Edition Heimatschutz – Baukultur und Energie: Heft 1

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Edition Heimatschutz — Heft 1

BAUKULTUR UND ENERGIE Gesamtbetrachtung

SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE SUISSE HEIMATSCHUTZ SVIZZERA PROTECZIUN DA LA PATRIA


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INHALT

EDITORIAL

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Nachhaltig?

Wege zum nachhaltigen Bauen und Wohnen • Von den lokalen Ressourcen zur globalisierten Bauwirtschaft • Eine Gesamtsicht auf das Gebaute • Nachhaltige Konzepte entwickeln • Den Ressourcenverbrauch reduzieren

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▲ T Ü R A L I H U S , VA L E N D A S (G R)

Raumplanung als Schlüsselfaktor der Energiewende • Multiplizierte Mobilität • Raumplanerische Wende • Qualitäten erkennen – Qualitäten entwi- ckeln

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Gebäudetypologie und Energieverbrauch • Freistehendes Einfamilienhaus • Doppel- und Reiheneinfamilienhaus • Mehrfamilienhaus • Häuser in dichten Siedlungsstrukturen

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▼ S T Ü S S I H O F S TAT T, U N T E R S C H Ä C H E N ( U R)

Jedes Gebäude ist einzigartig • Das öffentliche Interesse an der Baukultur • Nachhaltig den Gebäudewert erhalten • Wenn weniger mehr ist – und umgekehrt

19 Energetische Gebäudeaufwertung umsichtig planen • Varianten vergleichen und Chancen erkennen • Erhalt oder Zerstörung? • Investieren an der richtigen Stelle • In einem Zug oder in Etappen sanieren?

Die atomare Katastrophe von Fukushima hat auf breiter Basis zu einem energiepolitischen Umdenken geführt. Die Forderung nach mehr Energieeffizienz und einem Ausbau von erneuerbaren Energien stösst heute in der Schweiz auf kräftige Zustimmung. Eine gesamtgesellschaftliche Diskussion darüber, welche und wie viele Ressourcen uns zur Verfügung stehen und wie wir sparsamer mit ihnen umgehen können, ist erfreulich. Der Diskurs über eine echte nachhaltige Entwicklung ist nicht ein- oder zweidimensional. Vielmehr verlangt er, die Lebensgrundlagen ganzheitlich zu begreifen und die langfristig gesellschaftlich richtigen Entscheide auf dem Weg hin zu einer effizienteren Nutzung der Ressourcen zu treffen. Unsere Lebensgrundlagen sind ebenso knapp wie vielfältig: Wir brauchen die Natur und die Umwelt zum Atmen oder um essen und trinken zu können. Aber ebenso ist unsere Gesellschaft nicht denkbar ohne kulturelle und soziale Errungenschaften, auf denen sie aufbaut. Baudenkmäler und Kulturlandschaften stellen entsprechend Werte dar, die in eine ernsthafte Diskussion über die Nachhaltigkeit einfliessen müssen. In der energetischen Ertüchtigung des Gebäudebestandes liegt zweifellos ein immenses Sparpotenzial. Nur: Die kostspieligen Investitionen im Baubereich, die oft einen hohen Energieverbrauch auslösen, verlangen eine langfristige Perspektive. Heute herrschen jedoch – angetrieben durch milliardenschwere Subventionsprogramme von Bund und Kantonen – Opportunismus und Hektik vor. Die aktuelle Förderpolitik umgeht die Frage der Baukultur und reduziert Gebäude weitgehend auf Dämmperimeter und neue Fenster. Die Förderprogramme Bund und Kantone tun so, als ob sämtliche Gebäude unseres Landes dieselben Qualitäten und Voraussetzungen hätten. Das Resultat sind fehlgeleitete Anreize, die nicht nur viel Geld versickern lassen, sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Zukunft des Gebäudebestandes der Schweiz erschweren. Aspekte der Raumplanung und der Mobilität, des sozialen Gefüges oder der Verantwortung gegenüber kulturellen Werten blieben damit weitgehend unbeantwortet. Politik und Verwaltung sind verpflichtet, mit öffentlichen Geldern sorgfältig umzugehen. Dazu gehört auch die Prüfung, ob die angewendeten Methoden tatsächlich den Kriterien eines ganzheitlichen Ansatzes entsprechen. Konkrete Fragen stehen im Raum: Welche Auswirkungen auf die Belegungsdichte und damit den Energieverbrauch pro Kopf haben Luxussanierungen in den Städten? Welchen Beitrag an die Energiewende leistet ein neu erstelltes Minergie-Einfamilienhaus auf der grünen Wiese fernab von Läden und dem Bahnhof? Wird der Grauen Energie – also dem Wert des Baubestandes – heute die genügend hohe Aufmerksamkeit zuteil? Die folgenden Seiten verstehen wir als Diskussionsbeitrag und nicht als abgeschlossenen Positionsbezug. Die Publikation erscheint gleichzeitig wie das Heft 2, das Beispiele von geglückten energetischen Aufwertungen vorstellt. Das Sprechen über echte Nachhaltigkeit hat eben erst begonnen.

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Machen Sie Ferien im Baudenkmal Stiftung Ferien im Baudenkmal Fondation Vacances au cœur du Patrimoine Fondazione Vacanze in edifici storici

Passez des vacances au cœur du Patrimoine Die Stiftung des Schweizer Heimatschutzes La Fondation de Patrimoine suisse

Die Grenzen der Labels • Erfolgsmodell Minergie • Das Haus ohne Kontext • GEAK – die Energieetikette für Häuser • Neue Labels am Horizont

Schweizer Heimatschutz Sabrina Németh und Patrick Schoeck-Ritschard


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Wege zum nachhaltigen Bauen und Wohnen Mehrere Hundert Millionen Franken fliessen heute jährlich als Subventionen in die energetische Sanierung des Baubestandes in der Schweiz. Unbestritten liegt hier ein grosses Potenzial brach. Um tatsächlich Nachhaltiges zu fördern, braucht es eine Weitsicht, die über den Dämmperimeter hinausgeht.

D

ie Schweiz profitierte in den letzten Jahren von einem kräftigen Wirtschaftsaufschwung. Der Lebensstandard ist weiter gestiegen, und ebenso erwies sich das Land als Zuwanderungsmagnet. Mehr Verkehr, mehr Konsum und der Wunsch nach mehr modernem Wohnraum beanspruchen die vorhandenen Ressourcen immer stärker. Die Folgen für die Landschaft und die Umwelt sind deutlich sicht- und spürbar. Über Jahrzehnte galt in der Schweiz die Doktrin, dass der technische Fortschritt und die Eigenverantwortung alleine die negativen Effekte des Wachstums auf die Umwelt ausgleichen könnten. Beim Energieverbrauch – von der Zersiedelung ganz zu schweigen – haben sich diese Versprechen offensichtlich nicht erfüllt. Der wachsende Konsum ist der realisierten Energieersparnis davongeeilt. Seit der Inbetriebnahme des ersten Kernkraftwerks ist die verbrauchte End-Energie in der Schweiz nicht gesunken, sondern von 162 auf 253 Milliarden Kilowattstunden angestiegen. Und noch heute wird jede Sekunde ein Quadratmeter Fläche in der Schweiz neu verbaut. Mit der Revision des Bundesgesetzes über die Raumplanung ist ein erster Schritt gemacht: Die Zersiedelung soll künftig verlangsamt werden. Auch steht die Energiestrategie 2050 in den Startlöchern, die auf eine effizientere Nutzung der Energie abzielt. Der Weg zu einer nachhaltigen Energiezukunft ist jedoch steinig; allzu viele Interessengruppen wollen von Fördertöpfen und Ausnahmeregelungen profitieren. Es wird sich zeigen, ob die Politik tatsächlich den Mut aufbringt, den Energie- und Ressourcenverbrauch als

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Ganz allgemein umschreibt nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development) eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht und dabei die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht einschränkt. Dabei wird eine Balance gesellschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Ziele angestrebt, die sich zu einem Gesamtsystem ergänzen. Beim Bauen erfordert eine nachhaltige Entwicklung eine Gesamtsicht auf das Gebäude, die nicht nur die Energieeffizienz betrachtet, sondern auch Nutzungsflexibilität, Standortattraktivität, kulturelle Werte sowie architektonische und funktionale Qualität. Alle diese Faktoren leisten einen wesentlichen Beitrag, um die Handelbarkeit und den gesellschaftlichen Wert einer Immobilie zu steigern.

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ganzheitliches Thema anzupacken. Gerade bezüglich Mobilität und Grauer Energie stecken die Diskussionen heute noch in den Kinderschuhen. Von den lokalen Ressourcen zur globalisierten Bauwirtschaft Vor der Erfindung von Eisenbahn und Automobil nutzte man beim Hausbau die lokal vorhandenen Ressourcen und Materialien wie Holz aus dem Wald und Steine aus der Umgebung. Noch funktionstüchtige Bauteile fanden in neuen Häusern ein zweites Leben. Die Gehdistanz zwischen Wohn- und Arbeitsort definierte die Lage der Häuser; lange Wege waren ineffizient – für den Bauern ebenso wie für den Fabrikarbeiter. Die billige Mobilität hat den Hausbau im letzten Jahrhundert zu einem weltumspannenden Geschäft gemacht. Gebäude sind eigentliche internationale Gebilde, zusammengefügt an einer bestimmten Stelle: Steinplatten und Solarpanels stammen aus China, Bäder aus Italien und Türen aus Deutschland – gefertigt aus finnischem Holz. Transport- und Herstellungskosten fallen so immer häufiger im Ausland an und fliessen damit nicht in die Energiebilanz der Schweiz ein. Billiges Benzin und riesige Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur haben auch die traditionelle Verbindung zwischen Arbeits- und Wohnort aufgeweicht. Die Distanzen werden länger. Nur noch jeder Zehnte legt heute den Weg zur Arbeitsstätte zu Fuss zurück, dafür ist die Zahl der Automobile in der Schweiz seit 1980 um zwei Drittel angestiegen. Eine Gesamtsicht auf das Gebaute Rund die Hälfte der Bausubstanz in der Schweiz – Häuser, Brücken, Strassen, Kraftwerke oder Kanalisationen – entstand in den letzten 50 Jahren. Diese Infrastrukturen stellen das zementierte Abbild einer Gesellschaft dar, die sich an billiger und scheinbar unendlicher Energie in Form von Erdöl und Atomstrom orientiert. Der Gesamtwert des Bauwerkes Schweiz beträgt rund 2500 Milliarden Franken – so hat es ein Nationalfondsprojekt kürzlich berechnet. Will die Schweiz die Energiewende schaffen, muss sie diese immensen Infrastrukturen in den Griff bekommen. Alleine ihr Unterhalt ohne jegliche Verbesserung kostet jährlich 30 Milliarden Franken. Viele dieser Infrastrukturen sind wertvolle Güter, andere hingegen wurden aus kurzfristigen Überlegungen oder finanziellen Interessen gebaut. Im Zeichen der Energiewende wäre es angezeigt, sich mit der künftigen Nutzung dieses gebauten Bestandes auseinanderzusetzen – besonders dann, wenn mit Sub-

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WOHNFLÄCHENBEDARF PRO KOPF IN M2

55 m

2030 (Schätzung)

2

48 m

2012 (Schätzung)

2

39 m

1990 1980

2

44 m

2000

34 m

2

2

ENERGIEVERBRAUCH NACH VERWENDUNGSZWECK IN DEN HAUSHALTEN Quelle: Bundesamt für Energie

Warmwasser 12.5% Kochen, Geschirrspüler 3.7% Sonst. Elektrogeräte 3% Gefrieren/Kühlen 2.6% Beleuchtung 1.9% Unterhaltung, Information, Kommunikation 1.9% Waschen, Trocknen 2% Raumwärme 70.6%

Klima, Lüftung, Haustechnik 1.8%

ventionen, Fördermitteln und Steuerreduktionen staatliche Anreize geschaffen werden oder wenn die öffentliche Hand selbst als Bauherrin auftritt. Soweit sind wir in der Schweiz noch nicht: Förderbeiträge werden dann gesprochen, wenn Bauwillige energetische Normen einhalten, und von Steuern befreit sind sämtliche Investitionen im Gebäudebestand. Paradoxerweise werden durch die heutigen Giesskannen-Beiträge planerische und architektonische Fehlleistungen der Vergangenheit mit öffentlichen Geldern auf lange Sicht in ihrem Bestand gefestigt. Die Folgekosten bleiben ausgeblendet. Doch stellen gerade raumplanerisch fragwürdige Einfamilienhausquartiere unsere Gesellschaft künftig vor grosse Herausforderungen – bei der Erneuerung der öffentlichen Infrastruktur oder bei der Verkehrserschliessung. Werden die Gebäude auf die Sanierbarkeit ihrer Hüllen reduziert, erhöht sich auch der Druck auf wertvolle Bausubstanz – auf Baudenkmäler und Gebäude in Ortskernen, die Identität und Charakter stiften. Dass diese

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Häuser zumeist mit umweltfreundlichen Materialen erstellt wurden und eine oft jahrhundertealte Nutzungsgeschichte aufweisen, wird durch diese einseitige Betrachtungsweise ausgeblendet. Dabei stellen Baudenkmäler eine nicht erneuerbare und einzigartige Grundlage unserer Geschichte und Kultur dar. Ihr Verlust und ihre Entstellung sind zumeist endgültig und nicht wieder rückgängig zu machen. Nachhaltige Konzepte entwickeln Eine tatsächlich nachhaltige Weiterentwicklung unseres Baubestandes verlangt nach ganzheitlichen Denk- und Handlungsansätzen. Ein Anreizsystem, das diejenigen bevorzugt, die möglichst viel Baumaterial verwenden, löst zentrale Fragen der Nachhaltigkeit nicht. Eine konsequente Subventions- und Steuerungspolitik setzt dort an, wo nachhaltige Werte geschaffen, erhalten oder verbessert werden können. Die Abkehr von simplen Normen hin zu einer ganzheitlichen Analyse verlangt mehr Aufmerksamkeit, Nachdenken und Begleitung. So müssen bei Abwägungen und Entscheiden langfristige soziale, ökologische und ökonomische Auswirkungen gleichberechtigt berücksichtigt werden. Dass die öffentliche Hand diese Aufgabe meistern kann, zeigen die kantonalen und kommunalen Denkmalpflegen. Ihre Vorgehensweise hat durchaus Vorbildcharakter. Am Beginn steht die Auseinandersetzung mit dem gesamten Bestand. Eine erste Triage klärt über Inventare, welche Strukturen und Einzelbauten besonders wertvoll und damit subventionswürdig sind. Bei konkreten Bauvorhaben stehen geschulte Fachleute beratend zur Seite, die mit den Eigentümern Strategien erarbeiten und das Bauvorhaben im Sinne des öffentlichen Interesses begleiten. Damit wird sichergestellt, dass Steuergelder – aber auch privates Kapital – möglichst sinnvoll, effizient und zielgerichtet eingesetzt werden. Eine geeignete Anwendung dieses erprobten Modells könnte dabei helfen, das ebenso kostbare wie kostspielige «Bauwerk» Schweiz in eine nachhaltige Zukunft zu überführen. Den Ressourcenverbrauch reduzieren Rund 40 Prozent der Gesamtenergie wird innerhalb von Gebäuden verbraucht. Nur sind es nicht die Häuser, die Energie verbrauchen, sondern die Menschen. Die Nutzung der Gebäude und die Ansprüche an Temperatur und Behaglichkeit haben sich in den letzten 50 Jahren stärker verändert als in der gesamten Menschheitsgeschichte zuvor. Noch in den 1950er-Jahren verfügte weniger als jeder zweite Haushalt über eine Zentralheizung; Kühlschrank, Waschmaschine, Fernseher oder Staubsauger galten als Luxusprodukte. Geräte und Wärmedämmung wurden zwar immer effizienter, doch stieg ihre Zahl, Grösse und Fläche beständig an. Nur schon zwischen 1980 und 2010 hat sich die Wohnfläche pro Person um einen Viertel erhöht. Immer weniger Menschen teilen sich eine immer grosszügigere Wohnung und die entsprechenden Haushaltgeräte. Damit sich unser heutiger Lebensstandard nachhaltig gestalten könnte, wären 2,8 Erden nötig. Dass die Schweiz in einer Hauruckaktion ihren Ressourcenverbrauch auf ein verträgliches Niveau senken könnte, ist illusorisch. Was es braucht, ist ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Verschwendung. Kleine Schritte zählen, wie etwa das Vermeiden von unnötigen Autokilometern für den Einkauf, eine Verwertung möglichst aller Speisen oder der Verzicht auf schräggestellte Fenster, über die Wärme ungenutzt verpufft.

ÖKOLOGISCHER FUSSABDRUCK – INDIKATOR DER NACHHALTIGKEIT Der ökologische Fussabdruck zeigt, wie viel Ressourcen ein bestimmter Lebensstandard beansprucht. Die gesamte Leistungsfähigkeit des «Systems» Erde stellt die Berechnungsgrundlage dar. Der Wert 1 bedeutet, dass der Lebensstandard mit den vorhandenen Ressourcen übereinstimmt. In die Gesamtrechnung des ökologischen Fussabdrucks fliessen unterschiedliche Aspekte ein: Flächen, die zur Produktion von Nahrung, Energie oder Kleidung nötig sind, die Kapazität zum Abbau von Schadstoffen, von Müll oder des durch unsere Aktivitäten freigesetzten Kohlendioxids. Jeder Wert über 1 ist nicht nachhaltig. Weitere Infos und Footprint Rechner unter: www.wwf.ch/de/aktiv/besser_leben

PRIMÄRENERGIE UND ENDENERGIE Als Primärenergie bezeichnet man in der Energiewirtschaft die Energie, die mit den ursprünglich vorkommenden Energieformen oder Energiequellen zur Verfügung steht, etwa als Brennstoff (z.B. Kohle oder Erdgas), aber auch Energieträger wie Sonne, Wind oder Kernbrennstoffe. Primärenergie kann durch einen (mit Verlusten behafteten) Umwandlungsprozess in Sekundärenergie umgewandelt werden. Primär- oder Sekundärenergie wird nach Übertragungsverlusten zu vom Verbraucher nutzbarer Endenergie. Endenergie ist der nach Energiewandlungsund Übertragungsverlusten übrig gebliebene Teil der Primärenergie, die den Gebäudeanschluss des Verbrauchers passiert hat.

BUCHTIPP Hanspeter Guggenbühl: Energiewende und wie sie gelingen kann, Rüegger Verlag, Zürich/Chur 2013

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Raumplanung als Schlüsselfaktor der Energiewende Der Beitrag des Bauens an die Energiewende geht weit über die Sanierung des Gebäudebestandes hinaus. Qualitätsvolle Verdichtung am richtigen Ort und die Aufwertung von Siedlungsstrukturen helfen etwa mit, Mobilitätskosten zu sparen und den CO2-Ausstoss zu reduzieren.

Multiplizierte Mobilität Unsere Mobilität ist verantwortlich für 30 Prozent des Energieverbrauchs in der Schweiz. 80 Porzent davon entfallen auf den Strassenverkehr. Vorschriften, die Autos effizienter werden lassen, sind durchaus sinnvoll. Auf dem Pfad zur Nachhaltigkeit stehen jedoch ganz andere Herausforderungen an. Durch eine sinnvolle Anordnung von Funktionen unseres täglichen Lebens – etwa Einkaufsmöglichkeiten, Arbeitsplätze und Wohnorte – könnten Benzinverbrauch und CO2-Ausstoss ohne Komforteinbusse merklich reduziert werden. Ebenso liessen sich teurere Investitionen in die Verkehrswege reduzieren. Dieser strukturelle Wandel wird die Schweiz noch für Jahrzehnte beschäftigen, denn Infrastrukturen, wie dezentrale Einfamilienhausquartiere oder Einkaufs- und Industriezentren auf der grünen Wiese, sind erstellt und binden Milliarden von investiertem Kapital. Gleichwohl gilt es, heute mit Weitblick die Weichen richtig zu stellen, um in Zukunft den Energieverbrauch im Verkehrssektor in den Griff zu bekommen.

GESAMTENERGIEVERBRAUCH NACH SEKTOREN

Haushalte 30.2%

Industrie 21.7%

Dienstleistungen 17.3%

Quelle: Bundesamt für Energie

Verkehr 30.8%

ANTEIL AM VERBRAUCH FOSSILER ENERGIETRÄGER

Dienstleistungen 10.4%

Industrie 12.1%

Quelle: Bundesamt für Energie

N

och bis zum Zweiten Weltkrieg war das Siedlungsbild der Schweiz von kurzen Wegen zwischen Arbeits- und Wohnort geprägt. Dörfer und Städte boten in ihren Zentren ein Angebot an Dienstleistungen und Waren, die oft in Gehdistanz erreichbar waren. Technologie und billige Mobilität liessen diese Strukturen in den Wirtschaftswunderjahren verschwinden. Das Auto überbrückte lange Distanzen mühelos, die Agglomerationen dehnten sich immer weiter in die Landschaft aus. Die Landstrasse löste den Fussweg ab. Um den Fortschritt nicht zu verpassen, stellten die meisten Gemeinden grosszügig Bauland zur Verfügung; oft zu viel und am falschen Ort, wie sich herausstellte. Nun war der Schaden angerichtet. Die Schweizer Stimmberechtigten haben in der jüngsten Vergangenheit gleich mehrfach Massnahmen zur Eindämmung von Zersiedelung und Landschaftszerstörung an der Urne beschlossen. Bund, Kantone und Gemeinden sind nun angehalten, die neuen Vorzeichen der Raumplanung als Chance zu begreifen. Denn nachhaltig gestaltete Gebiete bieten letztlich den Schlüssel, um die Energiewende sinnvoll voranzubringen. Dies bedeutet aber nicht Verdichtung um jeden Preis, sondern mehr Verantwortung für die Entwicklung des Siedlungsbildes und der örtlichen Infrastrukturen.

Verkehr 53.6%

Haushalte 23.9%

Raumplanerische Wende Ein neues, vernetztes Denken, das Mobilität und Zersiedelung mindert, verlangt nach einer Gesamtsicht auf die Planung, die nicht mehr an den Gemeinde- und Kantonsgrenzen haltmacht.

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Gefragt sind raumplanerische Ansätze, die innerhalb der Regionen Potenziale erkennen und diese im weiteren Umfeld verknüpfen. Es geht darum, Stärken von Gemeinden und Siedlungsräumen zu erkennen und zu fördern. Gerade in zusammengewachsenen Agglomerationen könnte durch eine gemeinschaftliche Planung über die Gemeinden hinweg ein immenses Potenzial an brachliegenden Gebieten aktiviert und lebenswerter gestaltet werden. Heute geben kantonale Richtpläne die Siedlungsentwicklung in ihren Grundzügen vor. Ebenso ermutigt der Bund mit seinen Agglomerationsprogrammen, die Planungen der Kantone enger miteinander zu verknüpfen. Für die konkrete Entwicklung der Siedlungen sind in der Schweiz jedoch weiterhin die Gemeinden verantwortlich. Für die Gemeinden birgt das Gebot der sparsameren Nutzung des Bodens gleichermassen Chancen wie Risiken. Daher braucht es dort klare Vorstellungen und Strategien, wie sich das Siedlungsbild in Zukunft entwickeln soll. Anstatt wahllos überall Aufzonungen zuzulassen, müssen zunächst zentrale Fragen beantwortet werden: Wo bestehen Gebiete mit hoher Lebensqualität? Was zeichnet diese Ortsteile aus? Welches sind dort die prägenden Elemente, deren Erhalt einen Mehrwert bietet? Welche Dichte ist wünschenswert? Welche Gebiete verlangen andererseits nach stärkeren Eingriffen, um mehr Lebensqualität zu schaffen? Eine moderne Ortsplanung schraffiert nicht mehr einfach Gebiete und gibt damit maximale Gebäudehöhen und Grenzabstände vor. Das Bauen im Bestand verlangt nach präziseren Werkzeugen. Letztlich geht es darum, durch Neubauten und Ergänzungen Quartiere, Dörfer und Städte zu bereichern und zu verbessern. Um diese hochgesteckten Ziele zu erreichen, müssen sich die Gemeinden jedoch auch darüber im Klaren sein, welche privaten und öffentlichen Angebote nötig und wünschbar sind, um mehr Lebensqualität für alle zu schaffen. Dazu gehört auch ein Nachdenken über Angebote wie Läden, Plätze, Busverbindungen oder Kinderkrippen, die zugleich unnötige Mobilität reduzieren, Quartiere beleben und die Standortqualität erhöhen. Qualitäten erkennen – Qualitäten entwickeln Die qualitätsvolle Entwicklung innerhalb der bestehenden Bauzonen verlangt nach einem verstärkten Dialog über die Parzellengrenzen hinweg. Die Zahl der grossen Industriebrachen nimmt durch die laufende Bebauung beständig ab. Entsprechend steigt der Druck auf Gebiete mit kleinteiligen Eigentümerstrukturen – Ortskerne und Einfamilienhausquartiere. Hier gilt es, private und öffentliche Interessen zu benennen und im gegenseitigen Austausch gangbare und langfristig sinnvolle Konzepte zu verwirklichen. Freilich setzt dies das Bewusstsein voraus, dass die Verdichtung im Siedlungsgebiet nicht nur ein baurechtliches und quantitatives Problem darstellt, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung mit sich bringt. Grössere Gemeinden und innovative Immobilienentwickler haben für Arealplanungen längst den Nutzen von Instrumenten wie Testplanungen und Studienaufträgen erkannt. Ebenso gehören Architekturwettbewerbe und Sondernutzungsplanungen zum gängigen Einmaleins einer qualitätsvollen und dynamischen Siedlungsentwicklung. Eine aktuell zentrale Herausforderung besteht in der Entwicklung von neuen, einfachen und kostengünstigen Planungsinstrumenten, die auch von kleineren Gemeinden mit engeren Budgets angewendet werden können. Sinnvoll kann es sein, für grössere oder

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komplexe Planungen externe Fachberater beizuziehen, die personell schwach dotierte Bauverwaltungen punktuell unterstützen und mit ihrem Wissen und einer nüchternen Aussensicht Qualität sichern. Eine grundlegende Voraussetzung für die nachhaltige bauliche Entwicklung einer Gemeinde ist die Übersicht über den Baubestand. Nur so können Potenziale, Chancen und Risiken analysiert und die richtigen Schlüsse gezogen werden. Zwingend nötig sind hierfür zeitnah nachgeführte Inventare, die hochwertige Quartierstrukturen und wichtige Einzelbauten sowie Grünund Freiräume benennen und erhalten helfen. Diese Gesamtsicht schafft die Möglichkeit, eine kommunale Entwicklungsstrategie zu formulieren und Wachstumsziele und Erhaltungsgrundsätze für einzelne Quartiere und Gevierte festzulegen. Je präziser die Grundlagen und Analysen sind, desto mehr Rechtssicherheit besteht. Eine frühzeitige Klärung des Verdichtungspotenzials reduziert das Risiko, dass durch falsche Erwartungen die Grundstückspekulation angeheizt und übermässige Bauprojekte vorgeschlagen werden. Mit Blick auf die Kosten wenden kommunale Behörden wie auch private Eigentümer diese qualitätssichernden Instrumente nach wie vor zaghaft an. Dass solche qualitätssichernden Verfahren längerfristig für alle Seiten erhebliche Mehrwerte schaffen, muss sich vielerorts erst noch in den Köpfen festsetzen. Tatsächlich gelingt es oft erst durch parzellenübergreifende Planungen, versteckte Verdichtungspotenziale zu erkennen und zu aktivieren. Ebenso ermöglicht dieses Vorgehen, öffentliche Interessen klarer zu formulieren und umzusetzen. Durch Landabtausch, finanzielle Kompensation zwischen den Eigentümern oder erhöhte Verdichtungsmöglichkeiten können – kostenneutral – belebte Erdgeschosse oder preisgünstiger Wohnraum eingefordert, Baudenkmäler erhalten oder Plätze für die Allgemeinheit erstellt werden. Im Idealfall ergeben sich so Vorteile für Private wie für die Allgemeinheit: langfristig gesicherte Renditen für die Eigentümerschaft und mehr Siedlungs- und Wohnqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner.

POSITIONSPAPIERE DES SCHWEIZER HEIMATSCHUTZES: «RAUMPLANUNG VOR GROSSEN HERAUSFORDERUNGEN» UND «VERDICHTEN BRAUCHT QUALITÄT» Der Schweizer Heimatschutz setzt sich mit Nachdruck für einen sparsamen und sorgfältigen Umgang mit dem Boden ein. Der ungeheure Bodenverschleiss der letzten Jahrzehnte ist kein taugliches Modell für die Zukunft, weil er kommende Generationen vor unlösbare Probleme stellen wird. Nur unter Beachtung einer hochwertigen Baukultur lässt sich das Siedlungsgebiet der Schweiz mit einem gleichzeitigen Gewinn an Lebensqualität umbauen. In seinen Positionspapieren «Verdichten braucht Qualität» und «Raumplanung vor grossen Herausforderungen» legt der Schweizer Heimatschutz seine Haltung und Erwartungen an die künftige Raumplanungsgesetzgebung dar und zeigt auf, wie Baukultur und Qualität in den zukünftigen Verdichtungsprozessen eingebracht und sichergestellt werden können. Die Positionspapiere können bestellt oder heruntergeladen werden unter www.heimatschutz.ch.

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Gebäudetypologie und Energieverbrauch Bauweise, Nutzung, Charakteristiken und Lage eines Hauses wirken sich auf den Energieverbrauch aus. Je nach Gebäudetypus ergeben sich ungleiche Voraussetzungen für das Erreichen von Effizienzzielen. Entscheidend ist dabei das Verhältnis zwischen beheiztem Wohnraum und Aussenhülle.

Doppel- und Reiheneinfamilienhaus Reihenhäuser beanspruchen üblicherweise weit weniger grosse Parzellen als freistehende Einfamilienhäuser. Zudem ist bei dieser leicht verdichteten Bauweise die Fassadenfläche reduziert, was zu tieferen Wärmeverlusten und damit zu einem niedrigeren Energieverbrauch führt. Weil Reihenhäuser per Definition mit anderen Gebäuden – nicht selten gar im Kontext einer ganzen Siedlung – zusammenhängen, ist das Verdichtungspotential und die Gestaltungsfreiheit der einzelnen Eigentümer eingeschränkt. Noch viel zu selten wird versucht, mit gemeinschaftlich erarbeiteten Richtlinien und Modellen die vorhandenen Möglichkeiten der Wohnraumerweiterung und Energieeffizienz zu aktivieren. Verbindliche Regeln für mögliche Dachausbauten oder die Fassadengestaltung stärken den einheitlichen Charakter von Siedlungen und tragen so zur Werter-

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GEBÄUDE NACH GEBÄUDEKATEGORIEN 2011 Einfamilienhäuser 57.6%

Quelle: Bundesamt für Energie

Freistehendes Einfamilienhaus Der am häufigsten erstellte Gebäudetyp der Schweiz weist bezüglich seiner ökologischen Effizienz und Nachhaltigkeit die schlechtesten Werte auf. Das bekannte Modell des freistehenden Einfamilienhauses bringt zahlreiche Nachteile mit sich: einen hohen Landverbrauch, eine im Vergleich zur Wohnfläche überdimensionierte Gebäudehülle und eine zumeist für die Allgemeinheit teure Erschliessung – vom Wasser über die Elektrizität bis hin zum öffentlichen Verkehr. Das freistehende Einfamilienhaus wurde und wird – trotz einem Trend zur Massenfertigung – zumeist nach dem individuellen Geschmack erstellt und im Laufe der Jahre angepasst. An- und Umbauten, die primär den eigenen Bedürfnissen und Vorlieben dienen, können bei einem Verkauf nur selten vollständig auf die neuen Eigentümer überwälzt werden. Die Abschreibung dieser Investitionen – sowohl des Kapitals wie auch des Baumaterials und der zur Produktion aufgewendeten Energie – muss entsprechend rasch erfolgen. An Lagen mit stark steigenden Grundstückpreisen stellen Grund und Boden das eigentliche Entwicklungspotenzial der Einfamilienhäuser dar. Steht eine Sanierung an, lohnt es sich aus wirtschaftlicher wie aus ökologischer Sicht, das vorhandene Verdichtungspotential der Einfamilienhausparzelle zu evaluieren. Erst im Variantenvergleich zeigt sich, welche Strategie längerfristig die nachhaltigste Lösung bringt: Renovation, Erweiterung oder Ersatzneubau.

Mehrfamilienhäuser 25.7%

Wohngebäude mit Nebennutzung 11.8%

Gebäude mit teilweiser Wohnnutzung 4.9%

haltung des gesamten Ensembles bei. Und nicht zuletzt bieten sich gerade im Bereich von Heizung und Warmwasser auch grössere nachbarschaftlich betriebene Systeme zur Senkung von Investitions-, Unterhalts- und Energiekosten an. Mehrfamilienhaus Den Prototyp des Mehrfamilienhauses gibt es nicht: Zwischen einem Zweifamilienhaus in einem Gartenstadtquartier und einem Hochhaus mit Dutzenden von Wohnungen bestehen nur wenige Gemeinsamkeiten. Einige Grundsätze verbinden alle Vertreter des Gebäudetyps: Mehrere Parteien nutzen ein Haus und eine Parzelle gemeinsam, sie teilen sich die Innen- und Aussenmauern und häufig auch eine zentrale Haustechnik. Im Durchschnitt ist der ökologische Fussabdruck pro Quadratmeter Wohnfläche im Mehrfamilienhaus deutlich tiefer als bei Reihen- und Einfamilienhäusern. Wohnungen beanspruchen weniger Land und weisen weniger Fassadenfläche pro Wohneinheit auf. Wer viel heizt, wärmt häufig die Nachbarswohnungen auf allen vier Seiten mit. Zudem hilft eine effizient eingestellte und professionell betreute Haustechnik, Energie schon dort zu sparen, wo beispielsweise Gas in Wärme umgewandelt wird. Alles in allem beginnt ein Nachdenken über eine effizientere Nutzung von Energie auf einem weitaus höheren Niveau als bei anderen Gebäudetypen.

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Ein Grossteil der Mehrfamilienhäuser gehört einem einzelnen Eigentümer. Fällt dieser den Entscheid, eine Gebäudesanierung vorzunehmen, sind Mieterinnen und Mieter davon betroffen. Soll dabei tatsächlicher Nachhaltigkeit entsprochen werden, müssen Aspekte der sozialen Verträglichkeit der geplanten Massnahmen berücksichtigt werden. Gerade an begehrten Wohnlagen dienen jedoch Argumente wie die mangelnde Erdbebensicherheit und Energieeffizienz zur Rechtfertigung von Luxussanierungen, durch die ein Grossteil der Mieterschaft ausgetauscht wird. Anders gestalten sich die Entscheidungsprozesse beim Stockwerkeigentum. Sobald bauliche Massnahmen zu einer Änderung der Struktur und der Gebäudehülle führen, ist die Einstimmigkeit aller Eigentümerinnen und Eigentümer erforderlich. Da die Stockwerkeigentümer-Gemeinschaften zudem häufig relativ wenig Mittel zur Erneuerung der gemeinsamen Gebäudeteile zurückgestellt haben, richten sich die baulichen Massnahmen nach dem einfach Machbaren und blenden langfristige Entwicklungen weitgehend aus. Häuser in dichten Siedlungsstrukturen Obwohl Altstadthäuser oft mehrere Hundert Jahre alt sind, dürfen sie bezüglich Energieeffizienz als beispielhaft bezeichnet werden. Eine kompakte Bauweise und grosse Flächen gemeinsamer Aussenwände bringen hier den entscheidenden Vorteil. Historische Siedlungsstrukturen sind häufig von hohem baukulturellem Wert und prägen die Identität von Gemeinden und ganzen Regionen. Veränderungen am Äussern und Innern solcher Gebäude sind an diesen Lagen nur bedingt und nur mit grosser Sorgfalt möglich. Dank der kompakten Bauweise sind häufig eine Dach- oder Estrichboden- sowie eine Kellerdeckenisolation hinreichende Optimierungsmassnahmen. Kompakte Altstädte und Dorfkerne, aber auch städtische Blockrandbebauungen zählen nach wie vor zu den dichtesten Siedlungsformen und übernehmen trotz Konkurrenz durch Discounter und Shopping Center auf der grünen Wiese wichtige Zentrumsfunktionen. Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitangebote und Arbeitsplätze können im Idealfall zu Fuss erreicht werden. Dieser niedrige Mobilitätsanspruch trägt zu einem tieferen Gesamtenergieverbrauch des Einzelnen bei.

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VERHÄLTNIS FASSADE ZU WOHNRAUM Das Verhältnis zwischen Aussenhülle und Wohnfläche ist ein entscheidender Faktor der energetischen Effizienz einer Wohnung. Durch die gemeinsame Nutzung von Mauern verringert sich die Oberfläche, die der kalten Aussenluft ausgesetzt ist. Damit entfallen in diesen gemeinsam genutzten Bereichen auch aufwendige Dämmmassnahmen.

Freistehendes Einfamilienhaus

6:10

Doppel- und Reiheneinfamilienhaus

4:10

Mehrfamilienhaus

4:10

Haus in der Altstadt / Blockrandbebauung

3:10

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Jedes Gebäude ist einzigartig In der Schweiz bestehen viele wertvolle Siedlungen und Baudenkmäler, deren Erhalt und sorgfältige Weiterentwicklung im öffentlichen Interesse liegen; dazu gehören nicht nur «geschützte» Häuser und Ortskerne.

Das öffentliche Interesse an der Baukultur Baudenkmäler und intakte Ortsbilder sind wichtige Teile des Standortmarketings. International wirbt die Schweiz mit intakten Kulturlandschaften, lebendigen Altstädten und pittoresken Dörfern. Schlösser, Kirchen und sehenswerte Ortschaften gehören zu den beliebten Ausflugszielen und schaffen Arbeitsplätze. Und ganz nebenbei hat sich – gerade im städtischen Umfeld – die Altbauwohnung zum Prestigeobjekt entwickelt. Ortsbilder, Einzelbauten oder Gärten sind nicht nur touristisch und wirtschaftlich nutzbare Werte, sondern in erster Linie sicht- und erlebbare kulturelle Zeugnisse unserer Vergangenheit. Sie wirken auf unser Selbstverständnis ein, prägen unsere Identität und tragen zur Lebensqualität bei. Die Bundesverfassung hält fest, dass Schutz und Pflege des gebauten Erbes wichtige öffentliche Interessen darstellen. Diese Verpflichtung überträgt die Verfassung an die Kantone. Diese wiederum übertragen häufig einen Teil dieser Aufgaben an die einzelnen Gemeinden. Kantone und Gemeinden legen über Inventare fest, an welchen Bauten und Ortsbildern ein erhöhtes öffentliches Interesse besteht und welche Gebäude in ihrem Bestand garantiert sind. In diesen denkmalpflegerischen Inventaren sind schweizweit höchstens fünf Prozent sämtlicher Gebäude verzeichnet. In einigen Kantonen liegt dieser Wert deutlich tiefer – nahe bei einem Prozent. Auch wenn die beständigen Angriffe auf die Denkmalpflege und den Heimatschutz anderes erklären: Weder die Energiewende noch das Ziel einer stärkeren Verdichtung sind durch Pflege und Erhalt von fünf Prozent des Gebäudebestandes in irgendeiner Weise gefährdet. Vielmehr lässt sich an vielen dieser historischen Bauten und Ortsbilder ablesen, wie in früheren Zeiten nachhaltig, raumplanerisch sinnvoll und energieeffizient gebaut wurde. Dies bedeutet umgekehrt jedoch nicht, dass die übrigen 95 bis 99 Prozent des Baubestandes keine historische Bedeutung haben und für den Gesamteindruck eines Ortsbildes unwichtig sind. Oft zeigt sich der Beitrag von Gebäuden, Vorgärten oder Bäumen für ein Quartier erst, wenn sie verschwunden oder nachteilig verändert worden sind. Oft sind es scheinbar unbedeutende Änderungen, die grosse Auswirkungen auf den Charakter eines Gebäudes haben, etwa neue Fenster, der Ersatz eines Ziegeldaches oder die Umgestaltung eines Bauerngartens in einen Rasen mit Sitzplatz. Das vom Bundesrat in Auftrag gegebene Inventar schützenswerter Ortsbilder (ISOS) fasst prägnant zusammen, was ein wertvolles Siedlungsbild ausmacht: «Das Ortsganze ist mehr als die Summe seiner Teile.» Dies gilt auch für jedes Ge-

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bäude: Nicht die einzelnen Bauteile, sondern ihre Gesamtheit ergeben eine gestalterische Gesamtwirkung, die Einfluss auf die Wahrnehmung und die gestalterische Qualität der Umgebung nimmt. Nachhaltig den Gebäudewert erhalten Sanierungen sind kostspielige Investitionen in den Werterhalt von Gebäuden, die für viele Jahre Bestand haben. Leider geht bei der Erstellung von Sanierungskonzepten oft vergessen, dass nicht nur technische Kennzahlen bezüglich Erdbebensicherheit und Energieeffizienz zu einem überzeugenden Projekt gehören. Vielmehr spielen gute Architektur und Gestaltung eine zentrale Rolle für die langfristige Sicherung der Rendite und eine lange Nutzungsdauer. Der Wert eines Hauses ergibt sich nicht nur aus den Grundstückkosten und der Bausubstanz. Gerade bei älteren Häusern zeigt sich, wie wichtig durchdachte und flexible Grundrisse sind. Ebenso wirken sich Charme und Charakter, die gestalterische Qualität im Innern und am Äusseren und eine wohnliche – oft historisch gewachsene – Umgebung positiv auf den erzielbaren Verkaufspreis aus. Der langfristig optimale Mitteleinsatz kann nur durch eine sorgfältige Abwägung sämtlicher Faktoren erfolgen. Jedes Bauteil muss innerhalb eines Gesamtkonzepts unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten befragt werden. Konkret: Lohnt es sich auf lange Sicht eher, ein Bauteil instand zu stellen, oder soll man dieses ersetzen? Wenn weniger mehr ist – und umgekehrt Die Analyse des Bestandes kann durchaus zu radikalen Entscheiden führen. Gelingt es, mittelmässige Architektur – beispielsweise ein standardisiert gebautes Einfamilienhaus – in seiner Nutzung und seinem Erscheinen zu verbessern, lohnen sich auch grössere Eingriffe im Bereich der Grundriss- und Fassadengestaltung. In letzter Konsequenz muss bei Gebäuden, die zu Zeiten der Hochkonjunktur an schlechten – sprich: lärmigen, schattigen oder raumplanerisch fragwürdigen Lagen erbaut wurden, auch über einen Investitionsstopp nachgedacht werden. Vielleicht liegt es an den nächsten Generationen, die Potenziale solcher Häuser zu erkennen.

DAS BUNDESINVENTAR ISOS In Buchform publiziert, bildet das Bundesinventar ISOS als landesweites Ortsbildinventar weltweit einen Sonderfall. Das Inventar beurteilt Ortsbilder nach einem schweizweiten Massstab. Es verhindert nicht die Ortsentwicklung, sondern fördert eine nachhaltige Planung. Es umfasst 1272 Ortsbilder (Stand: 1. August 2014). Durch die Aufnahme eines Ortsbilds in das ISOS wird erklärt, dass es in besonderem Masse die ungeschmälerte Erhaltung verdient. Für die nationale Bedeutung der Ortsbilder sind topografische, räumliche und architekturhistorische Qualitäten ausschlaggebend: Das ISOS beurteilt die Ortsbilder in ihrer Gesamtheit bzw. nach dem Verhältnis der Bauten untereinander sowie der Qualität der Räume zwischen den Häusern und dem Verhältnis der Bebauung zur Nah- und Fernumgebung. Bei der Inventarisierung wird jedem Ortsteil ein Erhaltungsziel zugeteilt, welches Vorschläge zur Bewahrung und Gestaltung verbindet. Die Umsetzung der Erhaltungsziele soll sicherstellen, dass die wertvollen Eigenheiten der Ortsbilder – und damit ihre nationale Bedeutung – ungeschmälert bewahrt bleiben. Ziel des ISOS ist es, die Qualitäten, die zum nationalen Wert der bezeichneten Ortsbilder führen, zu erhalten und zu vermeiden, dass ihnen irreversibler Schaden zugefügt wird. Das ISOS soll deshalb bei Denkmal- und Ortsbildpflege sowie bei raumplanerischen Massnahmen im Umfeld von Ortsbildern von nationaler Bedeutung systematisch als Entscheidungsgrundlage beigezogen werden. Weitere Informationen: www.bak.admin.ch/isos

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Energetische Gebäudeaufwertung umsichtig planen Investitionen in Gebäude haben langfristige Auswirkungen auf ihren Wert und ihre Nutzung. Eine umsichtige und vorausblickende Planung schützt vor Fehlinvestitionen – und trägt zu zukunftsträchtigen und nachhaltigen Projekten bei.

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ie Optimierung des Baubestandes trägt auf vielfältige Art und Weise einen gewichtigen Teil der Energiewende: durch die Reduktion des Wärmeverlustes von Gebäuden, durch raumplanerische Verbesserungen, die den Verkehr reduzieren, oder in Form der dezentralen Produktion von Strom und Warmwasser auf Hausdächern. Die Renovation und besonders die Erstellung von Gebäuden sind selbst jedoch mit einem immensen Energieaufwand verbunden. Der im gesamten Bau- und Produktionsprozess anfallende Verbrauch wird Graue Energie genannt. Bis heute wird diesem eigentlich zentralen Aspekt einer Gesamtenergiebilanz noch viel zu wenig Beachtung geschenkt. Die konsequente und transparente Berechnung der für den Bau benötigten Energie fördert regelmässig erstaunliche Resultate an den Tag. Zumeist lohnt es sich aus der Sicht der Gesamtenergie nicht, Gebäude mit einem mässigen Verdichtungspotenzial abzureissen und neu zu erstellen. Zudem hat ein Neubau gegenüber dem Erhalt auch soziale Konsequenzen, da preisgünstiger Wohnraum durch teureren ersetzt wird. Beispielhaft verdeutlichen die fachübergreifenden Studien zur Siedlung der Genossenschaft «Zum Blauen» in Basel, welches Potenzial solche Analysen besitzen. Wir stellen die Untersuchungen im Heft 2 dieser Edition vor. Wie auch immer die baulichen Massnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs aussehen: Weil sie selbst Energie verschlungen haben, sind ein Solardach oder eine Dämmung kein Freipass für einen sorglosen Umgang mit Elektrizität und Heizwärme. Varianten vergleichen und Chancen erkennen Ein Gebäude besteht aus weit mehr als der Summe der einzelnen Bauteile. Es ist ein komplexes System von ineinandergreifenden Komponenten. Dies gilt nicht nur für energetische und technische Aspekte, sondern ebenso für die Architektur. Der Respekt gegenüber dem Bewährten und Bestehenden verlangt, jede bauliche Veränderung mit der nötigen Sorgfalt und Umsicht zu planen. Das Erkennen und Analysieren dieser komplexen Zusammenhänge und die Suche nach optimalen Lösungen benötigt ein hohes Mass an Fachkenntnis. Häufig übernimmt ein Architekt die Rolle des Vermittlers zwischen Spezialisten und der Bauherrschaft. Seine Rolle sollte sich jedoch nicht nur darauf beschränken, Offerten einzuholen und Bauabläufe zu koordinieren. Vielmehr muss er in der Lage sein, Chancen und Risiken

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von baulichen Massnahmen zu erkennen und zu gewichten. Diese sorgfältige Analyse und Entwicklung kosten im Vorfeld Zeit und Geld, die sich jedoch bei umsichtiger Umsetzung längerfristig auszahlen. Erhalt oder Zerstörung? Jede Baumassnahme hat mehr oder weniger starke Auswirkungen auf die energetischen Eigenschaften, den Wohnkomfort, die Bauphysik sowie auf die äussere und innere Erscheinung eines Hauses. Der baukulturelle und energetische Wert von Bauteilen muss zur Entscheidung beitragen, ob und in welcher Form diese ersetzt werden sollen. Nicht minder wichtig ist die Frage, welche Auswirkungen die Eingriffe auf die Zukunft haben: Erhöht sich der Wohnwert im Sinne der Nutzenden? Sind die Massnahmen reversibel, und bieten sie die Möglichkeit einer späteren Anpassung an neue Bedürfnisse? Lohnt sich die Investition finanziell und ökologisch? So lässt sich eine Dämmung der Kellerdecke oder des unbeheizten Estrichbodens oft relativ leicht wieder entfernen, während andere Massnahmen kaum mehr rückgängig gemacht werden können. Werden die alten Fenster ersetzt oder Wandmalereien abgeschliffen und verputzt, sind sie für immer verloren. Ähnliches gilt für eine Aussendämmung, die grössere Anpassungen der Fensterlaibungen, der Eingangssituation und der Balkongestaltung mit sich bringen. Zentral für die Planung von baulichen Massnahmen ist der Zeithorizont der Abschreibung der finanziellen und materiellen Investitionen. Verdichtungsdruck, mangelhafte Bausubstanz oder verbesserungswürdige Grundrisse wirken sich auf die Restlebensdauer einzelner Bauteile oder des ganzen Hauses aus. Investieren an der richtigen Stelle Ältere Häuser sind zumeist im Laufe ihrer Nutzungsdauer mehrfach saniert und umgebaut worden. Für den laufenden Unterhalt eines rund 50-jährigen Gebäudes wurden im Laufe der Zeit häufig Investitionen getätigt, die gleich hoch wie die ursprünglichen Baukosten waren. Die Lebensdauer einzelner Bauteile – Haustechnik, Küchen, Oberflächen, Fenster oder das Mauerwerk – ist unterschiedlich. Und nicht selten trifft man auf Gebäude, die schrittweise saniert wurden und unterschiedlich alte Elemente aufweisen.

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Ökonomisch wie ökologisch stellt jedes einzelne Bauteil eines Hauses einen Wert dar. Ein Sanierungsprojekt, das auf den Grundfesten der Nachhaltigkeit aufbaut, muss ihr Potenzial analysieren und von Fall zu Fall entscheiden, was sinnvollerweise belassen, repariert oder ausgetauscht werden soll. In die Betrachtung sollten auch weiche Faktoren wie die handwerkliche Qualität des Vorhandenen fliessen. Die fachgerechte Reparatur von historischen Parkettböden oder Eingangs- und Zimmertüren ist etwa für den Gesamteindruck eines Gebäudes weit zuträglicher als ein Ersatz durch heutige Standardprodukte mit etwas besseren akustischen und energetischen Dämmwerten. In einzelnen Kantonen gelten heute bei der Erneuerung von Gebäuden strenge Vorschriften im Energiebereich. Die einseitige Fokussierung auf die Wärmedämmung über die Vorgabe von Zielwerten (Qh- oder U-Werte) erschwert bei Altbauten häufig die Entwicklung und Umsetzung von feinsinnigen Sanierungskonzepten. Ins Gewicht fällt dabei besonders, dass der Grauen Energie – in der Substanz selbst und in den neuen Bauteilen – bei diesen Vorgaben keine Beachtung geschenkt wird. Letztlich müssen sich Sanierungsvorhaben an der Wirtschaftlichkeit der vorgenommenen Optimierungsmassnahmen ausrichten. Konkret bedeutet dies, dort Verbesserungen vorzunehmen, wo ein möglichst geringer Mitteleinsatz das grösste Sparpotenzial bringt. Gerade für ältere Gebäude mit wertvollen Fassaden und Innenräumen ist es sinnvoll, über sogenannte Kompensationsmassnahmen nachzudenken. So können eine maximale Dämmung von Keller und Boden sowie eine Optimierung der Haustechnik derart hohe Sparziele erreichen, dass weitere Veränderungen an der Aussenhaut nicht mehr nötig sind. Nicht minder wichtig für ein stimmiges Gesamtprojekt ist die effiziente Wärmeproduktion mit einem möglichst geringen CO2-Ausstoss. Auch wenn es sich längerfristig eher um eine Zwischenlösung handeln dürfte, reduziert ein neuer Brenner für die Gas- oder Ölheizung den Ressourcenverbrauch deutlich. Zukunftsgerichtet sind Heizsysteme für nichtfossile Brennstoffe.

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Welches System – eine autonome Heizung oder ein Anschluss an ein Fernwärmenetz – und welche Energiequelle – Sonne, Holz, Umweltwärme, Kehricht oder Klärschlamm – passend ist, hängt letztlich vom Objekt und seiner Lage ab. Eine sinnvolle Ergänzung zu einem optimierten Heizsystem sind elektronische Steuerungen zur automatischen Regulierung der Raumtemperatur. In einem Zug oder in Etappen sanieren? Ob eine Optimierung eines Gebäudes in einer einzigen oder in mehreren Etappen stattfinden soll, hängt nicht zuletzt vom Geld ab. Häufig reichen die verfügbaren Mittel eines Haushalts nicht aus, um ein kostspieliges Bauprogramm zu finanzieren. Ums Geld geht es auch in anderer Hinsicht: das Schweizer Steuersystem schafft über die Abzugsfähigkeit des Gebäudeunterhaltes Anreize zur Etappierung von baulichen Massnahmen über mehrere Jahre hinweg. Durch die Progression kann sich die Steuerersparnis rasch auf mehrere Tausend Franken belaufen. Andererseits wird bei Förderprogrammen und Subventionen zumeist eine Mindestinvestitionssumme vorausgesetzt. Egal, welcher Weg ein Eigentümer beschreitet: Zentral ist eine Gesamtplanung, die Prozesse und Abläufe im Griff hat. Eine Sanierung in einem Zug erleichtert diesbezüglich die Koordination deutlich. Zudem fallen weniger Aufwand und Kosten zur Bauvorbereitung und für die Betreuung der Handwerker an. Bei tief greifenden Vorhaben ist jedoch damit zu rechnen, dass eine Wohnung oder ein Haus über einen längeren Zeitraum nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen bewohnt werden kann. Die Etappierung der Massnahmen schränkt die Nutzung des Gebäudes weniger ein. Ebenso lassen sich – gerade bei älteren Häusern, die oft «Überraschungen» bergen – gemachte Erfahrungen von Eigentümern, Planern und Handwerkern nachträglich ins Bauprogramm integrieren. Eine allzu stark zerstückelte Umsetzung birgt jedoch ein erhöhtes Risiko, dass die Massnahmen Flickwerk bleiben und Handwerker für ähnliche Tätigkeiten mehrfach aufgeboten werden müssen.

GEBÄUDESANIERUNGSBERATUNG DER STADT ZÜRICH Die Stadt Zürich hat Mitte 2009 das subventionierte Beratungsprogramm EnergieCoaching eingeführt, andere Städte kennen vergleichbare Angebote. Wer ein Sanierungsbedürftiges Wohnhaus in der Stadt besitzt, bekommt keine allgemeinen Ratschläge, sondern fundierte, objektspezifische Entscheidungsgrundlagen, und dies für vergleichsweise wenig Geld. Dank dem Angebot lassen sich teure Fehlinvestitionen vermeiden. Das Energie-Coaching-Programm zeigt ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. Subventioniert wird nur die Beratung, es werden keine Investitionsbeiträge an die konkreten Sanierungsmassnahmen ausgerichtet. Den meisten sanierungswilligen Hauseigentümern fehlt das Know-how für nachhaltige Lösungen. Der grösste Nutzen des Coachings besteht darin, dass es eine Gesamtsicht vermittelt. Fehlende finanzielle Mittel der Eigentümer stellen nach wie vor das grösste Hindernis dar. Ebenfalls erweist sich das 1965 eingeführte Stockwerkeigentum als energiepolitischer Bremsklotz. Wenn ein Stockwerkeigentümer kein Interesse hat zu investieren, können Sanierungsprojekte blockiert werden. In solchen Fällen muss der EnergieCoach mit Geschick herausstreichen, dass energetische Massnahmen auch werterhaltende Ausgaben darstellen, die für die Zukunftsfähigkeit eines Gebäudes von zentraler Bedeutung sind. Weitere Informationen unter: www.stadt-zuerich.ch/energie-coaching

GRAUE ENERGIE DEFINITION QH- UND U-WERT Der Heizenergiebedarf (Qh, HEB) ist die zum Beheizen eines Gebäudes notwendige Energiemenge. Die Energiekennzahl (HEB) sagt aus, wie viel Energie pro Quadratmeter Energiebezugsfläche im Jahr benötigt wird und wird in kWh/m² pro Jahr angegeben. Die Energiebezugsfläche entspricht den gedämmten und beheizten Flächen innerhalb eines Gebäudes. Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) gibt an, wie stark ein Bauelement isolierend wirkt. Je weniger Wärme verloren geht, desto tiefer ist der U-Wert. Konkret gibt er an, welche Wärmeleistung durch ein Bauelement pro Quadratmeter strömt, wenn die Aussen- und Innenfläche einem konstanten Temperaturunterschied von einem Grad (1 K) ausgesetzt sind. Die Einheit des U-Werts ist W/(m2 K). Die Grafik zeigt die durchschnittlichen Energieverluste bei einem typischen, unsanierten Einfamilienhaus. 100% entsprechen der Menge der zugeführten Energie.

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Heizungsverluste 9%

Aussenwände 25%

Estrichboden / Dach 17%

Elektrizität 8%

Warmwasser 9%

Boden 9%

Quelle: Kanton Aargau, Departement Bau, Verkehr und Umwelt

Fenster 13%

Undichtigkeiten / Lüften 10%

Als Graue Energie wird die Energiemenge bezeichnet, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes benötigt wird. Dabei werden auch alle Vorprodukte bis zur Rohstoffgewinnung berücksichtigt und der Energieeinsatz aller angewandten Produktionsprozesse addiert. Im Bausektor ist damit die Energie gemeint, die für den Bau, den Unterhalt und den Abbau eines Gebäudes verwendet wird. Dazu gehört der Aufwand, der unmittelbar auf der Baustelle entsteht, An- und Abfahrts- sowie Transportwege und nicht zuletzt die Energie, die die Herstellung der Baumaterialien sowie deren Entsorgung am Ende des Lebenszyklus bedingt.

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Die Grenzen der Labels Im Gebäudebereich bestehen zahlreiche Labels und Zertifikate, die einzelne Aspekte der Nachhaltigkeit bewerten. Diese Reduktion der Komplexität schafft Vergleichbarkeit, ist aber nicht mit einer Gesamtsicht zu vergleichen. Neue Standards nehmen sich dieser Fragestellung an.

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ie Zertifizierung von Nachhaltigkeit liegt im Trend. Für den Erhalt eines Labels oder einer Auszeichnung müssen Hersteller vorgegebene Standards erfüllen. Die Vielzahl von Labels mit unterschiedlichen Vorgaben schafft jedoch bei den Konsumenten und Konsumentinnen mehr und mehr Verwirrung. Wegweiser wie der Ratgeber des WWF zu den Lebensmittel-Labels schaffen in einzelnen Bereichen die nötige Transparenz: Die Umweltorganisation bewertet nicht nur ökologische Standards, sondern ebenso Aspekte wie das Tierwohl, faire Löhne und den Ressourcenverbrauch. Erfolgsmodell Minergie In der Schweiz hat sich seit Jahren Minergie als massgeblicher Standard durchgesetzt. Die verschiedenen Labels des privaten Vereins geniessen sowohl bei der öffentlichen Hand wie auch bei Investoren und Privateigentümern eine hohe Akzeptanz. Rund um die Label-Familie des Vereins Minergie hat sich ein vielfältiges Angebot an Dienstleistungen und Produkten entwickelt. Spezialisierte Unternehmen geniessen den Status von Minergie-Fachpartnern. Besonders ausgeprägt ist der Einfluss auf die Politik: Zahlreiche Gemeinden und Kantone verlangen bei eigenen Neubauten und Instandsetzungen das Erreichen von Standards aus der MinergieFamilie. Inzwischen haben sich auch die Vorschriften zur Gebäudedämmung weitgehend den Minergie-Richtlinien angenähert. Einzig die kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung, die in sämtlichen Minergie-Programmen zwingend ist, konnte sich noch nicht als behördlicher Standard durchsetzen. Das Haus ohne Kontext Minergie ist ohne Zweifel eine quantitative Erfolgsgeschichte: Weit über 30 000 Gebäude – rund 30 Millionen Quadratmeter Energiebezugsfläche – sind inzwischen zertifiziert worden. Einen deutlich erkennbaren Schwerpunkt bilden neu erstellte Einfamilienhäuser. Minergie basiert auf dem System von möglichst dichten Gebäudehüllen, die mittels komplexer Haustechnik belüftet werden. Weil das Label kaum Vorschriften bezüglich Gestaltung und Materialwahl macht, ist es gleichermassen bei Bauherrschaften wie Planern beliebt. Bei Umbauten und Renovationen ist der Standard jedoch verhältnismässig schwierig umzusetzen. Der Einbau einer Lüftung und eine umfassende Dämmung verlangen zumeist nach teuren und irreversiblen Eingriffen in die Gebäudesubstanz. Das Minergie-Zertifikat bewertet das Haus als ein in sich geschlossenes System. Die Effizienz von Gebäuden lässt sich so untereinander vergleichbar machen. Dass ein Haus ortsgebunden ist und je nach Lage unterschiedliche Mobilität und Infrastruktur-Investitionen auslöst, wird hingegen ausgeblendet. Ebenso spielen beim einfa-

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chen Minergie-Zertifikat die aufgewendete Graue Energie und die Umweltverträglichkeit von Baustoffen keine Rolle. Erst das weitaus striktere und entsprechend weniger verbreitete Minergie-EcoZertifikat nimmt diese Aspekte der Nachhaltigkeit auf. GEAK – die Energieetikette für Häuser An jedem neuen Kühlschrank und jedem Auto ist heute eine Energieetikette angebracht. Die Produkte werden so bezüglich Energieverbrauch und Effizienz miteinander vergleichbar. Diese gute Sichtbarkeit hat das Bewusstsein der Bevölkerung für energiesparende Geräte deutlich erhöht. Energieeffizienz gehört inzwischen zu den wichtigen Faktoren eines Kaufentscheides. Offen lässt die Energieetikette jedoch die Frage, wie hoch die Graue Energie zur Produktion eines Gerätes war und auf welche Betriebsdauer es angelegt ist. Mit dem GEAK, dem Gebäudeenergieausweis der Kantone, wurde für den Gebäudebereich ebenfalls eine solche Energieetikette geschaffen. Verantwortlich zeichnet hierfür die Konferenz der kantonalen Energiedirektoren. Daraus lässt sich ableiten, dass dieses Instrument bezüglich der Besteuerung und Subventionierung von Liegenschaften und Baumassnahmen immer stärker Verwendung finden wird. Der GEAK orientiert sich in der grafischen Darstellung an der Energieetikette: Hohe Effizienz wird mit A und einem grünen Pfeil belohnt, wenig gedämmte Bauten werden mit G und einem roten Pfeil bezeichnet. Das GEAK-Dokument, auf dem die Bewertung beruht, umfasst vier Seiten. Neben den ausgewerteten Daten und einer Gebäudebeschreibung werden auch energietechnische Massnahmen vorgeschlagen. Der Ausweis soll damit auch als Wegweiser für künftige bauliche Massnahmen dienen. In seiner Systematik erinnert er stark an den Minergie-Standard sowie an die Subventionssysteme des Gebäudeprogramms, die beide mit Kennzahlen operieren, die sich einzig und allein auf Dämmungen und Haustechnik abstützen. Andere Aspekte der Nachhaltigkeit – Graue Energie, Lage, Flächenverbrauch etc. – finden keinen Eingang in die Gebäudeanalyse. Ein «nachträglich gut und umfassend gedämmter Altbau, jedoch mit verbleibenden Wärmebrücken» im Stadtkern und ohne Parkplatz erreicht in diesem einseitigen Bewertungssystem nur die Note C und erhält einen gelben Pfeil. Jedes neu gebaute Einfamilienhaus, auch wenn es nur mit dem Auto erreicht werden kann und über einen Swimmingpool verfügt, wird hingegen der Kategorie B zugeordnet und liegt im «grünen Bereich». Neue Labels am Horizont Weltweit bestehen zahlreiche Modelle zur Zertifizierung von Gebäuden. Gerade im Bereich von grösseren Büroliegenschaften, die Räume für international agierende Konzerne anbieten, spielen

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Standards wie LEED, DGNB oder BREEAM auch in der Schweiz eine immer bedeutendere Rolle. Die genannten Labels bewerten – anders als Minergie – in unterschiedlicher Gewichtung sämtliche Aspekte der Nachhaltigkeit. In die Gesamtanalyse fliessen auch Aspekte wie Umweltbelastung, Mobilitätskosten, Landverbrauch, Belegungsdichte oder der Umgang mit Ressourcen ein. Diese ganzheitliche Sicht auf Gebäude wird auch in der Schweiz diskutiert und verhandelt: Seit 2013 läuft die Pilotphase für den «Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz» (SNBS). Bis Mitte 2014 wurde das Instrument an 28 Projekten – Neubauten oder Sanierungen – getestet. Der SNBS integriert zahlreiche bereits bestehende Instrumente und Hilfsmittel. Ergänzt werden aus Schweizer Sicht zentrale Themen wie Biodiversität und Landschaftszersiedelung, die Handelbarkeit einer Immobilie oder der Umgang mit dem Ort. Darüber hinaus signalisieren auch der SIAEffizienzpfad Energie oder die politischen Strategien der 2000-Watt-Gesellschaft eine Trendwende in Konsum- und Nutzverhalten. Es wird deutlich, dass Experten immer mehr Abstand nehmen von der Annahme, dass effiziente Technologien automatisch den Energiekonsum reduzieren. Schlagwörter wie Suffizienz und Konsistenz gewinnen an Bedeutung.

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Beispiele zu Energieeffizienz: - Gut wärmegedämmte Gebäudehülle - Energieeffiziente Geräte und Anlagen, z.B. Heizung mit gutem Nutzungsgrad - Energieeffiziente Haushaltgeräte, z.B. ein energieeffizienter Kühlschrank - Energieeffiziente Beleuchtung, z.B. Energiesparlampe und LED statt Glühbirne Konsistenzmassnahmen beinhalten die Nutzung erneuerbarer Energien und nachwachsender Rohstoffe sowie das Schliessen der Stoffkreisläufe. Beispiele zu Konsistenz: - Einsatz erneuerbarer Energieträger im Wärmebereich (z.B. Biogas, Holz, Umweltwärme) und bei der Elektrizität (z.B. Wasserkraft, Solar- und Windstrom) - Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen, z.B. Holz - Schliessen von Stoffkreisläufen durch Wiederverwendung von Bauteilen oder Nutzung von Sekundärrohstoffen, z.B. Recyclingbeton Quelle: Grundlagen zu einem Suffizienzpfad Energie – Das Beispiel Wohnen, Amt für Hochbau, Stadt Zürich 2012; SIA-Effizienzpfad Energie (Merkblatt SIA 2040)

SUFFIZIENZ, EFFIZIENZ UND KONSISTENZ Suffizienz heisst Genügsamkeit, Bescheidenheit und Zurückhaltung bei den Ansprüchen an die Ressourcen (Güter und Dienstleistungen). Suffizienz erfordert ein Umdenken, denn Beschränkung bedeutet in der Regel auch einen gewissen Komfortverzicht. Was als «Komfort» definiert wird ist dabei ebenfalls einem Wandel unterworfen und individuell geprägt. Dass die technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in der Tendenz ständig neue Bedürfnisse erschliessen und bestehende Bedürfnisse zu nicht mehr hinterfragten Selbstverständlichkeiten werden, sind einige der Hürden auf dem Weg zur Suffizienz. Typische Handlungsfelder für Suffizienz im Wohnbereich sind: - Raumbedarf (Wohnfläche pro Person) - Komfortansprüche zur Raumlufttemperatur im Winter und im Sommer - Verwendung von Warmwasser, z.B. beim Duschen/Baden - Beschaffung und Betrieb von Geräten Suffizienz kann teilweise gefördert werden, z.B. durch Belegungsvorschriften für einzelne Wohnsiedlungen, durch Verzicht auf Parkplätze bei einzelnen Siedlungen, durch Lenkungsabgaben etc. Wenn Suffizienz beim Stromverbrauch in Haushalten betrachtet wird, ist die Einflussnahme sowohl bei der Nutzung von Geräten als auch bei der Ausstattung mit Geräten möglich – dies ist insbesondere bei der Beleuchtung und den Betriebseinrichtungen relevant. Für das Verständnis wichtig ist eine klare Unterscheidung zwischen Effizienz und Konsistenz sowie Suffizienz. Effizienzmassnahmen reduzieren den Energiebedarf, ohne die entsprechende Dienstleistungen zu beeinträchtigen und ohne dass damit ein Komfortverzicht für die Benutzer einhergeht. Es ist im Gegenteil so, dass Massnahmen zur Energieeffizienz oft zu einer Komfortsteigerung führen.

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2000-WATT-GESELLSCHAFT Im weltweiten Durchschnitt verbraucht jeder Mensch täglich rund 2200 Watt Primärenergie. In der Schweiz sind es 6300 Watt, in anderen Ländern noch mehr, in Entwicklungsländern viel weniger. Die 2000-WattGesellschaft ermöglicht global eine gerechte, nachhaltige Entwicklung. Der Bundesrat hat in seiner Energiestrategie 2050 das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft festgelegt. Für die Planung und Erstellung von Gebäuden einer 2000-Watt-Gesellschaft hat der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein SIA den Effizienzpfad Energie (Merkblatt 2040) definiert. Dieser zeichnet sich durch eine gesamtenergetische Betrachtung aus: Neben der Betriebsenergie werden auch die Graue Energie und die standortabhängige Mobilität sowie das siedlungs- und städtebauliche Umfeld und die Belegungsdichte einbezogen. Eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist zwingend. Eine Zertifizierung ist nicht für einzelne Gebäude, sondern nur für ganze Areale möglich (Zertifikat «2000-Watt-Areal» von Energiestadt). Mit dem Ziel, die Prinzipien der 2000-Watt-Gesellschaft umzusetzen, hat die Stadt Zürich das Entwicklungspotenzial ihres aktuellen Immobilien-Portfolios – bestehend aus 53 Wohnsiedlungen und rund 6500 Wohnungen – systematisch analysiert und in einer umfassenden Studie dargelegt. Speziell beleuchtet werden dabei die Themenbereiche Stadtentwicklung, architektonische Qualität, Denkmalpflege, sozial verträgliche Mietzinsentwicklung, langfristige Finanzierung und Lebenszykluskosten. Weitere Infos unter: www.2000watt.ch, www.stadt-zuerich.ch/nachhaltiges-bauen

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GESCHÄFTSSTELLE Schweizer Heimatschutz Villa Patumbah Zollikerstrasse 128, 8008 Zürich T 044 254 57 00, F 044 252 28 70 info@heimatschutz.ch, www.heimatschutz.ch,

ÜBER DEN SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ Der Schweizer Heimatschutz (SHS) ist die führende Schweizer Non-Profit-Organisation im Bereich Baukultur. Wir sind ein Verein mit 27 000 Mitgliedern und Gönnern und bestehen seit 1905 als Dachorganisation von 25 kantonalen Sektionen. Wir setzen uns dafür ein, dass Baudenkmäler aus verschiedenen Epochen vor dem Abbruch bewahrt werden und weiterleben. Wir fördern aber auch zeitgemässe, gute Architektur bei Neubauten.

Geschäftsleiter Adrian Schmid

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Jährlich verleihen wir einer Gemeinde den Wakkerpreis für ihre vorbildlichen Leistungen in der Siedlungsentwicklung und zeichnen mit dem Schulthess Gartenpreis eine aussergewöhnliche Arbeit auf dem Gebiet der Gartenkultur aus. Mit dem Verkauf des Schoggitalers unterstützen wir seit Jahrzehnten wegweisende Projekte in Heimat- und Naturschutz. In unserem Heimatschutzzentrum in der Villa Patumbah in Zürich kann Baukultur hautnah erlebt werden. Und mit unserer Stiftung Ferien im Baudenkmal bieten wir Ferienwohnungen in ausgesuchten historischen Bauten in der ganzen Schweiz.

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Unsere Publikationen informieren über unsere Aktivitäten und stellen die Schätze der Schweizer Baukultur vor. Mitglieder des Schweizer Heimatschutzes erhalten Publikationen zu einem vergünstigten Preis. 3

www.heimatschutz.ch SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE SUISSE HEIMATSCHUTZ SVIZZERA PROTECZIUN DA LA PATRIA

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1 Wakkerpreis 2015: Gemeinde Bergell GR 2 Schulthess Gartenpreis 2015: gemeinsam genutzte Pf lanzgärten der Stadt Lausanne VD 3 Schoggitalerverkauf von Schweizer Heimatschutz und Pro Natura 4 Heimatschutzzentrum in der Villa Patumbah, Zürich 5 Stiftung Ferien im Baudenkmal: Huberhaus in Bellwald VS

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ZENTRALVORSTAND Geschäftsausschuss Präsident Philippe Biéler, 1613 Maracon philippe.bieler@patrimoinesuisse.ch Vizepräsident Severin Lenel, St. Gallen Daniela Saxer, Zürich Übrige Mitglieder Benedetto Antonini, Muzzano TI Christian Bischoff, Genève Beat Schwabe, Ittigen BE Andreas Staeger, Brienz BE Geschäftsstellen Sektionspräsidenten Aargauer Heimatschutz Präsident: Christoph Brun, Brugg Geschäftsstelle: Henri Leuzinger, Kapuzinergasse 18, Postfach 358, 4310 Rheinfelden, G 061 831 70 05, P 061 831 69 67 Heimatschutz Appenzell A.-Rh. Präsidentin: Eva Louis, Langenegg 877, 9063 Stein AR, G 071 367 21 12 Heimatschutz Basel Präsident: Christof Wamister, Basel Geschäftsstelle: Paul Dilitz, Hardstrasse 45, Postfach, 4010 Basel, G 061 283 04 60 Baselbieter Heimatschutz Präsident: Ruedi Riesen, Liestal, G 061 921 07 56 Geschäftsstelle: Markus Vogt, Hauptstrasse 6 4497 Rünenberg, G 061 981 44 46, F 061 981 44 18 Berner Heimatschutz Präsidentin: Dorothée Schindler, Bern Geschäftsstelle: Kramgasse 12, 3011 Bern, G 031 311 38 88, F 031 311 38 89 Bündner Heimatschutz Geschäftsstelle: Ludmila Seifert-Uherkovich, Lürlibadstrasse 39, 7000 Chur, G 081 250 75 72 Protecziun da la patria d’Engiadina Ansprechperson: Patrizia Guggenheim, 7606 Promontogno, G 081 822 13 27 Patrimoine suisse, section Fribourg Président: Pierre Heegaard, Stalden 20, 1700 Fribourg, B 032 654 91 26, F 032 654 91 08, P 026 322 61 36 Patrimoine suisse, section Genève Président: Robert Cramer, Genève Secrétariat: ruelle du Midi 10, case postale 3660, 1211 Genève 3, B 022 786 70 50, F 022 786 78 07 Glarner Heimatschutz Präsident: Thomas Aschmann, Bankstrasse 20 8750 Glarus, G 055 640 39 72 Patrimoine Gruyère-Veveyse Président: Jean-Pierre Galley, Au village, 1669 Lessoc Secrétariat: Denis Buchs, case postale 161, 1630 Bulle 1, B 026 916 10 10 Innerschweizer Heimatschutz Präsident: Conrad Wagner, Stansstaderstrasse 28 6370 Stans Geschäftsstelle: Andreas Stäuble, Schirmertorweg 6, 6004 Luzern Patrimoine suisse, section Jura Président: Antoine Voisard, Porrentruy Administrateur: Georges Daucourt, CP 2202, 2800 Delémont 2, T/F 032 422 73 89 Patrimoine suisse, section neuchâteloise Coordination: Delphine De Pretto Président ad interim: Jean-Marc Breguet, route des Gouttes-d’Or 9, 2000 Neuchâtel Oberwalliser Heimatschutz Präsident: Giuseppe Curcio, Terbinerstrasse 11, 3930 Visp, T 027 946 02 83

Schaffhauser Heimatschutz Postfach 3121 8201 Schaffhausen, info@heimatschutz-sh.ch Schwyzer Heimatschutz Präsident: Walter Eigel, Zwygarten 11, 6415 Arth, P 041 855 51 66 Solothurner Heimatschutz Präsident: Philipp Gressly, Solothurn Geschäftsstelle: Tanja Baumberger, Ravellenweg 12, 4702 Oensingen, G 032 622 12 26 Heimatschutz St. Gallen/Appenzell I.-Rh. Präsidentin: Kathrin Hilber, St. Gallen Geschäftsstelle: Natalia Bezzola Rausch, Davidstrasse 40, Postfach 931, 9001 St. Gallen, G/F 071 222 07 20 Thurgauer Heimatschutz Präsident: Uwe Moor, Oberhofen bei Kreuzlingen Geschäftsstelle: Gianni Christen, altes SBB-Stellwerk Weinfelden, Schützenstrasse 28, Postfach 299, 8570 Weinfelden, G 071 620 05 10 Società ticinese per l’arte e la natura (STAN) Presidente: Antonio Pisoni, Ascona STAN: Via Borghese 42, CP 1146, 6601 Locarno, U 091 751 16 25, F 091 751 68 79 Patrimoine suisse, section Valais romand Présidente: Magali Reichenbach, rue de Savoie 108 1962 Pont-de-la-Morge Patrimoine suisse, section vaudoise Président: Denis de Techtermann, Morges Secrétariat: chemin des Bulesses 154, 1814 La Tour-de-Peilz, B 021 944 15 20, F 021 944 15 89 Zuger Heimatschutz Präsident: Dr. Meinrad Huser, Zug Geschäftsstelle: Postfach 4641, 6304 Zug, G 041 711 13 18, F 041 711 13 19 Zürcher Heimatschutz Präsident: Martin Killias, Lenzburg Geschäftsstelle: Eichstrasse 29, 8045 Zürich G 044 340 03 03, F 044 340 03 35 Fachberater Anfragen über die Geschäftsstelle des Schweizer Heimatschutzes Bauberatungskommission Christoph Schläppi, Bern (Präsident) Christian Bischoff, Genève Hansjörg Stalder, Basel Patricia Schibli, Wettingen Rechtsdienst Lic. iur. Rudolf Muggli, Bern Öffentlichkeitsvertreter Dr. Raimund Rodewald (Stiftung Landschaftsschutz Schweiz) Prof. Dr. Georg Mörsch Gerold Kunz (Konferenz der Schweizer Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger) Lic. iur. Lukas Bühlmann (Schweiz. Vereinigung für Landesplanung) STIFTUNG FERIEN IM BAUDENKMAL Villa Patumbah, Zollikerstrasse 128, 8008 Zürich G 044 252 28 72, info@magnificasa.ch www.magnificasa.ch PC 85-778179-9 Geschäftsleiterin: Kerstin Camenisch SCHOGGITALER Villa Patumbah, Zollikerstrasse 128, 8008 Zürich G 044 262 30 86, info@schoggitaler.ch, www.schoggitaler.ch PC 80-4943-5 Geschäftsleiterin: Eveline Engeli

IMPRESSUM Herausgeber: Schweizer Heimatschutz Villa Patumbah Zollikerstrasse 128 8008 Zürich Redaktion Patrick Schoeck-Ritschard, Sabrina Németh Fotos James Batten, Bern

____ Ex. Die schönsten Museen der Schweiz – Wissen und Geschichten ____ Ex. Die schönsten Bauten 1960–75 ____ Ex. Die schönsten Hotels der Schweiz ____ Ex. Die schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz ____ Ex. Die schönsten Bäder der Schweiz ____ Ex. Die schönsten Spaziergänge der Schweiz Preis: CHF 16.–/CHF 8.– für Heimatschutz-Mitglieder, exkl. Porto

Druck Stämpfli AG, 3001 Bern Gestaltungskonzept Stillhart Konzept und Gestaltung, 8003 Zürich Zürich, November 2015

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____ Ex. Positionspapier «Verdichten braucht Qualität» ____ Ex. Positionspapier «Raumplanung vor grossen Herausforderungen» ____ Ex. Aktuelle Ausgabe der Zeitschrift «Heimatschutz/Patrimoine» Preis: gratis

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Die schönsten Bauten 1960–75 Les plus beaux bâtiments 1960–75

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Die schönsten Bauten 1960–75

ZÜRICH ZH

Von Otterlo zur Ölkrise

Seepromenade / Willi Neukom, 1963 Centre Le Corbusier / Le Corbusier, 1960–67 posthum fertiggestellt Höschgasse 8 www.centerlecorbusier.com

Les plus beaux bâtiments 1960–75

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D’Otterlo à la crise pétrolière

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Seepromenade und Centre Le Corbusier

Der Prototyp eines idealen Ausstellungsraums im Landschaftspark Am Zürichhorn führt der beliebte Seeuferweg die Spaziergänger direkt am Wasser entlang. Willi Neukom entwarf das Projekt im Nachklang der Gartenbauausstellung G59. Die grossen Natursteinplatten erinnern an lokale Seeuferbefestigungsmethoden und gleichzeitig an japanische und moderne schwedische Landschaftsgestaltung. Mit dem Wunsch, die Landschaft in die

patrimoinesuisse.ch/1960-75/fr/paysage

Lassen Sie sich inspirieren von revolutionären Konzepten und sinnlichen Details aus der Zeit zwischen Wachstumseuphorie und Ölkrise. Von der Satellitenbodenstation über die Grosssiedlung zur Berghütte: Ein Strauss von 50 Meisterwerken und Unbekanntem aus der ganzen Schweiz erwartet Sie.

Laissez-vous inspirer par les idées révolutionnaires et les détails marquants de la période qui va de l’euphorie de la croissance à la crise pétrolière. De la station satellite à la cabane de montagne, en passant par le grand ensemble, un bouquet de 50 œuvres magistrales et peu connues de toute la Suisse vous est présenté.

120 Seiten, Format A6, zweisprachig D/F Verkaufspreis: CHF 16.—, Heimatschutzmitglieder: CHF 8.— ISBN: 978-3-9523994-4-6, Bestellnummer: DSC017D

120 pages, format A6, bilingue F/D Prix de vente: CHF 16.— Membres de Patrimoine suisse: CHF 8.— ISBN: 978-3-9523994-4-6 Numéro de référence: DSC017F

Zu bestellen mit portofreier Karte auf der Innenseite oder unter www.heimatschutz.ch/shop

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Die schönsten Bauten 1960–1975

Seldwyla nächst

Die schönsten Bauten 1960–1975

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––– Objekt Seldwyla Architekt Willi Neukom Jahr 1963 Objekt Centre Le Corbusier Mit ihren Themengärten und Begleitveranstaltungen öffnete die erste schweizerische Gartenbauausstellung, G59, im April 1959 ihre Tore an den

Die schönsten Bauten 1960–1975

Themen Am 21. Juli 1969 betritt Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Es herrscht der Kalte Krieg. Was passierte in der Schweiz und wie schlugen sich die Ereignisse in der Architektur nieder? Stöbern Sie über den Bruch der Massstäbe, die Aufhebung von Grenzen und die Emanzipierung von veralteten Traditionen.

SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE SUISSE HEIMATSCHUTZ SVIZZERA PROTECZIUN DA LA PATRIA

Au Zürichhorn, la très populaire promenade du lac longe directement la rive. Willi Neukom la dessina dans le sillage de l’exposition horticole G59.

D’O erlo à la crise pétrolière

Wohnbauten energetisch aufwerten

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heimatschutz.ch/1960-75/de/landschaft

Un prototype dans le paysage

Les grandes dalles en pierre naturelle rappellent à la fois les méthodes locales de consolidation des rives et les aménagements paysagers japonais traditionnels et suédois modernes. C’est avec l’ambition de faire entrer le paysage dans l’architecture que Le Corbusier conçut à la même époque, avec Jean Prouvé, la «Maison de l’Homme», un pavillon d’exposition composé d’éléments préfabriqués colorés dont les dimensions, conformes au Modulor, sont de 226 × 226 cm. Le concept de toiture «parasolparapluie» de l’architecte trouva ici sa première application concrète. L'historien d'architecture Sigfried Giedion décrivait avec enthousiasme comment le vaste paysage – arbres, lac et ciel – s’engouffre sur la terrasse en toiture couverte et comment l’on sent, assis sur un banc d’allure antique, que Le Corbusier a, dans ce bâtiment, intégré l’infini.

Von O erlo zur Ölkrise

Edition Heimatschutz — Heft 2

BAUKULTUR UND ENERGIE

Architektur einzubeziehen, entstand damals auch das nahe gelegene Ausstellungshaus «Maison de l’Homme». Le Corbusier plante mit Jean Prouvé einen Pavillon aus bunten Fertigelementen im Modulor-Mass von 226 x 226 Zentimetern. Le Corbusiers Bedachungskonzept Parasol-Parapluie wurde hier erstmals gebaut. Der Architekturhistoriker Sigfried Giedion beschrieb fasziniert, wie die weite Landschaft – Bäume, See und Himmel – auf der überdeckten Dachterrasse hereinströmt und wie man auf der fast antik anmutenden Bank sitzend spürt, dass Le Corbusier in diesen Bau die Unendlichkeit einbezogen hat.

VON OTTERLO ZUR ÖLKRISE In den Jahren 1960-75 wurde das Potenzial der Stadt deutlich, sich zu einem ein Ort der emanzipierten urbanen Gesellschaft und der Differenzen zu entwickeln. Die Stadt wurde zum Zentrum einer Vielfalt von einander befruchtenden, wenngleich scheinbar gegensätzlichen, Perspektiven...

Seldwyla 1963

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