sowohl moralisch als auch praktisch undenkbar gewesen. Wenn der (meist männliche) noch unverheiratete Student überhaupt das Elternhaus zum Studieren verlassen musste, dann wohnte er meist zur Untermiete in einem so genannten „möblierten Zimmer“. Durch Mitbenutzung von Kü-
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che und Bad, pingelige Ordnungsregeln, frühzeitige Nachtruhe und häufig sogar „Damenverbot“ auf dem Zimmer war das freizügige Leben heutiger Studenten damals eben so nicht möglich. Erst die Studentenbewegung Mitte der Sechziger Jahre brachte hier eine radikale Änderung. Sie kritisierte nicht nur die herrschenden politischen Machtverhältnisse, sondern richtete sich auch stark gegen die elterlich vorgelebte Moral, Strenge und Starre. Den antikapitalistischen Grundgedanken der Studentenbewegung hatte auch die legendäre Kommune 1, die Anfang 1967 in Westberlin gegründet wurde. Diese Ur-WG, deren Mitglieder, wie Rainer Langhans, Ulrich Enzensberger, Dieter Kunzelmann oder Fritz Teufel, teilweise
zu Idolen der Studentenbewegung wurden, hatte sich ein gemeinsames Leben nach dem Konsensprinzip zum Ziel gemacht. Das bedeutete zum einen Gleichberechtigung der Bewohner ohne Hierarchien sowie gemeinsames Wirtschaften, bei dem jeder seinen privaten Besitz der Gemeinschaft opferte. Zum anderen wollte man durch Psychoanalysierung gegenseitig die Probleme seiner Mitbewohner bearbeiten und sich sexuell befreien. Die eigentlichen Ideale rückten jedoch bei der Kommune 1 mehr und mehr in den Hintergrund. Mit immer provokanteren Aktionen, vom Pudding-Attentat über veröffentlichte Nacktfotos bis zum Aufruf zur Brandstiftung in Kaufhäusern, setzte sich die WG medienwirksam in Szene und schuf zahlreiche Nachahmer. In fast
Ich bin Martin, 24 Jahre alt und studiere Sozialwissenschaften in Hannover. Als ich damals von Zuhause auszog, gründete ich mit meinem besten Freund eine Zweier-WG, aber es war kein wirkliches WG-Leben. Es war eher so, als würde man mit seinem Bruder zusammenwohnen. Jetzt wohne ich mit einem anderen Kumpel zusammen in einer Vierer-WG. Bisher ist mir noch nicht aufgefallen, wie sich die Dynamik verändert hat. Man lernt sich aber schon besser kennen. Ich denke, dass er inzwischen schon gemerkt hat, dass ich faul bin. Das ist meine herausragendste Eigenschaft.
allen deutschen Städten gründeten sich kommunenartige Wohngemeinschaften mit verschiedenen Schwerpunkten und Zielen: so genannte „Landkommunen“. Mit bis zu 30 Mitgliedern, die ökologische Landwirtschaft und Haushaltsführung betrieben, verschiedene politische, religiöse und kulturelle Wohngruppen, sowie psychologische Gemeinschaften mit regelmäßigen Therapiesitzungen. Anfangs noch von der Elterngeneration belächelt, war der Siegeszug der Wohngemeinschaft nicht mehr aufzuhalten, wobei mit der Zersplitterung der Studentenbewegung auch die Wohngemeinschaften immer weniger radikal und mehr und mehr gesellschaftlich anerkannt wurden und werden. Schließlich gibt es heute WGs für jedermann: Senioren, die das Altenheim zu teuer und das Alleinsein zu bedrückend finden, schließen sich zu Wohngemeinschaften zusammen und teilen sich auch noch den Pfleger. Menschen mit psychischen Problemen wie Esstörungen oder Depressionen sollen durch speziell betreute WGs wieder ins soziale Miteinander zurückfinden. Es gibt sogar schon ausgesprochene „Männerwohngruppen“ für männliche >
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Wesen, die einfach mal Ruhe von ihrer „Alten“ brauchen… Ob das dem emanzipatorischen Grundgedanken von 1968 noch nahe kommt? Recht und Ordnung - darauf kommt es an Auch wer nicht gerade Jura studiert, sollte sich vor dem Einzug in eine WG und besonders bei einer Neugründung ein wenig mit dem Thema Mietrecht vertraut machen, bevor er einen Vertrag unterschreibt. Wer im Bürgerlichen Gesetzbuch allerdings nach dem Begriff „Wohngemeinschaft“ sucht, wird bald verzweifelt aufgeben - hierzu gibt es keinen separaten Artikel. Bernd Stöver, Geschäftsführer vom Deutschen Mieterbund Niedersachsen-Bremen, rät daher gerade bei der Form des Mietvertrags zur Vorsicht: Handelt es sich um eine Untermiete bei einem Hauptmieter oder sind alle Mitbewohner gleichberechtigte
Mein Name ist Nils Wintering und ich bin 24 Jahre alt. Ich arbeite als Tontechniker in mehreren Läden in Hannover, unter anderem im Kulturpalast Linden und im Theater am Küchengarten. Bevor ich die jetzige WG selbst gegründet habe, habe ich mich bei über zwanzig WGs vorgestellt, erfolglos. Mal war mir die WG zu spießig oder die Leute aus der Punker-WG hielten mich für einen Yuppie.
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Ich bin Frederike Grostad und 23 Jahre alt. Ich bin in Hannover aufgewachsen. Mit 19 habe ich dann an der Fahmoda begonnen Modedesign zu studieren und arbeite gerade an meiner Abschlusskollektion. In unserer Mädels-WG hat sich ein seltsamer Wettstreit entwickelt. Eigentlich begann er durch einen Zufall. Beim Trennen des Mülls unserer Zimmer-Papierkörbe entdeckten wir, dass jede von uns ein paar Kondom-Verpackungen weggeworfen hatte und zählten diese aus Spaß. Aus diesen Zahlen entwickelte sich eine Strichliste an unserer Pinnwand im Flur, die einen Monat lang geführt wurde. Lustiger- oder auch traurigerweise gewann am Ende diejenige, die zu der Zeit keinen festen Freund hatte.
Mieter? „Beides hat seine Vor- und Nachteile“, so Stöver. Sind alle Mieter gleichberechtigte Hauptmieter, haben schließlich alle die gleichen Pflichten gegenüber dem Vermieter, das heißt: im Ernstfall müssen auch alle gleichermaßen für Schaden oder Mietverzug haften. Beim (meist in Wohngemeinschaften häufig vorkommenden) Wechsel eines einzelnen Bewohners reicht lediglich ein kurzes Schreiben an den Vermieter, dass jemand anderes für die scheidende Person in den Mietvertrag eintritt. Dazu sollte in den Ursprungsvertrag mit dem Vermieter eine so genannte „Nachfolgeklausel“ aufgenommen werden, damit es später >
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keine Schwierigkeiten gibt (z.B. „Max Mustermann tritt für Heinz Müller in den bestehenden Mietvertrag ein.“). Kündigen können bei dieser Vertragsform nur alle Mieter gemeinsam, auch der Vermieter kann niemanden herausschmeißen, sondern höchstens die gesamte WG - und zwar bereits bei zweimonatigem Zahlungsverzug der Miete. Gibt es nur einen Hauptmieter, der an mehrere Personen untervermietet, trägt dieser, was die Mietzahlung angeht, die alleinige Verantwortung gegenüber dem Vermieter. Auch für Schäden und das Einhalten der Hausordnung muss er allein gerade stehen, was für den Vermieter natürlich von Vorteil ist: Er hat seinen festen Ansprechpartner. Der Hauptmieter kann allerdings auch seinen Untermietern jederzeit fristlos kündigen, wenn ihn etwas stört. Zieht dieser allerdings selbst aus der WG aus, wird es kompliziert: wenn nämlich beispielsweise die Untermieter in der Wohnung bleiben möchten. In diesem Fall muss theoretisch erst gekündigt und dann ein neuer Mietvertrag abgeschlossen werden. Um das zu vermeiden, sollte auch hier die „Nachfolgeklausel“ unbedingt in den Vertrag aufgenommen werden.
Wichtig sei auch gerade für eine Neugründung, so Stöver, dass nicht nur mit dem Vermieter, sondern auch untereinander bestimmte vertragliche Regelungen getroffen würden. Beispielsweise, wer sich im Falle eines Auszugs um einen Nachfolger kümmern muss, oder auch welche Renovierungen vor der Übergabe zu machen sind. Denn auch wenn in gründerischer Euphorie solche Formalitäten vielleicht nervig erscheinen mögen, oft enden Wohngemeinschaften letztendlich gerade wegen solcher finanzieller Fragen zerstritten. Wer einen älteren, schon seit Jahren bestehenden Mietvertrag vorgelegt bekommt, ist oft schockiert über Formulierungen wie: „Alle 5 Jahre sind die Heizkörper der Wohnung zu streichen“, oder ähnliche Auflagen. Hier rät Stöver zur Vorsicht: „Die meisten Klauseln dieser Art sind hinfällig, oft gehen alte Mietverträge mit ihren starren Forderungen zu weit.“ Als Mitglied im Deutschen Mieterbund kann man sich solche Verträge kostenlos durch einen Mietrechtsexperten überprüfen lassen. Genauso wie die Betriebskostenabrechnung: horrende Nachzahlungsforderungen für Strom und
Gas sollte niemand einfach hinnehmen, auch dies kann ein Experte prüfen. „Gerade bei Häusern mit Wohngemeinschaften wird hier gerne ein wenig gepfuscht.“ Außerdem ist der Vermieter verpflichtet, 15% der Betriebskosten selbst zu übernehmen, auch hier gibt es häufig Ungenauigkeiten. Das wichtigste Thema in Wohngemeinschaften, mit dem sich auch Stöver vom Mieterbund immer wieder befassen muss, sind Mietmängel wie Schimmel oder der Ausfall von Geräten. „Meist haben die Mieter da gesetzlichen Anspruch auf Mietminderung, in den seltensten Fällen sind sie allein für den Mangel verantwortlich“, sagt Stöver. Also gilt auch hier: Bevor man alle Kosten für die Schimmelentfernung selbst trägt, lieber prüfen lassen, ob man den Pilzwuchs wirklich hätte vermeiden können, wie Vermieter es gerne behaupten. Stöver spricht aus Erfahrung: „Ich habe selbst in vielen WGs gewohnt. Es ist manchmal Arbeit, aber es zahlt sich meistens aus.“
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hannovers erste wg Ullrich Ahrensmeier hat die hannoverschen Wogen der Studentenbewegung hautnah miterlebt: Er selbst war Mitbegründer einer der ersten Wohngemeinschaften in Hannover, der anarchistischen WG „ARGE 38“ in der Podbielskistraße. Heute lebt er mit Frau und Hund in einem alten Bauernhaus im hannoverschen Umland. interview: laura zacharias illustration: daniel storek
Wie hat sich eure WG gefunden? Wir waren damals alle politisch sehr aktiv, daher lernte man ständig in irgendwelchen Gruppen neue Leute kennen. Meine Mitbewohner habe ich größtenteils bei Amnesty International kennengelernt. Die waren uns aber eigentlich viel zu lieb. (lacht) Dann kamen die Hausbesetzungen Anfang der Siebziger, hauptsächlich in der Nordstadt. Unter anderem wurde da das Unabhängige Jugendzentrum Kornstraße (UJZ) gegründet, das es ja auch heute noch gibt. Hier haben wir dann 1972 mit sieben Leuten beschlossen, eine WG zu gründen, in der „politisch gearbeitet“ wird. Daher der Name ARGE? Genau - Arbeitsgemeinschaft. Wie sollte denn eure politische Arbeit aussehen? Richtig organisiert waren wir nicht, Anarchos eben. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich immer recht undogmatisch war, zwar links, aber ohne Linie. Das war das wichtigste damals: Linie haben. Es wurde natürlich viel diskutiert, aber auch viel gekifft. Zeitweise haben wir auch von unserer WG aus an der Zeitung „Agit 883“ mitgearbeitet, einer Berliner Anarcho-Zeitung. Wir waren sozusagen die Hannover-Redaktion. Aber in anderen WGs war das Politische noch viel krasser ausgeprägt: Da gab es jeden Abend Lesungen, offene Diskussionsveranstaltungen und, und, und. Was haben deine Eltern dazu gesagt, wie du lebtest? Die waren natürlich entsetzt, als ich ihnen mit 19 erklärte, ich zöge in eine anarchistische Wohngemeinschaft. (lacht) Meine Mutter sagte: „Das überlebt dein Vater nicht“. Diese kleinbürgerliche Denke kann sich heute kein Mensch mehr vorstellen. Es war wirklich eine völlig Verkrustete Republik mit ebenso verkrusteter Denkweise, die auch von den Medien mitgetragen wurde. Die HAZ zum Beispiel ist im Vergleich zu den Siebzigern heute ein linkes Kampfblatt.
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Heute wohnen junge Leute ja sehr oft in einer Wohnung, um ein bisschen Geld zu sparen, haben aber sonst kaum etwas miteinander zu tun. Wie eng war euer Verhältnis untereinander denn wirklich? Na wirklich für uns waren wir eigentlich nie. Bei uns war „Offenes Haus“, das wusste jeder und immer hingen irgendwelche in der Küche rum, manchmal kannte die gar keiner. Das konnte mir als Auszubildender schon mal zu viel werden, wenn ich morgens aufstehen musste um zur Arbeit zu gehen und abends hingen immer noch dieselben Leute in der Küche, die morgens schon total im Eimer waren von letzter Nacht. Aber insgesamt haben wir uns schon gut verstanden, auch die Nachbarn mochten uns. Sogar die Kinder aus dem Haus kamen vorbei. Wart ihr nur Männer oder gemischt? Nee, wir waren tatsächlich eine reine Männer-WG. Das hatte natürlich Auswirkungen auf unsere Ernährung: Einmal im Monat ging es zur Metro, dann wurden Graubrot, Margarine, Eier, Salami, Käse, Ketchup, Nudeln und Kaffeesahne für alle eingekauft. Unglaublich, was für eine einseitige Küche. Das kann man wohl sagen! Hast du noch Kontakt zu deinen Mitbewohnern? Nicht wirklich. Bei einigen weiß ich aber, dass sie, auch wenn es uns damals so fern war, doch Karriere gemacht haben, zum Beispiel als Touristikunternehmer, Bautechniker… Na das lässt ja hoffen! Danke.
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die stadt in der stadt Das Ihme-Zentrum und seine Geschichte Für viele ist es der Schandfleck Hannovers, für einige ist es immer noch ein Zuhause. Das Ihme-Zentrum ist heftig umstritten und deswegen immer im Gespräch. Viele Rückschläge lassen die Hannoveraner spekulieren: ist es ein Fluch oder eine Legende? text: anke brandt fotos: sandra wildeboer
Strahlender Sonnenschein, Jazzmusik, Stimmengewirr. Es ist Juli. Und LindenFest. Im alten Ihme-Zentrum. Eine Baustellen-Party. Damit den Bewohner das Gefühl gegeben wird, es ist immer noch ihr Ihme-Zentrum, und die Bauarbeiten ändern nichts daran. Das Ihme-Zentrum ein städtebaupolitisches Aushängeschild der 70er Jahre. Eines von mehreren hochverdichteten Wohn-, Arbeits- und Einkaufszentren, die in den 1960er Jahren für das Stadtgebiet von Hannover geplant
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wurden. Eine „Stadt in der Stadt“ sozusagen. In erster Linie sollte die Innenstadt entlastet werden. Und gleichzeitig wollte man mit diesem Komplex zentralen Wohnraum schaffen, um weitere Abwanderung der Hannoveraner ins Umland zu verhindern. Städtebaulich sollte ein Konzept verwirklicht werden, das mondänes Wohnen mit Arbeitsplätzen und Versorgungseinrichtungen verbindet. Und das alles dicht am öffentlichen Nahverkehr. Viel ist nun nicht mehr geblieben von dem einst stattlich gebauten und so stolz präsentierten Wohnpark mit Einkaufsmöglichkeiten. Nur noch eine riesige Baustelle. Die einstige Fußgängerbrücke, die direkt ins Ihme-Zentrum führte, wurde bereits Anfang des Jahres abgerissen. Das Zentrum selbst besteht nur noch aus heruntergekommenen Wohnblöcken, die statt der aufwendigen Ladenpassage von früher lediglich deren Bauschutt einschließen. Wie konnte es soweit kommen? Die Stadt Hannover kauft Zug um Zug die Grundstücke, auf denen sich später das Ihme-Zentrum präsentieren wird, zusammen, um eine Neunutzung des Geländes zu ermöglichen. Die Gestaltung des
gesamten Anwesens unterliegt einem verwaltungsinternen Wettbewerb. Der Entwurf, der gewinnt, sieht geringe Baumassen vor, ebenerdige Zugänge, weitgehende Öffnung des Gebäudekomplexes zur Ihme hin und ein kleines, bescheidenes Kontingent an Läden. Mit der Citybau KG ist schnell ein Investor gefunden. Abgesichert wird das Projekt durch die NordLB und die WestLB, die nicht nur Kreditgeber sind, sondern selbst zu den Eigentümern des Geländes gehören. Gemeinsam will man jedoch hoch hinaus. So werden ganz eigene Pläne entwickelt, den Sieger-Entwurf umzusetzen. Hiernach soll das Projekt Ihme-Zentrum riesige Verkaufsflächen enthalten. Und eine hochliegende Fußgängerebene für diese Verkaufsflächen. Mehrstöckige Wohngebäude sollen die gesamte Ladenpassage umgeben. Ein bombastischer Komplex, der das ursprüngliche Konzept letztendlich um das 2,5fache Bauvolumen ausweitet. Entgegen der Bedenken vieler Stadtratsmitglieder und eines Gutachtens fällt der Startschuss nach den Vorstellungen der Citybau KG. Das gesamte Ihme-Zentrum wird in einem Stück gebaut. Es han-
delt sich um eine der umfangreichsten Baustellen mit dem größten gegossenen Betonfundament Europas. Ein neuer Verkehrknotenpunkt wird geschaffen. Westlich der Stadtmitte Hannovers, ungefähr 1500 Meter vom Hauptbahnhof entfernt, zwischen der Ihme und der Blumenauer Allee einerseits und dem Küchengarten und dem Schwarzen Bären andererseits, entsteht die „Stadt in der Stadt“. Kern des gesamten Komplexes ist eine Einkaufsstraße mit einem Großkaufhaus und einem weiteren riesigen Einkaufszentrum. Daneben werden viele kleine und größere Einzelhandelsgeschäfte und Kneipen realisiert. Insgesamt hat die Ladenpassage eine Nutzungsfläche von 60.000 m². Umgeben wird der gesamte Komplex von Wohnflächen mit insgesamt 58.300 m², umgesetzt in 860 Wohnungen für etwa 2.400 Personen und nochmals 8.000 m² für etwa 450 Studenten. Die Maisonettewohnungen liegen auf gleicher Höhe mit dem Geschäftsbereich. Alle anderen Wohnungen bis hoch in den 20. Stock. Dazwischen befinden sich noch zwei weitere fünf- bis sechsstöckige Riegel mit Wohnungen. Die Wohnungen haben >
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unterschiedliche Größen und Zuschnitte. Für jeden Wohnungssuchenden soll etwas dabei sein. Angepriesen wird wunderschönes Wohnen am Fluss mit einer herrlichen Aussicht auf die Stadt und das Umland. Interne und kurze Wege zu allen Einrichtungen des Komplexes aber auch kurze Wege in die Innenstadt Hannovers und nach Linden werden angeführt als Argumente für die fundamentale Umsetzung. Die Citybau KG ist so überzeugt von ihrem Konzept, dass sie es dem fünfköpfigen Architektenteam zur Auflage macht, dass jeder der Architekten selbst eine eigene Wohnung im Ihme-Zentrum haben muss. Nicht zuletzt ist Hauptargument für die „Stadt in der Stadt“ die gute und schnelle Erreichbarkeit. Sie liegt nicht, wie andere Einkaufszentren, außerhalb, sondern mittendrin. Gut angebunden an zwei Hauptverkehrsstraßen, die ein schnelles Ankommen mit dem Auto garantieren. Ein Platz in der Tiefgarage ist sicher, denn diese enthält 2500 Parkplätze. Wer trotzdem nicht mit dem Auto fahren will, hat die Möglichkeit mit Straßenbahn oder Bus das Ihme-Zentrum zu erreichen. Die Planungen der 1960er und 1970er sehen
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sogar eine U-Bahntunnel unter dem Bauwerk vor. Aus finanziellen Aspekten wird dieser aber nie komplett umgesetzt, sondern nur die dazugehörigen Bauvorleistungen vorgenommen. Die offizielle Eröffnung ist 1974. Das neue Gelände wird groß gefeiert. Die Ladengeschäfte waren fast alle bereits vorher schon vermietet. Unter anderem sind große Handelsketten wie Kaufhof und HUMA von Anfang an mit dabei. Vor allem letztere Kette hat viele Einzelhändler nach sich gezogen, die das Gesamtbild eines Einkaufszentrums abrunden. Schließlich glaubt man an das Konzept und will dabei sein bei diesem neuartigen Projekt. Die neuen Bewohner sind sowohl besser Bemittelte als auch sozial Schwächere. Bei der Vergabe der Wohnungen geht es vor allem um die soziale Mischung. Alle sind bezaubert von der Art so zu leben, ein eigenes Reich zu haben, eine eigene Gemeinschaft zu sein. Riesige Partys und Events begeistern nicht nur die Lindener im Speziellen, sondern auch die Hannoveraner im Allgemeinen. Der Gebäudekomplex wird ein Symbol der Stadtmoderne und in seiner Hochzeit sogar als Motiv für Ansichtskarten verwendet.
Das Ihme-Zentrum startet also mit einem durchaus erfolgreichen Eindruck. Erklärbar ist dies vor allem mit der ungeheuren Aufbruchstimmung die zwischen 1965 und 1975 herrscht. Nachdem die ängstliche Stimmung der Nachkriegszeit abgeschüttelt war, durfte nun groß investiert, Neues gewagt und Altes verändert werden. Doch nach nur kurzer Zeit erlebt das Großprojekt einen Rückschlag. Bei einem Hubschrauberabsturz Ende der 80er Jahre kommt das gesamte HUMA Management ums Leben. HUMA ist jedoch der große Publikumsmagnet des IhmeZentrums. Als das Unternehmen nach dem Tod der Geschäftsführung verkauft wird, wird auch die Ladenfläche im Ihmezentrum geschlossen. Damit fällt ein Viertel der gesamten verpachteten Fläche zunächst aus. Der Anteil der Ladenfläche geht zwar an den ursprünglichen Eigentümer - die WestLB - zurück, diese benötigt aber kein eigenes Einzelhandelsgeschäft mehr im Ihme-Zentrum, da eine zum Konzern gehörende realkauf-Filiale bereits an der Davenstedter Straße existiert. Die Gewerbefläche kann einfach nicht wiederbelebt werden. Es scheint,
als würde mit dem Hubschrauberabsturz auch der Absturz des Ihmezentrum beginnen... Die architektonischen Begebenheiten des Gebäudes ziehen nunmehr ihre Konsequenzen nach sich. Die Ladenpassage ist nicht durchgängig überdacht und damit nicht schlecht-Wetter-tauglich. Die Lage eine Etage über dem Straßenniveau ist aufgrund der wenigen Treppen >
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oder Rolltreppen nur schwer erreichbar. So kommt es, dass der erwartete Ansturm aus der Innenstadt ausbleibt. Die Ladeninhaber ziehen nach und nach wieder aus, weil sich das Geschäft nicht lohnt. Es finden sich auch keine neuen Pächter. Die leerstehenden Ladengeschäfte machen keinen guten Eindruck auf das Gesamtbild. Nicht nur das erschwert die weitere Wohnungsvermietung. Das Ihme-Zentrum kann sich einfach nicht durchsetzen als ein zentraler Lebensmittelpunkt. Noch immer wird der wirkliche Innenstadtkern bevorzugt als Wohngebiet. Hinzukommt, dass sich ein städtebaulicher Sinneswandel vollzieht. Von großen Komplexen und Hochhausanonymität hin zu nachbarschaftlicher Freundlichkeit und einer grünen Umgebung. Es wird kein Wert mehr auf moderne, überdimensionale Komplexe gelegt. Beton ist plötzlich einfach nicht mehr schick. Der Denkmalschutz wird neu gefeiert und Nostalgie ist als Wohnumgebung wieder angesagt. Das alles kann das Ihme-Zentrum nicht bieten. Das Konzept „Stadt in der Stadt“ geht nicht auf. Das Gelände verkommt nach und nach und niemand
fühlt sich verantwortlich. Der große Traum verfällt. Stück für Stück. Wie ein neuer Lichtblick erscheint es, als Anfang des neuen Jahrtausends der Investor Engel einen Großteil der Ladenflächen übernimmt. Zu dieser Zeit stehen schon fast alle Ladenlokale leer. Einzig die Landeshauptstadt Hannover und enercity sind noch Mieter der Büroflächen im Ihme-Zentrum. Doch obwohl Engel bekannt ist für seine erfolgreichen Sanierungen in anderen Teilen Deutschlands, lässt ein Aufschwung auf sich warten. Nicht zuletzt, weil die verschrobenen Eigentümerverhältnisse des IhmeZentrums von Wohnungseigentümern, Banken und Stadt die Kommunikation untereinander erschweren. Aber Engel gibt nicht auf, immer wieder werden Eigentümerversammlungen einberufen, nebenbei Pläne entworfen und neue Pächter für die umgebaute Ladenpassage gesucht. Nach fast sechs Jahren nehmen die Ideen dann endlich Gestalt an. Das Gelände wird von der Carlyle Group als Investor übernommen. Man geht zurück zum Ursprung. Es soll ebenerdig gebaut werden. Mit viel Glas. Hell und freundlich soll alles erscheinen. Und die Ladenpas-
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sage soll mit hochwertigen Baumaterialen ausgestattet werden. Die Ihme soll ins Gesamtbild integriert werden. Das Projekt läuft unter dem Namen LindenPark. Doch auf jeden Schritt nach vorn, folgt wieder ein Schritt zurück. Als würde wenn auf dem Gelände ein Fluch liegen, gerät die Umsetzung ein weiteres Mal ins stocken. Im Mai dieses Jahres musste das Architektenbüro, das mit der Planung des Linden-Parks beauftragt war, Insolvenz anmelden. So ist der Ausgang der Geschichte des Ihme-Zentrums noch immer ungewiss. Was bleibt, ist ein kleines Stück Traum. Ein klein wenig von diesem Gefühl, etwas ganz Eigenes gehabt zu haben. Zu einem Projekt dazuzugehören, das es so vorher noch nicht gegeben hat. Das Ihmezentrum war ein Experiment, das letztendlich gescheitert ist, weil keine neuen Ideen angenommen wurden. Hoffen wir, dass der Linden-Park aus alten Fehlern lernt. Alte Schatten abschütteln kann.
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Team Dauerfeuer www.dauerfeuer.net
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hanns entdeckt in jeder Ausgabe Menschen, die das Leben in Hannover schöner machen: Andreas Kalies überrascht Reisende auf den gelben Linien mit seinen besonderen Ansagen. text: florian held fotos: sandra wildeboer
Es ist stickig. Die Enge und die Mischung aus Schweiß, kaltem Rauch und Parfüm nehmen mir den Atem. Die schwere Feuchte der Luft, die durch hundertfache Atmung die Scheiben beschlagen lässt, tut ein Übriges. Es herrscht eine gereizte Stimmung. Eine Spannung, wie sie für gewöhnlich in Fahrstühlen anzutreffen ist – in Fahrstühlen und der Stadtbahn. Hunderte stehen dicht gedrängt und anonym in den Wagen, die sich ächzend und fast schon ein bisschen behäbig im Auftrag der üstra durch Hannovers Untergrund schieben. Es gibt Schöneres. Eine Ansage reißt mich aus meinen strapazierten Gedanken. Eine Ansage, wie man sie so oder so ähnlich vielleicht nur hier in Hannover zu hören bekommt. „Sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie recht herzlich an Bord der Stadtbahnlinie 5 auf dem Weg von Stöcken nach Anderten über Steintor, Kröpcke und Aegidientorplatz. Die Außentemperatur beträgt 7 °C und unsere derzeitige Reisegeschwindigkeit ist 50 km/h. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Fahrt und einen schönen Tag.“ Das warme Gefühl, das ich an einem solchen Tag
mit nach Hause nehme, wird jedes Mal einzig durch das Erstaunen übertroffen, welche Wirkung eine solche Durchsage haben kann. Menschen, die noch kurz zuvor still schweigend und mit starrem Blick durch die dunklen Tunnel dahinglitten, diskutieren wenig später amüsiert, schmunzelnd über diese hannöversche Außergewöhnlichkeit. Andreas Kalies erfreuen die Auswirkungen dieser Ansagen ganz besonders, denn es ist seine Stimme, die im Lautsprecher zu hören ist. Der gelernte Koch, der sein Hobby, das Bahnfahren, zum Beruf gemacht hat, verfolgt nunmehr seit zehn Jahren die Reaktionen auf seine Durchsagen als Reflektion in der Windschutzscheibe seiner Fahrerkabine. Etwa eine Millionen Fahrgäste befördert er nach eigenen Angaben jährlich auf den gelben Strecken durch das Stadtgebiet Hannovers. Dass die wenigsten davon das Gespräch mit dem Nachbarn suchen fiel ihm bereits bei seiner ersten Schicht auf. Als eine Art Vermittler versucht er seitdem die Leute ins Gespräch zu bringen und dadurch die viel beschriebene Anonymität der Großstadt ein wenig aufzubrechen. Dabei endet
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sein Engagement nicht am Mikrofon seines Führerstandes. In der Weihnachtszeit verschenkt er Süßigkeiten an Kinder oder sucht in seinen Pausen das Gespräch mit Jugendlichen, die nicht selten aus Stadtteilen an einem der Endhaltepunkte kommen, die als soziale Brennpunkte bekannt sind. Andreas Kalies versucht für alle da zu sein und das schätzen seine Fahrgäste an ihm. Er versteckt sich nicht, sondern hat, wenn es Zeit und Fahrplan erlauben, für jeden ein offenes Ohr. Deshalb nennt er das, was er macht, auch gerne „Rundumbetreuung in seinem Wohnzimmer“. Es ist wenig verwunderlich, dass Kalies bei allen Alters- und Sozialschichten sehr beliebt ist. Applaus und freundliche Dankesworte sind an der Tagesordnung, das Vertrauen der vielen Gesprächspartner ist ihm jedoch die schönste Anerkennung. Dennoch ist er auf dem Boden geblieben und weiß zu viel Begeisterung bescheiden zurück zu weisen. Nur sehr selten beschwert sich ein Passagier über mangelnde Seriosität oder sein Auftreten. Für den Großteil seiner Fahrgäste bleiben die Gründe hierfür rätselhaft. Auch bei der üstra, seinem Arbeitgeber, bleibt >
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soviel positive Resonanz nicht ungehört. Sie drückt daher bei Andreas Kalies, der optisch für einen Stadtbahnfahrer ebenso außergewöhnlich sein dürfte wie seine Durchsagen, gerne ein Auge zu. Der Dienstleister ist sich eben bewusst, was er an ihm hat. Jetzt, wo die Tage immer kürzer, kälter und rauer werden, warte ich wieder auf eine dieser einmaligen Durchsagen, das warme Gefühl, das dadurch entsteht und auf die ungläubigen und erstaunten Gesichter der Leute, die auf dem Weg zum Kröpcke ein Teil dieses kleinen Phänomens werden.
Kennst du auch jemanden, der das Leben in Hannover schöner macht? Dann schreib an redaktion@derhanns.de
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HAUPTSTADT - ERSTAUNLICH
erstaunlich: Hannover, wie es nicht jeder kennt
rumpelkammer oder schatztruhe? Dithmars - das etwas andere Kaufhaus Altes Vinyl, bunte Synthese á la Pepe Nietnagel, güldene Bilderrahmen – Fr. Dithmars‘ Räume bilden einen Rückzugsort der besonderen Art. Der Secondhand-Laden ist kein typischer. Hier gibt es nicht nur Altes zu kaufen. Hier kann man auch eintauchen in die vergangenen Jahrzehnte und sich in die Jugendzeiten der eigenen Eltern zurück versetzen lassen. text: pamela rama fotos: fabian brennecke
Adventszeit. Menschenmassen stürmen die hannoversche Innenstadt und belagern die Geschäfte. Es wird gedrängelt und geschubst. Ellbogen werden ausgefahren, um noch einen besseren Platz an der Kasse zu erlangen. Wer aber keine Lust auf lange Warteschlangen und ungeduldige, gestresste Menschen hat, der findet in der List einen Hort der Ruhe und Langsamkeit: „Das etwas andere Kaufhaus“. Hier verkauft Frau Dithmars auf zwei Etagen und insgesamt 700 m² Trödel, Kitsch und Krempel, den es oft in den großen Kaufhäusern nicht mehr zu ergattern gibt. Frau Dithmars Reich, über das sie schon seit über dreißig Jahren herrscht, befindet sich in einem Innenhof in der Steinriede. Betritt man die Räume, hat man das Gefühl in einer Rumpel-
kammer zu sein. Vorbei an zahlreichen Spiegeln, die an der Wand hängen oder lehnen, gelangt man zum eigentlichen Verkaufsraum, der voll gestopft ist mit Geschirr, Haushaltsgeräten, Möbeln, Kleidern aber auch mit Plastikblumengestecken, alter Schuhcreme, bunten Matrjoschka-Puppen. Um alles genau zu inspizieren muss man sich an voll gestopften Regalen und Vitrinen vorbeischlängeln. Einige Sachen sind schwer zu erreichen, da sie sich teilweise zu hohen Türmen bis unter die Decke stapeln. Hat man im Erdgeschoss den Trödel bestaunt, den Frau Dithmar vor allem aus Haushaltsauflösungen und Entrümpelungen bezieht, erwarten euch im 1.Stock antike Möbel, Bücher, alte Schreibmaschinen und ein Haufen Kleider. Zwischen all den
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bunten Angeboten findet ihr sicher tolle Geschenke für eure Liebsten. Vielleicht ist das Buch „Weihnachtliche Kreuzstichmuster aus Dänemark“ ja was für eure Oma. Das findet ihr übrigens im 1.Stock im Bücherregal zwischen alten Lexika und einem Gedichtband von Goethe. Platten wie „Heute Schwoof mit OttoOtto.“, „Tutzi, Putzi, adieu!“ oder „Hallo, du süße Klingelfee“ lassen Opas Herz bestimmt höher schlagen. Und wer sich vorgenommen hat, am Rosenmontag richtig durchzustarten, findet hier das passende Outfit: Schrilles aus den 80ern oder doch lieber die gute, alte Schlaghose und eine enge Bluse aus den 70ern. All das gibt es nämlich bei Frau Dithmar. Nehmt euch einen guten Freund an die Hand, bringt genügend Zeit mit und schaut doch einfach selbst in dem etwas anderen Kaufhaus vorbei. Zwischen all dem Trödel, Kitsch und Krempel werdet ihr den ein oder anderen Schatz entdecken.
Adresse : Dithmar`s „Das etwas andere Kaufhaus“ In der Steinriede 7 30161 Hannover
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Die Fotos stammen aus der Fotoreportage „Skatekid“, die bis Ende Januar in der Galerie Grossstadtrekorder auf der Deistertrasse 77 zu sehen ist. Fotograf: Fabian Brennecke brennecke.fabian@gmx.net
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HAUPTSTADT - ZAPFSÄULE
Keine Gewöhnliche Bar Ostalgie, Gazprom, T-Shirts mit Hammer und Sichel – UdSSR ist wieder in. In der „KGB-Bar“ in der Stiftstraße kann der Hobby-Sozialist schwelgen und von Glasnost und Perestroika träumen. text: helmut eickhoff fotos: shooresh fezoni
Wer an eine russische Bar denkt, assoziiert selten Positives. Man hat schon mal gehört von solchen, spätestens seit Wladimir Kaminer so genannten Russendiskos. Aber nur wer jahrelange Bahnhofskneipenerfahrung hat, bringt den Mut auf, dort einzutreten. Meistens sind diese Clubs aber zu gut versteckt, als dass man sich dorthin verirrt. Auch die „KGB-Bar“ ist nicht so einfach zu finden. In der „Langen Laube“ am Steintor steht ein Aufstellschild, wie man es sonst nur vom Bäcker kennt. Darauf geschrieben: „KGB“. Die Gegend direkt neben dem Steintor in Richtung des Conti-Campus ist abends nicht sehr einladend. Tagsüber beheimatet sie unzählige Medienschaffende, die in den anliegenden Redaktionen tagesaktuelle Programme und Zeitungen bestücken. Nach Anbruch der Dunkelheit sind hier die Straßenlaternen einsame Nachtwächter. Über eine Kellertreppe ist der Gastraum der „KGB-Bar“ zu erreichen. Das beklemmende Gefühl kann aber nach Betreten getrost zusammen mit Vorurteilen über osteuropäischen Lokalitäten und Jacke an die Garderobe gehängt werden. Auf die Gäste wartet eine freundlich lächelnde und grüßende
Bedienung, die außerdem noch äußerst nett anzusehen ist. Die Einrichtung ein Mix aus Nostalgie und modernem, wenn auch nicht postmodernem Mobiliar. Sowjetrot ist die vorherrschende Farbe. Die Betreiber versuchen mit Accessoires aus den Zeiten Stalins, Chruschtschows und Breschnews der Bar russisches Flair zu verleihen. Das wirkt auf den Gast. Auch wenn die Rote-Armee-Mütze ebenso wenig mit dem heutigen Russland zu tun hat wie die Hakenkreuzarmbinde mit der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 2008, ruft es doch die gewünschten Assoziationen hervor. Neben dem großen Gastraum liegen kleinere, in rot gehaltene, wie Separees erscheinende Räume. Die Betreiber nutzen die Klischees des Westeuropäers von russischem Etablissement, Geheimdienst und Sozialismus. Es verleiht der „KGB-Bar“ den Charme des Verspielten. Und lässt sie durchweg sympathisch daherkommen, denn das Augenzwinkern ist kaum zu überhören. Auch die Speise- und Getränkekarte durchzieht der „Rote Faden“. Logisch. Vor allem die variantenreich servierten Pelmeni sind zu empfehlen. In einem Tontopf serviert halten sich die kleinen, mit
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Hackfleisch gefüllten Teigtaschen über längere Zeit warm und lassen sich über den Abend verteilt als Snack vernaschen. Neben weiteren typisch osteuropäischen Gerichten gibt eine große Auswahl an Wodka. Und wer sich an die richtig harten Kartoffelschnäpse traut, bekommt einen Orden verliehen. Die „KGB-Bar“ ist eine durchweg liebenswürdige Bar. Das Personal ist freundlich und stets bestrebt, den Gast zufriedenzustellen. Die auf Klemmbrettern servierte Speisekarte ist abwechslungsreich und exotisch. Wer sich erstmal die Treppenstufen herunter traut, der kann einen Abend der anderen Art erleben und sich ein bisschen vom russischen Zauber einnehmen lassen. Eine typische Stammkneipe ist sie aber nicht, die „KGB-Bar“. Zu schwer fällt es, sich in dem allzu arrangierten Ambiente gehen zu lassen. Seinen Frust nach einen stressigen Tag runterspülen oder mit dem Studienkumpel am Tresen stehen und alte Erstsemestergeschichten ausgraben, das geht besser bei Erna um die Ecke. Aber ein netter Abend in einer Bar, die eben nicht so ist wie viele andere Standardlokalitäten in der Innenstadt – das ist drin.
Café KGB Stiftstr. 15 30159 Hannover 0511 1692323
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neulich:
Ich würde den Anfang der Geschichte gern auslassen. Am liebsten würde ich vermeiden erklären zu müssen, dass ich auf Felix, um den es geht, aufmerksam wurde, weil er in der Uni mir gegenüber saß und sich über meine etwas konfuse Ausdrucksweise halb totlachte. Wenn man das weiß, kann man sagen: „Ach Kind, so einer, der dich von Anfang an auslacht, is doch nix.“ Aber was soll ich sagen, am gleichen Tag hat er mich am Kröpcke angesprochen, ob ich 5 Euro wechseln könne und ich konnte. Drei Tage später hatte er mich auf StudIP gefunden, dieser Uni-Plattform, wo man sich für Seminare eintragen kann und allerhöchstens mal vom Fachsprachenzentrum eine E-Mail bekommt, dass man es bei seinem gewünschten Sprachkurs auf Platz 318 der Warteliste geschafft hat. Er bedankte sich also für die Wechselgeldaktion und wie das halt so ist, verabredet man sich irgendwie. Nur so nebenbei, der Typ war schon niedlich. Als ich einer Freundin davon erzählte, wurde sie ganz rot und meinte, das wäre der einzige wirklich schöne Mann, den sie je in der Uni gesehen habe. Nur um hier die Dimensionen klarzustellen, über die ich spreche. Nachdem er mich beim ersten potentiellen Date versetzt hatte - jaja ich weiß - trafen wir uns am nächsten Abend im Strandleben. Ihr wisst schon, auf der Fährmannsinsel. Im Übrigen, der Typ trank nur ‚ne Limonade. Meine Mitbewohner waren sich gleich einig, dass einer, der keinen Alkohol trinkt, nix taugt. Irgendwann klingelte mein Handy. Ich weiß, bei ’nem Date hat man das Handy aus oder man geht nicht ran. „Paul ruft an“ stand auf dem Display, Paul ist ein Kommilitone von mir. Ich ging ran: „Na, ich hoffe das ist dein Mitbewohner da neben dir.“ Das ist schon mal ’ne Frechheit an sich, oder? Paul saß also drei Liegestühle weiter und beobachtete uns. Er selbst war mit seiner Mitbewohnerin da, mit der er auch ins Bett geht, mit seiner Verlobten. Ich legte wütend auf und unterhielt mich weiter mit dem niedlichen 5€-Typ. Auf dem Weg zum Klo kam Paul bei uns vorbei und quatschte uns voll, fragte ob ich morgen zum Frühstück vorbeikäme. Felix: „Oh dann muss ich ja morgen früh wieder weg sein.“ Und grinst. Paul kontert: „Ja, ich wohne in Schlagweite.“ Wie bitte?? Es war wie bei Lolle aus Berlin: in meinem Kopf nahm ein Comic-Ich einen riesigen Holzhammer und schlug Comic-Paul damit unangespitzt in den Boden. Trotz des Zwischenfalls ging die Sache typisch weiter. Er: „Wir können ja zum Maschsee fahren.“ Mhm, okay aber worauf genau will er hinaus? Also Maschsee in der Abenddämmerung ist mir persönlich ’n bisschen zu romantisch für ein erstes Date. Aber wir fuhren trotzdem hin und liefen ein bisschen da herum. Er: „Also wir können jetzt hier weitergehen, da kann man sich nett hinsezten und knutschen. “Moment mal - hä?“ Aber wie gesagt, er war niedlich. Dachte ich. Aus dem Knutschen wurde nix. Kaum angekommen trafen wir Katja. Mit der hatte ich Abi gemacht, wir hatten uns 2 Jahre nicht gesehen und ist auch egal, weil wir schon da-
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Sind wir hier im Zoo? Dating in der Großstadt.
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mals nicht befreundet waren und uns nichts zu sagen hatten. Sie ist mit einer Freundin da, Sina. Die Mädels fragen, ob ich und Felix zusammen studieren oder…? Wir nicken. Jaja, wir studieren zusammen. Stimmt ja auch. Während ich kurz, wirklich kurz, mit Katja schnacke, also wir hatten wirklich grad’ zwei Sätze ausgetauscht, legt Felix seinen Arm um diese Sina und geht mit ihr zum Ufer. ??? WAAS? Die Comicfiguren in meinem Kopf rasteten total aus, als Katja mich fragte, ob da wirklich nichts liefe zwischen ihm und mir. Als ich verneinte, war sie erleichtert: „Gut, dann sollen die beiden gleich mal Nummern austauschen, Sina ist im Moment ziemlich frustriert wegen Männern.“ Also jetzt reichts aber wirklich. Ja dann viel Spaß mit dem Kerl. Wir folgten den beiden Turteltauben also zum Ufer. Katja: „So, ihr könnt ja noch eben Nummern austauschen und dann müssen wir auch los.“ Die beiden grinsen breit: „Is’ schon geschehen!“ Mein Comic-Ich krallt sich den ach-so-niedlichen Felix-Kopf und taucht ihn mehrere Male hintenüber in den Maschsee. Nicht dass ich wütend war oder so, naja vielleicht doch, er beteuerte später auch das mit den Nummern wär nur ’n Witz gewesen. Ach naja. Mittlerweile war ich ziemlich durcheinander und wie es dann so kommt erzählte ich ihm von meiner DatingThese. Ich finde die völlig einleuchtend und Leute, die ähnlich wie ich auf dem Land aufgewachsen sind, stimmen mir da zu. Man lernt sich bei uns meistens auf folgende Art kennen: Er ist ein Freund des Bruders eines Freundes und auf einer von diesen Geburtstags-Scheunen-Feten von irgendjemandem aus dem Dorf unterhält man sich dann zufällig. Auf der nächsten Party trinkt man einen zusammen und tanzt vielleicht und redet noch ein bisschen mehr. Zwischen diesen Parties versucht man dann fieberhaft, etwas über diesen Typen herauszufinden, was auch ohne Studi-VZ nicht so schwer ist, weil die eigene Mutter wahrscheinlich mit seiner Mutter beim Konfirmandenunterricht war oder er mit der besten Freundin in den Ferien in der Wurstfabrik gearbeitet hat. Man kennt sich halt. Wenn der Typ nach dem Einholen diverser Informationen noch nicht unten durch ist, findet man sich wahrscheinlich auf der nächsten Party knutschend in irgendeiner Ecke wieder. Und schon ist alles klar. In der Stadt ist das anders. Hier lerne ich Leute nur noch selten über Freunde kennen, sondern bei WG-Besichtigungen, in Diskos oder Kneipen oder in der Uni. Das hat zur Folge, dass man sie erstmal kennenlernen muss um herauszufinden, ob der Typ was taugt oder nicht. Zufällig über den Weg läuft man sich fast nie. Es kann also sein, dass man sich mit irgendwelchen Affen wochenlang trifft um am Ende herausfinden zu müssen, dass sie unglaublich anstrengend und hohlköpfig sind. Dazu kommt, dass beim Dating doch jeder sofort weiß, worauf es hinauslaufen wird. Also mal ehrlich: Dieser Affe hat sich bestimmt nicht mit mir verabredet, damit wir wirklich gute Freunde werden. Felix’ Reaktion auf die Dating-These hätte ich erwarten müssen: „Achja, worauf läuft es denn hinaus? Gehen wir zu dir oder zu mir?“ Hahaha. Affe. Aber der finale Todesstoß kam auf dem Weg nach Hause. Ich schrieb meiner besten Freundin eine verzweifelte SMS: „Oh man, war das peinlich. Hab mich lange nicht mehr so blamiert. Hilfe, hilfe ruf mich zurück!“ Senden - Zuletzt verwendet - Felix … Aaaah! Seine Antwort „Hm, das is’ ja mal interessant zu wissen. Ist das deine Taktik?“ Ja klar. Affe.
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text: imke rueben illustration: caspar david engstfeld 33
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HOCHSCHULE - TITELSTORY
sie sind jung und brauchen das geld Fünf Studenten. Fünf Jobs. Mist, schon wieder pleite! Es ist Mitte des Monats. Gut, dass die Miete wenigstens schon überwiesen ist. Die Handyrechnung liegt aber noch unberührt in der Ecke und in der Haushaltskasse verbleiben ein paar Cent. Für alle, die auch mal etwas anderes als immer nur Nudeln essen wollen, heißt die Lösung Arbeiten. Laut einer vom HIS durchgeführten Studie haben 68 Prozent aller Studenten einen Nebenjob. Wie verdienen Hannovers Studenten ihre Kohle? text: natalie basedow, franzi riedmiller illustrationen: sascha bente
Vermittler bei einer Seitensprungagentur Thorben, 22 Jahre, Sozialwissenschaftstudent, 8 Euro pro Stunde, Zeiteinteilung sehr flexibel wird wöchentlich selbst bestimmt, gefunden über Annonce in der HAZ. Ja, wirklich. Thorben arbeitet für eine Seitensprungagentur. Aber der Job ist viel normaler als man denkt. Thorben sitzt am Computer, beantwortet E-Mails, telefoniert viel und recherchiert: Könnte der 39-jährige Helge mit der 45-jährigen
Susanne zusammen passen? Ein Blick in die Onlinedatenbank gibt Auskunft über Wünsche und Interessen der Fremdgeher. Was ist der intimste Wunsch von Susanne? Ist Susanne nicht zu schüchtern für den sensiblen Helge? Liebeslotterie spielt Thorben nicht. Sehnsüchte der Kunden, aber auch seine Menschenkenntnis sind relevant bei der Seitensprungvermittlung. Er mag die Vielseitigkeit an seiner Arbeit, sie ist realitätsnah und abstrakt zugleich. Was Susanne und Helge angeht, ist Thor-
HOCHSCHULE
ben sich seit dem letzten Telefongespräch sicher. Die beiden sehnen sich nach den gleichen Abenteuern. Es passt. Er organisiert ein Blind Date in einem Swingerclub - wichtig: die Location sollte sich nicht in ihrem gewohnten Umfeld befinden. Logisch. Die meisten Kunden sind mittleren Alters, 30-45 Jahre, verheiratet und sehnen sich nach Abwechslung. Ein schlechtes Gewissen hat Thorben nicht, schließlich verleitet er niemanden zum Fremdgehen.AuchSusanneundHelgenicht.
Hiwi Kevin, 26 Jahre, Elektrotechnikstudent, Jobbezeichnung: Studentische Hilfskraft in der Verwaltung der FH, 5,37 Euro pro Stunde, Zeiteinteilung wird unter Absprache mit den anderen Hiwis geregelt, gefunden über Kommilitonen. Systemabsturz? Softwarefehler? Hilfe! Jeder kennt es, keiner kann es verhindern. Manchmal läuft der Zauberkasten namens Computer einfach nicht und macht uns das Leben zur Hölle.
Für solche Fälle gibt es Kevin. Einfach ein Hilferuf per Email, dann kümmert er sich um das Problem. Doppelklick, Tastenkombi, zwischendurch eine Tasse Kaffee, fertig? So einfach ist es nicht immer. Stirnrunzeln und schmunzeln. Nicht nur bei den Verwaltungsangestellten, sondern manchmal auch bei Kevin. Gut, dass er ein sehr umgänglicher, freundlicher und vor allem geduldiger Mensch ist. Die Probleme sind sehr vielfältig und verwirrend. Ein Anruf bei den Kollegen und dann suchen sie gemeinsam eine Lösung. Und genau das mag Kevin an seinem Job. Für die vielfältigen technischen Probleme mit seinem Team stets neue Lösungen auszutüfteln. Natürlich wird seine Hilfe nicht nur für technische Katastrophen benötigt. Die Tonerkartuschen des überdimensional großen Laserdruckers müssen gewechselt werden und die Verwaltungsangestellten brauchen ihn um Programme zu installieren. Doppelklick. Fertig.
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HOCHSCHULE - TITELSTORY
Verkäuferin Franziska, 20 Jahre, Szenografiestudentin, Aushilfe als Verkäuferin von Backwaren, 6 Euro pro Stunde, Zeiteinteilung 15 Stunden die Woche nach Absprache, gefunden über direkte Anfrage. Um 4:15 Uhr klingelt Franzis Wecker. Schlaftrunken bringt sie ihn zum Schweigen. Auf den Weg zur Arbeit muss sie kräftig in die Pedale treten, sie ist mal wieder etwas knapp. Im Backshop einen guten Morgen zum Kollegen. Schürze holen und los geht’s. Frische Brötchen schmieren, 72 Stück im Akkord, Kaffeemaschine anwerfen, Tische raus, Ware sortieren. Die Ersten holen sich die Ernüchterungspizza vom Vortag. Handwerker, Straßenkehrer verlangen Brötchen und stark gebrühten Filterkaffee. Es wird hell. Der Laden füllt sich, dass Hin- und Herge-
renne zwischen „Backstube“ und Kasse beginnt. Brötchen auffüllen, Kunden bedienen, verschütteten Kaffee aufwischen und Tabletts säubern. Es duftet nach Käsebrötchen und frischem Brot. Schülerscharen drängen sich um die Warenklappen. Um 7:30 Uhr holt sich wie jeden Tag eine ältere Dame mit wachen blauen Augen ihr Brötchen für abgezählte 17 Cent. Am Samstag zwei, eines für den Sonntag. 9:30 Uhr Feierabend. Schnell noch eine Kürbissemmel geschnappt und ab in die Bahn zur FH. Der Tag kann beginnen und Franzi ist schon mittendrin.
HOCHSCHULE
Hostess Melody, 22 Jahre, Politikwissenschaftstudentin, Hostess, 10,50 Euro pro Stunde, Zeiteinteilung: Die Einsatzanfragen werden zugeschickt, wenn es in den individuellen Zeitplan passt folgt die Einsatzzusage, gefunden über Kommilitonen. Jedes Mal ein anderer Ort, ein neues Team und ein anderes Produkt. Soll Melody in der vorlesungsfreien Zeit in Portugal den neuen Audi A8 promoten oder die Gäste auf dem Golfkongress in Berlin beraten? Sie hat sich entschieden. Ab nach Berlin – da wohnen viele ihrer Freunde. Melody ist zufrieden. Die Arbeit an der Infotheke ist genau das Richtige
für sie. Viele verschiedene Sprachen sprechen, Menschen aus zahlreichen Nationen kennen lernen und mit einem tollen Team zusammenarbeiten. Die Vielfältigkeit und Herausforderung zugleich mag Melody besonders an ihrem Job. Aber mal allen Spaß bei Seite. 21 Tage lang um 4:30 Uhr aufstehen und zwölf Stunden lang auf fünf cm hohen Absätzen stehen ist nicht jedermanns Sache. Vorsicht, die empfindliche Strumpfhose darf auf gar keinen Fall Laufmaschen bekommen. Rouge, Lippenstift und Wimperntusche. Melody muss immer perfekt geschminkt sein. Die Haare müssen sitzen wie in der „Drei Wetter Taft“-Wer-
bung. Jetzt auch noch Koffer schleppen? Es ist doch kurz vor Feierabend. Auch einer so frohen Natur wie Meldody ist dann nicht mehr nach lachen zumute. Zähne zusammenbeißen, lächeln, weiter.
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HOCHSCHULE - TITELSTORY
Kellner Jan, 26 Jahre, Lehramtstudent, Kellner, 6 Euro pro Stunde & Trinkgeld, Zeiteinteilung jeden Donneerstag und am Wochenende auf Abruf, gefunden über Schwarzes Brett in der Uni. Es ist kalt draußen. Jan sitzt auf der Treppe und zieht entspannt an seiner Zigarette, er genießt die letzten ruhigen Minuten. Gleich geht das Abendgeschäft los. Die ersten Reservierungen füllen das kleine Restaurant. Champagnertrinker, Leitungswasserbesteller und Extrawurstliebhaber. Jan kennt seine Gäste nicht beim Namen, „du bist was du isst“, im Kellnerkauderwelsch nichts Ungewöhnliches. Frau Schulz ist halt die, die immer ein halbes Glas Riesling bestellt und eine Pizza mit fünf schwarzen Oliven. 20:00 Uhr. Die Tür geht nur noch auf und zu, Jan hört das Traben auf der Treppe. Einige Gäste sitzen, andere wollen gerade zahlen. So richtig den Überblick hat er gerade nicht. Er lässt es sich natürlich nichts anmerken. Ein freundliches „Guten Abend“ an die Neuen, die Karten schnell an Tisch fünf und die Rechnung an Tisch acht. Zwischendurch Bier nachzapfen und Latte Macchiato wegbringen – hat er auch drei Schichten? Passt. Und dann ab in die Küche, die Bestellung wegbringen. Ach! Das Des-
sert für Tisch 15 nicht vergessen, mit zwei Löffeln und das Malbuch für die Kinder. Eigentlich ist Jan ein ziemlich chaotischer Typ, aber während der „Kellnerrushour“ schwingt er sein Kellnermesser wie Lucky Luke seinen Revolver. Wegen seiner freundlichen Art und seiner dauerhaft guten Laune – auch in der Hektik - mögen ihn die Gäste sehr. Das spiegelt sich auch im Trinkgeld wieder. 23:00 Uhr. Plötzlich ist der Laden leer. Jan dreht seine Lieblingsmusik auf und wischt den Tresen. Kühlschränke auffüllen, Leergut raus bringen, und die Bude wieder zum Glänzen bringen lautet seine Mission. Geschafft! Licht aus, Feierabend und ab zur Freundin, die wartet schon seit drei Stunden. illustration sascha bente www.les-petits.net Du suchst gerade einen Job? http://jobboerse.arbeitsagnetur.de www.jobpilot.de Du hast einen Job, aber viele Fragen diesbezüglich? www.studentenwerke.de www.hib-hannover.de
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HOCHSCHULE - KLISCHEE
ich bin jurist, ich habe recht! Studenten über Studentenklischees und die manchmal ganz andere Wahrheit. Leonie (25) ist fertig mit dem Jurastudium und macht momentan ihr Referendariat in Hannover. Sie plaudert ein bisschen aus dem Nähkästchen. protokoll: imke rueben illustration: anna zejmo
Jurastudenten würden niemals zugeben, dass sie während des Studiums relativ wenig tun müssen und denken sich dann im Examen: Oh Gott, hätt ich mal Lehramt studiert. Medizinstudenten werden als Leidensgenossen angesehen, denn nur Medizin soll ja annähernd so schwer sein wie Jura. Ansonsten fühlen sie sich von niemandem außerhalb des Conti-Campus verstanden. In ihrer natürlichen Umgebung, eben jenem ContiCampus, trifft man sie meistens in ihrer Tarntracht an: Perlenohrringe, BurberrySchal und Steppjacke. Unterm Arm tragen sie dicke juristische Wälzer: Wessels/ Beulke, Brox, Satorius und Schönfelder.
Wer was auf sich hält hat ein passgenaues Ledertäschchen dafür, alternativ auch mit rosa Plüsch. Schwer sind sie auch noch, diese Bücher. Außerdem haben sie NJW und JUS dabei. Damit sind die Fachzeitschriften Neue Juristische Wochenschrift und Juristische Schulung gemeint. Aber keine Angst, Jurastudenten kennen auch nur die Abkürzungen. Einzige angemessene Tageszeitung ist, wenn überhaupt, die Frankfurter Allgemeine. Auch sonst grenzen sie sich gern ab. Wenn man sich unbemerkt an sie heran schleicht, während sie sich natürlich nur mit ihresgleichen unterhalten, weil ihren Jargon sonst auch niemand versteht, hört man meistens, wie viel sie lernen und wie furchtbar schwer und unmenschlich das sei. Es fallen Wörter wie „Analogie“, „Abstraktionsprinzip“ und „Kausalität“. Was für andere Studenten normal ist, ist für den Jurastudenten undenkbar. In den Semesterferien arbeiten? Wer hat, der hat. Mama und Papa sind ja da. Selbst wer nicht von Beruf Sohn ist, guckt nicht weit über den Tellerrand: Jurastudenten arbeiten als HiWis oder allerhöchstens als studentische Mitarbeiter in einer Kanzlei. Zur Entspannung geht man Reiten oder
Golfen. Bekannt sind Jurastudenten auch für ihr Karrierestreben, schließlich werden sie die Besserverdiener von morgen sein. Das hört sich arrogant an? Wenn sie diskutieren, schwingt nicht selten zwischen den Zeilen ein „Ich bin Jurist, ich habe Recht“ mit. Abgesehen von Bibliothek und Golfplatz tummeln sich Jurastudenten im Acanto, bei Garden Lounge Parties (limitierte Membercards, Dresscode: très chic) und bei der Veranstaltungsreihe Roter Salon, wo sie zu Housemusik „auf höchstem Niveau“ abgehen. „in dubio pro leo“ Die Redewendung, die mich seit Beginn meines Studiums begleitet ist „in dubio pro reo“, was im Zweifel für den Angeklagten heißt. Das lässt sich sehr schön auf mich übertragen, in dubio pro leo. Okay, ich les auch die FAZ, aber abends findet man mich eher in so Läden wie der Glocksee bzw. Faust/Mephisto. Ich mag Indie, Rock, Elektro und Punk, bin auch mehr so der typische H&M-Shopper. Meine Kommilitonen stehen sich manchmal selbst am nächsten und verstecken Bücher in der Bibliothek. >
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HOCHSCHULE - KLISCHEE
Man glaubt gar nicht, wie oft das vorkommt. Ich mag echt, was ich tue, aber ich will immer auch ein Leben neben Jura haben, deshalb arbeite ich in einer Werbeagentur, treibe Sport und interessiere mich für Musik und so. Wenn ich erzähle, dass ich Jura studiere, kommen immer die gleichen Reaktionen: „Studiert ja jeder zweite, aber ist das nicht total langweilig?“ oder „Ist bestimmt schwer, oder?“ Klar ist studieren mit einem gewissen Arbeitsaufwand verbunden, ich kann das Gesetz aber auch nicht auswendig. Was das Jurastudium im Kern ausmacht, ist (‘n bisschen wie bei Mathe) Recht anzuwenden um selber Lösungen zu finden. Außerdem fällt es einem viel leichter, Zusammenhänge zu durchblicken und das hilft einem manchmal auch im echten Leben.
hanns und herri unterwegs Ein Halber Herri hier am Maschsee, ein bisschen die Enten fßttern, Leute beobachten – es gibt nichts Besseres um runterzukommen. Das Studium fordert mich schon sehr. Immer wach und kreativ sein. Bei einem Schluck Herri kann ich abschalten, auftanken. Und ab und zu kommt hier auch mal ein knackiger Jogger-Po vorbei. Martina, 23 Jahre, Modedesign
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HOCHSCHULE - EINBLICK
6000 gerichte in 9 stunden Ein Tag im Arbeitsleben einer Mensafrau Sie ist einer der bekanntesten Essenstempel in Hannover. Sie wird geliebt. Sie wird gehasst. Die Hauptmensa am Schneiderberg. Zeit für hanns hinter die Kulissen dieser Institution zu schauen und eine Mensafrau durch ihren Arbeitstag zu begleiten. text: maria eggers fotos: roman pawlowski
Dienstag 6:15 Uhr. Der Tag von Ute Kramer beginnt früh. Sehr früh. Seit nunmehr 21 Jahren ist sie unserer Hauptmensa treu und bereitet täglich die SalatBeilage zu. Und die kommt an bei den Studenten. Satte 45 Kilo Salat verarbeitet Frau Kramer jeden Tag. Zeitgleich stellen die Kollegen die Pack-Liste für die anderen 9 Mensa-Außenbetriebe zusammen, die bis 9:30 Uhr mit fertig gekochtem Essen beliefert werden müssen. Nur die Contine am Conti-Camups kocht noch eigenständig. Während Frau Kramer anfängt, den Salat zuzubereiten, dampfen in den großen Töpfen der Mensaküche Bärlauchsauce
und Knoblauch-Rahmsuppe vor sich hin. Das Radio läuft und in aller Ruhe wird das Essen für die Studenten zubereitet. 8:30 Uhr: Die Mensafrauen schmeißen Kartoffelpuffer in die Fritteusen, das heutige Tellergericht. „Leckerer“, da sind sich die Mensafrauen einig, „würde der Puffer schmecken, wenn er erst kurz vor der Essensausgabe frittiert werden würde.“ Da diese Entscheidung aber nicht in ihrer Hand liegt, füllen sie die Fritteuse eben weiter mit Kartoffelpuffern. Etwa 6.000 Gerichte werden im Durchschnitt täglich in der Mensa zubereitet und trotz dieser Dimensionen kann sich das meiste Essen sehen lassen. Der Anteil an Fertigprodukten ist in der Mensa wie auch in der Gesamtgastronomie sehr hoch, so dass viele Gerichte von den Angestellten nicht mehr frisch kreiert, sondern lediglich erwärmt werden. Zum Ausgleich stehen den Studenten jedoch ein frisch gemachtes Salat-Buffet und köstliche Desserts zur Auswahl. Gegen 9:00 Uhr ist die Großraumküche wie leer gefegt. Die Angestellten gönnen sich eine wohlverdiente Pause.
Danach macht Frau Kramer die Salatbeilage fertig und beginnt Gemüse-Sticks zuzubereiten. Heute wird ein Menü erstellt, welches locker mit dem Angebot eines beliebigen Gourmetrestaurants mithalten kann. Neben den Gemüsesticks gibt es Melone mit Parmaschinken, Schweinefilet-Medaillons mit Kalbsleber-Mousse und zum Abschluss den Klassiker Rote Grütze. Gedacht sind diese Köstlichkeiten aber leider nicht für uns Studenten, sondern für einen Empfang. Denn unsere Mensa ist nicht nur damit beschäftigt uns Studenten zu verköstigen, nein, sie ist auch nebenbei als Catering-Anbieter tätig. Kerngeschäft bleibt aber weiterhin, den Studenten ein günstiges und appetitliches Essen zu servieren. 11:40 Uhr: Ich begleite Mensaleiter Jens Grabig bei der Öffnung der Mensaaufgänge. Zu meiner Überraschung drängeln sich bereits etliche Studenten hinter den Türen. „Raubtierfütterung“, nennt Herr Grabig das. Schnellen Schrittes führt er mich durch weitere Stationen „seines Reviers.“ Obwohl er erst seit knapp einem Jahr Leiter der Mensa ist, kann der genaue Beobachter an allen
HOCHSCHULE
Ecken des Gebäudes Grabigs Handschrift erkennen. Die frischen Brezeln, das große Dessertangebot sind seine Einfälle. Auch für die kommenden Wochen sind bereits unterschiedliche Aktionen geplant. Nach dem Rundgang begutachtet er mit einem Kollegen seinen georderten Hotdog-Stand, mit dem er den Aufgang C beleben möchte. Grabig ist Mensaleiter mit Leib und Seele, was nicht sonderlich überraschend wäre, wenn ich nicht wüsste, dass er noch vor einem Jahr den Kochlöffel im Mövenpick Hannover schwang. Schließlich eine Topadresse in der Landeshauptstadt. Er will sich neuen Herausforderungen stellen und die Studenten profitieren davon. 4.500 Gerichte gehen täglich über die Theken der Mensa. Beschwerden gibt es kaum, jedenfalls nicht von studentischer Seite. Umso beschwerdefreudiger sind die Bediensteten. Grabig kommt es manchmal so vor, „als ob manche Bedienstete den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben als sich bei mir per E-Mail über das Mensaessen zu beschweren“. 12:00 Uhr: Mittagszeit. Der Mensabetrieb ist in vollem Gange und die Mitar-
beiter füllen fleißig die Teller der hungrigen Studenten. Und auch Frau Kramer bereitet hunderte von frischen Blumenkohlköpfen für den morgigen Tag vor. Die Spülhilfen sind nun auch in der Großküche, um die laut dröhnenden riesigen Spülmaschinen zu füllen und wieder zu leeren. 12:30 Uhr: Jetzt mache auch ich eine Pause, um das heutige Wahlmenü zu probieren. Ich entscheide mich für das Hacksteak Cordon-Bleu mit Gemüsereis und Gemüsebeilage. Als seriöse Journalistin komme ich selbstverständlich nicht umhin, ein Dessert zu essen und entscheide mich nach eingehender Recherche am Ende für das Schokomousse. Alles schmeckt total lecker! 14:30 Uhr: Auch das letzte AusgabenBand wird nun geschlossen. Nachdem alle Mitarbeiter mit der Reinigung der Großküche fertig sind, hat Frau Kramer endlich Feierabend Und wie alle anderen Mitarbeiter unserer Hauptmensa hat sie sich das wirklich verdient. Schließlich tun sie alle ihr Bestes, um uns Studenten trotz des unpersönlichen 70er Jahre Am-
bientes, jeden Tag ein leckeres und günstiges Mittagessen zu zaubern. In diesem Sinne: Guten Appetit. Und wenn ihr das nächste Mal zu Wahlmenü oder Bioline greift, schickt einfach mal ein Lächeln über den Tresen.
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HOCHSCHULE - IN DER MENSA MIT
Wir sitzen hier mit Kaffee in der Contine. Wann warst du das letzte Mal hier? Wie sind deine Eindrücke? Vor meinem Abflug zu den Olympischen Spielen, in den Semesterferien. Nachdem hier umgebaut wurde, ist das Essen deutlich besser geworden und man kann sich jetzt so viel nehmen, wie man möchte an Sättigungsbeilagen. Vor allem Kohlenhydrate, die mir als ehemaligem Leistungssportler sehr zu Gute kommen.
Für fünf Studenten der Leibniz Universität ging dieses Jahr in Peking ein Traum in Erfüllung. Sie haben Deutschland bei den Olympischen Spielen vertreten. Lars Conrad ist einer von ihnen. Er hat außerdem an zahlreichen Weltund Europameisterschaften teilgenommen. Nebenbei studierte der Freistilschwimmprofi Wirtschaftswissenschaften in Hannover. Zwischen Bundessportzentrum und ContiCampus gönnte er sich auch gerne mal einen Snack in der Mensa. Heute muss er leider hungern, dabei isst der Leistungssportler fast alles – außer Eintöpfe, die mag er nicht. Aber die Schlange in der Contine ist einfach zu lang. Das Interview muss flott gehen, Lars’ Mittagspause ist gleich vorbei. Interview und fotos: natalie basedow
Für viele ist die Studienzeit die schönste ihres Lebens. Wie war dein Studentenleben, hattest du überhaupt Zeit ein typischer Student zu sein? Ein richtiges Studentenleben, wie man sich das vorstellt, mit abends entspannt weggehen und morgens nicht unbedingt aufstehen hatte ich nicht. Da ich fünf Stunden netto am Tag trainiert habe, war ich abends einfach platt und brauchte meine Regeneration. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass mir etwas entgangen wäre. Lars, du hast an zahlreichen Welt- und Europameisterschaften und Olympischen Spielen teilgenommen und nebenbei noch studiert. Wie hast du Hörsaal und Höchstleistungssport unter einen Hut bekommen? Von 7 bis 20 Uhr war ich ständig unterwegs und bin dann immer zwischen Conticampus und Bundesleistungszentrum hin und her gependelt. Man braucht viel Selbstorganisation dafür. Ich habe teilweise wirklich ein Jahr voraus geplant: wo ich bin, was ich mache, wann ich lerne…Aber anders hätte es auch gar nicht funktioniert. Wie hat die Uni dich unterstützt? Am Anfang gar nicht, deshalb hat sich auch mein Studium so in die Länge gezogen. Qualifikationen für Großevents fanden immer während der Klausurzeiträume statt. Ich stand dann vor der Entscheidung: Studium oder Sport. Anfangs habe ich mich immer für den Sport entschieden – das war im Endeffekt gut, weil ich von den Europaund Weltmeisterschaften mit Medaillen nach Hause gekommen bin. Seit 2002 besteht eine Kooperation von der Hochschule mit dem Landessportbund. Sonderreglungen
erlauben, dass Prüfungen auch außerhalb des Prüfungszeitraums absolviert werden können. Das hat mir unglaublich weitergeholfen und auch vielen anderen Leistungssportlern, die jetzt ja noch am Conticampus sind. Stichwort Conticampus. Vier von den insgesamt fünf Studenten der Leibniz Universität, die in Peking 2008 dabei waren, studierten oder studieren immer noch Wirtschaftswissenschaften – ist das Zufall? Die sportliche Laufbahn endet ja irgendwann mal bei jedem, das ist abzusehen. Und mit dem Studium der Wirtschaftswissenschaften ist man unglaublich weit aufgestellt und kann in unterschiedlichen Bereichen Fuß fassen. Deswegen ist es für viele Sportler sehr attraktiv diesen Studiengang zu wählen. Lars, du trägst die fünf olympischen Ringe am Finger. Was steckt dahinter? Den Ring habe ich 2004 nach den Spielen anfertigen lassen. Ich habe die olympischen Ringe auch als Tattoo auf meinem rechtem Knöchel. Es war immer mein Traum an den olympischen Spielen teilzunehmen und noch ein größerer Traum eine olympische Medaille zu gewinnen. Seitdem ich 1988, mit 12 Jahren, die Spiele im Fernsehen gesehen habe, träume ich davon. Und diesen Sommer hast du bereits zum dritten Mal an den Olympischen Spielen teilgenommen. Wenn du jetzt, nach einigen Wochen Abstand, auf die Spiele zurückblickst, welche Eindrücke kommen dir als erstes in den Sinn? Als erstes kommt mir in den Sinn, dass es absolut perfekte Spiele waren. Es gab nicht die kleinsten logistischen Probleme und im Olympischen Dorf war alles perfekt. Außerdem habe ich ein Land und Menschen kennen gelernt, die sich komplett von allem, was ich bisher gesehen habe, unterscheiden. Das fängt an bei absoluten Kommunikationsstörungen. Wir wollten mit einem Taxi ins Kempinski Hotel fahren und haben das dem Taxifahrer auch gesagt, in der Hoffnung, dass der Taxifahrer „Kempinski“ oder auch „Hotel“ ansatzweise versteht. Aber nichts hat funktioniert. Deswegen >
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HOCHSCHULE - IN DER MENSA MIT
haben wir uns dann von den chinesischen Volunteers alles auf chinesischen Schriftzeichen mitgeben lassen. Das ist eine Erfahrung, die ich in meinem ganzen Leben noch nicht gemacht habe. Die Medien diskutierten das Thema Boykott besonders kontrovers. Wie war deine persönliche Einstellung dazu? Boykott empfinde ich als absoluten Schwachsinn. Ich bin Sportler und ich bin mit sportlichen Zielen zu den olympischen Spielen gefahren. Die ganze Diskussion um die Menschenrechte ist zwar sinnvoll, es ist aber nicht Aufgabe des Sportlers sich politisch zu äußern. Seit deinem zehnten Lebensjahr schwimmst du und jetzt tauchst du in die Finanzwelt ein. Hat dir deine Laufbahn als Spitzensportler den Einstieg erleichtert? Ja, in die Krise zurzeit (lach). Schwierig. Sicherlich habe ich während meiner sportlichen Laufbahn, die ja nicht unerfolgreich war, die Möglichkeit gehabt viele Menschen kennen zu lernen. Das ist vielleicht häufig ein Türöffner gewesen. Durch die Tür durchstiefeln muss aber jeder selbst und ich musste mich auch in Vorstellungsgesprächen gegenüber Konkurrenten durchsetzen. Gut, jetzt hab ich mich durchgesetzt, das hab ich im Sport auch häufig geschafft. Hast du dich in deinem Leben nie nach einer Ruhephase gesehnt? Ruhephase? Ein Tag Ruhe reicht mir locker aus. Ich brauch keinen monatelangen Urlaub. Für andere ist das vielleicht Stress, ich wachse daran. Ich brauche das, das gibt mir Energie. Eine letzte Frage noch: Wer hat den deinen Wikipediaeintrag geschrieben? Keine Ahnung. Weiß ich nicht. Muss ich erstmal selber wieder gucken, das letzte Mal habe ich vor einen Jahr darauf geguckt.
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AUFTRITT - TITELSTORY
Mein erstes Mal im Museum Kannibalismus in Papua-Neuguinea. Liebesspiele in Windeln. Sich einfach mal einen Fingernagel mit einer Zange herausziehen. Habe ich alles noch nicht getan oder gesehen. Und ich habe es auch, weiß Gott, nicht vor. Aber warum nicht mal ins Museum gehen? text: helmut eickhoff illustration: caspar david engstfeld
Das erste Mal im Museum. Naja. Ich muss gestehen, ich war schon mal im Museum. In frühester Kindheit in einem Spielzeugmuseum in Lübeck. Ist mir aber erst nach der Redaktionssitzung eingefallen. Schade. Denn es hat schon seine Gründe, warum ich nie freiwillig solche Gebäude betreten habe. Aber gut. Dann soll es halt so sein. Nun stehe ich hier in einer Art Eingangshalle. Inmitten vieler alter Frauen. Einen Moment lang sehe ich nichts außer Bräunungscreme, goldenem Versandhausschmuck und Dauerwelle. Als ich Übersicht gewinne, entdecke
ich den einen Tisch unter den vielen mit Wilhelm-Busch-Merchandise zugestellten, an dem es Eintrittskarten zu kaufen gibt. Ein Schild mit dem Titel der Ausstellungsreihe macht mich darauf aufmerksam. „Hannover goes Fashion“. Zwei Augenpaare fixieren mich. Männliche und offensichtlich schwul. Gezupfte Augenbrauen und gut gewählte Farbkombinationen lassen mich darauf schließen und als ich das denke, fällt mir ein, dass schon etwas länger an meiner Vorurteilsbeladenheit arbeiten wollte. Außerdem: Habe ich grad darüber nachgedacht, ob Hose und Oberteil zusammen passen? Oberteil? Ohgott. Aber egal. Für zwei Euro und fünfzig Cent kaufe ich eine Eintrittskarte. Beziehungsweise einen gelben, runden, tischtennisballgroßen Aufkleber. Stilsicher klebe ich ihn auf meine linke Brust. Nun
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gehöre ich dazu. Das Eintreten in die Ausstellungsräume, verschafft mir Erleichterung. Weniger und jüngere Menschen. Wenn auch nicht jung. Im ersten Raum läuft ein Film mit einer der Hepburnschwestern und einem dieser Grants/ Coopers/Pecks. Per Beamer wird er an eine Wand projeziert und mir wird der Sinn dessen nicht klar. Ich gehe weiter in den zweiten Raum. Er ist deutlich größer und an den Wänden mit Zeichnungen behängt. Nun beginne ich den Sinn dieser Ausstellung zu verstehen. Modekarikaturen aus den letzten Jahrhunderten. Der Zusammenhang zwischen Film und dem Rest der Ausstellung wird dadurch noch unklarer. In der Mitte des zweiten Raumes stehen nur zwei Bänke. Auf einer sitzt der einzige Mann in diesem Raum außer mir. Er wirkt resigniert in seinem grauen, brenninkmeijerschen Buchhalterjäckchen. Als er die Hand zur Faust ballt, sie vor dem Mund hebt und wahrscheinlich aufstößt, stelle ich mir seine Gedanken vor: „Schönund-
gut, dieses Sonntagmorgenfrühstücksei, aber immer dieses Rülpsen.“ Endstation Traumschiff. Der Mann bleibt das Aufsehenerregendste im Raum. Die Bilder wecken kein Interesse. So sehr ich es auch versuche, nichts fesselt mich an diesen Zeichnungen. Sie sind ebenso banal wie Otto Normal auf seiner Bank. Nur eben, dass er atmet. Ich entdecke, dass sich die Ausstellung eine Ebene weiter oben fortsetzt. Ein Pfeil auf dem Boden zeigt mir den Weg. Dem Uhrenzeiger folgend gehe an den Wänden entlang. Während unten die Zeit bis zum Jahr Neunzehnhundert abgebildet wird, ist hier nun der Rest bis zum Heute dran. Weiterer und letzter Unterschied: unten Karikaturen, oben bloße Modezeichnungen. Ansonsten auch hier nur Belangloses. Eigentlich will ich jetzt nach Hause gehen, meinem kindlichen Instinkt gehorchend schaue ich aber noch ein letztes Mal durch die Räume, in der Hoffnung noch etwas zu entdecken und ich werde fündig. Links hinten ist ein Gang und der führt wieder in den ersten Raum. Dorthin wo der Hepburnfilm läuft. In drei Metern Höhe stehen eine Handvoll Mittfünfzigerinnen, halten sich am Geländer fest. Sie unterhalten sich über
die Hepburn. So unauffällig wie möglich stehe ich ein paar Schritte entfernt und schreibe mit. Ein bewunderndes „Toll!“ wird erwidert durch ein leicht empörtes „Dieses Lila!“ „Wieso? Kann man doch tragen.“ „Nein. Ich hätte nicht den Mut dazu.“ Auf dem Heimweg lasse ich die Ausstellung noch mal Revue passieren. Das Interessante für mich waren nicht die Ausstellungsstücke, sondern seine Besucher. Das Leben und nicht der Versuch, es widerzuspiegeln. Aber ich glaube langsam zu verstehen, warum Menschen solche Ausstellungen besuchen. Wie die Frau, die sich über die Farbe von Hepburns Mantel auslässt und im Satz danach zugibt, nicht den Mut zu haben, so etwas zu tragen. Es ist der Mangel an etwas. Etwas Unerreichbares. Etwas, nach dem sie sich sehnen und das sie sich für kurze Zeit zu Eigen machen können. Der Mut, einen lilafarbenen Mantel zu tragen. Ein Zeitalter, in dem sie nicht leben. Bilder, die sie nicht malen können. Es gibt ihnen das Gefühl, für kurze Zeit ein bisschen vollkommener zu sein. Und wenn ich so darüber nachdenke, wird mir klar, dass ich sehr oft im Museum bin. Jeden Samstag. In der ARD. Die Sportschau.
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AUFTRITT
ohne hochglanzverpackung Das Theater an der Glocksee Ja, richtig gelesen: es gibt an der Glocksee nicht nur Musik und Party, sondern auch Theater vom Feinsten - und das bereits seit über 20 Jahren. text: laura zacharias foto: die betrogene - theater an der glocksee
Vorhang auf? Fehlanzeige, den gibt es hier nicht. Wer sich ins Theater an der Glocksee begibt, um rotplüschiges Samt und güldenes Gestühl zu sehen, wird vergeblich suchen. Denn auf dem ehemaligen Gelände des „hannoverschen Fuhramts“, also der Müllabfuhr, direkt neben Hannovers allseits beliebtem studentischen Feiertreff „Glocke“, ist die Atmosphäre eben von Graffiti, großen Hallen und alternativer Jugendkultur geprägt. Und dort ist auch das Theater an
der Glocksee bereits seit 1987 zu Hause. Es geht eben auch ohne Hochglanzverpackung. Die Grundidee für das Theater hatte damals eine Gruppe von Schauspielabsolventen der hannoverschen Musikhochschule: sie wollten den eigentümlich-maroden Charme der Umgebung nutzen, um Theater in seiner reinsten, schlichtesten Form zu machen. Als Darstellung des Menschen von Menschen für Menschen. Ursprünglich als einmaliges Projekt gedacht, hat nun seit mittlerweile 20 Jahren ein freies Profitheater einen festen Platz in Hannovers Kulturszene. Einige der Gründungsmitglieder sind sogar bis heute dabei. Ihre Ursprungsidee hat die Gruppe trotz oftmals wechselnder Besetzung nicht aus den Augen verloren. Und das merkt man auch: Schon allein die räumliche Nähe zwischen Zuschauerraum und Bühne hat einen ganz besonderen Reiz. Mancher würde das nun vielleicht als Platzproblem interpretieren, doch wo sonst kann man Tschechows Onkel Vanja einmal so intensiv in die Augen schauen, ohne selbst mitzuspielen? Nein, die fast schon intime Beziehung zwischen Pub-
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likum und Schauspielern ist hier ein Teil des Gesamtkonzepts, bei dem sich jeder irgendwie als Teil des Stückes fühlt. Entfremdung ist zwar manchmal Thema in den Stoffen, die Regisseurin Claire Lütcke gekonnt umsetzt. Aber wer die zum Schluss aufgeheizte Halle des Theater an der Glocksee verlässt, wird bemerken, dass er sich trotzdem selbst ein Stück näher gekommen ist. Ihre neue Produktion „Die Betrogene“ ist eine Bühnenbearbeitung der gleichnamigen Erzählung von Thomas Mann. Darin beschränkt sich die Glocksee-Inszenierung allerdings auf die Verkörperung der drei zentralen Figuren. Die jung gebliebene Endvierzigerin Rosalie ist in Liebe zu dem jungen, modernen Amerikaner Ken entbrannt und ist begeistert, dass sie plötzlich wieder „blutet“. Sie blutet aber in Wirklichkeit, weil sie sich Nichts ahnend im finalen Stadium einer Krebserkrankung befindet. Was Rosalie als Frühling ihrer neu – oder überhaupt zum ersten Mal - erwachten weiblichen Potenz hält und sie zu wilden Grenzüberschreitungen aufstachelt, ist in Wahrheit Symptom der Krankheit, die zum Tode führt.
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Die Symbole Täuschung, Krankheit und Tod in Verbindung mit Jugend, Fruchtbarkeit und Frühling, all diesen scheinbaren Paradoxien will sich das Ensemble des Theaters an der Glocksee in ihrer Produktion „mit Haut und Haar“ nähern, anstatt das Werk nach biographischen Details und persönlichen Befindlichkeiten Thomas Manns abzuarbeiten und seinen Stand zu bewerten, wie in vielen vorausgegangenen Interpretationen. Freuen darf man sich bestimmt auch bei diesem recht tragischen Stoff auf experimentelle Effekte, die meist weniger mit toller Technik als mit BackgroundBeteiligung der gerade nicht aktiven Schauspieler zur Geräuschuntermalung oder origineller Nutzung von Fenstern, Klappen und Ebenen zu tun haben.
Die Betrogene Theater an der Glocksee Am 6./7./17./13./14./18./20./21./25./27./28. Januar jeweils um 20 Uhr
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AUFTRITT - UNTERTON
Le SKA c’est moi
bläser, bier, bad nenndorf boys
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Seit 6 Jahren bespielen die Bad Nenndorf Boys Jugendzentren, Kneipen und Stadtfeste. Vom kleinen Privatfestival in der Heimat über Hannover bis nach Ungarn – bis zu 50 Gigs spielen die Jungs im Jahr. Rockstars wollten sie nie werden. Und waren es irgendwie doch. Bis heute. text: helmut eickhoff foto: bad nenndorf boys
Eine Hand voll steht draußen und raucht. Der Rest ist unten. Billard spielen, Bier trinken, Döner essen. Kurze Pause und dann gleich wieder hoch ins Studio. Georg muss noch ein paar Gitarrenparts einspielen. In einem kleinen Hinterhofstudio in der Nordstadt spielen die „Bad Nenndorf Boys“ eine neue Platte ein. „Ich will alles“ wird sie wahrscheinlich heißen. Zumindest heißt sie momentan so. Im Frühjahr soll sie erscheinen und es werden 12 Songs drauf sein. Es wird das dritte Album sein, das zweite unter dem Label „Sunny Bastards“ aus Essen. Da wo auch „Pöbel & Gesocks“ sind, eine der bekannteren Bands der deutschen Punkszene.
Hat alles geklappt soweit. Am nächsten Tag geht es nach Oldenburg. Sie spielen auf einer Ersi-Party. Den Tag drauf wieder ins Studio. Bis Freitag. Dann muss alles eingespielt sein. Danach ist das Studio erstmal belegt. Wird schwierig. Die kompletten Bassparts müssen noch durch. Sie selbst beschreiben ihre Musik als deutschsprachigen Ska-Punk. Dass bei dem Namen „Bad Nenndorf Boys“ nicht jeder gleich an Pogo, Pils und Posaunen denkt, wissen sie. Doch kurzzeitige Überlegungen, den Namen zu wechseln, wurden schnell ad acta gelegt. Die Szene weiß, wer die „Bad Nenndorf Boys“ sind und Veranstalter wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie die sieben Jungs bu-
chen. Vor allem im Osten der Republik haben sie eine große Fanbase. In Städten wie Wollmirstedt, Magdeburg oder Quedlinburg spielen sie gerne, weil die Leute sie dort gerne spielen sehen. „Oft sieht man dort immer wieder dieselben. Manche waren schon 16, 17 Mal auf unseren Gigs. In größeren Städten sind die Leute oft überfüttert“, glaubt Sänger Dennis. Können wir das nicht vielleicht unten einspielen? Ach nee, Du brauchst dafür die Boxen, oder? Aber ist ja noch Zeit. Wär aber schon schön, wenn es so früh wie möglich im Kasten wäre. Party ist den Jungs schon wichtig. Auch wenn sie während des Auftritts
nicht mehr trinken. Spaß haben auf der Bühne. Und danach mit den Fans eine schöne Feier. Bei einer 10-Tages-Tour durch Ungarn haben sie mal spontan in einem Schrebergarten gespielt. Die Fans waren begeistert. Und als dort ein anderer Gig absagt werden musste, sind sie einfach in eine andere Kneipe. Als die Jungs das erzählen grinsen sie. Sie haben zusammen Spaß, ob nun auf der Bühne, oder dahinter. Wie das eine Mal, als sie bei Viva waren. Nein, nicht im Fernsehen. Eine neue Show wurde geprobt und der Sender brauchte dafür eine Band. Hinter den Kulissen haben sie einen Moderator gefesselt. Das fand der dann irgendwann nicht mehr witzig. Für die Bad Nenndorf Boys kein Grund ihn loszubinden. Ob wir ein Ziel haben? Das Ziel muss sein besser zu werden.
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AUFTRITT - AUSGEH‘N
ausgeh‘n: ausgewählte veranstaltungen aus kunst, theater, lesung und musik
kunst 1. November 2008 - 15. Februar 2009 Di, Do.-So. 12.00 - 18.00 Uhr Eintritt: ab 1,50 Euro Stiftung Ahlers Pro Arte www.ahlers-proarte.com, Tel: 51 94 97 41
China in Transition / China: Ein Land voller Widersprüche, zwischen Tradition und
22.November 2008 - 18. Januar 2009 Di.-Sa. 12 - 19 Uhr, Sonn- und Feiertags 11 - 19 Uhr Eintritt: ab 3,00 Euro Kunstverein Hannover www.kunstverein-hannover.de, Tel: 32 45 94
Omer Fast / Der aus Jerusalem stammende Videokünstler Omer Fast befasst sich mit
31.08.2008 - 11.01 2009 Di - Fr 11 - 17 Uhr / Sa, So und Feiertag 11 - 18 Uhr Eintritt: ab 2,50 Euro Wilhelm-Busch-Museum Hannover www.wilhelm-busch-museum.de, Tel: 16 99 99 16
Schick und Schrill - Modekarikaturen und Modezeichnungen / Es werden Modezeich-
28. November 2008 - 1. März 2009 Di. - So. 10.00 - 19.00 Uhr; Do. bis 21.00 Uhr Eintritt: ab 2,50 Euro Kestnergesellschaft www.kestner.org, Tel: 70 12 00
Memento moronika - Jake und Dinos Chapman / Die britischen Brüder Jake und Dinos
Moderne, Diktatur und Individualität. Mit diesem sehr aktuellen Thema setzen sich George Legrady, Zeng Fanzhi und andere chinesische Künstler mit ihrem Land auseinander und präsentieren ihre ganz persönlichen Standpunkte.
Fragen des medialen Erzählens und mit der Entstehung medialer Wirklichkeiten. Seine hier vorgestellte Arbeit „The Casting“ basiert auf Interviews, die Fast mit einem Sergeant der US Army zu dessen Einsatz im Irak führte. Fast hat diese zerlegt und neu montiert, manipuliert, nachgespielt und schließlich auch noch zum Anlass eines Filmcastings genommen.
nungen aus drei Jahrzehnten präsentiert in Form von Illustration bis hin zur Karikatur. Eine Ausstellung, die dokumentiert, mit wie viel Fantasie, Vorstellungen, Wünschen und Hoffnungen man Mode verbindet.
Chapman gehören der jungen Generation der Young British Artists an und bewegen sich oft an der Grenze des Tabubruchs, weshalb sie sehr kontrovers diskutiert werden. Die auf den ersten Blick harmlos aussehenden Tierskulpturen spielen mit moralischen Wertvorstellungen und unserem menschlichen Erfahrungshorizont.
AUFTRITT
24. Januar 2009 20:00 Uhr Eintritt: 10,00 (8,00) Euro Fachhochschule Hannover, Expo Plaza 2 www.fh-hannover.de
Diplommodenschau „Splitterfasern“ / Lust auf junge Mode? Absolventinnen des Studiengangs Modedesign der Fachhochschule Hannover präsentieren ihre Abschlusskollektionen „Splitterfasern“. Einige der bereits jetzt preisgekrönten Designerinnen hatten im Vorfeld schon für das Gelingen der Ausstellung „Neue Kleider“ im Rahmen der Veranstaltung „Hannover goes Fashion“ gesorgt. Nun schicken sie ihre Kreationen auf den Laufsteg des Design Centers auf der Expo Plaza. Danach gibt es eine Aftershowparty.
theater 2.,3.,7.,10.,14.,16.,17.,21. und 23. Januar 2009 20.00 Uhr Eintritt: ab 10,00 Euro Regie: Harald Schandry Hannoversche Kammerspiele im Theater an der Glocksee www.theater-an-der-glocksee.de, Tel: 1 61 39 36
Die ganzen Wahrheiten / Der Steuerberater Leopold und die Krankengymnastin Por-
7. Januar 2009 Endspiel - Samuel Beckett 19.30 Uhr Eintritt: ab 5,00 Euro Regie: Frederic Oberheide Mittwoch:Theater www.mittwochtheater.de, Tel: 45 62 05
Endspiel - Samuel Beckett / „Eines Tages wirst du wissen, wie es ist, wirst du wie ich
tia sind gefangen in einer unglücklichen Ehe. Die Stewardess Annika hat Probleme mit dem Single-Dasein. Und der Musiker Trini lebt unter einem Dach mit Pascal, der für nichts Begeisterung aufbringen kann. Bei einem gemeinsamen Essen nach zuviel Wein kommt es zu “ganzen Wahrheiten”. Ein Stück, das sich mit den unterdrückten Gefühlen der Protagonisten auseinandersetzt und dabei auf sensible Weise den banal empfundenen Alltag wiederspiegelt.
sein, nur dass du niemanden haben wirst, [...] weil es dann niemanden mehr zu bemitleiden gibt.“ Ein Szenario im Endzeitraum mit vier Protagonisten, die in Hassliebe aneinandergekettet sind.
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AUFTRITT - AUSGEH‘N
16. Januar 2008- 3. März 2009 20.15 Uhr, Di.-So. Eintritt: ab 10,10 Euro Regie: Niklas Heinecke Neues Theater Hannover GmbH www.neuestheater-hannover.de, Tel: 36 30 01
Mondscheintarif - Ildikó von Kürthy / Der beste Sex ihres Lebens und jetzt... Funkstil-
22. Januar 2009 20.15 Uhr Eintritt: 17,00 Euro Cumberlandsche Galerie www.staatstheater-hannover.de, Tel: 99 99 11 11
Nipplejesus / Dave war bis vor kurzem Türsteher, doch nach einer bewaffneten Aus-
24. Januar/ 7. Februar 2009 19.00 Uhr Eintritt: 14,50 Euro Regie: Susanne Lietzow Ballhof zwei www.staatstheater-hannover.de, Tel: 99 99 00
Harold und Maude / Harold und Maude trennen 60 Jahre Altersunterschied. Sie ist im-
5. Februar 2009 20.00 Uhr Eintritt: ab 6,00 Euro Marlene Bar & Bühne www.marlene-hannover.de, Tel: 34 52 79
Wir machen doch nur Spaß / Eine legendäre Impro-Comedy-Show, in der Lieder, Sze-
le. Cora wartet auf den Anruf ihres Liebhabers und versinkt in ihrer Verzweiflung in Geschehnisse der letzten Wochen. Ein Geschichte zum mitfiebern, leichte Kost mit Happy End. Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Bestsellerroman Ildikò von Kürthys.
einandersetzung sucht er sich einen neuen Job. Ein neues Objekt in einer Galerie verschafft ihm diesen. Dave soll nun Kunst bewachen. Das Objekt „Nipplejesus“ soll er im Auge behalten. Wie es dazu kommt, dass dieser schlussendlich zerstört wird und was es im allgemeinen mit der modernen Kunst auf sich hat, trägt Dave eindrucksvoll in einem Monolog wieder, der sich witzig und intelligent mit dem Kunstbetrieb auseinandersetzt.
pulsiv und voller Ideen und Energien. Er ist verwöhnt und introvertiert und vertreibt sich die Zeit mit der Inszenierung von skurrilen Selbstmordversuchen, um eine Reaktion von seiner Mutter zu erhalten. Nur eines haben beide gemeinsam: die leidenschaftliche Begeisterung für Beerdigungen. Eine von schwarzem Humor geprägte Tragikkomödie, die sich mit gängigen Moralvorstellungen auseinandersetzt.
nen und Geschichten auf Zuruf ins Geschehen eingespielt werden. Für diese Stand-upComedy bedienen sich die Sieger des internationalen Köln Comedy Festivals 2006 der verschiedensten Genres, was verspricht, dass kein Bauchmuskel untrainiert bleibt.
AUFTRITT
lesung Momentan immer montags 18:00 Uhr Eintritt: kostenfrei Hochschule für Musik und Theater, Hörsaal 202 www.hmt-hannover.de, Tel: 3 10 01
Dialoge zwischen Kunst und Wissenschaft - Populäre Musik. Eine Kulturgeschichte zwischen 1500 und heute / Wie, warum und unter welchen Bedingungen gilt Musik
4. Januar 2009 19.30 Uhr Eintritt: 5,00 Euro Bei Chez Heinz www.beichezheinz.de, Tel: 21 42 99 20
OraL - Hannovers erste Lesebühne / Der Titel sagt eigentlich alles. Was gibt es zu OraL
7. Januar 2009 20.15 Uhr Eintritt: 8,00 Euro Cumberlandsche Galerie www.staatstheater-hannover.de, Tel: 99 99 11 11
Veronika Steinböck liest „Meeresrand“ / Eine Mutter bricht mit ihren beiden Söhnen
13. Januar 2009 19.30 Uhr Eintritt: kostenfrei Ballhof Zwei, Foyer www.staatstheater-hannover.de, Tel: 99 99 00
junges schauspielhannover: frei.wild. / Lyrical Lounge, Poetry Slam und DJing. Jeder
als populär? In welcher Beziehung steht populäre Musik zur Kunstmusik? Wie wurde und wird über populäre Musik gesprochen? Wem diese Fragen auch ständig im Kopf herumschwirren, der sollte die aktuelle Vorlesungsreihe an der Hochschule für Musik und Theater besuchen.
noch zu sagen – na Mund auf und losgelesen. Garantierte Unterhaltsamkeit im Lyrikbereich. Und jeden Monat ein neues Thema.
zu einer Reise auf. Sie freuen sich, aber es ist ihnen auch unheimlich. Sie waren noch nie weg und Ferien sind auch nicht. Auch wenn sie für das Leben ihrer Kinder keine Zukunft mehr sieht, ist die Mutter fest entschlossen. Die beiden sollen das Meer sehen und wenigstens einmal soll es ihnen wirklich gut gehen. Eine Reise ohne Wiederkehr, eine Reise in das Herz der Verzweiflung. Veronique Olmi bildet in ihrem Roman bestürzend glaubhaft die Welt unter den Vorzeichen einer umfassenden Lebensangst ab. Vorgetragen von Veronika Steinböck.
kann seiner Fasson nachgehen und seinen Leidenschaften freien Lauf lassen.
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AUFTRITT - AUSGEH‘N
musik 2.-4. Januar 2009 20.30 Uhr Eintritt: ab 12,00 Euro Regie: Rainer O. Brinkmann Werkstatt Galerie Calenberg www.wgc-theater.de, Tel: 59 09 05 60
Klaus Willmanns: Der Kontrabass – Patrick Süskind / „Ein Kontrabassspieler spielt
9. Januar 2009 20.00 Uhr Eintritt: ab 27,00 Euro Theater am Aegi www.theater-am-aegi.de, Tel: 9 89 33 33
The Bar at Buena Vista / Die „Grandfathers of Cuban Music“ leben 200 Jahre Musik-
12. Januar 2009 20.00 Uhr Eintritt: 6 Euro Bei Chez Heinz www.beichezheinz.de, Tel: 21 42 99 20
Kiemsa / Der Punkrock mit Trompete aus Frankreich lässt Gutes hoffen. Kraftvolle
17. Januar 2009 21.00 Uhr Eintritt: kostenfrei Musikzentrum Hannover www.musikzentrum-hannover.de, Tel: 2 60 93 00
radiopilot und IchKannFliegen / Live-Konzert im Rahmen der dritten Coaching-Phase
einen Schauspieler, der einen Kontrabassspieler spielt“ Wie jedes Jahr kommt Klaus Willmann nach Hannover, um uns seine kongeniale Übersetzung von Patrick Süskinds Roman „Der Kontrabass“ zu liefern. Auf virtuose Weise übersetzt er den dem Stück eigenen Rhythmus in eine Dynamik mit Bewegung, Worteskapaden und Musik.
geschichte an einem Abend. Aber von Alterserscheinungen keine Spur – sondern die Präsentation des Feuers Havannas. Das kubanische Gefühl reißt jeden von der ersten bis zur letzten Reihe, von jung bis alt mit, gleich wenn das Scheinwerferlicht angeht und die ersten kubanischen Töne dazu erklingen. Spätestens wenn die Tänzerinnen und Tänzer sich dem Rhythmus ergeben, fühlt man sich zurückversetzt in die Zeit und den Zauber des Buena Vista Social Club.
Bläser gepaart mit lautstarken Gitarren lassen Köpfe wackeln, Füße vibrieren und die Wände wackeln. Eine stilvolle Mischung, die selbst den größten Tanzmuffel aus seiner Lethargie reißt.
des John-Lennon-Talent-Award. Durch hochkarätige Popsongs, die charismatische Ausstrahlung des Sängers und einer unterhaltsame Bühnenshow überzeugten die Jungs von radiopilot im letzten Jahr die Jury des Awards. Sie sind jung, wild und offen, laut und leise; eine Band, die geprägt ist vom britischen Geist der 90er Jahre, sich vom Mainstream absetzt und etwas Vertrautes aber dennoch Modernes und Unerwartetes definiert.
AUFTRITT
22. Januar 2009 20.00 Uhr Eintritt: frei Rocker www.rocker-hannover.de
Mr. AwenS / Sanfte Melodien, schnelles Tempo und rockiger Newpunk gepaart mit
29. Januar 2009 20:00 Uhr Feinkost Lampe www.feinkostlampe.de
Caroline Keating / Mit Klavier, Gesang, Talent und Freude an der Improvisation be-
englischen und deutschen Text. Diese Band aus Nienburg beweist, wie unterhaltsam moderne Rockmusik sein kann.
schwingt und verzaubert die hübsche Kanadierin ihr Publikum. Vergleiche mit Regina Spektor und Joanna Newsom lassen erahnen, dass dieses Mädchen auch hierzulande nicht mehr lange ein Geheimtipp bleiben wird.
Gründer Anke Brandt, Helmut Eickhoff, Natalie Basedow
Layout, Satz, Gestaltung Nikolai Reichelt, Hardy Seiler
Herausgeber Anke Brandt, Helmut Eickhoff, Natalie Basedow hanns GbRmbH Deisterstraße 17 30449 Hannover
Grafik Hardy Seiler, Nikolai Reichelt, Lina Meyer, Lisa Tessen
Chefredakteur Helmut Eickhoff Redaktion Laura Zacharias, Florian Held, Pamela Rama, Helmut Eickhoff, Anke Brandt, Imke Rueben, Maria Eggers, Natalie Basedow, Franziska Riedmiller, Alexa Brase, Sandra Wildeboer, Ulrike Hoenemann Lektorat Alexa Brase
Illustration Caspar David Engstfeld, Sascha Bente, Anna Zejmo, Daniel Storek, Team Dauerfeuer
Auflage 1.500 Druck Benatzky Druck und Medien GmbH Karl-Heinz Benatzky (Geschäftsführer) Büttnerstraße 15 30165 Hannover Vertrieb Imke Rueben, Natalie Basedow, Alexa Brase
Foto Sandra Wildeboer, Shooresh Fezoni, Roman Pawlowski, Fabian Brennecke
Anzeigen Anke Brandt, Natalie Basedow, Imke Rueben, Nikolai Reichelt
Titelfoto Sandra Wildeboer
Kontakt www.derhanns.de Redaktion - redaktion@derhanns.de Grafik - grafik@derhanns.de Anzeigen - anzeigen@derhanns.de Kultur/Veranstaltungen - kultur@derhanns.de
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