Tufnell, Trockenmauern, 11. Auflage

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TROCKENMAUERN

Anleitung für den Bau und die Reparatur

Richard Tufnell, Frank Rumpe

Alain Ducommun, Marianne Hassenstein

Haupt Verlag, Bern

Trockenmauern: Kultur- und Landschaftsschutz

Die Trockenmauer: Unersetzlicher Lebensraum

Die wichtigsten Baustoffe: Steine und Geduld

Struktur einer zweihäuptigen Trockenmauer

So bauen Sie eine Trockenmauer

Masse und Baustile

Unabdingbare Hilfsmittel

Fünf goldene Regeln des Trockenmauerbaus

1 . Der Abbau einer alten Mauer

2

Das Fundament

Kurven

Tritte

Durchgänge

Schadhafte Stellen

Mauern am Hang

Mauern mit grossen Steinen

Kombinierte Mauern

Stützmauern

1 . Freistehend gebaute Stützmauern

2 . Stützmauern in bestehendem Gelände

Anhang

1 . Sicherheit

2 . Werkzeugbedarf für zwei Personen

3 . Glossar

4 . Quellenangaben

Probleme beim Bau einer Trockenmauer

Ferien für die Umwelt

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Trockenmauern sind heute noch ein fester Bestandteil des Landschaftsbildes der Schweiz. Doch viele dieser ökologisch wertvollen Lebensräume von Tieren und Pflanzen sind bedroht. So gibt es zum Beispiel im Jura oder in der Bündner Herrschaft hunderte Kilometer von Trockenmauern, die in einem schlechten Zustand sind. Wenn niemand Hand anlegt und für ihren Unterhalt sorgt, werden sie zerfallen – langsam, aber sicher.

Über viele Jahrhunderte und bis zum Ende der 1950 er Jahre gehörte der Unterhalt der Trockenmauern zu den regelmässigen Arbeiten der Bauern. Sie nützten die ruhigen Monate mit wenig Feldarbeit dazu, die Mauern rund um ihre Felder und Weiden zu pflegen oder neu zu bauen. Doch mit der zunehmenden Mechanisierung der Landwirtschaft – und der durch die Industrialisierung bedingten Abwanderung vieler Arbeitskräfte in den Industrie- und den Dienstleistungsbereich – ist diese jahrhundertealte Tradition inzwischen beinahe völlig verschwunden. Die meisten Landwirte sind heute schon allein aus Zeit- und aus Personalmangel nicht mehr in der Lage, die Trockenmauern selber zu unterhalten. Zu diesem Problem kommen auch finanzielle Gründe hinzu: Moderne Zäune sind schneller – und damit bedeutend billiger –errichtet als Trockenmauern.

Stumme Zeugen vergangener Handwerkskunst. Diese Entwicklung kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Deshalb hat die «Stiftung Umwelteinsatz» (SUS) beschlossen, sich für den Wiederaufbau und den Unterhalt der Trockenmauern zu engagieren. Denn diese stummen Zeugen vergangener Handwerkskunst, diese «Chinesischen Mauern Europas», in denen unzählige Kleinlebewesen ein Zuhause finden, gefallen uns. Sie zu erhalten, ist eine Aufgabe der Allgemeinheit, eine Aufgabe des Natur- und Landschaftsschutzes geworden.

Die Suche nach einem Spezialisten, der uns in die Geheimnisse der Bautechnik einführen könnte, führte uns quer durch Europa. Denn in der Schweiz gab es nur noch wenige Fachleute, die eine Trockenmauer nach allen Regeln der Kunst bauen können. In Schottland, wo diese Handwerkskunst noch eine gepflegte Tradition ist, stiessen wir schliesslich auf Richard Tufnell. Der hervorragende Trockenmaurer und humorvolle Lehrer hat uns nicht nur sein Wissen vermittelt und uns gezielt im Bau von Trockenmauern ausgebildet. Dank seiner Unterstützung und auf der Basis seines Manuals «Building and Repairing Dry Stone Walls» ist auch das vorliegende Buch entstanden. Es soll das notwendige F achwissen weitergeben, damit ein altes, beinahe vergessenes Handwerk wieder auflebt und auch für die Zukunft erhalten bleibt. Und zudem hoffen wir, dass auch Sie – liebe Leserin, lieber Leser – durch die Lektüre die Lust am selbständigen, fachgerechten Bau von Trockenmauern entdecken.

Wir haben dieses Buch 1996 erstmals herausgegeben. 2014 ist das grosse Trockenmauerbuch «Trockenmauern – Grundlagen, Bauanleitung, Bedeutung» erschienen, 2019 folgte die englische Ausgabe. Danach haben wir dieses Buch überarbeitet: Einige technische Details und das Kapitel über Stützmauern wurden den neuesten Erkenntnissen angepasst.

Wir danken allen, die zur Realisierung dieses Buches beigetragen haben, allen voran Frank Rumpe, dem damaligen Projektleiter Trockenmauern, und Richard Tufnell, der uns sein Fachwissen vermittelt hat. Weiter Ueli Berchtold, Matthias Geering, Hans Roth, Christoph Ryf und Urs Wehrli für ihre Anregungen und das Lesen des Manuskripts sowie Heinz Wild und Lucia Frey für die grafische Gestaltung und Realisation. Unser Dank gehört auch dem Bundesamt für Umwelt BAFU , dem Fonds Landschaft Schweiz FLS , den Lotteriefonds der Kantone Bern und Graubünden, dem Migros Kulturprozent, der Pro Natura, dem Schweizer Heimatschutz, der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SL und der Trinet AG , Bern, für die finanzielle Unterstützung.

Marianne Hassenstein, Geschäftsführerin Stiftung Umwelteinsatz von 1986 bis 2018

DIE TROCKENMAUER: UNERSETZLICHER LEBENSRAUM

Freistehende Trockenmauern wurden früher in erster Linie als Weidebegrenzungen gebaut. Vielerorts gab Holzmangel den Ausschlag, die Weiden durch Steinmauern statt Zäune voneinander abzugrenzen. Aber auch praktische Gründe führten zum Bau einer Trockenmauer. An manchen Orten liessen sich im steinigen Untergrund keine Zaunpfosten einschlagen. An anderen Orten wiederum lagen die Wiesen voller Steine. Indem die Bauern Trockenmauern bauten, konnten sie ihre Weiden von den Steinen reinigen und diese gleichzeitig sinnvoll entsorgen.

Aber auch Stützmauern, wie sie zum Beispiel in vielen Rebbaugebieten Europas vor Hunderten von Jahren gebaut wurden, prägen noch heute das Landschaftsbild. Sie schützen im steilen Gelände das Erdreich vor der Auswaschung und die Abhänge vor Erosion. Heute werden Stützmauern jedoch – mangels Erfahrung und Vertrauen in die «trockene», sprich mörtellose Bautechnik – meistens aus Beton erstellt. Dieser lässt die Mauern als Fremdkörper in der Landschaft erscheinen. Unsorgfältig gebaute Betonmauern sind ausserdem viel anfälliger auf Witterungseinflüsse und reagieren zudem auf Erddruck und Staunässe mit tiefen Rissen. Früher oder später müssen diese Betonmauern vollständig ersetzt werden.

Soweit die Geschichte. Sie gibt jedoch noch keine Antwort auf die Frage, warum Trockenmauern eigentlich unterhalten und sogar wiederhergestellt werden sollten. Es sind in erster Linie drei Gründe, die dafür sprechen:

1. Der Heimatschutz. Trockenmauern sind interessante Zeugnisse einer traditi onellen, seit Jahrhunderten angewandten Bautechnik. Die Mauern wurden und werden ohne Zement oder Mörtel gebaut. Diese «low-tech»-Bauweise bietet viele Vorteile. So sind Trockenmauern Musterbeispiele von erfolgreichem «Abfallrecycling». Denn in der Regel wurden und werden für den Bau einer Mauer meist unbehauene Steine aus der näheren Umgebung benützt. Im Gegensatz zu Betonmauern sind Trockenmauern «elastisch». Sie verformen sich im Laufe der Jahre, ohne sichtbare Risse zu bekommen. Obwohl einzelne Steine durch Frost beschädigt werden können und deshalb mit der Zeit zerbröckeln, sind die Mauern dank ihrer «Elastizität» als Ganzes nahezu frostunempfindlich.

Die Erhaltung der Trockenmauern bewahrt diese Bautechnik für die kommenden Generationen in sichtbarer Weise. Und gleichzeitig wird damit auch die Wertschätzung dieser herkömmlichen Bauweise deutlich gemacht.

2. Der Landschaftsschutz. Trockenmauern beleben und prägen die bäuerliche Landschaft. Mit ihrer ästhetischen, der Umwelt angepassten Form zeugen sie von menschlicher Arbeit und Bewirtschaftung. Ihr Schutz dient dem

Erhalt und Sichtbarmachen von landschaftlichen Strukturen; denn Trockenmauern sind auch Stütz-, Zaun- oder Grenzelemente.

3. Der Naturschutz. In den kleinen und grösseren Ritzen der Steinmauern finden unzählige Kleinlebewesen wie Asseln, Schlangen und Vögel einen willkommenen und geschützten Lebensraum. Dieser selten gewordene Lebensraum wird nicht nur von Tieren, sondern auch von einer bunten Vielfalt von Pflanzen geschätzt, die in der Mauer Wurzeln schlagen oder in der näheren Umgebung der Trockenmauer wachsen. Vernetzte Biotope entstehen dort, wo die Mauern miteinander verbunden sind. In ihnen finden viele Pflanzen und Kleintiere günstige Lebensbedingungen.

Trockenmauern können anderen Trockenstandorten wie Felsbänken und -wänd en oder Stein- und Schutthalden gleichgestellt werden. Kennzeichnend für das Mikrobiotop «Trockenmauer» ist im allgemeinen der geringe Wasserzulauf und die intensive, andauernde Sonnenbestrahlung. In erster Linie bestimmen also die Feuchtigkeit und die grossen Temperaturunterschiede die harten Lebensbedingungen im Mikrobiotop. Und damit auch die Auswahl jener Pflanzen- und Tierarten, die hier überleben können. Nur Pflanzen, die sich ihrer Umgebung optimal anpassen, können die Trockenmauern besiedeln.

Pionierpflanzen erobern den Lebensraum. Als erstes «erobern» Algen die Mauern. Die eigentlichen Pioniere des pflanzlichen Lebens sind jedoch die

In und auf den Trockenmauern lebt eine Vielzahl von seltenen Pflanzen und Tieren.

1. Flechten

2. Mauerpfeffer

3. Hauswurz

4. Zimbelkraut

5. Feuerwanze

6. Mauerbiene

7. Springspinne

8. Mauereidechse

Die Elemente der Trockenmauer auf einen Blick.

Wer ein Haus bauen will, macht sich normalerweise – und zwar vor Beginn der eigentlichen Bauarbeiten – Gedanken über den Stil des Hauses und seine Dimensionen. Dieselbe Regel gilt auch für den Bau einer Trockenmauer. Dabei sollte man sich aber an der ortsüblichen Bauweise orientieren.

Masse und Baustile. Die Masse einer Trockenmauer werden meist durch die zur Verfügung stehenden Steine, durch die gewünschte Funktion und durch den lokalen Baustil definiert. Die Grundregeln für freistehende Trockenmauern lauten: Die Mauer soll höchstens doppelt so hoch gebaut werden, wie das Fundament breit ist. Auf der Höhe der Decksteine soll sie mindestens die halbe Breite des Fundaments aufweisen, und nie weniger als 30 – 35 Zentimeter. Somit neigen sich die Hauptflächen nach innen mit einem Anzug, der je nach Stil 8 – 20 % der Höhe beträgt.

Ein wichtiges Ziel beim Neu- oder Wiederaufbau einer bestehenden Trockenmauer ist, dass sie sich harmonisch in die Landschaft einfügt und nicht als Fremdkörper wirkt. Aus diesem Grund sollten Sie sich, wenn Sie eine bestehende Mauer sanieren wollen, möglichst an den alten Dimensionen der Mauer orientieren. Bevor Sie mit dem Abbau beginnen, messen Sie deshalb am besten an einem noch gut erhaltenen Mauerstück die Dimensionen. Falls dies nicht

mehr möglich ist, können Sie auch die Masse anderer Mauern aus der gleichen Gegend übernehmen.

Diesel be Regel gilt für den Baustil und insbesondere für die (liegende oder stehende) Anordnung der Decksteine. Ab und zu trifft man auf Mauern, die schlecht gebaut wurden oder deren Bautechnik sich im Laufe der Jahre als nicht dauerhaft erwiesen hat. In solchen Fällen ist es angebracht, die Technik zu verbessern.

Unabdingbare Hilfsmittel. Zimmern Sie sich vor Baubeginn mit Dachlatten einen Gerüstrahmen. Dieser Rahmen hat die Form eines Trapezes und zeigt damit das gewünschte Profil der Mauer. Zudem dient er zum Anbinden der Richtschnüre. Schnüre können beim Bauen oft sehr hinderlich sein, und häufig möchte man am liebsten auf sie verzichten. Doch sollten Sie daran denken, dass Fachleute immer mit Richtschnüren arbeiten, denn nur so ist es möglich, eine exakt geformte Mauer zu erstellen.

Fünf goldene Regeln des Trockenmauerbaus. An dieser Stelle machen wir Sie auf fünf goldene Regeln des Trockenmauerbaus aufmerksam. Stärke und Langlebigkeit Ihrer Mauer hängen massgeblich davon ab, wie sorgfältig Sie diese Grundregeln befolgen:

- Setzen Sie die Steine so, dass jeder Stein seine beiden Nachbarsteine berührt, denn Lücken gefährden die Stabilität.

- Achten Sie darauf, dass die Steine versetzt plaziert werden, damit keine über mehrere Schi chten durchlaufenden Stoss fugen entstehen. «Ein Stein auf zwei, zwei Steine auf einen» lautet hier die Regel.

- Füllen Sie alle Hohlräume zwischen und unter den Bausteinen minutiös mit Hintermauerungssteinen. Schütten Sie diese Steine nicht einfach in die Hohlräume, sondern passen Sie sie sorgfältig einzeln ein. Dadurch werden die Bausteine fixiert. Oder anders ausgedrückt: Je kompakter, desto besser!

Richtig

Diese Trockenmauer ist kompakt und stabil gebaut. Die Hohlräume wurden mit Hintermauerungssteinen sorgfältig geschlossen.

Richtig

Falsch

Falsch

Diese Trockenmauer mit durchlaufenden Stossfugen wird nicht sehr lange halten, da sie unstabil ist. Falsch

In dieser Mauer gibt es zuviele Lücken, sie wurde nicht kompakt genug gebaut.

Falsch

Richtig

V-förmige Lücken müssen mit einem langen V-förmigen Stein gefüllt werden.

Falsch

Eine Nutzlose Bastel ar beit: Der nachträglich eingesetzte kurze Keil wird bald wieder aus der Mauer fallen.

Richtig

Der Hohlraum wurde dicht gefüllt.

Falsch

1 Solche Lücken gefährden die Stabilität der Mauer.

- Setzen Sie die Mauersteine so, dass deren Oberfläche immer waagrecht liegt. Ist dies nicht der Fall, müssen Sie sie mit Keilen in die gewünschte Lage bringen. Ist die Oberfläche der Steine gegen aussen abfallend, werden Sie Mühe haben, darauf gut sitzende Steine zu plazieren. Zudem können diese Steine mit der Zeit aus der Mauer gedrückt werden. Das gleiche kann passieren, wenn sich die Oberfläche der Steine zu stark nach innen neigt. Hier besteht die Gefahr, dass das Gewicht der oberen Schichten die Steine im Laufe der Zeit aus der Mauer herauspresst.

Richtig

Falsch

Die Oberfläche des Mauersteins muss immer waagrecht liegen. Ein Keil bringt den Stein in die gewünschte Position.

2. Stützmauern in bestehendem Gelände. a) Aushub und Fundament. Damit Sie am Hang ein solides Fundament bauen können, müssen Sie sich zuerst im Gelände eine leicht gegen den Hang geneigte Ebene schaffen. Dadurch neigen sich die gelegten Steine auch leicht hangwärts und liegen stabiler. Dies gilt auch beim ersten Mauertyp.

Graben Sie eine Stufe in den Hang. Deren Breite hängt von der gewünschten Mauerhöhe ab. Bei guten Bodenverhältnissen soll die Breite des Fundaments etwa die Hälfte der Mauerhöhe betragen. Bei einer Mauerhöhe von 1,5 Metern wären das also 75 Zentimeter. Ist der Boden rutschig, sollte das Fundament jedoch breiter sein, zum Beispiel zwei Drittel der Mauerhöhe.

Dies ist auch der Fall bei hohen Auflasten zum Beispiel durch Fahrzeuge. Bei sehr günstigen Verhältnissen, also stabilem, nie durchnässtem Boden und einer wenig steilen Terrasse ohne grossen Auflasten, kann die Breite geringer sein, zum Beispiel ein Drittel der Höhe. Durch den Aushub entsteht eine Böschung.

Bei wenig Höhe und stabilem, gefahrlosem Boden darf diese beliebig steil sein. In allen anderen Fällen sind die Bauvorschriften einzuhalten, die aus Sicherheitsgründen eine geringere Böschungsneigung vorschreiben. Ausser bei festem oder steinigem Boden, legen Sie den Graben vor Baubeginn mit einer etwa 10 Zentimeter dicken Packung aus sandigem Kies, Splitt oder Schotter aus, die Sie mit einem Handstampfer oder einer Rüttelplatte verdichten.

Fertig vorbereitete Baustelle einer Stützmauer.

Stützmauer mit umfangreicher Hintermauerung und filterstabliler Entwässerung.

b) Aufbau und Hintermauerung. Bauen Sie das Fundament mit den grössten vorhandenen Steinen. Achten Sie darauf, dass Sie die talwärts gerichteten

Steine mit einer gutgeformten Seite gegen aussen einbauen, damit die Mauer nicht nur stabil ist, sondern auch schön aussieht. Der Aufbau der Mauer gleicht über weite Strecken demjenigen von freistehenden Mauern. Aus diesem

Grund gelten hier die goldenen Regeln des Trockenmauerbaus ebenfalls. Die wichtigste Regel für den Stützmauerbau lautet jedoch: Legen Sie möglichst viele Bausteine mit ihrer Längsseite in die Mauer hinein!

Der Anzug der Stützmauer beträgt meistens 10 bis 15 Prozent. Das heisst: pro Meter Höhe ergibt sich eine vertikale Abweichung von 10 bis 15 Zentimetern. Bei starkem Geländedruck oder in feuchten Lagen ist ein grösserer

Anzug angebracht. Stellen Sie Dachlatten als Profile für den gewünschten Anzug auf. Zwischen diesen Latten spannen Sie die Richtschnur. Wie beim Bauen von freistehenden Mauern verschieben Sie die Schnur mit zunehmender Mauerhöhe nach oben. Übrigens: Eine Stützmauer hat den Vorteil, dass nur die Aussenseite schön aussehen muss. Zwischen der äusseren Steinschicht und dem Hang liegt die sogenannte Hintermauerung. In diese sollten Sie ebenfalls sorgfältig grosse Steine einbauen. Bei einer steilen Böschung kann die Hintermauerung bis zum Gelände reichen. Bei einer flacheren Böschung können Sie gegen innen und oben zunächst mittlere und kleinere Hintermauerungssteine einbauen, die dann in eine Hinterfüllung aus Schotter, Kies oder dem restlichen Aushub übergehen. Die Hintermauerung und -füllung werden zusammen mit den Bausteinen Schicht für Schicht eingebaut. Damit diese gut drainieren, platzieren Sie die grösseren Steine unten und gegen vorne, die kleineren nach innen und oben.

Fertige Stützmauer mit liegenden Decksteinen.

d) Der Abschluss. Dieser wird mit schweren, flach liegenden und bodenebenen Steinen, oder mit stehenden Decksteinen gebaut. Wählen Sie schwere Steine, damit der Mauerabschluss problemlos begangen werden kann. Unterlegen und verkeilen Sie die Decksteine. Dann passen Sie das Gelände der Mauerkrone an.

e) Das Verkeilen. Diese Arbeit können Sie sich – ausser bei stehenden Decksteinen – für einmal sparen. Denn anders als bei freistehenden Mauern dürfen Stützmauern nach Abschluss der Bauarbeiten nicht noch zusätzlich verkeilt werden. Die verbleibenden Lücken dienen dem freien Abfluss des Hang- und Regenwassers.

Fertige Stützmauer mit stehenden Decksteinen.

2. Werkzeugbedarf für zwei Personen.

1 Schaufel

1 Pickel

1 Kiesrechen

2 Brech-/Hebeisen

2 Plastik- oder Metalleimer für die kleinen Füllsteine

1 Schubkarren

2 Hämmer ( 1 bis 1,2 Kilogramm schwer), Ersatzstiele

1 Vorschlaghammer / Schlegel

SUVA -Schutzbrillen

Handschuhe

Ohrstöpsel aus Schaumstoff

1 Klappmeter

1 Wasserwaage

2 x 25 Meter Bauschnur

2 Gerüstr ahmen aus Holz = Dachlatten und ein paar Nägel

Eventuell Hebehilfe (Dreibein mit Flaschenzug)

Verbandsmaterial

3. Glossar.

Anzug der Mauer: Verjüngung (schmäler werden) der Mauer gegen oben.

Deckstein: Abschlussstein zuoberst auf der Mauer.

Durchbinder: Langer, durch die Mauer durchgehender Stein, der die beiden

Wände der Mauer «zusammenbindet».

Fundament: Unterste gebaute Steinschicht, auf welcher die Mauer weiter aufgebaut wird.

Gerüstrahmen: Holzgestell mit dem Profil der Mauer. Zwischen diesen Rahmen werden die Richtschnüre gespannt.

Hintermauerungssteine: Steine zum Füllen aller Hohlräume im Innern der Mauer.

Keile: Spitze, keilförmige Steine, die zum Unterlegen und Stabilisieren der Bausteine benötigt werden.

Kreuzfuge: Das Zusammentreffen einer Längs- und einer Stossfuge.

Steine setzen: Beim Trockenmauern darf nie ein Stein auf die Mauer fallen gelassen, sondern muss immer mit Gefühl gesetzt werden. Ansonsten werden die darunterliegenden Steine aus ihrem Sitz geschlagen und wackeln wieder.

Stossfuge: Vertikal verlaufende Fuge zwischen zwei Steinen.

Zweihäuptige Mauer: Mauer, die sich aus zwei gemauerten Wänden zusammensetzt. Diese werden parallel nebeneinander hochgezogen und mit Durchbindern verbunden.

4. Quellenangaben.

Baetzner Alfred: Natursteinarbeiten im Garten- und Landschaftsbau,

6 . über arbeitete Auflage, Ulmer Fachbuch, Stuttgart 1991

Seymour John: Métiers oubliés, Sté Nlle des Editions du Chêne, Paris 1994

The Conservation Volunteers, Doncaster, Great Britain:

Dry Stone Walling – A Practical Handbook, 1999

The Dry Stone Walling Association of Great Britain, Milnthorpe, Great Britain

- Building and Repairing Dry Stone Walls, 1982

- Dry Stone Walling – Techniques and Traditions, 2008

Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein SIA , Zürich:

- SIA Normen 178 und 226 , Naturstein-Mauerwerk, Ausgaben 1976 und 1980

Stiftung Umwelteinsatz: Trockenmauern – Grundlagen, Bauanleitung,

Bedeutung, 2015

PROBLEME BEIM BAU EINER TROCKENMAUER

Die Stiftung Umwelteinsatz ist gerne bereit, ihre Erfahrung und ihr Fachwissen Interessierten zur Verfügung zu stellen. Sie bietet Ihnen folgende Dienstleistungen an:

- Beurteilung des Zustandes von Trockenmauern (Weidemauern und Stützmauern).

- Durchführen von Ausbildungskursen für GemeindearbeiterInnen, Arbeitslose, EinsatzleiterInnen, GärtnerInnen und weitere Interessierte.

- Mithilfe bei Finanzierungsgesuchen.

- Vermittlung und technische Betreuung von freiwilligen HelferInnen.

Sie finden uns unter folgender Adresse:

Stiftung Umwelteinsatz

Brunnmattstrasse 15

CH - 3007 Bern

Telefon 031/380 50 60 www.umwelteinsatz.ch

Einsatzbereit seit 1976. Die Stiftung Umwelteinsatz wurde 1976 gegründet. Sie plant, vermittelt und betreut Gruppeneinsätze von Freiwilligen zum Schutz und zur Pflege der Natur.

Arbeitswille steigend. Seit dem Bestehen der Stiftung Umwelteinsatz hat sich die Zahl der Einsätze von Freiwilligen kontinuierlich erhöht. Denn bei immer mehr Menschen wächst die Bereitschaft, einen Teil ihrer Freizeit für den Erhalt und die Pflege wertvoller Naturlandschaften einzusetzen. 1985 arbeiteten zum Beispiel 1’100 Menschen während 5’800 Tagen in sieben Projekten mit. 2018 hat sich diese Zahl bereits verdreifacht: Rund 3’000 Personen investierten 21’000 kostenlose Arbeitstage in über 170 verschiedenen Projekten.

Nebst den rund 200 Einsätzen für Schulklassen, Lehrlingsgruppen und Zivildienstleistende organisiert die Stiftung Umwelteinsatz zusammen mit Pro Natura Ferienarbeitswochen für Erwachsene in den schönsten Schutzgebieten der Schweiz.

Unbezahlbare Dienste. In den ersten Jahren des Bestehens der Stiftung wurden vor allem wilde Deponien geräumt und Abfälle aus Gewässern beseitigt. Dank der inzwischen strengeren Gesetzgebung sind diese Arbeiten heute kaum noch nötig. Statt dessen sanieren wir Wanderwege und mähen

in Naturschutzgebieten Magerwiesen. Wir entbuschen Feuchtgebiete, pflegen Wälder, säubern Alpweiden und bauen ökologisch wertvolle Trockenmauern neu auf. Diese Arbeiten wären ohne den Einsatz von Freiwilligen heutzutage kaum mehr finanzierbar.

Die GönnerInnen machen mit. Die Stiftung wird von vielen Gönnerinnen und Gönnern finanziell unterstützt. Hinzu kommen Beiträge vom Bund, von Kantonen und Gemeinden und nicht zuletzt die Arbeitsleistung von Lehrkräften, Lernenden, Schülerinnen und Schülern wie auch von unzähligen weiteren Freiwilligen.

Herausgeberin. Stiftung Umwelteinsatz (SUS) , Brunnmattstrasse 15 , CH - 3007 Bern, www.umwelteinsatz.ch

Texte. Richard Tufnell, Frank Rumpe ( Bauanleitung ) , Alain Ducommun (Lebensraum Trockenmauer), Marianne Hassenstein ( Einführung )

Übersetzung. Françoise Egger, Yverdon

Illustrationen. Daniel Pelagatti, Zürich

Redaktion. Marianne Hassenstein, Theodor Schmidt, Steffisburg

Textredaktion. Christine Valentin, Basel, Christine Loriol, Zürich

Gestaltung und Realisation. Wild & Frey, Heinz Wild, Zürich

Bindung. Bubu AG, Mönchaltorf

Druck. Gerber Druck AG , Steffisburg

Kommissionsverlag. Haupt Verlag , Bern

© 1996 Stiftung Umwelteinsatz, Bern

ISBN 978 - 3-258-08427-5, 11 . Auflage 2025

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung der Herausgeberin.

DAS GROSSE TROCKENMAUERBUCH

Ein einmaliges Werk mit Texten, Fotos und Illustrationen zum Bau, zur Entstehung und zur Bedeutung von Trockenmauern vermittelt Fachwissen über Geschichte, Baukultur und Ökologie. Mit ausführlicher Bauanleitung – von Statik und Dimensionierung über Baustellenorganisation bis zum richtigen Werkzeug.

Trockenmauern – Grundlagen, Bauanleitung, Bedeutung

1. Auflage, 2014/ 2. Auflage 2015/ 3. aktualisierte Auflage 2024

ISBN 978-3-258-08356-8 ( Haupt Verlag )

470 Seiten, gebunden. 19 x 29,7 cm, 1,8 kg www.trockenmauerbuch.ch

Dry Stone Walls – Basics, Construction, Significance Das Buch ist 2019 in englischer Sprache erschienen.

Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich

ISBN 978-3-85881-813-3

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