Jackson, Schneiden und Falten

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Paul Jackson

SCHNEIDEN UND FALTEN

OBERFLÄCHEN UND STRUKTUREN AUS PAPIER


Paul Jackson hat mehr als 30 Bücher über Papierkunst verfasst, Falttechniken an mehr als 50 Hochschulen für Kunst und Design gelehrt und zahlreiche Auftragsmodelle für Druck, Fernsehen und andere Medien ausgeführt. Seine Werke aus gefaltetem Papier waren und sind in Galerien und Museen auf der ganzen Welt zu sehen. Paul Jackson verfügt über mehrere Studienabschlüsse in den Bereichen Bildende Kunst, Experimentelle Medien­gestaltung und Verpackungsdesign.

Die englischsprachige Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel Cut and Fold Paper Textures. Techniques for Surface Design bei Laurence King Publishing Ltd., GB-London Text © 2017 Paul Jackson Copyright © Eintragung der Autorenrechte gemäß „Copyright, Designs and Patents Act”, 1988, für Paul Jackson Gestaltung: Alexandre Coco Bildredaktion: Nick Wheldon und Paul Jackson Fotos: Meidad Suchovolski Aus dem Englischen übersetzt von Lina Feske, D-Berlin, und Martina Simonis, D-Baden-Baden Redaktion der deutschsprachigen Ausgabe: Ute Orth, D-Freiburg Umschlag und Satz der deutschsprachigen Ausgabe: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH, D-Göttingen Printed in China

Die durch den Transport verursachten CO 2 -Emissionen wurden durch den Kauf eines CO 2 -Zertifikats kompensiert. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN 978-3-258-60160-1 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2017 für die deutschsprachige Ausgabe Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. www.haupt.ch Wünschen Sie regelmäßig Informationen über unsere neuen Titel zum Gestalten? Möchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Haben Sie Anregungen für unser Programm? Dann besuchen Sie uns im Internet auf www.haupt.ch. Dort finden Sie aktuelle Informationen zu unseren Neuerscheinungen und können unseren Newsletter abonnieren.


Inhalt Einleitung .......................................................... 5

1 Drehen............................................................. 8 2 Weben............................................................ 18 3 Schichttechnik.............................................. 28 4 Quilling......................................................... 38 5 ReiĂ&#x;en........................................................... 48 6 Biegen............................................................ 58 7 3-D-Schnitte................................................... 68 8 Knittern..........................................................78 9 Falten............................................................. 88 10 Aufgeschnittene Falten................................ 98 11 Pricken........................................................ 108 12 Transparente Oberflächengestaltung........ 118

Danksagung.................................................... 128 Bildnachweis.................................................. 128


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Einleitung

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enn bei der Oberflächengestaltung für dekorative oder funktionale Zwecke durch Knitterfalten, Webmuster, Sprenkel, Fransen, Falten, Wellenbögen, Kräusel, Rippen, Schlitze oder Kerben eine reliefartige Struktur entstehen soll, fällt die Wahl des Materials meist auf Holz, Ton, Metall, Stoff oder Kunststoff. Papier spielt dabei nur selten eine Rolle. Vielleicht weil wir es im Vergleich zu den zuvor genannten Materi­ alien als zu instabil, kurzlebig oder schlicht als zu gewöhnlich ansehen; vielleicht aber auch, weil wir seine ­traditionelle Rolle als Träger- oder Konstruktionsmaterial (zum Bedrucken oder Zeichnen bzw. für Origami, Pop-ups, Verpackungen und dergleichen) allzu bereitwillig akzeptieren, statt uns auf die Suche nach anderen Verwendungsmöglichkeiten zu machen. Tatsächlich hat Papier die unübertroffene Eigenschaft, durch Falten oder Schneiden eine andere Form ­anzunehmen, und erlangt dadurch gegenüber anderen Materialien einen großen Vorteil. Ich behaupte sogar, dass Papier von allen Werkstoffen für die Gestaltung von Oberflächenstrukturen am seltensten verwendet, aber am besten geeignet ist − und zwar ohne ernst zu nehmende Konkurrenz. Ein aus Papier angefertigtes Strukturmuster eignet sich in der Regel vorzüglich als Vorlage für Drucke in 3-D-Optik oder für die Gestaltung reliefartiger Oberflächen, die anschließend aus anderen Werkstoffen hergestellt werden, − und eröffnet so unerschöpfliche Möglichkeiten für die Anwendung in Kunst und Design. Das vorliegende Buch ist an eine breite Leserschaft gerichtet, u. a. an professionelle Designer und Kunsthandwerker, aber ebenso an Studenten und Schüler jeden

Alters sowie ihre Lehrer. Im Gegensatz zu Origamiund Pop-up-Falttechniken erfordern die vorgestellten ­Bearbeitungsmethoden kaum technische Vorkenntnisse und auch keine handwerklichen Meisterleistungen. Somit eignen sie sich gleichermaßen für die Erfahrensten auf diesem Gebiet wie auch für Neulinge. Die hier vorgestellten Techniken regen Ihre Kreativität an, sind schnell auszuführen und preiswert, aber vor allem macht das Arbeiten mit ihnen Spaß! Der Aufbau des Buches ist eng an die Kurse angelehnt, die ich schon seit mehr als 30 Jahren an Hoch­ schulen und anderen Institutionen durchführe. Jedes der zwölf Kapitel behandelt eine spezielle Art der Oberflächengestaltung. Bei den einzelnen Beispielen stelle ich Ihnen die Technik zunächst mit einer Anleitung zur Anfertigung von einfachen, reinweißen Entwurfsmustern oder „Prototypen” vor. Darauf folgen zweifarbige, bis hin zu mehrfarbigen Oberflächenstrukturen. Den Abschluss eines Kapitels bilden jeweils Arbeiten professioneller Künstler und Designer. Die Auswahl der einzelnen Oberflächen bzw. Objekte für dieses Buch habe ich im Hinblick auf die größtmögliche Vielfalt an Methoden getroffen: von flächig bis plastisch, von streng geometrisch bis organisch und von einfach bis komplex. Die abgebildeten Beispiele wurden nicht zwingend in Papier ausgeführt, aber alle könnten sehr wohl auf Entwürfe in Papier zurück­ gehen, denn die eingesetzten Techniken bleiben gleich. Möge dieses Buch Ihnen die unbegrenzten Möglichkeiten der Oberflächengestaltung mit Papier erschließen und Ihnen zu zahlreichen innovativen und großartigen Kunstwerken sowie Designarbeiten verhelfen. Paul Jackson

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Einleitung

Zwölf Techniken zur Oberflächengestaltung von Papier

Der kreative Weg zum Kunstobjekt

In diesem Buch stelle ich Ihnen zwölf unterschiedliche Techniken zur Herstellung von reliefartig gestalteten Papieroberflächen vor. Jeder dieser Techniken ist ein eigenes Kapitel gewidmet. In den einzelnen Kapiteln wird zunächst die Ausführung der jeweiligen Technik erläutert und anschließend an reinweißen Entwurfsmustern aus 80 g/m2 starkem Kopierpapier im A6-Format (15 x 10,5 cm) gezeigt, wie sie sich gestalterisch umsetzen lässt. Es folgen mehrfarbige Beispiele aus den unterschiedlichsten Papiersorten und Formaten. Den Abschluss bilden jeweils Objekte von Künstlern und Designern, die den Beweis ­antreten, dass die in diesem Buch vorgestellten Oberflächenstrukturen als Inspirationsquelle für Arbeiten aus Papier, aber durchaus auch anderen Materialien dienen können.

Wahrscheinlich haben Sie bereits eine genaue Vorstellung, was Sie herstellen wollen: Vielleicht soll es tatsächlich ein Kunstwerk werden oder ein Kleidungsstück, Schmuck, ein Möbelstück, eine Druckgrafik oder eine Keramikfliese. Falls Sie Papierstrukturmuster aber in erster Linie zum Vergnügen anfertigen wollen, folgen nun ein paar Vorschläge, wie Sie diese anschließend sinnvoll verwerten können.

Die zwölf aufgeführten Bearbeitungstechniken erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sie sollen lediglich das breit gefächerte Spektrum der zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten von strukturierten Oberflächen verdeutlichen. Durch Nachdenken lassen sich schnell zwölf weitere erfinden, dann noch einmal zwölf und so weiter. Derartige Ideen für Strukturmuster könnten beispiels­ weise sein: Prägen, plastisches Weben oder Flechten, Bedrucken, Lochen, Schreddern, Kurvenfalten; die Verwendung von Schachteln, Kegeln, sich wiederholenden Origamiformen (wie etwa Parkettierungen) oder Pop-ups sowie von Röhren, Ringen oder Kreisen; der Einsatz von angefeuchtetem oder gekautem Papier, durch Wellenbögen oder Rillen Oder probieren Sie doch zusätzlich zu den reinweißen und farbigen Beispielen in diesem Buch einmal Folgendes: Verwenden Sie … Papiere in unterschiedlichen Weißtönen, eine Kombination aus zwei unterschiedlichen Strukturen; Farbe, Malstifte oder Kreiden zum Kolorieren; verschiedene Materialien (z. B. Papier, Folie, Nylon, Stoff), ein verändertes Format (z. B. durch Vergrößern eines A6-Beispiels auf A1), den Abguss einer mittels Pappmaschee, Latex, Plastilin oder Ton hergestellten Strukturfläche. Oder ersetzen Sie das Papier durch ein anderes Material.

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Halten Sie die geschaffenen Strukturmuster im Bild fest. Fotografien von Papierstrukturen sind oft ebenso schön wie die plastischen Originale selbst und stellen eine wertvolle Ergänzung zu Ihren Projektnotizen oder Arbeitsblättern dar. Scannen oder Fotokopieren Sie die Strukturmuster. Experimentieren Sie mit einem Scanner oder Kopierer, um digitale Vorlagen zu erhalten, die Sie zu Ihrem endgültigen Ausdruck weiterverarbeiten. Die Arbeit am PC bietet Ihnen den Vorteil, dass kleine, für das Auge kaum sichtbare Details stark vergrößert werden können und mitunter außerordentliche Effekte erzeugen. Derartige Vorlagen können auch auf Stoff ausgedruckt werden. Zeichnen Sie Ihre Strukturmuster ab. Eine Zeichnung eignet sich ganz hervorragend, um den Stand der bisherigen Arbeit eingehend zu betrachten und dabei den nächsten Schritt zur Vollendung zu erkennen. Die Zeichnung ist dabei keineswegs Selbstzweck, sondern ein Weg, um ein besseres Verständnis für Ihre Arbeit zu entwickeln. Verwenden Sie Ihre Strukturmuster als Hintergrund. Entwickeln Sie Strukturflächen, vor denen Sie Accessoires wie Taschen, Schals oder Schmuck fotografieren. Strukturmuster können darüber hinaus als Hintergrund für Webseiten, Plakate, Grafiken oder als Füllmuster für Schriften dienen. Arbeiten Sie mit unterschiedlichen Materialien. Experimente mit anderen Werkstoffen zeigen, wie sich zunächst in Papier angefertigte Strukturmuster auf Stoff, Pappe, Kunststoff, Holz oder Keramik übertragen lassen. Nur selten kann eine Technik direkt von einem Material auf ein anderes übertragen werden und die Anpassung erfordert ebenso viel Kreativität, wie die Entwicklung der OriginalPapierstruktur – unter Umständen sogar mehr.


Einleitung

Hinweise für den Unterricht Obwohl sich dieses Buch in erster Linie an Studenten und Praktizierende im Berufsfeld von Kunst und Design richtet, kann das Anfertigen von Papierstrukturmustern schon in den ersten Schuljahren vermittelt werden. Entsprechender Unterrichtsstoff lässt sich in kurzer Zeit mit minimalem Aufwand und wenig Material zusammenstellen. Am Ende der Stunde muss nicht viel aufgeräumt werden, sodass die Unterrichtszeit maximal ausgeschöpft werden kann. Das Anfertigen der Papierstrukturen erfordert lediglich grundlegende Fingerfertigkeiten und ist somit ideal für Schüler und Studenten jeden Alters, die bislang mit handwerklichen Techniken wenig in Berührung gekommen sind. Unterrichtseinheiten für die Arbeit mit Papierstrukturen lassen sich entsprechend der zur Verfügung stehenden Zeit, der Ressourcen und dem Alter der Schüler ganz unterschiedlich aufbereiten. Im Folgenden finden Sie Anregungen, die auch für all die Leser unter Ihnen eine Stütze sein sollen, die eigenständig mit diesem Buch arbeiten wollen und nach Wegen suchen, über die in meinem Buch vorgestellten Beispiele hinaus ihre eigenen Ideen zu entwickeln.

Stellen Sie die Ergebnisse aus. Tafeln mit Strukturmustern aus Papier − vor allem reinweißem! – wirken, zu Gruppen zusammengestellt, äußerst dekorativ, besonders bei gezielt eingesetzter Beleuchtung. Die Zusammenstellung der Gruppen kann aus gleichartigen, aber auch aus einer Mischung von unterschiedlichen Mustern erfolgen. Gegenpol zu digitalen Medien. Die Arbeit mit Strukturmustern vermittelt ein besseres Verständnis davon, wie sich Papier anfühlt und falten, biegen, reißen oder schneiden lässt – und ist effektiver als jeder andere Umgang mit Papier. Die pädagogischen Vorteile dieser praktischen ­Erfahrung sind in unserer digital gestylten Welt nicht zu unterschätzen! Schließlich sollten wir nicht vergessen, dass sich „digital” aus dem Lateinischen für digitus, Finger, ableitet. Somit steht „digitales Design” wörtlich für die „Gestaltung mit den Fingern” − und genau darum geht es in diesem Buch.

Überlassen Sie die Benennung der entwickelten Strukturmuster den Schülern. Setzen Sie den Schülern keine Liste mit Benennungen wie „Punktierung” oder „Reißen” vor, sondern überlassen Sie diesen Schritt den Schülern selbst. Je einfacher und prägnanter der Name, desto deutlicher wird in der Regel die Aufgabe, und der Unterschied zwischen den verschiedenen Strukturen tritt klarer zutage. Eine Technik pro Schüler. Statt jedem Kursteilnehmer alle zwölf oder gar mehr Strukturmuster zur Bearbeitung vorzulegen, was einen sehr langwierigen Versuchsprozess zur Folge hätte, machen Sie jeden Schüler mit einer einzigen Technik vertraut. So kann er oder sie anhand beliebig vieler Beispiele, Formate und Materialien die Möglichkeiten dieser Technik ausführlich ausloten.

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Drehen Zwischen den Fingern hin und her gedrehte Papierstreifen ergeben entweder fest verzwirbelte Papierschnüre oder entsprechend locker eingedrehte, unregelmäßig grob strukturierte Stränge. Auf ein Trägerpapier geklebt, zu dicken Papierseilen zusammengedreht oder zu einem Papiergewebe verflochten, verwoben

oder verstrickt, weisen gedrehte Papierschnüre eine erstaunliche Reißfestigkeit und Belastbarkeit auf. Die Verwandlung eines flachen Bogens Papier in eine lineare plastische Form und wieder zurück in eine Fläche durchläuft eine reizvolle Abfolge von Umgestaltungen.

Schneiden Sie Papierstreifen von unterschiedlicher Breite, drehen Sie sie zwischen den Fingern vor und zurück und Sie erhalten Schnüre mit unterschiedlicher Oberflächen­ beschaffenheit. Bei vorsichtiger Handhabung lassen sich selbst sehr schmale Streifen von 2 mm Breite verarbeiten.

Hier wurden drei einzeln gedrehte Schnüre zu einem dickeren Strang geflochten, der erneut mit anderen verflochten werden kann und so weiter. Derartig verarbeitete Schnüre besitzen angesichts ihres ursprünglich leicht zerreiß­ baren Ausgangsmaterials eine bemerkenswerte Festigkeit.

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1.1 Strukturen in Weiß

1.1_1 Das Foto zeigt unterschiedlich stark eingedrehte Papierstreifen, die locker zu Spiralen in verschiedener Größe gelegt wurden. Die lückenlos angeordneten Spiralen bilden eine kompakte Oberfläche, die irgendwo zwischen Struktur und Muster einzuordnen ist.

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Ob einzeln oder miteinander verdreht, aus weißen Papierschnüren kann eine Vielzahl ausdrucksstarker Oberflächen entstehen. Dabei verwandelt sich der grundlegende Gegensatz zwischen Linie und Fläche in ein kreatives Feld voller Experimente und Überraschungen. Beim Verdrehen von Papierschnüren wirkt sich ein Mangel an Feinmotorik nicht nachteilig aus, denn eine gewisse Unregelmäßigkeit führt zu besonders lebhaften Oberflächen.

1.1_2 Fest, locker, einheitlich oder grob verdrehte Papierstreifen wurden hier zu einem linearen Muster gelegt, das ohne wiederkehrende ­R apporte auskommt.


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1.1_3 (links oben) Unterschiedlich breite, aber relativ schmale Papierstreifen wurden etwa gleich lang zugeschnitten, gleichartig verdreht und anschließend horizontal in gleichmäßigen Reihen angeordnet. Die Schnüre liegen nicht dicht an dicht, sondern locker nebeneinander. 1.1_4 (rechts oben) Auf dem Foto zeigt sich eine ungewöhnliche Struktur: Breite Papierstreifen wurden wie zu einem Schlauch zusammengedreht, dann platt gedrückt, also sozusagen gefaltet, um schließlich erneut eingedreht zu werden.

1.1_5 Dünne Papierschnüre sind auf dem Foto rechts so stark verdrillt, dass sie sich senkrecht abheben und an anderen Stellen in Richtung Trägerpapier absenken, wodurch eine drei­ dimensionale Struktur mit luftigen Zwischen­ räumen unter und zwischen den Strängen ­e ntsteht. 11


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1.2 Zweifarbige Strukturen

1.2_1 Nahezu gleichförmige Spiralen aus verdrehten Papierschnüren sind zu einer lückenlosen Fläche angeordnet. Der vereinzelte Einsatz heller Spiralen zwischen den überzähligen dunkleren lässt die Fläche optisch interes­ santer erscheinen.

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Sobald die Möglichkeit besteht, farbliche Kontraste zu ­erzeugen, können aus gedrehten Papierschnüren Oberflächen geschaffen werden, die stark an Garne erinnern und wie gestrickt oder gewebt erscheinen. Sie vermitteln dem Betrachter einen trügerischen Eindruck von Weichheit.

1.2_2 Abwechselnd helle und dunkle Papierschnüre wurden zu einer Art Rindenmuster oder ähnlich einem Fingerabdruck angeordnet. Im Gesamtbild ergibt sich dadurch eher eine Strukturfläche, als ein Musterrapport.


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1.2_4 (unten) Ähnlich gestaltet wie Foto 1.2_2, strahlt diese Struktur jedoch größere Einfachheit und Ruhe aus. Die kaum merkliche Ordnung der unterschiedlich breiten Stränge erzeugt den Eindruck einer auf- und abebbenden Oberfläche. 1.2_3 (oben) Hier gruppieren sich kurze Abschnitte locker verdrehter Papierstreifen zu akkurat angeordneten Reihen, unterbrochen von freien Zwischenräumen, in denen das sichtbar werdende Trägermaterial die ansonsten chaotisch strukturierte Oberfläche beruhigt und ordnet.

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1.3 Mehrfarbige Strukturen

1.3_1 Aus der Kombination von Aluminiumfolie mit beigefarbenen und nahezu weißen Papier ergibt sich diese funkelnde Struktur. Beachten Sie, wie die verschiedenen Oberflächen das Licht schlucken bzw. widerspiegeln und so Zonen der Ruhe und Aktivität erzeugen.

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Die folgenden Fotos zeigen das Zusammenspiel von Papier und Metallfolie (Aluminium-Küchenfolie und Kupferfolie). Diese Beispiele wurden in das Buch auf­ genommen, um Sie anzuregen, auf der Suche nach den unterschiedlichsten und ungewöhnlichen Materialien zu verwenden, was immer Sie zur Hand haben. Oft verleiht ein überraschendes Material einer ansonsten konventionellen Musterung Charakter und Qualität. 1.3_2 Das Trägermaterial aus Aluminiumfolie hält diese erhabenen Musterstrukturen zusammen und füllt die Lücken zwischen den spärlich ­a rrangierten Aluminiumsträngen. Dabei fällt besonders ins Auge, wie sich die Papierschnüre um die Metallschnüre winden.


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1.3_3 Kupferfolie lässt sich durch ihre Dicke nicht so eng eindrehen wie Aluminiumfolie. Dadurch strahlt diese Oberfläche weniger Klarheit aus als die vorhergehenden. Sie wirkt zwar ruhiger, aber auch derber.

1.3_4 Bei dieser Oberflächenstruktur, die aus dem gleichen Materialmix wie 1.3_3 besteht, wurden sowohl die Kupferfolie als auch das Papier in kürzere Teilstücke geschnitten. Das Gesamtbild gestaltet sich weniger kraftvoll und wirkt wie zerhackt. 15


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1.4 Vom Entwurf zum Design 1.4_1 Boycotting the Original Content Aus Buchseiten geschnittene Papierstreifen wurden fest verzwirbelt und abermals in ­B uchform angeordnet. Das Objekt hat etwa 30 „Seiten” und lässt sich wie ein Buch aufschlagen. Der Titel dieses Werks verweist auf seinen inhaltlichen Kontext. Valérie Buess (Schweiz).

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Schon seit alters her werden aus verzwirnten Baumwoll­ fasern, Kunststofffilamenten oder Draht Garne, Schnüre oder Seile hergestellt, sodass man durchaus behaupten kann, dass das Schnurdrehen zu den am häufigsten vorkommenden Gestal­tungstechniken gehört. Designer­ arbeiten, die Schnüre zum Hauptthema machen, kommen jedoch selten vor.


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1.4_2 Feinste, fest verdrillte Papierschnüre, die an beiden Enden in muschelförmige Ellipsen münden (die Schnurenden wurden dafür an beiden Enden spiralförmig aufgedreht). Die Innenseiten der Muscheln sind vergoldet. Dana Bloom (Israel).

1.4_3 Dieser plastische Armreif aus einem in sich verdrehten Silberband wurde durch „Foldforming”, ein Kunstschmiedeverfahren zur Verarbeitung von gefaltetem Metall, hergestellt. Dianne King (Großbritannien).

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