Carl’Antonio Balzari, Andreas Gygax
Vogelarten der Schweiz
Carl’Antonio Balzari, Andreas Gygax
Vogelarten der Schweiz Der Bestimmungsführer
2., überarbeitete und erweiterte Auflage
Haupt Verlag
Carl’Antonio Balzari, geb. 1965, studierte an der Universität Bern Biologie in Hauptfachrichtung Zoologie und ist schon seit seiner Jugend begeisterter Natur- und Vogelkundler. Er ist der stellvertretende Leiter des BirdLifeNaturzentrums La Sauge von BirdLife Schweiz und leitet nebenamtlich ornithologische Studienreisen im Ausland. Andreas Gygax, geb. 1974, studierte an den Universitäten Bern und Neuenburg Biologie mit Schwerpunkt Botanik und arbeitet seither für die Kartierung der Schweizer Flora. Er begann schon früh mit der Beobachtung von allem Lebendigen, die Fotokamera war dabei stets ein treuer Begleiter und Augenzeuge. In den letzten Jahren widmete er sich intensiv der Vogelfotografie, sein Bildarchiv umfasst bis heute über 300 Vogelarten.
Der Haupt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016–2020 unterstützt. 2. Auflage: 2019 1. Auflage: 2010 Diese Publikation ist in der Deutschen Nationalbibliografie verzeichnet. Mehr Informationen dazu finden Sie unter http://dnb.dnb.de. ISBN 978-3-258-08103-8 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2019 Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Umschlagsgestaltung und Satz: pooldesign.ch, Zürich Printed in Italy
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Inhaltsverzeichnis Bildnachweis
6
Vorwort
7
Einleitung
8
Abkürzungen 16
Artenporträts
16
Fasanenverwandte
17
Entenverwandte
28
Lappentaucher
68
Tauben
76
Nachtschwalben
84
Segler
86
Kuckucke
92
Seetaucher
94
Rallen
96
Kraniche
106
Störche
107
Reiher
110
Kormorane
124
Säbelschnäblerverwandte
126
Regenpfeifer
127
Schnepfen
136
Möwenverwandte
171
Schleiereulen
188
Eulen
190
Fischadler
204
Habichtverwandte
206
Wiedehopfe
230
Spinte
232
Eisvögel
234
Spechte
236
Falken
254
Pirole
262
Würger
264
Rabenvögel
267
Meisen
284
Beutelmeisen
296
Lerchen
298
Bartmeisen
302
Rohrsängerverwandte
304
Grassänger
314
Schwalben
318
Laubsänger
326
Schwanzmeisen
334
Grasmücken
336
Baumläufer
344
Kleiberverwandte
348
Zaunkönige
352
Wasseramseln
354
Stare
356
Drosseln
358
Schnäpperverwandte
370
Goldhähnchen
394
Braunellen
398
Sperlinge
402
Stelzenverwandte
409
Finken
422
Ammern
448
Glossar
460
Weiterführende Literatur
462
Wichtige Adressen
462
Register der deutschen Artnamen
463
Bildnachweis Sämtliche unten nicht aufgeführten Fotos stammen von Andreas Gygax.
6
Ruedi Aeschlimann: S. 17 links, 23 links, 97 rechts, 107 links, 107 rechts, 166, 185 rechts unten, 196, 203 links, 207 rechts unten, 210 links, 246, 258, 308, 326, 355 links, 361 rechts, 380, 381, 408 rechts, 428, 429 rechts, 451 links, 453 links Stéphane Aubry: S. 147 rechts oben, 147 rechts unten, 171 links, 171 rechts, 177 links Carl’Antonio Balzari: S. 52 unten, 54, 61 rechts oben, 65 links, 65 rechts, 66, 78, 80, 91 rechts unten, 93 links, 99, 100 links, 102, 106 rechts, 114 links, 114 mitte, 114 rechts, 115 links, 121 rechts, 125 rechts, 131 rechts oben, 133 links, 133 rechts unten, 141 rechts, 142 links, 156, 157 rechts, 158, 163 links, 165 rechts, 174 rechts unten, 189 links, 192, 193, 200, 210 rechts, 232, 234, 235 links, 235 rechts oben, 242, 252, 253 links, 253 rechts, 280, 299, 315 links, 318, 321 rechts oben, 330, 331 rechts, 334, 337, 338, 339, 349 links, 353, 357 links oben, 357 rechts, 359 rechts, 360, 361 links, 362, 365 rechts oben, 366, 367 links unten, 370, 372, 376, 379 links, 382, 383 rechts, 385 links, 385 rechts, 394, 405 links, 411 rechts, 412, 413 rechts, 419 rechts oben, 424, 427, 431 rechts, 433 links, 433 rechts, 441 rechts unten, 443 links, 443 rechts oben, 446, 452, 453 rechts, 455 links Beat Bäumler: S. 23 rechts unten Arlette Berlie: S. 81 rechts unten Bernhard Herren: S. 20, 195 rechts, 239 links, 323 rechts oben, 386 rechts Paul Hürlimann: S. 451 rechts Anne Kempel: S. 268 Peter Keusch: S. 18, 83, 132, 188, 189 rechts, 199 links, 213 links, 236, 275 rechts, 281 rechts, 300, 316, 341, 386 links, 401, 410, 426, 436 Manfred Kühn /Blickwinkel: S. 239 rechts Ralph Martin: S. 17 rechts, 25, 175 links, 175 rechts, 186 rechts, 187 rechts unten, 197 links, 298, 306, 309, 327, 340, 342, 409, 429 links McPhoto /Blickwinkel: S. 219 links oben, 219 rechts Christoph Moning: S. 37 oben, 84 Michel Muriset: S. 223 links, 238 Denise Nussbaum: S. 247 links Jari Peltomäki /Blickwinkel: S. 101 Stefan Rieben: S. 92, 207 links, 257 rechts, 261 rechts Dinah Saluz: S. 22, 79 links, 91 rechts oben, 146, 147 links, 213 rechts, 237, 389 links, 408 links David Tipling /Arco: S. 85 Martin Trachsel: S. 100 rechts oben, 375 links Markus Varesvuo /Arco: S. 250, 251 Stefan Wassmer: S. 89, 263 rechts, 264, 387 links Martin Wettstein: S. 455 rechts Hansruedi Weyrich: S. 170, 407
Vorwort Faszination Vögel – seit Menschengedenken symbolisieren Vögel dank ihres Flugvermögens die grenzenlose Freiheit. Schon Leonardo da Vinci schrieb über den Flug der Vögel und entwickelte verschiedene Fluggeräte nach ihrem Vorbild. Seine Ideen wurden aber erst viel später erfolgreich umgesetzt. Heutzutage fliegen wir Menschen mit hohem technischem und energetischem Aufwand um die ganze Welt. Vögel fliegen weitaus effizienter, und es ist gerade diese Leichtigkeit, die uns immer wieder fasziniert. Die Flugfähigkeit, die Vielfalt an Farben und Formen sowie die variationsreichen Gesänge und Rufe machen Vögel zur beliebten Tiergruppe, die allen Naturinteressierten leicht zugänglich ist. Vögel lassen sich zu jeder Jahreszeit und überall beobachten. Sie besiedeln alle Kontinente, alle Großlebensräume von den Wüsten bis zum tropischen Regenwald, von der arktischen Tundra bis zu den mediterranen Trockengebieten und von den Küsten und den Feuchtgebieten bis zu den höchsten Gipfeln der Gebirge. Gerade in der Schweiz ist die Vogelwelt dank vieler unterschiedlicher Lebensräume auf kleinem Raum außerordentlich reich. Die Vielfalt an Vogelarten wird zusätzlich gesteigert durch eine große Zahl die Schweiz durchquerender Zugvögel. Im vorliegenden Buch beschreiben wir die in der Schweiz regelmäßig brütenden sowie alljährlich durchziehenden Vogelarten in ein- oder zweiseitigen Artenporträts, ergänzt mit Fotos, die die wichtigsten in der Schweiz beobachtbaren Federkleider zeigen. Die ausführlichen Beschreibungen und die Fotos sollen die Bestimmung in der Natur ermöglichen, sie sollen aber auch der Schönheit der Vögel und faszinierenden Zusammenhängen Raum geben. Im Vergleich zur 1. Auflage haben wir 53 zusätzliche Arten neu aufgenommen, damit werden nur einige sehr seltene und unregelmäßige Arten nicht vorgestellt. In allen 248 Artenporträts sind die aktuellen Brutbestände laut Schweizer Brutvogelatlas (Knaus et al., 2018) angegeben. Wir übernehmen zudem die neue Systematik und die wissenschaftlichen Namen von BirdLife International (2017), da diese auch von der Schweizerischen Vogelwarte als maßgebend anerkannt werden. Gleichzeitig gab uns die Neuauflage die Möglichkeit, alle Texte zu überarbeiten, viel Wissenswertes hinzuzufügen, und nicht zuletzt auch über 100 bisherige Fotos mit schöneren und prägnanteren zu ersetzen. Zur leichteren Orientierung zwischen Fotos und Text wird in vielen Fotos neu eine Abkürzung des entsprechenden Federkleids angegeben. Wir hoffen, mit diesem Buch Laien und Naturinteressierte zum Beobachten anregen zu können, für Vögel zu begeistern und dazu beizutragen, dass sie auf ihren Streifzügen durch die Natur die Vielfalt erleben und schätzen lernen. Mit zunehmender Artenkenntnis und Erfahrung werden das Bewusstsein für die Gefährdung der Vögel und der Einsatz für den Naturschutz immer ausgeprägter. Wir danken allen, die uns während der Arbeit unterstützt haben, sei dies durch die zahlreichen Anregungen, Ergänzungen, die kritische Durchsicht des Manuskripts, für das Zurverfügungstellen von Fotos (s. Bildnachweis), für die vielen hilfreichen Hinweise zu Beobachtungsorten oder für das Zusammentragen von Informationen aus der Literatur. im März 2019 Carl’Antonio Balzari und Andreas Gygax
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Einleitung Mit 248 Vogelarten stellt das Buch mit wenigen Ausnahmen alle regelmäßigen Brutvögel sowie alljährlich auftretende Durchzügler und Wintergäste der Schweiz vor. Eine im vorliegenden Buch nicht beschriebene, aber verbreitete Brutvogelart ist die in vielen Schweizer Städten häufige Straßentaube (Columba livia forma domestica), welche die domestizierte und verwilderte Form der Felsentaube (Columba livia) ist. Der Jagdfasan (Phasianus colchicus), der ursprünglich aus Asien stammt und in vielen Ländern Europas seit dem Vormittelalter zu jagdlichen Zwecken ausgesetzt wurde, wird in diesem Buch ebenfalls nicht porträtiert. In der Schweiz halten sich heutzutage nur noch wenige Fasane in milden Lagen unterhalb 600 m ü. M. auf (GE, JU, SH, TI ), deren Bestand nur dank wiederholten Aussetzungen durch Jagdvereine weiterbesteht. Als sehr seltene und nur in ganz wenigen Brutpaaren vorkommende Brutvögel in der Schweiz sind noch folgende Arten zu nennen: Rebhuhn (Perdix perdix), Zistensänger (Cisticola juncidis), Mariskenrohrsänger (Acrocephalus melanopogon), Seidensänger (Cettia cetti), Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) und Grünlaubsänger (Phylloscopus trochiloides).
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Erläuterungen zu den Artbeschreibungen Systematische Gliederung der vorgestellten Arten Dank molekulargenetischer Untersuchungen sind in den letzten Jahren zahlreiche Erkenntnisse zu den stammesgeschichtlichen Verwandtschaftsverhältnissen der Vögel gewonnen worden, sodass Änderungen in der Systematik und Taxonomie der Arten als notwendig erachtet wurden. Diese Neuordnung ist nicht abgeschlossen, und weitere Anpassungen der Systematik sind aufgrund von immer ausgefeilteren Analysen absehbar. Die im vorliegenden Buch verwendete neue systematische Reihenfolge der Arten folgt der «Handbook of the Birds of the World and BirdLife International digital checklist of the birds of the world» (2018). Diese Checkliste wird auch von der Kommission der Europäischen Union, dem European Bird Census Council (EBCC) für den europäischen Brutvogelatlas und von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach für den Schweizer Brutvogelatlas 2013–2016 verwendet. Die Angleichung an die weltweite Checkliste bewirkt Änderungen in der systematischen Reihenfolge der Arten, im Status Unterart/Art und bei der wissenschaftlichen und englischen Namensgebung. Zusätzlich wurden die Artnamen in den vier Schweizer Landessprachen denen der Schweizerischen Vogelwarte angepasst. Artbeschreibung ( Feldkennzeichen ) Die Bestimmung eines Vogels stützt sich in der Regel auf eine Kombination verschiedener Merkmale. Dabei können Kriterien wie Aussehen, Stimme, Verhaltensweisen, Aufenthaltsort, Nahrung und jahreszeitliches Auftreten entscheidend sein. Die tabellarischen Angaben zu Körperlänge, Flügelspannweite und Gewicht werden im Text durch einen Größenvergleich der beschriebenen Vogelart mit einer anderen, jedem Beobachter vertrauten Art ( z. B. Haussperling, Amsel, Star, Straßentaube, Rabenkrähe,
Mäusebussard und Stockente ) ergänzt. Es ist leider nicht immer einfach, auf Distanz die Größe eines Vogels richtig einzuschätzen, insbesondere, wenn bei der Beobachtung kein direkter Größenvergleich möglich ist. Körperhaltung, aufgeplustertes oder flach am Körper angelegtes Gefieder, Größenunterschied zwischen den Geschlechtern, individuelle Variabilität und Distanz zum Betrachter sind wichtige Faktoren, die bei der Größeneinschätzung berücksichtigt werden müssen. Angaben zu Gestalt, Körperproportionen, Form, Musterung und Farbe geben weitere wichtige Hinweise zum Aussehen des Vogels. Die Kenntnis der verschiedenen Körperteile und Federtypen ist für die präzise Beschreibung und die Bestimmung eines Vogels äußerst hilfreich, insbesondere bei unauffällig gefärbten Arten. Anhand von mehreren Beispielen werden mit den folgenden Bildern die in den Artbeschreibungen verwendeten Begriffe illustriert. Je nach Geschlecht, Alter und Jahreszeit tragen Vögel unterschiedliche Federkleider. Für die Bestimmung der Arten sowie des Alters des Vogels ist die Kenntnis der verschiedenen Kleider eine wichtige Voraussetzung. Verantwortlich für die Bildung der verschiedenen Kleider ist der Gefiederwechsel, die sogenannte Mauser. Sie findet in der Regel während oder nach der Brutzeit statt. Dieser Vorgang ist für die Vögel überlebenswichtig, denn die Federn nutzen sich im Verlaufe der Zeit ab. Würden sie nicht regelmäßig erneuert, wären die für einen Vogel wichtigen Funktionen des Gefieders wie Flugfähigkeit, Witterungsschutz und Wärmeisolation nicht mehr gewährleistet. Jede Art hat ihren eigenen Mauserzyklus. Man unterscheidet dabei zwischen einer Teil- und Vollmauser. Bei der Teilmauser wird vor allem das Kleingefieder ( gesamtes Gefieder ohne Schwung- und Schwanzfedern ) gewechselt. Die Vollmauser umfasst das Klein- sowie das Großgefieder ( Schwung- und
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Hinterkopf
Scheitel
Ohrdecken
Stirn
Nacken Mantel Rücken Bürzel Oberschwanzdecken Schwanzfedern
Kinn Kehle Schulterfedern Brust Große Armdecken Flanken Bauch Lauf
Unterschwanzdecken
Feldsperling
Augenring ( befiedert ) Scheitel Stirn
Überaugenstreif Hinterkopf
Zügel Wangenstreif
Augenstreif
Bartstreif
Nacken
Kinnstreif
Schulterfedern Mantel Große Armdecken Schirmfedern
Oberschwanzdecken Schwanzfedern Schwanzaußenkanten
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Rohrammer
Augenstreif Überaugenstreif Zügelstreif
Handschwingenprojektion Schwanzprojektion
Lauf
Fitis
Außenfahne (Handschwinge) Innenfahne (Handschwinge) Rücken Bürzel Oberschwanzdecken Schwanzfedern
Schulterfedern Mantel Nacken Lidring
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Schirmfedern Randdecken
Armschwingen
Kleine Armdecken Mittlere Armdecken Große Armdecken Alula Mittlere Handdecken Große Handdecken
Mittelmeermöwe
Handschwingen
Iris Nasenloch
Lidring ( unbefiedert )
Schnabelfirst
Wachshaut
Nagel
Schnabelkante
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Reiherente
Wanderfalke
Unterflügeldecken Achselfedern
Flügelspiegel
Brustseiten Flanken Armschwingen mit schwarzer Subterminalbinde und weißer Endbinde Spießente
Stockente
Unterschenkel Zehen
Lauf
Lauf + Zehen = Fuß
Graureiher
Schwanzfedern ). Manche Arten wechseln das Kleingefieder zwei- bis dreimal jährlich, während bei anderen Arten eine Vollmauser über mehrere Jahre abläuft. Alterskleid ( adult ) : Vollständig ausgefärbtes Federkleid der Altvögel, das ganzjährig mehr oder weniger gleich aussieht. Prachtkleid: Federkleid der Altvögel, das zur Balz- und Brutzeit getragen wird. Fällt bei vielen Arten durch kontrastreiche Gefiedermerkmale, bunte Farben oder durch die Ausbildung von speziellen Federformen ( z. B. Schmuckfedern bei den Reihern ) auf. Die Bezeichnung Prachtkleid wird ebenfalls für die Weibchen verwendet, auch wenn bei ihnen die Unterschiede zum Schlichtkleid nicht so auffällig sind. Das Prachtkleid entsteht durch eine Teil- oder Vollmauser des Gefieders ( z. B. Stockente ), bei einigen Arten auch durch Abnützung der Federspitzen und -säume ( z. B. Gartenrotschwanz, Buchfink ). Das Prachtkleid dient zur Partnerwerbung und unterstützt das Imponierverhalten gegenüber Konkurrenten. Viele Arten sind in diesem Federkleid leicht zu bestimmen. Schlichtkleid : Federkleid, das von den Vögeln nach der Brutzeit und während des Winterhalbjahrs getragen wird. Der Wechsel vom Pracht- zum Schlichtkleid erfolgt bei den meisten Arten über eine Vollmauser. Die Artbestimmung ist meistens schwieriger als im Prachtkleid, denn das Gefieder ist weniger auffällig gefärbt, oft sehen sowohl die Geschlechter als auch nah verwandte Arten ähnlich aus. Dunenkleid : Das aus Dunen bestehende Gefieder von Nestlingen und Küken ( z. B. bei Greifvögeln, Eulen, Enten- und Hühnervögeln ). Dunen sind weiche, fein verzweigte Federn und dienen in erster Linie der Wärmeisolation, aber auch zur Tarnung.
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Jugendkleid : Erstes vollständig ausgebildetes Federkleid. Der Jungvogel ist damit flugfähig. Jugendkleider ähneln sehr oft den Schlichtkleidern der adulten Vögel, sodass diese Unterscheidung nur bei guten Beobachtungsbedingungen gelingt. 1. Winter : Bei vielen Arten wird Ende des Sommers oder im Herbst das Kleingefieder durch eine Teilmauser gewechselt ( z. B. bei Schnepfenvögeln, Möwen oder diversen Singvögeln ). Einige Arten wechseln im nächsten Frühling das Kleingefieder – wiederum durch eine Teilmauser, sodass man von Vögeln im 1. Sommer, resp. anschließend an eine erneute Mauser bis zum nächsten Frühling vom Federkleid des 2. Winters spricht. Eine derartige Mauserfolge über mehrere Jahre, vom Jugendkleid bis zum voll ausgefärbten Alterskleid, ist insbesondere bei Großmöwen und Adlern zu beobachten. Eine weitere, häufig verwendete Bezeichnung zur Altersangabe von Vögeln ist das Kalenderjahr. So lebt ein Jungvogel vom Schlüpfdatum bis zum 31. Dezember des ersten Lebensjahres im 1. Kalenderjahr ( 1. KJ ). Das 2. Kalenderjahr ( 2. KJ ) dauert demzufolge vom 1. Jan. bis zum 31. Dez. des darauffolgenden Jahres. Für die weiteren Lebensjahre gilt dann dasselbe. Diese Bezeichnung wird unabhängig von der Zahl durchgeführter Mausern des Vogels verwendet. Im abgenutzten oder im frischen Zustand kann das Gefieder eines Vogels eine unterschiedliche Struktur und Farbintensität aufweisen. Zu beachten sind auch ungewöhnliche Farbvarianten des Gefieders, die bei zahlreichen Arten gelegentlich auftreten können. Albinismus, Leukismus und Melanismus sind genetisch bedingte, extreme Abweichungen von der Normalfärbung ( weiß, gelblich oder schwarz ). Um eine Art trotz all dieser unterschiedlichen Erscheinungsformen sicher bestimmen zu können, ist es deshalb hilfreich, sich auch Größe, Körperproportionen und Verhalten einzuprägen. Die Stimme, die Flugweise, die Fortbewegungsart am Boden oder im Geäst sind vielfach artspezifisch und können dem geneigten Beobachter Hinweise auf die Artzugehörigkeit liefern, auch wenn keine eindeutigen Gefiedermerkmale sichtbar sind. Verwechslungen Im Anschluss an die Artbeschreibung wird bei leicht verwechselbaren Arten auf die bedeutendsten Unterscheidungsmerkmale der wichtigsten ähnlichen Arten hingewiesen. Stimme Die verschiedenen Lautäußerungen der Vögel gehören zu den wichtigen Bestimmungskriterien. Oft hört man einen Vogel, bevor man ihn sieht. Dies mag für den Laien zu Beginn frustrierend sein, wenn er die Stimme nicht kennt. Doch in diesem Fall kann durch intensive Übung und persönliche Erfahrung viel erreicht werden. Vogelstimmen müssen, ähnlich einer Fremdsprache, richtig erlernt werden. Spezialliteratur und zahlreiche Tonträger sind eine gute Unterstützung beim Lernen. Die Kurzbeschreibung der Stimmen im Text beschränkt sich auf die wichtigsten und am häufigsten wahrgenommenen Lautäußerungen der entsprechenden Art (Gesang, verschiedene Rufe). Bei Arten, die bei uns nur Durchzügler oder Wintergäste sind, wird auf die typischen Kontakt- oder Flugrufe hingewiesen. Auch wenn es schwierig ist, eine Vogelstimme in Worten zu beschreiben, kann es beim Vergleichen mit ähnlichen Arten hilfreich sein.
Verbreitung in Europa Die gesamteuropäische Verbreitung der Art wird beschrieben. Erwähnt werden Vorkommen innerhalb folgender Grenzen: im Nordosten vom nördlichen Eismeer (Barentsee) südwärts dem Ural entlang bis ans Kaspische Meer, dann im Südosten bis zur Türkei und westlich bis zur Iberischen Halbinsel sowie gegen Nordwesten hin bis einschließlich Island und Svalbard. Vorkommen in der Schweiz und Lebensraum Hier wird erläutert, ob eine Art bei uns Brutvogel, Durchzügler und Wintergast ist. Es folgen Angaben zur Häufigkeit und zur Verbreitung in der Schweiz sowie zum Lebensraum. Bei den Durchzüglern und Wintergästen beschränkt sich die Lebensraumbeschreibung mehrheitlich auf die Rast- und Überwinterungsgebiete. Jahreszeitliches Auftreten und Zugverhalten Das jahreszeitliche Auftreten der einzelnen Arten wird jeweils mit einer Grafik dargestellt. Darin ist ersichtlich, wann die Art in der Schweiz beobachtbar, im Brutgebiet anzutreffen und als Zugvogel zu beobachten ist. Die Grafik wird im Text durch weiterführende Angaben zum Zugverhalten und zu den Überwinterungsgebieten ergänzt. Kenntnisse darüber, welche Arten nur zu bestimmten Jahreszeiten in der Schweiz zu beobachten sind, sind zur Überprüfung der Bestimmung unabdingbar. Standvogel : Vögel überwintern im Brutgebiet ( z. B. Haussperling ). Kurzstreckenzieher : Diese Bezeichnung gilt für diejenigen europäischen Brutvogelarten, die vor allem im Mittelmeerraum überwintern, aber auch im südlichen Mitteleuropa und in Westeuropa ( z. B. Feldlerche und Star ). Darunter befinden sich auch sogenannte Teilzieher, d. h. Vögel, bei denen nur ein Teil der Population in den Süden zieht oder bei denen nur die nördlichen Populationen das Brutgebiet vollständig verlassen und in Mittel- oder Südeuropa überwintern ( z. B. Rotkehlchen ). Langstreckenzieher: Das Brutgebiet wird vollständig verlassen, und die Vögel überwintern in einer anderen Klimazone. Für europäische Arten liegt das Überwinterungsgebiet mehrheitlich südlich der Sahara (z. B. Kuckuck und Rauchschwalbe). Nahrung Informationen über das Nahrungsspektrum geben zusätzlich wertvolle Hinweise auf die Lebensraumansprüche und die Lebensweise der entsprechenden Art. Gefährdung / Schutz Die Angaben zum Gefährdungsgrad der einzelnen Arten richten sich nach der Roten Liste der Brutvögel der Schweiz ( Keller V. et al., 2010 ). Ca. 40 % der Brutvögel der Schweiz gelten als gefährdet. Gefährdungsursachen und mögliche Schutzmaßnahmen werden jeweils im Text näher erläutert. Wissenswertes In diesem Abschnitt erfährt man Interessantes oder Bemerkenswertes zur vorgestellten Art. Er soll zudem zur genauen Beobachtung anregen und dem Leser helfen, bestimmte typische Verhaltensweisen besser zu verstehen.
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Artenporträts Abkürzungen PK SK JK AK M/W 1. W 2. W 1. S 2. S
Prachtkleid Schlichtkleid Jugendkleid Alterskleid Männchen/Weibchen 1. Winter 2. Winter 1. Sommer 2. Sommer
AK M
AK M Caille des blés Quaglia comune Quacra Common Quail
Wachtel Coturnix coturnix
Ordnung: Galliformes Familie: Fasanenverwandte Phasianidae
Brut Zug Präsenz CH
17 Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Körperlänge
Spannweite
Gewicht
Brutbestand CH (Männchen)
16 – 18 cm
32 – 35 cm
70 – 155 g
500 – 2000 (2013 – 2016)
Feldkennzeichen : Starengroß. Kleinster Hühnervogel Europas. Lange, zugespitzte Flügel, wirkt schwanzlos. AK M: Oberkopf schwarzbraun mit beigeweißem Scheitelstreif und bis zum Nacken reichendem Überaugenstreif. Kopfseiten, Kinn und Kehle schmutzig weiß bis hellbräunlich mit individuell stark variabler schwarzer bis rotbrauner Kehlzeichnung. Oberseite kontrastreich braun gestrichelt und gefleckt gezeichnet, mit auffälligen gelblich beigen Längsstreifen, welche dunkel gerandet sind. Schwanzfedern schwarzbraun mit hellen Querbinden. Brust hell rotbräunlich und fein gestrichelt, Brustseiten und Flanken mit kontrastreich rötlich braunen und gelblich beigen Längsstreifen. Schwungfedern graubraun und hell gebändert. Schnabel hornbraun. Füße hellbraun fleischfarbig. AK W: Ähnlich Männchen, aber ohne oder höchstens mit angedeuteter Kehlzeichnung. Flanken weniger rötlich braun gefärbt. JK : Ähnlich Altvögel. Unterseite mehr gefleckt.
Verwechslungen : Rebhuhn JK : Kopfmuster einheitlicher gefärbt, Schwanzfedern rotbraun. Verbreitung in Europa : Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über ganz Europa mit Ausnahme des Nordens Großbritanniens, Islands, Skandinaviens und Nordrusslands. Vorkommen in CH und Lebensraum : Regelmäßiger, aber spärlicher Brutvogel baumloser und offener Landschaften mit vielfältigen, deckungsreichen Wiesen und Getreidefeldern unterhalb 1000 m ü. M. Wissenswertes : Der rhythmisch vorgetragene dreisilbige Revierruf «pick-wer-wick», auch «Wachtelschlag» genannt, ist unverkennbar, weit zu hören und schwierig genau zu orten. Wachteln überwintern im Mittelmeergebiet sowie in Afrika von der Sahelzone bis zum Äquator.
Steinhuhn Alectoris graeca
Perdrix bartavelle Coturnice Pernisch da gonda Rock Partridge
Ordnung: Galliformes Familie: Fasanenverwandte Phasianidae
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Feldkennzeichen : Taubengroß. Kontrastreich gezeichneter Hühnervogel, der aber in seinem felsigen Lebensraum nur schwer zu entdecken ist. AK M : Kinn, Kehle und Wangen weiß und breit schwarz umrandet. Stirn und Schnabelbasis schwarz. Überaugenstreif schmal und weiß. Scheitel und Nacken schiefergrau mit bräunlichen Federsäumen. Mantel - und Schulterfedern beige bis rosabräunlich. Rücken, Bürzel und Oberschwanzdecken grau. Schwanzfedern rotbraun. Halsseiten und Brust schiefrig blaugrau. Flankenfedern hell blaugrau mit schwarz umrandeter rahmfarbiger Subterminalbinde sowie rotbraunem Spitzensaum ( bilden auffällige Bänderung ). Bauch und Unterschwanzdecken gelblich bis bräunlich weiß. Hand - und Armschwingen gräulich braun. Schnabel rot, Iris und Füße braunrot. AK W : Sehr ähnlich Männchen, Stirn - und Brustband schmaler gezeichnet. JK : Oberseite bräunlich mit gelblich rotbraunen Flecken. Kopf heller als bei Altvögeln, schwarze Kehlfärbung nur angedeutet. Brust mit rostgelben, tropfenförmigen
Flecken. Flankenfedern mit schwacher dunkler Bänderung. Unterseite schmutzig weiß, Handschwingen braun mit hellen Fleckenreihen. Schnabel und Füße blassrot. Verwechslungen: In seinem angestammten Lebensraum kaum mit einer anderen Art zu verwechseln. Stimme : Balzruf hart und hölzern «dack, dack, dack, dackperweck - dackperweck …». Beginnt langsam, beschleunigt allmählich und erhöht die Stimmlage im zweiten Teil der Rufreihe. Bei höchster Erregung endet die Strophe mit einem heiseren, überschlagenen Krähen. Aus der Ferne tönt die Rufreihe wie das Wetzen einer Sense. Verbreitung in Europa : Das Vorkommen des Steinhuhns beschränkt sich auf den Alpenraum, den Apennin, Sizilien und den Balkan. Vorkommen in CH und Lebensraum : Verbreitet brütender Jahresvogel des gesamten Alpenbogens.
Körperlänge
Spannweite
Gewicht
Brutbestand CH ( Paare )
32 – 35 cm
46 – 53 cm
500 – 850 g
2500 – 4500 (2013 – 2016)
Brut Zug Präsenz CH
19 Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Vorzugsweise bewohnt das Steinhuhn steile, südexponierte Berghänge, oberhalb sowie unterhalb der Waldgrenze, mit Geröllhalden, Weiden, Trockenrasen und Zwergstrauchgesellschaften. Zugverhalten : Vorwiegend Standvogel. In schneereichen Wintern ziehen die Vögel in tiefere Lagen, wo sie sich gerne an Trockenhängen, in der Nähe von Ställen, Weinbergen oder in klein strukturierten Landwirtschaftsflächen aufhalten, seltener auch inmitten von Bergdörfern und Siedlungen. Nahrung : Knospen, Sprossen, Blüten, Blätter, Beeren und Sämereien gehören zur hauptsächlichen Nahrung des Steinhuhns. Im Sommer ernähren sie sich, insbesondere die Küken, von einer Vielzahl an wirbellosen Tieren ( Insekten und deren Larven, Spinnen, Asseln, Würmern und kleinen Schnecken ). Gefährdung / Schutz : Gilt als potenziell gefährdet. Bestandsschwankungen sind stark witte-
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
rungsbedingt. Lebensraumveränderungen, die Zunahme von Freizeitaktivitäten und das Errichten von touristischen Anlagen in den Alpen beeinflussen die Bestandsentwicklung des Steinhuhns negativ. Das Aussetzen des nah verwandten Chukarhuhns (Alectoris chukar) zu jagdlichen Zwecken wurde in der Schweiz gesetzlich verboten, denn eine mögliche Hybridisierung und Konkurrenz ist nicht auszuschließen. Wissenswertes : Es ist eine Herausforderung, Steinhühner in ihrem felsigen Lebensraum zu entdecken. Selbst rufende Hähne sind recht schwierig zu orten und dank dem felsenfarbenen Gefieder perfekt getarnt. Bei Überraschung fliegen Steinhühner mit pfeifendem Fluggeräusch meist talabwärts um die Ecke und sind rasch außer Sichtweite. Wie andere Hühnervögel, baden Steinhühner gerne in trockener und sandiger Erde. Dieses Verhalten dient der Gefiederpflege und dem Entfernen lästiger Parasiten.
PK M
Haselhuhn Bonasa bonasia
Gélinotte des bois Francolino di monte Giaglina da guaud Hazel Grouse
Ordnung: Galliformes Familie: Fasanenverwandte Phasianidae
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Feldkennzeichen : Taubengroß. Hühnervogel mit kurzer Federhaube und rindenfarbigem Gefieder. PK M : Schwarzes Kinn und Kehle weiß umrandet. Schnabelwurzel, Fleck hinter dem Auge und Halsseiten mit weißen Abzeichen. Scheitel, Hinterkopf und Ohrgegend graubraun und fein dunkelbraun gebändert. Im Nacken bis zum Mantel Übergang zu grauer Tönung, welche durch hellgraue Federränder gebildet wird. Oberseite und Schwanzfedern nur schwach mit feinen Schaftstrichen und Querbinden rindenartig gemustert. Mit Ausnahme der zwei mittleren haben alle anderen Schwanzfedern eine breite schwarze Subterminalbinde und eine schmale weiße Endbinde. Schulter- und Oberflügeldecken rindenartig gemustert sowie mit schmalen weißlichen Federrändern oder tropfenförmigen Flecken. Letzteres ist als auffällige weiße Fleckenreihe auf den Schultern erkennbar. Schwungfedern graubraun mit rotbrauner Bänderung an den Außenfahnen der Handschwingen und gesprenkelten Rändern der Armschwingen. Federn der Unterseite braun
mit schwarzen Subterminalbinden und breiten weißen Endbinden, schuppenartig angeordnet. Insbesondere an Halsseiten und Flanken rotbraun gefärbt. Schnabel schwarzbraun, schmaler, warziger und roter Hautstreifen über dem Auge; Läufe weißlich befiedert, Füße graubraun. PK W : Ähnlich Männchen, aber Oberseite brauner gefärbt. Federhaube kürzer. Kinn und Kehle weißlich bis bräunlich gelb und teilweise gefleckt. SK M / W : Kürzere Federhauben, Kehlfleck beim Männchen mit hellen Federrändern. JK : Ähnlich Weibchen. Kinn und Kehle weiß. Halsseiten mit weißlich beigen Flecken. Schulterfedern und Oberflügeldecken mit weißlichen Schaftstrichen. Schwanzfedern ohne schwarze Binde. Verwechslungen : Birkhuhn W : Größer, schmale weiße Flügelbinde. Ohne schwarze Schwanzbinde. Stimme : Der Balzruf ist eine Reihe sehr hoher, feiner Pfeiftöne, erinnert an die Stimme der Goldhähnchen.
PK W Körperlänge
Spannweite
Gewicht
Brutbestand CH ( Paare )
35 – 37 cm
48 – 54 cm
315 – 490 g
3000 – 5500 (2013 – 2016)
Brut Zug Präsenz CH
21 Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Verbreitung in Europa : Besiedelt im Norden Skandinavien, die Baltischen Staaten und Russland bis weit über den Ural hinaus. Südlich davon ist die Verbreitung lückenhaft und beschränkt sich auf Mittelgebirge und Bergmassive Mittel- und Osteuropas. Außerhalb Skandinaviens befinden sich die größten zusammenhängenden Bestände in Polen und im Alpenbogen. Vorkommen in CH und Lebensraum : Verbreiteter Jahresvogel im Jura und in den Alpen auf einer Höhe zwischen 1000–1600 m ü. M. Bewohnt vorzugsweise deckungsreiche Laub-, Misch- und Nadelwälder mit einer vielfältigen Kraut- und Strauchschicht sowie Weichholzarten und strukturreichen Waldlichtungen und -rändern. Zugverhalten : Vorwiegend Standvogel. Nahrung : Je nach Jahreszeit überwiegen Knospen, Blätter, Blüten, Triebe, Beeren oder Sämereien. Im Sommerhalbjahr auch Insekten und deren
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Larven ( v. a. Käfer, Zweiflügler und Ameisen ) – wichtige Kükennahrung! Gefährdung / Schutz : Gilt als potenziell gefährdet. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts starker Rückgang in Mittel- und Südeuropa. Dafür verantwortlich ist die intensive forstliche Bewirtschaftung der Wälder, Störungen während der Brutzeit sowie in manchen Ländern die intensive Bejagung. In der Schweiz steht das Haselhuhn seit 1962 unter Schutz. Eine naturnahe Waldbewirtschaftung, welche reich strukturierte Lichtungen, Ränder und Jungwaldflächen mit viel Deckung und Beerensträucher zulässt, kommt den Bedürfnissen des Haselhuhns zugute. Wissenswertes : Begegnungen mit Haselhühnern sind selten. Meisterhaft entziehen sich die Vögel dank ihrem perfekt tarnfarbigen Gefieder sowie ihrer heimlichen Lebensweise dem Betrachter. Das Auffinden von Federn oder Kot sind jeweils die besten Indizien für den Nachweis der Art.
W
Alpenschneehuhn Lagopus muta
Lagopède alpin Pernice bianca Urblauna Rock Ptarmigan
Ordnung: Galliformes Familie: Fasanenverwandte Phasianidae
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Feldkennzeichen : Gut taubengroß. Hühnervogel mit saisonal bedingtem Kleingefiederwechsel und an die Umgebung angepasster Gefiederfarbe. Schwungfedern und Befiederung der Beine und Füße zu allen Jahreszeiten weiß. Äußere Handschwingen mit dunkelbraunem Schaft. M : Im Frühjahr Kopf, Hals und Vorderbrust graubraun bis schwärzlich grau mit Kritzelmuster und beige weißlich gebändert. Schwarzer Zügelstreif, der über das Auge reicht. Schmaler, spitz warziger und leuchtend roter aufgewölbter Hautstreifen oberhalb der Augen ( «Rosen» ). Bei Erregung schwellen die «Rosen» an. Einzelne Mantel-, Rücken- und Schulterfedern wie Kopf und Hals gefärbt, sonst übriges Gefieder weiß. Schwanzfedern mehrheitlich schwarzbraun, nur mittleres Federpaar weiß. Im Sommer ein wenig heller grau, dafür ist die ganze Oberseite graubraun und fein gebändert. Nur innerste große und Mittlere Armdecken wie Oberseite gefärbt. Restlicher Flügel weiß. Im Winter außer Schwanzfedern und Zügelstreifen vollständig weiß. Schnabel schwarz. W : Im Gegensatz zum
Männchen mehr gelbbraun gefärbt und stärker schwarzbraun gebändert. «Rosen» nur schwach ausgebildet. Schwarzer Zügelstreif fehlt oder ist nur schwach angedeutet, was insbesondere im Winter gut zu erkennen ist. Sonst Gefiederwechselfolge ähnlich Männchen. JK : Ähnlich Weibchen, doch mit graubraunen Handschwingen. Verwechslungen : Birkhuhn W : Ohne weiße Flügel und größer. Stimme : Reviergesang ist eine knarrende Rufreihe, die zum Schluss hin bellend und gackernd klingt. Verbreitung in Europa : Die Art bewohnt die arktischen Lebensräume wie die Tundra und Gebirge Islands, Schottlands, Norwegens und Nordrusslands sowie Spitzbergens. Die Vögel Schottlands, der Alpen und der Pyrenäen sind Glazialreliktpopulationen.
M
W
M
Körperlänge
Spannweite
Gewicht
Brutbestand CH ( Paare )
34 –36 cm
54 – 60 cm
347 – 515 g
12 000 – 18 000 (2013 – 2016)
Brut Zug Präsenz CH
23 Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Vorkommen in CH und Lebensraum : Verbreiteter Brutvogel der alpinen Stufe der Voralpen und Alpen zwischen 1900 – 2600 m ü. M. Das Alpenschneehuhn besiedelt bei uns vorzugsweise baumlose und reich strukturierte Gebirgslandschaften mit Felsen, Geröllhalden, Blockschutt, alpinen Rasen, Zwergsträuchern und Schneetälchen. Zugverhalten : Vorwiegend Standvogel im Brutgebiet. Nahrung : Überwiegend pflanzliche Kost : Knospen, Blätter, feine Zweige, Wurzeln, Samen und Beeren verschiedener alpiner Pflanzen. Küken nehmen öfters als die Altvögel auch Insekten und deren Larven sowie Spinnen auf. Gefährdung / Schutz : Potenziell gefährdet, in mehreren Kantonen noch jagdbar. Die Klimaveränderungen und die teilweise intensive touristische Nutzung des Alpenraums (Störungen durch
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
verschiedene Freizeitaktivitäten im Winter, Kollision mit Leitungsdrähten usw.) sowie lokal die Jagd stellen Gefahren für die Art dar. Wissenswertes : Das Alpenschneehuhn ist bestens an ein Leben im Hochgebirge angepasst. Das dichte Gefieder schützt hervorragend vor Kälte, sodass die Vögel im Sommer bei höheren Temperaturen die schattigen, nordexponierten Bergflanken aufsuchen. Im Winter übernachten die Vögel in selbst gegrabenen Schneehöhlen. In der windgeschützten Lage ist die Umgebungstemperatur höher, was den Wärmeverlust im Vergleich zum Freien stark reduziert. Zur Nahrungssuche im Winter halten Alpenschneehühner sich meistens auf Kuppen und Graten auf, wo der Wind jeweils größere Schneemengen wegfegt und so den Boden freigibt.
Register der deutschen Artnamen Alpenbraunelle 398 Alpendohle 268 Alpenkrähe 267 Alpenschneehuhn 22 Alpensegler 86 Alpenstrandläufer 150 Amsel 364 Auerhuhn 24 Bachstelze 420 Bartgeier 208 Bartmeise 302 Baumfalke 258 Baumpieper 410 Bekassine 168 Bergente 52 Bergfink 424 Berglaubsänger 326 Bergpieper 414 Beutelmeise 296 Bienenfresser 232 Birkenzeisig 436 Birkhuhn 26 Blässhuhn 104 Blaukehlchen 374 Blaumeise 292 Blaumerle 387 Bluthänfling 434 Brachpieper 409 Brandgans 44 Braunkehlchen 388 Bruchwasserläufer 164 Buchfink 422 Buntspecht 252 Distelfink 440 Dohle 276 Dorngrasmücke 342 Dreizehenspecht 244 Drosselrohrsänger 312 Dunkler Wasserläufer 158 Eichelhäher 270 Eiderente 34 Eisente 37 Eisvogel 234 Elster 272 Erlenzeisig 446 Fahlsegler 88 Fasan 8
Feldlerche 300 Feldschwirl 316 Feldsperling 404 Felsenschwalbe 322 Fichtenkreuzschnabel 438 Fischadler 204 Fitis 330 Flussregenpfeifer 132 Flussseeschwalbe 186 Flussuferläufer 154 Gänsegeier 210 Gänsesäger 42 Gartenbaumläufer 344 Gartengrasmücke 338 Gartenrotschwanz 384 Gebirgsstelze 418 Gelbspötter 306 Gimpel 430 Girlitz 444 Goldammer 456 Grauammer 448 Graugans 32 Graureiher 116 Grauschnäpper 370 Grauspecht 238 Großer Brachvogel 136 Grünfink 432 Grünschenkel 160 Grünspecht 240 Habicht 222 Halsbandschnäpper 380 Haselhuhn 20 Haubenmeise 286 Haubentaucher 72 Hausrotschwanz 382 Haussperling 402 Heckenbraunelle 400 Heidelerche 298 Heringsmöwe 176 Höckerschwan 28 Hohltaube 76 Italiensperling 408 Kampfläufer 144 Karmingimpel 428 Kernbeißer 426 Kiebitz 128 Kiebitzregenpfeifer 134
Klappergrasmücke 340 Kleiber 348 Kleines Sumpfhuhn 100 Kleinspecht 248 Knäkente 54 Knutt 143 Kohlmeise 294 Kolbenente 46 Kolkrabe 280 Kormoran 124 Kornweihe 216 Kranich 106 Krickente 66 Kuckuck 92 Kuhreiher 118 Lachmöwe 172 Löffelente 56 Mandarinente 45 Mauerläufer 350 Mauersegler 90 Mäusebussard 228 Mehlschwalbe 318 Merlin 257 Misteldrossel 358 Mittelmeermöwe 178 Mittelsäger 41 Mittelspecht 246 Mönchsgrasmücke 336 Mönchsmeise 290 Moorente 53 Mornellregenpfeifer 127 Nachtigall 376 Nachtreiher 114 Nebelkrähe 282 Neuntöter 264 Nilgans 45 Ohrentaucher 71 Orpheusspötter 304 Ortolan 452 Pfeifente 60 Pfuhlschnepfe 139 Pirol 262 Prachttaucher 95 Purpurreiher 119
463
Rabenkrähe 282 Rallenreiher 115 Raubseeschwalbe 185 Raubwürger 266 Rauchschwalbe 320 Raufußkauz 194 Regenbrachvogel 138 Reiherente 50 Ringdrossel 368 Ringeltaube 78 Rohrammer 458 Rohrdommel 110 Rohrschwirl 314 Rohrweihe 214 Rostgans 45 Rotdrossel 362 Rotfußfalke 256 Rothalstaucher 70 Rotkehlchen 372 Rotmilan 224 Rotschenkel 162
464
Saatkrähe 278 Samtente 36 Sanderling 149 Sandregenpfeifer 130 Schafstelze 416 Schellente 38 Schilfrohrsänger 307 Schlangenadler 211 Schleiereule 188 Schnatterente 58 Schneesperling 406 Schwanzmeise 334 Schwarzhalstaucher 74 Schwarzkehlchen 390 Schwarzkopfmöwe 174 Schwarzmilan 226 Schwarzspecht 242 Schwarzstorch 107 Seidenreiher 122 Sichelstrandläufer 146 Silberreiher 120 Singdrossel 360 Singschwan 30 Sommergoldhähnchen 396 Sperber 220 Sperlingskauz 190 Spießente 64 Star 356 Steinadler 212 Steinhuhn 18 Steinkauz 192 Steinrötel 386 Steinschmätzer 392 Steinwälzer 142
Stelzenläufer 126 Steppenmöwe 175 Sterntaucher 94 Stieglitz 440 Stockente 62 Straßentaube 8 Sturmmöwe 180 Sumpfmeise 288 Sumpfohreule 197 Sumpfrohrsänger 308 Tafelente 48 Tannenhäher 274 Tannenmeise 284 Teichhuhn 102 Teichrohrsänger 310 Temminckstrandläufer 148 Trauerschnäpper 378 Trauerseeschwalbe 182 Tüpfelsumpfhuhn 98 Türkentaube 82 Turmfalke 254 Turteltaube 80 Uferschnepfe 140 Uferschwalbe 324 Uhu 202 Wacholderdrossel 366 Wachtel 17 Wachtelkönig 101 Waldbaumläufer 346 Waldkauz 200 Waldlaubsänger 328 Waldohreule 198 Waldschnepfe 166 Waldwasserläufer 156 Wanderfalke 260 Wasseramsel 354 Wasserralle 96 Weißbartseeschwalbe 184 Weißrückenspecht 250 Weißstorch 108 Wendehals 236 Wespenbussard 206 Wiedehopf 230 Wiesenpieper 412 Wiesenweihe 218 Wintergoldhähnchen 394 Zaunammer 454 Zaunkönig 352 Ziegenmelker 84 Zilpzalp 332 Zippammer 450 Zitronenzeisig 442
Zwergdommel 112 Zwergmöwe 171 Zwergohreule 196 Zwergsäger 40 Zwergschnepfe 170 Zwergstrandläufer 152 Zwergtaucher 68