Iva Juricic
Faszination Glasperlen
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Iva Juricic
Faszination Glasperlen Geschichte und Techniken der Glasperlenherstellung
Haupt Verlag
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Bern 路 Stuttgart 路 Wien
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Zur Autorin
Gestaltung und Satz
Iva Juricic beschäftigt sich seit 2003 im Selbststudium mit Glas, Glasperlen und Mosaik. In ihrem Atelier „artepura" in Gams, Schweiz, bietet sie neben Glasperlen und Mosaiken auch Kurse an. www.artepura.ch
Katja Messora, kreativbüro, CH-Zürich
Fotografie Iva Juricic, CH-Gams Gunnar Haag, D-Köhn/Mühlen Arno Malgaroli, CH-Grabs Georg Anderhub, CH-Luzern
Lektorat Heidi Müller, Haupt Verlag, CH-Bern
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN: 978-3-258-60005-5 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2010 by Haupt Berne Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. www.haupt.ch Wünschen Sie regelmäßig Informationen über unsere neuen Kunsthandwerk-Titel? Möchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Haben Sie Anregungen für unser Programm? Dann besuchen Sie uns im Internet auf www.haupt.ch. Dort finden Sie aktuelle Informationen zu unseren Neuerscheinungen und können unseren Newsletter abonnieren.
Haftungsausschluss
Impressum
Autorin und Verlag haben alle Inhalte mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen zusammengestellt und überprüft. Dennoch kann keinerlei Haftung für Schäden, welcher Art auch immer, übernommen werden.
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Inhaltsverzeichnis 6
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1. Geschichtlicher Hintergrund
1.1 1.2 1.3 1.4
Geschichte der Glasperlen Verschiedene Perlentechniken Klassifizierung der Perlenformen Gebetsperlen
8 10 22 25 26
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2. Der Arbeitsplatz
2.1 2.2 2.3 2.4
Einrichtung des Arbeitsplatzes Sicherheit am Arbeitsplatz Gesundheit am Arbeitsplatz Brandschutz und Brandbekämpfung
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3. Brenner, Zubehör und Werkzeuge
3.1 3.2 3.3 3.4
Brenner Propangas und Sauerstoff Dorne und Trennmittel Werkzeuge
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4. Glas
4.1 Chemie und Physik 4.2 Glassorten 4.3 Glashütten
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5. Herstellung von Glasperlen
5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 5.10 5.11
Glasstangen vorbereiten Dorne vorbereiten und Trennmittel auftragen Inbetriebnahme des Brenners Eine Basisperle herstellen Abkühlen der Glasperle Die Perle vom Dorn lösen und reinigen Gleich große Perlen herstellen Glasreste verwenden Gedrückte Perlen Verschiedene Basisformen Glasfäden selbst ziehen
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30 32 34 42 47 50 52 56 62 66 70 72 76 76 78 81 82 83 86 96 98 101 103 104 108 118
5.12 5.13 5.14 5.15 5.16 5.17 5.18 5.19 5.20 5.21 5.22 5.23 5.24 5.25
Scheibenperlen Punkte auf Basisperle Blumenperlen Glasfadendekoration Überfangschicht auf einer Basisperle Figürliche Perlen Farben selbst mischen Glaskrösel, Emaille, andere Pulver und Flüssigkeiten Anlauffarben, Farbreaktionen und Reduktionsgläser Edelmetall auf Perlen Hohlperlen Blumenperle mit Überfang Komplex aufgebaute Glasstangen Persönliche Gedanken
120 124 140 142 144 152 166 168 178 184 188 192 196 219 220 222 223 224
6. Farbwahl und Farbenlehre
6.1 6.2 6.3 6.4
Der Einfluss der Farben Der Farbkreis Die Farbenwahl Farbvorschläge und -kombinationen für die Perlenherstellung
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Einleitung
y
Anhang
Literatur Bezugsquellen Bildnachweis Dank Register
225 226 228 228 229 229 230
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B
Einleitung
Hinter dieser Buchidee steht die Liebe und die Faszination für Glas, im Wissen, dass es aus einfachen Bestandteilen der Natur entstanden ist, welche uns die Schöpfung in all ihrer Schönheit bietet. Glas spiegelt, lädt ein zum Berühren, Verweilen, Eintauchen, Fühlen und Erleben. Glas kühlt und wärmt zugleich, Glas lebt und fasziniert. Die Möglichkeiten, die Glas bietet, sind unendlich.
Einleitung
Schon als Kind war ich von Glas in jeglicher Form fasziniert. Das Spiel von Licht und Farbe hat mich angezogen und ließ mich eintauchen in eine Welt, die für mich oft unerklärlich und voller Geheimnisse war. Zu jener Zeit, als ich kleine Kostbarkeiten wie Glasperlen, Gefäße und Flaschen sammelte, hätte ich nie gedacht, dass ich eines Tages mit diesem außergewöhnlichen Material arbeiten würde. Jetzt arbeite ich mit Glas und entdecke immer wieder aufs Neue, welche Schönheiten und manchmal auch Tücken Glas als Werkstoff in sich birgt. Glas ist ein Lehrmeister, der uns manchmal an die Grenzen stoßen lässt. Glas lebt, auch wenn wir dies auf den ersten Blick nicht erkennen. Aus persönlichen Erfahrungen verspürte ich den Wunsch, ein Buch zu schreiben. Ein Buch, das den Lesern und Leserinnen die Traditionen der Glasperlenherstellung aufzeigt und ihnen zugleich die heutigen Techniken dieses Kunsthandwerks vermittelt, ohne dass dazu die An-
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schaffung von Abkühlöfen und teurem Werkzeug nötig ist. Es ist ein Buch für Menschen, die die Leidenschaft für Glas in sich tragen, jedoch noch nicht den Mut gefasst haben, damit zu arbeiten und selbstständig auf Entdeckungsreise zu gehen. Möglichst viele Kurse zu besuchen und ständig neue Werkzeuge und Geräte anzuschaffen, das muss nicht sein, denn wer Ideen, Kreativität und Talent hat, kann aus etwas Kleinem Großes schaffen. Wer das Handwerk aus eigener Kraft erlernen möchte, findet dazu kaum deutschsprachige Literatur, hier soll dieses Buch eine Lücke schließen. Die Flut von Informationen und teuren Materialien, die erhältlich sind, führt leider oft zur Überforderung. Dieses Buch soll eine Anregung für Ideen und Motivationsstütze für Momente sein, wo es handwerklich wie künstlerisch nicht mehr weitergeht. Für Menschen, die sich gerne alleine mit etwas Mut und Ausdauer an das Handwerk herantasten, und auch für Menschen, die gerne Kurse besuchen und zu Hause ein Nachschlagewerk benötigen.
und Techniken zur Glasperlenherstellung vermittelt, zusammen mit Informationen zu Farbwahl und Farbenlehre. Entscheiden Sie selbst, wie weit Sie sich einlassen möchten, und orientieren Sie sich nur an dem, was Ihnen gefällt und Freude macht. Ihre Kreativität darf und soll wachsen. Gehen Sie Ihren eigenen Weg, damit Sie einen individuellen Stil entwickeln können. Ich wünsche Ihnen viel Freude, Zeit und Geduld auf Ihrer persönlichen Entdeckungsreise in die Welt des Glases.
Die Geschichte und alles Wissenswerte über Glas als Werkstoff für Glasperlen stehen am Anfang dieses Werkes. Der Einrichtung des Arbeitsplatzes und dem wichtigen Thema Gesundheit werden ebenfalls viel Aufmerksamkeit geschenkt. Sie bilden die Basis für ein ruhiges und gut organisiertes Arbeiten. Im praktischen Teil werden zahlreiche Anleitungen
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Armband, Muranoglas mit Stringermalerei
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Herstellung von Glasperlen
5.9 Gedrückte Perlen
Runde Perle in der Zange
Perle drücken
B 5.9 Gedrückte Perlen B Flach gedrückte Perle Diese Perlen mache ich sehr gerne, weil sie relativ schnell gehen und der Effekt schön ist. Sie können durch das Einsetzen von verschiedenen Farbkombinationen und Dekorationen fröhliche und farbige Akzente setzen.
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Material und Werkzeug
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Glasstange Parallelzange
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Perle mit Spannungsrille
Perle polieren
1. Wickeln Sie eine Grundperle. Wenn
3. Nach dem Drücken der Perle werden
Sie die später folgenden Techniken gelernt haben, können Sie die Perle noch dekorieren oder mit Überfangglas umwickeln. Jegliche Dekoration vor dem Drücken einschmelzen. Nehmen Sie die Perle aus der Flamme und halten Sie den Dorn waagerecht. Den Dorn weiterdrehen. Wenn die Perle sich nicht mehr verformt, können Sie die Drehbewegung kurz stoppen. Halten Sie den Dorn gerade vor sich, sodass Sie von der Seite gut sehen können, wo der Dorn durch die Perle verläuft. Nehmen Sie die Parallelzange und halten Sie den Dorn zwischen die beiden geraden Flächen der Zange.
Sie an der Glasoberfläche Rillen erkennen. Diese sehen etwa aus wie die Kreise, die ein ins Wasser geworfener Stein hinterlässt. Das ist ein Zeichen für Spannung im Glas. Solche Spannungsrillen entstehen vor allem dann, wenn das Glas mit kühlerem Werkzeug in Kontakt kommt. Die Perle erlebt einen Temperaturschock, das Glas zieht sich an der Oberfläche massiv zusammen und es entstehen Spannungsrillen.
2. Die Regel beim Drücken lautet: Niemals die Perle zu dünn drücken. Das Glas sollte an beiden Seiten des Dorns mindestens die Dicke des Dorns haben. Das bedeutet, wenn der Dorn 2 mm dick ist, dann muss das gedrückte Glas an beiden Seiten jeweils mindestens 2 mm dick sein. Sind die Seiten zu dünn, dann ist die Gefahr groß, dass die Perle zu einem späteren Zeitpunkt platzt.
Perle ohne Spannungsrille
4. Nach dem Drücken die Perle an der Flamme so lange polieren, bis die Spannungsrillen nicht mehr sichtbar sind. Polieren bedeutet, die Perle an der Oberfläche zu erwärmen, jedoch nicht zu stark zu erhitzen, da sich die Perle wieder verformen würde.
5. Seien Sie vorsichtig, weil der Punkt vom Polieren zum Schmelzen von Glas schnell überschritten ist.
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Herstellung von Glasperlen
5.9 Gedrückte Perlen
Perle das erste Mal drücken
Perle das zweite Mal drücken
B Würfelperle Würfelperlen sind relativ einfach herzustellen. Für diese Art von Perlen verwendet man am besten eine Parallelzange, damit erreichen Sie eine gleichmäßige Würfelform. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Würfelperle mit einem Grafitpaddel zu formen. Das Formen ist jedoch mit diesem Werkzeug bedeutend schwieriger und erfordert mehr Übung.
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Material und Werkzeug
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Glasstange Parallelzange oder Grafitpaddel Messingpaddel mit scharfer Frontkante
1. Wickeln Sie eine runde Grundperle. Wenn Sie die später folgenden Techniken gelernt haben, können Sie die Perle noch dekorieren oder mit Überfangglas umwickeln. Jegliche Dekoration vor dem Drücken einschmelzen. Für das Drücken einer Würfelperle brauchen Sie eine Parallelzange oder ein Grafitpaddel. Nehmen Sie die runde Perle aus der Flamme und halten Sie den Dorn waagerecht. Den Dorn weiterdrehen. Wenn die Perle sich nicht mehr verformt, die Drehbewegung kurz stoppen. Nehmen Sie die runde Perle aus der Flamme und halten Sie den Dorn gerade vor sich, sodass Sie von der Seite gut sehen können, wo der Dorn durch die Perle verläuft. Bei einer Würfelperle müssen Sie die Perle zweimal drücken, damit die Würfelform entsteht. Drücken Sie die Perle einmal, jedoch nicht so flach wie bei einer flach gedrückten Perle.
2. Drehen Sie die Perle mit einer Vierteldrehung im Uhrzeigersinn und drücken Sie die runde Fläche. Wenn Sie die Perle seitlich ansehen, können Sie
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3. Damit der Würfel noch etwas kantiger wird, können Sie die Seiten der Perle mit einem Werkzeug zum Abflachen (zum Beispiel Fischmesser, Grafitpaddel, Messingpaddel) bearbeiten. Erhitzen Sie die Kanten der Würfelperle. Drücken Sie die Stelle vorsichtig, bis eine schöne Kante entsteht. Achten Sie darauf, dass Sie mit dem Werkzeug nicht das Trennmittel beschädigen. Durch die Beschädigung kann sich Trennmittel auf der Perle absetzen, was erst später sichtbar wird, oder die Perle hält nicht mehr am Dorn. Am Schluss die Perle an der Flamme an jeder Seite polieren, bis die Spannungsrillen nicht mehr sichtbar sind.
4. Wenn Sie keine Parallelzange besit-
mal, auf die Grafitplatte drücken, bis die typische Würfelform entsteht.
Für das Formen der Perlen gibt es viele verschiedene Werkzeuge. Zur Standardausrüstung gehört eine Marbelplatte. Unter Marbeln versteht man das Ausrollen von heißem Glas auf einer glatten Oberfläche. Auf diese Weise wird das Glas geformt und geglättet und Dekorationen (zum Beispiel Emaille, Frits) können ins heiße Glas eingearbeitet werden. Eine Marbelplatte muss aus einer glatten, hitzebeständigen Oberfläche bestehen, meistens ist diese aus Grafit. Sie können aber auch eine glatte Keramik-, Marmor- oder Natursteinfliese nehmen oder Platten aus Metall (Stahl, Aluminium, Kupfer) verwenden. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass das Glas, wenn es zu heiß ist, an der Platte haften bleibt.
eine Würfelform erkennen. Gehen Sie mit der Perle zurück in die Flamme. Egal, wie viele Schritte Sie an einer Perle ausführen, sie muss zwischendurch immer wieder in die Wärme zurück.
Tipp
Kanten formen
zen, können Sie die Würfelperle auch mit einer Grafitplatte formen. Sie müssen die Perle von jeder Seite, das heißt vier-
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5.10 Verschiedene Basisformen
Herstellung von Glasperlen
Kleine Basisperle
Glasspirale wickeln
B 5.10 Verschiedene Basisformen B Zylinderperle Zylinderperlen, auch Walzenperlen genannt, haben eine sehr interessante Form. Die Qualität einer schönen Walze lässt sich nicht an der Dicke und Größe messen, sondern daran, dass das durchgehende Perlenloch schön mittig sitzt, das Glas um den Dorn regelmäßig verteilt ist und die Ränder der Perle einen schönen Abschluss haben. Eine Zylinderperle wird während der Herstellung bei der Formgebung gerollt. Dies ist der schwierigste Teil der Arbeit, doch mit etwas Übung werden Sie schnell zu einem schönen Ergebnis kommen. Wickeln Sie am Anfang zum Üben kurze Zylinderperlen, die etwa zwei bis drei Zentimeter lang sind. Später können Sie die Zylinderperle verlängern, dekorieren und auch mit Klarglas überfangen.
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Material und Werkzeug
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Glasstange Grafitpaddel oder Grafitplatte zur Montage auf einem Brenner
1. Bis jetzt haben Sie gelernt, das Glas an einem bestimmten, gleich bleibenden Punkt auf den Dorn aufzuwickeln. Bei der Zylinderperle müssen Sie das Glas über eine bestimmte Länge auf den Dorn aufwickeln. Beginnen Sie mit der Herstellung einer kleinen Basisperle, dabei soll die Glasstange immer genügend erhitzt sein, damit während des Wickelns der Glasnachschub gewährleistet ist.
2. Die Glasstange muss die ganze Zeit mit der Grundperle verbunden bleiben. Sobald Sie genügend Glas geschmolzen haben, das Glas eng anliegend wie eine Spirale um den Dorn wickeln. Es dürfen sich während des Umwickelns des Dorns zwischen den Spiralen keine Lücken bilden, weil sonst Luft eingeschlossen wird. Machen Sie dies so lange, bis die gewünschte Länge erreicht ist. Wickeln Sie am Schluss noch jeweils eine Runde Glas an den beiden Perlenenden. Das ist wichtig, damit genügend Glas für schöne Ränder vorhanden ist.
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Zylinderperle rollen
5. Für schöne Ränder die Perlenenden
Seite und erwärmen Sie die lange Perle, bis sie weich ist. Erst dann kann die Perle auf der Grafitplatte gerollt werden. Durch das Rollen bildet sich die gewünschte Walzenform.
seitlich erhitzen und mit einem Paddel gerade formen. Falls an den Rändern zu wenig Glas vorhanden ist, wickeln Sie jeweils noch eine Runde Glas. Rollen Sie die Perle erneut und formen Sie die Ränder noch einmal.
4. Legen Sie den Dorn auf die Grafitplatte. Den ganzen Dorn mit der Perle regelmäßig rollen. Jegliche Unterbrechungen bewirken, dass die Walze nicht rund wird. Rollen Sie die ersten drei bis fünf Sekunden die Zylinderperle sehr behutsam über die Platte. Es bildet sich eine nicht mehr leicht verformbare Schicht. Der Kern ist noch weich, die äußere Schicht fest. Jetzt können Sie mit mehr Druck noch einige Male die Perle rollen. Das Glas sollte regelmäßig um den Dorn herum verteilt sein. Auf jeder Seite des Dorns sollte die Glasdicke mindestens der Dornstärke entsprechen. Ist die Perle zu dünn, kann noch einmal spiralförmig Glas aufgetragen werden. Danach den Vorgang der Formgebung wiederholen.
Sobald Sie in der Technik der Zylinderperlenherstellung geübt sind, können Sie mit dieser Ausgangsperle weiterarbeiten. Sie können zitronenförmige, konische und bikonische Perlen herstellen. Alle diese Perlenformen können flach gedrückt werden.
Die Perle erst dekorieren, wenn Sie eine schöne, gleichmäßige Zylinderform erreicht haben. Jegliche Dekorationen vorsichtig einschmelzen, damit die Zylinderperle nicht ihre Form verliert. Ein nachträgliches Formen könnte ein Verziehen des Musters verursachen. Nachträgliches Rollen einer dekorierten Perle erfordert Übung und ein Gefühl für optimale Hitzekontrolle. Zylinderperlen können auch gedrückt werden.
3. Legen Sie die Glasstange auf die
Zylinderperle Ränder formen
Tipp
Zylinderperle erweichen
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5.10 Verschiedene Basisformen
Herstellung von Glasperlen
Zylinderperle
Zylinderperle in der Mitte erhitzen
B Zitronenförmige Perle Die Ausgangsform für eine zitronenförmige Perle ist die Zylinderperle. Durch das Erhitzen der Zylinderperle verschiebt sich das Glas in die Mitte. Zitronenförmige Perlen können auch gedrückt werden. Wichtig ist jedoch, dass die Perle genügend Glas hat, bevor sie gedrückt wird.
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Material und Werkzeug
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Glasstange Grafitpaddel oder Grafitplatte zur Montage auf einem Brenner
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Zitronenform mit Schwerkraft
Zitronenform mit Randkorrektur
1. Wickeln Sie eine Zylinderperle. 2. Erhitzen Sie die Zylinderperle so lange, bis das Glas in die Mitte des Zylinders wandert. Sie werden sehen, dass das Glas in der Mitte dicker wird und seitlich dünner: Die Perle wird zitronenförmig.
3. Durch das Wandern des Glases in die Mitte kann es passieren, dass die Ränder scharfkantig werden. Hierfür gibt es zwei Korrekturmöglichkeiten: Entweder Sie erhitzen die Seiten und lassen durch die Schwerkraft das Glas fließen. Halten Sie den Dorn in die Richtung, in die das Glas fließen soll.
4. Oder Sie wickeln eine ganz kleine Runde Glas an beiden Perlenenden und schmelzen diese ein, bis ein schöner Abschluss an beiden Perlenenden entsteht.
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Glas einschmelzen
B Konische Perle Die Zylinderperle ist auch der Ausgangspunkt f端r diese interessante Perlenform. Konische Perlen eignen sich sehr gut f端r Ohrringe und Ketten.
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Material und Werkzeug Glasstange Grafitpaddel oder Grafitplatte zur Montage auf einem Brenner Je nach Bedarf ein Messingpaddel mit sehr scharfer Frontkante
Herstellung von Glasperlen
5.10 Verschiedene Basisformen
Zylinderperle mit einer Runde Glas
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Konische Perle formen
Den unteren Rand formen
1. Wickeln Sie eine Zylinderperle und
4. Erhitzen Sie das schmale Ende der
anschließend auf der rechten oder linken Seite eine Runde Glas. Probieren Sie selbst aus, welche Seite Ihnen lieber ist. Ich persönlich bevorzuge die rechte Seite, weil ich im nächsten Schritt die Perle besser formen kann.
Perle und formen Sie mit dem Paddel einen geraden Rand.
2. Erhitzen Sie das Ende mit dem zusätzlich aufgewickelten Glas. Kippen Sie den Dorn leicht nach oben, wenn die zusätzliche Runde rechts platziert wurde, damit das Glas in Richtung Zylindermitte wandern kann. Achten Sie darauf, dass das Glas nicht zu schnell fließt, da sonst eine scharfe Kante am Perlenloch entsteht.
Den oberen Rand formen
5. Erhitzen Sie das breitere Ende und formen Sie mit dem Paddel einen geraden Rand. Sobald die gewünschte Form erreicht ist, können Sie die Perle dekorieren (zum Beispiel durch Punkte, Überfang, Blumen).
3. Die Perle bei gleichmäßig drehender Bewegung erwärmen und weiterdrehen. Das Glas sollte weich sein, jedoch nicht fließen. Nehmen Sie ein Paddel. Den Dorn in einem 30-Grad-Winkel auf das Paddel setzen und die Perle mit rollender Bewegung formen. Wenn Sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, wiederholen Sie diesen Vorgang.
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Die Runde Glas einschmelzen
B Bikonische Perle
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Material und Werkzeug
Herstellung von Glasperlen
5.10 Verschiedene Basisformen
Ein Runde Glas um Zylinderperle wickeln
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Glasstange Grafitpaddel oder Grafitplatte zur Montage auf einem Brenner Je nach Bedarf ein Messingpaddel mit scharfer Frontkante
Linke Seite erhitzen
1. Wickeln Sie eine Zylinderperle und anschließend in der Mitte der Perle eine Runde Glas. Es ist wichtig, dass in der Mitte genügend Glas aufgewickelt wird.
2. Die Mitte erhitzen und in drehender Bewegung das Glas sich senken lassen. Die Mitte sollte erhöht bleiben. Erst mit ein wenig Übung werden Sie spüren, ob in der Mitte genügend Glas aufgetragen wurde, damit im nächsten Schritt die Perle mühelos geformt werden kann. Vielleicht ist noch eine zweite Runde Glas notwendig. Den Vorgang nach Bedarf wiederholen.
3. Erhitzen Sie zuerst die rechte oder die linke Seitenhälfte der Perle. Probieren Sie selbst aus, was Ihnen leichter fällt. Ich bevorzuge es, zuerst die linke Seite zu formen. Das Glas sollte weich sein, jedoch nicht fließen.
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Linke Seite formen
Rechte Seite formen
Perlenende erhitzen
4. Nehmen Sie ein Paddel. Den Dorn
7. Mit der scharfen Frontkante des
schräg nach oben gerichtet in einem 30-Grad-Winkel auf das Paddel setzen und die erhitzte Seite mit rollender Bewegung formen. Wenn Sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, dann wiederholen Sie diesen Vorgang.
Messingpaddels die Perlenenden gerade formen. Sobald die gewünschte Form erreicht ist, können Sie die Perle dekorieren (zum Beispiel mit Punkten, Überfang, Blumen).
Perlenende formen
5. Erhitzen Sie die gegenüberliegende Seitenhälfte der Perle. Den Dorn schräg nach unten gerichtet in einem 30-GradWinkel auf den Paddel setzen und die erhitzte Seite mit rollender Bewegung formen. Wenn Sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, dann wiederholen Sie diesen Vorgang.
6. Es kann sein, dass Sie die Perlenenden noch nachformen müssen, weil sie scharfkantig oder unregelmäßig geworden sind. Das Ende erhitzen und eine dünne Runde Glas um das Ende wickeln. Einschmelzen lassen und erneut mit rollender Bewegung formen.
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Glas einschmelzen
B Perle am Dornende wickeln Perlen, die am Dornende gewickelt werden, haben nur ein Loch. Diese Art von Perlen ist geeignet f체r Anh채nger, Ohrstecker, Ringaufs채tze und Schmuckobjekte, bei denen kein durchgehendes Perlenloch erw체nscht ist.
Herstellung von Glasperlen
5.10 Verschiedene Basisformen
Glas um den Dorn wickeln
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Glas einschmelzen
1. Wickeln Sie Glas um das Dornende und achten Sie dabei gut darauf, dass Sie keine Luftbläschen ins Glas einarbeiten. Hier ist ein langsames Drehen erforderlich.
Glaskugel formen
die Perle formen, drücken, dekorieren oder sogar zu Figurenperlen aufbauen. Eine Einlochperle wird genau gleich vom Dorn gezogen und gereinigt wie eine Perle mit durchgehendem Loch.
2. Das aufgetragene Glas einschmelzen lassen.
3. Sie werden vielleicht am Anfang etwas Mühe haben, die Glaskugel zu formen. Weil sie nur ein Loch hat, ist die Auflagefläche kleiner und das Glas hat mehr Spielraum, sich zu verformen.
4. Für die runde Formgebung den Dorn für einige Sekunden aus der Flamme halten und weiterdrehen. Je nachdem, wohin das Glas fließt, müssen Sie den Dorn in die entgegengesetzte Richtung kippen. Bei dieser Technik haben Sie bezüglich der Dornhaltung freien Spielraum. Experimentieren Sie, bis die Perle eine schöne, runde Form erreicht hat, danach erwärmen Sie sie wieder in der Flamme. Mit den eingeübten Dekorationstechniken können Sie im Anschluss
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B
Register
Abkühlen 96–97 Abkühlofen 6, 34, 47, 74, 98 Abmessen 101 Absauganlage 32, 37–40, 46, 56–57 Absaugung 33, 35, 38–41, 57 ACE-Glas 36 Afrika 17–22 Ägypten 10–13 Alabasterglas 73 Alexander der Große 11 Anice (Anisweiß) 182 Anlauffarbe 73, 178 Arbeitskleidung 35 Atemschutzmaske 32, 38, 40, 68, 171–173 Ätzen 177 Ätzmittel 176–177 Augenperle 13–14, 16, 20 Ausbluten 181 Ausdehnungskoeffizient (AK) 73–75 Aventurin 200–201
Chevron-Composite-Perle 24 Chevronperle 17–21, 23–25 Choker 18–19, 22 Deutschland 14–15, 17, 19 Devitrifikation 75 Didymium 36–37 Dorn 16, 22–23, 32, 42, 62–64, 66–68, 82–83, 90–91 Drahtwickeltechnik 19 Druckminderer 52, 54, 58–59, 84 Edelmetall 184–187 Eingasbrenner 52–56, 59, 85, 89 Eingeschmolzene Punkte 126–127 Ellenbogen-Chevron 24 Emaille 171–173 Entglasung 73, 75, 211 Entspannungspunkt 72 Erdbeerperle 158–159 Erweichungspunkt 72, 75 Europa 13–15, 19–22, 26, 54
Babyperle 188, 191 Basisperle 86–96 Beck, H. C. 25 Bedampfen (Fuming) 187 Bergkristall 15 Bikonische Perle 109, 114–115, 148 Birnel-Perle 18 Blastechnik 24 Blätter 67, 140–141, 158–159, 162, 164–165 Bleikristallglas 76 Bleistifthaltung 86–87 Blumenperle 140–141,192–195 Blumenscheibe 122–123 Böhmen 15, 17–19, 23 Borosilikatglas 36, 54–56, 76, 215 Bor-Tonerde-Glas 76 Brenner 18, 22, 32–35, 37–40, 42, 44, 46–47, 51–62, 66–68, 83–85 Brennerposition 88 Byzantinisches Reich 13
Facettenschliff 18 Färbemittel 73 Farben 72–73, 222–225 Farbenlehre 223 Farben mischen 166–167 Farbenwahl 224 Farbkombinationen 224–225 Farbkreis 223 Farbwirkung 73, 222 Fayence 10 Feinsilberdraht 186 Figürliche Perlen 152–165 Filigrana-Glasstange 196 Filterbrille 36 Filterglas 36 Fino, Abraham 19 Flach gedrückte Glasperle 104–105 Flamme 88–89, 94 Flammentempern 94 Fluoridglas 76 Formdorn 63 Frankreich 14–15, 17–19 Fritten (Frits) siehe Glaskrösel
Cabochon 63 Cabochondorn 63–64 Chalkogenidglas 76
Gablonz 19, 77 Gagat 15
Gebetskette 10 Gebetsschnur 26–29 Geblasene Glasperle 16, 23 Gedrückte Glasperle 23, 104–107 Gegossene Glasperle 16 Geharkte Linien 143 Geharkte Punkte 138–139 Gepresste Glasperle 16, 23 Geschichtete Punkte 132–133 Gestochene Punkte 134–135 Gewickelte Glasperle 16, 22, 90–91, 121, 146–147 Gezogene Glasperle 16, 22 Gezwirnte Glasstange 199, 202–205 Ghabri-Perle 11 Glasbläserpfeife 13 Glasfaden 13–14, 68, 74, 118–119, 142, 184–185 Glashütten 76–77 Glaskauf 76–77 Glaskrösel (Fritten, Frits) 68, 168–171, 183 Glasmacherpfeife 23–24 Glasmehl 68 Glasreste 103 Glasschmelze 73, 75 Glassorten 76 Glasstange 19, 22, 32, 35, 42, 45, 67, 74, 81–82, 86–87, 90–91, 166–167, 196, 198–199, 202–205 Goldrubin 73, 178–179 Grafitpaddel 66–67 Grafitplatte 66–67 Hafenofen 75 Hafteisen siehe Punty Hallstatt 14 Handhaltung 86–87 Hartglas siehe Borosilikatglas Hausapotheke 32, 45 Herzperlen 152–157 Hohlperle 11, 23, 63, 188–191 Holland 15, 17–19, 21 Ionenfarbe 73 Kartuschenbrenner 52–53 Kelten 13–14 Kiffa-Perle 20 Knopflochdorn 63–64, 69
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Kolidfarbe 73 Kolloid 73 Komboskini 26 Komplexe Glasstangen 196–199, 202–205 Konische Perle 112–113, 149 Konischer Dorn 63 Krebsaugenpfännchen 11 Kugeltechnik 92–93 Kühlpunkt 72, 75
,
83
8–199,
La Tène 14 Lamellenperle 208, 209 Lampenperle 17, 22 Latticino 196, 199, 205 Lecksuchspray 32, 59 Lösungsfarbe 73 Luftblasen 91, 93, 95, 117, 134–135 Mähren 15, 17–19, 23 Mala 28–29 Mamaperle 188, 191 Marienkäferperle 160–163 Mehrlochdorn 63 Mesopotamien 10 Messingpaddel 66–67 Millefiori 12, 17, 21–22, 210–211 Miniperle 191 Misbah 27 Mosaikperle 12, 16 Mosaikzange 32, 66–67 Murano 7, 16–18, 23–24 Murrini 12, 25, 54, 67–69, 196, 211–217 Natriumhydrogencarbonat (Natron) 10–11, 174–175 Natriumsilikatglas 76 Natronkalkglas 76 Nero 180 Nero Intenso (Black Dense) 75, 162, 180–181 Novo Mesto 14 Nueva-Cadiz-Perle 25 Opalglas 73 Optic Mould 214 Paternosterperle 19 Paternosterschnur 27
Perlenform 22, 25 Perlen lösen 98–99 Perlen reinigen 100, 191 Perlenstickerei 17 Phönizien 12 POOP-Regel 84 Pottasche 18, 72, 76 Pressglasperle 18, 23 Presstechnik 23 Propangas 32, 52–54, 56–59 Punkte 124–139 Punty (Hafteisen) 196–197 Quetschzange 66–68 Reduktionsglas 183 Reissteinglas 73 Reticello siehe Zanfirico Ringdorn 63 Ringfadenauflage 14 Rocaille 23 Rohrperle 22 Römisches Reich 12–13, 19 Rosenkranz 10, 15, 19, 26–27, 93, 101 Rosettaperle 17, 24 Samenperle 17, 20 Sauerstoff 22, 32–33, 35, 38, 42, 52–60, 84–85 Sauerstoffflasche 32, 35, 53–55, 57–61, 84–85 Sauerstoffkonzentrator 32, 52–56, 59–62, 83–85 Scheibenperle 120–123 Schmelzofen 13, 16, 18, 23 Schnittwunde 45 Schutzbrille 32, 35–37, 68 Schutzglasschild 36 Schweißdraht 63 Sicherheitsmaßnahmen 34, 97, 187 Silberglas 89, 183 Silvered Ivory Stringer (SIS) 184–185 Sklavenhandel 21 Skulpturale Perlen 158–165 Spacer siehe Zwischenperle Spatel 66–67 Spezialglas 183 Spiralaugenmuster 14 Sprenkelmuster 14
Stangenglas 23 Sternperle 24 Streifenperle 150–151 Striking Color 178 Stringerfix 68, 216–218 Stringermalerei 7 Subha 27 Tageswanne 75 Tasbih 27–28 Tombak 64 Torcello 16 Trennmittel 22, 32, 62, 64–66, 82–83, 92–93, 99, 101 Trommel 23, 25 Tschotki 26 Twistie 196, 199 Überfangperle 20, 68, 144–151, 192– 195 Umschlagfarbe 178 Vaseline-Bead 18, 23 Venedig 15–24 Verarbeitungspunkt 72 Verbrennungen 45–46 Verdrehte Punkte 136–137 Vergiftung 38–39, 47 Vermiculit 32, 67, 75, 94–97 Versicherungsschutz 33 Wärmestar 37 Weichglas 36, 52, 54–56, 74, 76 Wickeltechnik 16, 18, 22–23, 90– 91,121,146–147 Wikinger 14–15 Würfelperle 106–107 Zanfirico (Reticello) 196, 199, 202–209 Zehn-Prozent-Regel 74, 77 Zickzackmuster 14 Ziehtechnik 16, 18–19 Zitronenförmige Perle 110–111 Zweigasbrenner 52–56, 58–60 Zwischenperle (Spacer) 27, 90 Zylinderperle 108–113, 148–149
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