Nentwig, Unheimliche Eroberer

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Wolfgang Nentwig (Hrsg.)

Unheimliche Eroberer Invasive Pflanzen und Tiere in Europa

Haupt

NATUR

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Wolfgang Nentwig (Hrsg.)

Unheimliche Eroberer Invasive Pflanzen und Tiere in Europa

Haupt Verlag Bern • Stuttgart • Wien

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Zum Herausgeber: Wolfgang Nentwig ist Professor für Ökologie am Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern.

Gestaltung und Satz: pooldesign.ch 1. Auflage: 2011 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen ­Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-258-07660-7 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2011 by Haupt Berne Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Printed in Germany

www.haupt.ch

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Inhaltsverzeichnis Vorwort Julia Marton-Lefèvre Einführung

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Invasive Pflanzen

20

Ein Prozent der Steuern zur Ambrosiabekämpfung

25

Levente Kiss

Wollhandkrabben als Exportschlager?

135

Stephan Gollasch

Das Monster im Sumpf – der Rote Amerikanische Sumpfkrebs Francesca Gherardi

143

Die Milbe, die Honigbienen tötet Jochen Pflugfelder

151

Invasive Wirbeltiere

160

Nicht-einheimische Knötericharten Esther Gerber

33

Gebirgsriesen aus dem Garten – der RiesenBärenklau Jan Pergl

41

Die Attraktion verkommt zur Kloake – die Kanadagans Sabrina Kumschick

165

Das Geheimnis eines Angebers – das Drüsige Springkraut Petr Pyšek

49

Ein flotter Flüchtling aus Pelzfarmen – der Amerikanische Nerz Christina Birnbaum

173

Eine stachelige Angelegenheit – Opuntien

57

Ein Riesennager bedroht unsere Feuchtgebiete – die Nutria Sandro Bertolino

181

Marderhunde – auf Erfolg programmiert

189

Montserrat Vilà

Robinien verändern die Welt Martin Kˇrivánek

65

Götterbäume Ingo Kowarik

73

Rafał Kowalczyk

Der große Zerstörer im Edelpelz – die Bisamratte

197

Wolfgang Nentwig

Invasive Wirbellose

82

Die Tigermücke als Globalisierungs-Weltmeister

87

Bart Knols

Der Milliarden-Dollar-Käfer – der Maiswurzelbohrer Stefan Vidal

95

Staubsauger und ungenießbarer Wein – der Asiatische Marienkäfer Angelos Katsanis

103

Kartoffelkäfer passen sich immer an

111

Anne Lyytinen

Die Argentinische Ameise – millionenfach überlegen Heike Feldhaar

119

Die Invasion einer Delikatesse – die Pazifische Auster Stefan Nehring

127

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Maskierte Räuber unterwegs – der Waschbär

205

Marten Winter

Halsbandsittiche Diederik Strubbe

213

Die Wegwerf-Schildkröte Henrik Bringsøe

221

Schlussfolgerungen

229

Anhang

235

Beteiligte Autoren

236

Weiterführende Literatur und Links

240

Dank

242

Bildnachweis

243

Register

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Unheimliche Eroberer | Invasive Pflanzen und Tiere in Europa

Vorwort Seit vielen Jahrhunderten haben biologische Invasionen weltweit verheerende Umweltschäden angerichtet. Scharen von Abenteurern, Forschern und Sammlern brachten Tiere und Pflanzen aus abgelegenen Gebieten vor allem nach Europa, wo dann einige in ihrem neuen Lebensraum invasiv wurden. Diese Bedrohung der Biodiversität nahm besonders in den letzten sechzig Jahren zu, da durch die Globalisierung und die Zunahme von Handel, Reisen und Tourismus die Möglichkeiten, nach Europa zu gelangen, für nicht-einheimische Arten deutlich zunahmen. Desgleichen stieg die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Arten in ihrer neuen Umgebung auf Kosten der einheimischen Fauna und Flora etablieren und ausbreiten. Es sind unheimliche Eroberer, die enorme Schäden verursachen und viel zerstören. Dieses Buch nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise quer durch Europa – von England, wo die Kontrolle invasiver Knötericharten jährlich 1,5 Milliarden Pfund kostet, über Ungarn, wo jährlich ein Prozent der Steuern zur Ambrosiabekämpfung aufgewendet werden kann, bis nach Deutschland, wo Mink und Bisam, ursprünglich wegen ihrer geschätzten Felle eingeführt, jährlich Schäden in Höhe von Millionen Euro verur­sachen. Mit leicht lesbaren Texten und einer guten Bebilderung übernimmt das Buch die wichtige Aufgabe, die Menschen in Europa und überall in der Welt über diesen Sachverhalt zu informieren und, fast noch wichtiger, es erklärt auch, was man dagegen tun kann. Fachleute beschreiben 24 der schlimmsten invasiven Pflanzen und Tiere Europas, sie berichten über die Art ihrer Einfuhr, den Schaden, den sie unserer Umwelt zufügen, und wie man diesen wieder vermindern kann. Auf diese Weise werden die Zusammenhänge leicht zugänglich und treffend dargestellt. Ich wünsche dem Werk von Wolfgang Nentwig und seinen Mitautoren eine große Verbreitung, denn es öffnet den Blick für diese ernst zu nehmende und immer wich­ tigere, wenn auch oft übersehene Bedrohung unserer Biodiversität und ist somit zweifellos eine wichtige Quelle von Anregungen, wie wir mit unserer eigenen Zukunft um­gehen sollen. Da die Menschen zunehmend den Wert der Biodiversität für ihr eigenes Wohlergehen erkennen, bin ich zuversichtlich, dass dieses Buch bei der äußerst wichtigen Arbeit zum Schutz von Natur und natürlichen Ressourcen in Europa und darüber hinaus mithilft. Julia Marton-Lefèvre Generaldirektorin Internationale Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen (IUCN)

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Einführung

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Einführung Von Eroberern und Verlierern Evolution ist die Geschichte von erfolgreichen und weniger erfolgreichen Arten. Ersteren gelingt die Anpassung an ihre Umwelt gut, sie meistern Veränderungen und können sich durchsetzen. Die andere Gruppe kann sich nicht schnell oder nicht umfassend genug an eine Umweltveränderung anpassen und steht somit auf der Verliererseite. Dieses Buch handelt von einem neuen Kapitel der Evolutionsgeschichte, das einen großen Unterschied zu vergangenen Epochen, in denen Arten gehäuft ausstarben, aufweist. Denn die 24 Eroberer, die hier porträtiert werden, haben Gehilfen, die ihnen die Eroberungen überhaupt erst möglich machen – die Menschen. Die Anpassung von Arten an Umweltveränderungen erfolgt meist schnell, da ihre Nachkommen wegen der geschlechtlichen Fortpflanzung genetisch verschieden sind. Diese haben in einer sich verändernden Umwelt unterschiedliche Überlebenschancen. Vorteilhafte Veränderungen wirken sich positiv aus, nachteilige führen schnell zum Tod des Individuums. Die meisten Veränderungen sind jedoch indifferent, wirken sich nicht direkt aus, führen aber im Lauf der Zeit zu einer Erhöhung der Unterschiedlichkeit in der Population. Da auch ursprünglich neutrale Merkmale später einmal von Vorteil sein können, sind sie eine Art Versicherung für die Zukunft. Arten sind daher in ihrem angestammten Lebensraum bestmöglich an ihre Umwelt angepasst. Als Biodiversität eines Lebensraumes verstehen wir die einheimischen Arten, die sich an ihre Umwelt und die anderen Arten angepasst haben: Beutetiere lernen, Räuber zu meiden, die ihrerseits immer besser im Aufspüren ihrer Beute werden. Pflanzenfressende Insekten passen sich an ihre Futterpflanzen an, die immer wirksamere Verteidigungssubstanzen herstellen. Dies geht nur im Lauf einer langen, gemeinsamen Entstehungsgeschichte, die wir Koevolution nennen. Der Lebensraum von Arten kann sich über einen ganzen Kontinent erstrecken oder nur ein Flusssystem oder eine Insel umfassen. Arten haben unterschiedliche Ausbreitungs- und Besiedlungsgeschichten, und die Möglichkeiten ihrer natürlichen Ausbreitung sind oft begrenzt. Küsten und Ufer begrenzen Arten des Festlandes, der Fließgewässer oder Seen, für andere Arten stellen Gebirge unüberwindbare Barrieren dar. Ähnliches gilt für große Trockengebiete. Bestimmte Jahreszeiten können genauso einschränken wie das Fehlen der Wirtspflanze. Unterschiedliche Grenzen definieren die natürlichen Areale von Arten, wir bezeichnen sie als biogeografische Barrieren.

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Einführung

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Die natürliche Ausbreitung von Arten kann sehr verschieden sein. Standorttreue

Linke Seite: Südamerikanische

Arten kommen Jahre nicht vom Fleck, mobile Arten hingegen können sich über ganz

Wasserhyazinthen über­wuchern

Europa verbreiten. Sieht man von solchen Extremen ab, ist die durchschnittliche natürliche Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Art mit weniger als hundert Metern pro Generation eher gering. Während der nacheiszeitlichen Wiederbesiedlung Europas breiteten

viele Gewässer weltweit, verdrängen einheimische Arten und verursachen hohe Gewässerunterhaltskosten.

sich die meisten Arten langsam in ihrem wieder verfügbaren alten Lebensraum aus. Auch die aktuelle Klimaerwärmung führt zu einer Veränderung der Siedlungsgebiete zahlreicher Arten. Manche weiten sich in neue geeignete Gebiete aus, andere verschwinden aber auch aus ungeeigneten Randgebieten.

Wieso sind invasive Arten ein Problem? Im Unterschied zur natürlichen Ausbreitung von Arten werden nicht-einheimische Arten durch den Menschen, über biogeografische Grenzen hinweg und in sehr kurzer Zeit verbreitet. Die Geschichte der Ausbreitung nicht-einheimischer Arten ist eng mit der europäischen Eroberung der Welt gekoppelt, begann also mit hochseetauglichen Schiffen, die es seit Kolumbus ermöglichten, Entdeckungsfahrten durchzuführen, intensive Handelsbeziehungen zwischen allen Teilen der Erde aufzubauen und Arten weltweit zu verbreiten. Die Entdeckung Amerikas von 1492 gilt daher als eigentlicher Beginn der Globalisierung und des Erscheinens von nicht-einheimischen Arten. Aus ökologischer Sicht ist hierbei das Überschreiten einer biogeografischen Grenze wichtig. Der entscheidende Unterschied zwischen der natürlichen Ausbreitung und einer durch Menschen ermöglichten Fernausbreitung ist also meist die Verbreitung in einen anderen Kontinent. Es ist eben ein prinzipieller Unterschied, ob sich ein Ackerunkraut aus dem Mittelmeerraum langsam nach Mitteleuropa ausbreitet oder ob es mit Getreide­ lieferungen aus Kanada über ganz Europa verbreitet wird. Politische Grenzen sind hierbei unbedeutend, und aus europäischer Sicht setzen wir «nicht-einheimisch» meist mit «nicht-europäisch» oder «aus Übersee» gleich. Weltweite Mobilität und Globalisierung bewirken eine stete Zunahme nicht-einheimischer Arten. Glücklicherweise etablieren sich nicht alle Arten am neuen Standort. Manche sind lange unauffällig, passen sich nur langsam an die neuen Umweltbedingungen an. Einige vermehren sich jedoch stark, breiten sich aus und zeigen negative Auswirkungen auf ihre Umwelt und wir bezeichnen sie als invasive Arten. Sie schädigen die einheimische Biodiversität sowie Wirtschaft und Gesundheit des Menschen. Da immer mehr Arten eingeschleppt werden, etablieren sich auch immer mehr, und wir wissen heute, dass es in Zukunft immer mehr invasive Arten geben wird.

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Unheimliche Eroberer | Invasive Pflanzen und Tiere in Europa

Die Zahl der einheimischen und nicht-einheimischen Arten ist für Europa nach wie vor leider nur ungefähr bekannt. Fachleute schätzen, dass hier mindestens 100 000 einheimische Arten vorkommen (etwa je 15 Prozent Pflanzen und Pilze und siebzig Prozent Tiere). Diesen stehen etwa 11 000 bis heute bekannte, nicht-einheimische Arten gegenüber (sechzig Prozent Pflanzen, fünf Prozent Pilze, 35 Prozent Tiere), von denen etwa 1300 als invasiv eingestuft werden. Doch man geht davon aus, dass die Zahl der nichteinheimischen Arten viel größer ist, da vor allem Insekten sehr schlecht untersucht sind. Die Zahl der invasiven Arten wird in den nächsten Jahren weiter zuneh­men. Viele Arten wurden in den vergangenen Jahrhunderten als Nutzpflanzen oder Jagdtiere absichtlich ausgesetzt oder entkamen als Zierpflanzen oder Heimtiere aus menschlicher Obhut. Bei fast jedem Transport von Pflanzen und Tieren werden auch ihre Krankheiten, Schädlinge und Parasiten mitverschleppt. Zudem werden viele Arten unabsichtlich in der Verpackung von Waren, in Containern und Transportfahrzeugen verfrachtet. Mit Schiffen und Flugzeugen können die Barrieren zwischen den Kontinenten schnell überwunden werden. Im Ballastwasser, das Schiffe über die Weltmeere transportieren, werden aquatische Arten verschleppt. In den letzten Jahrzehnten erfolgte eine stetige Verkürzung der Reisedauer, und heute können Organismen in wenigen Stunden den nächsten Kontinent erreichen. Viele Gütertransporte erfolgen in klimatisierten Frachträumen, sodass die Überlebensrate steigt, und die Transporte finden auch immer häufiger statt, sodass immer mehr Individuen transportiert werden, was die Chance erhöht, den Transport zu überleben und in einen geeigneten neuen Lebensraum zu gelangen.

Beeinträchtigung der einheimischen Biodiversität Die Anwesenheit einer neuen, nicht-einheimischen Art in einem Lebensraum ist keine Bereicherung der Artenvielfalt, weil die neue Art sich oft negativ auf einheimische Arten auswirkt und somit zur Verarmung führt. Eine einheimische Art kann in bestimmten Lebensäußerungen eingeschränkt werden, ihre Ressourcennutzung vermindert sich, ihre Individuenzahl nimmt ab, und schließlich kann sie lokal verschwinden. Wenn dieser Prozess über längere Zeit anhält und sich über eine größere Region erstreckt, kann die einheimische Art schließlich aussterben. Es gibt viele Beispiele von Arten, deren Vorkommen sich auf kleine Inseln beschränkte und die nach Einfuhr einer invasiven Art ausgerottet wurden. Auch gibt es zahlreiche Beispiele von einheimischen Arten, die durch invasive Arten stark zurückgedrängt und regional ausgerottet wurden, sodass langfristig mit dem Aus-

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Oben: Das Nordamerikanische Grauhörnchen überträgt ein tödliches Pockenvirus auf das Europäische Eichhörnchen. Unten: Die asiatische Rostgans gefährdet europäische Höhlen­ brüter, die von ihr aus den begehrten Bruthöhlen vertrieben werden.

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Unheimliche Eroberer | Invasive Pflanzen und Tiere in Europa

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Die dichten Matten der Kanadischen Wasserpest erschweren bei solchen Gewässern jede Nutzungsform.

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Einführung

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sterben der einheimischen Art zu rechnen ist. Der Europäische Flusskrebs wird seit Langem überall seltener, da er an der Krebspest, einer Pilzerkrankung, stirbt, welche ausgesetzte amerikanische Flusskrebse übertragen. Aus großen Teilen Englands ist das Europäische Eichhörnchen verschwunden, da das invasive Amerikanische Grauhörnchen ein tödliches Pockenvirus überträgt. Mit dem Japanischen Aal wurde ein parasitischer Fadenwurm nach Europa eingeführt, der zum Tod europäischer Aale führt. Es gibt viele weitere Beispiele. Invasive kanadische Goldrutenarten, das Drüsige Springkraut, der Riesen-Bärenklau oder der Staudenknöterich bilden dichte Bestände und verdrängen einheimische Pflanzen. Viele invasive Muschelarten treten in solch hoher Dichte auf, dass einheimischen Arten der Lebensraum entzogen wird. Neue Fischarten fressen den einheimischen Arten die Nahrung weg. Einheimische Höhlenbrüter können existenziell bedroht sein, wenn sie von nicht-einheimischen Vogelarten wie Mandarinente, Rostgans oder Halsbandsittich verdrängt werden. Invasive räuberische Arten haben einen negativen Einfluss auf die einheimische Biodiversität, da sie viele Arten direkt dezimieren. Die Argentinische Ameise frisst einheimische Ameisenarten und deren Nahrung, sodass die einheimischen Ameisen immer seltener werden. Der äußerst gefräßige Asiatische Marienkäfer frisst neben Blattläusen auch Eier und Larven einheimischer Marienkäfer, die dadurch seltener werden. In vergleichbarer Weise erwies sich der invasive Große Höckerflohkrebs als sehr effektiver Fressfeind einheimischer Flohkrebse. Auch unspezialisierte Raubtiere wie etwa Marderhund und Waschbär, die sich von Kleinsäugern, Vögeln, Amphibien, Fischen, Schnecken, Würmern und anderen Wirbellosen ernähren, bewirken in vielen Gebieten eine Abnahme der Amphibien- und Singvogeldichte. Wenn eine invasive Art mit einer einheimischen Art nah verwandt ist, können sie fruchtbare Nachkommen haben. Diese Hybridisierung kommt unter natürlichen Bedingungen selten vor, da sich auseinanderentwickelnde Arten normalerweise räumlich getrennt sind. Wenn beide Arten sich jedoch noch nicht genügend auseinanderentwickelt haben und mit menschlicher Hilfe wieder zusammenfinden, können sie sich wieder vermischen. Ist die dann entstehende Mischpopulation genetisch näher an der invasiven als an der einheimischen Art, verschwindet Letztere langfristig.

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Der Asiatische Laubholz­

Europäische Wildkatzen hybridisieren in Regionen mit verwilderten Hauskatzen und

bockkäfer, mit Abfallholz

verlieren ihre genetische Eigenständigkeit. Der japanische Sikahirsch hybridisiert mit

importiert, befällt viele europäische Baumarten und

dem europäischen Rothirsch, der hierbei seine Identität verliert. Die aus Vogelparks

ist nur mit großem Aufwand

entwichene amerikanische Schwarzkopf-Ruderente vermischte sich mit der nah ver-

wieder zu beseitigen.

wandten, seltenen europäischen Weißkopf-Ruderente, die hierdurch beinahe ausstarb. Ähnliche Beispiele gibt es für andere Entenarten. Hybridisierung kommt auch zwischen eingesetzten amerikanischen Regenbogenforellen und europäischen Bachforellen oder zwischen einheimischen Karauschen und invasiven Goldfischen vor. Invasive Arten können Struktur und Funktionen eines Ökosystems völlig verändern. Zebramuscheln filtern Partikel aus dem Wasser, sodass bei den hohen Dichten, die diese invasiven Muscheln erreichen, selbst nährstoffreiche Gewässer sehr sauber werden. Dadurch verschwinden die meisten anderen Arten, und nur diejenigen Algen überleben, die von den Zebramuscheln nicht aufgenommen werden können, darunter auch giftige Blaualgen.

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Invasive Pflanzenarten können bei hoher Dichte die einheimische Vegetation verdrängen, sodass sich das ursprüngliche Ökosystem völlig verändert. In vergleichbarer Weise können invasive Lianen in einheimische Gehölze hineinwachsen und diese zum Absterben bringen. Die Japanische Rose, auch Kartoffelrose genannt, macht aus der

Die amerikanische Regen­ bogenforelle, ein fragwürdiger Ersatz für die europäische Bachforelle.

einheimischen Dünenvegetation an nordwesteuropäischen Meeresküsten ein undurchdringliches Zwergstrauchdickicht. Durch die Anreicherung mit Stickstoff verändern manche invasive Pflanzen nährstoffarme Böden so sehr, dass sich eine üppige und standortfremde Vegetation bilden kann. Hier sind vor allem zwei nordamerikanische Arten, die Robinien und die Vielblättrige Lupine, zu nennen. Australische Eukalyptus- und nicht-einheimische Kiefernarten werden vor allem im Süden Europas großflächig angepflanzt, sie verwildern leicht und verändern ganze Landschaften. Die einheimische Vegetation wird verdrängt, der Grundwasserspiegel sinkt und die Feuergefährdung steigt.

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Unheimliche Eroberer | Invasive Pflanzen und Tiere in Europa

Wirtschaftliche Schäden In der Landwirtschaft entstehen immer wieder große wirtschaftliche Schäden durch invasive Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere. Die Kartoffelfäule ist ein nordamerikanischer Pilz, der vor rund 170 Jahren mehrfach die Kartoffelernten Irlands vernichtete. Eine Million Menschen verhungerten und fast zwei Millionen wanderten aus. Die nordamerikanische Reblaus führte wenig später zum Zusammenbruch des europäischen Weinbaus. Seit 1992 breitet sich der amerikanische Maiswurzelbohrer immer mehr in Europa aus und bedroht den Maisanbau. Viele weitere invasive Agrarschädlinge können nur durch regelmäßige Insektizidanwendung in Schach gehalten werden, invasive Unkräuter erfordern regelmäßige Herbizidspritzungen. Über tausend Arten von invasiven Vorratsschädlingen kommen inzwischen weltweit vor. Es handelt sich überwiegend um Insekten, die jährlich etwa zwanzig Prozent der Welternte vernichten. Neben dem finanziellen Schaden entsteht ein materieller Verlust an Nahrungsmitteln, was in manchen Regionen der Welt zur schlechten Versorgung der Bevölkerung und ihrer Mangelernährung beiträgt. Bei vielen Krankheitserregern und Parasiten unserer Nutztiere handelt es sich um invasive Arten, die inzwischen weltweit verbreitet sind. Der erst seit Kurzem in Europa auftretende südafrikanische Erreger der Blauzungenkrankheit von Rindern, Schafen und Ziegen war der Grund dafür, dass 2008 in der EU eine flächendeckende Impfung aller Rinder, Schafe und Ziegen durchgeführt wurde, was mehrere Dutzend Millionen Euro kostete. Fisch- und Austernzuchten sind immer wieder durch eingeschleppte Parasiten und Krankheitserreger gefährdet. Die Imkerei ist das Paradebeispiel eines Wirtschaftszweigs, der regelmäßig unter der Einschleppung von Krankheiten und Parasiten leidet. Derzeit ist die südostasiatische Varroa-Milbe weltweit das Problem Nummer eins der Imkerei und die Ursache für wirtschaftliche Verluste von mehreren Hundert Millionen Euro pro Jahr. Die Waldwirtschaft klagt über die hohen Unterhaltskosten, die durch einige invasive Pflanzenarten wie Schmetterlingsflieder, Weymouth-Kiefer, Späte Traubenkirsche oder Robinie verursacht werden. Mit Holz- und Pflanzenimporten werden zudem immer wieder Schädlinge nach Europa eingeschleppt, die sich in Waldgebieten ausbreiten, beträchtliche Schäden verursachen und äußerst schwierig zu bekämpfen sind. Ein holzfressender Kiefernholz-Fadenwurm aus Nordamerika und der Asiatische Laubholzbockkäfer gehören derzeit zu den größten Bedrohungen. Schäden an der menschlichen Infrastruktur durch invasive Arten sind weit verbreitet. Waschbären und Papageien richten beträchtliche Schäden an Fassaden und in Dach-

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Einführung

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Die amerikanische Schwarz­ kopf-Ruderente hat die europäische WeißkopfRuderente durch Hybridisie­ rung fast ausgerottet.

stühlen an. Ameisen können durch Massenbesiedlung von elektronischen Anlagen diese lahmlegen beziehungsweise zerstören. Grabende Tiere wie Bisamratten, Nutria oder Chinesische Wollhandkrabben destabilisieren Uferbereiche und andere wasserbauliche Anlagen. Zebramuscheln und Asiatische Körbchenmuscheln können zu Millionen wassertechnische Anlagen wie Wasserleitungen, Wärmetauscher, Filter- und Kühlsysteme (auch von Atomkraftwerken) besiedeln und verstopfen, sodass teure Reinigungsarbeiten erforderlich sind. Viele invasive Pflanzen wie Goldruten, Staudenknöterich, Schmetterlingsflieder oder Götterbaum verursachen an Straßenrändern und Bahnanlagen hohe Bekämpfungs­ kosten. Wasserpflanzen wie die Kanadische Wasserpest verstopfen Kanäle und Entwässerungsgräben. In manchen Gebieten Südeuropas droht die südamerikanische Wasserhyazinthe zunehmend zu einem Problemunkraut zu werden. Die Gesamtkosten invasiver Arten sind kaum zu beziffern, verschiedene Schätzungen ergeben jedoch immer unvorstellbar hohe Summen. Eine deutsche Studie ergab jährliche Kosten von acht Millionen Euro pro Art für ausgewählte invasive Arten in Deutschland, eine US-Studie errechnete in vergleichbarer Weise für invasive Arten in Nordamerika

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Kanadische Goldruten bilden dichte Bestände, die kaum noch Platz für die ursprüng­ liche Vegetation lassen.

umgerechnet zwölf Millionen Euro. Die Europäische Union geht für ihr Gebiet von mindestens zehn bis zwölf Milliarden Euro aus, die als Bekämpfungs- und Schadenskosten jährlich anfallen. Dies entspricht 0,1 Prozent des EU-Bruttosozialproduktes. Eine weitere amerikanische Studie errechnete Kosten in Höhe von rund einem Prozent des US-Bruttosozialproduktes, was auf die EU umgerechnet rund hundert Milliarden Euro jährlich bedeuten würde. Wahrscheinlich ist das eine realistische Größenordnung. Viele invasive Arten haben starke Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Sie haben in der Vergangenheit Hungersnöte und Auswanderungswellen verursacht, trieben Winzer in den Ruin und ließen Fisch- und Austernzüchter verzweifeln. Der nordamerikanische Maiswurzelbohrer zwingt manche Bauern gar, sich zwischen Insektiziden, gentechnisch resistentem Mais oder vorübergehender Aufgabe des Maisanbaus zu entscheiden.

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Einführung

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Invasive Waschbären, Schaben und Ameisen erzwingen menschliche Verhaltensänderungen in Form besonderer Maßnahmen bezüglich Mülltonnen, Lebensmittellagerung und Hygiene. Schmerzhafte Verletzungen, die durch Opuntien, Riesen-Bärenklau oder Pazifische Austern verursacht werden, führen dazu, dass bestimmte Landschaften nicht mehr betreten werden können. In Massen auftretende Kanadagänse verkoten Parkanlagen, sodass sie niemand mehr betreten will. Der Erholungswert von Landschaften wird auch eingeschränkt, wenn sie von invasiven Pflanzen zugewuchert werden oder sich ihr Charakter völlig ändert.

Schädigung der menschlichen ­Gesundheit Glücklicherweise führen nur wenige nicht-einheimische Arten zu schweren Verletzungen. Der Riesen-Bärenklau verursacht schlecht heilende Verbrennungen, andere Pflanzen verfügen über Stacheln und Dornen. Wehrhafte Ameisen, Bienen und Wespen oder aggressive Wirbeltiere verursachen Stiche und Bisse. Bedeutend größere Auswirkungen jedoch haben Allergien, die von einigen Pflanzenarten, allen voran von der nordamerikanischen Ambrosie, verursacht werden. Die Pollen der Ambrosie sind um ein Vielfaches aggressiver als die bekannten Baum- und Gräserpollen, und ein Großteil der europäischen Bevölkerung reagiert auf sie. Einige Krankheitserreger waren ursprünglich auf Tiere begrenzt, sprangen bei Kontakt zum Menschen auf diesen über und wurden durch ihn dann weit verbreitet. Das bekannteste Beispiel ist Aids, das durch HIV übertragen wird und ursprünglich nur bei Affen vorkam. Ebola- und Marburg-Viren stammen wohl von afrikanischen Flughunden, der Erreger der Lungenkrankheit Sars stammt von einer chinesischen Schleichkatze. Eine Reihe nicht-europäischer Krankheiten wird durch Stechmücken eingeschleppt und verbreitet. Am häufigsten werden hierbei die Erreger des Dengue-Fiebers und des Chikungunya-Fiebers genannt, aber auch das West-Nil-Virus und das Gelbfiebervirus. Viele dieser Erkrankungen können zum Tod führen. Malaria ist eine weitere gefürchtete Krankheit, die jedoch glücklicherweise in Europa bisher nur selten aufgetreten ist. Marderhund und Waschbär sind mögliche Überträger der Tollwut, einer Krankheit, die in Europa zunehmend verschwunden war, nun aber wieder im Vormarsch sein könnte. Papageien können die Papageienkrankheit auf den Menschen übertragen. Schaben und andere Hygieneschädlinge verschmutzen ihren Lebensraum mit Kot und übertragen hierdurch Salmonellen, Tuberkulosebakterien und weitere Krankheitserreger auf den Menschen. Die Kanadagans und einige andere Vogelarten verbreiten mit ihrem Kot verschiedene Fäkalkeime, aber auch pathogene Einzeller. Diese Arten stellen daher ein erhebliches Problem für die menschliche Gesundheit dar.

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Invasive Pflanzen

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Unheimliche Eroberer | Invasive Pflanzen

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Vorhergehende Doppelseite:

Neue Pflanzenarten wurden über Jahrhunderte als Zierpflanzen gezielt eingeführt,

In Innenstädten und Park­

denn die sich immer weiterentwickelnde Gartenkultur Europas hatte einen schier

anlagen können auch invasive Bäume wie dieser Götterbaum

unstillbaren Appetit auf immer schönere und ausgefallenere Arten. Der Pflanzenhandel

in Würzburg wesentlich

entwickelte sich zu einem lukrativen Geschäftszweig, wodurch attraktive und pflege-

zur Atmosphäre des Ortes

leichte Pflanzen in ganz Europa verbreitet wurden. Aus den Gärten, Parks und sonstwie

beitragen. Außerhalb des

kontrollierten Anpflanzungen entkamen viele Pflanzen durch natürliche Samenverbrei-

vom Menschen gärtnerisch überwachten Bereiches

tung, wobei Menschen und ihre Fahrzeuge dies oft unbeabsichtigt unterstützten. Zudem

zeigen sich invasive Arten aber

wurden viele Pflanzen mit Gartenabfällen oder durch Erdtransporte verbreitet. Vor allem

von ihrer problematischen

wenn sich eine Pflanze aus noch so kleinen Wurzel- oder Sprossresten regenerieren

Seite.

kann, führt jede Erdbewegung zur Ausbreitung. Es gab aber auch handfeste wirtschaftliche Gründe, neue Pflanzenarten einzuführen, sei es als Nahrungsnutzpflanze, als Heil- und Medizinalpflanze, als Tierfutter, zur Landschaftsgestaltung oder zur Verbesserung der einheimischen Bienentracht. Insbesondere Imker verbreiteten auffällig blühende Pflanzen, die ihnen als Trachtpflanze für ihre Bienen zu mehr Ertrag verhelfen sollten. Gerade ältere Nutzpflanzen und viele Medizinalpflanzen sind in beachtlichem Umfang verwildert und zeigen durch ihre heutige Anwesenheit noch an, wo sie früher kultiviert wurden. Es gibt Beispiele für den versuchsweisen Anbau neuer Nutzpflanzen, die sich zwar als ungeeignet erwiesen, aber im Gebiet verblieben. Desgleichen sind manche ehemalige Kulturpflanzen, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr angebaut und gepflegt wurden, im Gebiet verwildert. Kleinräumige und gut gepflegte Gärten sind in der Regel recht gut kontrollierte Lebensräume. Großräumige Parklandschaften erleichtern das Entkommen von Pflanzen, und waldartige Anpflanzungen sind in der Regel kaum kontrolliert. Es macht daher einen Unterschied, wo neue Arten ausgebracht werden, und eine invasive Baumart in der Innenstadt ist sicherlich anders zu beurteilen als in freier Landschaft. Stadtgrün wird regelmäßig kontrolliert und hat große Bedeutung bezüglich Ästhetik und Erholung, hier kann eine Baumart erwünscht und geschätzt sein, während die gleiche Art am Stadtrand oder in der Nähe von Gehölzen ein Alarmsignal ist. In den Gärten und Parkanlagen Mitteleuropas werden fast 4000 nicht-einheimische winterharte Gehölzarten angepflanzt, denen weniger als 250 einheimische Gehölze gegenüberstehen. Viele dieser Arten sind verwildert, und manche haben sich als recht invasiv erwiesen. Nordamerikanische Essigbäume, Robinien und Platanen, chinesische Schmetterlingsflieder und Götterbäume wurden ursprünglich zur Zierde, in Hecken und Alleen, aber auch als Waldbäume angepflanzt, verwilderten jedoch und breiten sich nun in vielen Regionen Europas aus. In der Vergangenheit wurden in vielen Ländern Europas Hunderte nicht-einheimischer Baumarten systematisch in Versuchsanlagen angepflanzt, um sie auf ihre forstliche Eignung zu prüfen. Großflächige Anbauversuche wurden mit nordamerikanischen

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Einleitung

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Roteichen, Weymouth-Kiefern, Sitka-Fichten, Douglasien und Japanischen Lärchen gemacht, da man sie für geeignet hielt. Roteichen, Sitka-Fichten und Douglasien vermehren sich sehr gut und werden heute als invasive Arten eingestuft. Die nordamerikanische Spätblühende Traubenkirsche wurde versuchsweise für forstliche Zwecke eingesetzt. In Europa entwickelten die Bäume jedoch keine Stämme, sondern blieben strauchartig und bildeten undurchdringliche Dickichte. Auch wenn moderne Forstwirte zunehmend umdenken und einheimische Baumarten bevorzugen, sind in vielen Gegenden Europas nicht-einheimische Baumarten nach wie vor landschaftsprägend. Im Mittelmeerraum kommen heute überall australische Eukalyptusarten vor. Diese Bäume sind besonders schnellwüchsig, benötigen aber viel Wasser, das dann der einheimischen Flora fehlt. Die Wurzeln geben chemische Substanzen in den Boden ab und hemmen dadurch das Wachstum anderer Arten. Eukalyptuswälder haben daher oftmals keinen Unterwuchs, obwohl sie licht sind. Die Eukalyptusblätter sind schwer abbaubar, und hierdurch ist auch das Bodenleben betroffen. Die Samen Hunderter Pflanzenarten wurden unbeabsichtigt als Verunreinigung von Getreide oder anderen landwirtschaftlichen Produkten, Vogelfutter, Wolle und Pflanzenfasern eingeschleppt. Auch der Ferntransport verschmutzter landwirtschaftlicher Geräte oder die ungenügende Reinigung industrieller Verarbeitungsanlagen führt immer zur ungewollten Verbreitung unerwünschter Arten. Große politische Umwälzungen, wie der Zusammenbruch der Sowjetunion, und kriegerische Ereignisse fördern die Ausbreitung nicht-einheimischer Arten genauso wie unkontrollierte Migrationsbewegungen und weltweite Handelsströme. Die Schäden, die invasive Pflanzenarten anrichten, sind vielfältig. Die einheimische Flora kann durch dichte Bestände der nicht-einheimischen Art komplett verdrängt werden. Dies kann durch Wurzelausscheidungen, die das Wachstum anderer Pflanzen hemmen, unterstützt werden. Konkurrenz um Bestäuber führt dazu, dass einheimische Arten weniger Samen produzieren und auch hierdurch seltener werden. Auswirkungen auf den Wasserhaushalt des Bodens oder Stickstoffanreicherung im Boden haben ebenfalls nachteilige Folgen für die ursprüngliche Vegetation. Indirekt wirkt sich eine verarmte Pflanzenwelt auch negativ auf die Tierwelt aus. Invasive Pflanzen können gesundheitliche Schäden beim Menschen hervorrufen, sei es durch Verletzungen, schlecht heilende Verbrennungen oder allergische Reaktionen. Viele Arten verursachen überdies hohe Bekämpfungskosten an Straßenrändern, Bahnanlagen und in Uferbereichen. Zudem erhöhen invasive Problemunkräuter die Arbeitskosten im landwirtschaftlichen und forstlichen Bereich. In Europa wurden bisher rund 5500 nicht-einheimische Pflanzenarten nachgewiesen. Unter den hundert schlimmsten invasiven Arten Europas befinden sich 21 Blütenpflanzen, darunter alle in den folgenden Kapiteln behandelten Pflanzenarten.

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Ein Prozent der Steuern zur Ambrosiabek채mpfung

Levente Kiss

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Unheimliche Eroberer | Invasive Pflanzen

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Vorhergehende Seite:

Welches ist das bekannteste Unkraut? In Europa gibt es hierauf nur zwei denkbare

Im Siedlungsbereich taucht

Antworten: «Weiß nicht» oder, in weniger glücklichen Gegenden, «Ambrosia, was

Ambrosia oft an unerwarteten Stellen auf.

sonst». Kein anderes Unkraut ist inzwischen in Europa so bekannt wie die Ambrosie. Jedes Jahr von Juli bis Oktober produziert sie eine unvorstellbar große Zahl hochaller-

Unten: Unter- und Oberseite

gener Pollen. Bis zu 15 Prozent der Bevölkerung reagieren allergisch auf diese Pollen,

eines Blattes und eine

die auch Asthma auslösen können. Am schlimmsten ist die Situation in Südfrankreich,

blühende Ambrosiapflanze.

Norditalien, Ostösterreich und insbesondere in einigen östlichen Ländern wie Kroatien, Ungarn, Russland, Serbien, Slowenien und der Ukraine. Die Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia), auch Aufrechtes Traubenkraut genannt, ist dort das häufigste Unkraut auf Feldern, im Stadtgebiet, in Industriezonen und entlang von Straßen und Schienen. Seit Kurzem beginnt sich die Ambrosie auch in einigen Gegenden Bulgariens, Rumäniens, Deutschlands und der Schweiz auszubreiten, ihre gesundheitlichen Auswirkungen sind dort derzeit aber noch viel geringer als in den stark befallenen Gebieten. In Ambrosiagebieten wurden die durch die Ambrosiaallergie verursachten Gesundheitskosten, die teilweise durch nationale Krankenversicherungen bezahlt wurden, derart hoch, dass die Behörden regional und national handeln mussten. Vielerorts wurden Informationskampagnen gestartet, einige Länder erließen sogar Gesetze zur Ambrosiakontrolle. In Ungarn dürfen die Steuerzahler in manchen Jahren ein Prozent ihrer Jahressteuer zur Ambrosiabekämpfung einsetzen. Gleichzeitig müssen diejenigen, die auf ihrem Gelände Ambrosia nicht bekämpfen, empfindliche Geldstrafen zahlen. Leider waren diese Maßnahmen bisher noch nicht erfolgreich : Sowohl die Konzentration von Ambrosiapollen in der Luft als auch der Pflanzenbestand nahmen nicht ab.

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Ein Prozent der Steuern zur Ambrosiabekämpfung

Die Ambrosie ist eine einjährige Pflanze aus Nordamerika, die sich ausschließlich über Samen vermehrt. Sie kann daher nur als Samen nach Europa eingeschleppt worden sein. Seit Langem ist bekannt, dass Ambrosiasamen als Verunreinigung in nord­

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Blütenstand (links) und Blattanordnung (rechts) von Ambrosia.

amerikanischen Landwirtschaftsprodukten wie Getreide oder Sonnenblumensamen vorkommen, da die Ambrosie in solchen Feldern wächst und mitgeerntet wird. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Vorhandensein von Ambrosiasamen in Getreidelieferungen aus den USA und Kanada so typisch, dass der französische Pflanzenschutzdienst dies sogar als Indikator für die nordamerikanische Herkunft ansah. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich jedoch aufgrund dieser Importe bereits erste Ambrosiapopulationen in Frankreich und Osteuropa etabliert.

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Bei lokalen Ausrottungs­ aktionen müssen die Ambrosia­ pflanzen komplett entfernt und durch Verbrennen

Die Einfuhr und Verbreitung von Ambrosia in Europa konnte anhand alter Herbariumsbelege eindeutig rekonstruiert werden. Demnach stammt der erste Freilandnachweis von 1863 aus Zentralfrankreich. In den folgenden zwanzig Jahren wurden im selben

vernichtet werden. Hierbei

Gebiet 17 weitere Herbariumsbelege verzeichnet, die meisten dieser Pflanzen stamm-

sind Schutzhandschuhe

ten von Feldern. Osteuropa wurde erst später besiedelt, die ältesten sechs Herbariums-

wichtig.

belege wurden zwischen 1907 und 1920 in der Nähe eines Donauhafens gesammelt. Dies ist ein weiterer Hinweis auf den landwirtschaftlichen Handel, denn auch die ersten Nachweise für Russland von 1918 stammen aus der Nähe von Schwarzmeerhäfen. Tatsächlich wurde die Ambrosie als exotische Pflanze bereits im 18. Jahrhundert in europäischen botanischen Gärten kultiviert, der älteste Beleg überhaupt ist ein Herbariumsnachweis von 1763 aus Lyon. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass die Ambrosie damals aus einem botanischen Garten entkommen wäre und von dort Europa eroberte. Alle Daten weisen vielmehr darauf hin, dass die Samen unbeabsichtigt als Verunreinigung mit landwirtschaftlichen Produkten eingeschleppt wurden. Die Einfuhr von Ambrosia

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Ein Prozent der Steuern zur Ambrosiabekämpfung

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wurde also eindeutig durch menschliche Aktivitäten wie Handel, Landwirtschaft, Trans-

Links: Kleine vegetationsfreie

porte und Kriege verursacht.

Stellen können von Ambrosia

Einige historische Belege stützen diese Annahme. Während des Ersten Weltkrieges

genutzt werden.

musste Frankreich viele Pferde aus den USA importieren. Die Tiere kamen in franzö­

Rechts: Im europäischen

sischen Häfen an, und das mittransportierte Pferdefutter enthielt wahrscheinlich Ambro-

Verbreitungsgebiet der

siasamen. 1919 und 1921 wurden in der Umgebung zweier französischer Atlantikhäfen,

­Ambrosie lassen sich zwei

die 400 Kilometer voneinander entfernt lagen, Ambrosiapflanzen gesammelt, die Entfernung zwischen den beiden Fundorten lässt auf zwei unabhängige Einfuhren schließen.

Bereiche unterscheiden: Gebiete, in denen sie ernst­ hafte Schäden verursacht (rot),

Auf ähnliche Weise gelangte die Ambrosie nach Australien. 1901/1902 kehrten australi-

und Gebiete, in denen sie

sche Truppen aus Südafrika, wo sie am Zweiten Burenkrieg teilgenommen hatten, nach

zwar vorkommt, aber keine

Hause zurück, wobei auch Pferde und Pferdefutter, das aus Kanada stammte, nach Australien transportiert wurden. 1908 erfolgte der erste australische Ambrosianachweis in New

nennenswerten Schäden verursacht (gelb).

South Wales, wo eines der australischen Südafrikakontingente stationiert war. In den 1960er-Jahren führten die USA Ambrosiasamen unbeabsichtigt nach Korea ein. Die ersten Populationen breiteten sich genau im Gebiet südlich der entmilitarisierten Zone aus, in dem amerikanische Truppen stationiert waren. Statt mit Pferdefutter waren die Samen diesmal mit verschmutzten Militärfahrzeugen aus den USA eingeschleppt worden. Im Vergleich zu anderen Unkräutern ist die Ambrosie recht konkurrenzschwach, und die Samen reifen erst ab Mitte September. Zwar konnte sich die Ambrosie nicht überall etablieren, wohin sie verschleppt wurde, doch an einigen Standorten schaffte sie es, breitete sich aus und wurde weiterverschleppt. Dennoch hat die Ambrosie fast

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Unheimliche Eroberer | Invasive Pflanzen

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Ambrosia artem 1–4 MAG: 3700 x HV: 15,0 kV WD: 10,0 mm

9 µm

Pollenkorn (links) und Samen (rechts) der Ambrosie.

hundert Jahre lang bemerkenswert geringe Probleme verursacht. Bis in die 1970erJahre war sie ein gewöhnliches Unkraut wie viele andere auch. Mechanische Maßnahmen und Herbizide hielten sie auf den Feldern in Schach, und außerhalb der Landwirtschaftszone war sie unauffällig. Eigentlich erstaunt das nicht, da die Ambrosie eine Pionierart gestörter Flächen und brachliegender Felder ist, die schnell durch andere Pflanzen verdrängt wird. Es war offenbar bedeutungslos, dass jede Ambrosiapflanze jährlich 2000 bis 3000 Samen oder mehr produziert, die im Boden bis zu vierzig Jahre lang keimfähig bleiben können. Die derzeitige Ausbreitung von Ambrosia wurde durch die politischen Veränderungen in Osteuropa verursacht. Viele sozialistische landwirtschaftliche Kooperativen wurden geschlossen und das Land den ehemaligen Besitzern zurückgegeben. In dieser unsicheren Situation bewirtschafteten jedoch viele ihr Land über mehrere Jahre hinweg

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Ein Prozent der Steuern zur Ambrosiabekämpfung

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nicht, sodass sich in den 1990er-Jahren einstige Kulturflächen blitzschnell in Ambro-

Der globale Weizenhandel hat

sia-Monokulturen verwandelten. Auch der folgende Bauboom begünstigte die Ambro-

einen großen Anteil an der

sie, da er großräumig zu gestörten Landschaften führte. Es ist daher nicht erstaunlich, dass Ambrosia in Ungarn, Kroatien, Serbien und der Slowakei innerhalb von weniger

Verteilung und Verbreitung von Ambrosiasamen.

als einem Jahrzehnt das häufigste Unkraut im landwirtschaftlichen und urbanen Bereich wurde. In der Ukraine und in Russland entwickelte sich die Ambrosie sogar noch schneller zu einem Problemunkraut, da landwirtschaftliches Fachwissen weitgehend fehlte. Diese explosionsartige Ausbreitung von Ambrosia blieb nicht unbemerkt, denn die Zahl der Menschen, die eine Allergie gegen Ambrosia entwickelten oder plötzlich unter Asthma litten, nahm stark zu. Eine 1 bis 1,5 Meter hohe Ambrosiapflanze kann täglich bis zu zwei Milliarden hochallergene Pollen produzieren. Bereits fünf bis zehn Pollen

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Unheimliche Eroberer | Invasive Pflanzen

pro Kubikmeter Luft können bei empfindlichen Menschen eine Allergie auslösen. In Gebieten mit dichtem Ambrosiabestand erreicht im August die tägliche Pollendichte durchschnittlich 2000 Pollen pro Kubikmeter. Der höchste Wert, der je in Europa gemessen wurde, betrug 3247 Pollen pro Kubikmeter und stammt aus Novi Sad in Serbien. Eine schlechte Nachricht für Allergiker ist, dass aufgrund der Klimaentwicklung die Lufttemperatur und der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre steigen werden, was Wachstum und Pollenproduktion der Ambrosie fördert. Die klimatischen Veränderungen werden auch ihre weitere Ausbreitung nach Norden ermöglichen, wo derzeit das kühle Klima ein regelmäßiges Reifen der Samen noch verhindert. Trotzdem gibt es auch in solch kühlen Regionen heute schon Ambrosiapollen, die mit der Luftströmung regelmäßig nach Schweden verfrachtet werden. Erstaunlicherweise ist es möglich, die Ambrosie regional auszurotten. Allerdings wurde dies nur an einem einzigen Ort weltweit gezeigt, und zwar in Montreal in Kanada. Die Konzentration der Ambrosiapollen konnte dort mittels großräumiger Programme seit den 1930er-Jahren erfolgreich über viele Jahrzehnte gesenkt werden. 1978 nahm die Stadtverwaltung von Montreal die Ambrosiabekämpfung sogar in die Gemeindeverordnung auf, und dies führte zu einer weiteren Abnahme der Pollenkonzentration. Unglücklicherweise ging diese ursprüngliche Erfolgsgeschichte dann aber schlecht aus. In den 1980er-Jahren bemerkten einige Bürger, dass die Stadtverwaltung auf stadt­ eigenem Land bei der Ambrosiabekämpfung immer nachlässiger wurde, gleichzeitig aber privaten Landbesitzern, die sich nicht an die Verordnung hielten, empfindliche Geldstrafen auferlegte. 1992 verklagte ein Bürger die Stadt wegen Nichteinhaltens der eigenen Verordnung auf eine Schadenersatzsumme von 360 Millionen kanadische Dollar – als Entschädigung für 180 000 Allergiker und um die Bekämpfungsaktionen für die nächsten drei Jahrzehnte zu gewährleisten. Um dieser Klage zu entgehen, setzte die Stadtverwaltung 1996 die entsprechende Verordnung außer Kraft, seitdem steigt die Pollenkonzentration in der Luft wieder an. In Europa wurden in letzter Zeit einige Maßnahmen ergriffen, die zwar vielversprechend, aber noch nicht erfolgreich sind. In der Schweiz müssen Erntemaschinen, die für die Ernte jeweils aus Frankreich eingeführt werden, vor ihrem Einsatz gründlich gereinigt werden, da diese Maschinen früher stark mit Ambrosiasamen verunreinigt waren. Mit verunreinigtem Vogelfutter werden Ambrosiasamen in den Siedlungsbereich eingebracht, eine einfache Wärmebehandlung des Vogelfutters kann die Samen jedoch abtöten. In Forschungsprojekten soll zudem der Einsatz natürlicher Feinde von Ambrosia aus Nordamerika untersucht werden, etwa bestimmte pflanzenfressende Insekten oder krankheitsübertragende Pilze, die in Europa noch nicht vorkommen. Einige wurden bereits in Australien und China ausgesetzt und erzielten Teilerfolge. Doch die Ambrosie wird noch lange ein ernst zu nehmendes Problem in Europa bleiben.

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Register

Aal  13, 149 f. Aalzucht  145 Aedes albopictus (  Asiatische Tigermücke )  88 Aethina tumida ( Kleiner Beutenkäfer )  159 AIDS  19 Ailanthus altissima ( Götterbaum )  74 Ailanthusspinner  80 allergen  26, 31 Allergie / allergisch  19, 23, 26, 31 f., 108 Ambrosia artemisiifolia (  Ambrosie, Aufrechtes Traubenkraut )  26, 29 Ambrosie /Ambrosia ( Ambrosia artemisiifolia )  6, 26–32 Ameise  13, 17, 19, 84, 120 f., 124–126, 230 Amerikanischer Nerz ( Neovison vison, Mink )  6, 173–180, 192, 202, 231 Amerikanisches Grauhörnchen  13 Amsel  61 Anpassung  7, 52, 74, 101, 162 Apis cerana ( Östliche Honigbiene )  156 mellifera ( Honigbiene, Westliche Honigbiene, Europäische Honigbiene )  153 Aquakultur  128, 140 Aquariumtier  148 aquatisch  174 Argentinische Ameise ( Linepithema humile )  13, 119–126 Arizona-Bakterien  228 Asiatische Körbchenmuschel  17, 85 Asiatische Tigermücke ( Aedes albopictus )  88, 93 Asiatischer Gespensterkrebs  134 Asiatischer Laubholzbockkäfer  16, 85 Asiatischer Marienkäfer ( Harmonia axyridis )  13, 103–110 Asthma  26, 31 108 Ästuar  131 Aubergine  112 Aufrechtes Traubenkraut ( Ambrosia artemisiifolia )  26 Ausbreitungsgeschwindigkeit  9, 114 f. Ausrottung /ausrotten  48, 72, 94, 97 f., 126, 131, 150, 177, 180, 186, 188, 203 f., 229–233 Aussetzung /ausgesetzt  10, 13, 32, 40, 84, 105, 145, 148, 150, 162, 167, 172, 192, 198 f., 203, 206, 212, 223 Auster  19, 84, 127–134

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Austernfischer ( Vogelart )  132 Austernzucht /-industrie  16, 128, 131 Auswilderung  170 Bachforelle  14 Bacillus thuringiensis  101 Ballastwasser  10, 84, 136, 231 Balsamgewächs  50 Bär  193 Bärenklau  42 Bekämpfungskosten  17, 23, 96, 102 Berner Konvention  204, 230 Bestäuber  23, 38, 56, 64, 72, 125, 157 Bestäubung  46, 56, 64, 120, 157 Biber  175, 182, 201f. Biberratte ( Myocastor coypus; Nutria, Sumpfbiber )  181–188 Biene  19, 22, 38, 46, 56, 64 Bienenvirus  153 Biodiversität  6–10, 13, 37, 106, 108, 134, 157, 163, 188, 232 Biodiversitätskonvention  230, 231 biogeografische Barriere  7–10 biologische Kontrolle  6, 40, 72, 105, 159, 229 Bioreaktor ( Fermenter )  102 Biozönose  128 Bisam /Bisamratte ( Ondatra zibethicus )  6, 17, 163, 176, 197–204, 231 Bisamfarm  199 Blattkäfer  85, 96 Blattlaus  13, 85, 105 f., 108, 110, 124 Blaualge  14 Blauzungenkrankheit  16 blinder Passagier  84, 88, 96, 117, 125, 136, 229 Bodenbrüter /-brütend  175 f., 180, 195, 211 Böhmischer Knöterich ( Fallopia ! bohemica )  34, 37 Branta canadensis ( Kanadagans )  Büffelklette  113

166

Chikungunya-Fieber  19, 91 Chikungunya-Virus  93 Chinaschilf  98 Chinesische Wollhandkrabbe ( Eriocheir sinensis )  Chitin  140

17, 136

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Anhang| Register

Coypu ( Myocastor coypus; Biberratte, Nutria, Sumpfbiber )  182 Crassostrea angulata ( Portugiesische Auster )  128 gigas ( Pazifische Auster )  128 Cumberland-Schmuckschildkröte ( Trachemys scripta troostii )  223 Dachs  192–196, 211 Dactylopius coccus ( Schildlaus )  58 DDT  118 Dengue-Fieber  19, 91 Diabrotica virgifera virgifera ( Westlicher Maiswurzelbohrer )  Doldenblütler  46 Douglasie  23 Drachenbaum  86, 91 Drüsiges Springkraut ( Impatiens glandulifera )  13, 49–56

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Ebola  19 Eiche  72, 125 Eiderente  132 Einfuhr /eingeführt  29, 37, 80, 91, 97, 102, 110, 118, 132, 145, 148 –150, 156 f., 157, 183, 192 Einfuhrbeschränkung /-gesetz  86, 157 Enok ( Marderhund )  190 Eriocheir sinensis ( Chinesische Wollhandkrabbe )  136 Ernteameise  125 Erosion  39, 53, 64, 71, 80, 140, 163, 172, 203 Essigbaum  22 Eukalyptus  15, 23 Europäische Auster ( Ostrea edulis )  128 Europäische Honigbiene ( Apis mellifera )  153, 156 f. Europäischer Biber  182 Europäischer Flusskrebs  13 Europäischer Nerz  174, 177 Europäischer Otter  178 Europäisches Eichhörnchen  13 Evolution  7 Fadenwurm  13, 16, 85, 91 insektenpathogener  102 Fallopia japonica ( Japan-Knöterich )  34 sachalinensis ( Riesenknöterich )  34 ! bohemica ( Böhmischer Knöterich )  34 Falsche Akazie ( Robinia pseudoacacia )  68 Feigenkaktus ( Opuntia ficus-indica )  58–64 Fermenter ( Bioreaktor )  102

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Fernausbreitung  9, 75, 84 Feuerameise  124 Fischotter  175, 202 Fledermaus  211, 220 Flohkrebs  13 Flughafen  97, 166, 172 Flughund  19 Flussbarsch  150 Flusskrebs  13, 84, 86, 144–149 Fotosynthese  112 fotosynthetisch  61 Frankenstein-Effekt  145 Freisetzung /freigesetzt  40, 72, 110, 174, 188, 230–233 Fremdbestäubung  46 Frosch  38, 163, 193, 211 Fruchtfolge  98, 101, 102, 118 Fuchs  186, 192, 196, 211, 226 Fuchsbandwurm  196 Furanocumarin  48 Gallmücke  85 Garten ( Park )  14, 19, 22, 28, 34, 42, 64, 67, 71–74, 80 f., 162, 167, 170 f., 211, 218 Gartenpflanze  52, 56 GATT  229, 231 Gehegehaltung  162 Gehölzart  22 Gelbfieber-Virus  19 Gelbfiebermücke  91 Gesamtkosten invasiver Arten  17 getopfte Pflanze  85 Getreide  9, 23, 27 f., 102, 171 Gewächshaus  91, 105, 126 Gewässerverschmutzung  128, 131, 180 Gewöhnliche Robinie ( Robinia pseudoacacia )  68 Gift( stoff )  71, 150 Globalisierung  6, 9, 93, 134, 159 Glücksbambus  91 Glyphosat  39 Gelbbauch-Schmuckschildkröte ( Trachemys scripta scripta )  223, 228 Goldfisch  14 Goldrute  13, 17 Götterbaum ( Ailanthus altissima )  17, 22, 73–81 Graugans  166 Grauhörnchen  231 Greifvogel  186 Großer Höckerflohkrebs  13

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Unheimliche Eroberer

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Hafen  28, 29, 115, 125, 136 Haftung  229 Halsbandsittich ( Psittacula krameri )  13, 163, 213–220 Handel  6, 9, 23, 28 f., 58 f., 86, 93, 125, 149 Handelsschiff  114 Harlekin-Marienkäfer ( Harmonia axyridis )  105 Harmonia axyridis ( Asiatischer Marienkäfer, Vielfarbiger M., Harlekin-M. )  105 Hasenpest  150 Hauskatze  14 Haustier  91, 110 Hecht  150 Heilpflanze  22 Heimtier  10, 148, 162 Hemmstoff  71 Heracleum mantegazzianum ( Riesen-Bärenklau )  42 persicum ( Persischer Bärenklau )  43 sosnowskyi ( Sosnowsky-Bärenklau )  43 sphondylium ( Wiesen-Bärenklau )  46 Herbizid  16, 30, 39, 48, 56, 61, 72, 75 Himalaja-Springkraut  51 HIV  19 Höckerschwan  170 Höhlenbrüter /-brütend  13, 211, 218, 220 Holzschädling  68, 85 Holzwurm  91 Honigbiene ( Apis mellifera )  71, 80, 86, 125, 151–159 Hund  91, 186, 195 Hundeartiger  193, 212 Hybrid  34, 71, 172 Hybridisierung  13 f., 37, 163, 230 Hygieneschädling  19 Iltis  175, 202 Imker  16, 22, 48, 53, 71, 156, 159 Impatiens glandulifera ( Drüsiges Springkraut )  50 Indische Feige ( Opuntia ficus-indica )  58 Infrastrukturschaden  siehe Schaden Insektenschädling  112 Insektenzuchtanlage  94 Insektizid  16, 18, 89, 94, 98, 101, 110, 118, 126, 230 Internationale Ballastwasser-Konvention  231 Invertebraten ( Wirbellose )  84 IPPC ( Internationale Pflanzenschutzkonvention )  231 Itadori ( Blattfloh )  40

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Jagdtier  10, 162 Japan-Knöterich ( Fallopia japonica )  34–37, 40 Japanische Enzephalitis  9 Japanische Rose ( Kartoffelrose )  15 Japanischer Aal  13 Japanischer Beerentang  134 Käfer  46, 64, 84–86, 125 Kaiman  186 Kaktusmotte  63 Kanadagans ( Branta canadensis )  19, 163–172 Kanadische Wasserpest  17 Kanadischer Biber  182, 230, 231 Karausche  14 Karmin  59 Kartoffel  58, 112–118 Kartoffelfäule  16 Kartoffelkäfer ( Leptinotarsa decemlineata )  111–118 Kartoffelrose ( Japanische Rose )  15 Katzenartige  212 Kiefer  15, 126 Kleiber  218, 220 Kleinbär  207, 211 f. Kleiner Beutenkäfer ( Aethina tumida )  159 Klima  9, 32, 64, 79 f., 125, 132 Klimawandel  80 Knöllchenbakterie  68 Knöterich  6, 34–40 Koevolution  7 Kontrolle ( biologische )  6, 40, 72, 105, 159, 229 Krabbe  136 Krähe  218, 226 Kranich  211 Krankheit ( Mensch )  10, 19, 71, 86, 91, 93, 171, 196, 212, 220 Krankheitserreger  16, 19, 85, 110, 150, 163, 229 Krätzmilbe  196 Krebspest  148 f. Krebszucht  144 f., 149 Kuh  43, 71 Kulturpflanze  22, 58, 85 f., 98, 124 Lachszucht  176 Landwirtschaft  16, 29 f., 60, 124, 150, 156, 167 landwirtschaftlich Gerät  23 Kultur /Gebiet /Zone  23, 30 f., 86, 105, 108, 163, 171 Produkt  23, 27 f., 117

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Anhang| Register

Latrine  195, 212 Leptinotarsa decemlineata ( Kartoffelkäfer )  112 Liane  15 Linepithema humile ( Argentinische Ameise )  120 Linné, Carl von  68 Lungenwurm  140 Mais  16, 18, 86, 96–102 Maiswurzelbohrer  16, 18, 85–102 Malaria  19 Malariamücke  230 Mandarinente  13 Marburg-Virus  19 Marder  202, 211, 212 Marderartige  212 Marderhund ( Nyctereutes procyonoides )

13, 19, 162 f., 189–196, 231 Marienkäfer  13, 105, 108, 118 Maulbeerbaum  80 Medizinalpflanze  22 Miesmuschel  132, 134 Milbe  106, 153–159 Milbe ( Varroa destructor )  151–159 Mink ( Amerikanischer Nerz, Neovison vison )  6, 173–180, 192, 202, 231 Mittelmeerfruchtfliege  230 Monokultur /monokulturartiger Bestand  31, 37, 42, 46, 60 Moschusduft  202 f. Moschushirsch  202 Moschusratte  203 Moskitofalle  88 Moskito  88 f., 93 Möwe  61, 176 Muschel  84 Myocastor coypus ( Nutria )  182 Nachtschattengewächs  112 Nahrungskonkurrenz  125, 211, 226, 228 Naturschutz  48, 53, 80, 149, 188, 204, 212, 233 Nektar  53, 56, 106, 125 Neovison vison ( Amerikanischer Nerz, Mink )  6, 173–180, 192, 202, 231 Nerz  202 Newcastle-Krankheit  220 Nopal ( Opuntia ficus-indica; Indische Feige, Feigenkaktus )  58 Nutria ( Myocastor coypus; Biberratte, Sumpfbiber, Coypu )  17, 182–188, 201, 230 f.

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Nutriafarm  183 Nutzpflanze  10, 22, 58, 101, 118, 157 Nutztier  16, 84, 86, 91, 162 Nyctereutes procyonoides ( Marderhund )

249

190

Ochsenfrosch  231 ökologisches Roulette  145 Ökosystem  14 f., 81, 101, 125, 132, 134, 145, 157, 162, 211 f., 231 Ondatra zibethicus ( Bisamratte )  201 Opuntia ficus-indica ( Feigenkaktus )  58 Opuntie  19, 57–64 Östliche Honigbiene ( Apis cerana )  156, 159 Ostrea odulis ( Europäische Auster )  128 Ostriaria  128 Otter  149, 178, 180 Papagei  16, 19 Papageienkrankheit  19, 220 Paprika  112 Parasit  10, 16, 86, 196, 212, 229 Park ( Garten )  14, 19, 22, 28, 34, 42, 64, 67, 71–74, 80 f., 162, 167, 170 f., 211, 218 Pazifische Auster ( Crassostrea gigas )  19, 84, 127–134 Pelzfarm  173–175, 179 f., 183, 188, 192, 199, 204, 206 Persischer Bärenklau ( Heracleum persicum )  42, 46 Pflanzenhandel  22 Pilz  10 insektenpathogener  102, 118 Pilzerkrankung  13, 32, 68, 148, 149 Pionierart  30, 67 f. Pioniereigenschaft  75 Platane  22 Pocken  13, 230 Pollen  19, 26, 31 f., 37, 106 Portugiesische Auster ( Crassostrea angulata )  128, 131 Prävention /präventiv  48, 110, 232 Procambarus clarkii ( Roter Amerikanischer Sumpfkrebs )  144 Procyon lotor ( Waschbär )  206 Psittacula krameri ( Halsbandsittich )  213–220 Pyrenäen-Desman  176 Qualle  84 Quappe  150 Ratte  182, 201, 226 Raupenfliege  102

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Unheimliche Eroberer

250

Reblaus  16 Regenbogenforelle  14 Reiher  149, 226 Repellentien  94 Resistenz  98, 101, 118, 131, 159 Rhizom /-stück /-rest  37–39 Riesen-Bärenklau ( Heracleum mantegazzianum )  Riesenknöterich ( Fallopia sachalinensis )  34–37 Rind  16, 62 Rinderpest  230 Robinie ( Robinia pseudoacacia )  15 f., 22, 65 –72 Robinin ( Alkaloid )  71 Rohrdommel  204 Rosettenstadium  46 Rostgans  13

13, 19, 41–48

Rote Lichtnelke  38 Rote Liste  149 Roteiche  23 Roter Amerikanischer Sumpfkrebs ( Procambarus clarkii )  143 –150 Rotfuchs  202 Rothirsch  14 Rotwangen-Schmuckschildkröte ( Trachemys scripta elegans )  223, 227 f., 231 Rühr-mich-nicht-an  51 Rüsselkäfer  85 Salmonellen  19, 228 Samenverbreitung  22, 51 SARS  19 Schabe  19. 84 Schaden gesundheitlicher beim Menschen  19, 23, 48, 62, 140 Infrastruktur, Gebäude  16, 37 f., 80, 86, 108, 163 ökologisch  6, 16, 23, 63 f., 85, 98, 108, 114, 118, 124 f., 150, 157–162, 167, 170, 220 wirtschaftlich /finanziell  6, 16–19, 32, 38, 40, 64, 96, 140, 163, 185, 188, 203, 220 Schädlingskontrolle /-bekämpfung  63, 98, 102, 110, 118 Schaf  16, 62 Schermaus  175, 180 Schildkröte  61 Schildkrötenhandel  227 Schildlaus ( Dactylopius coccus )  58–60, 63, 85, 106, 124 Schlange  218 Schleichkatze  19 Schlupfwespe  118

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Schmetterling  85 Schmetterlingsblütler  67 Schmetterlingsflieder  16 f., 22 Schmuckschildkröte ( Trachemys scripta )  Schraubenwurmfliege  230 Schwarze Liste  178, 233 Schwarzkopf-Ruderente  14, 230 f. Schwein  71 Seepocke  134 Seeschwalbe  176 Seestern  134 Selbstbestäubung  46 Siebenschläfer  220 Sikahirsch  14, 231 SIT ( Sterile-Insekten-Technik )  94

222–228

Sitka-Fichte  23 Soja  101 Sonnenblume  27 Sosnowsky-Bärenklau ( Heracleum sosnowskyi )  43, 46 Späte Traubenkirsche  16, 23 Specht  218 Spinne  84, 125 Stachelschwein  230 Star  61 Staudenknöterich  13, 17 Staupe  212 Stechmücke  19, 84, 86, 88, 91 Sterile-Insekten-Technik ( SIT )  94, 230 Stickstoff  15, 23, 62, 68, 71 f. Stockausschlag  75 Storch  149 Strandkrabbe  134 Sukkulente  61 Sumpf-Ziest  56 Sumpfbiber ( Myocastor coypus; Nutria, Biberratte, Coypu )

182

Sumpfkrebs  144 f., 148, 150 symbiontisch  67 Tabak  58 Teichrohrsänger  204 Termite  85 Tierhaltung  162 Tollwut  19, 163, 196, 212 Tomate  58, 112 Tracheenmilbe  156

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Anhang| Register

Trachemys scripta ( Schmuckschildkröte )  222 scripta elegans ( Rotwangen-Schmuckschildkröte )  223 scripta scripta ( Gelbbauch-Schmuckschildkröte )  223 scripta troostii ( Cumberland-Schmuckschildkröte )  223 Trachtpflanze  22 transgen  86, 98, 101 Trauerente  132 Trichine  196 Tropilelaps ( Milbengattung )  156, 157 Tuberkulose  19 Umweltschaden  6 Umweltveränderung  7 Varroa-Milbe ( Varroa destructor )  16, 153–159 Verdrängung /verdrängt  13, 15, 23, 30, 37 f., 80, 91, 125, 163, 172, 177 Vermehrung geschlechtliche  37 vegetative  61 Vermehrungspotenzial  112, 137 Verpackungsholz  85 vertikale Übertragung  91 Verunreinigung ( von Getreide )  23, 27 f. Verursacherprinzip  232 verwildert  14, 22, 157, 174 f., 216 Vielfarbiger Marienkäfer ( Harmonia axyridis )  Vierblättrige Lupine  15 Vogelfutter  23, 32 Vogelgrippe  220 Vorratsschädling  16, 85

Westlicher Maiswurzelbohrer ( Diabrotica virgifera virgifera )  Wiesen-Bärenklau ( Heracleum sphondylium ) 46 Wildbiene  125 Wildschwein  61, 211 Wirbellose ( Invertebraten ), invasive  13, 83–159, 163 Wirbeltiere  19, 61, 84, 93, 120, 125, 161–163 invasive  162–228 Wolf  195 Wollhandkrabbe  17, 135–142 WTO  229 Wühlmaus  201 Wurzelatmung  98 Wurzelausläufer  67, 72, 75, 80 f. Wurzelbrut  75 Wurzelfraß  98, 101

251

96

Zebramuschel  14, 17, 85 Ziege  16, 62, 71 Zierbaum  68, 71, 80 Zierfisch  162 Ziergeflügel  170 Zierpflanze  10, 22, 34, 43, 48, 52 f., 64, 91 Ziervogel  162 Zweipunkt-Marienkäfer  108

105

Waldwirtschaft  16, 177 Wanderratte  180, 201 Waschbär ( Procyon lotor )  13, 16, 19, 163, 190, 205 –212, 231 Waschbärspulwurm  212 Wasserhyazinthe  17 Wasserschildkröte  222, 226, 228 Wasserweg  85 Wein  16, 106–110, 124, 212, 220 Weißkopf-Ruderente  14, 230 Weymouth-Kiefer  16, 23 Wespe  19, 46, 108 West-Nil-Virus/-Fieber  19, 91, 93 Westliche Honigbiene ( Apis mellifera )  153

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