Alean/Hambrey, Gletscher der Welt

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J端rg Alean " Michael Hambrey

Gletscher der Welt



J端rg Alean " Michael Hambrey

Gletscher der Welt

Haupt Verlag


Zu den Autoren : Dr. Jürg Alean (rechts) studierte Geografie und doktorierte an der ETH Zürich in Glaziologie. Heute unterrichtet er Geografie an einer Mittelschule im Kanton Zürich. Er verfasste bereits mehrere Bücher zum Thema Gletscher und unterhält zusammen mit Michael Hambrey die Website «Glaciers online» www.swisseduc.ch/glaciers/index-de.html Michael Hambrey studierte Geografie und Geologie an der Manchester University und doktorierte dort in Glaziologie. Nach Lehraufträgen an der ETH Zürich, in Cambridge und Liverpool wurde er als Professor für Glaziologie an die Aberystwyth University, Wales, berufen. Von Königin Elizabeth II. wurde er zweimal mit der «Polar Medal» ausgezeichnet.

Die Herausgabe dieses Buches wurde durch einen Beitrag der Schweizerischen Gesellschaft für Schnee, Eis und Permafrost (SEP) unterstützt.

Gestaltung und Satz : pooldesign.ch 1. Auflage : 2013 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http : / / dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN 978-3-258-07803-8 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2013 Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Printed in Germany www.haupt.ch


Vorwort Mit diesem Buch möchten wir Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mitnehmen auf eine Reise zu Gletschern in aller Welt. Die prachtvollen Eisströme der Hochgebirge haben uns seit vielen Jahren ebenso in ihren Bann gezogen wie die Eiskappen und unfassbar riesigen Eisschilde der Arktis und Antarktis. Im Jahr 2010 ist im Haupt Verlag das Buch «Gletscher der Alpen» als Vorläufer zu diesem Band erschienen. Darin werden an zahlreichen Beispielen aus dem Alpenraum grundlegende Prozesse bei der Bildung eines Gletschers, seine formende Wirkung auf die Landschaft und seine durch klimatische Veränderungen hervorgerufenen Schwankungen erklärt. Diese Vorgänge werden zwar im vorliegenden Werk im ersten Kapitel ebenfalls behandelt, allerdings in kürzerer Form, um Wiederholungen nach Möglichkeit zu vermeiden. Dennoch soll dieses Buch auch für sich allein lesbar sein. In den nachfolgenden Kapiteln bewegen wir uns durch alle Erdteile, auf denen es Gletscher gibt. Ihre riesige Anzahl und Vielfalt zwingt zur engen Auswahl. Unsere Reise beginnt in Island, wo Gletscher mit Vulkanen interagieren, und wird in Skandinavien fortgesetzt. Hier treten uns die Spuren eiszeitlicher Vergletscherungen besonders augenfällig entgegen. Danach machen wir uns auf in die Polarregionen, zunächst nach Spitzbergen, dann über Grönland in die kanadische Arktis zur Insel Axel Heiberg. Südwärts folgen wir dann den Hochgebirgen im Westen des amerikanischen Doppelkontinents, durch Alaska, den Yukon, die Andenländer bis nach Patagonien. Dem fast vollständig vereisten Kontinent Antarktika widmen wir das nächste Kapitel. Anschließend kehren wir zurück in die gemäßigte Klimazone und besuchen die gut erschlossenen Gletscher Neuseelands. Im Himalaja und Karakorum beschäftigen wir uns mit hoch gelegenen Eisströmen, von denen die einen vorstoßen, während andere durch ihren Rückgang gefährliche Gletscherseen hinterlassen. Unsere glaziologische Weltreise endet in den Alpen, wo sich der durch den Menschen verursachte Klimawandel in einem dramatischen und beschleunigten Gletscherschwund manifestiert. Zwischendurch geben kurze Berichte über persönliche Erlebnisse einen Einblick in das Leben und die Arbeit von Glaziologen im Feld. Dabei spielen auch Tiere eine wichtige Rolle. In einer Welt aus Schnee, Wasser, Eis und Fels haben sie uns durch ihre Anpassungsfähigkeit an extreme Lebensräume beeindruckt. Unsere Erklärungen sollen allgemein verständlich sein. Sie richten sich an Bergwanderer und Alpinistinnen ebenso wie an Naturliebhaberinnen ganz allgemein. Wir hoffen, dass sie auch unseren Schülerinnen und Studenten von Nutzen sein werden. Wir verzichten auf ein

Nachfolgende Doppelseite:

Glossar, weil dieses in illustrierter Form und umfassend auf der Website «Glaciers online» zur

Der riesige Kongsbreen («Königsgletscher»)

Verfügung steht, welche das Buch begleitet ( www.swisseduc.ch/glaciers ). Wir hoffen, lieber Leser, liebe Leserin, Sie mit unserer Faszination für Gletscher und ihre mannigfaltigen Erscheinungsformen anstecken und Ihnen viel Wissenswertes vermitteln zu können.

kalbt in einen tief ins Land hineingreifenden Fjord im Nordwesten Spitzbergens. Rechts hinten erheben sich die markanten Gipfel der Tre Kroner («Drei Kronen»).


INHALTSVERZEICHNIS Vorwort

1 Eisplanet Erde

5 8

4 Spitzbergen

72

Gletscher in Raum und Zeit

12

Vom weißen Rand und spitzigen Bergen

77

Wie entsteht ein Gletscher ?

14

Arktische Landschaft

80

Gewinn und Verlust – Vorstoß und Schwund

18

Gletscher und Fjorde

84

Wie fließt ein Gletscher ?

21

THEMENKASTEN : BEGEGNUNG MIT EINEM EISBÄREN

88

Nützliche, gefährliche und «neue» Gletscher

27

Gletscher im Ausnahmezustand

91

2 Island

30

5 Grönland

96

Land der Eiskappen

35

Falschmeldung zum Gletscherschwund

101

Vulkaneruptionen unter Gletschern

40

THEMENKASTEN : ZWISCHENFÄLLE MIT MOSCHUSOCHSEN

106

Subglaziale Vulkaneruption am Eyjafjallajökull

44

Europäer im «grünen Land»

110

THEMENKASTEN : TIERISCHE BEGEGNUNGEN AUF MORÄNEN

48

Sermeq Kujalleq und Sikkusak

112

Eisberge und Eisinseln

116

Der Untergang der Titanic

117

3 Skandinavien

50

Die heutigen Gletscher in Norwegen und Schweden

55

Neuzeitliche Gletscherschwankungen

57

Fjorde, Seen und Schären – die Spuren der Eiszeiten

59

Forschung seit sechzig Jahren

125

Isostasie – Senkung und Hebung des Landes

65

Crusoe Glacier – seit Jahrzehnten am Vorstoßen

126

THEMENKASTEN : EISZEIT – SPURENSUCHE IN SCHOTTLAND

68

Langzeitbeobachtungen am White Glacier

131

Eisgestaute Seen am Thompson Glacier

134

THEMENKASTEN : WINTERHARTE VIERBEINER

138

6 Axel Heiberg Island

120


7 Alaska und Yukon

140

10 Neuseeland

224

Maritime und kontinentale Gletscher

145

Vom Vorstoß zum raschen Schwund

229

Gletscher und Gebirgsbildung

150

THEMENKASTEN : LERNEN AUF DEM GLETSCHER

234

Gletscher als Förderbänder der Natur

152

Gletscher und Erdbeben

238

THEMENKASTEN : GLETSCHERFOTOGRAFIE AUS DER LUFT

156

Spuren der Eiszeit

240

Schnelle und langsame Surges

159

Gletscher unter Vulkanasche

244

8 Anden

164

Vulkan-Gletscher-Katastrophe am

11 Himalaja und Karakorum

250

Die Karakorum-Anomalie

256

Nevado del Ruiz

169

Kontroversen und Konflikte

257

Fels- und Gletschersturz am Nevado Huascarán

173

THEMENKASTEN : GLETSCHER UND GEBIRGSBILDUNG

260

Gletscher und Seen im Khumbu

262

THEMENKASTEN : ERDBEBEN UND GLETSCHERSTURZ – EIN

ERLEBNISBERICHT

174

12 Alpen

Gletscherseen und ihre Ausbrüche

179

Unterschiedlich hohe Schneegrenze

184

Seeausbrüche stimulieren die Gletscherforschung

273

Eisfelder und kalbende Gletscher

188

Große und kleine Schwankungen

278

Gletscher und Wasserkraftnutzung

280

194

Das große Schmelzen

284

Eisschilde, Schelfeise und Eisberge

199

Neue Seen – neue Gefahren

286

Transantarktisches Gebirge und Trockentäler

209

Blick in die ferne Vergangenheit

216

Ausgewählte Literatur

292

THEMENKASTEN : BESCHWERLICHER WEG ZUM SÜDPOL

220

Dank

292

Bildnachweis

293

Sachregister

294

9 Antarktis

268


1


Eisplanet Erde



Vorhergehende Doppelseite : Aus dem weitläufigen Harding Icefield auf der Seward-Halbinsel von Alaska ragen einzelne eisfreie Felsinseln, sogenannte «Nunatakker», hervor. Gegen zehn Prozent der Landoberfläche der Erde liegen unter Gletschereis.

Von der Stirn des Kongsbreen in Spitzbergen brechen immer wieder Eisberge ab und driften in den Kongsfjord hinaus. Küstenseeschwalben nutzen sie als Rastplatz.


Gletscher der Welt

12

Gletscher in Raum und Zeit Rund ein Zehntel der Landoberfläche unseres Planeten ist heute eisbedeckt. Dies sind 15 Millionen Quadratkilometer oder das 1,5-Fache der Fläche Europas. Den Löwenanteil daran haben die riesigen Eisschilde in der Antarktis und in Grönland. Stark vergletschert sind auch Inselgruppen in der kanadischen Arktis, Spitzbergen und Inseln nördlich von Sibirien. Außerhalb der Die Raumsonde Galileo nahm aus

Polargebiete befinden sich die größten Gletscherflächen in Alaska und im Westen Kanadas, in

großer Entfernung dieses Bild

Island, den asiatischen Hochgebirgen sowie in Patagonien. Gletscher gibt es selbst in den

der Erde auf. Rechts erkennt man den mehrheitlich braun gefärbten Konti-

Tropen, darunter auch recht ausgedehnte in den peruanischen Anden. Winzig sind hingegen

nent Australien; links unten ist als

die Gletscher Afrikas auf dem Kilimandscharo, dem Mount Kenya und dem Ruwenzori-Massiv.

kompakte weiße Fläche der fast

Bald verschwinden werden auch diejenigen im Sudirman-Gebirge in Neuguinea.

vollständig vergletscherte Kontinent Antarktika zu sehen.

Verteilung der vergletscherten Flächen

Auch wenn es vor dem Hintergrund der derzeit weltweit steigenden Temperaturen paradox erscheint – wir leben in einer vergleichsweise kühlen Phase der Erdgeschichte. Das Klima im Mesozoikum, dem Erdmittelalter ( vor etwa 250–65 Millionen Jahren ), war nahezu 200 Millio-

auf der Erde. Außer bei Grönland und

nen Jahre lang tropisch, und zwar auch in den mittleren geografischen Breiten. Gletscher gab

der Antarktis sind die Gletscher aller-

es damals wohl nirgends. Erst im Verlauf des Neozoikums, der Erdneuzeit ( vor etwa 65 Milli-

dings zu klein, um maßstabsgetreu

onen Jahren bis heute ), setzte eine markante Abkühlung ein. Vor 34 Millionen Jahren erreich-

abgebildet zu werden. Die weißen Punkte sind lediglich Symbole für ver-

ten in der Antarktis die ersten Gletscher die Meeresküsten. Seit rund 2,5 Millionen Jahren

gletscherte Gebiete ohne Bezug zur

wechseln sich besonders kalte und etwas mildere Phasen ab. Wir nennen diese letzte Phase

Ausdehnung der jeweiligen Eisflächen.

der Erdgeschichte das Quartär oder Eiszeitalter. In dessen kältesten Phasen, den sogenannten


Eiszeiten, breiteten sich die Gletscher über weitaus größere Gebiete aus als heute und bedeck-

Von einem Schelfeis in der Antarktis

ten beinahe ein Drittel der Landoberfläche der Erde ( vgl. Kapitel 3 ).

hat sich ein Tafeleisberg gelöst und

Vor rund 20 000 Jahren erreichten die Gletscher letztmals eine sehr große Ausdehnung. Sie hinterließen Spuren auch weit ab von den Gebirgen, zum Beispiel auf den Britischen Inseln oder im Norden der Vereinigten Staaten. Die Großen Seen zwischen den USA und Kanada verdanken ihre Existenz gewaltigen Gletscherzungen, welche das Gelände vertieft und nach ihrem Rückgang Endmoränen hinterlassen hatten. Auf die Wirkung der eiszeitlichen Gletscher gehen auch die Fjordlandschaften Norwegens, Chiles und Neuseelands zurück. Auch viel früher in der Erdgeschichte gab es Eiszeiten : während des Paläozoikums, des Erdaltertums ( vor etwa 540 –251 Millionen Jahren ). Ihre Spuren finden sich unter anderem in Australien, im Südteil Indiens und sogar in der Sahara-Wüste. Diese scheinbar paradoxe geografische Verteilung wird verständlich, wenn man berücksichtigt, dass sich die Lage der Kontinente im Lauf der Zeit stark verändert hat. Regionen, die heute in den Subtropen oder Tropen liegen, befanden sich einstmals in der Nähe der Pole. Einzelne der weit zurückliegenden Vereisungen unseres Planeten könnten sogar noch erheblich stärker gewesen sein als diejenigen des aktuellen Eiszeitalters. Einige Forscher haben die kontroverse Hypothese aufgestellt, dass die Erde phasenweise fast vollständig von einem globalen Eispanzer umschlossen war. Ihrer Meinung nach gab es mindestens zwei als Snowball Earth ( Schneeball-Erde ) bezeichnete Phasen vor rund 600 bis 700 Millionen Jahren ( vgl. Kapitel 5 ).

treibt zusammen mit Meereis vor der Antarktischen Halbinsel.


Diese Erratiker bei Bremgarten im Kanton

Die enorme Ausdehnung der Vereisung

Aargau, Schweiz, wurden vom eiszeitlichen

Nordamerikas während der letzten Eiszeit

Reussgletscher vor etwa 20 000 Jahren hier

lässt sich an einem Gletscherschliff im

abgelagert.

Central Park von New York erahnen.

Wie entsteht ein Gletscher ? Ein Gletscher ist eine große Masse aus Eis, die sich in hohen Lagen vorwiegend aus Schnee bildet und unter dem Einfluss der Schwerkraft langsam zu Tal fließt. Ein Gletscher entsteht also, wenn im Gebirge Jahr für Jahr mehr Niederschlag in Form von Schnee fällt, als wegschmelzen kann. In mittleren geografischen Breiten fällt im Winterhalbjahr am meisten Schnee. Dabei können ohne Weiteres alljährlich fünf oder noch mehr Meter zusammenkommen. Davon schmilzt im nächsten Sommerhalbjahr nur ein Teil, ein Rest bleibt Ende Sommer übrig und wird dann als Firn bezeichnet. Im Firn haben sich die einstmals filigranen Schneekristalle zu kleinen, eher unförmigen Eisklümpchen verformt und sind mit den benachbarten Schneekristallen immer stärker zusammengewachsen. Firnschichten mehrerer Jahre lagern sich übereinander ab und pressen die tieferen Schichten immer stärker zusammen. Dabei vereinigen sich die weiter angewachsenen Eiskörner immer mehr. Die zunächst noch miteinander verbundenen, dazwischenliegenden Hohlräume werden voneinander abgetrennt und bilden einzelne Luftblasen. Ist dieser Zustand erreicht, hat sich Gletschereis gebildet. Die vor Jahrzehnten, Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden im Gletschereis eingeschlossenen Luftblasen sind für die Forschung von unschätzbarem Wert. Dank ihnen kann die Gaszusammensetzung und


indirekt auch die Atmosphärentemperatur, die zu jener längst vergangenen Zeit herrschte, als die entsprechenden Firnschichten entstanden, ermittelt werden. Daten aus antarktischen und grönländischen Eisbohrkernen zeigen uns heute überdeutlich, dass sich das Erdklima als

Ein Eisstromnetz auf Ellesmere Island ist typisch für Gebirgsregionen der kanadischen Arktis. Während die Nordflanken der Berge vergletschert sind, sind die stärkerer

Folge der vom Menschen in die Atmosphäre emittierten Treibhausgase stark und schnell

Bestrahlung ausgesetzten Südhänge

erwärmt ( vgl. Kapitel 9 ).

mehrheitlich eisfrei.

Zur Bildung von Gletschereis trägt meist auch ein weiterer Prozess bei. Von der Gletscheroberfläche sickert Schmelzwasser in den Firn und gefriert dort wieder. Innerhalb der Firnschichten bilden sich dabei harte Zwischenlagen. Auf arktischen Gletschern kann dieses sogenannte superimposed ice ( ein gebräuchlicher Begriff fehlt in der deutschen Fachsprache ) sogar einen erheblichen Teil der Eisbildung ausmachen. Den gesamten Massezuwachs eines Gletschers bezeichnet man als Akkumulation, das Gebiet, in dem dies geschieht, als das Akkumulationsgebiet ( vgl. S. 18 ). Gletschereis beginnt sich unter Druck langsam zu verformen, es verhält sich also plastisch. Der kritische Druck wird ab etwa dreißig Meter Tiefe erreicht. Deshalb fließt ein Gletscher. So gelangt das Eis nach Jahren oder Jahrzehnten vom Akkumulations- ins sogenannte


Gletscher der Welt

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Ablationsgebiet. Zwar fällt auf den meisten Gletschern auch im Ablationsgebiet während des Winters Schnee. Dieser schmilzt aber im Frühjahr oder spätestens im Sommer vollständig ab, und daraufhin auch das Gletschereis. Augenfällig wird die Ablation, also die Eisschmelze, durch Gletschertische. Solche entstehen, wenn Felsblöcke auf der Gletscheroberfläche durch ihren Schatten das darunterliegende Eis vor der direkten Sonneneinstrahlung schützen. Die Grenzlinie zwischen Akkumulations- und Ablationsgebiet heißt Gleichgewichtslinie. Auf ihrer Höhe halten sich Akkumulation und Ablation die Waage. Die Höhe der Gleichgewichtslinie variiert von Jahr zu Jahr je nach Witterung erheblich. Im untersten Teil eines Gletschers, auf der Gletscherzunge, ist in der warmen Jahreszeit das Gurgeln und Rauschen der Schmelzwasserbäche allgegenwärtig. Manche Bäche können solche Ausmaße erreichen, dass sie nicht mehr gefahrlos überschritten werden können. Überwinden kann man ein solches Hindernis aber meist dadurch, dass man dem Bach gletscherabwärts folgt. Fast immer findet sich eine Stelle, an der sich der Bach tosend in eine Gletschermühle stürzt. Dies ist eine Öffnung im Eis, die bis auf das Felsbett hinunterreichen kann.

Die Pyrenäen sind ein Gebirge in der gemäßigten Klimazone mit geringer Vergletscherung. Diese Vergleichsaufnahme des AnetoMassivs zeigt, dass die kleinen Gebirgsgletscher von 1986 ( oben ) bis 2006 wesentlich kleiner geworden sind. Sie werden bald vollständig verschwinden.


Eisnadeln am Rand des Nördlichen Eisfelds auf dem

In einer Eiswand am Rand des Nördlichen

Gipfelplateau des Kilimandscharo. Alle Gletscher in

Eisfelds des Kilimandscharo erkennt man

Äquatornähe sind in den letzten Jahren massiv zurückgegangen.

Firnschichten. Sie enthalten wertvolle Informationen über die Klimageschichte der Region. Glaziologen entnehmen deshalb Eisproben.

Das Schmelzwasser folgt dem Felsbett, bis es an der Gletscherstirn, dem untersten Ende des Gletschers, wieder zum Vorschein kommt. Besonders eindrücklich sieht das aus, wenn sich dort ein gähnender Schlund auftut, das Gletschertor. Man sollte der Versuchung widerstehen, sich hier ins Gletscherinnere vorzuwagen. Zum einen könnte die Eisdecke ohne Vorwarnung einstürzen, zum anderen kann der Gletscherbach unverhofft massiv anschwellen, wenn sich unsichtbare, wassergefüllte Hohlräume, sogenannte Wassertaschen, plötzlich entleeren ( vgl. Kapitel 3 ). Nicht in allen Weltregionen gibt es klar ausgeprägte Jahresszeiten. In den Tropen, und teilweise auch den Subtropen, fehlt ein deutlicher jährlicher Temperaturgang. Dafür gibt es Monate mit mehr und solche mit weniger Niederschlag. Gletscher in äquatornahen Gebirgen haben ihren Massenzuwachs deshalb vor allem in der Regenzeit. Natürlich fallen die Niederschläge in den betreffenden Höhenlagen als Schnee. Gletscher mit kleinen Akkumulationsgebieten können nur kurze Zungen mit Eis versorgen. Man nennt sie Gebirgsgletscher ( vgl. Bilder S. 16 ). Sie sind oft wenig spektakulär, kommen aber in Hochgebirgen wie den Alpen, den Anden oder dem Himalaja zu Tausenden vor. Beginnt das Akkumulationsgebiet jedoch hoch oben und hat es eine große Fläche, kann es viel mehr Eis ins Ablationsgebiet hinunterliefern. Dann erreicht die Gletscherzunge auch tiefere Lagen. Ein solch langer, durch ein Gebirgstal abfließender Eisstrom heißt Talgletscher ( Bild S. 19 ). Noch größere, ganze Gebirgsregionen überdeckende Eismassen werden je nach ihrer topografischen Ausprägung als Eiskappen, Eisstromnetze oder Eisschilde bezeichnet.


Gletscher der Welt

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Gewinn und Verlust – Vorstoß und Schwund Akkumulation, Fließbewegung und Ablation eines Gletschers befinden sich in einer empfindlichen und komplexen Wechselbeziehung. Diese wird ihrerseits stark von klimatischen Einflüssen geprägt : Wird das Klima kühler, fällt mehr Niederschlag in Form von Schnee. Dadurch wandert die Gleichgewichtslinie weiter nach unten. Wie eine profitabel operierende Firma erwirtschaftet der Gletscher nun einen Überschuss an Eis und beginnt zu expandieren. Seine Zunge stößt, allerdings nach einer gewissen Verzögerung, vor. Bei kleinen, steilen Gletschern erfolgen Zungenvorstöße fast unmittelbar oder nach wenigen Jahren. Bei größeren und flacheren Gletschern mit Längen um zehn oder zwanzig Kilometer sind die Reaktionszeiten länger, etwa in der Größenordnung einiger Jahrzehnte. Damit ein Gletscher über die Jahre hinweg seine Größe in etwa beibehält, müsste sein Akkumulationsgebiet rund doppelt so groß sein wie das Ablationsgebiet ( vgl. Bild unten ). Abgesehen von einigen bemerkenswerten, allerdings seltenen Ausnahmen, beobachten wir heute weltweit etwas ganz anderes : Aufgrund steigender Temperaturen vergrößert sich bei der Mehrzahl der Gletscher das Ablations- auf Kosten des Akkumulationsgebietes. Die Gletscher zehren von ihren schwindenden Vorräten ; ihr Massenhaushalt ist längst aus dem Gleichgewicht geraten, denn immer mehr Niederschlag fällt in Form von Regen statt von Schnee und «nützt» ihnen nichts. Als Folge davon schwinden weltweit die meisten Gletscherzungen. Dass sie sich pro Jahr um Dutzende, manchmal sogar Hunderte von Metern

Längsschnitt durch einen Gletscher :

Akkumulationsgebiet:

Die Pfeile verdeutlichen den Fluss

Nettogewinn durch

des Eises durch das Innere des

Umwandlung

Gletschers.

von Schnee zu Eis Gleichgewichtslinie: Gewinn und Verlust halten sich die Waage

Ablationsgebiet: Nettoverlust durch Abschmelzen von Eis Felsbett

Gletscher Gletscherzunge


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| Eisplanet Erde

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verkürzen, ist eine eindrückliche Folge steigender Temperaturen im globalen Treibhausklima. Wir verwenden im Zusammenhang mit Gletscherschwankungen übrigens bewusst nicht den irreführenden Begriff «Rückzug». Das Eis fließt ja nicht rückwärts den Berg hinauf, sondern stets talwärts. Aber es schmilzt mehr Eis ab, als von oben nachkommt. Zutreffender ist also die Bezeichnung Gletscherschwund. Geradezu dramatisch sind die Schwundraten mancher Gletscher, deren Zungen in Seen oder im Meer enden. Spektakuläre Beispiele dafür gibt es unter anderem in Alaska, Grönland und in der Antarktis. Der Rückgang innerhalb von Dekaden kann dort Dutzende von Kilometern betragen. In der Antarktis haben sich in den letzten Jahren Eismassen von der Ausdehnung ganzer Kleinstaaten abgelöst und sind davongeschwommen. Solch rasante Veränderungen werfen drängende Fragen nach der Stabilität

Gletschereis bildet sich in höheren Lagen durch jahrelang abgelagerte und verdichtete Schneeschichten,

der Eisschilde in Grönland und der Antarktis auf. Ihr Abschmelzen würde den Meeresspiegel

wie hier im Akkumulationsgebiet des

katastrophal ansteigen lassen ( siehe Kapitel 5 und 9 ).

Lacuna Glacier in der Alaska Range.


An einem kleinen Hängegletscher in der Cordillera Blanca in Peru sieht man deutlich die Firnschichtung. Anders als in den gemäßigten Breiten fallen in den Tropen die größten Schneemengen in der wärmeren Jahreszeit.

Über Steilstufen gelangt das Eis der Pasterze, des größten Gletschers Österreichs, zur tiefer gelegenen Gletscherzunge. Hier ist durch die Ablation ein Gletschertisch entstanden.


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Wie fließt ein Gletscher ? Gletscher fließen je nach Größe, Hangneigung, Art des Gletscherbetts und den Schneemengen, die im Akkumulationsgebiet fallen, höchst unterschiedlich schnell. Bei den einen bewegt sich das Eis nur ein paar Meter pro Jahr, bei anderen mehrere Kilometer. Es sind drei Vorgänge, die dabei eine Rolle spielen. Der erste ist das sogenannte basale Gleiten : Der Gletscher rutscht über seinen Untergrund. Dabei werden Sand, kleinere und größere Gesteinstrümmer zwischen Gletschereis und Felsbett eingeklemmt und darübergescheuert. Dies bewirkt die sukzessive Erosion, also eine Abtragung der Felsoberfläche. Falls der Gletscher schwindet und diese Felspartie sichtbar wird, sieht man charakteristische Gletscherschliffe oder Gletscherschrammen ( Bilder S. 24 ).

Zwei wichtige Komponenten der Gletscherbewegung sind das Gleiten über das Felsbett und die

Aus deren Orientierung lässt sich die Fließrichtung des Eises auch noch Jahrtausende nach

interne Verformung des Eises.

dem Verschwinden des Eises rekonstruieren.

Die roten Markierungen zeigen, wie

Den zweiten Beitrag zur Gletscherbewegung leistet die interne Verformung des Eises. Sie

weit sich das Eis in einer bestimmten Zeitspanne bewegt hat. Am schnells-

ist am stärksten am Gletscherrand sowie auf den untersten paar Metern, direkt über dem

ten fließt der Gletscher an der

Gletscherbett. Sie bewirkt, dass das Geschwindigkeitsprofil quer über einen Talgletscher in

Oberfläche in der Mitte.

etwa eine parabelförmige Form aufweist. Am eindrücklichsten manifestiert sich dies bei Gletschern, die sogenannte Ogiven ausbilden ( Bild S. 22 ). Dies sind Strukturen, die manchmal Felsbett

unterhalb eines Eisfalls, also einer steilen Stufe im Gletscherlängsprofil, entstehen. Weil sich pro Jahr genau eine Ogive bildet, kann der Betrag der Jahresbewegung des Eises bequem abgelesen werden. Auf ihrem Weg Richtung Gletscherstirn werden die Ogiven parabelförmig durchgebogen, weil die Bewegung in der Gletschermitte am schnellsten ist.

Gletscher

Falls sich unter dem Gletscher Lockermaterial, eine sogenannte Grundmoräne, befindet, wird dieses durch die Schubwirkung des Eises deformiert. Es wirkt wie eine Schmierschicht am Gletscherbett und ist verantwortlich für die dritte Komponente der Bewegung. Subglaziale Lockermaterialien spielen insbesondere bei denjenigen Gletschern eine entscheidende Rolle, deren Bewegung sich zu gewissen Zeiten anormal verstärkt. Solche Surge-Gletscher werden

Felsbett Grundriss

wir in den Kapiteln 4 und 7 kennenlernen. Gletscherbewegungsmessungen über kurze Zeitintervalle haben ergeben, dass die FließGletscheroberfläche

geschwindigkeit im Jahres- und selbst im Tagesverlauf variiert. Alpine Talgletscher bewegen sich im Frühjahr am schnellsten, im Sommer nimmt ihre Geschwindigkeit wieder ab und ist im Winter am kleinsten. Erklärbar wird dies durch Vorgänge, die sich im Innern des Eises und am Gletscherbett abspielen : Zu Beginn der warmen Jahreszeit setzt Ablation ein. Das dabei gebildete Schmelzwasser dringt ins Innere des Gletschers. Allerdings sind die Abflusskanäle im und unter dem Gletscher noch schlecht entwickelt, sodass sich das Wasser staut. Dadurch wird die Reibung am Felsbett reduziert, sodass sich die Eisbewegung beschleunigt. Im Verlauf des Sommers entwickelt sich das Abflusssystem weiter, wodurch das Schmelzwasser besser abfließen kann. Die Reibung am Gletscherbett nimmt wieder zu und der Gletscher fließt etwas

Felsbett Längsschnitt


Gletscher der Welt

22

langsamer. Typische Eisgeschwindigkeiten großer Talgletscher in den Alpen liegen bei fünfzig oder hundert Metern pro Jahr. In einem Eisfall können es aber durchaus auch mehr als ein Meter pro Tag sein. Ist man länger auf Gletschern unterwegs, kann man Überraschungen in Zusammenhang mit ihrer Bewegung erleben. Gelegentlich entladen sich im Eis aufgestaute Spannungen plötzlich mit lautem Knall oder dumpfem Knacken. An einem windstillen Tag kann das Geräusch selbst einen erfahrenen Glaziologen erschrecken, auch wenn das Phänomen an sich harmlos ist. Weitaus gefährlicher ist eine andere Folge der Fließbewegung : Verursacht sie Scher- oder Zugspannungen, reißen Gletscherspalten auf. Querspalten bilden sich oberhalb einer Steilstufe im Gletscherlängsprofil, weil das Eis dort in die Länge gezogen wird. Randspalten entstehen in der Nähe des linken und rechten Randes aufgrund der besonders starken Eisdeformation. Radialspalten formen sich bei einer Gletscherzunge, die sich in

Durch das Fließen des Eises gelangt der Massenüberschuss des Akkumulations- ins Ablationsgebiet. Auf dem Mer de Glace im Mont-Blanc-Massiv zeigen bänderartige Ogiven die jährliche Eisbewegung an.


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Die Bewegung des Eises hat am Rand eines kleinen Gebirgsgletschers in Peru Eiszapfen aus ihrer ursprünglich senkrechten Lage verbogen.

Beim Überfließen eines Felsbuckels öffnen sich auf diesem Gletscher in der Alaska Range zahlreiche Spalten. Manche sind durch Schneebrücken teilweise verdeckt und wären für Bergsteiger besonders gefährlich.



Nach der Eruption von 1980 entstanden im Krater des Mount St. Helens (USA) zwei neue Gletscher. Ihre beiden Zungen sind von zahlreichen Spalten durchzogen und von dunkler Vulkanasche bedeckt. Linke Seite oben: In einer Eishöhle unter dem Grossen Aletschgletscher ( Schweiz ) lässt sich das Gleiten über den Felsuntergrund studieren. Das Eis hat von rechts kommend ein Hindernis überwunden und vor dem Betrachter einen Hohlraum frei gelassen. Linke Seite unten: Ein Gletscherschliff unterhalb des Grossen Aletschgletschers ( Schweiz ) zeigt die Erosionswirkung des Eises und der darin eingeschlossenen Gesteinstrümmer. Diese haben Schrammen in der Felsoberfläche hinterlassen.


Gletscher der Welt

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Ein Schmelzwasserbach fließt auf

einem Vorland ausbreitet. Gletscherspalten können gewisse Zonen völlig unpassierbar

dem Fornogletscher ( Schweiz ) an

machen oder zumindest das Fortkommen stark behindern. Gefährlich sind sie besonders

einem Gletschertisch vorbei und stürzt tosend in eine Gletschermühle.

dann, wenn sie unter Schnee verborgen sind. Dies ist der Fall, nachdem im Winter Treibschnee über eine Spalte verfrachtet wurde. Dabei entsteht eine Schneebrücke. Auch wenn sich verborgene Spalten im besten Fall durch leichte Einsenkungen verraten, so gehört doch viel Erfahrung dazu, sie zu erahnen. Jedenfalls zwingen sie bei Gletschermärschen zur gegenseitigen Seilsicherung.


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Nützliche, gefährliche und «neue» Gletscher Gletscher sind in hohen und mittleren geografischen Breiten, vereinzelt auch in den Subtropen und Tropen, ein wichtiger Bestandteil des Wasserkreislaufs. Sie haben für die Menschen vielerlei Nutzen, bergen aber auch Gefahren. Gletscher gehören zu den wertvollsten Reserven an sauberem Trinkwasser und an Bewässerungswasser für Kulturland. Ihr Schmelzwasser treibt Turbinen zur Stromproduktion an, auch bei trockener und warmer Witterung. Gletscher verleihen dem Hochgebirge den besonderen Reiz der in der Sommersonne gleißenden Gipfel ; sie sind ein fester Bestandteil der touristischen Attraktivität des Himalajas und der Anden, der neuseeländischen wie auch der europäischen Alpen. Gletscher können aber auch Tod und Verderben bringen. Eisabbrüche haben in dicht besiedelten Bergregionen ganze Dörfer und Städte ausgelöscht. Besonders weit reichen die Ver-

Durch Spalten und Gletschermühlen

wüstungen, wenn von Eis oder Moränen gestaute Seen ausbrechen. Ausbrüche von unter

gelangt das Schmelzwasser bis zu

Gletschern liegenden Vulkanen sind gefürchtet, weil sie besonders große Gletscherhochwas-

seinem Bett. Hier ergießt sich ein kleiner Wasserfall in eine Eishöhle

ser verursachen. Die Erinnerung an Gletschervorstöße, die einst Weideland oder gar Siedlun-

unter dem Grossen Aletschgletscher

gen überfuhren, lebt in Sagen und Erzählungen der Bergbevölkerung weiter. Heute sind es

in den Berner Alpen ( Schweiz ).


Aus dem Gletschertor an der Zunge des Morteratschgletschers ( Schweiz ) tritt subglazial abfließendes Schmelzwasser hervor. Mitgeführte Schwebestoffe trüben das Bachwasser und verdeutlichen die Erosionswirkung des Gletschers.

allerdings nicht bedrohliche Gletschervorstöße, die unsere Besorgnis erregen, sondern der rapide Zerfall und Schwund der Gletscherzungen, die öde Geröllwüsten und instabile Moränenwälle hinterlassen, von denen Steinschlag und Murgänge niedergehen. Vor dem Hintergrund des weltweiten Gletscherschwunds sei hier noch auf die Kuriosität der wohl jüngsten Gletscher der Welt verwiesen. Sie befinden sich im Kraterinnern des Vulkans Mount St. Helens im amerikanischen Bundesstaat Washington. Dessen Gipfel war früher 2950 Meter hoch. Beim verheerenden Ausbruch vom 18. Mai 1980 wurde die Gipfelpartie des Kegels mitsamt der ihn krönenden Gletscher pulverisiert und weggesprengt. Die Höhe beträgt seither nur noch 2549 Meter. Allerdings entstand bei der Eruption ein weiter, nach Norden hin offener Krater. Dieser liegt aber immer noch so hoch, dass in seinem Innern inzwischen wieder zwei


Die Geschwindigkeit der Eisschmelze wird am stärksten durch die Lufttemperatur und die Sonneneinstrahlung bestimmt. Deshalb ist der Wasserstand im Gletscherbach vor dem Morteratschgletscher vormittags tiefer als nachmittags.

neue Gletscher wachsen konnten. Weil von den steilen Kraterwänden viel vulkanisches Lockermaterial abrutscht, sind ihre Oberflächen allerdings dunkel und unansehnlich. So hässlich die Asche auf den Eis auch anmuten mag, so bietet sie doch – zusammen mit der Geländeexposition nach Norden – einen gewissen Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung und fördert das Gletscherwachstum ( Bild S. 25 ).


Gletscher der Welt

294

Sachregister Dieses Buch wird begleitet vom Fotoglossar auf der Website «Glaciers on line»: http://www.glaciers-online.net/glossary/index-de.html

Ablation 16

Comfortlessbreen (Spitzbergen) 93

Ablationsgebiet 16, 18

Conwaybreen (Spitzbergen) 87, 89

phreatische 45

Ablationskegel 43

Crusoe Glacier (CH) 126

phreatomagmatische 244

Adventfjorden (Spitzbergen) 81

Eruption

Eureka (CAN) 133

Agassiz, Louis 70, 275

Darwin, Charles 68

Akkumulation 15

Dauerfrostboden 83

Akkumulationsgebiet 15, 18

Disentchantment Bay (USA) 148

Felssturz 173

Albedo 103

Drifttheorie 68

Ferner (Gletscher) 273

Aletschgletscher, Grosser (CH) 24,

Druckschmelzpunkt 113

Findling 68

270–271

Eyjafjallajökull (ISL) 40, 44 ff.

Finger Lake (CAN) 122–123

Allalingletscher (CH) 273, 280

Effekt, orografischer 36

Firn 14

Aneto-Massiv (ESP) 16

Eis

Firnschichtung 20

Anthropozän 60

kaltes 83, 113, 127

Fjord 61

Ärmelkanal 62

temperiertes 83, 113

Fletschhorn (CH) 280

Armero (COL) 172

Eisberg 68, 117

Asthenosphäre 65

Tafel- 206

Fluss, verwilderter 240 Forel, François Alphonse 279

Astro Lake (CAN) 136

Eisbewegung 22

Fornogletscher (CH) 26

Austerdalsbreen (NOR) 55

Eisfall 21

Fox Glacier (NZL) 229

Eishöhle 24

Franz Josef Glacier (NZL) 229, 231–232

Baby Lake (CAN) 70

Eisinsel 116

Frostsprengung 49

Baffin Bay (GRL/CAN) 112, 117–118

Eiskappe 17, 35

Balmengletscher (CH) 280

Eisschild 17, 35

Gates Glacier (USA) 157

Baltoro-Gletscher (PAK) 256–257

Fennoskandischer 60

Geirangerfjord (NOR) 52–53, 61

Beardmore Glacier (Antarktis) 209, 219

grönländischer 103

Gígjökull (ISL) 42, 45

Bering Glacier (USA) 148

Ostantarktischer 200

Glaciar Grey (CHL) 192

Biafo-Gletscher (PAK) 256

Westantarktischer 200

Glaciar Horcones Inferior (ARG) 185

Blomstrandbreen (Spitzbergen) 87

Eisstromnetz 17, 80

Bodenhebung, isostatische 37

Eiszeit 13, 59

Glaciar Perito Moreno (ARG) 166–167, 190

Breiðamerkurjökull (ISL) 37

Kleine 36

Glacier Bay (USA) 148

Bremgarten (CH) 14

Marinoische 106

Glacier du Giétroz (CH) 273

Buckland, William 68

Eiszeitalter 12, 59

Glazial 59

Bucksin Glacier (USA) 151

Ella Ø (GRL) 98–99, 106

Gleichgewichtslinie 16, 18

Ellesmere Island (CAN) 15, 133

Gleiten, basales 21

Erosion 21

Glen 68

Campo de Hielo Norte (CHL/ARG) 188 Sur (CHL/ARG) 188, 190

Erratiker 48, 65, 68


Anhang • Sachregister

Gletscher

Ilulissat (GRL) 112

Landhebung 65, 67

Auslass- 36

-Eisfjord (GRL) 111, 114

Gebirgs- 17

Imja-Gletscher (NPL) 252–253

Lithosphäre 37, 65

galoppierender 91

Interglazial 59

Liv Glacier (Antarktis) 208

kalter 213

International Panel of Climate Change

Loch 68

kontinentaler 146

(IPCC) 257

Lofoten (NOR) 50–51, 61

maritimer 146

Ischmeer (CH) 274

Longyearbyen (Spitzbergen) 78, 81

polythermaler 83, 126

Isfjorden (Spitzbergen) 81

Tal- 17

Isostasie 65–66, 261

Gletscherbach 29

Larsen-B-Schelfeis (Antarktis) 204

Malaspina Glacier (USA) 147–148 Mars 125

Gletschereis 14

Jakobshavn Isbræ (GRL) 112

Gletscherfloh 282

Jökulhlaup 41

-gradient 146

Gletscherlauf 41

Jökulsárlón (ISL) 30–31, 39

-haushalt 18

Gletschermühle 16, 26

Jostedalsbreen (NOR) 54, 56

Mattmark (CH) 273

Gletscherschliff 21, 24, 64, 67

Massenbilanz 131

McCall Glacier (USA) 146

Gletscherschramme 21

Kahiltna Glacier (USA) 140–141, 153

McMurdo-Schelfeis (Antarktis) 202

Gletscherschwund 19

Kaiser-Franz-Joseph-Fjord (GRL) 100,

Mercanton, Paul-Louis 279

Gletscherspalte 22

104

Mesozoikum 12

Gletscherstirn 17

Kalben 87

Midtre Lovénbreen (Spitzbergen) 84

Gletschersturz 173

Kangertittivaq (GRL) 100

Milford Sound (NZL) 243

Gletschertisch 16, 20

Kar 209

Mittelatlantischer Rücken 40

Gletschertor 17, 28

Katla (ISL) 44

Møns Klingt (DNK) 66

Gletschervlies 286

Kennicott Glacier (USA) 154

Moräne 71, 152

Gletscherwind 234

Khumbu-Gletscher (NPL) 250–251,

Gletscherzunge 16

262–264

End- 57, 152 Grund- 21

Goethe, Johann Wolfgang von 287

Kilimandscharo (TZA) 17

Mittel- 152

Golfstrom 56

Kohlendioxid 202

Seiten- 152

Gornergletscher (CH) 290–291

Kongsbreen (Spitzbergen) 6–7, 10–11, 86

Stauchend- 134

Grímsvötn-Caldera (ISL) 41

Kongsfjord (Spitzbergen) 72–73, 82

Grindelwaldgletscher, Unterer (CH) 276,

Kongsvegen 72–75

285–287

Kryokonit 36

Morteratschgletscher (CH) 28, 268 –269, 288 Mount Cook (NZL) 238 Mount Everest (NPL/CHN) 261–262

Haller, Albrecht von 287

Labradorstrom 117–118

Mount St. Helens (USA) 25, 28

Hardangerjøkulen (NOR) 56

Lacuna Glacier (USA) 19

Mueller Icecap (CAN) 134

Harding Icefield (USA) 8–9, 144, 146

Laguna

Muldrow Glacier (USA) 163

Heim-Gletscher (GRL) 96–97

Cohup (PER) 179

Müller, Fritz 125

Helheim-Gletscher (GRL) 111

Llaca (PER) 181

Mýrdalsjökull (ISL) 44

Hofsjökull (ISL) 34

Parón (PER) 183

Hotspot 40

Safuna (PER) 174

Neozoikum 12

Hubbard Glacier (USA) 148

Lahar 170, 245

Nevado del Ruiz (COL) 169, 171

Hugi, Franz Joseph 275

Lake Pukaki (NZL) 242

Nevado Huascarán (PER) 164–165, 173

Laki-Spalte (ISL) 36

New York (USA) 14

295


Gletscher der Welt

296

Ngozumpa-Gletscher (NPL) 265 Nigardsbreen (NOR) 57 Nizina Glacier (USA) 142–143

Ruapehu Volcano (NZL) 224–225, 244, 248 Russel Fjord (USA) 148

Nordatlantischer Strom 56

Tasman Glacier (NZL) 226–227, 239–241 Tasman Lake (NZL) 239 Taylor Glacier (Antarktis) 213 Tephra 245

Nordsee 62

Schäre 59

Terranes 150

Northwestern Glacier (USA) 145

Schelfeis 200

Thermokarst 233

Nusfjord (NOR) 62

Larsen-B-Schelfeis (Antarktis) 204

Thompson Glacier (CAN) 134

Ny-Ålesund (Spitzbergen) 74–75,

McMurdo-Schelfeis (Antarktis) 202

Tibetplateau (CHN) 260

79–80, 82

Schneebrücke 23, 26

Tillit 106

Schneegrenze 184

Titanic 117

Oberaargletscher (CH) 281

Schwallwelle 179, 239

Tokositna Glacier (USA) 153

Oberaletschgletscher (CH) 275

Schwebestoffe 28

Torelbreen (Spitzbergen) 77

Ogiven 21–22, 32–33, 152, 157

Scoresbysund (GRL) 106

Transantarktisches Gebirge 209

Okstindan (NOR) 56

Sea Loch 68

Trapridge Glacier (CAN) 161

Öræfajökull (ISL) 32–33

See

Treibeis 48

Ossian Sarsfjellet (Spitzbergen) 87 Paläozoikum 13 Parallel Roads of Glen Roy (Schottland) 68 f

eisgestauter 135

Trockental, antarktisches 209

subglazialer 201

Trogtal 60

Zungenbecken- 58

Trolltindan (NOR) 64

Sérac 152, 273

Tsho Rolpa (NPL) 266

Sermeq Avananardleg (GRL) 112

Pasterze (AUT) 20

Sermeq Kujalleq (GRL) 112

Patagonisches Eisfeld (CHL/ARG)

Seward Icefield (CAN/USA) 148

Unteraargletscher (CH) 275

Nördliches 188

Sherman Glacier (USA) 150

Variegated Glacier (USA) 159

Südliches 188

Siachen-Gletscher (IND/PAK) 254, 256

Vatnajökull (ISL) 36

Permafrost 83

Sichelbruch 64

Venetz, Ignaz 273

Petermann Eisinsel (GRL) 116

Sikkusak (GRL) 112

Verformung, interne 21

Petermann-Gletscher (GRL) 116

Skaftafellsjökull (ISL) 35

Vernagtferner (AUT) 273

Petroglyphe 67

Skeiðarárjökull (ISL) 35, 41

Volcán Osorno (CHL) 170

Phantom Lake (CAN) 136–137

Snowball Earth 13

Piedmontgletscher (CAN) 36, 120 –121

Sognefjord (NOR) 61

Warmzeit 59

Pionierpflanze 286

Steigletscher (CH) 284

Wasseräquivalent 131

Pyrenäen 16

Strandlinie 68–70

Wassertasche 17, 58

Sublimation 209

Weisshorn (CH) 280

Quartär 12, 59

superimposed ice 15

White Glacier (CAN) 131

Querspalte 22

Surge 91, 273

Wolverine Glacier (USA) 146

-Front 93

Wostoksee (Antarktis) 201

Radialspalte 22

-Gletscher 21

Wright Lower Glacier (Antarktis) 212

Raftsund (NOR) 64

-Phase 159

Randspalte 22

Svalbard-Archipel 76

Ranrahirca (PER) 173

Svartisen (NOR) 56, 63

Reussgletscher (CH) 14

Sverdrup, Otto 125

Rhonegletscher (CH) 277, 279, 286

Svinafelljökull (ISL) 32–33

Rofener Eissee (AUT) 272–273

Yungay (PER) 173, 175 Zungenbeckensee 58




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