NABU, Naturküche der Havel

Page 1



DIE NATURKÜCHE DER HAVEL Eine Flusslandschaft, ihre Menschen & Rezepte


IMPRESSUM

1. Auflage 2015 Bibliografische Angaben der Deutschen Nationalbibliografie: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN: 978-3-258-07917-2 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2015 by Haupt, Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Gestaltung und Umschlag: Cskw Fotografie: Parwez Mohabat-Rahim (u.v.m.) Text und Redaktion: Anna-Beeke Gretemeier und Jasmin Singgih Koautorin: Djuke Nickelsen Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. Printed in Germany www.haupt.ch Weitere Infos zur Havel: www.NABU.de/unterehavel


N A B U – N AT U R S C H U T Z B U N D D E U T S C H L A N D ( H R S G . )

DIE NATURKÜCHE DER HAVEL Eine Flusslandschaft, ihre Menschen & Rezepte

Haupt


Kochen mit Sinn f端r die Natur Zum Beispiel vegane Nudelmonde mit Pilzf端llung. Wie sie gemacht werden, finden Sie auf Seite 123.


EINLEITUNG

– mit Fleisch –

6 Vorwort

77 Wesenberger Wild-Rippchen mit Rosmarinkartoffeln 81 Franks Fleisch im Lehmmantel 85 Potsdamer Grill-Haxe mit braunen Bierknödeln und Biersenf 89 Regower Ziegenschmortopf 93 Ayurvedisches Chicken & Curry mit Reis 97 Hennigsdorfer Giersch-Linguine 101 Märkische süß-saure Eier

FÜR DEN KLEINEN HUNGER 15 Waldhonigaprikosen mit Gorgonzola 19 Gartenfrischer Wildkräutersalat mit gebratenem Apfel 23 Werdersches Landbrot 27 Kannenburger Bauernfrühstück 41 Rote Beete-Birnen-Carpaccio 119 Erdbeer-Wildkräuter-Kefir

– vegetarisch – 107 Waldheidelbeer-Schafskäse-Auflauf mit Zucchini 111 Wildnispizza 115 Templiner Tempura 119 Kartoffelecken mit Sauerampfer-Aioli 123 Vegane Nudelmonde mit Pilzfüllung

GIBT KRAFT 37 41 45 49 53 149

Wilde Hexensuppe Ribbecker Birnensuppe Premnitzer Täubchensuppe Strodehner Brennnessel-Linsen-Suppe Havelländer Fischsuppe Schlesische Sauermilchsuppe der Ziegler

DAS BESTE ZUM SCHLUSS 89 111 133 137 141 145 149 153

MACHT RICHTIG SATT – mit Fisch – 63 Hechtklößchen-Ragout mit Krebsen und Champignons 67 Strodehner Welsfilet unter einer Honig-Senf-Kruste 71 Borks gegrillter Barsch 145 Bord-Hecht für unterwegs

Ziegenkäsekuchen a la Capriolenhof Schokobanane aus Lagerfeuer-Glut Beschwipster Birnenkuchen im Glas Potsdamer Käsekuchen Glücklicher Karottenkuchen Pochierte Birne an Schokoladensauce Mildenberger Beerenmarmelade Potsdamer Mirabellenkompott nach Großmutter-Art

HINTERGRÜNDIGES 156 Der NABU und das Havelprojekt 158 Adressen und Bildnachweis 160 Die Autorinnen und ihr Team

5


6


VORWORT «Willst Du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.» Wie viel Wahrheit in diesen schönen Worten von Goethe liegt, beweist das Kochbuch «Die Naturküche der Havel» auf jeder einzelnen Seite. Die Havelländer haben köstliche und einfache Rezepte aus ihrer Heimat für Sie zusammengestellt, die Sie ganz einfach nachkochen können. Mit Gerichten wie dem Regower Ziegenschmortopf, der Havelländer Fischsuppe oder dem Glücklichen Karottenkuchen wird gezeigt, wie vielfältig die havelländische Küche ist. Da läuft einem doch schon bei der reinen Vorstellung das Wasser im Mund zusammen. Mir gefällt dieses Kochbuch besonders, weil es neben den Kochrezepten auch Geschichten über die Menschen an der Havel erzählt. Ich finde es einfach wunderbar zu sehen, mit wie viel Liebe, Engagement und Kenntnis sich die porträtierten Menschen für den Erhalt und die Wiedergewinnung ihrer Natur, der regionalen Küche und schon fast vergessener Handwerkskünste einsetzen. Von den Havelbewohnern können Sie lernen, wie Sie eine Hexensuppe aus selbst gesuchten Kräutern zubereiten. Sie erfahren, wie ein Tatortkommissar sich für den Schutz der Wölfe engagiert, und Sie können sich inspirieren lassen von Fischern, Kartoffelhelden, Sternenguckerinnen, Ziegenhirten, Bio-Bier-Brauern und vielen mehr. In den Porträts kommen Sie den einzelnen Menschen so nah, dass Sie am liebsten gleich eine Flussfahrt unternehmen würden, um all diese versteckten Heldinnen und Helden entlang der Havel persönlich kennenzulernen und mehr über ihre Künste zu erfahren. Mich haben die Porträts wieder an meinen Traum erinnert, selbst Bäuerin zu sein. Wer weiß, was die Geschichten in Ihnen auslösen? Dieses Buch will Ihren Magen und den Ihrer Gäste mit gutem, einfachem Essen aus der Region glücklich machen. Und es will darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, unsere Natur zu erhalten und unsere Arten zu schützen. Dies tut der NABU, indem er in den kommenden Jahren 90 Flusskilometer der Unteren Havel renaturiert. Ein Mammut-Projekt, das meine vollste Unterstützung hat. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich viel Vergnügen beim Ausprobieren der Rezepte, und vielleicht haben Sie jetzt sogar Lust bekommen, die Havellandschaft selbst zu erkunden. Ihre

7


Ein Fluss mit Zukunft Im Frühjahr 2014 begaben sich acht Mannschaften auf das wohl größte Floßabenteuer ihres Lebens: Acht Wochen lang erkundeten und dokumentierten Ehrenamtliche und Mitarbeiter des NABU die Artenvielfalt der Havel und ihrer Nebenflüsse, um die Öffentlichkeit für dieses einzigartige Naturparadies zu sensibilisieren. Auf den rund 340 Kilometern interviewten die Teams außergewöhnliche Menschen, die an und mit dem Fluss leben. Entstanden ist dabei dieses Buch, das die Geschichten der Havelbewohner erzählt und die vielen Facetten dieser wertvollen Lebensader im Nordosten Deutschlands und des kulturellen Lebens der Havelregion aus dem Verborgenen holt. Wir als NABU möchten der Havel, die viele Jahrzehnte unter ihrem Ausbau gelitten hat, ein Stück ihres ursprünglichen Gesichtes zurückgeben. Daher haben wir 2005 das größte europäische Projekt zur Renaturierung eines Flusses ins Leben gerufen. Ich freue mich, dass dies auch ausschlaggebend dafür war, dass die Havelregion 2015 die Bundesgartenschau ausrichtet und damit diesen Naturschatz vor unserer Haustür in den Mittelpunkt rückt. Ihr Olaf Tschimpke Präsident des NABU

8


Ein lebendiger Fluss Bis Ende des 19. Jahrhunderts floss die ursprüngliche Havel durch ausgedehnte Niederungs- und Moorgebiete und mündete schließlich in ein großflächiges Binnendelta. Dann wurde der mäandrierende und über lange Strecken verzweigte Flussverlauf reguliert und zu einer Wasserstraße umgebaut. Heute setzen sich viele Naturschutzprojekte dafür ein, dass die Havel zu ihrer Natürlichkeit zurückfinden kann.

9


Altarme voller Artenvielfalt Südlich von Rathenow liegt die «Herrenlanke», eine der vielen Havel-Altarme. Schilf- und Seggenröhrichte wachsen an ihren Ufern, in denen Schilfvögel wie Rohr- und Zwergdommel und der scheue Schwarzstorch brüten. In den Weichholz-Auen fühlen sich der nachtaktive Biber und der elegante Fischotter wohl. Die Herrenlanke samt angrenzender Havel-Niederung ist für viele Tiere und Pflanzen ein wichtiger Lebensraum. 10


FÜR DEN KLEINEN HUNGER Gerichte für zwischendurch oder vorweg

11


«Es berührt mich, wenn Wasser vermüllt ist und ein Fluss eingezwängt in Beton fließen muss. Das ist nicht natürlich und auch nicht ästhetisch.» Nils Möllmann

12


DER MÜLL-BOTSCHAFTER Zwei Schlüsselerlebnisse prägen Nils Möllmann als Kind so sehr, dass er mit neun Jahren endgültig beschließt, Naturschützer zu werden. 1985, als Nils acht Jahre alt ist, liest er an einem Sonntagmorgen bei seinen Eltern im Bett einen GEO-Artikel. Darin geht es um Robert Ballard und die Entdeckung des Titanic-Wracks. Was den kleinen Nils dabei wirklich interessiert, ist die Tatsache, dass es tief unten im Meer, genauer gesagt 3803 Meter unter dem Wasserspiegel, Bakterien gibt, die das harte Metall des einstigen Prachtschiffes zersetzen. Und zwar so unbarmherzig und gründlich, dass das Wrack in etwa 200 Jahren gänzlich verschwunden sein würde – so die These des damaligen Artikels. Nils ist fasziniert, er möchte alles über diese kleinen «Tierchen» erfahren und überredet später seinen Biologielehrer am Gymnasium zu praktischem Unterricht am Steinhuder Meer, seinem Heimatsee. Von Kindesbeinen an ist er mit dem Element Wasser verbunden, geht hier schwimmen und segeln. Die Klasse untersucht «die trübe Suppe voller Algen», und Nils weiß, was er werden will: Biologe. «Mein Vater ist Chemiker», sagt Nils Möllmann. «Der Hang zum Experimentieren liegt also in der Familie.» Das zweite Schlüsselerlebnis, nur acht Monate später, ist Tschernobyl. «Ich durfte plötzlich nicht mehr die Dinge tun, die ich mochte. Kein Fahrrad fahren, kein Segeln – wir durften überhaupt nicht mehr draußen sein», so der 38-Jährige. Seine Eltern erklären ihm, was passiert war, und Nils erweitert seinen Berufswunsch. Heute will er immer noch die Natur schützen. Und die Menschen zur Vernunft bringen. «Der Mensch ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden. Weder damals noch heute. Ich habe schon sehr früh gelernt, dass Natur wild ist und wild sein darf, weil wir es ihr am Ende des Tages nicht verbieten können. Es berührt mich, wenn Wasser vermüllt ist und ein Fluss eingezwängt in Beton fließen muss. Das ist nicht natürlich und auch nicht ästhetisch», so der Ökologe, der heute für den NABU-Bundesverband arbeitet. Seine Botschaft: Jeder kann zur Verbesserung beitragen und etwas verändern. Zum Beispiel mit Clean-Up-Aktionen wie am Ellbogensee an der Havel, wenn vorsichtig die Uferstreifen von Müll befreit werden, ohne anwohnende Tiere zu stören. «Jedes Stück Plastik, das irgendwo herumliegt, ist ein Zeugnis von Wohlstandsmüll. Wenn wir es mit unserem Grips zu Wohlstand gebracht haben, dann lasst uns diesen jetzt auch weiter nutzen und auf unsere Kaufentscheidungen achten. Wir müssen uns der Natur anpassen. Es wird uns nie gelingen den Spieß umzudrehen.» 13


Der Naturcampingplatz am Ellbogensee organisiert zwei Mal jährlich Clean-UpAktionen an der Havel. Mithilfe von Kanus und Flößen werden Wasser und Ufer vom Müll befreit.

14


8 Aprikosen 100 g Gorgonzola (nach Bedarf) 1–2 TL Waldhonig

Waldhonig-Aprikosen mit Gorgonzola Für 4 Personen

Aprikosen waschen, halbieren und entkernen. Jeweils eine Messerspitze Honig in jede Hälfte füllen, darauf eine Scheibe Gorgonzola legen und alles zusammen auf einem Backblech in den Ofen schieben. Bei 180 °C (Ober- und Unterhitze) 5 bis 10 Min. auf der obersten Schiene backen, bis der Käse zerlaufen und die Aprikosen weich sind. Tipp: Dazu passt ein Wildkräutersalat.

MÜLLKIPPE MEER PLASTIK UND SEINE FOLGEN

Mehr als zehn Millionen Tonnen Abfälle gelangen jedes Jahr in die Ozeane. 20 Prozent stammen von der Schifffahrt, 80 Prozent kommen vom Land und werden über die Flüsse, Bäche, Gräben und Kläranlagen ins Meer getragen. Diese Reste unserer Wegwerfgesellschaft

kosten Millionen von Tieren das Leben. Viele verwechseln die Plastikteile mit ihrer natürlichen Nahrung. So halten Meeresschildkröten Tüten für Quallen. Seevögel verschlingen zum Beispiel Feuerzeuge oder Flaschendeckel. Das unverdauliche Material verstopft ihre Verdauungsapparate, sie verhungern mit vollem Magen oder sterben an inneren Verletzungen. Gerade Plastikmüll ist eine große Gefahr. Im Wasser hält er bis zu 450 Jahren und wird nur langsam durch Salzwasser, Sonne und Reibung zersetzt. Die dabei freigesetz-

15

ten Giftstoffe landen in der marinen Nahrungskette und somit auch auf unseren Tellern. Was können Sie tun? Kaufen Sie langlebige Produkte, um Ressourcen zu schonen. Vermeiden Sie Müll und entsorgen Sie dennoch entstehenden fachgerecht. Nehmen Sie immer alles wieder mit, was Sie in die Natur gebracht haben, und engagieren Sie sich bei freiwilligen Säuberungsaktionen an Küsten, Stränden oder Flussufern. Weitere Informationen: www.meere-ohne-plastik.de


«Das Wichtigste, was ein Gärtner braucht, ist Geduld und eine gute Beobachtungsgabe.» Thoralf Götsch

16


DER GARTENSCHATZMEISTER «Diese Insel hier ist schon sehr speziell. Eine Gartenidylle und ein Ort für Begegnungen. Und wir tun alles dafür, damit das auch so bleibt.» Thoralf Götsch, 43, ist leitender Gärtner der Freundschaftsinsel und könnte sich keinen besseren Arbeitsplatz vorstellen. Die Insel liegt mitten im Potsdamer Stadtzentrum, nur einen Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt, aber trotzdem ruhig. Seit den 1930er-Jahren befindet sich hier ein Garten, der so planvoll angelegt ist, dass immer etwas blüht. Im Frühjahr empfängt einen ein Teppich aus Krokussen und Winterlingen, im Juni steht der Rosengarten in voller Pracht, im Herbst blühen Astern und Chrysanthemen. Mitten in der Blütenpracht: zahllose Bänke, ein Parkcafé, eine Freilichtbühne. Eintritt frei! Die Ufer sind dicht bewachsen, deswegen sieht man die Havel kaum, wenn man auf der Insel steht. «Das ist Absicht», erklärt Götsch. «Der Garten soll ein kleines, in sich geschlossenes Paradies sein.» Weil die Insel außerdem knapp zwei Meter über dem Wasserspiegel liegt, sieht es so aus, als ob die vorbeiziehenden Schiffe mitten durch den Garten fahren. Für den gebürtigen Potsdamer spielt die Havel seit Kindertagen eine besondere Rolle – ob angeln, Floß fahren oder paddeln; nur zum Baden war das Wasser damals zu dreckig. Nun ist Thoralf Götsch auch beruflich am Havelufer gelandet. Als er 16 war, begann er auf der Freundschaftsinsel seine Gärtner-Lehre. Götsch erinnert sich: «Als junger Mensch muss man sich ja erst mal finden. Gärtner zu werden, war nicht meine erste Wahl. Aber die Insel hat mich sehr beeindruckt, vor allem die Philosophie dahinter.» Heute sorgt er selbst dafür, das Motto des Garten-Begründers umzusetzen: «Wer Träume verwirklichen will, muss wacher sein und tiefer träumen als andere.» Viele von Karl Foersters realisierten Träumen sind heute noch wichtiger Bestandteil des Gartendenkmals, zum Beispiel der artenreiche Staudengarten oder die Verbindung der Gartenkunst mit Gartenfesten. Nach seiner Ausbildung arbeitete Thoralf Götsch erst als Zivildienstleistender auf der Freundschaftsinsel, später begleitete er als Angestellter eines Planungsbüros die Arbeiten zur BUGA 2001. 2007 kehrte er als Gärtner des städtischen Grünflächenamts zurück. «Das Wichtigste, was ein Gärtner braucht, ist Geduld und eine gute Beobachtungsgabe», so Götsch. «Die Pflanzen können nicht reden, trotzdem muss ich die ganze Zeit in Kontakt mit ihnen stehen.» 17


Eine Pergola mit Kletterrosen und Clematis ziert das Innere der Freundschaftsinsel. An ihrer L채ngsseite w채chst eine kostbare Sammlung alter Sorten Schwert- und Taglilien sowie Wieseniris.

18


Gartenfrischer Wildkräutersalat mit gebratenem Apfel Für 4 Personen

Wildkräuter waschen, in einem Sieb abtropfen lassen oder mit Küchenrollenpapier trocken tupfen. Frühlingszwiebeln waschen, putzen und in feine Ringe schneiden. Äpfel waschen, entkernen und in feine Scheiben schneiden. Eier in kochendem Wasser 6 –7 Min. wachsweich kochen. Butter in Pfanne geben und die Apfelscheiben darin rundherum 3 – 4 Min. goldbraun braten. Olivenöl, Senf, Honig, Himbeeressig, Salz und Pfeffer zu einer Vinaigrette verrühren. Salat in eine Schale geben und mit Vinaigrette beträufeln. Eier kurz abschrecken, schälen, halbieren und zusammen mit Zwiebeln, Speck und Äpfeln auf dem Salat anrichten. Zum Garnieren essbare Blüten verwenden. Tipp: Wer mag, kann auch noch 80 g mageren Speck in feine Streifen schneiden, in einer Pfanne mit 2 EL Olivenöl knusprig braten und mit in den Salat tun.

300 g WildkräutersalatMischung (z. B. Fenchel, Giersch, Große Kresse, Löwenzahn, Malve, Sauerampfer, Schafgarbe, Spitzwegerich, Vogelmiere, Wilde Rauke) eine Handvoll essbare Blüten (z. B. von Gänseblümchen, Kapuzinerkresse, Löwenzahn, Malve, Ringelblumen, Stiefmütterchen, Veilchen) 2 Frühlingszwiebeln 2 Äpfel 4 Bio-Eier 30 g Butter 6 EL Olivenöl 1 gehäufter TL Senf 1 EL Honig 4 EL Himbeeressig Salz, Pfeffer

STAUDEN B L Ü T E N P R Ä C H T I G , W I N T E R H A R T, A R T E N R E I C H

Tiefblauer Rittersporn, gelber Sonnenhut, violette Astern und Chrysanthemen in leuchtenden Herbstfarben – Stauden gibt es in allen Farben, Formen und Größen, und sie blühen zu allen Jahreszeiten. Allen gemeinsam ist: Sie sind mehrjährige Pflanzen und verholzen nicht (im Gegensatz zu Bäumen oder Sträuchern). Blüten, Blätter und Stängel sterben am Ende jeder Vegetationsperiode ab. Den Winter überstehen Stauden

zum Beispiel als Wurzelstock oder als Zwiebel. Im Frühjahr schlagen sie wieder aus – einmal angepflanzt, hat man also viele Jahre Freude daran. Einer der ersten und leidenschaftlichsten Staudengärtner und -züchter überhaupt war Karl Foerster. In den 1930er-Jahren hat er auf der Freundschaftsinsel Deutschlands ersten Stauden-Schau- und -Sichtungsgarten angelegt – in dem man heute noch spazieren gehen kann –

19

mit ausführlichen Informationen zu allen Arten und dem Ziel, neu gezüchtete Sorten etwa auf ihre Winterfestigkeit zu testen. Heute wachsen dort 100 000 blütenprächtige Staudenpflanzen, darunter 200 Sorten, die Foerster selbst gezüchtet hat, etwa seine Phloxe «Wenn schon denn schon», «Düsterlohe» und «Juliglut»oder die Rittersporne «Jubelruf», «Morgentau» und «Sternennacht».


Vom Floß aus hat man einen besonders eindrucksvollen Überblick über die Havellandschaft.

Der NABU – Aktiv für Mensch und Natur Seit über 115 Jahren setzt sich der NABU dafür ein, unsere Natur zu schützen und für zukünftige Generationen zu sichern. Mit mehr als 540 000 Mitgliedern und Förderern ist er Deutschlands größter Umwelt- und Naturschutzverband. Zu den wichtigsten Aufgaben des NABU zählen der Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, die Nachhaltigkeit der Land-, Wald- und Wasserwirtschaft und nicht zuletzt der Klimaschutz. Die Vermittlung von Naturerlebnissen und die Förderung naturkundlicher Kenntnisse gehören zu den zentralen NABU-Anliegen. In den über 2000 NABU-Gruppen und rund 70 Infozentren in ganz Deutschland stehen praktischer Naturschutz genauso auf dem Programm wie Lobbyarbeit, Umweltbildung, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit. Unsere Mission: Der NABU möchte dafür begeistern, sich in gemeinschaftlichem Handeln für Mensch und Natur einzusetzen. Wir wollen, dass auch kommende Generationen eine Erde vorfinden, die lebenswert ist. Der NABU setzt sich darum für den Erhalt vielfältiger Lebensräume und Arten ein sowie für sauberes Wasser, gesunde Böden, den Schutz des Klimas und den schonenden Umgang mit endlichen Ressourcen. 156


Ein Fluss mit Zukunft: Der NABU renaturiert die Untere Havel 70 Kilometer westlich von Berlin liegt das ökologisch bedeutsamste und größte zusammenhängende Feuchtgebiet im Binnenland des westlichen Mitteleuropas – die Untere Havelniederung. Vor vielen Jahren war die Havel ein natürlicher Fluss mit einem großen Binnendelta, artenreichen Uferwäldern, Mooren und weitläufigen Wiesen. Doch Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Fluss zur Wasserstraße ausgebaut, Deiche und Staustufen wurden errichtet, Kanäle und Entwässerungsgräben angelegt. Die vielen Jahre der intensiven Nutzung der Havel haben jedoch ihre Spuren hinterlassen, sie verlor viele ihrer natürlichen Elemente und hat erhebliche ökologische Schäden erlitten. Viele schützenswerte Arten sind vom Aussterben bedroht. Dem will der NABU entgegenwirken und in den kommenden Jahren die Untere Havel renaturieren. Auf rund 90 Flusskilometern soll die Havel wieder große Teile ihres ursprünglichen Charakters bekommen und so helfen, den Lebensraum von mehr als 1100 geschützten und bedrohten Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. Das Projektgebiet umfasst von seiner Größe her etwa 19 000 Hektar, und schließt darunter auch in Teilen den Naturpark Westhavelland und das Biosphärenreservat Mittelelbe mit ein. Es ist damit das größte Flussrenaturierungsprojekt in Europa. Nach gründlicher Planung werden die Maßnahmen jetzt in den nächsten Jahren umgesetzt: Sandufer werden von ihren dicken Steinpackungen befreit, Altarme und Flutrinnen werden wieder mit dem Fluss verbunden, neuer Auenwald entsteht und Deiche werden zurückgebaut, um neue Überflutungsflächen für das Hochwasser zu gewinnen. Viele Arten wie Fischotter, Eisvogel, Sumpfdotterblume und Silberweide finden so wieder einen besseren Lebensraum. Unterstützen Sie unser Projekt und werden Sie Havel-Pate: www.NABU.de/havel-pate

Zur Katastrophe für den Menschen werden Hochwasserereignisse nur, weil die meisten Auen nicht mehr intakt sind.

157


Adressen

Tel.: 0331-200 80 16 Mail: verein@freundschaftsinsel-potsdam.de www.freundschaftsinselpotsdam.de

SEITE 24

SEITE 34

Dirk Berlin Tinkerhof Kannenburg Tel.: 03987-702 92 08 Mail: berlindirk8@aol.com www.tinkerhof-kannenburg.de

Liselotte Hirt Tel: 033093-49 32 97 Mail: liselotte.hirt@gmx.de

SEITE 20

Peter Berthold Bockwindmühle Inselstadt Werder a. d. Havel Tel.: 03327-78 33 74 www.werder-havel.de/content/ kultur/museen.phP SEITE 68

Martin Bork Seenfischerei Wesenberg Tel.: 039832-202 68 fischerei.wesenberg@web.de www.fischerei-wesenberg.dE

SEITE 104

Andreas Hoppe Mail: konstantin.muffert@ muffertmedia.com www.muffertmedia.com SEITE 112

Lars und Niels Hoffmann Tel.: 039832-264 51 Mail: info@cold-nose.de www.cold-nose.de SEITE 50

Stephan Höferer Tel.: 0173-916 58 73 Mail: hoeferer@web.de www.nature-vision.com

SEITE 142

Rocco Buchta NABU-Projektbüro Untere Havelniederung Tel.: 03385-49 90 00 Mail: Rocco.Buchta@NABU.de www.NABU.de/unterehavel

Forsthaus Templin, Köhler & Kirchhoff GbR Tel.: 033209-21 79 79 Mail: thomas@braumanufaktur.de, joerg@braumanufaktur.de www.braumanufaktur.de SEITE 146

Jeanette Lehmann Ziegeleipark Mildenberg Tel.: 03307-31 04 10 Mail: lehmann@ziegeleipark.de www.ziegeleipark.de SEITE 12

Nils Möllmann NABU-Bundesverband Tel.: 030-284984-16 31 Mail: Nils.Moellmann@ NABU.de SEITE 156

NABU-Bundesgeschäftsstelle Charitéstr. 3, 10117 Berlin Tel.: 030-284984-0 Mail: NABU@NABU.de www.NABU.de SEITE 78

SEITE 150

Klemens Karkow NABU-Bundesverband Tel.: 030-28 49 84-1575 Mail: Klemens.Karkow@ NABU.de karkow.net

SEITE 86

Hans-Peter Dill und Sabine Denell Ziegenkäserei Capriolenhof Tel.: 033087-511 83 Mail: info@capriolenhof.de www.capriolenhof.de

SEITE 116

SEITE 16

SEITE 82

Thoralf Götsch Verein Freundschaftsinsel Potsdam

Jörg Kirchhoff und Thomas Köhler Braumanufaktur

Tom Kirschey NABU International Naturschutzstiftung Mail: Tom.Kirschey@NABU.de www.NABU-International.de

158

Frank Odebrecht Ironart Berlin Tel.: 030-436 39 73 Mail: frank@ironart-berlin.de www.ironart-berlin.de SEITE 42

Dr. Ute Lucke-Polz Förderverein Lucke-Hof e.V. Tel.: 03386-287 81 32 Mail: info@lucke-hof.de www.luckehof.de SEITE 108

Martin Richter-Sinnig und Kristin Sinnig Floßverleih Natur-Floss Tel.: 0173-432 09 17 Mail: info@natur-floss.de


www.Natur-Floss.de www.Natur-Kanu.de www.Wilde-Heimat.de

Mail: info@buga-2015-havelregion.de www.buga-2015-havelregion.de

SEITE 90

SEITE 98

Beate Schneider Tel.: 033080-40 79 00 Mail: info@yoga-am-wentowsee.de www.yoga-am-wentowsee.de

Dr. Dietlind Tiemann Stadt Brandenburg an der Havel Oberbürgermeisterin Tel. 03381-58 70 00 Mail: oberbuergermeisterin@ stadt-brandenburg.de www.stadt-brandenburg.de

SEITE 134

Burghard Sell NABU Potsdam Tel.: 0331-871 21 08 www.NABU-Potsdam.de SEITE 60

Wolfgang Schröder Fischerei Schröder Tel.: 033875-307 37 Mail: fischerei.schroeder@ yahoo.de www.fischerei-schroeder.eu

SEITE 94

Detlef Werner Mobile Räucherei Tel.: 03302-80 16 83 Mail: info@mobile-raeucherei.de www.mobile-raeucherei.de SEITE 46

Marion Werner Tel.: 033875-901 92 Mail: marion.werner@freenet.de www.marion-werner.de

SEITE 138

SEITE 38

Dr. Hartmut Vogtmann Deutscher Naturschutzring Präsident Tel.: 030-678 17 75-100 www.dnr.de

Marina Wesche Altes Waschhaus Ribbeck Tel.: 033237-851 06 Mail: post@waschhaus-ribbeck.de www.waschhaus-ribbeck.de

SEITE 120

SEITE 74

Thomas Volpers Tel.: 039885-32 87 Mail: volpers@um-natur.de www.um-natur.de

Andreas Zander Schleuse Wesenberg Tel.: 039832-202 14 www.elwis.de

SEITE 64

Erhard Skupch Zweckverband Bundesgartenschau 2015 Havelregion Tel.: 03386-212 80-0

SEITE 130

Michael Weggen Insel Buhnenwerder Mail: mweggen@t-online.de

Bildnachweis Illustrationen www.plantillustrations.org: U1, 11, 19, 23, 37, 49, 85, 97, 27, 133; Food and drink, A pictorial Archive from nineteenth century Sources, Dover Publications 1983: 5, 41, 45, 63, 73, 103, 129; Animals, A pictorial Archive from NineteenthCentury Sources: 15, 77, 107, 115; www.zeno.org: 15, 53, 59, 141, 149; Istock: 33; Scenes of Wonder and Curiosity in California (1862) by James M. Hutchings: 71; www.biodiversitylibrary.org: 81; Shutterstock: 89; A brief and true report oft he new found land of Virginia..by Thomas Thomas Hariot (1588): 111; Brockhaus’ Konversationslexikon, 1894–1896: 101; www.Biolib.de: 119, 145; Meyers Konversations-Lexikon, 1897: 123; www.flikr.com: 137; Natural History, Fullerton & Co, 1880: 153

Fotografien P. Mohabat-Rahim: U1, 4, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 60, 62, 68, 70, 72, 74, 76, 78, 80, 82, 84, 86, 88, 90, 92, 94, 96, 98, 100, 104, 106, 108, 110, 114, 116, 118, 120, 122, 124–125, 130, 132, 134, 136, 138, 140, 142, 144, 148, 150, 152, 160, U4; C. Kaufmann: 6; Die Hoffotografen: 8; F. Paulin: 12; NABU/S. Hennigs: 8–9, 30–31, 62, 157; NABU/K. Karkow: 10, 28–29, 54–55, 58, 72, 126–127, 152; NABU/P. Scholl: 14; WILDLIFE/N. Benvie: 32; NABU/E. Neuling: 40, NABU/M. Sommerfeld: 48, 136, 154–155, 156; W. Rolfes: 56–57; NABU/ G. Rottmann: 66; BUGA-Zweckverband / T. Uhlemann: 64, 66; J. Noack: 106; M. Delpho: 102; L. Hoffmann: 112, 114; NABU/ J. Singgih: 26, 128, 136, 146, 148; A. Wolff: 100, NABU/R. Pittner: 132; NABU/M. Bathen: 106; NABU/A. Gaitzsch: 160

159


Havelfans Jasmin Singgih (links) und Anna-Beeke Gretemeier (rechts)

Die Autorinnen und ihr Team Dieses Buch ist eine Hommage an die Havel und ein Gemeinschaftsprojekt des NABU, das unter Anleitung der Autorinnen während und nach der achtwöchigen NABU-Floßtour auf der Havel entstanden ist. Jasmin Singgih arbeitet seit 2011 beim NABU-Bundesverband als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und betreut dort unter anderem das NABU-Renaturierungsprojekt «Untere Havel». Sie wurde 1984 in Köln geboren, ist Kommunikationswissenschaftlerin M.A. und hat in verschiedenen Redaktionen als freie Autorin gearbeitet (u. a. Westdeutscher Rundfunk, Münstersche Zeitung). Anna-Beeke Gretemeier kam 2011 zum NABU-Bundesverband, wo sie als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit tätig war. Sie wurde 1986 in Hamburg geboren, ist Journalistin für Print- und Digitale Medien. 2008 absolvierte sie ihr Volontariat an der AxelSpringer-Akademie und schrieb u.a. für die WELT KOMPAKT, BILD und BILD.de. Seit Ende 2014 schreibt sie für den STERN. Ein großer Dank gilt den NABU-Mitarbeiterinnen Corinna Eckert, Anna Erb, Almuth Gaitzsch, Djuke Nickelsen, dem Fotografen Parwez Mohabat-Rahim, dem NABUEhrenamtlichen Wolf Stein, der für das Buch als Koch tätig war, den Gestaltern Christian Steubing und Kirstin Weppner, den Teams der NABU-Floßtour, NaturFloss und dem HAUPT-Verlag für die gute Zusammenarbeit sowie allen Porträtierten, die zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben. 160




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.