Peter Boerboom und Tim Proetel Bewegung: Illusion auf Papier
GESTALTEN
Peter Boerboom und Tim Proetel
Bewegung: Illusion auf Papier Methoden zum Zeichnen von Geschwindigkeit
Haupt Verlag
Die Illusion von Bewegung 6
1. Rollen und kippen 8
2. Quetschen und strecken 18
3. Schwingen 36
4. Auflösen 54
5. Unschärfe 68
6. Verwischen 92
7. Spuren 104
8. Speedlines 116
9. Verschieben 126
10. Wirbeln 140
11. Rhythmisieren 158
12. Platzieren 174
Glossar 186
Die Illusion von Bewegung
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Obwohl gezeichnete Striche sich nicht verändern, Bilder in einem fixierten Zustand verharren, sehen wir in ihnen doch Bewegungen, Veränderungen, den lebendigen Verlauf von Zeit: dramatische Wirbel aus Leben und Tod, Lust und Gefahr in den Kompositionen Rubens’; die Flüchtigkeit eines Segelschiffs in der wogenden Farbmaterie von Turner; die Feier der Geschwindigkeit bei den Futuristen; das unmittelbare Aufeinanderprallen schneller Pinselstriche in der gestischen Malerei; ein Asterix in ungebremstem Lauf; durch den Raum sausende Kartoffeln bei Anna und Bernhard Blume. Hinter Meisterwerken stehen keine billigen Rezepte. Dennoch basiert die Illusion von Bewegung auf nachvollziehbaren und oft einfachen Methoden. Eine Zeichnung entsteht aus differenzierten Bewegungen, meist der Hand und des Arms. Die Spuren dieser Bewegungen könnten unterschiedlicher gar nicht sein: Richtung, Geschwindigkeit, Druck und Energie hinterlassen ihre charakteristische Form. An ihr lässt sich der Entstehungsprozess nachempfinden: Impulsive Linien unterscheiden sich von zögerlichen, die große Geste zeigt sich anders als der suchende Strich. Es kann auch die zeichnerische Absicht sein, die suggerierte Bewegung eines Objekts illustrativ darzustellen. Wie entsteht nun die Vorstellung, dass das, was da auf dem Papier ist, sich bewegt? Wie hat die Fotografie mit neuen Visualisierungsmöglichkeiten das Sehen von Bewegung verändert? Wer die Methoden zur Darstellung von Bewegung kennt, wird nicht nur genauer hinter die Oberfläche von Bildern sehen, sondern auch selbst die Kniffe anwenden können, um Bewegung in Bildern zu bannen. 7
1. Rollen und kippen Die Schräge bringt die Dinge auf ins Rollen und Rutschen. So fundamental ist unsere Erfahrung der Schwerkraft, dass die damit assoziierte Bewegungsrichtung immer eine nach unten ist. Auch die Vorstellung von kippenden Formen begründet sich in der Schwerkraft. Dinge, die auf der Spitze stehen, müssen ausbalanciert sein, um nicht umzufallen. So ist die senkrechte Kompositionslinie mit Aktivität verknüpft, die waagrechte mit Ruhe. Die Diagonale ist in Bewegung. Bis zu welchem Punkt lässt sich in der Zeichnung den Gesetzen der Schwerkraft entkommen?
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Eine gekrümmte Bodenlinie, und die Scheibe rollt nach unten – ohne Linie würde die Scheibe in der Fläche schweben. 10
Unhaltbarer Zustand. 11
Das Dreieck auf der Spitze ist in labilem Zustand. Verlagert sich der Schwerpunkt, wird es instabil und kippt. 12
Aber die Pyramiden ruhen seit 5000 Jahren, so stabil liegt das Dreieck. 13
Welche Phase des Bewegungsablaufs illlustriert das Kippen am deutlichsten? 14
Eine groĂ&#x;e, dunkle Form wirkt schwer. Schon eine minimale Verlagerung des Schwerpunktes lĂśst den Bewegungsimpuls aus. 15
Schweres und Leichtes ausbalancieren. 16
Die Säule steht stabil, solange die Scheiben sich innerhalb der senkrechten Achse beďŹ nden. Sind die Scheiben aus der Achse verschoben, wird sie in sich zusammenstĂźrzen. 17
Peter Boerboom und Tim Proetel
Raum
Illusion mit Methode Ideen zum räumlichen Zeichnen
Peter Boerboom und Tim Proetel
Licht
Illusion aus Hell und Dunkel Wie kommt das Licht in die Zeichnung?
EMYS Sachbuchpreis September 2014
Die ersten beiden Bände der Zeichenbuchreihe von Peter Boerboom und Tim Proetel im Haupt Verlag: Raum: Illusion mit Methode Ideen zum räumlichen Zeichnen 160 Seiten, gebunden 978-3-258-60065-9 Licht: Illusion aus Hell und Dunkel Wie kommt das Licht in die Zeichnung? 176 Seiten, gebunden 978-3-258-60074-1 www.haupt.ch
Es ist so banal wie verblüffend: Richtig gesetzt, erzeugen wenige Striche auf Papier bereits Räumlichkeit, genauer: die Illusion von Raum. Das Interesse am räumlichen Zeichnen mag zunächst der Absicht entspringen, die sichtbare Wirklichkeit abzubilden. Tiefe zu erzeugen, ist jedoch ein faszinierendes Thema in jeder bildnerischen Gestaltung. Ebenso das Licht. Es zu zeichnen, ist zunächst widersinnig; denn das weiße Papier ist schon hell, jeder Strich macht es dunkler, als es ist. Doch Licht im Bild ist viel mehr als reine Helligkeit. Erst die Schatten, der Wechsel aus Hell und Dunkel, gestalten es, schaffen Raum und Atmosphäre. Die Beleuchtung bestimmt, was gesehen oder erahnt wird – und was verborgen bleibt. Peter Boerboom und Tim Proetel haben in diesen beiden Zeichenbüchern die grundlegenden Methoden zur räumlichen Darstellung und zum Zeichnen von Licht untersucht, sortiert, kommentiert und mit Hilfslinien intuitiv erfahrbar dargestellt. Für Einsteiger wie auch Profis bieten diese Bücher erfrischend einfache Einblicke in das zeichnerische Entstehen von Dreidimensionalität und das Sichtbarwerden von Licht. Die EMYS Jury schreibt zu „Licht – Illusion aus Hell und Dunkel“: »Der EMYS-Preisträger im September ist viel mehr als ein Zeichenbuch. Es belehrt, bezaubert, bestärkt und fordert auf, selbst loszulegen. Denn es braucht nicht viel, um Menschen, Szenen und Dinge ins richtige Licht zu setzen.« 190
Peter Boerboom und Tim Proetel studierten zwischen 1991 und 1998 an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Sauerbruch. Es verbindet sie eine lange Freundschaft, die immer wieder zu gemeinsamen Arbeiten führt. Das vorliegende Buch ist das jüngste Ergebnis ihrer Zusammenarbeit, vieler Zeichnungen und Diskussionen darüber. Zwei Bände zu Räumlichkeit und Licht sind bereits erschienen, weitere Bände zu neuen Themen sind im Entstehen. Peter Boerboom studierte außerdem Kommunikationsdesign an der Fachhochschule für Gestaltung in München. Er ist Gründungsmitglied der Künstlergruppe Department für öffentliche Erscheinungen und realisiert gemeinsam mit Carola Vogt Kunst- und Fotografieprojekte. Tim Proetel ist Referent für Kunst am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in München. Außerdem unterrichtet er Kunst und Theater am Gymnasium Ottobrunn und gibt einen Grundlagenkurs zum bildnerischen Gestalten an der Akademie der Bildenden Künste München. 191
Zeichnungen, Gestaltung und Satz: Peter Boerboom, D-Münsing, und Tim Proetel, D-München Lektorat: Haupt Verlag, CH-Bern Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN: 978-3-258-60108-3 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2015 Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. www.haupt.ch Wünschen Sie regelmäßig Informationen über unsere neuen Titel zum Gestalten? Möchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Haben Sie Anregungen für unser Programm? Dann besuchen Sie uns im Internet auf www.haupt.ch. Dort finden Sie aktuelle Informationen zu unseren Neuerscheinungen und können unseren Newsletter abonnieren. 192