Barnes, Quilten in der dritten Dimension

Page 1



C. June Barnes

Quilten in der dritten

Dimension



C. June Barnes

Quilten in der dritten

Dimension Techniken und Projekte

Haupt Verlag


Dank Was täte ich ohne die Toleranz und Unterstützung meiner Familie? Danke euch allen! Und ein besonderes Dankeschön den wunderbaren Freunden, die all meine Zeichnungen und Erläuterungen gewissenhaft durchgearbeitet haben, um zu überprüfen, ob sie schlüssig und verständlich sind! Euer Rat war mir eine unschätzbare Hilfe. Ich widme dieses Buch all jenen, die bereit sind, mit ihren Arbeiten sicheres Terrain zu verlassen, die gerne Grenzen sprengen und sich fragen „Was wäre, wenn …?“.

Die englischsprachige Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel Exploring Dimension in Quilt Art bei Batsford, 10 Southcombe Street, London W14 0RA, einem Unternehmen von Anova Books Company Ltd, London Copyright © 2012 Batsford Text © 2012 C. June Barnes Aus dem Englischen übersetzt von Sybille Heppner-Waldschütz, D-Königs Wusterhausen Umschlag und Satz der deutschsprachigen Ausgabe: Verlag die Werkstatt, D-Göttingen Redaktion der deutschsprachigen Ausgabe: Ute Orth, D-Freiburg Printed in China

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN: 978-3-258-60101-4 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2014 für die deutschsprachige Ausgabe Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. www.haupt.ch Wünschen Sie regelmäßig Informationen über unsere neuen Titel zum Gestalten? Möchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Haben Sie Anregungen für unser Programm? Dann besuchen Sie uns im Internet auf www.haupt.ch. Dort finden Sie aktuelle Informationen zu unseren Neuerscheinungen und können unseren Newsletter abonnieren.


Inhalt Dank

4

Einleitung

Dreidimensionale geometrische Objekte 52

6

Quadrate

53

Inspiration

8

Kreise

58

Ein Wort zu diesem Buch

11

Bevor Sie beginnen

12

Gepatchte Konstruktionen

66

Grundausstattung

12

Platonische Körper

66

Nähtechniken

13

Archimedische Körper

74

Verzierungen

14

Kugeln

76

Präsentation

16

Halbmonde

82

Pyramiden

86

Oberflächen

18

Prismen

90

Oberflächenbearbeitung

18

Zylinder

94

Oberflächenverzierung

22

Kapseln

97

Die Fläche bearbeiten 24

Galerie 103

Flechten mit Streifen

24

Collective Purple 104

Wickeln

24

Audrey Critchley 106

Falten

25

Pat Deacon 108

Raffen

30

Inger Milburn 110

Smoken

32

Eva Thomas 112 Linzi Upton 114

Die Fläche anordnen

34

Stapeln und Schichten

35

Einrollen oder Wickeln

38

Anhang

123

Spiralen

40

Bezugsadressen

125

Glossar

126

Studio 21 116

Auseinanderziehen und in die Länge ziehen

46

Weiterführende Literatur

127

Verdrehen

48

Register

128


Einleitung Wir sind von Dreidimensionalität umgeben. Alles, was wir sehen, ist räumlich. Und trotzdem kreieren Quilter/ innen bevorzugt flache Stücke. In diesem Buch möchte ich die schier unendlichen Möglichkeiten zur Gestaltung dreidimensionaler Quiltkunstwerke erforschen, indem ich ein traditionell zweidimensionales Handarbeitsgebiet um Tiefe, Gestalt, Struktur und Form bereichere. Kleidung und Gebrauchsgegenstände wie Kissen, Taschen und Mützen werden hier jedoch nicht berücksichtigt, da sich zahlreiche andere Publikationen eingehend damit befassen. Allerdings könnten auch solche Stücke von den nachfolgend vorgestellten Ideen profitieren. In diesem Werk steht die Form im Mittelpunkt, nicht die Funktion. Einige der Schritt-für-Schritt-Anleitungen bieten Gelegenheit zur Anfertigung von nützlichen Gegenständen, aber alle können, wie bei den ausgewählten Beispielen, zu stärker künstlerisch geprägten Interpretationen führen. Optische Dreidimensionalität oder eine Illusion davon (wo eine einzige Fläche dreidimensional erscheint) lässt sich durch den geschickten Einsatz von Hell und Dunkel erzielen. Das gängigste geometrische Beispiel für eine optische Täuschung sind die „Baby Blocks“ (Bauklötze, siehe unten). Darüber hinaus gibt es noch viele andere Muster und Entwürfe, die diesen Effekt mithilfe von Kontrasten erzielen. Zahlreiche der in meinem Buch vertretenen Quilterinnen haben, von Künstlern wie Vasarely und Escher inspiriert, bei ihrer Entscheidung für ein Design darauf zurückgegriffen.

Unter der physikalischen oder räumlichen Dimension versteht man die messbare Ausdehnung (Länge, Breite, Höhe) eines Objekts oder Raumes. Die Dimension wird definiert als die Mindestanzahl von Koordinaten, die zur Bestimmung eines jeden Punktes innerhalb einer Form oder eines Raumes benötigt werden. Eine Linie ist also eindimensional, denn es ist nur eine Koordinate erforderlich, um einen Punkt auf ihr zu definieren. Eine Ebene oder die Oberfläche einer Kugel ist hingegen zweidimensional, weil man zwei Koordinaten braucht, um einen Punkt auf ihr festzulegen. So benötigt man etwa zur Bestimmung eines Punktes auf einer Kugel (wie der Erde) zwei Koordinaten – den Längen- und den Breitengrad. Das Innere einer Kugel ist jedoch dreidimensional, da es dreier Koordinaten bedarf, um einen Punkt darin zu lokalisieren. Über die räumliche ­Dimension eines Objekts hinaus können zudem andere, allgemeinere Größen wie Bewegung, Licht, Schall, Geruch und sogar Zeit berücksichtigt werden. Sie bieten interessante Aspekte für weitere Studien! Obwohl sie in der Regel zweidimensionale Quilts herstellen, setzen sich zahlreiche Quiltkünstler/innen in ihren Arbeiten mit der Dreidimensionalität auseinander. Einige von ihnen werden mit Beispielen ihres Schaffens im letzten Teil des Buches vorgestellt. Ich hoffe, es macht Ihnen Freude, diesen Bereich der Quiltkunst mit mir zu erkunden, und inspiriert Sie dazu, sich selbst einmal daranzuwagen!

Links: Baby Blocks — ein traditionelles Muster, das die Illusion von D­ reidimensionalität erzeugt. Rechts: Squaring Up (C. June Barnes) 60 x 100 cm Dieser preisgekrönte Quilt vereint viele dreidimensionale Techniken, so auch das Schrumpfen (siehe Seite 18). 6  Einleitung



Inspiration

Unten: Kamera und Notizbuch sollten Sie stets zur Hand haben, um Ihre Einfälle festzuhalten. Ein inspirierender Anblick bietet sich uns oft unvermittelt — von natürlichen Gebilden wie Kieseln oder kleinen Sandwellen am Strand bis hin zu ungewöhnlichen architektonischen Formen.

Die Frage, die sich einem unweigerlich stellt, lautet: „Wie komme ich auf originelle Ideen?“ Leider sind solche Ideen ausgesprochen rar! Die meisten der von uns geschaffenen Objekte werden angeregt durch die Entwürfe anderer, indem wir ihre Gestaltungsmittel auf das eigene bevorzugte Medium übertragen. Auch wenn uns das nicht bewusst sein mag: Unsere Kreationen entspringen aus einem Samenkorn, das vielleicht schon vor vielen Jahren gesät wurde. So war es auch bei meinen geflochtenen Werken, insbesondere bei Split Down the Middle (Seite 26). Als ich die Arbeit dann einer Freundin zeigte, bemerkte diese, sie habe schon einmal etwas Ähnliches gesehen. Nach einigem Nachforschen und Durchwühlen von Kisten mit Zeitungsausschnitten entdeckte ich, dass wir beide vor Jahren einen Artikel der britischen Textilkünstlerin Penny Burnfield gesehen hatten, die ganz ähnliche Konstruktionen aus Papier anfertigte. Anscheinend speichern wir alle im Unterbewusstsein Informationen und greifen später auf sie zurück, ohne uns darüber im Klaren zu sein, woher sie stammen! Unsere Umgebung strotzt nur so vor unterschiedlichen Formen, Objekten und Strukturen, künstlichen wie natürlichen. Wir können auf eine Vielzahl von Ideen kommen, indem wir all die Formen um uns herum betrachten und uns überlegen, wie man sie in ein genähtes Objekt umsetzen könnte. Lassen Sie sich dabei aber von ihrer Größe nicht entmutigen – selbst ein so riesiges Objekt wie der sogenannte Gherkin (Essiggurke), ein 180 Meter hoher Wolkenkratzer im Finanzbezirk der Londoner City (30 St Mary Axe), kann als Inspiration für ein

Projekt in einer leichter handhabbaren Größe dienen. Am anderen Ende der Skala enthüllt die Mikrofotografie die unglaubliche Welt der Pflanzen und ermöglicht den Blick auf die Molekularstruktur von Samen, Pollen und Früchten in all ihren herrlichen Details. Kamera und Notizbuch sollten Sie stets zur Hand haben, um Ihre Einfälle festzuhalten, während Sie Ihren täglichen Verrichtungen nachgehen. Man kann nie wissen, wann man auf etwas Inspirierendes stößt. Halten Sie Ausschau nach Alltagsobjekten wie Spielzeug, Küchenutensilien, Gebäuden, Ornamenten und Verpackungen. Alles hat eine wie auch immer geartete Form und lässt sich oft als Ausgangspunkt für ein räumliches Kunstwerk interpretieren oder adaptieren. Auch die Natur bietet eine reiche Inspirationsquelle – studieren Sie die Anordnung von Blättern, den Aufbau von Blüten und die Form von Samenhülsen. Drei der in diesem Buch vorgestellten Werke haben ihre Wurzeln in Objekten oder Techniken aus der Kindheit: Einige der geflochtenen Arbeiten beruhen auf dem Scoubidou-Flechten, mit dem ich mich als Kind oft beschäftigte. Fortunity (Seite 29) ist eine Landschaft, die aus gefalteten Einzelteilen nach der Art des „Himmelund-Hölle“-Spiels aus unseren Kindertagen besteht. Es lohnt sich zudem, Ideen wieder aufzugreifen, mit denen man sich schon einmal ausführlich beschäftigt hat. So ist Bottle Mania! (Seite 92−93) die verkörperte Weiterentwicklung meiner Begeisterung für Flaschen. Da ich mich früher bereits intensiv in zweieinhalb Dimensionen damit befasst habe, erschienen mir dreidimensionale Exemplare als der logische nächste Schritt.


Halten Sie die Augen offen, wenn Sie sich einen Film ansehen, und widmen Sie besonders beim Anschauen von Fantasy-Filmen dem Szenenbild einen genauen Blick: Sie liefern reichlich neue Ideen. Der Einfall für Magic Circles (Seite 40) geht auf den Film Avatar zurück. Ich empfinde die Betrachtung der Werke von Bildhauern, Schmuckkünstlern, Korbflechtern und Töpfern als sehr anregend, insbesondere die der britischen Künstler Andy Goldsworthy (Natur-Kunst), Louise Hibbert (Schmuck, Behälter, Skulpturen), Claire Pastalanga (Keramikskulpturen), Jodie Hatcher (Metallschmuck) und Peter Randall-Page (Bildhauer, Zeichner, Grafiker). Wenn Sie auf der Suche nach Bildern im Internet surfen, stoßen Sie mit den Suchbegriffen „Skulptur“, „organisch“ oder „Formen“ auf eine Vielzahl von Beispielen. Jedes Ding entsteht aus einer einzigen Idee. Woher sie stammt, ist dabei vollkommen gleichgültig – was zählt, ist einzig und allein, dass man sich intensiv mit ihr auseinandersetzt, sie weiterentwickelt und nutzt, um daraus etwas Eigenes zu erschaffen. Manche Ideen schlummern vielleicht schon lange Zeit in einem, bevor man eines Morgens beim Erwachen denkt: „Was wäre, wenn ich diesen Einfall nehmen würde und …?“ Stellen Sie sich oft die Frage: „Was wäre, wenn …?“ Für mich ist sie noch heute das produktivste Hilfsmittel. Meine aufregendsten Entdeckungen ergeben sich aus dem Arbeitsprozess. Während ich ein neues Projekt mit Nadel und Faden in Angriff nehme, kommen mir als Ergebnis dieser Frage oft neue Ideen in den Sinn. Man muss sich die Antworten aber sofort notieren – ganz gleich, wann und wo sie einem einfallen.

Seien Sie wissbegierig. Fragen Sie sich, wie und warum etwas bewerkstelligt wurde. Ihre Antwort darauf mag zwar nicht die gleiche sein wie die, die hinter dem betrachteten Werk steckt, doch höchstwahrscheinlich ist sie sinnvoll und veranlasst Sie dazu, etwas anders zu machen. Vielleicht wenden Sie sie ja auf eine andere Idee an, die in Ihrem Gehirn auf diese Lösung gewartet hat. Auch Challenge-Wettbewerbe (traditionelle Quiltwettbewerbe, bei denen zum Teil die Stoffe vorgegeben sind) können den Anstoß für neue Ideen liefern. Ich bin seit vielen Jahren Mitglied der Ausstellungsgruppe Hanging Together. Wir führten einen Challenge-Wettbewerb ein, bei dem es darum ging, ein Exponat zu kreieren, das sich außerhalb des üblichen Rahmens bewegen, nicht notwendigerweise an der Wand präsentiert werden und durch eine Phrase oder ein Zitat inspiriert sein sollte. Dies hatte zur Folge, dass ich im Laufe der Jahre mit Kunstwerken geliebäugelt habe, die für diese Wettbewerbe in der Auseinandersetzung mit der Dreidimensionalität entstanden. Die Anregungen lieferten Slogans wie „Looking Through“ („Durchblick“), „Empty Vessels“ („Leere Behältnisse“) und „Openings“ („Öffnungen“). Einige der im Rahmen dieser Wettbewerbe von Inger Milburn, Sandra Grusd und mir gestalteten Arbeiten sind in diesem Buch abgebildet. „Openings“ inspirierte Sandra Grusd zu Colourdance (Seite 52), Inger Milburn schuf das wundervolle Looking Through (Seite 39). Weitere Themen waren „Long and Thin“ („Lang und dünn“), „Up in the Air“ („In der Luft“) und „Off the Wall“ („von der Wand entfernt“ und „verrückt“). Vielleicht haben Sie ja Lust, sich ähnliche Formulierungen auszudenken.


Sogenannte Handlungsaufforderungen stellen ein nützliches Hilfsmittel dar, das ähnlich funktioniert. Manchmal brauchen wir nur ein wenig Unterstützung, um eine neue, innovative Art im Umgang mit einer Idee oder einem Ausgangspunkt zu finden, die vielleicht schon vorhanden sind, aber noch des zündenden Funkens bedürfen, damit ein neuer, spannender Entwurf daraus entsteht. Nicht jede Aufforderung in der folgenden Tabelle ist immer passend, doch vielleicht ist der richtige Zauberspruch für Sie dabei.

Handlungsaufforderungen Mach es größer.

Mach es kleiner.

Vereinfache es.

Mach es GROSS.

Verlängere es.

Mach es länger.

Mach es rund.

Mach es quadratisch.

Mach es leichter.

Mach es kürzer.

Mach es schwerer.

Umschließe es.

Bring es zum Glitzern.

Bring es zum Aufleuchten.

Wickle es.

Fülle es.

Leere es aus.

Bring es zum Schimmern.

Verdrehe es.

Kombiniere es.

Leg es auf die Seite.

Öffne es.

Stell es auf den Kopf.

Ändere seine Farbe.

Dehne es.

Schrumpfe es.

Verforme es.

Verfeinere es.

Nimm Teile davon weg.

Verändere seine Form.

Arbeite mit Wiederholungen.

Mach es zwei- oder dreidimensional.

Gestalte es eintönig.

Verändere einen Teil davon.

Arbeite es als Teil eines Sets aus.

Arbeite es umgekehrt.

Versetze es mit Strom.

Versetzte es in Bewegung.

Integriere es.

Verleihe ihm das Aussehen von etwas anderem.

Drehe es um seine Achse.

Verleihe ihm Textur.

Wiederhole es.

Verstürze es.

Mach es zerbrechlich.

Mach es drehbar.

Verstärke es.

Sei unrealistisch.

Mach es haltbar.

Arbeite mit Symbolik.

Mach es heißer.

Grenze es ein.

Mach es kühler.

Mach es transparent.

Füge etwas hinzu.

Verleih ihm Glanz.

Verwende ein anderes Material.

Lass es intransparent werden.

Mach es kompakt.

Verkleinere es.

Mach es menschlich interessant.

Schrecke vor nichts zurück.

Fasse es zusammen.

Gestalte es zusammenklappbar.

Bring es zum Wachsen.

Zerteile es.

Bring es zum Leuchten.

Übertreibe es.

Entferne es.

Mach es dunkler.

Teile es.

Verwende das Offensichtliche.

Füge es hinzu.

Hebe es an.

Isoliere es.

Mach es niedriger.

Biege es.

Stimme es auf etwas anderes ab.

Komprimiere es.

Sorge dafür, dass es aufrecht steht.

Sorge dafür, dass es plan aufliegt.

Häng es auf.

Mach es symmetrisch.

Mach es asymmetrisch.

Konzentriere es.

Drücke es nach unten.

Breite es aus.

Mach es spitzer.

Verflüssige es.

Mach es weicher.

Mach es stabiler.

Mach es schmal.

Mach es breiter.

Mach es härter.

Sorge dafür, dass es fliegt.

Presse es zusammen.

Mach es lustig oder albern.

Falte es.

Entfalte es.

Mach es flacher.

Mach es unbequem.

Wähle eine andere Textur.

Erweitere es.

Drücke es heraus.

Mach es komisch.

Mach es winzig klein.

10  Einleitung


Ein Wort zu diesem Buch

Unten: Kissed By a Rose, Detail   (C. June Barnes) Hier wurde der typischen Oberflächenstruktur eines Quilts durch Schrumpfen (siehe Seite 18—21) mehr Tiefe verliehen.

Damit ein Objekt dreidimensional wird, muss man ihm Tiefe verleihen. Eine einzelne Fläche hat jedoch keine Tiefe, sondern nur Länge und Breite. Quilten in der dritten Dimension konzentriert sich auf die Dimension der räumlichen Tiefe – erzeugt mithilfe von gequilteten, zusammengenähten Lagen eines Materials. Berücksichtigt werden nur Objekte, die zum einen aus einer zusammengenähten oder gequilteten, mindestens zweilagigen Fläche konstruiert sind und zum anderen eine größere Tiefe aufweisen als das konventionelle Quiltsandwich. Dreidimensionalität entsteht, wenn ein Objekt in drei Richtungen Raum einnimmt – in Höhe, Breite und Tiefe. Manchmal ist die Tiefe eines Stückes nur minimal. Man könnte also argumentieren, dass gequiltete Lagen von Natur aus dreidimensional sind, da durch das Aufeinanderschichten von Stoff und Vlies Tiefe entsteht, sodass das Quiltsandwich räumlicher ist als eine einzelne Fläche. Im Sinne dieses Buches gilt ein Werk jedoch nur dann als dreidimensional, wenn seine Tiefe die der üblichen zwei oder drei Lagen übertrifft und wenn der Versuch, eine darüber hinausgehende Dreidimensionalität zu erzeugen, im Mittelpunkt steht. Dreidimensionalität lässt sich erzielen, indem man: • die Oberfläche der gequilteten Fläche bearbeitet, um Tiefe zu erzeugen

• etwas zur Oberfläche hinzufügt, um die Tiefe zu vergrößern • die gequiltete Fläche oder Lagen mittels Falten, Umwickeln, Wickeln usw. bearbeitet, um einen Körper zu konstruieren oder Tiefe zu erzeugen • Objekte mit verschiedenen (Hilfs-) Mitteln konstruiert, wobei die äußere Lage aus einer gequilteten Fläche besteht (bei einigen Objekten kommen zum Veranschaulichen eines Vorgangs lediglich miteinander verklebte Lagen zum Einsatz) Einige der grundlegenden Konstruktionen in diesem Buch haben einen rein funktionellen Charakter und kaum etwas mit Quiltkunst gemein, können jedoch auch für stärker künstlerisch geprägte Arbeiten genutzt werden. Das Spiel mit den Abmessungen und das Aneinandersetzen von mehreren identischen Einheiten einer Konstruktion sind nur zwei Beispiele für die Verwendung der Gebilde in Quilten in der dritten Dimension. Zur Umsetzung von Ideen in ästhetische Kreationen brauchen Sie Rüstzeug, das Ihnen dieses Buch an die Hand geben will. Auf den ersten Blick könnten die folgenden Seiten den Eindruck erwecken, es handele sich hier um ein Mathematikbuch! Aber die meisten dreidimensionalen Konstruktionen basieren auf einem Körper, und dieser Aspekt ist ein wesentlicher Teil des kreativen Prozesses. Die Umsetzung von Ideen in körperhafte, dreidimensionale Installationen muss sich automatisch damit auseinandersetzen, wie die Arbeit konstruiert und gestützt werden soll. Für die Umsetzung einer dreidimensionalen Idee in ein textiles Werkstück benötigen Sie ein Schnittmuster und für dessen Ausarbeitung in der gewünschten Größe sind grundlegende Kenntnisse der Geometrie ein absolutes Muss. Das hat zur Folge, dass dieses Buch zwangsläufig technisch ausgerichtet ist. Die zugrunde liegende Konstruktion, ohne die kein inspirierendes und innovatives künstlerisches Exponat geschaffen werden kann, ist gewöhnlich ausgesprochen funktionell und kommt alles andere als glamourös daher. Vielleicht müssen wir daran erinnert werden, dass hinter jedem vollendeten Werk eine Unmenge an Erforschung und Überlegung steckt und dass um die Ergebnisse oft hart gerungen wird. Quilten in der dritten Dimension hat sich zum Ziel gesetzt, in diesem Sinne Lösungen für eine Reihe von Problemen anzubieten und praktische Methoden zum Herstellen von einzelnen Formen, zum Errichten von Konstruktionen und Aneinandersetzen von Modulen zu liefern. Indem ich Ihnen zeige, auf welche Weise man verschiedene Formen konstruiert, möchte ich Ihnen das nötige Rüstzeug für eigene Experimente mit der Dreidimensionalität in der Quiltkunst an die Hand geben. Ich hoffe, dass mir dies gelungen ist. Einleitung  11


Bevor Sie beginnen Die folgende Liste umfasst Artikel, die sich für mich zur Konstruktion von dreidimensionalen gequilteten Objekten als nützlich erwiesen haben. Sie sind lediglich als Vorschläge gedacht, es gibt darüber hinaus noch viele andere geeignete Produkte. Die übliche Nähausstattung und die dazugehörigen Materialien werden hier nicht aufgeführt. • Baumwollvlies, sowohl stabilisiert als auch unstabilisiert • Woll-Viskose-Filz oder ein anderes schrumpfbares Produkt auf Wollbasis • Füllmaterial wie Polyester-Bastelwatte, Kunststoffpellets und Vermiculit (Isolier- und Verpackungs­ material) • Vlieseline/Vliesofix/Bondaweb, beidseitig aufbügelbare Einlagen, sowohl normal schwere als auch besonders schwere Qualitäten. Die schwereren Qualitäten sind ideal zum Verkleben schwererer Stoffe und können zwei Lagen gerade so viel Stabilität ­verleihen, dass sie sich bei der Verarbeitung in dreidimensionalen Konstruktionen besser handhaben lassen. Die leichten Ausführungen benötigt man zum Arbeiten mit feinen Stoffen wie Seide. • Einlagen oder Futterstoffe wie: -- Buckram und Jutegewebe -- Fast2fuse, eine beidseitig aufbügelbare Einlage, in leichter und schwerer Qualität erhältlich -- Pellon Peltex, erhältlich als einseitig oder beidseitig aufbügelbare Einlage (oder Pelmet Vilene als steife Einlage) -- Lamitex: steife, transparente Bögen, die zum Schutz und zum Verstärken auf Stoff – und auch

auf Seide – aufgebügelt werden und hervorragend stabilisieren; alternativ schwere Laminierfolie -- Timtex, eine feste, flexible Einlage (entspricht fester, einnähbarer Einlage wie Pellon Peltex Nr. 70 oder Vlieseline S80) • Stofffestiger, als Flüssigkeit zum Auftragen erhältlich • eine Auswahl an unterschiedlich dicken und schweren Drähten • diverse Stangen und Rohre, beispielsweise Rundholzstäbe sowie Stangen und Rohre aus Acryl, ­Aluminium oder anderem Metall • Schaumstoffformen, die man sich im Fachhandel zuschneiden lassen kann • fester Karton oder Hartschaumplatten • Acrylplatten • Scoubidou-Bänder • Nylon-Mähfaden (wie man ihn bei Motorsensen ­findet) • Korsettstäbchen und Stäbchenband (Versteifungsband, Fischbeinband) • Hutdraht • Kabelbinder • Ösen • Metall- und Gummidichtungsringe sowie Unterlegscheiben • Recyclingprodukte wie: -- Umreifungsband -- Kunststoffplatten (wie sie für Schutzverpackungen verwendet werden) oder Umschläge von Mappen und Heftern -- alte Knöpfe -- alte Metallreißverschlüsse

Grundausstattung • Eine handwerkliche Begabung ist hilfreich! • Klebepistole und Tacker • Mini-Bügeleisen von Clover – optimal, um kleine Flächen zu verkleben • Heißluftföhn – bei Verwendung von bestimmten Farbprodukten • Foldback-Klammern – alle Größen. Foldback-­ Klammern in der kleinsten Größe haben sich zum Fixieren von Teilen beim Zusammenfügen ­bestimmter Konstruktionen bewährt. • Arterienklemme (von Spencer-Wells). Dieses ausgesprochen nützliche Gerät erleichtert das Verstürzen von Werkstücken nach dem Nähen und leistet un12  Bevor Sie beginnen

schätzbare Dienste beim Entfernen von Stecknadeln während der Anfertigung kniffliger Nähte. • Cutter oder andere Zerteilungswerkzeuge (wie beispielsweise eine Metallbügelsäge) • Lineal mit präzisen und deutlich erkennbaren ­Millimetermarkierungen • Geometrie-Zeichengeräte – Winkelmesser, ­Geodreieck und Zirkel • große Papierbögen (wie Flipchart-Papier) • Ahle – ein Handwerkzeug mit spitzer Metallspitze, sehr hilfreich zum Stechen von Löchern • Hammer • Bohrer und Bohreinsätze


Nähtechniken Unten: Magic Circles, Detail   (C. June Barnes) Detail der gequilteten Oberfläche von einer der drei Spiralen, aus denen Magic Circles besteht (Seite 40).

Die Projekte und Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die ich Ihnen in Quilten in der dritten Dimension vorstelle, setzen Grundkenntnisse im Nähen voraus und sind für die verschiedensten Fertigkeitsstufen geeignet. Auf einzelne Nähanleitungen habe ich verzichtet, Sie können sich jedoch an den nachfolgenden Ausführungen orientieren. Bitte schlagen Sie die Erklärung bestimmter Begriffe und Ausdrücke im Glossar nach. Die Werkstücke in diesem Buch sind maschinengenäht und -gequiltet, Sie können sie aber auch gerne von Hand arbeiten.

Allgemeine Anmerkungen zur Anfertigung dreidimensionaler Konstruktionen Am besten zeichnen Sie die einzelnen Teile des Schnittmusters zunächst auf eine leichte Einlage oder leichten Baumwollstoff und lassen dazwischen jeweils Platz für Nahtzugaben. Wählen Sie ein dünnes Vlies oder einen dünnen Filz, insbesondere bei kleinen Projekten. Ideal ist unstabilisiertes Vlies, weil das Werkstück dadurch mehr nachgibt und akkurater gearbeitet werden kann. Dünnes, unstabilisiertes Baumwollvlies eignet sich dafür am besten. Legen Sie die Einlage mit den aufgezeichneten Teilen auf die Unterseite des Filzes oder Vlieses und den ausgewählten Stoff auf die andere Seite. Mit der Rückseite des Quiltsandwiches nach oben zuerst entlang der Nahtlinien um die Schnittteile nähen, dabei durch alle Lagen stechen. Diese Naht dient als Stütznaht (für Rundungen usw.) und konturiert zugleich das Schnittteil, sodass sein Umriss auf dem Top (also auf der obersten Lage) zu sehen ist. Dann mit dem Top nach oben jedes Teil innerhalb der Stütznähte quilten, bevor Sie es zuzüglich der Nahtzugaben ausschneiden. Passzeichen auf einem Schnittmuster geben an, welche Punkte eines Schnittteils an einer Naht aufeinandertreffen müssen, und erleichtern das exakte Nähen von Rundungen. Geizen Sie nicht mit Stecknadeln, wenn Sie schwierige Nähte zum Nähen vorbereiten. Die Nahtzugaben an den Rundungen einschneiden, damit der Stoff an den Nähten glatter liegt – je stärker die Rundung, desto mehr Einschnitte. Nähen Sie direkt innerhalb der Stütznähte, damit diese beim fertigen Stück nicht zu sehen sind. Und lassen Sie eine ausreichend große Öffnung zum Verstürzen und Ausstopfen. Die doppelte Naht sorgt für die nötige Festigkeit, um dem Druck

beim Ausstopfen standzuhalten. Damit die Nahtzugaben weniger auftragen, hier vor dem Verstürzen das Vlies zurückschneiden. Bei fest ausgestopften Stücken die Öffnung von Hand zunähen.

Kanten Bei vielen Werkstücken müssen die Kanten versäubert werden. Ich verwende dazu am liebsten den Satin­stich – einen etwa 3 mm breiten, dichten Zickzackstich. Meist werden die Kanten zweimal umnäht, zuweilen aber auch öfter – je nach Dicke der Lagen. Ich beginne stets mit einer nicht ganz so dichten Stichreihe, gefolgt von einer zweiten mit etwas geringerer Stichlänge, wie sie für Knopflöcher üblich ist. Auch die Wahl eines dickeren Garns (siehe „Garnfeinheit“ im Glossar, Seite 126) erleichtert Ihnen die Arbeit. In jedem Falle gilt es, fusselige Kanten zu vermeiden, bei denen das weiße Vlies hervorblitzt. Kürzt man, vor allem bei im Schrägfadenlauf zugeschnittenen Kanten, zudem die Nahtzugaben kräftig vor dem Umnähen, sinkt die Wahrscheinlichkeit für unsaubere Kanten auf ein Minimum. Im Notfall greife ich zu Permanentmarkern, um die verbliebenen weißen Stellen zu kaschieren. Natürlich sind auch offene oder mit weitem Zickzackstich umnähte Schnittkanten akzeptabel, wenn es das Projekt erfordert. Zudem können Sie, wie bei Upper ­Reaches (Seite 103), Kanten einfassen. Bei den geflochtenen Scoubidous auf Seite 25−27 wurden die Kanten mit einer einfachen Zickzacknaht versäubert.

Verbindungs- und Ziernähte Obwohl ich liebend gerne quilte und es noch immer außerordentlich genieße, gehe ich in diesem Buch nicht detailliert auf dieses Thema ein. Lassen wir es dabei bewenden, dass die Oberflächenverzierung mit Stichen quasi das Sahnehäubchen auf dem Kuchen darstellt und dass meiner Meinung nach ohne sie jedem Stück etwas fehlt. Am häufigsten kommen Quiltmuster zum Einsatz, doch eignen sich alle Flächen auch zum Besticken und für weitere Verzierungen. Und denken Sie daran: Beim Arbeiten mit Nadel und Faden geht nichts über gute Angewohnheiten: • Hetzen Sie nicht, sondern lassen Sie sich Zeit und genießen Sie, was Sie tun! • Bügeln Sie das Werkstück häufig. • Benutzen Sie Stecknadeln zum Fixieren – die Zeit, die Sie damit zubringen, ist gut investiert. Ich nehme mir lieber etwas mehr Zeit zum Zusammennähen, als später ständig etwas auftrennen zu ­müssen. Bevor Sie beginnen  13


Verzierungen Oft machen Verzierungen den Unterschied zwischen einem schönen und einem atemberaubenden Stück. Falls Ihnen das Verzieren noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist oder noch nicht in den Sinn gekommen ist, sollten Sie unbedingt mit einigen der im Handel erhältlichen Produkte experimentieren. Nutzen Sie die Vorführungen dieser Produkte auf Ausstellungen und fragen Sie Verkäufer, wofür die einzelnen Farben und andere Artikel verwendet werden können, recherchieren Sie sie im Internet oder belegen Sie einen Kurs zu ihrer Verwendung. Spielen Sie mit Verzierungen!

Garne

Rechts oben: Diverse Ösen. Sie können sowohl  praktische als auch dekorative  Zwecke erfüllen. Unten: Eine Auswahl an Farben. Markal  Paintstiks sind wunderbar vielseitig  und derzeit mein Favorit, aber es  gibt noch viele andere für Stoff  geeignete Farben.

14  Bevor Sie beginnen

Beziehen Sie auch weniger gängige Garne in Ihre Auswahl ein. Dreidimensionale Objekte sind in der Regel dekorativ und keiner starken Abnutzung ausgesetzt. Sie können es sich also leisten, empfindlichere Garne zum Quilten und Sticken einzusetzen. Probieren Sie zum Quilten Viskosegarne aus und ziehen Sie auch die Verwendung von dickeren Garnen in Betracht. Wenn diese jedoch zu voluminös zum Einfädeln in die Nähmaschinennadel sind, eignen sie sich vielleicht als Unterfaden und Sie quilten einfach mit dem Top nach unten. Metallicgarne lassen sich leichter verarbeiten, als man denkt. Marken wie Superior Metallic, Isamet Metallic oder Metallicgarne von Madeira sowie Gütermann Sulky lassen sich problemlos nähen, vor allem in Verbindung mit speziellen Metallicnadeln und Sewers Aid (eine Silikonflüssigkeit zur Reduzierung der Reibung und damit des Verschleißes). Das Gleiche gilt für das Nähen von Hand – überlegen Sie sich Alternativen zu den Garnen, zu denen Sie normalerweise automatisch greifen. Bei miteinander verklebten Lagen sammelt sich beim Nähen leicht Klebstoff an der Nähmaschinennadel, wodurch das Garn leicht abgerieben werden kann. Daher sollten Sie am besten verschiedene Nadeln ausprobieren,

um die geeignetste für das ausgewählte Garn zu finden. Es empfiehlt sich zudem, die Nadel häufig zu reinigen – hier haben sich Watte und medizinischer Alkohol bewährt. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, den Faden mit einer speziell dafür entwickelten Silikonflüssigkeit wie etwa Sewers Aid zu bestreichen, rate Ihnen aber dennoch dazu, in einem solchen Fall zudem oft die Nadel auszuwechseln.

Perlen und Pailletten Mit Sorgfalt und Geschmack angebrachte Verzierungen dieser Art können wunderschön aussehen. Man kann es damit jedoch leicht übertreiben – die Verzierungen sollten nicht mit dem Werkstück konkurrieren, sondern es unterstreichen, indem sie die Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte lenken. Was ich bei Kunstwerken liebe, ist ein Moment der Überraschung durch ein Designelement, das das genauere Hinsehen lohnt.

Farben Es sind so viele unterschiedliche Farben auf dem Markt, dass ich sie an dieser Stelle unmöglich alle aufzählen kann. Daher sei hier nur so viel angemerkt: Farben können ein Projekt dramatisch verändern. Ich arbeite am liebsten mit Markal Paintstiks (für Stoff geeignete Ölfarben in Stiftform mit geringerem Ölgehalt) und ähnlichen Produkten wie Vergoldungspasten. Sie werden auf die Stoffoberfläche aufgerieben und verhelfen einer ansonsten uninteressanten Fläche zu mehr Tiefe, Farbigkeit und Atmosphäre, wodurch sie lebendig wirkt und in ungeahntem Glanz erstrahlt. Auch Embossingpulver bietet ein spannendes Feld für Experimente. Ich habe es beispielsweise benutzt, um die Vertiefungen der einzelnen Komponenten von Fortunity (Seite 28) interessanter zu gestalten, ein unerwartetes Detail, das sich dem Betrachter erst aus nächster Nähe enthüllt.


Rechts: Ring Around the Moon, Detail  (C. June Barnes) 30 x 54 cm Die mit Perlen versehenen halbmondförmigen Anhänger, die von den oberen Spitzen herabhängen, lenken die Aufmerksamkeit auf die Wölbungen und verweisen so auf die Aussage dieses Werkes. Eine vollständige Abbildung finden Sie auf Seite 84.

Bevor Sie beginnen  15


Präsentation Die in diesem Buch enthaltenen gequilteten Objekte lassen sich in zwei Hautkategorien unterteilen. Die erste Kategorie beinhaltet zweieinhalbdimensionale Arbeiten, also solche, deren Position nicht verändert werden kann. Dazu zählen zum Beispiel: • Wandquilts, deren Oberfläche bearbeitet wurde, um mehr Tiefe zu erzeugen • Wandquilts, deren Fläche bearbeitet wurde, um mehr Tiefe zu erzeugen • Wandquilts, zu deren Oberfläche etwas hinzugefügt wurde, um mehr Tiefe zu erzeugen • Wandquilts, bei denen es sich um nach dem Baukastenprinzip aus mehreren dreidimensionalen Einheiten zusammengesetzte Konstruktionen handelt Die zweite Kategorie umfasst dreidimensionale Objekte, also solche, deren Position verändert werden kann. Dazu gehören zum Beispiel: • auf einem Sockel präsentierte Formen oder Konstruktionen • auf dem Boden stehende und nach oben ragende (stalagmitische) Säulen • von der Decke herabhängende (stalaktitische) ­Konstruktionen

Rechts: Einschraub-Pfostenträger aus einem Gartencenter. Auf den Kopf gestellt, ergeben sie ideale Stützen für Röhren, die ihrerseits stalagmitischen Konstruktionen Halt verleihen.

16  Bevor Sie beginnen

Eine Konstruktion kann man entweder gestalten, indem man sie aus Teilen zusammensetzt, die selbst aus gequilteten bzw. zusammengenähten Lagen bestehen, oder indem man eine Form mit einer Fläche aus gequilteten bzw. zusammengenähten Lagen verkleidet. In beiden Fällen braucht man eine Stütze, um das Werkstück präsentieren zu können. Die geeignete Darbietung von dreidimensionalen Werken kann Herausforderungen mit sich bringen, die bisweilen zu interessanten Lösungen aus zunächst undenkbaren Quellen führen – so kann etwa ein Besuch in einem Gartencenter ganz überraschende Einkäufe nach sich ziehen! Die verschiedenen Arten von Konstruktionen stellen uns vor jeweils unterschiedliche, oft einzigartige Anforderungen. Eine hohle Form kann beispielsweise mit Styroporkügelchen, Sand oder Polyester-Bastelwatte gefüllt werden. Die Flaschen aus Bottle Mania! (Seite 92−93) machen eine Füllung erforderlich, um ihre Form zur Geltung zu bringen, und gleichzeitig bedarf es eines Gewichts, um sie zu stabilisieren. Eigentlich wären Kunststoffpellets (wie zum Ausstopfen von Teddybären) ideal gewesen, doch die erforderliche Menge hätte die Kosten in die Höhe getrieben und ebenso das Gewicht der Flaschen – die so allerdings die ultimativen Türstopper gewesen wären! Als Alternativen kamen Styroporkügelchen oder Polyester-Bastelwatte in Betracht, beide wären jedoch zu leicht und instabil gewesen. Zu guter Letzt wurden die Flaschen mit Vermiculit gefüllt, das im Baugewerbe als Isoliermaterial verwendet wird, aber auch als Verpackungsmaterial erhältlich ist. Es erwies sich als optimal, da es sich in die Formen füllen und fest hineinstopfen lässt und ihnen so bei moderaten Kosten und relativ geringem Gewicht hinreichend Halt und Festigkeit verleiht. Die geometrischen Körper von Rounding Up (Seite 67) sowie viele der D-Formen und anderen Kugeln wurden zu meiner vollsten Zufriedenheit mit guter, alter Polyester-Bastelwatte ausgestopft, von der sie allerdings Unmengen verschluckten! In manchen Fällen bieten sich eher Draht, Korsettstäbchen, Stäbchenband (Versteifungs- oder auch Fischbeinband), Versteifungsstreben oder ähnliche Materialien an, um einer Arbeit Halt zu verleihen. So wählte Inger Milburn für ihre Orange Bowl (Seite 110) Draht als Stützmaterial und Sandra Grusd nähte bei den Spitzen der Module, aus denen ihr Colourdance (Seite 52) besteht, entlang der Kanten feinen Draht ein, sodass sich die Spitzen nach Bedarf zurechtbiegen lassen. Bei Empty Vessel (Seite 96) habe ich im Inneren ein hölzernes Gestell eingearbeitet und bei Pure Fantasy: Bommyknocker (Seite 77) wurde jeder der fünf Abschnitte mit Laminierfolie unterlegt, um das Objekt formstabil zu machen. Hier hätte man aber auch die Nähte mit Hutdraht verstärken und das fertig zusammengesetzte Stück an einer


mittig angebrachten Acrylstange befestigen können. Bei anderen Werken wie Ring Around the Moon (Seite 84) gewährleistet die Spannung der verstärkten Seiten die Formstabilität. Auch bei Pure Fantasy: Dodecahedron (Seite 73) und Pure Fantasy: D-Formity (Seite 98) sorgt ein steifes Futter dafür, dass die Form erhalten bleibt, die bei dem letztgenannten Werkstück auch durch die Spannung zwischen den beiden Teilen gewährleistet wird. Dasselbe gilt für die einzelnen Einheiten von Upper Reaches (Seite 103), die jedoch in ihrer Gesamtheit von einer mittigen Stange zusammengehalten werden. Aspirations (Seite 34) und Ascension (Seite 57) sind vom Boden emporragende, auf ähnliche Weise aus einzelnen Einheiten konstruierte Objekte, denen mittig platzierte Stützen Halt geben. Beide Arbeiten haben eine Acrylstange, die durch Ösen im Zentrum der Einheiten verläuft. O-Ring-Dichtungen bzw. Gummidichtungsringe umschließen unterhalb jeder Einheit eng die Stange und verhindern so, dass die Teile verrutschen oder gar in sich zusammenfallen. Bei Aspirations ergab sich außerdem das Problem, dass die Einheiten so flexibel waren, dass sie sich verbogen. Daher wurde auf ihrer Unterseite mittig Laminierfolie aufgebracht, sodass sie nicht umklappen oder schlaff herabhängen können. Manche Stücke sind jedoch auf die Schwerkraft angewiesen, um ihren Charakter entfalten zu können. Inner Spin (Seite 46) etwa und Stretching a Point (Seite 47) werden an der Decke befestigt und von ihrem Gewicht nach unten in Form gezogen. Feste Schaumstoffkörper wie Würfel, Kegel und Zylinder bieten sich als Ausgangspunkt für dreidimensionale Objekte an. Bei Lee Buchanans Jewel Boxes (Seite 68) tragen Styroporwürfel die äußeren Lagen. Selbst gemachte Stützformen aus Pappmaschee sind eine flexible Alternative, wo sich herkömmliche Formen nicht eignen. Haben Sie erst einmal den Einstieg in die Gestaltung dreidimensionaler Stücke gefunden, werden Sie feststellen, dass manche Gegenstände wegen ihres konstruktiven Potenzials für solche Arbeiten nie in der Mülloder Recyclingtonne landen. Ich habe mich auch schon dabei ertappt, dass ich Produkte nur wegen ihrer Verpackung kaufe – einige Knabberartikel wegen der Röhren, in denen sie stecken, und ein bestimmtes Waschpulver wegen des Plastikhenkels (zum Glück ist aber auch das Waschpulver gut). Solche Henkel habe ich bei Woven Tub (Seite 24) verarbeitet. Alte Jalousien, diverse Rohre sowie Styropor und Verpackungsmaterial habe ich für den Fall der Fälle immer irgendwo verstaut. Manche Projekte stehen auf dem Boden und ragen nach oben (sind also stalagmitisch), allerdings tun sie dies selten aus eigener Kraft. Sie können mit Pappröhren gestützt werden, die selbst ebenfalls stabilisiert werden müssen. An diesem Punkt ist die Fantasie des Künstlers

gefragt. Inger Milburn ließ sich für ihr Looking Through (Seite 39) und ihren Zip Tree (Seite 111) spezielle Ständer anfertigen, aber meiner Erfahrung nach erfüllt auch Gartenzubehör hervorragend diesen Zweck – ein auf den Kopf gestellter Einschraub-Pfostenträger ergibt eine tadellose Halterung für eine Röhre. Stalaktitische (hängende) Installationen sind weniger problematisch, erfordern aber Deckenhaken oder -balken zum Befestigen. In einer Galerie oder einer vergleichbaren Räumlichkeit müssen gegebenenfalls L-Winkel an der Wand montiert werden, um die Objekte in einigem Abstand zu ihr aufhängen zu können. Für Stücke, bei denen es sich anbietet, sie rotieren zu lassen, empfiehlt sich zudem ein Discokugelmotor. Die meisten räumlichen Arbeiten erweisen sich hinsichtlich ihrer Präsentation als eine Herausforderung. Dieses Buch hält einige Lösungen dafür bereit.

Oben: Eine Auswahl an Stangen und Rohren aus Acryl, Holz und Metall, die sich als Stützen für dreidimensionale Werke eignen.

Bevor Sie beginnen  17


Oberflächen Oberflächenbearbeitung Oberflächen können bearbeitet werden, um auffällige Texturen zu erzeugen, die durch ihre größere Tiefe dreidimensional werden. Das kann durch Auspolstern oder Ausstopfen bestimmter Bereiche des Entwurfs geschehen (Trapunto) oder durch Schrumpfen, eine Technik, die ich in meinem Buch Stitching to Dye in Quilt Art (siehe Weiterführende Literatur, Seite 127) ausführlich erkläre. Die weitere Beschäftigung mit dieser Thematik führte zu einigen neuen Entdeckungen.

Schrumpfen Versieht man die Unterseite der obersten Lage eines Werkstücks mit schrumpfresistenten Werkstoffen und näht diese Lage dann auf ein Material wie Woll-Viskose-­ Filz, das beim Waschen einläuft, so bewirken die schrumpfresistenten Komponenten beim Waschen eine Verformung der zusammengefügten Lagen.

18  Oberflächen

Linke Seite Lumps and Bumps (auf der folgenden Seite) Rechte Seite Pucker Up (Seite 20)

Rechts: Lumps and Bumps  (C. June Barnes) 33 x 66 cm Dieser Quilt wurde in  Doughnut-Technik gearbeitet,  die auf der folgenden  Seite erläutert wird. Unten: Odd One Out (C. June Barnes) 80 x 30 cm Hier dürfen die Scoubidou-Bänder, die die erhabenen Bereiche gestalten, auch über die Kreise hinausragen.


Doughnut-Technik Mit dieser Technik habe ich Lumps and Bumps gestaltet. Das Stück wurde auf weißem Baumwollsatin gearbeitet und erst ganz zum Schluss gefärbt. Verziert wurde es mit Markal Paintstiks (für Stoff geeignete Ölfarben in Stiftform).

Material: • Naturfaserfilz • Woll-Viskose-Filz • wasserlösliches Nähgarn • Scoubidou-Bänder • kleine Knöpfe

Methode: Betrachten Sie dazu auch den als „linke Seite“ bezeichneten Abschnitt der Abbildung auf der gegenüberliegenden Seite. 1 Zeichnen Sie mit einem wasserlöslichem Stift Kreise, die etwa die doppelte Größe der beabsichtigten Endgröße haben, auf die linke Seite des Oberstoffs. Die Kreismitte markieren. 2 Mit wasserlöslichem Nähgarn in die Mitte der linken Materialseite (Unterseite) jedes Kreises jeweils einen kleinen Knopf annähen. 3 Dann mit Zickzackstich und wasserlöslichem Nähgarn kurze Stücke Scoubidou-Band in gleichem Abstand strahlenförmig vom Knopf ausgehend auf die linke Materialseite jedes Kreises nähen – siehe die Abbildung gegenüber. 4 Sind alle Knöpfe und Bänder angebracht, mit Stecknadeln eine Lage Woll-Viskose-Filz so auf die linke Seite des Oberstoffs stecken, sodass die Knöpfe und Bänder dazwischen eingeschlossen sind. Man beachte: Für eine ausgeprägtere konvexe Wölbung können Sie den Woll-Viskose-Filz durch ein dünnes Vlies ersetzen. 5 Die Arbeit wenden. Mit Baumwollgarn mit der Nähmaschine freihändig rings um die Knöpfe und Scoubi­ dou-Bänder steppen und zwischen den Bändern ­quilten. 6 Eine zweite Lage Woll-Viskose-Filz auf die Rückseite der Arbeit legen. Von rechts lediglich um die Knöpfe und Kreise herumsteppen, nicht zwischen den Bändern nähen. 7 Das Stück bei hoher Temperatur waschen, damit der Woll-Viskose-Filz einläuft. 8 Das wasserlösliche Nähgarn löst sich dabei auf und nur die Nähte aus Baumwollgarn bleiben erhalten. Durch das Schrumpfen des Filzes werden die Scoubidou-Bänder rings um den Knopf in der Mitte herum bogenförmig nach oben gedrückt.

Oberflächen  19


20  Oberflächen


Bei Pucker Up (ganz links) kam eine Variante der Doughnut-Technik zum Einsatz (siehe den als „rechte Seite“ bezeichneten Abschnitt der Abbildung auf Seite 18). Auch hier wurden Scoubidou-Bänder mit wasserlöslichem Nähgarn auf die Unterseite der Kreise aufgenäht. Einige Bandenden durften jedoch über die Außenkante der Kreise hinausragen. Siehe auch Odd One Out auf Seite 18. Für Twister (links) wurde diese Technik etwas abgewandelt. Die Scoubidou-Bänder wurden durch Baumwollschnur ersetzt und mit einer Zwillingsnadel sowie Baumwollgarn strahlenförmig vom Knopf ausgehend von rechts auf die Unterseite des Stoffes genäht (siehe „Schnur aufnähen“ im Glossar, Seite 126). Nun wurde der Stoff auf eine Lage Woll-Viskose-Filz gelegt und von rechts nur entlang der Kreiskonturen festgenäht. Die gesamte Kreisinnenfläche (einschließlich des Knopfes in

der Mitte) blieb also frei und war nicht mit dem Filz verbunden. Der Hintergrund außerhalb der Kreise wurde gequiltet, dann wurde die Arbeit zum Schrumpfen gewaschen. Der Woll-Viskose-Filz hinter den Kreisformen zog beim Einlaufen den Oberstoff zu zerknitterten Häufchen zusammen. Vor dem Trocknen der Arbeit verdrehte oder wendete ich die Knöpfe, wodurch sich der Stoff in spiralförmige Wirbel legte. Gleich nach dem Trocknen wurden die Knöpfe an der rückwärtigen Lage befestigt, um die Stoffspiralen zu fixieren. Dieselbe Technik habe ich bei Squaring Up (Seite 7) und Moonshadow (unten) angewandt, allerdings im Rahmen eines traditionellen Patchworkblocks. Bei ­Ammonoidia (Seite 43) und Wound Up (Seite 44) sorgen Scoubidou-Bänder für Dreidimensionalität.

Von links nach rechts: Pucker Up (C. June Barnes) 60 x 127 cm Twister (C. June Barnes) 30 x 56 cm Moonshadow (C. June Barnes) 20 x 30 cm Diese Werke entstanden durch Experimentieren mit Varianten der Doughnut-Schrumpftechnik.

Oberflächen  21


Oberflächenverzierung Dreidimensionalität kann man erzeugen, indem man die Oberfläche einer Arbeit mit Elementen versieht, die über diese hinausragen. Dabei kann es sich beispielsweise um Blätter handeln (wie bei Leslie Morgans Fall, gegenüber), um Windräder oder – wie bei Leslie Morgans Chaos (unten) – um Buchstaben. Die Elemente werden unter Verwendung einer stabilen Einlage separat angefertigt und auf der Oberfläche angebracht. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Rechts: Chaos (Leslie Morgan, 1995) 60 x 60 cm Mit einer steifen Einlage versehene Buchstaben wurden einander überlagernd auf der Quiltoberfläche angebracht. Gegenüber: Fall, Detail (Leslie Morgan, 1996) Durch auf die Oberfläche applizierte Blätter wird das Werk dreidimensional. Der Effekt lässt sich steigern, wenn man die Blätter mit Zwischenstücken oder einer Art Scharnier befestigt, statt sie direkt aufzunähen.

22  Oberflächen

• Die Elemente können direkt auf die Oberfläche genäht oder geklebt werden – dies ergibt die geringste Plastizität. • Sie können mithilfe eines Zwischenstücks wie einer Perle oder einem Stück Acrylstab bzw. -rohr befestigt werden. • Sie können wie ein Briefmarkenfalz an einem steifen Kunststoffstreifen angebracht werden. Diese Option hat den Vorteil, dass das Element beweglich ist.



Die Fläche bearbeiten

Flechten mit Streifen Traditionelle Korbflechttechniken und Flechttechniken, bei denen mit Stoffstreifen gearbeitet wird, sind sowohl bei flachen als auch bei dreidimensionalen Textilarbeiten weit verbreitet. Die britische Metallkünstlerin Jodie Hatcher verwendet für ihre ungemein inspirierenden Gebilde Metallstreifen, die britische Quilterin Ingrid Press stellt traumhaft schöne, moderne geflochtene Körbe her. Ihren Werken verdanke ich die Anregung zu meinem Woven Tub (oben).

Wickeln

Auch beim Wickeln handelt es sich um eine Korbflechttechnik, die sich für textile Arbeiten anbietet. Für Coiled Up (links) wurden im Schrägfadenlauf fortlaufend zugeschnittene Stoffstreifen um Paspelschnur gewickelt und genäht und dann spiralförmig um eine mittig platzierte Röhre gewunden, sodass ein zylindrischer Behälter entstand.

24  Die Fläche bearbeiten

Oben: Woven Tub (C. June Barnes) 50 x 10 x 30 cm Links: Coiled Up (C. June Barnes) 26 x 8 cm Rechts: What’s Yellow and Black …? (C. June Barnes) 8 x 8 x 9 cm


Falten Scoubidou Diese Konstruktionen basieren auf dem Scoubidou, einer Bastelmethode, die Knüpfen und Flechten in sich vereint. In meiner Kindheit war Scoubidou groß in Mode und liegt auch heute noch als Hobby voll im Trend. Scoubidou-Techniken haben eine starke Ähnlichkeit mit den Methoden, die beim Makramee und zur Herstellung von Strohpuppen eingesetzt werden. Sie bieten sich zum Experimentieren mit unterschiedlich breiten und dicken Streifen aus genähten textilen Materialien an. Probieren Sie diese Techniken auch mit Karton oder festem Papier aus, bevor Sie ein anspruchsvolles Projekt in Angriff nehmen.

Grundtechnik: Nummerieren Sie vier Streifen von 1 bis 4 und legen Sie sie gemäß der Abbildung links oben in die Ausgangsposition. Bei What‘s Yellow and Black …? (unten) wechselten gelbe und schwarze Streifen einander ab.

1

3

4

4

2

2

3

1. Runde Arbeiten Sie entgegen dem Uhrzeigersinn. Mit Streifen 1 beginnend, die Streifen zurückfalten. Dabei den ersten Streifen zunächst locker liegen lassen, da der vierte daruntergeschoben werden muss. In numerischer Reihenfolge fortfahren: 1, 2, 3, 4. Ist die Runde beendet, die Streifen anziehen, sodass sie ein Quadrat bilden.

1

2. Runde Nun im Uhrzeigersinn arbeiten. Mit Streifen 4 beginnend, die Streifen wie zuvor zurückfalten, diesmal entgegen der numerischen Reihenfolge: 4, 3, 2, 1. Dabei den ersten Streifen (4) locker liegen lassen, damit der vierte (1) daruntergeschoben werden kann. Ist die Runde beendet, die Streifen anziehen, sodass sie ein Quadrat bilden. Die beiden Runden wiederholen, bis die Streifen aufgebraucht sind. Die Streifenenden fixieren.

Scoubidou 1  What‘s Yellow and Black …? Es wurden zwei Paar doppelseitige Streifen angefertigt – 4 cm breit und etwa 1,5 m lang. Die Lagen waren mit Fast2fuse (beidseitig aufbügelbarer Einlage) zusammengefügt worden. Kontrastierende Unistoffe ergeben den schönsten Effekt. Stoffdessins gehen – mit Ausnahme von Längsstreifen oder Tupfen – jedoch meist unter. Hier haben beide Seiten der Streifen die gleiche Farbe, probieren Sie auch andere Farbkombinationen aus. Die Dicke und Länge der verwendeten Streifen ergaben einen Stapel von nur 10 cm Höhe.

Die Fläche bearbeiten  25


Scoubidou 2 Single and Unsupported Zwei Paar Stoffstreifen wurden mit Haftvlies aufeinandergeklebt, an den Kanten mit Nähten versäubert und der Länge nach mit Ziernähten versehen. Dann wurden sie wie ein einziges Streifenpaar geflochten und entlang der Bruchkanten abgesteppt, um ihnen mehr Halt zu verleihen. Ein einzelnes Streifenpaar kann jeweils nur in eine Richtung geflochten werden, entweder im Uhrzeigersinn oder gegen ihn, was bewirkt, dass der fertige Streifen in sich gedreht ist.

Scoubidou 3   Split Down the Middle Mit längeren Streifen und unverstärkten Lagen entsteht ein langes geflochtenes Seil. Bei diesem Paar wird das eine Seil durch eine alte Stricknadel in der Mitte aufrecht gehalten, während das andere ungestützt und biegsam ist.

Links: Single and Unsupported   (C. June Barnes) 5 x 5 x 50 cm

Links: Split Down the Middle   (C. June Barnes) 36 x 15 x 7,5 cm

26  Die Fläche bearbeiten


Scoubidou 4 Together Im Grunde handelt es sich hier um eine Verdoppelung von What‘s Yellow and Black …? (Seite 25), die auf einem eckigen Vierer-Scoubidou basiert. Bereiten Sie sechs Streifen vor, von denen zwei doppelt so lang sein müssen wie die restlichen vier. Die beiden langen Streifen mit 1 und 2 nummerieren, die vier kurzen mit 3, 4, 5 und 6. Wie in der folgenden Abbildung hinlegen.

1

3

4

5

6

2

1 Von der Anordnung in der Abbildung ausgehend, Streifen 1 über die gesamte Streifengruppe nach unten falten, Streifen 2 genauso nach oben. Die beiden Streifen müssen locker liegen. 2 Nun 3 von links nach rechts über 2 und unter 1 führen, 4 von rechts nach links über 1 und unter 2. Dann 5 von links nach rechts über 2 und unter 1 legen, 6 von rechts nach links über 1 und unter 2. Zuletzt 1 und 2 straff ziehen, sodass Sie die in der rechten Abbildung dargestellte Anordnung erhalten. 3 Den Vorgang wiederholen, aber diesmal zuerst Streifen 1 nach oben und Streifen 2 nach unten führen. 4 Jetzt 3 von rechts nach links über 1 und unter 2 legen, 4 von links nach rechts über 2 und unter 1. Dann 5 von rechts nach links über 1 und unter 2, zuletzt 6 von links nach rechts über 2 und unter 1. 5 Ziehen Sie 1 und 2 straff und wiederholen Sie die Schritte, bis die Streifen aufgebraucht sind.

Oben: Together (C. June Barnes) 11 x 20 x 6,5 cm

2

3

4

5

6

1

Die Fläche bearbeiten  27


Register Acrylstange 17, 35, 57 Anfertigung von dreidimensionalen Konstruktionen 13 Anlegetechnik 126

Ikosaeder 66, 72, 74

Burnfield, Penny 8

Kabelbinder 32, 58 Kanten 13 Kapseln 78, 97, 98, 102 Kegel 17, 60, 63, 64, 94, 97, 98 Körper, elliptische 81 Körper, platonische 66, 74, 76, Kuboktaeder 66, 74, 75

Chapman, Susan 116 Chester, Christine 104 Chester, Dee 104 Collective Purple 104 Critchley, Audrey 38, 106, 107 Critchlow, Keith 82 Deacon, Pat 108, 109 Descartes, René 42 D-Formen 16, 59, 98, 102 Dimension, räumliche 6, 11 Dodekaeder 66, 72, 74 Doughnut-Technik 18, 19, 21, 97 Dreidimensionalität, optische 6 Dreieck, gleichseitiges 70, 86, 87, 123 Einrollen 38 Ellipse 101, 124, 126 Escher, Maurits Cornelis 6 Falten 25 Farben 14 Fibonacci 40, 41 Flechten 8, 24, 25, 108 Flower, Jill 117 Fünfeck 53, 66, 72, 90, 123 Fünfeck, regelmäßiges 123 Garne 14 Garnfeinheit 13, 126 Glover, Marion 118 Goldenes Dreieck 41 Goldsworthy, Andy 9 Grusd, Sandra 9, 16, 52, 54, 89 Halbmond 82, 84 Handlungsaufforderungen 10 Harvey, Sam 118 Hatcher, Jodie 9, 24 Hibbert, Louise 9 Himmel und Hölle 29

128  Register

Jones, Erin 94 Jurte 114

Lamitex 12, 68, 76, 84, 85, 102 Lawlor, Robert 82 Lelliot, Edwina 104 Log Cabin (Blockhaus) 68, 126 Lyddon, Debbie 119 Markal Paintstiks 14, 19, 85, 125 Maschinensticken, freies 126 Meech, Sandra 120 Milburn, Inger 9, 16, 17, 38, 39, 94, 110, 111 Möbiusband 48–51 Morgan, Leslie 22, 23, 95 Morison, Sarah 104 Morris, Mary 121 Nähgarn, wasserlösliches 19, 21, 126 Oktaeder 66, 71 Oval 59, 60, 83, 101, 102, 124, 126 Pailletten 14 Palastanga, Claire 9 Passzeichen 13, 69,75, 102, 126 Perlen 14 Platon 66 Polyeder 66, 126 Press, Ingrid 24, 94 Prisma 90, 94 Pyramide 86, 88, 89 Quadrate 25, 37, 53, 102 Raffen 30 Randall-Page, Peter 9 Recycling 12, 17

Schichten 35 Schnur aufnähen 21, 126 Schrumpfen 18 Scoubidou 8, 18, 19, 21, 25–27 Sechseck, regelmäßiges 124 Sewers Aid 14, 125, 126 Sharp, John 98, 102 Skaife, Sally 104 Smoken 32 Spirale, archimedische 40, 42, 44, 45 Spirale, gleichwinklige 40, 41, 42 Spirale, Goldenes-Dreieck- 41 Spirale, logarithmische 40, 41 Stapeln 35 Streeter, Gill 104 Studio 21 116–122 Tetraeder 66, 70, 71, 75, 86, 101 Textilmarker, wasserlöslicher 19, 126 Thomas, Eva 112–113 Thorne, Dawn 122 Trapunto 18, 126 Upton, Linzi 114–115 Vasalery, Victor 6 Verbindungsnähte 13 Vermiculit 12, 16, 93 Vesica Piscis 82, 84, 100, 101, 124 Wickeln 24, 38 Wills, Tony 98, 102 Windräder 22, 56, 94 Würfel 17, 66, 69, 90 Wulffsches Gitter 76, 126 Ziernähte 13 Zylinder 17, 24, 94




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.