Seddon, Buchstaben & Schriften

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Tony Seddon

Buchstaben & Schriften



Tony Seddon

Buchstaben & Schriften

30 Alphabete zum Selbstgestal ten

Haupt Verlag


Die englische Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel Draw Your Own Fonts bei Ivy Press Ltd, GB-Lewes Copyright © 2013 Ivy Press Ltd, GB-Lewes Das Copyright der Entwürfe liegt bei den jeweiligen Designern. Eine Nachahmung der Designs darf ausschließlich für den privaten Gebrauch erfolgen. Gewerbliche Herstellung und Verkauf sind untersagt. Aus dem Englischen übersetzt von Martina Simonis, D-Baden Baden Satz der deutschsprachigen Ausgabe: Verlag die Werkstatt, D-Göttingen Redaktion der deutschsprachigen Ausgabe: Ute Orth, D-Freiburg Umschlag der deutschsprachigen Ausgabe: Wayne Blades , GB-Hastings Printed in China Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN: 978-3-258-60084-0 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2014 für die deutschsprachige Ausgabe Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. www.haupt.ch Wünschen Sie regelmäßig Informationen über unsere neuen Titel zum Gestalten? Möchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Haben Sie Anregungen für unser Programm? Dann besuchen Sie uns im Internet auf www.haupt.ch. Dort finden Sie aktuelle Informationen zu unseren Neuerscheinungen und können unseren Newsletter abonnieren.


Inhalt Typografisches Grundwissen

6 7 8 9

Die Alphabete

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Die Handschrift – eine vergessene Kunst? Grundtechniken der Handschrift-Kunst Arbeiten mit Transparentpapier

ERSTELLEN VON HANDSCHRIFT-FONTS Wie die Schrift auf den Computer kam Bitmap- und Vektorfonts im Vergleich Zeichnen und Einscannen Arbeiten mit Vektoren Digitalisieren Die Anatomie der Schrift Glossar Die Schriftdesigner Danksagung

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DIE HANDSCHRIFT − EINE VERGESSENE KUNST? E

s war einmal … eine Zeit, in der es nur Handschriften gab, in der zahlreiche Mönche ihre Tage mit dem Abschreiben zubrachten – wenn sie nicht gerade mit Beten oder Bierbrauen beschäftigt waren. Das war gut und schön, und gewinnbringend war es obendrein, aber es bedeutete auch, dass es buchstäblich Jahre dauerte, bis ein Buch fertig war. Zudem waren die Themen begrenzt und trafen nicht gerade jedermanns Geschmack (es sei denn, man war vernarrt in alles, was mit Religion zu tun hatte).

Handgeschriebene Bücher waren extrem teuer − so

zaubern. Die einzige Beschränkung, der wir dabei unter-

teuer, dass sie sich kaum jemand leisten konnte. Daher

liegen, ist unsere Kreativität und unser Auge fürs Detail.

lernten in dieser Zeit auch nur sehr wenige Leute lesen.

sichts der Tatsache, dass sich jeder einen PC zulegen und

der Nutzen nur gering, da es kaum Lektüre zu kaufen

so Schriften selbst kreieren kann, wird in den letzten

gab. Die Flugblätter, die damals oft die Runde machten,

Jahrzehnten von vielen immer wieder der Verlust des

waren meist alles andere als Kassenschlager.

handwerklichen Könnens und des artgemäßen Schrift-

All das änderte sich in der ersten Hälfte des 15. Jahr-

designs beklagt. Dies hat zu einer Renaissance der Kalli-

hunderts, als Johannes Gutenberg, Nicolas Jenson und

grafie und Handschrift-Kunst sowie von einer ganzen

William Caxton entdeckten, dass sich mit dem Druck

Reihe weiterer Design- und Kunsthandwerkstätigkeiten

von Büchern und Flugblättern richtig Geld machen ließ –

geführt. Zurzeit erleben wir einen regelrechten Boom des

und das in einem Bruchteil der Zeit, die die Mönche

„Handgemachten“, und nichts deutet darauf hin, dass

in den klösterlichen Schreibstuben für dieselbe Arbeit

diese Mode, im Gegensatz zu so vielen anderen Mode-

gebraucht hätten. Caxton schaffte es, den bis dahin

launen der letzten Jahre, bald wieder verschwinden wird.

mehr schlecht als recht florierenden Flugblätter-Markt

Die Handschrift hat uns viel zu bieten. Heutzu-

anzukurbeln, indem er einfach massenweise Werbe-

tage kann jeder einen Text am Computer erstellen: Wir

zettel für seinen eigenen Laden druckte! In den Folge-

wählen einfach Schriftart, Stil, Schriftgröße und Farbe

jahren wuchs die Alphabetisierungsrate stetig und es

aus und erhalten im Handumdrehen ein ebenmäßiges

entstanden erste Vorläufer unserer heutigen Verlage.

und homogenes Schriftbild. Schreiben wir denselben

Dann ging die Entwicklung rasant weiter: Auf den

Text jedoch per Hand, wird er zum Unikat. Und wenn

Druck mit beweglichen Holzlettern folgten Metall-Let-

wir den Text eine Woche später wiederum per Hand

tern, Linotype- und Monotype-Setzmaschinen, Letraset

schreiben, entsteht ein weiteres Unikat. Das

(eine Art Rubbellose für Grafiker) und Fotosatz, bis

schließlich im Jahre 1984 der erste Apple Macintosh auf den Markt kam. Damit änderte sich alles. Inzwischen kann jeder Designer, aber auch jeder PC-Nutzer seine Texte typografisch ganz nach seinem Gusto oder seinen Erfordernissen gestalten und jede beliebige Buchstabenform auf den Bildschirm bzw. das gedruckte Endprodukt

6

Doch kommen wir zur Kehrseite der Medaille: Ange-

Und selbst für die, die es irgendwie gelernt hatten, war

DIE HANDSCHRIFT – EINE VERGESSENE KUNST?

ist es, was die Handschrift so besonders macht: Sie ist ganz allein unser Werk! Darum und um den Weg dahin geht es auf

den folgenden Seiten.


GRUNDTECHNIKEN DER HANDSCHRIFT-KUNST E

inem erfahrenen Grafikdesigner brauche ich nichts über Schrift zu erzählen, schließlich macht sie einen Großteil unseres Berufes aus. Schrift + Bild = Information – das ist die Grundlage eines gelungenen Grafikdesigns. Doch in den Anfängen benötigen Junggrafiker oder enthusiastische Amateurdesigner auf dem Weg zu ihrer ersten gelungenen Handschrift sicherlich etwas mehr Hilfestellung.

Als ich Ende der 1980er-Jahre meine Laufbahn als

wenn man einfach ein mit der favorisierten Schriftart

Grafikdesigner begann, wurde die Druckvorlage eines

bedrucktes Stück Papier als Vorlage nimmt. Fangen

Manuskriptes noch vom Schriftsetzer erstellt. Die Druck-

Sie mit einer Standard-Schrift an, Script- oder sonstige

fahnen (oder Seiten) erschienen als lange Papierrollen,

Handschrift-Schriftarten würden den Sinn und Zweck

wurden mit Cuttermesser oder Skalpell geschnitten und

dieser Aufgabe torpedieren. Arbeiten Sie anfangs immer mit Bleistift (so lassen sich die unvermeidlichen Anfangsfehler leicht wegradieren) und versuchen Sie, exakt das

mit Leim oder Heißkleber in einen Pappeinband geklebt. Damals mussten Grafiker in der Lage sein, unterschiedliche Schriftarten per Hand nachzuzeichnen, um

wiederzugeben, was Sie sehen. Schauen Sie sich Form

den Kunden bei Bedarf visuelles Anschauungsmaterial

und Proportion jedes einzelnen Buchstabens genau an

präsentieren zu können. Daher bestand eine meiner

und beachten Sie die Unterschiede der einzelnen Strick-

ersten Aufgaben an der Kunsthochschule darin, einen

stärken. Am Anfang sollten Sie der Versuchung wider-

Satz in einer zufällig ausgewählten Schriftart per Hand

stehen, das Original einfach auf Transparentpapier

niederzuschreiben – zu dieser Zeit war das noch völliges

durchzupausen. Fast jeder ist mit einer ruhigen Hand in

Neuland für mich! Ich bekam den Schriftmusterbogen

der Lage, einen Druckbuchstaben abzuzeichnen.

einer Schrift namens „Walbaum 374“ zugeteilt und sollte in dieser Schrift den Satz „Et

in Arcadia Ego“ auf-

Erwarten Sie nicht gleich Meisterwerke. Es braucht viel Übung, bis man eine Schrift schön wiedergeben

schreiben (in lila Gouache auf starkem, aufgespanntem

kann, doch mit etwas Training werden auch Ihre Repro-

Zeichenpapier – das war damals angesagt). Wenn ich die

duktionen von Bodoni und Benton, Garamond oder Gill

Aufgabe erhalten hätte, den Satz in beliebigen handge-

bald recht gelungen aussehen. Ihr Ziel sollte dabei nicht

zeichneten Buchstaben niederzuschreiben, hätte ich wer

die perfekte Kopie des Originals, sondern eine annehm-

weiß was fabriziert. Aber da die Aufgabe darin bestand,

bare, leicht unregelmäßige handgezeichnete Version

eine bestehende Schriftart so akkurat wie möglich wie-

sein. Wenn Sie diese Übung aus dem Effeff beherrschen,

derzugeben, lernte ich ganz nebenbei so einiges über das

können Sie sich an den nächsten Schritt wagen.

Wesen der Schrift. Die handschriftliche Wiedergabe einer bereits existierenden Standard-Schrift ist in der Tat eine wunderbare Übung für Einsteiger, die ich Ihnen nur empfehlen kann. Sie brauchen dafür nicht einmal Schriftmusterbögen. Ganz im Gegenteil: mitunter arbeitet es sich leichter,

GRUNDTECHNIKEN DER HANDSCHRIFT-KUNST

7


142


ERSTELLEN VON HANDSCHRIFTFONTS 143


WIE DIE SCHRIFT AUF DEN

COMPUTER KAM

I

mmer wieder stelle ich fest, dass die Begriffe „Schriftart“, „Zeichensatz“ und „Font“ verwechselt oder fälschlicherweise als Synonyme verwendet werden. Unter einem „Zeichensatz“ versteht man den spezifischen Vorrat an Zeichen bzw. Glyphen einer Schrift (einschließlich der Zahlen, Satzzeichen und verschiedenen anderen Symbolen) für eine spezielle Punktgröße und Strickstärke. Unter „Schriftart“ versteht man die Gesamtheit einer Zeichensatzfamilie in allen ihren Größen- und Strickstärkenvariationen. Rockwell zum Beispiel (siehe Seite 16) ist eine Schriftart,

Etwa Mitte der 1980er-Jahre revolutionierte das ame-

also das übergeordnete Design, während 11-Punkt Rock-

rikanische Software-Unternehmen Adobe Systems mit

well Bold (Schriften werden nach Punkten gemessen)

seinen PostScript Type 1-Fontformaten den Markt. Da

ein bestimmter Zeichensatz ist. Ein Font wiederum ist

PostScript-Schriften auf skalierbaren Vektorgrafiken

der auf Ihrem Computer installierte elektronische Code

anstelle von Pixel beruhten, brauchte man bei den Post-

eines Zeichensatzes, der zur Darstellung von Schrift-

Script Type 1-Fontformaten keine separaten Pixelbilder

sätzen auf Bildschirmen oder Druckern eingesetzt wird.

für die einzelnen Zeichengrößen.

Die Begrifflichkeiten hätten wir geklärt. Nun stellt sich aber die Frage, wie ein digitaler Font funktioniert. In den Anfängen der Computerisierung wurde jeder

(Mehr zu Vektoren finden Sie au f den folgenden Seiten. Also, bleiben Sie dran …) Stattdessen genügte ein einziges vektor-

basiertes Bild, um jedes Zeichen exakt und sauber in

Font als Bitmap-Darstellung erfasst, das heißt, die ein-

jeder beliebigen Punktgröße darstellen zu können.

zelnen Glyphen mussten für jede Punktgröße als sepa-

Etwa zur selben Zeit überarbeitete Adobe PostScript,

rate Pixelgrafik bearbeitet werden. Wollte man einen

sodass das Programm auch als Programmiersprache für

Font in einer Größe verwenden, die nicht als Pixelgrafik

Computer verwendet werden konnte, mit dessen Hilfe

erfasst war, so wirkten die Buchstaben an den Ecken

sich Seiten auf den Laserdrucker übertragen ließen –

ausgefranst und die Qualität der auf diese Weise herge-

das sogenannte „Desktop-Publishing“ war geboren!

stellten Druck-Erzeugnisse litt erheblich.

PostScript Type 1-Schriften bestanden aus zwei Teilen: einer Bildschirmschrift und einer Druckerschrift. Beide mussten auf dem Computer installiert werden, damit die Schrift richtig funktionieren konnte. Adobe PostScript Type 1-Schriften werden auch heute noch häufig verwendet, obwohl sie inzwischen fast als „technologisches Mittelalter“ gelten. Apple gefiel, was sich Adobe ausgedacht hatte, das Unternehmen wollte die neu entwickelte Technologie jedoch nicht mit Adobe teilen. Daher tat Apple sich mit Microsoft zusammen, um einen eigenen Vektorfont samt Drucktechnik zu entwickeln. Während Apple TrueType schuf, wartete Microsoft mit einem Klonpro-

144

ERSTELLEN V ON HA NDSCHRIFT-FONTS


Wahrscheinlich werden Sie für Ihre Handschrift-Projekte nicht alle von OpenType angebotenen 65.536 Glyphen-Optionen brauchen. Bei dem oben abgebildeten Font handelt es sich um Abrupture von Scott Suttey (siehe Seite 108).

gramm namens „TrueImage“ auf, das aber nie Marktreife

TrueType aufgebaut sind. Für seine Entwicklung taten

erlangte und schließlich fallen gelassen wurde.

sich nun Microsoft und Adobe zusammen und schufen

TrueType-Schriftarten waren und sind immer noch

ein Konzept, das viele Vorteile im Vergleich zu seinen

äußerst erfolgreich, wie man an den mehreren Tausend

Vorgängerformaten hat. So umfasst eine einzige Datei

Fonts, die weltweit – wieder! – abrufbar sind, unschwer

eines OpenType-Fonts bis zu 65.536 Glyphen! Dagegen

erkennen kann. TrueType-Schriften basieren auf einer

nehmen sich die überschaubaren 256 Glyphen, die der

einzigen Datei pro Strichstärke. Die jeweiligen Dateien

gute alte Type 1-Font bereitstellen konnte, doch sehr

werden mithilfe der entsprechenden, in allen Mac- und

mager aus. Wenn das keine guten Nachrichten für die

Windows-Betriebsystemen enthaltenen Softwarepro-

Chinesen sind!

gramme grafisch umgesetzt. Die derzeit angesagte Technologie für skalierbare Fonts ist OpenType, dessen Grundfunktionalitäten auf

WIE DIE SCHRIFT A UF DEN COMPUTER K AM

145


BITMAP- UND VEKTORFONTS IM VERGLEICH B

ei den skalierbaren Schriften haben eindeutig Vektorfonts die Nase vorn. Der Grund dafür liegt in dem kleinen Wörtchen „skalierbar“. „Warum?“, mögen Sie entgegnen, „Ich kann doch auch Bitmapfonts skalieren.“ Da haben Sie natürlich recht, aber bei Fonts geht es vor allem um die Qualität der Wiedergabe. Vektorfonts bieten schlicht den Vorteil, eine Schrift in einer praktisch unendlichen Anzahl von Größen in höchster Qualität wiedergeben zu können.

Bitmapfonts bestehen aus Pixeln und die eignen sich hervorragend, um Mischfarben oder farbliche Abstufungen zu erfassen und zu verarbeiten, weshalb Bitmap­ fonts für fotorealistische Bilder die erste Wahl sind. Allerdings hängt ihre Qualität von den Auflösungsmöglichkeiten ab. Will man Printprodukte in einer annehmbaren Qualität herstellen, sind mindestens 300 ppi (Pixel pro Inch bzw. Zoll) erforderlich. Bildschirmpräsentationen für Webseiten dagegen kommen mit weniger Pixel aus, dafür genügen schon 72 ppi. Diese grundsätzliche Abhängigkeit von der Auflösung bedingt aber auch die eingeschränkte Skalierbarkeit von Bitmapfonts, da sich bei Vergrößerungen in der Regel Detailgrad und Qualität verschlechtern.

Die Abbildung zeigt die Vektor-Linie des „Q“ aus dem Font Adobe Caslon. Deutlich zu sehen sind die Punkte und Koordinaten, mit deren Hilfe die Angleichungen erfolgen.

146

ERSTELLEN V ON HA NDSCHRIFT-FONTS


36-PunktSchrift

236-Punkt-Schrift

536-Punkt-Schrift

Vektorfonts dagegen sind unabhängig von der Auflösung, da sie auf geometrischen Primitiven wie Punkten, Linien, Kurven und Polygonen statt auf Pixel basieren.

dafür, dass Schrift-Designer die Dateigrößen ihrer Fonts so vergleichsweise klein halten können. Eine Einschränkung gibt es jedoch: Da Computer wie

Eine mathematische Gleichung berechnet die jewei-

auch Drucker digital funktionieren, muss letzten Endes

ligen Schnittpunkte und die Linienzüge zwischen diesen

alles in eine Bitmap-Datei, also in Pixel, umgewandelt

Schnittpunkten. Wenn man einen Vektor skaliert, wird

werden. Was man auf dem Bildschirm oder dem Aus-

die exakte Form einfach berechnet und in der gefor-

druck sieht, ist nie wirklich ein Vektor, sondern die Ras-

derten Größe erneut wiedergegeben. Vektoren sind aber

ter-Version eines Vektors. Daher bestimmen letztlich die

nicht das Mittel der Wahl, wenn man fotorealistische

Auflösungsmöglichkeiten des jeweiligen Computers bzw.

Bilder wiedergeben will, da ihre linienbasierte Konst-

Druckers die Qualität der derart umgewandelten Vektor-

ruktion sich nicht für subtile Farbabstufungen eignet. Je

Dateien. Der Unterschied zum Bitmap besteht aber

nach Bild lassen sich manchmal dennoch erstaunlich

darin, dass nach jeder Skalierung neu konvertiert wird,

gute Resultate erzielen. Dagegen eignen sich Vektoren

wodurch das gleichbleibend hohe Qualitätsoutput erzielt

hervorragend für Schriftzüge, Logos oder technische

werden kann.

Illustrationen – und natürlich für Fonts. Ihre gute Skalierbarkeit bedeutet, dass sich ein Font problemlos als 6-Punkt-Schrift, 60-Punkt-Schrift oder 600-Punkt-Schrift wiedergeben lässt − und das ohne Qualitätseinbußen! Ein weiterer großer Vorteil von Vektoren ist die Dateigröße. Um allein eine Linie als Bitmap darzustellen, benötigt man eine ganze Latte aneinandergereihter Pixel, von denen jedes ein bestimmtes Datenvolumen verschlingt. Je länger die Linie wird, desto mehr Pixel braucht man – und damit steigt auch das Datenvolumen. Bei Vektoren dagegen benötigt man nie mehr als zwei Punkte, um eine Linie darzustellen, und zwar völlig unabhängig davon, wie lang die Linie sein soll. VektorDateien erfordern also ein erheblich kleineres Datenvolumen als Bitmap-Dateien, und das ist auch der Grund

BITMAP- UND VEK TORFONTS IM VERGLEICH

147


ZEICHNEN UND EINSCANNEN N

atürlich gibt es beim Zeichnen von Schriften keine vorgeschriebene Methode, ein paar Tipps und Tricks sollte man aber dennoch beachten. Als Erstes gilt: Gute Resultate erfordern eine gute Papierqualität. Qualitätspapier zeichnet sich durch eine glatte Oberfläche aus, was wichtig ist, damit der Stift leicht über die Oberfläche gleiten kann. Daneben sollte das Papier wenig saugfähig sein und nicht quellen, da dies ansonsten, zumindest beim Zeichnen mit Feder und Tusche, leicht zu zerfransten Buchstaben führen kann. Ich arbeite am liebsten auf hochwertigem Layoutpapier.

Vergessen Sie nicht, Ihre Scannerscheibe gründlich zu

Experimentieren Sie am besten mit unterschiedlichen

reinigen, wenn Sie Ihren Scanner eine Weile nicht mehr

Papierqualitäten, um herauszufinden, welche Qualität

benutzt haben, und radieren Sie alle Bleistiftstriche

Ihnen am besten liegt. Ebenso wichtig ist die Wahl des

sauber weg, so klein sie auch sein mögen. Eine mögliche

richtigen Zeichengerätes. Generell gilt: Unterschiedliche

Alternative dazu habe ich bereits auf Seite 8 erwähnt:

Schriftarten erfordern unterschiedliche Zeichengeräte.

das Skizzieren mit blauem Bleistift. Wenn Sie Ihre Ent-

Meist macht es Sinn, die Buchstaben zuerst mit Bleistift

würfe mit blauem Bleistift zeichnen, hat das den Vor-

vorzuzeichnen, bevor sie dann mit Stift oder Marker

teil, dass Sie die blauen Bleistiftlinien nicht wegradieren

nachgezogen werden. Eine Ausnahme bilden kalligrafi-

müssen (außer sie wären sehr dick aufgetragen), da sie

sche Schriften, bei denen man am besten gleich zur

vom Scanner nicht erkannt werden.

Kalligrafiefeder greift. Fineliner eignen sich hervorragend

Schwarz-Weiß-Modus einscannen, da Ihre Buchstaben

vergleichsweise leicht über die Oberfläche, sodass sich

letztendlich nur als kompakte Form funktionieren

besonders Kurven und Linien gut mit ihnen zeichnen

müssen. Grautönungen innerhalb der Buchstaben sind

lassen. Für gröbere Schriften mit dickeren Strichen sind

eher hinderlich, wenn Sie im nächsten Schritt daran

Marker geeigneter.

gehen, die Buchstaben in Vektoren umzuwandeln. Den-

Ein weiterer Tipp, den ich bereits zu Anfang

noch würde ich Ihnen empfehlen, zuerst im Graustufen-

erwähnte: Wenn Sie einen kompletten Zeichensatz und

Modus zu scannen, um so viele Details wie möglich zu

nicht nur ein Einmal-Produkt kreieren wollen, sollten

erfassen. Diesen Scan überarbeiten Sie entsprechend,

Sie von Anfang an darauf achten, die neu entworfenen

bevor Sie an die Umwandlung in eine Vektorendatei

Zeichen in einer einheitlichen Größe zu gestalten.

gehen. Wählen Sie beim Einscannen eine hohe Auf-

Ansonsten wird es nach dem Einscannen richtig auf-

lösung, aber auf keinen Fall unter 300 dpi. Ich scanne

wendig, alles auf die gleiche Größe zu bringen, da sich

meine Zeichenarbeiten mit 600 dpi ein. So kann ich

beim Auf- und Abskalieren natürlich auch die Strich-

sicher sein, dass wirklich jedes Detail erfasst wird.

stärken verändern. Haben Sie Ihren Satz handgezeichneter Buchstaben

148

Natürlich können Sie Ihre Originale sofort als

zum Nachfahren von Bleistiftlinien. Ihr Strich gleitet

Wenn Sie mit dem Einscannen fertig sind, öffnen Sie Ihre Dateien in einem Bildbearbeitungsprogramm

dann endlich fertig, ist der nächste Schritt das Ein-

wie Photoshop Elements und überprüfen die Qualität

scannen. Der beste Rat, den ich Ihnen hier geben kann:

Ihrer Scans. Der einfachste Weg, um Schmieren, Streifen

Arbeiten Sie so sauber und gründlich wie möglich!

und sonstige ungewollte Details zu entfernen, ist über

ERSTELLEN V ON HA NDSCHRIFT-FONTS


EPSON Scanner

Vorschau Normal

Modus: Standard-Modus

Vorschau

Zoom

Einstellungen Name:

Display

Benutzereinstellung Sichern

Löschen

Original Dokumententyp:

Alles Rotieren

Flachbrett

Dokumentquelle:

Dokumenttabelle

automatische Auswahl:

Dokument

Destination 8-bit Graustufen

Bildtyp: Auflösung:

dpi

600

Quelle: B

180.7

H

255.7

mm

A4 (210 x 297 mm)

Zielgröße: Anpassungen

Zurück Unscharfe Maske Entrastern Rasterfeinheiten:

Fine Prints (175 lpi)

Farb-Restauration Belichtungskorrektur

Vorschau

Hilfe

Scannen

Konfigurieren...

Schließen

Achten Sie darauf, dass Sie den Scan als GraustufenScan durchführen (8-bitGraustufe wäre perfekt). Zudem sollte die Auflösung bei mindestens 300 dpi liegen. Bei dem hier abgebildeten Font handelt es sich um Skinny Fringe von Michelle Tilly (siehe Seite 44).

das Dialogfeld „Tonwertkorrektur“ (Überarbeiten > Beleuchtung anpassen > Tonwertkorrektur). Korrigieren Sie Unreinheiten, indem Sie Weißflächen weißer und Schwarzflächen schwärzer einfärben. Achtung: Dieses Vorgehen ist nur beim Graustufen-Scan möglich, beim SchwarzWeiß-Bitmap lassen sich keine Tonwerte korrigieren. Wenn Sie Ihre Buchstaben dann endlich sauber vor sich auf dem Bildschirm liegen haben und mit dem Scan zufrieden sind, können Sie mit dem Nachzeichnen beginnen.

Tonwertkorrktur Weitere Informationen zum Thema Tonwertkorrektur Kanal:

Tonwertkorrktur

OK

Weitere Informationen zum Thema Tonwertkorrektur

Abbrechen

Grau

Kanal:

Zurück

Zurück

Input Levels:

Input Levels:

Auto

Vorschau

Tonwertumfang:

OK Abbrechen

Grau

Auto

Das Bild zeigt den Scan vor der Überarbeitung mit der Funktion „Tonwertkorrektur“. Die schmierigen Streifen sind noch deutlich zu erkennen. Bei dem abgebildeten Font handelt es sich um Fill In von Emma Frith (siehe Seite 40).

Vorschau

Tonwertumfang:

Ziehen Sie den rechten Regler des Dialogfeldes „Tonwertspreizung“ etwas nach links und die Streifen verschwinden.

ZEICHNEN UND EINS CANNEN

149


ARBEITEN MIT VEKTOREN A

uf den folgenden Seiten werden zwei Möglichkeiten vorgestellt, wie sich handgezeichnete Schriften digitalisieren lassen. Der schnellste und einfachste Weg ist sicherlich die Erfassung und Überarbeitung der eingescannten Buchstaben mithilfe der Option „Bildnachzeichner“. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Scans als eine Art Vorlage zu benutzen und die Schriftzeichen manuell mithilfe der jeweiligen Tools Ihres Grafikprogramms nachzuziehen.

Ich verwende Adobe Illustrator CS6, doch die hier

Nachzeichneroptionen, sodass man sich nicht durch

beschriebenen Methoden sind praktisch auf alle gängigen,

alle Einstellungen durchtüfteln muss. Öffnen Sie Ihre

vektorfähigen Grafiksoftwares übertragbar. Lassen Sie sich

gescannte Bilddatei in Illustrator und klicken Sie auf

also nicht abschrecken, wenn Sie ein anderes Programm

den kleinen Abwärtspfeil rechts neben der Schalt-

haben: Sie werden sehen, es ist einfacher, als Sie denken.

fläche „Bildnachzeichner“ im oberen Bedienfeld. Bei den Vorgängern von Illustrator CS6 heißt die Schaltfläche

Nachzeichnen mit Adobe Illustrator

„Nachzeichnen“. Es erscheint eine Liste unterschiedli-

Fangen wir mit der Option „Bildnachzeichner“ an. Adobe

cher benutzerdefinierter Vorgaben. Experimentieren Sie

Illustrator ist in der Lage, eingescanntes Bildmaterial

mit den verschiedenen Vorgaben, indem Sie dazwischen

äußerst akkurat nachzuzeichnen. Daneben bietet das

einfach immer wieder den Befehl „Rückgängig“ oder

Programm eine umfangreiche Palette vordefinierter

„Wiederherstellen“ bzw. „Wiederholen“ verwenden. So

Illustrator

Bild

Datei

ABC.bmp

Bearbeiten

RGB PPI: 300

Objekt

Schrift

Einbetten

Auswahl

Original bearb.

Effekt

Ansicht

Bildnachzeichner

Fenster

Hilfe

Maske

Deckkraft: 100%

Benutzerdefiniert Ebene

[Vorgabe] Skinny Fringe

Hohe Fototreue Geringe Fototreue 3 Farben 6 Farben 16 Farben Graustufen Schwarzweißlogo Skizzengrafik Silhouetten Strichgrafik Technische Zeichnung

1 Ebene Farbfelder [Ohne] [Passermarken]

Attribute Fläche überdr.

Kontur überdr.

Kontur Stärke: Abschluss:

150

ERSTELLEN V ON HA NDSCHRIFT-FONTS

Auswahl

X:

22.225 mm Y:

_Scan.tif @ 583% (CMYK/Vorschau)

20.108 mm

W:

44.45 mm

H:


können Sie gefahrlos testen, welche Auswirkungen die

auf eines der Felder klicken. Jetzt können Sie mit dem

jeweilige Anwendung auf Ihre Zeichnung hat.

jeweiligen Tool die Umrisse Ihres eingescannten Buch-

Für unsere Zwecke am geeignetsten ist in CS6 die Option „Schwarz-Weiß-Logo“. In CS5 und älteren Ver-

stabens nachzeichnen. Der einfachste Pfad, den Sie mit dem Zeichenstift-

sionen heißt das entsprechende Feld „Beschriftung“, die

Werkzeug erstellen können, ist eine gerade Linie. Setzen

Funktionsweise ist jedoch dieselbe. Sie können sich aber

Sie dazu durch Klicken mit dem Werkzeug zwei Anker-

auch überraschen lassen und direkt auf das Bedienfeld

punkte. Wenn Sie an einer anderen Stelle erneut auf

„Bildnachzeichner“ klicken. Das Programm wählt dann

die Maustaste klicken, erstellen Sie einen Pfad, der aus

selbstständig eine Vorgabe aus, was allerdings nicht

geraden, durch Eckpunkte miteinander verbundenen

immer zu optimalen Ergebnissen führt. Wenn Sie mit

Liniensegmenten besteht. Wenn Sie Kurven zeichnen

dem Resultat zufrieden sind, klicken Sie auf „Umwan-

wollen, müssen Sie an der Stelle, an der die Kurve ihre

deln“ im selben Bedienfeld – fertig! Die erste Vektorgrafik

Richtung ändert, einen Ankerpunkt hinzufügen und

des ersten Buchstabens ist erstellt. Wenn Sie die benut-

dann die Richtungslinien ziehen, die die Kurve formen.

zerdefinierten Vorgaben der Schaltfläche „Bildnach-

Länge und Neigung der Grifflinien bestimmen die Form

zeichner“ modifizieren oder ergänzen wollen, können Sie

der Kurve.

das über Fenster > Bildnachzeichner tun. Besonders

Illustrator CS6 hat im Vergleich zu den Vorgängerprogrammen einige wesentliche Verbesserungen für die Anwendung „Bildnachzeichner“ eingeführt.

In der Regel dauert es nicht allzu lange, bis man den Umgang mit diesem Tool gelernt hat. Der Vorteil liegt auf der Hand: Je nach Komplexität und Detailreichtum eines Zeichens können Sie nun selbst entscheiden, ob Sie den automatischen Bildnachzeichner oder die manuelle

Manuelle Bearbeitung mit Adobe Illustrator

Variante verwenden wollen. Vielleicht entscheiden Sie

Als Alternative können Sie Ihr Bildmaterial auch

sich sogar für eine Kombination aus beiden Varianten –

manuell nachzeichnen. Diese Vorgehensweise bietet

wer weiß?

sich zum Beispiel bei einfachen Buchstaben mit wenigen

Ebenen

Zierelementen an. Dafür braucht man allerdings einiges

Zeichnen Ebene 1

Geschick im Umgang mit dem Illustrator Zeichenstift-Werkzeug, doch mit etwas Übung kann man sich relativ schnell einarbeiten, sodass das Nachzeichnen der eigenen Vorlage kein Problem mehr darstellen dürfte. Wenn Sie mit dieser Methode experimentieren wollen,

2 Ebenen Farbfelder [Ohne] [Passermarken] Weiß

gehen Sie wie folgt vor: Importieren Sie Ihren Scan in

Schwarz CMYK Rot CMYK Gelb CMYK Grün

Illustrator auf ein leeres Illustrator-Dokument, bringen Sie Ihr Bild in die gewünschte Position und schließen Sie dann die Ebene. So vermeiden Sie, dass Sie unabsichtlich

CMYK Cyan CMYK Blue

Attribute Fläche überdr.

Kontur überdr.

Kontur Stärke:

1 pt

Abschluss: Max.: 10

Ecke:

x

Kont ausr.: Gestrichelte Line

Links: Wählen Sie Ihre gewünschte Vorgabe aus dem oberen Dialogfeld aus. Ihr Scan wird dann automatisch und äußerst akkurat nachgezeichnet. Der Screenshot zeigt die Schrift Skinny Fringe von Michelle Tilly (siehe Seite 44).

Rechts: Der Umgang mit dem Zeichenstift-Werkzeug von Illustrator zum Nachzeichnen Ihrer Buchstaben ist ein fast intuitiver Prozess, der einem geübten Zeichner nicht schwerfallen wird. Bei dem hier abgebildeten Font handelt es sich um Control Chaos von Sarah Lu (siehe Seite 28).

Strich Lücke Strich Lücke Strich Lücke Pfeilspitzen: Skalieren: Ausrichten: Profil:

Gleichm.

Ausri. Ankerpunkte ausrichten:

Ankerpunkte verteilen:

Abstände:

in Bezug:

Pathfinder Frommodi: Umwandeln Pathfinder:

Pen

ARBEITEN MIT VEK TOREN

151


DIGITALISIEREN D

ie Auswahl an Softwareprogrammen, mit denen sich handgezeichnete Alphabete in einen digitalen Font umwandeln lassen, ist überschaubar, aber die auf dem Markt erhältlichen Lösungen erfüllen ihren Zweck recht gut. Die Wahl der Software sollte sich an der Ausgereiftheit und dem Detailreichtum Ihrer Projekte orientieren. Für dieses Buch habe ich eine Einsteigervariante gewählt, nämlich TypeTool von FontLab.

TypeTool wird von FontLab (www.fontlab.com) als kleine

Das Font-Fenster

Typedesign-Software-Lösung für Hobby-Schriftschöpfer,

Ganz gleich ob Sie einen neuen Font entwerfen wollen

Design-Studenten und Professionelle gleichermaßen

(über Datei > Neu in der Menüleiste) oder ob Sie einen

angepriesen und eignet sich hervorragend für Neulinge

bereits bestehenden digitalen Font modifizieren wollen,

auf dem Gebiet des Schriftdesigns. TypeTool funktioniert

das erste Fenster, das sich öffnet, ist das Font-Fenster

sowohl auf Mac als auch auf PC, allerdings sollten Sie

(siehe unten). Es zeigt für jede verfügbare oder mögliche

vor der Installierung prüfen, ob Ihr Betriebssystem die

Glyphe ein separates Feld. Der auf dem Screenshot zu

neueste Version verarbeiten kann. Zur Software gibt es

sehende Font ist übrigens Archive Tilt, der auch für die

ein 380 Seiten starkes Handbuch, in dem wirklich jedes

Haupt-Überschriften in diesem Buch verwendet wurde.

Detail erfasst wird. Lassen Sie sich aber vom Umfang

Wenn Sie sich das Font-Fenster genau anschauen,

nicht abschrecken – das Handbuch ist klar strukturiert und in einer einfachen, verständlichen Sprache gehalten. Auf den folgenden Seiten will ich Ihnen einen kurzen Einblick darüber geben, was mit TypeTool möglich ist.

DIE WERKZEUG-PALETTE Wenn Sie sich mit Adobe Illustrator, CorelDRAW oder ähnlichen Programmen auskennen, wird Ihnen die Werkzeug-Palette von TypeTool bekannt vorkommen. Die Werkzeuggalerie beinhaltet vertraute Werkzeuge wie Auswählen, Radiergummi, Schere- und Messerwerkzeug sowie Lineal und Zeichenstift-Werkzeug. Daneben gibt es die Werkzeuge Ankerpunkt hinzufügen, Drehen, Skalieren, Verbiegen und Frei transformieren sowie Werkzeuge zum Erstellen von Grundformen.

152

ERSTELLEN V ON HA NDSCHRIFT-FONTS

Font – Archive Tilt [/.../ Archive Tilt folder/ArchiTil] Name

MacOS Roman


werden Sie feststellen, dass einige Felder grau unterlegt

die Buchstaben sitzen) und x-Höhe (Höhe der Kleinbuch-

und leer sind. Diesen Feldern wurden keine speziellen

staben) einstellen lassen, weitere Hilfslinien dienen zum

Glyphen zugewiesen. Glyphenfelder mit weißem Hin-

Festlegen der Buchstabenbreite und des Buchstabenzwi-

tergrund bezeichnen die Felder, für die bereits Glyphen

schenraumes.

in dem jeweils gewählten Font existieren, grau hinterlegte Glyphenfelder sind als Vorlage für neue Glyphenvarianten vorgesehen. Sollen Ihre Glyphen auf einer normalen Tastatur funktionieren, müssen sie den entFontinformation – Archive Tilt

sprechenden Glyphenfeldern zugeordnet werden. Wollen Sie Glyphen bearbeiten, rufen Sie das jeweilige GlyphenFenster auf, indem Sie einen Doppelklick auf das entsprechende Glyphenfeld setzen.

Namen und Copyright Copyright-Informationen Designer-Informationen Lizenzinformation Version und Identifikation ID-Einstellungen Zurichtung und Dimension Hauptdimension TrueType-spezifische Zurichtung Codierung und Unicode

Basissatz an Fontnamen Familienname: Archive Tilt Strichstärke: Normal

400

Font ist kursiv formatiert Font ist fett formatiert

Breite: Normal

Weitere Stile Stilname: PS-Fontname: Archive Tilt Vollständ. Name: Archive Tilt

Regular Italic Bold Bold Italic

Build Style Name

Menüname: Archive Tilt FOND-Name: Archive Tilt Name generieren

MyFonts.com

Abbrechen

Übernehmen

OK

Die Leiste „Fontinformationen“ Bevor ich Ihnen zeige, wie Sie Ihre selbst entworfenen Schriften nach TypeTool importieren, stelle ich Ihnen eine weitere wichtige Bedienleiste vor: das Panel „Fontinformationen“. In diesem Feld werden alle entscheidenden Daten Ihres Fonts eingegeben. Das ist äußerst wichtig, da die Designsoftware, in der Sie Ihren Font verwenden wollen, ohne diese Informationen nicht in der Lage ist, Ihre handgezeichnete Schrift innerhalb des eigenen Font-Menüs zu listen. Das Glyphen-Fenster Im Glyphen-Fenster (siehe oben) werden alle Modifikationen wie Zeichnen und/oder Bearbeiten durchgeführt. Wenn Sie auf ein graues Glyphenfeld klicken, wird das Fenster immer noch einen groben Umriss der zugewiesenen Glyphe zeigen. Sie können diese Glyphe verstecken, indem Sie den Hintergrund über Ansicht > Ebenen anzeigen > Hintergrund deselektieren.

Neben dem Familiennamen (hier Archive Tilt) werden auch Angaben zu Strichstärke und Breite verlangt. Das ist wichtig für den Fall, dass es mehr als einen Font gleichen Familiennamens innerhalb einer Schriftfamilie gibt. Nachdem Sie die entsprechenden Informationen in den oberen Teil des Panels eingegeben haben, klicken Sie auf „Namen generieren“. Der Rest wird dann automatisch vom Programm ausgefüllt.

Im Fenster erscheinen ein Hintergrundsraster sowie justierbare Hilfslinien, mit denen sich Versalhöhe (Höhe der Großbuchstaben), Grundlinie (Schriftlinie, auf der

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Importieren von Umriss-Fonts aus Adobe Illustrator

Bevor Sie nun Ihre Dateien in die entsprechenden

Natürlich lassen sich Umriss-Fonts auch direkt in Type-

Felder von TypeTool exportieren, sollten Sie überprüfen,

Tool kreieren, ich verwende aber lieber Illustrator zum

ob alle Ihre in Illustrator gezeichneten Glyphen auch die

Erstellen meiner Schriften. Illustrator bietet flexiblere

gleiche Größe aufweisen. Die vorgegebene Versalhöhe

Arbeitsflächen und hat zudem den weiteren Vorteil, dass

im Glyphen-Fenster von TypeTool liegt bei 700 Punkten,

man nebeneinander an mehreren Glyphen gleichzeitig

daher macht es Sinn, diese Größe auch als Standard-

arbeiten kann, sodass sich grundlegende Designfragen

größe für Ihre Illustrator-Dateien zu verwenden. Für das

bereits während des Entwicklungsprozesses besser

folgende Beispiel habe ich die Majuskel „A“ der Schrift

klären lassen. Wie Vektorumrisse in Illustrator erstellt

Skinny Fringe von Michelle Tilly verwendet, die ich zuvor

werden, habe auf den Seiten 150−151 bereits erklärt.

wie auf Seite 150 beschrieben manuell bearbeitet hatte.

Sollen diese Umrisse nach TypeTool importiert werden,

Öffnen Sie ein neues Illustrator-Dokument und

muss eine der Illustrator-Voreinstellungen geändert

wählen Sie eine Mindesthöhe von 700 Punkten. Noch

werden. Gehen Sie im Menü auf Illustrator > Voreinstel-

besser ist es, wenn Sie für Ihr Dokument eine Höhe

lungen > Daten verarbeiten und Zwischenablage. Achten

von 900 Punkten wählen sowie eine Mindestbreite von

Sie darauf, dass die Einstellungen der Funktion „Daten

1200 Punkten, damit Sie auch genug Platz für breitere

verarbeiten und Zwischenablage“ denen des Screen-

Buchstaben wie zum Beispiel das „M“ haben. Platzieren

shots unten entsprechen. Zeigt die Einstellung „Kopie

Sie nun Grundlinie und Versallinie jeweils 100 Punkte

als“ das Dateiformat PDF an, erscheint Ihr nach TypeTool

von der oberen und unteren Maximallinie entfernt – so

exportiertes Bild als graues Bitmap und nicht als Vektor-

erhalten Sie eine genau 700 Punkte messende Arbeits-

umriss.

fläche. Fügen Sie Ihre Buchstaben-Datei mit Copyand-paste in das Dokument ein und richten Sie es entsprechend dem unten abgebildeten Screenshot an

Voreinstellungen Allgemein Auswahl und Ankerpunkt-Anzeige Schrift Einheit Hilfslinien und Raster Intelligente Hilfslinien Slices Wörterbuch und Silbentrennung

Für verknüpfte EPS-Dateien Version mit niedriger Auflösung verwenden

ohne Qualitätseinbußen beliebig hochskaliert werden

Bitmaps als geglättete Bilder in der Pixelvorschau anzeigen

können, ist das völlig unerheblich.

Bei Änderungen wählen

Verknüpfungen aktua.:

Zwischenabl. beim Beenden

Benutzeroberfläche

Kopie als:

Aussehen von Schwarz

erheblich kleiner ist als 700 Punkte, da Vektoren aber

Dateien

Zusatzmodule und virtueller Speicher Dteien verarbeiten und Zwischenablage

der Versallinie aus. Sie werden feststellen, dass Ihr „A“

Dateien verarbeiten und Zwischenablage

PDF AICB (keine Transparenzunterstützung) Pfade beibehalten Aussehen und Überdrucken beibehalten

Abbrechen

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ERSTELLEN V ON HA NDSCHRIFT-FONTS

OK


Wählen Sie die für Ihre Glyphe entscheidenden Pfadsegmente aus und ordnen Sie sie mit Objekt > Gruppieren an. Skalieren Sie nun alles auf eine Höhe von 700 Punkten hoch. Hierfür klicken Sie die untere rechte Ecke des gruppierten Objekts an und ziehen sie bei gedrückter Shift-Taste nach rechts unten. So behält der Buchstabe seine Proportionen. Sie können alternativ aber auch die genauen Zahlwerte in die entsprechende Anwendungsleiste eingeben. Achten Sie dabei auf das Kettensymbol neben dem Feld „Strichbreite“, damit auch bei diesem Vorgehen die Höhe-Breite-Proportionen beibehalten werden.

Der oben geschilderte Vorgang ist nicht mehr als ein kurzer Einblick in diesen Prozess. Ich würde daher jedem raten, sich vor dem eigentlichen Kauf zuerst Testsoftware herunterzuladen – so können Sie besser einschätzen, was letzten Endes auf Sie zukommt. Vor allem aber gilt: Lassen Sie sich nicht abschrecken! Die Wenn Sie mit Größe und Proportion Ihrer Glyphe zufrieden sind, behalten Sie den Auswahl-Modus bei und kopieren die Datei auf dem Mac mit Cmd+c oder auf dem PC mit Ctrl+c. Wechseln Sie nun nach „TypeTool“. Öffnen Sie das vordere Font-Fenster, falls Sie das

Handhabung eines Softwareprogramms wie TypeTool ist bei Weitem nicht so schwierig, wie es auf den ersten Blick scheint, und der beste Weg, mehr aus Ihren auf dem Papier oder in Illustrator kreierten Alphabeten zu machen.

noch nicht gemacht haben, und öffnen Sie mit einem Doppelklick auf das A-Feld das entsprechende GlyphenFenster. Setzen Sie nun den Vektor-Pfad aus Ihrer Ablage mit Cmd+v auf dem Mac oder mit Ctrl+v auf dem PC ein. Ihre Glyphe erscheint jetzt perfekt eingepasst mit korrekter Versalhöhe und Grundlinie im neu geöffneten Fenster (siehe oben rechts). Sichern Sie Ihre Datei, schließen Sie das Glyphen-Fenster und fahren Sie entsprechend mit dem Buchstaben „B“ fort.

All jenen, die nun in Sachen digitale Font-Erstellung Blut geleckt haben und tiefer in die Materie einsteigen wollen, empfehle ich FontLab Studio für das Weiterarbeiten. FontLab ist eine hoch spezialisierte Schriftdesign-Software, die in fast allen großen Schriftentwicklungsbüros verwendet wird. Wie bei TypeTool sind auch hier unter www.fontlab.com vielfältige Informationen und Downloads erhältlich.

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DIE ANATOMIE DER SCHRIFT A

lle in diesem Buch vorgestellten Schriften sind handgezeichnet und somit von Natur aus Unikate. Dennoch beruhen natürlich auch sie auf den 26 Buchstaben (und sonstigen Sonderzeichen) des römischen Alphabets und teilen dieselben Grundeigenschaften, die auch andere traditionelle Schriften auszeichnen. Die folgende Abbildung zeigt die wichtigsten Bestandteile einer Schrift.

Scheitel

Bogen

Stamm

Diagonale

Querstrich

Schnabel Aufstrich

Ansatz

geschlossene Punze

Auge

Kurve /Rücken

offene Punze Bein oder Abstrich Die abgebildeten Schriftzeichen sind der Schrift FTI-64 von Lee Suttey entnommen (siehe Seite 52).

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DIE ANATOMIE DER SCHRIFT

Bauch Schleife


GLOSSAR Auge: Mit „Auge“ wird vor allem der vollständig geschlossene Innenraum (siehe auch Punze) der Minuskel „e“ bezeichnet. Dickte: Typografischer Fachbegriff für die Breite eines Buchstabens Dicktengleiche Schrift: Auch „Monospace-Schrift“ genannt. Dicktengleiche Schriften sind Schriftarten, bei denen alle Glyphen dieselben, festen Zeichenbreiten (Dickten) innerhalb einer Textzeile einnehmen. Egyptienne: „Egyptienne“ oder „Serifenbetonte LinearAntiqua“ nennt man Serifenschriften mit kompakten, deutlich verstärkten und stumpf zulaufenden Serifen. Ein weiteres Merkmal dieser von der Antiqua abgeleiteten Schriften sind ihre gleichmäßigen Strichstärken. Font: Bezeichnet den elektronischen Code eines Zeichensatzes, der zur Darstellung von digitalisierten Schriftsätzen auf Bildschirmen, Druckern oder in der Datenverarbeitung eingesetzt wird. Glyphe: Eine Glyphe ist die konkrete grafische Darstellungsvariante eines bestimmten Schriftzeichens oder Graphems innerhalb einer Schriftart. Unsere gängigen Schriftarten haben zum Beispiel für jedes Schriftzeichen meist zwei Glyphen: die Majuskel (Großbuchstabe) und die Minuskel (Kleinbuchstabe). Manche Schriftarten verfügen über weitere Schriftzeichen- bzw. Graphem-Varianten, wie zum Beispiel OpenType (siehe Seite 145) oder HandschriftVarianten.

Punze: Bezeichnet die freien Innenräume einer Glyphe. Eine Punze kann offen oder geschlossen sein. Der obere Teil der Minuskel „e“ ist zum Beispiel eine geschlossene Punze, während der untere Teil eine offene Punze darstellt. Punze, offene: Als offene Punzen werden nicht komplett geschlossene Innenräume von Buchstaben bezeichnet, wie zum Beispiel beim Buchstaben „u“. Schattenachse: Bezeichnung für die imaginäre Achse zwischen den Stellen eines Buchstaben mit der geringsten Strichstärke. Wird auch als „Symmetrieachse“ bezeichnet. Schriftart: Die Gesamtheit einer Zeichensatzfamilie in allen ihren Größen- und Strickstärkenvariationen (siehe auch Zeichensatz). Schriftzeichen: Das Schriftzeichen ist die abstrakte Idee eines Buchstabens, während die Glyphe seine konkrete grafische Darstellung bezeichnet. So entsprechen beispielsweise „A“ und „a“ einem einzigen Schriftzeichen, stellen jedoch zwei verschiedene Glyphen dar. Serife: Als Serifen bezeichnet man die feinen, häkchenartig auslaufenden Enden eines Buchstabens. Charakteristisches Merkmal aller Serifenschriften Serifenlose Schrift: Schrift, deren Zeichen und Buchstaben keine Serifen besitzen Strich: Jede Glyphe besteht aus mehreren, an Federstriche erinnernden Linien.

Kursiv: Sammelbegriff für alle der Handschrift nachempfundenen, nach rechts geneigten Schriftvarianten

Strichstärke: Bezeichnet die jeweilige Stärke der Striche oder Linien, aus denen die einzelnen Zeichen einer Schriftart bestehen.

Majuskel: Typografischer Fachbegriff, der die Großbuchstaben eines Alphabets bezeichnet. Der Begriff stammt von dem lateinischen Wort maiuskulus („etwas größer“) ab.

Strichstärkenkontrast: Dieser Begriff bezeichnet den Unterschied zwischen den dicken und dünnen Strichen bzw. Linien einer Glyphe.

Minuskel: Typografischer Fachbegriff, der die Kleinbuchstaben eines Alphabets bezeichnet. Der Begriff stammt von dem lateinischen Wort minuskulus („etwas kleiner“) ab.

Versalhöhe: Bezeichnet die Höhe einer Majuskel (Großbuchstabe) von der Grundlinie aus. Gilt traditionell als Maßstab für den Schriftgrad.

PostScript: In der Typografie bezeichnet PostScript eine in den 1980er-Jahren entwickelte Seitenbeschreibungssprache. Dabei handelt es sich um ein Vektorgrafikformat, mit dessen Hilfe sich Schriftarten auf jede beliebige Größe skalieren und auf entsprechend ausgerüstete Drucker übertragen und ausdrucken lassen.

Zeichensatz: Auch „Schriftart“ oder einfach nur „Schrift“ genannt. Unter einem „Zeichensatz“ versteht man den spezifischen Vorrat an Zeichen bzw. Glyphen einer Schrift (einschließlich der Zahlen, Satzzeichen und verschiedenen anderen Symbolen) für eine spezielle Punktgröße und Strickstärke.

Proportionalschrift: Proportionale Schriftarten sind Schriften, bei denen alle Glyphen unterschiedliche Dickten innerhalb einer Textzeile einnehmen.

x-Höhe: Bezeichnet die Höhe des mittleren Teils einer Minuskel (Kleinbuchstabe) von der Grundlinie aus bis zur x-Linie. Wird auch als „Mittelhöhe“ bezeichnet.

GLOSSAR

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