Heimatschutz/Patrimoine 2/2022

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Gataric Fotografie

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FÜNF PUNKTE ZUM BAUEN MIT DER SONNE

Für eine neue Solarkultur Das Netto-null-Ziel erreichen wir nur, wenn wir gleichzeitig beim Bauen, bei der Verbrauchsreduktion und bei der Energieproduktion massive Fortschritte erzielen. Eine neue Solarkultur muss bei allen drei Hebeln gleichzeitig ansetzen. Patrick Schoeck, Schweizer Heimatschutz

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ie vorindustriellen Agrargesellschaften hatten ihr ganzes Leben nach der Sonne auszurichten. Im Bündner Safiental ist heute noch erlebbar, wie stark Sonne und Topografie die Siedlungsstrukturen und Einzelbauten geprägt haben. Die einwandernden Walser besiedelten das Hochtal mit seiner kurzen Vegetationsperiode auf der sonnigen Westflanke und machten dort das Land urbar. Die schattige Ostflanke blieb bewaldet. Sobald der Schnee geschmolzen war, wurden die Alpgebiete bestossen und Heu auf dieser Höhenstufe für den Winter eingelagert. Die typischen Walserhäuser richteten sich konsequent auf die Sonne aus: Die Stube ist gegen Westen orientiert und profitiert

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Heimatschutz/Patrimoine

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auch im Winter von der Sonneneinstrahlung. Rückseitig finden sich kaum je Fenster, hier bilden die Holzbeigen eine natürliche zweite Dämmschicht. Die Fenster und Türen sind relativ klein dimensioniert, um den Wärmeverlust in den mit Holz beheizten Räumen zu minimieren. Wenn wir von einer neuen Solarkultur sprechen, muss die Anwendung des Wissens über den Nutzwert der Sonne beim Planen und Bauen wieder eine deutlich stärkere Rolle spielen. Damit ist kein neuer Ballenberg gemeint (die Bauten im Freilichtmuseum sind übrigens nicht mehr so ausgerichtet wie an den einstigen Standorten). Vielmehr muss eine neue Solarkultur das Potenzial


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