Fischer/Widmer, Ameisenlöwe

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AmeisenlÜwe & Zimbelkraut Tier- und Pflanzenporträts aus der Stadt

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F端r Berta und Fritz

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Ameisenlöwe & Zimbelkraut Beat Fischer • Karin Widmer

Tier- und Pflanzenporträts aus der Stadt

Haupt Verlag Bern Stuttgart • Wien •

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Dieses Buch wurde durch folgende Institutionen unterstützt: Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern, Abteilung Naturförderung Bernische Botanische Gesellschaft Bundesamt für Umwelt (BAFU), Abteilung Arten, Ökosysteme, Landschaften Burgergemeinde Bern Der Bund, Bern Parrotia-Stiftung, Zürich Stiftung Vinetum, Biel

Amt für Landwirtschaft und Natur Abteilung Naturförderung

Texte: Beat Fischer, Bern (fischAIR@bluewin.ch) Illustrationen: Karin Widmer, Wabern (www.hookillus.ch) Gestaltung und Satz: Karin Widmer und Urs Lanz, Wabern Lektorat: Peter Schmid, Bern 1. Auflage: 2011 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-258-07646-1 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2011 by Haupt Berne Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Printed in Germany www.haupt.ch

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Inhalt

Inhalt Geleitwort Die Stadt als Lebensraum Lebensräume in der Stadt

Frühling

Frühlingsbeginn mit Winterling Lebensabschnittspartner für eine Saison Goldgelbe Frühlingspracht Die große Wanderung Betrug im Blumenreich Der Baumakrobat Der Wasserakrobat Raffinierte Bestäubungsstrategie Paarungsfreudig in den Frühling Starker Duft aus dem Wald Die Königin fliegt Nasenbär auf Rotbuchen Partystimmung im Blütenstand Fliegen wie ein Kolibri Heimliche Feinschmecker Die schwimmende Jägerin

Sommer

Pfeilschneller Luftakrobat Farbenfroher Lauerjäger Halbparasit als Friedhofsschmuck Ein Räuber, der auf Sand baut Liebespfeile beim Liebesspiel Zauberhaftes Wettleuchten Das besondere Zuckerbonbon Zirpen für Weibchen und Rivalen Gesellige Samenpicker Die Giftbombe aus dem Asphalt Jägerin der Nacht Vom Wesen ohne Beleg Nobelpreiswürdige Lästlinge Die perfekte Kulturfolgerin Aufblühen in der Dämmerung Nicht blind, aber scheu Zeze-zeze-zeze

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Inhalt

Herbst

Von der Dunkelheit angezogen Ungenießbar dank Senfgeschmack Die friedfertige Wespe Eine blaue Blume als Zeitmesser Berühren erwünscht Bizarre Kugel am Rosenbusch Hausbesetzer im Vogelheim Bittere Arznei für Rösser Orangefarbene Verführung Der schmatzende Weiberheld Ein Hauch von Tropen im Wald Ein Speisepilz, der Menschen besiedelt Für Vögel und Volkshelden Rote Schneebälle als Notration Fuchs, du hast die Gans gestohlen

Winter

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Winterschmuck für die Vögel Ein Gast aus dem hohen Norden Begegnung der unheimlichen Art Zauberstab und Spazierstock Leben zwischen Pflastersteinen Extremist an der Hausmauer Brummender Weltenbummler Die flinken Blutsauger Frostharter Frühblüher Putzmunter in der kalten Jahreszeit Gift für die Feinde Solons Vom Winde verweht Der begnadete Trommler

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Literaturverzeichnis Dank Register

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Geleitwort 7

«Die Stadt selbst ist unangenehm, dagegen rings umher eine unaussprechliche Schönheit der Natur.»

Die Leiden des jungen Werther – Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Dichter und Naturbeobachter

Liebe Naturfreundinnen, geschätzte Naturliebhaber Johann Wolfgang von Goethe war ein begnadeter Naturbeobachter. Zeit seines Lebens war er bestrebt, die Natur in ihrem Gesamtzusammenhang zu erkennen. Er sah sie in einem ständigen Wandel und führte die verschiedenen Pflanzenarten auf eine gemeinsame Grundform zurück, die «Urpflanze», aus der sich sämtliche Arten entwickelten. In seinen Dichtungen spielt die Natur eine wichtige Rolle, so auch im Roman «Die Leiden des jungen Werther». Werther entflieht als junger Mann dem Stadtleben, das er als unangenehm und naturfern empfindet, und genießt das Umherstreifen in der freien Natur. In ihr fühlt er sich wohl, er bezeichnet sie gar als paradiesisch, da sie eine alles umfassende Harmonie repräsentiert. Doch auch die Stadt lebt. Sie beherbergt unzählige spannende Naturaspekte. Obwohl es oft hektisch und laut zu und her geht, der Boden versiegelt und die Luft verschmutzt ist, bietet die Stadt einer Vielzahl von Pflanzen, Tieren, Pilzen, Flechten und Moosen einen Lebensraum. Diese leben in einer Wechselwirkung und gedeihen oft unscheinbar mitten unter uns. Beim genauen Hinsehen offenbaren sie uns ihre faszinierenden Lebensweisen, ihre kuriosen Geheimnisse sowie ihre enorme Anpassungsfähigkeit.

des Autors. Diese wurden überarbeitet, ergänzt und aktualisiert. Im Jahr 2010 streifte auch die Illustratorin durch die Gassen, Gärten, Parkanlagen, Wiesen, Wälder und Friedhöfe der Stadt Bern und beobachtete alle porträtierten Organismen, um sie danach bildlich festzuhalten. In gemeinsamer Arbeit ist ein Werk entstanden, das einen Einblick in die Vielfalt, die Schönheit und die Besonderheiten der Stadtnatur gewährt. Dieses Buch soll Sie zum Beobachten animieren, Ihre Neugier wecken und Sie zum Staunen bringen auf Ihren Entdeckungsreisen durch den Lebensraum Stadt. Wir wünschen Ihnen dazu offene Augen, gespitzte Ohren und viel Vergnügen!

Beat Fischer und Karin Widmer Bern, im Frühling 2011

Das vorliegende Buch hat eine längere Vorgeschichte: In den Jahren 2005 bis 2009 erschien in der Berner Tageszeitung «Der Bund» die monatliche Kolumne «Fischers Naturkabinett» mit Texten

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8 Die Stadt als Lebensraum

Die Stadt als Lebensraum Der Mensch ist der prägende Bewohner einer Stadt. Ohne ihn gäbe es diesen künstlichen Lebensraum nicht. Er gestaltet die Stadt, welche durch Sandsteinhäuser, Betonblocks, Asphaltstraßen, Stahlkörper oder Glasfassaden geprägt wird und dadurch geradezu als Inbegriff der Un-Natürlichkeit gilt.

Nicht nur Verkehr, Lärm und Abgase, auch der versiegelte Boden und der ständige Wandel machen den städtischen Raum zu einem «harten Pflaster» für Tiere, Pflanzen, Flechten und Pilze. Dennoch kann die Artenvielfalt in Städten immens sein. Oft ist sie sogar größer als auf einer vergleichbaren Fläche im landwirtschaftlichen Umfeld, da anders als bei dieser auf den städtischen Grünflächen kein Produktionsdruck besteht. Die Stadt beherbergt ein vielfältiges Mosaik von kleinräumigen Strukturen: Sträucher,

Bäume, Rasenflächen, Hecken, Parks, Gärten und Ruderalflächen sind eng verzahnt mit Wohnsied­ lungen, Einfamilienhäusern, Holzschuppen oder Bürokomplexen und Industriebauten. All diese Lebensräume bieten unterschiedlichen Organismen eine Fülle von ökologischen Nischen. Im Vergleich mit ihrer ländlichen Umgebung weisen Städte weitere Besonderheiten auf, wie beispiels­weise Klima, Lärm, Schadstoffe oder künstliches Licht, welche die Lebensbedingungen für Flora und Fauna bestimmen.

Klima Städte sind Wärmeinseln. Das Stadtklima ist in der Regel wärmer und trockener als jenes im Umland. Die Gründe liegen in der dichten Bebauung, der Versiegelung der Böden und der fehlenden Vegetation. Niederschläge fließen rascher ab, und die Verdunstung ist größer. Besonders im Winterhalbjahr ist die Erwärmung beträchtlich: Je tiefer die Außentemperaturen, desto mehr wird in den Gebäuden geheizt. Der Unterschied zwischen Innenstadt und freiem Umland kann in der Nacht bis zu zehn Grad betragen. Etliche Tierarten siedeln sich in der Stadt an, da sie dort genügend warme

und geschützte Überwinterungsplätze vorfinden. Viele Kleinvögel, wie Meisen oder Bachstelzen, überstehen lange, frostige Winternächte, indem sie sich oft in Schwärmen mitten in der Stadt versammeln und sich einen warmen Schlafplatz in einem Baum suchen. Für Pflanzen spielen die Temperaturunterschiede in der kalten Jahreszeit nur eine geringe Rolle, da sie in ihrer Winterruhe verharren. Allgemein finden sich mehr wärmeliebende Organismen in den Städten. Dagegen meiden Arten mit engen Feuchtigkeitsansprüchen, wie beispielsweise Amphibien, die intensiv bebauten Innenstädte.

Phänologie Unter Phänologie versteht man die im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstumsund Entwicklungserscheinungen der Lebewesen. Diese werden stark durch die Lufttemperatur beeinflusst. Aufgrund des wärmeren Stadtklimas setzen das Wachstum der Pflanzen und die Aktivität der meisten Tiere deutlich früher ein

und ziehen sich im Herbst länger hin als in der ländlichen Umgebung. So blühen Bäume, Sträucher und Krautpflanzen in den Innenstädten eher als ihre Artgenossen in den Außenbezirken. Es wurde beobachtet, dass die Blütezeit eine Woche früher beginnt, wenn die Temperatur um ein Grad höher liegt.

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Die Stadt als Lebensraum 9

Schadstoffe Straßenverkehr, Heizungen und Industrie produzieren viele Schadstoffe, welche die Zusammensetzung der Luft in einer Stadt verändern. Da aufgrund der engen Bebauung weniger Wind auftritt und der Luftaustausch eingeschränkt ist, reichern sich die Luftschadstoffe an. Auf diese reagiert nicht nur der

Mensch empfindlich, sondern auch Tiere und Pflanzen, wie beispielsweise Flechten, welche die in der Luft enthaltenen Nähr- und Schadstoffe nahezu ungefiltert aufnehmen. Das Resultat ist eine massive Verarmung der Flechtenvielfalt in stark belasteten Städten.

Lärm Die größten Lärmquellen in einer Stadt bilden die rege Bautätigkeit sowie der stetig zunehmende Straßen-, Eisenbahn- und Flugverkehr. Beim Menschen kann zu viel Lärm gesundheitliche Schäden bewirken. Daher sind für unsere Lebensqualität Ruheorte sehr wichtig und wertvoll. Demgegenüber stören sich viele Tiere kaum am Lärm. Dies hat unter anderem mit den unterschiedlichen Wahrnehmungsfähigkeiten zu tun: Lärm wirkt sich auf jede Tierart anders aus. Zudem kommt in der Natur unregelmäßiger und nicht vorhersehbarer

Lärm immer wieder vor – wegen eines Donnerschlags in Panik zu verfallen und das Nest mitsamt den Jungen zu verlassen, wäre für Tiere ein folgenschwerer Fehler. Die enorme Lärmresistenz einiger Vögel ist dennoch bemerkenswert: Straßentauben nisten oft im Dachgebälk von Bahnhöfen oder an stark befahrenen Straßen. Und auf dem Gelände des Münchner Flughafens, wo die metallenen Riesenvögel ständig unter ohrenbetäubendem Lärm starten und landen, existiert eine der größten Brutpopulationen der Feldlerche in Mitteleuropa.

Künstliches Licht Unter natürlichen Bedingungen sind Mond und Sterne die einzigen nächtlichen Lichtquellen. Doch in einer Stadt dominieren Straßenlampen, Reklametafeln, Flutlichter oder gar Skybeamer. Dies ermöglicht es zwar uns Menschen, die Nacht zum Tag zu machen, für viele Tiere jedoch bedeutet diese Lichtverschmutzung ein enormes Problem. Vor allem Insekten werden von den künstlichen Lichtquellen magisch angezogen. Sie geraten in endlose, energieverzehrende Schwirrflüge, mit dem Ergebnis, dass viele von ihnen an

den heißen Leuchten verbrennen oder in deren Umgebung verenden. Auch auf Zugvögel wirkt sich das Kunstlicht störend aus. Sie orientieren sich auf ihrem nächtlichen Flug unter anderem an den Sternen. Doch vor allem bei schlechter Sicht werden sie durch die künstliche Beleuchtung von unten angezogen. So kann es vorkommen, dass sie – ähnlich einem Insekt im Lichtkegel – die Orientierung verlieren und stundenlang, oft bis zur völligen Erschöpfung, um die Lichtquelle kreisen.

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10 Lebensräume in der Stadt

Lebensräume in der Stadt In einer Stadt finden sich unzählige Lebensräume. Oft sind sie miteinander vernetzt, und die sie verbindenden Korridore tragen zur Verbreitung der Organismen bei. Einige typische Lebensräume der Stadt, insbesondere spezielle Kleinstbiotope, werden im Folgenden kurz vorgestellt.

Wald Stadtnahe Wälder waren früher wichtige Energielieferanten. Daher verfügen sie meist über ein dichtes Wegnetz und sind stark erschlossen. Auch heute noch spielt die Holzproduktion eine wichtige Rolle, doch die Bewirtschaftung erfolgt oft naturnah. Zudem werden stadtnahe Wälder vom Menschen rege als Naherholungsgebiete genutzt. Er sucht Entspannung, sportliche Betätigung oder Natur­ erlebnisse. Die vermehrten Freizeitaktivitäten haben auch ihre Schattenseiten, da kaum Ruhe einkehrt und empfindlichen Tieren, wie beispielsweise dem Baummarder, die Rückzugsmöglichkeiten fehlen.

Hecke Hecken sind dichte, wenige Meter breite Gehölzstreifen, die wichtige Verbindungskorridore darstellen. Eine ökologisch wertvolle Hecke setzt sich in der Kernzone aus verschiedenen einheimischen Baum- und Straucharten zusammen und weist einen breiten vorgelagerten Saum mit Kräutern auf. Dank der vorhandenen Arten- und Strukturvielfalt bietet sie einer großen Zahl von Tieren einen idealen Lebens- und Rückzugsraum. Hingegen haben Hecken aus standortfremden Ziergehölzen für die einheimische Fauna nur eine untergeordnete Bedeutung, da sie beispielsweise für viele Insekten nicht verwertbar sind.

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Lebensräume in der Stadt 11

Wiese Da in den städtischen Gebieten der landwirtschaft­ liche Bewirtschaftungsdruck eher gering ist, sind hier die Wiesen oft wenig gedüngt und zeichnen sich durch eine große Artenvielfalt aus. Trocken­ wiesen beispielsweise beherbergen eine attraktive Flora und bieten vielen Tieren eine Nische. Eine intensive Nutzung der Wiesen bewirkt hingegen eine starke, kaum rückgängig zu machende Verarmung der Artenvielfalt. Stehendes Gewässer Die stehenden Gewässer umfassen ein breites Spektrum, vom großen See bis zu Tümpeln, Teichen und Weihern. Diesen Kleingewässern ist gemeinsam, dass sie nur eine geringe Wassertiefe aufweisen, bis zum Grund vom Sonnenlicht durchflutet werden und sich daher relativ rasch erwärmen können. Viele Tierarten, wie Frösche, Kröten, Molche, Libellen und andere Insekten, deren Larvenentwicklung im Wasser stattfindet, sind für ihren Fortbestand von solchen Kleingewässern abhängig.

Fließgewässer Im Gegensatz zu stehenden Gewässern haben Fließgewässer eine ständige Strömung. Sie bilden ein Netz aus linearen Elementen, die räumlich und funktionell miteinander verbunden sind. Natürliche oder renaturierte Bäche und Flüsse werden von speziell angepassten Organismen bewohnt. Damit sie nicht vom Wasserstrom erfasst und abgetrieben werden, verfügen sie über besondere Hafteinrichtungen und einen strömungsgünstigen Körperbau oder haben spezielle Verhaltensweisen entwickelt, wie das Verstecken im Strömungs­schatten von Steinen. Verbaute Fließgewässer bieten hingegen nur einen monotonen Lebensraum, und auch ihre Selbstreinigung ist stark vermindert.

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12 Lebensräume in der Stadt

Parkanlage Parkanlagen sind vom Menschen gestaltete größere Grünflächen und dienen in erster Linie der Erholung. Kennzeichnend sind offene Flächen, die sich mit markanten Einzelbäumen abwechseln. Dazwischen finden sich Gebüsche, Wiesen oder Gewässer, die hauptsächlich durch einheimische Pflanzen geprägt sind. Parkanlagen bieten etlichen Tieren einen wertvollen Rückzugs- und Lebensraum.

Obstgarten Ein traditioneller Obstgarten wird durch frei stehende Obstbäume, Gebüsche und eine geschlossene Krautschicht geprägt. Diese halboffene Landschaftsstruktur bietet vielen Tieren einen idealen Lebensraum. Insbesondere seltene und gefährdete Brutvögel finden hier passende Lebensbedingungen. Der Einsatz chemischer Schädlingsbekämpfungsmittel kann allerdings dazu führen, dass die Artenvielfalt drastisch geschmälert wird.

Garten Gerade in der Stadt bietet ein Garten dem Menschen einen idealen Rückzugs- und Erholungsraum, sei es als Nutz-, Zier- oder Naturgarten. Letzterer zeichnet sich aus durch eine Vielfalt an einheimischen Gehölzen, Krautpflanzen oder regionalen Beerensorten sowie verschiedene Kleinstrukturen, wie Ast- und Komposthaufen oder Einzelbäume. Insekten, Vögel und Amphibien finden hier einen idealen Unterschlupf und ein attraktives Jagdrevier. Somit hat ein Naturgarten für die Biodiversität eine enorm wichtige Bedeutung. Demgegenüber bieten Gärten mit fremdländischen Ziersträuchern den einheimischen Tieren nur wenig Nahrung und verminderte Nutzungsmöglichkeiten.

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Lebensräume in der Stadt 13

Rasen Rasen betreten verboten: Dieser Hinweis findet sich oft auf den sattgrünen, kurz geschnittenen Rasenflächen in einer Stadt. Dank seiner dichten Vegetationsdecke aus verschiedenen Gräsern eignet sich der Rasen aber geradezu für eine Nutzung als Spiel- oder Gebrauchsfläche. Sofern keine Unkrautbekämpfungsmittel eingesetzt werden, etablieren sich niedrig wachsende, tritt- und schnittverträgliche Kräuter und vermehren so den ökologischen Wert.

Friedhof Friedhöfe gelten als Oasen der Stille. Mit ihren wertvollen Grünflächen bilden sie einen Ausgleich zum verdichteten Umfeld. Auf den Grabstätten gedeiht oft eine Vielzahl von Ziergehölzen, doch werden städtische Friedhöfe vermehrt auch naturnah gestaltet. Sie zeichnen sich durch einen Reichtum an verschiedenen Kleinlebensräumen aus: Alte Friedhofsmauern, Rasen- und Wiesenflächen, einheimische Gehölze und Baumgruppen, Wegränder und Komposthaufen bilden ein verzahntes Mosaik und bieten den Organismen einen attraktiven Lebensraum.

Natursteinmauer Sofern sie nicht mit Zementmörtel verputzt sind, stellen Natursteinmauern wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere dar. Mit ihren zahlreichen Ritzen, Hohlräumen und Fugen gewähren sie vielen Tieren Versteck- und Unterschlupfmöglichkeiten. Durch Verwitterung oder durch Windeintrag sammelt sich in den Hohlräumen Feinerde an, was es zahlreichen Pflanzen ermöglicht, sich anzusiedeln.

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14 Lebensräume in der Stadt

Dach Dächer sind der prallen Sonne ausgesetzt und weisen nebst starken Temperaturunterschieden auch sehr trockene Verhältnisse auf. Daher vermögen nur wenige, speziell angepasste Flechten, Moose und Pflanzen diesen extremen Lebensraum zu besiedeln. Dachbegrünungen in städtischen Siedlungen fördern die Artenvielfalt. Kleine Nischen und Höhlen in alten Dächern bieten oft einen Ruhe- oder Schlafplatz für Tiere, etwa Fledermäuse und Vögel, und sind ein Ersatz für fehlende natürliche Baumhöhlen.

Ruderalfläche Als Ruderalflächen werden offene Flächen bezeichnet, die vorübergehend der menschlichen Nutzung oder Bewirtschaftung entzogen werden. Dabei handelt es sich um Aufschüttungen, Bauplätze oder brachliegende Industrieareale. Der steinige Boden weist nur eine geringe Humusschicht auf, ist nicht stabil und kann schnell austrocknen. Nur angepasste Pionierarten ertragen solch extreme Bedingungen. Daher ist die Vegetation nur lückenhaft ausgebildet. Ruderalflächen bieten vor allem wärmeliebenden Insekten und Reptilien einen idealen Lebensraum.

Gleisschotter Die Schienen und Schwellen der Bahngleise sind in einem mächtigen, groben Schotterbett eingelagert. Dadurch fließt das Niederschlagswasser in relativ kurzer Zeit in tiefere Bodenschichten. Zudem ist die Sonneneinstrahlung intensiv. Gleisschotter ist kein natürlicher Lebensraum, hat jedoch Ähnlichkeit mit natürlich vorkommenden Rohböden, wie Kiesbänken oder Geröllhalden. Daher wird er von Vertretern dieser einheimischen Lebensräume besiedelt. Besonders einjährige Pflanzen, die ihren kompletten Lebenszyklus in nur wenigen Wochen durchlaufen, überleben an diesem extremen Standort.

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Lebensräume in der Stadt 15

Wegrand An Wegrändern überleben nur trittresistente und niederliegende Pflanzen. Sie haben sich an die wiederkehrenden mechanischen Störungen auf verschiedene Weise angepasst: Bildung flacher Rosetten, Kriechwuchs, Ausläuferbildung, kurzer Lebenszyklus, große Samenproduktion, Verbreitung durch Wind und Tiere. Oft findet sich in diesem Kleinstlebensraum eine vielfältige Fauna mit Laufkäfern, Heuschrecken, Grabwespen, Bodenspinnen, Bienen und Ameisen.

Pflastersteinritzen Ein Leben zwischen Pflastersteinen ist nur ganz speziellen Organismen möglich. Sie müssen sowohl gegen Tritt und Befahren unempfindlich sein als auch gegenüber ungünstigen Lebensbedingungen: Diese Kleinstlebensräume sind der prallen Sonne ausgesetzt, füllen sich bei Regen mit Wasser, trocknen aber aus Mangel an Humus relativ schnell aus. Dafür ist der Boden dank Straßenschmutz und Abfällen nährstoffreich. Nur einige Moosarten und kleinwüchsige Pflanzen haben sich hier angepasst und vermögen sich zu behaupten. Sie haben sehr elastische und doch feste Blätter und Stängel, sie blühen und fruchten, wenn die Bedingungen gerade günstig sind, und ihre Samen bleiben an Schuhen oder Reifen hängen und werden so verbreitet.

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FRÜHLING

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18 Frühling

Frühlingsbeginn mit Winterling Die Pflanzenwelt erwacht. Die ersten Frühblüher sprießen aus dem Waldboden und präsentieren ihre farbige Blütenpracht. Sie haben ihren Rhythmus genau auf die Zeit eingerichtet, in der es nicht mehr so kalt ist, aber noch viel Licht auf den Boden fällt. Dabei zehren sie von ihren in Zwiebeln, Knollen oder Wurzelstöcken angelegten Energiereserven. Einer davon ist der Winterling (Eranthis hyemalis).

Der Winterling zählt zu den ersten Frühlingsblühern und bricht nicht selten auch durch die Schneedecke. Die bis zu 15 Zentimeter hohen Pflanzen gedeihen oft in Parkanlagen und in Gärten und bedecken teppichartig den Boden. An einem sonnigen Tag leuchten ihre gelben, wie kleine Parabolspiegel angeordneten Blüten intensiv. Dabei treibt aus einem knolligen Wurzelstock jeweils nur eine einzige, gelbe Blüte, welche meist aus sechs Blütenblättern besteht. In ihrem Zentrum befinden sich sechs weibliche Fruchtblätter, die von zahlreichen männlichen Staubblättern umgeben sind. Dicht unterhalb der Blüte sind drei grüne, handförmig geteilte Hochblätter angeordnet. Als Besonderheit wachsen zwischen den Blütenblättern und den Staubblättern gestielte, tütenförmige Nektarblätter. Sie stellen eine Sonderform von unfruchtbaren Staubblättern dar, welche im Laufe der Evolution umfunktioniert wurden und nun den bestäubenden Insekten das begehrte Zuckerwasser anbieten. Angelockt vom strahlenden Gelb und einem süßen Duft, besuchen Fliegen und Bienen die Blüten. Der Nektar ist aber nur den Bienen zugänglich, weil dafür ein mindestens zwei Millimeter langer Rüssel erforderlich ist. Die Blüten des Winterlings sind nur bei schönem Wetter geöffnet. Abends sowie bei kalter und trüber Witterung schließen sie sich und bilden eine schützende Kuppel. Dies beruht auf einem vor allem durch Temperaturänderungen gesteuerten

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Wachstumsprozess: Wächst die Unterseite stärker, schließt sich die Blüte, wächst die Oberseite stärker, öffnet sie sich. Nach erfolgreicher Bestäubung – auch eine Selbstbefruchtung ist möglich – reifen die mehrsamigen Früchte im Mai. Sie sind wasserabstoßend und ähneln einem schaufelartigen Gebilde. Beim Aufschlag von Regentropfen werden die Samen ausgeschleudert und dann durch das Regenwasser weiter ausgebreitet. Bei heftigem Regen ist eine Schleuderweite von 40 Zentimetern möglich. Da die Samen nahrhafte Anhängsel besitzen, werden sie auch von Ameisen verschleppt. Diese essen nur die Samenanhängsel und tragen so ebenfalls zur Verbreitung der Pflanze bei. Die ursprüngliche Heimat des Winterlings liegt in Südeuropa. Von Südfrankreich bis nach Bulgarien wächst er in feuchten Laubwäldern, Gebüschen oder Weinbergen. Erst im 16. Jahrhundert kam er als Gartenzierpflanze nach Mitteleuropa. In Basel wurde er 1630 erstmals als Herbarpflanze notiert. Seither verwildert er spontan aus den Gärten und hat sich in Mitteleuropa eingebürgert. Der Winterling gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse und ist stark giftig. Vor allem die Knolle enthält Glykoside, die Herzbeschwerden verursachen können. Der Genuss kann aber auch zu anderen Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Atemnot führen.

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Winterling 19

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20 Frühling

Lebensabschnittspartner für eine Saison Die ersten Vögel sind bereits aus ihren südlichen Winterquartieren zurückgekehrt. Zu ihnen gehört auch ein anmutiger Jäger, der im Flug den langen Hals einzieht und im Vorfrühling sein Nest in den hohen Baumwipfeln baut: der Graureiher (Ardea cinerea).

Graureiher sind unverkennbar. Die Oberseite der fast storchengroßen Vögel ist grau, ihre Unterseite weiß, die Schwungfedern sind schwarz. Ihr markanter Hals ist weißlich. Vom Auge bis zum Hinterkopf zieht sich ein schwarzer Streifen, der in zwei langen Nackenfedern endet. Beide Geschlechter sehen gleich aus. Graureiher sind tag- und dämmerungsaktiv. So lassen sich die langbeinigen Stelzvögel oft einzeln oder in kleinen Gruppen bei der Nahrungssuche entlang von Gewässern und auf Feldern beobachten. Der grazile Jäger schleicht durchs seichte Wasser oder lauert mit eingezogenem Hals auf seine Beute. Erspäht er ein Opfer, so schnellt sein dolchförmiger Schnabel blitzartig vor. Hauptsächlich lebt er von Mäusen, Insekten, Fischen, Fröschen und Reptilien. Dabei wird die Beute ohne Weiteres lebend verschluckt. Der Graureiher ist der häufigste Reihervogel in Mitteleuropa. Etwa die Hälfte des Bestandes überwintert bei uns. Die andere Hälfte zieht ins Mittelmeergebiet, vor allem nach Südfrankreich. Rechtzeitig zur Brunftzeit im Februar/März kehren sie zurück. Dann sucht sich das noch alleinstehende Männchen einen geeigneten Nistplatz aus und beginnt mit dem Nestbau. Wenn möglich bezieht es wieder den alten Horst vom Vorjahr. Die Graureiher gelten gemeinhin als nicht sonderlich geschickte Baumeister. Dennoch trotzen ihre Nester auch starken Stürmen. Lassen sich nun paarungswillige Weibchen sehen, setzt ein Imponiergehabe mit verschiedenen Facetten ein: Drohungen, Schnabelgefechte oder Tanzspiele, bei denen das Männchen mit hoch-

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gerecktem Hals den Schnabel in die Höhe richtet. Ist die Paarbildung beendet, erfolgt die Begattung. Das Männchen setzt sich auf das Weibchen, welches sich mit angehobenem Hinterleib und vorgestrecktem Hals hingehockt hat. Flügelschlagend wird die Begattung vollzogen. Graureiher führen eine monogame Saisonehe. Beide Geschlechter brüten die vier bis fünf Eier gemeinsam aus. Im Alter von 45 bis 55 Tagen sind die Jungen flugfähig. Sie bleiben aber in der Nähe der Eltern und ziehen mit ihnen im Herbst in den Süden oder überwintern gemeinsam im Revier. Die Sterblichkeitsrate der Jungtiere ist während der Nestzeit sehr hoch: In den ersten sechs Monaten sterben rund 70 Prozent. Der älteste nachgewiesene beringte Graureiher erreichte ein Alter von 35 Jahren und einem Monat. Stammesgeschichtlich entwickelten sich Reiher vor langer Zeit. Fossile Funde zeigen, dass bereits vor 50 Millionen Jahren reiherähnliche Vögel lebten, und in westeuropäischen Höhlen entdeckte man 20 000 bis 30 000 Jahre alte Reiherknochen. Lange Zeit wurde der Graureiher als Fischereischädling verfolgt. Auch die Trockenlegung ausgedehnter Feuchtgebiete führte zu einer massiven Dezimierung. Dank umfassender Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise einem Jagdverbot, erholte sich der Bestand. Heute ist der Graureiher weit verbreitet und kommt von Europa bis nach Ostasien und Südafrika vor.

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22 Frühling

Goldgelbe Frühlingspracht Als Tee schmeckt er bitter, doch seine Blüten duften honigsüß. Während rundherum noch die winterlichen Grau- und Brauntöne dominieren, ragen die goldgelben Blütenköpfchen des Huflattichs (Tussilago farfara) strahlend aus dem Boden und locken die ersten hungrigen Insekten an.

Der Huflattich ist eine Pionierpflanze. Er gedeiht mit Vorliebe auf tonigen und lehmigen Böden entlang von Wegrändern, Schuttplätzen, Kiesgruben und Erdanrissen. Als typischer Frühblüher ist er einer der ersten Frühlingsboten. Seine leuchtend gelben Blüten erscheinen schon im Februar, während sich die großen, herzförmigen Blätter erst nach dem Verblühen entwickeln. Dieser Entwicklungsrhythmus ist eigentümlich, da die meisten Pflanzen zuerst ihre Laubblätter bilden, um die Nährstoffproduktion einzuleiten. Der Huflattich sorgt jedoch bereits im Herbst vor: In seinem unterirdischen Wurzelstock speichert er die nötigen Nährstoffe für den zeitigen Austrieb; diese werden mobilisiert, sobald im Frühjahr die Temperaturen steigen. Die goldgelben Blütenkörbchen des Huflattichs bestehen aus vielen kleinen Einzelblüten, wie es für die Familie der Korbblütler charakteristisch ist. Als Besonderheit gilt jedoch die Geschlechtsverteilung. Außen befinden sich bis zu 300 weibliche, zungenförmige Randblüten mit einem Griffel. Dagegen stehen im inneren Teil des Blütenbodens 30 bis

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50 röhrenförmige Blüten. Diese haben Staubblätter und sind männlich. Damit keine Selbstbestäubung eintritt, reifen die weiblichen Randblüten vor den männlichen Röhrenblüten. Verschiedene Insekten gewährleisten die Befruchtung. Angelockt durch Farbe und Duft, lassen sich Bienen, Käfer und Schwebfliegen auf den Blüten nieder und erhalten als Belohnung Nektar und Pollen. Die Blütezeit dauert ein paar Monate. Danach entwickeln sich kleine, flugfähige Früchte, die als Schirmflieger vom Wind an neue Standorte getragen werden. Das Verbreitungsgebiet des Huflattichs erstreckt sich über ganz Mitteleuropa sowie Nord- und Mittelasien. Der Huflattich gilt als klassische Heilpflanze und wurde bereits in der Antike verwendet. Sein lateinischer Name Tussilago bedeutet «Husten vertreiben». Die schleimstoffreichen Blätter und Blütenkörbchen liefern ein bewährtes Hustenmittel. Obwohl die ganze Pflanze giftig ist und auch krebserregende Stoffe nachgewiesen wurden, besteht bei normaler Anwendung keine Gefahr. Dem Frühjahrshusten lässt sich getrost mit einer Tasse bitteren Huflattichtees der Garaus machen.

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Huflattich 23

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24 Frühling

Die große Wanderung Bald ist Hochzeit, und sie werden sich in Massen paaren. Doch zuvor lösen sie sich aus der Winterstarre, starten zu ihrer großen Wanderung und versammeln sich an ihren Laichgewässern: Die einheimischen Grasfrösche (Rana temporaria) sind erwacht.

Allen Unkenrufen zum Trotz: Sie werden kommen, die ersten milden Frühlingsnächte. Sobald eine Wärmeperiode eintritt, die Temperaturen abends über fünf Grad steigen und zudem leichter Regen einsetzt, werden die Grasfrösche aktiv. Dieses feuchte Wetter im März wirkt auf die erwachsenen Grasfrösche wie ein Weckruf. Als erste Amphibien verlassen sie ihre Winterquartiere im Waldboden oder im Schlamm und wandern an ihre Laichgewässer – Gartenteiche, Tümpel und Weiher. Die bis zu zehn Zentimeter großen Tiere sind vielfältig koloriert, meist bräunlich oder gelblich. Unregelmäßige Flecken erstrecken sich über die Körperoberseite und bilden ein tarnendes Muster. Ein starkes Grün fehlt diesem «Braunfrosch»; es ist den Wasser- und Laubfröschen vorbehalten. Die Männchen treffen meist etwas vor den Weibchen an den Wasserstellen ein und sammeln sich in Gruppen, die über tausend Individuen umfassen können. Sie besitzen zwei innere Schallblasen, mit denen sie ein tiefes Knurren erzeugen, das sie häufig unter Wasser ausstoßen. Dort tragen die Rufe weiter als an Land – wegen der besseren Leitfähigkeit des Wassers für Schall. Vom Paarungsruf des Grasfrosches hören wir deshalb meist nur ein dumpfes, leichtes Knurren. Ein anmarschierendes Weibchen wird sofort angesprungen, das Männchen klammert sich auf seinem Rücken fest. Nach einigen Stunden oder Tagen kommt es zur Eiablage, und das Männchen gibt seine Spermien

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ins Wasser ab, wo die Befruchtung erfolgt. Das Weibchen, welches seinen Partner die ganze Zeit über trägt, verliert bis zu einem Drittel seines Körpergewichts und sieht danach ziemlich ausgemergelt aus. Nach ein paar Tagen ist der ganze Spuk vorbei. Die meisten Grasfrösche verlassen die Gewässer in Richtung der umliegenden Wälder und Felder, wo sie sich für einige Wochen wieder eingraben. In den Laichgewässern sammeln sich die eng nebeneinander abgelegten Laichballen auf einer Fläche von mehreren Quadratmetern. Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen kleine, fast schwarze Larven, aus denen sich die Kaulquappen entwickeln. In den nächsten zwei Monaten verwandeln sie sich zu landlebenden Jungfröschen. Bis zum Erreichen der Geschlechtsreife nach rund drei Jahren führen die halbwüchsigen Tiere ein äußerst zurückgezogenes Leben. Danach begeben auch sie sich auf die große Wanderung.

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Grasfrosch 25

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148 Dank

Dank Zahlreiche Personen haben zum Gelingen dieses Buches beigetragen. Ihnen allen gebührt ein herzliches Dankeschön! Im Frühling 2005 initiierten This Wachter und Patrick Imhasly als Wissens-Redaktoren der Berner Tageszeitung «Der Bund» mit dem Autor die monatliche Kolumne «Fischers Naturkabinett». Damit war auch der Grundstein zu diesem Buch gelegt. Ihnen und ihren Nachfolgern – Fabio Bergamin, Roland Fischer und Daniel Di Falco – danken wir ganz besonders für die fruchtbare Zusammenarbeit während der fünf Jahre. Als der Autor seine Artikel verfasste, begleiteten ihn auf seinen Exkursionen durch die Stadt Bern etliche Personen oder gaben ihm wertvolle Hinweise. Ein tierisches, blumiges, pilziges, flechtiges und moosiges Dankeschön geht an: Hanna Baumann, Martin Baumann, Natalie Baumann, Zora Baumann, Guido Bieri, Irène Diethelm, Michael Dietrich, Florian Donatz, Caroline Elsaesser, Denis Feldmeyer, Franziska Feller, Berta Fischer, Stefan Frank, Naïma Furlan, Zora Furlan, Heike Hoffmann, Barbara Larcinese, Susanne Meier, Adi Möhl, Lisa Schäublin, Tanya Stadelmann, Alice Steiner, Moritz Walter, Luk Wartenweiler und Nicole Ziegler.

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Die beiden Pilzspezialisten Guido Bieri und Nicolas Küffer hatten in all den Jahren nebst einem offenen Ohr auch stets ein achtsames Auge und waren für die kritische Durchsicht der Texte zuständig. Ihnen gilt ein besonderer Dank. Dieser steht auch unserem Lektor Peter Schmid zu, der die Buchfassung zum Blühen brachte, sowie Steffi Lipp und der Typopress Bern AG für die freundliche Unterstützung. Urs Lanz gebührt ein riesiges Dankeschön für den Einsatz beim Layouten und für all seine inspirierenden Ideen. Regine Balmer vom Haupt Verlag und ihrem Team danken wir ganz herzlich für die zuvorkommende Zusammenarbeit. Für den exzellenten Kaffee, der uns auf Trab hielt, bedanken wir uns mit einem Schäumchen bei Adrian Iten, dem innovativen Teilhaber von Adriano’s Bar & Café in Bern. Für konstruktive Ideen und wertvolle Ratschläge danken wir Katharina Altas, Muriel Bendel, Thomas Blaser, Jürg Buri, Catharina Dohrn, Dani Gaberell, Dani Landolf, Luc Lienhard und Susan Worner. Und ein liebevoller Dank für die unermüdliche Unterstützung geht an Irène und Urs.

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Porträts 149

Texte Beat Fischer, Biologe, studierte an der Universität Bern und am New York Botanical Garden. Seit 1998 betreibt er in Bern das «Büro für Angewandte Biologie». Er führt botanische Inventarisierungen durch, berät Gemeinden in Naturschutzfragen, verfasst Artikel und Broschüren zu biologischen Themen, ist Mitherausgeber des Buches «Erdbeerbaum & Zaubernuss – Pflanzengeschichten aus dem Botanischen Garten Bern», macht Radiosendungen, kreiert Ausstellungen und leitet botanische Exkursionen von den Alpen bis in die Karibik.

Illustrationen Karin Widmer absolvierte die Fachklasse für Grafik an der Schule für Gestaltung in Bern. Nach mehrjähriger Anstellung als Grafikerin/Illustratorin beim Berner Zytglogge-Verlag machte sie sich 1995 selbstständig. Seither hat sie ein (meter)breites Spektrum an Gedrucktem – von Zeitungen über Lehrmittel, Jugendbücher und Mundartliteratur bis hin zu CDCovers oder einer Europa-Sonderbriefmarke – mit ihren Illustrationen, Skizzen und Cartoons mitgestaltet.

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150 Register

Register Tiere 58 58 64 82 40 144 68 138 38 66 34 76 62 24 20 100 106 28 90 134 54 52 74 46 48 98 116 122 78 132 30 60 124 92 44 72 84

Deutscher Name (Wissenschaftlicher Name)

Familie

Ameisenjungfer, Gemeine (Myrmeleon formicarius) Ameisenlöwe, Gemeiner (Larve) (Myrmeleon formicarius) Blattläuse (Aphidina) Blindschleiche (Anguis fragilis) Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi) Buntspecht (Dendrocopos major) Distelfink (Carduelis carduelis) Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) Erdhummel, Dunkle (Bombus terrestris) Feldgrille (Gryllus campestris) Feuerwanze, Gemeine (Pyrrhocoris apterus) Fruchtfliege (Drosophila melanogaster) Glühwürmchen, Großes (Lampyris noctiluca) Grasfrosch (Rana temporaria) Graureiher (Ardea cinerea) Hornisse (Vespa crabro) Igel (Erinaceus europaeus) Kleiber (Sitta europaea) Kohlweißling, Kleiner (Pieris rapae) Kopflaus (Pediculus humanus capitis) Krabbenspinne, Veränderliche (Misumena vatia) Mauersegler (Apus apus) Mensch (Homo sapiens) Regenwurm, Gemeiner (Lumbricus terrestris) Ringelnatter (Natrix natrix) Rosengallwespe, Gemeine (Diplolepis rosae) Rotfuchs (Vulpes vulpes) Spießente (Anas acuta) Straßentaube (Columba livia forma domestica) Stubenfliege (Musca domestica) Wasseramsel (Cinclus cinclus) Weinbergschnecke (Helix pomatia) Wels (Silurus glanis) Wespe, Mittlere (Dolichovespula media) Wollschweber, Großer (Bombylius major) Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) Zwitscherschrecke (Tettigonia cantans)

Ameisenjungfern Ameisenjungfern Aphidoidea (Überfamilie) Schleichen Rüsselkäfer Spechte Finken Hörnchen Hummeln Echte Grillen Feuerwanzen Taufliegen Leuchtkäfer Echte Frösche Reiher Faltenwespen Igel Kleiber Weißlinge Menschenläuse Krabbenspinnen Segler Menschenaffen Regenwürmer Nattern Gallwespen Hunde Entenvögel Tauben Echte Fliegen Wasseramseln Schnirkelschnecken Echte Welse Faltenwespen Wollschweber Glattnasen Laubheuschrecken

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Register 151

Pflanzen, Pilze, Moose, Flechten 42 36 70 108 112 142 22 56 26 120 80 140 104 102 32 114 136 130 128 110 96 126 94 18 88

Deutscher Name (Wissenschaftlicher Name)

Familie

Aronstab, Gefleckter (Arum maculatum) Bärlauch (Allium ursinum) Champignon, Stadt- (Agaricus bitorquis) Efeu, Gemeiner (Hedera helix) Eibe (Taxus baccata) Haselstrauch (Corylus avellana) Huflattich (Tussilago farfara) Klappertopf, Zottiger (Rhinanthus alectorolophus) Lerchensporn, Hohlknolliger (Corydalis cava) Mistel, Laubholz- (Viscum album) Nachtkerze, Gemeine (Oenothera biennis) Nieswurz, Stinkende (Helleborus foetidus) Pfaffenhütchen, Gemeines (Euonymus europaeus) Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) Schlüsselblume, Frühlings- (Primula veris) Schneeball, Gemeiner (Viburnum opulus) Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) Schönflechte (Caloplaca decipiens) Silbermoos (Bryum argenteum) Spaltblättling, Gemeiner (Schizophyllum commune) Springkraut, Kleinblütiges (Impatiens parviflora) Stechpalme, Europäische (Ilex aquifolium) Wegwarte (Cichorium intybus) Winterling (Eranthis hyemalis) Zimbelkraut (Cymbalaria muralis)

Aronstabgewächse Amaryllisgewächse Champignonartige Araliengewächse Eibengewächse Birkengewächse Korbblütler Sommerwurzgewächse Mohngewächse Sandelholzgewächse Nachtkerzengewächse Hahnenfußgewächse Spindelbaumgewächse Seifenbaumgewächse Primelgewächse Moschuskrautgewächse Amaryllisgewächse Teloschistaceae Birnmoosgewächse Spaltblättlingsartige Balsaminengewächse Stechpalmengewächse Korbblütler Hahnenfußgewächse Wegerichgewächse

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