Heimatschutz/Patrimoine, 2-2011

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Heimatschutz Patrimoine

Das Valle Bavona entdecken A la dĂŠcouverte du Val Bavona

In dieser Nummer: Jahresbericht 2010

Schweizer heimatschutz patrimoine suisse Heimatschutz svizzera protecziun da la patria

2 2011


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Inhalt

Editorial

FORUM

Das Valle Bavona entdecken 2 6 10 14

Peter Egli

Ein einzigartiges Tal Fabio Chierichetti

Rachele Gadea-Martini: «Ich fühle mich sehr eng verbunden mit diesem Tal» Bruno Donati

Eine Symbiose zwischen Mensch und Berg Adrian Schmid

Hans Rosbaud – Freund der Musik und der Natur

19 Lea, Luc & Miro 24 Frisch gestrichen 26 Villa Patumbah SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ 28 30 31 32 33 34

Schulthess-Gartenpreis 2011 Abbau bei Heimatschutz und Denkmalpflege Einfamilienhäuser: ein Auslaufmodell? Windkraft und Landschaftsschutz Wakkerpreis: Im Westen die Zukunft Schoggitaler

38 Von Menschen und Häusern

Sommaire

Weder Vergnügungspark noch Museum Seit 1994 unterstützt der Schweizer Heimatschutz die Aktivitäten der Fondazione Valle Bavona und deren vielfältige Projekte zur Erhaltung und Pflege des Bavonatals, einer einmaligen Kulturlandschaft weit hinten im Vallemaggia. Rachele Gadea-Martini, die Präsidentin dieser Stiftung, gibt in einem Gespräch Einblick in ihre Arbeit und beschreibt die Herausforderung, ein über Jahrhunderte geschaffenes Erbe hochzuhalten und gleichzeitig die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft zu berücksichtigen. Für sie ist klar, dass das abgeschiedene Tal nicht zur «alpinen Brache» werden darf, dass es aber auch ein unverzeihlicher Fehler wäre, das Valle Bavona zum Vergnügungspark oder zum Museum zu machen. Was macht die Faszination des Valle Bavona aus, was soll in diesem dichten Gefüge von terrassierten Hängen, Kastanienhainen und kompakten Weilern alles erhalten und gepflegt werden? Die vorliegende Ausgabe unserer Zeitschrift nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise. Bruno Donati, ehemaliger Direktor des Museo Vallemaggia, führt ein in die Geschichte des «bekannten und doch unbekannten Tals», und Adrian Schmid, Geschäftsleiter des Schweizer Heimatschutzes, beschreibt das Engagement des Dirigenten Hans Rosbaud, der mit seinem Legat die Grundlage für unsere Aktivitäten im Valle Bavona gelegt hat.

FORUM

A la découverte du Val Bavona 4 9 13 16

Peter Egli

Une vallée unique Fabio Chierichetti

Rachele Gadea-Martini: «Je suis très attachée à cette vallée» Bruno Donati

Symbiose entre l’homme et la montagne Adrian Schmid

Hans Rosbaud, ami de la musique et de la nature

19 Lea, Luc & Miro 25 Peinture fraîche 27 Villa Patumbah PATRIMOINE SUISSE 29 30 32 33 35

Peter Egli, Redaktor

Prix Schulthess des jardins 2011 Message Culture Installations éoliennes et protection du paysage Prix Wakker: L’Ouest pour horizon Ecu d’or

39 Des maisons et des hommes Titelseite: Unterfelsbau und Brücke bei Puntíd, Valle Bavona. (Bilder SHS) Page de couverture: Construction sous rocher et pont près de Puntíd, dans le Val Bavona. (photos Ps)

Ni parc de loisirs ni musée Depuis 1994, Patrimoine suisse soutient les activités de la Fondazione Valle Bavona et les nombreux projets qu’elle mène pour assurer la préservation et l’entretien du Val Bavona, un paysage alpestre unique, en amont du Val Maggia. La présidente de cette fondation, Rachele Gadea-Martini, nous présente, dans une interview, un aperçu de son travail et du difficile défi qu’elle doit relever: préserver un patrimoine naturel et culturel qui s’est transmis et enrichi au cours des siècles, et, simultanément, répondre aux besoins de la société moderne. Pour elle, cette vallée reculée ne doit pas devenir une «friche alpine». Mais ce serait également une erreur impardonnable que de la transformer en un parc de loisirs ou un musée. Qu’est-ce qui fait la fascination du Val Bavona? Que faut-il sauvegarder et entretenir dans ce paysage riche de témoins d’une économie de subsistance, avec des cultures en terrasses, des châtaigneraies et des hameaux compacts? La présente édition de notre revue vous emmène en exploration. Bruno Donati, ancien directeur du Museo Vallemaggia, retrace l’histoire de cette vallée «si connue mais néanmoins mal connue», et Adrian Schmid, secrétaire général de Patrimoine suisse, décrit l’engagement du chef d’orchestre Hans Rosbaud qui, par son legs, a jeté les bases de nos activités dans le Val Bavona. Peter Egli, rédacteur


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Das Valle Bavona entdecken

Ein einzigartiges Tal Selten ist eine traditionelle Kulturlandschaft so intakt erhalten, wie dies im Valle Bavona, weit hinten im Maggiatal, der Fall ist. Hier lässt sich ein dichtes Gefüge von terrassierten Hängen, Kastanienhainen und kompakten Weilern erleben, das über Jahrhunderte von Menschenhand geschaffen wurde. Peter Egli, Redaktor

Das Valle Bavona ist ein Seitental des Maggiatals und zählt zu den schönsten alpinen Kulturlandschaften des gesamten Alpenbogens. Es beginnt bei Cavergno auf rund 450 Metern ü. M. und endet auf über 3000 Metern Höhe beim Basodino-Gipfel. Senkrechte Felswände und steil abfallende Wildbäche prägen die Landschaft. Charakteristisch sind die überall verstreuten riesigen Felsbrocken von Bergstürzen, nach denen sich Wege, Strassen und ganze Dorfteile richten. Terrassierte Hänge, Kastanienhaine und kleine, kompakte Weiler bilden ein dichtes Gefüge, über Jahrhunderte von Menschenhand geschaffen. Unzählige Ställe und Wohnhäuser aus Granit und Kastanienholz präsentieren sich nahezu unverändert. Das Bavonatal ist im Bundesinventar der schützenswerten Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN) eingetragen. Dies reicht nicht aus, um diese Landschaft mit ihrem erstaunlichen natürlichen und kulturellen Reichtum zu erhalten. Deshalb unterstützt der Schweizer Heimatschutz seit 1994 die Aktivitäten und Projekte der Fondazione Valle Bavona zur Erhaltung und Pflege des Bavonatals mit substanziellen Beiträgen (vgl. Artikel S. 14 in diesem Heft).

Baukultur entdecken – valle bavona Mit dem Faltblatt «Baukultur entdecken – Valle Bavona» stellt der Schweizer Heimatschutz anhand von ausgewählten Stationen das   Bavonatal vor. Das in deutscher und italienischer Sprache erhältliche Faltblatt lädt ein zur Entdeckungsreise auf eigene Faust, von Cavergno bis nach San Carlo. Das Faltblatt «Baukultur entdecken – Valle Bavona» kann (in deutscher oder italienischer Sprache) unter www.heimatschutz.ch/shop für CHF 2.– bestellt werden (für Heimatschutz-Mitglieder kostenlos).

Der urtümliche Charakter blieb bewahrt In den Dörfern Bignasco oder Cavergno hatte die traditionelle Bauernfamilie ihren ganzjährigen Stammsitz. Die insgesamt zwölf Weiler des Bavonatals hingegen waren – und sind noch heute – nur in den Sommermonaten bewohnt. Jeweils am ersten Sonntag im Mai läutet die traditionelle Prozession von Gannariente die Saison mit kirchlichem Segen ein. Während knapp vier Stunden wandert die Menschenschlange betend und singend durch die zwölf Weiler – mit Halt in allen Oratorien (Kapellen) – und findet sich schliesslich im Kirchlein von Gannariente (zwischen Sonlerto und San Carlo) zur Messe und anschliessender Segnung der Felder ein. Die Weiler des Bavonatals, sogenannte «Terre», dienten in der ursprünglichen Bewirtschaftungsform als eine Art Maiensässe, von wo aus die Bauern die Alpen auf den Talflanken bestiessen. Jeder Betrieb widmete sich sowohl dem Ackerbau wie auch der Viehwirtschaft. Die knappen, oft kargen Böden und die hohe Bevölkerungsdichte zwangen die Bavonesi zur Nutzung jedes einzelnen Quadratmeters Land. Selbst auf abgelegenen und abschüssigen Alpweiden, die nur auf gefährlich steilen Wegen zu erreichen waren, wurde dem Futter nachgegangen. Heute gibt es immer weniger Menschen, welche die mühevolle Arbeit des Bergbauern auf sich nehmen. Von den einst zahlreichen Alpen wird nur noch jene von Robiei bestossen. Hingegen suchen immer mehr Gäste, vorab aus der näheren Umgebung, das Tal zur Erholung auf. Bis heute haben die wunderschönen Weiler des Valle Bavona ihren urtümlichen Charakter glücklicherweise bewahren können. Lesen und entdecken Einen guten Eindruck des kargen Lebens von damals vermittelt neben dem absolut lesenswerten Roman «Nicht Anfang und nicht Ende» von Plinio Martini (ital. «Il fondo del sacco» vgl. Kasten S. 15 in diesem Heft) auch das Buch «Valle Bavona – ein Hauch vergangener Tage» von Federico Balli und Giuseppe Martini. «Valle Bavona – ein Hauch vergangener Tage» kann (in deutscher oder italienischer Sprache) unter www.heimatschutz.ch/shop für CHF 59.– (CHF 48.– für Heimatschutz-Mitglieder) bestellt werden.


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Kaum vorstellbar, wie die Bavonesi mit ihren Kühen, Ziegen, Schafen und schweren Tragkörben die steilen Wege meisterten, geschweige denn, wie die Männer diesen Weg zusätzlich zu ihrem übervollen Tagesprogramm erstellt haben. Solch eindrückliche Steinstufen finden sich noch heute insbesondere auf der linken Flanke des Bavonatals. (Bild SHS) Difficile d’imaginer aujourd’hui comment les habitants du Val Bavona réussirent à emprunter des sentiers aussi raides avec leurs vaches, chèvres, moutons et leurs lourdes corbeilles, et, plus difficile encore, comment les hommes taillèrent ces chemins en plus de leur harassante labeur! (photo Ps)

Im Weiler Fontana sind die Häuser mit den typischen Galerien und Aussentreppen dicht aneinandergereiht. Einige davon sind über 400-jährig. (Bild SHS) Dans le hameau de Fontana, les maisons, avec leurs galeries typiques, et les escaliers extérieurs forment un habitat compact. Certains de ces bâtiments ont plus de 400 ans. (photo Ps)


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Les pentes très raides ont dû être aménagées en terrasses pour la culture du seigle et des pommes de terre. Autrefois, la châtaigne était l’aliment principal. On la grillait, cuisait, séchait ou moulait pour confectionner des focacce. Cet arbre polyvalent fournissait également des feuilles pour la litière des étables, du bois de feu et de construction, ainsi que du tanin pour le traitement des peaux de bêtes. (photo Ps) Die Steilhänge mussten terrassiert werden, um Anbauflächen für Roggen und Kartoffeln zu schaffen. Früher war die Kastanie das Hauptnahrungsmittel. Sie wurde geröstet, gekocht, getrocknet oder gemahlen, um daraus Fladenkuchen (Focacce) zu backen. Der vielseitige Kastanienbaum lieferte auch Blätter für die Streu im Stall, Brenn- und Bauholz sowie Tannin zum Gerben von Tierhäuten. (Bild SHS)

A la découverte du Val Bavona

Une vallée unique Peu de paysages ruraux traditionnels ont été aussi bien préservés que le Val Bavona, situé tout au fond du Val Maggia. On y découvre des structures d’habitat compactes comprenant des herbages en terrasses, des forêts   de châtaigniers et des hameaux créés au fil des siècles par les hommes de la région.

Peter Egli, rédacteur

Le Val Bavona est une vallée latérale du Val Maggia qui compte au nombre des paysages alpestres les plus remarquables de l’arc alpin. Prenant son départ à Cavergno, à 450 m d’altitude, il culmine à 3000 m au sommet du Basodino. Le paysage est marqué de parois rocheuses verticales et de torrents tombant en cascades. Les énormes blocs de rochers détachés de la montagne et posés un peu partout sont caractéristiques. Les sentiers, les routes et les groupes de maisons se sont adaptés à leur présence. Des terrasses accrochées à la pente, des forêts de châtaigniers et de petits hameaux forment des structures d’habitat compactes, créées au fil des siècles par les hommes de la région. De très nombreuses étables et petites habitations en granit et en bois de châtaignier ont résisté au temps quasiment sans changement. Le Val Bavona figure à l’Inventaire fédéral des paysages, sites et monuments naturels d’importance nationale (IFP). Cependant, ce statut ne suffit pas à lui seul à protéger ce paysage d’une étonnante richesse naturelle et cultu-

relle. Depuis 1994, Patrimoine suisse accorde ainsi un soutien substantiel aux activités et projets menés par la Fondazione Valle Bavona pour assurer la sauvegarde et l’entretien du Val Bavona (cf. article p. 16). Le caractère d’origine a été préservé Les familles paysannes traditionnelles habitaient dans les villages de Bignasco ou Cavergno. Les douze hameaux du Val Bavona n’étaient – et ne sont aujourd’hui encore - habités que durant les mois d’été. Le premier dimanche de mai de chaque année, la procession traditionnelle de Gannariente ouvre la saison par une bénédiction religieuse. Durant près de quatre heures, les pèlerins traversent les douze hameaux accompagnés de prières et de chants – en faisant une halte dans tous les oratoires – et terminent leur parcours dans la petite église de Gannariente (entre Sonlerto et San Carlo) pour assister à la messe, puis à la bénédiction des champs. A l’origine, les hameaux du Val Bavona étaient des sortes de mayens depuis lesquels les pay-


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Le vallon verdoyant de Puntid avec le vieux pont de pierre enjambant la Calnegia. L’arche du pont est uniquement formée de pierres dont la cohésion est assurée par une clé d’arc. Le passage a été étudié pour laisser le moins d’emprise possible en cas d’inondations graves et éviter que le pont ne puisse être emporté. (photo Ps) Die grüne Mulde von Puntíd mit der alten Steinbrücke über die Calnegia. Der Brückenbogen besteht nur aus aneinander gefügten und durch die Schwerkraft zusammengedrückten Steinen. Der direkt auf die Felsen gestellte Übergang bietet allfälligen Hochwassern möglichst wenig Angriffsfläche, sodass er im schlimmsten Fall überflutet, aber nicht weggeschwemmt wird. (Bild SHS)

sans partaient pour exploiter les alpages sur les flancs de la montagne. Chaque famille pratiquait la culture et l’élevage. Les terrains exigus et souvent arides ainsi que la forte densité de population obligeaient les habitants à ne négliger aucun mètre carré de terrain. Même sur les alpages reculés en très forte pente, accessibles par des sentiers raides et dangereux, l’herbe était exploitée. Aujourd’hui, il y a de moins en moins d’agriculteurs en mesure d’accomplir le pénible labeur du paysan de montagne d’antan. Seuls les alpages de Robiei sont encore exploités aujourd’hui. Par contre, les touristes, en premier lieu les gens des environs, sont de plus en plus nombreux à venir passer des heures de détente dans la vallée. Fort heureusement, les magnifiques hameaux du Val Bavona ont réussi à conserver leur caractère d’origine. Lecture et découverte Outre le roman «Le fond du sac» de Plinio Martini à lire absolument (cf. p. 17), le livre «Valle Bavona – il passato che rivive» de Frederico Balli et Guiseppe Martin donne un reflet fidèle de la vie dure et frugale d’antan. Le livre «Valle Bavona – il passato che rivive» (seulement en italien et en allemand) peut être commandé sur www.patrimoinesuisse.ch/shop (prix: CHF 59.- pour les non membres, CHF 48.- pour les membres).

DéCOUVRIR LE PATRIMOINE – val bavona

Dans le dépliant «Scoprire il paese – Valle Bavona», Patrimoine suisse présente une sélection de sites remarquables dans le Val Bavona. Le dépliant invite à découvrir et parcourir l’itinéraire Cavergno – San Carlo. Le dépliant «Scoprire il paese - Valle Bavona» (en italien) resp. «Baukultur entdecken – Valle Bavona (en allemand) peut être commandé sur www.patrimoinesuisse.ch/shop (prix: CHF 2.– pour les non membres et gratuit pour les membres).


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Im Gespräch mit Rachele Gadea-Martini

«Ich fühle mich sehr eng verbunden mit diesem Tal» Eine einzigartige, von den Kräften der Natur geschaffene und vom Menschen geformte Landschaft zu erhalten und zu schützen, ist die Hauptaufgabe der Fondazione Valle Bavona (FVB) und deren Präsidentin Rachele Gadea-Martini. Die vom Schweizer Heimatschutz unterstützte Stiftung setzt sich dafür ein, dass im Bavonatal das über Jahrhunderte erschaffene Erbe hochgehalten und gleichzeitig den Ansprüchen einer modernen Besiedlung Genüge getan wird. Fabio Chierichetti, Übersetzer und Publizist, Losone

Was bedeutet das Valle Bavona für Sie? Ich fühle mich sehr eng verbunden mit dem Tal, seiner Landschaft, seinen Gerüchen, dem Schäumen des Flusses bei hohem Wasserstand, den Horizonten, die sich einem eröffnen, nachdem man die überhängenden Felsen überwunden hat, die das Tal abriegeln. Wahrscheinlich kommt dies von meiner Zuneigung zur Grossmutter, die 1997 als Hundertjährige gestorben ist. Sie verbrachte jeden Sommer im Valle Bavona und verfolgte dort die gleichen Routen und Abläufe, wie dies seit Jahrhunderten von einer Bevölkerung getan wurde, die bemüht war, auch die winzigsten Ressourcen zu nutzen und nichts zu verschwenden. Es sind ihre Geschichten, die mich mit dem Tal verbinden. Doch trotz dieser Bindung mussten Sie, wie viele andere auch, das Tal verlassen. Ja und nein. Physisch habe ich es zwar verlassen. Aber ich bin nie richtig fort gewesen. Ich

Rachele Gadea-Martini Rachele Gadea-Martini stammt aus einem alten Geschlecht aus dem Vallemaggia. Nach dem Studium der Biologie und der Umweltwissenschaften an den Universitäten von Lausanne und Genf arbeitete sie fünf   Jahre als wissenschaftliche Assistentin im «Conservatoire botanique» in Genf und lebte darauf ein Jahr in Panama, wo sie sich in Teilzeit mit   Umwelterziehung beschäftigte. 2004 kehrte sie ins Tessin zurück, wo sie am Projekt «MovingAlps» mitarbeitete, das sich mit Regionalentwicklung und Erwachsenenfortbildung beschäftigte. Nach Beendigung dieses Projekts 2008 wurde sie zur Präsidentin der Fondazione Valle Bavona ernannt, eine Aufgabe, die sie heute noch innehat. In ihrer Freizeit arbeitet sie als Natur- und Landschaftsführerin. Sie ist auch im «Centro Natura Vallemaggia» aktiv, das mittels neuer Kommunikationstechnologien den Naturreichtum, das landschaftliche und kulturelle Erbe des Vallemaggia, insbesondere im Talgrund, bekannt machen und aufwerten will. www.bavona.ch

bin immer wieder nach Hause gekommen, meine Heimat bleibt das Vallemaggia. Neu war, dass ich zurückgekehrt bin, um hier zu arbeiten. Sie erwähnen ihre Familie. Ihr Onkel Plinio Martini hat einen der schönsten Romane über die rurale und alpine Kultur geschrieben, «Nicht Anfang und nicht Ende». Was bedeutete Plinio Martini für Sie? Plinio Martini starb, als ich erst sieben Jahre alt war. Meine Erinnerung an ihn ist, dass er krank im Bett lag. Erst später lernte ich seine Schriften kennen, die mich sehr bewegten. Seine Erzählungen waren die Geschichten, die mir meine Grossmutter erzählt hatte. Sie gaben mir das Gefühl einer grossen Kontinuität, einer Zugehörigkeit zu der Geschichte eines Ortes, der für mich durch nichts zu ersetzen ist, und wo meine Wurzeln sind. Dass Sie Präsidentin der Fondazione Valle Bavona (FVB) geworden sind, ist somit naheliegend. Das war reiner Zufall. Vor circa sieben Jahren fing ich an, für das Entwicklungsprojekt «MovingAlps» zu arbeiten, das 2008 abgeschlossen wurde. Es war eine interessante Erfahrung, die mir gestattet hat, die bisher nur von aussen beobachtete Realität des Tales gründlicher kennenzulernen und mir wichtiges Wissen anzueignen. Dies, obwohl wir alle in unserer Familie schon immer angespornt wurden, uns an vielen Fronten, in diversen Gruppierungen und mit verschiedenen Initiativen zu engagieren, mit denen das kulturelle und landschaftliche Erbe des ganzen Vallemaggia geschützt und aufgewertet werden sollte. Am Ende des Mandats für «MovingAlps» wurde mir vorgeschlagen, Mitglied der Stiftung zu werden und – fast gleichzeitig – auch das Präsidium zu übernehmen. Ich habe die Aufgabe angenommen, ohne sie genau zu kennen. Als Erstes musste ich verstehen, wo ich gelandet war, denn von der FVB wusste ich nur wenig. Die FVB wurde 1990 gegründet. Wer waren die Initianten?


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Die Initiative kam von den damaligen Gemeinden Bignasco und Cavergno und wurde vom Bund, vom Kanton Tessin, von der STAN (Tessiner Sektion des Heimatschutzes) und den beiden Burgergemeinden unterstützt. Bereits in den 1970er-Jahren war man sich bewusst, dass man sich mit der Situation der schon damals und noch heute einzigartigen Region Valle Bavona beschäftigen musste. Bereits mit der Eröffnung der Fahrstrasse Mitte der 1950er-Jahre gab es die ersten Eingriffe, insbesondere an den Rustici.

und sehen kann, bemerkt die wiederhergestellten Zugänge zu allen Terre, wie die zwölf über den Talgrund verstreuten Weiler genannt werden. Wenn man dem Weg der Transhumanz folgt, entdeckt man Bauten wie den Backofen und die Grà (kleines Gebäude zum Trocknen der Kastanien) von Mondada, die verschiedenen Splüi am Rande des Kastanienwaldes, alles offene Seiten im Buch des Lebens und der Lebensbedingungen einer gar nicht so fernen Vergangenheit.

Welches sind heute die Ziele? Die Ziele sind die gleichen geblieben: das Valle Bavona mit all seinen ethnologischen, geografischen, botanischen, und landschaftlichen Komponenten zu erhalten und zu schützen. Die FVB fungiert als Filter zwischen den Einzelnen und der Gemeinde – heute, nach dem Zusammenschluss nur noch eine, Cevio –, indem sie von den Behörden als Beraterin für zahlreiche Projekte (Bau-, Umbaugesuche, usw.) im Tal beigezogen wird.

Mit welchen Mitteln arbeitet die FVB? Die wichtigsten Geldgeber sind Bund, Kanton, Schweizer Heimatschutz, die Gemeinde Cevio und weitere Institutionen wie der Fonds Landschaft Schweiz und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. Unser Budget für Projekte beträgt rund 100 000 Franken jährlich. Per Ende 2010 wurde der alte Vertrag von 1994 durch den Schweizer Heimatschutz gekündigt, um die weitere Verwendung der finanziellen Mittel aus dem Legat Rosbaud gemeinsam mit uns neu zu regeln.

Wie schätzen Sie die bisher geleistete Arbeit ein? Die ersten fünfzehn Jahre waren sehr erfolgreich, voller Projekte. Historische Pfade, Unterfelsbauten, Rustici, Alpweiden und -hütten wurden restauriert und der Lebensraum aufgewertet. Ich denke dabei zum Beispiel an die Wiederinstandstellung von Kastanienwäldern, an das Biotop von Sabbione, an den Splüi (Unterfelsbau) «Cantôm» in Gannariente oder an das Haus Begnudini in San Carlo. Wer schauen

Wie wird die Zusammenarbeit geregelt? Es geht darum, zu einer Leistungsvereinbarung für die Schaffung eines Kompetenzzentrums für die Kulturlandschaft zu gelangen. Wichtig ist dabei, dass die Fakten, also das im Tal Vorhandene, an erster Stelle stehen und nicht eine Vision, die auf einer urbanen Projizierung auf die alpine Welt gründet. Dies ist eine Richtung, die ich befürworte, auch wenn es so für punktuelle Projekte wie das Mähen

Rachele Gadea-Martini, Präsidentin der Fondazione Valle Bavona. (Bild ZVG) Rachele Gadea-Martini, présidente de la Fondazione Valle Bavona. (photo LDD)


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der Wiesen oder die Renaturierung von Auengebieten keine Unterstützung mehr geben wird. Es wird nicht einfach sein, in dieser Richtung weiterzuarbeiten, und wir werden es auch nicht alleine schaffen. Wir werden andere Institutionen mit einbeziehen müssen, die wie wir in dieser Region arbeiten, oder die uns in den technischen oder mit der Forschung zusammenhängenden Bereichen behilflich sein können. Das Projekt Nationalpark Locarnese wurde im Vallemaggia haushoch abgelehnt. Was meinen Sie dazu, und was denken die Leute heute darüber? Es ist schwierig zu sagen, was die Leute denken. Hier und da hört man, es sei schade – was genau, weiss man aber nicht. Ich selber fand es schade, dass eine Möglichkeit verpasst wurde, die Kräfte zu einen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Noch heute bin ich überzeugt davon, dass es notwendig ist, ein Projekt zur Aufwertung der Region zu entwickeln. Der Nationalpark wurde von einigen Leuten als eine Einmischung von aussen angesehen, eine Art Passepartout, der es nicht aus dem Tal stammenden Institutionen und Personen erlauben würde, den Menschen, die immer dort gelebt haben, Grenzen und Verbote aufzuerlegen. In der Deutschschweiz gibt es für weite Gebiete der Alpen Ideen zu einem «Zurück zur Natur», für die einen, um «Abenteuertourismus» in naturbelassenen Regionen zu fördern, für die anderen, um damit Subventionsgelder zu sparen. Wie es der Zufall so will, liegen die Regionen, die von diesen Überlegungen betroffen sind, auf der Alpensüdseite … Wer solche Vorschläge macht, kennt unsere Region nicht und hat sie nie erlebt. Die Realität des Valle Bavona ist nicht die eines dem Zerfall

geweihten Tals, das sich selbst überlassen wird und um jeden Preis gerettet werden soll. Es ist ein lebendiges Tal, das mit lauter Stimme dafür kämpft, mit der Zeit zu gehen, ohne dabei seine Geschichte zu verleugnen. Auch wenn die Natur hier Meister ist, lassen sich doch überall die Spuren des Menschen erkennen. Unsere Vorfahren haben dieses Gedächtnis über die Jahrhunderte hinweg intakt gehalten, und es ist unsere Pflicht, dies fortzusetzen. Das Tal lebt und wird es auch weiterhin tun, vor allem für uns, die wir hier leben, und für die, die beschliessen, es zu adoptieren. Wer Abenteuer erleben will, soll einfach auf die Maiensässe, auf die Alpweiden hinaufsteigen! Stockender Atem und Schauder sind ihnen sicher. Schliessen wir dieses Gespräch doch mit dem Tourismus. Welchen Tourismus will das Valle Bavona? Ohne in dieser Materie Fachkenntnisse zu besitzen, beobachte ich, dass es sich heute meist um Tagestourismus handelt. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass das Tal noch mehr davon hinnehmen könnte, ohne Schaden zu leiden. Nach Meinung der FVB könnten Informationsangebote oder freiwillige Einsätze von Schulen oder Jugendgruppen, ausgebaut werden. Initiativen, die nur darauf abzielen, die Menschen zum «Konsum» der Landschaft hierher zu locken, bringen nichts. Zweckdienlicher wäre es, Einzelne zu befähigen, Menschen aus einem urbanisierten Umfeld die vielen Facetten einer Region aufzuzeigen, die wir als Relikt einer vergangenen Zivilisation bezeichnen könnten. Es wäre ein unverzeihlicher Fehler, diese Region denjenigen als Zeitvertreib zu überlassen, die daraus einen Vergnügungspark oder ein Museum machen möchten.

Die seit dem 16. Jahrhundert verlassene Siedlung Presa liegt gegenüber von San Carlo. Die heute noch erhaltenen Turmhäuser gehören zu den ältesten Bauten des Bavonatals. Die meisten zerfallen langsam, während der Glockenturm der Kapelle (1513–1515) tapfer in die Höhe ragt. In einem der mittlerweile sanierten Turmhäuser ist eine kleine Ausstellung über Presa zu sehen. (Bild SHS) Le hameau de Presa abandonné depuis le XVIe siècle est situé en face de San Carlo. Les quelques maisons-tours encore préservées font partie des constructions les plus anciennes du Val Bavona. Elles tombent, pour la plupart, peu à peu en ruines, tandis que la silhouette du clocher de la chapelle (1513–1515) se dresse fièrement vers le ciel. L’une des maisons-tours qui vient d’être rénovée présente une petite exposition sur Presa. (photo Ps)


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Résumé de l’interview de Rachele Gadea-Martini

«Je suis très attachée à cette vallée» Mettre en valeur et gérer un paysage unique, créé par les forces de la nature et façonné par les êtres humains, telle   est la vocation de la Fondazione Valle Bavona (FVB) que préside Rachele Gadea-Martini. La fondation qui bénéficie du soutien de Patrimoine suisse a pour objectif de préserver le patrimoine naturel et culturel du Val Bavona, qui s’est   transmis et enrichi au cours des siècles, et, simultanément, de répondre aux besoins de l’habitat moderne. Fabio Chierichetti, traducteur et journaliste, Losone

Originaire du Val Maggia, Rachele Gadea-Martini est revenue au Tessin dès 2004 pour participer au projet MovingAlps. Présidente de la Fondazione Valle Bavona (FVB) depuis 2008, fonction qu’elle assume avec toujours autant de passion aujourd’hui encore, elle souligne que ses racines sont dans le Val Maggia et le Val Bavona. Sa grand-mère passait chaque été dans le Val Bavona, et son oncle aujourd’hui disparu n’est autre que Plinio Martini, maître d’école et écrivain dont les romans ont pour décor le Val Bavona. La FVB s’est créée en 1990 à l’initiative des communes de Bignasco et Cavergno, conscientes de la nécessité de préserver le Val Bavona. Grâce au soutien de la Confédération, du canton du Tessin, de la section tessinoise de Patrimoine suisse (STAN) et des deux communes initiatrices du projet, la FVB s’est fixé comme objectifs de préserver les spécificités du patrimoine naturel et culturel du Val Bavona, d’agir comme interlocutrice, médiatrice et conseillère technique entre la population, les propriétaires et les autorités communales, et de sensibiliser le public. Durant ses 15 premières années d’existence, la FVB a réussi de très nombreux projets, notamment la planification des sentiers historiques, l’entretien des parcours historiques de la transhumance, la publication de manuels pour la restructuration, la restauration du patrimoine construit, la remise en état des constructions sous rocher (splüi), des alpages et des châtaigneraies, la recherche de contributions et aides directes pour le fauchage des prairies, l’entretien des sentiers et le défrichement. La FVB réalise des projets pour un montant annuel d’environ 100 000 francs grâce au soutien financier de la Confédération, du canton, de Patrimoine suisse (legs Rosbaud), de la communauté de communes de Cevio et des institutions telles que le Fonds Paysage Suisse et la Fondation pour la protection du paysage. Fin 2010, Patrimoine suisse a dénoncé le contrat

Rachele Gadea-Martini: «Le Val Bavona s’efforce de vivre avec son temps sans pour autant renier son histoire.» (photo LDD) Rachele Gadea-Martini: «Das Valle Bavona kämpft mit lauter Stimme dafür, mit der Zeit zu gehen, ohne dabei seine Geschichte zu verleugnen.» (Bild ZVG)

datant de 1994, ce qui permet de réexaminer les modalités d’utilisation des moyens financiers provenant du legs Rosbaud. La présidente de la FVB regrette l’échec du projet de parc national régional, qui a suscité la méfiance de la population. Elle appelle de ses vœux un nouveau projet fédérateur de mise en valeur. Le Val Bavona n’est pas une vallée tombée en désuétude qui se transformerait lentement, mais sûrement, en une friche alpine. C’est une vallée vivante qui se tourne vers l’avenir sans renier son passé et qui veut faire vivre et développer le patrimoine dont elle a hérité. Une nouvelle croissance du tourisme, essentiellement journalier, risquerait de porter atteinte au site. La FVB envisage de développer la sensibilisation du public et d’ouvrir des chantiers à des élèves et des jeunes volontaires. L’expérience montre, selon elle, que tout ce qui favorise la consommation de paysage n’apporte rien. www.vallebavona.ch


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Bekanntes und doch unbekanntes Valle Bavona

Eine Symbiose zwischen Mensch und Berg Die Faszination des Valle Bavona hängt nicht nur mit seiner spektakulären und offenkundigen Schönheit zusammen. Wie so oft sind die kostbarsten Dinge diejenigen, die nur schwer zu sehen sind, da sie zu einem komplexen Ganzen gehören. Deren Lektüre ist jedoch nicht einfach. Bruno Donati, ehem. Direktor des Museo Vallemaggia

Seit Jahrzehnten ist das Valle Bavona Objekt vieler Forschungen und Studien, aus denen naturwissenschaftliche, historische und literarische Publikationen entstanden sind. Es ist ein aussergewöhnlicher Ort, um die Spuren und Werke einer alpinen Kultur neu zu entdecken, die es geschafft hat, sich extremen Bedingungen anzupassen. Das Valle Bavona ist eine Region, die man bis in den hintersten Winkel zu kennen meint, fast ohne Geheimnisse, leicht zu lesen und zu interpretieren, allen zugänglich. Und so kann es zu einem idealen Ort für Fremdenführer werden, die gerne bei unbedarften Besuchern Eindruck schinden und es ihnen leicht machen

möchten, sich falschen Emotionen und unüberlegten Dramatisierungen hinzugeben. Über das Valle Bavona ist viel, möglicherweise zu viel gesagt und geschrieben worden, bisweilen Unangebrachtes und Ungenaues, vor allem von Leuten, die die Lebensbedingungen in den Bergen und die Geschichte dieser Orte kaum kennen, die ihre Beobachtungen mit dem Blick der Gegenwart machen und eine Bestätigung für ihre eigenen Gewissheiten suchen und nicht, was hinter dieser Realität liegt. Für all jene aber, die dieses Tal ohne eine vorgefasste Meinung besuchen, um anspruchslos und mit Neugier wenigstens etwas von dem, was sie sehen, verstehen zu wollen, ist es sinn-

In den 1950er-Jahren wurde die Arbeit für den Bau der Wasserkraftwerke Maggiatal (heute OFIMA) aufgenommen. Es entstanden drei Stauseen und drei meist in den Berg gebaute Zentralen. Tafeln warnen im ganzen Tal vor den unerwarteten, plötzlichen Flutwellen bei einer Öffnung der Schleusen. (Bild Christoph Schläppi) Les travaux des forces hydrauliques du Val Maggia (aujourd’hui OFIMA) débutèrent dans les années 50. Trois lacs de retenue et trois centrales, principalement dans la montagne, furent aménagés. Dans toute la vallée, des panneaux avertissent du danger de crue soudaine et imprévue en cas d’ouverture des vannes. (photo Christoph Schläppi)


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voll, ein paar geschichtliche und andere, eher mit der Art der Nachforschung zusammenhängende Elemente, kurz darzulegen. Isoliert und ohne Fahrstrassen Das Valle Bavona war in der Vergangenheit kein unabhängiges und grösstenteils sich selbst versorgendes Gebiet, wie dies bei den höchstgelegenen Dörfern in den Alpentälern der Fall ist. Zumindest während der letzten Jahrhunderte hätten die kargen Ressourcen des Tals nie ausgereicht, um das Überleben – auch nicht von kleinen Siedlungen – zu gewährleisten. Als Hauptsiedlung und Winterbasis dienen Cavergno und Bignasco, zwei Dörfer an der Einmündung der Bavona. Damit wird das Tal zu einem Gebiet der Transhumanz, in dem man sich zwischen Frühling und Herbst bewegt: zuerst den Talgrund hinauf bis zu den zwölf «Terre» (Gemeindefraktionen), um dann an den Hängen hochzuklettern und dort die 22 Alpen für die Viehsömmerung zu nutzen. Dieses Tal ist wie ein lang gestreckter Appendix, dessen Anfang sich im mittleren Maggiatal auf etwa 450 Metern ü. M. befindet. Und als das muss es auch dargestellt und erklärt werden. Nur wenige sind sich bewusst, wie spät erst die Veränderungen in vielen Berggebieten stattgefunden haben. Dies gilt insbesondere für die Seitentäler und die abgelegensten Dörfer, auch weil sie isoliert und ohne Fahrstrassen waren. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts durchquerte man das Valle Bavona nur zu Fuss auf dem Saumpfad im Talgrund – ohne Wagen und ohne Lasttiere. Während einiger Monate wurden Saumpfad und Wege von Mensch und Tier rege genutzt, um dann wieder in eine winterliche Stille zu verfallen. Einschneidende Veränderungen Die Fahrstrasse durch das Tal wurde ab 1955 geplant und gebaut. Es war ein epochales Ereignis und bedeutete das Ende für das bedächtige und unaufhörliche Kommen und Gehen, bei dem sich die Menschen über die ganze Region verteilten, um dann die Früchte ihrer Arbeit auf ihrem Rücken ins Tal zu tragen. Beim Bau der Fahrstrasse ging es nicht darum, die jahrhundertelangen Mühen von Mensch und Tier zu erleichtern und eine auf Alpweidewirtschaft und Nutztierhaltung basierende Wirtschaft zu stützen, sondern darum, die Gewässer für die Wasserkraft auszubeuten. Die Fahrstrasse bedeutete im Grunde genommen das Ende einer alten alpinen Kultur und öffnete Tür und Tor für gewaltige Veränderungen. Was in Europa im Laufe von etwa 150 Jahren stattgefunden hat, geschah im Valle Bavona innerhalb kürzester Zeit. In nur wenigen Jah-

Foroglio ist europaweit berühmt wegen seines Wasserfalls, der vom 100 m höher gelegenen Calnegiatal herabstürzt. Der imposante Sturzbach diente 1931 als Kulisse für den Film «Das blaue Licht» der deutschen Regisseurin Leni Riefenstahl. (Bild SHS; ZVG) Foroglio est célèbre dans toute l’Europe pour sa magnifique cascade de 100 m de hauteur dévalant du Val Calnegia. Cette chute d’eau imposante servit de décor au film «La lumière bleue» (1931) de la réalisatrice allemande Leni Riefenstahl. (photo Ps; LDD)

ren – von 1965 bis 1970 – wurden durch einen kaum vorstellbaren, einschneidenden Vorgang im Valle Bavona drei grosse Staudämme, drei in den Fels gehauene Kraftwerke und kilometerlange, unsichtbare Stollen durch die Berge erschaffen. Welche Opfer dies für die Landschaft und für die Bevölkerung bedeutete, ist an den Wasserläufen zu beobachten, die sich über lange Strecken nur noch als Rinnsale zeigen, die sich in den breiten, ausgetrockneten Flussbetten zwischen Felsblöcken verlieren. Auf das abrupte Ende einer längst vergangenen


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Epoche folgt nicht sofort der Beginn einer neuen Existenz, im Gegenteil, für ein paar Jahrzehnte bleibt eine Leere, mit der man nicht viel anzufangen weiss. In den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts wandelten sich auch im Maggiatal Gesellschaft und Wirtschaft, die Traditionen verschwanden und die individuellen und gemeinschaftlichen Werte veränderten sich von Grund auf. Die Heimatverbundenheit wurde schwächer, die Menschen fühlen sich immer mehr von den städtischen Gebieten und dem modernen Lebensstil angezogen, und die althergebrachte Viehzucht und Landwirtschaft wurden aufgegeben. Durch diese Veränderungen verlor das Valle Bavona seine Bedeutung und damit auch seine Jahrtausende alte Funktion als Lebensraum für die einheimische Bevölkerung. Fels und Erde zählen nicht mehr, nur noch das Wasser interessiert, aber diesmal, um den Durst nach Profit und den Appetit anderer zu stillen. Drei Grundsatzentscheide Die über all die Jahre fast unverändert gebliebenen Siedlungen und Bauten der Transhumanz liegen nun wie leere Muscheln da, doch die Bevölkerung fühlt sich noch immer mit ihnen verbunden und verringert so die Gefahr des Zerfalls oder des Ausverkaufs, der die Gemeindefraktionen nur noch in Ferienorte verwandeln würde. Die gute Erhaltung der planerischen und baulichen Merkmale dieses aussergewöhnlichen baukulturellen Erbes und die grosse Bedeutung der vom Menschen beeinflussten Umgebung sind drei Grundsatzentscheiden zu verdanken: 1983 der Eintrag in das Bundesin-

ventar der schützenswerten Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN); 1985 die Genehmigung des Richtplans für das gesamte Bavonagebiet; 1990 die Gründung der Stiftung Fondazione Valle Bavona mit der Aufgabe, die Region zu schützen und aufzuwerten und als Ausführungsorgan für die raumplanungsrechtlichen Vorschriften zu fungieren. Der zukünftigen Entwicklung werden so Grenzen gesetzt, um das kulturelle Erbe nicht zu beeinträchtigen. Die Faszination des Valle Bavona hängt nicht nur mit der makroskopischen Realität – bestens bekannt, spektakulär und offenkundig – zusammen. Wie so oft sind die kostbarsten Dinge diejenigen, die versteckt, winzig klein und schwer zu sehen sind, da sie zu einem komplexen Ganzen gehören. Doch gerade deshalb kommt ihnen oft auch die grösste Bedeutung zu. Für eine Lektüre und ein Verständnis der Details braucht es gute Fähigkeiten in Erdwissenschaften, solide Kenntnisse in Biologie und Ökologie, Vertrautheit mit der lokalen Geschichte und ein Grundwissen auf dem Gebiet der Ethnografie. Nur so wird man fähig sein, den privaten vom öffentlichen, den intensiven vom extensiven, den natürlichen von dem vom Menschen beeinflussten Raum zu unterscheiden. Nur so werden ein einfaches Mäuerchen, eine in den Fels gehauene Stufe, ein einzelner Kastanienbaum, ein unter den Felsen gegrabener Raum, eine Rinne im Boden zu bedeutsamen Details, zu einzelnen Steinen eines erstaunlichen Gebäudes, entstanden aus der Symbiose zwischen Mensch und Berg. Und in diesem Bereich gibt es im Valle Bavona noch viel zu entdecken und zu lernen.

Die Bavonesi bauten getreu einer alten und bewährten Tradition. Ihre Kunst bestand darin, auf alle Anforderungen eine einfache bauliche Lösung zu finden und den vorhandenen Platz sparsam zu nutzen. Typische Wohnhäuser, wie sie im 16. Jahrhundert entwickelt wurden, können heute in Roseto (Bild) oder in anderen Weilern wie Mondada und Sabbione bewundert werden. (Bild SHS) Les habitants du Val Bavona bâtissaient en restant fidèle à une tradition ancestrale qui avait fait ses preuves. Leur art consistait à trouver une solution simple à toutes les contraintes et à utiliser avec parcimonie l’espace disponible. On peut admirer aujourd’hui à Roseto (photo) ou dans d’autres hameaux comme Mondada et Sabbione des maisons d’habitation typiques telles que celles qui se développèrent au XVIe siècle. (photo Ps)


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Le Val Bavona, si connu mais mal connu

Symbiose entre l’homme et la montagne La fascination qu’exerce le Val Bavona ne tient pas   seulement à sa beauté spectaculaire et idyllique. Comme   si souvent, les petits détails précieux sont difficiles à voir parce qu’ils sont noyés dans un ensemble complexe. Leur décryptage n’est pas toujours simple. Bruno Donati, ancien directeur du Museo Vallemaggia

Depuis des décennies, le Val Bavona fascine en raison de son paysage, de son patrimoine alpestre et de l’adaptation des habitants à des conditions de vie extrêmes. Le visiteur croit connaître le Val Bavona dans ses moindres recoins. Pourtant, celui-ci recèle des trésors cachés que seuls les curieux et les chercheurs peuvent découvrir. Trop de gens ont parlé de leurs observations sur le Val Bavona avec une profusion de préjugés. Par le passé, le Val Bavona ne vivait pas en autarcie, contrairement à certains villages alpins très reculés. Ces derniers siècles, les maigres ressources de la vallée n’auraient jamais suffi à assurer la survie des habitants. L’été, la transhumance partie du fond de la vallée faisait une première halte dans les douze Terre (hameaux habités), puis gagnait les 22 alpages en altitude. Jusqu’au milieu du siècle dernier, le Val Bavona se remontait seulement à pied par un sentier. En hiver, tout s’immobilisait. Construite en 1955, la route fut un événement qui ouvrit une ère de changements. Ce fut la fin des transports fastidieux et incessants à dos d’homme. Cette route ne fut pas construite pour alléger le labeur des personnes et soutenir l’économie alpestre, mais pour les besoins de l’énergie hydraulique. En cinq ans, le Val Bavona rattrapa les 150 ans d’évolution de l’Europe avec l’aménagement de trois grands barrages, trois centrales taillées dans le rocher et des galeries invisibles traversant la montagne sur des kilomètres. Ce fut un sacrifice pour le paysage et pour la population. Les cours d’eau furent réduits à de minces filets d’eau perdus dans les rochers. Pendant quelques décennies, ce fut le vide dans le Val Bavona. Les profondes mutations sociales et économiques en cours eurent un impact important. Attirés par le mode de vie moderne et urbain, les gens abandonnèrent l’élevage et

Le Val Bavona est un long embranchement latéral partant du Val Maggia à environ 450 m d’altitude. (photo Ps) Das Valle Bavona ist wie ein lang gestreckter Appendix, dessen Anfang sich auf etwa 450 m im mittleren Maggiatal befindet. (Bild SHS)

l’agriculture, et le Val Bavona perdit sa vocation agricole. Seule l’énergie hydraulique présentait encore un intérêt. Les alpages tombèrent en désuétude, mais la vallée fut sauvé de la ruine par l’attachement que lui vouait la population. Trois décisions importantes changèrent le cours des choses dans le Val Bavona: son inscription à l’inventaire IFP en 1983, l’approbation du plan directeur du Val Bavona en 1985 et la création de la Fondazione Valle Bavona en 1990. La fascination qu’exerce le Val Bavona ne tient pas seulement à la beauté spectaculaire et idyllique de son paysage. Découvrir et comprendre les petits détails qui en font sa richesse demande une grande capacité de décryptage et des connaissances approfondies en sciences de la terre et en sciences humaines. Les murets, les marches taillées dans la pierre, les châtaigneraies, les constructions sous rocher sont des éléments qui témoignent de la symbiose entre les gens et la montagne dans cette vallée.


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Grosszügiges Legat für das Valle Bavona

Hans Rosbaud – Freund der Musik und der Natur Aus dem Legat von Hans Rosbaud konnte der Schweizer Heimatschutz die Fondazione Valle Bavona über die   letzten Jahre tatkräftig unterstützen. Dem bedeutenden Dirigenten und seiner Frau lag die Natur am Herzen.   Sie hatten eine tiefe Beziehung zum Tessin. Adrian Schmid, Geschäftsleiter Schweizer Heimatschutz

1962 starb Hans Rosbaud. Er stammte aus einer Musikerfamilie und wirkte nach zahlreichen Stationen, so zum Beispiel bei den Münchner Philharmonikern, auch in Zürich als Dirigent des Tonhalle-Orchesters. Rosbaud war der erste bedeutende Radiodirigent und arbeitete eng mit Arnold Schönberg zusammen. Nach dem Tod seiner Frau Edeltraud RosbaudSchaefer wurde dem Schweizer Heimatschutz der bedeutende Nachlass anvertraut, um damit ein neues Naturschutzgebiet zu errichten oder ein bereits vorhandenes Naturschutzgebiet zu erweitern. In Cavergno öffnet sich das Maggiatal zum Valle Bavona. Im Grotto la Froda in Foroglio werden würzige Ziegenwurst (Cicitt) sowie

Polenta mit Linsen serviert. Der nahe Wasserfall beeindruckt beim Mittagessen mit seiner Fallhöhe von über 100 Metern. Zahlreiche Steinbrocken lassen jedoch auch erahnen, dass die Natur die Menschen in dieser einzigartigen Kulturlandschaft während Jahrhunderten immer wieder bedrohte. Felsstürze, Murgänge, Überschwemmungen forderten ihre Opfer. Über zwei Millionen Franken für das Valle Bavona Anfang März 1995 unterzeichnete der Schweizer Heimatschutz mit der Fondazione Valle Bavona eine Vereinbarung, welche der Stiftung bedeutende Mittel zur Pflege der eindrücklichen, von unzähligen Menschen über Jahrhunderte erschaffene Kulturlandschaft zusicherte.

Der knappe Boden machte die Bavonesi auf der Suche nach Kulturland erfinderisch. Auf den grössten Felsblöcken legten sie Gemüsegärten oder Heuwiesen an und verwandelten so die platzraubenden Steinbrocken in vor Überschwemmungen geschützte Anbauflächen. Einige dieser Prati pensili (hängende Gärten oder Dachwiesen) konnten nur mittels Steintreppen erklommen werden. (Bild SHS) Les habitants du Val Bavona firent preuve d’ingéniosité pour disposer de surfaces cultivables. Ils aménagèrent des jardins potagers et des prairies de fauche sur les énormes rochers d’éboulement, transformant ainsi ces blocs encombrants en prairies et jardins suspendus, protégés des inondations. Quelques-uns n’étaient d’ailleurs accessibles que par des escaliers taillés dans la roche. (photo Ps)


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Hans Rosbaud, 1895–1962. (Bild ZVG/photo LDD)

Seither sind aus dem Legat von Hans und Edeltraud Rosbaud 2,366 Millionen Franken an die Fondazione geflossen. Die Liste der Objekte, die mit der Hilfe des Schweizer Heimatschutzes geschützt und erhalten werden konnten, ist lang und eindrücklich: Renovationen von Häusern, Erhalt von Terrassen, Trockenmauern und historischen Wegnetzen. Die Fondazione Valle Bavona verpflichtete sich in ihren Statuten, das beeindruckende Tal in ihrer ethnologischen, geografischen, botanischen und landschaftlichen Ausprägung zu erhalten. Diese Aufgabe haben die Verantwortlichen in den letzten Jahren sorgfältig wahrgenommen. Neupositionierung als Kompetenzzentrum Nach über zehn Jahren der Zusammenarbeit wurde 2006 eine Studie in Auftrag gegeben, um die Aktivitäten und die zukünftige Ausrichtung der Stiftung zu analysieren. Darauf basierend werden die vom Schweizer Heimatschutz finanzierten Tätigkeiten auf die Neupositionierung als Kompetenzzentrum für alpine Kulturlandschaften konzentriert. Konkret soll der Wert dieser grossartigen Kulturlandschaft einer breiten Öffentlichkeit bewusster gemacht werden, während bisherige Projekte, zum Beispiel der Unterhalt der Kastanienhaine, durch neue Partner finanziert werden. Der bisherige Vertrag zwischen dem Schweizer Heimatschutz und der Fondazione Valle Bavona wird deshalb zurzeit neu geregelt. Das Ehepaar Rosbaud hatte eine tiefe Beziehung zum Tessin. Die Natur lag ihnen am Herzen. Gemäss dem letzten Wunsch von Hans und Edeltraud Rosbaud wurde durch den Schweizer Heimatschutz im Valle Bavona ein Gedenkstein mit ihrem Namen errichtet und darunter ihre Asche beigesetzt.

Nicht Anfang und nicht Ende

«Heutzutage mag es übertrieben klingen, aber damals starb man im Dorf öfter durch einen Unglücksfall als auf natürliche Weise. Ganz abgesehen von den armen Teufeln, die im Handumdrehen von Grippe, Lungenentzündung, galoppierender Schwindsucht oder Blinddarmentzündung hinweggerafft wurden, wobei der Arzt regelmässig zu spät kam, muss man wirklich sagen, dass wir die steilsten Berge der Welt hatten; wir haben sie noch immer, aber heute ist es doch ein anderes Arbeiten. Oben auf der Alp liessen jedes Jahr ein paar Leute das Leben, und immer traf es uns, die Jungen. Die Alten blieben, wie es ja richtig war, beim Milchkessel, und wir mussten hinter den verirrten Ziegen her die Felsen hinaufkraxeln, bei gutem wie bei schlechtem Wetter. Diejenigen, die nicht auf die Alp zogen, hatten das Heuen auf den Überhängen zu besorgen, was um nichts weniger gefährlich war, besonders wenn der Moment kam, in dem man das Netz ins Tal hinunterwarf. So musste die arme Arcangela, die am Fuss der Felswand wartete, mit ansehen, wie ihre Tochter vor der Heuladung unten anlangte. […] Ich könnte ein ganzes Buch schreiben über all die Verunglückten, die ich selber gekannt hatte, und die, von denen man uns Kindern erzählte, um uns Vorsicht einzuimpfen: Verwandte von uns, die abgestürzt oder ertrunken waren, Leute, die sich oben in den Felsen verstiegen und zu spät entdeckt wurden, andere, die man nicht einmal mehr als Leichen fand, wie zum Beispiel die arme Matilda. An die hundert Mann zogen wir aus, um sie zu suchen, aber es war, als hätten wir keinen Finger gerührt. Wir liessen uns am Seil in die Schluchten der Lavizzara und die Spalten von Paraula hinab, wir kletterten in den Felswänden von Stagniva herum, aber alle hundert setzten wir unser Leben vergeblich aufs Spiel. Drei Wochen lang schrien und brüllten wir in jede Klamm hinein, in der Hoffnung, sie hätte ihr Leben mit Heidelbeeren und Wasser gefristet, wie es manchen geglückt war. Wer sie fand, der sollte die grosse Glocke läuten, das hatten wir ausgemacht. Aber unser Tal mit all seinen Wäldern und Abgründen von oben bis unten durchzukämmen, das ist schlimmer als Australien erforschen. Als schon Schnee lag, suchten einige noch immer den Bach ab, ob nicht jetzt, da er wenig Wasser führte, irgendein Kleidungsstück zutage käme, und tatsächlich war etwas zu sehen. Wieder machten wir uns mit den Seilen auf und liessen uns in die Gola del Lupo, die Wolfsschlucht, hinab. Nach zwei Stunden schwerer Mühe zogen wir eine tote Ziege herauf.» Plinio Martini, Nicht Anfang und nicht Ende – Roman einer Rückkehr. Limmat Verlag Zürich, 2010. 240 Seiten, gebunden, ISBN 3 85791 495 5, CHF 36.–. Titel der Originalausgabe von 1970: «Il fondo del sacco».


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Généreux legs en faveur du Val Bavona

Hans Rosbaud, ami de la musique et de la nature Grâce au legs Hans Rosbaud, Patrimoine suisse a pu accorder ces dernières années un soutien efficace à la   Fondazione Valle Bavona. Le célèbre chef d’orchestre et sa femme aimaient beaucoup la nature. Ils étaient   profondément attachés au Tessin. Adrian Schmid, secrétaire général de Patrmoine suisse

Hans Rosbaud est décédé en 1962. Descendant d’une famille de musiciens, il dirigea de nombreux orchestres, dont l’orchestre philharmonique de Munich ou l’orchestre de la Tonhalle de Zurich. Il fut l’un des premiers chefs d’orchestre radiophonique de renom et travailla étroitement avec Arnold Schönberg. Après la disparition de sa femme Edeltraud RosbaudSchaefer, il légua à Patrimoine suisse un important héritage qui devait servir à la création

d’une nouvelle zone naturelle ou au développement d’une zone naturelle déjà existante. A Cavergno, le Val Maggia s’élargit après avoir été rejoint par la vallée latérale du Val Bavona. A Foroglio, le Grotto la Froda sert des saucisses de chèvre épicées (chichit) et de la polenta aux lentilles. Durant le repas de midi, la cascade de plus de 100 m de haut est particulièrement impressionnante. Les blocs de pierre dispersés ici et là témoignent de la menace que fait peser depuis des siècles la montagne sur les habitants de cette vallée alpestre exceptionnelle. Chutes de pierres, laves torrentielles et inondations n’ont cessé de faire des victimes. Plus de deux millions pour la Fondazione Valle Bavona Au début du mois de mars 1995, Patrimoine suisse a conclu avec la Fondazione Valle Bavona un contrat de prestations, assurant ainsi le financement de la préservation de ce paysage alpestre profondément encaissé, cultivé par de nombreuses générations au fil des siècles. Depuis cette date, la fondation a bénéficié d’une aide de 2,366 millions de francs provenant du legs Hans et Edeltraud Rosbaud. La liste des

Die Splüia Bèla bei Puntíd ist eine wundersame Behausung unter einem gigantischen Felsendach. Sie diente einem Hirten und seinen Tieren als Unterschlupf: wenige Quadratmeter für die Hütte, anschliessend der Ziegenstall mit Platz für 80 Tiere. Die Splüia Bèla wurde bis 1987 als Maiensäss genutzt. (Bild SHS) La «splüi» Bèla, près de Puntíd, est une construction étonnante chapeautée par un rocher d’éboulement colossal. Elle abritait le berger et son troupeau: quelques mètres carrés pour le gîte et une étable attenante pour 80 chèvres. Cette «splüi» garda son usage de mayen jusqu’en 1987. (photo Ps)


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objets qui ont pu être protégés et remis en état avec l’aide de Patrimoine suisse est longue et impressionnante: rénovations de maisons, entretien et réhabilitation de terrasses, murs de pierres sèches, sentiers historiques et châtaigneraies. Selon ses statuts, la Fondazione Valle Bavona a pour but d’assurer la préservation de cette impressionnante vallée et notamment de maintenir vivantes ses caractéristiques ethnologiques, géographiques, botaniques et paysagères. Les responsables de la Fondazione ont pris à cœur cette mission et après plus de dix ans de collaboration, une étude mandatée en 2006 a permis d’analyser les activités et les orientations futures de la fondation. Se fondant sur les conclusions de cette étude, Patrimoine suisse concentrera désormais son aide sur les activités liées au nouveau positionnement de la Fondazione en tant que centre de compétences des paysages alpins cultivés. Concrètement, il s’agira d’améliorer la sensibilisation du public à la valeur de ce paysage exceptionnel. Par contre, les projets menés jusqu’à présent, par exemple l’entretien des châtaigneraies, devront être financés par de nouveaux partenaires. Le contrat de prestations entre Patrimoine suisse et la Fondazione Valle Bavona est donc en cours de réexamen. Les Rosbaud étaient profondément attachés au Tessin. Ils aimaient beaucoup la nature. Conformément à leurs dernières volontés, Patrimoine suisse a érigé dans le Val Bavona une stèle portant leur nom et fait disperser leurs cendres à cet endroit.

Le fond du sac

«Polenta et lait, pommes de terre et fromage, pain de châtaignes; le pain de seigle représentait déjà une exception, la viande apparaissait à Noël et à Pâques et l’été si une bête tombait dans un ravin. Nous en avions tellement assez de toujours manger les mêmes choses qu’à l’époque où l’on fait boucherie nous volions la cannelle et les clous de girofle, et ceux qui travaillaient sur les alpages léchaient le sel du sachet où les bêtes avaient déjà passé la langue qui sait combien de fois: nous éprouvions le besoin de sentir une saveur, avec la même avidité que les chèvres: si tu les rencontres sur un à-pic, tu cours toujours le risque de te faire renverser vu leur manière de te sauter dessus pour une pincée. En automne il y avait les châtaignes, et pendent trois mois nous les trouvions au petit déjeuner, au déjeuner et au souper. Ceux qui montaient aux alpages comme nous, oubliaient même la saveur des autres fruits: ils étaient trop lourds à porter jusqu’aux pâturages des hauts. Nous y mangions les myrtilles et quelques grappes de raisin, car nous avions une pergola mais nous ne faisions pas de vin; notre contrée ne donne plus rien déjà; nous portions le raisin à Roseto où Antonio et moi restions à peu près jusqu’à la neuvaine. Alors nous retournions au pays avec les bêtes ; il y avait aussi une vieille loi – elle existe encore, paraît-il, mais sans utilité – qui, par crainte des avalanches, obligeait les gens à rentrer à Cavergno pour la veille au plus tard : ce jour-là le maire faisait l’appel sur la place, et s’il en manquait un on allait à sa recherche.» Plinio Martini, Le fond du sac – Les drames de l’émigration dans le Tessin. Actes Sud, 1994. 240 pages, ISBN 978-2-7427-0129-2, CHF 12.50. Titre de l’édition originale de 1970: «Il fondo del sacco»: Photo: Plinio Martini

Notre patrimoine est unique. Contribuez à sa sauvegarde! Pour transmettre le patrimoine bâti aux générations futures, il faut le protéger, le faire vivre, le façonner encore. Votre testament – par un héritage ou un legs – peut apporter une pierre à l’édifice. Informez-vous auprès de votre notaire ou commandez la documentation de Patrimoine suisse: www.patrimoinesuisse.ch. Vous pouvez également nous appeler: notre président Philippe Biéler répond volontiers personnellement à vos questions au 021 907 82 52. philippe.bieler@patrimoinesuisse.ch

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Contact par le secrétariat général: Patrimoine suisse, Case postale 1122, 8032 Zurich, 044 254 57 00 www.patrimoinesuisse.ch

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Tour d’horizon

EN BREF Une route transfrontalière cède sa place à la nature A Meyrin (GE), une route sera démontée pour relier deux zones importantes pour la biodiversité. Une première en Suisse. Les marais des Crêts et des Fontaines, récemment agrandis sur les deux côtés de la frontière – une autre première – seront à nouveau connectés pour la faune et la flore. La zone naturelle couvrira désormais 15 hectares. Les populations de batraciens, dont 70% des espèces figurent sur la Liste rouge, souffraient particulièrement du trafic. Le chantier a été inauguré le 7 avril 2011 par les représentants de Pro Natura, des communes suisses et françaises, et de Michèle Künzler, conseillère d’Etat genevoise. www.espacemategnin.ch

Immeubles Sicoop Schoenberg Les deux immeubles Vieux Chênes 5 et 7 dans le quartier du Schoenberg à Fribourg ont été construit en 1970 par la Coopérative d’habitation Sicoop. L’architecte Jean Pythoud et les architectes associés à Fribourg sont des représentants importants dans le mouvement de l’architecture minimaliste de la Suisse. Les deux immeubles ont été conçus pour 120 logements dans un système du semi-duplex, une sorte de duplex à un prix abordable. L’architecture est d’une très haute qualité, et les immeubles comptent parmi les meilleurs exemples de l’architecture suisse. Dans l’inventaire du Service cantonal des biens culturels du canton de Fribourg, ils figurent dans la catégorie A. Les immeubles ont été vendu à la fin de l’année 2010. Depuis mi-janvier, des travaux lourds sont en cours à l’intérieur. Une douzaine d’appartements ont été complètement vidés. On a notamment démoli les boxes des cuisines et inclus les cloisons en bois. Le but

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est de «rénover» de cette manière tous les 120 appartements. Les propriétaires n’ont pas demandé un permis de construire ni informé les autorités. Le Service des biens culturels a demandé de stopper les travaux pour initier une procédure normale, jusqu’à aujourd’hui en vain. L’action Sauvez Sicoop Schoenberg a déposé le 11 avril 2011 une pétition munie de 800 signatures au Conseil communal de la ville de Fribourg. La pétition demande: 1) de stopper immédiatement les travaux en cours. 2) de classer les bâtiments Sicoop Schoenberg dans la liste de protection de la ville de Fribourg. 3) une procédure ordinaire pour les travaux de rénovation. www.pro-fribourg.ch

Prix Europa Nostra 2011 La Commission européenne et Europa Nostra ont révélé en avril la liste des vingt-sept projets lauréats des Prix du patrimoine culturel de l’Union européenne/Concours Europa Nostra pour 2011. Comme les années précédentes, il n’y a pas de représentant de la Suisse parmi les lauréats. La cérémonie de remise des prix se tiendra au Concertgebouw d’Amsterdam, le 10 juin. Europa Nostra est la voix du patrimoine culturel en Europe. Elle rassemble et représente 250 organisations non gouvernementales, 150 organisations associées et 1500 particuliers de plus de cinquante pays; tous ses membres se consacrent à la protection du patrimoine et des paysages culturels de l’Europe. Ils forment un réseau voué au dialogue, mettent en valeur les meilleures réalisations en rapport avec le patrimoine, mènent des campagnes contre les menaces qui pèsent sur les sites, les paysages et les édifices patrimoniaux vulnérables, et font pression en faveur de politiques durables et de normes de qualité élevées pour le patrimoine.

Menacés: les immeubles Sicoop Schoenberg à Fribourg de 1970. (photo LDD) Gefährdet: die Gebäude Sicoop Schönberg in Freiburg von 1970. (Bild ZVG)

Lauréat dans la catégorie «éducation» du Prix Europa Nostra 2011: «Un cœur pour les cafés du peuple» en Flandres et à Bruxelles (B). (photo LDD) Preisträger in der Kategorie «Bildung» der Europa Nostra Awards 2011: «Ein Herz für Volkscafés» in Flandern und Brüssel (B). (Bild ZVG)

La date limite de soumission des prochaines candidatures est le 1er octobre 2011. La cérémonie de remise des prix aura lieu à Lisbonne en juin 2012. www.europanostra.org

Les Archives Hôtelières Suisses Depuis 200 ans, la Suisse est le pays du tourisme par excellence en Europe, il en fut même le berceau et engendra parmi les plus grands noms de l’hôtellerie. Les Archives Hôtelières Suisses (AHS) sont une fondation, créée en 2008 à l’initiative de hotelleriesuisse et financée par une contribution du SECO (Secrétariat pour l’économie) et de plusieurs fondations privées, dont la mission est de sauvegarder, de répertorier et de diffuser ces informations, contenues souvent dans des archives dispersées, abandonnées ou sur le point de disparaître. Car ces masses de papiers, et parfois d’objets «sans valeur», se trouvaient sous les toits, où elles laissèrent la place à des suites luxueuses, ou dans des caves, où elles furent sacrifiées par les travaux d’assainissements des spas. Tous les jours, des témoins du passé de nos grandes maisons disparaissent par manque de connaissance. Au travers de www.hotelarchiv.ch, les AHS communiquent au plus large public les résultats de leurs recherches et tentent ainsi d’éveiller la conscience du monde économique à la valeur de ce patrimoine, qui fut au XIXe siècle le produit national brut numéro un de la Suisse et qui peut le redevenir. Selon une récente recherche, 68% des touristes jugent la protection de la nature et l’héritage culturel comme des facteurs pertinents dans le choix de leur destination de vacances (htr Hotel Revue du 14.04.2011). www.hotelarchiv.ch


Luc und Lea fahren mit ihren Eltern ins Tessin. Dort gibt es ein abgelegenes Bergtal: das Valle Bavona. Die Menschen, die einst hier lebten, waren Bergbauern. Jeden Frühling begaben sie sich mit ihren Tieren auf Wanderschaft und zogen von einem Weideplatz zum nächsten, immer höher hinauf. Sie besassen Ställe und Unterkünfte auf verschiedenen Höhenstufen. Im Winter wohnten die Bauern am Taleingang, in Cavergno. Die zwölf Weiler des Valle Bavona waren dann menschenleer. Das Leben war sehr hart, denn die karge Landschaft gab nicht viel her. Sogar auf ins Tal gefallenen Felsblöcken legten die Menschen Wiesen an, um wenigstens eine Handvoll Heu zusätzlich ernten zu können. Ausser von Käse und vom Fleisch der Tiere ernährten sich die Talbewohner vor allem von Kastanien, die sie trockneten und zu Mehl verarbeiteten. Auf der Suche nach einem besseren Leben wanderten viele junge Bauern im 19. Jahrhundert nach Australien und Amerika aus. Heute kommen die Menschen zum Wandern ins Tal und bewundern die urtümlichen Dörfer mit den ganz aus Stein gebauten Häusern.

Auf den folgenden Seiten könnt ihr in einem Spiel das Valle Bavona entdecken.

Luc et Lea vont au Tessin avec leurs parents. Leur destination: le Val Bavona. Les gens qui vivaient ici autrefois étaient des paysans de montagne. Chaque printemps, ils partaient en transhumance avec leurs troupeaux, marchant d’un pâturage à l’autre, toujours plus haut. Ils possédaient des étables et des abris à différentes altitudes. En hiver, les paysans habitaient à l’entrée de la vallée de Bavona, à Cavergno. Durant cette période, les douze hameaux de la vallée étaient déserts. La vie était très dure, car ce territoire austère était peu productif. Les hommes allaient jusqu’à cultiver des prairies sur les rochers tombés dans la vallée, pour pouvoir y récolter ne serait-ce qu’une poignée de foin supplémentaire. Les habitants de la vallée se nourrissaient de fromage et de la viande que leur procurait leur bétail, mais aussi de châtaignes, qu’ils séchaient pour en faire de la farine. Au XIXe siècle, beaucoup de jeunes paysans qui aspiraient à une vie meilleure émigrèrent en Australie et en Amérique. Aujourd’hui, on vient dans la vallée pour y faire des randonnées et admirer ses villages archaïques, avec leurs maisons tout en pierre.

Sur les pages suivantes, un jeu vous fera découvrir le Val Bavona.


10 Lucs Vater macht ein Foto von einem grossen Stein mit eingemeisselter Inschrift. Du wartest auf ihn. (1 Aussetzen) 17 Du nimmst eine falsche Abzweigung und gehst ins Valle Calneggia. Dafür kannst du die schöne gebogene Steinbrücke sehen! (Würfle bis zur Brücke und zurück) 24 In Foroglio gehst du zu nahe an den 100 m hohen Wasserfall heran und wirst ganz nass. Du musst warten, bis deine Kleider wieder trocken sind. (1 Aussetzen)

Règles du jeu: Vous avez besoin d’un dé et d’une figurine par joueur. Tout le monde part de Cavergno. Jetez le dé à tour de rôle et avancez d’autant de cases sur le vieux chemin muletier qui traverse le Val Bavona. Le but du voyage est l’alpage de Robiei.

Spielanleitung: Ihr braucht einen Würfel und für jeden Mitspieler eine Spielfigur. Alle Spieler starten in Cavergno. Würfelt der Reihe nach und rückt die Anzahl Schritte auf dem alten Saumpfad durchs Valle Bavona vor. Ziel der Reise ist die Alp Robiei.

30 In Roseto bittet dich eine Bäuerin, für sie das Feuer in ihrem Kastaniendörrhaus zu bewachen. (1 Aussetzen) 40 Bei Fontanella hilfst du einem Mann, sein «Splüi» wieder instand zu setzen. Das Splüi ist ein Haus, das unter einen mächtigen Felsbrocken gebaut ist. Manche Splüi dienen auch als Ziegenställe, Heuschober oder Vorratskeller. (Rücke vor auf Feld 59)

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43 In Faedo macht ihr Pause! Es gibt es ein leckeres Brot aus süssem Kastanienmehl. (1 Aussetzen) 48 Bei Sonlerto musst du einen Umweg machen, weil ein Felssturz den Saumpfad verschüttet hat. (Umweg)

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56 Miros Spürnase entdeckt die Spur einer Herde aus Ziegen, Rindern und Schweinen. Er rennt ihnen hinterher. Auch du gehst schneller, um ihn einzuholen. (4 Felder vor)

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65 In San Carlo erwischst du gerade noch die Seilbahn, und kannst deine müden Wanderbeine bei der Fahrt nach oben ein wenig ausruhen. (Vor auf Feld 72) 76 Dem Sennen ist ein Käse vom Rücken gefallen und den Hang hinuntergerollt. Du hilfst ihm, den Käselaib zu holen. (Zurück auf Feld 69) 10 Le père de Luc fait une photo d’une grande pierre sur laquelle est taillée une inscription. Tu l’attends. (Passe 1 ton tour.) 17 Tu prends la mauvaise bifurcation et pars en direction du Val Calneggia. Tu en profites pour admirer le beau pont à arche en pierre. (Jette le dé pour aller jusqu’au pont, puis pour en revenir.) 24 A Foroglio, tu t’approches trop de la cascade de 100 m de haut et tu finis tout trempé. Tu dois attendre que tes habits aient séché. (Passe 1 ton tour.)

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30 A Roseto, une paysanne te demande de surveiller le feu dans son séchoir à châtaignes. (Passe 1 ton tour.) 40 Vers Fontanella, tu aides un homme à réparer son «splüi». Les «splüi» sont des maisons construites sous de grands rochers. Beaucoup servent aussi d’étables à chèvres, de fenils ou de caves à provisions. (Avance à la case 59.)

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43 A Faedo, vous faites une pause. Il y a un délicieux pain au goût sucré, à base de farine de châtaignes. (Passe 1 ton tour.) 48 Vers Sonlerto, tu dois faire un détour, car une chute de pierres a bloqué le passage. (Emprunte le détour.)

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56 Avec son flair habituel, Miro lève la trace d’un troupeau de chèvres, de bœufs et de cochons. Il leur court après, et tu accélères pour le rattraper. (Avance de 4 cases.)

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65 A San Carlo, tu parviens tout juste à attraper le téléphérique et tu profites de la montée pour te reposer un peu les jambes. (Avance à la case 79.)

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76 Le vacher a perdu un fromage, et celui-ci a dégringolé la pente. (Recule à la case 69.)

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Verlosung Tirage au sort Schreibe das Lösungswort auf eine Postkarte und schicke diese bis zum 15. Juli 2011 an: Schweizer Heimatschutz, Stichwort: «Lea und Luc im Valle Bavona», Postfach 1122, 8032 Zürich oder schreibe ein E-Mail an: info@heimatschutz.ch. Vergiss nicht, den Absender zu notieren! Unter allen richtigen Antworten verlosen wir eine tolle Überraschung. Unter www.heimatschutz.ch/lealucmiro findest du alle bisherigen Kinderseiten auch als PDF.

Inscris le mot à découvrir sur une carte postale et envoie-la jusqu’au 15 juillet 2011 à: Patrimoine suisse, mention: «Lea et Luc dans le Val Bavona», case postale 1122, 8032 Zurich, ou écris un courriel à: info@patrimoinesuisse.ch. N’oublie pas d’indiquer l’expéditeur! Les participants qui auront donné la bonne réponse et qui seront tirés au sort recevront une magnifique surprise. Lea und Luc bauen ein Steinmännchen. Hilf ihnen, die Steine der Grösse nach zu sortieren, angefangen beim grössten. Richtig sortiert ergeben die dazugehörigen Buchstaben das Lösungswort (zweithöchster Tessiner Berg oberhalb des Bavonatals). Lea et Luc construisent un bonhomme en pierres. Aide-les à trier les pierres selon leur taille, en commençant par la plus grande. Lorsque les pierres sont dans le bon ordre, les lettres qui leur sont attribuées forment le mot à découvrir, qui désigne le deuxième plus haut sommet tessinois au-dessus du Val Bavona.

Konzept/Conception: Karin Artho, Thomas Munsch, Gabi Berüter Illustration/Graphisme: Gabi Berüter; Texte/Textes: Thomas Munsch Übersetzung ins Französische/Traduction française: Léo Biétry

Tu peux aussi télécharger toutes les pages enfants précédentes en format PDF sur: www.patrimoinesuisse.ch/lealucmiro.


Rundschau

23 | Heimatschutz  Patrimoine 2/11

KURZ UND BÜNDIG Inventar der Gartendenkmalpflege öffentlich zugänglich Die Stadt Zürich hat im Januar 2011 als erste Schweizer Stadt den umfassenden Katasterkatalog ins Internet gestellt. Diese neue Dienstleistung nennt sich Katasterauskunft und zeigt mit wenigen Mausklicks und ohne Gang auf die Behörden, welche Nutzung auf einer beliebigen Zürcher Parzelle möglich ist. Vorgaben der Bau- und Zonenordnung, des Natur- und Landschaftsschutzes oder der Denkmalpflege können für jede Parzelle der Stadt Zürich abgefragt und als Teil- oder Gesamtbericht heruntergeladen werden. Diese neue Transparenz gibt Privaten Sicherheit und fördert die Zusammenarbeit mit der Stadt. Dies gilt im Besonderen für das Inventar der Gartendenkmalpflege, welches 1989 vom Stadtrat festgesetzt, aber nicht öffentlich war, aus Furcht vor mutwilliger Zerstörung von Gärten. www.katasterauskunft.stadt-zuerich.ch

Glarner Architektur von 1900 bis heute Die Publikation «Verborgen, vertraut» stellt sehenswerte Architektur im Kanton Glarus vor. Auf jeweils drei Seiten werden 35 Bauten dokumentiert, mit Fotos von Lorenz Bettler, Originalplänen und einem Text, der das Werk in den Kontext seiner Zeit und des Kantons einordnet. Darunter sind Klassiker der Nachkriegsarchitektur wie das Kunsthaus von Hans Leuzinger oder das Schwesternhochhaus von Jakob Zweifel in Glarus ebenso wie neue Bauten junger Architektinnen und Architekten. Ein Register mit 65 weiteren Objekten sowie ein detaillierter Kartenteil ergänzen die Publikation. Zudem porträtiert ein Fotoessay von Susanne Stauss den heutigen Kanton, und fünf Texte erzählen von der Industriearchi-

tektur, vom Leben und Wirken der grossen Heimatschutzlegenden Hans Leuzinger und Jakob Zweifel oder von der Raumplanung im Zug der Gemeindefusionen. Herausgegeben wurde «Verborgen, vertraut» vom Glarner Architekturforum. Konzept und Inhalt: Judith Gessler, Hansruedi Marti, Rahel Marti. Mit Beiträgen von Rahel Marti, Philipp Maurer, David Ganzoni, Rahel Lämmler, Michael Wagner und Kaspar Marti. www.glarnerarchitekturforum.ch

Dampfschiff Unterwalden saniert Der Vierwaldstättersee hat wieder eine Schönheit mehr: Das Dampfschiff Unterwalden kehrte am 14. Mai 2011 anlässlich einer Dampferparade in neuer Frische zurück aufs Wasser. Während dreissig Monaten sanierten Fachleute den über hundertjährigen Raddampfer für gut zehn Millionen Franken. Die Generalüberholung der Unterwalden war die Umfangreichste und die Anspruchsvollste in der Geschichte der Dampfschiffrenovierung auf dem Vierwaldstättersee. Das Dampfschiff Unterwalden, gebaut vom bedeutenden Schweizer Industrieunternehmen Escher Wyss, wurde am 18. Mai 1902 in Betrieb genommen. Die Generalüberholung war nur dank der finanziellen und fachlichen Unterstützung der Dampferfreunde Vierwaldstättersee und der kantonalen Denkmalpflege möglich. www.lakelucerne.ch

Graphic Novel «Die Bekehrung» Am Internationalen Comix-Festival «Fumetto» in Luzern stellte der Autor und Architekt Matthias Gnehm sein neues Werk zum Thema Zersiedelung vor. Die Präsentation der Graphic Novel «Die Bekehrung» (Verlag Edition Moderne, unterstützt von Pro Natura) wurde umrahmt von einer Podiumsdiskussion. Zum Thema «Zersiedelung – wie kann

Preisträger in der Kategorie «Konservierung» der Europa Nostra Awards 2011: Die Abtei Ardenne, Saint-Germain-la-Blanche-Herbe, Basse-Normandie (F) und die Villa Empain in Brüssel (B). (Bilder ZVG) Lauréats dans la catégorie «conservation» du Prix Europa Nostra 2011: L’abbaye d’Ardenne, SaintGermain-la-Blanche-Herbe, Basse-Normandie (F) et la Villa Empain à Bruxelles (B). (photos LDD)

sie gestoppt werden?» diskutierten Anton Affentranger, Verwaltungsratspräsident der Implenia, Benedikt Loderer, Stadtwanderer, sowie Martin Vinzens, Chef Sektion Ländliche Räume und Landschaften im Bundesamt für Raumentwicklung ARE. www.pronatura.ch

reticulum artis – Wissen aus Architektur und Kunst vernetzen Die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK hat ein Netzwerk für Schweizerische Architektur- und Kunstwissenschaft geschaffen. Es steht allen Fachleuten und Interessierten offen und ist erste Anlaufstelle für Informationen zur Erforschung der historischen Baukultur der Schweiz. Herz der Plattform ist ein Wissensnetzwerk. Hier findet man alle relevanten Personen, Institutionen und Projekte. Die Plattform hilft Informationen auszutauschen, den richtigen Adressaten zu finden und Kontakte zu knüpfen. Bilder- und Textsammlungen, Vorlagen und Themendatenbanken sind im Aufbau. www.reticulum-artis.ch

Europa Nostra Awards 2011 Die Europäische Kommission und der europäische Dachverband Europa Nostra haben im April die diesjährigen 27 Gewinner des Preises der Europäischen Union für das Kulturerbe bekanntgegeben. Unter den Preisträgern ist wie in den Vorjahren wiederum kein Vertreter aus der Schweiz. Die Auszeichnungen werden am 10. Juni 2011 anlässlich einer Feierstunde im Concertgebouw in Amsterdam verliehen. Bewerbungen um den europäischen Kulturerbepreis 2012 können ab sofort bis zum 1. Oktober 2011 eingereicht werden. Die Auszeichnungen werden dann im Juni 2012 in Lissabon verliehen. www.europanostra.org


Frisch gestrichen

Heimatschutz  Patrimoine 2/11 | 24

Musikerwohnhaus in Basel

Jazz statt Steckdosen Buol & Zünd Architekten haben für die Stiftung Habitat eine Fabrik zu einem Musikerwohnhaus umgebaut.   Ein Besuch im «Miniquartier» lohnt sich. Ivo Bösch, Architekt und Redaktor Hochparterre

Welcher Architekt kennt ihn nicht, den Levy-Classic-Schalter? Lichtschalter und Steckdosen verliessen bis 2004 die Fabrik an der Lothringerstrasse im Basler Quartier St. Johann. Hier war der Sitz der Levy Fils AG, bis ABB die Firma übernahm. Heute wohnen und üben Musikerinnen und Musiker in den teilweise über 100-jährigen Gebäuden. «Es ist ein Konglomerat», sagt der Architekt Marco Zünd. Und es sei ein Glück gewesen, dass er das Raumprogramm mitgestalten konnte. Denn so liessen sich geeignete Nutzungen für die verschiedenen Räume finden. Lesen im Staub Die Roche-Erbin Beatrice Oeri versucht schon seit Längerem, mit ihrem Vermögen Sinn zu stiften und Gutes zu tun. Dafür hat sie 1996 die Stiftung Habitat gegründet, die sich für eine wohnliche Stadt und bezahlbare Mieten einsetzt. Die Stiftung kauft Liegen-

Eine Wohnung in der einstigen Lagerhalle, ein Gästestudio in den Räumen der früheren Fabrik und die gedeckte Spielhalle für Kinder (v.l.n.r.). (Bilder Michael Fritschi) Un appartement dans l’ancien entrepôt, un studio pour les musiciens de passage dans les locaux de l’ancienne fabrique et l’espace de jeux pour les enfants (de g. à d.). (photos Michael Fritschi)

schaften. Zurzeit besitzt sie 30 Häuser mit rund 200 Wohnungen. Besonders setzt sich die Stiftung für Kinder, Behinderte und alte Menschen ein. Erwähnenswert ist: Im Stiftungszweck steht auch, dass sie bei Sanierungsarbeiten Rücksicht auf die Bausubstanz nimmt. Oeri hält sich im Hintergrund und ist nur Präsidentin des Stiftungsrats. Doch sie ist auch Jazzliebhaberin, und als solche wollte sie auch etwas für Musiker tun. Deshalb entstand die Idee, an der Lothringerstrasse 165 ein Musikerwohnhaus einzubauen. Die Architekten von Buol & Zünd merkten schnell, dass der eine Hausteil im Vorderhaus, in dem sich die Fabrikation befand, früher schon Wohnungen beherbergte. Hier war es ein Leichtes, wieder Wohnungen einzubauen. Im anderen Hausteil sind heute im Erdgeschoss vier Übungsräume mit einem professionellen Aufnahmestudio eingerichtet. Auch externe Musiker können diese Infrastruktur mieten, genauso wie die vier Gästestudios im Obergeschoss. Die vier Meter hohen Räume mit Schlafgalerie sind inzwischen schon ab und zu ausgebucht. Im Dachgeschoss haben die Architekten die Art der Wohnungen wieder gewechselt. Nicht mehr kleinteilig, son-

dern grosszügig sind die Wohnungen unter dem Dach. «Lesen im Staub» nennt es Marco Zünd und meint damit die Suche nach dem geeigneten Einbau in den Bestand. Von der Fabrik zum Musikquartier Im Hinterhaus befand sich das Lager des zweitgrössten Schalterlieferanten der Schweiz. Der zweigeschossige Holzbau war nicht isoliert und deckte mit seinen An- und Nebenbauten das ganze Grundstück zu. Um überhaupt Wohnungen in das tiefe Gebäude einbauen zu können, brachen die Architekten zwei Höfe aus der Halle. Auch zwei Nebenbauten musste weichen. Damit sind in der kleinen Gasse und in den Höfen die Einzelbauten wieder sichtbar. Aus der zusammengebauten Gebäudegruppe ist ein kleiner Stadtteil entstanden. Drei Maisonnettewohnungen und zwei grosse Wohngemeinschaften besetzen, was von der Lagerhalle blieb. Jede der Wohnungen hat einen separaten Übungsraum. Alles ist wie im ganzen Haus bestens schallisoliert, damit die Musiker Tag und Nacht spielen können. Sie haben in diesem Hausteil viel Raum, denn alle Wohnungen sind vier Meter hoch. Die Konstruktion mit tra-


Peinture fraîche

25 | Heimatschutz  Patrimoine 2/11

Die Betonelemente an der Fassade der einstigen Lagerhalle (links). Ein neuer Innenhof, der die Wohnungen in der Lagerhalle belichtet (rechts). (Bilder Michael Fritschi) Les panneaux de béton sur la façade de l’ancien entrepôt (à gauche). Une nouvelle cour intérieure donnant de la lumière aux appartements de l’ancien entrepôt (à droite). (photos Michael Fritschi)

genden Holzständern und ausfachenden Bretterwänden haben die Architekten neu interpretiert: Betonrahmen tragen die neue Fassade, die Füllungen sind aus verputzten Porenbetonsteinen oder Glas. Zum kleinen Musikquartier gehört eine Kantine, die einen Mittagstisch anbietet. In der gedeckten und betreuten Spielhalle treffen sich die Kinder mit Freunden aus der Nachbarschaft und im Weissen Saal findet nächstens eine öffentliche Generalprobe statt. Er ist so etwas wie der Gemeinschaftsraum des Musikerwohnhauses. Nicht genug: Die Stiftung stellte während der Planung fest, dass neun Wohnungen für die aufgebaute Infrastruktur zu wenig sind. Deshalb nahm sie Kontakt zu den Nachbarn auf und konnte gleich die gesamte Häuserzeile kaufen. In zwei Häusern sind heute weitere Musikerwohnungen eingebaut, die drei anderen Häuser sind «normal» vermietet. Darf man das? Trotz den vielen Nutzungen und Räumen – sechs neue und verschiedene Holzböden finden sich im Haus – sieht das Musikerwohnhaus erstaunlich einheitlich aus. «Der Kanon der architektonischen Themen ist gleich», verrät Zünd. So sei zum Beispiel überall ein Sockel zu sehen, an den Stützen und an den Fassaden. «Die Architekten Buol & Zünd sind Meister im subtilen

Verschleifen von Alt und Neu», schrieb die Basler Zeitung. Es sei ihnen auch hier gelungen, Unkonventionelles auftreten zu lassen, als sei es schon immer so gewesen. Bei einem Besuch fällt sofort auf, dass sich die Architekten nicht für den Kontrast von Alt und Neu interessieren. Sie haben sogar profilierte Fenster und Treppen entworfen, die auf den ersten Blick historisch aussehen. Doch es sind keine Rekonstruktionen. Wertet das die alten Bauteile nicht ab? «Wir kopieren nicht», antwortet Zünd. Es sei ihnen um die Raumstimmung gegangen, um Vertrautheit. Die neuen Teile seien nur ein Mittel zur Formgebung. Früher als man noch keine Bauteile schützen musste, habe man Räume auch nicht mit gestalterischen Kontrasten zerstört. Und wer genau hinsieht, merkt, dass die kantigen Staketen an einer neuen Holztreppe nicht hundert Jahre alt sein können, auch wenn sie in gleichem Grau bemalt sind wie diejenigen einer alten Treppe. Statt elektrisches Material wird heute Musik produziert, die Nutzungen sind komplett ausgetauscht. Trotzdem haben hier die Architekten die Geschichte des Quartiers weitererzählt. Und wieder braucht Zünd dafür ein schönes Wort: «Kontext-Vorsprung». Das Musikerwohnhaus ist ein offenes Haus. Interessierte dürfen sich durch die grosszügige Eingangshalle in den Innenhof wagen und sich in die Kantine setzen. Die Stiftung Habitat arbeitet schon am nächsten Musikprojekt: Sie baut wieder mit Buol & Zünd ein kleines Areal an der Utengasse in Kleinbasel um, in das sich die Abteilung Jazz der Musik-Akademie einmieten wird.

La maison des musiciens

Jusqu’en 2004, interrupteurs et prises électriques sortaient de la fabrique de la Lothringerstrasse, dans le quartier bâlois de St. Johann. C’était le siège de la Levy fils SA. Ces bâtiments, dont certains datent de plus de 100 ans, sont aujourd’hui habités par des professionnels de la musique. «C’est un ensemble complexe» dit l’architecte Marco Zünd, qui ajoute que ce fut une chance de participer à ce programme architectural. Une utilisation appropriée a pu être définie pour chaque type de pièce. La Fondation Habitat, créée en 1996 par l’héritière du groupe Roche Béatrice Oeri, a été reconnue d’utilité publique. Elle est propriétaire d’une trentaine d’immeubles abritant 200 logements accessibles et conviviaux. Les travaux de rénovation qu’elle entreprend doivent respecter l’architecture existante. C’est ainsi que le site de l’ancienne fabrique Levy a été reconverti par les architectes Buol & Zünd qui l’ont transformé en un véritable quartier musical composé de neuf logements, quatre salles de répétition reliées à un studio d’enregistrement, des infrastructures à louer à des musiciens et des pièces communautaires. Les architectes ont remplacé les poteaux en bois de l’entrepôt par des piliers de béton et habillé la façade de panneaux de béton cellulaire et de vitrages. Ils ont reconstruit certains détails à l’ancienne, mais se défendent de faire du pastiche. Pour eux, il s’agit de recréer une ambiance. L’ensemble donne une impression d’unité, malgré la diversité des affectations présentes. La fondation a acheté la rangée d’immeubles adjacents pour en transformer deux en logements adaptés aux besoins des musiciens. Elle s’est également lancée dans de nouveaux projets, en particulier dans le Petit-Bâle,   pour accueillir la section de jazz de l’Aca-  démie de musique.


Villa Patumbah

Heimatschutz  Patrimoine 2/11 | 26

Heimatschutzzentrum in der Villa Patumbah

Umfassende Renovation gestartet Der 2. Juni 2010 war ein Freudentag. Die Stiftung Patumbah als Eigentümerin und der Schweizer Heimatschutz   als zukünftiger Mieter feierten den symbolischen Spatenstich zur Renovation der Villa Patumbah in Zürich-Riesbach. Die Arbeiten sind seither in vollem Gange. Karin Artho, Leiterin des zukünftigen Heimatschutzzentrums, und Adrian Schmid, Geschäftsleiter Schweizer Heimatschutz

In den vergangenen Monaten standen umfangreiche Baumeisterarbeiten im Gartengeschoss der Villa im Vordergrund. So konnten auch die Heizung und sämtliche Sanitär- und Elektroinstallationen erneuert werden. In einem weiteren Schritt wurden die wertvollen, stark beschädigten Parkettböden mit grosser Sorgfalt restauriert. Als nächstes steht die anspruchsvolle Restaurierung der teilweise übertünchten Wandmalereien im Innern der Villa an. Parallel dazu klärt der Schweizer Heimatschutz im Hinblick auf den Einzug der Geschäftsstelle in die Villa Fragen zur Raumeinteilung und zu EDV-Konzepten. Zudem wird an der Entwicklung des Betriebskonzepts für das geplante Heimatschutzzentrum gearbeitet. Dieses wird – nach Abschluss der Renovationsarbeiten – Anfang 2013 eröffnet. Bildungsarbeit des Schweizer Heimatschutzes Die Öffentlichkeitsarbeit ist eine der Hauptaufgaben des Schweizer Heimat-

schutzes. Als innovativ gilt die 1946 in Zusammenarbeit mit Pro Natura lancierte Schoggitaler-Aktion: Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Schweiz beteiligen sich an der Sammelaktion zum Schutz des Silsersees. Der Verkauf des Schoggitalers hat Millionen von Kindern und Erwachsenen seither mit dem Heimatschutz in Berührung gebracht. Der Ausbau der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit ist heute ein vordringliches Anliegen des Schweizer Heimatschutzes. Mit den attraktiven Faltprospekten «Baukultur entdecken» und der erfolgreichen Schriftenreihe «Die schönsten ... Hotels, Gärten, Spaziergänge etc.» wird das Interesse für Baukultur bei einem breiten Publikum gefördert. Neuste Massnahme ist die seit November 2010 regelmässig in dieser Zeitschrift erscheinende Seite «Lea, Luc & Miro». Sie richtet sich direkt an Kinder, oder ermuntert Eltern und Grosseltern, mit Kindern über Heimatschutzthemen zu diskutieren.

Entstehungsgeschichte Die Idee eines Heimatschutzzentrums geht zurück auf das Jahr 1999. Eine Arbeitsgruppe präsentierte dem Zentralvorstand Ideen für Aktivitäten zur 100-Jahr-Feier 2005. Im Vordergrund stand die «Schaffung eines Heimatschutzzentrums in einer geeigneten Liegenschaft um Laien für Anliegen des Heimatschutzes zu sensibilisieren». Anlässlich seines hundertjährigen Bestehens definierte der Schweizer Heimatschutz in seinen «Baustellen für die Zukunft» die Bildung als einen der Schwerpunkte. Konsequenterweise erfolgte die Schoggitaler-Aktion im Jubiläumsjahr zu Gunsten eines Heimatschutzzentrums. In der Folge wurden verschiedene Standorte in der Deutschund der Westschweiz evaluiert und auf ihre Machbarkeit überprüft. Die Verhandlungen mit der Stiftung Patumbah bildeten die Grundlagen für das zukünftige Heimatschutzzentrum in der Villa Patumbah. www.patumbah.ch

Die Renovationsarbeiten an der Villa Patumbah sind in vollem Gange. (Bild Pfister Schiess Tropeano) Les travaux de rénovation de la Villa Patumbah tournent à plein régime. (photo Pfister Schiess Tropeano)


Villa Patumbah

27 27 || Heimatschutz  Heimatschutz  Patrimoine Patrimoine1/11 2/11

La Maison du patrimoine dans la Villa Patumbah

La rénovation complète a commencé Le 2 juin 2010 fut un jour faste. La Fondation Patumbah, propriétaire, et Patrimoine suisse, futur locataire, célébrèrent le premier coup de pioche symbolique des travaux de rénovation de la Villa Patumbah située dans le quartier Riesbach à Zurich. Depuis, les travaux tournent à plein régime. Karin Artho, directrice de la future Maison du patrimoine, et Adrian Schmid, secrétaire général de Patrimoine suisse

Ces derniers mois ont été surtout consacrés à de gros travaux au rez-dejardin. Le chauffage et toutes les installations électriques et sanitaires ont pu être rénovés. Dans un deuxième temps, les magnifiques parquets fortement endommagés ont été restaurés avec le plus grand soin. La prochaine étape consistera à restaurer délicatement les peintures murales intérieures dont certaines sont recouvertes d’une couche de peinture. Dans la perspective du futur emménagement du secrétariat central dans la Villa, Patrimoine suisse examine et analyse la répartition des pièces et le concept informatique. De plus, il travaille au développement du concept d’exploitation de la Maison du patrimoine dont l’ouverture est prévue début 2013, après l’achèvement des travaux de rénovation. Information et sensibilisation L’information et la sensibilisation du public sont parmi les missions essentielles de Patrimoine suisse. En 1946, date du lancement de la campagne de l’Ecu d’or en collaboration avec Pro Natura, le caractère novateur de la démarche fut salué: des élèves de toutes les régions du pays participèrent à la collecte de fonds pour la protection de lac de Sils. Depuis, la vente de l’Ecu d’or a sensibilisé des millions d’enfants et d’adultes à la cause de la protection du patrimoine. A l’heure actuelle, Patrimoine suisse s’est fixé comme objectif prioritaire d’étoffer la communication et la sensibilisation du public. Dans des dépliants attractifs incitant à Découvrir le patrimoine et par des publications qui rencontrent un grand succès, notamment la série Les plus beaux hôtels, jardins ou Les plus belles promenades, nous nous efforçons de développer l’intérêt d’un large public pour le patrimoine bâti. Tout récemment, nous avons lancé la parution régulière d’une double page

encartée dans la présente revue: les histoires de Lea, Luc & Miro s’adressent aux enfants et incitent les parents et grands-parents à aborder ensemble ces thématiques. Genèse du projet L’idée de créer une Maison du patrimoine a germé en 1999. Un groupe de travail a présenté au comité central une liste de propositions d’activités pour célébrer le centième anniversaire en 2005. «La création d’un centre du patrimoine bâti à un endroit approprié afin de sensibiliser tout un chacun aux objectifs de la protection du patrimoine» a recueilli l’adhésion de tous.

En avril 2006, Giovanni Menghini, conservateur de monuments historiques, présente la Villa Patumbah au comité central de Patrimoine suisse. (photo Ps) Im April 2006 stellte Denkmalpfleger Giovanni Menghini dem Zentralvorstand des Schweizer Heimatschutzes die Villa Patumbah vor. (Bild SHS)

Dans les «chantiers du futur» qu’il a définis durant l’année du centième anniversaire, Patrimoine suisse a désigné la formation comme l’un de ses axes d’action prioritaires. La campagne de l’Ecu d’or du centenaire a donc été organisée en faveur de la création d’une Maison du patrimoine. Par la suite, on a procédé à l’évaluation de plusieurs emplacements en Suisse alémanique et en Suisse romande et étudié leur faisabilité. Les pourparlers avec la Fondation Patumbah ont permis de jeter les bases du projet de création d’une Maison du patrimoine dans la Villa. www.patumbah.ch


Schweizer Heimatschutz

Heimatschutz  Patrimoine 2/11 | 28

Der Brühlgutpark in Winterthur verbindet auf subtile Weise unterschiedliche Nutzungen. (Bilder Christian Schwager) Le Brühlgutpark à Winterthour relie subtilement des activités de nature différente. (photos Christian Schwager)

Schulthess-Gartenpreis 2011 des Schweizer Heimatschutzes

Rotzler Krebs Partner Landschaftsarchitekten für den Brühlgutpark ausgezeichnet Mit der Neugestaltung des Brühlgutparks in Winterthur hat das stark belastete Quartier Tössfeld eine grüne Oase erhalten. Der Schweizer Heimatschutz hat dieses gelungene Stück Landschaftsarchitektur mit dem Schulthess-Gartenpreis 2011 ausgezeichnet.

Patrick Schoeck-Ritschard, Schweizer Heimatschutz

Das Winterthurer Quartier Tössfeld ist von zwei Polen geprägt: Hier das Sulzer-Areal, das sich in einem stetigen Wandel vom Fabrikgelände zum neuen Wohn- und Arbeitsgebiet mausert, und dort die Zürcherstrasse, über die sich täglich 25 000 Fahrzeuge quälen. Mit der Einweihung des neu gestalteten Brühlgutparks hat die Stadt Winterthur im letzten Sommer ein Zeichen gesetzt und einen der wenigen öffentlichen Grünräume im Quartier nachhaltig aufgewertet. Die gestalterische Qualität des Brühlgutparks hat einen Namen: Rotzler Krebs Partner Landschaftsarchitekten. Die präzise Arbeit des Winterthurer Büros verbindet auf subtile Weise unterschiedliche Nutzungen und verknüpft gekonnt den vorhandenen Bestand mit neu eingefügten Elementen zu einem wegweisenden Grünraum in einem städtischen Gebiet, das starken Transformationsprozessen unterworfen ist. Der Schweizer Heimatschutz hat die

umsichtige Arbeit des Landschaftsarchitekturbüros Rotzler Krebs Partner mit der Verleihung des SchulthessGartenpreises 2011 gewürdigt. Der Schulthess-Gartenpreis Grosszügiger Stifter des 1998 erstmals verliehenen Gartenpreises ist das Ehepaar Dr. Georg und Marianne von Schulthess-Schweizer aus Rheinfelden. Mögliche Preisträger sind Gemeinden, Institutionen oder Privatpersonen, die eine herausragende Leistung auf dem Gebiet der Gartenkultur nachweisen können. Die drei Schwerpunkte für Auszeichnungen sind: Erhaltung und Pflege historisch wertvoller Gärten und Parkanlagen, Realisierung besonders qualitätsvoller, zeitgenössischer Grünanlagen und Aspekte der Forschung. Gewürdigt werden gestalterische und botanische Gesichtspunkte. Die Preissumme beträgt 30 000 Franken. www.heimatschutz.ch/gartenpreis

Lesestoff zum Brühlgutpark Der Schweizer Heimatschutz hat zur Verleihung des Schulthess-Gartenpreises 2011 eine Publikation zum Brühlgutpark und seinen Gestaltern, Rotzler Krebs Partner Landschaftsarchitekten, herausgegeben. Renommierte Autorinnen und Autoren spüren in dieser durchgängig zweisprachigen Broschüre (d/f) unterschiedlichen Aspekten der Landschafts- und Gartengestaltung nach und sprechen über die Bedeutung des neuen Brühlgutparks für das Winterthurer Quartier Tössfeld. Die Publikation kann für CHF 5.– unter www.heimatschutz.ch/ shop bezogen werden (für Heimatschutz-  Mitglieder gratis).


Patrimoine suisse

29 | Heimatschutz  Patrimoine 2/11

Prix Schulthess des jardins 2011 de Patrimoine suisse

Les architectes-paysagistes Rotzler Krebs Partner récompensés pour le Brühlgutpark Depuis le réaménagement du Brühlgutpark, à Winterthour, le quartier de Tössfeld, soumis à de fortes nuisances, jouit   d’une véritable oasis. C’est à ce bel exemple d’architecture paysagère que Patrimoine suisse a décerné le Prix Schulthess   des jardins 2011. Patrick Schoeck-Ritschard, Patrimoine suisse

Le quartier de Tössfeld, à Winterthour, est marqué par deux pôles: d’un côté, l’ancien site industriel Sulzer, qui poursuit sa mue en un nouveau lieu d’habitation et d’activités; de l’autre, la Zürcherstrasse, sur laquelle passent tant bien que mal quelque 25 000 véhicules par jour. Avec le réaménagement du Brühlgutpark, inauguré l’été dernier, la ville de Winterthour a montré l’exemple en revalorisant de manière durable l’un des rares espaces verts publics du quartier. La qualité des nouveaux aménagements est due aux architectes-paysagistes Rotzler Krebs Partner. Grâce à un travail précis, ce bureau de Winterthour est parvenu à relier subtilement des activités de nature différente et à combiner avec habileté substance existante et nouveaux éléments. Il en résulte un

Patrimoine suisse a décerné le Prix Schulthess des jardins 2011 aux architectes-paysagistes Rotzler Krebs Partner pour le réaménagement du Brühlgutpark, à Winterthour. (photo Christian Schwager) Rotzler Krebs Partner Landschaftsarchitekten haben vom Schweizer Heimatschutz den Schulthess-Gartenpreis 2011 für die Umgestaltung des Brühlgutparks in Winterthur erhalten. (Bild Christian Schwager)

espace vert inédit qui, dans ce quartier urbain en pleine mutation, prend la valeur d’une véritable oasis. Patrimoine suisse a souhaité rendre hommage au travail attentif et respectueux de Rotzler Krebs Partner en leur décernant le Prix Schulthess des jardins 2011. Le Prix Schulthess des jardins Les généreux fondateurs du prix, décerné pour la première fois en 1998, sont les époux Georg et Marianne Schulthess-Schweizer, de Rheinfelden. Sont susceptibles de se voir attribuer le prix les communes, institutions ou particuliers qui se distinguent par un accomplissement remarquable dans le domaine des parcs et jardins d’agrément. Il peut s’agir à cet égard de la conservation et de l’entretien de parcs et jardins d’une certaine valeur histo-

rique, de la réalisation d’espaces verts contemporains de qualité, ou de travaux de recherche. Le prix, doté d’un montant de 30 000 francs, récompense les qualités aussi bien botaniques qu’esthétiques des projets. Pour en savoir plus sur le Brühlgutpark A l’occasion de l’attribution du Prix Schulthess des jardins 2011, Patrimoine suisse a édité une publication consacrée au Brühlgutpark et à ses concepteurs, les architectes-paysagistes Rotzler Krebs Partner. Dans cette brochure entièrement bilingue (fr./all.), des auteurs renommés abordent différents aspects de l’architecture du paysage et des jardins, et évoquent l’importance du nouveau Brühlgutpark pour le quartier winterthourois de Tössfeld. La publication peut être commandée sur www.patrimoinesuisse.ch/shop au prix de CHF 5.– (gratuit pour les membres).


Schweizer Heimatschutz

Heimatschutz  Patrimoine 2/11 | 30

Neues Baudenkmal im Bündnerland

Unteres Turrahus Das zwölfte Haus im Angebot von Ferien im Baudenkmal steht im Kanton Graubünden. Das   imposante Walserhaus zuhinterst im Safiental bietet Platz für sieben Personen. Monika Suter, Geschäftsführerin Ferien im Baudenkmal

Ferien im Baudenkmal wächst stetig. Das neuste Haus im Angebot ist das sogenannte «Untere Turrahus» zuhinterst im Safiental. Erbaut im 18. Jahrhundert von einem Podestaten, das heisst einem Statthalter von Ländereien im Veltlin, zeigt es mit seinem weiss verputzten Mauerteil die Macht des Besitzers. Im Inneren sind das schöne

«Message culture» Patrimoine suisse déplore la décision du Conseil fédéral de limiter à 21 millions par an la contribution à la protection du patrimoine culturel et des monuments historiques. Un montant nettement inférieur à la moyenne récente. Fin février, le Conseil fédéral a adopté le «Message culture» pour la période 2012 à 2015 à l’attention des Chambres fédérales. Pour la première fois, la Confédération fixe dans un programme pluriannuel les objectifs et les mesures à prendre en matière de culture. La politique de contributions et de subventions de la protection du patrimoine et des monuments historiques pourra ainsi elle aussi être planifiée de manière fiable. Patrimoine suisse critique néanmoins le montant de 21 millions alloués par le Conseil fédéral au patrimoine et aux monuments historiques. La fâcheuse tactique du salami a assez duré. A l’instar de 21 exécutifs cantonaux, Patrimoine suisse demande que le «Message culture» prévoie au moins 30 millions de francs par an pour la protection de nos monuments historiques. Soit la somme fixée ces dernières années par le Parlement, contre l’avis du Gouvernement. Les précédentes réductions de la manne fédérale ont affecté de nombreuses restaurations auxquelles il faudrait s’attaquer d’urgence. Les dommages aux objets protégés et les coûts d’assainissement qu’ils entraînent augmentent. Il faut éviter que les bâtiments de valeur ne se détériorent. www.patrimoinesuisse.ch/politique

Stubenbuffet, das Täfer und verschiedene historische Türen erwähnenswert. Sieben Personen können im charmanten Haus mit prächtiger Aussicht auf den Talabschluss ihre Ferien verbringen und mit etwas Glück vom Stubenfenster aus verschiedene Wildtiere beobachten. Informationen und Reservationen: www.magnificasa.ch.

Das Untere Turrahus zuhinterst im Safiental GR. (Bild Ferien im Baudenkmal) Une nouvelle maison pour Vacances au cœur du Patrimoine: la Untere Turrahus au fin fond du Safiental (GR). (photo Vacances au cœur du Patrimoine)

Bundesrat verabschiedet Kulturbotschaft

Drastischer Abbau bei Heimatschutz und Denkmalpflege Der Schweizer Heimatschutz kritisiert den Entscheid des Bundesrats, im Rahmen der Kulturbotschaft bloss noch 21 Millionen für Heimatschutz und Denkmalpflege zur Verfügung zu stellen – deutlich weniger als im Durchschnitt der letzten Jahre. Adrian Schmid, Geschäftsleiter Schweizer Heimatschutz

Ende Februar hat der Bundesrat die Kulturbotschaft 2012–2015 zuhanden von National- und Ständerat verabschiedet. Erstmals liegt somit ein mehrjähriges Kulturprogramm des Bundes mit Zielen und Massnahmen vor. Damit kann eine verlässliche Beitrags- und Förderpolitik, auch für den Heimatschutz und die Denkmalpflege, geplant werden. So weit so gut: Der Schweizer Heimatschutz kritisiert jedoch den Entscheid des Bundesrats, im Rahmen der Kulturbotschaft bloss noch 21 Millionen für Heimatschutz und Denkmalpflege zur Verfügung zu stellen – deutlich weniger als im Durchschnitt der letzten Jahre. Gegen den Willen des Bundesrats hatte das eidgenössische Parlament in den vergangen Jahren den Beitrag auf 30 Millionen Franken festgesetzt. Die Denkmalpflege scheint für den Bundesrat ein rotes Tuch zu sein.

Diese leidige Salamitaktik muss jetzt ein Ende haben. Der Schweizer Heimatschutz fordert, im Rahmen der Kulturbotschaft 2012–2015 jährlich mindestens 30 Millionen Franken für den Schutz unserer Denkmäler bereitzustellen, wie dies zum Beispiel aktuell auch 21 Kantonsregierungen fordern. Dem Rückgang der Bundesmittel in den letzten Jahren stehen zahlreiche Restaurierungen gegenüber, welche dringend angepackt werden müssten. Die Schäden an den Schutzobjekten und damit die Sanierungskosten nehmen zu. Es gilt, den drohenden Schaden an den Baudenkmälern zu verhindern. Weitere Informationen unter www.heimatschutz.ch/politik: • Vernehmlassungsantwort zur Kulturbotschaft des Schweizer Heimatschutzes • Factsheet gegen die Kürzung der Bundesmittel für Heimatschutz und Denkmalpflege • Manifest «Baukultur. Eine kulturpolitische Herausforderung» verabschiedet durch den SIA, BSA, Schweizer Heimatschutz und weitere Fachverbände.


Schweizer Heimatschutz

31 | Heimatschutz  Patrimoine 2/11

An der Fachtagung in Bern entwickelten sich engagierte Diskussionen um das Thema Einfamilienhaus. (Bild SHS) La villa individuelle a suscité des discussions animées lors du colloque de Berne. (photo Ps)

Heimatschutz-Fachtagung in Bern

Einfamilienhäuser: ein Auslaufmodell? Die stete Erweiterung der überbauten Fläche ist eng mit dem Boom der Einfamilienhäuser verbunden. Eine sehr gut besuchte Fachtagung des Schweizer Heimatschutzes nahm sich im Februar des Themas an. Peter Egli, Redaktor

In der Schweiz machen die Einfamilienhäuser über die Hälfte aller Wohnbauten aus. Eine Tagung des Schweizer Heimatschutzes mit rund 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmern untersuchte, wie die Zukunft dieser Wohnform, die angesichts des anhaltenden Siedlungsdrucks immer wieder in Frage gestellt wird, aussieht. Christian Schmid, Stadtforscher an der ETH Zürich, beschrieb, wie in der Schweiz seit dem Zweiten Weltkrieg nicht nur die Bevölkerung, sondern auch der Flächenverbrauch pro Kopf steigt. Damit sich die Bebauung in der Schweiz nicht wie ein Nebel über die Landschaft lege, müsse vor allem an den Städten und insbesondere an deren Rändern weitergebaut werden. Denn, so Schmid, man solle sich keine Illusionen machen – das Wachstum gehe auch in Zukunft unbegrenzt weiter. Fredy Hasenmaile, Immobilienfachmann der Credit Suisse, sah das Einfamilienhaus «in der demografischen Falle». In seinem Referat sagte er in touristisch uninteressanten ländlichen Räumen Einfamilienhausbrachen voraus. Seine Prognose: Es nähern sich

die Jahre, in welchen den aus Einfamilienhäusern ausziehenden Haushalten immer weniger junge Familien gegenüberstehen. Beispiele subtiler Verdichtungen von Einfamilienhausquartieren mittels Ergänzungsbauten stellte EPFL-Architekturprofessor Emmanuel Rey vor. Und Christoph Schläppi, Architekturhistoriker und Bauberater des Schweizer Heimatschutzes, beschrieb die glänzende Karriere des Einfamilienhauses, die im Widerspruch zum heutigen Konsens steht, welcher das Einfamilienhaus in erster Linie als mitschuldig an der Zersiedlung sieht. Raimund Rodewald präsentierte die Anliegen der Landschaftsinitiative und verlangte explizit, dass für Einfamilienhausüberbauungen generell keine Einzonungen erlaubt werden dürfen. Schliesslich gab Ariane Widmer, Projektleiterin der mit dem Wakkerpreis 2011 ausgezeichneten Gemeinden von Lausanne West, Einblick in ihre Arbeit und zeigte auf, dass Verdichtung dort stattfinden soll, wo tatsächlich Qualität gewonnen – und nicht verloren – werden kann.

Eine abschliessende, angeregte Diskussionsrunde machte klar, dass langsam aber sicher die tatsächlichen Kosten der kaum koordinierten Bautätigkeit sichtbar werden. Der Unterhalt der Infrastruktur beginnt die Budgets der Gemeinden zu belasten, die Mobilitätskosten steigen, und zugleich führt der demografische Wandel zu einer sinkenden Nachfrage und damit einem Wertverlust der Einfamilienhäuser an peripherer Lage. Auch betreffend des mit dem Bau von Einfamilienhäusern einhergehenden Verschleisses der Landschaft war der Tenor an der Fachtagung klar: Der Verfassungsauftrag, mit der knappen Ressource Boden haushälterisch umzugehen, wird nach wie vor nicht erfüllt. Der Schweizer Heimatschutz forderte deshalb im Rahmen der Tagung den Nationalrat einmal mehr dazu auf, den Beschlüssen des Ständerates in der laufenden Revision des Raumplanungsgesetzes zu folgen und Bauzonen zu reduzieren sowie den Mehrwert abzuschöpfen. Die Tagungsunterlagen sind im Internet unter www.heimatschutz.ch/politik (Rubrik Raumplanung) abrufbar.


Patrimoine suisse

Windkraft und Landschaft

Heimatschutz  Patrimoine 2/11 | 32

Nouvelle prise de position de Patrimoine suisse

L’éolien demande l’élaboration d’une planification concertée Malgré une pression toujours plus forte, le développement d’énergie verte ne doit pas se faire au dépend des sites et paysages. Dans un nouveau document, Patrimoine suisse clarifie sa   position en matière d’énergie éolienne. Seit dem Unfall im Atomkraftwerk von Fukushima haben umweltfreundliche Energien Rückenwind erhalten. Der Schweizer Heimatschutz begrüsst diesen Aufschwung, weist aber auch darauf hin, dass im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung der Schutz von Landschaften und Ortsbildern ebenso im öffentlichen Interesse liegt wie die Produktion von Ökostrom. Die möglichen Zielkonflikte, die sich daraus ergeben, erfordern eine sorgfältige Planung. Der Schweizer   Heimatschutz verlangt insbesondere die Entwicklung einer Planung auf nationaler Ebene, damit an möglichst wenigen Standorten ein möglichst effizienter Ertrag erzielt werden kann. In seinem neusten Positionspapier ruft der Schweizer Heimatschutz dazu auf, bei der Planung von Windkraftanlagen eine Reihe von Auswahlkriterien zu berücksichtigen. Darüber hinaus formuliert er auch seine Erwartungen gegenüber Gemeinden und Kantonen, die sich mit solchen Projekten konfrontiert sehen. Damit Windkraftanlagen optimal in die Landschaft eingebettet werden können und sich die Bevölkerung eine fundierte Meinung zu dieser neuen Technologie bilden kann, braucht es eine öffentliche Debatte über dieses Thema. Dies gilt um so mehr, als mit einem Entscheid über die Windkraft letztlich eine Weichenstellung vorgenommen wird, welche die gesamte Gesellschaft betrifft. Der Schutz des gebauten Erbes sowie der   natürlichen und kulturellen Landschaften ist ein wichtiges Ziel einer umweltgerechten und nachhaltigen Entwicklung und muss bei allen Überlegungen im Zusammenhang mit der Produktion grüner Energien ebenfalls berücksichtigt werden. Die Produktion von grüner Energie rechtfertigt nicht die Beeinträchtigung von Schutzgebieten, zumal die durch Windkraftanlagen produzierte Energie in der Schweiz gegenwärtig nur einen äusserst geringen Teil des Gesamtvolumens ausmacht (weniger als 1%). www.heimatschutz.ch/politik

Monique Keller, Patrimoine suisse

Les énergies vertes ont le vent en poupe depuis la catastrophe nucléaire de Fukushima. Patrimoine suisse salue cet engouement, mais tient à rappeler qu’en matière de développement durable, la préservation des paysages et du patrimoine architectural relève autant de l’intérêt public que la production d’électricité verte. Les conflits potentiels appellent l’élaboration d’une stratégie concertée. Patrimoine suisse demande notamment l’élaboration d’une planification au niveau national afin de viser un rendement efficace en exploitant le moins de sites possibles. En tant qu’énergie renouvelable, l’éolien est promu par le biais de la rétribution à prix coûtant et fait l’engouement des promoteurs électriques. La production d’énergie verte est en soi très louable, mais ne doit pas se faire au détriment des sites et des paysages de valeur, un bien limité. Malheureusement, les projets de parcs éoliens de grande envergure se multiplient sans réelle coordination ou sont planifiés dans des zones de protection.

Patrimoine suisse exige que les emplacements potentiels de parcs éoliens soient désignés et évalués par la Confédération. Dans son dernier papier de position, Patrimoine suisse appelle en outre à respecter une liste de critères lors de la planification de parcs éoliens et clarifie ses attentes vis-à-vis des communes et des cantons confrontés à de tels projets. Pour une meilleure intégration possible des aérogénérateurs dans le paysage et pour permettre à la population de s’approprier au mieux cette nouvelle technologie, il est urgent d’amener le débat sur la place publique, tant il relève d’un choix de société. La préservation du patrimoine bâti et des paysages est un objectif majeur à prendre en compte dans la pesée d’intérêt lors de la production d’énergie verte. Celle-ci ne doit en aucun cas être mise en balance pour justifier un affaiblissement des sites protégés. Et ce d’autant plus que la part d’énergie éolienne produite aujourd’hui en Suisse par rapport au volume total est très marginale (moins de 1%).

Vous pouvez commander la prise de position   «Installations d’éoliennes et protection du paysage» à l’adresse www.patrimoinesuisse.ch/shop ou la télécharger au format PDF sur www.patrimoinesuisse.ch/politique. Das Positionspapier «Windkraftanlagen und   Landschaftsschutz» kann unter www.heimatschutz.ch/shop bestellt oder unter www.heimatschutz.ch/politik als PDF-Dokument heruntergeladen werden.


Patrimoine suisse

33 | Heimatschutz  Patrimoine 2/11

Nouvelle publication Prix Wakker 2011

Im Westen Die zukunft

Une ville prend forme dans l’Ouest lausannois Intitulé «L’Ouest pour horizon», un livre raconte un Ouest lausannois qui se dessine et s’organise, qui se rêve et se réalise. Il montre comment l’Ouest devient ville. Une publication qui s’adresse à tous ceux qu'intéresse la question des villes et du territoire. Monique Keller, Patrimoine suisse

En 2011, année de la quarantième édition du Prix Wakker, Patrimoine Suisse a choisi de récompenser simultanément neuf communes de l’Ouest lausannois. L’énorme écho médiatique suscité par cette distinction montre que le thème de la revalorisation des agglomérations est d’une brûlante actualité. Pour rendre le sujet accessible à un plus large public, un projet de livre et d’exposition a été lancé. Sous le titre «L’Ouest pour horizon», le livre sortira en juin, au moment de la fête organisée à l’occasion de la remise du Prix Wakker. L’exposition verra le jour à la fin de l’année, d'abord à l’EPFL – située dans l’Ouest lausannois précisément –, puis ailleurs en Suisse alémanique. Neufs communes engagées dans une action commune Piloté par Lorette Coen, journaliste et essayiste, le livre raconte une démarche des plus originales et ambitieuses conduites en Suisse. Neufs communes engagées dans une action commune de longue portée, inspirée par une vision forte: la réorganisation urbanistique de leur morceau de terre vaudoise. Bussigny, Chavannes-prèsRenens, Crissier, Ecublens, Lausanne, Prilly, Renens, Saint-Sulpice et VillarsSainte-Croix, liées par un accord politique, préparent ensemble le développement de l’Ouest lausannois promis à devenir l’un des principaux pôles de l’essor régional. Ce projet territorial de grande amplitude concerne quelque 75 000 habitants, environ 50 000 emplois, 20 000 à 30 000 nouveaux résidents attendus d’ici 2020. Jusqu’ici, il a progressé de manière discrète. Or, l’expérience, remarquée par les spécialistes des mutations urbaines en cours en Europe, mérite d’être largement partagée. Logiquement, Patrimoine suisse

s’associe à cette volonté de visibilité et la soutient en préparant la version allemande du livre. Sa parution est prévue pour l’automne, en même temps que l’exposition. Auteurs et photographes de renom Le livre raconte un Ouest lausannois qui se dessine et s’organise, qui se rêve et se réalise, à travers les contributions de nombreux auteurs (Lorette Coen, Marianne Huguenin, Yvette Jaggi, Christophe Jemelin, Monique Keller, Carole Lambelet, Arielle Masboungi, Olivier Mongin, Pierre-Alain Rumley, Christian Schmid, Martin Schuler, Stefano Stoll, Philip Ursprung, Ariane Widmer) et les promenades photographiques de Catherine Leutenegger, Samuel Rouge, Nicolas Savary et Franziska Werren. Il montre aussi, cartes à l’appui, comment l’Ouest devient ville. Et il révèle, par une profusion d’images, l’urbanité rurale qui fait son charme particulier. Cette publication s’adresse à tous ceux qu’intéresse la question des villes et du territoire, professionnellement ou non.

«L’Ouest pour horizon» (240 p., éditions Infolio) peut être commandé à l’aide du talon se trouvant en fin de la revue ou sur www.patrimoinesuisse.ch/shop. CHF 58.– (pour les membres de Patrimoine suisse CHF 45.–). «L’Ouest pour horizon» kann mit der Klappe am Ende der Zeitschrift oder unter www.heimatschutz.ch/shop bestellt werden. CHF 58.– (für Heimatschutz-Mitglieder CHF 45.–). Die deutsche Version («Im Westen die Zukunft») erscheint im Herbst 2011.

Der Wakkerpreis 2011 des Schweizer Heimatschutzes geht an die neun Agglomerationsgemeinden des «Ouest lausannois». Die Auszeichnung löste ein grosses Medieninteresse aus. Das aktuelle Thema der Aufwertung der Agglomerationen soll einem breiten Publikum durch ein Buch und eine Ausstellung noch nähergebracht werden. Das Buch unter dem Titel «L’Ouest pour horizon» wird rechtzeitig zur Wakkerpreisfeier am 18. Juni 2011 erscheinen. Eine Ausstellung ist für den nächsten Winter geplant und wird von Lausanne weiter in die Deutschschweiz wandern. Das von der Journalistin und Autorin Lorette Coen initiierte Buch- und Ausstellungsprojekt beschreibt eines der aussergewöhnlichsten und ehrgeizigsten Vorhaben in der Schweiz im Bereich Raumplanung. Neun Gemeinden, verbunden durch eine starke Vision, sind gemeinsam in einem langfristigen Vorhaben engagiert: die städtebauliche Neuorganisation ihres Stückes Waadtland. Bussigny, Chavannes-près-Renens, Crissier, Ecublens, Lausanne, Prilly, Renens, Saint-Sulpice und Villars-Sainte-Croix sind über ein politisches Abkommen miteinander verbunden und bereiten zusammen die Entwicklung von West-Lausanne vor, das zu einem der wichtigsten regionalen Wachstumspole werden soll. Dieses städtebauliche Projekt, das ein Gebiet mit 75 000 Einwohnern und ungefähr 50 000 Arbeitsplätzen umfasst und bis 2020 mit 20 000 bis 30 000 Neuzuzügerinnen und Neuzuzügern rechnet, war bisher in erster Linie in Fachkreisen bekannt. Mit dem Wakkerpreis 2011 teilt und unterstützt der Schweizer Heimatschutz den Wunsch der Initianten, besser wahrgenommen zu werden. Deshalb hilft er, das Buch, welches zuerst nur in Französisch geplant wurde, im Herbst 2011 ebenfalls auf Deutsch herauszugeben (Titel: «Im Westen die Zukunft»). Die Publikation schildert, wie sich West-Lausanne organisiert und neu zusammenstellt. Sie zeigt   mithilfe von Karten, wie die Region zur Stadt wird. Über eine Fülle von Bildern entdeckt man die ländliche Urbanität, die den speziellen Charme des «ouest lausannois» ausmacht. Das Buch richtet sich an die Bewohnerinnen und Bewohner der Agglomeration und ganz allgemein an all jene, die sich für Fragen der Städte und der Landschaft interessieren, beruflich oder privat. Die Verleihung des Wakkerpreises findet am 18. Juni 2011 statt. Das detaillierte Programm findet sich unter www.heimatschutz.ch/veranstaltungen.


Schweizer Heimatschutz

Heimatschutz  Patrimoine 2/11 | 34

Schoggitaleraktion vom 7. bis 17. September 2011

Biodiversität im Wald Die traditionelle Sammelaktion von Pro Natura und   Schweizer Heimatschutz widmet sich 2011 dem Wald. Iris Strebel, Leiterin Talerbüro

Der Wald bietet uns Ruhe, Entspannung, frische Luft, Vogelgezwitscher und jede Menge Platz zum Wandern, Spazieren, Joggen, Velofahren oder Pilzesammeln. Der Wald bietet aber noch viel mehr. In der Schweiz ist etwa die Hälfte der bisher bekannten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten im Wald und am Waldrand zu Hause. Er ist der natürlichste und artenreichste Lebensraum der Schweiz und besteht aus 120 verschiedenen Waldtypen, vom Auenwald der Flusstäler bis zum Arvenwald an der Waldgrenze. Dies alles erklärt die grosse Biodiversität, die Vielfalt an Lebewesen und ihren Beziehungen und die Vielfalt an Lebensräumen, die wir im Wald antreffen. Sie macht ihn zu einem ganz besonders wertvollen Lebensraum nicht nur für unsere Erholung – es ist ein Lebensraum, für dessen Schutz und Naturnähe sich Pro Natura seit mittlerweile mehr als 100 Jahren konsequent einsetzt. Neben Projekten zur Förderung der Biodiversität im Wald werden aus dem Erlös der Taleraktion 2011 weitere Tätigkeiten von Pro Natura und vom Schweizer Heimatschutz unterstützt.

Der Talerverkauf 2011 wird einmal mehr durch zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfer ermöglicht. Das Talerbüro dankt im Europäischen Freiwilligenjahr 2011 allen ganz besonders für die engagierte Mitarbeit! (Bild Talerbüro) Cette année également, la vente de l’Ecu d’or 2011 ne sera possible que grâce à l’engagement de nombreuses personnes bénévoles. En cette Année européenne du bénévolat, le Bureau de l’Ecu d’or adresse à toutes et à tous un très grand merci! (photo Bureau de l'Ecu d'or)

Seit 1946 setzen sich die beiden Organisationen mit dem Talerverkauf gemeinsam für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen ein. Beide beschaffen sich einen wichtigen Teil ihrer Mittel durch den Talerverkauf. Vom 7. bis 17. September 2011 werden Schulkinder in der Deutsch- und West-

schweiz den traditionellen Schoggitaler an Haustüren und öffentlichen Plätzen zum Kauf anbieten. Die Lehrerschaft, die Schulkinder und das Talerbüro danken Ihnen bereits jetzt für Ihre wertvolle Unterstützung – ein Schoggitaler kostet fünf Franken. www.schoggitaler.ch

Heimatschutz auf Facebook

Wechsel in der Leitung des Talerbüros per 1. März 2011: Nach 15 Jahren übergab Brigitte Brändle (rechts) das Zepter an ihre Nachfolgerin Iris Strebel (links). (Bilder Jutta Vogel) Après 15 années passées comme responsable du Bureau de l’Ecu d’or, Brigitte Brändle (à droite) a donné le témoin à sa successeuse Iris Strebel (à gauche) au 1er mars 2011. (photos Jutta Vogel)

Seit wenigen Wochen ist der Schweizer Heimatschutz auf Facebook zu finden. Er präsentiert sich dort wie viele andere Verbände und Organisationen mit einer eigenen Seite. Diese zeigt eine Sammlung von Links zu befreundeten Organisationen, Bilder diverser Anlässe, Hinweise auf Berichte in den Medien, die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift   Heimatschutz/Patrimoine, Veranstaltungstipps und vieles mehr. www.heimatschutz.ch/facebook


Patrimoine suisse

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La forêt, un écosystème d’une très grande valeur. (photo Susanna Meyer) Ein ganz besonders wertvoller Lebensraum: der Wald. (Bild Susanna Meyer)

Vente de l’Ecu d’or du 7 au 17 septembre 2011

Biodiversité dans la forêt La collecte traditionelle de Pro Natura et de Patrimoine suisse, en septembre, aura pour thème cette   année la biodiversité dans la forêt. Iris Strebel, responsable du Bureau de l’Ecu d’or

La forêt nous offre tranquillité, détente, air pur, chants d’oiseaux et beaucoup d’espace pour la randonnée, les promenades, le jogging, le VTT ou la cueillette des champignons. Mais elle offre bien plus encore. En Suisse, environ la moitié des espèces connues, qu’il s’agisse d’animaux, de végétaux ou de champignons, sont présentes dans la forêt ou à ses lisières. La forêt est le milieu le plus naturel et le plus riche en espèces de Suisse. On en recense 120 types différents, de la forêt alluviale des vallées fluviales à la forêt d’aroles à la limite supérieure de la forêt. Tout cela explique la grande biodiversité que l’on rencontre en forêt. Cette diversité des êtres vivants, de leurs interactions et de leurs habitats fait de la forêt un écosystème particulière-

ment précieux, et pas seulement pour notre délassement. Un milieu pour la protection et la préservation pour lequel Pro Natura s’investit depuis maintenant une bonne centaine d’années. Mis à part ce travail en faveur de la biodiversité en forêt, d’autres activités de Pro Natura et de Patrimoine suisse bénéficieront du soutien de l’Ecu d’or 2011. Depuis 1946, ces deux associations unissent leurs efforts à travers l’Ecu d’or pour préserver notre environnement et notre cadre de vie. Toutes deux tirent une grande partie de leurs ressources financières de sa vente. Du 7 au 17 septembre 2011, des écolières et écoliers de Suisse romande et alémanique proposeront à la population les traditionnels écus d’or en chocolat – au porte-à-porte et dans des lieux publics. Le corps enseignant, les

élèves et le Bureau de l’Ecu d’or vous remercient d’ores et déjà du bon accueil que vous réserverez à cette action: un écu d’or coûte cinq francs. www.ecudor.ch

Patrimoine sur Facebook Depuis quelques semaines, Patrimoine suisse est sur Facebook. A l’instar de nombreuses autres associations et organisations, il se présente sur une page distincte qui contient une série de liens vers des organisations sœurs, des photos de divers événements, des observations sur des informations parues dans les medias, l’édition la plus récente de la revue Heimatschutz/Patrimoine, des suggestions de manifestations et bien plus encore. www.patrimoinesuisse.ch/facebook


Sektionen/Sections

St. Gallen/Appenzell I. Rh. Der Heimatschutz St. Gallen/Appenzell I. Rh. sucht eine neue Geschäftsführerin/einen neuen Geschäftsführer (40-50%). Sie sind Ansprechstelle in Sachen Heimatschutz und Baukultur für Mitglieder, Regionalvertreter,   Privatpersonen, Politikerinnen und Politiker, Behörden und andere Verbände. Sie leiten in Absprache mit dem Präsidenten und Vorstand Projekte, betreuen Publikationen und betreuen Rechtsgeschäfte, beschaffen Mittel und sind für Medienund Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Heimatschutz  Patrimoine 2/11 | 36

Zu Ehren des Architekten Ernst Anderegg gibt die Regionalgruppe Interlaken-Oberhasli einen Kulturführer heraus. (Bild Claudia Dettmar) Le groupe régional Interlaken-Oberhasli sort un guide culturel en l’honneur de l’architecte Ernst Anderegg. (photo Claudia Dettmar)

Bewerbungen und Auskunft via den Präsidenten Andreas Jung, Tel. 071 777 27 42, jung.architekt@bluewin.ch Weitere Informationen: www.heimatschutz-sgai.ch

Stadt BAsel Adäquater Denkmalschutz Der Regierungsrat und der Heimatschutz Basel haben sich auf eine weitergehende Unterschutzstellung des Klinikums 1 des ehemaligen Bürger-  spitals und heutigen Kantonsspitals geeinigt. Jetzt sind nicht nur Fassaden und Dächer geschützt, sondern auch die Eingangshalle, das Haupttreppenhaus mit Vorplätzen und die Hörsäle inklusive Studentenhalle sowie die künstlerische Ausstattung. Der Heimatschutz Basel hat sich entgegen des Beschlusses der Regierung vom Dezember 2009   für einen umfassenden Schutz eingesetzt und   einen Rekurs ans Appellationsgericht des Kantons Basel-Stadt eingereicht. Der Verein dankt der Regierung für das Entgegenkommen im Verfahren und freut sich, dass dieses wichtige Baudenkmal, erbaut 1937–1945 von den Architekten Hermann Baur,   E. + P. Vischer, Bräuning, Leu und Dürig, nun adäquat erhalten bleibt. www.heimatschutz.ch/basel

Bern, Interlaken-Oberhasli 100 Jahre Regionalgruppe Interlaken-Oberhasli Aus Anlass ihres 100-Jahr-Jubiläums hat die Regionalgruppe Interlaken-Oberhasli des Berner Heimatschutzes zu Ehren ihres langjährigen Bauberaters, Ehrenmitgliedes und Freundes Ernst E. Anderegg einen Kulturführer über dessen Leben und Werk herausgeben. Es ist im Rahmen der Kulturführer der Schweizerischen Gesellschaft für Kunstgeschichte

erschienen. Als Autor konnte der Berner Kunsthistoriker Daniel Wolf gewonnen werden; die Bilder stammen vom Oberländer Fotografen Jost von Allmen. Ernst E. Anderegg ist 1928 in der Nähe von Meiringen geboren. Er erwarb 1951 das Architekturdiplom am Technikum in Burgdorf. Nach Anstellungen in Paris zog es ihn in die USA. Dort konnte er sich bei mehreren Architekten weiterbilden, bevor er als Fellow bei Frank Lloyd Wright aufgenommen wurde. Diese zwei Jahre beim Meister haben sein Schaffen geprägt. 1957 eröffnete er ein Büro in Meiringen, mit welchem er während vier Jahrzehnten rund 80 Wohn-und Ferienhäuser sowie Siedlungen in der ganzen Schweiz erstellte. Ab Mitte der 1960er-Jahre kamen öffentliche Aufträge und Grossprojekte dazu, darunter das 1981–1987 erstellte neue Berghaus auf dem Jungfraujoch. Am 28. Mai 2006 ist Ernst E. Anderegg in Meiringen verstorben. Der neue Kunstführer ist von vielen Seiten, darunter auch vom Schweizer und vom Berner Heimatschutz finanziell unterstützt worden. Auch der Lotteriefonds, zahlreiche Mitglieder, Architekten, ehemalige Mitarbeiter und Firmen haben zum Gelingen beigetragen. Die gutbesuchte Vernissage hat am 9. April dieses Jahres in Meiringen stattgefunden. Der neue Kunstführer kann für CHF 10.- plus Versandkosten bei Silvio Keller, Beatenbergstr. 60B, 3800 Unterseen oder per E-Mail (m-s.keller@bluewin.ch) bestellt werden.

GENèVE Musée d’art et d’histoire Après des mois, pour ne pas dire des années, de tentatives de négociation, les discussions autour de

Der Sitz der Heimatschutz-Sektion Waadt in der Domaine de La Doges in la Tourde-Peilz. (Bild Denis de Techtermann) Le siège de la Section vaudoise de Patrimoine suisse au domaine de La Doges à la Tourde-Peilz. (photo Denis de Techtermann)

l’agrandissement du Musée d’art et d’histoire (MAH) ont été nombreuses et ont intensément occupé le comité de la section genevoise de Patrimoine suisse. La conférence de presse donnée le 3 mars et son communiqué transmis aux médias ont suscité divers articles et de nombreuses réactions. Sur le site de la section se trouvent toutes informations nécessaires, textes et liens utiles concernant des propositions alternatives suggérées par l’association pour un agrandissement à la fois plus rationnel et plus respectueux de ce prestigieux monument construit par Marc Camoletti (1857– 1940) et inauguré en 1910. www.patrimoinegeneve.ch

Vaud La Doges en fête en 2011 L’année 2011 s’annonce festive pour La Doges. En effet, nous fêtons les 300 ans de la transformation du bâtiment principal et de la construction du rural (1711–2011). A cette occasion, une multitude de manifestations vont égrainer les jours et les mois prochains. Week-ends de juin: exposition temporaire du Musée suisse de la Mode d’Yverdon-les-Bains La Doges plongera au temps des Palézieux par la présentation de robes et costumes du XIXe siècle. Des mannequins représenteront les maîtres et leurs hôtes au salon, à table, dans les chambres ou au fumoir pour les hommes, tandis que ceux représentant le personnel s’occuperont de la cuisine et d’autres tâches domestiques. Caves ouvertes vaudoises: 11.6 et 12.6. 7 à 8 producteurs de la région de Vevey-Montreux présenteront leurs produits. Festival de musique: 5 concerts en plein air 24.6. Tchiki Duo, percussionnistes sur marimbas, 25.6. Trio Lenitas, musique de chambre, 26.6. Duo avec 2 pianos, improvisation, 27.6. Tamatakia, musique traditionnelle/quintet féminin, 28.6. Cosa Nostra Jazz Band – Musique New Orleans. Prix d’entrée CHF 25.– par concert. Abonnement pour les 5 concerts CHF 100.–. Concerts de musique de chambre 30.10. Duo violon, piano – «de Vienne à New York», 27.11. Duo de chant – «Airs d’opéras». Prix d’entrée CHF 30.–. A l’occasion de ce jubilé, La Doges présentera son vin sous une étiquette spéciale crée à cette occasion. Jean-Jacques Thorens, intendant: tél. 079 213 93 02, jjthorens@bluewin.ch, www.patrimoinesuisse-vd.ch


Sektionen/Sections

37 | Heimatschutz  Patrimoine 2/11

Blickpunkt: Appenzell-Ausserrhoden

Ersatzbauten bleiben die Ausnahme Die Ausstellung «Bauen im Dorf» vom Oktober 2010 bis November 2011 der Ausserrhodischen Kulturstiftung in Stein hat   der Frage nach einer zeitgemässen appenzellischen Architektur neuen Schwung verliehen. Der Heimatschutz Appenzell-  Ausserrhoden nimmt dies zum Anlass, ein paar grundsätzliche Überlegungen beizusteuern. Moritz Flury-Rova und Irene Hochreutener, Heimatschutz Appenzell-Ausserrhoden

Auch Heimat wandelt sich, und auch aus Neuem kann wieder Heimat werden. Es ist allerdings nachgewiesen, dass dieser Prozess schwieriger ist, je anonymer, beliebiger und austauschbarer das gebaute Umfeld ist. Je höher die architektonische Qualität, desto eher ist wohl eine Heimatbildung möglich. Dennoch kommt sie nie ohne Kontinuität aus; wird der Wandel zur Revolution, bleibt die Heimat auf der Strecke. In diesem Fall können keine noch so guten Neubauten die Vertrautheit der alten Umgebung ersetzen. Der Heimatschutz hält es deshalb mit dem St. Galler Architekten und Heimatkundler Salomon Schlatter, der sich 1922 nicht einfach gegen alles Neue wandte, aber eine scharfe Prüfung verlangte, ob es zu uns passe, nach dem Sprichwort «prüfet alles und behaltet das Beste.» Im Verständnis des Heimatschutzes ist Heimat aber noch mehr als nur ein Bild, das durch Ersatzbauten in ähnlichen Proportionen und ähnlichen Materialien beliebig ausgewechselt werden kann. Heimat ist zum Anfassen, es ist der Baum mit der verknorzten Rinde, der schon damals dastand, und es ist auch das Haus mit der alten Türglocke und dem Schieberfenster, durch welches damals ein liebes Gesicht blickte. Neben der emotionalen Heimat gibt es Vergangenheit, Herkunft und Hand-

werkstraditionen, die genauso an der materiellen Hinterlassenschaft hängen. Aufgabe der Denkmalpflege ist es, im Sinn des eidgenössischen Naturund Heimatschutzgesetzes von 1966, diejenigen (bescheidenen) Teile unserer Dörfer, in denen Geschichte sich besonders konzentriert, materialisiert und erfahrbar geblieben ist, als authentische Zeugnisse, als gebautes Archiv für unsere Nachfahren zu bewahren. Was muten wir uns in welchem Tempo zu? Obwohl die Mehrheit der Projekte der Ausstellung «Bauen im Dorf» in Ortsbildschutzzonen angesiedelt ist, kamen denkmalpflegerische Aspekte kaum zur Sprache, in der Aufgabenstellung waren sie sogar bewusst ausgeklammert. Es ist aber nötig, sie zu nennen. Denkmäler sind nicht Denkmäler weil sie ästhetische Vorstellungen befriedigen, sondern weil sie als unwiederbringliche Geschichtsträger unsere Herkunft materialisieren. Die Nachvollziehbarkeit historischer Entwicklung kann auch die Erhaltung eines unscheinbaren Gebäudes notwendig machen. Denkmalpflege ist immer und in erster Linie Anwältin des einmaligen kulturellen Vermächtnisses unserer Vorfahren – auch gegenüber hochgerühmten (aber oft schnell verblassten) neuen architektonischen Qualitäten.

Zwar wird es auch in Ortsbildschutzzonen hin und wieder Ersatzbauten brauchen, sie müssen aber die seltene Ausnahme bleiben. Die einzelnen neuen Lückenfüller müssen Struktur und Typologie des Ortes respektieren und sich besonders behutsam einfügen. Sie müssen Zeit haben, selber zu Identifikationsobjekten zu werden, bevor auch der Nachbar links oder rechts ausgewechselt wird. Würde es am Schluss nur noch den Kontext geben, aber nichts Historisches mehr, hätte sich das kontextuelle Bauen den eigenen Ast abgesägt! Es ist das grosse Verdienst dieser Ausstellung, auf die baulichen Herausforderungen aufmerksam gemacht und die Diskussion gefördert zu haben. Es sind anregende Entwürfe entstanden. Es ist aber wichtig, im Auge zu behalten, dass die Intention der Ausstellungsmacherinnen war, diese Entwürfe als Diskussionsgrundlage und nicht als Bauprojekte oder Prototypen zu verstehen. Überlegen wir uns gut, was wir unserer Heimat wo zumuten und in welchem Tempo. Wir haben nur eine historische Baukultur, ihre Bewahrung sowie an geeignetem Ort ihre rücksichtsvolle Weiterentwicklung ist das Hauptanliegen des Heimatschutzes Appenzell-Ausserrhoden. Mehr dazu unter www.heimatschutz-ar.ch; Dokumentation der Ausstellung unter www.ar-kulturstiftung.ch

Schwellbrunn hat seinen Dorfkern und die charakteristische Silhouette auf dem Hügelkamm bewahrt. Die an sich interessante Idee eines siebengeschossigen Appenzellerhauses (Bild rechts) ist mit dem Ortsbild von nationaler Bedeutung nicht vereinbar. (Bilder M. Flury-Rova; Ausstellungsplakat mit Projekt von «mazzapokora») Malgré l’implantation de nouveaux quartiers, Schwellbrunn a conservé son cœur villageois et sa silhouette caractéristique sur la crête des collines. L’idée, en soi intéressante, d’édifier une maison appenzelloise de sept étages n’est pas compatible avec le respect du site d’importance nationale. (photos M. Flury-Rova; projet de «mazzapokora»)


Von Menschen und Häusern

Heimatschutz  Patrimoine 2/11 | 38

Peter Weber und der «Alpenhof»

Der «Kulturfrachter» auf dem Hügelkamm 1898 gebaut, mehrfach um- und ausgebaut, am Schluss baufällig: So präsentierte sich in den 1990er-Jahren das   einstige Kurhotel «Alpenhof» in St. Anton in Oberegg (AI). Bis ein Verein tätig wurde, eine Genossenschaft das Haus kaufte, wiederbelebte und als «Kulturfrachter» auf Reise schickte. Marco Guetg, Journalist, Zürich

Wer in St. Anton im appenzellischen Oberegg, 1100 Meter ü. M., aus dem Postauto steigt, soll vorerst mal einfach schauen: hinüber zum Bodensee, hinunter auf das Rheintal, zu den Bergspitzen Graubündens oder zum Säntis. Denn hier ist der Reisende, liest er später in einem Werbeprospekt des nahen Hotels Alpenhof, «auf dem schönst-vorstellbaren Aussichtspunkt» angekommen. «Hier trifft Weite auf Weile, Alpstein auf Nebelmeer, Ostschweiz auf Übersee, Alpaufzug auf Astronomie.»

Das klingt, als hätte ein Dichter die Worte in den Prospekt gesetzt. Vielleicht ist dem auch so. Denn im «Alpenhof» gehen auch Dichter ein und aus. Einer, den es immer zu diesem «schönst-vorstellbaren» Ort treibt, ist der Schriftsteller Peter Weber (42) – um zu arbeiten (meistens) oder in seiner Funktion als Präsident des Vereins Alpenhof, der den Betrieb führt (Betriebsleitung: Verena Schoch und Bea Hadorn). Dieser Verein nämlich hat initiiert, was jetzt in St. Anton im Oberegg steht.

Andreas Züsts Vision Der Reihe nach. Am Anfang war ein Mann und der hatte eine Vision. Er hiess Andreas Züst (1947–2000), war Glaziologe mit einem Flair für Meteorologie und Astronomie; er war Künstler, war Mäzen und er sammelte – unter anderem Bücher. Dieser Universalinteressierte entdeckte den «Alpenhof», ein Kurhotel aus dem Jahre 1898, das über die Jahre erweitert und umgebaut worden war. Dort solle, so seine Vision, ein Ort entstehen, an dem Künstler schaffen und sich austauschen können. Andreas Züst starb im Jahre 2000, nicht aber seine Vision. «Der Verein Alpenhof mietete das Haus für 1000 Franken im Jahr», sagt Peter Weber bei unserem Besuch «und versuchte, es im Geiste Züsts zu beleben.» 2007 erwarb eine Genossenschaft das marode Gebäude für 800 000 Franken. Sie finanzierte auch den von den Architekten Marco Köppel und Andreas La Roche realisierten Umbau von rund 1,4 Millionen Franken. Im Sommer 2010 kam schliesslich noch Züsts 12 000-BändeBibliothek nach Oberegg. Seither wird das Haus mit seinen 24 Betten, seinen Sälen, Terrassen und Proberäumen als Pension betrieben – allerdings nur in zweiter Linie touristisch. «Kulturfrachter» nennt Peter Weber das Haus auf dem Hügelkamm. Die Metapher ist Programm. Der «Alpenhof» ist primär ein Rückzugs- und Arbeitsort für Künstler oder Wissenschaftler. Es ist ein Ort der Begegnung, an dem auch Konzerte, Tagungen und Ausstellungen stattfinden.

Peter Weber, Schriftsteller und Präsident des Vereins Alpenhof. (Bild Marco Guetg) Peter Weber, écrivain et président de l’association Alpenhof. (photo Marco Guetg)


Des maisons et des hommes

39 | Heimatschutz  Patrimoine 2/11

Der «Alpenhof» ist primär ein Rückzugs- und Arbeitsort für Künstler oder Wissenschaftler. (Bilder ZVG) L’Alpenhof est avant tout un lieu de retraite et de travail pour les artistes ou les scientifiques. (photos LDD)

Ein Jahr dauerte der Umbau. «Wir wollten so viel wie nötig abbrechen und schauen, welche vitale Strukturen noch vorhanden sind», sagt Weber. Gefunden wurde nur wenig. Es blieb das tragende Gerippe. Übernommen wurde die Einteilung des alten Hauses, von dem hier und dort noch etwas zeugt: Mauern im Untergeschoss, die Balkone, ein Waschhaus auf der Nordseite wie der gesamte Terrassenbereich. Auf dem Flachdach stehen Sonnenkollektoren. Sie liefern achtzig Prozent der Energie. Den Rest besorgt eine PelletHeizung. Die Fassade kleideten die Architekten mit rohem Sperrholz ein, die Innenwände wurden mit französischem Seekiefer beschlagen und weiss bestrichen. Dieses sogenannte Kistenholz verleiht den Räumen eine helle und herbe Wärme. Die alten Böden wurden entfernt. Heute laufen die Gäste über gegossene Betonböden. Und sie schlafen in einfachen Zimmern. Nur zwei haben eine eigene Dusche oder Badewanne. Die mit Lärchenholz getäfelten Etagenduschen kompensieren jedoch den fehlenden Komfort im Zimmer. Besonders einladend ist der in seiner ganzen Länge und Breite erlebbare Aufenthaltsraum. Im vorderen Teil locken Sessel und ein Sofa aus dem Fundus der Bürgenstock-

hotels zur Musse. Wer in diesem Raum mit seinen acht grossen Fenstern sitzt, hat Ausblick von Osten bis Westen. Wer die Tagesstunden hier verbringt, erlebt ein Sonnentagewerk. In diesem Haus ist nichts überinszeniert. Auch Schlichtheit hat ihren Charme. Bibliothek und Sternwarte Herzstück des «Alpenhofs» ist die Bibliothek von Andreas Züst. Seine Tochter Mara, eine Mitinitiantin des «Alpenhofs», hat sie ins Haus gebracht. Die 12 000 Bücher – das Sammelsurium dieses besessenen Sammlers enthält Werke der Belletristik, Esoterik, Glaziologie, Lokalgeschichte etc. – sind labyrinthartig angeordnet. Von der Bibliothek führt eine steile Holztreppe hinauf aufs Dach, wo ein weiteres Tüpfelchen von Züsts Kosmos Wirklichkeit werden soll: eine Sternwarte. Kommt sie? «Ja», sagt Weber, «in zwei bis vier Jahren wird sie stehen: hier auf dem Dach oder unten vor dem Haus.» Was noch kommt? «Die ‹Astronomische Gesellschaft St. Anton› ist am Entstehen, ein Musikraum/Tonstudio im Keller geplant – um alle Aktivitäten organisatorisch unter ein Dach zu bringen, überlegen wir uns, eine Stiftung zu gründen.» www.alpenhofalpenhof.ch

L’Alpenhof d’Oberegg

A St. Anton, village appenzellois situé à 1100 m d’altitude, le car postal s’arrête à l’Hôtel Alpenhof bénéficiant d’une vue panoramique sur le lac de Constance, la vallée du Rhin, les sommets des Grisons et le Säntis. Construit en 1898 sur une hauteur, cet hôtel a été transformé une première fois par un mécène, artiste, scientifique et collectionneur de livres, qui en a fait un lieu de création et d’échange artistique. Après la disparition d’Andreas Züst, l’Alpenhof a été géré par une association. En 2007, une coopérative a racheté le bâtiment en très mauvais état pour 800 000 francs. Une transformation lourde a été entreprise. Les travaux ont duré un an. Une attention particulière a été accordée à l’isolation du bâtiment. Une installation solaire sur le toit fournit 80% des besoins d’électricité. Les chambres sont très simples. Les murs de la grande salle panoramique sont en bois de caisse. Les sols sont en béton. L’Alpenhof est devenu un «bateau culturel», un lieu de retraite pour les artistes ou les scientifiques. Sa vocation touristique est secondaire. La collection de livres d’Andreas Züst y a été installée en 2010. Peter Weber, président de l’association Alpenhof, a encore plusieurs projets de développement en tête: un observatoire astronomique, la constitution de la société astronomique de St.Anton et, par la suite, la création d’un espace musical au sous-sol.


Info-Mix

DER KOMMENTAR

Heimatschutz und erneuerbare Energien im Gleichgewicht Die Katastrophe von Fukushima hat gravierende Konsequenzen.   Menschen starben. Die Böden sind radioaktiv auf lange Zeit verseucht. Zehntausende von Menschen müssen umgesiedelt werden. Das   Desaster wird weltweit zum Auftakt zum Ausstieg aus der Atom-  energie. Die Konsequenzen heissen: Energie sparen, Energie effizienter nutzen und erneuerbare Energien massiv fördern. Zu Recht werden deshalb auch Solaranlagen zur Strom- und Warmwassergewinnung gefordert. Die Schweiz hat diesbezüglich ein grosses Potenzial. Gleichzeitig wird jedoch eine unnötige Polemik gegen die Umwelt-,   Natur- und Heimatschutzverbände losgetreten: Es kann nicht angehen, in der Schweiz flächendeckend Windkraftanlagen zu bauen, die letzten unversehrten Bergtäler für neue Wasserkraftwerke zu fluten oder die Landwirtschaftsfläche für den Anbau von Biodiesel freizu-  geben und auf sämtlichen Dächern Solaranlagen zu platzieren. Gefordert sind sorgfältige Lösungen im Spannungsfeld von Baukultur und Energie. Wie werden konkret Win-Win-Situationen geschaffen? «Fenster sind die Augen eines Hauses.» Durch alte Fenster geht oftmals viel Heizenergie verloren. Entsprechend stehen heute Fenster mit Dreifach-Verglasung im Vordergrund. Das führt bei denkmalge-  schützten Objekten zu Konflikten. Der Basler Heimatschutz hat deshalb eine Kampagne gestartet, die Baukultur und Energiesparen vereint. Sie zielt auf die Nachrüstung von Fenstern in historischen Häusern. Durch den Einbau von beschichtetem Glas und einer Falzdichtung in den alten Fensterrahmen kann der Wärmeverlust um die Hälfte sinken. In der Schweiz gibt es rund 2,3 Millionen Bauten. Davon sind um die   2,5 Prozent geschützt. Das sind gegen 60 000 historische Objekte. Im Spannungsfeld von Heimatschutz und dem Ausstieg aus der Atom-  energie steht bei diesen Objekten die Baukultur im Vordergrund. Auf Solaranlagen bei historischen Bauten, sei dies das Münster in Bern, die   Kapellbrücke in Luzern oder die Kathedrale von Lausanne, ist deshalb – auch nach den schrecklichen Ereignissen in Japan – zu verzichten. Adrian Schmid, Geschäftsleiter Schweizer Heimatschutz La traduction française du commentaire est disponible sur: www.patrimoinesuisse.ch/commentaire

Heimatschutz  Heimatschutz Sauvegarde Patrimoine 1/11 2/11 || 40 40

BUCHTIPP Ein gewichtiges Werk Karl Moser gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten Architekten der Schweiz. Mit dem Historismus aufgewachsen wandte er sich bald dem Heimatstil zu, den er in markanten Villenbauten und öffentlichen Gebäuden zu seiner Blüte brachte. Das konsequente Weiterdenken führte ihn schliesslich zur Moderne, die er als Lehrer und Architekt in der Schweiz salonfähig machte. Trotz seiner weit über die Landesgrenzen hinausreichenden Bedeutung für die Kunst und Architektur blieb Karl Moser ein Thema für Fachleute. Eine gross angekündigte Ausstellung im Kunsthaus Zürich, übrigens ein Schlüsselwerk des Architekten, sowie eine zweibändige Monografie sollten Karl Moser endlich auch der breiten Öffentlichkeit bekannt machen. Die Publikation des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) der ETH Zürich bietet zwar einen umfassenden Zugang zum Werk von Karl Moser und umfasst einen ausführlichen Werkkatalog, doch steht die Frage im Raum, wer bereit ist, dafür 180 Franken auf den Tisch zu legen. So bleibt zu befürchten, dass es doch wieder nur Fachleute sein werden, die das Buch in Universitäts-  bibliotheken aus dem Regal nehmen werden. Patrick Schoeck-Ritschard

Karl Moser. Architektur für eine neue Zeit, gta-Verlag Zürich 2010, 2 Bände im Schuber, CHF 180.–. ISBN 978-3-85676-250-6.

HEIMATSCHUTZ VOR 12 JAHREN Die Eingriffe, die man am wenigsten sieht «Das Valle Bavona wurde zum Territorium von nationaler Bedeutung erklärt, um dessen Pflege sich die Fondazione Valle Bavona bemüht. Auf der Basis realisierter Projekte erstellte sie ein Vademecum, das Aufschluss darüber gibt, in welcher Weise die Normen des Richtplanes umzusetzen sind. Als Handbuch für Eigentümer und Handwerker postuliert es zwei Grundsätze: Die besten Eingriffe sind jene, die man am wenigsten sieht, und bei der Gestaltung der Aussenräume ist auf fixe Installationen – Pergolas, Granittische und -bänke, Grill, Cheminée, Pflästerungen und Gartenzäune – zu verzichten. Die operative Gruppe der Stiftung begleitet die Bauherren ausserdem konkret bei der Projektierung. […] Wenn etwas schiefläuft, dann […] aus mangelnder Kenntnis im guten Glauben oder weil traditionelle Techniken nicht mehr beherrscht werden.» Auszug aus dem Artikel «Vom alpinen Nomadentum zu moderner Mobilität» von Rahel Hartmann, Zeitschrift Heimatschutz, Nr. 1, 1999.




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