Adrian Mรถhl
Deutschlands Flora amabilis
Meinen Eltern Lily und Hans Mรถhl
BESENHEIDE (CALUNA VULGARIS)
Adrian Mรถhl
DEUTSCHLANDS
FLORA AMABILIS 100 Pflanzen, die Sie kennen sollten Mit Illustrationen von Denise Sonney
Haupt Verlag
Adrian MÜhl, Bern (CH), ist Botaniker, Wissenschaftlicher Zeichner und Naturpädagoge sowie ausgezeichneter Kenner der mitteleuropäischen Flora. Denise Sonney, Greyerz (CH), widmet sich nach einem Berufsleben im Bildungsbereich heute dem Zeichnen und Schreiben.
Umschlagabbildungen: Vorne: Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris); hinten: Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Der Haupt Verlag wird vom Bundesamt fĂźr Kultur mit einem Strukturbeitrag IžU GLH -DKUH ÉŒČ‚ XQWHUVWžW]W )DFKOHNWRUDW 1LFRODV .žÎ?HU Gestaltung und Satz: pooldesign $XČľDJH %LEOLRJUDČ´VFKH ΖQIRUPDWLRQ GHU Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der 'HXWVFKHQ 1DWLRQDOELEOLRJUDČ´H GHWDLOOLHUWH ELEOLRJUDČ´VFKH 'DWHQ VLQG im Internet Ăźber http://dnb.dnb.de abrufbar. Ζ6%1 Alle Rechte vorbehalten. &RS\ULJKW k +DXSW %HUQ Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Gedruckt in Italien www.haupt.ch WĂźnschen Sie regelmäĂ&#x;ig Informationen Ăźber unsere neuen Titel im Bereich Garten und Natur? MĂśchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Haben Sie Anregungen fĂźr unser Programm? Dann besuchen Sie uns im Internet auf www.haupt.ch 'RUW Č´QGHQ 6LH DNWXHOOH ΖQIRUPDWLRQHQ ]X unseren Neuerscheinungen und kĂśnnen unseren Newsletter abonnieren.
INHALT VORWORT
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1.
ACHILLEA MILLEFOLIUM – DIE SCHAFGARBE
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2.
ANGELICA SYLVESTRIS – DIE WILDE ENGELWURZ
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3.
ARABIDOPSIS THALIANA – DIE ACKER-SCHMALWAND
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4.
ARCTIUM LAPPA – DIE GROSSE KLETTE
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5.
ARTEMISIA VULGARIS – DER GEMEINE BEIFUSS
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6.
ARUM MACULATUM – DER GEFLECKTE ARONSTAB
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7.
ARUNCUS DIOICUS – DER WALD-GEISSBART
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8.
ASPLENIUM RUTA-MURARIA – DIE MAUERRAUTE
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9.
ASTRANTIA MAJOR – DIE GROSSE STERNDOLDE
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10.
ATROPA BELLA-DONNA – DIE TOLLKIRSCHE
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11.
BELLIS PERENNIS – DAS AUSDAUERNDE GÄNSEBLÜMCHEN
āþ
12.
BERBERIS VULGARIS – DIE BERBERITZE
āĀ
13.
BISTORTA VIVIPARA – DER KNÖLLCHEN-KNÖTERICH
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14.
BOTRYCHIUM LUNARIA – DIE ECHTE MONDRAUTE
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15.
BRIZA MEDIA – DAS ZITTERGRAS
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16.
CALLUNA VULGARIS – DIE BESENHEIDE
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17.
CAMPANULA ROTUNDIFOLIA – DIE RUNDBLÄTTRIGE GLOCKENBLUME
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18.
CAPSELLA BURSA-PASTORIS – DAS GEWÖHNLICHE HIRTENTÄSCHEL
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19.
CARLINA ACAULIS – DIE SILBERDISTEL
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20.
CENTAUREA CYANUS – DIE KORNBLUME
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21.
CHELIDONIUM MAJUS – DAS SCHÖLLKRAUT
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22.
CICHORIUM INTYBUS – DIE WEGWARTE
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23.
CIRCAEA LUTETIANA – DAS GROSSE HEXENKRAUT
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24.
COLCHICUM AUTUMNALE – DIE HERBST-ZEITLOSE
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25.
CONSOLIDA REGALIS – DER FELD-RITTERSPORN
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26.
CORALLORHIZA TRIFIDA – DIE KORALLENWURZ
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27.
DAPHNE MEZEREUM – DER SEIDELBAST
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28.
DAUCUS CAROTA – DIE WILDE MÖHRE
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29.
DIGITALIS PURPUREA – DER ROTE FINGERHUT
ĄĄ
30.
DIPSACUS FULLONUM – DIE WILDE KARDE
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31.
DROSERA ROTUNDIFOLIA – DER RUNDBLÄTTRIGE SONNENTAU
ąþ
32.
DRYOPTERIS FILIX-MAS – DER WURMFARN
ąĀ
33.
EPILOBIUM ANGUSTIFOLIUM – DAS SCHMALBLÄTTRIGE WEIDENRÖSCHEN
ąĂ
34.
ERIOPHORUM VAGINATUM – DAS SCHEIDEN-WOLLGRAS
35.
ERYNGIUM MARITIMUM – DIE STRANDDISTEL
ąĆ
36.
EUONYMUS EUROPAEUS – DAS PFAFFENHÜTCHEN
Ćþ
37.
EUPHORBIA CYPARISSIAS – DIE ZYPRESSEN-WOLFSMILCH
ĆĀ
38.
FAGUS SYLVATICA – DIE ROT-BUCHE
ĆĂ
39.
FICARIA VERNA – DAS SCHARBOCKSKRAUT
ĆĄ
40.
FILIPENDULA ULMARIA – DAS ECHTE MÄDESÜSS
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41.
FRANGULA ALNUS – DER FAULBAUM
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42.
GALEOPSIS BIFIDA – DER KLEINBLÜTIGE HOHLZAHN
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43.
GALIUM VERUM – DAS ECHTE LABKRAUT
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44.
GENTIANA PNEUMONANTHE – DER LUNGEN-ENZIAN
ćĄ
45.
GERANIUM BOHEMICUM – DER BÖHMISCHE STORCHSCHNABEL
46.
GERANIUM ROBERTIANUM – DAS RUPRECHTSKRAUT
ÿþþ
47.
GEUM URBANUM – DIE ECHTE NELKENWURZ
ÿþĀ
48.
GNAPHALIUM ULIGINOSUM – DAS SUMPF-RUHRKRAUT
ÿþĂ
49.
HEDERA HELIX – DER EFEU
ÿþĄ
50.
HEPATICA NOBILIS – DAS LEBERBLÜMCHEN
ÿþĆ
51.
HUMULUS LUPULUS – DER HOPFEN
ÿÿþ
52.
HYPERICUM PERFORATUM – DAS JOHANNISKRAUT
ÿÿĀ
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53.
IMPATIENS NOLI-TANGERE – DAS GROSSE SPRINGKRAUT
ÿÿĂ
54.
ISATIS TINCTORIA – DER FÄRBER-WAID
ÿÿĄ
55.
JUNCUS BUFONIUS – DIE KRÖTEN-BINSE
ÿÿĆ
56.
LAMIUM ALBUM – DIE WEISSE TAUBNESSEL
ÿĀþ
57.
LEDUM PALUSTRE – DER SUMPF-PORST
ÿĀĀ
58.
LILIUM MARTAGON – DER TÜRKENBUND
ÿĀĂ
59.
LINARIA VULGARIS – DAS GEWÖHNLICHE LEINKRAUT
ÿĀĄ
60.
LINUM CATHARTICUM – DER PURGIER-LEIN
ÿĀĆ
61.
MELAMPYRUM ARVENSE – DER ACKER-WACHTELWEIZEN
ÿāþ
62.
MONESES UNIFLORA – DAS MOOSAUGE
ÿāĀ
63.
NARTHECIUM OSSIFRAGUM – DER BEINBRECH
ÿāĂ
64.
NYMPHAEA ALBA – DIE WEISSE SEEROSE
ÿāĄ
65.
OENANTHE CONIOIDES –DER SCHIERLINGS-WASSERFENCHEL
ÿāĆ
66.
OENOTHERA GLAZIOVIANA – DIE ROTKELCHIGE NACHTKERZE
ÿĂþ
67.
ONOBRYCHIS VICIIFOLIA – DIE SAAT-ESPARSETTE
ÿĂĀ
68.
OPHRYS APIFERA – DIE BIENEN-RAGWURZ
ÿĂĂ
69.
OROBANCHE MINOR – DIE KLEINE SOMMERWURZ
70.
OXALIS ACETOSELLA – DER WALD-SAUERKLEE
ÿĂĆ
71.
PARIETARIA OFFICINALIS – DAS AUFRECHTE GLASKRAUT
ÿăþ ÿăĀ
ÿĂĄ
72.
PARNASSIA PALUSTRIS – DAS SUMPF-HERZBLATT
73.
PINUS SYLVESTRIS – DIE WALD-KIEFER
ÿăĂ
74.
POA ANNUA – DAS EINJÄHRIGE RISPENGRAS
ÿăĄ
75.
POLYGALA CHAMAEBUXUS – DIE BUCHSBLÄTTRIGE KREUZBLUME
ÿăĆ
76.
POTAMOGETON BERCHTOLDII – DAS BERCHTOLD-LAICHKRAUT
ÿĄþ
77.
POTENTILLA ERECTA – DER TORMENTILL
ÿĄĀ
78.
PRIMULA VERIS – DIE WIESEN-SCHLÜSSELBLUME
ÿĄĂ
79.
PRUNELLA VULGARIS – DIE GEWÖHNLICHE BRAUNELLE
ÿĄĄ
80.
PTERIDIUM AQUILINUM – DER ADLERFARN
ÿĄĆ
81.
PULSATILLA ALBA – DIE BROCKEN-KÜCHENSCHELLE
ÿąþ
82.
QUERCUS ROBUR – DIE STIEL-EICHE
ÿąĀ
83.
ROSA CANINA – DIE HUNDS-ROSE
ÿąĂ
84.
SAGINA PROCUMBENS – DAS LIEGENDE MASTKRAUT
ÿąĄ
85.
SALVIA PRATENSIS – DER WIESEN-SALBEI
ÿąĆ
86.
SAMBUCUS RACEMOSA – DER ROTE HOLUNDER
ÿĆþ
87.
SAXIFRAGA TRIDACTYLITES – DER FINGER-STEINBRECH
ÿĆĀ
88.
SCABIOSA COLUMBARIA – DIE TAUBEN-SKABIOSE
ÿĆĂ
89.
SEDUM SEXANGULARE – DER MILDE MAUERPFEFFER
ÿĆĄ
90.
SENECIO JACOBAEA – DAS JAKOBS-GREISKRAUT
ÿĆĆ
91.
SILENE VULGARIS – DAS GEWÖHNLICHE LEIMKRAUT
ÿćþ
92.
SORBUS AUCUPARIA – DIE EBERESCHE
ÿćĀ
93.
STIPA PENNATA – DAS ECHTE FEDERGRAS
ÿćĂ
94.
TARAXACUM OFFICINALE – DER LÖWENZAHN
ÿćĄ
95.
TRIFOLIUM PRATENSE – DER ROT-KLEE
ÿćĆ
96.
TUSSILAGO FARFARA – DER HUFLATTICH
Āþþ
97.
URTICA DIOICA – DIE GROSSE BRENNNESSEL
ĀþĀ
98.
VERBASCUM THAPSUS – DIE KLEINBLÜTIGE KÖNIGSKERZE
ĀþĂ
99.
VINCETOXICUM HIRUNDINARIA – DIE SCHWALBENWURZ
ĀþĄ
100.
VIOLA CALAMINARIA – DAS GELBE GALMEI-VEILCHEN
ĀþĆ
DANK QUELLENVERZEICHNIS REGISTER
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MOOSAUGE (MONESES UNIFLORA)
VORWORT
S
ind es die Veilchen, die frßh im April am Waldrand duften, oder doch eher die Vogel-Kirsche, die gleichzeitig blßht und ihre Blßtenblätter wie Konfetti in den Frßhlingswind streut? Sollte man den tÜdlich giftigen Eisenhut mit seinen
tiefblauen BlĂźtenständen oder doch eher das schmackhafte Scharbockskraut mit seinen frĂśhlichen gelben BlĂźtenständen kennen? Wer ist wichtiger, der winzige Finger-Steinbrech, der still und leise die BahnhĂśfe von ganz Deutschland erobert, oder die mächtige Eiche am Dorfrand? 1000 BĂźcher, die Sie lesen sollten, 1000 Filme, die Sie sehen sollten, 1000 Schallplatten, die Sie hĂśren sollten: Die Liste ÂŤder ListenÂť ist sehr lang. Wenn man Listen erstellt, ist man ungerecht, wählt gewisse Elemente auf Kosten anderer. Schwierig der Entscheid, ZDV GHQQ DQ HLQHU 3ČľDQ]HQDUW VR EHVRQGHUV LVW žEHU GLH PHLVWHQ XQVHUHU HLQKHLPLschen Arten lieĂ&#x;en sich ganze Buchseiten oder gar Bände fĂźllen. So viele Geschichten XQG VR ZHQLJ 3ODW] DXI HLQHU 6HLWH Č‚ GLH 4XDO GHU :DKO NHQQHQ ZLU DOOH XQG ELVZHLOHQ kann sie unangenehm sein, wie der Stich der Brennnessel, und gerade Ăźber sie gibt es so vieles zu erzählen. (WZD :LOGSČľDQ]HQ 7D[D VLQG LQ 'HXWVFKODQG EHNDQQW :HQQ HLQ /LHEKDEHU GHU Botanik 100 Arten aus 4100 auswählen muss, so wird die Auswahl immer ungerecht XQG VXEMHNWLY VHLQ GHQQ MHGH 3ČľDQ]H YRQ 'HXWVFKODQG KDW LKUH *HVFKLFKWH HV ORKQW sich, hinzuschauen und sie zu ergrĂźnden. Viele Geschichten, die von Buch zu Buch weitergegeben werden, erweisen sich als Märchen, wenn man denn etwas tiefer bohrt. Es wurde versucht, jedes Porträt mit Primärliteratur zu untermauern, und manch schĂśne Geschichte hat etwas an Glanz verloren. Nicht wenige neue, faszinierende 6HLWHQ YRQ +LUWHQWÂŚVFKFKHQ &R NRQQWHQ VR DEHU KHUYRUJHKREHQ ZHUGHQ Č‚ GLH Recherche in der botanischen Literatur ist eine wahre Schatzjagd. FrĂźher wurde die Botanik oft als scientia amabilis bezeichnet, als ÂŤliebliche WissenschaftÂť. Dies war kein Kosename, vielmehr hat man sich Ăźber sie lustig gemacht oder sie nicht ernst genommen. Geschadet hat es der Botanik nicht. Vielleicht ist es gerade dieses ÂŤLieblicheÂť, das sie immer wieder beliebt und erfolgreich macht. Liebe lässt sich schlecht erklären. Eine Flora amabilis, eine ÂŤliebliche FloraÂť, muss nicht abschlieĂ&#x;end und darf willkĂźrlich sein. WillkĂźrlich wild und doch sehr bestimmt, wie eine BrombeerKHFNH YLHOOHLFKW Č‚ RGHU HEHQ ZLH GLH /LHEH
{9}
ACHILLEA MILLEFOLIUM – DIE SCHAFGARBE
T
ausendblättrig und einem tro-
GHWb Č‚ DXI GHU ČľDFKHQ ZHLÂĄHQ 3ODWWIRUP
janischen Helden gewidmet, in
lässt es sich wunderbar landen, und Nek-
ihrer GewĂśhnlichkeit verges-
WDU JLEW HV LP žEHUȾXVV
sen wir sie jedoch manchmal fast. Sie hat
Viele Schafgarbenarten sind schwierig
GDV =HXJ ]XU 'XUFKVFKQLWWVSČľDQ]H HWZDV
zu unterscheiden, und manch ein Bota-
+HLOSČľDQ]H HWZDV HVVEDU 0LWJOLHG GHU
niker macht es wie die Schafe und lässt
ZHOWZHLW JU¸¥WHQ 3ȾDQ]HQIDPLOLH XQG
die Schafgarben stehen, damit er nicht
blßht an jeder Ecke. Bei Blumenjägern
in Versuchung kommt, den korrekten
QLFKW VRQGHUOLFK EHOLHEW GD YLHO ]X KÂŚXČ´J
botanischen Namen suchen zu mĂźssen.
hat sie doch die Sympathie der vereinig-
-H QDFK 4XHOOH VROO HV ELV ]X 6FKDI-
ten Insektengesellschaft: Käfer, Wanzen,
garbenarten geben.
Bienen und Schmet-
Den deutschen Namen
terlinge tummeln sich
verdanken sie der Tat-
munter um die weiĂ&#x;en Doldenrispen. Doldenrispen narren Anfänger der Botanik allzu oft, gleichen sie doch den DoldenblĂźtlern zumindest auf den ersten Blick. Aber
GEWĂ–HNLICH UND
TAUSENDBLĂ„TTRIG
sache, dass die Schafe zwar sehr wohl die zarten Blätter fressen, die zähen Stängel aber stehen lassen. Gegen Sommerende stehen auf der Schafweide dann meist nur noch die Garben herum,
der Aufbau der endständigen Blßten ist eben ganz anders,
die lang gestielten Blßtenstände des herr-
typisch fĂźr einen KorbblĂźtler. Was sich da
lich weiĂ&#x;, manchmal auch rosafarben
an den Enden der vermeintlichen Dolde
blĂźhenden KorbblĂźtlers.
EHȴQGHW LVW NHLQH HLQ]HOQH %OžWH VRQGHUQ
Bleibt noch Achilles, der griechische Held,
ein KĂśpfchen. ÂŤUnansehnliche KĂśpfchenÂť
der als Namenspatron steht. In Homers
nennt sie im Jahr 1929 der berĂźhmte Bo-
ÂŤIlliasÂť tritt der reizbare Krieger auch als
taniker Gustav Hegi. Man wird den Ver-
Heiler auf, und mit etwas Vorstellungs-
dacht nicht los, dass er sich nie die MĂźhe
kraft kĂśnnte er auch die Schafgarbe ge-
gemacht hat, ein solches KĂśpfchen mit
wählt haben, um den schwer verwunde-
der Lupe zu betrachten. Tut man dies, so
ten Eurypylos zu heilen. Wo der Namens-
HU¸Î?QHW VLFK HLQHP HLQ NOHLQHV :XQGHU
JHEHU &DUO YRQ /LQQÂŤ LP -DKUKXQGHUW
Jedes KÜpfchen enthält mehrere RÜhren-
aber maĂ&#x;los Ăźbertrieben hat, ist beim
XQG =XQJHQEOžWHQbȂ RUGHQWOLFK LQ HLQHP
Artnamen millefolium: lateinisch mille =
KÜrbchen von Hßllblättern zusammenge-
tausend und folium = Blatt. Auch wenn die
fasst. Kein Wunder, dass sich hier alles,
%OŒWWHU YLHOH 'XW]HQG =LSIHO KDEHQbȂ WDX-
ZDV )OžJHO KDW ]XP 1HNWDUPDKO HLQȴQ-
send sind es niemals.
{ 10 }
ANGELICA SYLVESTRIS – DIE WILDE ENGELWURZ
A
ngeblich stand ein Apfel mit
GDV PDQFKPDO LQ RÎ?HQHQ :ÂŚOGHUQ XQG
der Aufschrift ÂŤder SchĂśns-
Flachmooren zu beobachten ist. Was fĂźr
tenÂť am Anfang des Trojani-
ein Festessen fĂźr die ganze Insekten-
schen Kriegs. Aber ein Krieg soll hier nicht
schar! Dann tummeln sich ungeschickte
angezettelt werden, denn Ăźber Geschmack
.ÂŚIHU GUROOLJH :DQ]HQ ČľHLÂĄLJH %LHQHQ
lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.
und kurzrĂźsselige Fliegen auf den BlĂźten-
WĂźrde man einen solchen Apfel in den
schirmen. FĂźr letztere Gruppe sind die
Wald werfen, wäre er wahrscheinlich oh-
DoldenblĂźtler, zu denen die Engelwurz
nehin bald von emsigen Ameisen, hungri-
gehĂśrt, eine äuĂ&#x;erst wichtige Nahrungs-
gen VĂśgeln und ge-
quelle. Denn mit ihren
mĂźtlichen Schnecken
kurzen RĂźsseln gelan-
verspeist. Die Flora indes kßmmert unsere Meinung zu ihrer Ästhetik ohnehin nicht. Und dennoch, gäbe es so etwas wie eine Wahl GHU VFK¸QVWHQ 3ȾDQze, mßsste man die
DAS VIELLEICHT SCHĂ–NSTE
BLATT
Engelwurz unbedingt
gen Fliegen oftmals nicht bis zum Nektar. Bei den Apiaceen, wie die DoldenblĂźtler in der Fachsprache genannt werden, liegt der Nektar aber ganz RÎ?HQ XQG EHUHLWZLOOLJ fĂźr alle da, auch fĂźr
ins Rennen schicken.
solche, welche die Natur nur mit einem
Mit ihren äuĂ&#x;erst attraktiven, meist zwei-
kleinen RĂźssel ausgestattet hat.
IDFK JHȴHGHUWHQ %OŒWWHUQ GHQ KžEVFKHQ
Auch dem Menschen hat die Engelwurz
etwas gerundeten BlĂźtendolden und dem
immer wieder gedient, so etwa als Heil-
aufrechten, stattlichen Wuchs gehĂśrt diese
SȾDQ]H RGHU :LOGJHPžVH 'LH :LOGH (Q-
3ČľDQ]H ]X GHQ EHVRQGHUV LPSRVDQWHQ
gelwurz ist die Einzige ihrer Gattung, die
Erscheinungen unserer Flora. Die Stängel
bei uns wild vorkommt. Weltweit gibt es
bleiben oft bis in den FrĂźhling stehen und
aber Ăźber hundert Arten, und viele sind
VROOHQ žEHU VHFK]LJ 7LHUDUWHQ DOV žEHUZLQ-
ZXQGHUVFK¸QH 3ȾDQ]HQ N¸QQHQ PDQFK-
terungsstätte dienen.
mal riesengroĂ&#x;, mehrere Meter hoch wer-
Besonders schĂśn wirkt die Engelwurz,
den, sodass man sich darunter wie ein
wenn sie in einem ganzen Heer steht, wie
Zwerglein fĂźhlen muss.
{ 12 }
GROSSES HEXENKRAUT (CIRCAEA LUTETIANA)
REGISTER )¾U GLH 6XFKH QDFK ZLVVHQVFKDIWOLFKHQ 1DPHQ YHUZHLVHQ ZLU DXI GDV ΖQKDOWVYHU]HLFKQLV $FNHU 6FKPDOZDQGɅ $FNHU :DFKWHOZHL]HQɅ $GOHUIDUQɅ $OSHQ .¾FKHQVFKHOOHɅ $PRXUHWWHɅ $QHPRQH :HL¡H $OSHQ Ʌ $QNHKUNUDXWɅ $URQVWDE *HȵHFNWHUɅ $UVFKNUDW]HUɅ %HGOODLVɅ %HLIX¡ *HPHLQHUɅ %HLQEUHFKɅ %HUEHULW]HɅ %HUFKWROG /DLFKNUDXWɅ %HVHLFKNUDXWɅ %HVHQKHLGHɅ %LHQHQ 5DJZXU]Ʌ %LHQVDXJ :HL¡HUɅ %LQVH .U¸WHQ Ʌ %LQVHQVHLGHɅ %LQVHQZDWWHɅ %OXWZXU]Ʌ %UDXQHOOH *HZ¸KQOLFKHɅ %UHQQNUDXWɅ %UHQQQHVVHO *UR¡HɅ %ULQJZLHGHUɅ %URFNHQ .¾FKHQVFKHOOHɅ %XFKH 5RW Ʌ &KLFRU«H :LOGHUɅ &KURWWHE¸VFKHɅ &LJHOLQGHɅ 'RFKWJUDVɅ 'XQJJUDVɅ (EHUHVFKHɅ (GHOZHL¡ .OHLQHVɅ (IHXɅ (LFKH 6WLHO Ʌ (LHUVFKPDO]Ʌ (QJHOZXU] :LOGHɅ (Q]LDQ /XQJHQ Ʌ (ULNDɅ (VSDUVHWWH 6DDW Ʌ
)¦UEHU :DLGɅ )DUQɅ )DXOEDXPɅ )HGHUJUDV (FKWHVɅ )HOGNHU]HɅ )HOG 5RVHɅ )LQJHUKXW 5RWHUɅ )LQJHUNUDXWɅ )LQJHU 6WHLQEUHFKɅ )LVFKP¦XOFKHQɅ )ODFKVɅ )RU]EOXPɅ )UDXHQVFKXK .OHLQHUɅ )XU]HɅ *DOPHL 9HLOFKHQ *HOEHVɅ *¦QVHEO¾PFKHQ $XVGDXHUQGHVɅ *HL¡EDUW :DOG Ʌ *ODVNUDXW $XIUHFKWHVɅ *ORFNHQEOXPH 5XQGEO¦WWULJHɅ *ROGDSIHOɅ *ROGUXDEQɅ *ROGZXU]OɅ *ROG]ZLȵɅ *RWWHV +DQG XQG 7HXIHOV .UDOOHQɅ *UDVJO¸FNOHLQɅ *UHLVNUDXW -DNREV Ʌ *VFKDPLJV 0DGHUOɅ +DJHEXWWHɅ +¦KQFKHQ XQG +¾KQFKHQɅ +DQIQHVVHO =ZHLVSDOWLJHɅ +DUWKHXɅ +DVHQEURWɅ +DVHQVFKQ¦X]FKHQɅ +HFNHQ 5RVHɅ +HLGHȵDFKVɅ +HLGHNUDXWɅ +HUEVW =HLWORVHɅ +HUUJRWWVEOXWɅ +HU]EODWW 6XPSI Ʌ +H[HQNUDXW *UR¡HVɅ +LPPHOVEURWɅ +LPPHOVVFKO¾VVHOɅ +LUWHQW¦VFKHO *HZ¸KQOLFKHVɅ +RKO]DKQ .OHLQEO¾WLJHUɅ
{ 219 }
+ROXQGHU 5RWHUɅ +RSIHQɅ +RVQEODDWOHɅ +XȵDWWLFKɅ +XQGHEOXPHɅ +XQGV 5RVHɅ ΖJHONUDXWɅ -DNREV *UHLVNUDXWɅ -RKDQQLVNUDXWɅ -XFNEHHUHɅ -XPSIHUQȵDFKVɅ .DUGH :LOGHɅ .DW]HQURVHɅ .LHIHU :DOG Ʌ .LQGHUJHOGɅ .LQGHUNODSSHUɅ .LW]HOEHHUHɅ .ODWVFKQHONHɅ .OHH 5RW Ʌ .OHHWHXIHOɅ .OHHZ¾UJHUɅ .OHWWH *UR¡HɅ .OHWWHQɅ .QDOONUDXWɅ .Q¸WHULFK .Q¸OOFKHQ Ʌ .¸QLJVNHU]H .OHLQEO¾WLJHɅ .RUDOOHQZXU]Ʌ .RUQEOXPHɅ .UHX]EOXPH %XFKVEO¦WWULJHɅ .UHX]NUDXWɅ .U¸WHQ %LQVHɅ .¾FKHQVFKHOOH $OSHQ Ʌ .¾FKHQVFKHOOH %URFNHQ Ʌ .XKEOXPHɅ /DENUDXW (FKWHVɅ /DLFKNUDXW %HUFKWROG Ʌ /HEHUEO¾PFKHQɅ /HLPNUDXW *HZ¸KQOLFKHVɅ /HLQ 3XUJLHU Ʌ /HLQNUDXW *HZ¸KQOLFKHVɅ /LFKWOHLQɅ /LOLHɅ
/¸ZHQP¦XOFKHQɅ /¸ZHQ]DKQɅ /XQJHQ (Q]LDQɅ /XRUNHQEO¦HUɅ 0¦GHV¾¡Ʌ 0¦QQHUIDUQɅ 0DQQVNUDIWɅ 0DQQVWUHXɅ 0DULHQȵDFKVɅ 0¦U]HQEO¾PFKHQɅ 0D¡OLHEFKHQɅ 0DVWNUDXW /LHJHQGHVɅ 0DXHUȵDFKVɅ 0DXHUSIHHU 0LOGHUɅ 0DXHUUDXWHɅ 0LOFKJO¸FNOHLQɅ 0¸KUH :LOGHɅ 0RQGUDXWH (FKWHɅ 0RRUOLOLH *HOEHɅ 0RRVDXJHɅ 1DFKWNHU]H 5RWNHOFKLJHɅ 1DFNW¦UVFKɅ 1¦JHOHZXU]Ʌ 1HJHO\QNUXWɅ 1HONHQNUDXWɅ 1HONHQZXU] (FKWHɅ 1LPPHUVWLOOɅ 2FKVHQP¦XOHUɅ 2UFKLGHHɅ 3HWHUVVFKO¾VVHOɅ 3IDHQK¾WFKHQɅ 3IHUGHURVHɅ 3RUVW 6XPSI Ʌ 3XOYHUKRO]Ʌ 3XUJLHU /HLQɅ 3XVWHEOXPHɅ 5DJZXU] %LHQHQ Ʌ 5DVVHOJUDVɅ 5LQGHUNUDXWɅ 5LVSHQJUDV (LQM¦KULJHVɅ 5LWWHUVSRUQ )HOG Ʌ
{ 220 }
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