Cerruti, Bildtransfer

Page 1



Courtney Cerruti

Bildtransfer



Courtney Cerruti

Bildtransfer Materialien, Techniken und Projekte

Haupt Verlag


Die englischsprachige Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel Playing with Image Transfers: Exploring Creative Imagery for Use in Art, Mixed Media, and Design bei Quarry Books, Beverly, Massachusetts, USA Copyright © für Text: 2013 Courtney Cerruti Copyright © für Fotografien: 2013 Quarry Books Aus dem Englischen übersetzt von Waltraud Kuhlmann, D-Bad Münstereifel Lektorat und Korrektorat der deutschsprachigen Ausgabe: Eva Hauck und Claudia Lüdtke/der springende punkt, D-Berlin Satz der deutschsprachigen Ausgabe: Die Werkstatt, D-Göttingen Printed in China Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN 978-3-258-60109-0 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2014 für die deutschsprachige Ausgabe Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. www.haupt.ch Wünschen Sie regelmäßig Informationen über unsere neuen Titel zum Gestalten? Möchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Haben Sie Anregungen für unser Programm? Dann besuchen Sie uns im Internet auf www.haupt.ch. Dort finden Sie aktuelle Informationen zu unseren Neuerscheinungen und können unseren Newsletter abonnieren.


Spaces Between von Bridgette Guerzon Mills Enkaustische Mixed-Media-Kunst

Widmung Für die Frauen, die mit einem Praktikum begannen und Freundinnen wurden. Für eure harte Arbeit, eure Vision und eure Kreativität. Dafür, dass aussichtslose Tage durch euch zu erfolgreichen wurden. Für Shân, Veronica, Shannon und Kelsea. Ich bin euch so dankbar. Danke.



Inhalt 08

Einleitung

10

Kapitel 1 – Bevor es losgeht: Material und Transfertechniken

30

Kapitel 2 – Zielgerichtetes Spiel: Bildmaterial und Ideen für Projekte

96

Kapitel 3 – Galerie: Transfers in Mixed-Media-Kunstwerken

122

Vorlagen

141

Bezugsquellen

142

Mitwirkende Künstler

143

Dank

144

Über die Autorin


Einleitung

B

ildtransfers gehören einem undefinierten Raum des künstlerischen Schaffens an. Sie sind weder Fotografien noch Gemälde, weder Drucke noch Collagen. Wie flüchtige Traumbilder kann man sie nur schwer erklären. Ihre vergängliche Schönheit geht über das Bild als solches hinaus, denn sie schweben zwischen den Medien und existieren außerhalb traditioneller Formen.

B I L DT R A NSF E R

Es war in der Highschool – ich saß in meinem Zimmer auf dem Boden und betrachtete ein Bild von LK Ludwig in Jason Thompsons Buch Making Journals by Hand. Es war ein auf einen Adressaufkleber transferiertes Selbstpor­trät, weder Foto noch Bild, sondern etwas völlig anderes: verschwommen und romantisch und eines der malerischsten und schönsten Bilder, die ich je gesehen hatte. Ich las die Anleitung und rief in jedem Laden an, von dem ich annahm, er könnte das sogenannte Xylol führen. Nachdem ich festgestellt hatte, dass es in Kalifornien nicht erhältlich war, bat ich meinen Dad, mir von seinem nächsten Angeltrip nach Nevada eine Flasche Xylol mitzubringen. Das machte er und seither arbeite ich kreativ mit Bildtransfers. Ich habe alle nur erdenklichen Techniken und Verfahren ausprobiert und getestet.

08

Nach zahlreichen Misserfolgen und ebenso vielen Entdeckungen habe ich mich in eine Reihe von Techniken eingearbeitet, die schöne und zuverlässige Ergebnisse liefern. Ich glaube an realisierbare und Erfolg versprechende Verfahren, die ohne teure Ausstattung möglich sind, auf dem Küchentisch und in der Zeit, die Sie dafür aufbringen können – und seien es auch nur fünf Minuten. Wie bei jedem künstlerischen Prozess ist ein Großteil das Experimentieren. Nehmen Sie sich Zeit und finden Sie einen Ort, um sich mit den Methoden spielerisch-experimentell auseinanderzusetzen. Tauchen Sie ein in die Projekte, erforschen Sie, was Ihnen gefällt und ob es zu der Arbeit passt, die Sie realisieren möchten, und entdecken Sie die für Sie geeigneten Methoden. Schlagen Sie Ihre eigene Richtung ein

und entwickeln Sie das Know-how, das es Ihnen erlaubt, die Bilder und Arbeiten zu schaffen, an die Sie sich bisher nicht herangewagt haben. Ein Grund, weshalb ich so gerne mit Bildtransfers arbeite, ist ihre Vielseitigkeit. Sie können so vielschichtig und komplex sein, wie Sie es wünschen, aber auch einfach und direkt. Mir gefällt es, dass man Transfers in wenigen Minuten erstellen und so Kunst schaffen kann, die selbst in die Momente des Lebens passen, in denen man besonders beschäftigt ist. Sie begeistern Künstler, die sich noch nicht lange mit dieser Technik befassen, ebenso wie die Erfahrenen, die ihrem Werk etwas mehr Ausdruck und Tiefe verleihen möchten. Bildtransfers fesseln und überraschen mich auch noch 15 Jahre nach diesem ersten Augenblick, in dem ich mich so heftig in sie verliebte.

Gegenüber: Sunshine Followed von Sarah Ahearn Bellmare


EINLEITUNG

09


kapitel

1

Title Type of media


BEVOR  ES  LOSGEHT: Material und Transfertechniken Title Type of media

Sobald Sie das Verfahren verstanden haben und Ihnen die Technik in Fleisch und Blut übergegangen ist, lässt sich ein gelungenes Transferbild ganz leicht herstellen. Wenn Sie das geeignete Material verwenden, werden Sie schöne Transfers kreieren, ohne Frustrationen zu erfahren. Im Folgenden wird erläutert, wie und warum bestimmte Materialien funktionieren und welche davon die besten Ergebnisse liefern.


Bildarten

K

B I L DT R A NSF E R

ontrastreiche Bilder, ob in Farbe oder Schwarz-Weiß, sind für alle Bildtransfers am besten geeignet. Daher erzielen Sie mit Clipart, Kopien von Strichzeichnungen und Skizzen sowie Schrift und Text gelungene Transfers. Beim Bildtransfer mit Paketband können auch weniger kontrastreiche Vorlagen eingesetzt werden; diese Technik ist besonders anwenderfreundlich. Wer eigene Fotos transferieren möchte, sollte Bilder mit kräftigen Farbblöcken und starkem Kontrast wählen, egal ob farbig oder schwarz-weiß.

012


FOTOKOPIEN UND LASERPRINTS Bei vielen Projekten in diesem Buch werden Fotokopien und keine Inkjet-Ausdrucke verwendet, und es ist hilfreich, den Grund dafür zu kennen. Laserprinter und Fotokopierer arbeiten mit Toner statt mit Tinte. Der Toner wird mit Hitze fixiert und kann beim Erstellen des Transfers von der Papieroberfläche gelöst werden. Die Tinte eines Tintenstrahldruckers zieht in die Papierfasern ein und kann nicht mehr gelöst werden. Daher kann auf diese Weise auch kein Transfer entstehen. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie einen Laser- oder Tintenstrahldrucker haben, sollten Sie prüfen, ob das Papier warm aus dem Drucker kommt. Ist es warm, haben Sie einen Laserdrucker, andernfalls einen Tintenstrahldrucker. Farb- und Schwarz-WeißFotokopierer arbeiten mit Toner. SCHWARZ-WEISS-BILDER

die Möglichkeit, etwas einem neuen Zweck zuzuführen, was andernfalls in der Papiertonne gelandet wäre. Darüber hinaus enthalten Zeitschriften komplette Wörter und Sätze, mit denen das Experimentieren Spaß macht, v. a. wenn man die eigene Handschrift nicht in eine Arbeit integrieren möchte. Ich verwende besonders gern alte National-Geographic-Magazine, die man z. B. in der Flohmarktkiste von Büchereien finden kann.

FARBBILDER GEFUNDENE BILDER Bei bestimmten Verfahren können Farbbilder problematisch sein. Farblaserdrucker und -kopierer haben häufig mehr Einstellmöglichkeiten als Schwarz-WeißDrucker, was dazu führen kann, dass man viele Farbkopien macht und dennoch keine guten Ergebnisse bekommt. Das kann an der Tonermenge liegen, an der Bildsättigung … Verzweifeln Sie nicht: Fast jede misslungene Farbkopie funktioniert als Paketbandtransfer. Probieren Sie verschiedene Drucker und Kopierer in Ihrem Copyshop vor Ort aus, bis Sie das Gerät finden, das für Ihre jeweilige Transfermethode die besten Kopien liefert. Für Farbkopien eignet sich leichteres Kopierpapier mit einem Gewicht von 70 g/m². Vermeiden Sie schweres Papier oder Hochglanzpapier. ZEITSCHRIFTENSEITEN Zeitschriften sind billig und bieten viel Bild- und Textmaterial. Hochglanzseiten sind für die Transfers sehr gut geeignet, matt gedruckte Seiten liefern blasse und verschwommene Transfers. Zeitschriften auszuschlachten bietet zudem

Wer keine eigenen Bilder verwenden oder mit einem bestimmten Thema oder Bild experimentieren möchte, kann mit Clipart arbeiten. Ausgezeichnetes Bild- und Textmaterial findet man bei Dover Publications. Dover veröffentlicht unzählige Bände mit Grafiken aus historischen, wissenschaftlichen und kulturellen Quellen, die alle sauber nach Themen geordnet sind. Ein Großteil basiert auf Stichen, was bedeutet, dass die Bilder häufig viele Details aufweisen, aber dennoch nur schwarzweiß sind. Was wie ein zartgrauer Schatten aussieht, besteht eigentlich aus dünnen schwarzen Linien. Aus diesem Grund sind solche Grafiken für Transferprozesse gut geeignet. Meine zweite Lieblingsquelle für Clipart sind Crap-HoundMagazine. Sie sind nach Themen gegliedert (z. B. Hände, Herzen und Augen, Clowns, Teufel oder Köder) und wirklich Gold wert! In den Bezugsquellen steht, wo Sie sie finden.

B E VO R E S LO S G E H T

Viele Bildtransfers klappen am besten mit Schwarz-Weiß-Fotokopien. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen wird der Kontrast des Fotos beim Kopieren verstärkt und das Foto wird klarer, was im Allgemeinen zu einem besseren Transfer führt. Zum anderen ist der Toner auf einer Schwarz-WeißFotokopie (gegenüber einer Farbkopie) gesättigter und lässt sich leichter übertragen. Wenn Sie von einem Bild ausgehen, auf dem Sie und Ihr bester Freund vor einem See, Berg oder unter blauem Himmel zu sehen sind, und Sie davon eine Schwarz-Weiß-Fotokopie machen, erhalten Sie ein Bild, das wie ein grauer Klecks aussieht. Dieses wiederum lässt ein

Transferbild entstehen, das wie ein grauer Klecks aussieht. Jedes Transferbild ist nur so gut wie die zugrunde gelegte Fotokopie oder das Originalbild. Vergessen Sie das nicht, wenn Sie Bilder zum Übertragen vorbereiten! Für SchwarzWeiß-Kopien eignet sich normales Kopierpapier mit einem Gewicht von 80 g/m² am besten. Vermeiden Sie schweres Papier oder Hochglanzpapier.

013


Transfermaterialien und -medien

T

B I L DT R A NSF E R

ransfers können auf verschiedenste Weise gefertigt werden. Hier sehen Sie das von mir erprobte Material, das sich für die Projekte in diesem Buch bewährt hat. Es sorgt für durchweg schöne Ergebnisse. Experimentieren Sie aber ruhig mit Medien, die Sie schon zu Hause haben. Stellen Sie jedoch sicher, dass die Grundausstattung vorhanden ist, bevor Sie weitere Materialien anschaffen.

014


LÖSUNGSMITTEL

ACRYLFARBE

Paketklebeband bekommt man im Baumarkt, Supermarkt oder sogar in Ein-Euro-Shops. Ob die Rolle nun 1 Euro oder 4 Euro kostet, spielt für das Transferbild keine große Rolle. Einige Markenbänder sind stärker (nicht breiter), andere kleben besser und alle haben eine glänzende Oberfläche. Beginnen Sie mit dem Band, das Sie zu Hause haben, und experimentieren Sie dann mit verschiedenen Marken. NeuIich habe ich ein Paketband entdeckt, das breiter ist als das normale, 5 cm breite Klebeband – und ich war begeistert. Die Verarbeitung ist nicht ganz einfach, macht aber riesigen Spaß!

Für die meisten Lösungsmitteltransfers empfehle ich einen Blender Pen (Mischstift), den Sie in vielen Fachgeschäften für Künstlerbedarf bei den schicken Designstiften finden. Es handelt sich um einen klaren „Tinten“-Schreiber, mit dem man zwei Farben miteinander vermischen kann. Es sind mehrere Marken auf dem Markt, wobei Chartpak® am besten funktioniert. Der Chartpak®-Stift ist ungiftig nach AAP, d. h., er hat das Zulassungssiegel der American Academy of Pediatrics (Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde). Er riecht jedoch, weshalb Sie ihn nur in einem gut belüfteten Raum benutzen sollten. Die Hauptchemikalie in einem Blender Pen ist Xylen oder Xylol, das im Künstlerbedarfshandel in Blechdosen oder -kanistern verkauft wird (wie Terpentinersatz oder Verdünner). Es ist ungiftig und ich verwende es selten unverdünnt. Kommt Xylen aus der Flasche zum Einsatz, sollten Sie draußen arbeiten und eine Maske sowie Handschuhe tragen. Lesen Sie unbedingt die Herstellerhinweise. Aceton ist ein weiteres Lösungsmittel, das sich für viele Arten von Transfers eignet. Sie finden es im Baumarkt bei den Farbentfernern oder Sie kaufen eine kleine Menge Nagellackentferner im Drogeriemarkt, allerdings muss er 90 bis 100 % Aceton enthalten. Mit einem Blender Pen zu arbeiten ist so toll, weil das Lösungsmittel mit der Stiftspitze gezielt dosiert wird. Bei größeren Projekten oder Farbkopien verwendet man besser Lösungsmittel aus der Flasche, das man mit einem Wattebausch aufträgt.

Normalerweise würde ich dafür plädieren, qualitativ hochwertige Farben mit hohem Pigmentanteil zu kaufen, doch für Acryltransfers verwende ich preiswerte Bastelfarben. Bastelfarben gibt es in den verschiedensten Farbtönen und sie haben in der Regel einen erheblichen Weißanteil, was für Transfers super ist, weil es die Bildsättigung verstärkt. Sie können mit Farben spielen, ohne viel investieren zu müssen. Experimentieren Sie mit Mengen und Marken! Wählen Sie eine mittelhelle bis helle Acrylfarbe (je nach Ihrem Bild und dem gewünschten Effekt), die sich glatt aufstreichen lässt.

GELMEDIUM Ich liebe Gelmedium. Ich verwende es für alle Arten von Mixed-Media-Arbeiten als Kleber und als Versiegelung. Es ist ein Wundermittel. Man kann es einfärben, mit Acrylfarben mischen und mit Wasser abwischen. Es ist sparsam im Verbrauch, aber teuer, wenn man es vergeudet. Deshalb sollte der Behälter oder die Tube immer wieder gut verschlossen werden, damit es nicht eintrocknet. Geben Sie eine geringe Menge auf Wachspapier, wenn Sie arbeiten, und klappen Sie dieses einfach zusammen, damit das Gel feucht bleibt. Man kann auch glänzendes Gelmedium verwenden, doch es ist dünner, sodass mehrere Schichten aufgetragen werden müssen, wenn man einen Abziehfilm aus Gelmedium herstellt.

B E VO R E S LO S G E H T

PAKETBAND

015


Bilduntergründe

D

er Bildgrund ist ebenso wichtig wie das Bild. Glatte, poröse Flächen nehmen ein Transferbild am besten auf, so z. B. Papier, Karton, ein glatter Stoff oder sogar Holz. Die Fläche muss sauber (nicht ölig oder schmutzig) und unbeschichtet sein. Hochglanzpapier oder glänzendes Papier, aber auch ein ­lackiertes Holzbrett können zu verschmierten Transfers führen. Auf Stoffen mit Appretur oder behandelten Oberflächen halten Transfers oft nicht. Balsaholz, Lindenholz und ­andere Bastelhölzer sind gut geeignet; dies gilt auch für einige satin­ähnliche Stoffe, Musselin und Leinwand. Das Schöne an Bildtransfers ist, dass man nur Tinte transferiert. Anders als bei einer Collage, bei der man etwas mitsamt seinem Hintergrund ausschneidet, ermöglicht Ihnen ein Bildtransfer, Bilder und Medien zu schichten, ohne Volumen aufzubauen. Daher transferiere ich so gerne auf Papiere aus Kontenbüchern oder Büchern, die bereits Muster oder Text enthalten. Experimentieren Sie mit Bilduntergründen und finden Sie heraus, was Ihnen am besten gefällt.

016


Künstlerbedarf

I

ch liebe Künstlerbedarfsartikel und lasse mich leicht von einer schönen Verpackung oder Grafik verführen. Doch auf bestimmtes Werkzeug und Zubehör greife ich bei meiner Arbeit immer wieder zurück. Hier einige meiner Lieblingsmaterialien:

PINSEL Sie können Pinsel aus dem Baumarkt verwenden, Leimpinsel oder feinere Malpinsel. Vergessen Sie nicht, dass kostengünstigere Pinsel eine grobere, u. U. auf dem Transfer sichtbare Struktur erzeugen können. Das kann einen schönen Vintage-Look ergeben. Transferiert man ein Bild mit feinen Details, sollte man einen weicheren Pinsel verwenden. Acryl und Gelmedium sind wasserbasierend und leicht zu entfernen, beide trocknen jedoch rasch, was einen teuren Pinsel ruinieren kann, wenn man nicht aufpasst. KLEBSTOFFE

SCHERE Man sollte immer eine scharfe Schere zur Hand haben. REIBEWERKZEUG Ein Falzbein ist ein Werkzeug, mit dem man reiben, falzen, ritzen und rillen kann. Ein guter Ersatz ist ein Bastelhölzchen (bzw. das Hölzchen von einem Eis am Stiel) oder der Rücken eines Buttermessers. Ich nehme auch häufig eine alte Bücherei- oder Kreditkarte, die ein gleichmäßiges Aufdrücken ermöglicht. Mit einer solchen Karte kann man auch Gelmedium oder Kleb-

stoff gleichmäßig auf einer Fläche verteilen. KLEBEBAND Ich bin klebebandsüchtig und eine erklärte Umfunktioniererin. Ich liebe (auf Papier repositionier­ bares) Künstlerklebeband in Schwarz und Natur. Es ist in unterschiedlichen Breiten erhältlich und einfach klasse! Ich mag auch Künstlerklebeband in Neon und ich habe eine Schwäche für WashiTape, ein japanisches Klebeband aus Washi-Papier. Es ist wieder ablösbar, leicht transparent, in verschiedensten Farben und Mustern erhältlich und eignet sich ausgezeichnet für Collagen, Skizzenbücher, Postkarten und Mixed-MediaArbeiten. Darüber hinaus arbeite ich gern mit Klebefilm oder permanent klebendem doppelseitigem Klebeband, um Papierschichten zu erzeugen (das von Scotch® ist das beste).

B E VO R E S LO S G E H T

Wenn ich auf die Schnelle Papier auf Papier kleben will, ist der Klebestift von Scotch® mein Favorit. Ich arbeite auch gern mit dem doppelseitigen Klebeband von Scotch®. Für eine stärkere Haftung beim Verkleben zweier Papierschichten verwende ich Kunstharzklebstoff, einen normalen Buchbinderleim

ähnlich dem Weißleim von Elmer, jedoch dicker und weniger feucht und schnell trocknend. Gelmedium verwende ich auch gerne als Klebstoff und zum Versiegeln. Es ist besonders praktisch, um kleine Objekte oder hauchdünnes Papier aufzukleben. Mit Allzweck- oder Bastelkleber kann man voluminöse oder schwere Teile perfekt auf Mixed-Media-Arbeiten kleben.

017


Collagematerialien

W

B I L DT R A NSF E R

enn es um Papier geht, sind Fund- und Vintagestücke meine Favoriten. Ich arbeite gern mit alten Landkarten, Schnittmustern, zerschnittenen Buch- oder Wörterbuchseiten, alten Fotos, Zeitschriftenausrissen (wegen der leuchtenden Farben oder dem witzigen Text) und allem, was interessante Muster oder Aufdrucke aufweist. Auch der Innendruck von Sicherheitsbriefumschlägen gibt ein spannendes Collagematerial ab. Vintagepapiere findet man auf Flohmärkten, in Sozialkaufhäusern, beim Bücherverkauf der Bücherei und im Internet. Sie sind nicht teuer und es ist aufregend, sie aufzuspüren.

018


Sonstiges

E

s gibt Dinge, die in meinem Atelier immer herumliegen und auf die ich immer wieder zurückgreife – ganz gleich, an welchem Projekt ich arbeite.

BABYFEUCHTTÜCHER Das parfümfreie Babyfeuchttuch ist der beste Freund des Künstlers. Es verhindert, dass ein Pinsel während der Arbeit eintrocknet, man kann sich wunderbar mit Klebstoff oder Farbe verschmierte Finger damit sauberwischen, etwas Verschüttetes aufnehmen oder es zum Wischen, Verschmieren und Anfeuchten benutzen!

SPÜLSCHÜSSEL, SCHWAMM UND GESCHIRRTUCH Ich besitze eine Plastikwanne, die ich von Kurs zu Kurs schleppe. Sie ist ca. 46 cm lang, 30 cm breit und 15 cm tief. Sie können quasi alles verwenden (auch ein Spülbecken), aber denken Sie daran, dass es so beschaffen sein sollte, dass Sie bequem daran arbeiten können. Mit sehr flachen oder kurzen Gefäßen

zu arbeiten, kann unbequem sein, wenn man eine größere Menge Transfers gleichzeitig herstellen möchte. Schwamm und Geschirrtuch sollten immer bereitliegen, wenn man mit Wasser arbeitet. WACHSPAPIER Ich liebe (ungebleichtes) naturfarbenes Wachspapier. Es lässt sich als Palette verwenden oder in einer Collage einsetzen, man kann den Arbeitsplatz damit abdecken und es während des Trocknens, beim Transport oder bei der Lagerung der Arbeit zwischenlegen. SPEISEÖL Ich verwende häufig Speiseöl, um bestimmten Transferarten einen Satinglanz zu verleihen oder um Papierfaserreste von einem Transferbild zu entfernen. HEIZPISTOLE ODER FÖHN B E VO R E S LO S G E H T

Diese Geräte können den Trocknungsprozess von Acrylfarben oder Gelmedium beschleunigen. Seien Sie vorsichtig, dass Sie die Arbeit, den Arbeitsplatz oder Ihre Hände nicht verbrennen!

019


TECHNIK

Transfer mit Paketband

. Für Schwarz-Weiß- oder Farbkopien oder Laserdrucke geeignet. . Für Seiten aus Zeitschriften geeignet. . Bild erscheint nicht seitenverkehrt.

B I L DT R A NSF E R

1

020

Schneiden Sie einen Paketbandstreifen in der Größe Ihres Bildes zu. Legen Sie ihn mit der Klebeseite nach unten auf das Bild und streichen Sie langsam von einem zum anderen Ende. Drücken Sie das Band mit den Fingern fest an und streichen Sie von der Mitte nach außen mit einem Falzbein darüber, um Luftblasen oder Falten zu entfernen. (Siehe A.) Reiben Sie gründlich, damit die Tinte des Bildes am Band haften bleibt. Überall, wo eine Blase oder Falte verbleibt, wird eine helle bzw. unbedruckte Stelle entstehen. Falls sich Blasen oder Falten nicht entfernen lassen, muss das nicht unbedingt ein Problem darstellen – die Flecke können auch wie Gebrauchsspuren aussehen. (Siehe B.)

2

Schneiden oder reißen Sie überstehendes Papier um das Klebeband herum ab und legen Sie das Band in eine Schüssel mit warmem Wasser. Dabei zeigt die

P

aketband ist klebrig und lädt sich statisch auf. Oft sind einige Versuche nötig, bis man damit umgehen kann. Beginnen Sie mit kleinen, handlichen Streifen und wagen Sie sich allmählich an größere heran.

glänzende Seite nach unten und die Papierseite zu Ihnen. (Siehe C.)

3

Rubbeln Sie mit den Daumen die Papierrückseite vollständig weg (nicht kratzen!). Ist das Klebeband einmal feucht, können Sie u. U. Papierreste zwar nicht mehr erkennen, Fasern und raue Textur aber immer noch fühlen. Ein fertiges Transferbild muss glatt sein. Das Schöne an Paketbandtransfers ist, dass Sie schnell gemacht sind und man kaum etwas falsch machen kann. Man kann sie im Wasser liegen lassen, ohne dass sie sich auflösen oder qualitativ verschlechtern. Das ist besonders bei dickerem Papier von Vorteil. Sie können auch sehr fest rubbeln, ohne die Transfers zu beschädigen. (Siehe D.)

4

Sobald das Papier entfernt ist, nehmen Sie das Paketband aus dem Wasser. Streifen Sie das Wasser mit den Fingern ab und lassen Sie das Band auf einer glatten Metall-, Kunststoff- oder

Glasfläche mit der Klebeseite nach oben auf einem Stück Wachspapier trocknen. (Siehe E.)

5

Während des Trocknens wird das Band wieder klebrig. Je nach Paketbandmarke und Papiertyp kann die Klebekraft variieren. Probieren Sie verschiedene Sorten aus, um herauszufinden, womit Sie am liebsten arbeiten. Reicht die Klebekraft nicht mehr aus, können Sie mit einem Klebestift nachhelfen. Finden sich nach dem Trocknen noch Papierfaserreste am Paketband, feuchten Sie das Band erneut mit Wasser an und rubbeln die Fasern weg. Legen Sie Ihre trockenen Transfers auf Wachspapier. (Siehe F.)

6

Schöpfen Sie den Papierbrei aus der Schüssel und werfen Sie ihn weg. Schütten Sie das Wasser nicht ins Spülbecken, sondern in die Toilette. Wenn Sie möchten, können Sie den Papierbrei verwenden, um selbst Papier zu schöpfen.


A

D

B

E

C

F

✂ MATERIAL Schere Fotokopie oder Zeitschriftenseite Falzbein oder anderes Reibewerkzeug Schüssel oder Schale mit warmem Wasser Wachspapier

Soll ein Bild eine unregelmäßige Kontur bekommen oder ausgeschnitten werden, sollten Sie dies nach der Fertigstellung des Transfers und nach dem Entfernen des Papiers tun, nicht vorher. Paketband ist zwar recht robust, doch hat man einmal hineingeschnitten, reißt es beim Wegrubbeln der Papierkrümel leicht weiter ein.

B E VO R E S LO S G E H T

Paketband

Tipp

021


TECHNIK

Transfer mit dem Blender Pen

. Für Schwarz-Weiß-Fotokopien geeignet. . Bild erscheint seitenverkehrt.

1

Wählen Sie ein kontrastreiches Bild aus. Schneiden Sie die Fotokopie so zu, dass ein 1,5 cm breiter Rand stehen bleibt. An diesem Rand können Sie die Kopie während der Arbeit festhalten. Legen Sie die Kopie mit der Bildseite nach unten auf den gewünschten Untergrund. Dabei kann es sich um Papier, eine Buchseite, glattes, unbeschichtetes Holz oder einen glatten Stoff handeln.

B I L DT R A NSF E R

2

022

„Bemalen“ Sie die Rückseite der Kopie mit dem Blender Pen. (Siehe A.) Sobald das Papier durchtränkt ist, reiben Sie mit dem Falzbein über das Bild. Drücken Sie dabei nicht zu stark auf, damit das Transferbild nicht verschmiert oder verwischt. Außerdem dürfen Sie die Fotokopie nicht zu früh entfernen oder verschieben. (Siehe B.)

M

it einem Blender Pen (Mischstift) entsteht aus einer Schwarz-Weiß-Vorlage ganz leicht ein Transferbild. Sie werden von der Unmittelbarkeit dieser Technik begeistert sein.

3

Heben Sie, ohne die Fotokopie zu verschieben, eine Ecke an und prüfen Sie, ob sich das Bild übertragen hat. (Siehe C.) Sollte das noch nicht vollständig der Fall sein, „übermalen“ Sie das Bild ein zweites Mal und/oder reiben erneut darüber, bis der gewünschte Effekt erzielt ist.

A

4

Entfernen Sie die Fotokopie, damit das Transferbild zum Vorschein kommt. (Siehe D.)


B

✂ MATERIAL Schwarz-Weiß-Fotokopie Schere Papier, Stoff oder anderer Untergrund Chartpak® Blender Pen Falzbein oder anderes Reibewerkzeug

C

Tipp

D

B E VO R E S LO S G E H T

Ist das Bild verwischt, haben Sie die Kopie eventuell zu stark mit Lösungsmittel durchtränkt oder das Bild beim Transferieren bewegt. Wurde nicht die gewünschte Detailgenauigkeit erzielt, sollten Sie den Untergrund, auf den Sie transferieren, prüfen. Glatte, unbeschichtete Flächen eignen sich am besten. Beispielsweise ist glattes Papier geeigneter als Aquarellpapier. Zwar nehmen beide ein Transferbild auf, jedoch mit unterschiedlichen Ergebnissen. Je mehr Struktur der von Ihnen gewählte Bildgrund aufweist, desto undeutlicher wird das Transferbild. Es gibt Fotokopien, bei denen man mit dem Lösungsmittel keinen Erfolg hat. Verzweifeln Sie nicht! Versuchen Sie Ihr Glück mit einer neuen Kopie und der Paketbandtechnik. Dabei kann man am wenigsten falsch machen. Man beachte: Sobald eine Fotokopie für ein LösungsmittelTransferbild eingesetzt wurde, ist sie nicht noch einmal verwendbar. Zu viel Tinte wurde bereits gelöst, als dass ein zweites Transferbild gelingen könnte.

023


Mitwirkende KĂźnstler Jody Alexander www.jalexbooks.com Sarah Ahearn Bellemare www.sarahearn.com Matthieu Brajot www.llamacafe.com Cathy Cullis cathycullis.blogspot.co.uk Joan Deichert www.etsy.com/shop/gatheredtogether Kristine Fornes www.kristinefornes.no Dominique Fortin www.lafeedargent.com Lisa Kokin www.lisakokin.com Dorothy Simpson Krause www.dotkrause.com Hanne Matthiesen www.hannematthiesen.dk Bridgette Guerzon Mills www.guerzonmills.com

B I L DT R A NSF E R

Alisa Nordholt-Dean www.prettylittlependant.blogspot.com

142

Sam O’Leary www.conduction.co.nz


Dank Vielen Dank, Mati Rose, dass du so ein großzügiger und freundlicher Mensch bist, und mutig genug warst zu sagen: „Hey, du solltest das tun!“, als wir uns gerade erst kennengelernt hatten. Vielen Dank, Mary Ann, dass du dich für dieses Projekt begeistert und mich dabei begleitet hast. Vielen Dank, Andrew, dass du dich auf das Projekt eingelassen hast und so großzügig mit deiner Zeit, deinem Platz und deinem Talent warst! Vielen Dank, Thao, dass du so offen und freigiebig warst und dass wir bei dir zu Hause Fotos machen durften, und vielen Dank, Sophie – mit deiner kreativen und neugierigen Art warst du ein wahrer Sonnenschein bei unseren Fototerminen. Und du machst die besten Fantasie-Eier, die ich je probiert habe! Vielen Dank, Mom – du bist mein erstes und bestes Vorbild in Sachen Kreativität. Vielen Dank, Dad, dass du mich stets darin bestärkt hast, Kunst in all ihren Formen zu betreiben, und für die erste Flasche Xylol, die du mir aus Nevada mitgebracht hast. Vielen Dank an euch beide, dass ihr mich bei all meinen kreativen Unternehmungen immer unterstützt habt. Vielen Dank, Matt, dass du mir zugehört hast, wenn ich nicht wusste, wie all die Projekte zueinanderfinden sollten, dass du mir gesagt hast, ich würde es schaffen, für all die kleinen Skizzen, die du für dieses Buch – oder einfach nur so – gezeichnet hast, und dafür, dass ich deinen Fotoapparat benutzen durfte!

Vielen Dank, Ava, dass wir in deinem sonnendurchfluteten Apartment Fotos machen durften. Dein Zuhause ist der einzige Ort, an dem jedes einzelne Stück auch von mir hätte ausgesucht sein können. Du hast so einen tollen Geschmack! Vielen Dank, Maria. Du hast mit mir auf dem Sofa gesessen, während Downton Abbey im Hintergrund lief, hast das ganze Manuskript laut gelesen und bist alles ganz genau durchgegangen. Du bist meine Stimme der Vernunft und tägliche Inspiration! Vielen Dank, Ashley, für die tollen Fotos von deiner wunderbaren Tochter Shirley: Ihr beide seid der Grund, warum ich ständig Dinge für kleine Mädchen anfertigen möchte. Vielen Dank, Molly und Maddy (die immer wieder in diesem Buch auftauchen) – ihr seid die schönsten Rothaarigen, die ich je kennengelernt habe. Danke, dass ich versuchen durfte, etwas von eurer inneren und äußeren Schönheit einzufangen. Ihr seid beide so tolle Frauen! Vielen Dank allen Freunden, die mir die ganze Zeit Mut zugesprochen und mich begleitet haben. Es ist ein solches Glück, dass ihr ein Teil meines Lebens seid. Vielen Dank allen Künstlern, die an diesem Buch mitgewirkt haben. Eure Arbeiten inspirieren mich, Bildtransfers auf unterschiedlichste Arten zu verwenden, und führen mir vor Augen, welche Schönheit sich mit diesen Techniken erzielen lässt.

DANK

143


Über die Autorin Courtney Cerruti ist eine außergewöhnliche kreative Person. Sie erkennt das Potenzial in Ausrangiertem, die Geschichte hinter dem Banalen und die Kunst im Alltäglichen. Sie wirft nichts weg, lässt nichts unversucht und lehrt mit Leidenschaft und Authentizität. Sie ist überzeugt davon, dass jeder kreativ sein kann, und hilft gerne dabei, diese Kreativität zu erschließen. Courtney Cerruti gibt Kurse am San Francisco Center for the Book, als Gastdozentin an anderen Instituten und online unter Creativebug.com. Sie liebt Instagram (@ccerruti), Washi-Bänder sowie alle alten und gebrauchten Dinge. Sie lebt in der Gegend der San ­Francisco Bay, umgeben von Bildern, schönen Dingen und ganz vielen Sammlungen.

B I L DT R A NSF E R

Erfahren Sie mehr über ihre Arbeiten und folgen Sie ihr auf Instagram. Lassen Sie sich von ihren Pins auf Pinterest inspirieren. Sie freut sich, zu erfahren, was die Leser mithilfe der Techniken aus Bildtransfer selbst kreiert haben. Posten Sie es auf Instagram unter dem Hashtag #playingwithimagetransfers, #pwit, @ccerruti. www.courtneycerruti.com www.pinterest.com/ccerruti

144




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.