Missions-Taube 1894

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Die Miſſions-Taube. _Nacbricbten aus

dem

| Miſſionsgebiet der Heimath und des Auslandes. Herausgegeben von der

Gu, - luth, Synodalconferenz von YPondamerika,

Jn deren Auftrag redigirt von

P. C. 3. O. Hanſer und P. C. F. W. Sapper.

Sechzehnter

Jahrgang.

Concordia Seminary3 Library. : FEB 16 1895 ST.

LOUIS

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St. Louis, CONCORDIA

Mo.

PUBLISHING

1894.

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Inhaltsverzeidcnis. Seite Juli. Seite scans 1 | „Wir ſind fanunt Chriſto begraben dur die Taufe in den Tod" 2c. Röm. 6, 4... eel | cy. £3 Cin Pfingſtſegen mo) 4) Wenn für Wales, warum nicht auch für das ganze Land und BeſuchleineS[CiSbärL E E EE TSE 4 DICRGCICEIUCIEP tecceescutecaccecassccvcctectacsteumteottretrtes Miſſionskirche Paſtor Bakkes in North Carolina. (Bild.)..... 4 Bluefield auf der Muscito: Küſte. (Zum Bilde)... Miſſionskapelle des Negerpaſtors Phifer in Charlotte, North Der weiße Berg in dem deutſchen Beſißthum Kamerun auf der CarolinaNi(Bild)) Be cccccstecceccessesserve lassi ccosecccerccer 5 Weſtſeite Africas. (Zum Bilde) eee Vollendung eines Jndianer:Mädchens.. 6 Mirza Jbrahim, ein Vlutzeuge des Evangelii in Perſien ........ Jndiſche Schlangenbändiger.…..….........-6 Eine erſchütternde TodeSnachricht aus der africaniſchen NigerMifflON Teee Verfall des Dſchaganath Tempels zu Pur 7, Miſſionsrundſchau .. Sclavenjagden 1m Norden des Nyaja Sees... 7 Bücher = Anzeige Die Probe der Bekehrung. — Bücher: Anzeige. . 8 Gaben für Miſſion 8 Gaben für Miſſion J anuar. Im Namen JEſu! (Gedicht)... eeuc Ueber Stand und Bedürfniſſe unſerer Negermiſſion Jm Frieden entſchlafen... Cin Geduldiger beſſer als ein Starker

Februar. Zur heiligen Paſſion.

|

Luc. 18, 31 —B3,.... . .seeeee ceeeeeceeeee

Kurzer Bericht über die Miſſionsſtationen der Paſtoren Burgdorf und Yantenau :

Eine Weihnachtsfeier in der

Negermiffion....

wei Weihnachtsfeiertage im nördlichen North Carolina Ein Häuptling der Dajaken auf der Jnſel Borneo. (Bil YE Jn Dſchivalamuhki. — Miſſionsnachrichten D Gabeniſür Wil [ioniccsccseccececccesueseteceescstccesccceceesers

Auguſt.

| „Denn ich Habe euch zuvörderſt gegeben, welches ich auch empfangen habe“ 2c. 1 Cor. 15, 3. 4... 10 | Noch mehr chriſtliche Märtyrer in Perſien 11 Die Miſſion in Tibet in Aſien. (Zu den Vildern S. 60 u. 61) 12 MiffionSnadhrichten ........2sceersecesccsssscscessccess aneaor aiv e eier 13 Vücher-Anzeige... eve Baber | (ACM liteecceceeccecsserces eL

September.

März. „Sehet, wel ein Menſch!“ (mit Bild)........ Unſere Miſſion in Carrollton in New Orleans... Aus dem erſten Vierteljahrsberichte der Jndian Allgemeinen lutheriſchen Synode des Nordweſtens...

17 18

Miſſionskirche in Honolulu auf den Sandwichinſeln (mit

19

)

20.

Aus der geſegneten Wirkſamkeit des Judenmiſſionars Chriſt. UW. H. Pauli 5e AO E

PH)

Miſſionsnachrichten. — Bücher:

Neunter Bericht der Commiſſion für die Negermiſſion der „Evangeliſch ege Synodalconferenz von Nord: America“ I. Little Rock, Arkanſas... cee nH IL. New Orleans, Louiſiana...

IIL. Meherrin, Lunenburg Co., Virginia IV.

Springfield, Slinvis............

Vi. Morth Caroline... 2. cee ee see cceeceees seceneceeees coe

Bericht über die Kaſſe der Negermiffion

25 26 27

Int ie) Ernte

28

Ein Beſuch in unſerer Negermiſſion zu Concord, N. C., und cine herzliche Bitte ees a ananeanann eones

29

Die Srbination und Einführung des Herrn Mijfionars J. C. LUI tarots coon cao AS a aararanes

29

Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge

81

Der alte Daniel.

LSL

Corea

April. gun Oſterfeſt. Marc. 16, 6 oodooismus in Hayti .. Gefängnis Reform in Japan ....

Dorf der Karenen in Burma. (Bild.)..... ........... „e Wohnung der Einwohner auf den Marſchal : Jnſeln in der

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(CESS

Nachrichten aus der Negermiſſion in Virginia Die Macht des Wortes Gottes ..... ........

se

_Eine liebliche Frucht im heiligen Lande

„Als die Sterbenden, und ſiehe, wir leben

Miſſionsnachrichten. — Bücher- Anzeige. — Gaben fiir Miſſion

29

30 32

vom

pp

24

1. Auguſt 1892

Sobota

ELLO

October. ( Gedicht) Weccesccesese-0c0nssocccecceeecceesoconcaccos

Einführung Miſſionars F. Hermann Meyer in Springfield, Jll. eine Macht zugerichtet.

Pſ. 8, 3.

(Zum Bilde)...

haſt du

(Zum Bilde). ....

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Mai. Gaben für Miſſion.

„Und da JEſus ſolches geſagt hatte, ward er aufgehaben zu-

ſehens und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen

weg.“ Apoſt. 1, 9. (mit Bild)... euerer Ein kleines Bild der Negergemeinde zu Concord, N. C, ........

Wie es in Japan zu einer chriſtlichen Fürſorge für die GefangeMert GeFOMMen ift....0.-.secceeeceeeenseseee socccesersenee sae saree

Etwas aus der Goßner'ſchen Kohlsmiſſion in Oſtindien... Kirche, Schule und Pfarrhaus in Meherrin, Va. (mit Bild)...

33 34

35 36 37

November. Zum Reformationsfeſt... eee ce. coe e200 cocectnooponogcanan Beginn einer zweiten lutheriſchen Heidenmifjion innerhalb der Synodalcon ferenz EE

EEO

Unſer zweites Miſſionsfeſt in North Carolina. Zu dem Bilde von Melka. (Mit Bild)... o Ein Miſſionsarzt in China. — Miffionsrundfdjan... 08 Gaben für Miſſion... ICIO AAE IDA 40 | Luthers Geburtshaus und Denkmal in Eisleben. (Bild) ..... Buntes Allerlei aus North Carolina ............ceee veces 9 Eine Negergeſchichte ſür unſere lieben Schulkinder . Juni. Bücher « Anzeige .....2000seeecccesccsereccesersescceee e Gaben für Miſſion ............ „Wir wiſſen, daß wir aus dem Tode in das Leben kommen find, denn wir lieben die Brüder.“

1 Joh 3, 14...

41

Die Gründung einer kleinen Negergemeinde zu Gold Hill, N.C. Veränderungen in der Negermiſſion in New Orleans ..~ ‘Eine Pfingſtgabe E aaeaaeeanes rech Bw den Bildern: Agra in Oftindien.....

42 43 44 44

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46 Mijſionsnachrichten.….. cee ue er eee 47 Gaben Fü M eens ‘ 48 | Gaben für Y i [O00 amparanLS

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Afbars Grabdenkmal

Kurzer Bericht über unſer Miſſionswerk. — Karenen Evangeliſten ............. sens ence Bücher: Anzeige, — Gaben für Miſſion ....---reeccseeereseeee «©

December. Zum WAdvent........ D AIITITOO COTAS COIE Buntes Allerlei aus North Carolina. (Schluß). ‘Guſtav Adolf, König von Schweden. (Mit Bild).

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Nachrichten aus dent SEITE

obiet diberPere

und des Auslandes.

Herausgegeben ſür die Evang. - Lutheriſhe Synodalconferenz von Nordamerika von der Commiſſion für die Negermiſſion; redigirt von den paler C. J. O. Hanſer

16. Jahrgang.

Im

Januar

Namen

JEſu!

und

C. F. W. Sapper.

Aummer

1894.

ein Paſtor und cine Lehrerin in Meherrin, Va.,

Paſtor in Little Rod, Ark.

1.

und ein

Die Station Springfield, Jll.,

ift vacant und wird durch die Güte der Herren Profeſſoren as neugeborne Kindelein, Das herzeliebe JEſulein, Bringt abermals ein neues Jahr Der auserwählten Chriſtenſchar. Des freuen fid) die Engelein, Die gerne um und bei uns ſein, Und Daß ft

ſingen in den Liiften frei, Gott mit uns verſöhnet ſei. Gott

verſöhnt und unſer Freund,

Was kann uns thun der arge Feind? Trohz Teufel und der Höllen Pfort Das JEſulein iſt unſer Hort. Er bringt das rechte Jubeljahr, Was

trauern

wir denn

immerdar?

Friſch auf, jetzt iſt es Singenszeit, Das JEſulein wend't alles Leid.

Aeber Staud und Bedirfuiffe unſerer Negermiſſion erlaubt fid) die Commiſſion derſelben, den werthen Leſern durch den Unterzeichneten einen kurzen Bericht zu erſtatten und zugleich zu reichlicherer Beiſteuer für dieſet herzlich bittend zu ermuntern.

Auf unſerm Miſſionsgebiete arbeiten act Miſſionare und ſieben Lehrer; drei Paſtoren und vier Lehrer in New Orleans, drei Paſtoren und zwei Lehrer in Nord-Carolina,

Herzer und Weſſel mit Hilfe der Studenten des PredigerSeminars daſelbſt zeitweilig verſorgt. Wir haben zehn Kirchen, vier Schulhäuſer, ein Pfarrhaus. Die Seelenzahl beträgt 1000, die Zahl der communicirenden Glieder 475, der Wochenſchüler 750, Sonntagsſchüler 835. Zwei Negerjünglinge ſtudiren im praktiſchen Prediger-Seminar in Springfield, welche unſere Neger=Gemeindefdulen durchgemacht haben. Mit gewiſſenhaftem Fleiß verbinden ſie gute Begabung, fo daß fie, troßdem ſie erſt deutſch lernen mußten, jährlich ihre Klaſſe abſolvirt haben. Unſere Miſſionsarbeiter hat Gott in Gnaden bei guter Geſundheit erhalten. Sie arbeiten mit treuem Fleiß und mit großer Selbſtverleugnung. Gottes Segen iſt auch ſichtbar mit ihnen. Die Schulen ſind ſehr gut beſucht, zum Theil überfüllt. Die Gottesdienſte erfreuen ſich gleicherweiſe eines durchſchnittlih ſehr guten Beſuches. Jmmer haben die Miſſionare eine Anzahl Erwachſene im Unterricht, welche nach gewiſſenhafter Vorbereitung durch öffentliche Confirmation in die Gemeinde aufgenommen werden. Das Gemeindeleben gewinnt mehr und mehr eine chriſtliche Geſtalt. Wandel und Werke unſerer Negerchriſten zeigen einen erfreulichen Unterſchied von dem anſtößigen Weſen der Sectenneger. Unſere Negerchriſten werden angehalten, regelmäßige Beiträge für die Bedürfniſſe ihrer Kirche und Schulen, ſowie für die Unterſtühung ihrer Armen und Kranken zu geben, und fie zeigen fic) willig dazu. Sie geben für ihre Armuth zum Theil reichlich, ſonderlich die

GUNSORDIA

SEMINARY

LIBRARY

ST. LOUIS, MISSOURI


Dic

Wissions - Taube.

alten Gemeinden in New Orleans, wo die Zionsgemeinde auch bereits cine namhafte Summe für den Bau einer neuen Kirche geſammelt hat. Freilich find unſern Miffionsarbeitern mancherlei traurige Erfahrungen von Rückfällen und groben Sünden in ihren Gemeinden fo wenig erſpart, wie den Paſtoren in unſern weißen Gemeinden. Aber troßdem haben wir alle Urſache zum Lobe Gottes, unſers Heilandes, der unſern Miſſionaren fo großen Segen und fo herrliche Siege gibt, daß viele armen Neger fic) von ihren ſtummen Gößen bekehren zu dem Hirten und Viſchof ihrer Seelen. Ja Großes läßt der HErr uns in unſerer Miſſion erfahren, daß wir billig fröhlih und dankbar find. Aber hier, theure Leſer, müſſen wir, die Glieder der Commiſſion, die ihr zur Leitung und Verſorgung dieſer geſegneten Miſſion erwählt habt, euch bekennen, daß in unſere Freude über das herrliche Gedeihen dieſes Werkes ein tiefer Schatten der Traurigkeit fällt. Jn Sorgen und zum Theil rathlos figen wir in unſern monatlichen Verſammlungen zuſammen. Wir ſollen euer Werk treiben und haben keine Mittel dazu. Unſere Kaſſe ſoll dieſen Monat $900.00 bezahlen und es ſind faum $300.00 vorhanden. Und dieſer traurige Zuſtand unſerer Einnahme hält nun ſchon das ganze Jahr an. Um euch zu überzeugen, daß wir weder ohne Urſache klagen, nod) mit euren uns anvertrauten Liebesgaben verſchwenderiſch umgehen, wollen wir euch einen kurzen UVeberbli> über die Ausgaben und Einnahmen des vergangenen Jahres geben. Unſere Einnahmen betrugen von Januar bis December 1893 die ſhöne Summe von $10,474.53, deren Größe freilich eurer Liebe in dieſen „ſchweren Zeiten“ alle Ehre macht, denn wir wiſſen wohl, wie mannigfaltig ihr ſonſt noch für das Reich Gottes in Anſpruch genommen werdet. Gott hat aber unſere Miſſion fo reid) geſegnet, daß ſelbſt dieſe große Summe zur De>ung der nothwendigen Auslagen nicht ganz ausreiht. Bedenket ſelbſt, wir haben fünfzehn Miſſionsarbeiter, zwei Miſſionarswittwen, zwei Miſſionszöglinge auf dem Seminar zu erhalten. Das bringt unſere monatlichen Auslagen auf ungefähr $900.00, in einem Jahre alſo auf $10,800.00, ungerechnet die laufenden zufälligen Ausgaben, welche jeder, ſonderlich ein fo großer Haushalt, unvermeidlich mit fic) bringt, z. B. Reparaturen an den Kirchengebäuden und dergleichen. Wir waren alſo hon für die laufenden Ausgaben über $300.00 im Rü>ftand. Von den durch die Ehrw. Synodalconferenz im Auguſt 1892 beſchloſſenen Bauten haben wir nur die zwei Kapellen, in Charlotte für $700.00 und in Concord für $1200.00, als \{hle<terdings nothwendig ausgeführt, und haben nun eine Schuld von $2000.00. Wir konnten nicht an die Gründung einer neuen Station in New Orleans und an den Bau der neuen Zionskirche daſelbſt denken, welche ebenfalls beſchloſſen waren. Ach, es waren vielmehr andere, {hwerere Gedanken, die uns ernſtlich beſchäftigten, nämlich ob es nicht unſere Pflicht ſei, unſere Miſſion einzuſchränken, einige Schulen zu fdliefen, “etliche unſerer Lehrer und Miſſionare zu ent-

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ca sored

laſſen. Und ach, wie leicht wäre dies geſchehen! Bereits haben unſere beiden älteſten Arbeiter von weißen Gemeinden dieſen Herbſt Berufe erhalten. Welche Verſuchung muß es für ſie ſein, denſelben zu folgen, wenn ſie erfahren müſſen, daß das Gotteswerk, dem fie fic) mit fo freudiger Selbſtverleugnung hingeben, bei ihren Mitchriſten ſo wenig Unterſtüßung erfährt, daß oft ihre beſcheidenſten Bitten und nöthigſten Bedürfniſſe keine Erfüllung finden können. Gott Lob, die Brüder find auf unſere Bitte in ihrem

geſegneten

-

Werke geblieben, nur ein Lehrer folgte dem Beruf an eine weiße Schule. Aber wie ſoll es in Zukunft werden? Das iſt die Frage, die uns bekümmert, und auf die wir von euch, ihr lieben Leſer, Antwort begehren. Wir ſtehen aber nod) in der guten Zuverſicht, daß unſere lieben Mitchriſten keine Beſchränkung der Miſſion und keine Entlaſſung von Miſſionsarbeitern fordern. Wir glauben und hoffen vielmehr, daß, wenn fie von der Nothlage unſerer Kaſſe hören, fie mit Freuden bereit ſind, mit neuen, größern Liebesgaben uns zu Hilfe zu eilen. Dazu haben wir denn dieſe Mittheilung geſchrieben. Der gnädige und barmherzige Heiland, deſſen Werk unſere Miſſion iſt, wolle denn ſelbſt unſerer dringenden Bitte in eurem Herzen eine gute Statt, eine über Bitten und Verſtehen reihe Erfüllung finden laſſen. Es ijt noch nie in Sachen des Reiches Gottes eine Fehlbitte an unſere lutheriſchen Chriſten in unſern kirchlichen Blättern ausgegangen. Wir hoffen zuverſichtlich, er wird auch diesmal die Herzen mit neuem Liebeseifer entzünden und unſer Seufzen in fröhlichen Dank über den beſcherten reihen Segen verwandeln. Gr walte es in Gnaden! Amen. Jm Namen und Auſtrag der Commiſſion für Negermiſſion C. 3. Otto Hanſer.

Im Frieden entſchlafen. Anna Wajapu war in früher Kindheit aus ihrer Heimath geſtohlen worden und hatte auf Neuſeeland in ciner dortigen Miſſionsfamilie eine zweite Heimath gefunden. Lange hing fie ihrem heidniſchen Aberglauben an und es ſchien, als ſollte die Botſchaft des Lebens ein Geruch des Todes für ſie werden. Jm Jahr 1828 wurde ſie an Wajapu verheirathet, einen jungen Mann, der in der Miſſionsfamilie als Knecht diente. Als Mutter zweier Kinder ivar ſie ein Muſter von Sorgfalt und Liebe, als Gattin ein Beiſpiel von Friedſamkeit. Man bemerkte nichts an ihr von der zügelloſen Weiſe, in welcher die Weiber in dieſem wilden Lande häufig dahinleben. Anna ſollte nad) mancherlei Leidens\chulen endlich zur Quelle des Heils hingezogen werden. Die Pfeile des Allmächtigen drangen tief in ihre Seele ein. Aber nicht Todespfeile, ſondern Vorboten des Friedens waren es, welche ſie zum Kreuze Chriſti hintrieben, ivo ſie Vergebung ihrer Sünden und Balſam für ihre verwundete Seele fand. Jm Auguſt 1830 wurde ſie ſammt ihrem Gatten getauft, und die beiden bekräftigten fortan die Auf-

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Die

Missions -Turke.

ridhtigheit ihres Glaubensbetenntniffes durd) einen Wandel in der Gottfeligtcit. Nach etlichen Jahren friedlichen Eheglücks wurde Anna von einer zehrenden Krankheit befallen. Jhr Herz war ruhig, in dem Frieden Gottes gefaßt. Unter ihrem langen Leiden fam fein Klagelaut über ihre Lippen. Zwei Dinge nur fe)mersten fies. einmal, daß ſie die Wohlthaten, die ihr im Miſſionshauſe erwieſen wurden, nicht werde vergelten können, und dann die Sorge für die evige Wohlfahrt ihrer beiden

kleinen

Kinder.

„Jakob“,

ſagte ſie öfters zu ihrem

Gatten, „ih werde bald zu meinem Heilande gehen; aber ich möchte doch einſt unſere Kinder bei ihm wiederfinden ; da hilf du doch, daß ſie auch einmal in den Himmel kommen.“ Jhr ganzes Geſpräch war ein fortgeſeßter Lobgeſang der elvigen Liebe, womit ſie Chriſtus geliebt hat. „Ach“, ſagte ſie einmal zur Frau des Miſſionars, als dieſe ihr das Kopfkiſſen zurechtlegte, „liebe Frau, ich gehe nun zu JEſu, der mich lieb hat, bald werde ich ihn ſehen dürfen. Schon jest erbli>t ihn mein Herz. Nicht bloß meine Lippen ſind es, welche glauben; ach nein, der Glaube an ihn ruht tief in meinem Herzen.” Sie verlangte nah dem heiligen Abendmahle. „Ja“, fprad) ſie, „wäre JEſus nicht auh für mid) am Kreuze- geftorben, ſo müßte ich jest als unwiſſende Heidin in Finſternis dahinleben.“ Sie wünſchte den nächſten Sonntag zur Kirche getragen zu werden, um dort mit ihrem Jakob gemeinſam das heilige Mahl zu empfangen. „Mich verlangt“, ſagte ſie, „noch einmal mit dem HErrn ſeine ſterbende Liebe zu feiern.“ Der Sonntag kam. Sie wurde in einem Tragſeſſel mitten in der Gemeinde vor den Altar des HErrn hingetragen. Der Miſſionar konnte fid) der Thränen nicht erwehren, als er in den Armen ihres Gatten dieſe heilsdürſtende Seele zu JEſu Füßen ſich niederlaſſen ſah. Der Act war feierlih und machte auf die ganze Gemeinde einen nachhaltigen Eindru>. Als man fie aus dem Gotteshauſe wegtrug, ſprach fie mit tiefer Rührung: „Jh habe nun meine Seele mit dem HErrn verlobt; hier“ (auf ihr Herd deutend) „hat er feinen Wohnſiß aufgeſchlagen, und von dieſer Stelle ſoll er niht mehr weichen.“ Jhr Stündlein rü>te fdnell heran. Der Miſſionar fragte ſie einmal, ob ſie nicht lieber wieder geſund werden möchte. „Wie“, war die Antwort, „zur Welt zurückkehren ? Chriſtum bisweilen haben und bisiveilen wieder nicht? bisweilen Gutes und noch öfter Böſes denken? Nein, nein! Soh gehe lieber!“ Es war erhebend, an dieſem Sterbelager zu weilen. Man durfte da ſchauen, was die Liebe Chriſti vermag, welches Verlangen nah dem ewigen Heil fie der Seele mittheilt, welhe himmliſchen Strahlen der Liebe fie auch über cin ſterbendes Antlih verbreitet. Der leßte Augenbli> kam. Noch einmal ließ fie ihre Kinder an's Bett bringen. Sie empfahl ſie betend ihrem Heilande, weinte über ſie und legte dann ihres Gatten Arme um ſie, indem ſie langſam und innig ſprach: „Lieber Jakob, ih gehe nun, der Freund meiner Seele ijt nahe.“ Ein Augenbli> ernſten

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Schweigens folgte, dann ſprach ſie in ruhigem und dod) gleichſam frohlo>endem Tone: „Er ijt da.“ Mit dieſen Worten entſchlummerte ſie und war heimgegangen zu dem Freund ihrer Seele. Anna Wajapu gehörte zu denen, die die Weihnachtsbotſchaft:

„Euch iſt heute der Heiland geboren“,

an ihrem

Herzen erfahren haben, darum gehörte fie auh mit zu jenem Siegeszuge, und der Führer desſelben, ihr Heiland, half auch ihr in der allerbängſten Stunde ſiegen. (Miſj.-Magazin.)

Ein Geduldiger beſſer als cin Starker. Vor einem Jahr ſtarb in China ein Miſſionar, der bet Freund und Feind einen guten Geruch Chriſti zurückgelaſſen hat. Obgleich von Natur feurig und keineswegs unempfindlid) für Beleidigungen, hatte er dod) in der Schule JEſu einen erſtaunlichen Grad von Sanftmuth und Geduld erreicht. Vor einigen Jahren trat er in ein chineſiſhes Wirthshaus, um auszuruhen und etwas zu eſſen. Alsbald fing einer der anweſenden Chineſen an, den „fremden Teufel“ laut zu {mähen und ihn zu beſchuldigen, daß er, wie fo viele andere Ausländer, einen Handel mit ausgeriſſenen Menſchenaugen und Herzen treibe. Es war nicht das erſte Mal, daß gerade dieſer Mann ihn fo ſhmählich behandelte. Gilmour aber — ſo hieß der Miſſionar— that, als hätte ex kein Wort gehört oder verſtanden. Allein der Wirth, der einen ſo guten Kunden wie dieſen Miſſionar nicht verlieren wollte, trat für ihn ein, verivies dem Manne ſeine grobe Rede und drohte ihm mit Hinauswerfen, falls er nicht das Maul halte. Der Schimpfer hielt aber das Maul nicht, und ſchon ſhi>te der Wirth ſich an, ſeine Drohung auszuführen, als Miſſionar Gilmour ihn bat, doch ruhig zu ſein und den Mann nur reden zu laſſen, es mache ihm nichts. „Aber“, meinte der Wirth, „der Kerl da hat Dich nun ſchon dreimal fo ſhändlih verleumdet und verhöhnt.“ „Mich nicht!“ erwiderte der Miſſionar, „ih bin kein Teufel, fon= dern ein Prediger des Evangeliums; und was er da ſagt von Augenausreißen und Herzenſtehlen, fo trifft mid) das auch nicht, id) habe dergleichen nie gethan; er meint wohl jemand anders.“ Die Ruhe und Freundlichkeit, womit der Beleidigte das ſagte, machte den tiefſten Eindru> auf alle Anweſenden, ja, der Wirth, der wohl ſchon vorher dem Evangelium geneigt var, wurde dadurch vollends zur Entſcheidung gebracht und bald darnach getauft. Einer der Anweſenden aber kam neus- lich mit einem chineſiſchen Prediger zuſammen, bei dem er fid) nad) Miſſionar Gilmour erkundigte: Als er hörte, derſelbe ſei geſtorben, war er ganz gerührt, und erzählte dann auf die Frage, wie und wo er ihn kennen gelernt, den obigen Vorfall.


4

Die Beſuch

cines Cishirs.

Missions -Taruke. beſchloſſen, hier die Nacht zuzubringen. Man aß noch zu Nacht und hielt eine Andacht, dann wurde mit herumliegen-

Am weſtlichen Ufer der Hudfon-Bai wohnt ſeit Jahren | dem Holz ein helles Feuer angezündet, worauf man fic) um Miſſionar Winter auf der Station Churchill (Tſchurtſchill). | dasfelbe zum Schlaf niederlegte. Winter war ſo ſchachmatt, Ju Winter findet er es dort ſehr kalt, aber. im kurzen Som- | daß er augenblidlic) einfcblummerte. mer kann es da ſehr heiß werden. So war's im Juli 1890, Dann aber berichtet er: Es war Mitternacht, als Jakob

Miffionstirde Paſtor Bakkes in Concord, North eingeweiht am 2. Juli 1893.

Carolina,

Koſten $1200. Der Holzſchnitt iſt ein Werk und Geſchenk von Herrn H. Horſt aus St. Louis,

*

“als er mit zwei Judianer-Chriſten eine Fußreiſe nah York | mid) mit einem gellenden Nothſchrei we>te. „Ein Bär im antrat. Sie wollten alle Jndianer auf der Küſte beſuchen, | Lager!” rief er wiederholt. Yd) warf den Teppich ab, in ‘um fie mit Gottes Wort zu bedienen. den ih mic) gewi>elt hatte, und ſtand im Nu auf meinen Winter hatte fid) dur< Moraſt und Koth und unge- | Füßen, aber zwei Ellen weit von mir ftand ein mächtiger

heure Schwärme von Stechmücken bei {hwüler Luft durh- | Eisbär. _—

Der Schein des Feuers hatte ihn etwas geblendet,

uſhlagen. Am neunten Tage kamen fie ſpät Abends an | ſo ſchritt er an Jakob und mir vorbei und trat gerade auf “eine Stelle bei einer Bucht, wo es etivas kühler war, und | Heinrich, den all unſer Rufen nod) nicht aufgewe>t hatte.

|

4

|


Die

Missions -Taubke,

Er pate Heinrichs Teppich und ſprang zunächſt mit dieſem davon. Wir ſeufzten zu Gott, das Thier möge ſich doch mit ſeiner Beute begnügen, aber gar bald kehrte es zurü>k und ging uns zu Leibe. Wir wichen ihm aus, indem wir um's Feuer herum rannten.

Dann

aber ſuchte Heinrich fic) unter den Weiden

am Waſſer zu verfteden, wurde jedoch vom Eisbär entde>t und verfolgt. Als dieſer ſich auf ſeinen Hinterbeinen erhob, trat ihm Heinrich mannhaft entgegen, wurde vom Feinde zivar niedergeſchlagen, erhob ſich aber im Nu und floh. Der Bär holte ihn bald ein und rannte ihn zu Voden. Wie er nun über ihm ſtand, drü>te Heinrich meine Vogelflinte gegen ſein Geſicht ab, um

ihn

zu

blenden.

Glücklicherweiſe brannte nur das Zündhütchen ab; denn wäre der Bär

|

ES: :

5

und jest ſchlichen wir zum Gegner heran. Der jagte uns noch einmal um's Feuer herum (faſt gar plumpte ich darein, ziveimal ſtolperte ih über die Scheite) ; dann hörte der HErr unſer Schreien. Fakob hüpfte über das Feuer und brachte die Flinte nahe an den Schädel des Thiers. Der Schuß krachte und der Bär fiel rü>ivärts. „Jakob“, rief ih, „laß uns Gott danken!“ — „Noch nicht“, ſagte er, „der mag noch einen Schuß brauchen. Wo find ich eine andere Kugel?” — Jakob feo} ibm die zweite Kugel in den Hals, und da das Thier eine Pfote bewegte, noch eine dritte. Dann wurde für den Nothfall die Flinte wieder geladen, und nun lag der Bär auf der einen Seite des Feuers, vir zivei auf der an-

E

dern.

„Wundert mich nur,

verivundet wor-

den, ſo hätte er ſich mit

grenzenloſer

Wuth auf uns geſtürzt. So aber wußte Heinrich ihm zu entrinnen, und während das Thier ihn verfolgte, ſtieß cs auf einen Gsfimojtiefel

und Beinkleider, mit welchen es fic) im Dunkel der Nacht davon

aus

nur einen BVa>en-

machte.

Judeſſen wären Jakob und ichzwar keine Helden, aber doch auch nicht faul geweſen. Der Bär hatte alles durcheinander getvor=

was

Heinrich geworden iſt?“ Sogleich rief Jakob nad) ihm und keuchend kam derſelbe an's Feuer. Er ſagte: „Noch vor einer Minute hatte id den Feind auf dem Leibe.“ — „Viſt vertvundet ?“ — „Nein, er gab mir

Miſſionskapelle des Negerpaſtors Phifer in Charlotte, North eingeweiht am 16. October 1892.

Carolina,

Koſten $700.

Der Holzſchnitt iſt ein Werk und Geſchenk des Herrn Ed. Krüger aus St. Louis.

fen, fo wurde es uns ſchwer, das Pulverhorn und eine Kugel

zu finden. Als ich der Axt nachjagte, hätte mich der Bär faſt erwiſcht, aber Jakob ſchob mich hinter fic) und leiſtete dem Thier tapfern Widerſtand. Dann hatten wir Zeit etivas aufzuathmen, aber ſiche da, der Bär kam wieder, unzufrieden mit ſeinem Kleiderraub. Jest jagte er uns um's Feuer, ſeßte jedoch cinmal ſeinen Fuß auf glühende Kohlen, twas ihn verſtimmte, und da ihm das Feuer oft unſern Anbli> entzog, ſhnüffelte er zeitweiſe mehr im Lager herum, als daß er auf uns. losging. Wir traten einige Schritte beiſeits, bis das Geivebr glü>lich geladen iar, dann entde>te ich in meiner Ro>taſche noh" einige Zündhütchen. Dieſe reichte id) dem muthvollen Jakob,

ſtreich und rannte mich zweimal zu Boden.“ Doch blutete Heinrich aus der Naſe und war nur durch ſeine Behendigkeit Schlimmerem (das heißt einer Umarmung) ent-

gangen. Jch alter Mann mußte mid) nun legen und fühlte mid einer Dhnmacht nahe. So ſchläfrig id) aber auch tvar, geſchlafen hat in jener Nacht (vom 7. auf 8. Auguſt) keiner mehr von uns. Wir ſehnten uns nach dem Tageslicht und bewillfommten es dankbar. Jakob und Heinrich ſchnitten den Eisbär in Stücke und bewahrten das Fleiſh im Bach der Bucht, indem wir es für Wölfe unzugänglich machten. Nach 4 Uhr tranken wir Thee und beteten zuſammen; Leib, Seele und Geiſt ſollten fortan ganz nur dem HErrn übergeben ſein. Um 6 Uhr traten wir unſern Marſch an und nun tar mir's, als könnte ih 100 Meilen ohne Ausruhen hinterlegen. Doch war der Morgen ſchon fo heiß, daß wir bald wieder raſten mußten.


6

Die

Missions -Taube,

Vollendung eines Indiauer-WMädchens.

Claudia White, eine Lehrerin in Round-Valley (RundThal), Californien, läßt ein Jndianermädchen, das ſie ſchr lieb geivann, die Hauptſache ihres Lebens erzählen. Lulu ſpricht : Soh bin nur ein Judianerkind und habe eigentlich kein Necht, in dieſer Welt zu leben. Mein Vater ſagt, cs gebe cine andere Welt, Himmel genannt, das fei der Ort, wo die Weißen nicht mehr lügen. Dahin würde ich gerne gehen. Jch bin zu Hauſe in einem fdinen Thal, das im Herzen des Gebirges liegt, da wurde id) geboren mit mehreren Schweſtern und Brüdern. So iſt es meine Heimath, aber nicht die Heimath meiner Leute, denn ſie wohnen dort noch nicht lange. Mein Vater arbeitet hart, um Brod für uns alle zu verdienen, doch gehen wir oft hungrig zu Bett. Auch iſt es manchmal ſchr kalt und wir haben nicht genug Kleider, uns warm zu halten. Jch bin froh, wenn es Sommer iſt, dann brauchen wir nicht fo viele Kleider. Jch bin nicht ſchön : meine Haut iſt recht dunkel und mein Haar ſhwarz und ſchlicht. — Heute kamen zwei weiße Frauen, um hier bei uns zu wohnen. Sie ſind anders als die gewöhnlichen Weißen, “ denn ſie beſuchten gleich die Jndianerhäuſer auf der Reſerve und waren ſehr freundlih. Sd) weiß jest, warum ſie fo freundlich ſind. Sie ſagten uns von Gott, der im Himmel iſt und uns lieb hat, und ſie lernten, freundlich zu ſein, weil er es ihnen geſagt hat. Sie wollten, daß ich zu ihnen gehe und bei ihnen wohne. Bisher habe ich bei meiner Baſe gewohnt, die jede Nacht zu Tänzen geht und mich auch dazu gehen läßt. Nun ſagt ſie mir, dieſe Damen würden mich nicht gehen laſſen, wenn ih bei ihnen wohnte. Mir liegt aber nicht viel daran, weil id) immer ſo müde und ſchläfrig werde, und die Lehrerin zankt mich, weil ih jeden Tag in der Schule ſchlafe. — — Jest wohne ih bei den Damen. Jn der lesten Nacht hatten meine Leute einen indianiſchen Tanz, bei dem ich nicht war. Ein Mädchen erzählte mir aber, es ſeien gar viele dort geweſen, denn ein Sndianer war ſehr krank und man tanzte, um den großen Geiſt zu bewegen, daß er ihn geſund mache. Sie machten dann Steine ſehr heiß, fpristen darnad) Waſſer darauf und breiteten einen Teppich darüber; in dieſen Teppich legten ſie den Kranken, bis er ſehr warm wurde. Darauf tauchten ſie ihn in das kalte Waſſer des Bachs. Das Mädchen ſagte noh, heute Morgen ſei er geſtorben. Eine der Damen ſagte, das wundere ſie nicht. Sch habe jest beten gelernt; id) ſage ein Gebetlein her, das ſo anfängt: „Nun leg, ih mich zu meiner Ruh.“ Jch ſage cs gern, aber es wundert mich, ob der große Geiſt auf mich hört; id) bin ja nur ein indianifdes Mädchen. Die Lehrerin erzählt oft eine {chine Geſchichte von Gottes Sohn. Der muß ein gutes Herz gehabt haben, daß er ſeine herrliche Wohnung im Himmel aufgab, um herabzukommen und hier bei uns gu leben. Dieſe Welt iſt dod) kein ſehr guter Ort. ‘Mich gelüſtet es, in den Himmel zu gehen, wenn es dort

wirklich ſo iſt, wie es in dem guten Buch der Lehrerin ſteht. Sd kann nicht in den Himmel gehen, ich bin zu böſe. Jch habe ja ſchon gelogen und geſtohlen. Mein Vater und meine Mutter halten es für recht, zu lügen und zu ſtehlen, aber JEſus ſagt, es ſei unrecht. Heute las die Lehrerin aus dem guten Buch uns vor, daß keine Lügner im Himmel find. So weiß ich nun, daß ich nicht dahin gehen kann. Heute Nacht betete ih noch etivas nad) meinem Gebetlein. Deh ſagte: „JEſus, kannſt du nicht ein kleines Mädchen, das gelogen und geſtohlen hat, doh in den Himmel kommen laſſen? Jch wußte ja nicht, als ich das that, daß es ſo arg unrecht fei.” — — Die Lehrerin ſagte heute: JEſus wolle unſere Sünden vergeben, wenn ſie uns leid thun und wir ihn um Vergebung anrufen. Auch ich kann alſo in den Himmel gehen. Jch las in der Bibel: „Das Blut JEſu Chriſti macht uns rein von aller Sünde.“ Es iſ} gut, wenn man rein iſt. Sch war immer ſo ſhmußig, aber jest halte id) mein Geſicht und meine Hände rein, weil JEſus mein Herz rein maht. Sd) bete: „JEſus, mache du mich rein von jeder Lüge.“ — Jch bin ſchr krank geweſen, fürchte mich aber nicht zu ſterben. Yeh weiß, daß JEſus mir alle meine Sünden vergeben hat. Sch habe ſolch einen Schmerz in der Seite. Jch will nun JEſus bitten, daß er ihn wegnehme und mich

in den Himmel kommen laſſe. Jd) denke, er thut das, weil er ja das Wort ſagte, man ſolle die Kindlein zu ihm kommen laſſen. Mir ift’s ſo leid um meine Leute. Viele von ihnen wiſſen nihts von JEſus. Und da ſind bloß zwei Lehrerinnen für ſie alle. Jch meine doh, JEſus kann auch weitere ſenden. Will ihn drum bitten. Jch denke, - ih darf bald in den Himmel gehen. Die Lehrerin denkt auch fo. Jch kann's in ihrem Geſicht ſehen, denn ſie ſchaut mich ſo traurig an.

Das brauchte ſie nicht

zu thun, denn der Himmel iſt ja beſſer als dieſe Welt. Jch bin ſo froh, daß ih von JEſus hörte, ehe ich krank wurde. Wenn es noch mehr Lehrer gibt, fo hoffe ich, JEſus wird fie zum Jndianer-Volk ſenden, ihnen zu ſagen, daß er für ſie geſtorben iſt. Sie werden es glauben, wenn es die Lehrer ihnen verkündigen, denn es iſt die beſte Botſchaft, welche die Jundianer je gehört haben. Dd) muß jest ein kleines Gebetlein beten, denn id) bin ſehr ſchwach; alſo ſage id) nur: „Lieber JEſus, bitte, [chide jemand, mein Volk zu lehren, daß ſie in den Himmel gehen dürfen, aber ſie ſollen nicht mehr lügen und ſtehlen. Hilf doch den Kindlein, die JEſus lieb haben, daß fie daran denken, ivie viele indianiſche Kinder noch nie von ihm gehört haben. Amen.“ — Und ſo iſt Lulu ſelig entſchlafen. (Miſſionsblatt für Kinder.)

Indiſhe Sdilangenhandiger. Von einem Schlangenbändiger und ſeinem gefährlichen Handwerk erzäht Miſſionar Gehring in Poreiar bei Trankebar in ſeinem lehten Briefe eine Geſchichte, die zugleich

|{


Missions -Taruhke.

Flöte lute die Schlangen nicht aus dem Loche, und ſo mußte

zur Hacke gegriffen werden. Das Loch ging aber bald hierhin, bald dorthin und führte unter einem Baume ziemlich tief in der Erde

fort.

Der Baum

mußte deshalb geopfert

werden. Plößlich wollten die Jungen die Schlangen geſehen haben; der Fänger indes behauptete, ſie hätten bloß das Stäbchen geſchen, mit dem er die Richtung der Höhle unterſuchte. Aber plößlich ſprang ex in die Höhe und rief : Hier iſt ſie! Damit ſpukte er irgend eine Medizin, die er im Munde hatte, in das Loch, und dann faßte er blitſchnell den Schwanz der Schlange und hielt ſie hoch in der Luft, ſie immer gefebictt um ſich ſhwenkend, ſo daß ſie ihn nicht beißen konnte. Es war eine große, di>e Cobra, die voller Wuth immer ſtrebte, ihn in's na>te Vein zu beißen. Plößlich hatte er die Schlange mit der andern Hand hinter dem Kopfe gefaßt und zeigte uns nun die Giftzähne. Es war uns recht gruſelig zu Muthe. Ein einziger Biß von dieſem Thiere kann in wenigen Minuten einen erwachſenen Menſchen tödten. Nun machte fic der Mann daran, die Zähne einzeln auszubrehen, wobei das Thier ſich jämmerlich krümmte. Nachdem dies geſchehen, preßte er die Giftdrüſen aus, und die Giftmaſſe, welche er auf einem Steine uns präſentirte, wäre hinreichend geweſen, uns alle zu tödten. Dann nahm er etwas Gift und rieb es auf ſeinen braunen Arm, wo es bald wie Seife ſhäumte.

Nachdem er dann die Schlange nod) einige Male in ein Vlalt hatte beißen laſſen, faßte er ſie mit zwei Fußzehen am Schwanze, ließ den Kopf frei und fing an, auf der Flöte zu blaſen. Sofort erhob fic) die Schlange und tanzte mit aufgeblaſenem Halſe, bald hierhin, bald dorthin ſih wendend, um zu beißen. Jch befahl ihm, der Sache ein Ende zu machen, und das geſchah denn auch, indem er ſie in ſeinen Korb ſchlüpfen ließ, in dem ſchon eine Cobra ſich befand. Er hob den Deckel des Körbchens auf und rief, indem er die darin befindliche Cobra reizte: He, jest bekommſt du Geſellſchaft, mah? Play! Dann ftedte er den Kopf der andern Schlange hinein, half ihr mit einigen Klapſen nad) und im Umſehen war ſie in den Korb geſchlüpft. Hätte ich die ganze Geſchichte nicht mit meinen Augen geſehen, ih möchte es nicht glauben. Uebrigens wäre der Mann nicht dazu zu bringen geweſen, die Cobra zu tödten. Am andern Tage fand er auch, mit dem Spürſinne cines Judianers die Eindriide in dem Sand verfolgend, die andere Schlange, die er

der einbrechenden Dunkelheit wegen nicht hatte fangen können und die fic) während der Nacht ein Stück weiter in ein anderes Loch verkrochen hatte. Auch hier war ich beim Fangen zugegen. Diesmal mußte die Schlange den Kopf hergeben, da der Mann im Eifer mit der Hace fehl hieb. Dieſe lestere war 7 Fuß lang, während die Cobra 43 Fuß maß und an der dickſten Stelle, wenn fie ſich aufblies, ſo dic wie mein Arm am Handgelenk war. Der Mann ſagte noch, daßer am Abend einen Giftzahn der Cobra überſehen habe und ihn am Morgen nachträglich habe herausnehmen müſſen.“ So weit der Bericht. Möchten doch dieſe armen Heiden es lernen, auch der liſtigen Schlange, die einſt Eva im Paradieſe verführte, Herr zu werden im Glauben an den, der der Schlange den Kopf zertreten hat! (Miſſionsbote.) Verfall

des Dſchaganath-Tempels

zu Buri.

Von Dſchaganaths Tempel, Gößenwagen und Feſten war früher in Miſſionsſchriften viel zu leſen. Jn Nordindien, beſonders in Oriſſa und Bengalen, überſtrahlte de Glanz ſeines Namens und ſeiner Feſte die der andern Gößen Aber jest ſcheint fein Stern mehr und mehr zu erbleichen Sein Tempel iſt ſo baufällig, daß die Regierung ſchon längſ! gedroht, denſelben zu ſchließen, wenn er nicht ſofort reparirQ wird. Deshalb hat ſich die Prieſterſchaft ſchon 1891 mit einem Aufruf an alle Hindus getwendet, damit fie die zum Bau nöthigen 300,000 Rupien (7500 Dollars) beiſteuern! möchten. Und der Erfolg? Bis auf heute, alſo nach faſt drei Jahren, haben ſie etiva 50,000 Rupien, d. i. 1250 Dollars,

geſammelt. Eine Hindu-Zeitung ſeufzt darüber: „Es ijt Pe) beflagen, daß in ganz Gndien nur dieſe kleine Summe auf: gebracht worden iſ. Warum ſollten deshalb die Anhänger cel anderer Religionen nicht über die Hindus lachen?“ = (Leipz. Miſſbl) px, xs

Sclavenjagden im Worden

des BWyafa-Sees.

Dr. Kerr Croß, der bekannte fdottifde Miffionsarzt, deſſen Station in der Nähe der neuen Miſſionsſtation der Vrüdergemeinde Rungwwe liegt, berichtet von einem blutigen Ueberfall des am Nyaſa-See gelegenen Dorfes Kajume, der um die Zeit der Rü>kehr eines arabiſchen Häuptlings, Mlozi, ſtattfand. Da dieſer öfters den Stamm der Angoni bekriegt und Angehörige desſelben zu Sclaven gemacht hatte, fo machten ſich am 18. November 1892 mehrere Banden dieſer Angoni auf, um ſich an einem mit dem Mlozi verbündeten Sie umringten in finſterer Nacht das Dorfe zu rächen. Dorf Kajume (Wankonde-Stamm), beſeßten alle Häuſer, zivangen alle darin Schlafenden, herauszukommen, und erſtachen mit ihren Speeren alle Knaben und Männer, während fie die Frauen und Mädchen mit Baftftriden banden. Am Morgen war kein Wankonde-Knabe oder -Mann mehr übrig und 300 Frauen und Mädchen waren zuſammen-

SEMINARY am TATITS. MO.

zeigt, in wie großer Gefahr auch unſere Miſſionare in ihren Gehöſten ſich oft durch dieſe unheimlichen Thiere befinden. Die betreffenden Worte lauten : „Neulich hatten wir hier cin ſehr aufregendes Erlebnis. Zwei meiner Jungen kamen angerannt und ſagten, daß ſie beim Teiche zwei ſehr große Schlangen geſehen hätten, die in ein Loch gekrochen wären, die eine derſelben eine Brillen\c{lange, die andere eine ſogenannte Sarei, welche für das Männchen der Cobra gehalten wird, und viel größer, aber nicht ſo giftig iſt, wie vieſe. Da fic) die Jungen fürchteten, ließ ich einen Schlangenfänger kommen ; der erſchien denn auch mit ſeiner Flöte und ſonſtigen Geräthen. Allein ſeine

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CON CORDIA

Die


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Die

Missions -Tauke,

gebunden, wie ebenſo viele erſhre>te Schafe. Sobald die Beamten der Africaniſchen Seen-Geſellſchaft, welche in der etiva 33 Stunden Wegs entfernten Handelsſtation Karonga wohnen, das hörten, machten ſie ſich auf, um die gefangenen Frauen zu befreien. Dies gelang ihnen aber erſt nach einem blutigen Zuſammenſtoß mit den Angoni, während deſſen dieſe etwa 100 hilfloſe Frauen aus Wuth darüber, daß ihnen ihre Beute entging, hinmordeten. 30 Angoni fielen in dieſem Kampfe. Dr. Croß nahm ſich wie ein Samariter der Verwundeten liebevoll an, ſuchte auch die, welche fid) aus Furcht verſte>t hatten, auf und verband ihre Wunden. Leipz. Miſſbl.)

Die SProbe der Bekehrung. Miſſionar Trimmer von der wesleyaniſchen Miſſion in Jaffna auf Ceylon erzählt den folgenden Zwiſchenfall bei einer Heidenpredigt vor heidniſchen Tamulen im Norden der Juſel Ceylon: Wir predigten in einem kleinen Dorfe, deſſen Bewohner faſt vollzählig uns zuhörten. Mein Begleiter hatte eine treffliche, eindringliche Anſprache gehalten und ſeine Hörer ſchiènen nicht nur mit Eifer, ſondern auch mit Zuſtimmung zuzuhören. Als er geendet, wiederholte id) dann die Hauptpunkte ſeiner Rede und fragte die Verſammelten: „Glaubt ihr dies?“ Sie antworteten mit einem Munde: „Ja wohl.“ „Glaubt ihr“, fo frage ich weiter, „daß es nur einen Gott gibt, glaubt ihr an ihn?“ „Ja wohl.“ Und ſo fragte ih immer weiter, ob ſie glaubten, daß JEſus, Gottes Sohn, der Weltheiland, daß die Bibel Gottes Wort ſei 2c. Jmmer wieder die fröhlich bejahende Antwort! — Der Miſſionar, obwohl kein Neuling, denn er ift der Vorſißende jenes Diſtricts, ſtaunte und hielt es für gerathen, die Fragen mehr perſönlich zu faſſen. „Glaubt thr wirklich, daß JEſus auch end) von allen Sünden retten kann?“ „Gewiß.“ „Glaubt ihr, daß er aud) eure Sünden getragen? Wollt ihr ihn als euren Heiland annehmen? Wollt ihr jest ihn ergreifen? — —“ Jmmer die Antwort: „Ja wohl.“ Dem Miſſionar ging hierbei, wie er erzählt, faſt der Athem aus. Sollte es wahr ſein? Doch er faßte ſich, entſchloſſen, die Zuſtimmenden auf eine Probe zu ſtellen. „Wenn ihr Chriſten werden wollt, müßt ihr eure Sünden aufgeben. Wollt ihr das?” Schweigen. „Jhr müßt die Lügen laſſen.“ Ein Lächeln ging durch die Hörerſchaft und eine Stimme ſagte: „Dazu können wir nicht ſtimmen.“ „Lügen, Stehlen, Unzucht, müßt ihr laſſen, _ wenn ihr mit Chriſto Gemeinſchaft haben wollt.“ Jmmer entfſchiedeneres: „Nein.“ Shr könnt nicht Gott dienen und den Gogen... O ich ſche, das wollt ihr niht. Jhr wollt wohl eu< alles ſchenken laſſen, aber aufgeben wollt ihr — nichts!“ — So weit der uns vorliegende Bericht. Leider wird nicht berichtet, ob der Miſſionar zuvor auch das Geſeßh gepredigt habe. Denn Niemand kann das Evangelium annehmen, deſſen Herz nicht zuvor durch das Geſetz zerſchlagen iſt. (Leipziger Miſſionsblatt.)

Bider-Anjzecige. Dr. M. Luthers

Simmtlidge

Auslegung

des

Schriften, IX. Band,

Galater-Briefes.

Concordia Publishing House.

große

St. Louis, Mo.,

1893. Preis $3.75, Porto

45 Cents. Dieſes köſtliche Werk hat der treue Gott ſeinen lutheriſchen Chriſten zum ſegensreichen Geſchenk auf den Weihnachtstiſch gelegt. Denn in dieſer Auslegung hat Luther dem neugebornen Heilandskindlein allein die Ehre gegeben, daß er und nur er ſelig machen kann und kein Menſch irgend eines Werkes oder Verdienſtes oder ciner Würdigfeit bedarf, fondern nur, daß er von Herzen glaube, welchen Glauben ihm der Heiland auch ſelbſt ſchenken will. „Aus Gnaden gerecht durch den Glauben“, dieſe Grundlehre der chriſtlichen Kirche iſt in dieſem Bande ſo gewaltig dargelegt, daß es Luther ſelbſt als eins ſeiner beſten Werke rühmt. Gebe uns Gott nun auch die Gnade, daß wir uns dieſes köſtlichen Geſchenkes von Herzen freuen und fleißig ſtudiren; dann wird unſer ganzes Leben im Glanze der Weihnachtsgnade leuchten, bis wir vom Glauben zum ſeligen Schauen kommen. Auch an dieſen Vand hat der theure Herausgeber, Herr rof. Hoppe, mit unermüdlichem Fleiß und großer Sprach- und Sachkenntnis ſeine kritiſche Hand gelegt und viele Beſſerungen der oft ſehr mangelhaften Ueberſeßung aus dem Lateiniſchen berichtigt. Eine beſſere Ausgabe dieſes werthvollen Werkes, das in ſo vielen Ansgaben erſchienen iſt, gibt es nun nicht mehr. Dieſe hat die arene allein, Möge es von allen Lutheranern dankbar erkannt

werden! Reden,

gehalten bei - einer Verſammlung

Synode

verbundenen

3. September 1893.

lutheriſchen

der mit der Miſſouri-

Gemeinden

St. Louis, Mo.

Chicagos

Derſelbe Verlag.

am

Preis

15 Cents.

In dieſen köſtlichen Reden werden folgende hochwichtige Themata behandelt: 1. Was ift Lutherthum, von Prof. F. Pieper. of Lutheranism in America, von Prof. A. Gräbner. ben unſer Land und aus dieſem Grunde lieben wir unſere ſchulen, von Paſtor H. Sauer. 4. A free Church in a von Prof. A. Crull. Milde

Gaben

2. Epochs 3. Wir lie Gemeinde: free State, O. H.

für die Negermiſſion :

Durch Kaſſirer H. Bartling, Addiſon, Jll., $135.90.

Von Her-

mann Brundied, Wisner, Nebr., 10.00. Durch Kaſſirer C. A. Kampe, Fort Wayne, Jnd., 114.88. Durch Kaſſirer F. Hellmann, Lincoln, Nebr., 18.93. Durch Kaſſirer H. Knorr, Detroit, Mich., 15.00. Durch KaſſirerC. Spilman, Baltimore, Md., 61.97. Durch Kaſſirer H. H. Meyer, St. Louis, Mo., 22.78. Durch Paſt. H. Daib, Merrill, Wis., von Fiedler .80 und von N. N. .20. Durch Paſt. GY, Albrecht, Jordan, Minn., von Aug. Fuhrmann 1.00. Durch Kaſſirer H. Tiarks, Monticello, Jowa, 41.75. Durch Paſt. G. Voit,

Worden, Jll., 9.25. Durch Paſt. C. Dowidat, Oſhkoſh, Wis., 17.25.

Von G. A. Cgelhoff, Fond du Lac, Wis., 5.00.

Für

ftudirende Negerknaben:

Gunma $454.71.

Durch Kaſſirer C. Spil-

man, Baltimore, Md., 10.00. Durch Kaſſirer H. H. Meyer, St. Louis, Mo., 1.50. Summa $11.50.-

St. Louis, 23. Dec. 1893. - Erhalten

A. C. Burgdorf,

von der Mount Zion-Negergemeinde und Sonntags-

ſchule $58.10 für den Kirchbaufonds. New Orleans, La., 22. Nov. 1893.

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Die Partic-Preife gelten nur dann, wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe

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Briefe, we!

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ellungen,

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unter pele dreſles ate Publishing House, St. Lou Ma. ſenbeimas Alle die Redaction betreſſenden Einſendungen find zu adreſſir 0.

Hanser, 1811 $, 8th Str., St. Louis, Mo. ; alle Geldbeträ ge für die Ne rs miſſion an den Kaſſirer Dir. A. C. Burgdorf, 1033 8. 8th Str., St. Louls, Mo.

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Entered at the Post Office at St. Louis, Mo., as second-class matter.

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Auslandes. Herausgegeben für die Evang. - Lutheriſhe Synodalconferenz von Nordamerika von der Commiſſion für die Negermifjion; redigirt von den Paſtoren C. J. O. Hanſer und C. F. W. Sapper.

Februar

16. Sahrgarng.

1894.

Aummer

2.

geht JEſus nun hinauf gen Jeruſalem. Er will ſih überantivorten laſſen den Heiden und verſpotten und verſhmähen und verſpeien laſſen. Und es Schel, wir gehen hinauſ gen Jeruſalem, und es wird alles iſt geſchehen. Sie ſpeien aus in ſein Angeſicht, und ſchlavollendet werden, das geſchrieben iſt durd) die BropheSie zergeißeln ſeinen Rücken und | gen ihn mit Fäuſten. fen von des Menſchen Sohn, Denn er wird überankſchänden ſein Haupt mit einer Dornenkrone. D ſehet es, ihr worfef werden den Heiden; und er wird verſpottet und geſ<hmäßel und verſpciet werden ; und ſie werden | Chriſten, und fprechet mit tiefer Bewegung eures Herzens:

Zur

heiligen

ihn geißeſn und födten.“

Paſſion.

Suc. 18, 31—33.

Mit dieſer Woche treten wir in die heilige Paſſionszeit ein. Da ſoll denn, tvas das Wort des Sonntags, der dieſe ernſte Zeit einleitet, uns ſagt, immerdar vor unſern Augen, vor unſerer Seele ſtehen. Sehet, ſehet, ihr lieben Chriſten, welch blutſauren Gang der Sohn Gottes, das Ebenbild des göttlichen Weſens und der Abglanz der göttlichen Herrlichkeit, nun antritt. Ach, da ift keine Geſtalt mehr, noch Schöne — nichts als unausſprechliche Schmach, Schande und Niedrigkeit, unausdenkbare Leiden und Schmerzen Leibes und der Seele! — „Sehet, wir gehen hinauf gen Jeruſalem“, ſpricht er. Warum denn? „Auf daß alles vollendet werde, das geſchrieben iſt durch die Propheten von des Menſchen Sohn.“ Die Siinderivelt ſoll deſſen ganz gewiß ſein und kein Zweifel bleiben, daß in Chriſto JEſu, Gottes- und Marienſohn, der erſchienen iſt, den ihr Gott als ihren Heiland verheißen, und daß derſelbe alles gethan und erfüllt habe, was nach

Gottes Wort zu ihrer Seligkeit nothwendig war.

Darum

gehet er hinauf gen Jeruſalem — in heißer, brennender Liebe die in Zorn, Fluch, zu ſeinen Mitbrüdern, zu den Sündern,

‘Tod, Hölle und Verdammnis liegen. . Sie will er erlöſen. Sie ſollen mit ihm ewig ſelig ‘werden.

Sehet, ſehet, dazu

O Haupt voll Blut und Wunden, Voll Schmerz und voller Hohn! O Haupt zum Spott gebunden

Mit einer Dornenkron! Du edles Angeſichte, Davor ſonſt ſchrickt und ſcheut Das große Weltgewichte, Wie biſt du ſo beſpeit!

Aber nod) mehr. Schet, er gehet hinauf gen Jeruſalem; daß er ſich „tödten“ laſſe. — Er ſagt ſeinen lieben Jüngern nicht, daß ſie ihn kreuzigen werden.“ O, das hätten ſie nicht ertragen können. Es iväre ihnen zu entſeßlich geweſen. Am Kreuze ſterben als ein verfluchter Verbrecher, wie nur Sclaven gerichtet wurden, ſoll der Sohn Gottes ſo ſterben ? Ja, ja, auch das furchtbare Wort ijt vollendet worden: „Sie haben meine Hände und Füße durdgraben.” (Py. 22, 17.) Sehet, wie fie den ſchweren Kreuzesblo> auf ſeinen wunden, zergeißelten Rücken legen. Sehet, iwie ſie auf Golgatha ihn mit grauſamen Fäuſten auf das Kreuz ausftreden, an Händen und Füßen annageln, dann das furchtbare Kreuz mit ihm aufrichten. Sehet, da hängt er nun, gléidjam von Himmel und Erde ausgeſtoßen, von Gott und. Menſchen verflucht, nadend, in glühendem Sonnenbrand, in unausdenk-


10

Die

Wissiows -Turke.

barer Schande, in unausipredlider Qual Leibes und der Seele. — Ja, auch der Seele. Denn fie liegt in dem feuerbrennenden Zorn Gottes über die Sünde, in dem unauslöſlichen Durſt und der unerträglichen Pein ewiger Höllenqual. Schon einmal ſeufzte er darin, als er im Garten Gethſemane in unſäglicher Todesangſt Blut ſchwitzte. Debt wieder, da es ihm den Mark und Bein erſchütternden Schrei auspreßt: „Mein Gott, mein Gott, warum haſt du mich verlaſſen? — Warum? Darum hat ihn Gott verlaſſen, weil wir Sünder Gott verlaſſen und er uns mit Gott wieder verſöhnen wollte. D, ſehet denn, ihr Chriſten, was es Furcbtbares iſt um unſere Sünde und Erſchre>liches um den Zorn Gottes, da er auch ſeines eigenen Sohnes nicht verſchonet, weil er unſer Bürge geworden. O, ſehet es und ſprechet mit tiefer Beugung eurer Seele: . Die heftig unſere Sünden Den frommen Gott entzünden, “ Mie Nach und Eifer gehen, Wie grauſam

ſeine Nuthen,

Wie zornig ſeine Fluthen, Will ih aus ſeinem Leiden ſehen.

Sehet, dieſes Leidensbild ſoll uns in dieſer heiligen Paſſionszeit immerdar vor Augen ſhweben. Tag und Nacht ſoll es in unſerer Seele ſtehen, aber nicht bloß zu tiefer Reue und Leid über unſere Sünde, nicht nur zu Schre> und Furcht vor ihr, als dem größten und furchtbarſten Uebel unſerer Seele, ſondern auch zu großem Troſt und ſeliger Hoffnung. Denn durch dieſe Leidensgeſtalt ſind wir erlöſt. Und das ſoll unſer höchſter Dank und die größte Ehre ſein, die wir ihm darbringen, daß wir im Hinbli> auf ſein heiliges Kreuz im ſtarken Glauben ſprechen : Dein Kampf iſt unſer Sieg, Dein Tod ift unſer Leben, Jn deinen Vanden iſt Die Freiheit uns gegeben; Dein Kreuz iſt unſer Troſt, Dein’ Wunden unſer Heil,

Dein Blut das Löſegeld, Der armen Seele Theil.

O ewig geſegnete Paſſionszeit, die fo im Glauben und Schauen des Leidensbildes des Heilandes durchlebt wird!

O. H.

:

Kurzer Bericht über die Wiffionsftationen der Paftoren Burgdorf und LSankenar.

Herrn P. A. Burgdorfs Bericht lautet alſo: „„Bethlehem‘ im Jahre 1893. Wie in früheren Jahren, fo fonnte auch im leßten Jahr ohne Unterbrechung ſolchen Unter“richt ertheilt werden, die fid) der Gemeinde anzuſchließen “wünſchten. Gewiß ein nicht zu verachtender Segen! Oft " regte fic) in den fünf Jahren, in denen auf oben genannter _ Station regelmäßig Unterricht für ſole Leute ertheilt iſt, oe die ängſtliche Frage, mit wem man wohl eine neue Klaſſe

gründen ſolle, wenn man die alte abſolvirt habe. Aber man hat nie müßig zu ſein brauchen. Der HErr führte ſeiner Kirche ſtets heilsbegierige Seelen zu, welche aus dem nie verſiegenden Quell ſeines Wortes zu trinken begehrten. „Allerdings iſt es bei unſerer Weiſe des Verfahrens nicht möglich, jedesmal fo viel „Bekenner Chriſti* einzuzeichnen, wie das gewöhnlich nah den Lager- und Erwec>kungsverſammlungen der Secten geſchieht. Was nüßzen aber auch ſolche in den Miſtbecten des Fanatismus gezogene Pflanzen!

Wenn die der kalte Wind des Widerſpruchs und der Anfechtungen trifft, ſind ſie ja doch gleich hin. Bleiben ſie aber bei ihrer Kirche,

ſo ſind es doch

vielfach fleiſchlich ſichere

Menſchen, oder ſie verleben ihre Tage mit stveifelndem, bangem Herzen. „Eine wahre Bekehrung kommt nur durch Gottes Wort zu Stande. Und das Verharren im Glauben wird ebenfalls nur’durch Gottes Wort bewirkt. Wird dies Wort nicht in die Herzen der Leute gebracht, werden in unſerer Miſſion andere Mittel angewandt, Seelen zu gewinnen, ſo ijt das Ziel verfehlt. Gewinnt Gottes Wort aber in den Herzen die Oberhand, behält das die Herrſchaft, dann iſt ſie ein geſegnetes Werk; dann trägt der Miſſionsaker eine Ernte ein, deren Werth, wenn auch das gewonnene Häuflein nur klein iſt, nicht abgeſchätzt werden mag. „Und wie Gottes Wort in der Negermiſſion ſchon manche ſchöne Frucht gezeitigt hat, ſo auch im lesten Jahr. Fn den zwei leßten Monaten desſelben ſind zwei Glieder geſtorben, die vor fiinf Jahren in die Gemeinde aufgenommen wurden. Es tvaren mit manchen Gebrechen behaftete Chriſten. Aber Chriſten waren es. Gottes Wort, das Wort der Schrift, ivar ihnen die einzige Quelle aller ſeligmachenden Erkenntnis, der einzige Born des Troſtes. Nicht auf ihr Thun, nicht auf ihr gutes Verhalten, nicht auf ihr Beten und Ringen, nicht auf ihr Gefühl, nicht auf vorgebliche unmittelbareOffenbarungen, ſondern auf die Verheißungen des Evangeliums allein bauten ſie ihre Hoffnung des ewigen Lebens. Nur eins bekümmerte ſie und machte ihnen den Abſchied aus dieſer Welt etivas ſchwer — die Sorge, daß ihre Kinder von einem irrgläubigen Gatten oder Verwandten der lutheriſchen Kirche entfremdet verden würden. „Das äußere Wachsthum der Gemeinde iar nicht gerade ſhle<t. Dadurch aber, daß manche fortgezogen, einige geftorben oder abgefallen ſind, ift die Seelenzahl im vergangenen Jahr nur von 113 auf 125 geſtiegen. Die Geſammt- * einnahmen beliefen fid) auf $632.43. „Der Kirchenbeſuh war im lesten Halbjahr aus vere ſchiedenen Gründen nicht ſo gut, wie er hätte ſein ſollen. Jm erſten Halbjahr aber war derſelbe ſehr erfreulid) und man darf annehmen, daß derſelbe ſich wieder heben wird. Die Schule ſteht gut. Schon längere Zeit hat. dieſelbe nicht ſo viele Schüler gezählt wie jest. Wäre nur für die Unterklaſſe, die leßten October vacant wurde, ein Lehrer zu bee fommen, der fid) den Kleinen recht widmen könnte! Möge

der HErr ihn der Schule bald ſchenken.“

es

nae

ALBE


Die

Herr P. F. J. Lankenau berichtet über ſeine zwei Stationen Folgendes: Jn St. Paul wird der Kirchenbeſuch immer beſſer von Seiten erwachſener Neger. Dagegen hat der Beſuch der Kinder abgenommen. Auch der Beſuch der Wochenſchule hat gegen 1892 merflid) abgenommen, weshalb auch das Schulgeld von $70.25 in dieſem Jahre auf $45.70 zurückgegangen ijt. Conſirmirt wurden 12 Kinder und 4 Erivachſene.

in New York wurde mit beredien Worten der traurige Zuſtand derſelben geſchildert und daher ein Neubau beſchloſſen. Aber leider konnte er wegen Mangel an Geld nicht in Angriff genommen werden. Wer den Bericht Herrn Lehrer Meibohms darüber lieſt und daß dieſe arme Negergemeinde

bereits $800.00 dafür zuſammengebracht hat, der wird ſich eines tiefen Gefühls der Beſchämung kaum erwehren können, daß die große Synodalconferenz niht $2000.00 aufbrachte, um den ſchivarzen Brüdern ein anſtändiges Gottes-

Su Mount Zion nimmt der Kirchenbeſuch ab und iſt eine Ari Gleichgültigkeit eingetreten, daß dem Paſtor oft zu Muthe iſt, als ſei er auf einem ſinkenden Schiffe. An Arbeit der Miſſion hat es nicht gefehlt. Es wurden von ihm im leßten Jahre 935 Hausbeſuche gemacht, davon waren 199 Krankenbeſuche, 226 Miſſionsbeſuche bei ſolchen, die nicht zur Kirche gehören, und 510 bei denen, die mehr oder weni-

Auf

ger ſchon

zu kommen

mit der Gemeinde

in Verbindung

11

Missions-Taube.

ſtehen.

Auf

haus zu verſchaffen, darin ſie ſich mit Luſt verſammeln und

das Gott, unſerm Heilande, zu Ehren gereichen würde. — denn,

lieben Brüder,

laßt uns

neue Liebe zeigen

in

reichern Gaben gerade auch für dieſes ſo nothwendige Werk! Es würde unſerm

lieben Miſſionar

Freudigkeit geben

und den Herzen der Neger

und zu ſchauen

neuen Muth

die ſchönen

und neue

neue Luſt,

Gottesdienſte

des

dieſe Beſuche verwandte der Miſſionar drei volle Tage in der Woche. Seit Herbſt, da er durch Abgang eines Lehrers die Schule übernehmen mußte, machte er jeden Tag von 3—6 Uhr Nachmittags Beſuche. Eine eigenthümliche Mittheilung machte er, nämlich dieſe, daß er in ſeiner Schule katholiſche Kinder hat. Wenn dieſelben das zehnte Jahr

HErrn. — Vet dieſer Gelegenheit erlauben wir uns wieder, um die beſſere Verbreitung unſerer Miſſionsblätter zu bitten. Dieſelben haben im leßten Jahre einen Reingewinn von $1250.00 gebraht. Welche Einnahmen könnten wir erzielen, wenn wir die doppelte oder vierfache Anzahl unterbringen könnten! Die „Miſſionstaube“ hat

erreicht haben, ſo verlaſſen ſie unſere Schule auf cin halbes

nur

Jahr und gehen zum Zweck der Confirmation und Communion bei dem Prieſter in den Unterricht. Hierauf kommen ſie wieder in unſere Schule zurück. Da ſie bei uns dem Neligionsunterricht beiwohnen müſſen, ſo nehmen wir ſie natürlich wieder auf, da zu hoffen iſt, daß ſie durd) den Unterricht des reinen Wortes noch zu rechter, ſeligmachender Erkenntnis ihres Heilandes kommen können. — So viel aus den längern Mittheilungen P. Lankenaus. Die lieben Leſer fühlen aus dieſen Berichten wohl, daß unſere Miſſionare ein etivas ſchweres Jahr ihrer Arbeit hinter fic) haben. Wie in allen unſern weißen Gemeinden zuweilen Zeiten eintreten, da es nicht reht vorwärts will, die Sünde ſih mächtiger regt, der Teufel mit mehr Bosheit nach Gottes Zulaſſung auftreten darf, als ſonſt, dem Paſtor das Herz etivas verzagter wird, ſo ergeht es aud) unſern lieben Miſſionaren in ihrem noch viel ſchwierigern Arbeitsfelde. Niemand wundere ſich deshalb darüber oder ſtoße fich gar daran. Denn auch ſolche Zeiten haben ihren heimlichen Segen. Sie dienen dazu, unſer völliges Unvermögen deſto lebendiger zu fühlen, und tiefer zu erkennen, wie doh aller Segen und alles Gedeihen ſo ganz und gar und allein in Gottes Hand liegt. Das wird uns heilſam demüthigen und zu brünſtigem Gebete ermuntern. Wer iſt nicht unter uns, der fic) nicht anklagen müßte, daß er dies Miſſionswerk nicht fo treu auf betendem Herzen trägt und nicht fo brünſtig um Gottes Geiſt und Gaben über unſere Miſſionsarbeiter bittet, wie er billig ſollte? — D laſſet uns dies im neuen Jahre beſſer üben ! Mit dem Rückgang der Station Mount Zion hat aber ohne Zweifel die baufällige Kirche viel zu thun. Schon auf der Verſammlung der leßten ehrw. Synodalconferenz

für 300,000 Communicanten der Synodalconferenz gar zu geringe Zahlen. Möge es Gott gefallen, auch hierin Beſſerung bei uns zu ſchaffen. Dann würde auch ohne Zweifel das Jutereſſe für dieſe Miſſion und die Liebesgaben dafür viel größer werden. Der HErr wolle es in Gnaden verſehen !. O. H.

16,000,

der ‘‘Pioneer’’

Eine BWeihuadfsfeier

nur 4000 Leſer.

Das

find

in der Negermiſſion.

Weihnachten iſt ganz beſonders das Feſt der Kinder. Nicht nur unſere deutſchen Kinder ſind ſchon lange vorher voller Erwartung, ſondern auch die Negerkinder in unſerer Miſſion ſehen mit Spannung der Zeit entgegen. Deshalb wurden denn auch in der Miſſionsſchule der Mount Zion Church in New Orleans die nöthigen Vorbereitungen getroffen, Lieder eingeübt, die Feſtgeſchichte eingeprägt, Gelder collectirt, Geſchenke eingekauft und cin Baum geſhmü>t. Am erſten Weihnachtsabend um halb acht Uhr war der Kirchenraum bald von Jung und Alt eingenommen, und während die Orgel ein Vorſpiel erklingen ließ, leuchtete der ſhön gezierte Chriſtbaum mit ſeinem Lichterglanz, iwvobei man die Freude der kleinen Schwarzen aus den Geſichtern leſen konnte. Notabene: Es iſt nicht ganz richtig geredet, wenn ich ſage : die kleinen Schwarzen, da ſie von verſchiedener Farbe oder Colorirte find, denn es gibt ſchwarze, etwas dunkle, ziemlich gelblihe und auch etliche ganz helle Neger darunter. Nach dem Gemeindegeſang folgte ein Wechſelgeſpräch zwiſchen dem Miſſionar und den Schülern der erſten Klaſſe über die meſſianiſchen Weiſſagungen, und daran ſ{loß ſich eine freie Katechiſation über die Weihnachtsgeſchichte und die Weiſen aus


44

12

Die

Missions-Taube.

dem Morgenlande, an der auh die Schüler der zweiten Klaſſe regen Antheil nahmen. Beide Klaſſen ſangen mehrere an paſſender Stelle eingeſtreute Lieder, wie: O come, all ye faithful (Herbei, o ihr Gläubigen), Silent night (Stille Nacht), Let heaven with music ring, — Peace upon earth! the angels sang, etc. Eine der größten Schülerinnen ſang (natürlich engliſh) mit kräftiger, klangvoller Stimme das Solo: Fürchtet euch niht! Siche, ich verkündige euh große Freude 2c. aus dem Chorſtük: „Die Weihnachtsbotſchaft“, worauf das „Ehre ſei Gott in der Höhe“ 2c. von mehreren Mädchen unter Begleitung der Orgel vorgetragen wurde. Eine kurze Anſprache folgte und am Schluß der Feier ging's an die Vertheilung der Geſchenke. Nachdem jedes Kind ſeine Düte und ein Buch dazu bekommen hatte, konnte man allſeitige Befriedigung wahrnehmen. Möchten alle vor allem auh das himmliſche Weihnachtsgeſchenk im Glauben annehmen! Der geneigte Leſer aber iſt gebeten, auch für dieſes arme Volk etwas zu thun, und zwar mit Herz und mit Hand. Während der Feier in der Kirche wurde auf den Straßen viel geſchoſſen und überall Feuerwerk abgebrannt. Jn der Kirche war es ſehr warm, obgleich alle Fenſter weit geöffnet waren. Denn hier ſingt man nicht: „Blumen blühn an Fenſterſcheiben,

Sind ſonſt nirgends aufzutreiben“,

weil die Fenſter nie gefrieren und in den Gärten auch zu Weihnachten die Roſen und andere Blumen blühen, fo daß es einem vorkommt, als wenn Weihnachten und der 4. Juli zuſammen an demſelben Tage gefeiert würden. * =

* *

Die Kirche der Mount Zion-Gemeinde muß aud) zugleich alg Schullocal für zwei Klaſſen dienen, weshalb der Naum durch eine Bretterwand getheilt iſt. Das ganze Gebäude iſt ſehr baufällig und ſo altersſhwach, daß man keine Reparatur mehr daran wenden mag. Die Negergemeinde hat ſhon etwa 800 Dollars für einen Neubau collectirt und wird wohl im Ganzen 1000 Dollars zuſammenbringen, aber damit kann man noch nicht bauen. Man hofft auf die freundliche Unterftiibung der weißen Glaubensgenoſſen. Wer will helfen, daß dieſe Miſſionsgemeinde ein beſcheidenes neues Kirchlein nebſt den nöthigen Schulräumen bekommt? Der Geber aller guten Gaben mache dazu willige Herzen und Hände! Meibohm.

Zwei Weihnadtsfeiertage im nérdlidien North Carolina. Indem ic) mich anfchice, dem lieben Lefer von der Weihnadtsfeier an meinen Stationen zu erzählen, thue ih das nicht mit der Abſicht, nur das Erfreuliche und Erhebende mitzutheilen, das Mißliebige aber ganz zu verſchweigen ;

ſondern ich berichte einfach das, vas zu vermelden iſt.

Am Sonntagmorgen vor Weihnachten fuhr ich von Greensboro na dem ctiva 35 Meilen weiter ſüdlich gelege-

nen Städtchen Lexington, um hier im öffentlichen “Court House’’ die erſte Weihnachtsfeier abzuhalten. Sei cs, daß die Hauptangiehungstraft, der Chriſtbaum mit ſeinem Lichter-

glanz, fehlte; ſei es, daß die zu gleicher Zeit tagende Methodiſten-Conferenz eine ſtärkere Anziehungskraft beſaß; oder ſei es, daß ſonſt cin Mißtrauen oder Aberglaube die Leute weghielt : es fanden ein. Die Wenigen,

ſich verhältnismäßig nur wenig Leute die da waren, leiſteten allerdings das

möglichſt Beſte im Singen der ſeit Monaten übten Lieder,

ſchon einge-

im eifrigen Zuhören auf das, was

ihnen ge-

predigt wurde, und in dankbaren Bezeigungen ihrer Freude für das, was ihnen an Candy und Kuchen und andern Becherungen geboten ward. Aber es hatte doch keine rechte Art, ich meine ſolche, wie ſie der liebe Leſer gewohnt iſl. Doch ſtand das allerdings auch nicht zu erwarten. Es muß ja erſt geſät werden, che man Früchte ſehen und ſammeln kann.

Darum ging ich denn auch den Reſt des Tages aus, um zu ſäen. Außer dem mündlichen Wort bildeten einige Dugend Exemplare des ‘Lutheran Pioneer’? die Saat. Gleich in einem der erſten Häuſer ſiel das Wort auf ein gut Land.

Schon lange hatte die arme Frau nach Troſt verlangt, der es ihr ermöglichte, die Mißhandlungen ihres gottloſen Gatten zu ertragen. Mit rührenden Worten bedankte ſie ſich und verſprach, nächſtes Mal meinen Predigtgottesdienſt beſuchen

zu wollen. ‘I never got so much enlightment in all my life’? (Jch habe nie fo viel Licht gefunden, als jest), ſagte ein anderer Mann, der ſchon einmal im Revival „verkehrt“ worden war.

‘““O Lord, have mercy upon me a sinner !”’

(O HErr, habe Erbarmen mit mir armen Sünder) betete endlich auf ſeinem Sterbelager ein Mann, der zeitlebens als ein beſonders gotlloſer und wüſter Geſelle bekannt war. Und ſo wurde öffentlich und ſonderlich die frohe Botſchaft verkündigt, wenn auch nicht ſo, wie erwünſcht, ſo doch auf ſolche Weiſe, daß es nicht ganz vergeblich und ohne Wirkung mag geweſen ſein. Jn derſelben Nacht kehrte ih zurü> und padte noch vor Mitternacht meine Reiſetaſche für Elon College. Am nächſten Morgen ging's nah Elon College und Springdale. Hier, am lehtgenannten Orte, dem lieben Leſer beſſer als Holt’s Chapel befannt, fand ich dieſelben Verhältniſſe obwalten wie in Lexington. Um die feſtgeſehte Stunde hatten fic) kaum die Hälfte der gewöhnlichen Beſucher eingefunden. Dennoch wurde gepredigt und jeder mit einer kleinen Beſcherung bedacht. Dann aber, wie zu einer Ueberraſchung, bezeigte ſich die ganze verſammelte Gemeinde wie umgewandelt, indem fie reihlih wie noch nie zur Collecte beiſteuerte und ſo ihren herzlichſten Dank für die ihnen bereitete Freude auf's Materiellſte zu verſtehen gab. Doch erwartete unſer noh die größere Ueberraſchung in Elon College. Nachdem wir auf dem Wege unſer Mittagsmahl, das aus Aepfeln, Candy und rohen Peanuts beſtand, zu uns genommen hatten, kamen wir etiva eine halbe Stunde vor der Zeit beim Schulhauſe unweit Elon College

an. Wie ſtrahlte da des Vorſtehers Antlib, als er die Thür

| N PJ H


Die

Missionx-Tarthe,

öffnete und mir eine ganz gewaltige Ceder, die das kleine Gebäude faſt zur Hälfte ausfüllte, zeigte! Und das nicht die Krone, ſondern die untere Hälfte! Doch die Abſicht war gut, und der Erfolg dem entſprechend. Eine beiſpielloſe Menſchenmenge hatte ſih von nah

| | | |

und fern eine

gefunden. Das kleine Schule haus war nicht mehr im Stande, die ſechzig bis ſiebzigBeſucherzu faſſen! Und wie voll und kräftig erklangen hier die eingeübten Lieder aus ſchwarzem Munde!

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wahres Verlangen nad) Gottes Wort, erſt cinzupflanzen und beſonders durch Einzelbeſuche zu hegen und zu pflegen, um dann, ſo Gott Gnade gibt, die Gewonnenen auch öffentLid) in einem, wenn auch nicht prunk- und prachtvollen, ſo doch anziehend ſchönen für ſie gebauten GotteShauje vei: ter zu fördern in chrijtlicer Erkenntnis und im Bekenntnis Chriſti durch Wort und That vor aller Welt. Zu dieſem Zwee muß aber der

geneigte Leſer mithelfen. Wohl muß

Und

Gott vorallem

endlich, wie

i hierzu

freute ſich,

nachandächtig vernommener Predigt, die ganze Schaar bei der Vertheilung der

deihen geben, aber, um ſein Werk unter den Menſchen zu verrichten, gebraucht er menſchliche Werkzeuge und Mittel. Dieſe müſſen ſeine- Chriſten

Geſchenke ! We’ve done had a fine time! ijt alles, was ſie

hernah ‘hervorbringen fonnten. Mit Dank gegen Gott kehrte ich amAbend nach Greensboro zurü>, wo id) den Tag mit Hausbeſuchen

ſeinen

Segen undGe-

liefern. Darum, iſt meine

=

= ; —— mS = Ein Häuptling der Dajaken auf der Juſel Borneo,

==

unter denen die Rheiniſche Miſſionsgeſellſchaft ſeit 1834 im Segen arbeitet.

beſchloß. Und nun noch wenige Worte. Du ſiehſt, lieber Leſer, Zweierlei aus dem Erzählten. Erſtens, wie wenig wahre Begierde und Verlangen nach dem bloßen, reinen Gotteswort bei dieſen verblendeten Negern zu finden iſt, und wie ſehr dagegen das Aeußerliche, Prunk und Pracht, dieſelben anzieht und bezaubert. Zum andern, wie es nöthig iſt, durch geduldiges Pflanzen und Begießen das Erſtere, ein

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Bitte und Dank: ,,Gebt Gott die Macht. Seine Herrlichkeit ijt in Jſrael, und ſeineMacht in den

Wolken.

Gott ijt wunderſam in ſeinem Heiligthum. Ex iſt Gott Iſrael ; er wird dem Volk Macht und Kraft geben. Gelobt ſei Gott!“ Amen. Greensboro, N. C. F. Herm. Meyer. Z Laſſet uns Gutes thun und nicht müde iverden, denn zu ſeiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören. Gal.6, 9.

|


Missions -Taube.

In DfGwalamuk fi. Jm Nordoſten des Pandſchab ſteht ein eigenthiimlides Heiligthum, Dſchwalamukhi, „Flammenmaulig“, genannt. Dort ijt ein Tempel auf einen Fels gebaut, aus deſſen Rißen ein Gas ausſtrömt, das ſeit Jahrhunderten fortbrennt. Natürlich iſt derſelbe ein beliebter Wallfahrtsort geworden, da im September wohl 50,000 Pilgrime zuſammenſtrömen.

Fürſten haben denſelben mit einem vergoldeten Dach und ſilbernen Thürfüllungen gefdmiidt. Für eine rechte Beſtattung ſcheint es dem Hindu unentbehrlich, daß der Scheiterhaufen mit Feuer angezündet werde, das vom flammenmauligen Tempel kommt. Dieſen wollte ih dod) einmal ſehen und ritt von Kangra in das vielgeprieſene Städtchen. Mein Unterkommen fand ich natürlich im Raſthaus der Regierung; der von ihr angeſtellte Aufſeher öffnete mir ein dämpfiges Zimmer, wo id) mich waſchen konnte, und brachte mein Pferd in den Stall. Dann ſchi>te ich ihn in's Städtchen, ctas Speiſe zu kaufen, und ſah mich in der Umgebung um. Da war ein Wald von Bäumen, ſo dicht verwachſen, daß faum ein Strahl der Mittagſonne die ſtete Dämmerung durchdrang. Wie ich unter den Bäumen weiter ſchritt, hörte ih über mir cin Geräuſch, das mir längere Zeit unerklärt blieb, bis plößlich ein großer Wife vom nächſten Zweig herabfiel, fic) 10—12 Schritte vor mir aufpflanzte, beide Hände auf ſeine Kniee legte und mich ſo ernſt anſah, daß id) lachen mußte. Jhm folgte ein anderer und noch einer; es begann mit Affen zu regnen. Zu Dußenden, ja Hunderten kamen fie herab, alte und junge, Männlein und Weiblein, leßtere mit Säuglingen, und umringten mich, während id) mich an einen Baumrieſen lehnte und ihrem Treiben zuſah. Denn eine Menge Aefflein, von keiner Neugierde geplagt, ſpielten auf den Zweigen, hängten jid) in langen Ketten, mit Schwänzen und Händen einander feſthaltend, herab und ſchaukelten ſich gar luſtig. Es ſind heilige Thiere, dieſe Affen, gehegt und gefüttert an geweihten Stätten, wo ihnen jede Freiheit geſtattet wird. Junge Engländer, welche etwa in der Nähe von Dörfern ſcon einen Affen zu ſchießen wagten, wurden gelegentlich von den Bauern getödtet. Auch fehlt es den Thieren ſelbſt niht an Muth und Kraft, ſih zu wehren oder zu rächen. Mich umgaben fie, im Halbkreis ho>kend, ohne ſich zu mu>fen; ja wenn ein Junges Lärm machte, weil das weiße Geſicht es jtugen ließ, fo gab ihm die Mutter einen Schlag, der es zur Ruhe brachte. Aber endlich ſchien's, daß ſie mid) zur Genüge angegloßt hatten, und die Alten ſahen einander an und begannen zu ſchnattern, erſt wenige, dann mehr, “endlich der ganze Chor; fie ſhwaßten, beriethen, kreiſchten und ſchrieen mit immer heftigeren Geberden. Hatte ich erſt über ſie gelacht, ſo wurde id) doh bald ernſter geſtimmt. Denn da ſtand ih, im Rücken gede>t durch den Rieſenſtamm, aber ſchon durch die europäiſche Kleidung den Affen verdäch-

‘tig und widerlich; was konnte mir die Neitpeitſche helfen, die id) mitgenommen hatte? Hätte id) verſucht, mich durch-

zuſchlagen, ſie hätten mich ſicherlich zerriſſen. Sd) mußte mich hüten, ſie nicht zu reizen, und einfach auf Entſatz warten. Während ich ihnen alſo ein ke>es Geſicht zeigte, wachte ich nach allen Seiten und betete inbrünſtig. Dest ward's wieder ſtill. Aber der alte Anführer hüpfte nun ein paar Schritte vorwärts und alle die Hunderte hinter und neben ihm thaten dasſelbe, worauf cin neues Geſchnatter

anjing; ſie deuteten mit den Händen auf mich, fletſchten die Zähne und ſchloſſen den Kreis enger um mich her, bis ſie mit 2—3 Sprüngen mich leicht erreicht haben konnten. Jch aber blieb anſcheinend ruhig immer an den Stamm gelehnt, begann aber zu fragen : von wo wird der Angriff geſchehen ? werden ſie meine Kleider prüfen, und ſoll ich’s ihnen geſtatten

oder mich wehren ? Das ſtille Gebet ſtieg ununterbrochen auf. Doch mitten in einer lärmenden Berathung wurden ſie auf einmal ſtille und lauſchten angeſtrengt.

Auch ich lauſchte

und — jest kam von ferne ein Warneruf von einem Alten, der als Schildwache aufgeſtellt war; dann vernahm ich den ſchnellen Trab eines Pferdes. Wieder folgte ein Warneruf; und plößlich

begann die ganze Schaar

zu rennen, auf die

Väume und Zweige zu klettern und in aller Stille waren die Hunderte verſchivunden. Voll innigen Danks wartete ich, bis der Neiter auf der

Landſtraße nahe kam; es twar ein berittener Poliziſt, der ſeine Runde machte und jest unwiſſend mein Retter wurde. Jch zog mich in's Raſthaus zurü> und riegelte die Thüren. Nachdem der Poliziſt verſchwunden war, kehrten viele Affen zurü> und liefen herum, als ſuchten fie nad) mir. Jch aber blieb innerhalb der Thüre, die ich erſt öffnete, als der Aufſeher aus der Stadt zurückkam und mir zu eſſen brachte. Se) beſuchte dann den Tempel, welcher der Göttin Durga geweiht iſt und Gold und Perlen genug enthält, ohne daß an der Bauart viel zu bewundern wäre. Aus 17 Niven ſtrömte brennendes Gas hervor und feds heiße Mineralquellen entſpringen dem Boden in der Nähe. Jch ritt am Abend nach Kangra zurü> und bin für mein Leben geheilt von aller Luſt, Affen zu ſehen.

Miffiousnadridter. Nach Rey. Dr. H. K. Carroll, dem kirchlichen Statiftifer des leßten Cenſus, find yon den 7,470,000 Megern der Vereinigten Staaten 1,230,000 Baptiſten,“ 1,186,000 Methodiften, 121,000 gehören dev römiſchen Kirche an; 31,500 ſind Glieder der Presbyterianerkirche; 31,000 gehören zu den Campbelliten, 6125 zu den Congregationaliſten und 4900 zu den Episkopalen. Die Geſammtzahl der Chriſten unter ihnen beträgt 2,610,525. Wie viele davon der [lutheriſchen Kirche angehören, hat er niht angegeben, doch ſoll die Zahl der farbigen Lutheraner 900 Erwachſene betragen, die in 11 Kirchen ſich: verſammeln, und 1100 Kinder, die in 14 Sonntagsſchulen unterrichtet werden.

PE

Die

TSI

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Die

Mi==ions-Taube.

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Das „Evang. Miſſionsmagazin““ bringt in der „Rund- | und Sdhintoismus find ſehr aggreſſiv geworden und wirken ſchau“ der November-RNummer dieſes Jahres cine intereſſante mit allen Mitteln gegen das Chriſtenthum, welches dazu Darſtellung der Miſſionsverhältniſſe in Japan, woraus wir noch ein ſo zertheiltes und zerklüftetes iſt. Es ijt alſo jezt den Leſern einiges mittheilen wollen. Schon vor 300 Jahren | ein Stillſtand eingetreten und die Hoffnungen auf eine ſchnelle fand das Chriſtenthum durch römiſch-katholiſche Miſſionare Chriſtianiſirung des Japanervolkes ſcheinen ſich nicht zu erin dem Juſelreich Eingang und verbreitete ſich mit Schnelligfüllen. Es mag dies auch gut ſein, bei einer {nellen Verkeit. 1587 gab es 200 Kirchen und circa 150,000 Chriſten. breitung des-Chriſtenthums möchte man zu oberflächlich zu Zur Zeit der höchſten Blüthe ſoll die Zahl auf 600,000 ge- Werk gegangen ſein. Die eingebornen Paſtoren, die doc ſtiegen ſein. Aber bald fing die Negierung an, der Verbreifaſt alle noch Neulinge waren, glaubten in ihrem nationalen tung des Chriſtenthums ſich feindlich in den Weg zu ſtellen, | Selbſtbewußtſein die fremden Miſſionare faſt ſhon entbehren

und vom Jahr 1614 an begann die Ausrottung desfelben. Die Miſſionare wurden gewaltſam entfernt und allen Befennern des Chriſtenthums der Tod gedroht. Es kam fo weit, daß ſie über der Bedrückung zu den Waffen griffen; | aber ſie unterlagen, Tauſende wurden hingeſchlachtet, und da Japan ſich Jahrhunderte lang gegen das Ausland völlig verſperrte, ſo ging das Chriſtenthum gänzlich unter. — Erſt

von 1854 an öffnete ſich das Neich dem Ausland wieder, ſchloß Verträge mit den Vereinigten Staaten und mit England, und bald begann auch die Miſſion ihre Arbeit. 1859 kamen die erften evangeliſchen Boten in's Land, die der americaniſch:biſchöflichen Kirche angehörten, welchen in kurzen Zwiſchenräumen andere aus verſchiedenen Kirchengemeinſchaften folgten. Aber bis 1872 war der Erfolg ein geringer ; es var öffentlihes Predigen nicht erlaubt und die alten Strafbeſtimmungen gegen die chriſtliche Neligion ſtanden noch in Kraft. Die Miſſionsthätigkeit mußte ſich auf ärztliche Praxis und auf Ueberfegungsarbeiten beſchränken. Erſt 1872 fonnte zu Yokohoma die erſte chriſtliche Gemeinde mit nur 11 Gliedern, cinem Aelteſten und einem Diakon gebildet werden. Von da an ging es raſh voran. 1879, ſieben Jahre ſpäter, gab es ſhon 2965 Kirchenglieder, und 1888 23,544, ja der Cenſus von 1892 führt 35,534 Chriſten auf. Die Ueberfegung der heiligen Schrift in die Sprache der Japaneſen nahm 13 Jahre in Anſpruch und wurde 1887 vollendet. Schon 1877 haben ſich die verſchiedenen Presbyterianergemeinden ſammt den Reformirten zu einer Körperſchaft vereinigt unter dem Namen: die „Vereinigte Kirche Chriſti“. Dieſe zählt jeßt 74 Gemeinden mit 11,190 Gliedern. Sie hat vollſtändig presbyterianiſche Verfaſſung. 1886 thaten die Biſchöflichen den gleichen Schritt; fie zählen

jeßt 71 Gemeinden mit 4366 Gliedern. — Zur Vildung von eingebornen Geiſtlichen wurden hohe Schulen errichtet ; 1892 betrug die Zahl der Theologie ſtudirenden Japaneſen 359, die der cingebornen Geiſtlichen 233. — Eine andere Angabe berichtet Folgendes: Am Ende des leßten Jahres waren in Japan beinahe 100,000 Chriſten, nämlich 35,535 Proteſtanten, 44,812 Nömiſch-Katholiſche und 20,325 Griechiſch-Katholiſche. Von 1882 bis 1892 nahmen die Miſſtonare von 90 bis 259, Frauenmiſſionare von 56 zu 201 ; Gemeinden von 93 zu 365, eingeborene Helfer von 149 bis 693, Einnahmen von $12,000 zu $63,000.

Die meiſten

* Taufen fanden ſtatt im Jahre 1888, nämlich 7687. - Jm - leßten’ Jahre waren es nur 4218, denn der Buddhismus

15:00

c-

zu können. DieSachen liegen nun anders, als noch vor wenigen Jahren. „Das Volk drängt ſich nicht mehr zu den religiöſen Verſammlungen; der Verkauf von Bibeln und drift: lichen Büchern hat bedeutend abgenommen; die religiöſen Fragen üben keine allgemeine Anziehungskraft aus; kein Staatsmann träumt mehr von der Einführung des Chriſten-

thums als Staatsreligion; manche Politiker finden es im Gegentheil für angebrachter, als Gegner desſelben zu erſcheinen. Den Buddhiſten (Heiden) iſt wieder der Muth gewachſen und ſie regen ſich mehr als je zuvor. . . Die Chriſten haben infolge deſſen ihre hohen Erwartungen ſehr herabſtimmen müſſen, und die eingeborne Geiſtlichkeit beginnt zu fühlen, daß ſie, nachdem ſie einen Theil der Leitung ſelbſtändig in die Hand bekommen hat, doch nicht in der Lage iſt, ohne die Mitwirkung der Miſſionare die japaniſche Kirche dem Ziel entgegen zu führen, das ihnen vorſchwebt.“ Es erwachſen jest der Kirche Japans neue Aufgaben. Es handelt ſih um die Erziehung und Pflege ihrer Glieder, der alten und jungen. Vielen iſ das Jutereſſe für das, was Die öffentlichen die Kirche bietet, abhanden gekommen. Gottesdienſte werden ſelbſt von einflußreichen Gliedern ſchlecht beſucht, womit auch ein bemerkbarer Rückgang in den Beiträgen zu kirchlichen Zwe>en zuſammenhängt. Die Miſſion unter den Muhammedanern in Paläſtina wird von Seiten der engliſch-kirhlichen Miſſion nicht ohne Erfolg betrieben. Sie hat dort ſechs Hauptſtationen und 26 Schulen, in welchen 2000 muhammedaniſche Kinder unterrichtet iverden.

Auch die Erwachſenen ſtellen ſich freund-

lich zur Miſſion ; beſonders in Gaza finden ſich zu den Gottesdienſten des Hospitals zahlreiche Muhammedaner ein. Dort, ſowie in Nablus, ſind ärztliche Miſſionen errichtet worden, welche gleichfalls nicht ohne Segen arbeiten. Ein einflußreicher Dorfſcheich lieſt ſelbſt die Bibel und hält chriſtliche Hausandachten. Die Verwaltung der Goßnerſchen Miſſion in Berlin erließ einen Nothruf, in welchem ſie alle Freunde der Miſſion bittet, derjelbenin außerordentlicher Weiſe beizuſtehen, ihre jährlichen Beiträge zu erhöhen und neue Freunde und Gönnerzu werben. Seit fünf Jahren hat die Goßnerſche Miſſion jährlich etwa 40,000 Mark zuſehen müſſen! Durch den günſtigen Verkauf des alten Miſſionshauſes iſt ſie jedod) in die Lage verfest worden, bis jeht ihre Arbeit ohne Einſchränfung fortzuſeßen, ohne ihre Freunde um außerordentliche Hülfe anzurufen. — Die Goßnerſche Miſſion zählt unter den


Die

Missions-Taube.

Kols (in Oſtindien) 40,000 Chriſten, 18 eingeborne Paſtoren und gegen 200 Lehrer und Katechiſten. . Mijfionstirzte. Verſchiedene Miſſionsgeſellſchaften, beſonders engliſche, haben, wie bekannt, ſeit Jahren auch Miſſionsärzte zu den Heiden geſandt, die dem Dienſte der Heidenmiſſion eine nicht zu unterſchäßende Hülfe leiſten. So wird aus China berichtet, daß Miſſionsärzte Leute heilten, die von Wölfen gebiſſen waren. Ein engliſcher Miſſionsarzt hat ſich beſonders der Ausſäßzigen angenommen, die bisher auf's grauſamſte behandelt, oft ſogar ermordet wurden. Die Londoner Miſſionsgeſellſchaft behandelte im Laufe des legten Jahres auf ihren ſieben Stationen nicht weniger als 88,000 Fälle und pflegte in ſehs Hospitälern 2200 Kranke. Die Regierung hat den Miſſionsärzten wiederholt ihren Dank ausgeſprochen. Jm Volke erzeugt ihre Thätigkeit Zutrauen zur Miſſion und die Predigt von Chriſto findet viel cher Auſnahme. Treuc im Miſſionsdienſt. Unter den Miſſionaren, welche der Heidenwelt das Evangelium predigen, war der im Jahre 1890 verſtorbene Miſſionar Alexander Matey einer der größten, treueſten, heldenmüthigſten. Als derſelbe vierzehn Jahre lang in Uganda gearbeitet hatte, ließ ihn die Kirchliche Miſſionsgeſellſhaft in England einladen, nad Hauſe zu kommen und fic) auszuruhen. M. wollte jedoch davon nichts hören. „Wie können Sie mir ſchreiben : komm heim“, gab er zur Antwort. „Bei dieſem ſchre>lichen Arbeitermangel darf keiner ſeinen Plas verlaſſen. Schicken Sie mir zuerſt zwanzig Männer, dann komme ich vielleicht Und helfe Jhnen die zweiten zwanzig ſuchen.“ Dieſer Brief traf am 24. April 1890 in London ein. Zehn Tage zuvor aber twar der unermüdliche M. entſchlafen. Welch ein herrliches Beiſpiel der Ausdauer für alle, die an der Ausbreitung des Reiches Gottes arbeiten! Dit dic Heidenmiffion erfolgrei<h ? Miſſionar Calvert legte dieſes Zeugnis ab: „Als ich auf den FidſchiJnſeln ankam, war meine erſte Arbeit, die Hände, Arme, Füße und Köpfe von etiva 80 Opfern zu beerdigen, deren Leiber bei ciner Kannibalen - Mahlzeit verſpeiſt worden waren; aber id) erlebte es, daß die nämlichen Menſchenſreſſer, die an jenem fdjredliden Feſtmahl theilgenommen hatten, ſih als -demiithige Chriſten um den Tiſch des HErrn ſhaarten.“ — Charles Darwin, der bekannte ungläubige Naturforſcher, ſchrieb nah ſeiner Forſchungsreiſe im ſüdamericaniſchen „Feuerland“ an einen engliſchen Miſſionsfreund, daß er fid) über die Wirkung des Evangeliums unter den ivilden Feuerländern erſtaunt habe. „Es beſchämt mid)”, ſagte er, „denn id) habe ſtets Fehlſchlag prophezeit. Jh werde es mir zur hohen Ehre rechnen, als Ehrenmitglied Jhrer Miſſionsgeſellſchaft aufgenommen zu werden.” — Jn Auritum, auf den Neu-Hebriden, haben dankbare Eingeborne ihrem Miſſionslehrer, John Geddia, ein Denkmal geſetzt, auf dem folgende Juſchrift fid) befindet: „Als er im Jahre 1848 hier landete, gab es hier keine Chriſten. Als er im

Jahre 1872 bon ung ging, gab es keine Heiden mehr.“

Die Waldenſer, die von Petrus Waldus im 12. Jahrhundert im Gegenſaß zur römiſchen Kirche geſtiftete Glaubensgenoſſenſchaft, welche trot heftiger Verfolgungen ihre religiöſe Ueberzeugung bewahrt haben und noch jest in den Thälern des italieniſchen Theiles der Cottiſchen Alpen anſäſſig ſind, beabſichtigen, nad) America auszuwandern. Das Hauptgetverbe dieſer Leute, die Tuchfabrikation, liegt ſehr darnieder, fo daß ſie tro ihrer bekannten Einfachheit kaum ihr Leben zu friſten vermögen. Die Prediger der Waldenſiſchen Gemeinden haben deshalb auf einer Synode beſchloſſen, zwei Delegaten nach Nord-Carolina zu ſenden, um über

die Ausſichten einer etwaigen Anſiedelung daſelbſt Erkundigungen einzuziehen. Die Waldenſer ſind einfache, arbeitſame Leute, die noch viele der trefflichen Eigenſchaften ihrer Vorfahren bewahrt haben. Wenn die Berichte jener Delegaten günſtig ausfallen, ſo werden 2000 Waldenſer im kommenden Frühjahr nach Nord-Carolina auswandern. O. H. Milde Gaben für die Negermiffion: Von Frau Erneſt. Reich, Sault de Ste. Marie, Mich., $3.00. Durch Paſt. E. P. Geſterling, Giddings, Texas, Weihnachtsgabe ſeiner Confirmanden und Schüler 2.25. Von Chriſtina Schojer, Maynard, N. Y., .25. Durch Kaſſirer C. Spilman, Baltimore, Md., 22.00. Durch Kaſſirer H. Bartling, Addiſon, Jll., 88.15. Durch Lehrer A. O. Gertenbach, Racine, Wis., von Frau Groß 1.00, Albert Barz 1.00, Wilhelm Riegelmann 1.00, Friedrich Gijfel 1.25, Friedrich Groth .25, Frau Uldſch 25. Durch Paſt. C. D. Nuoffer, Meriden, Jowa, von Frau A. D. 1.00. Durch Kaſſirer F. Hellmann, Lincoln, Nebr., 6.22. Durch Kaſſirer C. A. Kampe, Fort Wayne, Jnd., 117.15. Durch Kaſſirer H. Knorr, Detroit, Mich., 50.47. Durch Kaſſirer Theo. H. Menk, St. Paul, Minn., 81.55. Durch Paſt. C. A. Lederer, Saline, Mich., Theil der Epiphanias:Collecte ſeiner Dreieinigkeits-Gemeinde, 5.00. Durch Kaſſirer H. H. Meyer,

St. Louis, Mo., 73.96.

Von Paſt. E. Mayerhoſſ, Wonewoc, Wis.,

1.00. Durch Paſt. H. Brauer von ſeiner St. Petri-Gemeinde zu Moltke, Minn., 7.65. Durch C. S. Lierow, Richmond, Va., von der Vethlehems-Schule 4.00 und von der Unterklaſſe der SonntagsSchule 2.00. Von N. N., Durango, Colv,, 1.00. Durch Paſt. A. Grörich, Friedensau, Nebr., geſammelt auf der Hochzeit von L. Kröger und Anna Braun 3.50. Durch J. Ug, Fulda, Minn., von J. Hakeneis .25 und von ihm ſelbſt .25. Durch Paſt. C. Dowidat,

Oſhkoſh, Wis., 12.00. Summa $487.40. Für ftudirende Negerknaben:

Weber, Topeka, Kanſas, 4.00. St. Louis, 22. Jan. 1894.

Durch Kaſſirer W. F.

A. C. Burgdorf,

Kaſſirer.

Erhalten von der Mount Zion-Negergemeinde $30.00 für den Kirchbaufonds. New Orleans, La., 16. Jan. 1894. A. F. Leonhardt. Dic ,, Mijjions= Tanke’ erſcheint einmal monatlich. Der Preis für ein Jahr in Vorausbezahlung mit Porto iſt folgender: $ 26 1 Exemplar,

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10 Exemplare...

26-2 soy 100 y,

Die Partie-Preiſe gelten nur dann,

2.00

5.00 9.00 + 17.00 wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe

verſandt werden können. Briefe, welche Beſtellungen,“ Abbeſtellungen, Gelder 2c. enthalten, ſende man unter der Adreſſe: Concordia Publishing House, St. Louis, Mo. ; Alle die Redaction

betreſſenden Einſendungen

find zu adreſſiren-an

Rey.

Ov

Hanser, 1811 S. Sth Str., St. Louis, Mo. ; alle Geldbeträge für die Negermiſſion an den Kaſſirer Dir. À, C. Burgdorf, 1033 S. 8th Str, St. Louis, Mo..

Entered at the Post Ofiice at St. Louis, Mo., as second-class matter:

icin

16


VO,

bs

Herausgegeben für die Evang. - Lutheriſhe Synodalconferenz von Nordamerika von der Commiſſion für die Negermiſſion; redigict von den Paſtoren

16. Jahrgaug.

»Dehet, weld

C. J. O, Hanſer

Marz

ein Wenſch!“

So ruft ſelbſt der Heide Pilatus, von Mitleid überwältigt, bei dem Anbli> des ſo grauſam mißhandelten, dazu unſchuldigen HErrn JEſu aus, — wie, wer iſt unter uns Chriſten, dem bei dieſem Anbli> nicht das Herz im Leibe bluten ſollte? Wir wiſſen, wer dieſer JEſus iſt. Es iſt der HErr der Herrlichkeit, der allmächtige, majeſtätiſche Gott Himmels und der Erden, dem alle Engel mit Freuden ihr.

Halleluja ſingen; es ift der Vollbringer der herrlichſten

liete

und C. F. W. Sapper.

Aummer

1894.

3.

Wunderwerke, der daher mit einem Wink ſeines Auges die ganze flu<hwürdige Mordbande in das hölliſche Feuer verſenken konnte. Das iſ} JEſus, und ah! in welcher Geſtalt ſteht der Sohn Gottes jeßt vor uns, der aus Liebe zu uns Menſchen Menſch ward? Jn welcher Geſtalt? Jun tiefſter Schmach und Verachtung, in unausſprechlichen Leiden, unter den allerniedrigſten Mißhandlungen. Seinen heiligen Rücken haben fie durd) Geißelhiebe zerfleiſcht, ſein theures Haupt mit einer Dornenkrone geſchändet und gequält. Seine Hand muß ein Rohr als. Scepter, ſein Leib einen zerlumpten Purpurmantel nehmen zur Verhöhnung ſeiner königlichen Herrlichkeit, die doh Himmel und Erde erfüllt. Sie fallen vor ihm nieder mit höhnenden Worten: „Gegrüßet ſeiſt du, König der Juden“, und ſpringen auf und’ entreißen ihm das Rohr und ſchlagen damit ſein Haupt. Wahrlich, nun verſtehen wir, was der Heiland mit den Worten vorausſagte: „Er wird überantwortet werden den Heiden.“ Ach ja, er iſt in die Hände der böſen Rotte gefallen und ſie haben ſein nicht geſchont. Unter ihren grauſamen Händen hat fid) das Pjalmivort erfüllt: „Jh bin ein Wurm und kein Menſch. Ein Spott der Leute und Verachtung des Volkes.“ — „Sehet, weld) ein Menſch!“ Siehſt du's auch mit tiefem Mitleid, lieber Leſer? Es ift gut. Aber

ſiehe es auch mit tiefer Reue an.

D, lieber Leſer, id) und

du und jeder Menſch hat Urſache, vor dieſem Anbli> ſich zu

entſeßen und mit dem Liederdichter zu ſeufzen : O daß ich könnte Thränen g’nug vergießen; Jhr Augen, laſſet eure Quellen fließen; Auch du, mein Herze, fet nicht gleid) dem Steine, Ach, weine, weine.


Wissions-Tuube.

Schau, weld) ein Menſch

iſt,

o Menſch, dein Erlöſer!

Sein blutig Leiden rührt von dir, du Böſer! —

Wie, lieber Leſer, erſchri>ſt du nun nicht vor div ſelbſt, wenn du dieſe Leidensgeſtalt anſiehſt? An dem Sohne Gottes haſt du dich vergriffen. Den haſt du mit deinen Sünden gegeißelt, ja, wie einen Wurm mit teufliſcher Luſt in den Staub getreten. O, nun vergeſſe ich ſchier des Mitleids mit JEſu und bemitleide und beweine mich ſelbſt. Welch cin Sünder, 0, welch ein fluchwürdiger Menſch bin ih! Welchen Zorn Gottes habe ic) verdient! * Welche Qual der - Verdammnis iſt groß genug für dieſe meine Sünde, die den Sohn Gottes fo mißhandelt? Wo

ſoll id) fliehen hin,

Weil ich beſchweret bin

Mit vielen, großen Sünden?

Wo kann ich Nettung finden? Wenn alle Welt herkäme,

; Mein Angſt fie nicht wegnahme. Aber ſelig, ſelig der, dem der Anbli> JEſu ſolche Reue und Traurigkeit des Herzens erwe>t, ſolche Angſt der Seele bringt! Denn eben darum erduldet JEſus alle dieſe Schmach und Mißhandlung; eben darum ſtraft er die Miſſethäter nicht mit der verdienten Hölle, und thut ſeinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, dad zur Schlachtbank geführt wird. Siehe, fo hat er did) und mich und alle Welt von Sünde, Zorn, Fluch, Tod und Hölle erlöſt, ſelig gemacht. Dieſe Dornenkrone hat uns die Krone des eivigen Lebens erworben. Dieſe grauſame Geißelung uns von Höllenpein errettet, Die tiefe Verhöhnung ſeiner königlichen Herrlichkeit hat uns zu Königen und Prieſtern vor Gott gemacht. O ſehet, ſehet, weil ſein Sohn fold ein Menſch geworden, ſind wir verab\heuungswürdige Sünder in Gottes Augen nun wieder liebe Kinder, an denen er ein Wohlgefallen hat. D, nun iſt mein Herz getröſtet. Mir iſt ewig geholfen. Nun wird mir die leidende SEfusgeftalt die himmliſch ſtrahlende Heilandageftalt, zu der ih in dankbarem Glauben fpredje: Sei mir tauſendmal gegrüßet, Der mich je und je geliebt,

JEſu, der du ſelbſt gebüßet, Das, womit ih dich betrübt. Neh umfange, herz und küſſe: Der gekränkten Wunden Zahl, Und die purpurrothen Flüſſe ‘Deiner Füß und Nägelmal. ; D, wer kann bod), ſ{hönſter Fürſt, ‘Den fo hod nach uns gedürſt, Deinen Durſt und Liebsverlangen * Völlig faſſen und zum fangen

Anſere Miſſion in Carrollton in New

Jeder Ausfprud) unſers HErrn JEſu Chriſti war nicht nur wahr in ſeiner Zeit, ſondern ift aud) wahr in unſerer Zeit, und wird wahr bleiben in Ewigkeit, mögen die Weiſen dieſer Welt noch fo oft und noch fo fred) das Gegentheil behaupten. Daher iſt denn auch die Wahrheit des Ausſpruches, den er kurz vor Oſtern in Vethania machte, tagtäglich beſtätigt worden. Es waren nur noch wenige Stunden bis zum Anfang des lebten und größten Leidens Chriſti. Noch einmal hatten ſich ſeine Lieben um den Heiland verſammelt, mit denen er dann das Abſchiedsmahl feierte. Während die Geſellſchaft zu Tiſche lag in traulihem Geſpräch und der holdſeligen Rede des HErrn lauſchte, erfüllte plötzlich köſtlicher Nardengeruch das ganze Haus. Nur einer der Jünger war über dieſe vermeintliche Verſchivendung aufgebracht, aber der HErr ſtrafte ihn und ſprach: „Laß ſie mit Frieden“, Maria hat nicht alle Tage Gelegenheit, mich alſo zu ehren. Aber wenn du ein ſolches Verlangen haſt, den Armen zu helfen, das kannſt du zu irgend einer Zeit thun, „denn Arme habt ihr allezeit bei euh“. Und wahrlich, daß dies wahr ift, können wir ſhon im gewöhnlichen Leben täglich erfahren; doch viel tiefer prägt fic) dieſes Wort dem Gemüthe deſſen ein, der durch ſeinen Beruf mit der ſchwarzen Bevölkerung unſers Landes in ſtete Berührung kommt. Arm, fehr arm find die meiſten Neger nicht nur was den Leib anbetvifft, ſondern auch die Armuth ihrer Seele, die noch viel größer iſt. Zu dieſer doppelten * Armuth kommt meiſtens noch, daß ſich der Neger kein klares Bild von ſeinem traurigen Daſein macht, alſo auh kein Verlangen hat, demſelben zu entfliehen. Jn ſeinem ausgewachſenen Körper wohnt die Seele eines Kindes. Mit kindiſcher Freude kann er fic) deshalb auch den Genüſſen des Augenbli>s hingeben, und ein gededter Tiſch iſt ihm mehr werth, als der herrlichſte Lohn der Zukunft. Mit dem tiefſten Gefühl und dem innigſten Beifall kann er jest einer Predigt lauſchen; wenn aber der Augenbli> vorüber ift und die Umgebung ſich verändert hat, ift auch der gute Vorſatz vergeſſen und er lebt wieder ganz der Gegenwart und ſeiner Umgebung. Kein Wunder, daß es mit ſo großen Schwierigkeiten verbunden iſt, unter den erwachſenen Negern einen dauernden Erfolg zu erzielen und daß der Miſſionar, in ſeinen Erwartungen getäuſcht, fo oft einen Rückfall zu verzeichnen hat. Und doch, obwohl es oft fo ſchwer hält, beſtändige Neger zu finden, ſollen wir deshalb nicht weniger muthig und vertrauungsvoll ſein, da wir es ja wiſſen, daß Gott auch unter dieſen armen Sündern ſeine Auserwählten hat. Haben wir nicht ſo viel mehr Urſache, die Neger von den vergänglichen Freuden des Augenbli>s hinzuweiſen auf jene unvergäng-

liche, unverwelkliche Krone des ewigen Lebens! D. H.

Orleans.

Soll uns

die ungleich größere Zahl der unbekehrten Neger ſo muthlos machen, daß wir ſtille halten, oder gar aufhören im großen

FEN

Und warum, aus Mitleid nur? Ach nein, um einer ganz andern, fdjredlidjeren Urſache willen. Du und ich, wir find die böſen, gottloſen Buben, wir gehören zu der verfluchten ‘Mordbande, die ihn ſo geſchändet, ſo mißhandelt, ſo zugerichtet haben, daß es ſelbſt einen Heiden erbarmt. Mit unſern Sünden haben wir dieſe Jammergeſtalt gemacht. Unſere Sünden haben ihn gegeißelt, unſere Sünden ihn mit Dornen gekrönt, unſere Sünden ihn vor Gott und allen Teufeln zu Spott und Schanden gemacht. Siche, darum heißt es in jenem Paſſionslied weiter:

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Mission=x-Taube,

Werk der Miſſion? Stecken wir dod) auch des Abends unſer Lämplein an und laſſen es luſtig brennen, obwohl wir wiſſen, daß wir die ganze Finſternis nicht vertreiben können. Und einer Lampe gleich in tiefer, finſterer Nacht hat auch die fleine Miſſionsgemeinde in dem oberen Theile der Stadt New Orleans (Carrollton) unverdroſſen ihr Licht leuchten laſſen, mit Strahlen des ewigen Lichtes die kleinen, finſteren Hütten erleuchtet und mit dem Glanze des Evangeliums die ringsum wohnenden Neger an ſich gezogen. Zwar iſt die Zahl der erwachſenen Zuhörer, die fid) beſtändig an den Gottesdienſten betheiligen, keine beſonders große, — es find nur zehn communicirende Glieder — aber um ſo erfreulicher iſt der Zuwachs der Wochen- und Sonntagsſchule. Während nämlich die Namenliſte der Wochenſchule nur 50 und die der Sonntagsſchule etwa GO im September betrug, fo hat die erſtere jeht die ſtattliche Zahl von 92 erreicht und lettere iſt über 100 geſtiegen. Freilich ijt der Beſuch der Schulen nie ſo groß, als Namen auf der Liſte ſtehen, twas zum großen Theil auf die Gleichgültigkeit der Eltern zurückzuführen ijt; aber welchen großen, geiſtlichen Segen müſſen .ſchon dieſe zehn Erivachſene auf ihre armen Brüder ausüben, mit denen ſie in Berührung kommen! Und nehmen wir noch die große Zahl der Schulkinder hinzu, die theils beſtändig, theils zeitweilig unter dem Einfluß des Wortes Gottes fid) befinden, fo ijt der Segen, der hieraus fließen muß, ganz unberechenbar. Darum können vir auch in dieſem Bericht mit Lob und Dank der Wohlthaten Gottes gedenken. Yt auch das Werk nicht fo raſh von Statten gegangen, wie wir wohl nad unſerer Vernunft wünſchen möchten, ſo hat es doch keineswegs ſtill geſtanden, noch viel weniger ift es riidivarts gegangen. Wie reichlich wären wir geſegnet, wenn durch alle unſere Miſſion aud) nur Eine Seele gewonnen würde! Himmel und Erde wären nichts gegen dieſen Lohn, denn Himmel und Erde werden vergehen, aber eine gerettete Seele iſt ewig ſelig im Anſchauen Gottes. Aber auch durch die Negermiſſion wird niht nur Eine, ſondern werden viele Seelen JEſu Chriſto, dem Erzhirten der Seelen, zugeführt. Gr gebe um ſeiner ſelbſt willen, daß immer mehr in ſeinem Lichte wandeln mögen! New Orleans, La. E. W. Kuß.

bevor ſie eine Entſcheidung treffen. Weil es denn aber nicht gut möglich war, daß beide eine Reiſe dahin unternahmen, beſchloſſen ſie, daß Adaſche> zunächſt allein dahin gehen ſollte. Bald bot ſich ihnen eine paſſende Fahrgelegenheit, mit einem Theil ihrer Sachen nah San Carlos zu kommen. Dieſe Gelegenheit benußte Adaſche>, und kam am Abend des 25. November in San Carlos an, wo er von dem öfter genannten Herrn Windmüller freundlih aufgenommen und beherbergt wurde. Den nächſten Tag machte er fich auf den Weg

und wanderte am Carlos-Fluß

hinauf.

Als er acht

Meilen gegangen war, traf er ein Jndianerdorf an. Dasſelbe beſteht aus zwölf bis fünfzehn bewohnten Hütten, und erſtre>t fid) eine Meile in die Länge. Von Hütte zu Hütte gehend, fand er alle Männer des Dorfes in einer Hütte verſammelt beim Kartenſpiel. Sie ſpielten um Geld. Auch etliche Frauen betheiligten ſih am Spiel. Eine andere Abtheilung Frauen ſpielten nebenan ein anderes Spiel. Eine derſelben hatte ein Crucifix an ihrem Halſe hängen. Da die Leute ſo vertieft waren in ihr Spiel, war es unmöglich, ſich in ein Geſpräch mit ihnen einzulaſſen. Zwei Meilen weiter fand er wieder ein Dorf. Dasſelbe zählt ahtzehn bewohnte Hütten, die in einem Kreiſe nahe beieinander liegen. Auch hier ging er von Hütte zu Hütte; aber auch hier fand er die Männer beim Kartenſpiel. Jn dieſem Dorfe zählte er dreißig bis vierzig Kinder in dem Alter von drei bis vierzehn Jahren. Das wäre der Plats zu einer Miſſionsniederlaſſung, dachte er, da ließe ſih bald cine Schule für die Kinder einrichten. Als er dann nur eine Meile weiter oben noch ‘ein kleines Dörflein, acht Hütten zählend, entde>te, wurde er in ſeiner Meinung, daß das der rechte Plas ſei, beſtärkt. Nun trat er die Rü>reiſe an, und benachrichtigte Br. Plocher von ſeinen Entde>ungen. Da begegnete ihm ein Sndianer, der ihm bekannt war und im Stand ijt, ziemlic) geläufig engliſh zu ſprehen. Dieſer freundliche Jndianer führte Br. Adaſche> zu dem Häuptling des größeren Dorfes. Derſelbe empfing Adaſche> freundlich, reihte ihm die Hand, auch die Frauen des Häuptlings, drei an der Zahl, traten herzu, und reichten die Hände zum Gruß. Als der Häuptling hörte, wer der Fremde iſt, und was ſeine Abſicht ſei, ſagte er, es ſei nöthig, daß er erſt die Einwilligung der Regierung habe, bevor er unter ihnen wohnen könne. Da theilte ihm Adaſche> durch den Dolmetſcher mit, daß fie die Aus dem erſten Bierfeljahrsheridfe der Indianer- Erlaubnis der Regierung bereits hätten. Da ſagte er, er freue ſich, wenn ſie die Kinder unterrichten wollten, und wollWMiſſiou der Allgemeinen lutheriſ<hen Synode ‘| ten ſie lehren, was recht und unrecht ſei. Darnach lud ihn des Nordweſtens. der Häuptling zum Eſſen ein, Adaſche> aber lehnte ab und nahm unter abermaligem Händeſchütteln Abſchied von dem Die beiden Miſſionare, von denen wir vor einigen Monaten berichteten, befinden fid) jebt in der Nähe des Carlos- freundlichen Jndianerhäuptling. Als Plocher von dem guten Erfolg der Reiſe hörte, Fluſſes, aht Meilen nördlich von der San Carlos-Agentur. Zuerſt \{lugen fie ihr Zelt am Gila-Fluß auf, fünfzehn machte er ſich ſofort mit den nod) übrigen Sachen auf den Meilen ſüdlich von der San Carlos-Agentur. Da fie aber Weg, um in San Carlos mit Adaſche> wieder zuſammen‘hörten, daß acht bis neun Meilen nördlich von der Agentur zutreffen. Von San Carlos bot fid) ihnen bald cine günein geeigneter Play zur Gründung einer Station fei, be- ftige Gelegenheit, mit ihren Habſeligkeiten nah dem neue entde>ten Plage zu wandern, und fie fdlugen dort unter \hloſſen fie, aud) dieſe Gegend in Augenſchein zu nehmen,

mis. Ba


Missions-Taube.

den Jndianern ihr Zelt auf. Die Yndianer wiſſen alle, was der Miſſionare Abſicht iſt; fie kommen und machen kurze Beſuche bei ihnen; manche bringen ihnen viel Vertrauen entgegen. Durch alle dieſe Erfahrungen werden unſere Brüder in dem Glauben, unter Gottes gnädiger Leitung den rechten Ort zu einer Niederlaſſung gefunden zu haben, beſtärkt. Sie haben keinen andern Ort gefunden, an iwvelchem fo viele Sndianer fo nahe beiſammen wohnen, und da ſich eine fo fdjine Anzahl Kinder befände, wie gerade da. Dazu find fie nicht zu weit von Gan Carlos entfernt, fo daß ſie die dort an den Schulkindern angefangene Arbeit wieder aufnehmen und fortſeßen können. Br. Plocher iſt ſeitdem jeden Sonntag früh hingegangen, und hat in der Sonntags{cule unterrichtet, und kehrte am Nachmittag \vieder die acht Meilen zu ſeinem Zelte zurü>, in welhem Adaſche> unterdeſſen allein gewirthſchaftet hat. Einen großen Vorzug hat dieſe Gegend nod) dadurch, daß das Waſſer des CarlosFluſſes viel beſſer und der Geſundheit viel zuträglicher iſt, als das des Gila. Dort wohnen nun die Miſſionare unter ihrem Zelte. Wenn fie eſſen wollen, müſſen fie ſich ſelbſt etwas kochen, und wenn ſie Brod haben wollen, müſſen ſie welches ba>en. Da ſie aber keinen Kochofen beſißen, müſſen ſie ihr Eſſen über einem Feuer kochen und ihr Brod in einem Topf baden. Durch dieſe Lebensiveife werden fie ſchr gehindert an ihrer Arbeit. Sie können nur arbeiten, wenn die liebe Sonne ſcheint; ſobald die ihr Angeſicht verbirgt, iſt es fo kalt, daß ſie nichts thun können. Da ſie keinen Ofen beſihen, der ihnen Wärme verſchafft, müſſen fie ſofort nah Sonnenuntergang das Bett aufſuchen, um fid) in demſelben die nöthige Wärme zu verſchaffen. Es iſt klar, daß es in dieſer Weiſe nicht lange weiter gehen kann; fie müſſen ein Schullocal und ein Wohnhaus bekommen. Der treue Heiland hat den Brüdern bis jest offene Thüren gezeigt und hat fie überall freundliche Aufnahme finden laſſen. “Das ſoll eine Urſache herzlichen Dankes und fröhlicher Hoffnung ſein, daß Gott da und dort die Séele eines Jndianers retten wird. (Nach dem Gemeindeblatt.)

Miſſionskirhe in Honolulu auf den Sandwidinfeln. (Zum Bilde.)

Die Sandwichinſeln oder Hawaiinſeln, von denen wir jebt faſt täglich in den Zeitungen leſen, liegen 700 Meilen von Californien und ftehen in regem Geſchäftsverkehr mit den Vereinigten Staaten. Sie wurden 1779 von dem befannten Weltumſegler J. Cook entde>t, der daſelbſt auch feinen Tod fand. Sie bekamen den Namen Sandwichinſeln von Cook zu Ehren des damaligen engliſchen Admiral Lord Sandwich. Die Ynfelgruppe umfaßt 9 Juſeln, die größte “heißt Hawai, die zweitgrößte Oahu, mit der Hauptſtadt Hono-

lulu, ‘die Reſidenzſtadt des Königs; jebt der vorläufig nod

entthronten Königin Liliuokalani. Sie iſt die wichtigſte Handels\ſtadt der Jnſel, mit ausgezeihnetem Hafen. Die Einwohner nennen fic) Kanaken und waren wie alle Jnſelbewohner Kannibalen mit greulichem Gößendienſt und Men\chenopfern. So erzählte Miſſionar Ellis von einem ſolchen Opjerplas, der von großen Lavablö>ken umringt und vier Gößen umſchloſſen hielt. Neben ihnen lag ein Haufen menſchlicher Gebeine, die hier geopfert worden waren. Denn die Götter verlangten angeblich durch den Mund der Prieſter oft ſolche Opfer. Als 1804 in König Kamehamehas Heer das gelbe Fieber ausbrach, verordneten die Prieſter ein Opfer von drei Menſchen, 400 Schiveinen, 400 Kokusnüſſen und 400 Piſangzweigen. Drei Männer, welche das nach ihrer Meinung ſchre>liche Verbrechen begangen hatten, mit der alten Königin Kokusnüſſe zu eſſen, wurden ſofort feſtgenommen und auf den Opferplag geführt. Da es aber noh drei Tage zu früh zum Opfer- war, ſo wurden ihnen einſtweilen die Augen ausgeſtohen und Arme und Beine zerbrochen, nad) drei Tagen aber wurde der eine unter die Beine des Gößen, die andern mit den Schweinen und Früchten zuſammen auf den Altar gelegt, und mit Keulen fo lange auf ihre Schultern geſchlagen, bis ſie todt waren.

errati:

Die

Kaum hat die Heidenmiſſion der neueren Zeit herrlichere

und ſegensreichere Erfolge aufzuweiſen, als unter der Einwohnerſchaft dieſer Juſelgruppe. Dieſelbe iſt nun aus einer heidniſchen eine chriſtliche Bevölkerung geworden und hat eine Regierung mit einem König, ähnlich der engliſchen. Es ift ſehr zu bedauern, daß die Einmiſchung der Americaner in die Angelegenheiten dieſes Königreichs lezten Sommer und die Entthronung der Königin Liliuokalani, welche in England erzogen wurde, den Frieden des Landes geſtört und unſerer Regierung nicht geringe Ungelegenheiten bereitet. Die Miſſion war von der großen americaniſchen Miſſionsgeſellſchaft, American Board, 1819 begonnen. 1838 war ſchon die ganze heilige Schrift in die Sprache der Eingebornen iiberfest und 1825 ſchon eine Miſſionsgeſellſchaft aus eingebornen Chriſten gegründet, durch die das Evangelium auf andere Südſeeinſeln gebracht wurde. Honolulu ift die Hauptſtadt des Königreichs der Kanaken, mit 25,000 Einwohnern. Die Miſſionskirche koſtete $30,000 und hat Plat für 2500 Perſonen. Die Gemeindegliederzahl beträgt 2330. Zu dieſer Kirche gehört auch die königliche Familie, welche die Gottesdienſte fleißig beſucht. D. H.

Aus der geſegnefen Wirkſamkeit des Iudenmiſſionars Chriſt. W. H. Pauli. (Verfolgungen der Proſelyten.)

Ein achtzehnjähriges jüdiſches Mädchen, Sarah Meyerſche, beſuchte eine chriſtliche Freundin. Dieſe las ihr einen Brief vor, welcher die Mittheilung über den Tod einer Bekannten

enthielt, in dem die Worte „ewige Seligkeit“ und „ewige Verdammnis“ vorkamen. Dieſe Worte verſehten die Jüdin “N

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Die

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Missions~-Turke.

in Unruhe, und fie theilte dies aud) ihrer Freundin mit. Lettere rieth ihr, im Gebete zu JEſu Ruhe für ihre Seele zu ſuchen. Jhr Vater verbot ihr darauf den weiteren Umgang mit der Chriſtin; doch beſuchte ſie dieſelbe wieder und erhielt von ihr ein Neues Teſtament. Der Vater entde>te das Buch bei der Tochter und wurde nun ſehr hart gegen ſie. Als ſie troßdem die Freundin und ſogar chriſtliche Verſammlungen beſuchte, entzog er ihr zeitweiſe die Nahrung. Sie bekannte jedod) dem Vater in aller Ehrfurcht, aber mit großer Beſtimmtheit, daß ſie nicht mehr von JEſu laſſen könne. Ein Vetter, welcher denſelben Ort bewohnte und auch zu chriſtlichen Fragen gekommen war, beredete ſie dann, mit ihm nach Amſterdam zu gehen, und dorthin kamen ſie dann auch im

konnte; ihr Vater lachte nur dabei. Als man ihr Neues Teſtament zerriß, ſagte ſie: „Jhr könnt das Buch und mid ſelbſt in Stücke reißen, aber den JEſus nicht aus meinem Herzen, von dem dieſes Buch redet.“ Den Tag darauf forderte der Vater die Kleider ſeiner Tochter von der chriſt-

lichen Familie, bei der ſie gewohnt hatte; dieſe wollte die Sachen aber nur herausgeben, wenn die Tochter mit dem Vater käme. Das geſchah denn auch, und ſo erfuhr man alles Vorgefallene. Jhre kniefällig ausgeſprochene Bitte, ſie bei dieſen Chriſten zu laſſen, beantivortete der Vater nur mit Schmähreden. Sie wurde zu der jüdiſchen Familie zurücgebracht und mußte dort als Magd dienen; von des Morgens 5 bis des Abends 12 Uhr dauerte die Arbeitszeit. oy

Januar 1848. Jm Hauſe eines verwandten Proſelyten fanden ſie Aufnahme. Pauli benachrichtigte, um nicht in Unannehmlichkeiten verwi>elt zu werden, die Eltern brieflid) über den Verbleib ihrer Kinder. Jnzwiſchen wurden die beiden jungen Leute getrennt und in zwei chriſtlichen Familien untergebracht. Die Woche darauf erſchien der Vater Sarahs mit nod) drei Juden bei Pauli und erklärte ihm, ſeine Tochter müſſe, da fie nod) niht 23 Jahre und alſo noh niht mündig fei, zu ihrem Vater zurü>. Troß alles Sträubens mußte auch das Mädchen folgen und wurde nun im Judenviertel bei einer ſtreng jüdiſchen Familie untergebracht. Hier hatte fie viele Shmähungen und Schläge zu erdulden. Laut rief ſie den Namen JEſu an, erflehte von ihm ihre Befreiung “und bekannte, daß er der Sohn des lebendigen Gottes ſei. Dafür {lug man fie fo lange, bis fie kein Glied rühren

SENATE

Jeden Montag und Donnerstag ſollte fie nad Beſtimmung der Rabbiner zur Strafe ohne Nahrung bleiben; fie fand aber doch Mittel, ihren Hunger zu ſtillen. Hernach gelang es ihr auch, Beſuche bei Chriſten zu machen, und bei ihnen ſtärkte fie fid) in ihrem Glauben. Sechs Monate war fie bei der jüdiſchen Familie wie cine Gefangene. Zuleßt ſuchte man fie durch gute Behandlung zu geivinnen, aber vergeblich. ‘Jn den lebten vier Wochen ſah ſie Pauli öfters. Während der Nacht las ſie das Neue Teſtament und betete beſonders, daß die Leiden fie niht weih machen möchten. Es gelang ihr auch, den Abendgottesdienſt zu beſuchen; ſie ivohnte ihm in einer E>e bei; denn ſie mußte fürchten, von den Juden erfannt zu werden. Schließlich weigerte fie ſich, am Sonntage zu arbeiten, und bat, man möge ihr geſtatten, alle Arbeit vorher anzufertigen. Da ſchrie ihr die Jüdin zu: „Morgen ſollen Sie aus meinem Hauſe.“ Dankend erklärte thr darauf


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Sarah, daß fie morgen gehen werde. Sie ging aud), und halten. Man ſuchte Vries dann wieder auf und beſtürmte ihre Herrin fragte fic nicht, wohin. Jn einer gläubigen chriſt- ihn mit Einwendungen gegen das Chriſtenthum. Als der lichen Familie fand fie Aufnahme, erhielt Unterricht bei Pauli Hauptredner, ein junger Mann, läſterte, antwortete ihm und wurde am dritten Sonntage nach Trinitatis 1848 ge- Vries: „Es wird nicht lange dauern, dann werden Sie zu tauft. Jm Jahre 1858 ſchreibt Pauli von ihr, daß ſie bis den Füßen JEſu liegen.“ Zwei Tage lang disputirte dieſer zum heutigen Tage JEſum durch ihren Glauben ehre. Ein junge Mann und erklärte fich \{ließli< für überwunden, fo daß er vor den Juden ausrief: „JEſus ift der Meſſias, Bruder von ihr trat ſpäter auh in Paulis Unterricht. Nicht minder ergreifend ift die Geſchichte einer andern JEſus ift der Meſſias; ich bin verloren, ich bin verloren !“ geiſtlichen Tochter Paulis, der Sarah Abrahams. Dieſe und mit dieſen Worten das Haus verließ. De Vries wurde hatte eine gute Erziehung genoſſen ; ſie ſprach fließend hol- bald darauf mit ſeiner ganzen Familie getauft. Beſonders ſ{limm geſtaltete ſich oft die Lage der Taufländiſch, deutſch und engliſh. Zwanzig Jahre alt, verlor Bis zu ſie ihre Mutter. Sie ſtand dann in der Welt und in ihren candidaten, wenn ſie nod) niht mündig waren. Verſuchungen allein. Einſt fiel ihr ein Tractat der Miſſion 23 Jahren ſtanden fie nach dem Gefes unter der Geivalt der in die Hände. Durch dieſen wurde ſie aufgewe>t. Aber Eltern, und dieſe mißbrauchten die ihnen gegebene Macht — niemand zeigte ihr den Weg, der fie aus der Gefangenſchaft gegen die Kinder auf's äußerſte. Ein weiteres Beiſpiel — und Nacht herausführen konnte. Jahre brachte ſie ſo zu und hierzu ift ein junger Jude von 19 Jahren, der 1853 die | war der Verzweiflung nahe. Sie wurde krank und kam in Taufe erhielt. Als man erfahren hatte, daß er bei Pauli i das Hospital ihrer Stadt. Als Pauli dies einmal beſuchte, Unterricht erhalte, wurde ev auf der Straße überfallen und | lernte er ſie. kennen und wies ſie auf die Gnade JEſu hin. ſollte in das Judenviertel geſchleppt verden, wo er das Schlimmſte zu gewärtigen hatte. Die Polizei entriß ihn Jhr Herz öffnete fic) aud) bald dem Troſt des Evangeliums, Doch mußte er dann Davon hörten nun aber die Juden und alsbald waren die aber den Händen der Wüthenden. Rabbiner auf dem Plan, um ſie dem Heiland ihrer Seele dem Vater ausgeliefert werden. Dieſer ſtieß ihn fo lange zu entreißen. Ein Nabbiner verſprach ihr einen Mann und mit dem Kopf an die Wand, bis er ohnmächtig zuſammendie nöthige Ausſteuer. Sie antwortete ihm: „JEſus iſt brach. Schließlich rief der Vater aus: „Reißt die Qri’ ah!“ mein Bräutigam. Er hat mir geſagt: Jch will mid) mit (man reißt einen Riß im Kleide zum Zeichen der Trauer, dir verloben in Ewigkeit.“ Andere bedrohten fie mit allen wenn man jemand durch den Tod verloren hat, vgl. 1 Moſ. Teufeln. Die würden ihre Seele in Stücke reißen und die 37, 29. 2 Sam. 1, 11.). Dann fiel ev wieder über den Stücke um ein Mühlrad winden; fo werde ſie ewig gequält Sohn her, der unter den furhtbaren Schlägen des Vaters werden. Sie verlangte Beweiſe aus der Schrift, daß der und der andern Juden ausrief: „HErr, laß mein Blut nicht _ Meſſias noch nicht gekommen und JEſus nicht der Meſſias über ſie kommen!“ Tag für Tag kamen dann die Rabbiner, ſei. Da ließ man von ihr ab. Wieder geneſen, kam fie nad) den Sohn umzuſtimmen. Die Mutter wollte ſich ertränken, Amſterdam. Hier mußte ſie Dienſtmagd werden, hatte harte weil er erklärte, vom Chriſtenglauben nicht laſſen zu können. Arbeit zu verrichten und empfing nur wenig Lohn. Am Bett Pauli erfuhr das alles durch Zettel, welche der arme Dulder ſollte ſie kein Licht brennen ; Pauli aber erlangte die Auf- mit Bleiſtift ſchrieb. Schließlich entfloh der Jüngling und hebung dieſes Verbots von ihrer Herrin. Troy überlanger kam zu Pauli. Dieſer brachte ihn zu einem Freunde an Arbeitszeit las fie nod) oft in der Macht. Auf die Frage einem andern Ende der Stadt. Die Juden kamen ſchaarennach ihrem Seelenzuſtand antwortete ſie Pauli einmal: „Jch weiſe zum Hauſe Paulis, und dieſer ließ ſie es ruhig durchſtehe an der Thüre der Gnade und warte auf eine Gabe; ich ſuchen. Auch Poliziſten ſuchten überall in ſeinem Hauſe und will anklopfen, bis der HErr aufthut.” Nie verſäumte fie in der Kapelle nah dem jungen Mann, aber natürlich verden Gottesdienſt. Später wurde ſie krank und erlitt große geblich. Nun ſtellten die Juden Wachen auf, um jeden Schmerzen. Pauli beſuchte ſie im Hospital und wollte ſie Wagen und jedes Schiff zu durchſuchen; aud) das führte dort am Sonntage taufen, aber ſie ftarb pldglid) in der nicht zum Ziel. Endlich gelang es Pauli, unter Beobachtung | Woche an Herzkrämpfen. Als fie fic) von einem Krampf- der größten Vorſichtsmaßregeln den Verfolgten auf ein Schiff anfall ein wenig erholte, bat ſie die Wärterin um etivas zu ſchaffen. Auch dieſes betraten die Juden, gingen aber Waſſer; fie dankte ihr für den dargereichten Trunk und ſagte - nicht in die Kabine, in welcher ſich der Verfolgte befand, — dann: „Chriſtus wird mir kühleres Waſſer als dieſes geben.“ der HErr ließ es nicht zu. Glücklich gelangte der Jüngling | Unmittelbar darauf entſchlief fie (im Jahre 1853). in eine kleine Stadt. Pauli reiſte mit einem andern Schiffe Ernſte Kämpfe hatte auch ein gelehrter Jude, de Vries, dorthin. Den daſigen Prediger kannte er. Dieſem theilte gu beſtehen, als ex nach dreijährigem Forſchen 1848 bei er den Vorfall mit und bat ihn um die Erlaubnis, den jungen Pauli in den Unterricht trat. Er zog mit ſeiner Frau und Menſchen in ſeiner Kirche zu taufen. Die Sache wurde mög‘drei Kindern des Morgens zwiſchen 3 und 4 Uhr aus dem lichſt geheim gehalten, dennoch waren einige Chriſten und Jue Judenviertel, um in <riſtlihe Umgebung zu kommen. Aber den bei der Taufe zugegen, in welcher der Jüngling den Na- | ſelbſt in dieſer frühen Stunde traten ihm die Juden in den men Stephan erhielt. Um ſeiner Sicherheit willen aber ivurde — Weg, doch konnten fie die Abziehenden nicht mehr zurü>- er nach der Taufe zu einem Prediger auf das Land gegeben. *


Die

Missions -Turbe.

Ein Wunder war es freilich niht, wenn manche Katechumenen weich ivurden oder ſich durch die Erfahrung zurück-

fdjrecten ließen, daß der Uebertritt zum Chriſtenthum oft eine völlige Vernichtung aller Erdenruhe nach ſich zog. Wollte es doch Pauli ſelbſt zuweilen bange werden, wenn ſeine Proſelyten und Taufcandidaten immer wieder den größten Gefahren ausgeſeßt ivurden, und wenn ſich, wenigſtens in ſeinen erſten Jahren, hierin gar nichts gegen früher zum Beſſeren wenden zu wollen ſchien. Pauli ſelbſt erzählt einen Fall aus jener Vergangenheit. Er lernte in Amſterdam einen gelehrten Juden kennen, deſſen Großvater 100 Jahre zuvor durch das Zeugnis des zur Brüdergemeinde gehörenden Miſſionars S. Lieberkühn zum Fragen nah Chriſto gekommen war, und der dafür von den Juden

ermordet wurde.

Jn

dem Enkel ſah Pauli die Seelenkämpfe fic) wiederholen, in die früher der Großvater geführt worden war; aber das Schickſal, welches ſein Vorfahre erlitten hatte, ließ den Enkel vor dem entſcheidenden Schritte zurü>kbeben. Einem Proſelyten wurde von einem Juden auf der Straße die Hand durchſtochen. Ueberhaupt hatten die Bekehrten, wenn fie fic) öffentlich bli>en ließen, in der erſten Zeit Paulis auf eine große Erregung der Juden zu rehnen. Am Weihnachtsabend 1850 war Pauli beim Gange nach der Miſſionskapelle in Folge eines dichten Nebels vom Wege abgekommen und in einen Kanal gefallen, aus dem er fic nur mit Mühe retten konnte. Auf ſeinen Ruf war man ihm zu Hülfe geeilt: und hatte ihn ſ{hnell mit trodenen Kleidern verſehen, fo daß er noch zur reten Zeit das Gotteshaus erreihte. Doch ſolche Fährlichkeiten achtete er nicht. Viel Schmerzlicheres mußte er aber im Februar des folgenden Jahres erleben. Ein treues Glied ſeiner Gemeinde war geſtorben, Herr Rißling (kein Proſelyt), welcher als der ‘Vater der Miffionsgemeinde angeſehen wurde. Alle Gemeindemitglieder, die es ermöglichen konnten, beſchloſſen, fid) an dem Leichenbegängniſſe zu betheiligen. Da der Weg durch das Judenviertel führte, rieth Pauli den Proſelyten, fern zu bleiben; dieſe wollten fic) aber nicht abhalten laſſen, dem treuen Bruder die Leste Ehre zu geben. Pauli fuhr nun in einem Wagen voran. Als er am Kirchhof ausſtieg, umgaben ihn große Schaaren von Juden, die fid) aber ruhig verhielten. Es war die Anordnung getroffen, daß niemand, außer dem eigentlichen Leichengefolge, den Kirchhof betreten dürfe. Auf die Anweiſung Paulis wurden jedoch die achtbarſten Juden eingelaſſen. Die Polizei war ſtark vertreten und der Polizei - Offizier, ein Jude, erklärte, daß er alles thun werde, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Als nun aber der Sarg mit ſeiner Begleitung ankam, erhob fic) aus der Menge der anweſenden Juden heraus ein furchtbares Geſchrei. Doch gelang es, den Sarg in den Kirchhof einzuführen, und unmittelbar darauf wurden deſſen Thüren geſchloſſen. Nun wurde die Begräbnisfeier unter tiefer Stille “ſowohl der im Kirchhofe weilenden als auch der außerhalb _geſchaarten Juden. abgehalten. Pauli predigte mit lauter Stimme das Evangelium von dem gekreuzigten und auf-

23

erſtandenen Heilande JEſus Chriſtus, der allein dem Tode die Macht genommen hat, und alle, drinnen wie draußen, hörten dieſes klare, deutliche Zeugnis. — Nach Beendigung des Begräbniſſes wurde vorgeſchlagen, daß die anweſenden Chriſten die Proſelyten in ihre Mitte nähmen und ſie nad) Hauſe begleiteten. Pauli, Bloch und ein anderer Miſſionsarbeiter blieben nod) zurü>. Da trat eine Dame an Pauli heran und bat ihn, mit ſeinen beiden Gefährten in ihr Haus, welches dem Kirchhofe gerade gegenüber lag, einzutreten. Von dort aus ſah man, was draußen vorging. Die Proſelyten wurden von einer tobenden Menge umringt, die bald nach Tauſenden zählte. Langſam ſich vorwärts bewegend, kamen fie an eine ſchmale Brücke, und hier eilte ihnen eine größere Anzahl von Poliziſten zu Hülfe. Die Juden griffen dieſe voller Wuth an; die Poliziſten vertheidigten ſich zuerſt mit ihren Stö>en, dann, als deren einige zerbrachen, mit ihren Säbeln, und ſ{hlugen mit ihren flachen Klingen auf die Juden ein. Da warfen lehtere nad) den Poliziſten mit Steinen, trafen aber zumeiſt nur ihre eigenen dicht gedrängt zuſammen ſtehenden Glaubensgenoſſen. Den Proſelyten gelang es während dieſes Kampfes, in die nahe gelegene Polizeiſtation zu flüchten ; keiner von ihnen war erheblich verwundet worden. Draußen aber tobte der Aufruhr weiter. Ein Poliziſt kam bald darauf zu Pauli und ſagte ihm, er ſolle ſich bereit halten, denn er werde ihn und ſeine beiden Genoſſen abholen, um ſie ſicher in ihre Häuſer zu bringen. Aber die Miſſionare warteten vergeblich auf ſeine Rückkehr. Dagegen ſahen fie endlih, wie die Proſelyten, von einer ſtarken Polizeimacht umgeben, durch die Maſſe der Juden hindurch geleitet wurden. Jebt hielt Pauli den Augenbli> für gekommen, das Haus der Dame zu verlaſſen. Bloch begleitete ihn; der dritte hielt dies für ein zu gewagtes Unternehmen und blieb zurü>. Die erſte Straße, durch welche die beiden kamen, war von dem eigentlichen Pöbel der Juden verlaſſen. Jn der zweiten erbli>ten fie einige jüdiſche Fanatifer, welche laut ſchrieen: „Da iſt er, da iſt er!“ Aber die Maſſe der Juden war zu weit entfernt, und ſo kamen die beiden, obwohl überall von den Juden angeſtarrt, in den von den Chriſten bewohnten Theil der Stadt hinein, wo ſie erfuhren, daß die Proſelyten gleichfalls in Sicherheit waren. Bald nachdem Pauli und Bloch das Haus der Dame verlaſſen hatten, kam der Poliziſt und war erſtaunt, daß die beiden es gewagt hatten, ohne ſeinen Schuß ſich auf die Straße zu begeben. Während ſeiner Miſſionszeit in Holland hat Pauli über 120 Juden getauft. Für die Proſelyten trug er treue Sorge. Die Hülfsgeſellſchaft, welche er zu ihrer Unterſtühung in's Leben gerufen hatte, bot ihm nicht bloß die Mittel, in Zeiten der Noth zu helfen, ſondern auch denjenigen, deren Exiſtenz durch den Uebertritt bedroht war, zu einem neuen Lebensberuf zu helfen. Freilich lagen hier oft äußerſt ſhwierige Verhältniſſe vor. Ein ſehr großer Theil der Katechumenen hatte den Hauſirhandel getrieben und-fonnte nun nicht in ihm bleiben. Oft war Pauli, weil er keine Möglichkeit ſah,


24

Die

Missions -Tauke.

einen Taufbetverber in bürgerlich geordnete Verhältniſſe einzuführen, genöthigt, ihm zu rathen, daß er anderwärts ſein Biel zu erreichen fudjen möge. Neben den Handelsleuten gehörten zu ſeinen Proſelyten Handwerker, einige Kaufleute und Buchhändler. Vornehmere Perſonen vollzogen ihren Uebertritt zur Kirche gewöhnlich nicht durch die Vermittelung der Miſſion, ſondern durch das Pfarramt. (Nathanael.)

Wiffiousnadridten. Afffricaniſher Sclavenhandel. Nah neueren Nachrichten von Kongo haben die Truppen des Freiſtaates einen wichtigen Sieg über die arabiſchen Sclavenhändler davongetragen. Jn dem erſten wurde Sefu, der Sohn des berühmten Araberhäuptling Tipu Tip, in die Flucht geſchlagen ; im zweiten wurde der Häuptling Moharra, der Mörder Holliſters, erſchlagen, und durch den dritten Sieg wurde die Stadt Nyangwe, die bis jest den Mittelpunkt des ganzen Sclavenhandels bildete, eingenommen. Von hier gingen alle die Horden aus, die im Gebiet des Kongo-Freiſtaates den Menſchenraub betrieben. Nun haben die Araber keinen Mittelpunkt mehr für ihre Unternehmungen in dieſem Theil Africas. Nyangwe, am oberen Kongo, iſt eine Stadt von eiiva 12,000 Einwohnern und war ſo ſtark befeſtigt, daß jie für uneinnehmbar galt. Jhre Einnahme hat deshalb einen großen Cindrud auf die Eingebornen gemacht, und ſie ſtrömen jeßt von allen Seiten herbei, um die Truppen des Frei“ ftaat3 gegen den: gemeinſamen Feind zu unterftiigen. Jun Folge des leßten Sieges ift es vielleicht dem Befehlshaber Dhanis möglich, dem belgiſchen Kapitän Jaques am Tanganika-See die Hand zu reichen und deſſen Unternehmungen am weſtlichen Seeufer zu unterſtüßen. Sollte dies gelingen, fo iſt zu hoffen, daß die Sclavenjagden im ganzen Gebiet des Kongo-Fluſſes binnen kurzem ein Ende finden werden.

Katholiken und die Bibel. Aus Uganda, Africa, wo bekanntlich durd) das Eindringen katholiſcher Miſſionare fo bedauernswerthe Kämpfe veranlaßt worden waren, ſchreibt ein katholiſcher Biſchof: „Nach längerem Zaudern habe ih gefunden, daß wir dod) daran denken müſſen, das Neue Teſtament, das die Proteſtanten im Lande allenthalben verbreiten, dru>en zu laſſen. Der Hauptgrund dafür iſt, daß wir unſere Leute am Leſen desſelben niht hindern finnen, denn jedermann, außer den Frauen und älteren Leuten, wünſcht vor der Taufe leſen zu lernen.“ So ſind alſo dieſe katholiſhen Ugandaleute in Africa glülicher daran, als ſo viele Katholiken in andern Ländern, die durch prieſterlichen Einfluß dahin gebracht ſind, daß fie das BibelLeſen und -Forſchen der Laien fiir etivas Unrechtes und Schädliches halten. AL!

Eine ruſſiſche Fürſtin hat fid) bei ihrem Aufenthalt in Baſel der Heilsarmee angeſchloſſen und iſt entſchloſſen, in

Vücher-Anzeige. Dr. C. F. Walther, Kirche und

Amt. Zwickau, Sachſen. 1894.

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tiften. Kann cin Chriſt Glied des Nordamericaniſhen Turnerbundes cin? Concordia Publishing House, St. Louis, Mo. reis 5 Cents. Wer noch zweifeln ſollte, ob mit Ja oder Nein zu antworten ſei,

der

leſe dieſen Tractat

und

er wird

erkennen,

was

für

ein bitter-

böſer Feind Gottes, ſeines Worts und ſeiner Kirche dieſer Bund iſt.

Rey. W. Dallmann.

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Durch Paſt. C. Aug. Lederer,

Saline, Mich., von N. N. 1.00 und von N. N., P., 10.00. Dur Paſt, Th. H. Jüngel von Frau J. Verg, Aſpen, Colo., 1.00. Durch Paſt. O. Hauſer von J. YP. Schleſinger, Baltimore, Md., 2.00.

Durch Lehrer W. Falch, Waldenburg, Mich., von Carl Kläfke, 1.00,

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lein E. Ludwig 2.00. ur Paſt. E. Möbus, Neujahrscollecte der Gemeinde in Velle Plaine, Minn., 6.10 und der Gemeinde in Blakeley 1.50. Durch Kaſſirer C. A. Kampe, Fort Wayne, Jnd., 148.25.

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St. Louis, 21. Febr. 1894, Für

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Die Partic-Preife gelten nur dann, wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe verſandt werden können.

Briefe, welche Beſtellungen, Abbeſtellungen, Gelder 2c. enthalten, ſende man

Begleitung mehrerer Freunde nad) der Heimath zurü>zu-

unter der Adreſſe: Concordin Publishing House, St. Louis, Mo.

kehren, um dort die Heil8armee einzuführen; vorausſichtlich wird ſie aber dadurch ſich den Weg nach Sibirien öffnen.

miſſion an den Kaſſirer Dir. A. C. Burgdorf, 1033 S. 8th Str., St. Louis,

Alle die Redaction betreffenden Einſendungen find zu adreſſiren an Rey. 0. Hanser, 1811 S. Sth Str., St. Louis, Mo. ; alle Geldbeträge für die Neger-

Mo.

Entered at the Post Ofiice at St. Louis, Mo., as second-class matter.

|


TANCES

Li

Nachrichten aus dem Wiffiousgebie

Heimath und des Arnslandes.

Herausgegeben für die Evang. - Lutherife Synodalconferens bon Nordamerika von der Commiſſion für die Negermiffion; redigirt von den Paſtoren C. J. O. Hanſer und © F. W. Sapper.

16. Jahrgang.

April

Zum

Oſterfeſt.

Nummer

4.

HErrn und Heilandes anſtimmen. Statt ‘der bisherigen traurigen Paſſionslieder fingen fie nun fröhlichen Oſterſang:

»Enfſehßet cud uicht; ihr ſuchet ZEſum von Nazareth, den Gekreuzigfen;z er iſt auſerſlanden und iſt uicht hie. Sieße

da die Slatle, da ſie ihn hinſegfen.“

1894.

Warc, 16, 6.

Chriſt iſt erſtanden von der Marter allen,

Deß ſolln wir alle froh ſein, Chriſt will unſer Troſt ſein. Halleluja!

BEN

O, lieber Leſer, ſtimmſt du denn mit ein-in dieſen ſeligen Das ijt die fröhliche und ſelige Oſterbotſchaft, welche in Oſterruf und -ſang? Siche doch, was dir des Gekreuzigten dieſen feſtlichen Oftertagen von Mund zu Mund der gläubigen Chriſten gehört wird. Noch vor wenigen Tagen hing } Auferſtehung gebracht hat. Es iſt ſein herrlicher Sieg über alle deine Feinde, Teufel, Welt, Tod und Hölle, aus deren der Trauerflor in den chriſtlichen Kirchen. Die Gläubigen Gewalt du nun erlöſt biſt. Sie haben alle ihre Macht an hielten mit gebeugten Herzen die allertraurigſte Todesklage, ihm verſucht und alles Recht an ihn gehabt am Charfreitag die je erklungen ijt: um deiner, meiner und aller Menſchen Sünde willen, die er O Traurigkeit, o Herzeleid! aus unbegreiflicher Liebe von uns auf fic) genommen hatte. Aft das nicht zu beklagen? Ja, auch ſelbſt Gott der Vater, als der höchſte Richter, hatte Gott de3 Vaters einig Kind Wird in's Grab getragen. ſich wider ihn aufgemacht um unſerer Sünde willen, weil er unſer Stellvertreter geworden war, und hat ihn nicht verO große Noth! Gott ſelbſt iſt todt, Am Kreuz ift er geſtorben! ſchont. Darum war der Charfreitag unſer großer Bußtag. Nun aber iſt der Trauerflor verſhwunden. Die ergrei- Alle Schmach, Mißhandlung und Leiden, die er erduldet, war fenden Paſſionslieder ſind verſtummt. Die niedergeſchla- die Strafe unſerer Sünden. Alle Seelenpein, ſein blutiger genen und gedemüthigten Chriſtenherzen fdlagen wieder in Todes\chweiß in Gethſemane, die Höllenqual der Gottverlaſſenheit am Kreuz war die zornige Strafe des gerechten ſeliger Wonne. Die hellſtrahlende Oſter- und Gnadenſonne Gottes über unſere Sünde. Darum ward er übergeben in hat die lesten Schatten des furhtbaren Charfreitagsdunkels verſcheuht. Paradieſiſche Freude, himmliſcher Friede iſt die Verdammnis des Todes am Kreuze und endlich in's Grab. — Wie, verſtehſt du nun, was das für eine Botſchaft wieder in die Herzen der Gläubigen eingezogen. Denn was iſt: „Der Gekreuzigte iſt auferſtanden“? Das iſt geſchehen? Was hören wir? Das Grab iſt leer. Der Gekreuzigte iſt auferſtanden! D, man ſingt nun heißt, die Feinde haben ihn nicht halten können. Er hat ſie wieder mit Freuden in den Hütten der Gerechten: „Die beſiegt. Er hat fie alle unter ſeinen mächtigen Fuß gelegt. Ex hat ihr Victoriageſchrei in Wehgeheul verwandelt. „Der Rechte des HErrn behält den Sieg. Die Rechte des HErrn Gekreuzigte iſt auferſtanden“— das heißt ferner, er iſt erhöhet. Die Rechte des HErrn behält den Sieg!” Das hat die göttliche Gerechtigkeit befriedigt, der Sünder Schuld iſt das Triumphlied, das fie am Auferſtehungstag ihres


x bs ee Dh

Misstons-Taube.

Stri>k iſt entzwei Und wir ſind frei.

è Halleluja!

Amen.

__ Boodooismus in Hayti. “ Voodooismus — jene alte Form des africaniſchen Fetiſchvin: — exiſtirt nod) heute in drei Ländern des ameriiſchen Continentes, ſowie auf einigen der weſtindiſchen ; ganz beſonders auf Hayti. Das Darbringen von

EADen

i

Menſchenopfern, welches ja urſprünglich einen Haupttheil des voodooiſtiſchen Gottesdienſtes ausmachte, wird auf der Snfel Jamaica jest ganz unterlaſſen wegen des ſtrengen geſehlichen Verbotes. Dasſelbe mag auch von Hayti und San Domingo geſagt werden, obwohl es Zweifler gibt, welche feſt behaupten, daß in den entlegenen Theilen dieſer beiden | Republiken jest noch Kinder der heiligen Schlange, dem Gott der Voodoos, als Opfer dargebracht werden. Der Voodooismus auf Hayti ijt jest ſchr verſchieden von dem, twas er früher war. Er iſt ſchr verändert und | modificirt worden durch die Willkür der verſchiedenen ‘‘papabocos”’ und ‘mamabocos’’, wie die Prieſter und Prieſterinnen genannt werden. Dieſe haben nämlich ganz in ihrem eigenen Jutereſſe hie und da Sachen verändert, bis die Gleich- | förmigkeit der Religion ganz verſchwunden iſt. Jhre Verſammlungen halten die Voodoos in einer kleinen Kapelle, die zu dem Zwe> an einem entlegenen Ort, fo weit wie möglich von den Städten und Niederlaſſungen entfernt, erbaut worden ift. Hier werden fie nicht von Fremden oder andern untvillfommenen Gäſten beläſtigt, weshalb ſie ſich auch viel freier bewegen können. An cinem Ende der Kapelle, auf dem ſogenannten „Thron“, Ae eine hölzerne Kiſte, deren vordere Seite von Glas ift. Ju dieſer Kiſte befindet ſich die Schlange, der Gegenſtand der Verehrung und Anbetung. Wenn nun ein „Tanz“ oder eine Verſammlung ſtattfinden ſoll, ſo verſammeln ſich die Voodoos in der Kapelle, und zivar eine gleiche Anzahl von Männern und Weibern. Bei einer ſolchen Gelegenheit beſteht ihr Koſtüm ſehr oft aus einem langen, rothen Kattunkleid nach einem ‘‘AMother-Hubbard’’Muſter gemacht. Sobald der ‘‘papaboco’’ bereit iſt, der Schlange das Opfer darzubringen, wird dasſelbe hereingebraht. Bis vor Wwenigen Jahren, ehe die Regierung eingriff und eine Anzahl der Mörder hinrichtete, war ein kleines Kind ſehr oft das Opfer; ſeitdem aber wird eine Ziege dazu gebraucht. Das Opfer muß männlichen Geſchlechts, und zwar entweder ganz weiß oder ganz ſchwarz ſein. Vor dem Schlachten wird es betäubt mit dem Saft der Blatter der Guatapana-Pflanze. Wenn alles bereit ift, hält der Prieſter ein Gefäß unter des _ Thieres Kehle mit der linken Hand, während er mit der rechten dieſelbe durchſchneidet. Das Blut wird dann von den Anweſenden getrunken, welche mittlerweile ſchon ziemlich betrunken worden find von Tafia.*) Viele der Anweſenden, ganz aufgeregt durch den Anbli> des Blutes und den Ge\hmad> des Tafia, beſchmieren ihre Geſichter mit Blut. Es fommt auch vor, daß das Blut vor dem Trinken mit Schießpulver vermiſcht wird. Nachdem das Blut des Opfers getrunken iſt, ſchneidet der ‘‘papaboco’’ den Leib des Opfers auf und entfernt das Herz und die Leber für ſeinen eigenen Verbrauch; der Reſt {wird unter ſeiner Familie und den Anweſenden vertheilt.

a

zum lebten Heller bezahlt, ihre Strafe vollkommen gebiipt. Darum eilt der himmliſche Richter ſelbſt, ihn aus dem Grabe zu erwe>en und mit Preis, Ehre und göttlicher. Herrlichkeit zu ſ{müd>en und zu erhöhen. Und eben darum ſendet er ſeinen Engel auf Erden, nicht bloß den erſchre>ten Frauen, ſondern der ganzen erlöſten Sünderwelt zuzurufen: „Entſeßet eu< niht; ihr fudet JEſum von Nazareth, den Gekreuzigten; er iſt auferſtanden und iſt nicht hie.“ Damit ruft Gott ſelbſt allen Menſchen zu: Fürchtet keinen Feind mehr. JEſu Auferſtehung iſt fein Sieg und Ueberwindung aller eurer Feinde. Fürchtet keine Sünde, Schuld und Strafe mehr, denn die Auferwe>ung JEſu, eures Bürgen und Stellvertreters, ijt eure Freiſprechung von aller Sünde, Schuld und Strafe. „Kein Fle> iſt an euch zu finden, ihr ſeid gar rein und klar aller eurer Sünden.“ Wie ich ihn zu himmliſcher Ehre und Herrlichkeit erhöhe, ſo erkläre id) aud) euch mit ihm für gerecht, für heilig, für würdig der ewigen Herrlichkeit und Seligkeit des Himmels. D, fürchtet euh nicht länger, ſondern freuet eu<. Euren Tod habe ich nun verivandelt in einen Friedensengel, der eu< vom Glauben zum Schauen, vom Hoffen zum Genießen ‘ewiger Freude, ewigen Friedens führen ſoll. Sc habe das Gebet eures Seligmachers erhört und will es täglich erhören, da er ſpricht : „Vater, ich will, daß, wo ih bin, auch die bei mir ſeien, die du mir gegeben haſt, daß fie meine Herrlichkeit ſehen, diedu mir gegeben haſt.“ D, ihr Menſchen, glaubet doh und ſeid- nicht länger ungläubig. Seid nicht länger traurig, ſondern freuet euh. Wendet euch zu JEſu, fo ſeid ihr ſelig der Welt Ende! O, ihr theuren Leſer, wenn dieſer Oſterglaube in unſerm Herzen lebt und mit ihm die Oſterfreude und der Oſtertroſt und der Oſterfriede und der Oſterſieg ; wenn wir im Glanze der Oſterſonne fo recht von Herzen mit Johannes ausrufen : „Wir find \chon ſelig!“ ſagt, werden wir dann nicht auch mit neuem Liebeseifer des ſeligen Miſſionswerkes gedenken, damit die ſelige Oftergnade aud) immer heller und weiter ftrable und vertreibe die Finſternis und Schatten des Todes, in welchen noh fo viele Millionen Seelen von Negern und Heiden ſeufzen, die dod) auch fo herrlich ſchon erlöſt find? Was ſollten wir nicht mit Freuden thun, daß des überwundenen Satans Macht auch bet ihnen endlich gebrochen werde und endlich die ganze Sünderwelt im Strahlenglanze des Oſterevangeliums zu Ehren des auferſtandenen Heilandes JEſu Chriſti jauchze : :

|

E

Die

s) Rum in ſeinem erſten Zuſtand, nachdem er aus dem Zuders rohr gepreßt iſt. : : Ef Gia

26


Die

Mission=-Tauke.

Um in den heimlichen Verband der Voodoos aufgenonimen zu werden, war es früher nöthig, daß der Candidat dad dreißigſte Lebensjahr erreicht hatte, aber jest ſollen fie ſhon mit zwanzig Jahren aufgenommen werden. Vor ſeiner Aufnahme muß er eine Vorbereitungszeit von vierzig Tagen durchmachen. Da werden ihm erſt alle Kleider abgenommen und mit ſolchen Lumpen erſeht, wie es die Umſtände und Regeln erfordern. Dann wird er für einen Zeitraum von acht Tagen eingeſchloſſen in einem Naum, wo er das Licht des Tages nicht ſchen kann, und öfters gebadet in einem Bad, aus Tabou oder heiligen Pflanzen und Blättern gemacht.

Dieſe

Bäder

werden

während

der

ganzen

Vor-

bereitungszeit fortgeſeßt, und zwar immer in demſelben Waſſer, da, je größer die Gährung und je mehr das Waſſer durchdrungen twird von den Säften und Kräften der Blätter, deſto heilbringender ijt das Bad in den Augen des Prieſters. Nach dieſer „Neinigung“ kann der Candidat in den geheimen

Orden

aufgenommen

werden.

Dies

geſchieht

in

Gegenwart einer Anzahl Glieder der Secte in folgender Weiſe: Der ‘“‘papaboco’’ hält in ſeiner Hand einen mit Amuletten behangenen Stod, der vermeintlich magiſche Kraft beſißt, Der Candidat kniet zu den Füßen des Prieſters, welcher ihn dann an irgend einem Theile des Körpers in ſolcher Weiſe tättowirt, daß alle Glieder der Secte ihn erkennen können für alle Zeiten. Auf ihren Knieen fleht nun die ganze Geſellſchaft die heilige Schlange. um ihren Bei ſtand an. Hierauf befiehlt der ‘‘papaboco’’, daß die Feuerprobe gemacht werde. Der Neophyt (Neuling), ganz na>end, wird dann gezwungen, durch die Flammen eines großen, auf dem Boden angezündeten Feuers zu gehen. Nachdem er dieſes gethan, wirft er fic) hin zu den Füßen des Prieſters, der Oel auf ſeine Wunden gießt. Debt kommt der leßte Act. Auf das Feuer werden einige große Töpfe kochenden Waſſers geſehßt. - Ein jeder Topf enthält auch zugleih Speiſe. Muſik wird von einigen Paukenſchlägern geliefert. Der Candidat fängt an zu tanzen, ſpringt im Zimmer wie toll umher, wird immer aufgeregter, wirft ſich auf den Boden, ſpringt wieder auf, taucht beide Hände in die Töpfe, zieht die Speiſe heraus und reicht ſie den anweſenden Leuten. Hat er in dieſer Weiſe allen Anweſenden Speiſe dargereicht, fo wird er für ein Canzon, das heißt, ein volles Glied der Voodooſecte erklärt. F. J. Lankenau.

j Gefängnis-Reform in Japan. Schon ſeit längerer Zeit lauten die Nachrichten aus der Miſſion in Japan ſo traurig und entmuthigend, daß es allen Chriſten cine herzerquidende Freude ſein muß, mitten hinein auch wieder cinmal gute Nachricht zu leſen, daß mitten in den drohenden Sturmesivolfen dennoch das Werk des HErrn und ſeines Wortes ſeinen ſtillen und geſegneten Fortgang in manchen Gegenden -dieſes merkwürdigen Landes nimmt. .

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Eine ſolche freudige Mittheilung bringt das Januarheft des Miſſionsherolds, das monatliche Hauptblatt der großen americaniſchen Miſſionsgeſellſchaft ‘American Board of Foreign Ilission,’’” Boſton, Maſſ. Und dieſe Mitthei[ung betrifft einen Gegenſtand und Ort, da man in einem Heidenlande am wenigſten eine Beſſerung, geſchweige chriſt: lichen Einfluß erwarten ſollte, nämlich das Ge fan gniseweſen, welches ſelbſt in vielen chriſtlichen Ländern noch ſehr im Argen liegt. Jm genannten Blatte berichtet nämlid) Miſſionar W. W. Curtis folgendes, was wir aber nur im Auszug geben wollen. „Seit 14 Jahren ſendet Japan ſeine Verbrecher nach der großen Jnſel im Norden Hokkaido — auf der Landkarte Jezzo genannt —, die noch wenig beſiedelt und von dichten Urwäldern bede>t iſt. Die Regierung hofft auf dieſe Weiſe die Juſel zu coloniſiren. Sie hat vier große Gefängniſſe daſelbſt angelegt, in welchen etwa 7000 Verbrecher ſich befinden. Keiner wird dahin geſandt, der unter 12 Jahren Strafzeit hat, viele ſind lebenslänglih verurtheilt. Jn dieſen Gefängniſſen wird nun ſeit einigen Jahren der Verſuch gemacht, dieſelben nach chriſtlichen Grundſäßen zu führen, und die Regierung erwartet davon großen Erfolg, fo daß fie, wenn fic) die Hoffnungen erfüllen, das Gefangnistvefen des ganzen Landes darnach reformiren will. Der Japaneſe, der dieſen hocberfreulichen Verſuch mit völliger Zuſtimmung der Regierung in's Leben rief, iſt ein gewiſſer Mr. Oinue, ein Mann von hoher Vildung und ſeltener Regiergabe. Er iſt militäriſch ſtreng und genau in Handhabung der Gefängnisregeln, und doch dabei von ſolcher natürlicher Menſchenliebe erfüllt, daß er ebenſo gefürchtet, als geliebt und geachtet iſt, ſowohl von ſeinen Untergebenen wie von den Gefangenen. Er iſt ſelbſt nod) kein Chriſt, hat aber das Chriſtenthum fo kennen gelernt, daß er lebendig überzeugt ijt, daß nur durch dasſelbe eine gründliche Beſſerung ſeiner Gefangenen erzielt werden kann. Er iſt Superintendent der vier Gefängniſſe und zugleich des Haupt: gefängniſſes. Er bekam’ von der Regierung die Erlaubnis, einen chriſtlichen Miſſionar an jedes der Gefängniſſe anzu-

ſtellen, welche in großem Segen arbeiten.

Miſſionar Cur-

tis beſuchte die Hauptſtation, um ſich ſelbſt von der Art der Verwaltung und Arbeit des Miſſionars zu überzeugen. Anfangs wurde ex mit ſeiner Bitte abgewieſen. Als aber Oinue hörte, daß er ein Miſſionar ſei, gab ihm derſelbe niht nur die erbetene Erlaubnis, ſondern führte ihn ſelbſt durd die ganze Anſtalt. Mit Freuden ſah er, wie die Beamten ihre Pflichten gegen die Gefangenen in einem Geiſt der Strenge und Freundlichkeit ausübten, welche offenbarte, daß ſie die Wohlfahrt derſelben im Auge hatten. Der Miſſionar hielt fic) mehrere Wochen in der Anſtalt auf, beobachtete die Gefangenen innerhalb und außerhalb des Gefängniſſes, bei der Arbeit und Ruhe, unter den verſchiedenſten Umſtänden und Verhältniſſen, aber nicht ein einziges Mal ſaher irgend eine Mißhandlung eines Gefangenen, wie fie ſonſt in andern Theilen Japans zu finden iſt. Sie werden alle fo behandelt, daß zu hoffen iſt, fie werden nach Erlangung


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omnes ee ea T1 Hrs»

ihrer Freiheit durd) ehrliche Arbeit ihren Lebensunterhalt richt zuleßt eingeführt wurde, leſen und ſtudiren 510 die erwerben. Jhre Nahrung, meiſt Reis mit Weizen gemiſcht, Vibel, und von 148 glaubt man, daß ſie bereits gläubig ſind. iſt reihli<h und geſund. Badehäuſer ſind genügend vor- Die Vorgefesten geben dieſen das Zeugnis, daß fie allen handen für alle. Die Gefängniszellen ſind rein, hell und andern ein nachahmungivürdiges Beiſpiel des Lebens geben. wohl ventilirt. An den Wänden hängen Jnſchriften von Die Taufe iſ} bisher noch nicht geſtattet. Bereits aber, wie BVibelſprüchen, ſowie gute Ausſprüche von ihren heidniſchen hon erwähnt, ift es durch den Einfluß des Chriſtenthums Weiſen der alten und neuen Zeit, ſonderlich von Confucius. dahin gekommen, daß die Behandlung von Seiten der VorDieſe werden von Zeit zu Zeit na den verſchiedenen Zellen geſeßten eine menſchliche iſt, welche die Beſſerung der Sträfgewechſelt, damit alle Gefangenen ſich dieſelben einprägen. linge im Auge hat; es wird dies auch von denſelben ſchon — Die Gefangenen werden mannigfaltig beſchäftigt: Auf anerkannt und ſie verhalten fid) ſhon viel beſſer, als früher. der Farm, die mit jedem Gefängnis verbunden ijt, oder mit Während z. B. vor zwei Jahren von 7000 Gefangenen Urbarmachung des Urwalds, Anlegen von Straßen, in 160 entflohen, in früheren Jahren noch viel mehr, ſo ſind Kohlenbergwerken, von denen jährli<h Millionen Tonnen im leßten Jahre nur 70 weggelaufen. — Endlich iſt in JaKohlen ausgeführt werden. Auch befinden fic) in jedem Ge- pan auch ſchon eine Geſellſchaft organifirt „für den Schuß fängnis Werkſtätentlaſſener Sträften für Schmiede, linge‘, und ein groSchuſter, Sattler, ßer Landſtrich angeSchreiner 2c., in ïfauft, auf welchem denen aber nur die ſie nach ihrer EntBedürfniſſe der Gelaſſung ſich eine Heifängniſſe befriedigt math gründen ſollen werden, aber der und können. Dieſe freie Handel der Anſiedlung ſoll nah Kaufleute nicht bepuritaniſch - chriſteinträchtigt wird. lichen Grundſäßen Ein beſonderes Zimgeleitet werden. Ein mer ift vorhanden, Schulhaus und eine in welchem die GeKirche ſollen die fangenen den Miſerſten Gebäude darſionar — instrucauf ſein. Die neuertor — privatim dings erwachte \prechen können. Ein Feindſchaft der anderes Zimmer iſt Buddhiſten hat aber für Beamte, welche bisher verhindert, über das Betragen einen gültigen BeDorf der Karenen in Burma, zu denen der Miſſionar der Baptiſten Judſon der Gefangenen ſißtitel zu erlangen. 1827 guerft das Evangelium brate. Buch führen. Jeden Jn den nächſten zwei Tag wird von jedem Jahren werden ctiva Gefangenen aufgezeichnet, 1. wie er die Gefängnisregeln 1900 Gefangene frei und werden die driftlid) Gefinnten den befolgt, 2. fid) gegen die Vorgeſeßten verhalten, 3. ob er Anfang dieſer Anſiedlung machen. Auch eine Gefängniszeifleißig gearbeitet hat. Welche fic) auszeichnen, erhalten tung ivird von den chriſtlichen Lehrern herausgegeben, ‘‘Symmancherlei Freiheiten und ein wenig Geld, das fie nad pathy’? mit Namen, auf welche viele Gefangene ſubſcriWohlgefallen verwenden dürfen. — Endlich ift auc) eine birt haben. Dieſe wird von den chriſtlichen instructors Capelle oder ein größerer Saal vorhanden, in welchem fid) auf eigene Koſten gedru>t mit Erlaubnis der Regierung, die Gefangenen jeden Sonntag- Nachmittag zum Anhören aber ohne deren Unterftiigung mit Geld.“ — Vergleicht eines fittlidjen Vortrages verſammeln müſſen. Nach dem- man mit dieſem Gefängnisweſen eines noch heidniſchen Lanſelben wird Sonntags\chule gehalten, deren Beſuch aber des das Gefiingnisivefen, wie es nod) in ſo manchen chriſtjedem freiſteht. Dieſelbe ift aber in der That einzig in ihrer lichen Ländern geführt wird, z. B. von Rußland in Sibirien, Art, denn da werden Klaſſen von Schülern neben einander fo muß die Chriſten ein tiefes Gefühl der Beſchämung erunterrichtet, die einen in der heidniſchen Lehre des Confucius, greifen, zugleich aber werden ſie Gott von Herzen loben und und die andern im Chriſtenthum. — Die Zahl derer aber, preiſen, der ein ſo geſegnetes Werk ſeines Wortes gerade an welche Unterricht in der Bibel ſuchen, it bedeutend größer ſolcher Stätte in's Leben gerufen hat. (Miss. Herald. i als die der heidniſchen Schulen. Jn dem Gefängnis Cabato, Jan. 1894.) - 9.9. das 1500 Gefangene enthält und wo der chriſtliche Unter-

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Missions-Taube.

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38


Die Aadridfen

aus der BWegermiffion

29

Wissionx-Txurbe.

in Virginia.

I. Meherrin. — Dieſe unſere Hauptftation erfreute fic) auch im vergangenen Jahr eines gedcihlicen Wachsthums. Sie zählte am Schluß des Jahres 95 Seelen, 48 communicirende Glieder, 60 Schüler in der Wochenſchule und an 100 in der Sonntagsſchule. Getauft wurden 10, confirmirt 9 und 177 gingen zum heiligen Abendmahl. — Seit Anfang dieſes Jahres ſind bereits 7 getauft worden und, fo Gott will, ſollen in den nächſten Tagen wieder 2 getauft werden, So haben ivir denn alle Urſache zu Lob und Dank Gottes! Es fehlt ja freilich auch hier nicht an den Gebrechen des alten Menſchen, Es wurden leider einige recht grobe Aergerniſſe im Leben gegeben. Aber Gottes Wort trug dod \{ließli<immer den Sieg davon.

Todesſtoß erhalten. Da wir aber troÿdem im Namen Gottes in unſerm Werke fortfuhren, ließen ſie noh eine Weißkappen-Notiz, das iſt, eine Art altdeutſchen Vehmgerichts folgen. Aber vergeblich. Und wenn die Welt voll Teufel wär’ — wir arbeiten in Gottes Namen

und unter ſeinem

Schuße getroſt und freudig weiter, und er ſegnet unſere geringe Arbeit über Bitten und Verſtehen. Wir haben troh alles Wüthens und Tobens der Feinde jest wieder 56 Schüler in der Wochenſchule. Fhm, dem gütigen Gott und Heiland, ſei dafür Lob, Chr’ und Preis in Ewigkeit. D. H. Schooff.

Die Macht des Wortes Gottes. Paſtor Gurland in Mitau, Hauptſtadt der

* IL. Keysviſle.

deutſch = ruſſi-

ſchen Oſtſeeprovinz Curland, empfing am

Mit dieſer unſerer ziveiten Station in Virginia 18. März 1893 wurde vor zwei “ yf nachſtehenden Jahren der An“} Brief von einem fang mitGottes7 Amtsbruder: dienſt und Pre= | „Lieber Herr digt gemacht, { Amtsbruder! wozu ſich zuerſt Vor einigen Taeine erfreuliche gen bekam ich zu Zahl Zuhörer hören, daß uneinfand. Bald ter meinen zahlbaten die Leute reihen Geum eineWochenmeindegliedern, hule, und da Wohnung der Einwohner auf den Marſhal - Jnſeln in der Südſce. Miſſionar Logan die fo entſeblich fid) cine genüund Frau die erſten Arbeiter daſelbſt 1884. unter der gegengende Anzahl wärtigen HunSchüler vorfand, wurde auch eine ſolche eröffnet. Wir fingen mit gerönoth leiden, fic) auch eine jüdiſche Familie in der äußerſten 15 Kindern an, hofften aber an 30 gewinnen zu können. Noth befinde. Jh ging hin und fand in der That die Noth Das Werben um Schulkinder wurde uns jedoch zu unſerer ‘unbeſchreiblih. Der Vater, ein 82jähriger Mann, lag auf großen Freude gänzlich erlaſſen, denn die Negerkinder kamen einem Strohlager krank und war mit Lumpen bede>t. Die fo in unſere Schule geſtrömt, daß fie bald bis zum lehten elende Hütte war gar nicht erwärmt; fünf Kinder und vier Plas gefüllt war. Jun wenigen Monaten tvar die Zahl auf Kindeskinder waren bleid) vor Hunger, Kälte und Elend. 72 Kinder geſtiegen. Dies war aber den Baptiſten ein un- Jh ſah, daß hier Troſt vonnöthen war und hielt dem Kranerträgliches Schauſpiel. Sie eröffneten eine ſhändliche Ver- ken die Verheißungen des Alten Teſtaments vor. Als er folgung. An 20 Eltern wurden von ihrer Secte ausge- ein Stunde lang aufmerkſam zugehört hatte, ſagte er tief \{loſſen, weil fie fic) weigerten, ihre Kinder aus unſerer bewegt: „Das ſind herrliche Troftivorte aus dem Alten TeſtaSchule zu nehmen. Auf einige Familie hatte dieſer Drud mente, welche Sie, Herr Paſtor, mir alten Juden zum Heil auh ſeinen eriviinfdjten Erfolg. Sie nahmen ihre Kinder meiner Seele ſagen, und ih danke Jhnen dafür. Aber ih aus der Schule und unſere Schülerzahl {hmolz verhältnis- weiß eine noch beſſere Medicin, welche nicht bloß die Seelenmäßig ſehr zuſammen. Auch die Gottesdienſte wurden nur noth lindert, ſondern auch die tiefſte Wunde heilt, nämlich nod von Einigen beſucht, ſo daß unſere Feinde ſchon jubel- das Blut JEſu Chriſti, des Sohnes Gottes, welches uns

ten und fid) einredeten : Die lutheriſche Miſſion hat ihren >

von aller Sünde rein mah


30

Die

Misstows- Take.

„Als ich ihn fragte, wie er zu dieſer Erkenntnis gekomEine liebli<he Frucht im Heiligen Lande. men wväre, glitt ein Lächeln über ſein Geſicht und ſeine matHasna hieß fie, das iſt „Die Schöne“, und war ein Kind ten Augen leuchteten, während er mit zitternder Hand ein ſehr abgenußtes Neues Teſtament aus ſeinem Strohlager des gelobten Landes, geboren in dem Dörflein Hisme, deſſen hervorzog und ſagte: „Das ift die Lebensquelle, aus welcher elende Hütten auf halber Höhe eines Hügels ſtehen, gegenüber Anatot, der Heimath des Propheten Jeremia, und in der meiner Seele Licht und Troſt zugefloſſen ift, da iſt Jmmanuel, Gott mit uns! Moſe,- die Propheten und der Pſal- Nachbarſchaft jenes wildromantiſchen Felſenthales, in welmiſt haben mid) wohl oft aufgemuntert; aber JEſus allein chem der Bach Krith entſpringt. Da lebte ſie, eins der ärmTann ſelig machen.“ „Wie kennen Sie das Neue Teſtament ſten Kinder des armen Landes, und kein Menſch hatte fie fo gut?‘ Der alte Mann lachte und ſagte: ,Sd) bin wie lieb, denn auch Vater und Mutter waren ihr geſtorben. Und der Mann, der einen Schaß im Aer fand und ging hin und weil ſie verwachſen war und kein Freiersmann fie jemals gekauft hätte, wurde ſie von jedermann verachtet wie die kaufte den A>er und bekam den Schaß. Vor zwei Jahren reiſte id) mit Saul, meinem älteſten Sohn, nach Riga, iwo Hunde des Dorfes, welche Abfälle fraßen, und bellten, und ein vor Kurzem geſtorbener Bruder wohnte. Unterwegs mit denen ſie auf dem Aſchenhaufen vor dem Dorfe ſaß, wie übernachteten wir in einer Herberge. Wir hatten unſer der fromme Hiob vor Zeiten. Da wurde ſie denn von Fahr Nachtlager auf dem Heuboden, und da fand mein Sohn das zu Jahr elender und verwahrloſter. Jhr Kopf war anſtatt Neue Teſtament. Wir konnten indeſſen in der Finſternis mit Haaren mit Geſchwüren und Unrath bedeckt, amd die Augen, die einſt eine Mutter fröhlich angelacht hatten, weil nicht leſen und durften dort oben auch kein Licht anzünden. ihr noch nichts ahnte von dem traurigen Loos, dem fie entAm nächſten Morgen wollten wir das Buch dem Wirth geben. Aber er ſah es an und ſagte: „Das iſt ein hebräi- gegenging, Iwaren unrein und entzündet und thränten fort\hes Buch, ich kann es nicht leſen. Der alte Simeon, wel- während. Außer den mitleidigen Bauern, die ihr Stiidlein Brod zuwarfen, ſchien fie keine Freunde zu haben, als die cher dieſe drei Wochen hier auf dem Heuboden \{lief, muß es vergeſſen haben. Aber er kommt eine Zeit lang nicht luſtigen Hunde, mit denen fie halbnadt auf der Erde ſaß, wieder, fo könnt Jhr es gern behalten.““ -Auf dieſe Weiſe wie der arme Lazarus im Evangelium, und \{hließli< ſah kam der Schaß in unſern Beſitz. Mein älteſter Sohn ſtarb ſie ſelbſt faſt mehr einem Thierchen ähnlich, als einem Mendurch dieſes Buch ſelig, obwohl er mir ſeine vier Kinder un- ſchen. Und doch offenbarte fid) auch an dieſem unglücklichen verſorgt hinterlaſſen hat. Bei einem lutheriſchen Paſtor in Kinde die wunderbare Liebe und Barmherzigkeit Gottes. Podolien erhielt er eine Zeit lang Taufunterricht, aber es Sie wurde eine Pflanze, die der himmliſche Gärtner .gedauerte lange, und die Erlaubnis des Miniſters zu ſeiner pflanzt für's Himmelreich. Aber endlich kam den Dorfleuten der Gedanke, daß es in Taufe kam niht. Jnzwiſchen mußte er zu ſeiner Familie | guriidfehren, und eine bösartige Typhuskrankheit raffte ihn Jeruſalem chriſtliche Anſtalten gebe, wo unter dem Sonnenweg. Sein lehtes Wort war: „„HErr JEſus, gedenke an ſchein barmherziger Liebe auch dies verkümmerte Nöslein noh mich! Denn du, der du zum Schächer am Kreuz geſagt haſt : aufblühen könnte. - Eines Morgens machten ſie ſich daher Heute ſollſt du mit mir im Paradieſe ſein, obgleid) er noch auf und wanderten über Anatot auf demſelben Wege, wie nicht getauft war, du willſt aud) meine arme Seele nicht fo oft der Prophet Jeremia, nad) dem Scopus, dem nördverſtoßen!“ Darauf wandteer fic) gegen mid) und ſagte: lichen Ausläufer des Oelberges. Von hier aus ſah Hasna „Lieber Vater, ih gehe heim zu JEſu, ſieh zu, daß du und zum erſten Mal Jeruſalem mit ſeinen Kuppeln und Minarealle deine und meine Kinder auch zu JEſu kommen!“ Seine ten im Sonnenglanze daliegen. Nachdem ſie einige Zeit im Lippen bewegten fid) lange und id) hörte ihn leiſe beten : evangeliſchen Hospital zugebracht, wurde das arme Ding in's »„JEſus, JEſus, JEſus!‘“ bis er entſchlief.{ Syriſche Waiſenhaus gebraht. Hier nahmen fid So erzählte der alte Jude. Der Paſtor, welcher dies barmherzige Hände des Mägdleins an. O wie ſie da, beberichtet, fügte hinzu: „Jh danke meinem theuren Heiland ſchienen von der nie gekannten Liebe, auflebte! Sie wurde dafür, daß er mich dies hat ſehen laſſen. Jch bin 35 Jahre jeden Tag gründlich geivaſchen, hatte jede Nacht ein reine Paſtor geweſen, aber nie habe id) etwas Derartiges an liches Bett ftatt der fdymugigen Erde, und lernte bald die einem chriſtlichen Sterbebett erlebt, Es hat mir wohl ge- ‘deutſhe Sprache; ſie lernte Gottes Wort und den Heiland than, aber zugleich hat es mid) tief beſhämt; denn im Grunde kennen, und wir freuten uns ihrer täglich wie der Gärtner, _ babe id) keine Theilnahme für die Juden gehabt, Merk- ‘der jeden Morgen ſein krankes Blümlein aufſucht, ob es gewürdig genug iſt es, daß der alte Jude nun beſtändig beſſer deihe. Noch ſehe ich ſie vor mir, das Kind oder die Jungwird, ſeit für ſeine Pflege und Arzenei geſorgt iſt. Jh will -frau — ob die kleine Geſtalt 16 oder 20 Jahre alt oder noh älter war, konnten wir nie entſcheiden — wie fie eines Tages ihm in kurzer Zeit Taufunterweiſung geben.” mit leuchtenden Augen daher fam, um jubelnd die Haare zu (Ev.-Luth; Kirketidende.

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are

zeigen, die in Folge der früher- nie geübten Reinlichkeit zum

erſten Mal auf ihrem Kopfe gewachſen waren. : Uber die größte Veränderung ging dod) innerlich mit


Die

Missionx-Tuuhe,

ihr vor. „Der HErr that ihr das Herz auf“, daß fie kindlich an den HErrn JEſum glaubte und endlich auf ihre dringenden Bitten den Tag ihrer Taufe begrüßen durfte. Den feierte ſie fortan als Geburtstag, da ſie ihren Geburtstag ebenſo wenig kannte, wie die andern Landeskinder. Nicht oft ſollte ſie ihn mehr auf Erden feiern. Nach wenigen Tagen ergriff ſie ein heißes Fieber, welchem der ſchwache Leib nicht gewachſen war. Da lag fie denn in dem großen Mädchenzimmer des Waiſenhauſes, von deſſen Fenſtern man hinausſieht zum Oelberg und zur heiligen Stadt, und ihre Kräfte wurden immer geringer, ihre freundlichen Augen immer matter. Da var es eines Nachts, daß ſie fühlte, daß der Todesengel ſie auf die Stirn geküßt habe. Draußen goß der Vollmond ſein ſilbernes Licht über das ſchweigende Gebirge Juda, über den Delberg und die ſtillen Gärten des Waiſenhauſes. Da rief ſie leiſe ihre Bettnachbarin und ſagte: „Mirjam! Dd weiß, ih muß jest ſterben. Nun habe ih noch einen großen Wunſch, willſt du mir den erfüllen?“ Eilig huſchte Mirjam an ihr Bettchen. „Dort“, ſagte Hasna, „ſteht meine Kiſte. Da iſt alles darin, was id) auf Erden beſiße. Wenn du nun die Kleider und Spielſachen tvegnimmnft, findeſt du ganz unten das Neue Teſtament, das mir Papa (Vater Schneller) geſchenkt hat. Bitte, bringe mir's hierher!“ Die fleine Mirjam hatte das arabiſche Büchlein bald gefunden. „Jeht“, bat Hasna, „lies mir noch einmal meine Lieblingsgeſchichte vor.“ Welche denn? „Das weißt du niht? Ei, die Leidensgeſchichte JEſu!“ Da las ihr das Kind leiſe und feierlich die Worte vor, von dem ſchweren Kampfe in Gethfemane an bis zum Neigen ſeines Hauptes auf Golgatha. — Stille, ſtille, als hörte ſie's zum erſten Male, hatte die ſterbende Hasna zugehört. Und als Mirjam aufhörte, ſah fie ein paar heiße Thränen über ihre Baen laufen. Aber ſie ſagte lange nichts. Sie ſchien in tiefes Nachdenken verſunken. Dann wandte ſie fic) nod) einmal zu ihrer Freundin und ſagte: „O Mirjam, jest habe id) nur noch eine lebte Bitte. Willſt du mir die wohl erfüllen?“ Als dieſe bejahend nidte, fuhr ſie fort: „Siehſt du, Mirjam, dieſes Neue Teſtament, das mir gehört, das ift mein größter Schah geworden, ſeit id) von Hisme fortgekommen bin und in dieſem Hauſe den HErrn JEſus kennen gelernt habe. Willſt du mir wohl verſprechen, mix, wenn id) im Sarge liege, dasſelbe mit in den Sarg zu legen, fo daß mein Haupt im Tode darauf ruht?“ Und als Mirjam weinend auch dies zugeſagt hatte, da hatten ihre Wünſche für dieſe Erde ein Ende. Nur nod) wenige Stunden hat ſie gelebt und iſt dann mit großem Frieden im Vertrauen auf die Gnade ihres Heilandes eingeſchlafen. Das verkümmerte Röslein war auf Erden im Syriſchen Waiſenhauſe nur eben aufgeblüht, um von dem himmliſchen Gärtner ſofort in cinen beſſeren Garten und in eine mildere Luft verſet zu werden, ivo es keine Waiſen mehr gibt, ſondern nur noch ein großes, lichtes Vaterhaus. — Shr Teſtament wurde ihr unter’s Haupt gelegt. Dann

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haben wir fie hinausgetragen auf den ſtillen Gottesader auf dem Berge Zion. Da ſoll ſie denn ſchlafen bis zum goldenen Auferſtehungsmorgen. : (Miſſionsblatt für Kinder.)

»Aſs die Sterbenden, und ſiche, wir leben.“ Aus Futuna, einer Juſel in der Neuhebriden - Gruppe im Stillen Ocean, ſchreibt unterm 16. April 1893 der dortige Miſſionar, Dr. Gunn: „Ein Arbeiterſchiff brachte einige Jnſulaner zurüd>, die in Auſtralien gedient hatien, darunter eine Frau mit ihrem Kind. Dieſes Kind hatte die Ruhr. Man machte nichts daraus, und ich hörte erſt nach einigen Tagen von dem Fall. Jnzwiſchen hatte die Krankheit aber ſchon andere ergriffen und breitete fic) nun mit furhtbarer Schnelligkeit aus. Anfangs beſuchte ih die Kranken, dann aber wurden wir ſelbſt von der Seuche heimgeſucht; unſere vier Kinder erkrankten eins ums andere und nach vierzehn Tagen ivaren die beiden älteſten geſtorben! Von Todesfurht keine Spur; ſie gingen heim in völligem Vertrauen auf JEſus. Jn der ſchwerſten Zeit waren wir ganz allein gelaſſen. Unſere Hausmagd ivurde krank und von den Jhrigen heimgenommen ; zwei andere Dienſtboten ſtarben bald nad) einander. Sonſt hatte jedermann mit den Kranken und Sterbenden zu thun. Die Todtenklage war jeden Tag zu hören. Nur unſer Ziegenhirt blieb geſund. Viele Eingeborne flohen in den Wald und lebten in Höhlen oder \hnell errichteten Hütten; aber ſelbſt dahin folgte ihnen die Krankheit nah. Auch meine Frau erkrankte, erholte ſich aber ſchon nad) drei Tagen wieder. Auch id) bekam die Nuhr, doch nur in geringem Grade, bin aber nod) \chiva< davon. Die Arzneien halfen fo gut wie nihts. Faſt alle Betroffenen ſtarben. Unſer jüngſtes Kind {hwebte faſt vierzehn Tage lang zwiſchen Tod und Leben, kam aber \{ließTid) dod) davon. Eine Zeitlang ſah es aus, als würden wir alle bahingerafft. Ungefähr 120 Perſonen, das heißt, der vierte Theil der geſammten Bevölkerung, ſind geſtorben. Kinder ſieht man faſt gar niht mehr. Die Zahl der Jünglinge und Jungfrauen ijt ebenfalls entſeßlih zuſammengeſhmolzen. Schon int Jahr 1842 wurde Futuna von fold einer Seuche heimgeſucht, und damals ſind wohl nod) mehr geſtorben als jest. Dazumal waren die Leute nod) Heiden und die ſamoaniſchen Lehrer, die unter ihnen arbeiteten, wurden ermordet, weil man glaubte, ſie ſeien Schuld an dem Unglück, Auch jest find nod) Heiden übrig, die ähnliche Gedanken hegen und ſhon Drohungen haben laut werden laſſen. Von den Geſtorbenen waren über 70 Chriſten, darunter meine beſten Lehrer, Popoina und Saula, die auc bei den Ueberſeßung8arbeiten meine Hauptgehülfen waren. Sn einem Jahr oder ſo hatte ic) gehofft, mit der Ueberſeßung des Neuen Teſtaments fertig zu ſein, aber jeht bedarf es dieſer Arbeit niht mehr. Die Zahl der Ueberlebenden iſt

zu klein, und bald wird Futuna ganz ausgeſtorben fein.


Missions-Taube.

England nimmt fic) der Judenmiffion mehr als andere

Länder an.

Jn Galiläa und Südpaläſtina find zur Zeit

35 engliſche Judenmiſſionare thätig. Die Londoner Tractatgeſellſchaft hat eine Verbeſſerung ihrer judenchriſtlichen Tractate und des Delißſch'ſchen hebräiſchen Neuen Teſtamentes vorgenommen; leßteres wird immer eines der vorzüglichſten Miſſionsmittel bleiben. Jn London ijt im November v. J. ein neues Miſſionshaus eröffnet worden, deſſen Koſten im Betrage von 180,000 Mark ſhon am Einweihungstage gede>t waren. Dagegen geht die ſeit fünfzig Jahren beſtehende Londoner Judenmiſſionsgeſellſchaft zurü>; ſie hat ihre Stationen Breslau und Frankfurt einziehen müſſen, während die Berliner jest von Paſtor Beter (früher in Breslau) verwaltet wird. Jn Deſterreih-Ungarn ijt Rabbiner Lichtenſtein getauft und in den Dienſt der engliſchen Miſſion getreten. Jn Rumänien, beſonders in Galag, wirkt die norwegiſche Judenmiſſion. Jn Jaſſy ift unter den 50,000 Juden gleichfalls ein Miſſionar thätig. Jn Jeruſalem hat die Londoner Geſellſchaft eine Mädchenſchule für Juden, in Jaffa die Schottiſche Miſſionsgeſellſchaft ein Spital eröffnet. Jn Judien gewinnt von Bombay aus das Zeitſchriftweſen der engliſchen Judenmiſſion immer mehr Einfluß auf die Juden.

Auf Tonga iſt der neue König von dem Miſſionar Watkins, dem Führer der Freikirche, am 17. März feierlich gekrönt worden. Nach dem Teſtament des verſtorbenen Königs Georg iſt der frühere Miſſionar und ſpätere Staats: miniſter Shirley Baker nebft einem ihm in’ der Geſinnung zugethanen Eingebornen, der unter Bakers Regiment auch im Miniſterium ſaß, als Teſtamentsvollſtre>er ernannt worden. Unſere Leſer werden fid) erinnern, daß Baker die Kirche auf Tonga zur Staatskirhe gemacht hatte und eine Verfolgung der wesleyaniſchen Freikirche anſtiftete, Die Ruhe wurde durd) Englands Eingreifen hergeſtellt, indem Baker auf mehrere Jahre des Landes verwieſen wurde, Die Verbannungzzeit ift jest abgelaufen und mehrere Häuptlinge haben ihn bereits gebeten, nad) Tonga zurü>zukehren. Sollte dies geſchehen und Baker auf den jungen König denſelben

Einfluß ausüben, wie auf ſeinen Vorgänger, fo möchten die alten Wirren auf Tonga wieder auf’s neue beginnen,

Lieder - Perlen.

Eine Sammlung von Liedern geiſtlichen und

ges

miſchten Jnhalts, theils in deutſcher, theils in engliſcher Sprache, nebſt einer Anzahl Spiellieder, ein-, zwei- und dreiſtimmig gefegt für unſere Schulen. St. Louis, Mo. Concordia Pub-

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ren Verfaſſer Geſundheit und des Heiligen Geiſtes fernere gnädige Leitung, das treſſliche Werk zu Ende zu führen. O. H.

Statiſtiſhes Jahrbuch der deutſchen evang.-luth. Synode von Miſſouri, Ohio u. a. Staaten für das Jahr 1893.

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Louis,

Ilo.

Alle die Redaction betreffenden Einſendungen find zu adreſſiren an Rev. 0. Hanser, 1811 8. 8th Str., St. Louis, Mo. ; alle Geldbeträge fiir die Negermiſſion an den Kaſſirer Dir. A. C. Burgdorf, 1033 S. Sth Str., St. Louls, Ilo;

Entered at the Post OfMce at St. Louis, Mo., as second-class matter.

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Miffionsnadridten.

VBücher-Anzeige.

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Als wir vor zehn Jahren hier landeten, wohnten in der Gegend, wo das Miffionshaus ſteht, 85 Seelen; jest find es nod) 48! Das leßte Dampfſchiff brachte uns die fo ſchön gedrudten und ſauber gebundenen Katechismen ; aber ac, ſie kamen zu ſpät! Die Kinder, welche ſie hätten beniigen ſollen, waren nicht mehr! est werden fie von den Alten eifrig ſtudirt. Aber die Bevölkerung hat ihren Todesſtoß erhalten und wird fid) nie wieder erholen. Für mich, meine Frau und meine zwei noch lebenden Kinder bitte id) um Erlaubnis, zur Erholung nah Schottland kommen zu dürfen.“ (Miſſionsblatt für Kinder.)

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Die

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32


PERA MASKE

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Aachrichtken aus dem WMiffionsgebtet dex Heimath und .des AÄuslandes. Herausgegeben für die Evang. - Lutheriſche Synodalconferenz von Nordamerika von der Commiſſion für die Negermiſſion; redigirt von den Paſtoren

C. J. O. Hanſer

16. Jahrgang.

„Und

Mai

da IEſus ſolches geſagt hatte, ward er auf-

gehaben zufehens und cine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen

weg.“

Apoſt. 1, 9.

Jn dieſen Worten ijt die höchſte Ehre und Herrlichkeit JEſu und ſeiner Gläubigen auf Erden geoffenbart. Nachdem der Herzog ihrer Seligkeit die finſteren Schatten des Charfreitags durch die hellſtrahlende Gottesherrlichkeit ſeiner - Auferſtehung vertrieben und dadurd) den Sieg des Lebens über Tod und Hölle, das erworbene Heil der Sünder, ihre Verſöhnung mit Gott vor Himmel und Erde beſtätigt hatte, verfolgt er ſeinen herrlichen Sieg eiter und fährt gen Himmel zur Rechten Gottes, damit er ſein Reich einnehme, alle ‘ſeine Feinde zum Schemel ſeiner Füße lege, ſeine Auserwählten in der ganzen Welt durch die ſüße Hirtenſtimme ſeines Evangeliums ſammle und einführe in die Stätte der

Herrlichkeit ſeines

Himmels,

die er ihnen bereitet hat.

und C. F. W. Sapper.

1894.

‘Aummer 5.

O welch ein mächtiger König der Ehren ift alſo JEſus Chriftus, unſer Gott und unſer Heiland! Schon die Gläubigen des alten Teſtamentes freuen ſich ſeiner glorreichen Himmelfahrt, wenn ſie im 47. Pſalm rühmen: „Gott fähret auf mit Jauchzen, der HErr mit heller Poſaune. Lobſinget, lobſinget Gott; lobſinget, lobſinget unſerm König. Gott fist auf ſeinem heiligen Stuhl.“ Und warum ſollten die Gläubigen niht mit Freuden alſo ſingen? Jſt doch die Ehre ihres HErrn ihre Ehre. Und hat doch kein Volk einen herrlicheren König, kein Diener einen mäctigeren HErrn, kein Sünder einen barmherzigeren Heiland, keine Seele einen treueren, liebreicheren Freund und Beſchüßer. Der Himmel ift fein Thron, die Erde iſt ſeiner Füße Schemel, die Heerſchaaren der heiligen Engel ſeine Diener. Darum ſind nun die Gläubigen das auserwählte Geſchlecht, das königliche Prieſterthum, das heilige Volk, das Volk des Eigenthums. Fhe Glaube an den gen Himmel gefahrenen JEſum iſt der Sieg, der die Welt überwunden hat. Jhr Leben iſt die-fröhliche Heimkehr in's Paradies, ihr bleibend Vaterhaus der Jhr Tod iſt die freudenHimmel mit ewiger Seligkeit. reiche Himmelfahrt zu JEſu im Geleite der heiligen Engel. O große Ehre und Herrlichkeit der Gläubigen! D allerſeligſte Hoffnung! — Ach, warum laſſen wir uns denn die Trübſal immer ſo niederbeugen, die doch ein ſo gewiſſes Zeicen unſerer Hoffnung iſt? Warum laſſen wir uns das wilde Geſchrei der Feinde fo erſchre>en, die doch {don überwunden unter dem Fuß unſers allmächtigen und ſiegreichen

Heilandes fic) ohnmächtig winden?

Warum, ach, warum

kann uns die kurze Paſſionszeit unſers Lebens immer fo voll Klagen und Seufzen machen, da die fröhliche Oſterſonne


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Die

Missions -Turke.

ſchon aufgegangen, der Heiland ſchon an dev offenen Hime melspforte ſteht und ruft: Komm herein, du Geſegneter, komm herein; deine Traurigkeit ijt in ewige Freude verwandelt? — Wohlan, theure Leſer, im Glanze der Himmelfahrt unſers Heilandes laſſet uns fröhlich unſer Haupt erheben und in des Glaubens ſiegreicher Kraft in Wort und That dem Teufel und der Welt zum Troß den herrlichen Namen unſers Heilandes bekannt machen und einladen alle Welt zu dem offenen Himmel, zu der ewigen Freude, zu dem himmliſchen Frieden und der unbegreiflichen Herrlichkeit, zu welcher die Himmelfahrt JEſu den Zugang ſo weit aufgethan hat und wo wir ewig mit Engeln und Auserwählten Halleluja ſingen wollen. Amen. O. H.

Ein Kleines Bild der Negergemeinde zu Concord, A. C.

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2 4

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Vor nicht langer Zeit brachte die ,, Miffions-Taube” ein Bild der neuen Mijfionsfirdye zu Concord. Ein jeder wird beim Anbli> des Bildes wohl geſagt haben: „Ein hübſches Kirchlein!“ Und das iſt wahr. Weiße Lutheraner aus der Umgegend kommen hierher, um ſie abzuzeichnen und als Muſter zu benußen für ihre neuen Kirchen. Wie ſicht 3 nun aus mit der Eleinen Gemeinde, die fic) in dieſem Gotteshauſe um das Wort und die heiligen Sacramente ſammelt? Sit ſie aud) cine Muſtergemeinde? Nein, das gerade nicht, obwohl unſere Brüder, dem Namen nach, bezüglich lutheriſcher Lehre und Praxis manches Nachahmenswerthe finden möhten. Muſtergemeinden findet man ja ſehr ſelten, ſelbſt unter den erkenntnisreihſten Lutheranern, wie viel weniger daher unter den ſchwachen lutheriſchen Negern, die erſt ſeit ein paar Jahren aus dem dunklen Heidenthum herausgeriſſen worden find. Es ijt aud) nicht die Abſicht dieſer Zeilen, dem lieben Leſer cine Muſtergemeinde vorzuführen, ſondern zu zeigen, wie dieſe ſchwachen lutheriſchen Neger fid) zu Wort und Sacrament gehalten, wie fie die Kraft des Wortes im Leben bewieſen haben und wie der liebe Gott unſere Schwachheit mit großer, unverdienter Liebe und Geduld getragen und geſegnet habe. Das Wort Gottes ift der Gemeinde, im Verhältnis zu den andern Predigtpläßen dieſes Miſſionsbezirkes, reichli<h verkündigt worden. Jeden Gonntag-Abend um 7.30 ruft die Glode [aut und lo>end zum Gottesdienft. Durchſchnittlich ſtellen ſich, ſeit der Einweihung der neuen Kirche, etiva 120 Zuhörer ein, die meiſtens ſtille und andächtig der Pre‘digt über die Evangelien-Perikopen lauſchen. Der liturgiſche Gottesdienſt mit Antiphonen und Collecten iſt nah dem Vorunſerer deutſchen Gemeinden. Von Zeit zu Zeit were Melodien mit der ganzen Gemeinde eingeübt, und ndegeſang mit Orgelbegleitung iſt bedeutend beſſer Auch trägt ein gemiſchter Chor dann und wann baulich vor. Alle ſehs Wochen wird iin der

anmeldung und Beichtgottesdienſt gefeiert, woran während des lehten Jahres 169 Theil genommen haben. Jn den Mittwoch-Gottesdienſten wird außer der Advent- und Faſtenzeit regelmäßig Katehismusunterricht, mit beſonderer Rückſicht auf ſolche, die Glieder werden wollen, gehalten. Der Segen dieſer Wochengottesdienſte für die Gemeinde iſt nicht ausgeblieben. Eine Zunahme in der Erkenntnis der großen Thaten Gottes und der Heilswahrheiten iſt bei dem regelmäßigen Beſucher des Unterrichtes bemerkbar. Nicht nur wird lutheriſche Lehre und Praxis beſprochen, ſondern auch die davon abiveichenden Lehren. Zu unſerer Freude ſind immer einige dagetvefen, die für die Aufnahme in die Gemeinde vorbereitet worden ſind. Sobald eine Klaſſe confirmirt war, bildete fid) cine neue. Von den 31 Perſonen, die im Laufe des Jahres der Gemeinde durch Conſirmation einverleibt worden ſind, waren 23 Erwachſene. Aus der Schule ſind 8 gewonnen. Getauft wurden 24. Durch einen ſeligen Tod, wie wir zuverſichtlich hoffen, hat der liebe Gott 10 abgerufen. Einmal monatlich wird Gemeindeverſammlung gehalten, wobei auch Lehrſachen beſprochen werden. Jm Verhältnis zu der Gliederzahl find die Beiträge klein. Die Neger hier ſind arm, blutarm. Die allerwenigſten haben regelmäßige Beſchäftigung. Dazu ſind die Arbeitslöhne ſehr gering. Eine gute Köchin bekommt z. B. nur $5.00 den Monat, ein Kindermädchen $2.00—2.50. Ein Tagelöhner 50—75 Cents den Tag, und beim Monat auf dem Lande $8.00, Jünglinge nur $5.00. Leßten Winter, wie auch in dieſem, hat es in vielen Familien recht traurig ausgefehen. - Kinder kamen zur Schule mit nur einer Süßkartoffel in der Taſche für ihr Mittageſſen. Familienväter müſſen oft auf längere Zeit ihre Familien verlaſſen, um anderswo Arbeit zu ſuchen. Aber das NegervolE iſt in geiſtlicher wie leiblicher Beziehung ein ſorgloſes Volk. Von Nahrungs- wie Seelenſorgen wiſſen die wenigſten etwas. Sie ſind ebenſo fröhlich und guter Dinge, wenn ſie dem hungrigen Leibe nur eine Süßkartoffel und ein Stück in Aſche geba>enes Brod zuführen können, als bei reihgede>tem Tiſch, und für das Heil der Seele iſt ein Bischen Heiligthuerei am Sonntage genügend. Gottes Wort alleine vermag ſie aus ihrer Träumerei und Gleichgültigkeit zu erwe>en. Die Schule hat einen großen Zulauf. Aus Roville, Gold Hill und andern Pläßen find Kinder hergefdidt worden. Außer den Wintermonaten aber iſt der Beſuch unregelmäßig, da auch die Kinder durch ihrer Hände Arbeit dazu beitragen müſſen, fid) und ihre Eltern zu ernähren. Die Gonntagsfebule nahm in der leßten Hälfte des Jahres ab, zählt aber wieder 130 Schüler, wovon etiva 40 Erwachſene cine Bibelklaſſe bilden. Von grobem Aergernis iſt die Gemeinde nicht verſchont

geblieben: Streit, Unverſöhnlichkeit und leichtſinniges Betragen haben uns viel zu ſchaffen gemacht. So überaus traurig ſolche Aergerniſſe find, fo iſt wiederum die Freude | groß, wenn die Sünder ſich unter Gottes Wort beugen und


Die

Mission=-Waubes.

ſich zur Buße leiten laſſen, und died ift dur Gottes kräftige Wirkung, mit einer Ausnahme, gelungen. Aber tros man-

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Nach einiger Zeit fuhr er fort: „Jch habe einen Diebſtahl begangen und mein Gewiſſen beunruhigt mich ſehr. cherlei Sünden und Schwachheiten hat der HErr Chriſtus Als ich eines Abends durch die Ginzaſtraße ging, traf ich “auch hier ſeine wahre Gemeinde, die geheiliget iſt durch das | einen Haufen Menſchen, zu dem Sie ſprachen. Jch blieb Waſſerbad im Wort, welche die Kraft des Wortes in treuem ſtehen und hörte zu. Sie waren der Prediger ; id) kann das Feſthalten an den erkannten Wahrheiten beweiſen, die ein nie vergeſſen. Sie ſagten: Was iſt bittrer für das menſchfreimüthiges Zeugnis gegen Weltſünden und die heidniſche liche Herz als das böſe Bewußtſein, Sünde und Verbrechen Religion ihrer Raſſegenoſſen mit Wort und That ablegen begangen zu haben? Gewiſſensbiſſe ſind ſchmerzlicher als und dadurch manche Seele vom Tode erretten. körperliche Pein. Nur JEſus, der Fürſt des Friedens, kann Gott erhalte ſie ferner bei ſeinem Worte und in ſeiner ein reuiges Herz tröſten. Mein Herz war damals in großer Unruhe und nichts konnte mir Frieden und Troſt geben. Gnade und ſtärke ſie mit Kraft aus der Höhe zum Wachsthum nach innen und außen zu ſeines Namens Ehre. Als ich von Jhnen hörte, daß es in JEſus eine Erlöſung Concord, den 13. April 1894. N. J. Bakke. gebe, die den Sündenſchmerz wegnimmt, verlangte mich darnach, mehr davon zu vernehmen. Aber ich wurde ergriffen und wegen meiner Verbrechen in's Gefängnis geſeßt. Leiden BWie es in Japan zu einer <riſtli<hen Fürſorge iſt ſchmerzlich, doch gab mir die Strafe, die ich litt, einen für die Gefangenen gekommen iſt.*) gewiſſen Troſt, weil ich durch ſie erſtattete, twas ich verdient, aber mein geiſtiges Leiden wurde id) nicht los. Keine That, Jm Jahre 1883 wurde einer der erſten japaniſchen Chrikein Nachdenken, keine Reue konnte mich davon befreien. ſten, Tannakira Hara, der ſchon 1874 die Taufe empfangen, Endlich kaufte id) eine Bibel, ich las ſie, aber id) verſtehe zu drei Monaten Gefängnis verurtheilt. Nicht ſeines Glaunicht, twas ſie mit der Erlöſung meint, und habe Gott tägbens wegen, ſondern wegen eines politiſchen Vergehens. Um lid) gebeten um ſeine Leitung, und nun habe id) Gelegender Verbreitung des Chriſtenthums zu dienen, hatte er einen heit, alles zu hören, obgleid) mir dieſe Gelegenheit Shr UnBuchladen eröffnet, den erſten in Japan, der chriſtliche Liteglü> gibt.“ ratur vertrieb. Daneben handelte er aber auch mit politiDer Mann weinte, als er das ſagte, und Hara wurde cen Schriften; ja er hatte ſelbſt eine ſolche Schrift verfaßt, ſehr getröſtet über ſeine Gefangenſchaft. Die Sträflinge in welcher er ſih zum Vertheidiger einiger Führer der libenannten ihn bald den JEſuslehrer. Die Beamten ertheilten ralen Partei aufwarf, die um ihrer Oppoſition gegen die ihm die Erlaubnis, jeden Abend eine Art Bibelſtunde zu Regierung twillen gefangen gefest worden waren, und enerhalten, und manchem der Gefangenen that Gott das Herz giſch für die Rede- und Preßfreiheit eintrat. Wegen dieſer auf. Hara erkannte bald, daß dieſe Männer nicht ſo ſchlecht Schrift wurde er ſelbſt zu einer dreimonatlichen Gefängniswaren, als er früher geglaubt, und daß bei vielen die elende ſtrafe verurtheilt. : äußere Lage, in der fie fid) befanden, die Hauptſchuld ihres Als er das Gefängnis betrat, das er mit 100 gemeinen Falles trage. Noch im Gefängnis wurde er immer lebenVerbrechern theilen mußte, die aber zur Beit ausivarts auf diger von dem Gedanken bewegt : Was kann für dieſe Armen Arbeit waren, fixirte ihn der einzige anweſende Gefangene, gethan werden, die man fo ſchlecht behandelt und als under eine Art Auſfſeher zu ſein ſchien, und richtete endlich die verbeſſerlih verſhreit?? Was wird aus ihnen nach ihrer Frage an ihn: „Kennen Sie mid? Yeh kenne Sie, weiß Entlaſſung? Für ihn ſelbſt war der Aufenthalt im Geaber Jhren Namen nicht.“ Hara konnte ſich nicht beſinnen, fängnis ein unausſprechliches Leiden, zumal er aud) noch den den Mann je geſehen zu haben, theilte ihm aber mit, daß er Typhus bekam. Aber er erkannte in dieſer Führung die der Buchhändler aus der Ginzaſtraße ſei. Da rief der Ge- Hand des HErrn, der ihn zu einer Arbeit an den Gebunfangene: „Ah, Sie ſind der JEſuslehrer. Ja, Sie ſind es. denen berief. „Seine Stimme“, ſchreibt er, „klang fortWie kommen Sie hierher? Aber was für Sie ein Ungliid, während in meinen Ohren und id) war des Friedens von iſt für mich ein Glück. Yeh freue mich, Sie wieder zu ſehen. ihm voll. Sc) war fröhlich in meinem Leiden und verJch habe Sie je und je in meinen Träumen geſehen. Nie- brachte meine Gefangenſchaft mit Dank gegen Gott.“ mals dachte ich, Jhnen hier zu begegnen, aber nun ijt mein Nach ſeiner Befreiung ſprach Hara mit ſeinen Freunden Herz voll Freude, daß mein ſchnlichſter Wunſch erfüllt ijt.” und veröffentlichte eine Schrift über die Lage und Behandlung der Gefangenen, die die öffentlihe Aufmerkſamkeit *) Vergleiche hiezu den Artikel in der vorhergehenden Nummer erregte. Der Chef des japaniſchen Gefängnisweſens, Herr der „Miſſions - Taube“: „Gefängniß- Reform in Japan“ aus dem “Missionary Herald” von Rev. W. W. Curtis, Januar 1894. Jshii, war den Reformgedanken zugänglich, und betraute Jn der Februar-Nummer derſelben Zeitſchrift gibt er nun die ErHara mit einer Jnſpicirung der Gefängniſſe. Unter den zählung von der Entſtehung dieſer angebahnten merkwürdigen VerGefängnisbeamten wußte er keinen, der den Geiſt der Selbſtbeſſerung im Gefängnisweſen dieſes heidniſchen Landes. Wir waren eben im Begriff, denſelben für unſere Leſer zu überſeßen, als Herr opferung beſaß, welcher die Grundbedingung für einen auf die Sträflinge auszuübenden beſſernden Einfluß bildet, und P. Sapper uns dieſen Auszug desſelben aus der Feder Dr. WarHara beſchäftigte fic) ernſtlich mit der Frage, ob Gott ihn neds aus der Allgemeinen Miſſions-Zeitſchrift zuſandte. D. H.


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Etwas aus der Goßner'’ſ<hen SKohlsmiffion in Oſtindien.

Die Kohlsmiſſion gehört nah Burkhardts kleiner Miſſionsbibliothek zu den geſegnetſten aller evangeliſchen Miſſionsunternehmungen. Shr Begründer iſt der alte gottſelige Goßner in Berlin. Jm Jahre 1844 ſandte er eine Anzahl Zöglinge nad) Calcutta, am bengaliſhen Meerbuſen gelegen und die Hauptſtadt der britiſchen Beſißungen in Ofte indien. Goßners Abſicht war, durch ſeine Sendlinge das Evangelium nad) Virma oder Burma in Hinterindien zu bringen. Dies ward durch den Eintritt americaniſcher Miſſionare daſelbſt verhindert. Dafür fand fid) durch Kohls, welche in Calcutta als Straßenarbeiter beſchäftigt waren, ein Fingerzeig, dieſen Heiden in ihrem Lände Chriſtum zu predigen. Die Kohls wohnen nordweſtlih von Calcutta in ſtüßte Thätigkeit folgendermaßen : der Provinz Tſchota Nagpur, etiva vier Millionen Menſchen 1. Ein moraliſcher Vortrag an jedem Sonntag für alle zählend. Der in der Hauptſtadt des Landes Rantſchi wohGefangene mit obligatoriſchem Beſuch. Dieſe Vorträge dür- nende engliſche General Hammington begrüßte die Miſſiofen nicht ſpecifiſch chriſtlich fein. nare mit Freuden und unterſtüßte die Miſſion auf's kräf2. Eine chriſtliche Predigt am Sonntag mit Zugrunde- tigſte. Doch wir wollen nicht die Geſchichte dieſer Miſſion legung der Bibel. Beſuch jedem freigeſtellt. geben, ſo intereſſant ſie ift. — Die Kohls ſind zwar ein beſſerer 3. Tägliche moraliſche oder religiöſe Unterweiſung in Menſchenſchlag als die Hindus, aber Heiden, und die Miſden einzelnen Zellen von ſehs oder aht Gefangenen in der. ſionsarbeit unter ihnen erwies ſich fo ſchwierig und erfolg-

Form von Frage und Antwort. 4. Privatſeelſorge und

5. SMOG

ihren.

für die Gefangenen? unter zwanzig

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Der Erfolg ift überraſchend. Hunderte von Straflingen wohnen freiwillig dem chriſtlichen Unterricht bei, lernen und leſen die Bibel, beten und geben durch ihr verändertes Leben Beweiſe von ciner inneren Beeinfluſſung. Während früher die Zahl der Flüchtlinge eine bedeutende war, hat fie fic in den leßten Jahren ſtetig vermindert, und in der erſten Hälſte von 1893 ijt nur ein Fluchtverſuh vorgekommen. | Ein äußerer Uebertritt zum Chriſtenthum und die Bildung einer chriſtlichen Gemeinde ijt den Gefangenen allerdings nicht geſtattet. Es hat ſi aber bereits unter den japaniſchen Chriſten eine Geſellſchaft zur Fürſorge für entlaſſene Sträflinge gebildet, welche eine große Landjtrede in der Hokkaido angekauft hat, auf welcher diejenigen, die Chriſten werden wollen, als freie Coloniſten ſollen angeſiedelt werden. Jn der nächſten Zeit ſteht die Entlaſſung von 1900 bevor, von denen zweifellos ein erheblicher Bruchtheil dieſe Gelegenheit zu rechtſchaffenem Broderiverb und chriſtlichem Gee meinſchaftsleben mit Freuden ergreifen wird. Das Werk ift noch in ſeinen Anfängen, man erhofft aber von ihm nicht nur eine Neform des geſammten japaniſchen Gefängnisweſens, ſondern auch eine Beeinfluſſung der öffentlichen Meinung zu Gunſten des Chriſtenthums als einer praktijden Macht zur Neugeſtaltung der ſocialen Verhältniſſe.

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nicht ſelbſt in dieſen Dienſt berufe. Er kämpfte lange mit fic), betete viel und gewann endlich die Ueberzeugung: der HErr will es. Cr beſprach ſich dann auch niht mehr mit Fleiſh und Blut und wurde von Herrn Jshii ſofort als moraliſcher Jnſtructor an dem Unterſuchungsgefängnis in Kobe angeſtellt, deſſen Director zu ſeiner Ueberraſchung ein Chriſt war. Hier war Hara drei Jahre im Segen thätig, da wurde ihm ein neues großes Arbeitsfeld an einem weit entfernten Orte angeiviefen. Durch die große nördliche Jnſel Jezo, jest die Hokkaido genannt, zieht ſih eine ausgedehnte Wildnis, welche ſeit Ende der ſiebziger Jahre als eine Verbrechercolonie benust worden ijt. 7000 Sträflinge, von denen keiner unter zwölf Jahren Gefängnis zu verbüßen hat, ſind an vier Hauptpunkten hier vornehmlih mit Urbarmachung des Landes und mit Bergbau beſchäftigt. Seit Ende der 80er Jahre ſteht dieſe Strafcolonie unter der einheitlichen Leitung eines Herrn Dinue, eines Mannes, der mit der Energie eines Zuchtmeiſters herzliches Mitleid mit den Gefangenen verbindet und von ihnen noch mehr geliebt als gefürchtet wird. Dieſer treffliche Mann hat die Colonie nicht nur twirthfdyajtlid) bedeutend gehoben, nicht nur für geſunde, reinlihe Wohnungen der Gefangenen und eine menſchliche Behandlung derſelben geſorgt, ſondern fid) aud) bemüht, an ihrer moraliſchen Beſſerung zu arbeiten. Die Sorge für dieſelbe wurde zunächſt in die Hände der Buddhiſten gelegt, aber Herr Dinue gelangte bald zu der Ueberzeugung, daß ein wirklich beſſernder Einfluß nur durch eine auf chriſtlichen Principien beruhende Unterweiſung bewirkt werden könne. Nun geſchah es, daß Hara von Kobe aus einen Beſuch in der Hokkaido machte, und er war nicht wenig überraſcht, als Herr Oinue ihm von dieſer Ueberzeugung Mittheilung machte. Sofort war ſein Entſchluß gefaßt, hier zu bleiben, ein Entſchluß, deſſen der Chef ſich ſehr freute. Nun wurde nicht bloß Hara als chriſtlicher Unterweiſer angeſtellt, ſondern aud) noch ein hervorragender japaniſcher Paſtor, Tomeoka, ein früherer Student der Doſchiſcha, der fic) viel mit den ſocialen Problemen beſchäftigt hatte, als Gefängnisgeiſtliher berufen. Das geſchah im April 1891. Auf Grund ſorgfältiger Studien der abendländiſchen Gefängnisreformliteratur organiſirten nun beide Männer ihre von weiteren Gehülfen unter-

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Mixsionx-Taube.

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108, daß die Miſſionare in fünf Jahren treuer Arbeit unter viel Seufzen und Beten noch keinen Heiden hatten taufen können. Muthlos ſchrieben ſie an Vater Goßner nah Berlin: „Die Kohls bekehren fic) niht. Alle unſere Mühe iſt


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Miasion=x-Tanbke,

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‘umſonſt. Wir wünſchen uns ein anderes Arbeitsfeld zu nare im fernen Heidenlande ſich zuerſt ein Haus zur Wohſuchen.“ Aber Goßner tvar ein Mann des Glaubens, und nung und zu den Gottesdienſten erbauen müſſen, ſo that ein echtes Glaubenswort ſchrieb er ihnen zurü>: „Ob ſich Miſſionar Schooff bald nach ſeiner Ankunft. Es war zwar die Kohls bekehren oder nicht bekehren, das ſei Euch ganz ein Gebäude für Kirche und Schule vorhanden, aber es gegleich; wollen ſie das Wort nicht annehmen, ſo mögen fie nügte nicht mehr. So kaufte der Miſſionar denn fünf Ader es ſich zum Gericht hören. Jhr aber betet und predigt ruhig Holzland in der Nähe der Station für 50 Dollars, fällte fort; wir hier wollen auh mehr beten.“ Sein Glaube mit ſeinen Negern die nöthigen Bäume, miethete eine Sägewurde nicht zu Schanden. Der HErr hatte ein großesVolk und Hobelmühle, welche auf dem Plage die Bretter ſägte da; das Evangelium brachte reiche Frucht. Jm Fahre 1868 und hobelte, und nun ging's an’s Bauen. Der Miſſionar zählte man ſhon 10,000, 1872 15,000 chriſtliche Kohls, war Architect, Baumeiſter und Bauſchreiner und ſtellte mit unter denen die meiſten unter großen Bedrü>kungen und Ver- | ſeinen Negern die hübſchen Gebäude in weniger als einem folgungen ſelbſt von Seiten der Regierung ſtandhaft ihren Jahre ſo her, daß ein Glied der Commiſſion bei einer Jnſpection daſelbſt bezeugte, ein Fachmann hätte ſie faum ſchöner Glauben bekannten. Ein Kohlchriſt mit Namen Silas wurde von einem eingebornen Beamten auf ein Holz ge- und anſehnlicher herſtellen fönnen. Miſſionar Schooff ſelbſt bunden und dann mit Zangen gestvidt. Unter den furdyt= berichtet darüber in der „Miſſions-Taube“ vom Januar 1891 Folgendes : „Die baren Martern lieben Leſer der und Schmerzen „Miſſions-Taube‘ fragte ihn der Henhaben gewiß in fer: „Wo ijt nun letter Zeit ſich oft dein HErr JEſus? gewundert, twas Rufe ihn doch, daß twobleigentlid aus er kommt und dir dem Kirchbau in hilft.“ Silas antMeherrin geworwortete: „Du haſt den fei, da ja in bis jest nur nad) lester Zeit wenig außen geſchlagen; oder gar nichts wenn du nach ine darüber in der nen ſ{hlägſt, wird „Taube! verlaute. der HErr JEſus Uf Ja, lieber Leſer, {don fommen.” 0 wir mußten eben, Darauf wurde der um dieſen Bau Märtyrer ohnaufzuführen, die mächtig. O. H. S Feder, die ſonſt im Kirche, Schule und Pfarrhaus in Meherrin, Va. Dienſt der, Taube‘

Kirche, Sdule und Pfarrhaus in WMeherrin, Ba. Das freundliche Bild in dieſer Nummer ſtellt uns Kirche, Schule und Pfarrhaus unſerer Negermiſſion in Meherrin, Va., vor Augen.

Damit bringen wir unſern lieben Leſern

und Miſſionsfreunden das lette Bild aller unſerer Miſſionsſtationen, und hoffen ihnen damit eine Freude zu machen. Die leste Nummer der „Miſſions-Taube“ hat ja den erfreulichen Bericht von Miſſionar Schooff über den gedeihlichen Fortgang ſeines Werkes daſelbſt gebracht. Wer ihn mit Lob und Dank Gottes geleſen hat, ſollte der nicht gerne auch die äußerlichen Stätten anſehen, in welchen der HErr JEſus ein ſo geſegnetes Werk an den armen Negern dieſes Landes durch ſeine rechtglaubige Kirche treibt? Das Bildchen praſentirt fid) freilich recht beſcheiden und anſpruchslos. Aber es hat für uns einen beſonderen Reiz vor unſern andern Miſſionsgebäuden. Dieſe ſind alle ein Werk von Fachleuten, Architecten und Bauſchreinern. Aber dieſe Miſſionsgebäude ſind ein Werk unſers Miſſionars Schooff. Wie die Miſſio-

ſteht, einſtweilen in den Ruheſtand verſehen und ſtatt deſſen Bleiſtift, Winkel, Säge, Beil und Hammer ergreifen. Kein Wunder daher, daß die ,Taube', die ja bekanntlich ohne Feder wenig ausrichten kann, hier fo lange mit ihrem erfreulichen Bericht aufgehalten wurde. Nun endlich ſoll ſie denn aud) ihren lieben Leſern dieſen erfreulichen Bericht überbringen : Schon ſeit Anfang des Jahres arbeiten wir mit allem Fleiß daran, einen eigenen Gottesader einzurichten, damit unſere Leute nicht, wie hier üblich, irgendwo im Walde eingeſcharrt werden müſſen. Ferner daran, ein zwe>entſprechendes Schul- und Gotteshaus, ſowie auh, wo möglich, ein Pfarrhaus zu errichten. Dies alles ijt uns denn aud) unter dem gnädigen Beiſtande Gottes herrlich gelungen. Am 10. Juni haben wir unſern Gottesader durch das Begräbnis eines Jünglinges eingeweiht. An dieſem Jüng-

ling haben wir es wieder ſo recht erfahren dürfen, daß das Evangelium von Chriſto eine Kraft Gottes iſt, ſelig zu machen alle, die daran glauben. Denn er iſt ſelig in dieſem Glauben entſchlafen: ;


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Die

Wissions-Canbke.

Um dieſe Zeit waren wir denn auch rüſtig am Bau. Da durfte es denn freilidy nidt nad) dem Achtſtundenſyſtem gehen, ſondern es wurde vom Sonnenauf- bis Untergang mit allem Fleiß gearbeitet. Und der HErr ſegnete unſerer Hände Arbeit, ſo daß ſie ohne beſondere Beſchiverden vortrefflid) von Statten ging. So durften wir denn zu unſerer großen Freude ſchon am 28. Auguſt unſer neues Pfarrhaus neben der neuen Kirche und Schule beziehen. Fenſter und Thüren waren zwar noch niht angebracht, aber wir waren

doch unter Dach, was bei der Jahreszeit völlig genügte. Doch wurde ſeitdem der Bau vervollſtändigt, fo daß wir jest ein gemüthliches Heim haben, das erſte Pfarrhaus der Negermiſſion! Es ijt in Geſtalt eines Kreuzes gebaut, einſtö>ig, und enthält vier Zimmer.“ — Die Koſten der Kirche beliefen fid) auf nur $730.00 und die des Pfarrhauſes auf $425.00. Der treue Gott und Heiland halte ferner ſeine mächtige Hand zu Schuß und Segen über dieſer Miſſionsſtation mit ihrem theuren Miſſionar und ſeinem eifrigen Gemeindlein.

O. H.

Gin WMiſſionsarzt in China. Jn Tſchutſchia wirkt ein engliſcher Miſſionsarzt, Marſhall, in großem Segen. Er ſollte aber an drei oder vier, noch beſſer an 30 oder 40 Orten zugleich ſein können. Der Kranken iſt kein Ende, und die meiſten gleichen dem armen Weib, das 12 Jahre lang viel erlitten hatte von den Aerzten und mit dem es nur immer \{limmer geworden war. So „erſchienen cines Tags Abgeſandte vom Ober-Mandarin in Jong=- Hſin, der dringend bat, Herr Marſhall möchte doch ſchnell kommen, ſein einziges Söhnlein ſei todkrank. Da er ein großer Mann ift, der den Chriſten viel ſchaden oder „nüßen kann, da er bisher immer freundlich gegen die Miſſion geweſen, da er auch gleid) einen Wagen ſammt Ehrenwache mitgeſchi>t hatte, entſ<hloß der Arzt ſi, zu gehen. Abends „um 7 Uhr brach er auf, am andern Morgen um 39 Uhr (4. Juli 1893) hatte er ſein Ziel erreicht, freilih ſchr müde und zerſchlagen, denn die Wege waren fiirdterlid). Der Empfang beim Mandarin aber war äußerſt freundlich. Er grüßte den Doctor und die Begleiter mit einem echt europäiſchen Händedru>, was ſonſt in China gar nicht Sitte iſt, und reichte ihnen eigenhändig die Taſſe Thee, ohne welche dort zu Lande keine Begrüßung denkbar ijt, — eine große „Ehre. Dann wurde der Doctor in den Theil des Hauſes geführt, wo die vier Frauen des hohen Herrn ihre Gemächer “haben und wo dad givetjahrige Söhnlein an heftiger Gehirnentzündung und Krämpfen darniederlag. Zahlreiche dhine-

ſiſche Aerzte hatten ſich vergeblich um ihn bemüht. Der eine atte pulveriiete Tigerknochen verordnet ſammt Schlangen#, Scorpionen- und Krötenpulver, ein anderer hatte

im Magen des Kindes ſibe cin böſer Geiſt, und hatte ſelben durd) Stiche mit einer glühenden und

genommen, alle aber waren darin einig, daß auf keine Heilung zu hoffen ſei. Leider mußte der Miſſionsarzt ihnen beiſtimmen. Aber er konnte doch wenigſtens Erleichterung ſchaffen. Da friſche Luft nah chineſiſcher Anſicht lebensgefährlich für einen Kranken ijt, hatte man das Kind Tag und Nacht in einem heißen Zimmer ohne jede Lüftung liegen laſſen, ivo es auh nod) von Fliegen, Moskitos und anderem Geſchmeiß wimmelte. Der Doctor ließ nun Thür und Fenſter aufmachen, einen tüchtigen Fächer in Bewegung fegen, gab dem Kind ctivas Arznei ein und machte — da fein Eis oder auch nur kaltes Waſſer zu haben war — einen Heiß-Waſſer-Umſchlag um den Kopf, worauf die Krämpfe aufhörten. Schon fingen die Eltern des Kindes und alle Umſtehenden an zu hoffen. Der Doctor mußte den ganzen Tag da bleiben, wobei ſich der Mandarin fortwährend mit ihm unterhielt. Aber die Krämpfe kehrten wieder, ärger als je. Durch Chloroform wurden ſie zwar geſtillt — zum großen Erſtaunen aller Zuſchauer, die Kräfte des Kindes aber waren erſchöpft und am nächſten Morgen hatte es ausgelitten. Niemand wagte es, dem Vater die Trauerkunde zu melden. Er ging ſtundenlang auf und ab in ſeinem großen Empfangsſaal, ohne zu fragen, wie es ſtehe, und doch ſelbſt ſchon überzeugt, daß das Ende gekommen ſei. Doch hatte der Doctor die Reiſe nicht umſonſt gemacht. Er blieb noch einen Tag und konnte an demſelben 120 Kranke behandeln, meiſt ganz arme Leute, darunter aber auch ein paar vornehme, namentlich drei hohe Beamte. Vielen war

nicht zu helfen, andern aber fonnte durch eine kleine Operation oder etivas Arznei ein großer Dienſt geleiſtet werden. Alle waren dankbar und viele hatten Gelegenheit gehabt, das Evangelium zu hören. Abermals eine Nachtreiſe, und der Doctor war wieder auf ſeiner Station. (Mbl. f. Kinder).

Miſſionsrund ſchau. Paläſtina. Sn Jeruſalem wurde am 31. October vorigen Fahres der Grundſtein der deutſchen evangeliſchen Kirche gelegt und am 6. November die neue deutſche evangeliſche Kirche zu Bethlehem eingeweiht. Sind dieſe Kirchen auch zunächſt für die evangeliſchen Deutſchen im heiligen Lande, ſo bilden fie dod) zugleih Ausgangspunkte für die Miſſion. Auch das deutſche Diakoniſſen-Hospital in Jeruſalem und das ſyriſche Waiſenhaus ſind bedeutend vergrößert. Bedeutender als die deutſche ift die engliſche Miſſionsarbeit in Paläſtina. Die „Kirchliche Miſſionsgeſellſchaft“ hat auf 7 Stationen 1390 eingeborne evangeliſche Chriſten und

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1786 Schüler. Neben 13 europäiſchen Miſſionaren ſtehen — 8 eingeborne ordinirte Gehülfen. Die Fortſchritte unter den Muhammedanern werden ſehr erſchwert durch die feind-

ſelige Haltung der türkiſchen Behörden. völkerung ift in ſteter Zunahme begriffen. ſoll ihre Zahl 50,000 betragen.

Die jüdiſche BeJn Jeruſalem |


Die

Missions - Taube.

Die „Kirchliche Miſſionsgeſellſchaft‘“ (Church Miss. Society) iſt die größte evangeliſche Miſſionsgeſellſchaft der Erde. Sie zählt 329 ordinirte europäiſche Miſſionare, darunter 158 univerſitätlih gebildete Theologen; ferner 71 Laienarbeiter und 134 unverheirathete Damen. Außer dieſen 534 europäiſchen Miſſionsarbeitern ijt die Zahl der eingebornen Gehülfen aus den verſchiedenen Völkern, unter denen dieſe Miſſion arbeitet : 284 ordinirte Paſtoren, 4042 Lehrer und 892 Lehrerinnen, alſo 5218 Eingeborne. Das ergibt ein Heer von 5752 Miſſionsarbeitern. Die Miſſionsgebiete ſind: Weſtafrica, Oſtafrica, Paläſtina, Perſien, Egypten, Nord-Judien, Weſtliches Jndien, Süd-Jndien, Ceylon, Mauritius, China, Japan, Neuſeeland, NordweſtAmerica, Nord-Pacific. Die Zahl der Communicanten iſt: 52,898; Chriſten 189,815; Schulen 1971; Schüler 81,236. Der Beſtand

der

verſchiedenen

evangeliſchen deut-

fGen Miſſionsgeſellſhaften war im Jahre 1892 nah An* gabe der „Allgemeinen Miſſions-Zeitſchrift“ folgender : swe

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Die Miffionsgebiete, welche von den deutſchen Miſſionsgeſellſchaften beſeßt find, find folgende: a) Britiſh-Jndien (Brüdergemeine, Baſel, Berlin IL, Leipzig, Hermannsburg, Morgenländiſcher Frauenverein, Schleswig = Holſteinſche Miſſionsgeſellſchaft). b) Niederländiſh-Fndien (Barmen, Neukirchen). c) China (Baſel, Berlin I, Barmen, Chineſiſcher Frauenverein, Allg. evangeliſch-proteſt. Miſſions-

verein).

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d) e) f) g)

Japan (Allg. evang.-proteſt. Miſſionsverein). Paläſtina und Syrien (Jeruſalemverein). Weſtafrica (Vaſel, Bremen). Südafrica (Brüdergemeine, Berlin I, Barmen, Hermannsburg). h) Oſtafrica (Brüdergemeine, Berlin I, Berlin III, Neukirchen, Leipzig). i) Auſtralien (Brüdergemeine, Hermannsburg, Neuendettelsau). k) Neuguinea (Barmen, Neuendettelsau). 1) Nordamerica m) Mittelamerica | Brüdergemeine. n) Südamerica Von den deutſchen Schußhgebieten ſind durch evang. deutſche Miſſionen beſeßt : a) Togoland (Bremen). b) Kamerun (Baſel). c) Südweſtafrica (Varmen). d) Oftafrica (Brüdergemeine, Berlin I und I, Leipzig). e) Neuguinea (Barmen, Neuendettelsau).

Jn Syrien haben die americaniſchen Presbyterianer cine einflußreiche Miſſion, deren Mittelpunkt Beirut iſt. Auf 5 Haupt- und 91 Nebenſtationen haben ſie 1858 Communicanten, etiva 5000 Anhänger, 152 Schulen mit 7539 Schülern. Mehrere Drudprefjen ſind beſtändig in Thätigkeit, und ihr College in Beirut, das über 200 Schüler zählt, hat neben einer theologiſchen auch cine mediciniſche Klaſſe. Aug befindet ſich hier ein Miſſionskrankenhaus, ein Waiſenhaus und Töchterpenſionat der Kaiſerswerther Diakoniſſen. Auch hier wird viel geklagt, nicht nur über fortwährende Placereien ſeitens der türkiſchen Behörden, auch directe Ver-| folgungen und ſelbſt Angriffe auf das Leben der Miſſionare ſind vorgekommen. Daneben hat es auch nicht an erfreulichen Erfahrungen gefehlt; die Zahl der muhammedaniſchen

Zuhörer hat ſich bedeutend vergrößert, und ein griechiſcher

Prieſter hat ſich den Proteſtanten offen angeſchloſſen. Es macht ſich in letter Zeit ein immer ſtärker werdender Zug Auch die zur Auswanderung nad) America bemerklih. immer gewinnt Paläſtina und Syrien in Miſſion ärztliche . Bedeutung und g Ausdehnun mehr an

Jm nördlichſten Kleinaſien bis an die perſiſche Grenze haben die americaniſchen Congregationaliſten ausgedehnte

TE


40

Die

Missions-Taube.

Miſſionen, die freilih mehr Erfolg haben unter den morgenländiſchen Chriſten als unter den Muhammedanern. Auch in der europäiſchen Türkei haben ſie in 13 organiſirten Gemeinden 990 Communicanten und in 21 Schulen 768 Schüler. Jn Kleinaſien zählen ſie 22 americaniſche Miſſionare, 33 cingeborne Paſtoren und 209 Lehrer, welche arbeiten in 34 Gemeinden mit 3751 Communicanten und 6659 Schülern.

Die ſüdweſtlihe Ede der Halbinſel mit den Hauptſtationen Ainteb und Maraſch bildet ein beſonders ergiebiges Miſſionsfeld. Hier ſind in 34 Gemeinden 5098 Communicanten und in 119 Schulen 5161 Schüler. Jm öſtlichſten Theile Vorderaſiens hat dieſe Miſſion noch 5 Hauptſtationen zu Bitlis, Erzerum und andern Orten mit 2835 Gliedern und 14,484 Anhängern, 7975 Schülern. Von Erzerum aus iſt die Arbeit auh nah Ruſſiſch-Armenien ausgedehnt worden. Für das ganze türkiſche Neih mit Einſchluß Egyptens wird die geſammte proteſtantiſche Miſſion angegeben mit 191 europäiſchen und americaniſchen Miſſionaren, 202 Gemeinden, 21,312 Communicanten, 84,000 Anhängern, 892 Miſſionsſchulen mit 43,027 Schülern. Die Bibel ijt in 11 Sprachen überſeßt. Jn Perſien arbeiten vornehmlid) die americaniſchen Presbyterianer. Jhre Hauptſtationen liegen um den UrmiaSee und um Teheran, wo fie in 37 Gemeinden 2443 Communicanten und in 108 Schulen 3464 Schüler haben. Neben 25 americaniſchen Miſſionaren ſtehen in ihrem Dienſte 39 cingeborne ordinirte Paſtoren und eine Anzahl Helfer. Jn der furchtbaren Choleracpidemic, welche in 1892 und ’93 das Land heimſuchte, und die in Teheran und Täbris allein 30,000 Opfer forderte, haben die Miſſionsärzte unſhäßbare Dienſte gethan. Aber auch hier gehören die Uebertritte von Muhammedanern zu den Seltenheiten, und wo ſie ſtattfinden, haben fie troß aller Religionsfreiheitserklärungen Verfolgung und oft aud) Tod zur Folge. Vor ctwa vier Jahren ließ fid) ein muhammedaniſcher Schreiber, Jbrahim, öffentlih taufen; man entriß ihm Weib und Kinder, warf ihn in verſchiedene Gefängniſſe, bis er zulegt infolge grauſamer Behandlung im vergangenen Jahre ſtarb. Zu Teheran wurde 1892 ein perſiſcher Mullah öffentlich getauft; ſofort ſtieß ihn fein Vater, ein angeſehener Rechtsgelehrter, als cinen Wahnſinnigen von fid). Was weiter aus ihm geworden, hat man nicht erfahren. Auch in dem von wilden Horden bewohnten Kurdiſtan treiben die Presbyterianer mit ſelbſtverleugnendem Eifer Miſſion. Troß vieler Feindſchaft haben -fie in dem gebirgigen perſiſch-türkiſchen Grenzgebiet am Tigris 5 Gemeinden mit 170 erwachſenen ‘Chriſten und 284 Schülern. Auch die „Kirchliche Miffionsgefellfdjaft” von England

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‘iſt in Perſien thätig und zählt 265 getaufte Chriſten und über 400 Schüler.

4

Auch ſie klagt darüber, daß die Taufen

gläubiger Muhammedaner ſehr erſchwert werden durch die mit Verfolgung und Tod drohende Feindſchaft des Jslams.

Dennoch haben im vorigen Jahre einige Taufen ſtattgefunden. Die Geſellſchaft gedenkt ihre Miſſionsthätigkeit in Perſien bedeutend zu verſtärken. Ju Arabien gibt es zur Zeit und 4 eingeborne Helfer. Auch Sinai iſt die Miſſion thätig. Der von Neuſeeland beabſichtigt, als perſiſche Miſſion einzutreten.

7 evangeliſche Miſſionare unter den Beduinen des alternde Biſchof Stuart einfacher Miſſionar in die C..S.

Bibelüberſeßungen haben in dieſem Jahrhundert ungewöhnliche Fortſchritte gemacht. Bis 1804, dem Gründungsjahre der britiſchen Bibelgeſellſchaft, gab es die Bibel nur in 57 Sprachen. Jn der Gegenivart aber exijtirt ſie, beziehungstweiſe einzelne Theile derſelben, in 395 Sprachen und Dialecten. Jn dem einzigen Jahrzehnt von 1881—'91 wurden nicht weniger als 50 neue Sprachen in Angriff genommen. Das Hauptverdienſt fällt den Engländern zu. Aus Deutſchland gingen nur 70 Vibeliiberfegser hervor, von den deutſchen Miſſionsgeſellſchaften wurden 22—25 Ueberſehungen geliefert. C. S. Milde

Gaben

für die Negermiſſion :

Durch Kaſſirer H. H. Meyer, St. Louis, Mo., $51.53 und 12.81. Durch Paſt. M. Henſel, Platteville, Wis., geſammelt

in Paſſions-

gottesdienften 12.30. Von M. Schäfer, Stillwater, Minn., 2.25. Durch Paſt. Aug. Lederer, Saline, Mich., Theil des Vermächtniſſes der verſtorbenen Gottliebin Nüßle 5.00. Durch Paſt. C. F. W. Sapper, Bloomington, Jll., von ſeiner Gemeinde 14.92, von Joh. Tesfe 2.50 und von Joh. Baumann

.50.

Durch Paſt. C. A. Bret-

ſcher, Wauſau, Wis., von Aug. Block 1.00. Durch Kaſſirer H. Tiarks, Monticello, Jowa, 25.00. Durch Lehrer C. Stedingk, Prairie, Randolph Co., Jll., von W. Klöpper .75 und von Ernſt Salger .25. Durch Kaſſirer H. Bartling, Addiſon, Jll., 58.00 und 51.37. Durch

Paſt. E. H. Fiſcher, New Haven, Conn., aus der Sparbüchſe der Kinder ſeiner Gemeindeſchule 1,43. Durch Kaſſirer H. Knorr, Detroit, Mich., 70.79.

Durch Paſt. G. Magat von E. Schleßke in Freiberg,

Minn., 1.00. Durch Kaſſirer Theo. H. Menk, St. Paul, Minn., 86.52. Durch Paſt. C. F. G. Koch, Huff, Jnd., von N. N. 1.00. Von P. W. und E. W., Allegheny, Pa., 1.00. Durch Paſt. W. Fettinger, Col[ecte ſeiner Jmmanuels-Gemeinde zu Eden, Minn., 1.86. Von M. K. in M., Wis., 1.00. Durch Kaſſirer F. Hellmann, Lincoln, Nebr., 24.30. Durch Kaſſirer C, A. Kampe, Fort Wayne, Jud., 148.59. Durch Kaſſirer G. O. Ruſtad, Decorah, Jowa, 28.50. (Summa $603.67.) St. Louis, 20. April 1894.

A. C. Vurgdorf,

Kaſſirer.

Die „„Miſſions- Taube“‘“ erſcheint einmal monatlih. Der Preis für cin Jahr in Vorausbezahlung mit Porto iſt folgender: 1 Exemplar. Ss .26 10 Exemplare, 2.00

25 60

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5.00 9,00

100

17.00

/

Die Partic-Preife gelten uur dann, wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe verſandt werden können. Briefe, welche Beſtellungen, Abbeſtellungen, Gelder zc. enthalten, ſende man

unter der Adreſſe: Concordia Publishing House, St. Louis, Mo.

Alle bie Redaction betreffenden Einſendungen find zu mbes nen an Rev. 0. Hanser, 1811 $, 8th Str., St. Louis, Mo.; alle Geldbetr ge ſür die Neger--Lmiſſion an den Kaſſirer Dir. A. C. Burgdorf, 1033 S. Sth Str., St. Louis, By

Entered at the Post Oce

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at St. Louis, Mo., as second-class m;

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Nadridfen aus dent Wiffiousgebiet dex Hetmath und des Auslandes. Kerausgegeben für die Evang. - Lutheriſhe Synodalconferenz von Nordamerika von der Commiſſion für die Negermijfion; redigirt von den Paſtoren C. J. O. Hanſer

16. Jahrgang.

Juni

„Wir wiſſen, daß wir aus dem Tode in das Leben

kommen ſind, denn wir lieben die Brüder.“ =

1 Job. 3, 14.

Selig, der dieſe Worte dem Apoſtel Johannes in Wahrheit nadhfpredjen kann! Denn ſie ſind die kürzeſte und treffendſte Beſchreibung eines wahren Chriſten, ſowohl nah ſeinem Weſen, ſeiner innerlichen Beſchaffenheit, wie nad ſeinem Leben und Wandel. Dieſe Worte ſind daher ein heller Spiegel zur Selbſtprüfung, aus welchem auch der cine fältigſte Chriſt fic) die fröhliche Antwort geben kann: Ja, auch id) bin dur Gottes Gnade ſein Kind und ein Erbe des ewigen Lebens. Laſſet uns daher die Worte einen Augenbli> betrachten; fic werden uns aud) zur Erwe>ung unſerer

Liebe zur Miſſion zu reichem Segen dienen.

Das Weſen

des wahren Chriſten iſt beſchrieben mit den Worten: „Wir wiſſen, daß wir aus dem Tode in das Leben kommen ſind.“ Alſo das, was einen Chriſten macht und worin das wahre Chriſtenthum eigentlich beſteht, iſt die neue Geburt durch den Heiligen Geiſt. Denn von Geburt und Natur ift der Menſch ein Sünder. Daher beſchreibt ihn die heilige Schrift „todt in Sünden und Uebertretungen. Fleiſch | Yon Fleiſch geboren. Fleiſch und Blut aber kann das Neich | Gottes nit ererben. Fleiſchlich geſinnt fein iſ Feindſchaft i Avider Gott. Cr iſt daher ein Kind des Zorns von Natur”. feat Soll daher der Menſch ſelig werden, ſo muß er zuvor wieder-

me geboren werden. be

Darum ruft der Heiland dem Nicodemus

fo ernft gu: „Es fei denn, daß jemand von neuem geboren

| Werde aus dem Waſſer und Geiſt, kann er nicht in das Reich i Fe

Gottes kommen. Was vom Geiſt geboren wird, das iſt Geiſt.“ s

und C. F. W. Sapper.

1894.

Nummer 6.

Alſo der Heilige Geiſt wirkt die Wiedergeburt des Siinders, durch welche er in das Reich Gottes eingeht. Er wirkt aber dieſelbe dadurch, daß er den über ſeine Sünden und Gottes Zorn und Strafe erſhre>ten Menſchen durch das Evangelium zum Glauben an JEſum Chriſtum bringt. Sobald der Sünder mit Thomas in dankbarem Glauben ausrufen kann: „Mein HErr und mein Gott!“ ſobald iſt er durch. ſolchen Glauben „aus dem Tode in das Leben gekommen“, iſt er ein Kind Gottes und Tempel des Heiligen Geiſtes geworden, ein Heiliger, Geliebter und Auserwählter Gottes, ein Glied des Reiches Gottes, der Gemeinde der Erſtgebornen, deren Namen im Himmel angeſchrieben ſind. — Und daß der Sünder dur Gottes Gnade aus ſeinem unſeligen Stand in dieſen ſeligen Stand verſeßt worden iff, das iſt ihm nicht etiva eine ungetviffe Sache, ſondern iſt ihm ſo gewiß, wie ſein eigenes leibliches Leben. „Wir wiſſen“, ſagt daher Johannes, „daß wir aus dem Tode in das Leben kommen ſind.“ Denn der Chriſt hat dieſe wunderbare, mächtige Veränderung an ſeinem Herzen erfahren. — Gr hat 8 erfahren, daß er todt war, und ſiche, er iſt nun lebendig. Er weiß es, daß er ein Knecht des Teufels war, und iſt nun ein Kind Gottes. Er weiß es, daß er unter Gottes Zorn im Kerker des Todes lag, und tft nun zur * ſeligen Freiheit gekommen, damit ihn Chriſtus befreit hat. Kurz, wie der Menſch ſich ſeines leiblichen Lebens bewußt iſt, ſo iſt fid) auch der wahre Chriſt ſeines neuen, geiſtlichen, himmliſchen Lebens bewußt. Wohl kann ihm in Stunden der Anfechtung dieſes ſelige Bewußtſein zuweilen getrübt werden. Aber wie die Sonne wohl dur dunkle Sturmeswolken eine Zeitlang verde>t wird, aber ihr Licht dann nur


42

Die

Missions -Tanbke,

Vor etiva vierzehn Monaten wurde Unterzeichneter von einigen firdlofen Negern zu Gold Hill aufgefordert, fie mit Gottes Wort und Predigt zu verſorgen, was auch mit Freuden geſhah. Sie beſuchten eine Zeitlang unſere Gottes-

dort ſind Leute, die nach dem vergänglichen Golde geſucht und nichts, kaum das tägliche Brod, davon bekommen haben. Das reine unvergängliche Gold des Evangeliums haben ſie dabei ganz außer Acht gelaſſen. Seit etiva vierzehn Monaten nun iſt ihnen Gottes Wort einmal monatlich gepredigt tvorden. Eine Gonntagsfdule, von einem gebildeten Neger in Abweſenheit des Miſſionars geleitet, iſt organiſirt. Unſer kleiner Katehismus, Geſangbuch und Bibliſche Geſchichte wurden ſogleich eingeführt. Zu Weihnachten, wo ich gleich einem ‘Santa Claus’? durchs Land zog, mein Wagen mit Schmu>ſachen für den Chriſtbaum und mit allerlei kleinen Geſchenken für die Kinder beladen, um Weihnachtsgottesdienſte und Chriſtbeſcherung auf den verſchiedenen Landſtationen zu halten, hatte ih aud) Gelegenheit, mich von der Leiſtung der Sonntagsſchule in Gold Hill zu überzeugen. Mehrere Kinder hatten zu meiner Freude die Weihnachtsgeſchichte, Lieder, ſammt dem Glauben mit Luthers Erklärung ausivendig gelernt und ſagten ſie hübſch und verſtändlich her. Dieſen Kindern wurden als Geſchenke Bibeln gegeben. Ende März dieſes sabes hielt id) mid) bei den dortigen MNegern beinahe eine Woche auf. Eine Negerfamilie nahm mich und mein Pferd freundlih auf. Die Wohnung, aus zwei Zimmern beſtchend, ohne Spur von Fenſtern, und ſo niedrig, daß der ſehsfüßige Miſſionar nicht gerade ſtehen konnte, ohne ſeinen Kopf gegen die von Rauch und Schmuhz gefärbte Decke zu ſtoßen, war für Beſucher die beſteingerichtete in der Nachbarſchaft. Das Schlafzimmer hatte zwei Betten ; in dem einen ſchlief die aus fünf Perſonen beſtehende Familie, in dem andern, zwei Fuß entfernt, der Miſſionar. Die täglichen zwei Mahlzeiten, die ih mit der Familie, einem hungrigen Köter und andern Hausthieren einnahm, genügten völlig, um die Nothdurft des Leibes zu ſtillen, der unter den Umſtänden nicht von zu großem Appetit geplagt war. Aber ih war auch nicht dazu da, um mich mit Schweinefleiſh und halbgeba>œenem Maisbrod zu mäſten, ſondern um den verkommenen Negern das Brod des Lebens in reicherem Maße als früher zu brehen. Vormittags hielt ih in dem öffentlichen Negerfdulhauje mit 20—25 Kindern Religionsunterricht und übte mit ihnen unſere Melodien ein. Jch hatte zu dieſem Bivede eine kleine Orgel mitgebracht, die den Negern ungeheuer viel Freude bereitete, Nachmittags wurde Katehi8musunterricht mit Alt und Jung und Abends Gottesdienſt mit Predigt gehalten. Abends brachten die Leute ihre Laternen mit, die das Schulhaus matt erleuchteten. Die

dienſte in Rodville und gewannen das Wort Gottes, wie es bei uns gepredigt wird, lieb. Nur war die Entfernung,

Männer ſtellten für dieſe Woche ihre Arbeit ein, um fid) am Religionsunterricht zu betheiligen. Nach den WAbendgottes-

‘beſonders für die Kinder, für welche ſie aud) eine Sonntagscule einzurichten wünſchten, zu groß. Gold Hill iſt ein kleines QuE in Rowan County, etiva

dienſten verſammelten ſich die Nachbarn bei der Familie, bei der ih logirte, Die Männer rauchten ihre Pfeifen, die Frauen genoſſen das edle Kraut aus ihren Schnupftabaks-

um fo herrlicher hervorbricht, fo ijt es aud) mit dem GläuBigen. Das helle Licht der Gnade geht ihm immer wieder auf und fröhlich ſingt er: Jch bin Gottes, Gott iſt mein, wer iſt, der uns ſcheide? Der Grundton eines neuen Lebens ſpricht fid) aus in dem Liedervers : Jch So So So

weiß wahr wahr wahr

es, ich weiß es und will es behalten, Gottes Hände das Neich noch verwalten, ſeine Sonne am Himmel noch pranget, hab ich Sünder Vergebung erlanget.

Doch nicht nur das innere eigentliche Weſen des wahren Chriſtenthums, ſondern auch ſein äußerliches Leben, ſeine hauptſächlichſte Frucht beſchreiben unſere obigen Worte aus der Epiſtel des ziveiten Trinitatisſonntags, wenn der Apoſtel ſagt: , Wir wiſſen, daß wir aus dem Tode in das Leben kommen ſind, denn wir lieben die Brüder.“ Ja, daran ivird’s recht offenbar vor. aller Welt, daß der Sünder wiedergeboren ijt, daß die Liebe Gottes ausgegoſſen iſt in ſein Herz und nun überfließt in der Liebe zu den Brüdern. Wie auch der Heiland ſagt: „Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger ſeid, ſo ihr Liebe unter einander habt.“ Und Johannes ſchreibt: „Daran wird's offenbar, welche die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels find. Wer nicht recht thut, der iſt niht von Gott, und wer nicht ſeinen Bruder lieb hat.“ Kannſt du daher, lieber Leſer, mit Wahrheit ſagen, daß du deinen Nächſten liebſt und lieben möchteſt, ſo aufrichtig und beſtändig, wie du dich ſelbſt liebſt, und biſt du betrübt, daß du dies nicht fo vollkommen kannſt, wie du ihn lieben möchteſt und lieben ſollſt, ſo haſt du daran ein gewiſſes Kennzeichen deiner neuen Geburt im Heiligen Geiſt. Nun jage nach, dieſe vollkommene Liebe immer mehr zu erreichen, ſie immer treuer und ſelbſtverleugnender zu üben, fie auch im heiligen Werke der Miſſion immer reicher zu bethätigen, dann wird auch Gottes Kraft in uns Schwachen immer mächtiger werden von einem Sieg der Liebe zum andern. Dazu helfe uns das höchſte Vorbild wahrer Liebe, JEſus Chriſtus, gelobet und geliebet in Ewigkeit. Amen. D. H.

Die Gründung

einer kleinen BWegergemeinde

zu Gold Hill, N. €.

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doſen, deren Jnhalt dur die Vermittelung einer kurzen Holzbürſte (snuff stick) dem Munde zugeführt wird, die im Munde bleibt, bis fie aus der kleinen Blehbüchſe durch

Eintauchen neue Zufuhr bringt.

Dieſe Büchſe und Bürſte


fa

Die

Missionx-Taube,

find die unzertrennlichen Begleiter der Negerfrau in NocdCarolina. Störend und ekelerregend iſt dieſe Art und Weiſe, den Tabak zu genießen, beim Gottesdienſt. Da fisen Frauen und Mädchen mit dem vier Zoll langen ‘‘snuff stick’? ziviſchen den Zähnen. Der Mund wird voll und droht überzulaufen. Die Thür wird ſchleunigſt geſucht oder das nächſte Fenſter, oder beſſer noch, ein Loch in der Wand (und ſolche find in den Schulhäuſern, wo ich predige, reichlich. vorhanden), um die braune Ladung los zu werden. Jn Concord ſind wir nun ſo weit in der Civiliſation gekommen, daß wir die ‘snuff sticks’? nicht mehr gebrauchen, wenigſtens in der Kirche nicht. - Jn der Nimertown Kapelle aber haben wir für die Schnupftabak liebenden Damen kleine Holzkiſten, mit Erde gefüllt, bei jeder Bank angebracht. Aber zurü>k nad) Gold Hill. Am Sonntag-Morgen Waren wir alle früh auf dem Weg zu dem Schulhauſe. Der Gottesdienſt ſollte um 10 Uhr anfangen. Von nahe und fern kamen die Neger, theils in Wagen, theils auf blinden, ausgehungerten Eſeln reitend, theils zu Fuß, hergeſtrömt. Das Schulhaus konnte kaum die Hälfte faſſen. Nach vorhergehender Prüfung und Predigt wurden 14 getauft und 21 Erwachſene confirmirt. Darauf folgte die Organiſation der Gemeinde mit 7 ſtimmfähigen Gliedern. Sie trägt den Namen: „Evangeliſch-Lutheriſche Zions-Gemeinde.“ Drei Paragraphen wurden als Gemeindeconſtitution angenommen. Der erſte enthält den Namen, der zweite das Bekenntnis, der dritte die Regel, wonach alles in der Gemeinde gehandhabt und geordnet werden ſoll. Um halb zwei Uhr kam der Gottesdienſt zum Abſchluß. Einen Monat ſpäter wurde das heilige Abendmahl zum erſten Mal gefeiert und das erſte Glied chriſtlih zur Erde beſtattet. So hat der treue Heiland auch hier ſein Zion zu bauen angefangen. Gr erhalte ſein Häuflein auf dem einigen Grund, auf welchem es durch Glauben und Bekenntnis erbaut iſt.

Aber wie lange, “Euer

Miſſionar

wie lange, liebe Chriſten, ſoll hier nod in den kleinen, unge-

ſunden,

höchſt unbequemen

häuſern

des

Staates

öffentlihen Schul-

Gottes

ſuchen? Concord, N. C., den 18. Mai 1894.

Reich

zu bauen

N. J. Bakke.

Veränderungen in der Negermiſſion in New Als Herr Lehrer Lemke

Buffalo,

Orleans. vor kurzem einem Ruf nach

N. Y., folgte, machte Herr Miſſionar Lankenau

E der Ehriv. Commiſſion den Vorſchlag, ihm Mount Zion ab[| zunehmen und ihn dafür, außer ſeinem Paſtorat an jener Station, den Unterricht in der vacanten Schulklaſſe mit

“übernehmen zu laſſen. dann Mount

Zion

Bei der Beſprechung der Frage, wie

wieder verſorgt tverden ſolle, waren alle,

“welche näher mit den hieſigen Miſſionsſtationen bekannt find, der Anſicht, daß es wohl am beſten fei, die Station in

43.

Carrollton eingehen zu laſſen und den dort ſtationirten Miſſionar, Paſtor Kuſs, nad) Mount Zion zu verſehen. Dies wurde der Ehrw. Commiſſion empfohlen, und dieſe ging aud) darauf ein. Da dieſelbe alle hieſigen Miſſionare bat, ſich über dieſen Punkt auszuſprechen, ijt es uns nicht bekannt, welche Gründe die Chriv. Commiſſion beſtimmt haben, den Schritt zu thun, zu dem fie ſich erft nah langem, langem Zögern entſchließen konnte. Sie ſelbſt wird fic) dafür vor der bald abzuhaltenden Synodalconferenz rechtfertigen. Hier ſei nur einiges über den Thatbeſtand berichtet. Anfänglich war der Beſuch der Schule ſowohl als auch der Gottesdienſte in Carrollton nicht unbefriedigend. Es dauerte aber nicht lange, bis die Leute ihre Neugierde befriedigt hatten, und nun ging es bergab. An kühle Empfänge in den Häuſern, wo man die Leute aufſuchte, um zu den lutheriſchen Gottesdienjten einzuladen, wurde man bald gewöhnt. Manchmal war man erſt lange auf der Pferdebahn gefahren, dann noch weite Stre>en zu Fuß gegangen, und wenn man nach all dieſem Zeitaufwand zu den Leuten kam, um mit ihnen ihrer ſelbſt oder ihrer Kinder wegen zu reden, ließen ſie einem ſagen, daß ſie nicht zu ſprechen ſeien. Dann ließ man den Leuten wohl durd) das an die Thür geſchi>te Kind allerlei Vorſtellungen machen, um ſie zu bewegen, mit fic) reden zu laſſen. Und wenn ein Mal nicht half, wurden die Verſuche wiederholt. Aber entweder blieben fie hartnadig und ließen ſagen, daß ſie nicht beläſtigt ſein wollten und man ſeiner Wege gehen möge, oder fie kamen mit ihres Herzens wahrer Meinung heraus und gaben ihrer Verachtung des Wortes Gottes deutlichen Ausdru>. Solche Erfahrungen werden nun zwar auf allen Stationen gemacht. Aber dazu kommt, daß fic) in Carrollton zu den Gottesdienften außer etlichen zwanzig oder dreißig lä r-

menden Kindern meiſtens nur zwei bis vier Erwachſene einfanden. Oft iſt vor nur einer erwachſenen Perſon gepredigt worden. Manchmal konnte gar kein Gottesdienſt

gehalten werden, weil niemand da war.

Das war die

Erfahrung des zuerſt dort ſtationirten Miſſionars. Das var auch die Erfahrung, welche Herr Miſſionar Kuſs ge-

macht hat.

Was kann da die Predigt fruchten?!

Wer ſoll

denn bekehrt werden, wenn niemand da iſt, Gottes Wort zu hören?! Aber durfte man nicht hoffen, daß durch die Schule etivas ausgerichtet verden würde? Wenn die Kinder geblieben ivären, allerdings. Aber mit einigen Ausnahmen ging es da aus und ein wie in einem Taubenſchlag. Umſonſt war aljo alle Mühe, den Kindern einen fruchtbringenden Unterricht in den Heilswahrheiten zu geben. Von dem Jrrthum der Secten, ſonderlich der Baptiſten, ſind die Leute in Carrollton gänzlich bezaubert. Während

Herr Miſſionar Kuſs ſeit legtem Herbſt treu in Kirche und.

Schule die ewig ſeligmachende Wahrheit gelehrt hatte, ohne daß auch nur eine Seele ein Verlangen nach der Wahrheit gezeigt hätte, indem ſie wenigſtens fleißig zum Gottesdienſt

gekommen wäre, hatten die Baptiſten mit ihren mehrwöchent-


44

Die

Missions-Taube.

lichen Erwe>ungsverſammlungen Hunderte geſammelt, die bekehrt zu ſein vorgeben. Da war eine Kirche, die hatte in runden Zahlen 60, eine andere 80, .eine dritte 105 Leute, groß und klein, im Miſſiſſippi zu taufen. Es mag ſein, daß ſi die Verhältniſſe im Lauf der Zeit ſo ändern, daß ſpäter wieder einmal eine Miſſionsſtation in Carrollton eröffnet werden kann. Bisher aber hat es unſers Dafürhaltens fo geſtanden, daß in dieſem Fall das Wort Chriſti berehtigte Anwendung findet: „Wo eud) jemand nicht annehmen wird, nod) eure Rede hören, ſo gehet heraus von demſelbigen Hauſe oder Stadt.“ Die wenigen ſhwarzen Lutheraner, die in Carrollton ſind, können die Kirchen und Schulen weiter unten in der Stadt beſuchen und benugen. Die es mit Ernſt meinen, werden das auch thun. Dadurch aber, daß die Miſſion an einem Ort ſolchen Mißerfolg gehabt hat, ſollen wir uns nicht entmuthigen laſſen und denken: „So, nun wollen wir’ gar nichts mehr thun.“ Als Paulus und Barnabas in Antiochia verfolgt und zu den Stadtgrenzen hinausgeſtoßen wurden, gingen ſie ruhig an einen andern Ort und ſeßten da thr Werk fort. Dem Beiſpiel wollon wir durch Gottes Gnade auch folgen. A. Burgdorf.

| |

Eine Vſingſtgabe.

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Pfingſten war es, als Agra in die heiligen Apoſtel durd) die wunderbare Ausgießung des Heiligen Geiſtes vor den Vertretern aller Völker in ihrem großen Amt beſtätigt wurden, direct vom Himmel herab ihre Beglaubigung als Zeugen Chriſti und Gottes Boten an die ganze ſündige Welt empfingen und in den verſchiedenſten Sprachen den Rath Gottes zur Seligkeit aller Menſchen zu verkündigen begannen. Eine herrliche Pfingſtgabe var es daher, die Chriſtus in den Apofteln ſeiner Kirche auf Erden verliehen hat. Pfingſten war es auch, als Herr Miſſionar Kuſs im Auftrag des Ehriv. Präſes Bading in der Mount Zion-Kirche in New Orleans als Paſtor dieſer Gemeinde in ſein Amt eingeführt und damit alg Gottes Bote an dieſe Gemeinde beglaubigt twurde. So tft denn aud) thr vom HErrn eine theure Pfingſtgabe geſchenkt.

Am Tag vor dem Pfingſtfeſt war die Kirche von mehreren Frauen mit beſonderer Sorgfalt gereinigt. Der Altar, auf dem

nur noch einige elende Lumpeù gehängt hatten, die dem haus mehr zur Unzierde als zur Zierde gereicht hatten,

it einem geſhma>loſen und äußerſt billigen neuen E

ePpid h be Dedt. get

Wegen ſeiner Neuheit ſtach derſelbe dennoch

ffigen, zum Theil gerbrdcelten und fdymugi-

vie gegen die alten Banke ab,

Und das

wäre in nod) viel höherem Maße der Fall geweſen, wenn die guten Frauen nicht faſt den ganzen Altarraum mit Pflanzen und Blumen bede>t gehabt hätten. Pünktlicher als ſonſt ſtellten fid) die Leute am Pfingſtabend zum Gottesdienſt ein. Die Kirche war bald bis auf den leßten Sit gefüllt. Manche, die allerdings nod) Stehplay hätten finden können, ſollen wieder fortgegangen ſein. Der Geſang der Pfingſtlieder ging unter Mithilfe der gegenwärtigen Paſtoren gut. Die Predigt behandelte auf Grund des Feſtevangeliums das Thema: „Warum es für Prediger und Zuhörer ſo wichtig ſei, ſih zu merken, daß der Heilige Geiſt ordentlicherweiſe allein durd) Gottes Wort wirkt.“ Die Einführung geſchah unter Aſſiſtenz Miſſionar Lanfenaus und der Paſtoren Gölz und Evers. Die Handlung machte. auf die Aniveſenden einen tiefen Cindrud. Nach dem GotteSdienſt mußten die Miſſionare — wie hohe Herren — Empfang halten. Alle ſtrömten dem Altar zu, um mit ihnen einen Händedru> und ein paar Worte zu wechſeln. Da Herr Miſſionar Kuſs ſchon ſeit lehtem Herbſt in der Miſſion thätig geweſen iſt, wirdes ihm wohl niht hwer fallen, fic) bald das Zutrauen der

Leute zu erwerben.

Möge

die Gemeinde für die ihr geſchenkte Gabe recht dankbar ſein und dies ſonderlich damit beweiſen, daß ſie nicht nur recht fleißig im Hauſe Gottes erſcheint, um die Botſchaft, welche Gott Oſtindien. ihr durd) ſeinen Diener übermittelt, anzuhören- und immer beſſer mit deren Jnhalt vertraut zu werden, ſondern mögen alle dieſelbe auch gläubig annehmen und, von brünſtiger Liebe zu Chriſto getrieben, auch noch viele andere zu dem einzigen Heiland der Sünder führen helfen. Dem theuren Amtsbruder aber und uns nicht minder ſchenke Gott aus Gnaden ein reiches Maß ſeines Geiſtes, damit wir unverzagt und unverdroſſen, mit aller Treue und nimmer ermüdender Geduld unſer Amt führen, Gott und unſerm Heiland zu Preis und Ehren. A. Burgdorf.

Bu den Bildern. Agra iſt eine der bedeutenderen Städte im Norden von “Vorderindien. Sie zählt jest 150,000 Einwohner, liegt

an dem von den Hindus für heilig gehaltenen Fluß Dſchamna, und hatte in ſeiner Blüthezeit eine halbe Million Einwohner.

Sie war früher die zweite Hauptſtadt des mächtigen Reiches des Großmoguls Akbar, der von 1556 bis 1605 regierte.

Unſer ſehr beſcheidenes Bildchen läßt nichts von der früheren


Missions-Taube.

großartigen Herrlichkeit ahnen, entſpricht aber eher ſeinem gegenivärtigen Zuſtand. - Denn die Stadt ift heruntergekommen, ift aber umgeben von einem weiten Trümmerfeld zerfallener Paläſte und großartiger Bauten, welche von ſeiner vergangenen Herrlichkeit predigen. — Nur zwei Prachtgebäude ſtehen nod) wohlerhalten da. Das eine ift die wundervolle Perlmoſchee, deren Bild die „Miſſionstaube“

45

Bau ſollen 20,000 Menſchen 22 Jahre gearbeitet haben.” — Um zu erklären, wie römiſche Künſtler an dem Bau eines muhammedaniſchen Grabdenkmals im fernen Oſten vor faſt 300 Jahren mitwirken konnten, müſſen wir einiges aus dem Leben und über den Charakter Akbars mittheilen. Er war ein ebenſo ausgezeichneter Feldherr als kluger Staatsmann. Erſt 14 Jahr alt kam er ſchon zur Regierung, da das Reich allenthalben in Aufruhr und die unterjohten Fürſten fic zum Abfall rüſteten. Akbar aber ergriff die Zügel der Negierung mit der Hand eines erfahrenen Mannes, unterwarf nicht nur die aufrühreriſhen Fürſten, ſondern dehnte in kurzer Zeit ſein Reich durch ſchnelle Feldzüge und ſiegreihe Schlachten ſo aus, daß es faſt ganz Aſien von der Grenze Sibiriens im Norden und Chinas im Oſten bis weſtlich nad Kleinaſien in fic) faßte. Um dieſer ſiegreichen Kriegszüge in früher Jugend wird er daher oft mit Alexander dem Großen

in No. 9 des leßten Jahrganges brachte, wo fie aber irre

thümlih als Pagode oder Gößentempel angeführt wurde. Das ziveite Gebäude ijt ein Mauſoleum oder Grabdenkmal, das einige für Akbars Grabſtätte halten, andere für ein

Grabdenkmal erklären, das Akbar einer ſeiner Lieblingsfrauen erbaut habe. Unſere beiden Bilder geben eine hübſche Anſicht derJn Burkhardts ſelben. kleiner Miſſionsbibliothek, IL. Auflage S. 145, wird es alſo beſchrieben : „Eine

Mauer von rothem Sandſtein umgibt das 1200 Fuß lange und 100 Fuß breite

Viere>, das mit ſei-

verglichen. Mit ſei-

ner Langſeite an den Strom grenzt, und tedjt3 und links mit je einem kuppelbe-

nem ſeltenen Feldherrn - Talent verbander ebenſo große Staatsweisheit.

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er Muhammedaner war, ihre Religion, ihre eigenen Beamten und Lebensordnungen. Er hob den

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Aderbau,

das Handiverf, und liherBlumengarten Eingangsthor zu Akbars Grabdenkmal. führte zu dem Ende mit hohen Cypreſſen europäiſche Handwerker, Mechaniker, Steinhauer, Goldund Springbrunnen ziert. Eine lange Cypreſſenallee führt \hmiede, Chirurgen und Aerzte aus Goa auf der Weſtzu einer Marmortreppe, auf der man zur Terraſſe herauffteigt, ſeite Vorderindiens ein, wo die Portugieſen ſchon lange - die dag eigentliche Grabdenkmal trägt. Auf den vier Eden zur Beſtrebungen dieſen Neben derſelben erheben fid) hlanke Thürme (Minarets), in deren ſich niedergelaſſen hatten. nod) er fand Unterthanen ſeiner Mitte das Denkmal in Form eines Achte>8 fteht. Das Hebung des Wohlſtandes Ganze ift durchaus aus weißem Marmor erbaut, mit reichen Zeit, fid) mannichfadjen Studien hinzugeben. Ein unerVerzierungen in buntem Marmor und mit arabiſchen Jn- ſättlicher Wiſſensdurſt ließ ihn eine Menge berühmter Geſchriften geſ<hmüd>t. Das Innere iſt mit herrlichen Moſaiken lehrten, Dichter und Künſtler um fid) ſammeln, eine reich verziert, die in den künſtlihſten Blumengewinden, Frucht- haltige Bibliothek anlegen und einen Muſentempel erbauen, \tü>en und Jnſchriften die Wände bede>en. Dieſe Moſaiken, in welchem die Gelehrten mit ihm zum Geſpräch oder Disdie aus Edelſteinen beſtehen, ſind von berühmten Künſtlern putationen regelmäßig zuſammen kamen. Ein beſonderes

in Rom gefertigt und ſollen über vier Millionen Dollars gekoſtet haben.

Jn der Mitte, umgeben von einer durchbroche-

“nen Marmorwand, ſtehen zwei Sarkophage. — An dieſem

Jutereſſe hatte er für die verſchiedenen Religionen. Die Jeſuiten trieben damals ſhon von Goa aus Miſſion. Als er zum erſtenmal etivas. von der chriſtlichen Religion hörte,

nem itm

Die


46.

Die

Misstons-Taube,

fand er ſie ſo wunderbar, von allen andern Religionen abweichend, daß er ein großes Verlangen empfand, die heiligen Bücher dieſer merkwürdigen Religion kennen zu lernen. Endlich ließ er ſich einige Jeſuitenprieſter aus Goa kommen. Er verlangte auch cine Bibel, die er fleißig las. Sn welcher Ueberfegung iſt unbekannt. Welchen Eindru> dieſelbe auf ihn machte, kennzeichnet folgender Vorfall. Die Portugieſen hatten ein türkiſches Schiff weggenommen und einen Koran, den ſie darin fanden, cinem Hund an den Hals gebunden und das Thier damit in der Stadt Ormuz herumgetrieben. Da verlangte Abkars Mutter, er ſolle nun auch eine Bibel einem Eſel um den Hals binden und ihn zum Aerger der Chriſten dur die Straßen Agras treiben laſſen. Er aber weigerte fid) entſchieden und ſagte, die Bibel enthält Gottes Wort, wer ſie verachtet, der verachte Gott ſelbſt. — Leider kam der arme Mann nicht weiter und die Jeſuiten waren nicht die Leute, die ihn zur Wahrheit führen konnten. Eine ſeiner Frauen ſoll aber Chriſtin geworden ſein. Als einſt ſeine Hofprieſter ihm darüber Vorſtellungen machten, daß er ein Chriſtenfreund ſei, foll er geantwortet haben: „Ein Chriſt werden will id) nicht, aber merkwürdig ijt es dod, daß die Chriſten ihren Glauben dadurch ausbreiten, daß ſie ihr eigenes Blut vergießen, die Muhammedaner aber daz durch, daß fie das Blut anderer vergießen!” Da wo Akbar einſt herrſchte, herrſchen jest die chriſtlichen Engländer und die proteſtantiſche Miſſion hat feſten Fuß in Agra gefaßt. Miſſionshäuſer und chriſtlihe Schulen erheben ſich nicht weit von dieſem herrlichen Grabmal. Auch ein Hospital für Uusfagige ijt in dieſer Stadt errichtet und ein großes Waiſenhaus. Das Chriſtenthum hat ſeinen Einzug gehalten und ſchon großen Segen verbreitet, aber Jslam und Heidenthum haben trogdem heute noch die Herrſchaft. Vor 40-Jahren fand ein großes Religionsgeſpräch zwiſchen Miſſionar Dr. Pfander und den Muhammedanern ſtatt, das noch lange nachher Früchte getragen. Bivei eifrige Muhammedaner, die damals dabei waren, find ſpäter bekehrt und ebenſo eifrige Diener JEſu Chriſti geworden. Der eine heißt Safdar Ali, der andere Jmadeddin. Dieſer lestere iſt 1866 getauft, 1868 zum Prediger ordinirt, 1884 zum Doctor der Theologie ernannt worden und fteht nochin gefegneter Wirkſamkeit in Amritſar. Tag und Nacht ift es

fein einziges Anliegen, wie er feine früheren Glaubensgenoſſen von ihren Jrrthümern überzeugen und für Chriſtum gewinnen: kann. Zu dieſem Zwe> hat er namentlich viele Bücher geſchrieben. Jhre Zahl iſt bereits auf 24 angewachſen. -Jn Agra iſt einſt aud) Abdul Maſih, der erſte eingeborne

Prediger jener Gegend. (| 1826) ordinirt worden, und Wilajot Ali, der ſpäter als Märtyrer in Delhi geſtorben iſt, hat ‘dort (1838) die heilige Taufe erhalten.

So iſt in dieſer

‘großen Stadt doch: ſhon manches fürs Reich Gottes ge-

ſchehen. Die Herrſchaft aber haben nod) immer der

“ Slam und das Heidenthum. PEET

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Möge es bald anders werden! D, H.

Kurzer DBeridt über unſer Wiffionswerk. Anſchließend an den Bericht unſers lieben Miſſionars A. Burgdorf, erſtatten wir kurzen Bericht über weitere Veränderungen auf unſerm Miſſionsgebiete und unſere Einnahmen ſeit der leßten Verſammlung der ehrw. Synodalconferenz in New York 1892. Die Station Carrollton in New Orleans iſt alſo aufgegeben worden und unſere Leſer werden dieſen Schritt aus den in dieſem Blatte angegebenen Urſachen und dem Mangel in unſerer Einnahme gerechtfertigt finden. Die Station Mount Zion bekommt nun an Miſſionar Kuſs einen eigenen Miſſionar und wird daher auf derſelben nod) mehr Miſſionsarbeit getrieben werden können, als zuvor, da Miſſionar Lankenau dieſelbe in Verbindung mit ſeiner Station St. Paul bisher allein bedient hat. Wird es nun durch die Liebe unſerer Chriſten möglich, daß in dieſem Sommer ſtatt der alten baufälligen und höchſt unbequemen Kirche eine neue erbaut werden kann, wozu die Neger ſelbſt ſhon 1000 Dollars zuſammengebracht haben, ſo dürfen wir mit großen Hoffnungen auf die Zufunft dieſer unſerer älteſten Station in New Orleans bli>en. Miſſionar Lankenau hat fid) erboten, den Unterricht in der erſten Klaſſe ſeiner zweiklaſſigen Schule zu übernehmen, da die Verhältniſſe ſeines Miſſionsdiſtrictes und die geringere Zahl der Schüler es ihm ohne beſondere Befürchtung der Ueberarbeitung erlaube. Dadurch erſpart die Miſſion die Beſoldung eines Lehrers. Miſſionar Burgdorf war durch Abgang des Lehrers Schäfer nah Milwaukee gezwungen, deſſen Klaſſe zu übernehmen. Da er die heruntergekommene Schülerzahl wieder bis auf 105 Kinder gebracht hat und die Arbeit gerade in der Unterklaſſe überaus ſchwierig und aufreibend iſt, ſo hat leider ſeine Geſundheit ganz bedenklich gelitten und hat ihm die Commiſſion einen Urlaub von drei Monaten zur nothwendigen Erholung gewährt. Die. Profeſſoren des Seminars in Springfield haben für dieſe drei Monate uns gütigſt einen Studenten zur Aushülfe gegeben und hoffen wir, daß unſer Miſſionar im Herbſt wieder mit neuen Kräften Leibes und Geiſtes in ſein geſegnetes Werk zurückkehren kann. Für die vacante Stelle ſeiner Schule hat die Vertheilungscommiſſion der ehrw.Miſſouri-Synode uns einen Candidaten des practiſchen Seminars, E. Hübſch, zugewieſen, der neben der Schule zugleih mit gelegentlichen Predigten den Miſſionaren aushelfen kann. So wäre denn unſere Negermiſſion in New Orleans ivieder aufs Beſte verſorgt, wofür dem HErrn Lob und Dane fei. Auch die Station Springfield kann jest wieder befesst werden, welche in den lehten anderthalb Jahren durch die Güte der Herren Profeſſoren Herzer und Weſſel verſorgt worden iſt. Da aber dieſe Station beſondere Schwierigkeiten hat und bedeutende Anforderungen an den Miſſionar

ſtellt, ſo wird Miſſionar Ferd. Meyer von Nord-Carolina dahin werfest und ſeine Stelle urd) den Candidaten J. C. Schmidt aus dem dortigen Seminar eingenommen werden,


Missions-Taube.

2. 3. 4. 5. 6. 7.

149.95

4647.93 705.87 385.88 2055.30 982.42 2802.96 840.20 1690.63 275.00 2170.78 1760.45 97.65 121.60 557.72 48.75 386.78 206.10 $20928.82

Mit nächſtem Monat beginnen die gemeinſchaftlichen Miſſionsfeſte wieder. Möchten die lieben Chriſten dabei unſerer Negermiſſion in reicher Liebe gedenken. Wir wiſſen

wohl, daß unſer Land unter ſchwerem financiellen Dru> leidet und Tauſende unſerer Glaubensgenoſſen hart davon betroffen werden. Aber Gottes Segen hat auch viele unter uns an irdiſhen Gütern reid) gemaht. Möge der treue Heiland ihr Herz regieren, daß ihr Ueberfluß den Mangel der Andern erjese. Dann wird auch dem gottgefälligen und gottgeſegneten Werke unſerer Negermiſſion das Nothwen-

dige: zu ſeiner fröhlichen Fortführung nicht fehlen. Mit Freuden bezeugen wir noh den Empfang des Legats von 1000 Dollars aus der Nachlaſſenſchaft des ſel. verſtorbenen H. Hecht aus Pleaſant Ridge, Jllinois. Es tvar in bedrängter Lage unſerer Kaſſe eine hochwillklommene Gottesgabe. Noch beträgt aber unſere Schuld in der Miſſionskaſſe 2000 Dollars, unſere monatlihen Ausgaben 900 Dollars.

O. H. Karenen - Evangeliſten. Am

12. und 13. October 1891 kamen die Lehrer der

-Karenen-Miſſion in Taungu zuſammen.

„viel gebetet und geredet.

Da wurde denn

Am intereſſanteſten. war der Be-

dieſen zwei Dörfern.

Wenn wir dic) nun dieſes Kind fort-

nehmen laſſen, kommen jene gewiß und ſtehlen uns ein Kind. So iſt's immer geweſen.“ Ye) antwortete : „Sicherlich nicht, ſie werden euh nichts thun. Sie haben einen chriſtlichen Lehrer bei ſich aufgenommen und wünſchen, daß jebt Friede ſei.“ Sie beſtanden darauf, ich ſolle ihnen einen Loskaufspreis geben. Jh ſagte: „Nein! es war nicht recht, das

Kind zu ſtehlen.

et

Aus dem Canada-Diſtrict..

Aus dem Jllinois-Diſtrict.. Aus dem Jowa-Diſtrict.... Aus dem Kanſas8-Diſtrict.. à Aus dem Michigan-Diſtrict ……. Aus dem Minneſota- und Dakota-Diſtrict Aus dem Mittleren Diſtrict Aus dem Nebraska-Diſtrict Aus dem Oeſtlichen Diſtrict.. Aus dem Südlichen Diſtrict.. Aus dem Weſtlichen Diſtrict.. Aus dem Wisconſin-Diſtrict.. Aus der Michigan-Synode Aus der Minneſota-Synode.. Aus der Wisconſin-Synode.. Aus der Norwegiſchen Synode.. Aus der Deutſchen Freikirche. Aus den Negergemeinden

richt, den zei junge Manner, Maung To Ba und Ple Ma, über den Eingang, den ſie in ſehr wilden Brecdörfern gefunden, abſtatteten. Maung To Ba ivar nur kurz in ſeinem Dorf, als die Leute zu ihm ſagten: „Jn unſerer Nachbarſchaft ift ein Dorf, mit dem tir beſtändige Händel haben. Die halten ein achtjähriges Kind von unſerm Volk in Gefangenſchaft. Wenn wir einen chriſtlichen Lehrer haben, dürfen wir ja niht mehr fehten, wir müſſen Friede halten. Aber wir wünſchen doch, daß du hingehſt und das Mädchen von ihnen herausfriegſt, denn deſſen Mutter weint ſich faſt die Seele aus.” To Ba dachte darüber nah: „Wie kann id, ganz allein und ohne Beglaubigung, jenes Kind herauskriegen? Aber es iſt ja des HErrn Sache, und er kann mich ſtärken und beglaubigen, wenn ich's mit ihm wage.“ So erklärte er ſich entſchloſſen, den Verſuch zu machen; nur müſſe man ihm den Weg in dieſes ſtreitbare Dorf zeigen, er wiſſe ja nicht einmal, wo es liege. Nun verſammelte fid) das ganze Dorf zu einer Berathung, aber niemand wollte den Wegweiſer machen. Doch zulegt ſagte ein ſehr alter Mann: „Jch habe keine Angehörigen mehr am Leben, es gibt niemand, der um mich trauern wird. Da kommt ja nicht viel darauf an, ob ih getödtet werde. Jch till dir den Weg zeigen.” — „Sodann“, erzählt To Ba weiter, „machten wir uns auf den Weg, es gab aber kaum einen leidlichen Pfad zwiſchen den zwei Dörfern. Der alte Mann folgte mir, aber: nur weit hinten drein, ſo daß er mic) zur Noth im Auge behalten konnte; ivenn ih mich je und je von der Richtung ettvas entfernte, rief er mir zu. Sobald ih aber das Dorf erreicht hatte, machte er recht3um Kehrt und floh, als gälte es fein Leben.“ „Allein trat id) alſo in das Dorf, das nod) kein Lehrer je beſucht hatte und deſſen Sprache id) kaum ſtammeln konnte. Jm Augenbli> wurde ich umringt. „Wer biſt du? Woher kommſt du? Was willſt du von uns? Mit dieſen Fragen ſtürmten ſie auf mich ein. Jh ſagte ihnen, ih ſei der Lehrer in dem und dem Dorf und komme wegen des Kindes, das ſie geſtohlen haben. „Nein, nein! das Kind wirſt du nicht kriegen.“ Nun febte ich mic) auf den Boden vor des Häuptlings Haus und redete zu ihnen vom Heil in Chriſto, denn ſie fragten mich, was denn ein Lehrer ſei und wer Gott ſei. Einmal drangen ſie mit ihren Speeren und Säbeln auf mih ein, daß id) meinte, mein Stündlein ſei nun da. „Endlich ſagten fie, gegen drei Flinten könnte td) das Kind haben. Jch entgegnete: „Nein, ih kann eud) nichts geben.“ Dann äußerten ſie: „Es iſt einewiger Streit zwiſchen

ems

der nach dem Zeugniſſe ſeiner Profeſſoren eine herzliche Liebe zur Negermiſſion hat. Möge es Gott gefallen, ſeinen Segen auf dieſe Beſchlüſſe und Anordnungen der Commiſſion zu legen! Zur Einſicht in unſere financielle Lage erlauben wir uns, eine Ueberſicht der Einnahmen vom 1. Auguſt 1892 bis zum 12. Mai dieſes Jahres zu geben, wonach die Totalſumme der Einnahmen um 4988 Dollars weniger ijt, als in den zivei vorhergehenden Rechnungsjahren der Synodalconferenz vom 1. Auguſt 1890 bis 12. Mai 1892. Folgende Summen gingen aus den verſchiedenen Synoden ein: 1. Aus der Miſſouri-Synode, und zwar: Aus dem California- und Oregon-Diſtrict $ 41.85

47

Das Rechte iſt, es zurückzugeben, und ihr

LSA

Die

-


Die

48 .

Missions- Taube.

müßt das Rechte thun.“ Jch griff in meine Taſche und fand da ein Stück weißes Papier: „Dies Papierblatt will ih euch geben‘, ſagte ih, worauf ſie es annahmen und mir verſprachen, ich ſolle das Kind haben. , Uber‘, hieß es, „wenn wir das Kind hergeben, mußt du uns verſprechen, uns einen chriſtlichen Lehrer zu verſchaffen, denn künftighin wünſchen wir im Frieden zu leben und etwas von Gott zu lernen.“ Jh verſprach ihnen einen Lehrer. Sie wollten ihn ſofort haben. Sd) ſagte: ,Augenbliclich kann ich keinen herſchaffen, will aber einen ſenden, ſobald ich’s vermag.“ „Wie ich dann weiter ging, um das Kind zu holen, gaben ſie mir drei Kornähren, daß ich ſie unterwegs äße. Die waren bald verzehrt und mich hungerte. Da hat mich am Ende der Häuptling in ſein Haus genommen und mir zu eſſen gegeben, trieb mich aber ſogleich wieder auf den Boden herunter, weil er Angſt vor mir hatte. Jest var es Nacht. Am Morgen aber ließen ſie mic) mit dem Kinde ziehen; dieſes war ſo erfreut, daß es auf dem ganzen Heimiveg weinte. Wie wir dann ins Dorf zurückkehrten, entſtand dort ein allgemeiner Jubel.“ Nun redete Maung To Ba die Verſammlung an : „Welcher junge Mann will alſo in jenes wilde Dorf ziehen?“ Er legte es allen aufs Geivifjen, dieſe Brec-Dörfer dürfe man fic) dod) niht entſhlüpfen laſſen. Er wiſſe gewiß, daß drüber hinaus nod) viele Dörfer ſeien, die aud) Lehrer aufnehmen würden; jest ſei die Ernte reif und jeht müſſe man ſie einthun. Alle Herzen waren tief bewegt, als der junge Mann ſo entſchloſſen für ſeine Wilden eintrat. Man bedenke übrigens, daß beide junge Lehrer, Ple Ma und Maung To Ba in ihren Dörfern ſtandhaft aushielten, obgleich fie wie die Leute dort nichts zu eſſen hatten als hartes Korn, Bambusſproſſen und eine rothe Erde. Am Ende gab es kein Korn und keine Sproſſen mehr, ſo daß nichts Eßbares übrig blieb als die rothe Erde. Dieſe vermochten ſie niht zu eſſen. Als die Leute dort das ſahen, ſagten fie: „Wir wollen eud) eine Weile nad) Hauſe gehen laſſen, bis wir unſere Reisernte haben, und dann \chi>en wir nach euch. Wenn wir euch aber gehen laſſen, müßt ihr uns verſprechen, gewiß wieder zu kommen.“ Das verſprachen ſie und kehrten zu den Fhrigen zurü> für eine Erholungszeit, welche ihnen zugleich geſtattete, der Jahresverſammlung anzuwohnen. Als dieſe Berichte abgeſtattet waren, ſtand der vorfigende Greis auf und dankte den Jünglingen für ihre herzbeweglichen Reden. „Wahrhaftig, unſere Herzen find dieſen Morgen ungewöhnlich erfreut worden. Jest laßt uns ſingen: JEſus Chriſtus herrſcht als König!“ Und hoch begeiſtert ſangen alle das alte Lied. — Tags darauf redete ein eben

ausſtudirter Seminariſt,

A Sche Pir, über Sef. 6, 8.: „Jh

hörte die Stimme des HErrn ſagen: Wen ſoll id) ſenden und wer will für uns gehen? Yd) aber ſprach: Hier bin

ih, ſende mich.“

Da war alſo der Mann gefunden für das

wilde ſtreitbare Dorf. lout

_ (MNiffionsbl. für Kinder

Bidher-Anjzeige. Zur Arbeiterfrage von Prof. A. L. Gräbner.

Concordia Pub-

lishing House, St. Louis, Mo. Preis 20 Cents. Die Arbeiterfrage iſt in allen chriſtlihen Ländern und unter allen chriſtlihen Völkern die Frage, welche aller Herzen bewegt und beunruhigt, dem Verſtand der klügſten Staatsmanner unlösbar iſt,

und den tieſſten Grund menſchlicher Bosheit und Verworfenheit aufgede>t hat, welcher in den Lehren und Thaten des Socialis-

mus, Communismus und Anarchismus zu Tage getreten iſt. Vergeblich bemüht ſich auch menſchlicher Wille und Verſtand, Licht in

dieſes Dunkel zu bringen.

Hier kann nur Gottes Wort Licht, Klar-

heit und Hülfe bringen. Und das u das hier angezeigte Büchlein in klarer, verſtändlicher und überzeugender Weiſe. Es han-

delt auf Grund

göttlichen Wortes vom Eigenthum, Natur- und

Arbeitskraft, vom Capital und Contract zwiſchen demſelben und dem Arbeiter, vom Geſchäft8unternehmer, ſeinen Rechten und Pflichten, und vom Arbeiter mit ſeinen Nechten und Pflichten. Es deckt die Schäden, die jest alle dieſe Verhältniſſe durchfreſſen haben, auf und zeigt die gewiſſe Veſſerung und Heilung derſelben. Das gewiſſe

Arzneimittel für den unſeligen Streit zwiſchen Capital und Arbeit

iſt alſo vorhanden. Gott in ſeiner ewigen Erbarmung hat die Menſchen nicht ohne Licht für dieſes Dunkel gelaſſen. Aber die Welt will dieſes Mittel nte gebrauchen und hat zum verdienten Lohn ſicheres Verderben vor Augen. Möge das nicht von Chriſten geſagt werden müſſen! Mögen ſie von dem Taumelkelch, mit dem dieſer immer heftiger und tödtlicher ſich geſtaltende Kampf die Maſſen des Volkes betäubt und trunken macht, ſich dur<h Gottes Wort nüchtern und unverivorren halten! Dazu wird ihnen dieſes Büchlein vorzügliche Dienſte leiſten. Gott gebe uns Chriſten die Gnade, daß wir dieſe koſtbare Gabe erkennen und zu unſerm Heile, ſowie zum Beſten un-

ſers Landes gebrauchen !

O. H.

Chriſtenfreude. Zwölf bibliſche Bilder von Prof. Hoffmann aus Dresden, im Verlag der Pilger-:Buchhandlung, Neading, Pa. Preis: $2.00. Ein Prachtwerk,

das eine köſtliche Zierde und erbauliche Unter-

haltung im Parlor jedes chriſtlichen Hauſes bildet und das wir von Herzen empfehlen.

O. H.

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Md., 46.36.

Durch Paſt. H. Daib, Merrill, Wis., von Franz Fied-

ler .40. Durch Kaſſirer H. Tiarks3, Monticello, Sowa, 75.00. Durch Kaſſirer H. Knorr, Detroit, Mich., 27.60. Durch Paſt. H. Brauer, Collecte ſeiner Gemeinde in Moltke, Minn., 5.75. Durch Kaſſirer T. H. Menk, St. Paul, Minn., 59.69. Durch Kaſſirer H. H. Meyer, St. Louis, Mo., 27.40. Durch Paſt. C. Dowidat, Oſhkoſh, Wis.,

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:

Für Kirchbau in New Orleans: Durch Kaſſirer C. Spilman, EID ie aby eee 5 Durch Paſt. H. Gieſch

Für ſtudirende Negerknaben: Dur aſt. H. Flatville, SL, von Karl und Anna Flesner $2.00.

Gieſchen,

Für die Unterftisungstaffe: VonN. N. in New Orleans, La., $5.00. 5 St. Louis, 23. Mai 1894.

Die Jahr in

A. C. Burgdorf,

„Miſſions -Taube‘“ erſcheint einmal monatlid. Sa abezaplung mit Porto iſt folgender: remplar.

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Aachrichlen aus dem Miſſionsgebiet „ Herausgegeben für die Evang. - Lutheriſhe Synodalconferenz von Nordamerika von der Commiſſion für die Negermiſſion; redigirt von den Paſtoren C. J. O. Hanſer und C. F. W. Sapper.

16. Jahrgang.

Juli

yWir find ſammt Chriſto begraben durc die Tauſe in den Tod, auf daß, gleihwie Chriſlus iſt auferwect von den Todlen durc die Herrlichkeit des Baters, alſo ſollen and wir in cinem neuen Leben wandeln.“ Bom. 6, 4.

Dieſe Worte aus der Epiſtel des ‘6. Sonntags nach Trinitatis kennen wir aus unſerm kleinen lutheriſchen Katechismus. Gott gebe, daß wir fie aud) in unſerm Herzen haben. Denn fie ſind ebenſo troſtreih als erwe>lich. Zuerſt troftreich. Denn was heißt: „Wir ſind ſammt Chriſto begraben durch die Taufe in den Tod“? Das heißt, wir find in unſerer Taufe gleichſam mit Chriſto für unſere Sünden am Kreuz geſtorben und haben dadurd) die leßte Strafe unſerer Sünden vollkommen gebüßt. Daher ſeht der Apoſtel gleich zwei Verſe nach obigen Worten hinzu: „Wer geſtorben iſt, der iſt gerechtfertiget von der Sünde“, das heißt, von ſeiner Sünde und ihren Strafen freigeſprochen. Das ift nun beſtätigt durd die Auferwe>ung. Deshalb fährt der Apoſtel fort: „Auf daß, gleidhwie Chriſtus iſt auferwe>t von den Todten durch die Herrlichkeit des Vaters, alſo ſollen aud wir in einem neuen Leben wandeln.“ Wie Chriſti Tod unſer Tod _vor Gott iſt, fo ift aud) Chriſti Auferwe>ung unſere Auferwe>ung und unſere Verſeßung mit Chriſto in das neue, himmliſche Leben. Und auch dies ift uns durch unſere Taufe zugeſichert und verſiegelt. Darum hat uns Gott ſchon in Unſerer Kindheit dieſelbe zu Theil werden laſſen, daß ſie uns ein göttliches Zeichen und Zeugnis ſei, daß Chriſti Tod und “Auferwe>ung unſer Tod und unſere Auferwe>ung ſei, daß ‘es alſo für uns, die wir glauben, keinen Zorn, keinen Fluch,

Se

ie

keinen Tod, keine Hölle und Verdammnis mehr gibt, ſondern

‘Aummer 7.

1894.

nur ewiges Leben, ewige Seligkeit mit unſerm gen Himmel gefahrenen Heilande JEſu Chriſto. So gewiß wir getauft find, fo gewiß iſt uns dies geſchenkt. D wel ein unvergleichlih reicher, ſüßer Troſt liegt alſo in obigen Worten, liegt in unſerer Taufe! Wie ſelig wären wir hier ſchon, wenn wir's fo recht von Herzen feſt und gewiß glauben könnten! Wie wahr iſt dod), was jenes ſ{öne Tauflied ſingt:

*

O großes Werk, o heilges Bad, O Waſſer, deſſen Gleichen Man in der ganzen Welt nicht hat! Kein Sinn kann dich erreichen. Du haſt recht eine Wunderkraft, Und die hat der, fo alles ſchafft, Dir durch ſein Wort geſchenket. Es macht dies Bad von Sünden los Und gibt die redjte Schöne. Die Satans Kerker vor beſhlóß, Die werden frei und Söhne Deß, der da trägt die höchſte Kron, Der läßt ſie, was ſein einger Sohn Ererbt, auch mit ihm erben.

Obige Worte ſind aber nicht bloß hochtröſtlich, ſondern zugleich überaus erwe>lic< zu gottſeligem Leben und frommem Wandel. Ja zu dieſem Biwede hat ſie St. Paulus eigentli geſchrieben und. wendet ſie auh Luther in ſeinem Katechismus an. „Alſo ſollen auh wir in einem neuen Leben wandeln.“ Mit dieſen Worten beſtätigt er, was er von der Bedeutung der Taufe geſagt hat, nämlich daß ſie „bedeute, daß der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße ſoll erſäuft werden, und ſter-


Missions -Tarrke.

ben mit allen Sünden und böſen Lüſten, und wiederum tägTid) herausfommen und auferſtehen ein neuer Menſch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe“. Und welcher Gläubige ſollte dem niht von Herzen zuſtimmen? Wie ſollte er der Sünde noch leben wollen, für die ſein Heiland fo bittern Tod erleiden mußte, und deſſen ſelige Frucht ihm in der Taufe geſchenkt iſt! Wie ſollte er nun nicht mit Luſt und Freude ſeinem Heilande dienen wollen, der ihm ſolche Liebe und Treue erwieſen, ihn, den nichtswürdigen Sünder, ſeiner ewigen Herrlichkeit theilhaftig gemacht hat! Nein, er muß dem Apoſtel von Herzen Recht geben und beiſtimmen, wenn er die Epiſtel mit den Worten {ließt : „Alſoauch ihr (Getauften und Gläubigen), haltet euch dafür, daß ihr der Sünde geſtorben ſeid, und lebet Gotte in Chriſto JEſu, unſerm HErrn.“ Wohlan, lieben Leſer, laſſet dieſe gottſelige Geſinnung der dankbaren Liebe auch unſerer Miſſion zugute kommen. Bedenket, die Seligkeit der Taufe ift für alle Sünder da. Darum ſpricht der HErr: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Creatur. Wer da glaubet und getauft wird, der wird ſelig.“ Dieſem Befehle gehorchen, heißt recht Gotte dienen in einem neuen Leben, ſei es, daß wir ſelbſt hingehen, oder unſere Kinder in den ſeligen Miſſionsdienſt ſtellen, oder endlich, daß wir mit Freuden unſere irdiſchen Gaben dazu darreichen, daß Sünder durch die Taufe in Gottes ſeliges Reich eingeführt werden.

O. H.

Cin Vſingſtſegen. Jn der Nähe der hiſtoriſch bekannten lutheriſchen ‘‘Organ Church’? in Rowan County, die im Mai dieſes Jahres bei Gelegenheit der Sißung der Nord -Carolina-Synode ihr 100jähriges Beſtehen feierte, ſteht ein kleines baufälliges Schulhaus, welches cin paar Monate des Jahres für die Erziehung der Negerjugend dieſer Gegend benußt wird. Jn dieſem Schulhauſe wird ſeit 14 Jahren lutheriſcher Gotte3dienſt für die dortigen fkirchloſen Neger gehalten., Die innere Einrichtung des Schulhauſes ift dem Aeußeren angepaßt;

ungehobelte Bretter, auf Kiſten oder kurze Blöde gelegt, bilden die Siße. Wo Fenſter hätten ſein ſollen, hat der Schreiner Löcher gemacht, die im Winter nach Belieben zugenagelt werden können. Ein grober Tiſch, der in einer Schlägerei bei Gelegenheit einer Feſtlichkeit für kirchliche Biwede ein Bein verloren, hat Plas in einer Ee gefunden. Für unſere Gottesdienſte wird er von einer Negerfrau mit einem Betttuch, das einmal weiß geweſen iſt, bede>t. Ein alter Ofen, deſſen mangelnde Füße durd) Ba>ſteine erfest worden ſind, vervollſtändigt das Möblement. Vor giftigen

Schlangen ift man, beſonders im Sommer, nie ſicher. Letten Sommer z. B. jagte eine ſolche mächtige Beſtie während der Predigt die ganze Gemeinde zur Thür hinaus. Mit Stöcken und Steinen verſehen kehrten die muthigſten Männer zurü>, um dem kriechenden, gifdenden Ungeheuer

_ den Garaus zu machen.

Wie kam der Miſſionar zu den Negern von Noville? Einige erwachſene Neger, die zur Sclavenzeit von einem lutheriſchen Paſtor getauft waren, worauf ſie nicht wenig ſtolz ſind, hörten von dem weißen Manne, der ihren Raſſengenoſſen in dem Schulhauſe zu Rimertown predigte. Neugierde wahrſcheinlich trieb ſie zu unſerm Gottesdienſt. Aber nachdem ſie demſelben eine Zeitlang beigewohnt hatten, baten ſie wegen der großen Entfernung wie auch wegen der andern firdlofen Neger in der Umgegend von Jtodville um Predigt in dem erwähnten Schulhauſe. Jhre Vitte wurde gewährt. Eine Sonntagsſchule wurde eingerichtet und unſere Bücher eingeführt. Viel ift in dieſer Schule zwar nicht geleiſtet worden, aber ſie ſammelten fic) um dieſe Bücher. Wer leſen konnte, las darin. Wer zu dieſer Sonntagsſchule kam und ſeinen Namen eintragen ließ, nannte fic) lutheriſch, im Gegenſaß zu denen, welche die Baptiſten vertraten. Dieſe „Lutheraner“, die glücklicher Weiſe, wie ich ſpäter erfuhr, zu der beſſeren Klaſſe der Neger dort gehörten, was übrigens nicht viel ſagen will, nahmen allmählich zu. Zur Stärkung kamen nod) einige aus Gold Hill, die derſelben Geſinnung waren, hinzu, fo daß der gottesdienſtliche Beſuch erfreulich gut war. Die Pfingſlwoche brachte ih bei den dortigen Negern zu, um ſie auf Taufe und Confirmation vorzubereiten. Mein Quartier war diesmal bedeutend beſſer als in Gold Hill. Ein Zimmer war für mich allein eingerichtet. Meine Wirthin, eine der tüchtigſten Negerfrauen, die ich kennen gelernt habe, gab fic) alle Mühe, mir meinen Aufenthalt angenehm zu machen. Selbſt die Thiere, die bei den Negern ſonſt freien Zutritt zu den Gemächern der Familie haben, wurden in reſpectabler Entfernung vom Eßtiſch gehalten. Wie in Gold Hill fo auch hier hielt id) Morgens Religionsunterricht mit einer Anzahl Kinder, Nachmittags Katechismusunterricht mit den Erwachſenen und Abends Gottesdienft mit Predigt. Die alte Orgel war auch diesmal mein Begleiter. Der erſte Pfingſttag war ein arbeitsvoller Tag. Nach vorhergehender Prüfung, die am Sonnabend ſtattfand, wurden 19 getauft und 15 confirmirt. Nah dem Schluß der Gottesdienſte folgte die Organiſation der Gemeinde unter dem Namen „Die evangeliſch-lutheriſche Chriſtus-Gemeinde“. Es war unſer lester Gottesdienſt in dieſem Schulhauſe.

|

Es wurde uns erklärt, daß wir fortan das Haus für unſere

Gottesdienfte niht mehr gebrauchen dürften. Dies hatten | wir den Neger-Baptiſten zu verdanken. Kaum waren wir heraus, ſo machte fic) ein Baptiſt daran, der Vollmacht von | der Schulcommittee hatte, ein Schloß an die Thür zu befeſtigen, ftedte den Schlüſſel in die Taſche und wir waren

obdachlos.

Was war jest zu thun?

Ein Glied bot uns

ſeine Hütte an für die Sonntagsſchule, was auh angenommen wurde. Für den nächſten Gottesdienſt gelang es den Negern,

ein größeres Zimmer in einem Hauſe zu bekommen, das ſeit

aa a bA vaut

Die

We

50

Jahren eine Zufluchtsſtätte für die Vögel des Himmels und |

die Thiere des Waldes geweſen iſt.

Die Frauen ſcheuerten |

das Zimmer fein ſauber und die Männer ſammelten von ‘ben Nachbarn Kiſten und Bretter für Sige. Hier feierten


Die

Missions-Taube.

51

Wit ain zweiten Sonntag dieſes Monats das heilige Abend- ſeine Eltern, noch ſeine Verwandten und näheren Freunde mahl, naddem am Sonnabend Anmeldung und Beicht- in der Stadt eine Bibel beſäßen, und daß ſie deshalb bisher gottesdienſt gehalten worden war. Drei junge Männer getvohnt geweſen, jede Woche zwei ſtarke Stunden weit über erneuerten ihren Taufbund und drei wurden durch die hei- die Berge zu wandern zu Verwandten, die im Beſih einer lige Taufe der Gemeinde einverleibt. Heiß zum Erſti>ken Wüäliſchen Bibel waren, — und da leſe ſie allemal das und kümmerlich wie die Einrichtung des Zimmers war, fo Capitel, aus dem der Text entiiommen war, und lerne den haben vir doch Gott gedankt, der uns durch die Güte eines leßteren auswendig. Jn dieſer Woche aber war das Wetter Mannes eine Zufludhtsjtitte hatte finden laſſen. ſo kalt und ſtürmiſch geweſen, daß fie nicht gehen fonnte. Aber das Zimmer ſteht uns nur auf kurze Zeit zur VerAls um dieſelbe Zeit noch andere Beweiſe der großen fügung; daher haben wir auch ſogleich darüber berathen, Bibelnoth zu ſeiner Kenntnis kamen, fand Prediger Charles Wie wir am ſchnellſten zu einem eigenen Gotteshaus kommen keine Ruhe mehr; mitten in den ſtürmiſchen Decembertagen fonnen. Aber berathen iſt ungefähr alles, was die Neger des Jahres 1802 reiſte er nah London, um auf irgend eine hier thun können. Außer einer Familie hat keiner mehr als Weiſe Bibeln für ſein armes Volk zu erhalten. Sndem er das nothdürftige täglihe Brod. Wenn vor dem. Anz ſich mit dem Gedanken daran beſchäftigte, wurde ihm plößbruch des Winters nichts für uns von Seiten der lich klar, daß eine Geſellſchaft in London beſtehen ſollte, um [lutheriſchen Mitchriſten geſchieht, ſind wir wie- nur Bibeln zu verbreiten, wie die Tractatgefellidaft Tractate der obdachlos. vertheilt. Sogleich ſuchte er einen ſeiner Freunde auf, dem Aehnlich iſt es uns in Mount Pleaſant gegangen, two er fein Herz ausſchüttete. Gott hatte ihn zu dem rechten auch cine kleine Negergemeindé gegründet werden ſoll. Seit Manne geführt; es war eines der Committeemitglieder der Monaten haben wir uns nicht um Gottes Wort ſammeln Tractatgeſellſhaft. „Kommen fie morgen mit mir in die können, weil das öffentlihe Schulhaus uns verſchloſſen Sigung unſers Vereins“, ſagte dieſer zu ihm, „da finden wurde. “Ein anderes außerhalb des Städtchens iſt geſichert, Sie mehrere Freunde beiſammen, die vielleicht Rath in der aber zu irgend einer Zeit können wir auch aus dieſem wieder Sache wiſſen.“ Charles ging hin, und mit dem ganzen auf die Straße geſeßt werden. Feuer ſeines liebenden Gemüths ſtellte er den traurigen : Wir klagen den lieben Mitchriſten unſere Noth und bitten Vibelmangel in Wales dar und das ſehnliche Verlangen der die, welche Gotteshäuſer haben, two fie ungeſlört, ohne Furcht, Einwohner nach dem Brod des Lebens. Alle fühlten, daß etivas gethan werden müſſe, und es wurde vorgeſchlagen, man von den Beamten des Staates hinaus getrieben zu werden, Gottes Reich bauen können, dieſe obdachloſen lutheriſchen ſolle ſogleich eine Geſellſchaft gründen zur Verbreitung von Bibeln in Wales. Da erhob ſich der edle Prediger Hughes Negerhäuflein nicht zu vergeſſen. Halten wir an dem Pfingſtſegen und dem Pfingſtgeiſte im und rief: „Wenn für Wales, warum nicht auh für das Glauben feſt, ſo wird Gott auch für eine irdiſche Hütte, eine ganze Land und für die ganze Welt 2” — Wie ein electriſcher Funke zündete dieſer Gedanke in den Herzen aller Anweſenden Werkſtätte ſeines Geiſtes, ſorgen. Das thue er aus Gnaden! und wurde von etlichen Glaubensmannern mit der ganzen e N. J. Bakke. Lebhaftigkeit ihrer Liebe erfaßt, um ihn ins Werk zu ſeßen. Sechzehn Monate ſpäter, am 7. März 1804, erfolgte Wenn für Wales, warum nidt ard für das die Gründung der „Britiſchen und Ausländiſchen Bibelganze Land und die ganze Welt? geſellſchaft“, die ſih die allgemeine Verbreitung der Bibel Jm Spätherbſt des Jahres 1802 ging der Prediger als Ziel ſete. Ehe die Verſammlung auseinanderging, Charles in Bala, einem Städtchen in der engliſchen Provinz wurden gegen 4000 Dollar zuſammengelegt als erſte Steuer Wales, durch die Straßen, als ihm ein armes Mädchen be- zu dem großen Werk. Aus dieſer einen Bibelgeſellſchaft iſt eine große Zahl angegnete, welches zu ſeiner Gemeinde gehörte, und das er in ſeiner Kirche ſowie in der Sonntagsſchule immer mit großer derer entſtanden. Gegenwärtig beſtehen ungefähr 65 ſelb- Aufmerkſamkeit daſißen ſah. Er ſtand ſtille, gab dem Kinde ſtändige Bibelgeſellſchaften in der Welt. Die Britiſche und Ausländiſche Bibelgeſellſchaft hat im die Hand und fragte es, ob es ihm den Text ſeiner lehten Predigt noch ſagen könne? Statt einer ſchnellen Antwort, vorigen Jahre faſt 4 Millionen heilige Schriften verbreitet, Wie er es von ihr gewohnt war, blieb fie diesmal ſtille und die zweitgrößte, die americaniſche, deren 14 Millionen. Jn ſchlug die Augen nieder. „Kannſt du mir den Text nicht mehr als 300 Sprachen und Dialecten, von denen eine große ſagen, liebes Kind?“ wiederholte Charles. Das Kind weinte, Anzahl vordemnidt als Schriftſprachen exiſtirten, dru>t und blieb aber ſtumm. Endlich ſagte es: „Ach, das Wetter war verbreitet die Britiſche Bibelgeſellſchaft die heilige Schrift; P | fofdjlimm, daß id) keine Bibel bekommen konnte, um den die americaniſche in mehr als 200 Sprachen.

Text nochmals zu leſen und zu lernen!“

Der Prediger ver-

Großes leiſtet namentlich die Britiſche Bibelgeſellſchaft

| ſtand nicht recht, was ſie meinte, und ſagte mit einigem Be: | für Förderung des Miſſionswerks in der Heidentwelt durch fremden: „Du konnteſt keine Bibel bekommen?

| du das?“

E

iG

Wie meinſt Veranſtaltung

gon

Veberſehungen

Darauf erzählte ihm das Mädchen, daß weder | Sprachen jener Völker.

und Druden

:

in den


52

Die

Missions-Taube.

Die Britiſche Bibelgeſellſchaft treibt aber auch ſelbſt Miſſion, indem fie zur Zeit gegen 360 Bibelfrauen im Orient angeſtellt hat und unterhält, welche in. die Frauengemächer ſich Eintritt verſchaffen und aus der heiligen Schrift den Frauen vorleſen oder Schriften vertheilen. Seit ihrem Beſtehen hat die Britiſche Bibelgeſellſhaft 136 Millionen heilige Schriften vertheilt, die americaniſche 57 Millionen. Die Einnahmen der erſteren belaufen fic) jährlich auf etwa

4 Millionen Mark, die der lehteren auf über 2 Millionen. j

(Hermannsb. Miſſionsblatt.)

Bluefield auf der

Muscito- Küſte.

(Zum Vilde.)

Der Ort Bluefield ift in lester Zeit zum öftern in den Zeitungen erſchienen und der eifrige Politiker hat vielleicht

ten des Telegraphs über die Sache fam auch cine Vemerkung von criſtlihen Sndianern und Miſſionsſtationen daz ſelbſt vor, und das veranlaßte die „Miſſions-Taube“ zu einer ſchnellen Reiſe dahin, um Erkundigungen einzuziehen. Und was ſie Erfreuliches daſelbſt gefunden, das bringt fie hiemit in Vild und Wort ihren lieben Leſern. Der zahlreichſte Volksſtamm find die Muscito-Jndianer, von welchen das Land ſeinen Namen hat. Die noch Heiden von ihnen ſind, ſtehen auf niedriger Stufe der Cultur und die heidniſchen Greuel der Unzucht, Vielweiberei, Kindermord und Trunkſucht herrſchen unter ihnen noch heute. Es war im Fahre 1847, als die Herrnhuter von ihrer Miſſion auf Jamaica aus nach dieſem Land und Volk kamen und 1849 die erſte Station in Bluefield gründeten, ein Ort, der damals 800—900 Einwohner zählte. 1845 hatte der junge Muscito-König durch einen methodiſtiſhen Miſſio-

Miſſionshaus und Stulen der Herrnhuter in Bluefield auf der

ſon längſt ſeine Karte nachgeſehen und das bisher nie genannte Städtlein in Mittelamerica auf der ſogenannten Muscito-Küſte entde>t, deſſen öſtlihe Grenze das Caraibiſche Meer; nördlih die Republik Honduras und ſüdlich

Muscito- Küſte in Mittelamerica.

deutende Städtlein Bluefield plößlich auf der Bildfläche der

nar aus Honduras die Taufe empfangen; aber dieſe Kirche ſcheint die Miſſion daſelbſt niht weiter verfolgt zu haben. Die Herrnhuter eröffneten bald eine Schule und ſchritten zum Bau einer Kirche, die aber erſt 1855 eingeweiht werden konnte. Bei dieſer Gelegenheit fand die erſte Jndianertaufe ſtatt, die Taufe einer Halbſchweſter des Königs. Jn dieſem Jahre wurde eine zweite Station eröffnet, die Mag“dala genannt wurde. . Der Ausbruch der Cholera gab den Miſſionaren viel Gelegenheit, den armen Heiden zu zeigen, was chriſtliche Liebe und Barmherzigkeit iſt, und bereitete die Herzen zur Aufnahme des Evangeliums. Bald kamen neue Miſſionare und nun wurde die Miſſion, welche der engliſchen Sprache wegen bisher mehr unter den Negern und Mulatten getrieben worden war, auch unter den Jndianern mit Macht und erfreulichem Erfolg in Angriff genommen. Eine neue Station, Rama, wurde gegründet und in Bluefield 1858 eine höhere Schule zur Erziehung für JndianerEnaben eröffnet. Jn dieſem Jahre wurde auh die Selbſtändigkeit des Landes dur den obenerwähnten

Politik erſchien und von fid) reden mate.

Vertrag zwiſchen England, den Vereinigten Staaten und

Nicaragua iſt.

Die Muscito-Riifte erſtre>t fid) etwa ſech-

gig geographiſche Meilen von Nord nad) Süd und bildet mit ſeiner Miſchlingsbevölkerung von Jndianern, Negern, mit - deren Abkömmlingen und Weißen ein kleines Staatsweſen, deſſen Beſtand gegen die benachbarten Republiken durch England vertragsmäßig geſüßt iſt. Neulich fiel es Nicaragua ein, von Bluefield Beſiß zu ergreifen und das Kriegsrecht

zu proclamiren.

Die Einwohner riefen ſofort England zum

Schute an, das auch bereitwilligſt zu Hülfe eilte.

Da aber

der vielbeſprochene Nicaragua-Canal in Oppoſition zu dem franzöſiſhen Panama-Canal mit americanifdjem Geld dort gegraben werden ſoll, ſo ſandten auch die Vereinigten Staa-

ten ein Kriegs\chif dahin, um ihre Nechte dort aufrecht zu erhalten.

Das war die Urſache, daß das bisher fo unbeJn den Berich-

|


Die

53

Missions -Taube.

Nicaragua abgeſchloſſen, dur welchen der Oberhiuptling Georg, ein chriſtlicher Jndianer, zum conſtitutionellen König der Muscito-Küſte eingeſeßt und die Selbſtändigkeit des Landes garantirt wurde; ein aus zwei Kammern beſtehendes Parlament wurde geſchaffen, in welchem auch die Miſſionare Sis und Stimme hatten.. König Georg ſtarb nach wenigen Jahren, war aber leider von der Sünde der Trunfenbeit nie ganz befreit. Ein furhtbarer Orkan 1867, einige Jahre ſpäter Cholera und Hungersnoth haben an Land und Leuten großen Schaden gethan und die Bevölkerung zurücgebracht. Auf ſehs Stationen treibt die Miſſion noch heute |

Der weiße Berg in dem deutſ<hen WBeſißthum Kamerun auf der Weſtſeite Africas. (Zum Vilde.) :

Jun dieſer africanifden Colonie Deutſchlands treibt die Baſeler Geſellſchaft Miſſion. Von ihrer Hauptſtation Man: gamba aus machten voriges Jahr im Juni und Juli zivei ihrer Miſſionare eine Erforſchungsreiſe ins Snnere des Landes, auf welcher ſie unter anderm den merkwürdigen Berg entdedten, von dem wir hier eine hübſche Abbildung geben. Aus dem intereſſanten Reiſebericht des Miſſionar

Ein bewohnter Fels im Yunern bon Kamerun.

ihr Werk in dieſem kleinen Lande. Die Jndianer ſind viel beſtändiger als die Neger und Mulatten, nur die Sünde der Trunkenheit ſcheint ihr gefährlichſter Feind. Die chriſtlichen Sndianer waren es auch beſonders, welche jeht die Hülfe Englands gegen Nicaragua anriefen, weil ſie von dieſem katholiſchen Lande mit ſeinen Prieſtern die höchſte Gefahr für ihr Chriſtenthum fürchteten. — Die größte Jndianergemeinde iſt auf der Station Magdala; aber die umfangreichſten Miffionsfdulen und -anſtalten find in Bluefield, deſſen Bild wir in dieſer Nummer unſers Blattes

geben.

Eine neuere Angabe über Anzahl -der: Chriſten in

dieſer Miſſion konnten wir leider niht finden. Burkhardt in ſeiner kleinen Miſſionsbibliothek gibt vom Jahre 1876 folgende Zahlen: Getaufte 924, Communicanten 200, Schü-

ler 734.

O. H.

F. Autenrieth geben wir die die Entde>ung und Beſchrei: bung des Berges betreffende Stelle: „Einem unſerer freundlichen Führer kam es auf einmal in den Sinn, uns an eine freie Stelle zu bringen, von wo aus ein Berg zu ſehen ſei. Und richtig, zu unſerer großen Ueberraſchung gewahrten wir in nicht allzu großer Entfernung den von Mangamba aus fo oft als räthſelhaft angeſtaunten „weißen Berg‘, ein iahres Wunderding. Sofort beſchloſſen wir, dahin aufzubrechen. Der Weg führte eine Stre>e weit durc {chine Pflanzungen auf ſehr fruchtbarem Lavaboden. Dann ging es in dichten Urwald,.von zahlreichen Elephantenheerden bevölkert. Jn der Eile hatten ſehs unſerer kühnſten Elephantenjäger Kugeln für ihre Steinſchloßbüchſen gegoſſen und fic) an die Spige der Expedition geftellt. Jn

geſchloſſenem Einzelmarſch ging es vorwärts. Um jede Anx


naberung der Elephanten ſofort zu bemerken, wurde von den Jägern die größte Stille geboten. Kein Wort wurde geſprochen ; kaum zu athmen wagte man. Denn nach den unzähligen friſchen Spuren zu \{ließen, mußten Elephanten in großer Zahl in der Nähe ſein, von denen der eine oder andere möglicherweiſe jeden Augenbli> hervorbrechen konnte. Beim geringſten Beräuſch genügte ein Wink, um die ganze Geſellſchaft ſtille ſtehen zu laſſen.

Des öftern wiederholte

fid) das Elephantengeräuſh und in athemloſer Spannung harrte man des Augenbli>s, da ein Elephant mit durchbohrtem Schädel vor uns niederſtürzen oder aber ein ganzer Trupp auf uns losgehen würde. Jn dieſem Falle hätte ſich natürlich unſere ganze Compagnie in die wildeſte Flucht aufgelöſt und jeder hätte ſein Leben, ſei es auf einem Baum, ſei es ſonſtwie, zu bergen geſucht. Doch der intereſſante Anblid ließ vergeblid) auf fid) warten. Keiner jener Waldrieſen kreuzte unſern Weg. Mittlerweile waren wir über zwei Stunden dahingegangen und ganz unerwartet traten wir auf einmal durch ein kleines Pförtchen aus den dunklen Hallen des Urwalds heraus. Wir befanden uns auf einer freien Fläche, die vom Urwald in auffallender Weiſe ſcharf abgegrenzt tvar. Und nun ſtand auch plötzlich zu unſerer niht geringen Ueberraſchung etwa 1400 Fuß vor uns der „weiße Berg“. Mit lautem Jubel wurde er von der ganzen Mannſchaft begrüßt. Noch ſeltſamer als aus der Ferne bietet fic) derſelbe in der Nähe dem Auge dar. Völlig unvermittelt wächſt er ſozuſagen aus der ebenen Erde heraus. Sein Fuß iſt von der Ebene, auf der er fic) erhebt, ſcharf abgegrenzt, und ſteil, wie von Menſchenhand aufgeſchüttet und geglättet, ſteigt er bis zu einer Höhe von etiva 1400 Fuß an. Eine kreisförmige, etiva 700—1600 Fuß breite Zone, die ſih vom Urwald aufs Genaueſte abzeichnet, umgibt ihn. Ganz unerklärlich ift es, wie dieſer Berg mit der ihn umgebenden offenen Fläche inmitten eines alles bezwingenden und überwuchernden Urwaldes von leßterem unangetaſtet bleiben konnte. Wie ein verirrter Fremder ſteht er mit ſeinem weißen Grasmantel iin der weiten ſhweigenden Welt da. Seine Färbung erſcheint bistweilen fo auffallend hell, daß er in der Ferne wie ein Schneeberg ausſieht. Dieſer Umſtand mag darin ſeinen Grund haben, daß die ihn umgebende, mit demſelben hellen Gras bewachſene Fläche ihren Widerſchein auf die Bergwände wirft und dadurch die auffallende Erſcheinung ‘hervorruft. Die Ab‘und Zunahme der Färbung hängt ohne Zweifel von .der jedesmaligen Beſchaffenheit des Graſes ab.“ So weit das “ „Miſſionêmagazin“. O. H.

Mirza Ibraßim, ein WBlufzeuge des Evangelii _ in Berfien. 2

Unter obiger Ueberſchrift bringt die „Allgemeine Miſſions: Zeitſchrift“ einen Bericht, dem wir das Folgende entehmen, Mirza Jbrahim, ein Muhammedaner, ivard 1889

in Khoi getauft. Nach dem muhammedaniſchen Gefege aber wird jeder Uebertritt vom Jslam zu einer andern Religion mit dem Tode beſtraft. Troßdem wollte Mirza Jbrahim ſih nicht im Geheimen taufen laſſen, ſondern öffentlich in der Miſſionskapelle. Bald regte ſich der Haß der Moslem und er mußte in die Gegend von Urmia fliehen. Hier half er den Miſſionaren als Schreiber und Evangeliſt. Er war kinderlos und ſeine Frau hatte ihn, da er Chriſt wurde, verlaſſen. Bei Dizza Taka predigte er mit großem Eifer den Muhammedanern das Evangelium von Chriſto. Der Khan (Ortsvorſteher) ließ ihn vor fich kommen und frug nad) ſeiner Meligion. Jbrahim hielt ein Neues Teſtament in ſeiner Hand und ſagte: „Dies iſt das Evangelium, ein göttliches Buch. Jch folge der Lehre dieſes Buches.“ Der Richter fragte: „Was hältſt du von JEſus?“ Bbrabhim antwortete: „Jh glaube an ihn als meinen Heiland. Wer an ihn glaubt, der wird das ewige Leben haben.“ Endlich fragte der Richter: „Was iſt deine Meinung über Muhammed?“ Da gab Jbrahim die kühne Antwort: „Was ich glaube, habe ich dir geſagt, twas Muhammed betrifft, fo iſt das deine Sache.“ Nun wurde er auf des Richters Befehl geſchlagen, zu Boden geworfen, mit Füßen getreten. Selbſt der Richter vergriff fic) an ihm. Hierauf wurde Jbrahim ins Gefängnis geworfen. Dort aber verkündigte er ſeinen Mitgefangenen das Wort des Lebens und fand willige Zuhörer. Vor den Gouverneur gebracht, blieb er bei ſeinem Bekenntnis, aud) als man ihm Geld bot. Man mußte bald erkennen, daß er ein aufrichtiger Bekenner Chriſti ſei. Man warf ihn mit einer Kette um den Hals ins Gefängnis und legte ſeine Füße in den Sto. Als der Pöbel Miene machte, ihn zu tödten, ſagte er ruhig: „Sie können mich vor die Mündung einer Kanone binden, nicht aber meinen Glauben an Chriſtum nehmen.” Auf Betrieb ſeiner Freunde wurde er nad) Täbris gebracht, damit er dort ſicherer wäre und vor ein höheres Gericht geſtellt ivürde. Er bekam von Freunden einige Vorräthe für die Reiſe, aber er überließ alles den Gefangenen und wollte lieber felbft Noth leiden. Zum Abſchied erinnerte er ſeine bisherigen Mitgefangenen, wohl zu bedenfen, was er ihnen von Muhammed, der ſie nicht ſelig machen fonne, und was er ihnen von Chriſtus geſagt habe, welcher der einzige Helfer zur Seligkeit ſei. Sie waren tief ergriffen, ſagten ihm-Lebewghl und beteten, daß Gott, dem er vertraue, ihn {üßen wolle. Jm Hofe des Gouverneurs erwarteten ihn 200 Muſelmänner, welche begierig waren, den Mann zu ſehen, der es gewagt hatte, den Mullahs zu widerſprechen und den Propheten nicht anzuerkennen. Ein Officier ſagte: „Das ift ein merkwürdiger Mann; er iſt ſo tapfer _wie ein Löwe. .. . Er ſagt, wenn man ihm nicht aus der Bibel beweiſen kann, daß Muhammed ein Prophet iſt, fo will er ſeinen Glauben an Chriſtus. niht aufgeben, aud wenn ſie ihm den Kopf abſchlagen.“ Einem Freunde antwortete Jbrahim auf die Frage, ob er nicht vor dem Tode zittere: „Jch weiß, daß ih doch ein-

as

Missions-Tauhke.

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Missions-Tauhke,

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mal ſterben muß, warum ſollte ich jest nicht ſterben wollen 2” Erſhütternde Todesnahrict aus der africaniſ<en Auf die Ermahnung des Freundes, daß nicht Menſchen, ſonAigermiffion. dern Gott ihn nad) Täbris ſende, damit er dort Zeugnis ablege vor den Wachen, dem Gouverneur und vielleicht vor Nachdem der Leiter der engliſch-biſchöflichen Miſſion am dem Kronprinzen, darum ſolle er feſt bleiben, antwortete Nigerfluß in Weftafrica, der farbige Biſchof Samuel CrowJbrahim demiithig: „Jch hoffe, ich werde feſt bleiben, bittet ther, am 31. Deceniber 1891 zu Lagos geſtorben war, beGott, daß er meinen Glauben ſtärke. Gott wird mir hel- \{loß die Miſſionsbehörde in London, einem weißen, eng: fen.“ Dann beteten ſie mit einander. liſchen Theologen die Leitung dev Miſſion zu übergeben. Jn Täbris angekommen, wurde Jbrahim mit gebun- Rev. Hill wurde zum Biſchof der Nigermiſſion gewählt. denen Händen und mit einem eiſernen Ringe um den Hals Am 12. December 1893 kam Biſchof Hill nebſt ſeiner Gattin, in das ſchlechteſte Gefängnis der Stadt geworfen, und mit drei andern engliſchen Miſſionaren und zwei Miſſionarinnen einer Bande von Mördern zuſammengekettet. Er mußte in Lagos an. Aber ſchon am 5. Januar Abends wurde der unter Gewürm und Ungeziefer liegen und Sdymuts bede>te Biſchof und wenige Stunden ſpäter auch ſeine Gattin durd den Boden. Seinen Mantel mußte er verpfänden, um etwas das Klimafieber hinweggerafft. Der Biſchof ſagte kurz vor Brod zu erlangen. Die größten Leiden bereiteten ihm die ſeinem Tode: „Jh gehe heim.“ Da richtete ſih ſeine Frau furchtbare Gottloſigkeit und Rohheit der Verbrecher und des auf, die in demſelben Raume lag, und antwortete: „Wir Kerkermeiſters. Dennoch vergaß er auch in dieſem Gefäng- gehen heim.“ Schon am 17. und am 21. Januar ſtarben nis die Verkündigung des, Evangeliums nicht. Viele der kurz nach einander zwei der mitgereiſten Miſſionare und am Gefangenen wurden tief bewegt. Ein Mörder wurde ſo 23. Januar eine der Miſſionarinnen, während die andern von Schmerz und Reue über ſeine Sünden ergriffen, daß er ſich wegen ſchwerer Krankheit zur Heimreiſe genöthigt ſahen. ein reumüthiges Bekenntnis ablegte. So tvar alſo nad) einem Monat von ſieben friſchen ArbeiObgleich Jbrahim nad) dem Geſeß dem Tode verfallen tern nur noch Einer auf-dem-Arbeitsfelde. Und doch hat war, ließ man ihn doch nicht hinrichten, weil ſonſt alle Welt fid) ſhon wieder ein Mann gefunden, der bereit iſt, als erfahren hätte, daß ein gebildeter Muhämmedaner Chriſt Hills Nachfolger in dies mörderiſche Gebiet zu gehen. Es geworden ſei. Er ſollte im Gefängnis mürbe gemacht wer- iſt dies ein Rev. Tugwell von England. C. S. den und fo zum Jslam juriidfehren. Auch durch allerlei Verſprechungen ſuchten ſie ihn dazu zu bewegen. Er aber blieb bei dem Bekenntnis: „Jh bin ein Chriſt, ih glaube Miſſionsrund ſ<hau. an denſelben JEſus, welchen der Koran einen Geiſt Gottes nennt.“ Niederländiſh-Jndien. Ueber den Stand der Miſſion Zuletzt war Jbrahim mit einer ganz entſittlihten und in dem großen indiſchen Jnſelreiche, das unter holländiſcher verhärteten Rotte von Verbrechern zuſammen, die ſeine Mör- Herrſchaft ſteht, zu berichten, ift keine leichte Aufgabe, weil der werden ſollten. Sie fragten ihn, warum er eingekerkert dieſe Miſſionsarbeit ſehr zerſplittert iſt. Von den 11 vérſei, und als ſie hörten, daß er fid) zu Chriſtus bekannte, ſchiedenen holländiſchen Miſſionsgeſellſchaften, die hier wirkſtürzten ſie ſih auf ihn und riefen: „Du mußt Ali beken- ſam ſind, hat nur eine 11, die andern nur einen bis vier nen!“ Er aber rief: „Nicht Ali, ſondern Chriſtus!“ Da Miſſionare. Außerdem allerdings nod) eine Anzahl Hülfs; _ fdlugen fie ihn und würgten ihn mit dem Rufe: „Bekenne prediger aus den Eingebornen. Die Geſammtzahl der ChriAli!“ Sie würgten ihn fo lange, bid ihm die Augen faſt ſten auf dieſem Jnſelreich ſoll etwa 300,000 betragen. aus dem Kopfe traten und er am Verſcheiden war, aber ſein Java iſt die bevölkertſte und bedeutendſte dieſer Snjeln. Unter den 20 Millionen meiſt muhammedaniſchen EinwohRuf blieb bis zuleßt: „Nicht Ali, ſondern Chriſtus!“ Ex erholte ſih wieder etwas und man brachte ihn in nern gibt es höchſtens 19,000 eingeborne Chriſten. Java einen geſonderten Raum. Sein Hals war ſo angeſchwollen, war ſtets ein unfruchtbarer Boden für die Miſſion, auch ijt daß er keine Speiſe mehr zu fic) nehmen konnte. Gr wurde die Zahl von 28 Miſſionsarbeitern eine viel zu geringe. immer ſ{hwächer und ſtarb bald darauf. Kurz vorher be- Sn der Hauptſtadt Batavia iſt eine kleine Chriſtengeſuchte ihn noch ein chriſtlicher Arzt, er konnte ihm aber nicht meinde von kaum 100 Seelen. Jn Depok, nahe bei Bamehr helfen. Auch mehrere chriſtliche Brüder kamen zu ihm. tavia, iſt eine Gemeinde von 700 Seelen. Hier befindet Zu einem von ihnen, der ihm während ſeiner Einkerkerung fic) das Hauptſeminar zur Ausbildung der eingebornen Geviel Handreichung gethan, ſagte er: „Wie kann ich dir für hülfen. Der Unterricht dauert vier Jahre. Seit Gründeine Liebe danken? Se) kann es nicht, aber JEſus kann es. dung der Anſtalt in 1878 ſind 71 Arbeiter daraus hervorGr hat geſagt: „Jch war krank und im Gefängnis und ihr gegangen. Einen bedeutenden Fortſchritt hat die Miſſion in habt mich beſucht.“ Jbrahim hatte einen liebevollen, ver- Mittel- und Oſt-Java zu verzeichnen, wo im Jahre 1882 an ſöhnlihen Sinn gegen ſeine Feinde. Er freute ſich, ab- 1000 in einem Jahre getauft wurden und die Zahl der Gezuſcheiden und bei ſeinem HErrn zu ſein. C. S. tauften jest 7000 beträgt. Auch hier befindet fid) ein Semi:

nar zur Heranbildung von Lehrern und Miſſionsgehülfen.


56

Die

Missions - Tanke.

Auf der benachbarten Snfel Sumatra erwies ſich die Miffionsarbeit erfolgreicher. Die holländiſche Miſſion zählt hier freilich nur 1500 Seelen, dagegen iſt die hier arbeitende Rheiniſche Miſſion unter den Bata eine ſehr erfolgreiche. Auf 19 Haupt- und 54 Nebenſtationen ſind hier über 24,000 Chriſten in geordneten Gemeinden geſammelt. 24 curopäiſchen Miſſionaren ſtehen 14 Paſtoren und 104 Lehrer aus den Eingebornen zur Seite. Jm Jahre 1892 ſind hier 2419 erwachſene Heiden mit 568 Kindern getauft. Ueber 6000- Erwachſene befanden fid) im Taufunterridt. Es herrſcht ein reges kirchliches Leben. Die Gemeinden beſtreiten den Unterhalt der eingebornen Miſſionare und Lehrer, ſowie die Bauten von Kirchen und Schulen aus cigenen Mitteln. 4100 Kinder beſuchen die Schulen. Auf den ſüdlichen Stationen, wo faſt nur Muhammedaner wohnen, ſind in 1892 allein 200 aus dieſen getauft. Ein ganz außerordentlicher Erfolg. Auf der kleinen Jiſel Nias arbeiten 8 Rheiniſche Miſ“ſionare. Nebſt vier Stationen mit 1000 Chriſten auf der Oſtküſte, ift eine fünfte Station auf der Weſtküſte gegründet. Zwei Dörfer -entſagten dem Heidenthum und forderten die Miſſionare auf, alle Gößen aus ihren Häuſern wegzunehmen. Unter den Taufbewerbern ift auch ein einflußreiher Häuptlíng, der mit dem Chriſtenthum Ernſt macht. 400 befanden ſich im Taufunterricht, und das Neue Teſtament iſt in der Sprache von Nias gedru>t. Auf Borneo, wo die Rheiniſche Miſſion ſeit mehr als 50 Jahren arbeitet, befinden fid) 8 Stationen mit nur etivas über 1400 Chriſten. ae i Auf - Celebes iſt das Nordende faſt völlig chriſtlich. Unter den 148,744 Einwohnern ſind 130,536 Evangeliſche und 3998 Katholiſche. Auf vielen der übrigen Ynfeln ijt die Miſſion ſtark vertreten. Südſce. Auſtralien. Die Zahl der Eingebornen auf dem Feſtlande von Auſtralien betrug 1891 59,464. Die reinen Auſtralier ſind ohne Zweifel ſehr im Abnehmen begriffen, während die Nachkommen weißer Männer und auſtraliſcher Frauen dem Ausſterben weniger verfallen zu ſein deinen. Wohl nirgends hat man die Ureinwohner eines Landes unmenſchlicher behandelt als in Auſtralien. Man ſucht jet das Unrecht einigermaßen wieder gut zu machen, indem man für die ſchwachen Reſte des ausiterbenden Volkes ſorgt. Viele der Reſerven, auf denen die Regierung die Eingebornen verſorgt und erzieht, find unter die Leitung der einzelnen Miſſionen geſtellt. Jn der Colonie Victoria zählt die Urbevölkerung nur nod 731. Auf ihre Pflege hat die Regierung im- Jahre 1891 $43,460 verwandt. Es befinden fid) hier 6 evangeTifde Miſſionsſtationen mit 500 getauften Chriſten. Jn

Neuſüdwales leben nocd) 8290 Eingeborne, faſt zur Hälfte Miſchlinge.

Die Regierung

verwendete im Jahre

1891

$70,895 auf ihren Unterhalt und ſtellte ihnen dazu auf den “ihnen angewieſenen Farmen A>ergeräthe, Saatkorn, Bau-

material und dergleichen. Hier befinden fic) 4 Miſſionsſtationen mit nur wenigen Getauſften. Jn Weſtauſtralien ſtanden im Dienſte der Anſiedler 5670 Perſonen, meiſt auf den Viehſtationen in halber Sclaverei gehalten. Hier find 2 evangeliſche Stationen unter Leitung der Anglicaner, und 2 katholiſche unter Leitung ſpaniſcher Benedictiner und franzöſiſcher Trappiſten. Der Erfolg iſt gering. C. S.

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miſſion an den Kaffirer Dir. A. C. Burgdorf, 1033S. 8th Str., St. Louls,

Mo.

Entered at the Post Office at St, Louis, Mo., as second-class matter.

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2 CAREX LAMB RECHT

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ST.LOUIS eS

Nachrichten aus dem Miſſion sgebiet der Heimath und des Ausſandes. Herausgegeben für die Evang. - Lutheriſhe Synodalconferenz bon Nordamerifa von der Commiſſion für die Negermiſſion; redigirt von den Paſtoren C. J. O. Hanſer

16. Jahrgang.

Auguſt

Denn id) habe cud) zuvörderſt gegeben, welches id) and empfangen habe, daß Chriſtus geſlorben fei fiir unſere Sünden nad der Schriſtz und daß er ßSegraßen fei und daß er auferflanden ſei am driffen Tage, nad der Schrit.“ 1 Cor. 15, 3, 4.

Mitten in der feſtloſen Zeit der Trinitatisſonntage predigt uns die Epiſtel des 11. Sonntages Chriſti Tod und Auferſtehung und ſtellt uns Charfreitag und Oſtern vor unſere Augen; denn ſie ſind die großen Liebesthaten unſers Gottes zu unſerer Erlöſung, auf welchen allein unſer Troſt in dieſem ſündenvollen Leben und unſere Hoffnung des ewigen Lebens ruhen, deren ſeligen Jnhalt wir nie zu oft hören, nie auslernen können. Wollen wir denn über beides die unvergleichlih ſchönen Worte Luthers hören. Er ſchreibt: „So wir den Nuten des Todes und der Auferſtehung Chriſti, unſers HErrn, recht faſſen wollen, müſſen wir uns zwei unterſchiedliche Bilder vor Augen ſtellen. Das cine ijt das traurige, elende, ſ{mähliche, jämmerliche, blutige Bild, da wir am Charfreitag von gehört haben, daß Chriſtus da hängt mitten unter den Mördern und ſtirbt in großem Schmerz. Solches Bild ſollen wir anſehen mit einem unzweifelhaftigen Herzen, daß es alles um unſerer Sünde willen geſchehen ſei,

daß er, der rechte, ewige Hoheprieſter, fid) zum Opfer für unſere Sünde gegeben und mit ſeinem Tode dafür habe be-

|;ZERO

zahlen wollen. Denn das ſoll ein jeder Menſch wiſſen, daß ſeine Sünden Chriſtum alſo verwundet und elendiglich zugerichtet haben und daß ſein Leiden anders nichts, denn deine “und meine Sünden ſind. Derhalben, fo oft wir an ſolch traurig, blutig Bild gedenken, oder es anſchen, ſollen wir anders nichts gedenken, denn daß wir unſere Sünden da

und C. F. W. Sapper.

1894.

Nummer 8.

ſchen. Wo nun fold) Trauerbild alſo bleiben ſollte, ſo wäre es zumal ſchre>lich. — Aber gleich wie wir im Glauben dieſe zwei Artikel aufs genaueſte an einander faſſen: Chriſtus iſt gekreuzigt, geſtorben, begraben, zur Hölle niedergefahren und am dritten Tage auferſtanden vom Tod: alſo fiehet man, daß fold) Trauerbild nicht lange bleibet. Denn ehe drei Tage um ſind, bringt unſer lieber HErr Chriſtus ein anderes, ſchönes, geſundes, freundliches, fröhliches Bild mit ſich, auf daß wir den Troſt lernen gewiß faſſen, daß nicht allein unſere Sünden durch das Sterben Chriſti vertilgt und gewürgt find, ſondern daß wir durd) ſeine Auferſtehung ſollen gereht und ewig ſelig werden, wie St. Paulus ſagt: „Chriſtus ift um unſerer Sünde willen dahin gegeben und um unſerer Gerechtigkeit willen wieder auferwe>t.“ Denn gleichwie zuvor die Sünden ihm am Hals gehangen und ihn an das Kreuz geheftet haben; alſo ſieheſt du jest in dieſem andern Bild, daß keine Sünde mehr an ihm iſt, ſondern eitel Gerechtigkeit; kein Schmerz nod) Traurigkeit, ſondern eitel Freude; kein Tod, ſondern eitel Leben und ein etviges Leben, das weit, weit über dies zeitliche Leben iſt. Dieſes Bildes ſollten wir uns je billig freuen! Das erſte Bild, auswendig anzuſehen, ift wohl etwas ſchre>li<; aber man ſehe die Urſache an, fo ſollten wir's uns anders nicht wünſchen. Denn da fieheft du, daß Gott deine Sünden von dir genommen hat, die dir alle zu ſhwer waren, daß du darunter

hätteſt müſſen zu Boden gehen, und hat ſie auf ſeinen Sohn gelegt, der eiviger Gott und der Sünde ſtark genug iſt. Da laſſe deine Sünde liegen. Denn beſſer wirſt du ſie nicht können legen, da fie did) weniger drücken nod) beſchweren. Darnach nimm dies andere Bild auch vor dich, an welchem


58

Die

Mission=x-Tarube.

- du fiebeft, wie dein HErr Chriſtus, der zuvor um deiner Sünden willen ſo greulich und elend. war, jest ſchön, rein, herrlich und fröhlich iſt und alle Sünden an ihm verſhwunden ſind. Da mach deine Rechnung weiter: So deine Sünden an dir nicht ſind um des Leidens Chriſti willen, ſondern von Gott ſelbſt dir benommen und auf Chriſtum gelegt, und find nach ſeiner Auferſtehung an Chriſto auh niht mehr — wo werden ſie denn ſein? Sft’s nicht wahr, wie Micha ſagt, ſie ſind in die Tiefe des Meeres verſenkt, daß ſie weder Teufel nod) einige Creatur mehr finden ſoll? Siche, das iſt nun der herrliche, fröhliche Artikel unſers Glaubens, der allein

Chriſten macht!“

(St. Louis XIII, 510.)

Noch mehr <hriſtliße Märtyrer in Perſien. Zu der Märtyrergeſchichte des Mirza Jbrahim in- der legten „Miſſionstaube“ bringen wir heute noch eine zweite, welche kurz darnach geſchehen ijt. Dieſelbe ſchreibt ein neſtorianiſher*) Prediger aus Perſien ſeinem Sohne Jſaak Yonan, welcher ſi gegenwärtig als Student in einem theologiſchen Seminar der Presbyterianer in Louisville, Ky., aufhält. Der Brief iſt am 5. Auguſt 1893 geſchrieben und von dem Sohne dem ‘‘Christian Herald’? zur Veröffentlihung übergeben worden. Er lautet alſo: Mein theurer Sohn! Mit Zittern und Zagen, voll Furcht und Beſtürzung ſchreibe id) heute an Dich. Die alte Feindſchaft der Muhammedaner gegen das Chriſtenthum ſcheint aufs neue aufzuleben. Vor wenigen Monaten wurde Mirza Jbrahim um ſeines Glaubens willen im Gefängnis. erdroſſelt und erſt vor einigen Tagen wurde ein Chriſt in ſeinem Hauſe getödtet, ein anderer zu-Tode gemartert und heute mußten wir aber-

mal eine greuliche Mordthat erleben.

Die muhammeda-

niſchen Prieſter ſhi>ten eine Muhammedanerin zu dem Ariftliden Kaufmann Aghajan, um cine Geldforderung zu erpreſſen. Derſelbe wies die Forderung ab. Darauf erzählte die Frau, Aghajan habe fie ſhändlich beleidigt. Sogleid) verſammelt fid) ein Haufe gottloſer Buben, die jedes Verbrechens fähig ſind, um ſein Geſchäftshaus, mit Dolchen, Schwertern, Gewehren und Steinen bewaffnet, drangen ins Haus ein, alles zerſtörend und Aghajan gefangen nehmend. Dann fdleppten fie ihn in den Tempelhof, ivo fie ihn unter

furhtbaren Martern tödteten.

Seinen Kopf legten fie auf

einen Stein und fdlugen mit Steinen auf denſelben, bis das Gehirn dur den Mund lief und der ganze Schädel zermalmt war. Außerdem war ſein Körper mit 35- Dolchſtichen durchbohrt, einige ſchnitten ihm die Ohren, andere

die Naſe ab, wieder andere zerſhmetterten ſeine Glieder mit *) Neſtorianer, Anhänger und Nachfolger des Biſchofs Neſtorius in Conſtantinopel, welcher leugnete, daß man die Jungfrau Maria Gottesgebärerin nennen kann, und behauptete, daß göttliche und menſchliche Natur in Chriſto vermiſcht ſeien. Er wurde 434 um

dieſer Jrrlehren willen ſeines Amtes entſeht.

Steinen. Endlich legten ſie einen Stri> um den Hals, banden einen todten Hund an ihn und ſchleppten den Leichnam durch die Straßen der Stadt nach einem ſtinkenden Sumpf außerhalb derſelben, in welchen ſie ihn warfen. Während dieſes mörderiſchen Aufruhrs konnte kein Chriſt, geſchweige ſeine arme Frau ſich dem Unglückliche nähern; es wäre ihr augenbli>licher Tod geweſen. Erſt ſpäter konnte die Frau den Leichnam ihres Mannes durch Zahlung einer Summe Geldes an den Gouverneur an fic) nehmen. . Gleich nach der Ermordung Aghajans kehrte die Bande zu ſeinem Hauſe zurü>, um auch die Frau zu tödten. Aber ſie rettete ſich durch raſche Flucht in das americaniſche Miſſionshaus. Noch in derſelben Nacht wurde ein anderer Chriſt von derſelben Mordbande getödtet und ſein Haus und Eigenthum zerſtört und geraubt. Ein dritter Chriſt wurde wenige Meilen von der Stadt in einem nahen Dorfe um ſeines Glaubens willen ermordet. Bereits haben die Muhammedaner an ihren Hohenprieſter um Erlaubnis telegraphirt, den heiligen Krieg der alten Zeit gegen die Chriſten erneuern zu dürfen. Gott allein weiß, was und wann das Ende dieſer blutigen Verfolgung ſein wird. . .. Dein treuer Vater, Malek Yonan. O. H.

Die Miſſion

in Tibet in Aſien.

(Zu den Vildern.)

Ueberall offene Thüren — das iſt ein Hauptzeichen der Zeit, in welcher. wir leben. Doch gibt's immer nod) Sinz der, die fürs Chriſtenthum verſchloſſen ſind. Das verſloſſenſte iſt wohl Tibet. Dieſes rieſige Hochthal, im Norden von Jndien, im Weſten von China gelegen, enthält die höchſten bewohnten Plage der Erde, hat cinen langen, ſchneereichen Winter und einen kurzen, aber ſehr heißen Sommer. Fruchtbar iſt es niht, dod) wird ſtellenweiſe Weizen, Reis,

Gemüſe, Rhabarber, Wein und Obſt gezogen ; bedeutender iſt die Viehzucht, die mit Schafen, Ziegen, Pferden und den merkwürdigen, langhaarigen, horntragenden Yas getrieben wird; dazu findet ſih Gold, Borax, Salz und allerlei edles Geſtein; die Jnduſtrie ift nicht entiidelt, doh werden Wollwaaren, namentlid) Filze, und aud) Metallwaaren ausgeführt. Der Handel mit China, Jndien und Hochaſien iſt bedeutend. Fortwährend gehen Karawanen hin und her. Jn die Hauptſtadt Lhaſa aber darf kein Fremder, namentlich kein Europäer cindringen. Dort hat der tibetaniſche Pabſt,

der ſogenannte Dalai Lama, ſeinen Sis.

Er gilt für eine

Menſchwerdung des Buddha - Geiſtes und genießt beinahe göttliche Verehrung. Außer ihm gibt's aber nod) viele

Lamas, Heilige, Aebte, Mönche, Nonnen und dgl. in Tibet, die theils in Klöſtern leben, theils im Lande herumziehen, alle aber aus der Frömmigkeit ein Gewerbe machen. Faſt aus jeder Familie wird cin Sohn Lama oder Mönch. Der

trägt dann ein Gebetsrad im Gürtel, das er fleißig umdreht,

macht Regen, bannt böſe Geiſter, ſchreibt Zauberſprüche und


i

Die

Missionx-Taubke.

59

ertheilt Segen — alles natitrlid) gegen Bezahlung. Daz Chriſtenthum irgendwie geneigt ijt, in den Bann gethan, neben iſt die Unſitte der Vielmannerei tief eingewurzelt : der das heißt, ſie von allen Verſammlungen und-Segnungen älteſte Bruder nimmt eine Frau, die dann auch ſeinen jün- ſeiner Religion ausgeſchloſſen, dazu auch eine Art Hirtengeren Brüdern mit angehört. Ein richtiges Familienleben brief erlaſſen, worin er über die Gleichgültigkeit ſeiner Gekann dabei ſelbſtverſtändlih nicht gedeihen. Vom wahren meinde klagt und vor dem Uebertritt zum Chriſtenthum Gott twifjen die armen, Leute tro all der Bücher, die in den warnt. Dem jungen Manne ſelbſt aber verſucht man" das Klöſtern aufbewahrt und geleſen werden, nichts. Jhre Zu- Leben ſo ſchiver als möglich zu machen. Wahrlich, da thut verſicht fegen fie auf Almoſen und Wallfahrten, auf Bet- Geduld und Glaube der Heiligen noth! Die Brüdermiſſioräder, Vetmithlen und Betflaggen, die theils vom Wind, nare aber verzagen nicht. „Wohl iſt der Boden dort an den theils vom Waſſer, theils mit der Hand gedreht werden. Thoren von Tibet hart und ſteinig, aber der treuen SäeJede Umdrehung gilt für ein Gebet. Eine Maſſe von bud- manngarbeit wird ſchließli<h der Segen nicht fehlen, und dhiſtiſchen Büchern find aus dem Judiſchen oder Chineſiſchen wenn des HErrn Stunde ſchlägt, kann auch der härteſte in die Landesſprache überſeßt, und beſtändig entſtehen nod) Boden ſich wandeln.“ So heißt's im leßten Jahresbericht. neue Bücher, namentlich Lebensgeſchichten heiliger Männer. Andern Miſſionaren aber geht das zu langſam. Sie Jn jedem größeren Kloſter iſt ein gelehrter Mönch damit be- möchten ſchneller vorankommen. Gerade die verſchloſſenen auftragt, ein Tagebuch über das Thun und Reden des Abtes Thüren haben einen Reiz für ſie. So wiſſen wir von einem zu führen, und ſtirbt dieſer, ſo wird aus jedem Tagebuch Holländer, von mehreren Schweden, von einigen Americaeine Lebensgeſchichte zuſammengeſtellt. Schon im ſiebenten nern und Engländern und namentlich von einem engliſchen oder achten Jahrhundert haben die Tibetaner angefangen, Fräulein, die alle nicht nur ihre Bli>ke auf Tibet gerichtet, Stereotypplatten aus Holz zu ſhneiden und damit Bücher zu ſondern auch ernſtliche Anſtrengungen gemacht haben, demdru>en. Jest kann man auf jedem Markt Bücher, namentſelben das Evangelium zu bringen. Hören wir zuerſt etivas von jener Engländerin, Fräulid) die obenerwähnten Heiligengefdidten, kaufen. Wenn nur auch von wirklicher Heiligkeit und Gottesfurcht etivas lein Anna Taylor, der erſten Europäerin, die bis ins Junere darin ſtünde! Aber daran eben fehlt es. Nichts als ver- des verſchloſſenen Landes vorgedrungen iſt. Nachdem ſie dienſtliche Werke, Selbſtgerechtigkeit, Aberglaube, kurz, fin- ſchon in früher Jugend fid) dem Heilande. ergeben, hörte jie einmal einen Sohn des berühmten Miſſionars Dr. Moffat fteres Heidenthum! einen Vortrag über Africa halten und fühlte ſich ſo zu den Welch köſtliche Aufgabe alſo, den anderthalb Millionen Einwohnern Tibets das Evangelium zu bringen! Aber wie armen Heiden hingezogen, daß ſic faſt gewünſcht hätte, kein ihnen beikommen? Kein Miſſionar darf ſich im Lande nieder- Mädchen, ſondern ein Knabe zu ſein, nur um aud) einmal laſſen. Auch gewöhnlichen Reiſenden gelingt es nur ſelten, in die Miſſion zu können. Von da an las fie alle Miſſionsins Junere des Landes vorzudringen. Das Meiſte, was wir ſchriften, die ihr zur Hand kamen, und als fie dann hörte, daß auch junge Mädchen ausgeſandt würden, daß namentüberhaupt darüber wiſſen, verdanken wir den Forſchungen lich die China-Jnland-Miſſion eine ganze Reihe von Miſſioeiniger indiſcher Gelehrten und einiger europäiſcher Reiſenden, namentlich des ruſſiſchen Generals Prſchwalski und des narinnen habe, ſtellte ſie ſich dieſer Geſellſchaft zur Verfügung und wurde 1884 wirkli<h nad) China geſandt, lernte die Americaners Rockhill. Die chriſtliche Liebe läßt fid) aber nicht ſo leicht ab- \hwere Sprache und ließ fid) dann als erſte Miſſionarin, ja Schon im Jahre 1856 haben fid) Miſſionare der | überhaupt als erſte Europäerin in der Stadt Tautſchau, tief ſchre>en. im Sunern an der Grenze von Tibet, nieder, beſuchte von hier Brüdergemeinde an der Grenze von Tibet im HimalajaGebirge niedergelaſſen, haben die ganze heilige Schrift ins aus 1887 das große Lama-Kloſter in Kumbum, wo fünfzig Tibetaniſche überſeßt und auch einige Erſtlinge getauft. Jahre vorher die katholiſchen Prieſter Gabet und Huc eine Aber bis jeht haben ſie vergeblich auf den Tag gewartet, Zeitlang gelebt hatten und Tibetaniſch gelernt, und bekam wo ein Weg ins Junere des Landes ſich ihnen aufthun ſollte, nun ein immer wachſendes Verlangen, den armen Tibetanern nachzugehen und womöglich in die Hauptſtadt des Landes, und auch die Buddhiſten, an welchen fie unter dem Schuß ins geheimnisvolle Lhaſa, vorzudringen. der britiſh-indiſchen Regierung durd) Schule und Predigt, G8 dauerte nicht lange, fo hatte fid) Frl. Taylor überdurch Haus- und Krankenbeſuche, durd) Schriftenverbreitung arbeiten dürfen, find hart wie Stein. Nur ganz wenige zeugt, daß es leichter ſei, von Jndien als von China aus die haben ſi bis jest bekehrt, und von dieſen wenigen find Reiſe nad) Lhaſa zu unternehmen. Go begab fie fid) 1888

manche wieder abgefallen; die andern werden verfolgt und in den Bann gethan. So wurde am Charfreitag 1893 ein

nach Dardſchiling im Himalaja und von hier in das nächſte tibetaniſche Dorf, wo fie die Sprache lernte. Dann ging's

junger Mann in Leh getauft, den die Brüder mit vollem Vertrauen in ihre Gemeinſchaft aufgenommen haben. Aber wie ergeht es ihm jest? Die ganze buddhiſtiſche Prieſterſchaft iſt entrüſtet; der Oberprieſter hat ſogar ſämmtliche

weiter auf Kumbadſchong, eine tibetaniſche Feſtung, zu. Unterwegs wurde ſie wieder und wieder gefragt, was man im Fall ihres Todes mit ihrem Leichnam machen ſollte. Sie erwiderte, es eile ihr nod) niht mit dem Sterben. Den Tibetanern aber ſchien es damit zu eilen, ſie aus der Welt

54 Th

Gea

Verwandte des Getauften,

obgleih keiner derſelben dem


60

Die

Wission=-Taubke.

zu ſchaffen. Die GebetSrader wurden gegen fie in Vetvegung | fie doch wenigſtens die gefest, und eine Häuptlingsfrau, bei der fie eingeladen war, tibetaniſchen Gehülfen ſete ihr ein vergiftetes Gericht von Reis und Eiern vor. von da ins Junere, in Zum Glü> \{höpfte Frl. Taylor Verdacht und aß nur wenig Stadt Tautſchau, wo : davon, wurde aber doch krank. Nun verlangte der Häuptling, ſie ſolle fid) nad Dardſchiling, das heißt, auf engliſches Gebiet zurü>ziehen. Sie aber ließ ſich nicht vertreiben, ſondern blieb ein ganzes Jahr in dem Grenzlande Sikkim (das jest aud) den Engländern gehört, damals aber nod) unabhängig war). Zehn Monate lang befam fie fein einziges europäiſches Geſicht zu ſehen. Um

Sprache und hatte einen zuverläſſigen bei fic). Alſo zurü>k nah Shanghai, die Provinz Kanzu und wieder in die fie ja ſchon bekannt war! Aufs neue wurden nun tibetaniſche

Klöſter

beſucht

und allerlei Bekanntſchaften gemacht und

auf weitere Winke gewartet. So verging ein Jahr. Da bot ſih auf einmal eine Reiſegelegenheit dar. Ein chineſiſcher MuhammedanerNamens

ſie mit den Eingebornen und mit ihrer Sprache. Auch gewann ſie hier einen jungen Tibetaner für dasChriſtenthum, der ſeither ihr treuer Die- .

Noga hatte eine Frau aus Tibet, die mit Frl. Taylor bekannt geivorden war und jest nach dreijähriger Trennung verſprochenermaßen ihre Mutter in Lhaſa beſuchen ſollte. Noga war bereit, ſie zu begleiten, hatte aber kein Geld zur Reiſe. Da hörte er von Frl. Taylors Plänen und bot fid ihr als Führer und Beſchützer an, falls ſie

ner

die Koſten

Jo vertrauter

und

wurde

beſtändiger

Begleiter geblieben iſt. Dieſer junge Mann, Pontſo mit Namen, ſtammt aus Lhaſa. Auf einer Reiſe an die indiſche Grenze hatte er fid eine Fußverleßzung

der Reiſe

“ tragen wolle. So kam es am 2. September 1892 endlid) zum Aufbruch. Und nun ginges über die hohen Berge durd) Schnee und Eis, an Räuberbanden vorbei, unter zugezogen, und einige beſtändiger LebensEingeborne hatten gefahr; und ivas das ihn an die fremde Schlimmſte war, europäiſche Dame geNoga entpuppte fid) * wieſen : die fet freundals ein ganz gemeiMänner und Frauen aus Tibet. lid) gegen jedermann ; ner Betrüger und und fonne aud) jedermann heilen. Go überwand er die Verräther, der ſeine Herrin gründlich ausplünderte, ja ſie Scheu vor der Fremden, die ſich nun treulid) ſeiner annahm, aufs \hnödeſte beleidigte, fie zu ſhlagen und endlich ſogar fo daß er geheilt und gugleid) dem HErrn JEſu zugeführt zu ermorden verſuchte. Hätte fie niht den treuen Pontſo wurde. bei ſih gehabt und hätten nicht einige Lamas und andere Aus der Neiſe nad) Lhaſa aber wurde nichts. Man ließ Tibetaner fic) hülfrei< ihrer angenommen, fie wäre verFrl. Taylor einfach nicht ins Land hinein. Was blieb ihr loren geiveſen. Jeht mußte fie froh ſein, den Unmenſchen da anderes übrig, als wieder nad) China guriidzutehren und los zu werden und allein mit ihrem Pontſo und noch einem eë nod einmal von dort aus zu verſuchen?! Jest konnte Tibetaner ohne Geld und ohne die nöthigen Neiſebequemlich-


Die

Missions -TWauhe.

61

keiten weiterzuziehen. Einmal verirrte fie fid) und wußte an der Weiterreiſe hindern, ſehe fie aber ihren Willen doch drei Tage lang nicht, ob ſie aus dem Verglabyrinth, in das | durch, ſo koſte ihm das ſeinen Kopf! Das tvar genug, ſie gerathen tvar, je wieder heraus kommen würde. Später Frl. Taylor kehrte um. Aber die Rüreiſe war erſt recht aber zeigte es fich, daß ſie nur dadurch einem Mordverſuch ſchre>lih. Zwar gaben ihr die Beamten einige NahrungsNogas entronnen war. Dieſer abſcheuliche Menſch vermittel, ein altes Reiſezelt und zwei Pferde, aber bald waren breitete jest die Nachricht, Frl. Taylor habe Gold und Edel- die Vorräthe erſchöpft und das Zelt gegen Nahrungsmittel

Fräulein Anna Taylor und der Tibetaner Pontſo.

ſteine bei fic)— bloß um die Habgier der Leute zu reizen und das Fräulein in Gefahr zu bringen; und in Lhaſa angekommen, machte er Anzeige, daß eine Europäerin dahin unterivegs ſei. Die Folge war, daß ein ſtrenger Befehl ausging, der Fremden ſolle zwar kein Leid geſchehen, aber unter keinen Umſtänden dürfe ſie in die Hauptſtadt eingelaſſen werden. So kam es, daß Frl. Taylor, als ſie nur noch drei Tagereiſen von Lhaſa entfernt war, von tibetani\hen Soldaten verhaftet und vor einen Beamten geführt ivurde, der ihr erklärte, ex könne ſie zwar nicht geivaltſam

verfest. Dazu ſhwärmten immer wieder Räuber um fie her. Auch war es jest ſo kalt, daß ciner ihrer Begleiter vor Froſt ſtarb, die Gegend fo hoh, daß man keine Speiſe mehr gar kochen konnte, weil das Waſſer ſchon bet geringer Hite zu ſieden anfing. Einmal mußten ſie zwanzig Nächte hintereinander unter freiem Himmel bei beſtändigem Schneefall zubringen. Die Pferde hatten nichts mehr zu freſſen und verſhlangen ſelbſt wollene Kleidungsſtü>e, wenn dieſelben in ihren Bereich kamen. Alles, was ſie erhielten, war ein wenig Thee, Butter und Käſe untereinauder gerührt — ſoviel


wll Missions -Taukes.

eben die Reiſenden fid) ſelbſt am Mund abfparen konnten. Tibet ijt nämlich ein großes Butterland. Gogar1O—15 Fuß hohe Buddha-Bildfaulen werden dort aus Butter gemacht. Beſonders merkwürdig war die Reiſe durch das Gebiet

der Golods.

Das iſt ein räuberiſcher Stamin, der von einer

Frau Namens Watſchu Bumo regiert wird und weder der chineſiſchen nod) der tibetaniſchen Obrigkeit unterthan iſt. 500—2000 Mann ziehen da je auf einen Raubzug aus und find ihres Erfolges .auh gegen den ſtärkſten Feind fo gewiß, daß ihre Weiber und Kinder mitlaufen, um den Spaß mit anzuſehen. Dabei find ſie die reichſten Leute in ganz Tibet, Jene Watſhu Bumo nun fand großes Wohlgefallen an Frl. Taylor und gab ihr ſogar eine Leibwache mit bis an die cineſiſhe Grenze, die endlid) am 12. April 1893 bei Ta Tſchianfu erreicht wurde. Die ganze Reiſe hatte ſieben Monate gedauert. Was ſoll aber dabei für die Miſſion herauskommen? Nun, Frl. Taylor iſt jest, von ihrem Pontſo begleitet, nach England zurückgekehrt, hat dort ihren Reiſebericht veröffentlicht und ſo erfolgreich für Tibet geworben, daß ein eigener Aus\chuß für die neue „Tibet-Miſſion“ im engſten Anſchluß an die China-Jnland-Miſſion gebildet worden ift und bereits 6—8 Männer und Frauen fid) bereit erklärt haben, dort die Sprache zu lernen und dann mit Gottes Hülfe in Tibet einzudringen. Jebt find fie wohl ſchon unterwegs. Frl. Taylor hat gefunden, daß die Tibetaner ſehr hod) von den Engländern halten, daß ſie-auch ganz gern von Fremden Belehrung und ärztliche Hülfe annehmen, daß ferner manche Lamas und andere Buddhiſten recht aufgeklärt und zugänglich ſind, daß alſo alle Ausſicht auf eine geſegnete Miſſionswirkſamkeit da iſt, wenn nur einmal jenes Gebot aufgehoben wird, daß Europäer fid) nicht in Tibet niederlaſſen dürfen. Gott helfe dazu! Man muß aber nicht glauben, daß Fräulein Taylor die einzige iſt, die den Kampf mit dieſem finſtern Heidenthum aufgenommen hat. Von einem Herrn Simpſon in New York hören wir, daß er ſhon ſeit Jahren Miſſionare nad) China ſ{i>t und nun ſelbſt lesten Sommer dahin gereiſt iſt in der Abſicht, in Peking eine Anſtalt oder Schule zu gründen, in welcher Miſſionsleute Tibetaniſch lernen können. Näheres ift darüber nod) nicht bekannt geworden. Weiter wird von cinigen Schweden, feds Fräulein oder’ Frauen und drei Männern, berichtet, lauter Leute aus den

auf die katholiſche Station Pedong, dann nach Rheno>, nah Gnatong und endlich an den Dſchalep-Paß, von wo ſie wie durch ein Schlüſſelloch ziemlich weit in das Land ihrer Sehn- . ſucht hineinſchauen konnten. Nichts als Verge; gerade vor ihnen — ein paar hundert Fuß unter ihren Füßen — ein reizender kleiner Alpenſee, jenſeits desſelben ein majeſtätiſcher Schneegipfel. Zwei von ihnen ſtiegen hinab an den See und tranken zum erſtenmal tibetaniſches Waſſer. Dann Enieten ſie nieder und hielten ihre erſte Andacht auf tibetaniſchem Boden. Es war furchtbar kalt und windig, die Herzen aber ſ{hlugen warm. Weiter vorzudringen, war für dieSmal nicht möglih. Der Piidiweg wurde über Guntek gemacht -und war ziemlich gefährlich. Sn dieſer Stadt wohnt ein engliſcher Beamter, von dem ſie auch freundlich zum Eſſen eingeladen wurden. Schon hofften ſie, er werde ihnen geſtatten, ſich dort niederzulaſſen; jedoch er mußte ihnen ſagen, die engliſch-indiſche Regierung habe dem König von Sikkim das Verſprechen gegeben, nicht zu dulden, daß Europäer dort wohnen. Doch rieth er ihnen, eine Bittſchrift zu ſchreiben, was denn auch geſchah. Am 18. November waren fie wieder in Ghum. Das ift einſtweilen alles, was wir über diez ſes Unternehmen erfahren haben. (Nach dem Calwer Miſſionsblatt.) O. H.

Miffionsnadridten.

durch den Erwe>ungsprediger und Schwärmer Franſon für

Qu der Negermijfion der Ohio-Synode in Baltimore, Md., wurde am vierten Sonntag nach Trinitatis der erſte Negerpaſtor ordinirt. Sein Name iſt N. Carter. Er wurde am 7. Juni 1857 in Hanover, Va., geboren von armen Eltern und lernte erſt im 12. Jahre leſen. Da er gute Gaben und große geiſtige Strebſamkeit hatte, bildete er ſich dur<h Geldmittel, die er fid) mit harter Arbeit erwarb, weiter aus und erhielt im 21. Jahre eine Stelle als Lehrer einer öffentlichen Negerſchule, die er 14 Jahre innehatte. Jn den leßten Jahren war er mit der Negermiſſion der Dhio-Synode bekannt geivorden und übernahm 1892 die Schule derſelben. Durch den Gründer derſelben, Paſtor M. Hoyer, wurde er veranlaßt und geleitet zu theologiſchen Studien und machte darin ſolche Fortſchritte, daß er vor einer Commiſſion der Synode ein ſehr befriedigendes Examen machte und zur Ordination der Negermiſſionsſtation in Baltimore empfohlen wurde, twofelbjt er nun auch ſtationirt iff. Der Ort iſt eine Vorſtadt von Baltimore mit

die Miſſion begeiſtert.

Namen Lauraville.

zahlreichen fdjivedifden Gemeinden in Nord-America und Dieſe Leute wandten ſich zunächſt —

um nach Tibet zu gelangen— nach Dardſchiling in Judien. Von hier find ſie dann nad) Ghum vorgedrungen, haben ſich dort mit Sprachſtudien und andern Vorbereitungen beſchäf-

tigt, und dann ſind die drei Männer am 4. November 1892 auf eine Reiſe an die Grenze des eigentlichen Tibet gegangen. “Ein Belt, Eßvorräthe, Kochgeſchirr, wollene Deden, ſowie und Bibeltheile bildeten ihre Ausrüſtung. Tractate

Zuerſt

kamen ſie auf die ſchottiſche Miſſionsſtation Kalimpong, dann

Wir haben von dieſer Miſſion ſchon

früher berichtet. Sie beſteht jest 5 Jahre. Ju dieſer taufte Paſtor Hoyer 8 Erivachſene und 60 Kinder. Klaſſe von 10 Confirmanden hat der neue Paſtor jest Unterricht vorgefunden. Unter den Negern des Südens macht ſich zur Zeit

Zeit Eine zum wie-

der einmal eine Strömung zur Auswanderung nach Africa geltend. Jn der Woche vor Oſtern waren fie in Birmingham, Alabama, in Staatsconvention verſammelt und be-

hid St

Die

alias

62


"M

Dic

Pissions-Taube.

tiethen unter andern die Frage einer Maffenauswanderung nach Africa. Ungefähr 3000 Delegaten von allen Theilen des Staates hatten ſih eingefunden, und es wurde die Lage der Neger im Süden beſprochen. Beſchlüſſe paſſirten, dieweil Africa des Negers natürliche Heimath ift, ſei es das beſte, ihn ſobald wie möglich wieder dorthin zu befördern, und weil die Weißen ihn hierher gebracht, fo ſei es and ihre Pflicht, ihn wieder dorthin zu befördern. Jnſonderheit ſprach Biſchof Turner über die Nothwendigkeit,

Schritte zu

thun zur Rückkehr nah Africa. Angebote von Dampfſchifffahrt8geſellſchaften zur Beförderung der Auswanderer wurden entgegengenommen. Große Begeiſterung herrſchte in der Convention, daß die Neger nach Africa zichen ſollten, um dort nad) dem Muſter der Vereinigten Staaten eine große Nation zu bilden. Wie und auf welche Weiſe die dort gefaßten Beſchlüſſe Verwirklichung finden, muß abgewartet werden. Jm Allgemeinen gefällt es den Negern gut in America. Das chriſtlihe Judianerdorf Kincolith im fernen Nordweſt-America, an der Mündung des Naas-Fluſſes, iſt am Sonntag den 3. September 1893 faſt ganz ein Naub der Flammen geworden. Am Vormittag hatte Miſſionar Colliſon über die Worte gepredigt: „Er wird ſeine Tenne fegen.“ Während des Nachmittagsgottesdienſtes brad) das Feuer aus und hatte bald auch die Kirche ergriffen. Nur einige Bänke, Lampen und dergleichen konnten gerettet werden. Da hörte der Miſſionar einen Yndianer beten: „O HErr, mußt du uns alſo züchhtigen und deine Tenne fegen? Ja, züchtige uns, aber heile uns aud) wieder, o HErr!“ Das Miſſionshaus wurde mit viel Mühe gerettet. Einmal fiel Miſſionar Colliſon dabei vor Anſtrengung in Dhnmacht.— Möbel, Vorräthe 2c. wurden großentheils zerſtört oder doh beſchädigt. Von den 280 Einwohnern des Dorfes, die itbriz gens zum Theil abweſend — auf dem Fiſchfang an entlegenen Plasen — waren, mußten viele im Freien übernachten. Nur zehn Häuſer waren ſtehen geblieben. (H. u. Z.) Die ſchönen Philippineninjeln befinden ſich ſeit 1565 im Beſit von Spanien. Von den circa 10 Millionen Einwohnern ſind höchſtens 24 Millionen katholiſh, trogbem die Katholiſirung unter dein ſtärkſten politiſchen Hochdru>

betrieben worden ijt.

Der Katholicismus iſt dort weſent-

lid) derſelbe wie in den früheren americaniſchen Colonien Spaniens, nämlich daß er vornehmlich in äußerlichen Gebräuchen beſteht, die in der kraſſeſten Weiſe mit heidniſchen - Geremonien durchſeßt find. Auf dieſer Jnſelgruppe nun, deren Einwohner noch meiſt heidniſch ſind, machte vor Kurzem die Britiſche Bibelgeſellſhaft den Verſuch, durch zwei ſpaniſche Colporteure heilige Schriften verbreiten zu laſſen. Der eine der beiden, Alonzo Lallave, ſtarb plötzlich nach kurz zem Aufenthalt, wie beſtimmt behauptet wird, an Gift; der andere, Francisco Caftalls, wurde eingekerkert, mit Geldſtrafen ser und mußte trof aller Proteſte die Jnſeln ver-

63

Die ſchottiſche Freikirhe, die im Mai ihr fünfzigjähriges Jubiläum feierte und etiva 1,300,000 Seelen mit 340,000 Communicanten zählt, hat im Jahr 1892—'93 für ihre Heidenmiſſion nicht weniger als $540,020 aufgebracht. Rechnet man davon die Einnahme vom Miſſionsfelde mit $181,585 ab, ſo ſind in Schottland allein $353,435 geſammelt. Das ergibt, auf die Communicantenzahl vertheilt, durd)fdynittlid) pro Kopf $1.05 oder, auf die geſammte Seelenzahl vertheilt, über $ .25 (in Deutſchland durchſchnittlih nur 24 Cents auf den Kopf der evangeliſchen Bevölkerung), wobei nod) in Betracht zu ziehen ijt, daß die ſchottiſche Freikirche außerdem alle ihre ſonſtigen kirchlichen Bedürfniſſe aus eigenen Mitteln beſtreitet. Unter den 1091 Gemeinden der Freikirche gibt es nur 46, die im leßten Jahr nichts für die Miſſion thaten, wogegen die Mehrzahl der Gemeinden (über 750) ſi< zu ParochialMiſſionshülfsvereinen mit regelmäßigen feſten Miſſionsbeiträgen organiſirt haben. Doch iſt der bei weitem größte Theil der Gaben (über $200,000) für fpecielle Zwe>e gegeben worden, — Wie weit ſtehen wir hierin den Schotten nach!! Tod cines Sclavenhändlers. Aus Centralafrica wird der Tod des Häuptlings Makanjila berichtet, der als berüchtigter Sclavenhändler zugleich der mächtigſte Feind der britiſhen Beamten am Nyaſaſce war. Er ſtarb durch die Hand eines Meuchelmörders, der ihm wegen der Ermordung eines angeſehenen Eingebornen den Tod geſchworen hatte. Man erzählt ſih, daß Makanjila den Leichnam dieſes Mannes in ſeiner Hütte verwahrte und hierauf ein großes Feſteſſen veranſtaltete. Zu dieſem Zwe> ließ er mehrere Ochſen ſchlachten und niiſchte unter dieſes Fleiſch den zerſtü>ten Leichnam jenes Mannes und ließ dieſe Feſtſpeiſe ſeinen Gäſten vorſehen. Unter dieſen befanden ſich auch einige Muhammedaner, die wie die andern Theilnehmer ahnungslos zulangten. Nach dem Shmauß höhnte Makanjila die Muhammedaner und ſagte: „Jch habe immer gemeint, ihr thut euch etwas darauf zu gute, kein Menſchenfleiſch zu eſſen, und doc) hat euch ſolches heute recht gut ge\hme>t.“ Ein großer Aufruhr folgte dieſer Scene und die empörten Gäſte beſchloſſen des Häuptlings Tod. Dieſer iſt nun erfolgt und es ſind damit die Nyaſaländer von einem ihrer größten Sclavenhändler durch ſeine Helfershelfer befreit worden.

Die Religion der Oddfellows.

An die Großloge der

Welt wurde von der Großloge der Oddfellows von Maſſachuſetts die Frage geſtellt: „Jſt es ſtatthaft, daß ein Kaplan ſeine Gebete im Namen Chriſti anfange und ſchließe?“ Die Antwort auf dieſe Frage lautet nah S. 236 des Berichts vom 14. Februar 1889: „Unſer Orden verlangt den Glauben an das Daſein eines höchſten Weſens als Erfordernis zur Gliedſchaft und hat keine Verwandtſchaft mit irgend einer religiöſen Secte oder irgend einem Glaubensſyſteme.

Daher wird nichts geduldet, was nad) Sectenweſen riecht.

Die Worte „Glaubensſyſtem“ oder „Secte“ beziehen fic) nicht Freiheit, die es gewährt, wo ihm die Macht zu Gebote ſteht. | bloß auf Secten innerhalb des Chriſtenthums, ſondern haben

laſſen. — Das ift die Toleranz, welche Rom übt, und die


64

Die

Missions -Taubke.

eine viel weitere Bedeutung und umfaſſen alle Religionen der Welt. Jn dieſem Sinne iſt das Chriftenthum eine Secte; daher ijt es niht zwe>dienli<h und meines Erachtens nicht ſtatthaft, fic) im Logenwerk in prominenter Weiſe darauf zu bezieben.... Wir haben Juden, und mögen Muhammedaner und andere nichtchriſtlihe Secten in unſerm Orden haben und die Regel gilt von ihnen ebenſo wie von den Anhängern des chriſtlichen Glaubens.“ Alſo die Loge ſtellt das Chriſtenthum mit dem Judenthum und Muhammedanismus auf eine Stufe, und nennt das Chriſtenthum eine Secte. Wie kann cin Chriſt da hingehen, ohne JEſum zu verleugnen, fragt „Herold und Zeitſchrift“ mit Recht. Die große „Americaniſhe Miſſionsgeſellſchaft‘“ (der ‘American Board’) in Boſton hat jest auf 96 Stationen und 1128 Außenſtationen zuſammen 183 ordinirte Miſſionare (darunter 12 Aerzte), 12 nicht ordinirte Aerzte, 6 andere Gehülfen, 171 unverheirathete Miſſionarinnen (darunter 6 Aerztinnen), 185 Miſſionarsfrauen, alles in allem 557 Arbeiter und Arbeiterinnen aus America, 219 eingeborne Paſtoren, 562 Laienprediger und Katechiſten, 1462 Schullehrer, 495 ſonſtige Gehülfen, alles in allem 2738 eingeborne Arbeiter; 442 Gemeinden mit 41,566 erwachſenen Gliedern, darunter im leßten Jahr aufgenommene 3570; ferner 17 Predigerſeminare mit 228 Zöglingen, 65 Hochfdulen mit 3744 Schülern, 63 Mädchenanſtalten mit 3118

“Mädchen; 1019 gewöhnliche Schulen mit 40,615 Kindern, zuſammen 48,585 Schüler und Schülerinnen. Die eingebornen Chriſten trugen bei $110,000. Die Geſammteinnahme der Geſellſhaft war $680,000, die Wusgabe $770,000, es bleibt alſo ein Deficit von $90,000, das erſte große Deficit ſeit 16 Jahren, eine Folge der gegenwärtig ſehr gedrückten Finanzlage in America. O. H. Jn Südauſtralien zählt man 3134 Eingeborne, unter denen ſehr große Sterblichkeit herrſht. NRegierungszuſhuß $25,520. Die 6 Reſerven find 5 evangeliſche und eine katholiſhe Miſſion. Unter den erſteren find 2 deutſche, nämlich die Neuendettel8auer Station Bethesda am See Hope im Norden, und Hermannsburg am Finkefluß, bisher unter Hermannsburger Leitung. est aufgegeben, wird fie wahrſcheinlich von der evang.-lutherifdjen Synode von Süd-auſtralien wieder aufgenommen werden. Auf den Stationen ſollen fid) 600 Schwarze aufhalten, von denen gegen 500 Chriſten ſind. Am Finke ſind über 20 Getaufte.

Jn Queensland ſind die Eingebornen am zahlreichſten “und werden am ſclehteſten behandelt. Man \{häßt ihre Zahl auf 20,000. - Nur in den Küſtengegenden gibt es Miffionsftationen, 7 an der Zahl, darunter 3 deutſche, nämTic) 2 von der Neuendettelsauer und 1 von der Brüdergemeinde Miſſion. Auch unter den eingewanderten Chineſen und unter den ſogenannten Kanakes, das heißt den polyneſiſchen und melaneſiſchen Arbeitern in Auſtralien wird von den verſchiedenen auſtraliſchen Kirchen Miſſion getrieben. Von der 24 Millionen ſtarken proteſtantiſchen Bevölkerung

“Auſtraliens, die mit eigener Organiſation noch reichlich zu

thun hat und ganz auf Selbſtunterhaltung angewieſen iſt, werden jährlih $350,000 für äußere Miſſion aufgebracht. Das Object der Miſſionsthätigkeit der auſtraliſchen Kirchen ſind, außer den ſchwarzen Ureinwohnern und den eingewanderten Chineſen und Kanakes, vornehmlich die Jnſelgruppen der Südſee. C. S.

Vücher- Anzeige. Fünfter Synodal- Bericht des-California- und Oregon-Diſtricts der deutſchen N:

1894.

Synode

St. Louis, Mo.

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von Miſſouri,

Concordia

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Ohio u. a. St.

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House.

Dieſer Bericht enthält ein trejfliches Neferat Präſes J. Bühlers über „Das Moralgefes", welches in ſeinen Ausführungen tief ins pra ne Leben eingreift und auch für den Chriſten von großem

Rugen für ſeinen Wandel ijt. Vierzehnter Synodal - Bericht des Jllinois - Diſtricts der deutchen ev.-luth. Synode von Miſſouri, Ohio u. a. St. 1894. St. Louis, Mo. Concordia Publishing House. Preis: 15 Cents. „Die Herrlichkeit des Vater Unſer“ iſt im Referat dieſes Verichtes in überzeugender und

herzerquickender Weiſe dargelegt und

wird den Leſern gewiß zu großem Segen gereichen.

Dies Gottes-

Gebet kann nie ausſtudirt und ausgebetet werden.

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kleines Kunſtwerk,

Paſtoren wird ein Exemplar auf Wunſch gratis

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Milde Gaben für die Negermiſſion: Durch Kaſſirer T. H. Menk, St. Paul, Minn., $14.95.

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Paſt. O. Hanſer aus der Sparbüchſe des kleinen E. Schüßler, Benton Station, Mo.,

Mo., 15.45.

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Kaſſirer H. H. Meyer, St. Louis,

Durch Kaſſirer H. Bartling, Addiſon, SIL, 197.37,

29.40, 30.73 und 6.00. Durch Kaſſirer H. Knorr, Detroit, Mich., 136.78. Durch Kaſſirer C. A. Kampe, Fort Wayne, Jnd., 87.66. Durch Kaſſirer C. Spilman, Baltimore, Md., 46.56. Durch Lehrer C. P. J. Kambeiß, Meriden, Cann., aus der Sparbüchſe der Schulkinder der St. Johannis-Gemeinde 6.50. Durch Kaſſirer F. Hellmann, Lincoln, Nebr., 9.00. Durch Kaſſirer H. Tiarks, Monticello, Jowa, 60.00. Von Alb. F. Riſtau, Milwaukee, Wis., 1.00. Durch Generalkaſſirer E. F. W. Meier: Von Kaſſirer C. Eißfeldt, Mil waukee, Wis., 1182.21; von Kaſſirer C. H. Heimbach, Berlin, Ont., Can., 86.14; aus der deutſchen Freikirche 195.78. Durch Kaſſirer

A. F. Leonhardt, New Orleans, La., 224.85. Durch Miſſionar E. W. Kuß von der Trinity- Station in New Orleans, La., 54.65. (Summa: $2385.53.) Für den Kirchbau in Rockville: Durch Miſſionar Bakke von Frau F. Behm,

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H. Bartling, Addiſon, Jll., 10.00. (Summa: $11.00.) St. Louis, 23. Juli 1894. A. C. Burgdorf, Kaſſirer.

Für Negermiſſion von der Bethlehem- Miſſionsſtation in New Orleans erhalten durch Paſt. Aug. Burgdorf $205.72, durch Lehrer Ed. Riſchow 47.42. 5 Rey Orleans, La., den 14. Juli 1894. A. F. Leonhardt. Die „„Miſſions - Taube’ erſcheint einmal monatlich. Jahr in Vorausbezahlung mit Porto iſt folgender:

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1 Exemplar,

10 Exemplare, 100

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wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe

Entered at the Post Ofiice at St. Louis, Mo., às second-class matter.


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Nachrichten aus dem ‘NM ifftousgebiet dex Heimath und des Arslandes. Qerausgegeben für die Evang. - Lutheriſhe Synodalconferens bon Nordamerika von der Commiſſion für die Negermiffion; redigirt von den Paſtoren C. J. O. Hanſer und C. F. W. Sapper.

16. Jahrgang.

September

Neunter Bericht der Commiſſion für die Negermiſſion der „Evangeliſch - Lutheriſheu Synodalconferenz

von

Nord- America“.

(Für den Zeitraum von Auguſt 1892 bis Juli 1894.)

Vorbemerkung: Die lieben Leſer wiſſen, daß das Werk der Negermiſſion das gemeinſchaftliche Werk der in der ehrivürdigen Synodalconferenz verbundenen Synoden iſt. Dieſelbe war in den Tagen des 8. bis 14. Auguſt in Mile waukee, Wis., verſammelt und nahm den zweijährigen Bericht über den Fortgang der Miſſion, ſowie über den Stand der Kaſſen von den Gliedern der Commiſſion entgegen. Der erſtere lautete erfreulih. Gottes Segen war mit der treuen Verkündigung des reinen Wortes in Kirchen und Schulen von Paſtoren und Lehrern. Weniger ermuthigend iſt der Kaſſenbericht. Die fdjiveren Zeiten haben fid) aud) für dieſes Werk in geringern Einnahmen geltend gemacht, während das Wachsthum desfelben größere Anſprüche an unſere Gaben machte. Wichtige und nothwendige Maßregeln, welche ſhon vor zwei Jahren auf der Verſammlung dev chrwürdigen Conferenz in New York beſchloſſen waren, konnten daher nicht ausgeführt werden, fo z. B. der Bau der Mount Rions-Kirde in Neiv Orleans, welche nun dem Einſturz nahe iſt, als ein Denkmal nicht des Eifers und der Liebe zu “ unſerer Miſſion, ſondern unſerer Trägheit und Gleichgültigkeit daſteht, ein Geſpött der Negerſecten dieſer Stadt. Möge es Gott gefallen, unſere Herzen mit neuer Liebe zu erwe>en - und dieſe unſere älteſte und größte Station in dieſer Stadt auch äußerlich fo in den Stand zu ſegen, daß der hochgelobte

1894.

‘Aummer 9.

Name unſers lieben Heilandes dadurch verherrlicht werde. Die arme Negergemeinde ſelbſt hat zu unſerer Beſchämung bereits $1000.00 für den Neubau geſammelt. Doch wir laſſen nun die ausführlichen Berichte folgen und bitten die lieben Leſer, ſie aufmerkſam zu leſen; es wird ihnen und der Miſſion zum Segen gereichen. Unſer lieber HErr und Heiland JEſus Chriſtus gab nad) dem für alle Menſchen vollbradten Erlöſungswerk und vor ſeiner glorreichen Himmelfährt ſeinen Apoſteln, und in denſelben ſeiner Kirche aller Zeiten den großen Miſfionsbefehl: „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker, und taufet ſie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geiſtes.“ Das war ein majeſtätiſcher Befehl eines ebenſo majeſtätiſhen Königs. Dieſe armen Jünger ſollen alle Völker der Welt ihm unterwerfen, zu ſeinen Jüngern und zu Bürgern ſeines Reiches machen; ohne Schwert “oder andere irdiſche Waffen, allein durch die Friedenspredigt des Evangeliums. Einen ſolchen Befehl. konnte nur ein allmächtiger König geben; ein folder Befehl konnte nur unter ſeinem allmächtigen Schuße und durch ſeine allmächtige Wirkung ausgeführt werden. Darum ſett er auch die Verheißung hinzu: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.” Gehorſam dieſem Befehl ſind die Apoſtel ausgezogen und haben denſelben ausgerichtet, ſo lange ſie lebten. Aber ſie lebten nicht bis ans Ende der Welt. Darum mußte dieſer Befehl fortgehen durch die ganze Chriſtenheit, fo lange die Welt ſteht. Dieſer Befehl, Miſſion zu treiben unter allen Völkern der Erde, gilt auch unſerer rehtgläubigen evangeliſch-


dll Misstons-Taube. Jn der Ausübung des Miſſionswerkes hatten wir ſonderlich mit einem doppelten Mangel zu kämpfen, welcher dem Gedeihen der Miſſion ſehr hindernd in den Weg trat; dies war der Mangel an Arbeitern und an den nöthigen Mitteln. Wieder und immer wieder haben wir Miſſionare und ſonderlich Arbeiter an unſere Schulen ohne Erfolg berufen müſſen. Einige Lehrerſtellen ſind noch vacant, weil es uns durchaus unmöglich war, Leute dafür zu befommen. Dieſer Uebelſtand wurde nod) dadurch vermehrt, daß unſern Miſſionsarbeitern ſo oft Berufe von unſern weißen Gemeinden zugeſandt wurden. Auf unſerm Miſſionsgebiet arbeiten 9 Miſſionare, 4 Lehrer und eine Lehrerin. Wir haben 10 Kirchen, 4 Schulhäuſer, ein Pfarrhaus und einen Gottesader. Die Seelenzahl unſerer Gemeinden beträgt 1100,. darunter 541

communicirende

Glieder.

Die

Durchſchnittszahl der Kirchbeſucher ijt gegen 800, beträgt aber auch oft bedeutend mehr. Jn den Sonntagsſchulen ſind über 1000 und in den Wochenſchulen über 700 Schüler, wobei zu bemerken ift, daß noch nicht auf allen Stationen Wochenſchulen konnten eingerichtet werden. Zwei Negerjünglinge, Burthlong und McDavid, welche durch unſere Miſſionsſchulen in New Orleans gegangen, dazu fleißig und recht gut begabt ſind, ſtudiren im Seminar in Springfield, von uns unterſtüßt, und ein Dritter, aus der Springfielder Negergemeinde, bis jest auf ſeine eigenen Koſten. Außerdem haben wir zivei Miſſionarswittwen mit 5 Kindern zu unterſtüßen. Damit kommen wir auf das andere Hindernis bei unſerer Miſſionsarbeit, den Mangel an den nöthigen Geldmitteln. Derſelbe erklärt fid) allerdings theilweiſe durh die gegenwärtige drückende Geſchäftslage; doch ſcheint aud bei vielen unſerer Chriſten und bei ganzen Gemeinden der erwünſchte Eifer für unſere Miſſion zu fehlen. So kam es denn, daß wir oft in Sorgen und rathlos in unſern monatlichen Verſammlungen zuſammenſißen mußten. Wir ſollen das Miſſionswerk treiben, welches ja Euer Werk iſt, und haben keine Mittel dazu. Unſere Kaſſe ſoll monatlich etiva $900.00 auszahlen, von denen oft nur $300.00 vorhanden ſind. Und dieſer traurige Zuſtand hält jezt ſchon über ein Jahr an. Der beigefügte Kaſſenbericht wird darthun, daß wir nicht ohne Urſache klagen. Einige ſchon vor zwei Jahren von der ehrw. Synodalconferenz als ſehr nothwendig beſchloſſene Bauten, als der Bau einer neuen Kirche für die Mount Zion Station in New Orleans und nod) wenigſtens einer Kirche in North Carolina, konnten wegen Mangels an Geld nicht ausgeführt werden; ebenſowenig der Beſchluß, in New Orleans eine neue Station anzufangen. Zu wiederholten Malen waren wir in der traurigen Lage, unſern Miſſionsarbeitern. den fälligen und zum Unterhalt nöthigen Gehalt nicht auszahlen oder fällige Zahlungen für angefangene Bauten nicht leiſten zu können, ohne Anleihen: zu machen, welches mit großen

Schwierigkeiten verknüpft war.

et ran

lutheriſchen Kirche dieſes fernen Abendlandes, der evangeliſch[utheriſhen Synodalconferenz von Nord-America. Zu dieſen „allen Völkern“, unter denen miſſionirt werden ſoll, gehören aud) die armen, zum Theil nod) heidniſchen, une wiſſenden Neger dieſes Landes. Ja gerade gegen ſie haben wir cine ganz beſondere Verpflichtung ; denn unſere Weißen, ſogenannte Chriſten, waren es ja, deren Habſucht dies Negervolk hierher in dies Land gebracht hat. Das hat Gott ohne Zweifel geſchehen laſſen, damit ſie hier unter den Schall des Evangeliums kommen möchten. Während nämlich andere firdlide Körperſchaften den Negervölkern in Africa, viele tauſend Meilen weit über Land und Meer, das Evangelium bringen, hat Gott uns die hieſigen Neger wie einen armen Lazarus vor die Thür gelegt, damit wir uns ihrer geiſtlichen Noth erbarmen, und hat uns verheißen, auch in dieſem Miſſionswerk mit ſeiner Gnade, Schuß und Beiſtand bei uns zu ſein. Das erfannte auch die ehrw. Synodalconferenz und faßte daher im Jahre 1877 während ihrer Verſammlung in Fort Wayne, Jund., den Beſchluß, „eine Heidenmiſſion, undzwar für jeht unter den heidniſchen oder doch religiös verwahrloſten und verlaſſenen Negern dieſes Landes anzufangen und zu betreiben“. (Bericht, Seite 45.) Und ſchon im nächſten Jahre konnte der Unterzeichnete den erſten Bericht über die bereits begonnene Miſſion unter den Negern vorlegen ; denn {don am 16. October 1877 war der erſte Miſſionar durd) den nun längſt ſelig entſhlafenen Paſtor 3. F. Bünger unter Aſſiſtenz des Unterzeichneten i in [e Amt als Negermiſſionar eingeführt. Seit jener Zeit hat dieſes Miſſionswerk, nun bald 17 Jahre, wenn auch einen nur langſamen, dod) nach des HErrn Verheißung einen geſegneten Fortgang gehabt. Auch diesmal haben wir für die beiden leßten Jahre keine großen Maſſenbekehrungen Zu berichten, wohl aber ijt cin großer Segen in Bezug auf das innere Wachsthum der Gemeinden in Erkenntnis und im chriſtlichen Wandel nicht zu verkennen; und wie manche Seele hat, fo weit Menſchenaugen ſehen können, dur unſern armen Dienſt im ſeligmachenden Glauben zum ewigen Leben eingehen dürfen, die ſonſt wohl in Unwiſſenheit und Unglauben ewig verloren gegangen wäre. Mit herzlichem Dank gegen Gott können wir auch berichten, daß unſere Miffionsarbeiter währènd der beiden leßten Jahre mit wenigen Ausnahmen in Geſundheit haben ihres Amtes warten können. Nur Herr Miſſionar Burgdorf von New Orleans wurde in lebter Zeit kränklih und bedurfte einer Erholung. Laut kürzlih empfangenen Nach- richten iſt leider nod) keine Beſſerung ſeines Zuſtandes eingetreten. Unter den Gliedern Jhrer Commiſſion, welche por zwei Jahren für die-nächſten vier Jahre von der efriv. “Synodalconferenz wieder erwählt wurden, konnte Herr Pro“feſſor F. Pieper ſeit leßten November den Verſammlungen * der Commiſſion Krankheits halber niht mehr beiwohnen, doch befindet fid) derſelbe jest Gott Lob! auf dem Wege der Geneſung.

sa Le Hd VA E

Die

A:

66

Die alten Schulden, welche

abzutragen uns ſchon vor zwei Jahren aufgetragen war, — find troß eines uns ausgezahlten Legats des verſtorbenen


[TONI

Die

Missiona-Taube.,

. Heinrich Hecht zu Pleaſant Ridge, Jll., von $1000 immer Nod) im Betrage von $1700 vorhanden. Jhre Commiſſion hat daher ernſtlich darüber berathen, ob nicht Erſparniſſe in unſern laufenden Ausgaben erzielt werden könnten. Unſere Miſſionare haben aus freien Stücken ihre Schulen ganz oder theilweiſe übernommen. Die Koſten der Station in Springfield ſind durch die aufopfernde Arbeit der Herren Profeſſoren Herzer und Weſſel bedeutend verringert. Dazu haben wir in der „Miſſions-Taube“ und in verſchiedenen Organen innerhalb der Synodalconferenz und vor einzelnen Diſtrictsſynoden unſern Nothſtand dargelegt und um reichlichere Un~ terſtüßung gebeten, doch leider bis jest ohne den erwünſchten Erfolg. Schon ſtieg der Gedanke in uns auf, einige unſerer Stationen eingehen zu laſſen; doc) konnten wir uns dazu nicht entſchließen, weil es doh ein Jammer wäre, den unter ſo großen Opfern und Mühe errungenen Segen wieder verkümmern zu laſſen. Auch glaubten wir dazu kein Necht zu haben, ſondern wollten die ehrw. Synodalconferenz darüber ſelbſt entſcheiden laſſen. Allerdings haben wir die Station Trinity in Carrollton - New Orleans eingehen laſſen, aber nur deshalb, weil der Erfolg nah neunjähriger gewiſſenhafter Arbeit und Mühe gleih Null war, und es uns als eine unnüge Verſchwendung unſerer Kräfte erſcheinen mußte, dieſe Station noch länger fortbeſtehen zu laſſen. Unſere Miſſionsblätter, von denen die „Miſſions-Taube“ in 16,000 Exemplaren und der ‘Lutheran Pioneer’? in 5000 Exemplaren gedruct werden, haben in den beiden lets: ten Fahren einen Reingewinn von $2301.97 gebracht, nämlid) die „Miſſions-Taube“ $1979.65 und der “Lutheran Pioneer?’ $322.32. Jedenfalls könnten dieſe Blatter einen viel größeren Leſerkreis haben und ſo nicht allein mehr Miſfionseifer erivecen, ſondern auch einen größeren Gewinn für die Miſſionskaſſe abwerfen, wenn die vielen Paſtoren und Lehrer in unſerm großen Verbande ſich die Verbreitung derſelben mehr angelegen ſein ließen. — Die Commiſſion hat auch ivährend der beiden leßten Jahre jeden Monat eine regelmäßige, und nad) Bedürfnis Extraverſammlungen gehalten, alle Verhandlungen ſind genau protocollirt, und ein reger brieflicher Verkehr ift unterhalten mit unſern Miſſionaren, twelde alle drei Monate einen ſtatiſtiſchen Bericht von ihrem Miſſionsfelde einzuſenden haben. Nach dieſem allgemeinen Ueberbli> wollen wir nun in der Kürze die einzelnen Stationen vorführen.

67

ſer Station Herr Miſſionar C. H. Rüßkamp. Er ſchreibt: „Als ich vor zivei Fahren mein Amt hier antrat, ſah es traurig aus. Der Kirchenbeſuch war ſehr. ſhlecht, 8 bis 15 Perſonen war alles, was man in der Kirche ſah. Durch die geweſene Vacanz war alles zerrüttet, und Uebelſtände traurigſter Art hatten ſich eingeſchlichen. Doch mit Lob und Dank gegen Gott kann ich ſagen : es geht beſſer. Wir haben etivas Zuwachs bekommen. Die Gemeinde zählt 47 Seelen, darunter 11 Männer und 13 Frauen. Zwei Männer, gute, einflußreiche Glieder, ſtarben im Glauben an Chriſtum. Die GotteSdienſte werden jest von 40 bis 60 Zuhörern beſucht, und die Sonntagsſchule von 50 Kindern und einigen Erwachſenen. Die Leute kommen regelmäßig. Die Wochenſchule hat 50 Schület.“ Der Miſſionar bittet dringend um Hülfe in der Schule. Er ift überzeugt, viel mehr auszu-" richten, wenn er die Leute fleißiger beſuchen könnte. So muß er faſt Tag und Nacht- auf den Beinen ſein und untergräbt ſeine Geſundheit. Er meint, man ſollte ihm wenigſtens verſuchsweiſe einen guten Studenten zur Hülfe geben. Die Schule hat ſehr gutes Material: und beſteht meiſtens aus Kindern, deren Eltern ſich zu uns halten. Am 13. Mai wurden 3 confirmirt und 2 getauft. 3 Männer und 2 Frauen warten auf die Confirmation. Die Station hat eine Kirche, die zugleich als Schule benüßt wird. Dieſelbe bedarf einer Reparatur, doch find die Glieder willig, die Koſten ſelbſt zu tragen. Der Miſſionar iſt voll freudiger Hoffnung für die Zukunft. Auch Herr Paſtor Bäpler von der dortigen deutſchen Gemeinde berichtete über die Wirkſamkeit unſers Miſſionars und die Wusfidten des Miſſionswerkes ſo günſtig, daß ein Aufgeben der Station nicht zu verantworten wärg,

II. New Orleans, Louiſiana.

Hier haben wir jest nur nod) drei Stationen, Mount Zion, Miſſionar E. W. Kuſs; St. Paul, Miſſionar J. Lankenau, und Bethlehem, Miſſionar Aug. Burgdorf. Die vierte Station, Trinity in der Vorſtadt Carrollton, mußten wir eingehen laſſen, wie ſhon erwähnt. Dieſe Station wurde bis vor einem Jahre von Herrn Miſſionar Burgdorf mitbedient; weil aber die Arbeitslaſt ſeine Geſundheit ſichtlih gefährdete, wir aud) der Station gern eine ganze Manneskraſft allein geben wollten, ſo wurde Herr | Gand. E. W. Kuſs vom Seminar in St. Louis berufen und am 10. September 1893 durch Herrn Miſſionar Auguſt Burgdorf in Carrollton ordinirt und eingeführt. Als aber I. Little Mod, Arkanſas. auch die Arbeit dieſes Miſſionars eine durchaus vergebliche Die St. Pauls-Gemeinde in Little Rod iſt war, mußte die Commiſſion das Fortbeſtehen oder Aufgeben unſere älteſte Station und wurde ſchon im Jahre 1877 ge- dieſer Station in ernſtliche Berathung ziehen. Herr Miſſiogründet. Sie hat durch oftmaligen Wechſel der Miſſions- nar Burgdorf hatte ſchon vor Jahren der Commiſſion den arbeiter und längere Vacanzen ſehr gelitten. Sie gehört Rath gegeben, Carrollton eingehen zu laſſen, da keine Auszu den Stationen, über deren Aufhebung wir beriethen, für ſichten vorhanden ſeien, daß aus dieſer Station je etwas den Fall, daß wir unſer Miſſionswerk wegen Mangels an würde, und auf eine Anfrage ſprach er ſich in einem Briefe Unterftiigung beſchränken müßten und die dortigen Glieder vom 4. April dieſes Jahres wiederum ſehr entſchieden für anderiveitig kirchlih verſorgt werden könnten. Lettered iſt die Aufhebung dieſer Stafion aus, auf der nun neun Jahre aber kaum zu ermöglichen. Seit zwei Jahren arbeitet an die- lang gearbeitet und faſt nichts erreicht worden ſei, auch in


68

Die Missions-Taube.

der leßten Zeit nicht, in der dieſe Station einen eigenen

Miſſionar gehabt habe; denn obgleih Miſſionar Kuſs nun ſieben Monate lang mit großem Fleiße und großer Treue und Selbſtverleugnung gearbeitet habe, ſo ſtehe es auf der Station noch ebenſo wie früher. Erwachſene kämen faſt gar nicht in die GotteSdienſte, höchſtens 2 bis 3, und wenn auch die Zahl der Schulkinder größer geivorden fei, fo könnten wir doch nicht darauf rechnen, durch dieſe mit der Zeit die Gemeinde zu bauen, weil ſie zu häufig wechſeln und faſt keine dazu zu betwegen ſind, daß ſie ſich confirmiren laſſen. Herr Miſſionar Kuſs ſtimmte dem von Miſſionar Burgdorf Geſagten völlig bei. Er ſchreibt z. B. in cinem Briefe

vom 4. April:

„Was die Gemeinde und den Veſuch des

_Gottesdienſtes anbetrifft, fo ſteht es mit beiden noch gerade fo, ivie es ſtand, als id) im September 1893 herkam. Von den 9 communicirenden Gliedern kommen 4 ziemlich regel-

mäßig, 2 kommen dann und wann und die andern faſt gar nicht. . . Fremde kommen dann und wann, aber faſt keine zum zweiten Mal. Das Einladen ſcheint bei den Leuten gar nichts zu helfen. ... Es ſind alſo faſt gar keine Ausſichten, auch nur einen durchſchnittlichen Beſuch von 10 Erwachſenen zu erzielen. Die Leute hier ſind zu ſehr von den Secten angezogen. . Auf Confirmanden ijt auch weiter nicht zu rehnen. ... Die Aus\ſichten alſo, daß Carrollton je etivas wird, find ſehr, ſehr gering. Jch kann die Leute nicht bewegen,

zur Kirche zu fommen. ... Herr Miſſionar Burgdorf hat ja auch in den vielen Jahren dasſelbe erfahren. Es ſteht traurig und iſt aud) keine Hoffnung.“ Wir verweiſen ferner auf Miſſionar Burgdorfs Bericht, „Miſſions-Taube“, Juni 4894, Seite 43 f. Nach längerer Berathung beſchloß die Commiſſion, „die Miſſionsſtation in Carrollton aufzugeben und das dortige Miſſionseigenthum “ſo bald als möglich zu verkaufen“. Herr Miſſionar Kuſs übernahm am 1. Mai dieſes Jahres die Station Mount Zion und Herr Miſſionar J. Lankenau behielt allein die Station St. Paul und übernahm zugleich deren erſte Schulklaſſe. Jn den durch ‘die Wegberufungen der Lehrer entſtandenen Vacanzen an unſern Schulen in New Orleans haben wir des Oefteren

uns der Aushülfe durd) Studenten bedienen müſſen, und ſind dafür dem Seminar in Springfield zu Dank verpflichtet. In Bezug auf die ſo ſehr gewünſchte und bereits beſchloſſene Gründung einer neuen Station in New Orleans konnte wegen Mangels an Geld nichts weiter geſchehen, als daß ein ausgeseidinet gelegener und ſchr geeigneter Bauplaßz ausgeſucht wurde.

Derſelbe iſt nun freilich niht mehr zu haben;

‘doch würde ein ſolcher wohl wieder gefunden, wenn die Mittel ‘zur Anlage einer Station vorhanden wären. Was nun un‘ſere drei Stationen in New Orleans betrifft, fo iſt darüber

ae Folgendes zu berichten : A.

Mount

Zion.

Dieſe Station

wurde im Jahre

in Sailors? Home

gegründet und 1882 nad) der

traße verlegt.

Herr Miſſionar J. Lankenau

nin den legten Jahren vor, bis er vor einigen

Monaten die Station St. Paul allein übernahm, welche er bisher ſhon mitbedient hatte, und Herr Miſſionar E. W. Kuſs, der an der eingegangenen Trinity-Station in Carrollton ſtand, übernahm nun am 1. Mai dieStation Mount Zion. Jhm zur Seite ſtehen die Herren Lehrer Vix und Meibohm, Lebterer ſeit November lehten Jahres, nachdem cin Fahr vorher Lehrer Mönch fein Amt niederlegte und dann viele vergebliche Verſuche gemacht waren, einen Lehrer zu berufen. Die im Jahre 1882 gekaufte Kirche wird auch zugleich für beide Schulen benußt. Schon vor zwei Jahren erkannte die ehriv. Synodalconferenz die Nothwendigkeit cines Neubaues, und beſchloß denſelben. Aber leider konnte der Beſchluß aus ſhon angeführten Gründen nicht ausgefithrt werden. Das Gebäude iſt aber jest ſo baufällig geworden, daß dadurch viele vom Beſuch abgehalten werden. Ein Neubau iſt alſo jest ein unabweisbares Bedürfnis. Die Gemeindeglieder ſelbſt haben gegen $1000 dafür aufgebracht. Der ſchlechte, ja ſelbſt gefährliche Zuſtand des Gebäudes iſt ein Haupthindernis für dieſe Station. Nicht ſelten geſchicht es, daß während des Gottesdienſtes oder der Schulſtunden hier eine der alten, höchſt unbequemen Bänke umfällt, dort eine zerbricht; die Fenſter ſind zum großen Theil ohne Scheiben, denn das Holziverk hält kein Glas mehr, und auch die äußere Bekleidung des Gebäudes iſt theilweiſe abgefault und abgeriſſen, und die Leute weigern und ſchämen ſich, in dieſe Kirche zu kommen, oder ihre Kinder hier zur Schule zu ſchi>en. Auch ift dieſe Gemeinde durch einen hef-

tigen Kampf über Vereins- und Unterftitgungsivefen beunruhigt worden, hat in Folge deſſen auch etliche Glieder verloren, ijt aber durd) ſolchen Kampf um ſo mehr in der Erkenntnis gefördert. Es wurden auf dieſer Station in den leßten beiden Jahren 8 confirmirt und 7 getauft, darunter 5 Kinder. Die Seelenzahl beträgt 261, communicirende Glieder 106. Schüler in der Sonntagsſchule ſind 125 und

in der Wochenſchule 117.

Die MU

IE

der Kirch-

beſucher war 80. Der innigſte Wunſch des Miſſionars der Station iſt, recht bald eine neue Kirche und eine neue Schule zu bekommen, welher Wunſh aud) von Jhrer Come miſſion auf das kräftigſte befürwortet wird. Es ift uns kürzlih gelungen, unſer ſehr beſchränktes Grundſtü> für

dieſe Station durd) Ankauf einer angrenzenden Lot entſprechend zu vergrößern und zu verbeſſern. . B. St. Paul. Der Paſtor dieſer Station ift Herr Miſ-

ſionarJ. Lankenau.

Gegründet wurde die Station 1881.

Vor einigen Jahren hat fie eine ſhöne neue Kirche mit Thurm und Glode und eine neue zweiſtö>ige Schule be-

kommen.

Hier find ſeit unſerm leßten Bericht 8 Erwachſene

und 17 Kinder confirmirt, ein Erwachſener und 6 Kinder getauft. Die Seelenzahl beträgt 158, darunter 75 commu-

nicirende Glieder. Der Kirchenbeſuh der Erwachſenen belrägt 40 bis 50 und etiva ebenſo viele Kinder. Die Sonntagsfdjule zählt 111 und die Wochenſchule 90 Kinder.

Da

der bisherige Lehrer, Sembte fortberufen wurde, hat Herr


Die

Missioresx-Tauke,

Miſſionar Lankenau ſeit dem 1. April die Oberklaſſe ſelbſt übernommen; an der Unterklaſſe ſteht die Lehrerin Fräulein L. Trog, welche zu großer Zufriedenheit ihrer Klaſſe vorſtand, deren Dienſte wir aber in Zukunſt verlieren, da ſie ſich zu verehelichen gedenkt. Die Gemeinde hat während der beiden leßten Jahre $413.55 für kirchliche Zwecke aufgebracht. C. Bethlehem. Dies ijt die jüngſte unſerer New Orleanſer Stationen und wurde im Fahre 1887 von Herrn

69

dient. Das Eigenthum dieſer Station iſt ſhön und paſſend gelegen, Eee Waſhington und Dryades Straßen. Hier befindet ſich eine ſchöne Kirche mit Confirmandenzimmer und ein zweiklaſſiges Schulgebäude. Die Station iſ noch immer im Wachſen begriffen. Sie zählt jest 136 Seelen, darunter 55 communicirende Glieder. Durchſchnittlicher Kirchenbeſuch ift 69. Die Sonntagsſchule zählt 179, und die Wochenſchule 146 Schüler. An der Oberklaſſe ſteht Herr Lehrer E. Riſchow, die Unterklaſſe iſt ſeit dem Wegzuge Herrn Lehrer Schäfers im October 1893 vacant. Es iſt uns nod) nicht gelungen, wieder einen Lehrer für dieſe Klaſſe zu gewinnen; auch der uns von der Vertheilungscommiſſion der Ehrw. Miſſouriſynode vorgeſchlagene Candidat hat unſern Beruf nicht angenommen. Die kleine Gemeinde gab ihrem Paſtor einen erfreulichen Beweis ihrer Liebe und Dankbarfeit, indem fie ohne ſein Wiſſen unter ſich eine Collecte erhob, damit er cine Erholungsreiſe zur Weltausſtellung in Chicago mache, und reichte ſelbſt die Bitte an die Commiſſion ein, ihm den nöthigen Urlaub zu bewilligen. Ferner beſtritt die Gemeinde in dieſem Jahr ſelbſt eine nöthig gewor-

gutes Zeugnis hatte, hielt zu großer Zufriedenheit des Miſſionars Schule; doch ſah er ſih genöthigt, ſie vor einigen Monaten zu entlaſſen, weil ſie ſich in ihren Berichten wiederholt wiſſentlicher Fälſchungen ſchuldig gemacht hatte. Ueberhaupt ſcheint der Lügengeiſt dort ſehr thätig zu ſein. Ein ſhivarzer Lügenprediger hat unſern Miſſionar und unſere Miſſion fo verleumdet, daß weder unſere Gottesdienſte nod unſere Schule mehr beſucht werden. Freilich wird er's wohl auf die Länge nicht treiben, aber für jeßt meint der Miſſionar doch ſeine Miſſionsthätigkeit in Keysville einſtellen zu müſſen. Dagegen berichtet er, daß eine Anzahl deutſcher Lutheraner ſih in leßter Zeit in der Gegend angeſiedelt haben, welche ſehr froh ſein werden, zu einem deutſchen Gottedsdienft in unſerm Kirchlein zu kommen. Doch wer weiß, ob es nicht auh mit Keysville geht wie vormals mit Meherrin, welche Station wir auch als hoffnungslos aufgaben, ſie aber nach zwei Jahren wieder aufnehmen mußten, und die nun ein geſegnetes Arbeitsfeld iſt. Außerdem hält Herr Miſſionar Schooff alle 14 Tage Gottesdienſt mit Predigt und Chriſtenlehre in dem zehn Meilen von Meherrin entfernten Pleaſant Grove. Es wohnt dort eine bereits zu uns gehörige Familie von 9 Seelen und 2 andere Perſonen haben ihren Entſchluß erklärt, fid) uns nächſtens anzuſchließen. Sonſt ijt über die Ausſichten hier noh wenig zu ſagen ; es wohnen wohl viel Neger hier, aber die meiſten gehörenzu den Baptiſten. Auf einem vierten Plage, etiva nur vier Meilen von ihm, in einer Gegend, ivo nur ſehr arme Leute wohnen, hielt der Miſſionar ſhon leßten Sommer eine Zeit lang Gottesdienſte, dod) mußte er unter ähnlichen Umſtänden wie

dene Reparatur ihrer Kirche.

jeht in Keysville die Arbeit aufgeben.

Miſſionar A. Burgdorf gegründet, der ſie jest noh be-

;

IIL. Meherrin, Lunenburg Co., Virginia. Hier arbeitet im Segen Herr Miſſionar D. Sdyoo fj. Die Station hat Kirche, Schule und Pfarrhaus. Die Seelenzahl betrug Ende Juni 99, darunter49 communicirende Glieder. Ju den letzten beiden Jahren wurden 18 getauft, darunter 4 Erwachſene, und confirmirt wurden 15. 5 wurden kirhlih begraben und 2 Padre getraut. Die Durchſchnittszahl in den Gottesdienſten iſt 55. Von 100 Sonntagsſchülern - iſt die Durchſchnittszahl der Anweſenden 47, die Wodhenſchule zählt 66. Die Ausſicht-auf Zuwachs iſt gut. An baarem Gelde ſind zwar nur $66.91 eingegangen, aber es ift von den Gliedern viel freiwillige Arbeit am Eigen-

thum der Miſſion geſhehen und dadurch viel Geld erſpart worden.

Jn dem ſieben Meilen von Meherrin entfernten Städtchen Keysville hat der Miſſionar lehtes Jahr auf Anſuchen der Leute dort eine Zieigſtation errichtet, wo er predigte und auch eine Lehrerin anſtellte. Ex baute hier mit Hülfe ſeiner Leute eine Kapelle für $172. Die Schule zählte nad)

einigen Wochen 45 und nach einigen Monaten 75 Schüler. Ueber ein Jahr lang war die Schule in cinem blühenden Zuſtande. Die Lehrerin, eine Negerpaſtorswittive, die ein

Dieſen Sommer

wurde er aufgefordert, wiederzukommen. Er hat nun wiederholt Gottesdienſt und Chriſtenlehre gehalten vor 15 bis 30 Zuhörern. Die Leute bitten um Schule, darunter ein Elternpaar, welches, obgleich ſelbſt zu den Baptiſten gehörend, doch ihre 8 Kinder, von denen nun bereits 4 ſhulfähig ſind, bei uns taufen ließ. Ob, wir hier, wie der Miſſionar wünſcht, eine Schule bauen und ihm die nöthige Hülfe zum Schulhalten geben können, darüber wird wohl am beſten erſt Jhre Commiſſion zu berathen haben, der dieſe Sache bisher noch nicht vorgelegt iſt.

IV. Springfield, Illinois. Dieſe einſt unter fo hoffnungsvollen Wusfidten begon= nene Mijfionsftation hat Jhrer Commiſſion ſchon viel Sorge und Noth gemacht. Dieſe Station befist eine ſehr {höne

Kirche und Schule. Daß dieſes Kircheneigenthum, veranlaßt durch den im hohen Maße ausgebildeten Schönheitsſinn des damaligen Miſſionars, faſt doppelt ſo viel koſtete, als wir bewilligt hatten, ift ja längſt bekannt. Aber nod) Schlimmeres war uns vorbehalten. Gegen Ende des Jahres 1892 kamen uns Gerüchte zu Ohren, Herr Miſſionar Knabenſchuh

habe fic) in bedeutende Real Estate Speculationen eingelaſſen.

Ein Glied der Commiſſion reiſte nah Springfield


ual

70

_

Die

Missions -Taube,

und fand das Gerücht beſtätigt. Dem .Miſſionar wurde ſtreng unterſagt, ſolche Geſchäfte zu treiben, und er vor Unvorſichtigkeit gewarnt. Er verſicherte, dieſe Warnung ſei unnöthig, und verſprach, ſich ſo bald als möglich von dem Geſchäft loszumachen. Bald darauf ſahen wir uns genöthigt, die Sachlage genau zu unterſuchen, und fanden, daß Miſſionar Knabenſchuh fic) in leichtfertiger Weiſe in großartige Speculationen eingelaſſen und Gelder geliehen hatte auf den Namen der Miſſion. Mehrere Poſten mußten wir, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, zahlen. Der untreue Miſſionar ſandte ſeine Reſignation ein, die von uns natürlich angenommen und er im Februar leßten Jahres aus dem Dienſt der Miſſion entlaſſen wurde. Die Herren Profeſſoren J. Herzer und L. Weſſel hatten die Güte, die Verſorgung der Station unter Beihülfe von Studenten zeitweilig zu übernehmen; und da es uns nicht gelang, leßtes Jahr cinen Miſſionar für Springfield zu bekommen, ſo haben fie die Verſorgung mit großer Aufopferung noh ein ganzes Jahr bis jeßt fortgeſeßt. Herr Prof. Herzer berichtet : „Seit Uebernahme der Miſſion am 1. März 1893 bis 1. Juli 1894 ijt der Stand ſo ziemlich derſelbe geblieben. Aufgenommen . dur Confirmation find 3 Erwachſene. Der Kirdenbejuc betrug 15 bis 30. Die Sonntagsſchule hat 33, darunter 20 erwachſene Schüler. Jn lester Zeit hat ſich der Kirchenbeſuch gebeſſert. Die Seelenzahl beträgt 41, communicirende Glieder 25. Die Gemeinde hat in dieſer Zeit $105.00 aufgebraht. Wir könnten mehrere Neger im Unterricht haben, wenn vir Zeit zu Hausbeſuchen hätten.“ Gewiß ſind wir den Herren Profeſſoren und ihren Gehülfen zu großem Dank verpflichtet dafür, daß es noch ſo gut mit der Station ſteht. Bekommt fie einen gewiſſenhaften Miſſionar, ſo dürfen wir gewiß auf ein neues Aufblühen rechnen. Wir hielten es verſchiedener Urſachen willen nicht für gerathen, wieder einen in Springfield ausgebildeten Candidaten für dieſe Station zu berufen. Es ijt uns aber gelungen, den etlihermaßen durch einjährige treue Mijfionsarbeit in North Carolina im Amte bewährten Miſſionar Hermann Meyer für Springfield zu gewinnen, und wird derſelbe, will's Gott, in dieſen Tagen ſeine Arbeit an der Miſſion in Springfield beginnen, während die durch ſeine Wegberufung in North Garatina entſtandene Lücke durch einen Candidaten aus Springfield ausgefüllt iſt.

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V. North Carolina. Wie wir ohne alles eigene Suchen allein durd) Gottes wunderbares Walten zu dieſem unjerm neueſten Miſſionsfelde gefommen find und daſelbſt im Auguſt 1891 unſere Miſſionsthätigkeit begonnen haben, iſt ja einer Ehriv. Synodalconferenz. ſhon vor zwei Fahren berichtet worden. Mit Lob und Dank gegen Gott müſſen wir bekennen, er hat unere Arbeit in den drei Jahren geſegnet über Bitten und Vertehen. Eine große Thür hat uns der HErr hier aufgethan. Thun wir einen Bli> auf die Arbeitsfelder der einzelnen Miſſionare und zwar

1. Auf das Miſſionsfeld unſers Miſſionars N. J. Bakke. “a. Concord. Hier hatte der Miſſionar die erſte’ Gee meinde geſammelt; dieſelbe ift in den leßten beiden Jahren i “von55 Seelen auf 123 Seelen und von 35 communicirenden Gliedern auf 80 geſtiegen. Die Durchſchnittszahl der Kirchenbeſucher ift 140, die Sonntagsſchule zählt 135 und die Seit dem dem 1. Julil 1892 find: 70 Schüler. | ft und 51 confirmirt. Ein Kirchgebäude war unund wurde daher im lehten Jahre aufgeführt. ig

Dasſelbe ift 50 28 Fuß, mit Sakriſtei 10 12 Fuß. Der Thurm iſt 65 Fuß hod. Das Gebäude ijt im gothiſchen Styl aufgeführt und koſtet etwa $1300. Außerdem ſind geſchenkt die Orgel für $400 von der St. Matthäus-Gemeinde in Netw York; eine Gloce für circa $90, vom Jungfrauenverein in Joliet, Jll.; Abendmahlsgeräthe von Paſtor Sprengelers Gemeinde in Milwaukee; ein Taufſtein von den jungen Leuten der Gemeinde in Altenburg, Mo., Choralbuch und Vorſpiele von Paſtor Köſterings Gemeinde in St. Louis. Am 2. Juli 1893 wurde die neue Kirche eingeweiht; Herr Profeſſor Dau und die Herren Miſſionare Schooff und Phifer predigten bei der Gelegenheit vor gefüllter Kirche. Das Grundſtü>k für die Station in Concord iſt ſehr günſtig gelegen. Es mißt 75160 Fuß und koſtet $850. Die Schule wird noch immer in dem alten baufälligen Store gehalten, der ſich auf dem Grundſtück befand, und ſteht ſeit December 1893 unter der Leitung eines tüchtigen Lehrers. b. Rimerstown. Dieſe Station, acht Meilen von Concord, iſt ſeit der Iehten Sißung der Synodalconferenz gegründet. Eine Kapelle, 3220 Fuß mit Sakriſtei, wurde am 11. September 1892 eingeweiht und koſtet nebſt einem Acker Land $400. Jm Laufe der zwei Jahre find hier 30 getauft und 35 confirmirt. Die Gemeinde zählt 51 Seelen, 32 communicirende Glieder. Jun der Sonntagsſchule ſind 35 Kinder und der Kirchenbeſuch ſchwankt zwiſchen 47 und100. Die Gegend gilt als eine ſehr verrufene. Doch iſt das Wort Gottes auch hier nicht ohne Frucht geblieben. Zunahme in der Erkenntnis und Beſſerung des Lebens ſind bemerkbar. Leßten Herbſt wurde hier das erſte Miſſionsfeſt gefeiert, und ſo Gott will ſoll auch dies Jahr eins gefeiert werden. c. Gold Hill, Rowan Co., liegt achtzehn Meilen von Concord. Seit 14 Jahren wird hier in einem öffentlichen Negerſchulhauſe Gottesdienft gehalten, und zwar auf Anſuchen der Leute ſelbſt, welche unſern Miſſionar etliche Mal in Rockville hatten predigen hören. Am Sonntag nah Oſtern find hier 14 getauft und 20 confirmirt und cine Gemeinde mit 7 ſtimmfähigen Gliedern organiſirt unter dem Namen „Evangeliſch-lutheriſche Zionskirche““. Der durchſchnittliche Kirchenbeſuch iſt 68, die Sonntagsſchule zählt 42 Kinder und Erwachſene und“ wird in Abweſenheit des Miſſionars von einem Gemeindeglied gehalten. Die Glieder der fleinen Gemeinde haben unter ſich $30 geſammelt für eine Kirche. Ein intereſſanter Bericht über dieſe Station findet fic) in der Juni-Nummer der „Miſſions-Taube“. d. Rodville, Rowan Co., iſt ſiebzehn Meilen von Concord entfernt. Am erſten Pfingſttage ſind hier in einem Negerſchulhauſe 19 Kinder getauft und 15 Erwachſene confirmirt. Die Gemeinde zählt 33 Seelen, darunter 18 communicirende Glieder, und führt den Namen: „Evangeliſch[lutheriſche Chriſtusgemeinde“. «Jn den Gottesdienſten ſind durchſchnittlich 66 Zuhörer. Die Sonntagsſchule, auch

hier von einem Gemeindegliede geleitet, zählt 35 Schüler. Der Gebrauch des Schulhauſes iſt uns verboten und wir wiſſen nicht, two wir Gottesdienſt halten ſollen. Siche „Miſſions-Taube““, Juli 1894.

e. Mount

Pleaſant,

Cabarrus

Co.

Hier iſt

zivar noch keine Gemeinde organiſirt, doc) befinden ſich ſeit über einem Jahr eine Anzahl Erwachſener im Conſfirmandenunterriht. Die Gottesdienſte ſind meiſtens gut beſucht. Auch hier fehlt ein Local. Auf den Stationen Miſſionar Bakkes ſind alſo im Laufe der aivet Jahre 115 getauft, 124 confirmirt. Unter ſeiner Seelſorge befinden ſih 260 Seelen, 41 ſtimmberechtigte

Glieder, 159 communicirende Glieder, 254 Schüler in den

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Missions-Taube.

TL

Sonntagsfdulen und 70 in der Wochenſchule zu Concord, Bau eines Kirchleins, ſah fid) aber leider außer Stande, den Vau auszuführen. „So muß fic) denn die Gemeinde jest unter Lehrer Nolf. Nach der Meinung des Miſſionars immer noch mit dem armſeligen öffentlihen Schulhauſe be- Bakke ſind abſolut nothwendig 1. ein Schulhaus für Concord, welches zu bauen gnügen und dazu den Hohn, geprellt worden zu ſein, ſo gut ſchon vor zwei Jahren beſchloſſen wurde. Doch koſtet es geht, mit Vertröſtungen auf die Zukunft widerlegen und allerdings die in Concord gebaute Kirche mehr als da- abweiſen“, dies ſind die eigenen Worte des Mijſionars. Die Gottesdienſte werden zuweilen gut, von 50 bis 60 Permals für Kirche und Schule veranſchlagt wurde. ſonen, zuweilen auch ſchlechter, von nur 6 bis 30 Perſonen, 2. Ein Kirchlein für die Gemeinde in Ro>beſucht. Die Seelenzahl beträgt 20 mit 6 communicirenville. Sehr nothwendig wäre auch den Gliedern. Die Sonntagsſchule zählt 12. Getauft 3. ein ſolches für Gold Hill. Nach ſeiner Meinung könnte auf dieſen Landſtationen eine Kapelle wurden 6 Kinder, und 5 Erwachſene befinden fic) im Unterricht. für $350—400 gebaut tverden. _ b, Holt’s Chapel (Christ Church). Dies Gemeind2. Das Miſſionsfeld Miſſionar Phifers. lein beſißt cine kleine, vom alten Rev. Gam. Holt erbaute a. Charlotte, N. C. Der lutheriſche Negerprediger Kapelle, ein ſehr ärmliches, niemals vollendetes Kirchlein. W. P. Phifer arbeitete hier ſeit 1889. Er war es, der ſich Der Beſuch der Gottesdienſte iſt gering. Wohl kamen zuerſt an uns wandte und uns den Vorſchlag machte, die etliche Male 15 bis 30 Perſonen, meiſtens aber ſind es nur Negermiſſion in North Carolina zu übernehmen. Jm Fahre 6 bis 8. Die abergläubiſchen Neger laſſen ſich durch aller1891 trat er mit noch zivei andern Negerpaſtoren, Holt und lei Gerede der Schwarmgeiſter fernhalten. Doch tritt langClapp, zu uns. Die beiden lestgenannten reſignirten ſchon fam eine Wendung zum Beſſern ein. Die Seelenzahl iſt vor zwei Jahren. Holt iſt Glied der Gemeinde, die er grün18, darunter 7 communicirende Glieder. dete, Clapp dagegen zog ganz fort. c. Greensborough. Hier wurde erſt gegen Ende leßten Yin Juli 1892 beſtand die Station Miſſionar Phifers, Charlotte, aus nur 8 Seelen. Am 1. Juli dieſes Jahres Novembers der Anfang gemacht; nie zuvor ijt verſucht worden, hier die lutheriſche Lehre zu verbreiten. Eine Gemeinde war der Beſtand derſelben 31 Seelen, darunter 22 communicirende Glieder. Der durchſchnittliche Kirhenbeſuch ijt 35. konnte noch nicht organiſirt werden. Es iſt kein anderes Getauft und confirmirt find in den lebten zwei Jahren 23. Local für unſern Gebrauch zu finden, als eine Logenhalle. Die Sonntagsſchule zählt über 100 und die Wochenſchule Hier hält der Miſſionar Gottesdienſt; hier ertheilt er Katehi8musunterriht, manchmal vor 12 bis 18, manchmal aud nahe an 100 Namen. Jm Schulehalten wird der Miſſiovor 30 Perſonen. Während der Faſtenzeit waren die Gotnar von ſeiner Frau unterſtüt. Vor zwei Jahren wurde eine neue Kirche gebaut, 50X28 Fuß mit E>kthurm und teSdienfte einige Male ſo zahlreich beſucht, daß die vorhandenen Site nicht ausreichten, ſondern neue Sihbänke bez Cönſirmandenzimmer. Der Bauplaß im Werthe von $200 ſchafft werden mußten. Die Miſſion zählt hier 7 Seelen iſt ein Geſchenk von zwei engliſch-lutheriſhen Gemeinden und 22 Sonntagsſchüler. Wollen wir hier Erfolg haben, daſelbſt. Die Baukoſten beliefen ſich mit innerer Einrichtung auf etiva $1300. Am 16. October 1892 wurde die Pe müſſen wir für ein Gebäude für Kirh- und Schulzwe>e orgen. Z : neue Kirche eingeweiht, bei welcher Gelegenheit N. J. Bakke, Da Herr Miſſionar H. Meyer nun nad) Springfield Profeſſor W. H. Dau von Conover und Miſſionar W. P. verſeßt iſt, ſo iſt Herr Gand. C. Schmidt von Springfield. Phifer vor großen Verſammlungen predigten. . an dies Arbeitsfeld berufen. Derſelbe hat unſern Beruf Letztes Jahr wurde noch eine zweite Station in Charlotte verſuhS8weiſe gegründet und der Neger Nathaniel Berk- mit großer Freudigkeit angenommen und iſt ſchon vor einihalter als Lehrer angeſtellt; doch tuurde dieſelbe vor einigen gen Wochen ordinirt und in ſein Amt eingeführt. onaten wegen Mangels an Geld und Unfähigkeit des LehZum Schluß erlaubt ſich Jhre Miſſionscommiſſion, eine ehrivürdige Synodalconferenz noch auf die allernothwendigrers ivieder aufgehoben." ſten und zum ſegensreichen Fortbeſtehen unſerer Miſſion unb. Lexington, N. C., ift die älteſte der Stationen in North Carolina und wird von Miſſionar Phifer bedient. abiveisbaren Bedürfniſſe aufmerkſam zu machen. Dieſe ſind: : Sie zählt 34 Seelen, darunter 13 communicirende Glieder. Die Durchſchnittszahl der Zuhörer im Gottesdienſt iſt 15, 1. Eine neue Kirche für Mount Zion, New Ordie Sonntagsſchule hat 23 Schüler. leans, mit einem Gebäude für eine zweiklaſſige Herr Miſſionar Phifer hat alſo unter ſeiner Seelſorge Schule. 65 Seelen mit 35 communicirenden Gliedern, durchſchnitt: 9, Eine Kirche für das Miſſionsgebiet unſers Tid) 50 Zuhörer, 131 Sonntags- und 99 Wochenſchüler. jüngſten Miſſionars in Greensboro, North Jn leßter Zeit hat er noch einige andere Plage beſucht. -Carolina, da derſelbe bis jest noch keine einzige 3. Das Miffionsfeld Herrn Miſſionar H. Meyers. Kirche auf ſeinem ganzen Miſſionsfelde hat. Herr Miſſionar Hermann Mes er ivurde am 16. Juli Die Abtragung der alten Schulden in der 8. 1893 von Miſſionar Bakke unter Aſſiſtenz der Miſſionare Miſſionskaſſe. : Schooff und Phifer in Concord ordinirt. Seit jener Zeit 4, Von den Vorſchlägen Herrn Miſſionar Bakhat er meiſtens in Elon College und Holt's Chapel, N. C., fe3, ſo vicle als ausführbar ſind. gearbeitet, auf Wunſch der Commiſſion aber auch andere Der große Gott und Erzhirte JEſus Chriſtus aber, der Orte beſucht, als Greensboro, Winſton, Salem, High Point, Reidsville, Danville, Durham, Raleigh, und hat gelegent- unſere Arbeit unter den Kindern Hams bisher fo reidjlidy lih gepredigt und Unterricht ertheilt. Eigentliche Statio- geſegnet hat, der fördere auch ferner das Werk unſerer Hände bei uns, ja, das Werk unſerer Hände wolle er fördern! nen find bis jest die folgenden. Schon unter | a. Elon College (Trinity Church). Im Namen und Auftrag der Commiſſion Ankauf “Miſſionar Bakkes Leitung wurden hier Schritte zum

eines Bauplages gethan und die Commiſſion bewilligte den

C. F. W. Sapper, Vorfiger.


72

Die Missions -Taubke. Uebertrag

Bericht über dic Kaſſe der Negermiſſion für den Zeitraum vom 1. Auguſt 1892 bis 31. Juli 1894.

Waſſergebührer MNeparaturen Geſangbücher ..

; Einnahme: Aus der Synode von Miſſouri, Ohio u. a. Staaten: Aus dem California- und Oregon-Diſtrict $ 41.85 Aus dem Canada-Diftrict........ . 172.3L Aus Aus Aus Aus

dem dem dem dem

Jllinois-Diſtrict . Jowa-Diſtrict. Kanjas-Dijftric Michigan-Diſtr|

Ofen

Feuerverſicherung ..

.…. 5305.01 810.87 462.67

Gebalte...........-.-.ssccsser Kapelle in Keysville

Mus dem Weſtlichen Diſtrict Aus dem Wisconſin-Diſtrict..

Kapelle in Nimertown Grundſtück in Concord Zahlung auf das alte Kirdyencigenthum....

805.78

Von der Trinity-Gemeinde in New Orleans, Louiſiana... ESSAIS Von der St. Pauls - Gemeinde in New tos ees

104.10

Von der Miſſions-Schule in Charlotte, N. C. E.7.00 3

Aus der deutſchen Freikirche Vermächtnis von H. Hecht.

. 886.78 -- 1000.00

581.09

1505.40

Gehalte

$199.68 40.65 19.53

Geſangbücher

9301.97

Gehalte.

Wk

“Für

Ue

15.20

pe

LT

;

12.90

699.50

Verichte ........ Nedactionsausg

Weehfelgebiihren, Poftporto 2c. .

667.86 $25354.23

Unterftiigung der Negerftudenten Em. J. McDavid in Springfield, Jll. J. N. Pope in Conover, NC. ............

Bürthlong und -..$427.70 --- 22.66

450.36

Unterſtüßung für Wittive N. Kauffmann . . Unterftiigung für Wittive A. Berg...

Darlehen zurückbezahlt

9958.10

für Yndianermiffion ....

|

4303.20

568.30

enne

Veſtand in Kaſſe am 31. Juli 1894 für Negermiffion .... für Heidenmiſſion...

1550.50

Holy Trinity in Springfield, Jll. :

oe inte a panel $781.00 “Stühle, Altarbekleidung 2c.…..............----------- 85.17 “Reparaturen 45.00 ‘Feuerverſicherung für 3 Jahre …............... 40.00

5.90

7.20

959.86

$4288.00

_Feuerverſicherung

12.50

Reifefoften ...

83.505 4013.50

Feuerverſicherung...................-.---e----------uenun- -___53.10 Für aay) in New Orleans, La. : Gehalte. $1530.00 Seuerverfiderung 22.50 Für Bethlehem in New Orleans, La. :

Zn

Weihnachtsfeier bestantescatccscerccrepecucsorintcsteonrtsesed

$3930.00

$2905.00

9193.39

8661.00

=

Vänke

$30225.63

E

3,00

5.00

RSA

Hallenmiethe

Ausgabe:

Gehalte

14.00

Für die Stationen in Greensborough und Elon College, North Carolina:

3

$1979.65 -- 322.32

Anzahlung auf Grundſtü> ......................... Für St. Paul in New Orleans, La. :

385.90 341.49 124.00

Weihnachtsfeier ….............-...e.------rerne--

69.87

4534.85

$1320.00

Ofen und Kohlen

8250.00

Für Mount Zion in New Orleans, La.: Gehalte.

25.00

Reparaturen...

$24413.80

E:

44.80

Unterſtüzung armer Neger

Kapelle . Schulbänke und Karten. Sehulhausmiethe....

48,75

Von Prof. W. H. T. Dau, Reſt der für J. N. Pope

Darlehen Kaſſenbeſtand am 30. Juli 1892 für die Negermiſſion für die Heidenmijjio für die Sndianermif

Weihnachtsfeier .......... Gehalte...

Aus der Norwegiſchen Synode...

eingegangenen Unterftiigungsgelder ..........

18.00 55.25

Für die Station in Charlotte, N. C. :

15.00

1293.50

Stühle ......... Vücher und Scheine

Von der Mount Zions - Gemeinde in New

.-

78.30 350.00 200.00

Neue Kapelle ...

Aus den Negergemeinden : Von der Bethlehems - Gemeinde in New Orleans, La... ceceeceeseecseesneeceeeseseereee 2400,34 La n

2087.11

Für die Stationen in Concord und Nimertown, N. C.: Gehalte... . $2470.00

Minne-

ſota, Michigan und andern Staaten: Aus der Midjigan-Sinove...... = 99.95 Aus der Minneſota-Synode... 130.59 Aus der Wisconſin-Synode.... .… 575.24

. Ueberſchuß der „Miſſions-Taube“ Ueberſchuß des “Lutheran Pioneer”.

=

Schulbücher, Karten 2 Oefen, Lampen 2c... Leichter Wagen Weihnachtsfeier ...

249,58 92 .09 591521.,53

der Allgemeinen Synode von Wisconſin,

Wace

1393.05

Miethe für Grundſtück

Aus dem Südlichen Dijtric

D)

+

Für die Stationen in Meherrin und Keysville,

Aus dem Mittleren Diſtrict Aus dem Nebraska-Diſtrict Aus dem Oeſtlichen Diſtric

OrleanS

und Kohl

Weihnachtsfeier …...

Aus dem Minneſota: und

Aus

$13778.47

Für St. Paul in Little Rock, Ark. :

coseeeee

$859.96 ,

$26372.89

2932.60

:

920.14 $30225.63

St. Louis, Mo., den 31. Juli 1894. A. C. Burgdorf, Kaſſirer. Wir, die Unterzeichneten, beſcheinigen hiermit, daß dieſer Bericht mit den Vüchern übereinſtimmt, welche wir revidirt und richtig be-

funden haben.

951.17

$18778.47

St. Louis, Mo., 3. Auguſt 1894.

FJ. H. MALE ited jr.

R H. Leonhardt.

.

Entered at the Post OMMce at St. Louis, Mo., as second-class matter.


EV 17:40

- Lutherifde Synodalconferens bon Nordamerifa von der Commiſſion für die Negermiffion; redigirt Herausgegeben für die Evang. von den Paſtoren C. J. O. Hanſer

Detober

16. Jahrgang.

In die Ernte. (2

orch, des Heilands Stimme fraget: „Warum tvollt ihr müßig ſtehen? 2) >) Weiß ift3 Feld, die Ernte wartet, Wer will mit den Schnittern gehen?“ Laut und lange ruft der Meiſter,

Neich der Lohn für dich und mid). Wer

will freudig eilend rufen:

„HErr, hie bin ich, ſende mich“? Kannſt du Meere nicht durchkreuzen, Nicht in Heiden-Länder ziehn, Hilf den Heiden, die dir näher, Die vor deiner Thüre gehen. Kannſt du Tauſende nicht geben, Leg das Wittwen-Scherflein ein, Und

die „große-kleine“

Gabe

Wird dem HErrn gefällig ſein. Kannſt du nicht mit Engelszungen, Wie einſt Paulus, predigen — Kannſt du JEſu Lieb anpreiſen, Die für uns am Kreuze hing. Kannſt du Sünder nicht aufſchre>en Ton — Mit Gerichts Poſaunen: führen Kinder kleine du Kannſt Zu des Heilands Gnadenthron. Sage nicht mit falſchem Munde: , „Für mich gibt es nichts zu thun“

Da der Brüder Seelen ſterben, Und dein Meiſter ruft dic) nun.

EEE

Wie

Gehe freudig in die Ernte,

Seinem Werk nur weihe dich, ; rufet, ſage eilend:

Da er „HErr, hier bin ich, ſende mich.“

und C. F. W. Sapper.

1894.

Aummer 10.

Ein Beſuch in unſerer Negermiſſion zu Concord, N. C., und cine herzliche Bitte. Jm Juni dieſes Jahres war es Unterzeichnetem vergönnt, unſerer Negermiſſion in Concord, N. C., einen Beſuch abzuſtatten. Concord ift ein ehtes Südländer-Städtden. Die Straßen ſind eng, hügelig und ungepflajtert. Ordentliche Seitenwege für Fußgänger gibt's dort nod) nicht. Die Häuſer ſind verwittert, unanſehnlich, ungetüncht und. ſcheinen bis auf den heutigen Tag nicht aus ihrem hundertjährigen Schlaf erwacht zu ſein. Doch fängt die Neubeleberin Cultur allmählich an, Leben ins Städtchen zu bringen, und hat es bereits mit electriſchem Licht und großen Baumivollfpinnercien beglü>kt. Auch hat nördliche Mildthätigkeit hier mehrere hübſche Anſtalten erbaut, in denen vornehmlich Negermädchen für einen Lebensberuf herangebildet iverden. Für mich war natürlich unſere Negerkirche und -Schule Hauptgegenſtand des Jutereſſes. Junig gefreut habe id) mich über die ſhöne, geräumige Kapelle, die die Liebe unſerer Chriſten dort für die verlornen Kinder Hams erbaut hat. Einen tiefen Eindru> machte auf mich der Geſang der Neger und die Aufmerkſamkeit, mit welcher ſie meiner Predigt an jenem Mittivoch-Abend in ihrer. Kirche zuhörten. Jch mußte es mit Freuden erkennen, daß unſer theurer Miſſionar Bakke mit ſichtlichem Erfolg hier arbeitet und durd) ihn unſer treuev Gott und Heiland fid) unter den dortigen Negern ſchon ein Häuflein gläubiger Chriſtenſeelen geſammelt hat, die zu ihm mit Thomas ſprechen: „Mein HErr und mein Gott.“ : :


74

Die

Missions-Taube.

Doch ſo freundlich der Eindru> war, den unſere Neger- er nicht tvie das Wort: „Jch danke dir, daß id) nicht bin firde auf mid) machte, ſo niederſhlagend war der Unblic vie die andern Leute — oder auch wie dieſer Neger“? Und des Schulgebäudes, in welchem unſere 96 Negerkinder wir, müſſen wir nicht vielmehr ſagen: „Durch Gottes Gnade lernen ſollen das Eine, das ihnen noth thut. Ein läng- bin ich, was id) bin” — cin Weißer und nicht ein verachteliches, niedriges Gebäude, das ſhon vor 75 Jahren erbaut, ter Neger? Darum, ihr lieben Chriſten, laßt uns dieſe unund nun fo altersſhwah geworden iſt, daß ‘der nächſte verdiente Gnade Gottes über uns rühmen, ja rühmen auch Sturm es umtiwverfen kann ; das Dach ſo ſchadhaft und le>, unter unſern verivahrloſten ſchwarzen Brüdern durch treue daß jeder Regenguß auf den armen Lehrer und ſeine ſchivar- Predigt des ſüßen Evangeliums vom Sünderheiland, der zen Zöglinge herabſtrömt; die Wände ohne Fenſter, nur in auch der Negerheiland iſt; durd) Erbauung der fo nöthigen der Hinterwand zwei, die kärgliches Licht geben, kurz, ein Kapellen und vor allen Dingen Schulen; denn unſere dunkler, dumpfer Raum, eher paſſend für Spißbuben und Negerſchu len geben uns die ſicherſte Bürgſchaft, Diebsgefellen, um darin ihr lichtſcheues Handwerk zu trei- daß unſere Miſſion unter den Negern Beſtand haben wird. ben, als für eine Schule, in welcher Chriſtenkinder ihren Auf! auf! ihr lieben Chriſten, zu neuen Opfern, neuen Gefreundlichen Heiland kennen lernen ſollen: das iſt Eure beten und neuer Liebe für unſere Negermiſſion! Negerſchule in Concord, ihr lieben Chriſten. Und ſo leicht, F. W. Herzberger, fo leiht könnten wir dort ein neues Schulhaus bauen, wenn wir nur wollten. Miſſionar Bakke verſicherte mir, Die Ordination und Einführung des Herrn daß mit 500 bis 600 Dollars der Noth abgeholfen wäre. Wie, meine lieben Mitchriſten, ſollten wir dieſe geringe Miſſionars I. C. Schmidt. Summe nicht ſpielend aufbringen, wenn's uns nur ein recDem Auftrag der chriv. Commiſſion für Negermiſſion ter Ernſt iſt mit unſerer Miſſion unter den Negern? O, wenn |° id) in der „Miſſions-Taube“ die beſcheidenen und doch ſo gemäß reiſte Unterzeichneter am 10. Sonntag n. Trin., den 29. Juli, zu den Negergemeinden in Alamance County, um eindringlichen Bitten unſerer Miſſionare um nothdürfden neuberufenen Candidaten Fohann C. Schmidt in tige Gebäulichkeiten leſe, wenn id) auf Synodalſizungen ihrer Mitte zu ordiniren. An demſelben Tage lehtes Jahr die betrübten und betrübenden Klagen unſerer Negercomwurde Miſſionar Meyer, der in die Negermiſſion in Springmiſſion vorleſen höre, daß fo wenig Gaben für dieſe Miſſion field berufen wurde, hier eingeführt. Das kleine, niedrige _ einkommen, dann denke id) mit Schre>en an das Wort unSchulhaus mit den engen Fenſtern, 2 Meilen von Elon ſers Heilandes: „Die Liebe wird in vielen erCollege entfernt, wird nod) immer von der Gemeinde als kalten!!“ Und es läßt ſich nicht wegleugnen : Die Liebe Verſammlungslocal gebraucht. Sie hat zwar ein Grundzu des Heilands ‘Werk in der Negermiſſion ift bet vielen ftiic für ein Gotteshaus im Städtchen erworben, auch -iſt unter uns erkaltet. Warum das? Kommt es nicht daz Geld von der Synodalconferenz für den Bau längſt bewilligt, her, daß ſo mancher unter uns denkt : „Ach, was liegt an ſo aber bis jeßt twar die Miſſionskaſſe außer Stande, die nöthige einem ‘nigger’? Wir finnen unſer Geld beſſer anwenden, kleine Summe darzureichen. als daß wir es an foldje Menſchen verſchwenden.“ Der du Eine größere Verſammlung als vor einem Jahre be- . fo denkſt, ſoll id) dir ſagen, was an fo einem nigger liegt? grüßte dies Mal die Miſſionare. Als um die Mittagszeit Sieh, du kannſt nod) fo viele Häuſer und „Lotten“ und der Gottesdienft anfing,-tvar das Schulhaus voll. Nach „Farmen“ und Geſchäfte und Fabriken haben, ja, die ganze 2 Tim. 2, 15. wurde dem Ordinanden gezeigt: „Wie ein Welt beſißen, und mit dem allen haſt du nod) lange, lange Miſſionar fid) als ein rechtſhaffener Arbeiter erzeigen ſoll, nicht das, was an fo einem Neger liegt. Denn aud) für ihn iſt vergoſſen das theure Blut JEſu Chriſti, des 1. vor Gott, und 2. vor den Menſchen.“ Darauf folgte die Sohnes Gottes, das Blut, von dem du, ſo du ein gläu- Ordination, wobei Herr Miſſionar Meyer aſſiſtirte. Dem Gottesdienſt wurde mit ruhiger Andacht gefolgt und ſchien biger Chriſt biſt, in Sündenangſt und Todesnoth beteſt : derſelbe cinen tiefen Eindru> auf die Anweſenden zu machen. „HErr JEſu Chriſt, dein theures Blut, Während der Pauſe de>ten uns die Negerfrauen einen reichSit meiner Seelen höchſtes Gut. Das ſtärkt, das labt, das macht allein, befesten Tiſch, der mit Hühnern und Backwerk aller Art beMein Herz von allen Sünden rein.“ laden war. Nachmittags um 3 Uhr verſammelten wir uns „HErr JEſu,in der lehten Noth, wegen der driidenden Hike und des kleinen Schulraumes Wenn mich \hre>t Sünde, Höll und Tod, unter den ſchattigen Bäumen, um die Abſchiedspredigt des So laß ja dies mein Labſal ſein, Miſſionar Meyer anzuhören. Er gründete dieſelbe auf Phil. Dein Blut macht mid) von Sünden rein.“ | 1, 27. 28. und zeigte ſeinen Gemeinden, von welchen er mit Und nun rechne es aus, mein lieber Leſer, was an einem ſchwerem Herzen ſchied, in herzlicher Weiſe, wie fie dem EvanNeger liegt, wenn du kannſt. Oder ſprichſt du wie gelio Chriſti würdiglih wandeln ſollten, nämlich, in Liebe, ſo mancher: „Aus einem Neger wird nie ein rechtſchaffen in Einigkeit des Geiſtes und im Glaubenskampf. Nach der lutheriſcher Chriſt?“ Ach, welch ein böſer Gedanke! Klingt Predigt ſtand der alte Sam Holt, ein geweſener lutheriſcher


ET

Die

Missions -Taube,

Negerprediger, auf und hieß den neuen Miſſionar willfommen. Dann dankte er P. Meyer für ſeine treue Arbeit unter ſeinem Volke, ſowie der Synodalconferenz für die Zuſendung tüchtiger Arbeiter. Jm Anſchluß daran richtete Unterzeichneter noch einige Worte an die Verſammlung und zeigte nad) den Worten Pauli: „Die Liebe Chriſti dringet uns“, vas dieſe jungen Männer bewogen hat, Heimath, Verwandte und Freunde zu verlaſſen, um unter den verfommenen und verachteten Negern das Reich Chriſti zu bauen, und bat ſie, des von ihnen Ziehenden in Liebe und Gebet zu gedenken, ſeinem Nachfolger aber mit Liebe und Vertrauen entgegenzukommen. Es wav ein ernſter Tag, der von dem Prediger und den Zuhörern nicht leicht vergeſſen wird. Das Wort Gottes hat Herzen und Gemüther bewegt und wird Frucht tragen zu ſeiner Zeit. Die Freude über die Ankunft des neuen Paſtors wurde, wie man ſich denken kann, getrübt durch den Abſchied des alten. Herr Paſtor Meyer hatte verſtanden, in der “kurzen Zeit ſeiner Wirkſamkeit die Liebe und Achtung der Neger zu gewinnen. Selbſt ſolche, die Anfangs nicht zu ſeinen Freunden zählten, ſahen es ungerne, daß er von ihnen ſchied. Durch Liebe und Sanftmuth hat er ſie an fid) gezogen, und daß ſie dieſe Liebe erwiderten, davon zeugten auch die Thräneu, mit welchen ſie Abſchied von ihm nahmen. Vor dem Abgang des Zuges nach Greensboro, wo Miſſionar Schmidt ſeine Antrittspredigt halten ſollte, nahmen wir noch an einem Abſchiedsfeſt Theil, bei welchem viele Neger zugegen tvaren. An dem folgenden Sonntag predigte P. Schmidt in Alamance County. Der treue Gott begleite ihn mit ſeinem Geiſte und ſeiner Gnade und ſehe ihn zum Segen für Viele! N. J. Bakke.

75

tion nicht ganz ſollten eingehen laſſen, einmal, weil die Zahl der Neger nicht ſo groß iſt, wie in den ſüdlichen Städten, anderntheils-aber und hauptſächlich, lieben Leſer, darum, weil eure Gaben für die Miſſion gar ſo ſpärlich floſſen, daß iir das ganze legte Jahr aus Noth und Sorge um Mittel für die laufenden Auslagen gar nicht herauskamen. Jndes die lieben Herren Profeſſoren, die fid) der Miſſion fo treulid) angenommen hatten und die Verhältniſſe und Ausſichten daſelbſt beſſer als wir beurtheilen konnten, proteſtirten ſo ernftlid) gegen ein Aufgeben dieſer Miſſion, und die übrigen Glieder der Gemeinde, 25 an Zahl, ſandten eine ſo bewegliche Bittſchrift um einen neuen Miſſionar, daß wir uns mit Freuden entſchloſſen haben, das Werk dort nod) einmal in Gottes Namen mit fröhlichem Vertrauen

in Angriff zu nehmen.

Um

der traurigen Er-

fahrung und des gegebenen Aergerniſſes willen unſers erſten Miſſionars fanden wir es für beſſer, einen {hon im Miſſionswerk erfahrenen und erprobten Mann an dieſe ſchwierige Station zu ſtellen. Wir beriefen daher Herrn Miſſionar F. H. Meyer aus Greensboro, N. C., nach Springfield, für deſſen Stelle wir Candidat Johann C. Schmidt aus dem Seminar in Springfield berufen konnten. Auch ſeine Ordination und Einführung berichtet die. gegenwärtige Nummer der „Miſſions - Taube“: Ungern ſchied zwar Miſſionar Meyer aus ſeinem bisherigen Miſſionsfeld. Aber es gereichte ihm nod) zu großer Freude und Beruhigung, ſeinen Nachfolger ſelbſt noch in ſein Amt in North Carolina einzuführen und einen Mann an ihm zu finden, der mit großer Freudigkeit des Herzens ſeinem Heilande in der Miſſion unter den Negern dienen twill. — Am 19. Auguſt, dem 13. Sonn: tage nah Trinitatis, Abends 8 Uhr, fand denn die feierlide Einführung in der Kapelle zu Springfield ſtatt. Miſſionar Meyer war ſchon einige Tage zuvor eingetroffen und mit den meiſten ſeiner Negerchriſten bekannt geworden. Sein Einführung Wiſſionars Ff. Hermann Weyer in freundliches Auftreten hatte gleich ihrer aller Herzen geSpringfield, Zl. wonnen und ſie mit großer Freude und Hoffnung erfüllt. “Mit großer Freude berichten wir von dieſem wichtigen Für den Einführungsgottesdienſt hatten ſie ihr ohnehin ſchon Ereignis unſers Miſſionswerkes in jener Stadt, in welchem ſehr {chines Kirchlein aufs beſte geſhmü>t. Herr Profeſſor wir ſo traurige Erfahrungen haben machen müſſen. Unſern Wyneken hatte mit einer Zahl Neger und Negerinnen ein lieben Leſern iſt ja bekannt, daß wir unſern erſten Miſſionar hübſches Chorſtü> eingeübt. Als der Gottesdienſt bei der daſelbſt wegen ärgerlichen Wandels und Untreue in ſeiner hellerleuchteten Kirche begann, war ſie gefüllt mit Negern, “Amtsführung ſchon vor faſt zwei Jahren zur Reſignation “deren freudig ſtrahlende Angeſichter wohl erkennen ließen, auffordern mußten. Zwar verſorgten die theuren Herren wie dankbar fie waren, daß ihnen Gott wieder einen Diener Profeſſoren des Prediger-Seminars daſelbſt, Herzer und des Wortes geſchenkt hat. Herr Prof. Weſſel hielt eine erWeſſel, die kleine Gemeinde, deren Anfang ſo vielverſprechend greifende Predigt über 1 Petr. 5, 2. ff. von der Herrlichkeit, und geſegnet ſchien, mit Predigt und Sonntagsſchule, fo viel den Pflichten und dem Segen des heiligen Predigtamts, der ſie bei ihrer überdies ſchon ſo übergroßen Arbeit vermochten. die Gemeinde mit großer Andacht und bei Negern ungeSie hielten aud) durd) Gottes Gnade die wenigen treuen wohnter Stille zuhörte. Hierauf vollzog er die Einführung Glieder der Gemeinde zuſammen und hatten zuweilen auch unter Aſſiſtenz Prof. Herzers und des Unterzeichneten. Nach ~ recht gut beſuchte Gottesdienfte. Aber an eigentliches Miſ- dem Gottesdienſt umringten die gliidliden Neger und Nege- ſioniren und ſonderlich an Halten einer Wochenſchule: war rinnen ihren neuen Paſtor, begrüßten ihn mit kräftigem natürlich unter dieſen Umſtänden nicht zu denken. Ja, wir Händeſchütteln und wünſchten ihm Gottes Segen. Es wird ihnen dieſer Feſtabend in langem, will's Gott, geſegnetem wollen es nur bekennen, die Glieder der Commiſſion haben Andenken bleiben. Jhre freudig dankbare Erregung und Stadie wir ob vorgelegt, Frage die Ernſte großem mit fic)


76

Die

Misstons-Taubve.

deren Aecußerung iſt nicht zu beſchreiben. Auch wir Paſtoren, die Profeſſoren und andere weiße Beſucher ſchieden mit dem Gefühl einer großen Segensſtunde, die wir in dieſer Miſſion verlebt hatten, und mit dem innigen Herzensſeufzer, daß der treue Gott und Heiland mit dem neugeſchenkten Diener-ſeines reinen Wortes ſein wolle zu reichem Segen vieler unſterblicher Seelen und ſeines herrlichen Namens großer Ehre. C. J. D. Hanſer.

Aus dem Munde der jungen Kinder und $äuglinge haſt dit cine Wacht zugerichtet. Bf. 8, 3. (Zum

Bilde.)

Jn Tinneweli, nahe der Siidfpite Oſtindiens, vereinigten ſich allſonntäglich cinige ernſte Chriſten zum Gebet für die Kinder der Umgegend, daß doch Gott aus ihnen einen Nachwuchs lebendiger Chriſten fic) ‘heranwachſen laſſen möchte. Wie aber ein ernſtes Gebet um das Kommen und Wachſen des Reiches Gottes nicht ſein kann, ohne daß dieChriſten nichtzugleich darauf bedacht würden, mud) mit ~ Sand anzulegen und ‘an ihrem Theile als

Gottes Werkzeuge

:

Tefen die Kinder für fid) allein und mit einander in der Bibel, ſondern ſie leſen auch jedermann daraus vor, der hören will. Aus einer Mädchenſchule in Tinneweli wird uns auch ein Weihnachtsfeſt beſchrieben. Aus England waren allerlei Geſchenke gekommen. Bei Nacht und Nebel ſchafften die Lehrerinnen ein Bäumchen ins Haus und gaben ſich unſäglihe Mühe, es zu einem Chriſtbaum herauszupußen. Die Kinder hatten noch nie einen ſolchen geſehen und waren ganz geblendet von dem Anbli>; jedes bekam etivas. Jhr hättet ſchen ſollen, wie die Maria und die Rahel, die Deivakrupe (Gottesgnade) und die Punamal (goldene Königin), die Dewaſneham (Gottesliebe) und die Gnana Thibuni (Weisheitslicht) ſtrahlten vor Jubel und Dank. Die Mädchenſchule in Tinnetwweli, von der wir hier aus dem „Miſſionsblatt für Kinder“ ein Bild geben, iſt vor 50 Jahren mit 4 Mädchen eröffnet worden. Der Bericht ſagt leider nicht, von welcher Miſſionsgeſellſchaft. Seit dieſen 50 Jahren ſind 592 Mädchen darin unterrichtet worden; 128 befinden ſi< jest darin und jedes Pläßzchen ijt beſetzt. Anfangs ivar es ſehr ſhiver, Mädchen zum Lernen zu bewegen, auch die

Mütter weigerten ſich, ihre Töchter zur Schule zu ſchi>en. Wie ganz anders ift es ſeitdem geivorden. Jett melden ſich immer viel mehr

mitzuhelfen, daß das Eine indiſhe Mädthenſthule. _ Gebet erhört werde, ſo geſchah es auch hier. Die frommen Beter Gitan, daß, Mädchen, als Aufgenommen werden fonnen. — Am Sonnſollen die Kinder Chriſten werden, fo müſſen ſie chriſtliche tag dürfen die Kleinen Bilderbücher anſehen, und da iſt Lehrer haben. Demgemäß ſtellten fie einen wa>erèn Kate- es überaus vergnüglich zuzuhören, wie ſie herumrathen, was So rufen fie jubelnd: „Ein chiſten Johannes an, daß derſelbe in den umliegenden Dör- dies und jenes ſein könne. fern regelmäßig die Kinder aufſuche und ſie zu einem Bibel - Löwe! o cin Löwe!“ wenn es doch nur ein zottiges, fettes, leſebund vereinige. Dieſer Johannes hat nun treffliche europäiſches Schaf iſt, wie ſie eben noch keines geſehen haben. Gaben gerade für dieſen Dienſt und ijt daher eine ſehr be- Die Kleinen lernen zuerſt das Schreiben im Sand, dann erſt liebte Perſönlichkeit bei den Kindern; wo er fic) ſchen läßt aufSchiefertafeln. Jm Ganzen erleben die Lehrer viel Freude und bekannt iſt, laufen die Kinder zuſammen, ſpringen ihm an ihren Schülern, und unterrichten mit Luſt. Das ſchönſte jubelnd entgegen und rufen: „Johannes, lehre uns aud) iſt, wenn manche größere Mädchen ſelbſt wieder Lehrerinfo ſchöne Lieder ſingen wie die im andern Dorf!” — „„Joz nen werden für ihre kleineren Geſchwiſter oder Landsleute. hannes, id) fann das Gebet jest auch, das du den oder die Großer Segen geht von ſolcher Schule aus! Iehrteft, und bete es alle Abend.“ Ja, ſo eifrig find die Zum Schluß geben wir noch einen kurzen Bericht über Kleinen, daß ſie ſingend den Katechiſten ins nächſte Dorf die Miſſion im Tinneweli-Diſtrict nach der ‘ ‘Encyclopedia begleiten, fo daß dann die Heiden herzuſtrömen, um zu of Missions’? von Funk & Wagnalls, New York. 1891. ſehen, was los ſei. Jn einem Dorf find durch dieſen Kin- Der Diſtrict gehört zur Madras-Präſidentſchaft und iſt der “derverein 50 heidniſche Familien aufs Evangelium aufmerk- ſüdlichſte Theil Vorderindiens. Die Stadt ſelbſt iſt von ſam gemacht und ſ<ließlic) Chriſten geworden. Nicht nur 23,221 Hindus und 1538 Muhammedanern bewohnt und

-


Die

Miasions-Taube,

zählt etiva 425 Chriſten. Jm Diſtrict ſelbſt hat das Chriftenthum feſten Fuß gefaßt, doch iſt die Mehrzahl der Chriſten römiſch-katholiſh. Die Zahl der proteſtantiſchen Chriſten {wurde 1881 auf 80,000 geſhäßt. Die erſte Miſſion ging von den däniſchen, alſo lutheriſchen Miſſionaren in Tranquebar aus vor 140 Jahre. Doch wurde der Diſtrict nur beſuchsweiſe von den lutheriſchen Miſſionaren aufgeſucht und erſt 1771 {lug ein eingeborner Prediger ſeinen Wohnſitz in Palowfotta auf, drei Meilen von Tinnetweli. Erſt im Jahre 1780 ließ fic) der lutheriſche Miſſionar J. D. Sonide daſelbſt nieder, der 1800 ſtarb. Miſſionar Schwarz hat ebenfalls dort beſuchsweiſe miſſionirt. Jm Jahre 1816 ging die Miſſion aus den Händen der Lutheraner in die Hand ziveier engliſcher Miſſionsgeſellſchaften über, davon die eine, die Kirchenmiſſionsgeſellſhaft (Church Missionary

Society),

biſchöflich iſt und zwei Bihöfe hat, die zugleich Aſſiſtenten des Biſchofs in Madras ſind. Dieſe Geſellſchaft erhält hier fünf Reiſemiſſionare, ein College mit 226 Studenten unter zwei Miſſionaren, ein Mädchen-Jnſtitut mit 185 Zöglingen mit 39 Zweigſchulen unter ebenfalls zivei Miſſionaren und ihren Frauen. O. H.

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großen Zorn, und ein heidniſcher Richter ließ ihn ins Gefängnis werfen. Aber ſhon am andern Tag wurde er durch Vermittlung des Miſſionars wieder frei, der ihn, obivohl er nod) nicht getauft war,. zum Schulinſpector anſtellte. Da merkte nun Daniel bald, daß cs ihm hiezu an allem fehlte. Er trat daher ins Seminar ein und lebte mit den chriſtlichen Zöglingen zuſammen, wodurch er ſeine Kaſte brad) und von denSeinen verſtoßen ward. Seine Schweſter nahm ſich aus Betrübnis darüber juz gar das Leben! Nach zweijährigem fleißigen Studium wurde er getauft und als Lehrer und Evangeliſt angeſtellt. Unermüdlich arbeiteteerin ſeinem Amte. Mehrere Gemeinden verdanken ſeinem treuen Dienſt ihre Entſtehung. Vielen war er ein Führer zur Gerechtigkeit. Jm Jahre 1889 wurde er penſionirt, nachdem er zuvor ſein goldenes Amtsjubiläum gefeiert hatte. Jett iſt ſein Seufzen: Komm, HErr JEſu, bald! — Ja, bald wird er den Lohn ſeiner Treue. aus ſeines Heilands Händen entgegennehmen dürfen! D. H.

Hſieh.

Jui der americaniſchen Miſſionskapelle in Peking erſchien eines Tages ein Heide, der ſofort die Aufmerkſamkeit des Predigers auf fic) zog, nicht bloß Der alte Daniel, durch ‘ſeine charaktervolle Erſcheinung, ſondern nadeſſen Bild wir hier aus Der alte Daniel. mentli<h aud) durd) die dem „Caliver Miſſionsblatt“ geben, iſt ein alter achtzigjähriger Chriſt, der nod) im- Aufmerkſamkeit, womit er zuhörte. Schon hoffte der Miſſio-* mer von der Gnade ſeines Heilandes vor ſeinen heidniſchen nar für ihn; aber da ſtellte ſich's heraus, daß der Mann ein — Landsleuten zeugt. Seine Heimath iſt Trawankor im ſüd- Opiumraucher war und dazu auch nod) der Beſiher von zwei lichen Oſtindien. Seine Eltern waren angeſehene Leute der Opiumkneipen vor der Stadt. Alſo keine Wusfidht auf Be“ Schudrakaſte. Jn einer heidniſchen Schule lernte er leſen und kehrung? Uber der Mann kommt wieder und wieder, ja er ſchreiben. Schon als Jüngling wurde er mit einem eingebor- erklärt endlich, Chriſt iverden und, wenn nöthig, das Dpiumen er rauchen aufgeben zu wollen. Der Miſſionar muß ihm nun nen Prediger in Kuneatur bekannt, durch deſſen Predigt ſuchte ſagen, das ſei ſhon recht, aber ſo lange er ſelbſt Dpiumkneipen Chriſten mit Umgang den er daß ſo ergriffen wurde, anz halte, könne von keiner Bekehrung die Rede ſein. Das iſt hart, ſich daſelbſt sſchule Miſſion der an Lehrer und ſogar als in und der Mann kommt auch nicht wieder. Jm Miſſionskirchtſchaft Verwand ſeine gerieth Darüber ſtellen ließ (1839).


Fé]

78

:

Die

Missions-Taube.

lein aber wird für ihn gebetet; und ſiehe da, nach ein paar Wochen tritt er wieder ein und berichtet freudeſtrahlend, jest ſei er los von dem Teufelsgeſchäft und werde in ſeinem Leben für keinen Pfennig mehr Opium verkaufen! Gut; wie aber mit dem Selbſtrauhen? Ach, der Arme iſt 30 Jahre lang ein Sclave des Laſters geweſen, und in Peking wenigſtens ijt es unerhört, daß ein ſolcher frei wird. Wohl ijt ein Aſyl da für ſolche, die Heilung ſuchen, aber von zehn, die eintreten, bleibt kaum einer, bis die Kur zu Ende iſt. Die Entbehrung des gewohnten Betäubungsmittels verurfadt ihnen namenloſe Qualen, und es ijt fein Wunder, daß nur ſelten einer das aushält. Hſich aber — ſo heißt unſer Freund — ift entſchloſſen, frei zu werden, foſte es ihn auh das Leben. Jm Spital der Londoner Miſſion findet er Aufnahme, und bald merkt der Doctor, daß das kein gewöhnlicher Patient iſt. Er leidet furchtbar, verſ<mäht aber fogar die Erſaßmittel, welche man denen zu geben pflegt, die ſich das Opium abgewöhnen. Nach 14 Tagen ift er zum Skelett abgemagert und ſieht aus wie ein Greis. Den Muth aber hat er nicht verloren. Ohne Unterlaß betet er um Hülfe von oben, und die bleibt denn auch niht aus. Er wird als geheilt entlaſſen, kann nun ohne Opium leben und erholt fid) ſ{nell. An Leib und Seele ift jest alles neu bei ihm geworden. Nachdem er ſelbſt getauft worden, meinte er, jebt ſollte aud) ſeine Frau ihm nachfolgen. Sie aber ijt eine Muhammedanerin, und dieſe find aud) in China, wenngleich nicht fo fanatiſch wie anderwärts, fo doch ſehr ſhiver vom Glauben an ihren Propheten abzubringen. Eigentlich darf eine Muhammedanerin keinen Heiden heirathen. - Aber die Eltern der beiden Eheleute waren fo eng befreundet geivefen, und nad) dem Tod der Männer hatten die zwei Wittwen be-ſchloſſen, aus beiden Familien eine zu machen, allen Hinderniſſen zum Troy. Das junge Mädchen hatte auch nur eine * ſehr mangelhafte Kenntnis ihrer Religion, obſchon fie nie

Gößen anbetete oder Räucherwerk verbrannte.

So kam es

zur Heirath. Und als nun der Mann Chriſt geworden und ihr zuredete, ſeinem Beiſpiel zu folgen, da gab fie ſich wenigſtens zu einem Beſuch in der Miſſionskapelle her, freilid) mit Furcht und Zittern, denn die Verleumdungen gegen die Miſſionare, von denen ganz Peking voll ift, waren auch an ihr Ohr gelangt. Abex ſie kam do, und es dauerte nicht lang, fo war fie gewonnen, ja fo eifrig, daß fie den Katehismus und die Bibelſprüche auswendig lernte, „als handle es fid) darum, einen Preis zu gewinnen“. Jeßt iſt fie eine Chriſtin ‘und noch ebenſo lernbegierig wie vor der Taufe. Dem

HErrn ſei Dank!

Das

(Calwer Miſſionsblatt.)

Gößenfeſt des Dſchaganath zu Yuri.

in americaniſcher Miſſionar beſchreibt im Missionary ‘eine Predigtreiſe, die er zu dem berühmten Gögen-

Miſſionaren und eingebornen Gehilfen gemacht hat. Seiner Schilderung des Gößenfeſtes entnehmen wir folgendes. Der Hauptanziehungspunkt bei dieſem Feſt iſt die Spazierfahrt (Rath Jatra) der Gößen von Puri nah Gunz ditſha, dem Gartenhaus von Dſchaganath, und zurück. Zu dieſem Behufe werden die Gößenbilder, die aus ganz roh gezimmerten, nur oben der Menſchengeſtalt ähnelnden Holzblö>en beſtehen, aus dem Tempel herausgeſchleift, an Striden den 40 Fuß hohen Wagen heraufgezogen und dann herumgefahren. Dies Jahr war die Zahl der Pilgrime ungewöhnlich

groß, fie ſoll ſich bis auf über 100,000 belaufen haben. Außer ihnen kamen an den Haupttagen noch die Heiden aus den umliegenden Ortſchaften, die die Zahl noch bedeutend vermehrten. . Die Urſache dieſes ungewöhnlich großen Zulaufs in dieſem Fahre war der weitverbreitete Glaube, daß der Hauptgöße, Dſchaganath, einen neuen Leib bekommen würde, deſſen Anbli> einen beſondern Segen verleihen könnte. Aber dieſe Erwartung erfüllte ſich nicht, und zwar deswegen, weil die Hauptperſon, von deren Zuſtimmung dieſe Gößenerneuerung abhing, fürchtete, dieſe Maßregel würde ihr oder einigen ihrer nächſten Verwandten den Tod bringen. Man einigte ſich deshalb dahin, daß der alte Gößenkloß noch einmal ausgebeſſert und mit neuen Armſtumpfen verſehen wurde. Die meiſten Feſtpilger waren aus dem fernen Nordiveften und den nördlichen Theilen Jndiens gekommen. Hunderte von Vüßern und- heiligen Mönchen waren da, welche ſich mit Aſche beſhmiert und mit Farbe bemalt hatten, um ſich ein „heiliges“ Ausſehen zu geben; die meiſten von ihnen waren faſt ebenſo bekleidet, wie bei ihrer Geburt, und ſahen es als ein Zeichen ihrer beſonderen Heiligkeit an, ſo ohne die geringſte Scham öffentlich zu erſcheinen. Dieſe Leute werden beſonders-vom gewöhnlichen Volk als heilig verehrt und angebetet. Viele von ihnen verbrachten den größten Theil ihrer Zeit mit Noſenkranzbeten, wobei fie aber alles beobachteten, was um fie her vor fic) ging. Dieſe Sitte des Roſenkranzbetens iſt ſehr allgemein, und unter den Pilgern ſind viele Männer und Frauen zu ſehen mit mehreren Ketten um ihren Hals. Viele zählen die Kugeln ihres Noſenkranzes öffentlich ab, während ſie herumgehen; andere verbergen fie in. einer kleinen Taſche, welche ihre rete Hand -bede>t, und laſſen die Perlen fo fortivährend durch Zeigefinger und Daumen hindurchgleiten, während fie ſie zählen. Unter dent Haufen ſahen wir zwei Männer, jeder hielt einen Arm über dem Kopf, ſteif und verdorrt,. weil er ſchon mehrere Jahre (einer ſagte 12) in dieſer Stellung gehalten worden war. Männer und Frauen maßen mit ihrer LeibesLänge die Hauptſtraße in Puri, welche nad) dem Tempel oder um denſelben führt; und ein Büßer ſaß auf Nägeln. Dieſes leßhtere ſchien uns ein völliger Betrug zu ſein, da die Nägel etiva einen Achtel-Quadratzoll breit und ganz dicht

‘bei einander waren.

Er ſaß faſt am Rand des Brettes und

nicht in der Mitte, mit einem hölzernen Block im Rücken


ia

Die

Missions-Taube.

(zur Lehne), und er ſtühte ſich mit ſeinen Armen auf die Kanten des Brettes, ſo daß das Gewicht ſeines Körpers auf den Armen ruhte. So ſahen wir auch einen, welcher ſtets ſtand, wenn vir vorbeikamen, vor ſich hatte er aber ein Brett

mit Kleidern behängt, welches an einem Baum hing, gleich einer Kinderſchaukel,

auf

dieſes

lehnte ev fic) mit ſeinen

Armen, wodurch er den größten Theil ſeines Körpergewichtes unterſtüßte. O du Chriſtenvolk, wie unendlich begnadigt biſt du doch vor dieſen blinden Heiden

durch das Evangelium

von dem

auferſtandenen, eiviglich herrſchenden Weltheiland! Mache dich doch auf mit Macht, damit dieſem elenden, Leib und Seele ruinirenden Gößendienſt deiner ariſchen Brüder bald ein Ende gemacht werde! Leipz. Miſſionsbl.)

Miſſionsnachrichten. Schönes Ende ciner großen Schuld. Die größte aller evangeliſchen Miſſionsgeſellſchaften, die Church Mission Society, hatte tro der bedeutenden Einnahme von $1,283,300.00 am Ende des Berichtjahres 1893—'94 cine Schuld von über $63,000.00. ‘Dieſe Schuld war nicht etiva dadurch entſtanden, daß die Beiträge aren vermindert ivorden; dieſe waren vielmehr in den leßten ſieben Jahren um $175,000.00 geſtiegen, ſondern dieſe Schuld var durch eine Weitere Ausdehnung des Miſſionswerkes entſtanden; waren doch im leßten Jahre allein 60 neue Miſſionare ausgeſandt. Man machte trogdem nicht viel Klagens wegen der großen Schuld, ſondern tröſtete ſih mit dem Glauben, daß „der lebendige Gott die Herzen ſeines Volkes neigen werde, die zur Ausführung ſeines Werkes nöthigen Mittel darzureichen“. Kurz vor dem Jahresfeſte ſind denn auch auf die einfache Darlegung der Sachlage hin nicht nur die fehlenden $63,000.00, ſondern noh $20,000.00 mchr in zwölf Tagen zuſammengekommen. Zwölf Miſſionsfreunde gaben jeder $5000.00, andere ſandten Beiträge von $250.00 bis zu $2500.00. So war der großen Schuld cin {hönes Ende bereitet. C. S. Aus Japan. Obgleich in Japan gefeslid) Religionsfreiheit beſteht, ſo hat doch jüngſt ein Prinz, der ein militäriſches Obercommando über zivei Garniſonen hat, den Truppen ſeines Bezirks Befehl gegeben, daß alle Soldaten, welche Chriſten ſind, ihr Chriſtenthum aufgeben müſſen. Mit Aus“ nahme cines einzigen haben alle Soldaten ihre Namen von den Liſten der Kirchglieder ſtreichen laſſen, ohne (wie fie erklärten) aufzuhören im Herzen Chriſten zu ſein. Da ſcheint kein großer Bekennermuth zu ſein. Aechnliche Feindſchaft zeigt ſich in den öffentlichen Schulen, von deren Vorſtehern es ‘abhängt, ob Lehrer und Schüler ihr Chriſtenthum öffent-

lich bekennen dürfen. Die Miſſion hat in den lehten Jahren wenig Fortſchritte gemacht und zählt in 377 Gemeinden

37,398 Chriſten, die römiſche Kirche zählt 46,682 und die

Griechiſche 21,239 Anhänger, die aber weitaus nicht alle

Glieder ſind.

2

C. S.

|

79

Aus dem Leipziger Miſſionsblatt erſehen wir, daß bei Gelegenheit der Synode in Trankebar im März dieſes Jahres „eine längere ſchriftliche Anfrage betreffs der Entlaſſung der Brüder Näther und Mohn verleſen wurde, da einige Brüder um dieſes beklagenswerthen Vorkommniſſes willen fic) im Gemüthe bedrü>t fühlten“. Hieran Eniipfte ſich eine längere Ausſprache, die theils zu Gunſten, theils zu Ungunſten der beiden Brüder ausfiel, und. wurde der Sachverhalt auf Grund des bei den Verhandlungen mit den Brüdern aufgezeichneten Protokolls dargelegt, ſo „daß ſich jeder ein Urtheil bilden konnte“. Man muß aber doch dem Urtheil der Einzelnen nicht recht getraut haben, denn Director v. Schwarß hielt es für nöthig, die Angelegenheit nod) außerdem in einer einſtündigen Nede zu beleuchten, wie es in dem Bericht heißt: „Zum Schluſſe beleuchtete Herr Director ruhig, ſachlich und klar in cinjtiindiger Rede den Thatbeſtand, womit dieſe Angelegenheit erledigt war. Hoffentlich ſind damit alle Mißverſtändniſſe und falſchen Urtheile für immer beſeitigt und die Gemüther beruhigt.“ Es klingt wie ein rect böſes Gewiſſen, daß, nachdem der Thatbeſtand durch Protokoll feſtgeſtellt und des längeren ſo beſprochen war, daß jeder ſich ein Urtheil bilden konnte, derſelbe noch einer einſtündigen Beleuchtung bedurfte. Wir befürchten, durch dieſe Beleuchtung find die Hauptſachen ret in den Sebatten gerü>t tvorden. Sollten dadurch wirklich die Gemüther beruhigt fein? - Das wäre tief zu beklagen. ; C. S. Das Hermaunsburger Miſſionsfeſt wurde am 27. und 28. Juni gefeiert. Aus allen Theilen des Hannoverlandes und aus andern deutſchen Ländern und aus Rußland waren Paſtoren zugegen. - Auch einige Africaner und zivei Oſtindiſhe Miſſionare mit ihren Familien,“ ein Paſtor aus Tſchirma und der in Hermannsburg ausgebildete Perſer, Paſtor Pera Johannes und deſſen Schwager, ein Arzt aus Perſien, waren zum Feſte gekommen. Nach einer Predigt des Miſſionars Th. Peterſen aus Oſtindien „erſtattete Director Harms den Jahresbericht, aus welchem wir Folgendes hervorheben : An der Spiße der Hermanns| burger Miſſion ſteht ein Miffionsausfadupf, der außer den beiden Directoren aus 14 Gliedern, 7 aus der Lehrerhaft und 7 aus der Hörerſchaft, beſteht. Das Lehrerperſonal des Miſſionshauſes beſteht aus den beiden Directoren, P. Wagner und P. coll. Max Harms, dazu wird jeht nod) der aus Judien heimgekehrte Miſſionar Th. Peterſen kommen. Auch ertheilen zwei Schullehrer im Miſſionshauſe Unterricht. 21 Zöglinge werden jebt in zwei Curſen unterrichtet. Zu Michaelis wird ein dritter Curſus aufgenommen. - Für die Kinder der Judiſchen Miſſionare iſt ein beſonderes Heim und eine Miſſionsſchule eingerichtet. Das Miſſionsbuchgeſchä ft beſchäftigt 28 und die Dekonomie 7 Perſonen. Miſſionar Kothe, der ſich zwei Jahre in Deutſchland aufgehalten hat, iſt auf der Miidreife nach Judien begriffen, dagegen find die Miſſionare Th. Peterſen und Harms aus Judien zurü>-


80

Die

Missionx-Taube,

gekehrt, der Legtere nur vorübergehend. Wud) Paſtor Pera Johannes aus Perſien wird eine Zeitlang in Deutſchland bleiben. Nach Oſtindien ſind in 29 Jahren 24 Miſſionare hinausgeſandt, von dieſen ſind 9 geſtorben, 1 emeritirt, 4 ſind aus der Hermannsburger Miſſion ausgetreten und 10 ſtehen nod) im Dienſt derſelben in Judien. Jn Africa iſt der Tod des Miſſionars Drewes zu beklagen, Probſt Penzhorn iſt gefährlich erkrankt, und Miſſionar Prigge mit ſeiner Gemeinde aus der Hermannsburger Miſſion ausgetreten. Die Miſſion in Auſtralien und Neuſeeland iſt von Hermannsburg aufgegeben. Die Miſſionsarbeit in Africa und in Judien iſt im leßten Jahre erfolgreich geweſen. Die Ufricanifde Miſſion zerfällt in die SuluMiſſion und die Betſhuanen-Miſſion; die Jndiſche Miſſion ijt Telugu-Miſſion (in der Telugu-Sprache, im Gegenjats zu der Tamulen-Miſſion). Der Beſtand der Hermannsburger Miſſion war Ende 1893: Miſſionare 60, Eingeborne Gehülfen 291, Stationen 57, Filiale 64, Taufen 2624, Geſammtzahl der Chriſten 23,575, Beiträge der Gemeinden 21,283.87 Mark (nad) americaniſchem Geld $5320.00). Die Geſammteinnahme der Miſſion betrug im vorigen Jahre 240,879 Mark und 12 Pfennige (etiva $60,219.00). Die Ausgabe gibt Director Harms nicht an, verſichert aber, daß das eingenommene Geld alle verausgabt ſei und die Miſſion außerdem eine Schuld von über $33,000.00 habe. Außer dem baaren Gelde gingen viele Miſſionsſachen und aud) Naturalien für die Miſſion ein.

C. S. Auſtralien. Auch im fernen Auſtralien gibt es jest ein „Lutheriſches Concordia-Seminar“. Die vor zei Jahren bon der Auſtraliſchen Synode zu Murtoa gegründete Lehranſtalt, an welcher ſeit einem Jahre der in unſerm ConcordiaSeminar in St. Louis, Mo., ausgebildete Profeſſor Kunſtmann thätig iſt, erwies fid) bereits als zu klein, ein Anbau ivurde vorgenommen und am Abend des 24. Juli eingeweiht; bei dieſer Gelegenheit wurde dieſer Lehranſtalt der neue Name: „Lutheriſches Concordia-Seminar für Lehrer „und Prediger“ beigelegt. Wir wünſchen dieſem neuen Con“cordia-Seminar von Herzen Gottes Segen und entbieten demſelben unſern Brudergruß. — Da Hermannsburg die Miſſion am Finke aufgegeben hat, fo dachte die auſtraliſche Synode ernftlid) daran, dieſelbe allein fortzuführen. Nach reiflicher Ueberlegung jedoh kam man zu dent einmüthigen Beſchluß: daß das Miſſionswerk am Finke unter jesigen Umſtänden als Synodalſache nicht fortgeführt werden kann. Dod) bildete fich ein freier Miffionsvercin in der ev.-luth. Synode von Auſtralien, in der Abſicht, das Miſſionswerk am Finke als Privatſache wo möglich fortzuführen.

C. S. Nath Dr. Cuſt!s Berechnung ſoll es in Africa 438 veriedene Sprachen und 153 Dialecte, alſo etiva 600 geben, denen erſt etwa in 81 Sprachen die Bibel ganz oder

Bidher-Anjzeige. econ

fiir cine cinfſaſſige ev.-luth. Gemeindefdule mit sivei

Schulplänen von J. S. Simon.

Publishing House.

1894.

St. Louis, Mo.

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Concordia

d

Gin trefflider Wegweiſer für Paſtoren und Lehrer von einem alten, hocjerfahrenen Schulmann, dev nicht nur in den Händen von Paſtoren und Lehrern, ſondern auch von Gemeindegliedern mit Segen ſtudirt werden kann.

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Derſelbe Verlag.

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Milde Gaben für die Negermiſſion: Durch Kaſſirer H. Bartling, Addiſon, Jll., $50.00 und 54.55. Durch Paſt. C. Aug. Lederer, Saline, Mich., 5.00. Durch Kaſſirer H. Knorr, Detroit, Mich., 19,42. Durch Kaſſirer C. A. Kampe, Fort Wayne, Jnd., 44.85. Durch Kaſſirer C. Spilman, Baltimore, Md., 43.50. Durch Kaſſirer H. Tiarks, Monticello, Jowa,

87.09.

Durch Kaſſirer W. F. Weber, Topeka, Kanſ., 65.72.

Durch

Kaſſirer G. E. G. Küchle, Milwaukee, Wis., 79.22. Durch Paſt. F. Herm. Meyer von Frau N. N., St. Louis, Mo., 5.00. Durch Kaſſirer H. H. Meyer, St. Louis, Mo., 81.11. Durch Kaſſirer F. Hellmann, Lincoln, Nebr., 46.68. (Summa: $582.14.)

St. Louis, Mo., den 23. Auguſt 1894. Durch Kaſſirer H. Bartling, Addiſon, SIC, $87.40, 50.00, 104.14, 124,00 und 131.07. Durch Paſt. C. Dowidat, Oſhkoſh, Wis., 48.00 und 56.20. Durch Paſt. H. Daib, Merrill, Wis., von Guſt. Wais 25,

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Kaſſirer G. E. G. Küchle, Milwaukee,

Wis.,

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Durch

Durch Kaſſirer C. Spil-

man, Baltimore, Md., 81.79. Durch Paſt. W. Fiſcher von ſeiner , Gemeinde in Northfield, ZE 4.00. (Summa: $1407.88.) Für- die neue Kapelle in Nockville: Durch Kaſſirer H. Bartling, Addiſon, Jll., 11.20. Durch Miſſionar N. J. Bakke von SUOI Brandts Gemeinde in Clarinda, Jowa, 2.50. (Summa:

.

ür eine neue Schule in Concord: Durch MiſſionarN. Vakke aus der Gemeinde des Herrn Paſt. Theo. Groß in New ritain, Conn., von Johann Thoma .50 und von Frau Wagner .10. St. Louis, Mo., den 21. September 1894.

A. C. Burgdorf,

:

Kaſſirer.

„„Miſſions- Taube’ erſcheint einmal monatlich, Der Preis für cin Die Y mit hore iſt folgender: Jahr in eS 1 Exemplar, S$ .25 10 Exemplare, 2.00

25 60 100

ZS ZS 4

5.00 9,00 17,00

Die Partie-Preife gelten nur dann, wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe Briefe, welche Beſtellungen, Abbeſtellungen, Gelder 2c. enthalten, ſende man unter der Adreſſe: Concordia Publishing Mouse, St. Louis, Mo. Alle die Redaction betreſſenden Einſendungen find zu adreffiren an Rev. 0. Hanser, 1811 S. 8th Str., St. Louis, Mo.; alle Geldbeträge fiir die Negermiſſion an den Kaſſirer Dir. A. C. Burgdorf, 1033 S. 8th Str., St. Louls, Mo,

verſandt werden können.

Entered at the Post Oce at St. Louis, Mo., as second-class matter.


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nd des Auslandes.

‘Nachrichken aus dem

Qerausgegeben fiir die Evang. - Lutheriſche Synodalconferens bon Nordamerika von der Commiſſion für die Negermiffion; redigirt

von den Paſtoren C. J. O. Hanſer und C. F W. Sapper.

16. Jahrgang. Zum

November Reformationsfeſt.

1894.

Nummer 11.

mit welcher hingebenden Liebe ſollten wir Lutheraner Miſſion treiben, da wir durch Gottes unverdiente Gnade die hell-

Mit dem 31. October hat die lutheriſche Kirche den Gedenktag der civig geſegneten Kirchen - Reformation gefeiert, welche Gott durch ſein auserivahltes Rüſtzeug Dr. M. Luther ausgeführt hat. Auch die „Miſſions-Taube“ gedenkt dieſes Feiertages, ohne welchen ſie auch nicht wäre, was ſie iſt, und nicht gottgefällig miſſioniren könnte, wie ſie nun durch Gottes Gnade thun kann. Vor der. Neformation miſſionirte zwar die Pabſtkirche auh. Aber ihre Boten waren nicht von Chriſto, ſondern vom Pabſt geſandt, darum lehrten ſie die Heiden halten alles, was der Pabſt geboten hatte. Das war daher cine Miſſion an Blinden von Blindenleitern. Aber unſere lutheriſche Miſſion geſchieht auf Chriſti Befehl. Unſere Miſſionare ſind von Chriſto ſelbſt geſandt durch ſeine Gläubigen, und ſie lehren die Heiden, was der HErr der Kirche befohlen hat in ſeinem theuren, ewig wahren Worte, deſſen reine Verkündigung er durch den Dienſt ſeines" treuen Knechtes Luther ſeiner Kirche wiedergeſchenkt und der nah dieſem

genannten

lutheriſchen

Kirche anvertrauet

und

bisher in Gnaden erhalten hat. Dieſe große, unausſprechliche Gnade Gottes über uns vor Millionen anderer Chriſten, die das Wort und die Sacramente nicht rein haben, ſoll jede Reformationsfeier uns immer lebendiger erkennen laſſen, daß wir dafür immer dankbarer werden, den himmliſchen Schaß immer treuer bewahren, ihn mit unſerm gott= ſeligen Leben und guten Werken vor der Welt immer mehr zieren und ehren und endlih uns aud) zum Miſſionswerk

immer mehr ermuntern laſſen. Sehen wir den Eifer und Fleiß der Secten in Verbreitung ihrer falſchen Lehren, ach,

ſtrahlende Sonne des reinen Evangeliums Negern und Heiden bringen können, in deren himmliſchem Glanze auch die Einfältigſten auf dem Wege zum Himmel nicht irren können. Das wäre eine recht geſegnete und gottgefällige Feier des Reformationsfeſtes geweſen. Gott wolle ſie uns und ſeiner lutheriſchen Chriſtenheit in Gnaden gewährt haben! O. H.

Beginn

einer zweiten lutheriſ<hen Heidenmiſſion innerhalb der Synodalconferenz.

Daß die ehrw. Synodalconferenz ſeit 16 Jahren unter den Negern unſers Landes ein hochgeſegnetes Miſſion3werk treibt und daß dieſe Miſſion kaum weniger als Arbeit an wahren Heiden, unter Chriſten wohnend, ift, das ift durch die „Miſſion3-Taube“ manniglid) bekannt. Gleichwohl haben die in dieſer Conferenz vereinigten Synoden über dieſer Miſſion fic) nicht für entbunden geachtet von Chriſti Befehl Matthäi 28., auh den eigentlichen Heiden das reine Evangelium zu bringen, das ihnen vor andern durch Gottes Gnade vertrauet iſt. So hat denn die chriv. Synode von Wisconſin in ihrer vorleßten Verſammlung die Miſſion unter den heidniſchen Jndianern in Arizona in Angriff genommen und zwei Miſſionare dahin abgeordnet, nämlich die Candidaten J. Plocher und F. Adaſche>. Jun der Nähe von San Carlos haben fie fid) in einer ApachenAnſiedlung ntedergelaffen, wo nun ein Wohnhaus und eine


Die Missiors-Taubke.

ſion in Oſtindien hatten zwei Miſſionare, Th. Näther und F. Mohn, gegen die falſche Lehre, daß in der heiligen Schrift Jrrthümer enthalten ſeien und die Bibel nicht in allen ihren Theilen, Schriſten und Worten Gottes wahres und gewiſſes Wort ſei, Proteſt cingelegt. Jn Folge deſſen wurden ſie vom Miſſionscollegium aus dem Miſſionsdienſt entlaſſen, obwohl der erſte an ſieben, der andere an fünf Jahre nad eigenem Zeugnis ihrer Vorgeſeßten mit großer Treue, Begabung und offenbarem Segen an den Heiden gearbeitet hatten. Beide Miſſionare kehrten-im- Laufe dieſes Früh-

jahrs nad) Deutſchland zurü> und kamen in Verbindung mit unſern Brüdern aus der ſächſiſchen Freikirche, mit denen ſie fic) bald als in voller Glaubenseinigkeit erkannten. Da ihr Herz noch in Liebe zur Miſſion brannte und ſie mit Freuden wieder hinaus ziehen wollten zu den armen Heiden, wenn ſie nur jemand ihres Glaubens ſenden wollte, ſo berichteten

die ſächſiſchen Brüder hierüber an die Brüder in der Miſſouriſynode. Die Commiſſion derſelben, nah langer, gewiſſenhafter Ueberlegung aller Umſtände und Verhältniſſe und mit Zuſtimmung fammtlider Synodaldiſtricte, die vom Mai an noch tagten, beſchloß dann, mit den beiden Miſſionaren die Heidenmiſſion in Oſtindien, ſtatt in Japan, zu beginnen. Sie lud die Miſſionare zu cinem Beſuch in America ein. Es ſollten ſich die perſönlich kennen lernen, welche fic) zu einem fo großen Werke vereinigten, diejenigen ſowohl, die da ausſendeten, als die da geſendet werden ſollten. So kamen denn die beiden Brüder anfangs Auguſt nach America. Jn

gehenden Lehrbefpredjungen, auf ihrem Beſuch bei SynoDew

und Conferenzen, in ihren öffentlichen Vorträgen, iwie vatumgang offenbarten fid) beide als Männer, die

unſers Glaubens find und die ſich glü>lih ſhäßten, durch ſolche Glaubensbrüder wieder unter das Heidenvolk geſandt zu werden, das ſie durd) jahrelanges Wohnen unter ihm lieb gewonnen, deſſen großen geiſtlichen Jammer ſie mit eigenen Augen geſchaut, in deſſen Sprache ſie ihm das Heil predigen konnten, das in Chriſto JEſu allen Sündern erſchienen iſt. Daraufhin wurden ihnen dann ihre Vocationen und Juſtructionen von der Commiſſion übergeben, und als ſie mit Freuden ihre volle Uebereinſtimmung dazu gegeben, wurde ihre feterlide Abordnung auf den 14. October in St. Charles, Mo., fejtgefest. Jn dieſem nahe bei St. Louis gelegenen ſchönen Städtchen war nämlich in dieſen Tagen der weſtlihe Synodaldiſtrict verſammelt, und die Commiſſion hatte ihre entſcheidenden Schlußberathungen daſelbſt gehalten. Als die Gloden am Nachmittag des 21. Sonntags nach Trinitatis zum Gotteshauſe gerufen hatten, da Waren die 260 Synodalen, ſowie die zahlreich verſammelte Gemeinde Zeugen und Theilnehmer eines tiefergreifenden Gottesdienſtes. Vor den Altarſtufen ſaßen die beiden abzuordnenden Miſſionare; auf der Plattform des Altars rechts

und

links die Glieder

der

Commiſſion,

und

unter

dieſen Prof. Zucker, der proviſoriſche Miſſionsdirector und Prof. Gräbner, der Secretär der Commiſſion, im Chorro. Nach dem Geſang des Liedès „Komm, Heiliger Geiſt, HErre Gott“, betrat P. Zorn von Cleveland die Kanzel und pre-. digte nad) Matth. 28. über den Miſſionsbefehl Chriſti an ſeine Kirche, und zwar über deſſen gottgefällige Ausrichtung und über den dem Miſſionswerke verheißenen Segen. Nach dieſer aller Herzen mächtig ergreifenden Predigt und Geſang einiger Verſe trat der Hochw. Allgemeine Präſes der Miſſouriſynode, Herr. Dr. H. C. Schwan, an den Altar und hielt über Apoſt. 26, 16—18. eine kurze, überaus herzliche, tröſtliche und ermunternde Anſprache an die beiden Miſſionare über ihre herrliche Aufgabe, zu der ſie jest im Namen des dreieinigen Gottes und ſeiner Kirche abgeordnet und eingeſegnet werden ſollten. Er legte ihnen mit beweglichen Worten ans Herz, was die von ihnen erwarteten, die fie ausſenden, und was hiniviederum fie von denſelben gewiß zu hoffen hätten. Hierauf folgte die feierliche Verpflichtung und Einſegnung der Miſſionare und die Segensſprüche über jeden von Seiten der beiden Aſſiſtenten, Buder und Gräbner. Mit dem Segen des HErrn und Schlußvers endigte der Gottesdienſt, deſſen hoher Ernſt und freudenreiche Bedeutung aller Zuhörer Herzen aufs tiefſte ergriff

und mit innigem Lob und Dank Gottes erfüllte.

Wer

näheren Bericht hierüber zu leſen wünſcht, findet ihn in No. 22 des „Lutheraner“. — Die beiden Miſſionare werden

nun in Välde nach Deutſchland zurückkehren.

Der unver-

heirathete Miſſionar Näther wird, ſo Gott will, im Decem-

ber ſeine Reiſe nach Oſtindien antreten, der andere erſt im nächſten Jahre, da ſeine durch das oſtindiſche heiße Klima angegriffene Geſundheit eine längere Erholung in Deutſchland nod) nothwendig erſcheinen läßt. Das Gebiet, in

welchem ſie die Miſſion in Angriff nehmen ſollen, ift der ral

Sqhule erbaut ijt. Jn dem nahen Gan Carlos halten fie in einem Hffentliden Schulgebäude mit den indianiſchen Schülern daſelbſt, die das Engliſche ctwas verſtehen, ſonntiglid) Sonntagsſchule und Gottesdienji. Leider ijt Miſfionar Adaſche> vom Miſſionswerk ſchon zurückgetreten, da er nicht glaubte, die Schwierigkeiten im Lernen der JndianerSprache überwinden zu können. Dagegen arbeitet Miſſionar Plocher mit freudigem Muthe allein weiter und rühmt das freundliche Entgegenkommen des Häuptlings und ſeiner Jndianer. Vorläufig kann er auh das Werk noch allein wohl ausrihten. Möge Gottes Schuß, Gnade und Segen reichlich über ihn und ſein Miſſionswerk walten ! Der Beginn der zweiten Heidenmiſſion geht von der Synode von Miſſouri, Ohio u. a. St. aus. Dieſelbe hatte auf ihrer Delegatenſynode im Mai leßten Jahres beſchloſſen, Heidenmiſſion in Japan zu beginnen. Vorbereitende Schritte dazu ivurden von der Commiſſion, welche die Synode dafür eingeſeßt hatte, gethan, ‘mehrere Verſammlungen gehalten 2c. Aber allenthalben erhoben fic) Schwierigkeiten und Aufenthalt der geplanten Maßregeln, ~ bis ein Ereignis in der lutheriſhen Miſſion in Oſtindien dem Miſſionsgedanken cine andere Richtung gab, die Augen der Commiſſion auf cin anderes, ohne Zweifel gleich wichtiges Arbeitsfeld lenkte. Jn der ſogenannten Leipziger Miſ-

is

82


Die

Misstons-Taube.

Salem-Diſtrict, weſtlich von dem Gebiet, in dem die Leipziger Miſſion arbeitet. — Dies iſt alſo die zweite Heidenmiſſion, welche innerhalb der Synodalconferenz in Angriff genommen wird. Mögen alle Kinder Gottes ſich darüber freuen und in brünſtigem Gebete Gottes reichen Segen über dieſelben herabrufen ! O. H.

Unſer zweites Wiſſionsfeſt

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in Nord-Carolina.

Am 17. Sonntag nach Trinitatis haben die lutheriſchen Neger auf dem Miſſionsgebiete des Unterzeichneten wieder ein ſ{önes Miſſionsfeſt gefeiert. Der Verſammlungsplaßz war, wie leßtes Jahr, die Jmmanuels- Kirche zu Rimertown. Die nöthigen Vorbereitungen wurden am Samstag getroffen. Nur an Waſſer fehlte es uns. Da der vor cinem Jahre angefangene Brunnen noch nicht fertig war, mußte das Waſſer cine halbe Meile her in einem großen Faß geholt werden. Die lutheriſchen Miſſionsgemeinden waren gut vertreten, viel beſſer wie [estes Jahr, doch waren die Mehrzahl der Anweſenden Fremde. Zu welcher Kirchengemeinſchaft ſie gehörten, konnte man zwar nicht aus ihren Geſichtern leſen, aber ihr Betragen während des Gottesdienſtes gab es deutlich zu erkennen. Der Lutheraner faltet demüthig die Hände, wenn er betet, und mit den Augen auf den Prediger gerichtet hört er mit feierlicher Andacht dem Worte zu. Der Presbyterianer wirſt beim Beten die Hände auf den Jiiden und fist während der Predigt mit einem gleichgültigen Geſicht da, als ob er ſagen wollte: „Der Mann da kann mir nichts Neues erzählen.“ Der Methodiſt wirft ſih auf die Kniee und fügt dann und wann ein „Amen“ dem Geſagten bei, während der Baptiſt verächtlich ſeinen Hut nimmt und davonläuft, wenn ihm etwas in der Predigt nicht gefällt. Futereſſante Veobachtungen kann man auch bei ſolcher Gelegenheit über die Geſichtszüge und die mannigfaltigen Farben-Schattirungen der Kirchen-Beſucher anſtellen. Da fist ein pehſhwarzer Neger mit di>en Lippen und ſtark hervortretenden Backenknochen, cin echter africaniſcher Typus, der aber im Ausſterben begriffen iſt; neben ihm einer, in deſſen Adern das Blut der Kaukaſier überwiegend fließt. Dort, an einem Baume lehnend, ſteht einer, deſſen langes ſchivarzes Haar und breites gelbes Geſicht den halben Yndianer verrathen. Vor uns fist ein Männchen, deſſen Haar und ſchöne, regelmäßige Geſichtszüge uns ſagen, er ſtamme von den Nubiern ab. Dort iſt eine Frau mit einer aſchgrauen Geſichtsfarbe, hier eine andere mit blauen Augen und blondem Haar, die aber troßdem eine Negerin iſt. Eine buntfarbige Bevölkerung, niht wahr? Zu Fuß und

zu Pferd kamen ſie von allen Richtungen her.

Der Stadt-

neger in ſeinem neuen Anzug mit geſteiftem Halskragen und gewichſten Schuhen treibt einen Zweiſpänner, knallt mit der Peitſche und ruft dem erſtaunten Landneger barſch gu: „Aus dem Wege!“ Nachdem er ſeine Pferde verſorgt hat, nimmt ex fein ſeidenes Taſchentuch heraus, wiſcht damit den Staub

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von ſeinen gewichſten Stiefeln, und zieht ſeine Uhr heraus, um den gaffenden Umſtehenden zu zeigen, daß er wirkli eine hat, und nicht, wie ſo manche,

nur eine Kette.

Dann

kreuzt er die Arme und ſieht fic herablaſſend ſeine Umgebung an. Ein anderes Fuhrwerk kommt. Die Pferde triefen von Schweiß. Fünfzehn Perſonen figen im bunten Durcheinander auf Stühlen und Brettern in einem großen Möbelwagen und ziehen die Aufmerkſamkeit auf ſich urd) den ivüſten Lärm, den ſie machen. Langſam des Weges her kommt ein anderes Fuhrwerk, von einem Maulthier gezogen. Die Juſaſſen dieſes Wagens ſind Negerfrauen aus dem Hinterivalde. Auf dem Kopfe tragen ſie Männerhüte, die eine hat fid) ſogar mit einem grauen, zweiſtö>igen Cleveland-Hut verſehen. Bänder von allen Farben des Regenbogens flattern vor dem Winde. Unbarmherzig ſchlägt der Kutſcher auf den armen Eſel. Er will nicht mehr. Der Feſtverſammlung anſichtig, ſtemmt er die Vorderfüße ein und begrüßt ſie mit einem dur< Mark und Bein gellenden Geſchrei. Dort kommt auf einem alten, ausgehungerten Thier ein Mann hergeritten, vor dem wir den Hut abnehmen müſſen. Der alte, abgetragene No ijt bis zum Halskragen zugeknöpft. Auf dem Kopfe trägt er einen ſ<hwarzen Cylinder, den ihm ſein Herr zum Andenken gab, als er ihn als freien Mann aus dem Sclavendienſt entließ. Ein alter Regenſchirm ohne Griff ſchüßt das ehrwürdige Haupt vor den Strahlen der Sonne. Eine Reiſetaſche iſt am Sattelknopf feſtgebunden. Sn ihm ſehen wir den ehrwürdigen M., den Methodiſten-Reiſeprediger, einen alten Bekannten. Während der Predigt macht er ein kritiſches Geſicht, zieht ſeinen Vleiſtift und thut, als ob er einen Theil der Predigt niederſchreibe. Wer den Mann aber kennt, weiß, daß er keinen Buchſtaben ſchreiben kann. Nun iſt die Zeit für den Anfang des Morgengottesdienſtes gekommen. Alle Sige ſind beſeßt. Viele bleiben in ihren Kutſchen, andere lehnen ſich an die Baume, einige laſſen fic) auf die Erde nieder. Nachdem alle einigermaßen zur Ruhe gekommen ſind, wird das Lied: „Lobe den HErren, den mächtigen König der Ehren“ unter Orgelbegleitung geſungen. Gebet und ein Abſchnitt heiliger Schrift folgen. Nach dem zweiten Liede hielt der Ortspaſtor eine Predigt über die Miſſion unter den Negern unſers Landes. Während der Mittagspauſe hielten die ſtimmberechtigten Glieder, einige dreißig, eine Verſammlung in der Kirche zur gegenſeitigen Stärkung und Ermunterung im Werke unſerer Miſſion. Die Glieder aus Mount Pleaſant berichteten, daß fie wieder obdachlos geworden ſeien, da ſie aud) aus dem zeiten Schulhaus verdrängt worden ſind. Aus Nodville

wurde berichtet, daß die Gemeinde aus dem gemietheten Zimmer durch eine Negerfamilie vertrieben worden und ihre Zuflucht zu dem Dachzimmer desſelben Hauſes habe nehmen müſſen, wo ſie weder Luft nod) Licht habe. Eine Committee, beſtehend aus Gliedern von Gold Hill und Roville, welche über den Bau eines gemeinſchaftlichen Gotteshauſes Berathung gepflogen hatte, berichtete, daß ſie es wegen der


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Die

Wissionx~-Taube.

großen Entfernung und des hoffnungsvollen Miffionsgebiets für das zwe>mäßigſte halte, ſeparate Kirchen zu bauen. Bez \hloſſen tourde noch, daß die erhobene Collecte für den Kirchbau in Rodville gegeben werden und das nächſte Miſſionsfeſt in Concord ſtattfinden ſolle. Um 3 Uhr wurde wieder zum Gottesdienſt geläutet. Cine Anzahl neuer Gäſte hatte ſich eingeſtellt und einige, die 15 bis 20 Meilen gekommen waren, mußten ſich wieder auf den Heimiveg begeben. Herr Miſſionar Schmidt von Greensboro hielt eine fdjine Predigt über 1 Petr. 2, 9. 10.: „Jhr ſeid das fönigliche Prieſterthum.“ Zum Schluß redete noh Miſſionar Phifer von Charlotte, unſer <hwarzer Amtsbruder,

Aberglauben befangen war, beim Wnblic Roms (1510) auf ſeine Knice fiel und ausrief: „Sei mir gegrüßt, du heiliges Rom!” fo iſt es mit den Muhammedanern. Mekka und fein Heiligthum geſehen und daſelbſt angebetet zu haben, iſt die Erfüllung ihrer höchſten Wünſche, und gliidjelig wird geachtet, der dies erlangt hat. Daher ziehen alljährlich während des Faſtenmonats hunderttauſende von Muhammedanern aus Aſien und Africa nah Mekka zur Anbetung, und die Karawanen-Straße von Egypten nah Mekka ijt rechts und links mit gebleichten Gebeinen derer wie beſät, welche auf der langen und entbehrungsvollen Reiſe den Tod gefunden haben. Sonderlich wüthet die Cholera unter den Reiſenden oft fo

Anſiht bon Mekfa mit dem Grabmal Muhammeds. über Joh. 3, 16. Der Singchor von Concord unter der Leitung unſers lieben Lehrers daſelbſt trug mehrere dazu eingeübte Chorſtücke erbaulich vor. Die große Verſammlung verhielt fic ruhig und“anſtändig während der Gottesdienſte und lauſchte mit Andacht dem gepredigten Worte. Um 5 Uhr brachen wir mit dem fröhlichen Bewußtſein auf, daß wir Gott zum Lobe, zur Stärkung und Förderung unſerer Miſſionsgemeinden und den Seelen zum ewigen Heil ein geſegnetes Feſt gefeiert hatten. : N. J. Bakke.

entfeslid), daß fie zu Tauſenden dahinfallen und im lehten Jahre dieſe beſonders heilig gehältene Wallfahrt von der türkiſchen Regierung verboten wurde. Jn Mekka war Muhammed, der falſche Prophet, am 20. April 571 geboren. Sm Jahre 622, da er ſchon eine kleine Anzahl Anhänger ſeiner ſelbſterdichteten gottloſen Religion gewonnen hatte, mußte er mit ihnen vor der Feindſchaft ſeiner Gegner nach Medina, 40 Meilen nördlich von Mekka, entfliehen. Dieſe Flucht, arabiſch Hedſchra, war der Wendepunkt in Muhammeds Wirkſamkeit und ſeine Anhänger beginnen und zählen die Jahre nach derſelben. Fünf Jahre ſpäter zog er ſiegreich

Zu dem Bilde von Mekka.

in Mekka cin und zwei Jahre ſpäter wurde er von den Cine

Was den römiſch-katholiſchen Chriſten Rom, das iſt den Muhammedanern Mekka mit Muhammeds Grabdenkmal —

die heilige Stadt.

Wie Luther, als er nod) im päbſtlichen

wohnern als Herrſcher und Prophet öffentlich anerkannt. Das Hauptheiligthum der Stadt iſt die große Moſchee, auf unſerm Bilde das große Viere>, in deſſen Mitte Muhammeds Grab und die Kaaba, das größte Heiligthum der


Die

Missions -Tranrbe,

aus dem leßten Bericht der Ehrw. Negermiſſionscommiſſion erſichtlich iſt, werden die Gottesdienſte, Predigt, Sonntagsſchule, ſowie Katehismus-Unterricht an Mittwoch-Abenden, [eider bis auf weiteres in dem Freimaurertempel der Farbigen hieſiger Stadt abgehalten; und da der Miſſionar nicht nur Paſtor, ſondern aud) Janitor loci iſt, fo hat er immer vor jedem Gottesdienft die Halle von den Symbolen der Loge, als da ſind: Weltſäulen, Teppiche, Lichter, Scepter, und ſonſtigem Schwindel zu ſäubern, hat die Gößenaltäre, dieſe „Tiſche voll Speiens und Unflats“ (Sef. 28, 8.), dieſe „Stühle des Satans“ (Offenb. 2, 13.), deren vier an der Zahl ſind, abzubrechen, wie einſt Gideon, Hiskia, Ma-

aU (CAE H

Muhammedaner, fid) befinden. Es ijt died ein würfelförmiges Gebäude, in deſſen eine Wand jener heilige ſchwarze Stein eingemauert ift, welchen nah dem Glauben und der Sage der Araber der Engel Gabriel Abraham vom Himmel gebracht haben ſoll. Die Kaaba iſt mit einem großen Teppich behangen, auf welchem mit goldenen Buchſtaben gejtict zu leſen iſt: „Kein Gott außer Allah und Muhammed Allahs Prophet.“ Das mit koſtbaren Lampen und Teppichen geſhmüdcte Snneve der Kaaba wird jährlich einmal geöffnet, zu deſſen Beſichtigung die Wallfahrten der Muhammedaner + ſtattfinden. Die Stadt ſelbſt liegt in einem engen, ſandigen, von hohen Bergen umgebenen Thale und zählt etiva

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Luthers Geburtshaus

und Denkmal

60,000 Einwohner. Der Beſuch der Stadt war bis vor 50 Jahren jedem bei Todesſtrafe verboten, der nicht Anhänger des falſchen Propheten war, und heute noch hat kein Europäer ſeine Wohnung darin aufſchlagen dürfen.

O. H. Buntes Allerlei aus North

Carolina.

Es kann den lieben Leſern der Miſſions - Taube jedenfalls nur angenehm fein, etivas Näheres über die drei Miſz ſionspoſten des „jüngſten Miſſionars der Ehrw. Synodalconferenz“ in Erfahrung zu bringen, und erlaubt fid) derſelbe hiermit, den Freunden der Miſſion einen Einbli> in die derzeitige geſegnete Ausbreitung des Wortes vom Kreuz dahier zu gewähren. — Beginnen wir mit Greensboro, wo der Unterzeichnete ſein Hauptquartier aufgeſchlagen hat. Wie

in Eisleben.

naſſe und andere die Gößenaltäre zerſtörten, hat den Boden der Halle, der ſtets greulich zugerichtet iſt, zu reinigen, unſere „lutheriſchen Bänke“ aufzuſtellen und abzuſtauben, die Lampen zu pugen und zu füllen 2c. Nur eines Dinges iſt der Miſſionar, leider! enthoben : er braucht die Glode nicht zu läuten — weil nämlich keine vorhanden iſt, aber ſonſt hat er alles übrige ſelbſt zu beſorgen. Dbgleich nun hier zur Zeit nur zwei lutheriſche Glieder find, die fic) treu zur Miſſion halten, eine weiße und eine ſchwarze Frau, deren beider evangeliſche Erkenntnis übrigens nicht gerade als eine reihe und muſterhafte bezeichnet werden kann, fo iſt doch der Beſuch unſerer gottesdienſtlichen Verſammlungen derart, daß er bisher einen ſteten, anhaltenden Zuwachs in ſich begriff, und mit unausſprechlicher Freude theilt der Unterzeichnete den lieben Leſern mit, daß er leßten Sonntag nicht

iveniger als 47 Neger und Negerinnen als Zuhörer hatte,


86 -

Die

Missions -Tauhe.

Der Methodiſtenvor welcher verhältnismäßig großen Verſammlung ev nad) “man dies Werk kräftiglich unterdrückte. prediger ſuchte mit glatter Zunge ſeine 600 Farbigen gegen vorangegangener Prüfung vier ſeiner Schüler und Schüunſere Schule aufzuwiegeln, ſagte, wir ſeien Katholiken und lerinnen durch die heilige Taufe Chriſti Gnadenbund einwollten dur unſere Wochenſchule die methodiſtiſche Sonnverleiben durfte. D welch cine Freude ijt es für den Miſfionar, wenn er alte Sünder und Sünderinnen, die vielleicht tagsſchule vernichten, ja man ſcheute ſich nicht, auszupoſauin ihrem ganzen. Leben, oder doch wenigſtens ſeit vielen, nen, daß die Lutheraner lehrten, man könnte ohne Vergebung vielen Jahren nicht mehr cines Gotteshauſes Dach über der Sünden ſelig werden. Der farbige Baptiſtenprediger, übrigens ein Menſch, der in groben Sünden gegen das ihrem Haupte gehabt hatten, in dev ſ<hmu>loſen Freimaurerhalle unter dem Schalle des Evangeliums ſicht! Wie freut ſehste Gebot lebt, lief fic) faſt die Beine ab, um die Leute ‘er ſich, wenn er dieſe heilsbedürftigen Seelen, die auf ſeine in ihren Häuſern vor den ſchlimmen Lutheranern zu warnen. Einladung hin erſchienen, hungernd und dürſtend nach der Aber, wo fie gedachten es böſe zu machen, da hat Gott es . Gerechtigkeit, mit dem Brod und Waſſer des Lebens er- gut gemacht. Sn der That, dieſe Sectenprediger hätten der quien kann! Weiß er doch, daß das Wort, das er ver- Miſſion keinen beſſern Dienſt leiſten können, als dagegen zu kündigt, nicht leer zurü>fommen, ſondern das ausrichten ſoll, predigen; denn nun kamen die Leute erſt recht in unſere was Gott gefällt, und ihm gelingen ſoll, wozu der HErr es Gottesdienfte. Sie wollten natürlich auch gar zu gerne ſendet. Es ijt dies dann eine genügende Entſchädigung für hören, wie man ohne Vergebung der Sünde in den Himdie traurigen und jämmerlichen Anſichten, die er beim Be- mel kommen könne. Allein, ſiehe da, ſie hörten, was ſie ſuch dieſer gottloſen und tiefgeſunkenen Leute in ihren elen- vielleicht nod) nie vernommen hatten, daß man Vergebung den Hütten oft zu ſchen bekommt. Denn wenn man dieſe der Sünden nicht dadurch erlânge, daß man auf die Bußbank gehe und fic) da wie ein Verrü>kter geberde, tanze, Armen. in ihren ſhmußigen Spelunken aufſucht, in denen ſchreie, fic) die Kleider vom Leibe reiße 2c., ſondern daſie, wie das liebe Vieh, oft zu zwölf in einem „Zimmer“ durch, daß man ſein Herz zerreiße (Joel 2, 13.) und auf eingepfercht ſind und. zuſammen hauſen, ſo findet man manche, die oft nur mit einem durchſichtigen Kittel beklei- Chriſtum blice, der für uns aus Gnaden Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit erworben hat. Dieſes Wort det und ganz unbekümmert darum ſind, daß der Miſſionar ſie faſt halb na>t erbli>t; andere bleiben ruhig auf ihrer, von der Gnade fiel denn auh wie ein zündender Blig in auf dem Boden liegenden Matraße hingeſtre>t, und lachen einiger Herzen, und ſeitdem beſuchen dieſelben, die uns früher dem Boten Gottes ins ‘Geſicht, wenn ex ſie ermahnt, dem verachtet und bekämpft hatten, regelmäßig unſere Predigten Rachen des hölliſchen Wolfes zu entfliehen ; wiederum andere und Katechismusſtunden. Troß des Bellens und Heulens unſerer Feinde, die uns drehen ſich einfach auf ihren Matragen um und wenden dem Miſſionar den Rüden zu; noch andere rufen ihm grinſend wie wüthende Hunde umgeben, begannen wir denn am 5. September unſere vielbeſprochene Schule im Namen des entgegen: “T know I am going to hell and I am ready Große und kleine, to go” ; ja einige ſcheuen ſich niht, ihm direct ins Geſicht dreieinigen Gottes mit 32 Kindern. zu ſagen, er ſolle nicht mehr kommen. Bedenkt man nun, kohlſhwarze, gelbe und faſt weiße Negerkinder, von denen daß dieſe bejammernswerthen Creaturen damit niht nur einige ganz ſonderbare Namen haben, kamen von allen einen Menſchen, ſondern vielmehr den verachten und zurü>- Seiten herbeigeſtrömt, um in unſerer Schule etivas vom — Heiland der Sünder zu lernen. Da waren Mädchen Namens weiſen, der ſeine Prediger geſandt hat, ſie aus ihren Sünden zur Seligkeit zu rufen, ſo möchte man blutige Thränen Pearl, Daisy, Creola, Chase, Montrose, Flossie, Jessie, vergießen. Jedoch der HErr verſüßt die bitteren Erfahrun- Ary, Maddie, Arline, Wallie, Mailand, Celister 2c., gen durch manches Tröpflein ſeiner Gnade, und zwar nicht und Knaben Namens Wallice, Spencer, Jork, Baxter2c., nur in den Gottesdienſten, ſondern auch in der chriſtlichen ja ſelbſt ein kleiner „Luther“ iſt in unſerer Schule, dev, wenn Wochenſchule, welche nun bereits ſeit einem Monat hier im auch kein leiblicher Nachkomme unſers theuren Reformators Gang iſt. (da er kohlſhwarz von Angeſicht iſt), doch mit ſeinen blinJa, auf unſere lutheriſche Schule möchte der Schreiber zelnden, ſhwarzen Augen, aus denen ein ſtetiges Blißen dieſes noh ganz beſonders die Aufmerkſamkeit der werthen hervorleuchtet, ſeinen Lehrer ſtets an unſern lieben Vater “Leſer lenken. Die Kunde, daß a white man a school for Luther erinnert. Dieſer kleine Negerknabe ijt für manchen colored children eröffnen wollte, verfehlte natürlich nicht, großen, weißen Lutheraner ein treffliches Vorbild; denn obim ganzen Lager der hieſigen Neger großen Lärm hervorzu- gleid) er kaum älter als acht Jahre ift, fo verdient er fid) rufen. Eine lutheriſche Schule! und dazu noh an einem doch ſein Schulgeld (5 Cents per Woche) ſelbſt, indem er Drte, wo faum einen halben Blok entfernt eine gutorgani- nach der Schule für andere Leute arbeitet und ſomit ſeine ſirte, ſiebenklaſſige Public School für Negerkinder beſteht! Liebe für die chriſtliche Erziehung an den Tag legt. Eine lutheriſche Schule, die dazu nur etwa zivei oder drei Aber ach, wie vor der Eröffnung unſerer Schule, fo Minuten Wegs von der Methodiſten- und Baptiſtenkirche ent- „mußten wir auh nachher erfahren, wie wahr es iſt, vas ferntift! Nein, ſo etwas hatte man noch nicht gehört, und einmal ein treuer Lutherſchüler unſers Jahrhunderts ge“man vermeinte, Gott damit einen Dienſt zu erweiſen, wenn *) Eberle, in „Luther, ein Zeichen, dem widerſprochen wird“, S.6.


Die

Missions -Taubke.

ſagt: „Man läßt Calviniſten, Methodijten, Baptiſten, und wie ſie heißen mögen, mit einem Achſelzucken an ſich vorüberziehen und ſegnet ſich, wenigſtens vor den „Lutheranern“ Friede zu haben. Verlautet aber etivas von ihrer Nähe, fo lautet’s in den Ohren der Gegner, wie ein: Hannibal ante portas!“ auf deutſch: Der Feind iſt vor der Thür. Denn die lieben Kleinen, die ‘“‘that Lutheran school’? beſuchten, mußten troy ihrer Jugend gleich jenen bethlehemitiſchen Kindern um Chriſti willen Verfolgung leiden. Konnte man ſie gleich nicht wie jene tödten, ſo wurden fie doch von den großen, böſen Schuljungen der farbigen Public School eine Zeit lang nicht nur als Zielſcheibe des Spottes benußt, ſondern ſogar angefpicen, und ſelbſt mit faulen Eiern beworfen — alles nur, weil ſie “that Lutheran school up the hall’? beſuchten. Doch unſer Heiland ſagt ja Joh. 15, 20. : „Der Knecht iſt nicht größer, denn fein Herr. Haben fie mich verfolgt, fie werden euh auch verfolgen“, und Matth. 5, 10—12. preiſt er die ſelig, die um ſeinetwillen geſchmäht und verfolgt werden; und als dies den Kindern zum Troſte vorgehalten wurde, erklärten ſie ſich bereit, den Spott auch fernerhin zu ertragen. Und in der That, wer wollte daran zweifeln, daß aud) die Schmach dieſer kleinen Schwarzen ſich in Freude verwandeln wird? Ja, JEſu Verheißung bewahrheitet ſich ſhon jest an ihnen. Denn ſchon einige Tage, nachdem unſere Schule in Gang gekommen war, hörte man die Leute überall den Ruhm unſerer Schüler verkündigen, die da die gehörte Kunde vom Kindlein in der Krippe überall ausbreiteten, wie einſt die Hirten gethan. Und wenn ihr, lieben Leſer, ſchen und hören könntet, mit welcher Jnnigkeit die fünf- bis vierzehnjährigen Kinder in unſerer Schule täglich: „Gott iſt die Liebe“ und andere chriſtliche Lieder ſingen, welche unſer theurer Bruder, Herr Miſſionar Meyer in Springfield, ins Engliſche überſeßzt hat, dann würdet ihr gewißlich verſtehen lernen, was es heißt, wenn der Pſalmiſt ſagt, Pf. 8, 3.: „Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge haſt du eine Macht zugerichtet, um deiner Feinde willen“, und ihr würdet vielleicht williger als bisher euer Scherflein dazu beitragen, daß das Werk auch weitergeführt wird. — So viel fteht feſt, unſere Schule, die von Tag zu Tag wächſt, und bereits Ende lehten Monats 50 Namen auf ihrer Liſte hatte, hat die ganze farbige Bevölkerung hier in Bewegung und uns näher gebracht, wenn nicht alle Zeichen trügen, ſo daß die Neger Tag und Nacht über die Lutheraner reden und ſelbſt in Träunien derſelben gedenken, wie dent Unterzeichneten ausdrü>lih verſichert worden iſt; und das ſteht auch feſt, die Kindlein, die uns anvertraut werden, lernen, daß ſie in den Himmel kommen,

nicht dur ihr Gebet, oder durch ‘‘professing religion’?

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Orgel gewonnen worden. Derſelbe ſchreibt, daß er das Inſtrument zunächſt mit eigenen Mitteln gekauft, und ob von andern dazu mit beigetragen wird, weiß er zur Zeit noch niht.

Noch

iſt dieſes Zeichen chriſtlicher Liebe nicht

angekommen. Aber die bloße Nachricht davon hat ſowohl die treuen Schwarzen, die fic) bisher zu uns gehalten, als auch den Miſſionar ſelbſt hod) erfreut, und er hat nicht Worte genug, ſeine dankbaren Gefühle auszuſprehen. Nur ſoviel ſei geſagt: Der HErr vergelte den lieben Gebern, die es den armen Negern hier ermöglicht haben, ihre Gottesdienſte mit Muſik zu verſchönern, und laſſe ſie einſt in Gee ſellſchaft aller Engel und Erzengel und aller Heiligen an der himmliſchen Muſik theilnehmen und mit Harfen und Pſalmen und lieblichen Liedern einſtimmen in das Klingen und Sauchzen der millionenſtimmigen Himmelschöre, die von Ewigkeit zu Ewigkeit Gott loben und preiſen! Johannes C. Schmidt.

Eine Negergeſchihte für unſere lieben S<ulkinder. Deh habe euch früher von einem ſchwarzen Sclavenmädchen, Fatuma, erzählt, das durch Miſſionar Greiner befreit und zum Paſtor von Bodelſchwingh nach Bielefeld gebracht wurde. Mit ihm kam damals auch ein befreiter Sclaven-

junge Namens Ali oder Karl All, wie ihn die kranken Kinder in der Anſtalt dort nannten. Er hatte ſhon damals den Heiland lieb, doch gehörte viel dazu, bis er ſich in alle Ordnungen des Kinderheims gefunden hatte. Anfangs brauchte er z. B. oft eine ganze Stunde, bis er in ſeine europäiſchen Kleider hineingeſchlüpft war. Jn Africa geht das Ankleiden ja viel bequemer. Ganz anders war es mit ſeinem inwendigen Menſchen. D, wie gern las er in ſeinem SughiliTeſtament! Wie fröhlich fang er zur Arbeit auch auf Sughili die ſchon in Africa gelernten Lieder: JEſu, geh voran — Weil id) JEſu Schäflein bin — Herbei, o ihr Gläub'gen 2c.! Seine kleinen Kameraden lauſchten dann neugierig, ließen ſich von ihm, ſo gut er konnte, die Lieder ins Deutſche zurück überſehen; es kam ihnen wohl ſehr wunderlich vor, wenn ſie da hörten, daß man ſtatt JEſus Chriſtus in Oſtafrica Jſa Maſſia ſage. Noch wunderlicher aber war's, wenn er in ſeiner Mutterſprache Kinjamtveſi allerlei eintönige heidniſche Geſänge vortrug. Sagte man ihm dann, es ſchi>e ſich vielleicht doch nicht für ihn, dieſe Lieder noch zu ſingen, ſo lächelte er und ſchwieg ſtille. Zuweilen fand man ihn auch allein mit Thränen in den Augen, und fragte man ihn dann, was ihm ſei, fo hieß es: „Jh an Africa denken — ih keinen Rater und keine Mutter mehr haben.“ Es half dann immer nur Eine Arznei, wenn ſein Lehrer ihn in den Arm nahm und ſagte: „Karl, jest ſind wir dein Vater und deine Mutter.“ Dann war er wieder getroſt. Jn der Schule und im Confirmandenunterricht war er ſehr fleißig, obgleich

oder ‘‘going down on the anxious bench,”’ wie fie alle durchweg gelehrt wurden, ſondern “by believing in the Lord Jesus Christ and being baptized in His name.” Und nun noch eine hocherfreuliche Nachricht. Durch die. freundliche und thatkräftige Vermittlung des Herrn P. Half- ihm das Lernen nicht eben leiht wurde. Wenn jemand fo mann in New York ift nun für die Greensboro-Miſſion eine thoricht war, ihn „ſchwarzen „Mohr“ zu ſchimpfen, konnte er


88

Die

Missions -Turbe.

ſehr böſe werden, ließ fic aber gleich wieder beruhigen, fobald man ihn hinwies auf den, der nicht wieder ſchalt, wenn er geſcholten ward, und nicht dräuete, da er litt. „Bruder, vergib!“ war ein Wort, das man oft aus ſeinem Munde hörte. Alles, was man ihm auftrug, das Reinigen der Zimmer, die Beſorgung der Kranken, Botengänge und dergleichen, verrichtete er mit dem pünktlichſten Gehorſam. Böſe Buben mied er aufs ſtrengſte und wurde fo aud) vor mancher Sünde bewahrt. Das Gebet war ihm eine ernſte, heilige Sache. Um ſo ſchwerer war es für ihn, daß ev am Weihnachtsabend 1891 nicht mit der Heinen Fatuma zuſammen getauft werden konnte. Weil er ſchon älter war, wollte man ihn nicht behandeln, wie ein kleines Kind, das ohne Unterricht und Verſtändnis dem Heiland in die Arme gelegt wird. Er ſollte vielmehr den Confirmandenunterricht ganz durchmachen und dann, wenn die deutſchen Kinder confirmirt wurden, ſtatt deſſen die Taufe erhalten. Aber Gott hatte es anders befclofjen. Kurz nad) Weihnachten 1892 begann er zu franz. keln. Zum großen Leidweſen ſeiner Kameraden mußte er Ende Januar 1893 in das Diakoniſſen - Krankenhaus Sarepta gebradjt werden. Hier erhielt er nod) einen leßten Unterricht und dann am 26. Februar die heilige Taufe. Es war eine rührende Feier. Gern hätte er mit den andern Confirmanden aud) nod) das heilige Abendmahl genommen,

der HErr aber eilte mit ihm aus dieſem böſen Leben.

Jest

liegt er als Erſtling der Deutſch-Dſtafricaniſchen Miſſion auf dem Kirchhof bei Bethel, und auf ſeinem Grabe ſteht ein einfaches Kreuz mit der Juſchrift : Johannes Ali, als Heide geboren in Ojtafrica, als ein Chriſt geſtorben zu Bethel am 23. April 1893. „Mohrenland wird ſeine Hände ausfireden zu Gott.”

Biher-Arnzeige. House, St. Louis, Mo.

Con-

133 Seiten.

Preis: 35 Cents. Dies iſt ein köſtliches Lebensbild aus der Beit der Neformation, und zwar eines Mannes, der mit Recht neben Melanchthon, Jonas

und

Bugenhagen als einer der bedeutendſten Mitarbeiter Luthers

am Werke der Neformation genannt wird. Württemberg verdankt ihm die Einführung der reinen Lehre. Jm Kampfe gegen die reformirte Jrrlehre vom heiligen Abendmahl führte er eine ſiegreiche

Feder;

ſeine Verurtheilung

des „Interims“,

das er interitus

durch die ſchleunigſte Flucht entging.

Kurz, er war einer

{ néergang der reinen Lehre) nannte, brachte ihn in Todesgefahr, er er nur

der leuchtendſten Geſtalten und Helden der Reformation und wird niemand dieſes einfache und doch

bild ohne tiefe Bewegung des

höchſt ſpannend geſchriebene Lebend-

Herzens und Erweckung zu eigner er-

neuter Glaubenstreue für lutheriſche Lehre und lutheriſchen Glau-

ben leſen. — Der Preis von 35 Cents ift ſchr billig. Möge kein Lutheraner verſäumen, es zu kaufen und aufmerkſam zu leſen! ‘Verhandlungen der 32. Verſammlung des Oeſtlichen Diſtricts r ev.-luth. Synode von Miſſouri, Ohio u. a. St. Verlag. ees? 15 Cents. i : pes her ein der vom

Denn in den Synodalberichten ſind Theſen und Referate über faſt alle Lehren des chriſtlichen Glaubens, über alle Lehrſtreitigkeiten und praktiſchen Fragen, welche die Kirche und einzelne Gemeinden bewegt haben, aus Gottes Wort klar und rein dargelegt, entſchieden und beantwortet. Ein reicher Schat hoher göttlicher Weisheit iſt durch dies Büchlein ſo zu ſagen zugänglich gemacht, daß dem fleißigen Bearbeiter desſelben ſonderlicher Dank gebührt.

Quittung. Erhalten durch die Sammlungen der lieben Schulkinder innerhalb der Miffouri-Synode in Folge des Aufrufes P. Herzbergers im „Kinderblait“ (Concordia Publishing House) für den Bau einer Negerſchule in Concord, N. C., die Summe von $200.00, Den theuren Kindern ſei dafür tauſend Dank und Vergelt’s Gott geſagt. Der treue Heiland erhalte ihrer aller Herz in ſeiner Liebe, bis ſie die Krone der Ehren aus ſeiner Hand im Himmel empfangen. Auch den lieben Herren Lehrern inniger Dauk für ihre gütige Hilfleiſtung in dieſem erfreulichen Liebe8werk. Der Unterzeichnete hatte verſucht, jeden Geldbrief mit einer Poſtkarte zu beantivorten, mußte es aber leider der Menge wegen, ſowie aus Mangel an Zeit aufgeben. Die Quittungen der einzelnen Schulen und Geber werden in den nächſten Nummern des „Kinderblatts“ erſcheinen. Sollte eine Sendung in denſelben fehlen, bitte ich die Betreſſenden um gütige Notiz davon. C. J. Otto Hanſer.

1811 S. Sth Str., St. Louis, Mo.

Milde Gaben für die Negermiffion: Durch Paſt. C. Aug. Lederer, Saline, Mich., T heil der Miſſionsfeſt-Collecte ſeiner Dreteinigtcits-Gemeinde, $16.00. Durch Kaſſirer H. H. Meyer, St. Louis, Mo., 110.85 und 156.85. Durch Kaſſirer

H. Bartling, Addiſon, Jll., 160.91, 108.48 und 288.77. Durch Paſt. C. Dowidat, Oſhkoſh, Wis., 15.00 und 56.78. Durch Paſt. Auguſt Pieper, Milwaukee, Wis., 10.00. Durch Kaſſirer Theo. H.

Menk, St. Paul, Minn., 108.26. Durch Kaſſirer G. E. G. Küchle, Milwaukee, Wis., 314.85. Durch Kaſſirer C. A. Kampe, Fort

Wayne, Jnd., 513.19.

Neben der trefflichen Synodalrede über ben Glaubenskampf, wel:

der Kirche Voies auf Erden befohlen, enthält dieſer erie wichtiges Referat über das Thema: „Wie durch die Jrrlehren Neueren betreffs der Jnſpiration der heiligen Schrift die Lehre ſeligmachenden Glauben geſchädigt wird.” N

Durch Kaſſirer H. F. Ochlſchläger, Leaven-

worth, Kanſ., 70.61. Durch Kaſſirer K. H. Flöring, Omaha, Nebr., 17.13. Durch Miſſionar Aug. Burgdorf, New Orleans, La., von einer Bethlehems-Gemeinde, 15.00. Von A. P. G., Springfield, aſſ., 1.00. Durch Kaſſirer H. Knorr, Detroit, Mich., 257.91. Durch Kaſſirer C. Spilman, Baltimore, Md., 199.47. Durch Paſt. J. Klingmann von der Thomas-Gemeinde in Ann Arbor, Mich.,

3.00.

Magiſter Johannes Brenz, der Reformator Schwabens. cordia Publishing

Theſen für dic Lehrverhandlungen der Miſſouri- Synode und der Synodalconferenz bis zum Jahre 1893. Derſelbe Verlag. 1894. Preis: 35 Cents. Hier ift ein ſehr nüßliches und nöthiges Nachſchlagebuch für eine überaus umfangreiche und hochwichtige Literatur der americaniſchen lutheriſchen Kirche gegeben, das in keiner Pfarrbibliothek fehlen darf.

Durch Kaſſ, H. Tiarks, Monticello, Jowa, 200.00.

(Summa:

$2624.06.)

_ Für die Negerſchule in Concord: Durch Kaſſirer H. Bart:

ling, Addiſon, Jll., 8.00, 7.74 und 67.08. Von N. N. in Bloom: field, Jnd., 1.00. Durch Kaſſirer C. Spilman, Baltimore, Md., 12.35. Durch Paſt. J. Froſch von den Schulkindern in Elmira, Ontario, 1.00. Von Hermann Brundie>, Wisner, Nebr., 5.00.

(Summa: $102.17.) Für die neue Negerkirche in New Orleans: Durch Kaſſirer H. Bartling, Addiſon, Jll., 1.00. Für den Negerſtudenten Em. Burthlong: Durch Kaſſirer H. Bartling, Addiſon, Jll., 26.70. Für arme Neger in Concord: Durch Kaſſirer H. Knorr, Detroit, Mich:, 8.00. St. Louis, Mo., den 20. October 1894. A. C. Burgdorf, - Tanke’ erſcheint einmal monatlih. Die „Miſſions Jahr in Vorausbezahlung mit Porto iſt folgender:

Kaſſirer.

Der Preis für ein

S$ .25 1 Exemplar. 10 Gremplare......creccsrcesrsrecsersrersenessssrennarerse 2.00

26

fe

GO)

100

5.00

9.00

s s ensevnsavene e

17.00

Die Partie-Preife ‘gelten nur dann, wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe

verſandt werden können. Briefe, welche Beſtellungen,

Abbeſtellungen,

Gelder 2c. enthalten,

ſende man

unter perindreſſes Concordia Publishing House, St. Louis, Mo. Alle die Redaction Letreffenden Einſendungen find zu adreffiren an Rey. 0. Hanser, 1811 S. 8th Str., St. Louis, Mo.; alle Geldbeträge für die Negermiſſion an den Kaſſirer Dir. A. C. Burgdorf, 1033 S. 8th Str., St. Louis, Mo. ee

Entered at the Post OMce at St. Louis, Mo., as second-class matter,


AMadhridfer aus dem Wiffionsgebiet dex Heimath und des Äuslandes. Herausgegeben für die Evang. - Lutheriſhe Synodalconferenz von Nordamerika von der Commiſſion für dic Negermiffion; redigirt von den Paſtoren

16. Jahrgang.

C. J. O. Hanſer

December

Zum

Advent.

„Siche, dein König kommt zu dir.” Mit dieſen Worten grüßt uns der kommende König und Heiland zum Eintritt in ein neues Kirchen- und Gnadenjahr. O, laß dir dieſe Worte, lieber Leſer, cine freudenreiche, ſelige Botſchaft ſein. Sie iſt's wahrlich allen Menſchen oder ſollte fie wenigſtens allen Menſchen ſein. Denn ach, was wären wir und ivo blieben wir ohne dieſen König ! — Freilich alle Menſchen haben ſchon, ſeit fie Sünder geworden, einen König, in deſſen Reich ſie hinein geboren werden, deſſen Unterthanen ſie daher ſind. Aber was für Unterthanen? Leibeigne Sclaven. Und weſſen König? Gott ſei es geklagt! des Teufels. Und o, was für ein entfeslidjes Regiment führt er! Wie Schlachtſchafe, ohnmächtig, willenlos führt er ſie durch zeitlichen unausſprechlichen Jammer und Verderben mit ſich in den ewigen Tod, in die Qual ewiger Verdamme nis. Und da war bei den Menſchen keine Errettung nod) Hilfe, kein Entrinnen noch Befreien. Es war alles aus und ewig verloren mit uns. — Doch nein! Was hören wir? Eine allerſeligſte Freudenbotſchaft. Wie lautet ſie? Ein anderer König kommt. Ein König vom Himmel voll göttlicher Majeſtät und Allmacht, „dem wahrlich alle Feind auf Erden viel zu wenig zum Widerſtande ſeind“. — Ja „ſiehe, dein König kommt zu dir“. Dein König

kommt, denn ſein eigen waren wir zuvor.

Er hatte uns er-

ſchaffen. Aber der Teufel hatte uns ihm geraubt. Darum kommt er nun, ſeine Unterthanen wieder zu erlöſen und zu

gewinnen.

Wer iſt dieſer König?

Er iſt JEſus Chriſtus,

Gottes und Marienſohn, gelobet in Ewigkeit.

Willſt du

und C. F. W. Sapper.

Aummer

1894.

12.

glauben, lieber Leſer, daß er mächtig genug iſt, did) aus des Teufels Macht und Reich zu befreien und did) wieder in ſeinem Reiche unter ihm leben und ihm dienen zu laſſen in ewiger Gerechtigkeit, Unſchuld und Seligkeit? Ja wahrlich, er hat es bewieſen, daß er mächtig genug var, dem Teufel den Kopf zu zertreten und ſeine Unterthanen wieder zu ſein eigen zu machen. Denn er iſt auferſtanden von den Todten, lebet und regieret von Civigkeit zu Ewigkeit. — Und nun kommt er wieder zu dir in ſeinem theuren Evangelio mit ſeinen heiligen Sacramenten, ſanftmüthig, freundlich, als der allerbeſte König mit reiſen Schäßen. Er kommt zu dir, um dir für deine Teufelsknechtſchaft Freiheit, für deine Sünde Gerechtigkeit, für den verdienten Zorn Gnade, für allen Fluch eitel Segen, für den ewigen Tod ewiges Leben zu bringen. Er kommt, um dich zu tröſten in deiner -Trübſal, dich zu ſtärken und dir Sieg zu gebenim Kampf vider deine Feinde, dein Herz voll Friede und Freude des Heiligen Geiſtes zu machen, dic) mit gewiſſer Hoffnung in der Stunde des Todes ſprechen zu laſſen: „Tod, wo iſt dein Stachel, Hölle, wo iſt dein Sieg? Gott ſei Dank, der mix den Sieg gegeben hatdurhJEſum Chriſtum, meinen HErrn 1% — Siehe, das alles ruft dir das Adventswort zu: „Dein König kommt zu dir.“ Jſt's nicht eine ſelige Botſchaft? : Ja, ſelig, wer darauf antivortet :

Nun, JEſu,

a Mit Zum Dir Ach Mit __Laß

ſchau, id)

gebe

aint dir HG Herz; Seel und Geiſt ich lebe Dienſt in Luſt und Schmerz einzig und allein. komm und a erfreue deiner Lieb und Treue! mich dein eigen fein.


90

Die Buntes Allerf[et aus North

Missions -Taube.

Carolina.

(Schluß.)

Zwar glaubte der Unterzeichnete, mit dem leßten Wort in voriger Nummer genug „Buntes Allerlei“ aus Greensboro den lieben Leſern der ,, Mijffions-Taube” aufgetiſcht zu haben. Troß deſſen kann ev ſih aber nicht entbrechen, namentlid) nod) ein Ereignis denſelben vor das geiſtliche Auge zu führen, welches ſi ſeit dem Erſcheinen dev leßten Nummer der „Miſſions - Taube“ hier abgeſpielt hat. G3 var an einem Freitag, nachts um die zwölfte Stunde, als die Gloce des Hauſes, in dem der Schreiber wohnt, den Bewohnern desſelben verkündidte, daß jemand Einlaß begehrte. Da nun Alles ſchon ſchlief, der Unterzeichnete ausgenommen, ſo eilte er, dem ſpäten Gaſt die Thüre zu erſchließen. Als dieſes geſchehen, gewahrte er zu ſeiner Verwunderung einen jungen Neger, mit paſtoralem Ro> und Weſte angethan, vor ſich ſtehen, der ihm zu ſo ſpäter Stunde einen Beſuch abſtatten wollte. Der ſonderbare Beſucher, der ſih als Rev. Pope vorgeſtellt, fragte zunächſt, ob das Miſſion3werk hier einen geſegneten Fortgang nehme, und als er hierauf von der wunderbaren Ausbreitung des Evangeliums unter ſeinen farbigen Raſſegenoſſen dahier unterrihtet wurde, da ſchien er ſolches Wohlgefallen daran zu finden, daß er eifrigſt begehrte, mit dem Unterzeichneten gemeinſchaftlich den Miſſionswagen hier zu ziehen, nachdem er nun einmal fo ſchön im Rollen begriffen ſei. Es wurde ihm- entgegnet, daß der Gedanke zwar ganz ſchön, aber — ebenſo \chriftividrig und daher unausführbar ſei, da der Herr ‘‘Rev.’’, wie er vorgab, ja zur Dhio-Synode gehöre, welche durch ihre falſche Lehre von der Gnadenwahl von der Synodalconferenz getrennt iſt, und ein Zuſammenwirken ohne wahre Einigkeit des Glaubens cin Ding der Unmöglichkeit ſei. Das ſchien dem wandernden Negerprediger auh einzuleuchten und nun fiel es ihm erſt ein, wie er ſagte, daß das ja der eigentliche Zwe> ſeines Kommens geweſen ſei, mit dem Schreiber dieſes die Einigkeit des Geiſtes herzuſtellen; und als ihm daraufhin bedeutet wurde, daß dieſes zu jeder andern Zeit, nur nicht zu ſo ganz ſpäter Stunde ge{defen könnte, da machte fid) der ‘‘Rev.?’, der alles andere eher als reverend zu ſein {djien, auf, und ging, — nun, wohin denkſt du, lieber Leſer? Er ging in die Nähe der Freimaurerhalle, wo unſere lutheriſchen Gottesdienſte abgehalten werden, trommelte die dort wohnenden Neger aus ihren Betten und drang in fie, ja niht mehr ‘that white Lutheran preacher’? zu hören, da derſelbe ein Calviniſt ſei, welcher lehre, daß Gott nicht alle Menſchen ſelig machen wolle 2c. Endlich fand er ein freies Nachtquartier in dem Hauſe einer Frau, die fid) ganz beſonders treu zu unſern Verſammlungen hält, und verſuchte auch hier ſein unheilvolles Werk fortzuſehen, jedoh, dem HErrn ſei Dank, vergebens. Denn die betreffende Frau entgegnete dem Wolf im Schafsgewande, daß der Miſſionar erſt in ſeiner [eten Predigt wieder verkündigt habe, Gott wolle, daß alle,

gleichviel ob ſchwarz oder weiß, roth oder gelb, reich oder arm, ob große oder kleine Sünder, kurz, daß alle Menſchen ſelig werden. So mußte er denn am nächſten Morgen unverrichteter Dinge abzichen, nachdem er noch, ſeine Thorheit offenbarend, zu dem Unterzeichneten gekommen und dieſen vergeblich gebeten hatte, ihn für ſich predigen zu laſſen oder ihn in unſerer Tagesſchule anzuſtellen! Das war das lebte, was der Schreiber von dieſem Schleicher geſehen, und als er ſpäter in Erfahrung gebracht, daß dieſer ‘‘Rev. Pope’ ein vor längerer Zeit wegen grober Sünden von einer Lehranſtalt entlaſſener Wüſtling ſei, da hat er ſeinem Gott auf das innigfte gedankt, daß er dieſem Werkzeug des Satans nicht hat zugelaſſen, hier Unheil anzurichten. Und auch du, geliebter Leſer, haſt Urſache, dem Erzhirten ſeiner Heerde zu danken, daß er dieſem biſſigen Wolf im Schafskleide nicht geſtattet hat, auh nur eines unſerer Schäflein zu rauben. Denn troy ſeines nächtlichen Treibens war die Zuhörerſchaft am folgenden Sonntag dahier keineswegs geringer als gewöhnlich, ſondern erreichte vielmehr die bis dahin unerhört geweſene Zahl von 70 Zuhörern, von denen die meiſten ſeither nun aud) regelmäßig unſere Gottesdienſte beſuchen. Nun aber muß der Schreiber mit ſeinen Nachrichten aus Greensboro abbrehen und den werthen Leſer freundlichſt erſuchen, in Gedanken mit ihm ſein Bündlein zu ſchnallen und ſein zweites Miſſionsfeld zu beſuchen, nämlich Elon College in Alamance Co., N. C. Jeden andern SamstagMorgen fährt der Miſſionar per Bahn nach dieſer Station, welcher Beſuch ihm ſtets, gleich ſeinem geſchäßten Vorgänger, eine innige Freude bereitet, weil er da unter den einfachen farbigen Landleuten, die ihm in jenem Dörflein befohlen ſind, aufrichtige Chriftenfeelen findet, die einfältig glauben, und an denen er ſozuſagen mit Augen ſehen und mit Händen greifen kann, welche ſeligmachende Kraft und Wirkung das nun ſeit über zwei Jahren gepredigte, lautere Wort der Verſöhnung an dieſen verlornen Söhnen und Töchtern Hams hervorgebracht hat. Die meiſten Zuhörer daſelbſt waren früher Sünder, grobe Sünder, Ehebrecher, Diebe, Sabbathſhänder, Verächter, ja Läſterer des reinen Wortes Gottes, die mit allem Heiligen und Sittlichen völlig gebrochen hatten;

aber dur

die treue und ſegensreiche Arbeit der beiden

Menſchenfiſcher Bakke und Meyer, die hier das Miſſionsneß früher ausgeworfen und gezogen haben, haben auch ſie fid) fangen laſſen in das Nehz Chriſti, der die blutarmen Sünder

annimmt, und nun ſchäßen fie fic) reich und ſelig in dieſer

Gefangenſchaft. Es iſt natürlich nicht möglich, all die freudenreichen Erfahrungen zu ſchildern, die der Miſſionar in den verſchiedenen Familien hier macht, und ſo will er denn an dem Bei-

ſpiel einer Familie klarzuſtellen ſuchen, daß die Gnade Gottes, die aufrichtigen Gebete und die milden Gaben der Miſſionsfreunde, ſowie die Treue der früheren Arbeiter im Weinberge des HErrn dieſes Ortes an den armen Negern

nicht vergeblich geweſen ſind.


Die

Missions -Wauks.

Nachdem der Schreiber ſeinen Handfoffer in einem „Hotel“, wo er ſtets übernachtet, abgegeben hat, beſucht er gewöhnlich zunächſt die Familie eines farbigen Tabakpflanzers, der zur Zeit noch ungetaufe iſt, deſſen Weib bislang eine eifrige Baptiſtin war, und deſſen übrige Hausbewohner kaum des Leſens und Schreibens kundig ſind. „Das ijt gewißlich cine ungebildete Geſellſchaft“, wirſt du denken, lieber Leſer; aber richte nicht allzuſchnell ! denn unter dieſer äußeren rauhen Schale iſt ein ſüßer Kern verborgen! Jn dieſem Hauſe weiß ſich der Miſſionar unter einem Dache, deſſen Bewohner in der That mit ſehnſüchtigem Verlangen auf ihn warten, um von ſeinen Lippen die ſüßen, hohen, tröſtlichen Worte des Lebens zu hören; unter einem Dache, darunter täglich heiße Gebete für ſein Wohlergehen, Wie für die Ausbreitung des Reiches Chriſti überhaupt, zum Himmel emporgeſendet werden; unter einem Dache, da alle täglich in, Anweſenheit der Knechte und Mägde und Fremdlinge, die in dieſem Hauſe weilen, die heilige Schrift geleſen wird; unter einem Dade endlich, da der Hausherr ſich nicht ſchämt, gemeinſchaftlich mit ſeinem Weibe und Geſinde die einfachen Katedismusivahrheiten dem Gedächtniſſe einzuprägen. Hier, unter dieſem Dache, durfte es der Schreiber nach einer eingehenden Darlegung über Zauberei, Träume 2c. zum erſten Mal in ſeinem Leben zu ſeiner unausſprechlichen Freude ſehen, wie Leute, dem Beiſpiel der Epheſer (Apoſt. 19, 19.) folgend, ein Buch, das Auslegungen von Träumen

und ſonſtigen dergleichen Schwindel enthielt, hervorſuchten und es vor ſeinen Augen den Flammen übergaben. Hier, unter dieſem Dache war es, wo die Hausfrau kürzlich bei einem Beſuch des Miſſionars dieſen gebeten, eine Reſignation für ſie zu entwerfen, die ſie an die Baptiſten-Gemeinde, zu welcher ſie ſeither gehörte, ſchi>en wollte, da fie nun, nachdem ſie ſchon in den Händen ſo vieler bauchdieneriſchen Prediger geweſen, daß ſie kaum mehr gewußt, was und wem ſie glauben ſollte, endlih die Ruhe für ihre Seele in der lutheriſchen Lehre von der Gnade gefunden habe, nach welcher ihre Seele Jahre lang vergeblich gedürſtet hat, wie der Hirſch nach friſchem Waſſer. Könnteſt du, verehrter Leſer, nur einmal in dieſer Hütte zugegen ſein und lauſchen, wie dieſe äußerlich oft ſo verachteten Neger, wenn ſie in der Einfalt ihres Herzens traulic) bei cinander fisen, ſich ihr Herz gegenſeitig aufſchließen, Gottes wunderbare Gnadenivege einander erzählen, und rühmen, daß er die Boten des reinen Evangeliums zu ihnen geſandt, wie ſie ſich gegenſeitig in chriſtliher Weiſe ermahnen, tröſten, ermuntern 2c., dein Herz würde entbrennen vor Liebe und Verlangen, und du könnteſt gewißlih niht umhin zu fühlen und zu bekennen, daß Chriſtus auch hier unter dieſen ſeinen Schäflein weilt,

gemäß ſeiner Verheißung;

ja, du würdeſt vielleicht mit

ELE:

Freudenthränen in den Augen -deinen' Bli> zum Himmel emporheben und jubelnden Herzens ausrufen: „Hier, in Gemeinſchaft dieſer Heiligen, iſt's gut ſein“, und zweifelsohne würdeſt du, wenn noch ein Funken wahrer chriſtlicher Liebe in dir iſt, gerne dein leßtes Scherflein dazu beitragen,

91

daß dieſe Armen ſich cine Hütte Gottes bauen könnten, das heißt, ein Kirchlein, in dem ſie ihrem Heiland öffentlich die-

nen können. : So könnte der Schreiber nod) manche freudigen Erlebniſſe erzählen, die er in dieſem und in andern Negerhäuſern in Elon College macht, Erfahrungen, um die ihn der geneigte Leſer beneiden würde; doch der Raum geſtattet es nicht, und fo will er fic) darauf beſchränken, zu berichten, wie er ſeine Beſuche geſtaltet. Er hat es fich zur Aufgabe gemacht, nach dem gewöhnlichen Gruß ſofort das Geſpräch auf geiſtliche Dinge zu wenden, und es ſcheint, als ob dieſe Leutlein ein herzliches Wohlgefallen daran haben; denn ſie verſuchen nach dem Vermögen, das Gott ihnen darreicht, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Mit freudeſtrahlendem Angeſichte berichten ſie, wie weit ſie mit dem Studium des Katechismustextes fortgeſchritten; oder wie vielen Weißen und Farbigen ſie ſeit dem Letter Beſuch des Miſſionars Rechenſchaft gegeben haben über die Hoffnung des Lebens, die in ihnen iſt; oder vie viele ihrer ſchwarzen Bekannten in dem benachbarten Orte verſprochen haben, zu unſerm nächſten Gottesdienft zu kommen. Vor ſeinem Abſchied lieſt der Miſſionar dann ein Capitel aus der heiligen Schrift Neuen Teſtaments vor, wobei er (nach Luthers Anweiſung) ſtets verſucht, an allen Aeftlein und Reislein dieſes fruchtbaren Baumes des Lebens anzuklopfen und gerade diejenigen Aepfel und Birnlein herunterzuſchütteln, die ihm für die betreffende Familie am beſten zu paſſen ſeinen. Dieſes Bibelleſen wird mit freiem Herzensgebet begonnen und geſchloſſen, und nahdem dann noch das Vater-Unſer und der Segen geſprochen, und die Leute ihrem Seelſorger verſprochen haben, ihre Hausandachten nach dieſem Muſter einzurichten, entfernt er ſi, um, von Negerhaus zu Negerhaus gehend, in gleicher Weiſe Gottes Wort den Negern lieb und werth zu machen. Der Erfolg dieſes Bibelleſens iſt ein ſo unbeſchreiblich heilſamer, wie man kaum zu glauben vermag, ohne es ſelbſt geſehen zu haben. Die Leute werden ſo in die heilige Schrift hineingeführt, lernen die Bibel lieb haben, und werden mit den einfachen Wahrheiten des Wortes Gottes einigermaßen bekannt, die ihnen bisher gänzlich fremd waren, obgleich etliche zwanzig und mehr Jahre lang die Sectenkirden beſucht haben. Daraus erſiehſt du auch, lieber .Leſer, wie wenig das Wort Gottes von den farbigen Secten-Rednern, oder beſſer -Schreiern — denn den Namen „Prediger“ verdienen ſie nicht — verkündigt wird. Ju ihren Gottesdienſten gilt eben der Grundſaßz: ‘poor pay, poor preaching,’ wie erſt kürzlich einer dieſer Bauchdiener öffentlich ſelbſt erklärte. Bekommen ſie nicht viel Geld, dann ſchreien und lärmen und tanzen fie nicht fo lebhaft, als wenn das Geld reichlich

fließt; denn ‘‘a good, powerful sermon”? ift in den Augen der meiſten Schwarzen eine ſolche Rede, die mit recht lebhaften gymnaſtiſchen Uebungen und lautem Gebrüll begleitet iſt, — und das predigt dir um fo mehr deine Pflicht, welche du dieſen armen, in Blindheit, adj, fo tiefverſunkenen Negern des Südens \{huldeſt !


92

Die

Wissions-Wauke.

Auch des Sonntags früh wird noc ein oder das andere Haus beſucht, und dann wandert der Prediger mit ſeinen Gliedern nach der Kirche, oder beſſer geſagt: ‘‘to the schoolhouse,”’ welches etlihe Meilen vom Mittelpunkte des Ortes entfernt iſt. Aber, du Großſtädter, der du dies lieſeſt, denke nun fkeineswegs, daß dieſes „Schulhaus“ etiva ein rieſiger Steinpalaſt iſt, wie die Schulhäuſer in den großen Städten in der Regel gebaut find, — ach, dann würden gewißlih mehr Zuhörer kommen, — nein, denke dir vielmehr eine elende, dunſtige, faum mehr als mannshohe Bretterbude, nicht größer als ein geivöhnliches Wohnzimmer, deſſen Wände von rohen Brettern gezimmert ſind, von denen nur eine Seite einmal etivas nähere Bekanntſchaft mit Farbe gemacht hat. Die betreffende Seite iſt nämlich zum Theil ſchwarz angeſtrichen, und dient, in Ermanglung von etivas Beſſerem, als Schultafel für den Unterricht, der hier in der Woche abgehalten wird. Etliche Bänke und ein Tiſch, der als Kanzel und Altar benußt ird, bilden die ganze äußere Herrlichkeit dieſes Gotteshaujes. Nun fag ſelbſt, lieber Leſer, meinſt du, daß dieſer trübſelige Play geeignet iſt, die Neger des Südens zur Predigt göttlichen Wortes zu lo>en, zumal fie nod) meilenweit auf glühendem Sande in ſengender Sonnengluth des tropiſchen Südens gehen müſſen, um die Gottesdienſte überhaupt genießen zu können? Es iſt. daher nur Gottes unendlicher Liebe zuzuſchreiben, daß troß alledem gewöhnlich etiva 30 Perſonen ſich hier um die Predigt des reinen Wortes verſammeln. Aber dies iſ eine Bürgſchaft dafür, daß die Zuhörerſchaft viel, ungemein viel größer wäre, wenn hier eine anſtändige Kapelle errichtet wäre. — Doch nun etivas über die Gottesdienſte ſelbſt. Jn der Regel werden hier zwei Predigten, ſowie ein Katehismusunterricht gehalten an einem Sonntag. Geſpannt lauſchen die nad) dem Evangelium hungernden und dürſtenden Seelen den Worten der Predigt von der gnadenreichen Vergebung der Sünden durch den Seligmacher JEſum. Einen unangenehmen Contraſt da-

gegen bildet das Singen dieſer Gemeinde; da keine Orgel vorhanden iſt, gleicht es leider einem jammervollen Geſtöhne.

Sollte nicht in ciner der vielen Gemeinden, die zur Synodalconferenz gehören, irgendivo eine alte Orgel zu finden fein, welche der armen Negergemeinde in Elon College geſchenkt

und zugeſchi>t werden könnte? Wenn in deiner Gemeinde, lieber Leſer, dann ſiehe du dod) an deinem Theil zu, daß dieſelbe bald geſchi>t wird, aber koſtenfrei; denn die Leutlein find fo blutarm hier, daß fie kaum ihr täglich Brod verdienen und alſo keine hohen Transportkoſten beſtreiten können. Mit dankerfülltem Herzen gegen Gott berichtet der Schrei“ber, daß die Pauſen zwiſchen den drei Gottesdienſten keines-

“wegs mit Narrentheidingen oder ungeziemendem Scherz von

den Negern todtgeſchlagen werden, ſondern — nun rathe,

lieber Leſer! womit? — mit miſſioniren von Seiten der zu uns Gehörenden. Kommt da ein Methodiſt oder Baptiſt

zum erſten Mal zu unſern lutheriſchen Gottesdienſten, dann ird er in den Pauſen von den Lutheranern hergenommen d einem Examen über göttliche Dinge unterworfen. Da

wird er z. B. gefragt, was er thun müſſe, um ſelig zu werden? Natürlich kommt dann eine falſche Antwort: ‘Faith and humble prayer certainly brings you there,’’ oder: “YT have to be pure in heart,’’ oder: ‘‘I must go down on the mourner’s bench,’’ etc.*) — aber ſofort wird ihm dann von unſern Lutheranern die rechte Antwort nach Marc. 16, 16. ertheilt. Behauptet ein Baptiſt, Kinder dürften nicht getauft werden, ſo wird ihm gezeigt, daß Chriſtus ja befohlen habe, alle Völker zu taufen, und ſomit auch die Kinder, weil dieſe doch aud) zu den Völkern gehörten, und überhaupt kein Volk ohne Kinder exiſtire 2c. Kurz, lieber Leſer, könnteſt du dieſen in Einfalt geführten Disputationen zuhören, du würdeſt ſtaunen — und vielleicht ſelbſt nod) etivas lernen von deinen farbigen Glaubensgenoſſen hier unten; zweifelsohne aber würde dein Herz ſich im Gebet zu Gott erheben, der die Schuppen von den Augen dieſer früher mit geiſtlicher Blindheit geſchlagenen Neger entfernt hat. Der Schreiber ift zu Ende mit ſeinem „Bunten Allerlei“ von Elon College. Aber er kann fid) niht von dir verabſchieden, geſchäßter Leſer, ohne zuvor an die Thüre deiner chriſtlichen Liebe zu pochen. Sieh, hier in Elon iſt ein Kirchlein unbedingt nöthig zur Evangeliſation der Neger. Schon vor zivei Jahren ivurde auf der Synodalconferenz beſchloſſen, ein ſolches zu errichten. Sollte dieſer große Kirchenkörper mit ſeinen hunderten von Paſtoren und ſeinen tauſenden und abertauſenden Gemeindegliedern wirklih niht im Stande fein, einige hundert Dollars für dieſen Zwe> aufzubringen? Noch hat keine Secte hier ihre Fallſtri>e in Elon gelegt; aber iver bürgt dafür, daß nicht eine oder die andere in Bälde ihr ſeelenverderbliches Werk beginnen und ihr übertünchtes Heidenthum ausbreiten wird, wenn wir Lutheraner uns nicht beeilen? Dagegen haben unſere Neger hier ſhon fo viel Geld erbettelt, daß fie einen eigenen Bauplag ſich erwerben konnten; weil jedoch die Synodalconferenz ihr Verſprechen, eine Kapelle zu erbauen, nicht gehalten, ſind die ohnedies ſchon tief verachteten Neger noch mehr als früher eine Zielſcheibe des Spottes für die Weißen geworden und ſind daher in Kleinmuth und Verzagtheit gefallen. Willſt du nicht aud) dein Theil dazu beitragen, fie wieder zu tröſten, liebiverther Leſer? Willſt du, der du vom HErrn dein Pfund empfangen haſt, um als ein getreuer Haushalter damit für ſein Reich zu wuchern, dein Pfund vergraben? Willſt du dich damit zufrieden geben, daß du ſagſt: da möge Gott dreinſehen! Haftdu vergeſſen, was Jac. 2, 16. geſagt ift? Hat deine Liebe zum Heiland Schiffbruch gelitten? Auf denn, und beweiſe mit der That, daß deine Liebe für die im Kerker der Unwiſſenheit ſhmachtenden Seelen niht nur auf deiner Zunge und in deinem Herzen iſt, ſondern daß fie bis in die Tiefe deiner Taſche reiht! Auf, und bringe deinem Paſtor dein Scherflein für die Kapelle in Elon College, N. C. Sag

nicht, ih bin zu arm, ſondern gedenke an die Wittive am ®) Das

heißt, Glaube und demüthiges Gebet macht dich gewiß

ſelig. — Des Me habe ein reines Herz. — Oder: Soh muß auf die Bupbant.


Dic

Missíiona-Taube.

Gotteskaſten, die ihr Scherflein, und wie JEſus ſelbſt ſagte, „von ihrer Armuth alle ihre Nahrung, die ſie hatte“, für das Reich Gottes darbrachte, — und gehe hin und thue desgleichen! Bete vor allem auch fleißig und herzlich für unſere Miſſion. Am jüngſten Tag, wenn diejenigen, denen du auf den Weg zur Wahrheit verholfen, dich deinem Heiland vorſtellen und ſagen werden: „Dieſer war es, der mich mit ſeinen Gaben und Gebeten zum Himmelreich geführt hat“, dann, ja dann tvird es dir klar werden, daß deine Mildthätigkeit nicht umſonſt angewendet, und deines Herzens Sehnen

und

Seufzen

nicht ungehört

in der Luft verhallt

ſind, und du wirſt an der Schwelle der Ewigkeit von deinem Heiland bewillkommt werden mit den Worten: „Ei du frommer und getreuer Knecht, ei du fromme und getreue Magd, du biſt über Wenigem getreu geweſen, ih will dich über viel ſeben ; gehe ein zu deines HErrn Freude!“ Denn „Wahrlich, ih ſage eud): Was ihr gethan habt einem unter dieſen meinen geringſten Brüdern, das habt ihr mir gethan“’. (Matth. 25,

21. 40.)

Johannes

C. Schmidt.

Guſtav Adolf, König von Sweden,

93

zogen ivurde. Sonderlich pflanzte die gläubige Mutter dem Sohne eine herzliche Liebe zu Gottes Wort und ſeiner reinen Verkündigung ein und verfehlte dabei nicht, ihm auch die Größe der Sünde der Verfälſchung göttlichen Wortes ſowie der blutigen Greuel der römiſchen Kirche vor ſeine Augen zu malen. Gott legte auch ſeinen Segen darauf. Guſtav Adolf bewahrte von Jugend auf bis zu ſeinem Tode eine tiefe Gottesfurcht und herzliche Liebe zu ſeinem Heilande und ſeinem Worte. Sein Vater war ein weiſer Staatsmann, cin ſiegreicher Kriegsheld. Seinen Sohn für ſeinen künftigen Königsberuf zu erziehen, war ſein ernſtes Streben, und Gott hat auch dieſes Verlangen erfüllt und gelingen laſſen. Karl IX. ſtarb frühe, 1611, und ſchon als 17jähriger Jüngling beſtieg Guſtav Adolf den Königsthron. Aber welche twet= fen driftliden Grundſäße der Vater ihm beigebracht, die er treulih befolgte und in denen ohne Zweifel der Schlüſſel zu ſeinen großartigen Erfolgen liegt, theilt uns ein Schriftſtück mit, das die Ueberſchrift trägt : „Gedenkzettel für meinen Sohn G. Adolf.“ Ju demſelben heißt es unter anderm: „Vor allem fürchte Gott und ehre Vater und Mutter, beweiſe deinen Ge-

\hwiſtern

brüderlihe Zunei-

gung; liebe die treuen Diener deines Vaters und belohne fie deſſen Bild wir in dieſer Numnach Gebühr; ſei gnädig gegen mer der „Miſſions - Taube“ deine Unterthanen; ſtrafe das geben, und von dem wir eine Vöſe, liebe das Gute; halte kurze, trefflich geſchriebene über dem Gefes ohne Anſehen Lebensbeſchreibung aus dem € 4 = der Perſon; kränke keines ManNorthwestern Publishing nes iwohlerworbenen PriviGuftab Adolf, König von Sthweden. House, Milwaukee, Wis., in legien, inſoweit ſie mit dem unſerer diesmaligen Biidjer= regierte Grundſäßen dieſen Nach übereinkommen.“ Geſe anzeige empfehlen, ſoll in der lutheriſchen Kirche unvergeſſen bleiben und daher fein aud) in unſerm Blättchen dankbar Guſtav Adolf ſein Land und hielt ſeine Soldaten in Zucht. Denn ohne ihn, menſchli geredet, würde Jede Ausfehreitung derſelben ſtrafte er mit unerbittlichem gedacht werden. es jest kaum eine wahre lutheriſhe Miſſion geben. Die Ernſte. Daher zeichnete fic fein Heer vor der Mordbande - römiſchen Heere fo aus, daß es allenthalben Urſache aber, daß wir gerade jest an ihn denken, iſt die, daß der kaiſerlich am 9. December ſein 300jähriger Geburtstag iſt. Er iſt mit Freuden und offenen Armen in Deutſchland empfangen wurde. Freilich, nah des edlen Königs Tod wurde das nämlich am 9. December 1594 in der ſchwediſchen Haupt: ſtadt Sto>holm als das erſte Kind Königs Karl des IX. leider auch ‘anders und die ſhwediſchen Heere wütheten Mordbrenner. Schweden war das erſte außerdeutſche Reich, in bald ebenſo ſchauerlih, wie die römiſchen geboren. kam, Regierung zur Jüngling erſt 17jährige welchem Luthers geſegnetes Reformationswerk feſten Fuß Sobald der Uninnere und Kriege durd) ſein faßte. Schon im Jahre 1527 erklärte der König Guſtav I. war er darauf bedacht, ruhen verarmtes Land wieder emporzubringen. Er verſtand die lutheriſche Lehre als Staatsreligion. Er war der Groß es, den widerſpenſtigen Adel zu verſöhnen, die zerſtörten vater Guſtav Adolfs. Erſt zehn Jahre ſpäter folgte Dänemark, Die Mutter Guſtav Adolfs war eine geborene Chriſtine Städte und Dörfer wieder aufzubauen, Landſtraßen hervon Holſtein, ſelbſt ſchon im lutheriſchen Glauben erzogen. zuſtellen und dem Handel und Verkehr neuen Aufſchwung zu geben. Durch glitdlide Siege gegen Polen und RußSo hatte denn der junge Prinz die große Gnade von Gott von lutheriſchen Eltern geboren und er- land geivann er die Oſtſeeprovinzen Kurland, Livland und

a=

erhalten, daß er


94

Dic

WMission=-Tauke.

die Herrſchaft über die Ojtjee, fo daß fein Land bald dic Stellung eines mächtigen und angeſehenen Reiches in Norddeutfdland erlangte. Jm Jahre 1620 trat er mit einer deutſchen Prinzeſſin, Marie Eleonora, der Schweſter des brandenburgiſchen Kurfürſten Georg Wilhelm, in die Ehe, die ſehr glü>lich war, aber leider des Segens eines männlichen Königserben entbehrte. Während Guſtav Adolf mit gliiclidem Erfolg ſein Reich regierte und erweiterte, iwitthete in dem armen Deutſchland ſeit 1618 der 830jährige Krieg. Da die lutheriſchen Fürſten unter ſich ſelbſt uneins waren, fo hatte der röômiſch-katholiſche Kaiſer Ferdinand II. leichtes Spiel, die von ihm beſchloſſene Ausrottung der lutheriſchen Kirche Deutſchlands und die Wiederaufrihtung des Pabſtthums in den lutheriſchen Ländern mit Waffengetvalt auszuführen. Den Anfang machte er mit Niederwerfung“ der Proteſtanten in Vöhmen, wobei ſelbſt der preußiſche Kurfürſt, der Schwager Guſtav Adolfs, ihm hülfreihe Hand leiſtete, 1618. Guſtav Adolf hatte die Vorgänge in Deutſchland ivohl beachtet und mit ſcharfem Auge erkannt, daß der Kaiſer, wenn er in Deutſchland die lutheriſche Kirche ausgerottet haben würde, aud) nad) Dänemark und Schweden ſeine ſiegreichen Heere zu gleichem Zwe>e führen würde. Er entſhloß fid) daher, dem Kaiſer zuvorzukommen und ſeinen bedrängten lutherifden Glaubensbrüdern in Deutſchland mit ſeinem wohlgeübten Heere zu helfen. Seinem ſchwediſchen Reichstag erklärte er, „nicht bloß Hab und Gut, ſon* dern auch die nationale Selbſtändigkeit Schwedens fteht auf dem Spiele. Doch höher noch als dieſe zeitlihen Güter müßte jedem das Kleinod des evangeliſchen Glaubens ſtehen. Den Glauben gälte es zu vertheidigen, wenn es gälte, gegen dieſen Feind das Vaterland zu vertheidigen. Die Abſicht der Katholiſchen ſei allgemein kundig und offenbar. Seit langem wollten fie nichts als Ausrottung und Untergang der rehtgläubigen Evangeliſchen“. Mit großer Begeiſterung wurde der Krieg beſchloſſen und zum Auszug gerüſtet. Schon am 26. Juni, einen Tag nach der hundert_jährigen Uebergabe der Augsburgiſchen Confeſſion, landete der König mit ſeinem Heere an der pommeriſchen Küſte nahe Stettin. Er war der Erſte, der ans Land ftieg. Aber ſobald fein Fuß die deutſche Erde betreten, ſank er nod) in den feuchten Sand nieder auf ſeine Kniee und betete laut folgendes Gebet, das überliefert ivorden iſt: „O Gott, der du über Himmel und Erde, Wind und Meer herrſcheſt, wie ſoll id) dir danken, daß du mich auf dieſer gefahrvollen Reiſe ſo gnädig beſhüßet haſt! Bd) danke dir, und bitte dich, du wolleſt zu dieſer Unternehmung, die id) nicht zu meiner, fone dern allein zu deiner Ehre angefangen habe und zur Ver-

theidigung deiner bedrängten Kirche und zum Troſt deiner

Gläubigen, deinen Segen und deine Gnade verleihen. Du, HErr, der du die Herzen und Nieren prüfeſt, du fenneft die Lauterkeit meiner Abſichten; dich bitte ih, du wolleſt mir bis zu dem Stündlein und Ziele, das von dir beſtimmt iſt, nade geben, um dies dein heiliges Werk auszuführen.

Amen.” Dies Gebet wurde gnädig erhört. Siegreich durch-

zog der König Deutſchland, leider von Seiten der deutſchen evangeliſchen Fürſten, die ihn mit Freuden hätten aufnehmen ſollen, am allermeiſten in ſeinem Kriegszug gehindert. Magdeburg, die Hochburg des Lutherthums damaliger Zeit, fiel nur dadurch dem Tilly in die Hände zu grauſamſter Verwüſtung, weil die Kurſürſten von Sachſen und Brandenburg Guſtav Adolf unverantwortlich den Weg dahin verlegt hatten. Am 11. Mai 1631 war Magdeburg gefallen; am 6. September desſelben Jahres ſtand Guſtav Adolf dem römiſchen Feldherrn Tilly, der in 31 Schlachten Sieger geblieben war und nur cine Schlacht verloren hatte, in Schlachtordnung gegenüber und ſlug denſelben aufs Haupt. Tillys ganzes Heer wurde verſprengt. Jm Frühjahr 1532 kam es am Lechfluß, niht weit von Augsburg, abermal zu einer mörderiſchen Schlacht zwiſchen dieſen beiden ſiegreichen Feldherren, Tilly und Guſtav Adolf, und Gott gab dem leßtern abermal den Sieg. Tilly ſelbſt wurde zum Tode verwundet und ſtarb nach vierzehn Tagen unter entfeslicyen Schmerzen. Sein Heer ivurde gänzlich aufgerieben, und Kaiſer Ferdinand zitterte auf ſeinem Thron um ſein Reich und um das Pabſtthum. Noch einmal aber ſammelte er ein mächtiges Heer unter dem alten, erprobten Führer Wallenſtein, Herzog von Friedland, und am 6. November 1632 kam es zur entſcheidenden Schlacht zwiſchen ihm und Guſtav Adolf bei Lüßen in Sachſen. Vor derſelben hatte der König noh von ſeinem Heere das Lied ſingen laſſen: „Verzage nicht, du Häuflein klein“, das er ſelbſt gedichtet haben ſoll. Dann ging es mit dem Gebetsſeufzer in den Kampf: „Mein JEſu, mein JEſu, hilf mir heute ſtreiten zu deines heiligen Namens Ehre!“ Jn dieſer Schlacht fand Guſtav Adolf den Heldentod, aber ſein Heer erfocht einen entſcheidenden Sieg. Wallenſtein und ſein Heer floh. Nach menſchlichem Dafürs halten war der König zu früh gefallen, niht ſowohl nach ſeinem Alter, obwohl er erſt 38 Jahre alt war, als vielmehr für die Aufgabe, die er ſich geſtellt hatte, — ſeiner lutheriſchen Kirche Freiheit und Sicherheit vor dem römiſchen Antichriſt zu erringen. Aber das Ziel ward doch erreicht, wenn auch erſt achtzehn Jahre ſpäter, und der dann geſchloſſene Friede, 1648, war immerhin ejne Frucht und Folge ſeiner thätigen Hülfe, die er dem lutheriſhen Deutſchland gebracht

hatte.

Go weit man mit Waffengewalt die äußere Macht

des Pabſtthums brechen konnte, fo hat es Guſtav Adolf gethan. Die Macht des fanatiſchen Kaiſers Ferdinand ivar durch ihn gebrochen. Aber welche tiefe Trauer beugte ſein

ſiegreiches Heer nieder, welcher Jammer ergriff das luthe-

riſche Deutſchland, als ſein Tod bekannt wurde! Ja, ein geGottes Kirche der in ihm mit war Großer und Fürſt

ſtorben.

Was Gott durch ihn ſeiner Kirche damals Gutes

nochmals

herausgeriſſen dur

erwieſen, wie er ſie gleichſam aus dem Rachen des Antichriſt dieſen

ſtreitbaren

Gideon,

daran gedenken wir an ſeinem 300jährigen Geburtstage, dafür wollen wir Gott heute nod) mit dankbarem Herzen

loben und preiſen.

D. H.


Die

Missions-Taube.

Wiffiousnadridten. Die Baſeler Miſſion Hat vier verſchiedene Miſſionsgebiete: Jndien, China, die Goldküſte und Kamerun. Zu Anfang dieſes Jahres hatte dieſe Miſſion auf 51 Hauptſtationen 151 Miſſionare, 28,209 Gemeindeglieder und 13,115 Schüler, nämlich: Ju Fndien 23 Stationen, 75 Miſſionare, 11,406 Glieder, 7185 Schüler. Jn China

kämpfen. Jch würde es unaufhörlich bedauern, wenn ih eine Gelegenheit vorübergehen ließe, meiner Bewunderung über dies opferfreudige und hingebende Leben der Miſſionare Ausdrud zu geben, jener Männer, die unter viel Entbehrungen und Anfechtungen ohne eine Ausſicht auf eignen Gewinn in dieſem Lande arbeiten. Solch ein Leben kann uns zum Vorbilde dienen, dem wir alle gern nachfolgen möchten. D. H.

13 Stationen, 22 Miſſionare, 3817 Glieder, 1045 Schüler.

An der Goldküſte

Büdcher-Anzeige.

10 Stationen, 41 Miſſionare, 12,074

Glieder, 3388 Schüler. Jn Kamerun 5 Stationen, 13 Miſſionare, 912 Glieder, 1497 Schüler. Neben den Miſſionaren arbeiten 101 Frauen und 6 Jungfrauen im Dienſte der Miſſion. Die „Brüder-Miſſion“ zählte im vorigen Jahre 54,122 Chriſten. Die Rheiniſche Miſſion zählte im vorigen Jahre 53,816 Chriſien. Die Berliner Miſſion T zählte im vorigen Jahre 52,660 Chriſten. Die Engliſch-kirhliche Miſſion zählte im vorigen Jahre 200,484 Chriſten. C. S. Aus der Africauiſhen Miſſion werden mehrere Todes- fälle gemeldet. Dr. Smythies, Biſchof der UniverſitätenMiſſion, erkrankte am Fieber und verließ am 4. Mai Sanſibar. Er ſtarb auf der Scerciſe. Miſſionar Würß, von der Neukirchener Miſſion in Britiſch-Oſtafrica, der das Marcus-Evangelium in die Wapokomo-Sprache überſeßzte, ſtarb am 9. Mai am Fieber. Ebenfalls ſtarb am Fieber Dr. Schleicher von der Berliner Miſſion zu Tange. — Ugande. Zur großen Freude der engliſchen Miſſionsfreunde, und hoffentlich zum Segen für die Miſſion, hat England die Schußzherrſchaft über Ugande übernommen.

C. S.

95

Dr.

M.

Luthers

ſämmtlihe

Schriften.

Herausgegeben

von

Dr. J. G. Walch. ILL. Band. Auslegung des Alten Teſtaments, Fortſeßung. Neue revidirte Stereotyp - Ausgabe. St. Louis, Mo. Concordia Publishing House. 1894, Preis: $4.00. Durch Gottes Gnade und die fleißige Feder des unermüdlichen Prof. A. Hoppe ift es dem weltbekannten Concordia-Verlag troy der gedrückten Zeiten möglich geworden, abermal einen Band

von Lu-

thers Werken in der alten vorzüglichen Ausſtattung erſcheinen zu

laſſen. Alle lutheriſchen Chriſten ſollten ſich mit dankbarem Herzen darüber freuen. Denn es iſt eine beſondere Gnade Gottes, daß er Luthern, dieſen Propheten der leßten Zeit, noh einmal aufſtehen und predigen läßt, dur den er das Geheimnis der Vosheit, den Antichriſt, offenbart und damit das lette große Zeichen ſeiner nes

Zukunft zum Weltgericht (2 Theſſ. 2, 3.) erfüllt hat.

Welchen

großen Schah legt Gott damit feiner lutheriſchen Chriſtenheit in den Schooß! Möge ſie Gottes Gnade dankbar erkennen und gebrauchen!

G8 iſt tief zu beklagen, daß dieſe unvergleichlich ſchöne Ausgabe keinen ſolchen Abſah findet, wie fie ihn verdient. Auch dieſer Band hat die beſſernde Hand des Herausgebers erfahren, wie die Vorrede

an vielen Beiſpielen nachweiſt. Sein Jnhalt umfaßt kürzere Auslegungen des 1., 2., 4. und 5. Buches Moſis, meiſt aus früherer Zeit, ſodann der Stelle 2 Sam. 23, 1—7.,

„die lezten Worte Davids“

vom Jahre 1543, welche Auslegung zu den großartigſten gehört, die wir von Luther haben.

Synodalbericht des Kanſas-Diſtricts der Synode von Miſſouri,

Ohio u. a. St. Derſelbe Verlag. Preis: 12 Cents, mit dem köſtlichen Neferat von der Taufe von P. C. F. Gräbner. Shnodalbcridt des Michigan-Diſtricts derſelben Synode in demſelben Verlag.

Preis:

15 Cents, mit dem wichtigen Referat

Einige köſtliche Zeugniſſe über den Segen der Miſſion : über den rechten Gebrauch der Lehre von der Kirche. finden wir in der „Luth. Kirchenzeitung“ Dr. Luthardts : Synodalberiht des Minneſota- und Dakota-Diſtricts derſelben Synode und desſelben Verlags. Preis: 15 Cents; Neferat a. Ein ſolches Zeugnis gibt der kaiſerlihe Gouverneur von Prof. A. Gräbner über das ſechste Gebot. Freiherr v. Schele den Stationen der Brüdergemeinde in Djtafrica, denen er kürzlich einen Beſuch machte. Er ſchreibt Synodalbcricht des Mittleren Diſtricts. Preis: 15 Cents. Referat von Prof. G. Stö>hardt über: Die Miſſouri-Synode, in ſeinem Berichte: Die Aufnahme ſeitens der verſchiedenen eine wahrhaft ev.-luth. Gemeinſchaft, denn fie {öpft alle ihre LehMiſſionare war cine überaus freundliche und es kann nur ren aus dem klaren Schriftwort, und zwar 1. die Lehre von der heiligen Schrift, 2. von der Rechtfertigung, 3. von der Bekehrung, im höchſten Grade anerkannt werden, tvas dieſelben in der 4. von der Gnadenwahl. — Alle dieſe Berichte find fo reich an heil: kurzen Zeit ihres Dortſeins ſchon geleiſtet haben. Ueberall ſamer Lehre, ſo klar und verſtändlich auch für den Einfältigen, fo Troſt, Mahnung, Warnung und EEN, ſo voll ſiegreicher ſind geſunde Wohnhäuſer gebaut, Culturanlagen gemacht voll Waſfen für den Chriſten gegen ſeineFeinde zur Rechten und zur Linund das Verhältnis zu den umwohnenden Einwohnern iſt ken gerade für unſere jest fo verführeriſche und verfucungsvolle dringend genug empfehlen köncin vorzügliches. Jn ihrer Miſſionsthätigkeit gehen fie lang- Zeit, daß wir fie allen Chriſten nicht nen. Keine fegensreidjere Lectüre für die langen Winterabende kann ſam und ſyſtematiſch vor, ſo daß zu hoffen ſteht, daß ſie bei ibnen in die Hände gegeben werden, als dieſe für ihren Umfang fo . gleicher weiterer Arbeit durch eine wirkliche Bekehrung der “überaus billigen Pamphlete. Lutheraner auf das deutſche fiir Eingebornen, die naturgemäß nur ſehr langſam erfolgen Americaniſcher Kalender Jahr den ee Mo. Concordia Publishing House. wird, cine ſegensreiche Wirkſamkeit haben werden.“ Preis: 10 Cents. b. Ein ähnliches günſtiges Zeugnis ſtellte der Miſſion Dies ift der „Miſſouriſhe Kalender“, der die8mal mit einem in Judien der Lieutenant-Gouverneur Sir Charles Elliott hübſchen Chromobild, „JEſus und die zwei Emmaus-Jünger“, ge\<miüid>t ſeinen jährlichen Hausbeſuch autritt. Er enthält neben aus in einer öffentlichen Rede in Calcutta. Er ſagte: „Jeder vortrefflichem Leſeſtoſf die Adreſſen ſämmtlicher Paſtoren, Lehrer und Beamten der ganzen Synodalconferenz und der ſächſiſchen Fret: Negierungsbeamte muß in der edlen Schaar von Miſſionaren kirche, ſowie ein Verzeichnis aller Anſtalten und Zeitſchriften "der: eine Hülfstruppe von dem größten Werthe ſehen, die in der ſelben. „Möge er keine alten Freunde verlieren und viele neue gewinnen! a wirkſamſten Weiſe an unſerer Seite mit den beſten Mitteln

-


96

Die

Wisstonaz-Taruhe.

Erzählungen für die Jugend, 24. Banddjen. Das wüſte Schloß.

St. Louis, Mo. Concordia Pub25 Cents. für die chriſtliche Jugend auf den als Flitter und Gold, 25. und 26. Bändchen. St. Louis, Jugend, Erzählungen für die Mo. Concordia Publishing House. 1894. Preis: 50 Cts. Dies ijt ein Doppelbändchen der lieblichen Erzählungen, welche dieſer bekannte Verlag ſeit. Jahren herausgibt. - Es enthält die wunderſchöne Geſchichte: Chriſt und Jude von K. H. Caſpari, dem Verfaſſer des „Schulmeiſter und ſein Sohn“, das vor zwei Monaten in demſelben Verlag erſchienen und in der „Miſſions-Taube“ No. 10 angezeigt ijt.” Wir ſprachen damals den Wunſch aus, daß

Der Schweden-Schimmel.“ lishing House. Preis: wei hübſche Erzählungen Weihnachtstiſth 3 beſſere Gaben

a

auch

Erzählung

nachfolgen

möge,

und

freuen uns,

dieſen

Wunſch fo bald erfüllt zu ſehen. Es iſt eine höchſt ſpannende, hochintereſſante Geſchichte aus der Zeit der Türkenkriege. Man kann fie nicht aus der Hand legen, bis man ſie zu Ende gelejen hat, und lieſt ſie gerne no< einmal durch. Sie it voll wunderbarer Beipiele von Gottes gnädiger Beivahrung und Errettung aus augenſcheinlicher Todesgefahr. Es wird ſie niemand, jung oder alt, ohne iefe Bewegung des Herzens und mächtiger Stärkung des Glaubens leſen. Möge ſie in die Hände und Häuſer aller unſerer lieben ChriD. H. ſten kommen! Guſtav Adolf und ſein Eingreifen in den dreißigjährigen Krieg. Kurz erzählt von J. F. G. Harders. Milwaukee, Wis.

Northwestern Publishing House.

1894.

Preis: 10 Cents, Dugend 75 Cents, 100 Exemplare $5.00. ae iſt cine kurze, aber ſehr anziehend geſchriebene Geſchichte von Guſtav Adolf, der im dreißigjährigen Krieg von Schweden aus ſeinen lutheriſchen Glaubensbrüdern in Deutſchland zu Hülfe kam und in Gottes Hand das äußere Werkzeug war, ſie von der drohenden Macht des römiſch katholiſchen Kaiſers Ferdinand IT. und den M

zu erretten.

ir wünſchen dem ſchönen und ſo billigen

üchlein die weiteſte Verbreitung. Bildchen von Guſtav Adolf.

Vor dem Titel ijt cin ſchönes O. H.

unſerer aA

Schulkinder in Aufforderung

bed „Kinderblattes“ hat in dieſem lezten

Monat einen ſo erfreulichen

und geſegneten Fortgang genommen, daß zu den 200 Dollars, welche in der lezten Nummer der ra ee Nag quittirt ſind, ſeitdem

noch 700 Dollars gekommen

find, fo daß wir jet 900 Dollars

haben, während täglich noch neue Beiträge einlaufen.

welch köſtliche Frucht das Wort unter den Negern dort geſchaſſt hat,

ſo werden unſere Kinder gewiß auch dafür zu erbarmender Liebe beEndlich noch die Bitte: wollen die Herren Paſtoren wegt werden. und Lehrer ihre Kinder fragen, da vorausfichtlic) ein Ueberſchuß von dem Schulbau in Concord bleiben wird, ob derſelbe für eine

Kapelle in Elon verwandt werden darf?

Denn es iſt billig, daß

unſere eifrigen kleinen Geber auch darin ihre Stimme abgeben dürfen, da es ihr Werk iſt, das ſie unternommen haben. — Nun, daz mit ſei die ſo hocherfreuliche Angelegenheit dem treuen Heilande und

den lieben Brüdern anheimgegeben, damit ruht ſie in guten Händen! Wir haben köſtlichen Beweis dafür. C. J. Otto Hanſer. Durch

P. Bakke erhielt der Unterzeichnete

für

folgende Gaben

die Negerſchule in Concord, N. C. : Von Herrn W. Läſch aus Adrian,

-

- Mich., $2.00; von den Kindern Herrn Scharpers aus Columbia, Ind., 1.50; von P. Ambachers Schulkindern aus Wellſton, Mo., 1.00; von M. E. und H. Wiegener aus St. Ansgar, Jowa, 3.00; von P. Th. Groß aus New Britton, Conn., 1.59; von Herrn F. W. Cif rig aus Freedom, Pa, 2.00; von P. Lohrmann aus Eden Valley,

N. Y., 0.80: von Frau N. N. 30.00; von derſelben für einen beſonderen Zwe 20.00; von Herrn Lehrer A. Sohn aus Beardstown,

Sil, 1.10; endlich vom Jünglings- und Sungfrauen- Verein P. Bate Allen den theuren fes Negergemeinde in Concord, N. C., 15.00.

in Zeit und Ewigkeit!

Gebern Gottes reichſte Gnaden-Vergeltung

C. J. Otto

Hanſer,

1811 S. Sth Str., St. Louis, Mo. Milde Gaben Durch

Paſt. Ph.

S.

für die Negermiſſion : Bluff,

Eſtel, Fountain

von

Jll.,

Peter

Dümumler $1.00. Durch Kaſſirer Theo. H. Menk, St. Paul, Minn., 85.76. Durch Kaſſirer H. Bartling, Addiſon, Jll., 28.55, 56.25 und 53.59.

Durch Kaſſirer H. H. Meyer, St. Louis, Mo., 351.48.

Durch

Kaſſirer G. E. G. Küchle in Milwaukee, Wis., 55.10. Durch Paſt. C. Aug. Lederer, Saline, Mich., von F. Wiedmann 2.00. Dur

Quittung und Dank. Die Sammlung

richten würden! Nicht ift die Meinung, daß die Kinder, dic bereits gegeben haben, nochmals angeſprochen werden ſollten. Nein, nur dies, daß die noch nicht gegeben haben, gebeten ſeien, auch ihr ScherfWenn ihnen vorgeleſen wird, lein zu dieſem Zwecke darzureichen.

Gott ſei Lob

und Dank, der ſein Wort zu ſo ſeliger Frucht in die Herzen unſerer lieben Chriſtenkinder hat kommen laſſen! Er wolle dieſe kleinen cif: rigen Diener ſeiner lieben Kirche mit reichen Gaben ſeines Heiligen Geiſtes begnaden und fie alle aufwachjen laſſen als fruchtbare Bäume der Gerechtigkeit! — Den theuren Herren Paſtoren und Lehrern aber, die ihre lieben Schulkinder zu ſo reichem Liebedivert erwec>t haben, diene Folgendes zur Nachricht. Der erſte Koſtenanſchlag von 600 Dollars für das Schulhaus war fo geſeßt, daß nur das allernothdürftigſte Gebäude damit errichtet werden fonnte. Dazu ruhte noch eine Schuld von 300 Dollars auf dem Lande, auf welchem “ die Schule gebaut werden ſoll und die alte ſteht, Dieſe Schuld haben wir jest vorerſt abgetragen und ſehen uns in der glücklichen Lage, mit dein noch vorhaudenen Gelde ein ſolideres Schulhaus bauen zu können, deſſen Plan der Commiſſion in ihrer lezten Sißung bereits vorlag und von ihr gebilligt wurde, das aber 900 Dollars koſtet. Wenn aber der Unterzeichnete von nur 900 Dollars redet, ſo meint er damit die Gaben, die bei ihm eingegangen ſind. Außerdem ſind

Kaſſirer D. H. Flöring in Omaha,

Nebr., 69.30.

Durch Paſt. A.

Bäpler von Auguſt Harder, Ft. Smith, Ark., 5.00. Durch Paſt. 10.00. L. Junker in Eißen, Minn,, Collecte ſeiner ESS

Durch Ind., 384.22. Durch Kaſſirer C. A. Kampe, Fort Wayne, Durch Kaſſirer Kaſſirer Theo. H. Menk, St. Paul, Minn., 89.64.

H. Knorr in Detroit, Mich., 90.54.

Durch Kaſſirer C. Spilman in“

Baltimore, Md., 152.25. Summa $1434.68. pee die Negerfirde in New Orleans:

G. E. G. Küchle, Milwaukee, Wis., 9.40.

Durch

Kaſſirer

Durch Kaſſirer H. Bart-

ling, Addiſon, Sil, 5,00. Durch Kaſſirer H. Knorr von den Schulkindern in Maniſtee, Mich., 3.06. Summa $17.46.

Für die Negerſchule in Concord: Durch Lehrer Theo. Mertens, Joliet, Sil, von ſeinen Schulkindern 2.00. Durch Kaſſirer H. Bartling, Addiſon, Jll., 74.79, 53.01 und 17.17. Dure) Kaſſirer

H. H. Meyer, St. Louis, Mo., 19.46. Durch Kaſſirer G. E. G. Küchle, Paſt. E. Klawitter, Minden, Nebr., Milwaukee, Wis., 26.69. A

von ciner Leſerin des „Kinderblattes“, .25 und von ihm ſelbſt 1,00. Durch Kaſſirer H. Knorr

in Detroit, Mich., von den Schülern in

Maniſtee 5.00. Durch Paſt. E. Schulze, Ruma, Jll., Collecte ſeiner Durch

Gemeinde, 45.15.

Kaſſirer C. Spilman,

Valtimore, Md.,

26.29. Von N. N., Jackſonville, Ill, 1.00. Durch Paſt. G. Groh von den Schulkindern in Gorman, Minn., 1.30 und von den Schule kindern in Perham, Minn., 1.04. Summa $274.15. St. Louis, Mo., den 22. November 1894.

A. C. Burgdorf,

Kaffirer.

Der Preis für ein

en:

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Die „Miſſlous- Taube‘? erſcheint einma l monatlich. Jahr in Vorausbezahlung mit Porto iſt folgender: $ .25 1 Exemplar. 10 Exemplare. 2,00 25

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