Coles, Farbpigmente, 2A

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FARBPIGMENTE

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EINFÜHRUNG

Seit Beginn der menschlichen Existenz spielt Farbe bei der Beschreibung unserer Umgebung eine integrale Rolle. Ob es um die ersten aus Erde gewonnenen Pigmente geht oder um kräftige Pigmente, die die frühesten Kulturen aus Ausgangsstoffen schufen, wenn keine entsprechende Farbe in der Natur vorhanden war – Farbe nahm bei der Aufzeichnung der Menschheitsgeschichte einen wichtigen Platz ein. Unser Einfallsreichtum beim Erschaffen von Farben aus Erde führte zu den herrlichen Manuskripten des Mittelalters, zur Kunst der Renaissance und zu den Ausdrucksformen des Modernismus im 20. Jahrhundert. Die moderne Wissenschaft brachte uns Farben von unvorstellbarer Leuchtkraft und Pigmente, die ihre dritte Dimension verleugnen oder im Stockdunkeln leuchten. Die folgenden Seiten zeigen die jahrtausendealte Geschichte der Pigmente und ihre unglaublichen Reisen über den Globus. Von Farben, die aus dem Erdboden ausgegraben wurden, bis hin zu solchen, die so wertvoll waren, dass sie Königen und Päpsten vorbehalten waren: Sie alle brachten und bringen Schönheit in die Welt.

Geschichten über Drachen und Insekten, Alchemie und Gift, Sklaven und Piraten werden in diesem Buch über die Entstehung von Farben vom Altertum bis zur heutigen Zeit wieder lebendig.

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EIN LEBEN IN FARBE

Mein ganzes Leben habe ich in der Welt der Farben verbracht. Rückblickend könnte man dies als Schicksal missinterpretieren, doch wie ich dahingelangte, wo ich jetzt bin, ist eine Geschichte von glücklichen Zufällen, familiärem Erbe, Zufallsbegegnungen, falschen Abzweigen und der hartnäckigen Suche nach der alchemistischen Transformation von Schmutz und Erde in Farbe. Und so gründete ich ein Unternehmen, das sich zu einem der weltweit renommiertesten Hersteller von Künstler-Ölfarbe entwickelt hat.

Mein Vater war Werbeillustrator und so war unser Haus stets voller Farben, voller Papier und Bunt- und Bleistifte. In den Schulferien begleiteten mein Bruder und ich ihn immer im Zug zu seinem Atelier in London, das sich in einem maroden fünfstöckigen Haus aus der frühen Viktorianischen Zeit befand und ein Labyrinth von Studios und Ateliers für Künstler, Schriftsteller, Kalligrafen und Agenten beherbergte. Das Gebäude gibt es nicht mehr. Es war eines von vielen, das im Zuge der Sanierung von Covent Garden abgerissen wurde. Bei einem dieser Besuche kam es zu einem entscheidenden Erlebnis. Ich durfte mit zu Cornelissen & Son, dem berühmten Geschäft für Künstlerbedarf, das damals noch in der Great Queen Street residierte, wo es seit 1863 stand. Als ich eintrat, überwältigte mich der Geruch der ölgrundierten Leinwände, die sich im Laufe von Jahrzehnten im Ladeninneren angesammelt hatten, und der geschmeidigen Aromen von Ölen und Balsamen. In einem riesigen Kabinett aus schwerem schwarzem Holz standen große Gläser mit reinen Pigmenten, Naturharzen, Gummi und Wachs. Jedes Glas trug ein Etikett mit den Inhaltsstoffen – Gummigutt, japanisches Wachs, Sandarak, Grünerde, Kopaivabalsam, Elemiharz –, die mich in eine Welt von Geschichten über ihre exotischen Ursprünge lockten

Zurück in meiner Heimatstadt fing ich an, im familiengeführten Kunstladen zu arbeiten Damals hatte ich schon zu malen begonnen, und das Wissen, das ich mir im Geschäft aneignen konnte, beeinflusste mit der Zeit meine künstlerische Arbeit. Seinerzeit bekam ich auch ein Pigmentset: Die winzigen Gläser –sie glitzerten wie pulverisierte Juwelen – führten mich auf einen Weg, der zur Obsession mit Farben wurde. Ich wollte Künstler werden, und mit der Unterstützung meiner Eltern begann ich mit achtzehn Jahren ein Malereistudium am Bristol Art College, ein klassisches Studium von Komposition und Farbe.

Zur Ausbildung gehörte auch die Zubereitung und Herstellung von Künstlerbedarf: Leinwände, Farbe, Malmittel und Firnisse. Das war in den frühen 1980er-Jahren, Malerei war wieder angesagt und wir Studenten entdeckten die von vorhergehenden Generationen verschmähten Farben und Materialien aufs Neue. Manche experimentierten mit der alten Technik der Enkaustik und malten mit pigmentiertem geschmolzenem Wachs.

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Andere versuchten sich an Tempera und bereiteten ihre Farbe aus warmen Lösungen aus Hasenleim, Kalk und Pigment zu. All das Experimentieren und die Ermunterung durch unsere Dozenten führten zu der Erkenntnis, dass wir Teil einer „Goldkette“ der Geschichte waren, die sich durch die Jahrhunderte hindurch bis in die Renaissance und noch weiter zurückverfolgen ließ

Nach dem College zog ich nach London und begann, mehr als ein Jahrzehnt nach meinem ersten Besuch, bei Cornelissen zu arbeiten. Hier fing meine echte Lehrzeit in Sachen Geschichte der Farben an. Als eines der altehrwürdigsten Geschäfte für Künstlerbedarf der Welt setzte es unglaublich hohe Maßstäbe, was die Kenntnisse über die im Laden verkauften Materialien und ihre richtige Handhabung betraf. Die Arbeit mit gleichgesinnten Mitarbeitern stachelte meine Wissbegierde über Künstlermaterialien und traditionelles Kunsthandwerk noch weiter an. Etliche der spezialisierten Händler, die zu uns kamen, verwendeten Techniken mit einer jahrhundertealten Geschichte. Durch sie gelangte ich in eine Welt des überlieferten Wissens, in der es als selbstverständlich galt, dass das Materielle auch metaphysische und magische Eigenschaften besitzen konnte.

Nach der Arbeit versuchte ich mich zu Hause an Mixturen nach Rezepten aus dem 18. Jahrhundert – ich kochte, löste, filterte und synthetisierte Rohstoffe und Pigmente, um Farben, Malmittel und Untergründe manuell herzustellen. Es war unendlich faszinierend. Das war der Moment, in dem ich begriff, dass meine Zukunft in der Arbeit mit Farben liegen würde, von den Rohzutaten bis zur wundervoll handgefertigten Farbe.

Australien entdeckte ich durch Zufall. 1989 begab ich mich auf eine sechsmonatige Reise, besuchte Indien und durchwanderte die erst jüngst eröffneten

Annapurna-Bergregionen in Nepal. Bei meiner Rückkehr zur Basis in Katmandu ergab sich die Gelegenheit, nach Thailand zu fliegen, die ich sofort ergriff. Inzwischen hatte ich aber fast kein Geld mehr und musste mich entscheiden: weiterfahren oder nach Hause zurückkehren. Eigentlich wollte ich weiter auf Forschungsreise gehen, daher bewarb ich mich für ein Working-Holiday-Visum bei der australischen Botschaft, stornierte mein Rückflugticket ins Vereinigte Königreich, fuhr mit regionalen Bussen den ganzen Weg bis Singapur, wo ich eine einfache Fahrt nach Darwin kaufte. Ich landete in einer völlig anderen Welt unter einem unendlich weiten Himmel, mit extremer Hitze und freundlichen Einheimischen

1992 wanderte ich nach Australien aus. Ich war entschlossen, auf der Grundlage meiner Kenntnisse und meiner Leidenschaft für Farben ein eigenes Geschäft aufzubauen. Langridge Artist Colours, gegründet mit dem lächerlichen Kapital von 2000 Dollar, versorgte Künstler und Freunde der Kunstwelt in Melbourne zunächst mit den Materialien, die ich am besten kannte – Pigmente in Künstlerqualität und mein eigenes Sortiment an Malmitteln für die Ölmalerei

In den ersten zwölf Jahren stand die ursprüngliche Fabrik in Collingwood in der Langridge Street (daher auch der Firmenname). Damals fehlte es mir am nötigen Geld für die Gerätschaft zur Produktion von Ölfarben, und so legte ich jeden Gewinn beiseite, um damit später einen Walzenstuhl zur Farbenherstellung zu kaufen. x

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1999 erbte ich ein kleines Zweiwalzwerk, das einfachste der Geräte in diesem Metier. Vier Jahre später hatte ich genug Geld beisammen, um mir einen kleinen Dreiwalzenstuhl zu leisten und mich nun ernsthaft an die Fertigung von Farben zu begeben. Es gibt – wenig überraschend – kein Fachschulstudium zum Künstlerfarbenhersteller, und ich war zu jung und zu ehrgeizig, um bei einem der nur eine Handvoll zählenden Farbenhersteller in die Lehre zu gehen. Stattdessen stürzte ich mich in jahrelanges Ausprobieren und brachte mir vieles selbst bei – Tausende Stunden gebeugt über einer Dreiwalze beim Versuch, eine Ölfarbe herzustellen, die meinen eigenen hohen Ansprüchen genügen würde. Für unser Dioxazinviolett – ein modernes, wahnsinnig intensives, tiefes, kühles Violett – benötigten wir zehn anstrengende Stunden im Walzwerk. Das Endprodukt enthielt jedoch so viele Pigmente, dass das Violett fast schwarz aussah, wenn man es aus der Tube drückte.

Dann hatte ich das Glück, für einen lächerlichen Preis ein großes, fünfzig Jahre altes Lehmann-Walzwerk zu erstehen, und alles gestaltete sich erheblich einfacher. Die mit Granitwalzen ausgestattete Maschine war zur Schokoladenproduktion gedacht, doch glücklicherweise kann man damit auch die beste Ölfarbe der Welt herstellen.

2004 zog Langridge in eine größere Fabrik nach Yarraville, einen westlichen Stadtteil von Melbourne, wo ich weiter an der Verbesserung von Ölfarbenformeln arbeitete. Im Jahr darauf lieferten wir unsere Ölfarbe dann endlich an Kunden in der ganzen Welt.

Seit einigen Jahren stellen wir unsere eigenen einzigartigen Farben in Langridge her. Die erste war Zinc Blue, die den lichtblauen Himmel Australiens nachzuahmen versucht, der sich deutlich von dem in Europa oder Amerika unterscheidet. Das gleißende Sonnenlicht hier stimuliert alle Farben, die es berührt, und schafft so eine starke Farbschwingung, die unmittelbar und modern ist. Neben modernen Einzelpigmentfarben haben wir unsere Palette um Video Green, Brilliant Magenta und Neon Orange erweitert, um damit die unter dem intensiven Sonnenlicht Australiens erbaute moderne Welt wiederzugeben.

Seit knapp vierzig Jahren arbeite ich mit Farben, und immer wieder bin ich erstaunt, welche Emotionen sie in mir hervorrufen können. Ganz gleich, ob ich die Geschichte eines Pigments entdecke (einige gibt es schon seit Ewigkeiten) oder das elektrisierende Gefühl beim ersten Anblick eines neuen, modernen Pigments spüre – meine Begeisterung hat nie nachgelassen

Wenn ich heute Gelegenheit habe, ins Atelier zu gehen, verbringe ich Stunden damit, zwei oder auch mehr Farben zu mischen, um zu sehen, was dabei herauskommt. Meistens verfolge ich dabei keinen bestimmten Zweck, sondern möchte die optische Alchemie einzelner Farben erleben, die miteinander reagieren und dabei höchst unerwartete Ergebnisse hervorbringen

Letztendlich ist Malfarbe nur ein Werkzeug, das dem Künstler bei der Schaffung eines Kunstwerks hilft. Doch ich muss zugeben, dass mein Herz ein wenig schneller schlägt, wenn ich beim Anblick eines Gemäldes eine meiner Farben darin wiedererkenne. Es gibt nichts Lohnenswerteres als das

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III. FARBEN & DIE KLASSISCHE ANTIKE

F ARBEN &  DIE KLA SS I SC HE ANTIK E

TYRISCHER PURPUR

Tyrischer Purpur wird aus Bolinus brandaris extrahiert, einem Weichtier, das im Meer vor der alten phönizischen Stadt Tyros (Phönizien bedeutet „Land des Purpurs“) im heutigen Libanon heimisch ist. Seine Herstellung reicht mindestens 3500 Jahre zurück. In der griechischen Mythologie wurde Tyrischer Purpur von Herkules entdeckt: Als sein Hund einmal mit purpurn verfärbter Schnauze auftauchte, stellte er fest, dass die Farbe von einer Schnecke stammte, die der Hund gefressen hatte Jede Schnecke ergab nur einen einzigen Tropfen Farbstoff, für eine Unze mussten rund 250 000 Schnecken sterben. Als die Produktion im Römischen Reich ihren Höhepunkt erreichte, verbannte man die Fabriken wegen des durchdringenden Gestanks von Millionen verrottender Purpurschnecken an den Stadtrand. Die dabei angefallenen Schalenberge sind heute noch an den Küsten des östlichen Mittelmeers verstreut.

Tyrischer Purpur war ausschließlich Personen von Rang und Würden vorbehalten. Im Rom des Kaiserreichs waren die Verbote so streng, dass nur der Kaiser „echtes Purpur“ tragen durfte. Wer dagegen verstieß, musste mit drakonischen Strafen rechnen und den Verlust von Grundbesitz, Titel oder sogar des eigenen Lebens fürchten.

Tekhelet, der zur Färbung von Tallit-Gebetsschals verwendete blaue Farbstoff, soll eine ähnliche Herkunft besessen haben und auf gleiche Art hergestellt worden sein. Mit der Eroberung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. ging das Rezept jedoch verloren.

Auch der westlichen Zivilisation ging das Verfahren zur Herstellung von Tyrischem Purpur mit der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer 1204 verloren. Erst 1998 wurde es wiederentdeckt.

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CHRYSOKOLL

DAS TÜRKISBLAUE MINERAL WAR BEREITS IM ALTEN ÄGYPTEN BEKANNT .

In der klassischen Antike kam Chr ysokoll beim Goldlöten zum Einsatz, daher benannten ihn die alten Griechen nach chrysos (Gold) und kolla (Leim).

Chrysokoll besteht aus wasserhaltigem Kupfersilikat. Er kommt in denselben Lagerstätten vor wie die ebenfalls kupferhaltigen Mineralien Malachit und Azurit. In natürlichem Zustand ähnelt er Azurit, die Farbe ist jedoch blasser und grünlicher.

Aufgrund seiner Brüchigkeit findet Chr ysokoll, im Gegensatz zu anderen Mineralien, nur begrenzt Verwendung als Edelstein. Aus ihm lässt sich jedoch ein feines, blasses, blaugrünes Pigment gewinnen, das in der Geschichte durchgehend eingesetzt wurde. Man entdeckte es in Wandmalereien in Kizil in Xinjiang und in den Grabstätten des Mittleren Reiches im alten Ägypten. In der Ölmalerei ist er aufgrund der geringen Pigmentfarbstärke sehr durchscheinend. In wässrigen Techniken eignete sich Chrysokoll dagegen bestens, etwa in Eitempera und insbesondere in Aquarellfarben, als solche war es im 16. Jahrhundert als Zederngrün bekannt.

Zur Herstellung des Pigments wird das Mineral schrittweise von grobem zu feinem Pulver zermahlen. Dieses wird sorgfältig gewaschen und durch Zugabe von reichlich Wasser in unterschiedlich große Partikel getrennt. Häufig wird zur Unterstützung der Suspension ein Eigelb hinzugefügt. Die gröberen Partikel setzen sich zuerst, die feineren Partikel schweben im Wasser. Der Vorgang wird wiederholt, um Pulver unterschiedlicher Sorten zu erhalten.

Geschickte Hersteller beeinflussten die Pigmentfarbe durch die Partikelgröße und konnten so eine breitere Palette an Farben aus nur einem Mineral anbieten.

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F ARBEN EXPL OS I ON

Wie hätte die Kunst des späten 19. Jahrhunderts wohl ausgesehen, wenn keine Kadmiumfarben erfunden worden wären? Die Impressionisten verschlangen diese bis dahin noch nie gesehenen leuchtenden opaken Primärfarben regelrecht und schufen damit lebhafte, farbintensive Interpretationen ihrer Umgebung.

Der Name „Kadmium“ leitet sich ab vom lateinischen cadmia, die traditionelle Bezeichnung für das Zinkerz, aus dem Kadmium extrahiert wird. Bei Weitem beständiger als die Bleichromate, die sie ersetzten, besitzen Kadmiumfarben herausragende Deckkraft und Lichtechtheit und im Vergleich zu den bisher verfügbaren Farben extreme Leuchtkraft

Kadmiumgelb wird aus Kadmiumsulfid gewonnen. Es wurde bereits 1817 entdeckt, doch aufgrund der Seltenheit des Metallerzes begann die gewerbliche Herstellung von Kadmiumgelbpigmenten erst 1840. Je nach Korngröße lassen sich daraus verschiedene Nuancen von Zitronengelb bis hin zu kräftigem Primärgelb und sogar satten Orangefarben kreieren.

Kadmiumrot ist Kadmiumsulfid mit Zugabe von Selen, einem Element, das poetisch nach selēnē benannt wurde, altgriechisch für „Mond“. Kadmiumrote Farben kamen 1910 in den Handel. Sie reichen von warmem Hellrot bis zu rötlichem Purpur und verdrängten rasch das giftige Zinnoberrot.

Kadmiumpigmente spielen in industriellen Verfahren eine sehr große Rolle, insbesondere beim Einfärben von Plastik. Auch für Künstler sind sie aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Beständigkeit noch immer überaus wichtig.

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KADMIUMFARBEN HATTEN IN DER KUN S T EINEN N ICHT ZU UNTERSCHÄTZENDEN EINFLUSS .
KADMIUM

Um echtes Ultramarin mit höchster Leuchtkraft herzustellen, muss der Lapislazuli so rein wie möglich sein. Gestein von minderer Qualität ergibt ein blasses graublaues Pigment.

Den Rohstein mit einem Hammer zu Kieselgröße zerkleinern. Dann mit Mörser und Stößel zu feinem Pulver zermahlen, dabei einen Mörser mit Deckel verwenden, damit keine Körner aus dem Gefäß springen. Nun das Pulver befeuchten und mit Läufer und Reibeplatte fein mahlen. Das Pulver trocknen und durch ein 50-μm-Sieb passieren.

Bienenwachs, Mastix und Kolophonium in einem Topf schmelzen, bis alles vermischt ist. Dann das Lapispulver hinzufügen und vollständig einrühren. Die Paste auf eine Antihaftoberfläche geben und kneten, bis der Kitt eine einheitliche Konsistenz aufweist. Drei Tage ruhen lassen.

Für die Laugenbäder drei tiefe Schüsseln mit jeweils 4 Litern auf 40 °C erwärmtem Wasser füllen. In jeder Schüssel 100 g Natriumkarbonat auflösen. Vinylhandschuhe anziehen oder die Hände mit Leinöl einreiben, dann den Kitt ins erste Laugenbad tauchen und kneten. Der im Gestein enthaltene Lasurit ist hydrophil („wasserliebend“), die anderen Materialien hydrophob, und so wird beim Kneten unter Wasser der Lasurit gelöst, während die Unreinheiten im Kitt bleiben

Das hochwertigste Blaupigment wird dem Kitt nach zweistündigem Kneten entzogen. Den Kitt nun in ein frisches Laugenbad geben und eine weitere Stunde kneten, dann den Kitt in die letzte Schüssel umsetzen und ein letztes Mal eine Stunde lang kneten. Jede Schüssel enthält nun eine andere Farbqualität, die erste ein tiefes Blau, die nachfolgenden enthalten Blaus mit abnehmender Intensität.

Über Nacht stehen lassen, damit sich die Pigmente setzen können, dann das klare Wasser abgießen. Mit kochendem Wasser übergießen, um Wachs- und Harzreste zu entfernen. Erneut zum Absetzen stehen lassen (dies kann unter Umständen mindestens drei Tage dauern). Dann abgießen und trocknen lassen.

Mit dieser traditionellen Methode erhält man rund 20 g hochwertiges Ultramarinpigment.

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Lapislazuli(Spitzenqualität) 500 g Bienenwachs 125 g Gummi-Mastix 125 g Kolophonium(inStücken) 250 g Natriumkarbonat 300 g
ULTRAMARIN
P I G MENT HER S TELLUN G
LAPISLAZULIROHSTEIN LAPISLAZULIKITT NATRIUMKARBONAT ULTRAMARIN
ULTRAMARIN ZWEITENGRADESULTRAMARINASCHE LEINÖL BIENENWACHSGUMMI-MASTIX KOLOPHONIUM LAPISEXTRAKTIMLAUGENBAD
ERSTENGRADES

Ich möchte den vielen Menschen danken, die dieses Buch möglich machten

Meiner wunderbaren Frau Louise für ihre nicht nachlassende Unterstützung meiner Reiselust in all den Jahren. Du bist meine wahre Mitverschworene, ohne die in den letzten zwanzig Jahren nichts erreicht worden wäre; Farbpigmente ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt mit dir.

Dem außergewöhnlichen Fotografen Adrian Lander, der mit diesem Buch etwas geschaffen hat, was meine Wünsche und Erwartungen weit übertroffen hat. Du hast dich dem Projekt mit solch einer Begeisterung und Hingabe gewidmet, dass daraus eine Glanzleistung optischer Dekadenz wurde.

Tahlia Anderson von Thames & Hudson für ihre Neugierde auf die ursprüngliche Idee, ihren ungebrochenen Glauben an das Projekt, ihre kontinuierliche Aufmunterung und ihren professionellen Scharfsinn bei der Umsetzung dieses Buchs. Und den unbesungenen Helden dieses Buchs: Lorna Hendry, die schwierige Fragen beim Redigieren des Manuskripts stellte, und Evi O. für die sagenhaft originelle Designästhetik.

An der heimatlichen Front in Langridge: Brendan Byatt, dessen unerschütterliche Professionalität es mir ermöglichte, so viel Zeit außerhalb des Geschäfts zu verbringen, um dieses Buch zu schreiben.

Lobend erwähnen möchte ich auch all jene, die an der ursprünglichen Ausstellung beteiligt waren, aus der heraus dieses Buch entstand: Keith Lawrence und Tim Bateson, Direktoren der Tacit Gallery, für ihre Vision; und für ihre Hilfe, die weit über die Pflicht hinausging, Ian Wells, Luke Pither, Julie Keating und Rosalind Atkins.

Auf technischer Seite: Narayan Kandakhar von der Forbes Collection für seine großzügige Bereitschaft, Informationen für dieses Projekt bereitzustellen; Keith Edwards, der sein Wissen über die Kunst der Pigmentherstellung mit mir teilte; sowie John Hewiston, Nicholas Walt, Andrea Dolci und John Downie.

Und schließlich danke ich meinem Vater Tony Coles, ohne dessen Ermutigungen, neugierig zu sein und meinem Herzen zu folgen, ich niemals ein solch erfüllendes Berufsleben hätte.

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DANK S

Die englische Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Chromatopia. An Illustrated History of Colour bei Thames & Hudson Ltd, London. r

Englische Originalausgabe:

Chromatopia © 2018 Thames & Hudson Ltd, London

Englischer Originaltext: © 2018 David Coles

Fotografie: © 2018 Adrian Lander

Layout: Evi O. Studio / Evi O. Lektorat der englischsprachigen Ausgabe: Lorna Hendr y

S. 106: José Antonio de Alzate y Ramírez, Indio que recoge la Cochinilla con una colita de Venado [Indianer sammelt Koschenilleschildläuse mit einem Hirschschwanz ab] (1777). Buntpigment auf Velin. Sammlung: The Newberry, Chicago. Mit freundlicher Genehmigung von Wikimedia Commons.

S. 107: Illustration aus „An account of the Polish cochineal: In a letter to Mr. Henr y Baker, F. R. S. from Dr. Wolfe, of Warsaw“ [Ein Bericht über die Polnische Kermeslaus: In einem Brief an Mr Henr y Baker, Mitglied der Königlichen Gesellschaft, von Dr. Wolfe, Warschau]. Philosophical Transactions, Band 54, 91–98, veröffentlicht am 1. Januar 1764. Gravierung von J. Mynde. Mit freundlicher Genehmigung von Wikimedia Commons.

S. 109: J. Pass, Cochineal cactus (Nopalea cochenillifera) with insects that feed on it, including the cochineal insect (Dactylopius coccus) [Nopalkaktus ( s Nopalea cochenillifera), auf dem sich Insekten ernähren, unter anderem die Koschenilleschildlaus] (Dactylopius coccus)s ] (ca. 1801). Radierung nach J. Ihle. Plattenrand 24,1 x 19 cm. Sammlung: Wellcome Library Nr. 25390i. Mit freundlicher Genehmigung von Wikimedia Commons

S. 186–206, 208–212, 214, 217–219: Mit freundlicher Genehmigung von Langridge Artist Colours

S. 207: Mit freundlicher Genehmigung von Tom Loveday

S. 213: Mit freundlicher Genehmigung von James Austin Murray

S. 215: Mit freundlicher Genehmigung von Simon Leah

S. 216: Mit freundlicher Genehmigung von Marlene Sarroff

Umschlag der deutschsprachigen Ausgabe: pooldesign, CH-Zürich Satz der deutschsprachigen Ausgabe: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH, D-Göttingen Übersetzung ins Deutsche: Ulrike Kirsch, D-München

Der Haupt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016–2020 unterstützt.

Diese Publikation ist in der Deutschen Nationalbibliografie verzeichnet. Mehr Informationen dazu finden Sie unter http://dnb.dnb.de.

ISBN 978-3-258-60279-0

Alle Rechte vorbehalten.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2019 Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Printed in China

Um lange Transportwege zu vermeiden, hätten wir dieses Buch gerne in Europa gedruckt. Bei Lizenzausgaben wie diesem Buch entscheidet jedoch der Originalverlag über den Druckort. Der Haupt Verlag kompensiert mit einem freiwilligen Beitrag zum Klimaschutz die durch den Transport verursachten CO2-Emissionen.

Wussten Sie, dass künstliche Farbpigmente bereits im alten Ägypten hergestellt wurden? Oder dass der edelste Purpur von einer Meeresschnecke stammt und in Europa das Wissen um seine Gewinnung nach den Kreuzzügen verloren ging und erst 1998 wiederentdeckt wurde?

Im Laufe der Geschichte wurden Farbpigmente aus tödlichen Metallen, giftigen Mineralien, Urin, Kuhmist und sogar zerkleinerten Insekten hergestellt. Vom Zermahlen von Käfern über das Verbrennen von Tierknochen bis hin zu Alchemie und glücklichen Zufällen enthüllt «Farbpigmente» die Ursprünge von über 50 der außergewöhnlichsten Pigmente der Geschichte. Mit dem weiten Bogen von den Ursprüngen der Menschheit bis zu modernen Technologien der Pigmentherstellung richtet an Geschichtsinteressierte, Wissenschaftsfreaks und DesignBegeisterte.

ISBN 978-3-258-60279-0

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