Heimatschutz/Patrimoine, 3-2010

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Heimatschutz Patrimoine

Das Zimmer La chambre

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3 2010


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Ferien im Baudenkmal — die Stiftung des Schweizer Heimatschutzes

Casa Döbeli — Russo (TI)

Vacances au cœur du Patrimoine — la fondation créée par Patrimoine suisse

Stiftung Ferien im Baudenkmal Fondation Vacances au cœur du Patrimoine Fondazione Vacanze in edifici storici


Inhalt

Editorial

FORUM

Das Zimmer 2 6 10 16

Gerold Kunz

Alles Museum René Regenass

Gegen den Zerfall von Werten Benno Schubiger

Arche, Bühne, Musterbuch Monika Suter

Vier Stuben und 500 Jahre Geschichte

22 Frisch gestrichen SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ 25 26 28 29 30 31 32

Villa Patumbah Altes Kraftwerk Rheinfelden Baukultur entdecken in Fläsch Das Musterbeispiel für die Landschaftsinitiative Studie von Avenir Suisse Ausflug nach Fläsch Massiver Abbau bei der Denkmalpflege

38 Von Menschen und Häusern

Sommaire FORUM

La chambre 4 9 14 18

Gerold Kunz

Tout est musée René Regenass

S’opposer à la disparition des biens culturels Benno Schubiger

La mémoire de la vie quotidienne Monika Suter

Sommer 2005. Der Schweizer Heimatschutz feiert den 100. Geburtstag. Er dokumentiert seine Geschichte in einer Jubiläumsschrift, dessen Titelbild die Villa Garbald von Gottfried Semper in Castasegna zeigt, ergänzt durch den Neubau von Miller & Maranta. Es widerspiegelt unser grundlegendes Verständnis: Altes sorgfältig bewahren und bei neuen Bauten auf qualitätsvolle Architektur setzen. Die Zeitschrift Hochparterre dokumentiert hochstehende Architektur und setzt sich kritisch mit unserem Sorgenkind Raumplanung auseinander. Der deutschsprachigen Ausgabe unserer Zeitschrift liegt ein Hochparterre-Sonderheft bei, das Fläsch, den Wakkerpreisträger 2010, würdigt. Gleichzeitig erhalten die Abonnenten von Hochparterre unser Supplément zum Zentrum für Baukultur in der Villa Patumbah – beide Organisationen arbeiten so kostengünstig zusammen. Die aktuelle Ausgabe unserer Zeitschrift widmet sich dem Thema «Zimmer» – abgeleitet vom Motto der Europäischen Tage des Denkmals «Am Lebensweg». Können die Räume einer ganz normalen Wohnung zum Museum werden? Die Antwort gibt uns der Künstler San Keller. Aus Anlass der neuen Dauerausstellung «Möbel & Räume Schweiz» im Landesmuseum laden wir Sie zudem ein, der Geschichte der historischen Zimmer in Museen – sogenannten «Period Rooms» – nachzugehen. Und wir berichten von den aussergewöhnlichen Stuben im Türalihus unserer Stiftung Ferien im Baudenkmal. Zu den Tagen des Denkmals haben wir Hans Widmer, Präsident der NIKE, interviewt. Wir wollten vom früheren Nationalrat wissen, wie er sich gegen den geplanten drastischen Abbau der Bundesmittel bei Denkmalpflege und Heimatschutz wehren will. Dies bietet viel interessanten Lesestoff. Für Ihr Interesse an unser Arbeit danke ich Ihnen. Adrian Schmid, Geschäftsleiter Schweizer Heimatschutz

Quatre grands salons et 500 ans d’histoire

23 Peinture fraîche PATRIMOINE SUISSE 25 28 30 33

Stuben, Zimmer, «Period Rooms»

Villa Patumbah Découvrir le patrimoine à Fläsch «Le territoire bâti ne doit plus s’étendre» Coupes drastiques dans la protection du patrimoine

39 Des maisons et des hommes

Titelseite: Historisches Zimmer im Landesmuseum aus der Fraumünsterabtei Zürich, erbaut 1489. Europäische Tage des Denkmals – Haus zum Tiger, Winterthur. (Bilder Schweizerisches Nationalmuseum; Christian Schwager) Page de couverture: Salle historique provenant de l’abbaye du Fraumünster à Zurich, édifiée en 1489. Journées européennes du patrimoine – Haus zum Tiger, Winterthour. (photos Musée national suisse; Christian Schwager)

Salons, chambres et «period rooms» La présente édition de notre magazine est consacrée au thème de la chambre – inspiré des «cycles de vie» des Journées européennes du patrimoine. Peut-on transformer en musée un appartement tout à fait ordinaire? La réponse nous est donnée par l’artiste San Keller. A l’occasion de la nouvelle exposition permanente «Meubles et intérieurs suisses» du Musée national, nous vous invitons à découvrir le concept des salles historiques des musées – dénommées «period rooms». Nous passons ensuite aux extraordinaires salons de la Türalihus de notre Fondation Vacances au cœur du patrimoine. Par ailleurs, en prévision des Journées européennes du patrimoine, nous avons interviewé Hans Widmer, président du centre NIKE. Nous voulions savoir comment l’ex-conseiller national propose de réagir face aux coupes drastiques que la Confédération prévoit dans son budget en faveur du patrimoine et des monuments historiques. Une profusion de lectures des plus intéressantes! Un grand merci pour l’intérêt que vous manifestez pour notre travail. Adrian Schmid, secrétaire général de Patrimoine suisse


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Das Kinderzimmer des Künstlers San Keller wird zum Ausstellungsraum. (Bild Gerold Kunz) La chambre d’enfant de l’artiste San Keller, métamorphosée en salle d’exposition. (photo Gerold Kunz)

Bei San Keller in Bern

Alles Museum Im Museum San Keller in Bern gibt es seit 2008 Arbeiten aus dem bisherigen Schaffen des Künstlers zu sehen. 1971 geboren, zog der Künstler 1976 mit seiner Familie in den Block am Stadtrand von Bern und lebte hier bis zu seinem Wegzug 1991. Im Rahmen des Kunstprojekts «artpicnic», das aus Anlass der Euro.08 durchgeführt wurde, hat   San Keller die Wohnung seiner Eltern erstmals einem grösseren Publikum als Museum zugänglich gemacht. Seither kann das Museum auf Anmeldung besucht werden. Heimat der ganz speziellen Art.

Gerold Kunz,  dipl. Architekt ETH SIA , Ebikon

Jeder ist ein Künstler! Diesen Ausspruch von Joseph Beuys machte sich vermutlich San Keller zu eigen, als er die Idee des eigenen Museums entwickelte: Alles ist ein Museum! Was auf den ersten Blick als eine Provokation verstanden werden könnte, wird beim Besuch im Museum San Keller widerlegt: Die faszinie­ rende Idee ist auch vor Ort ein tragfähiges Gerüst, um sich mit Kunst, Kunstproduktion und Kunstproduktionsbedingungen bekannt zu machen. Denn diese drei Eckpunkte cha­ rakterisieren das bisherige Werk des Künstlers offensichtlich: Er schlief gegen Bezahlung und am Tag in Büros, schleppte einen Sandstein mit dem Gewicht seines Körpers quer durch New York, bis davon nichts mehr übrig war, oder fotografierte Patisserien mit ihrem Preisschild in Römer Confiserien und verkaufte das Abbild

zum hundertfachen des Preises der Süssspeise. Diese Projekte mögen einfach und banal wir­ ken, sie halten einer vertieften Betrachtung dennoch stand und sind die Raison d’être seiner Kunst: Keller entwickelt einfache Kon­ zepte, damit andere am Diskurs teilhaben können; seine Projekte machen möglich, dass über Kunst gesprochen werden kann. So ist der Besuch im Museum San Keller vorab eine Begegnung mit sich selbst. Hier gibt es keine Schminke, die einen Untergrund zu übertünchen versucht. Als Kuratoren wirken die Eltern des Künstlers, die bekennen: Wir haben von San profitiert. Bald wird klar, was das Museum eigentlich will: Der Besuch gilt den Eltern des Künstlers und ist eine Fort­ setzung eines Projekts, das der Künstler selber verfolgt hatte. 2006 hatte auch er verschiedene


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Eltern von Künstlern seiner Generation auf­ gesucht und seine Besuche in einer Serie von Wohnzimmeraufnahmen mit dem Titel «Lapdogs of the Bourgeoisie» festgehalten. Sie zeigen alltägliche Interieurs und ein Werk des Künstlers im elterlichen Umfeld, so wie es Keller vorgefunden hatte. Heimat entsteht dort, wo gelebt wird Der amerikanische Künstler Oscar Tuazon stellte anlässlich seiner Ausstellung in Bern fest, dass die Ausstellungsräume in der Kunsthalle nach dem Vorbild eines bürgerlichen Hauses angeordnet sind. Betrachtet man den Grundriss, nimmt man tatsächlich eine Art Wohnzimmer, eine Küche, ein Esszimmer, ein grosses Schlafzimmer und ein Kinderzimmer wahr. Die Analogie in der Grundrissstruktur diene dazu, um den Kunstwerken ein «Heim» zu bieten, so die Folgerung Tuazons. Auf das Museum San Keller übertragen, findet auch hier eine Verfremdung statt. Das Private wird öffentlich. Doch: Was ist das Museum San Keller für den Heimatschutz? «Die Auseinandersetzung mit dem Wandel der Umwelt, mit der Gestaltung des Raumes und den zeitbedingten Grenzen unserer Vorstellung trägt wesentlich zur Bestimmung der Heimat bei.» So einer der Grundsätze im Leitbild des Schweizer Heimatschutzes. Ist es tatsächlich möglich, dass es in einer Vorortssiedlung am Stadtrand von Bern, wo sich Landwirtschaft und Agglomeration von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, etwas zu sehen und sogar zu entdecken gibt? «Eine offene und andauernde

Das Museum hat seinen besonderen Reiz darin, dass es so gewöhnlich ist. (Bild Gerold Kunz) Le charme particulier du musée tient à son aspect ordinaire. (photo Gerold Kunz)

Auseinandersetzung mit Neuem und mit Veränderungen ist unerlässlich», steht stellvertre­ tend als Antwort im Leitbild des Schweizer Heimatschutzes geschrieben. Am Lebensweg Die Präsentation von Objekten mit Geschichte gehört zum Kernauftrag von Heimatschutz und Denkmalpflege. An den Europäischen Tagen des Denkmals, wo jeweils quasi die ganze Schweiz für ein Wochenende zum Museum erklärt wird, stehen immer wieder Einblicke in privat genutzte Räume auf dem Programm. Die Neugier, wie es wohl hinter dieser oder jener Mauer aussehen mag, motiviert zum Besuch, aus Interesse zu erfahren, was sich alles in diesen oder jenen Räumen zugetragen hat. Auch das Museum San Keller wird diesen As­ pekten gerecht. Seinen besonderen Reiz hat es aber gerade darin, dass es so gewöhnlich ist. Das dreigeschossige Doppelwohnhaus, ein typischer Zeilenwohnbau moderner Prägung mit Baujahr 1961, ist ein Entwurf des Berner Architekten Heinz Strub. Die schlichte Archi­ tektur ist an Bescheidenheit kaum zu überbie­ ten, die Ökonomie der Mittel allgegenwärtig. Die rohe Ziegelwand im Wohnzimmer und der Einbau der Küche offenbaren hingegen etwas von einer Noblesse, die von aussen kaum wahrnehmbar ist. In diesem Sinne hat das Museum San Keller und mit ihm der Block am Blinzernweg 4 in Köniz viel mit jenen Objekten gemein­ sam, die am Tag des Denkmals 2010 der Öffent­ lichkeit gezeigt werden – ausser das noch zarte Alter von bescheidenen 49 Jahren!

Weitere Informationen unter www.museumsankeller.ch


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En visite chez San Keller à Berne

Tout est musée Les créations artistiques de San Keller sont visibles depuis 2008 dans le musée éponyme situé dans la banlieue de Berne. Il s’agit de la maison où l’artiste, né en 1971, a vécu de 1976 à 1991. Le projet artistique «artpicnic» lié à l’Euro 2008 a été pour San Keller l’occasion d’ouvrir pour la première fois les portes de l’appartement de ses parents à un large public. Depuis, cette exposition se visite sur rendez-vous. Un patrimoine bien particulier. Gerold Kunz,   architecte dipl. EPF SIA, Ebikon

«Chacun est artiste!» Il semble que San Keller ait fait sien ce précepte de Joseph Beuys en développant l’idée de créer son propre musée: tout est musée! La provocation que l’on croyait avoir flairé au départ s’évanouit lors de la visite du Musée San Keller. L’idée fascinante de créer son propre musée repose sur un fondement solide: l’exposition invite à s’informer sur l’art, la production artistique et les conditions de production artistique. Ces trois aspects carac­ térisent les premières œuvres de l’artiste: il dormait le jour dans des bureaux tout en étant payé pour cela, il traînait derrière lui un bloc de molasse dans les rues de New York jusqu’à ce qu’il n’en reste plus rien ou photographiait des pâtisseries avec leur étiquette de prix dans des confiseries romaines et vendait la photo au centuple du prix indiqué. Ces projets simples et d’une grande banalité en apparence résistent très bien à des réflexions approfondies et sont la raison d’être de son art: San Keller développe des concepts simples pour que d’autres prota­ gonistes puissent participer au débat. Ses projets permettent des discussions sur l’art.

La visite du Musée San Keller est d’abord une rencontre avec soi-même. Aucun artifice ne tente de masquer quoi que ce soit. Les cura­ teurs de l’exposition sont les parents de San, qui avouent: «nous avons profité de lui». On ne tarde pas à comprendre le propos de la visite qui concerne les parents de l’artiste et qui s’inscrit dans la continuité d’un projet déve­ loppé par l’artiste. En 2006, San Keller avait organisé la visite de plusieurs parents d’artistes de sa génération et exposé ses clichés dans le cadre de l’exposition «Lapdogs of the Bourgeoisie». Elle présentait des intérieurs ordinaires et une œuvre de l’artiste dans l’en­ vironnement parental. Un lieu de vie est sujet à devenir patrimoine Lors de l’exposition de son œuvre à Berne, l’artiste américain Oscar Tuazon a déclaré que l’agencement des salles d’exposition de la Kunsthalle était calqué sur celui d’une maison bourgeoise. Une vue en plan permet effective­ ment de se représenter une sorte de salle de séjour, une cuisine, une salle à manger, une

Le Musée San Keller est situé à la périphérie de Berne, là où ville et campagne se rencontrent. (photo Gerold Kunz) Das Museum San Keller befindet sich am Stadtrand von Bern, wo sich Landwirtschaft und Agglomeration gegenüberstehen. (Bild Gerold Kunz)


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grande chambre à coucher et une chambre d’enfant. Grâce à cette comparaison, les œuvres d’art disposent d’un toit, d’une maison – conclut Tuazon. En transposant cette démarche au Musée San Keller, la même alchimie se produit: le privé s’ouvre au public. Cependant, qu’ap­ porte le Musée San Keller à la protection du patrimoine? «La sauvegarde du patrimoine exige une ré­ flexion qui porte sur les transformations de notre environnement, sur l’aménagement de nos espaces et sur le caractère éphémère de nos concepts»: tel est l’un des principes inscrits dans la Charte de Patrimoine suisse. Est-il possible de voir, et même de découvrir, quelque chose dans un immeuble de la périphérie de Berne où ville et campagne se rencontrent? «Face au changements et aux nouveautés, l’as­ sociation adopte une attitude ouverte», peut-on lire en réponse dans la Charte. Cycles de vie La présentation d’objets chargés d’histoire est l’une des tâches fondamentales de Patrimoine suisse et de la conservation des monuments. Les Journées européennes du patrimoine, qui transforment la quasi-totalité du pays en musée le temps d’un week-end, offrent souvent la possibilité de visiter des lieux privés. La curio­ sité de découvrir ce qui se cache derrière les murs suscite l’intérêt et motive à connaître l’histoire et les coutumes liées à ces lieux. Le Musée San Keller répond lui aussi à ces mêmes attentes. Son charme particulier tient à son aspect ordinaire. Réalisé en 1961, l’immeuble de trois étages formant une lignée de bâtiments typique de l’architecture de ces années a été dessiné par l’architecte bernois Heinz Strub. Son architec­ ture des plus sobres révèle un souci omniprésent d’économiser les matériaux. Le mur en brique brute dans la salle de séjour et l’amé­ nagement de la cuisine donnent en revanche une note raffinée quasiment imperceptible de l’extérieur. En ce sens, le Musée San Keller et le bloc du Blinzernweg 4 à Köniz ont beaucoup de points communs avec les objets qui seront présentés au public lors de l’édition 2010 des Journées européennes du patrimoine – abstrac­ tion faite de l’âge tendre de cet immeuble qui ne compte que quelque 49 modestes années d’existence! Pour plus d’informations, consulter www.museumsankeller.ch

Le Musée San Keller présente des œuvres de l’artiste dans l’environnement parental. (photo Gerold Kunz) Das Museum San Keller zeigt Werke des Künstlers im elterlichen Umfeld. (Bild Gerold Kunz)

«Cycles de vie» Les Journées européennes du patrimoine, 11 et 12 septembre 2010 Avez-vous déjà pris conscience du permanent contact que l’on entre-  tient, de la naissance à la mort et dans le cadre de nos activités quotidiennes, avec notre héritage culturel? Il est discret, lorsqu’il forme notre environnement familier, présent lors de certaines étapes importantes de notre existence et peut nous rappeler des souvenirs s’il disparaît ou s’il est remplacé. Le thème «cycles de vie» de la 17e édition des Journées européennes du patrimoine vous propose de découvrir − le temps d’un week-end − la richesse et la diversité de notre patrimoine bâti et culturel. A la lecture de la liste des manifestations, vous allez non seulement saisir à quel point le thème de cette année touche les étapes de notre existence, mais également les «cycles de vie» des bâtiments et des objets à travers la réaffectation, le réemploi ou la restauration de ceux-ci. Informations complémentaires sur les Journées européennes du patrimoine: www.venezvisiter.ch


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Interview mit Hans Widmer

Gegen den Zerfall von Werten «Es geht nicht mehr auf, wenn wir alles der Ökonomie unterstellen», sagt Hans Widmer, einst Philosophielehrer und Luzerner alt Nationalrat. Als Präsident der NIKE wendet er sich gegen die massiven Budgetkürzungen für Heimatund Denkmalschutz. Das sei eine inakzeptable Austrocknung eines Kulturbereichs. René Regenass, Journalist, Luzern

Wut oder Resignation? Wie haben Sie als Sozialdemokrat im Nationalrat auf die Sparpakete reagiert, die in den letzten Jahren vorgelegt worden sind? Ich bin weder resigniert noch wütend. Doch ich staune, wie schnell Werte fallen gelassen wer­ den. Jetzt fühle ich mich motiviert, dem Zerfall von Werten entgegenzutreten. Ich möchte den Menschen, die Entscheidungen treffen, in Bern und auch im Kanton Luzern, aufzeigen, welche negative Bahn sie einschlagen. Was schmerzt Sie am stärksten dabei? Es ist die umfassende Ökonomisierung aller Bereiche des Lebens. Dabei ist sie nicht einmal zu Ende gedacht. Es geht nicht mehr auf, wenn wir alles der Ökonomie unterstellen. Zum Beispiel: Wenn in einem Kanton die Aufträge für KMU mit Spezialkenntnissen im Bau­ gewerbe fehlen, gehen lokal Arbeitsplätze verloren. Ich bin entrüstet darüber, dass die Werte von Identität und Gedächtnis in der

Zur Person Hans Widmer (69), Sozialdemokrat, ist ein Politiker der Legislative mit grosser Erfahrung. Er wirkte im Luzerner Grossen Stadtrat, im Kantonsparlament, von 1996 bis 2010 im Nationalrat. Er war Präsident der   Kommission für Wissenschaft und Bildung und Präsident der parlamentarischen Delegation in der OSZE. Daneben präsidierte er während zweier Jahre die Schweizerische Philosophische Gesellschaft und während 16 Jahren den Luzerner Gewerkschaftsbund. Aktuell wirkt er als Präsident der NIKE, der Nationalen Informationsstelle für Kulturgüter-  Erhaltung. Aufgewachsen ist Hans Widmer in Ligschwil bei Hochdorf im Luzerner Seetal. Nach den Volksschulen folgten das Gymnasium Immensee, Studien in Theologie und Philosophie mit Abschluss an der Universität Innsbruck. Anschliessend wirkte Widmer während 35 Jahren als Kantonsschullehrer für Philosophie, Religion und Spanisch und hatte Forschungsaufträge für den Nationalfonds.

Landschaft und im baulichen Umfeld nichts mehr gelten. Ich rede dann gerne von einer kollektiven Alzheimer-Erkrankung der Gesellschaft, weil man nur noch das macht, was im Moment am meisten bringt. Wie stark sind die Mittel für Heimatschutz und Denkmalpflege in den letzten Jahren gekürzt worden? Seit sechs Jahren gemäss den Voranschlägen sukzessive um fast die Hälfte, das heisst von 38 auf 21 Millionen Franken pro Jahr. In den letzten Jahren sind die Beträge vom Parlament jeweils nach oben korrigiert worden. Für 2010 standen rund 30 Millionen Franken zur Verfü­ gung. Die Erfüllung der Verbundaufgabe von Bund und Kantonen wird ernsthaft in Frage gestellt. Diese Austrocknung eines der wichtigsten Kulturbereiche ist inakzeptabel. Gibt es Widerstand gegen die Kürzungen? Mit Sicherheit: Die NIKE (Nationale Informa­ tionsstelle für Kulturgüter-Erhaltung) schafft Kontakte bis auf die Ebene Bundesrat. Es gibt auch ein gutes Netzwerk von Parlamentariern, die in den Kommissionen wirken können. Zum Beispiel der Luzerner Nationalrat Louis Schel­ bert von den Grünen oder FDP-Ständerat Hans Altherr von Trogen, die sich immer für uns einsetzen. Es besteht allerdings die Gefahr, dass bei der aktuellen Grosswetterlage «Spa­ ren» die Solidarität unter den verschiedenen Subventionsanwärtern ans Ende kommen könnte. Gibt es Beispiele, wo sich diese Beschränkungen bereits konkret auswirken? Die Beispiele sind zahlreich, weil die Beitrags­ gesuche an das Bundesamt für Kultur wegen fehlender Mittel gar nicht mehr zur Entscheidreife gebracht werden können. Zuerst müssen die Pendenzen erledigt werden. Es gibt ganz einfach einen Stau. Wir sitzen hier in Luzern. Und da liegt das Beispiel Museggmauer auf der Hand. Es ist völlig offen, ob die notwendige Renovation in genügendem Masse mit Bundes­ mitteln unterstützt werden kann oder ob alles


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halbprivat oder gar nur privat finanziert wer­ den muss. So besteht die grosse Gefahr, dass nur noch Paradeobjekte unterstützt werden, wie etwa das Berner Münster. Doch die Schweiz ist in ihrer Vielgestaltigkeit darauf angewiesen, dass auch kleine wertvolle Objekte ihre Chance erhalten. Zum Beispiel das Löwen-denkmal in Luzern. Wenn der Bund hier seine Verbun­ daufgabe nicht wahrnehmen kann, bricht mit der Zeit wohl der eine oder andere Stein vom Löwen ab. Die Kürzungen schaffen doch auch Motivationsprobleme bei den direkt Betroffenen. Spürt man das? Sicher. Es gibt Bundesangestellte, die weit vorne in der Verantwortung stehen und die einfach enttäuscht sind. Oder es gibt das Beispiel aus Luzern, wo der kantonale Denkmal­ pfleger Georg Carlen seinen Posten vorzeitig verlässt, weil die Regierung das Budget um 20 Prozent gekürzt hat. Ich will aber nicht aufgeben. Wenn wertvolle Objekte nicht mehr ausschliesslich mit staatlichen Geldern erhal­ ten werden können, wird man versuchen müssen, über das System der Privat-publicpartnership komplementär zum Staat etwas zu erreichen. Das hiesse dann allerdings, dass sich der Staat mehr und mehr aus der Verantwortung zurückzieht und wir der Privatisie­ rung Vorschub leisten, was sehr gefährlich ist, weil damit die Gemeinwohldimension des Denkmalschutzes verloren ginge.

Hans Widmer: «Ich möchte den Menschen, die Entscheidungen treffen, aufzeigen, welche negative Bahn sie einschlagen.» (Bild René Regenass) Hans Widmer: «J’aimerais montrer aux gens qui prennent des décisions les effets négatifs de la voie qu’ils choisissent». (photo René Regenass)

Sie sind Präsident der NIKE. Ist diese Institution auch von Mittelkürzungen betroffen? Muss sie ihr Tätigkeitsfeld einschränken? Bis jetzt nicht. Die Infrastruktur der NIKE wird vom Bund unterstützt. Vereine und Verbände wirken als Träger, zum Beispiel der Schweizer Heimatschutz, die Denkmalpfleger, die Restau­ ratoren. Sie bezahlen einen bescheidenen Beitrag. Was bedeutet Ihnen Heimatschutz und Denkmalpflege als Privatperson? Das Traditionelle in Bauwerken war für mich immer ein Wert. Es erinnert an andere Zeiten. Was zum Beispiel in der Luzerner Altstadt in den fünfziger und sechziger Jahren baulich verändert respektive zerstört worden ist, finde ich eine Schande. Ich bin geprägt von jener falschen Entwicklung, als man meinte, Stadtentwicklung habe innerhalb der Identitäts­ kerne zu entstehen, also mitten in der alten Bausubstanz. Ich lebe heute in Tribschen Stadt, in einer der modernsten Siedlungen der Schweiz. Das ist wunderschön, aber eine solche Architektur hat in einem Stadtkern nichts zu suchen. Hat denn die Politik in diesen früheren Jahren zu wenig erkannt, was in einem Altstadtraum möglich werden darf? Es war ein Zeitgeist, der dies ermöglichte. Er bestimmt die Architektur, die Ökonomie und


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Die europäischen Tage des Denkmals

Haus zum Tiger, Winterthur (Bild Christian Schwager)

«Am Lebensweg» Wie vielen Kulturgütern sind Sie heute schon begegnet? Sicherlich sind es mehr, als Sie glauben. Wenn sie zu unserer gewohnten Umgebung gehören, sind sie äusserst diskret; sobald sie wichtige Etappen unseres Lebens prägen, treten sie in unser Bewusstsein und werden gelegentlich bedeutsam. Etwa wenn sich an Gebäuden und ihren Gerüchen unsere Erinnerungen dingfest machen lassen. Oder wenn Kulturgüter auf einmal nicht mehr da sind. Das Thema «Am Lebensweg» der diesjährigen Europäischen Tage des Denkmals bietet Gelegenheit, während eines Wochenendes die Fülle und Vielfalt unseres Kulturerbes kennen zu lernen. Das diesjährige Thema ist nicht nur mit allen Phasen unserer Existenz, sondern auch mit dem durch Umnutzung, Wiederverwendung oder Restaurierung gekennzeichneten «Lebensweg» von Gebäuden und Gegenständen stark verbunden. Das «Heimatschutz/Patrimoine»-Thema «Das Zimmer» ist eng an das Motto «Am Lebensweg» angelehnt. Nachfolgend eine von der NIKE   zusammengestellte Auswahl an Gebäuden, deren Innenräume und   Zimmer an den Europäischen Tagen des Denkmals vom 11. / 12. 9. 2010 besichtigt werden können: • Gelterkinden BL – Behutsam saniertes Bauernhaus • Alberswil LU – Einblick in laufende Renovation des Schloss Kastelen • Le Landeron NE – Zur Wohnung umgebauter ehemaliger Stall sowie die Maison de Vaumarcus und ihr Dekor • Sarnen OW – Barockes Frauenkloster St-Andreas • Degersheim SG – Zisterzienserkloster Magdenau und Villa Grauer • Flawil SG – Einblick in laufende Restaurierung des barocken Herrschaftshauses Hirschen (ehemaliger Gasthof) • Niederhelfenschwil SG – Schloss Zuckenriet, vor dem anstehenden Umbau • Oberbüren SG – Grosses Haus, Einblick in die laufende Renovation • Neunkirch SH – Modernes Wohnen in alten Denkmälern: zwei Wohnhäuser im Städtli • La Sarraz VD – Neun Jahrhunderte Leben im Schloss und Besuch der Maison de Chevilly • Winterthur ZH – Besichtigung Haus zum Baumgarten, Haus zum Baumwollbaum, Haus zum grünen Berg, Haus zum Tiger, Haus zur Insel, Clubhaus zur Geduld Mehr zum Programm der Europäischen Tage des Denkmals unter www.hereinspaziert.ch und www.nike-kultur.ch

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damit auch das Megaklima des Politischen. Dem Zeitgeist kann man nicht ohne Weiteres entgehen, aber ihm einfach distanzlos zu ver­ fallen wie in den fünfziger und sechziger Jahren, das darf sich nicht wiederholen. Wir können und müssen aus historischen Fehlern lernen. Wir sollten Querdenkern, welche den Zeitgeist hinterfragen, eine stärkere Stimme geben, sonst fahren wir sämtliche Politikberei­ che an die graue und gedächtnislose Wand der Eindimensionalität. Die NIKE organisiert alljährlich die Tage des Denkmals. Das diesjährige Thema heisst «Am Lebensweg». Gibt es am Lebensweg von Hans Widmer einen örtlich bestimmbaren Denkmalbezug, etwa ein Haus oder einen Raum? Bis zu meinem 13. Lebensjahr wohnte ich im Luzerner Seetal. Da erlebte ich die Kommende von Hohenrain, die Burgruine von Lieli und das Schloss Heidegg als bauliche Zeugen einer Vergangenheit, von der ich mir in meiner kindlichen Fantasie bestimmte Vorstellungen machte und von der ich immer mehr wissen wollte. Die dadurch geweckte Neugierde wurde zu einem Teil meiner kindlichen Identität. Es war so etwas wie ein offenes Fenster hinaus in andere Welten. Der Sinn für die Vergangenheit ist der heutigen Gesellschaft abhandengekommen. Auch in den Medien fehlt der Rückblick weitgehend. Haben Sie als früherer Philosophielehrer eine Erklärung dafür? Das ist wiederum die Dominanz des ökonomi­ sierten Zeitgeistes. Die Globalisierung ist ver­ bunden mit dem ökonomischen Gedanken. Es muss schneller und billiger produziert werden, die Nachhaltigkeit spielt kaum mehr eine Rolle. Die regionalen Identitäten werden wie mit einem Bulldozer überfahren. Irgendwann kommt dann das Partikuläre wieder; es wehrt sich. Das ist jedoch nicht ungefährlich, weil damit gleichzeitig neue Nationalismen oder andere Aus- und Abgrenzungsmechanismen entstehen. Es ist aber notwendig, dass wir wieder zurückblicken auf frühere Zeiten und zeigen, wie man früher gekocht oder die Mobi­ lität bewältigt hat. Das historische Bewusstsein muss den Zeitgeist relativieren. Heute sind Leute an der Spitze in Ökonomie und Politik, die blind an den Zeitgeist glauben. Diese Dis­ tanzlosigkeit ist das Gefährliche. Sie haben das historische Bewusstsein verloren oder gar nie besessen. Ich habe einmal den Satz geschrie­ ben: Was ist, kann auch anders werden. Viel­ leicht müsste man diese scheinbare «Banalität» heute wieder vermehrt bedenken.


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Interview de Hans Widmer

S’opposer à la disparition des biens culturels «Plus rien ne pourra se faire si les lois de l’économie nous dictent tout», dit Hans Widmer, ancien professeur de philosophie et ex-conseiller national lucernois. Le président du centre NIKE s’insurge contre les coupes budgétaires catastrophiques opérées sur la protection des bien culturels et du patrimoine. Des restrictions causant une atteinte inacceptable à un domaine culturel. René Regenass, journaliste, Lucerne

En six ans, les contributions versées par la Confédération pour la protection des biens culturels et du patrimoine ont considérable­ ment diminué, pour passer de 38 à 21 millions de francs. L’ex-conseiller national lucernois Hans Widmer, président du centre NIKE (cen­ tre national d’information pour la conservation des biens culturels), est consterné face à la disparition rapide d’objets culturels de valeur. Interviewé par «Heimatschutz/Patrimoine», il déplore que ces coupes remettent en question l’accomplissement de cette tâche conjointe de la Confédération et des cantons. Les restrictions qui touchent un des domaines culturels les plus importants sont inacceptables, selon lui. Quand on lui demande quelles sont les réper­ cussions de ces coupes budgétaires, Hans Widmer répond qu’elles provoquent un engor­ gement des demandes qui ne peuvent plus aboutir, faute de moyens. Prenant l’exemple des remparts de la Musegg à Lucerne, il explique qu’il n’est pas du tout certain que les travaux de rénovation qui s’imposent puissent bénéficier d’une contribution financière suffi­ sante de la part de la Confédération. Compte tenu de sa diversité, la Suisse doit pourtant tout entreprendre pour que les plus petits objets culturels de valeur aient également une chance d’être préservés. L’une ou l’autre pierre du monument du lion de Lucerne, par exemple, finirait par se détacher si la Confédération ne pouvait plus assumer sa part. Si les subventions venaient à manquer, il fau­ drait tenter d’obtenir des fonds par des parte­ nariats publics/privés. Cependant, un désen­ gagement continuel de l’Etat ferait disparaître la dimension de bien commun dans la notion de patrimoine. Primauté de la logique économique dans l’air du temps Pour Hans Widmer, la tradition dans l’architecture est porteuse de valeur. Elle est le témoin des temps anciens. «J’ai été marqué par les

Hans Widmer: «L’une ou l’autre pierre du lion de Lucerne finira par se détacher si la Confédération ne peut pas assumer sa part pour la protection des biens culturels». (photo René Regenass) Hans Widmer: «Wenn der Bund seine Verbundaufgabe nicht wahrnehmen kann, bricht mit der Zeit wohl der eine oder andere Stein vom Löwen ab.» (Bild René Regenass)

erreurs qui ont été faites lorsqu’il a été décidé de développer la ville à l’intérieur des centres historiques. La démolition des bâtiments de la vieille ville de Lucerne dans les années soixante, par exemple, est une honte». Obser­ vant que le respect du passé a disparu de la société d’aujourd’hui, Hans Widmer déplore la primauté de la logique économique. «Il faut produire plus vite et meilleur marché, et la durabilité ne joue qu’un rôle insignifiant. La conscience de l’histoire doit permettre de rela­ tiviser cet esprit du temps. Aujourd’hui, nos dirigeants économiques et politiques foncent aveuglément dans l’air du temps. Ils ont perdu ou n’ont jamais eu la conscience de l’histoire».


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«Period Rooms» in den Museen

Arche, Bühne, Musterbuch «Period Rooms» sind historische Zimmer, die von ihrem originalen Standort in ein Museum transferiert und dort   eingebaut wurden. Diese Räume standen für verschiedene Aufgaben – und sie tun dies teilweise heute noch. Sie   waren Zeugnisse des Bewahrens und übernahmen die Funktion des kunsthistorischen Vermittlers. Historische  Zimmer dienten zudem dem kunstgewerblich orientierten Anschauungsunterricht und als Bühne für Inszenierungen. Dr. Benno Schubiger, Geschäftsführer der Sophie und Karl Binding Stiftung und ab 2011 auch Präsident der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte

Wer sich mit dem «Zimmer» als Raumtypus vertieft auseinandersetzt, muss sich zwangs­ läufig auch den sogenannten «Historischen Zimmern» widmen, welche hierzulande in zahlreichen historischen Museen und Heimat­ museen ausgestellt sind. Die dort präsentierten Raumausstattungen bestimmter Stilperioden erhielten im englischen Sprachraum die Bezeichnung «Period Rooms»; diese hat sich mittlerweile auch im Deutschen als Fachtermi­ nus durchgesetzt. Kurze Geschichte der «Period Rooms» Die Anfänge dieser «Period Rooms» finden sich im frühen 19. Jahrhundert, das vor dem Hin­ tergrund der aufkommenden Stilepoche des

Historismus und auch angesichts der allmähli­ chen Verbreitung des Ausstellungswesens der Darstellung, ja sogar der Zelebrierung des Wohnens eine zunehmende Bedeutung bei­ mass. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden dann in Europa die ersten Kunstgewerbemuseen und die historischen Museen. Diese räumten der Ausstellung von Alltagsge­ genständen und der Darstellung des täglichen Lebens einen hohen Stellenwert ein, dies ganz im Gegensatz zu den traditionellen Kunst­ museen mit ihrem Geniekult. Es wurde eine wichtige Museumsaufgabe, dem Besucher zu zeigen, wie man in früheren Epochen gelebt hatte, und die Präsentation von Wohnräumen wurde ein beliebtes museographisches Kon­ zept. Freilich drängen sich aus heutiger Sicht wichtige Einschränkungen bezüglich der Au­ thentizität solcher «Period Rooms» auf: In Er­ mangelung von Objekten aus dem Besitz der ärmeren Bevölkerungsschichten konnten die Museen meist nur die Lebensformen der «upper class» präsentieren; und zwecks Dar­ stellung möglichst eingängiger Wohn- und Stilkonzepte griffen die Museumsverantwort­ lichen mitunter in die Trickkiste der Szenogra­ phen und arrangierten mithilfe von Kopien und Stilvermischungen auch fragwürdigere Raumensembles, welche mit effektiv historischen Befunden nur noch wenig zu tun hatten. Entsprechend genossen solche «Historische Zimmer» in den Museen nicht immer den bes­ ten Ruf als wahrheitsgetreues Ausstellungsgut und als schlüssiges Vermittlungskonzept.

Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen: Festsaal aus dem Zunfthaus der Gerber von 1734 mit der neuen Präsentation des Schaffhauser Zunftsilbers. (Bild Jürg Fausch) Musée de Tous-les-Saints, Schaffhouse: salle de fête de la maison Gerber, 1734, avec la nouvelle argenterie. (photo Jürg Fausch)


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Gleichwohl sind die «Period Rooms» bis heute eminent wichtige Bestandteile zahlreicher Museen in Europa und Nordamerika geblieben. Die Schweiz kann sich dabei sogar rühmen, in ihren Museen eine weltweit einzigartige Dichte an solchen Ausstattungen zu bergen. Es kommt hinzu, dass unser Land im 19. Jahrhundert über den internationalen Kunsthandel auch eine Vielzahl von derartigen Zimmern an auslän­ dische Museen und Sammler exportiert hatte. Es erklärt sich dies durch die weite Verbreitung der Renaissance- und Barock-Täferzimmer aus dem Zeitraum des 16. und 17. Jahrhunderts – einer Spezialität des alpinen und voralpinen Lebensraumes. Das Schweizerische Landesmuseum in Zürich verdankte seine Gründung im Jahr 1898 gar zu einem Gutteil dem Bedürfnis, die zuvor gesam­ melten historischen Innenräume in Form von Täferzimmern, die vor dem Zerfall oder vor dem Export gerettet worden waren, in einem eigenen kulturhistorischen Museum zu prä­ sentieren. Entsprechend reichhaltig ist die Abfolge seiner «Period Rooms» vom 15. bis 18. Jahrhundert. Weitere schöne Raumfolgen besitzen u.a. das Engadiner Museum (einge­ richtet 1906), das Musée d’art et d’histoire in Genf (1910), das Historische Museum St. Gallen (1921), das Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen (1938) sowie das Haus zum Kirschgar­ ten in Basel (1951). Die vier Aufgaben der «Period Rooms» Die «Period Rooms» in den Museen konnten für verschiedene Aufgaben stehen – und sie tun dies teilweise heute noch. Sie waren Zeugnisse erstens des Bewahrens, nämlich des Sammelns oder Rückführens, womit das Museum die Funktion einer Arche innehatte. Die «Period Rooms» übernahmen im Museum zweitens auch die Aufgabe des kunsthistorischen Ver­ mittelns im Sinne einer Stilkunde zu den In­ nenräumen und zum Mobiliar der verschiede­ nen Epochen. Die «Period Rooms» und die mit ihnen verbundenen Sammelobjekte hatten drittens nachweislich einem kunstgewerblich orientierten Anschauungsunterricht zu dienen und fungierten somit als Musterbuch. Die «Period Rooms» als inszenierte Wohnräume übernahmen viertens die Rolle des kulturgeschichtlich informierten Erzählens, was ihnen zwangsläufig die Aufgabe einer Bühne über­ trug. Diese «Aufgaben-Quadrilogie» soll im Folgenden etwas vertiefter erläutert werden. 1. Das «Period Room»-Konzept als Arche Ganz besonders häufig sammelten die Museen die Täferstuben (es konnte sich auch um In­ nenräume aus anderen Materialien wie bemal­ ten Wandpanelen, Tapisserien, Papiertapeten,

Ausstellung Möbel & Räume Schweiz

Stube mit zeitgenössischen Möbeln von Schweizer Herstellern und Designern. (Bild Schweizerisches Nationalmuseum)

Das Landesmuseum Zürich zeigt seit dem 25. Juni 2010 im Westflügel eine permanente Ausstellung: «Möbel & Räume Schweiz». Sie präsentiert Innenräume und Möbel der Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums. Ausgangspunkt bilden die eingebauten «Historischen Zimmer», die das Landesmuseum einst weit über die Landesgrenzen   hinaus berühmt machten. In den Räumen vor den Zimmern werden Schweizer Möbel des 20. Jahrhunderts inszeniert. In der heutigen Präsentation wird der Fokus auf die kunsthandwerklichen und erzählerischen Elemente der Zimmer gelegt. Die neue Lichtführung erhellt bisher Verborgenes: Amüsante Fabeln, weisse Elefanten, kecke Nackte und manch eindrücklicher Drache können in den gotischen Zimmern entdeckt werden. In den Renaissance- und Barockzimmern geht es vor allem um die Thematik Reichtum und Repräsentation. Im bürgerlichen Wohnen des 20. Jahrhunderts wird Reichtum und Ansehen nicht mehr über die Raumarchitektur, sondern vor allem mit den Möbeln ausgedrückt. Man leistete sich kunstvoll gefertigte Einzelstücke, edles Tropenholz oder schmückte sein Heim mit Design-Ikonen. Die sehenswerte Ausstellung macht deutlich, dass die Bedürfnisse der Menschen dieselben bleiben – ob im Mittelalter oder in der modernen Wohnung. Einzig die Möbel und Räume ändern und passen sich neuen Gegebenheiten an. www.landesmuseum.ch

Stukkaturen handeln), um sie vor der unsach­ gemässen Behandlung, vor der Zerstörung oder vor dem Verkauf ins Ausland zu retten. Gerade zur Blütezeit der «Period Rooms» in den Museen, nämlich in den Jahrzehnten vor und nach 1900, waren viele historische Raumausstattungen durch die bauliche Hochkonjunktur und die damit verbundene Zerstörungswut der Gründerzeit akut gefährdet. Die Funk­ tionsweise der Museen als Arche bestätigt sich auch in der heutigen Periode, da vereinzelte «Period Rooms» aus den Museen an ihre angestammten Orte in historischen Gebäuden rücküberführt werden können.


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2. Das «Period Room»-Konzept als Stilkunde Das Museum erfüllt seine Aufgabe als Ort der Wissensvermittlung auch bei den Intérieurs, und zwar als Möbel- und Raumstilkunde. Es entspricht dem Verständnis einer Stilkunde, dass sie möglichst vollständig zu sein hat, in­ dem sie die Reihenfolge aller Stile abbildet. Für die «Period Rooms» im Museum des 19. Jahrhunderts kamen Wohnräume in der Stilband­ breite von der Gotik bis zum Klassizismus in Frage. Bei jüngeren Museumslösungen kamen Präsentationen von Neo-Stilen oder des Art déco hinzu. Zeitgenössische «Period Rooms»-

Folgen – zum Beispiel in spezialisierten Wohn­ museen oder in Designmuseen – weiten das stilistische Spektrum bis in die Gegenwart aus und rücken dabei die musealen Exponate in die Nähe aktuellen Konsumguts. 3. Das «Period Room»-Konzept als Musterbuch Eng mit Stilaspekten verbunden war im Zeital­ ter des Historismus die Absicht, die «Period Rooms» als Vorlagen für die Ausbildung von Handwerkern und Kunsthandwerkern zu verwenden. In vielen Fällen ist dokumentiert, dass die historischen Innenräume der Kunstgewer­

Beispiele «Historischer Zimmer» in Schweizer Museen Schweizerisches Landesmuseum, Zürich Das Gebäude des Schweizerischen Landesmuseums von 1898 war   architektonisch und konzeptionell teilweise eigens für die Aufnahme der «Historischen Zimmer» disponiert worden. Dreizehn Exemplare aus dem 15. bis 17. Jahrhundert konnten platziert werden. Sie stammten aus der deutschen, italienischen und rätoromanischen Schweiz sowie aus dem Veltlin. Mit einem Rokoko-Stilraum in Nachahmung eines Original-Intérieurs in Fribourg war auch die französische Schweiz einbezogen. www.landesmuseum.ch

Engadiner Museum, St. Moritz Das Museum wurde ausschliesslich zur Aufnahme von «Historischen Zimmern» und von Mobiliar aus dem Raum Südbündens konzipiert und ist das Werk des Engadiner Unternehmers und Sammlers Riet Campell. Das 1905/06 entstandene Museumsgebäude von Nikolaus Hartmann d. J. umfasst mehrere typische Aspekte des Engadiner Hauses, und seine Entstehung im Gründungsjahr des Schweizer   Heimatschutzes unterstreicht seine Bedeutung als Ausdruck der Bündner Heimatschutzbewegung. www.engadiner-museum.ch

Musée d’art et d’histoire, Genève Nach Basel (1894), Bern (1894) und Zürich (1898) erhielt 1910 auch Genf als vierte grosse Schweizer Stadt ihr neues Museum. Dem damaligen Trend, eine Abfolge von «Period Rooms» zu präsentieren, wollte sich das Musée d’art et d’histoire nicht entziehen. Da es aber über keine ausreichend repräsentative Sammlung von historischen Intérieurs verfügte, war es auf Zukäufe angewiesen. Aus dem Unteren Schloss Zizers in der Bündner Herrschaft waren fünf Täferzimmer aus dem 17. Jahrhundert erhältlich, die ins neue Museumsgebäude in Genf integriert wurden. Zu ihnen gesellen sich drei weitere Intérieurs aus dem späten 18. Jahrhundert, die aus dem Genfer Raum stammen. www.ville-ge.ch/mah Historisches und Völkerkundemuseum, St. Gallen Das bereits ab 1914 geplante und während des Ersten Weltkriegs grosszügig realisierte Historische Museum spiegelt den Reichtum der Textilund Stickereistadt. Und die Vielfalt der hier versammelten historischen Intérieurs bildet die kulturhistorische Variation des grossen Einzugsgebiets ab. Wohn- und Repräsentationsräume städtischer, ländlicher

und klösterlicher Herkunft vermitteln dabei einen guten Überblick der «Period Rooms» vom frühen 16. bis ins frühe 19. Jahrhundert. www.hmsg.ch

Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen Die Altstadt von Schaffhausen zeichnet sich durch eine Vielzahl von   Täferstuben aus, die aber im Verlauf des 19. Jahrhunderts auch ins Blickfeld der Antiquare und Kunsthändler geraten waren und teilweise ins Ausland verkauft wurden. Andere gelangten in Schaffhauser   Museumsbesitz. Einen interessanten Fall bildet in Schaffhausen der Festsaal des Zunfthauses der Gerber von 1934: Anfang des 20. Jahrhunderts war dessen Täfer ans Kunstgewerbemuseum Karlsruhe   verkauft worden; bereits 1930 wurde es aber wieder fürs geplante   Museum zu Allerheiligen zurückerworben. www.allerheiligen.ch

Haus zum Kirschgarten, Basel Der «Period Room» hat in Basel eine lange Tradition. Ein erstes Täferzimmer wurde bereits 1879 ausgestellt. Und das 1894 eröffnete   Museum in der Barfüsserkirche zeigte erstmals in der Schweiz eine grössere Abfolge «Historischer Zimmer». Einige «Period Rooms» der   Stilepochen seit dem mittleren 18. Jahrhundert fanden ab 1951 eine Heimstätte im frühklassizistischen Haus zum Kirschgarten. 1984   wurden dort zusätzliche Zimmer aus der Epoche des Historismus und des frühen 20. Jahrhunderts eingerichtet. www.hmb.ch

Stiftung für konstruktive und konkrete Kunst, Haus Konstruktiv, Zürich In jeder Hinsicht singulär ist das Beispiel des «Rockefeller Dining Rooms»: Das Haus Konstruktiv ist kein kulturgeschichtlich orientiertes Museum, sondern es dient der Darstellung einer Kunstrichtung des 20. und   21. Jahrhunderts, die in der Schweiz und gerade in Zürich eine grosse Bedeutung besitzt. Der in Zürich geborene und in Locarno verstorbene Maler Fritz Glarner (1899–1972) schuf 1963/64 für die New Yorker Stadtwohnung des Ehepaars Nelson A. Rockefeller ein Esszimmer in Gestalt eines begehbaren Bildes in der Tradition von De Stijl. Bereits nach etwa 20 Jahren wurde das Intérieur zum Kauf angeboten und gelangte schliesslich in den Besitz des Haus Konstruktiv, wo es bei ausgewählten Gelegenheiten sogar als Speisezimmer dienen kann. www.hauskonstruktiv.ch


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bemuseen und deren Ausstattungsstücke für unterschiedliche Berufsgruppen den Zugang zu Originalwerken zu ermöglichen hatten, damit diese stilistisch und handwerkstechnisch für zeitgenössische Arbeiten adaptiert werden konnten. In Deutschland stand dabei der Neurenaissance-Stil im Vordergrund, der nach der deutschen Einigung in der Folge des DeutschFranzösischen Kriegs von 1870/71 als deutscher Nationalstil propagiert wurde. An Hand der vielen Renaissance-Täferstuben konnte er in den zahlreichen Kunstgewerbemuseen des Deutschen Reichs bequem studiert werden und sodann in den Neurenaissance-Intérieurs des Bürgertums seinen Niederschlag finden.

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4. Das «Period Room»-Konzept als Bühne Die ersten Museumskuratoren, die sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit den «Period Rooms» beschäftigten, liessen bei der Einrichtung dieser Innenräume der Phantasie oftmals freien Lauf. Ohne über genaue Kenntnisse der Originalraumausstattungen zu verfügen, suggerierten sie mit Hilfe von Mobiliareinrichtungen und dekorativen Accessoires eine idealisierte Darstellung des Wohnens, Repräsentierens oder Arbeitens in früheren Jahrhunderten. Solche bisweilen theatralisch anmutenden Inszenierungen waren beim Museumsbesucher ausserordentlich populär. Auch wenn die «Period Rooms» bei Kuratoren und Publikum heute nicht mehr als Projektionsfläche für eine heile Welt herhalten müssen, ist das «Bespielen» dieser Räume immer noch eine Herausforderung für die Museumsverantwortlichen. Die Wohn- und Repräsentationsräume früherer Jahrhunderte wollen weiterhin zur Kreierung besonderer Stimmungen bei der Besucherschaft beigezogen werden und rufen nach einer Animation für museumspädagogische Zwecke.

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Benno Schubiger, «Period Rooms» als museographische Gattung: «Historische Zimmer» in Schweizer Museen. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, Band 66, 2009, Heft 2/3, S. 81-112.

1: Engadiner Museum St. Moritz – Geschnitzte Täferstube von 1691 aus dem Haus der Familie a Marca in Mesocco GR. 2: Visitenstube aus dem Haus zum Segerhof in Basel mit vollständig erhaltener Ausstattung um 1790. 3: Haus Konstruktiv Zürich – Fritz Glarner «Rockefeller Dining Room», 1963/64. Ansicht des Originalraumes um 1980, New York. (Bilder Benno Schubiger, Historisches Museum Basel/M. Babey, Charles Uht) 1: Musée d’Engadine de Saint-Moritz: salle avec des boiseries sculptées, 1691, maison de la famille a Marca de Mesocco GR. 2: Musée d’histoire de Bâle: pièce de la Haus zum Segerhof à Bâle avec fournitures originales de 1790. 3: Haus Konstruktiv Zurich: Fritz Glarner, «Rockefeller dining room», 1963/64. Vue de la pièce originale vers 1980, New York. (photos Benno Schubiger, musée d’histoire de Bâle/M. Babey, Charles Uht)


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Les «period rooms» dans les musées

La mémoire de la vie quotidienne Les «period rooms» sont des espaces qui ont pour objet de reconstituer des intérieurs homogènes d’une époque.   Expositions muséographiques développées au début du XIXe siècle, ces salles poursuivaient – et poursuivent aujourd’hui encore - plusieurs objectifs. Elles recréent des intérieurs à l’identique. Leur vocation pédagogique est   indéniable. De plus, elles ont permis de sauver des collections entières d’objets du quotidien et de faire revivre des époques par des mises en scène créées par les musées. Dr Benno Schubiger, directeur de la Fondation Sophie et Karl Binding, et, dès 2011, président de la Société d’histoire de l’art en Suisse

Les salles historiques originales font partie intégrante des concepts d’exposition des mu­ sées d’histoire et des arts décoratifs de Suisse. Ces salles qui restituent l’atmosphère d’une époque dans un lieu donné sont appelées des «period rooms» dans les pays anglophones. Cette expression anglaise s’est imposée partout en Europe pour devenir le terme consacré utilisé par les spécialistes des musées. Les «period rooms» sont apparues au tout début du XIXe, dans le contexte du mouvement nais­ sant de l’historicisme qui demandait d’imiter les styles du passé. C’était aussi l’avènement des expositions descriptives. L’art de l’habita­ tion commençait à prendre de l’importance. Avec l’ouverture des premiers musées d’arts décoratifs et d’histoire, les objets du quotidien

ont pris une grande importance, contrastant avec le culte du génie des époques précédentes. L’objectif de ces musées était de montrer aux visiteurs comment les gens vivaient dans les époques antérieures. Les «period rooms» étaient un concept muséographique apprécié. Aujourd’hui, des doutes sont émis quant à l’authenticité de ces salles historiques qui par­ fois présentaient surtout des objets de la vie quotidienne de la classe aisée et avaient été arrangés dans des ensembles reconstitués et pas toujours de la plus grande authenticité. Néanmoins, les «period rooms» sont des concepts d’exposition utilisés par de nombreux musées en Europe et en Amérique du Nord. La Suisse peut se prévaloir d’une densité inégalée de musées présentant des séries entières de

Musée d’art et d’histoire, Genève: salon du château de Cartigny avec boiseries de la fin du XVIIIe siècle de Jean Jaquet. (photo Musée d’art et d’histoire, Genève) Musée d’art et d’histoire, Genf: Salon du Château de Cartigny mit Boiserien aus dem späten 18. Jahrhundert von Jean Jaquet. (Bild Musée d’art et d’histoire, Genf)


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Haus Konstruktiv Zurich: «Rockefeller dining room», de Fritz Glarner, installation des peintures murales et des plafonds de 1963/64. (photo Caroline Minjolle) Haus Konstruktiv, Zürich: «Rockefeller Dining Room» von Fritz Glarner, Installation aus Wand- und Deckengemälden von 1963/64. (Bild Caroline Minjolle)

salles allant du style gothique au classicisme. Les chambres décorées de boiseries, répandues dans les régions alpines et préalpines, se prê­ taient particulièrement à être intégrées dans un contexte muséal. La série de «period rooms» qu’abrite le Musée national suisse de Zurich est d’ailleurs à l’origine de la création de ce musée en 1898. Il s’agissait à l’époque de sauver un grand nombre de ces chambres typiques en bois. D’autres musées, notamment le Musée d’Engadine (1906), le Musée d’art et d’histoire de Genève (1910), le Musée historique de SaintGall (1921), le Musée de Tous-les-Saints de Schaffhouse (1938) ou le Musée du Kirschgar­ ten (Haus zum Kirschgarten) de Bâle (1951) abritent de splendides séries de chambres historiques. Plusieurs objectifs Les «period rooms» correspondent à un concept d’exposition répondant à plusieurs objectifs: 1. Collectionner et protéger: les responsables de musées souhaitaient collectionner les objets de la vie quotidienne des différentes époques pour les sauver d’une disparition certaine par destruction, exportation ou dégradation. Les salles historiques ont ainsi servi d’arches de Noé. 2. Faire découvrir tous les styles: pour les mu­ sées, il s’agissait également de présenter des exemples marquants avec des séries entières de salles, allant du style gothique au classi­ cisme. Les musées plus récents font d’ailleurs découvrir le design moderne. 3. Vocation pédagogique: les «period rooms» des musées ont servi de références pour les

artisans et restaurateurs, qui pouvaient se former en étudiant les anciennes techniques de fabrication de ces objets anciens. 4. Mettre en scène les objets du quotidien: la «period room» était un moyen muséogra­ phique très populaire au milieu du XIXe siècle. Elle recréait un intérieur à l’identique et restituait l’atmosphère d’une époque. Si certains musées ont par le passé forcé sur la mise en scène en laissant libre cours à leur imagination, il n’en reste pas moins que les «period rooms» ont aujourd’hui encore pour vocation de faire revivre les objets dans leur contexte. De nos jours, cette tâche reste d’actualité et exige d’immenses talents de scénographes.

EXPOSITION «Meubles et intérieurs suisses»

Après les deux nouvelles expositions permanentes inaugurées l’année dernière dans l’aile ouest côté gare, le Musée national de Zurich pro-  pose au public dans cette même aile, depuis le 25 juin 2010, une autre exposition permanente, intitulée «Meubles et intérieurs suisses», qui présente les meubles et les intérieurs provenant des collections du   Musée national suisse. Cette exposition s’articule autour des salles historiques intégrées dans le bâtiment, qui jadis ont fait la réputation du Musée national bien au-delà des frontières helvétiques. Ces salles servent d’écrin à la présentation d’un choix de meubles suisses du XXe siècle. L’exposition «Meubles et intérieurs suisses» met en évidence le fait que les besoins des individus semblent être les mêmes – que ce soit au Moyen Age ou à l’époque moderne. Seuls les meubles et les intérieurs changent et s’adaptent aux nouvelles circonstances. www.landesmuseum.ch


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Das Türalihus in Valendas

Vier Stuben und 500 Jahre Geschichte Ein Rundgang durch das Türalihus in Valendas GR führt durch braune, grüngraue, rotbraune und beige Stuben.   Seit Jahrzehnten vernachlässigt, werden die Räume dank Ferien im Baudenkmal in Zukunft neue Bewohnerinnen  und Bewohner erhalten. Monika Suter, Geschäftsführerin Stiftung Ferien im Baudenkmal des Schweizer Heimatschutzes

Sonnenstrahlen fallen durch die geschlosse­ nen, schief hängenden Fensterläden mit den kaputten Lamellen. Die Lichtstreifen bilden ein unregelmässiges Muster auf den Holzdielen des Stubenbodens. Auch im Dämmerlicht ist die dicke Staubschicht, die auf allem liegt, deutlich zu erkennen. Hier hat schon lange niemand mehr gelebt. Am Boden liegen Schutt und Abfall, die Malereien auf dem Täfer sind verblasst und blättern ab. Der wuchtige Turmofen bröckelt, sein gedrechseltes Holzgestell hängt schief. Neben der Türe zeichnet sich das fehlende Buffet als helles Feld im dunklen Holz ab. Geschichte fortschreiben Zusammen mit dem Präsidenten der lokalen Vereinigung Valendas Impuls stehe ich an diesem Aprilmorgen 2006 in der Stube im ersten Stock des Türalihus in Valendas. Es geht um die Zukunft des stattlichen Bürgerhauses mit dem auffälligen Treppenturm mitten im Dorf. Seit Jahrzehnten steht es leer, alle An­ läufe zur Rettung und Wiederbelebung sind gescheitert. Die Nutzung durch Ferien im Bau­ denkmal wäre die Rettung. Ich zweifle. Dies soll die zukünftige Perle in unserem Angebot werden? In dieser Stube sollen dereinst Fami­ lien ihre Ferien verbringen? Die Feriengäste würden eine jahrhundertealte Geschichte fortschreiben. Vor mehr als 500 Jah-

Das Türalihus in ValendaS Das Türalihus steht mitten in Valendas, etwas zurückversetzt vom Dorfplatz an der Hauptstrasse. Es ist im Besitz der Stiftung Ferien im Baudenkmal. Im Juni 2010 begann die Renovation. In einer ersten Etappe werden dieses Jahr die Fassade und das Dach renoviert und erneuert. Nächstes Jahr wird die Renovation der Innenräume in Angriff genommen – vorausgesetzt, es sind bis dahin genügend Finanzmittel vorhanden. Es ist geplant, im ersten und im zweiten Stock je eine Ferienwohnung für vier bis sechs Personen einzurichten. www.magnificasa.ch

ren entstand an dieser Stelle ein erster einfa­ cher, quadratischer Bau mit drei Etagen und einem durchgehenden Mittelgang auf allen Geschossen. Valendas war damals noch ein kleines Bergdorf, die Bewohner des Türalihus wohl in der Landwirtschaft tätig. Wie mochten die Zimmer damals ausgesehen haben? Ver­ fügte das Haus schon über eine Wohnstube? Mit einem einfachen Täfer, einem Würfelofen, einer Eckbank? Oder sass die Familie noch in der Küche um den Herd? Wir setzen unseren Rundgang durch das Haus fort, betreten immer wieder neue Räume, erle­ ben verschiedene Epochen: die steinernen Vorratskammern im hinteren Teil, entstanden vor 300 Jahren, als das Haus gegen Norden erweitert wurde; die dunklen, vom Rauch kohlrabenschwarz gefärbten Küchen im Zentrum des Hauses; zwei weitere prächtige Stuben, die getäferten Wände und Decken bemalt in grün­ grauen und rotbraunen Tönen. Trotz Staub und Schutt lässt sich unschwer erkennen, dass das Haus in späteren Jahrhunderten zu den statt­ lichsten im Dorf gehört haben muss. Offene Fragen Schliesslich stehen wir in der grossen Stube im zweiten Stock, mit ihrem Täfer in Brauntönen, und blicken zur Decke. In der Mitte befindet sich ein oktogonales Feld mit einem kunstvoll geschnitzten, aufgesetzten Allianzwappen der Familien Marchion und Von Arms. Die Mar­ chions waren es, die 1775 die prachtvollen Zimmer einbauen und den Treppenturm aufstocken liessen. Mit dieser Renovation ganz im Stil der damaligen Mode demonstrierte die Familie ihre Macht. Die Marchions waren eine von mehreren vornehmen Bürgerfamilien, welche sich ab dem 16. und 17. Jahrhundert in Valendas niedergelassen hatten. Ein anderes Mitglied der Familie, Leonhard von Marchion, hatte 15 Jahre zuvor schon den grossen, höl­ zernen Dorfbrunnen gespendet. Er stand als Kapitänleutnant in niederländischen Diensten. So hielt ein Hauch der weiten Welt Einzug ins Bergdorf.


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Die grüngraue Stube im zweiten Geschoss des Türalihus in Valendas. (Bild Capaul & Blumenthal) La grande salle gris-vert au deuxième étage de la Türalihus de Valendas. (photo Capaul & Blumenthal)

Die beiden vornehmsten Stuben im ersten und zweiten Stock waren ausgerichtet auf die Strasse, die Hauptverbindung von Bonaduz nach Ilanz. Die untere wirkt mit ihrem beigen Grundton, den blauen und roten Farbbändern und den floralen Motiven an der Decke hell und freundlich. Wer hat hier gelebt? Sass hier die Grossmutter mit einer Handarbeit in der Fensternische und hat das Leben auf der Strasse beobachtet? Fanden hier Einladungen statt, bei deren Gelegenheit man das mit aufwendigen Schnitzereien verzierte Buffet präsentieren konnte? Oder hat sich das Familienleben eher in der hinteren Stube im zweiten Obergeschoss abgespielt? Das grüngraue Täfer mit den schwarz marmorierten Zierleisten wirkt zwar edel, die Eckbank aber auch gemütlich. Gut kann man sich einen grossen Esstisch vorstel­ len, an dem die Familie gegessen und diskutiert hat. Die vordere Stube hingegen mit dem erwähnten Wappen, dem schwarzen, steiner­ nen Würfelofen und den Brauntönen wirkt streng und repräsentativ. Hierher scheinen eher wichtige Gäste und geschäftliche Bespre­ chungen zu gehören. Und dann gibt es noch einen kleinen, rotbraunen Raum mit wappenartigen Malereien und einem sehr schönen Turmofen. Sein Fenster geht auf die Neben­ gasse. War dieses Zimmer vielleicht der Haus­ herrin vorbehalten? Ein weiter Weg Viele Fragen, die noch nicht geklärt sind, dafür Raum für Fantasien lassen. Im Verlauf der Renovation wird die Denkmalpflege weitere

Untersuchungen vornehmen und sicher noch die eine oder andere Frage beantworten kön­ nen. Ziemlich sicher ist, dass ab Ende des 18. Jahrhunderts am Türalihus baulich nicht mehr viel verändert wurde. Man weiss, dass das Gebäude bis 1941 im Be­ sitz der Familie Marchion geblieben ist. Da­ nach stand es leer, und der Zerfall begann. Das Stubenbuffet wurde irgendwann verkauft, glücklicherweise widerfuhr dem Täfer und den Öfen nicht das gleiche Schicksal. Kot von Geissen lässt darauf schliessen, dass die Zim­ mer zwischendurch auch von Vierbeinern bewohnt wurden, leere Bierflaschen und Zi­ garettenpackungen, dass die Räume der Dorfjugend für Partys dienten. Der abblätternde braune Verputz liess das Türalihus auch von aussen zum Schandfleck im Dorf werden. So­ gar Pläne zum totalen Abriss bestanden. Ein gutes Jahr nach jenem ersten Besuch und trotz einiger Bedenken hat die Stiftung Ferien im Baudenkmal das Türalihus im Juli 2007 erworben. Noch ist es ein weiter Weg, bis darin zwei Ferienwohnungen angeboten werden können. Aber die ersten Schritte sind getan. Im Juni 2010 besuche ich das Haus nach län­ gerer Zeit wieder und staune nicht schlecht. Die Fensterläden sind geöffnet, die Zimmer hell, aufgeräumt, von allem Unrat befreit und gereinigt. Die Vorstellung, dass hier dereinst wieder gelebt wird, scheint längst nicht mehr so weit entfernt. Familien, Senioren, Paare werden eine Woche darin verbringen. Sie werden einen Hauch vergangener Zeiten at­ men und zu einer neuen, eigenen Atmosphäre in den Stuben beitragen.


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Tel pourrait être un jour l’aspect de la salle beige de la Türalihus. (image de synthèse Capaul & Blumenthal) Die beige Stube im Türalihus, wie sie nach der Renovation aussehen könnte. (Fotomontage Capaul & Blumenthal)

La Türalihus de Valendas

Quatre grands salons et 500 ans d’histoire Abandonnée depuis plusieurs décennies, la Türalihus, fière bâtisse au cœur du village de Valendas GR, est une   maison de maître comportant plusieurs grands salons. Vacances au cœur du patrimoine en a fait l’acquisition   pour la restaurer et y accueillir des vacanciers. Monika Suter, secrétaire générale de Vacances au cœur du patrimoine – la fondation crée par Patrimoine suisse

En avril 2006, j’ai visité la Türalihus et l’ai trouvée dans un état de délabrement avancé. Les peintures étaient pâlies, et la saleté repous­ sante. J’ai discuté de son avenir avec le prési­ dent de l’association locale Valendas Impuls. L’histoire de cette maison est passionnante. Il y a plus de 500 ans, c’était une construction de trois étages toute simple, qui devait appartenir à des agriculteurs. Agrandie il y a 300 ans du côté nord, elle fit la fierté des familles Marchion et Von Arms, qui s’étaient établies à Valendas. Le salon du deuxième étage est prestigieux avec ses boiseries peintes et son plafond dé­ coré arborant les armoiries de ces deux familles. Les salons décorés de panneaux de bois peint ainsi que la tour datent de 1775. Les peintures des boiseries sont pâlies, laissant une profusion de questions sans réponse: qui a vécu dans ces pièces? Y avait-il beaucoup de fêtes? Qu’est devenu le buffet sculpté? La

grande salle donnant sur l’arrière, au deuxième étage, était-elle un lieu de réunion familiale? La pièce avec les armoiries était-elle une salle d’apparat réservée aux grandes occasions? Qui occupait le salon rouge-brun, plus petit, don­ nant sur une ruelle annexe? La Türalihus fut habitée par les Marchion jusqu’en 1941 et resta ensuite inoccupée. L’in­ térieur était sale, et le crépi extérieur, tout écaillé, n’avait rien d’engageant. Certains par­ laient de démolir cette «verrue» au centre du village! En juillet 2007, la Fondation Vacances au cœur du patrimoine se décida à en faire l’acquisition. Les travaux extérieurs ont com­ mencé. Le but est de réaliser deux logements de vacances. En juin 2010, les premiers résul­ tats sont encourageants, et les perspectives de réaffectation sont réalistes. Reste encore à trouver des fonds supplémentaires. Informations complémentaires: www.magnificasa.ch


Tour d’horizon

19 19 ||Heimatschutz  Heimatschutz  Patrimoine Patrimoine3/10 3/10

EN BREF Plácido Domingo devient le nouveau président d’Europa Nostra A l’issue de l’Assemblée générale d’Europa Nostra, réunie le 9 juin 2010 à Istanbul, Plácido Domingo a été élu président et succède ainsi à l’Infante Doña Pilar de Borbón. Agé de soixante-neuf ans, le ténor à la renommée universelle prend ainsi la tête de cette organisation engagée en faveur du patrimoine culturel européen. En 45 ans, Europa Nostra a mis sur pied un réseau de plus de 400 organisations et associations membres issues de toute l’Europe. Elles représentent des millions de citoyens qui soutiennent le patrimoine ou travaillent dans ce secteur en tant que bénévoles ou professionnels. www.europanostra.org

Un plan sectoriel national pour l’énergie éolienne De nombreuses communes, régions et cantons sont confrontés à des projets de parcs éoliens. Une coordination au niveau supérieur fait défaut, malgré les discussions difficiles à propos des emplacements. Des centrales éoliennes sont planifiées jusque dans des zones de protection cantonales et natio-

Concours – Les années 50 Le concours sur les années 50 paru dans le numéro 2/2010 est terminé. Les nombreuses réponses donnant le mot-clé exact CORNAEDO nous ont fait très plaisir. L’heureuse gagnante du premier prix – une nuit pour deux personnes à l’hôtel Krafft à Bâle – est madame Pierrette Bobilier de Fleurier à qui nous adressons toutes nos félicitations! Toutes les personnes qui ont gagné des prix ont été contactées directement.

Plácido Domingo lors de son discours d’acceptation de la présidence d’Europa Nostra. (photo Europa Nostra) Plácido Domingo während seiner Antrittsrede bei Europa Nostra. (Bild Europa Nostra)

nales. L’objectif devrait être au contraire de viser le rendement le plus efficace possible en exploitant le moins de sites possibles, en évitant la dissémination anarchique des éoliennes dans le paysage. La FP intervient par conséquent au niveau parlementaire pour demander un plan sectoriel de l’énergie éolienne. Membre du Conseil de Fondation de la FP, Kurt Fluri a déposé en juin 2010 une interpellation dans ce sens au Conseil national. La rétribution à prix coûtant du courant injecté (RPC) produit à partir de sources d’énergie renouvelables a entraîné un boom de l’énergie éolienne en Suisse. Environ 400 projets éoliens sont en lice pour un soutien dans le cadre de la RPC. La reprise de l’énergie ainsi produite doit être rétribuée, selon l’art. 7a LEne, si les installations sont adaptées au site concerné. Pour répondre à cette question de l’adaptation au site, on dispose du «Concept d’énergie éolienne pour la Suisse» (2004) ainsi que des «Recommandations pour la planification d’installations éoliennes» publiées par l’OFEN, l’ARE et l’OFEV en mars 2010, qui doivent aider les cantons et les communes dans leur tâche de planification. Ces deux instruments ne sont cependant pas contraignants. Cela a pour conséquence que, pour des raisons de politique régionale ou autres, les cantons abordent cette tâche de façons diverses et parfois

Le premier audit urbain transfrontalier a été mené dans l’espace urbain franco-valdogenevois. (photo LDD) Für die Agglomeration Frankreich-Waadt-Genf fand ein erstes grenzüberschreitendes «Urban Audit» statt. (Bild ZVG)

planifient même des centrales éoliennes dans des zones protégées d’importance cantonale ou nationale, ou approuvent des sites pour ainsi dire éliminés lors de procédures de sélection. Comme le Conseil fédéral entend renforcer l’utilisation de plans sectoriels dans le cadre de la seconde phase de révision de la LAT, la question se pose de savoir si, à côté du plan sectoriel des réseaux d’énergie, il ne faudrait pas en élaborer un pour l’énergie éolienne. En matière d’aménagement du territoire, il est préférable de construire un petit nombre de centrales comportant davantage d’éoliennes plutôt qu’un grand nombre de parcs éoliens dispersés comptant chacun quelques machines. Dans ce sens, il est nécessaire de reprendre et d’actualiser le travail du Concept d’énergie éolienne pour la Suisse. Sans plan sectoriel, la pesée complète des intérêts et l’exploitation efficace de l’énergie éolienne, dont le potentiel en Suisse est relativement restreint, ne sont pas garanties. www.sl-fp.ch

Espace urbain franco-valdo-genevois Le premier audit urbain transfrontalier a été mené dans l’espace urbain franco-valdo-­ genevois. Cet espace est, avec 802 000 habitants, de taille modeste en comparaison ­européenne, mais il se distingue par sa dynamique démographique et la jeunesse de sa population. Son caractère cosmopolite et son taux d’activité élevé sont à attribuer davantage à sa partie suisse, alors que la part relativement importante de familles avec de jeunes enfants de même que celle de propriétaires relèvent plutôt de sa partie française. Cet audit urbain transfrontalier (2006) a été réalisé par l’Office fédéral de la statistique (OFS) et l’Office cantonal de la statistique de Genève (OCSTAT), en collaboration avec l’Institut national de la statistique et des études économiques (INSEE, Lyon) et l’Office fédéral du développement territorial (ARE). Un article sur l’espace urbain franco-valdogenevois est paru dans le numéro 1/2010 du magazine «Heimatschutz/Patrimoine» www.statistique.admin.ch


Rundschau

Heimatschutz  Patrimoine 3/10 | 20

KURZ UND BÜNDIG 50 Jahre Rheinaubund Im Januar 1951 liessen die Bauherren des Kraftwerks Rheinau im Rheinfallbecken den zukünftigen, um zwei Meter erhöhten Einstau markieren. Es war das Startzeichen für den Kampf um den Erhalt der einmaligen Flussschleife um die Halbinsel Rheinau und gegen die Beeinträchtigung des Rheinfalls durch den Stau bis ins Rheinfallbecken. Eine der ersten gesamtschweizerischen Volksbewegungen für den Natur- und Landschaftsschutz formierte sich: Weite Kreise der Bevölkerung und namhafte Politiker stellten sich hinter das «Rheinau-Komitee». Mit über 50 000 gültigen Unterschriften kam die eidgenössische Volksinitiative zum Schutz der Stromlandschaft Rheinfall-Rheinau zustande. Die Volksabstimmung, welche am 5. Dezember 1954 stattfand, wurde lokal massiv unterstützt, stiess in der übrigen Schweiz aber auf wenig Echo. Bei einer Stimmbeteiligung von 50 Prozent votierten Volk und Stände für das Kraftwerk. Einzig der Anliegerkanton Schaffhausen stimmte dagegen. Der Kampf um Rheinau ging zwar verloren, doch war mit ihm der Grundstein zur Einführung des Natur- und Heimatschutzartikels in die Bundesverfassung und die spätere Einführung des Natur- und Heimatschutzgesetzes gelegt. Am 19. März 1960 wurde der Verein Rheinaubund aus dem Zusammenschluss des «Über parteilichen Komitees zum Schutz der Stromlandschaft Rheinfall-Rheinau» und des «Komitees zum Schutze des Nationalparks» mit Sitz in Schaffhausen gegründet. www.rheinaubund.ch

Neuer GSK-Präsident An ihrer ordentlichen Generalversammlung vom 5. Juni 2010 haben die Mitglieder der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK) Dr. Benno Schubiger aus Basel auf den 1. Januar 2011 zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Benno Schubiger, Kunsthis-

Wettbewerb 50er-Jahre Unser Wettbewerb über die Architektur der 50er-Jahre aus Heft 2/2010 ist abgeschlossen. Die zahlreichen Einsendungen mit dem richtigen Lösungswort «CORNAREDO» haben uns sehr gefreut. Gewinnerin des ersten Preises – eine Übernachtung für zwei Personen im Hotel Krafft in Basel – ist Frau Pierrette Bobillier aus Fleurier. Wir gratulieren herzlich! Die Gewinnerinnen und Gewinner sämtlicher Preise wurden direkt benachrichtigt.

Der Bau des Kraftwerks Rheinau war ein gewaltiger Eingriff in die Natur. Auch die Klosteranlage Rheinau war betroffen. (Bild Rheinaubund) La construction de la centrale hydroélectique de Rheinau signifiait une atteinte importante à l’environnement naturel. Le couvent de Rheinau était également touché. (photo Rheinaubund)

toriker, MAS in Museum Science, ist Geschäftsführer der Sophie und Karl Binding Stiftung in Basel. Der neu gewählte Präsident ist seit 2006 Vizepräsident der GSK. Er verfügt über ein breites Netzwerk im Wissenschafts-, Kultur- und Stiftungsbereich. Vor Kurzem hat er im Auftrag des Schweizerischen Landesmuseums ein Forschungsprojekt zum Thema der «Historischen Zimmer» im Landesmuseum und in Schweizer Museen abgeschlossen (vgl. Artikel S. 10 in diesem Heft). Benno Schubiger löst im Präsidium Prof. Dr. Rainer Schweizer ab. Dieser hatte sich in seiner Präsidialzeit insbesondere für den Reformprozess der GSK eingesetzt und deren Verankerung im schweizerischen Wissenschaftsbetrieb gefördert. www.gsk.ch

Fonds Landschaft Schweiz (FLS) verlängert Nach dem Ständerat hat auch der Nationalrat der FLS-Verlängerung bis ins Jahr 2021 zugestimmt. Das Parlament setzte sich damit über den Bundesrat hinweg, der den FLS aus Spargründen nicht mehr verlängern wollte. Der Nationalrat sagte auch klar Ja zu den 50 Millionen Franken, die der Bund in den Fonds einzahlen wird: zur Unterstützung von konkreten Projekten zur Erhaltung von naturnahen Kulturlandschaften. Der FLS wertet den Entscheid als grossen Vertrauensbeweis und Zeichen der Anerkennung für die gute Arbeit, die initiative Projektträgerschaften im ganzen Land für die Pflege und Aufwertung naturnaher Kulturlandschaften leisten. www.fls-fsp.ch

100 Jahre Berninalinie Die RhB feiert 2010 viermal das 100-jährige Bestehen ihrer Berninalinie. Dies hat System:

Die 61 Kilometer lange Gebirgsstrecke beeindruckt durch die landschaftliche, sprachliche und kulturelle Vielfalt. Zudem prägen die vier Jahreszeiten die Regionen ganz besonders eindrücklich. Was liegt also näher, als das Fest an verschiedenen Orten und in allen vier Jahreszeiten durchzuführen. Nach dem eindrucksvollen Auftakt bei klirrender Kälte in St. Moritz, dem Frühlingsanlass in Tirano und dem sommerlichen Hauptfest vom 19. und 20. Juni in der Valposchiavo folgt am 18. und 19. September in Pontresina der Abschluss des Jubiläumsjahrs unter dem Motto «Die Wanderbahn». www.rhb.ch

40 Jahre Stiftung Landschaftsschutz Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) feiert dieses Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Als die treibende Kraft des Landschaftsschutzes trug sie in dieser Zeit Wesentliches zur Sensibilisierung für die von Banalisierung und Zersiedelung bedrohten Landschaften der Schweiz bei. Mag sich in den 40 Jahren die Schweizer Landschaft markant verändert haben, so konnte die SL doch einige wesentliche Meilensteine in der Geschichte des Landschaftsschutzes setzen. Mit der SL eng verknüpft sind der Schutz der Oberengadiner Seenplatte und der Wasserfälle des Laggintales VS, die Rettung der Flusslandschaft Rhäzüns-Rothenbrunnen GR vor einem Autobahnbau, die Erhaltung der traditionellen Rebberglandschaft in Salgesch VS, der Schutz der Greina und von Gletschboden VS, des Galmizmooses FR und der Kulturlandschaft von Heitenried FR. Am Jubiläumslunch der SL im Juni in Bern verwies Ständeratspräsidentin und SL-Präsi-


Rundschau

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dentin Erika Forster-Vannini auf den beherzten Einsatz des kleinen Teams der SL. Die SL präsentierte ein 10-Punkte-Programm des Landschaftsschutzes der Zukunft. An erster Stelle steht die Bekämpfung der Zersiedelung und des Kulturlandverlustes sowie des Zweitwohnungsbaues. Auch im Bereich der erneuerbaren Energie und des Stromtransportes setzt sich die SL für grösste Landschaftsschonung ein. Die SL wird in ihrem Jubiläumsjahr zahlreiche Exkursionen in ihren Projektgebieten sowie eine öffentliche Fachtagung zum Thema «Wasserkanäle» in Sion VS (2.–5.9.2010) durchführen. Zudem plant sie die Lancierung einer «Landschaft des Jahres». www.sl-fp.ch

Inventar historischer Friedhöfe Viele historische Grabmäler, ja ganze Friedhofanlagen, verschwinden spurlos oder werden komplett umgestaltet. Dies lässt sich nicht nur mit der periodischen Umnutzung der Reihengräber erklären, sondern entspricht auch dem veränderten Bewusstsein der Bevölkerung im Umgang mit dem Tod und der Erinnerung. Mit der Kremation hat im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ausserdem eine neue Bestattungsform Einzug gehalten, die die Gestaltung der Friedhofanlagen massgeblich beeinflusst. Die verbreitete Errichtung anonymer Gemeinschaftsgräber zur Beisetzung der Aschenreste führte zu einer Abnahme der individuellen Grabmäler und zu einem bedeutenden Verlust von Kulturgut. Nicht nur in der Schweiz droht der Abgang historischer Bestattungsanlagen und Einzeldenkmäler. Auch schweizerische Grabstätten im Ausland, wie etwa der sich in Schweizer Besitz befindende Cimitero degli Inglesi (1827–1877) in Florenz, sind von der schleichenden Zerstörung betroffen.

Zwar gibt es bereits einzelne Inventare auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene, ein gesamtschweizerischer Überblick mit standardisierten Bewertungskriterien fehlt jedoch bisher. Dr. Ivo Zemp initiierte deshalb die ICOMOS-Arbeitsgruppe «Historische Friedhöfe und Einzelmonumente». Diese soll bedeutende historische Grabmäler und Friedhofanlagen in der Schweiz, schweizerische Bestattungsorte in der Fremde sowie geschichtliche Einzelmonumente schweizerischer Provenienz im In- und Ausland erfassen und würdigen. Für die neu geschaffene Arbeitsgruppe werden nun Fachleute und Interessierte gesucht, die sich direkt beim Arbeitsgruppenleiter melden können: Dr. Ivo Zemp, Bundesamt für Kultur, Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege, Bern, ivo.zemp@bak.admin.ch. wwww.icomos.ch

Neuzugänge im Pro-Natura-Zentralvorstand Am 1. Juli 2010 begann die vierjährige Amtszeit des neu formierten Pro-Natura-Zentralvorstands. Mit Daniela Pauli, Pierre-Alain Rumley und Leo Lorenzo Fosco erhält der zehnköpfige Zentralvorstand von Pro Natura fachkräftige und prominente Unterstützung. Präsidentin bleibt für weitere vier Jahre die Historikerin und ehemalige SP-Nationalrätin Silva Semadeni. Der bekannteste Neuzugang im Pro-NaturaZentralvorstand ist Pierre-Alain Rumley. Bis Ende 2008 war er Direktor des Bundesamtes für Raumentwicklung ARE. Seit 2009 amtiert er als Gemeinderat von Val de Travers im Kanton Neuenburg. Die strategische Mitarbeit des ausgewiesenen Raumplanungsfachmannes ist ein deutliches Signal zugunsten der Landschaftsinitiative der Umweltverbände. www.pronatura.ch

In Schweizer Besitz: Der Cimitero degli Inglesi (1827–1877) in Florenz. (Bild ZVG) En propriété suisse: le cimetière des Anglais (1827–1877) à Florence. (photo LDD)

Vue des Alpes

Suchen Sie ein paar Tage Ruhe und Erholung fern von Verkehrsstaus, überfüllten Flughäfen und lauten Reisegruppen? Sehnen Sie sich nach einem Rückzug in ein abgeschiedenes Kurhotel mit Blick auf klare Bergseen und prächtige Alpengipfel? Und überhaupt: Sind Ihnen «lustige» Ferienbekanntschaften und Urlaubsflirts ein Graus? Dann ist das Hotel Vue des Alpes Ihr perfektes Reiseziel. In den nächsten Wochen sind noch Zimmer frei. Kostenlos. Die Anreise erfolgt über ein paar wenige Mausklicks. Seit 2001 können Zimmer im virtuellen Hotel gebucht werden. Unter www.vuedesalpes.com bietet das Kunstprojekt von Monica Studer und Christoph van den Berg einwöchige Aufenthalte in einem Sporthotel im dunkelbraunen Stil der 60er-Jahre. Die Zimmer müssen ein paar Wochen im Voraus reserviert werden – die Wartezeit variiert je nach Saison. Zum Ferienbeginn erhalten Sie einen Zimmercode, der während des Aufenthalts rund um die Uhr Zugang zum Hotel gewährt. Das Erforschen der virtuellen Bergwelt ist eine eigenartige Erfahrung. Entgegen der im weltweiten Netz vorherrschenden, um Aufmerksamkeit buhlenden Bilder und Banner verbreitet sich im Hotel Vue des Alpes Stille. Hier kann die Schönheit einer in sich ruhenden Kunstlandschaft ohne Ablenkung genossen werden. Einzig ein Ausflug mit dem Pedalo oder die Seilbahnfahrt aufs Gleissenhorn sorgen für etwas Abwechslung. Bleibt Zeit für stundenlange Spaziergänge und süsses Nichtstun auf der menschenleeren Sonnenterrasse. Ein Bummel durch die liebevoll gestaltete Bergwelt ist selbstverständlich kein Ersatz für echte Spaziergänge in der richtigen Natur. Das Kunstprojekt bietet aber eine faszinierende Sehschule im virtuellen Raum und erstaunliche Ruhe vor dem Bildschirm. Ein Urlaub der ganz besonderen Art. Peter Egli, Redaktor


Frisch gestrichen

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Villa Trautheim in Stans

Der eigene Stil Wer sich dem unauffälligen Haus in Stans nähert, sieht auf den ersten Blick nichts Besonderes. Auf den zweiten Blick erzählt es   eine Geschichte des Heimatstils und einer kleinen, aber schmucken Renovation. Ivo Bösch, Redaktor und Architekt

Jugendstil oder Heimatstil? «Der Heimatstil ist der Jugendstil auf dem Lande», sagt der Architekt Hanspeter Odermatt. Er konnte die Villa Trautheim in Stans vor drei Jahren zusammen mit seiner Frau Mireille Tscholitsch kaufen. Das «Goldhuisli», wie das Einfamilienhaus wegen seiner vergoldeten Muster an der Fassade auch genannt wird, stand davor ein Jahr lang leer und war in einem desolaten Zustand. Das Verkaufsinserat pries ein Grundstück mit einem Abbruchobjekt an. Trotzdem verkaufte die Besitzerfamilie das kleine Anwesen nicht dem Meistbietenden, sondern dem Architekten Odermatt und der Künstlerin Tscholitsch, die mit ihren zwei Kindern einziehen und als Einzige das Haus erhalten wollten. Im Haus ankommen Der Architekt Robert Omlin hat das Wohnhaus 1914 für Arnold Waser gebaut, den damaligen Bahnhofsvorstand der Stanserhorn-Bahn. Das ist kein Zufall, denn die Talstation liegt

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gleich nebenan. Das Haus thront über dem Steinmättli, dem heutigen Parkplatz der Stanserhorn-Bahn. «Ein talseitiger Lauben- und Balkonanbau, geschwungene Giebelfeldtäferung und Ecklisenen geben dem kleinen Haus ein originelles Jugendstil-Gepräge», schrieb Gerold Kunz, als er das Haus 2008 inventarisierte. Es sei ein kleines und feines Beispiel des Obwaldner Architekten Omlin, der sich elegant im Bereich Historismus und Heimatstilarchitektur bewege. Das Haus steht seither unter kantonalem Schutz, weil es eines der wenigen Vertreter des Heimatstils in Nidwalden ist. 500 000 Franken hat die Familie sich die Renovation kosten lassen. Darin eingerechnet sind die Eigenleistungen – Odermatt führt ein EinmannArchitekturbüro. Und er ist Präsident der Nidwaldner Sektion des Innerschweizer Heimatschutzes. Da er auch als Bauberater für den Heimatschutz tätig ist, weiss er mit historischem Gemäuer umzugehen. Er hat nicht nur den Umbau des eigenen Hauses wäh-

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rend 1,5 Jahren geplant, sondern auch an der Fassade Hand angelegt. Er flickte den Verputz und hat die Fassade selbst gestrichen. Das tat die junge Familie nicht nur wegen dem Geld. «Wir wollten damit im Haus ankommen», sagt Odermatt rückblickend. Eingefräste Blümchen Die Renovation ist eine, wie sie häufig vorkommt. Man hebt den Komfort auf den heutigen Stand und achtet dabei auf die Bausubstanz, auf den ersten

1: Die restaurierte Villa Trautheim in Stans. Im Frühling kommen die Leute von weit her, um die zwei blühenden Magnolienbäume zu bestaunen. 2: Das Blumenmuster neben dem Eingang holte ein Restaurator hervor. 3: Wegen den goldenen Mustern wird die Villa auch «Goldhuisli» genannt. (Bilder Jesco Tscholitsch) 1: La villa Trautheim restaurée à Stans. Au printemps, les gens viennent de loin pour admirer les deux magnolias en fleurs. 2: Le motif de fleurs près de l’entrée. 3: La villa a été surnommée «Goldhuisli» en raison du motif doré qui orne sa façade. (photos Jesco Tscholitsch)

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Peinture fraîche

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Die neue Küche in rötlichem Grauton mit einer Sitzbank aus Nussbaum und eingefrästen Blumen (links). Der Durchgang zwischen Stube und Esszimmer ist der grösste Eingriff in die Tragkonstruktion (rechts). (Bilder Jesco Tscholitsch) La nouvelle cuisine dans les tons gris avec des reflets rougeâtres est ornée de fleurs sculptées (à gauche). Le couloir entre le séjour et la salle à manger est l’intervention principale dans la structure porteuse (à droite). (photos Jesco Tscholitsch)

Blick also nichts Spektakuläres. Die komplett neue Haustechnik verbrauchte zusammen mit der Küche ein Viertel des Umbaubudgets. Ein Holzpelletofen heizt das mit neuen Fenstern ausgestattete Haus. Selbstverständlich teilen die feinen Fenstersprossen das Glas und sind nicht nur aufgesetzt, wie es bei vielen Sanierungen zu sehen ist. Ansonsten sind im Innern die Sünden früherer Umbauten entfernt und die Holzböden geschliffen. Wichtig war die hohe Sockelleiste, die der Architekt wieder montieren liess. Auch vorbildliche Bauherren sind nicht immer einig mit den Vorstellungen der Denkmalpflege. Die wollte entgegen den Wünschen der Eigentümer das Brusttäfer in der Stube und im Essraum erhalten. Odermatt fand schliesslich eine Lösung in einem nutzbaren «Brusttäfer»-Ersatz in Form von Bücherregalen und Sideboards. Im Erdgeschoss sind die grössten Eingriffe in die Tragkonstruktion des Hauses zu sehen: Die Durchreiche zur Küche ist heute eine grosse Schiebetüre, und auch die Tür zwischen Stube und Esszimmer ist einem breiten Durchgang gewichen. Ein offeneres Geschoss und mehr Licht im Esszimmer wollte der Architekt. Speziell an der Renovation ist die Gestaltung der Einbauten im Haus. Ob in der Stube, der Küche oder im Bad, über-

all taucht ein Blumenmuster auf, das computergesteuert in die Holzplatten eingefräst wurde. Es soll an die Blattund Blumenmotive der Fassade erinnern, eine einheitliche Gestaltung des Hauses bilden und trotzdem eine zeitgemässe Interpretation der Muster

sein. Der neue Schmuck ist genauso sparsam wie der bestehende. Es ist ein eigener Stil, den hier der Architekt dem Haus gegeben hat. Viele Leute würden sich am Gartenzaun über die Renovation freuen. Man gönnt der Familie das kleine Schmuckstück.

La villa Trautheim de Stans A Stans, Arnold Waser, alors responsable de la gare du funiculaire du Stanserhorn, s’est fait construire la villa Trautheim en 1914 par l’architecte Robert Omlin. Cette discrète maison a été restaurée avec goût par l’architecte Hanspeter Odermatt qui en est également le propriétaire avec sa compagne, l’artiste Mireille Tscholitsch. Art nouveau ou Heimatstil? Pour l’architecte Odermatt, l’architecture « Heimatstil » est une forme d’expression rurale de l’Art nouveau. Gerold Kunz, responsable de l’inventaire   cantonal du patrimoine de Nidwald, parle quant à lui de subtile inspiration Art nouveau à propos de la villa Trautheim qu’il a fait   placer sous protection cantonale en 2008 après avoir estimé qu’il s’agissait d’un des rares témoins de ce style architectural dans le canton. La «Goldhuisli» ainsi surnommée en raison du motif doré sur sa façade était restée vide pendant un an. Elle était dans un triste état et même vouée à la démolition. Heureusement, les anciens propriétaires ne l’ont pas vendue

au plus offrant, mais à la famille OdermattTscholitsch qui voulait la rénover dans les règles de l’art. En tout, la rénovation a coûté un demi-million de francs au propriétaire Hanspeter Odermatt, par ailleurs président et conseiller   technique de la section nidwaldienne de   Patrimoine suisse. Autant dire que la rénovation de la villa se trouvait entre des mains   expertes. L’architecte tenait à mettre la main à la pâte et a recrépi lui-même la façade. Les installations techniques et la cuisine, entièrement neuves, représentent un quart du budget   de rénovation. Le confort moderne a été   installé avec un poêle à granulés de bois,   de nouvelles fenêtres, une isolation intérieure. Au rez-de-chaussée, la distribution des pièces a été revue pour créer un espace plus lumineux: c’est l’intervention la plus lourde. En guise de clin d’œil aux motifs   extérieurs, l’architecte a sculpté sur le bois   le même bouquet de fleurs dans toutes les pièces … la signature de son style propre.


AUFSCHWUNG IN SPANIEN BENIDORM, EINE KLEINSTADT DER 50ER-JAHRE Im ersten Teil meines Lehrlingsprojektes erhielt ich die Möglichkeit, für das Heft 1/10 eine Seite über die 50er- und 60er-Jahre in meiner Heimat Spanien zu publizieren. Für diesen zweiten Teil wählte ich wieder ein Thema zur Aufschwung-Kampagne. Ich entschied mich für Benidorm. Diese Stadt an der Costa Blanca, mit ihren Hochhäusern aus den 60er-Jahren, hat mein InterInter esse geweckt. -VANESSA VANESSA DOCAMPO, Kauffrau in AusbildungAusbildun

-EIN FISCHERDÖRFCHENBenidorm ist der touristische Hauptort der Costa Blanca. Dabei war Benidorm noch Mitte des vergangenen Jahrhunderts ein Fischerdorf mit knapp 2500 Einwohnern, das nur von ein paar spanischen Touristen besucht wurde. 1950 gab es in Benidorm nicht einmal fliessendes Wasser. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber suchten immer mehr Spanier Erholung am Meer. So hatte der Bürgermeister Pedro Zaragoza die Idee, aus dem FischerFischer dörfchen einen Tourismusort zu machen. -DIE 50ER-JAHREMitte der 50er-Jahre holte Zaragoza die besten Architekten Spaniens herbei, um die touristische Entwicklung zu planen. Seine Idee war es, in die Höhe zu bauen und zwischen den einzelnen Hochhäusern viel Platz für Freiflächen zu lassen. Nur 30 Prozent der einzelnen Grundstücke durften überbaut werden. Die Bikinis galten in Spanien damals als anstössig und waren verboten. Für die Strände von Benidorm aber hat Zaragoza das Verbot aufgehoaufgeho ben. Dies brachte ihm zwar Ärger mit der katholischen Kirche und dem Regime, doch umso mehr Touristen.

-EIN BOOMENDER TOURISMUSORTHeute lockt Benidorm fünf Millionen Besucher jährlich an. Kaum ein anderer Ort in Europa und schon gar nicht eine Kleinstadt mit 70 000 Einwohnern kommt auf so viele Touristen. Die Hotels bleiben ganzjährig geöffnet. Im Jahr 2002 wurde das höchste Hotel Europas mit einer Höhe von 210 Metern eröffnet. Nach Paris und London ist Benidorm die Stadt mit den meisten Hotels in Europa. Erstaunlich ist, dass sich der Grossteil davon noch heute in Familienbesitz befindet. Die vorderste Front am Meer ist nicht zugebaut, so dass man auch von den Hotels in der zweiten und dritten Reihe das Meer erblicken kann. Dies war auch die Vision von Pedro Zaragoza: ein Ferienort für Arbeiter und die MittelMittel schicht. Die Kleinstadt kämpft jedoch um ihren Ruf. Viele sehen in Benidorm ein Symbol für den Massentourismus. Die HotelHotel burgen und Wolkenkratzer brachten dem Ort den Beinamen «Manhattan am Mittelmeer» ein. Interessant finde ich, dass die Leute, die ihre Ferien in einem ruhigen Häuschen am Meer verbringen, im Durchschnitt vier Mal so viel Wasser verbrauchen wie ein Feriengast in Benidorm. Und ich frage mich, wie viel Land verbraucht worden wäre, wenn man anstelle von Hochhäusern, zweistöckige Häuser an der Costa Blanca gebaut hätte.


Schweizer Heimatschutz

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Das erste Zentrum für Baukultur

Der Schweizer Heimatschutz in der Villa Patumbah Nach dem feierlichen Spatenstich zur Renovation der Villa Patumbah in Zürich stehen nun die nächsten Schritte zur Verwirklichung des Zentrums für Baukultur des Schweizer Heimatschutzes an.

Nach wechselvollen 100 Jahren steht die märchenhafte Villa Patumbah in Zürich wieder vor einer vielversprechenden Zukunft. Anfang Juni konnte der Spatenstich zur Renovation gefeiert werden. Die Stiftung Patumbah als Eigentümerin und der Schweizer Heimatschutz als zukünftiger Mieter der Villa hatten zu dem offiziellen Anlass eingeladen. Ihre Präsidenten verdankten die kräftige finanzielle Unterstützung durch die Stadt und den Kanton Zürich. Dank öffentlichen Mitteln sowie Geldern aus dem Schoggitalerverkauf sowie von zahlreichen Stiftungen und Gönnern kann das Baudenkmal jetzt renoviert werden. In ihren kurzen Ansprachen freuten sich auch die Vertreterinnen und Vertretern von Stadt und Kanton Zürich über die geplante öffentliche Nutzung und darüber, dass nun endlich mit den so dringenden Renovationsarbeiten begonnen werden kann. Grün Stadt Zürich pflegt die grossartige Parkanlage, die Kantonale Denkmalpflege wird die aufwendige Renovation sorgfältig begleiten. Der Schweizer Heimatschutz wird im Herbst 2012, nach beendeter Renovation, die Villa Patumbah mieten, um darin ein öffentliches Zentrum für

Am 2. Juni 2010 fand der symbolische Spatenstich für das Zentrum für Baukultur in der Villa Patumbah statt. (Bild SHS) Le 2 juin 2010, Patrimoine suisse a célébré le début des travaux de rénovation de la Villa Patumbah. (photo Ps)

Baukultur und seinen Geschäftssitz einzurichten. Für den professionellen Betrieb des Bildungszentrums müssen nun weitere Finanzierungsquellen erschlossen werden. Der Schweizer Heimatschutz strebt dazu mit der öffentlichen Hand Leistungsverträge an, um in Zukunft Bildungsangebote für

Schulen anbieten zu können. Parallel entwickelt der Schweizer Heimatschutz mit der Fondazione Valle Bavona TI eine neue Form der Zusammenarbeit für ein Kompetenzzentrum für Kulturlandschaften sowie als «Fenster» ins Tessin. www.patumbah.ch

Patrimoine suisse dans la villa Patumbah Après cent ans d’existence, ponctués de hauts et de bas, la fabuleuse Villa Patumbah à Zurich est promise à un bel avenir. Les travaux de rénovation ont débuté en juin. La Fondation Patumbah, propriétaire des lieux, et Patrimoine suisse, futur locataire de la villa, ont lancé l’invitation à cet événement officiel. Leurs présidents ont remercié la ville et le canton de Zurich pour leur aide substantielle. Ces fonds publics, les recettes de la vente de l’Ecu d’or et le soutien de nombreux donateurs et fondations permettent le commencement des travaux. Au cours de leur brève allocution, les représentants de la ville et du canton de Zurich ont exprimé leur satisfaction quant à la future ouverture au public de ce bâtiment et se sont réjouis du démarrage tant attendu des

travaux de rénovation désormais urgents. Grün Stadt Zurich procèdera à l’entretien du magnifique parc, et le service cantonal des monuments historiques assurera le suivi des importants travaux de rénovation. A l’automne 2012, lorsque la rénovation sera achevée, Patrimoine suisse louera la villa pour y animer une Maison du patrimoine, ouverte au public, et y installer son siège principal. L’exploitation professionnelle de ce centre de formation requiert de nouvelles sources de financement. Parallèlement, Patrimoine suisse développe avec la Fondazione Valle Bavona (TI) une nouvelle forme de collaboration afin de créer un centre de compétences sur les paysages ainsi qu’une «vitrine» au Tessin.


Schweizer Heimatschutz

Heimatschutz  Patrimoine 3/10 | 26

Das alte Kraftwerk Rheinfelden wird abgerissen, obwohl sein Stellenwert als Industriedenkmal anerkannt wurde. (Bild Henri Leuzinger)

Abriss des alten Flusskraftwerks Rheinfelden (D) nicht mehr aufzuhalten

L’ancienne usine hydraulique de Rheinfelden sera démolie malgré la reconnaissance de ce témoin de notre patrimoine industriel. (photo Henri Leuzinger)

Rettung des hochkarätigen Industriedenkmals gescheitert Der Abbruch des alten Kraftwerks und mit ihm des Eisenstegs in Rheinfelden ist besiegelt. Die Aussprache beim Regierungspräsidium Freiburg im Breisgau hat am 21. Juni 2010 – trotz hochkarätiger Unterstützung durch Vertreter des internationalen Denkmalrates (ICOMOS) und weiteren internationalen und nationalen Organisationen, die anwesend waren – nichts genützt. Henri Leuzinger, Geschäftsführer Aargauer Heimatschutz

Die Aussprache beim Regierungspräsidium Freiburg galt als letzter Strohhalm in einem mehrjährigen Verfahren. Im Herbst 2009 hatte der damalige Ministerpräsident Baden-Württembergs, Günther Oettinger, die Runde zugesichert. Allerdings kamen schon im Vorfeld Zweifel am Nutzen der Veranstaltung auf, denn nach der Absage der Energie- und Umweltministerin, Tanja Gönner, zum Erhalt des alten Kraftwerks schien die Debatte nicht mehr «ergebnisoffen», sondern im

Resultat festzustehen. So kam es dann auch – trotz hochkarätiger Unterstützung durch ICOMOS Deutschland und Schweiz und weiteren internationalen und nationalen Organisationen, die sich in fundierten und engagierten Voten für das Industriedenkmal einsetzten. Allein, es half nichts mehr. Das alte Kraftwerk Rheinfelden wird abgerissen, obwohl sein Stellenwert als Industriedenkmal anerkannt wurde. Die deutschen Behörden erteilten nicht nur einem Moratorium eine Ab-

fuhr, sondern auch einer Teilrevision der Baubewilligung, sogar dann, wenn die Bauherrschaft um eine solche nachsuchen würde, was diese allerdings zuvor schon in Abrede gestellt hatte. Abriss beginnt im Herbst Konsequenz: Im Herbst 2010 beginnt der Abriss des alten Kraftwerks Rheinfelden. Diesem Entscheid beugen sich auch die lokalen Behörden, so auch der Stadtrat Rheinfelden. Er wird deshalb


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seine Bemühungen für den Erhalt des alten Kraftwerks einstellen. Zur Erinnerung: Der Gemeinderat wurde durch die Einwohnergemeindeversammlung im Dezember 2009 beauftragt, alles in seiner Macht stehende zu unternehmen, damit das Kraftwerk bis zum 31. Dezember 2010 nicht abgerissen wird. Diese Zeit hätte dafür verwendet werden sollen, um den Erhalt des Kraftwerks sicher zu stellen. In der Folge hatte die Stadt mit allen im Verfahren involvierten Organisationen und Behörden auf Schweizer Seite Gespräche gef30_ührt und die neuen Erkenntnisse aufgezeigt. Zusammenfassend waren sich die Behörden jeweils einig, dass die industriehistorische Bedeutung des altes Kraftwerks heute anders beurteilt würde, als damals. Aber unter Berücksichtigung der rechtsstaatlichen Prinzipien und aufgrund der Tatsache, dass die meisten der mitwirkenden Umweltorganisationen eine nötige freiwillige Zustimmung verweigerten, erscheint eine Wiederaufnahme des Verfahrens aussichtslos. Nun heisst es, möglichst schnell die Planung und Realisierung eines neuen Stegs an die Hand zu nehmen, der nie bestritten war, indessen auch wieder ein aufwändiges Verfahren sowie einen Staatsvertrag benötigt.

Keine Chance für inhaltliche Argumente Was bleibt nach vier Jahren intensivem Bemühen um den Erhalt des Werks? Erstens die Erkenntnis, dass ein kompliziertes Konzessions- und Baubewilligungsverfahren selbst mit besten Argumenten nicht mehr modifiziert werden kann. Zweitens die Tatsache, dass auf Zusagen, später in Ruhe über Teilaspekte des Verfahrens reden zu können, kein Verlass ist. Und drittens: In einer nur noch verfahrensrechtlich argumentierenden Verwaltungswelt haben inhaltliche Argumente keine Chance mehr. Die Rechts- und Investitionssicherheit geht allem anderen vor. Naturschutz gegen Denkmalschutz Bitter klingt der heftige Konflikt Naturschutz-Denkmalschutz nach. Gewiss, Heimat- und Denkmalschutz haben sich in den 1990er-Jahren nicht mit der nötigen Hartnäckigkeit für das Kraftwerk eingesetzt, wie dies die Umwelt- und Naturschutzvereinigungen für ihre Partikulärinteressen taten. Selber schuld, so der hämische Kommentar der auffällig koordiniert agierenden Kreise. Inhaltlich lässt sich indessen nicht vernünftig nachvollziehen, was diese umtrieb, alle Bemühungen um gute Kompromisslösungen

– und solche gab es – vom Tisch zu wischen. Das hatte nun gar nichts mehr mit Naturschutz zu tun, sondern nur noch mit Machtgehabe und einem abgekarteten Spiel aus dem Hintergrund. Die stets wiederholte Drohung, jeden Versuch, das alte Werk zu erhalten, sogleich durch alle Instanzen der Justiz zu ziehen, widerspricht hierzulande allen Grundsätzen einer fairen Zusammenarbeit und diente am Ende vor allem der Bauherrschaft. In dieses Bild passt auch der mehrfach vorgebrachte Hinweis seitens der Behörden in Bern und Stuttgart, es gehe bei dieser Auseinandersetzung keineswegs nur um Denkmalschutz oder Naturschutz und Fischerei, Ökologie und Nachhaltigkeit, sondern um weit höhere übergeordnete Interessen, nämlich um das gute Einvernehmen der Politik mit der national und international eng verflochtenen Energiewirtschaft. Mehr dazu unter www.heimatschutz-ag.ch und www.ig-pro-steg.ch

Unsere Heimat ist einmalig. Helfen Sie mit, ein Stück Heimat zu bewahren. Schweizer Baukultur für kommende Generationen: schützen, erlebbar machen, weiter bauen. Ihr Vermächtnis – eine Erbschaft oder ein Legat – legt den Grundstein für die Zukunft. Informieren Sie sich bei Ihrem Anwalt oder bestellen Sie die Unterlagen des Schweizer Heimatschutzes: www.heimatschutz.ch. Sie können uns auch anrufen: Unser Geschäftsleiter Adrian Schmid berät Sie gerne persönlich unter 044 254 57 00. Schweizer Heimatschutz Postfach 8032 Zürich adrian.schmid@heimatschutz.ch 044 254 57 00 www.heimatschutz.ch

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Wakkerpreis 2010

Découvrir le patrimoine

Baukultur entdecken in Fläsch Am 19. Juni 2010 verlieh der Schweizer Heimatschutz der Gemeinde Fläsch GR den Wakkerpreis. Rechtzeitig zur öffentlichen Preisverleihung erschien eine Begleitpublikation. Sie lädt dazu ein, das Weinbaudorf im Rheintal zu entdecken und die architektonischen Höhepunkte der Gegenwart und Vergangenheit kennenzulernen. Die Gemeinde Fläsch erhielt den Wakkerpreis 2010 des Schweizer Heimatschutzes für ihre innovative Ortsplanung. Dank Landumlegungen konnten die charakteristischen Wein- und Obstgärten im Dorfkern erhalten ­werden, ohne die bauliche Weiterentwicklung zu verhindern. Zudem fördert die Gemeinde aktiv gute zeitgenössische Architektur, indem sie berät und mit gutem Beispiel vorangeht. Die gelungenen Neubauten stärken das Ortsbild. Altes und Neues vereint Sei es das Wohnhaus Meuli, die «Casascura», das Weingut Gantenbein – die Architektur in Fläsch überzeugt und lohnt eine genauere Betrachtung. Das Faltblatt «Baukultur entdecken» lädt dazu ein, die Bauwerke und die charakteristischen Wein- und Obstgärten kennenzulernen. Vorgestellt werden neben herausragenden Bauten der Gegenwart auch Baudenkmäler.

Die Publikation ist eine Gemeinschaftsproduktion des Schweizer Heimatschutzes, seiner Bündner Sektion, der Gemeinde Fläsch und der Zeitschrift «Hochparterre». Das Faltblatt ist die 29. Publikation in der Reihe «Baukultur entdecken» und ist in Deutsch und Französisch erhältlich.

Das Faltblatt «Baukultur entdecken: Fläsch» kann unter www.heimatschutz.ch/shop bestellt werden.

En lui décernant le Prix Wakker, Patrimoine suisse récompense la commune de Fläsch pour sa planification locale novatrice et exemplaire. Un remaniement parcellaire lui a permis de sauvegarder l’identité viticole de son centre en protégeant de toutes constructions futures les vignes et les vergers qui pénètrent jusqu’au cœur du village. Par ailleurs, la commune s’engage activement par l’exemple et le conseil pour une architecture contemporaine de qualité. De nouvelles constructions très réussies renforcent encore le caractère unique du centre historique. Qu’il s’agisse de réalisations contemporaines de grand intérêt – comme la maison Meuli, la maison «Casascura» et le domaine viticole Gantenbein – ou de témoins du passé, Fläsch recèle de nombreuses perles architecturales et mérite qu’on s’y intéresse de plus près. Le dépliant qui vient de paraître, intitulé «Découvrir le patrimoine», invite à faire le tour du village lors d’une promenade à pied. Le guide présente également quelques objets dignes d’intérêt dans les alentours, comme la place fortifiée de St. Luzisteig. «Découvrir le patrimoine: Fläsch» est une coproduction de Patrimoine suisse, de sa section grisonne et de la revue Hochparterre. Disponible en français et en allemand, cette publication est la vingt-neuvième de la série «Découvrir le Patrimoine». «Découvrir le patrimoine: Fläsch» peut être commandée à Patrimoine suisse sur le site www.patrimoinesuisse.ch/shop

Delegiertenversammlung des Schweizer heimatschutzes Die Delegiertenversammlung vom 19. Juni 2010 in Fläsch begann mit einer Grussadresse des Gemeindepräsidenten Heinz Urs Kunz, der seine Freude über die Auszeichnung «seiner» Gemeinde mit dem diesjährigen Wakkerpreis zum Ausdruck brachte. Nach der einstimmigen Genehmigung des Jahresberichts und der Jahresrechnung 2009 stand die Wahl eines Nachfolgers von Christoph Schläppi für den Geschäftsausschuss an. Präsident Philippe Biéler wies auf die Statuten hin, welche die Amtszeit für Mitglieder des Geschäftsausschusses auf zwölf Jahre limitieren, weshalb Christoph Schläppi leider zurücktreten müsse. Umso mehr freue er sich, dass dieser als neuer Bauberater gewonnen werden konnte. Caspar Hürli-

mann, früherer Präsident des Schweizer Heimatschutzes, würdigte die engagierte und kompetente Arbeit von Christoph Schläppi. Auch Philippe Biéler verdankte seinen langjährigen wertvollen Einsatz und übergab ihm, zusammen mit Adrian Schmid, ein Abschiedsgeschenk. Einstimmig als neues Mitglied des Geschäftsausschusses gewählt wurde Hans Schmid, Hotelier in Lavin. Hans Schmid stellte sich nach der Wahl in prägnanten Worten vor, die mit grossem Applaus der Anwesenden aufgenommen wurden. Aufgrund des Rücktritts von Christoph Schläppi war auch ein neuer Vizepräsident zu bestimmen. Gewählt wurde Severin Lenel, langjähriges Mitglied des Geschäftsausschusses und

früherer Geschäftsleiter der St. Galler Heimatschutzsektion. Als neuen Vertreter der Öffentlichkeit wählten die Delegierten Gerold Kunz. Der Denkmalpfleger des Kantons Nidwalden und langjährige Geschäftsleiter des Innerschweizer Heimatschutzes wurde von der Konferenz der Schweizer Denkmalpfleger (KSD) als Bindeglied zwischen den beiden Verbänden empfohlen. Den Abschluss der Delegiertenversammlung bildete ein Referat von Maria Lezzi, Direktorin des Bundesamts für Raumentwicklung. Sie erörterte die zentralen Herausforderungen der Raumplanung in der Schweiz und nahm dabei auch Stellung zur eidgenössischen Landschaftsinitiative, die vom Schweizer Heimatschutz mitinitiiert wurde.


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Festansprache von Erika Forster-Vannini

Fläsch – das Musterbeispiel für die Landschaftsinitiative An der Verleihung des Wakkerpreises hielt Erika Forster-Vannini, Ständeratspräsidentin und Präsidentin der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL), eine vielbeachtete Festansprache. Sie würdigte die Vorbildfunktion Fläschs und nahm Bezug zur Landschaftsinitiative.

Die schützenswerte Dorfstruktur mit den charakteristischen Wein- und Obstgärten erhalten, die Bauzonen nicht erweitern und dennoch dank Landumlegung Entwicklung ermöglichen. Dies erschien bis vor Kurzem als nahezu unvereinbarer Widerspruch. Fläsch macht es der Schweiz vor und zeigt auf, wie eine zündende Idee mit offener Kommunikation, Geduld und Verhandlungsgeschick umgesetzt werden kann. Mit dem Wakkerpreis 2010 wird der konsequente Einsatz der Gemeinde, auch gegenseitige Interessen unter einen Hut zu bringen, zu Recht belohnt. Es ist erfreulich, zu beobachten, wie andere Gemeinden dem Beispiel von Fläsch folgen: Felsberg, Haldenstein, Vrin, dann aber auch die Gemeinden Köniz bei Bern und Horgen bei Zürich, die ihren Siedlungsraum mit vorbildlicher Ortsplanung sorgfältig weiterentwickeln wollen. Auch die Kantone Thurgau und Zürich begrenzen ihre Baugebiete in der Richtplanung. Das sind auf der Schweizer Karte einige gute Beispiele, noch sind es aber viel zu wenig, und die Zeit eilt, wenn wir das Ziel einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung nicht gänzlich verfehlen wollten. Wirksame Begrenzung der Bauzonen Wer heute durch unser Land fährt, erlebt eine ungebrochene Zersiedelung und Landschaftsentwertung. Die Schweiz verliert täglich Lebens- und Erholungsqualität – und Lebensraum für die Natur. Die Bauzonen in der Schweiz sind bekanntlich überdimensioniert. Die grössten Reserven liegen primär in den ländlichen und touristischen Gemeinden, also gerade dort, wo auch der Landschaftsschutz am wichtigsten ist. Gemäss Studien des Bundes übersteigt das Angebot von Bauzonenreserven in der Schweiz die Nachfrage

bis 2030 unter Ausschöpfung der inneren Baulandreserven gar um das Dreibis Vierfache! Da heute aber kaum jemand eine wirksame Begrenzung der Bauzonen einfordert und Rückzonungen oft mit Entschädigungsforderungen verbunden sind, wird nach wie vor Bauland eingezont, obwohl insgesamt genügend Reserven vorhanden sind. Instrumente für die Baulandumlegung sind auf der gesetzlichen Ebene nicht vorgesehen. Verdichtung am richtigen Ort Die Ortsplanung bedeutet weit mehr, als Pläne anstreichen und Bauzonen ausscheiden. Das wird in Fläsch eindrücklich bewiesen. Mit seiner Baulandumlegung, der Auszonung von Bauland im Dorfkern und dem verdichteten Bauen am Rand des Dorfes sind die Fläscher einen entscheidenden Schritt weitergegangen. Die Gemeinde Fläsch stand denn auch Modell für die von der Schweizerischen Stiftung für Landschaftsschutz mitgeprägten Landschaftsinitiative, mit der die Raumplanung in der Schweiz korrigiert werden soll. Die Initiative will grundsätzlich die Verantwortung von Bund und Kantonen in der Raumplanung stärken, einen besseren Schutz des Kulturlandes ermöglichen und eine hochwertige Siedlungsentwicklung anstreben – dank Landumlegung, höherer Überbauungsziffer und Realersatz. Das Verdichtungspotenzial innerhalb der Siedlungen soll stärker genutzt werden, aber am richtigen Ort, wie dies die Gemeinde Fläsch der übrigen Schweiz ja augenfällig vormacht. Ein kontrolliertes Wachstum soll auch weiterhin erlaubt werden. Ein Prinzip, das seit über 100 Jahren auch für den Wald seine Gültigkeit hat. Der Bundesrat will der Landschaftsinitiative mit einem indirekten Gegen-

Erika Forster-Vannini, Präsidentin der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL). (Bild ZVG) Erika Forster-Vannini, présidente de la Fondation suisse pour la protection et l’aménagement du paysage FP. (photo LDD)

vorschlag auf Gesetzesebene begegnen. Die Beratungen wurden in der vorberatenden Kommission des Ständerates unlängst aufgenommen. Sicher ist, dass es eine griffige Revision des Raumplanungsgesetzes braucht, die die Hauptforderung der Initiative aufnehmen. Hierzu braucht es Bestimmungen gegen die Baulandhortung, für die Bauzonenetappierung, für die Ermöglichung von gezielten Baulandumlegungen und Rückzonung überdimensionierter Bauzonen. Die ebenfalls anstehende Revision des Raumplanungsgesetzes, die den Zweitwohnungsbau in den Gemeinden bremsen soll, wurde in der Sommersession vom Ständerat verabschiedet und wird nun der vorberatenden Kommission des Nationalrates zugewiesen. Die Pioniertat in Fläsch und die Preisverleihung an die Gemeinde gibt hoffentlich vielen anderen Gemeinden, den Kantonen, dem Bund wie auch den Politikerinnen und Politikern den nötigen Aufwind, die Ziele und Grundsätze einer nachhaltigen Raumplanung in die Tat umzusetzen.


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Une étude d’Avenir Suisse va dans le sens de l’Initiative pour le paysage

«Le territoire bâti ne doit plus s’étendre» Le monitoring cantonal d’Avenir Suisse, avec son inventaire des instruments cantonaux de maîtrise de l’urbanisation, souligne la nécessité de faire progresser l’aménagement du territoire en Suisse.

La manière dont le sol est utilisé en Suisse n’est ni durable, ni rationnelle. (photos Ps) Die Art und Weise, wie in der Schweiz mit dem Boden umgegangen wird, ist weder nachhaltig noch haushälterisch. (Bilder SHS)

La manière dont le sol est utilisé en Suisse n’est ni durable, ni rationnelle, donc non conforme à la Constitution fédérale. La plupart des cantons et communes appliquent insuffisamment les dispositions de la Loi fédérale sur l’aménagement du territoire (LAT). Le monitoring cantonal d’Avenir Suisse détaille ces déficits de mise en œuvre. Au classement, seuls cinq cantons obtiennent plus de la moitié des points attribuables. La plupart des cantons pratiquent une politique élastique en matière de zones à bâtir. Les auteurs de l’Initiative pour le paysage sont ainsi confortés dans leur position par une instance au-dessus de tout soupçon. L’Initiative pour le paysage s’attaque précisément au déficit d’application, le problème le plus criant selon l’étude d’Avenir Suisse. L’Initiative pour le paysage demande que les zones à bâtir, d’ores et déjà surdimensionnées, ne puissent plus être agrandies, et que les réserves existantes soient mieux utilisées et transférées là où une utilité et une demande existent.

L’Initiative pour le paysage réclame une modification constitutionnelle pour, en quelque sorte, soigner le mal à la racine. Ses auteurs considèrent aussi, comme Avenir Suisse, qu’il est nécessaire d’agir au niveau de la loi. La révision de la LAT, débattue au Parlement comme contre-projet à l’Initiative pour le paysage, est un important complément à celle-ci. La LAT doit être rendue plus efficace, et son application plus contraignante pour les cantons et communes. Cela implique des prescriptions en matière de compensation des nouvelles zones à bâtir (plafonnement de la surface constructible) ou alors l’obligation de corriger les erreurs du passé en réduisant la taille des zones à bâtir surdimensionnées. Le prélèvement prévu sur les plus-values des terrains, crées lors de nouvelles mises en zone à bâtir, doit enfin se réaliser, afin que les communes disposent des moyens nécessaires pour agir efficacement. Pour en savoir plus: www.initiative-pour-le-paysage.ch

Studie von Avenir Suisse stützt die Landschaftsinitiative Die Art und Weise, wie in der Schweiz mit dem kostbaren Gut Boden umgegangen wird, ist weder nachhaltig noch haushälterisch, wie es die Bundesverfassung fordert. Kantone und Gemeinden vollziehen das Raumplanungsgesetz grossenteils ungenügend. Das Kantonsmonitoring von Avenir Suisse deckt die Vollzugslücken detailliert auf. Nur gerade fünf Kantone erreichen mehr als die Hälfte der möglichen Punkte im Ranking. Die Mehrzahl der Kantone übt eine lockere Einzonungspolitik. Die Initianten der Landschaftsinitiative sehen sich aus einer unverdächtigen Quelle bestätigt. Denn genau

den Bereich mit dem gemäss Avenir-SuisseStudie eklatantesten Vollzugsdefizit packt die Landschaftsinitiative an. Sie fordert, dass die bereits massiv überdimensionierten Bauzonen gesamthaft nicht mehr anwachsen, dafür die bestehenden Reserven besser genutzt und dorthin transferiert werden, wo sie sinnvoll sind und Nachfrage besteht. Die Landschaftsinitiative setzt auf der Verfassungsebene an und packt das Übel gleichsam an der Wurzel an. Die Initianten sehen aber wie Avenir Suisse auch einen klaren Handlungsbedarf auf Gesetzesebene. Die Revision des Raumplanungsgesetzes, die im Bundesparlament als Gegenvorschlag zur

Landschaftsinitiative beraten wird, ist eine wichtige Ergänzung zur Landschaftsinitiative. Das Raumplanungsgesetz muss wirksamer und sein Vollzug für Kantone und Gemeinden verbindlicher werden. Dazu gehören Vorschriften zur Kompensation neuer Bauzonen (Plafonierung der Bauzonenfläche) oder aber die Verpflichtung, die Fehler der Vergangenheit zu beheben und überdimensionierte Bauzonen zu redimensionieren. Die Abschöpfung erheblicher Planungsmehrwerte, die bei Einzonungen entstehen, muss endlich realisiert werden. Sie gibt den Gemeinden die dafür nötigen Mittel in die Hand. www.landschaftsinitiative.ch


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Das Weinbaudorf Fläsch. (Bild G. Bally, Keystone) Le village viticole de Fläsch. (Bild G. Bally, Keystone)

Herbstausflug 2010

Erkunden Sie Fläsch und Umgebung Im Juni wurde der Gemeinde Fläsch der Wakkerpreis übergeben. Wir stellen Ihnen das Weinbaudorf im Rheintal und die benachbarten Dörfer auf zwei Herbstausflügen vor. Jürg Ragettli (Präsident des Bündner Heimatschutzes) wird uns begleiten.

Fahrt nach Malans mit Besuch der barocken Gartenanlage des Schlosses Bothmar und des historischen Hauses von Moos (Besitzer Alfred Sulzer), Retour mit Bus nach Landquart und Bad Ragaz. Ende der Veranstaltung ca. 17.00 Uhr.

Datum • Samstag, 2. Oktober 2010 (leichte Wanderung, ca. eine Stunde) • Samstag, 9. Oktober 2010 (alle Transfers mit Bus)

Kosten für Ausflug (beide Daten) CHF 70.– für Heimatschutzmitglieder CHF 90.– für Nichtmitglieder CHF 40.– für Studentinnen/Studenten CHF 20.– für Kinder bis 16 Jahre

Inklusive Führungen und Mittagessen. Getränke, Hin- und Rückreise zum Treffpunkt nicht inbegriffen. Das definitive Programm erhalten Sie nach Eingang Ihrer Anmeldung zusammen mit der Rechnung. Auskunft Bei Fragen gibt Ihnen Frau Giuseppina Tagliaferri (montags und donnerstags) gerne Auskunft: giuseppina.tagliaferri@heimatschutz.ch oder Tel. 044 254 57 02

Besammlung 9.30 Uhr, Bahnhof Bad Ragaz Programm vom 2. Oktober 2010 (Wanderung) Dorfrundgang in Fläsch, anschliessend «Wein»-Wanderung durch die Rebberge bis nach Maienfeld mit Zwischenhalt und Besichtigung des Weinguts Davaz, Mittagessen im Schloss Brandis, Maienfeld. Spaziergang in Maienfeld und Besichtigung des Weinguts Pola von Andreas von Sprecher. Ende der Veranstaltung ca. 17.00 Uhr in Maienfeld. Programm vom 9. Oktober 2010 (alle Fahrten mit Bus) Dorfrundgang in Fläsch mit Besichtigung des Weingutes Adank, Bus nach Maienfeld mit Zwischenhalt auf der St. Luzisteig (historische Festung und Waffenplatz), Mittagessen in Maienfeld im Torkel der Familie Lampert,

Anmeldung zum Ausflug nach Fläsch Talon einsenden oder faxen an: Schweizer Heimatschutz, Postfach, 8032 Zürich (F 044 252 28 70). Bitte rasch anmelden, die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Bei Abmeldung später als eine Woche vor der Veranstaltung wird der volle Kostenbeitrag verrechnet. Versicherung ist Sache der Teilnehmerin/des Teilnehmers. Datum des Ausfluges: Name/Vorname: Begleitperson: Name/Vorname: Strasse/Nr.: PLZ/Ort: Telefon: E-Mail: Anzahl SHS-Mitglieder: Nichtmitglieder:

Datum/Unterschrift:

StudentInnen:

Kinder:


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Die Denkmalpflege ist eine Verbundaufgabe zwischen Bund und den Kantonen. Im Bild das Hotel Meyerhof in Hospental. (Bild SHS) La protection du patrimoine et des biens culturels est une tâche commune de la Confédération et des cantons. Hôtel Meyerhof, Hospental. (photo Ps)

Sparprogramm des Bundesrats wird fortgesetzt

Massiver Abbau bei der Denkmalpflege Der Bundesrat eröffnete die Vernehmlassung zum Sparprogramm. Wieder soll bei Heimatschutz und Denkmalpflege massiv gekürzt werden. Mit diesem Sparprogramm droht die Denkmalpflege auszubluten. Adrian Schmid, Geschäftsleiter Schweizer Heimatschutz

Das kulturelle Erbe der Schweiz ist bedroht. Nachdem die Bundesmittel für Heimatschutz und Denkmalpflege der Jahre 1993–2004 von durchschnittlich 38 Millionen Franken pro Jahr ab 2005 auf rund 28 Millionen reduziert wurden, wollte der Bundesrat für die Periode 2008–2011 weiter abbauen – auf durchschnittlich noch knapp 21 Millionen Franken. National- und Ständerat lehnten dies erfreulicherweise ab. Sie beliessen die Beiträge bei rund 30 Millionen Franken, auch für das laufende Jahr. Vier Monate nach dem Parlamentsentscheid eröffnete der Bundesrat diesen Früh­

ling die Vernehmlassung zum Sparprogramm. Wieder soll bei Heimatschutz und Denkmalpflege massiv ge­kürzt werden. Konkret: von heute 30 Millionen Franken auf rund 16 Millionen Franken jährlich – also quasi eine Halbierung der Ausgaben. Oder anders gesagt: Mit diesem Sparprogramm droht die Denkmalpflege auszubluten. Deutliche Kritik Der Schweizer Heimatschutz war alarmiert, kritisierte diese Pläne deutlich und legte dem verantwortlichen Bundesrat Didier Burkhalter sowie JeanFrédéric Jauslin, Direktor des Bundes-

GLOBIS Geschichten vom Bauen Globi entdeckt das Bauen. Er erkundet Baustellen, trifft Architekten und Bauleute, die ihm Einblicke in ihre Arbeit gewähren. Auf einfache und spannende Art wird Wissenswertes zu den Themen Bauen, Architektur, Heimatschutz und Stadtplanung und -entwicklung vermittelt. Globi macht auch Bekanntschaft mit Ferien im Baudenkmal, der Stiftung des Schweizer Heimatschutzes, und lernt das Huberhaus in Bellwald kennen. Ein Buch für Kinder von 7 bis 11 Jahren. «Geschichten vom Bauen» ist zu bestellen unter www.heimatschutz.ch/shop, CHF 29.80 (für Heimatschutz-Mitglieder CHF 23.80)

amts für Kultur (BAK), seine schweren Bedenken umgehend persönlich vor. So haben die früheren Kürzungen bereits zu einer problematischen Entwicklung geführt, da dem Rückgang der Bundesmittel zahlreiche Restaurierungen gegenüberstehen, welche dringend an die Hand genommen werden müssten. Die Gesuche der Kantone übersteigen die Mittel der Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege des Bundesamts für Kultur bei Weitem. Grundsätzlich wird damit das Prinzip der Aufgabenteilung (Verbundaufgabe) zwischen Bund und den Kantonen in Frage gestellt. Gravierend ist, dass auch die Kantone eigene Sparprogramme schnüren: So hat Beispielsweise der Kanton Luzern kürzlich die Finanzmittel für die Denkmalpflege bereits um 20 Prozent gekürzt. Die Denkmalpflege scheint ein rotes Tuch zu sein. Einen ersten Erfolg kann der Schweizer Heimatschutz zur Kenntnis nehmen. Der Bundesrat hat informiert, dass er die Beiträge «nur» auf rund 20 Millionen Franken reduzieren will. Das ist gegenüber dem aktuellen Stand von 30 Millionen Franken eine Drittelkürzung anstelle der beabsichtigten Halbierung. Derweil nehmen die Schäden an den Schutzobjekten und damit die Sanierungskosten zu.


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Programme d’économies du Conseil fédéral

Coupes drastiques dans la protection du patrimoine Le Conseil fédéral a ouvert la consultation sur son programme d’économies. La protection du patrimoine et des biens culturels devrait subir de nouveau des coupes drastiques. Adrian Schmid, secrétaire général de Patrimoine suisse

Le patrimoine culturel helvétique est menacé. Le poste budgétaire de la période 1993–2004 de la Confédération en faveur du patrimoine et des monuments historiques a été abaissé de 38 millions de francs en moyenne par année à 28 millions en 2005. Le Conseil fédéral entendait poursuivre cette politique d’économie durant la période 2008-2011 en proposant d’inscrire au budget un montant de 21 millions de francs en moyenne. Heureusement, le Conseil national comme le Conseil des Etats se sont opposés à cette politique et ont voté des montants de quelque 30 millions de francs en moyenne chaque année – pour cette année également. Ce printemps, quatre mois après la décision du parlement, le Conseil fédéral a ouvert une consultation sur son programme d’économies. La protection des biens culturels et du patrimoine devrait de nouveau subir des coupes massives. Concrètement, ce poste budgétaire s’abaisserait de 30 millions de francs (en 2010) à 16 millions de francs par an – une réduction de moitié, ou presque, des montants disponibles. En d’autres termes, ce programme risque de saigner à blanc la protection du patrimoine. Critique manifeste Alarmé, Patrimoine suisse a critiqué ce plan d’économies et fait part de ses craintes lors d’une rencontre avec le conseiller fédéral Didier Burkhalter en charge de ce dossier et Jean-Frédéric Jauslin, directeur de l’Office fédéral de la culture (OFC). Les coupes antérieures ont déjà provoqué des situations problématiques, car

de nombreuses restaurations urgentes doivent être effectuées en dépit de la réduction des montants alloués. Les demandes des cantons dépassent largement les moyens dont dispose la section de la protection du patrimoine et des biens culturels de l’Office fédéral de la culture. Le principe de la répartition des tâches entre Confédération et cantons (tâche commune) se trouve ainsi remis en question. Plus grave encore, les cantons sont eux aussi en train de boucler leurs programmes d’économies: le canton de Lucerne, par exemple, a récemment réduit de 20%

les montants alloués à la protection des biens culturels. La conservation du patrimoine semble faire voir rouge les autorités. Patrimoine suisse a pris connaissance d’un premier succès. Le Conseil fédéral a informé qu’il abaisserait les montants alloués à «seulement» 20 millions de francs. Par rapport au budget actuel de 30 millions, cela représente encore une coupe d’un tiers – au lieu de la réduction de moitié annoncée. Pendant ce temps, la dégradation des objets protégés s’aggrave, et les coûts de restauration augmentent.


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Blickpunkt: Aargau

Zofingen – 200 Jahre Siedlungsentwicklung ausserhalb der Stadtmauern Die neuste Publikation in der Reihe «Baukultur entdecken» führt zu 16 architektonisch und kulturlandschaftlich interessanten Objekten in   Zofingen, die sich allesamt ausserhalb der Stadtmauern befinden. Das Projekt wurde von der Stadt Zofingen initiiert und grosszügig unter-  stützt. Die Publikation ist die nunmehr 30. in der erfolgreichen Reihe «Baukultur entdecken» des Schweizer Heimatschutzes. Karin Artho, Schweizer Heimatschutz

Die Stadt Zofingen hat mehr zu bieten als «nur» eine mittelalterliche Altstadt. Auch ausserhalb der Stadtmauern sind die Baudenkmäler zahlreich. Diese weniger bekannten Bauzeugnisse können nun dank der neusten Publikation in der Reihe «Baukultur entdecken» aufgestöbert werden. Ausgehend von den imposanten Obstgärten in den «Reuten» führt das handliche Faltblatt zu 16 Objekten, darunter die öffentlichen Kulturbauten des 19. Jahrhunderts im Promenadengürtel, die Fabrikbauten jenseits der Geleise und faszinierende Bauten des 20. Jahrhunderts. Kurz und prägnant beschreiben die Autoren Jürg Andrea Bossardt und Werner Schmutz die Objekte, die jeweils mit einem Bild vorgestellt werden. Die Publikation bietet Einheimischen und Gästen einen neuen Blick auf die Stadt Zofingen. Der Schweizer Heimatschutz hat die Publikationsreihe «Baukultur entdecken» 2001 ins Leben gerufen. Bisher konnten 30 Rundgänge in verschiedenen Regionen der Schweiz publiziert werden. Das Angebot richtet sich an Kulturinteressierte und regt an, die gewohnte Umgebung neu zu sehen.

Die Faltblätter der Reihe «Baukultur entdecken» können unter www.heimatschutz.ch/shop bestellt werden. Les dépliants de la série «Découvrir le Patrimoine» peuvent être commandées sur le site www.patrimoinesuisse.ch/shop.

Drei Gebäude ausserhalb der Zofinger Stadtmauern: das Alte Schützenhaus (1813– 1825), die Bezirksschule des Architekten Roland Rohn (1956–58) und die «Swissprinters AG», ein Werk von Otto Senn und Hans Andres (1923–1933 und 1945). (Bilder Henri Leuzinger, Werner Schmutz) Trois bâtiments à l’extérieur de l’enceinte de la ville de Zofingue: l’ancienne Schützenhaus (maison de la société de tir, 1813–1825), l’école de district de l’architecte Roland Rohn (1956–1958) et la «Swissprinters AG», œuvre d’Otto Senn et Hans Andres (1923– 1933 et 1945). (photos Henri Leuzinger, Werner Schmutz)


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Aargau Aargauer Heimatschutzpreis 2010 für Hugo Suter Als Rahmenthema des Aargauer Heimatschutzpreises 2010 hat die Jury «Kultur im Kanton Aargau» gewählt. Kultur bedeutet das, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, künstlerisches Schaffen ist darin mitenthalten. Die Jury wollte Kultur auch in Zusammenhang mit dem Begriff Heimat betrachten, Heimat als eine Gesamtheit der Lebensumstände, mit der sich Menschen identifizieren können, eine Beziehung zwischen Menschen und ihrem Lebensraum. Das vielfältige Schaffen des Preisträgers Hugo Suter aus Birrwil erfüllt diese Kriterien. Dem Aargauer Heimatschutz ist besonders die langjährige Auseinandersetzung mit seiner Umgebung, mit dem Hallwilersee, der Landschaft, in welcher der Künstler seit über 30 Jahren lebt, aufgefallen und dass er diese Gegend als Anregung und als «Arbeitsinstrument» benutzt. Die fotografischen Studien der Wasseroberfläche des Hallwilersees, die er immer wieder in zeitlichen Abschnitten festhält, die Bewegungen auf der Wasserfläche, die Lichterscheinungen auf derselben, die zahlreichen Bootshäuschen, welche den See säumen, stechen hervor. Diese Auseinandersetzung mit der nächsten Umgebung ist feinsinnig und poetisch. Suter hat auch durch zahlreiche Arbeiten der Kunst am Bau im ganzen Kanton Aargau das Wahrnehmungsbild der Stadt, des Dorfes, des Gebäudes, durch seine Präsenz geprägt. Mit dieser Auszeichnung will der Aargauer Heimatschutz auf die Bedeutung hinweisen, mit welcher Hugo Suter sich fortgesetzt mit seiner Umgebung, einem Teil der Landschaft und der Orte des Kantons Aargau mit gestalterischen Mitteln auseinandersetzt und damit auf das Charakteristische, das Besondere einer Landschaft, eines Ortes hinweist. Die Preisverleihung findet im September statt. www.heimatschutz-ag.ch

Kaserne Basel, Architekt: Johann Jacob Stehlin d.J. (Flugaufnahme anlässlich Tattoo 2009) Kaserne Basel de l’architecte Johann Jacob Stehlin junior. (vue aérienne lors de la Tattoo 2009)

BAsel-Stadt Viel Arbeit Zurzeit kämpft der Heimatschutz Basel an vielen verschiedenen Fronten. Vier aktuelle Beispiele: Steinenberg/Steinenvorstadt: Die Häuser Steinenberg 21/23 des Architekten Ludwig Maring (1865) sowie Steinenvorstadt 1A des Architekten Max Ostenrieder (1907) sollen abgebrochen werden. Der Heimatschutz Basel setzt sich dafür ein, dass die qualitativ hochwertigen Liegenschaften erhalten werden. Dr. Max Ostenrieder, der 83-jährige Enkel des Münchner Architekten, kam nach Basel, um den Kampf des Heimatschutzes zu unterstützen. Zonenplan-Revision Basel: Zurzeit läuft das rechtliche und politische Verfahren. Sehr erfreulich ist die geplante deutliche Ausweitung der Schutzzonen. Damit können weitere historische Ensembles und Strassenzüge geschützt werden. Nicht akzeptabel sind für den Heimatschutz Basel einige Entlassun-

Der Künstler Hugo Suter erhält den Aargauer Heimatschutzpreis 2010. (Bild Mariann Suter) L’artiste Hugo Suter reçoit le prix du patrimoine 2010 de la section argovienne de Patrimoine suisse. (photo Mariann Suter)

gen aus der Schutzzone, diverse formulierte Rahmenbedingungen im Hochhauskonzept sowie einige Neueinzonungen am Stadtrand. Hans Huber-Saal: Erfreulicherweise lehnte die Regierung den finanziellen Beitrag an die Zerstörung des Saals ab. Die Gefahr ist dadurch fürs Erste gestoppt. Und es bleibt zu hoffen, dass auch die Casino-Gesellschaft den historischen Wert des Baus erkennt. Zusammen mit der Gesellschaft für Kammermusik und «Kammermusik um halb acht» hat der Heimatschutz Basel eine Petition an den Regierungsrat und den Grossen Rat lanciert. Kaserne: Für einen Teilabbruch des Kasernenhauptbaus werden zurzeit Initiativunterschriften gesammelt. Dieses historische und städtebauliche Denkmal am Rhein muss erhalten bleiben, und auch eine Öffnung ist nicht akzeptabel. Zusammen mit der Freiwilligen Basler Denkmalpflege hat der Heimatschutz Basel auch in dieser Sache prophylaktisch eine Petition an Parlament und Regierung lanciert. Die Bogen können auf der Website des Basler Heimatschutzes heruntergeladen und bis Ende September 2010 retourniert werden. www.heimatschutz.ch/basel

Bern Hauptversammlung in Tavannes Eine beachtliche Zahl von Mitgliedern versammelte sich am 29. Mai 2010 im Kinosaal des sorgfältig renovierten Kulturzentrums Le Royal in Tavannes zur Hauptversammlung des Berner Heimatschutzes (BHS). Die statutarischen Geschäfte gaben zu keinen Diskussionen Anlass. Für eine weitere Amtsperiode von vier Jahren wiedergewählt wurden Präsidentin und Vizepräsident des Berner Heimatschutzes, Dorothée Schindler-Zürcher und Martin Fröhlich. Auf Interesse stiess die Vorstellung der neuen Webseite. Unter www.bernerheimatschutz.ch präsentiert sich der BHS in neuem Kleid und bietet in ansprechender Weise aktuelle Informationen zur Organisation und deren Tätigkeiten. Den Abschluss der Versammlung bildete die vergnügliche Präsentation verschiedener Kurzfilme aus den 1950er-Jahren, die der Schweizer Heimatschutz anlässlich seiner Kampagne «Aufschwung» zusammengestellt hatte. Am Nachmittag rundeten Führungen in Tavannes und Umgebung den Tag im Berner Jura ab. www.bernerheimatschutz.ch


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Graubünden

«Der nicht mehr gebrauchte Stall» – eine Ausstellung unter dem Patronat des Bündner Heimatschutzes in Flims. (Bild ZVG) «Der nicht mehr gebrauchte Stall» – exposition sous le patronage de Patrimoine suisse Grisons, Flims. (photo LDD)

Fribourg Patrimoine architectural des 19e et 20e siècles Une pétition de 1518 signatures a été déposée en juin 2010 pour sensibiliser les autorités à la valeur des bâtiments des 19e et 20e siècles. Conscients que toute une partie de l’héritage architectural et historique de la ville de Fribourg est en train de disparaître, plusieurs associations, dont la section fribourgeoise de Patrimoine suisse et Pro Fribourg, ont fait appel aux membres du Conseil communal de la ville de Fribourg et collaborateurs de l’administration pour adopter une démarche de planification et de valorisation urbanistique incluant le patrimoine architectural du Moyen-Age et de l’Ancien Régime de la ville, et aussi les témoins remarquables de l’architecture des 19e et 20e siècles actuellement très menacés. Section fribourgeoise de Patrimoine suisse

Le point fort de cette année du 100e anniversaire de la section vaudoise de Patrimoine suisse sera la «Croisière du Centenaire» sur le bateau de la CGN, «La Suisse». (photo Ps) Im Mittelpunkt des Jubiläumsjahres der Waadtländer Heimatschutzsektion steht die «JahrhundertRundfahrt» auf dem Raddampfer «La Suisse». (Bild SHS)

Der nicht mehr gebrauchte Stall Der Bündner Heimatschutz hatte die Idee, das Gelbe Haus Flims hat sie aufgegriffen, und entstanden ist daraus eine Wanderausstellung mit Stationen in Dornbirn (vai – Vorarlberger Architektur Institut), Samedan (Fundaziun La Tuor) und Meran (Kunst Meran Merano Arte). Der Stall oder das Maiensäss – einst Sinnbild des Lebens und Wirkens in alpinen Regionen – hat seine Bedeutung verloren. In Dörfern und Landschaften liegen immer mehr Ställe brach, werden umgenutzt oder verfallen. Die zeitgenössische Landwirtschaft baut neue Ställe für Tierhaltung, Obstlager oder Weinkelterung. Verfall, Umnutzung, Neubau verändern die Orts-, Siedlungs- und Landschaftsbilder. Die Ausstellung erkundet die Architektur und die Soziologie des Stalls in Graubünden, Südtirol und Vorarlberg. Eine Ausstellung im Gelben Haus Flims (www.dasgelbehaus.ch), bis 17. Oktober 2010. www.heimatschutz-gr.ch

Schwyz EKD-Gutachten zur Maillart-Brücke Nach der Einsprache des Heimatschutzes gegen den Abbruch der Schrähbachbrücke (vgl. Heft 2/2010) schaltet sich der Bund ein: Im Juni 2010 traf sich in Innerthal eine Delegation der Eidgenössichen Kommission für Denkmalpflege (EKD) zu einem Augenschein. Die EKD wird ein Gutachten zur 1924 von Robert Maillart gebauten Brücke erstellen. Sobald das EKD-Gutachten vorliegt, wird über die nächsten Schritte entschieden. Die Einsprache des Schwyzer Heimatschutzes wurde unterstützt vom Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) sowie vom Bund Schweizer Architekten (BSA). Schwyzer Heimatschutz

Vaud L’assemblée générale d’un centenaire A l’hôtel de ville de Lausanne, salle du Conseil, Denis de Techtermann a présidé l’assemblée générale de la section vaudoise de Patrimoine suisse. On le sait, celle-ci fête cette année son centième anniversaire.

On a relevé les présences et interventions oratoires du conseiller d’Etat François Marthaler, du syndic de Lausanne Daniel Brélaz, de Philippe Biéler, président central de Patrimoine suisse. Etaient également présents Luc-Antoine Baehni, directeur de la Compagnie Générale de Navigation, et Maurice Decoppet, président de l’ABVL. Dans son rapport présidentiel, Denis de Techtermann rappela l’assemblée 2009 à la grande salle de Renens, l’attribution du Prix Wakker à Yverdon-lesBains, les activités de la section vaudoise dont, entre autres, les excursions et voyages culturels à Berne et Fribourg, le soutien à Moudon pour son circuit touristique, l’appui à Claude Girardet pour son «catalogue raisonné» de Ric Berger. Evoquant le programme des réjouissances de 2010, année du Centenaire, le président de Techtermann a fixé au 4 septembre les cérémonies à Romainmôtier de «11 siècles de sites clunisiens». Le 25 septembre 2010 aura lieu la journée officielle sur le bateau «La Suisse», et, en novembre 2010, la plantation d’un arbre du souvenir au Domaine de La Doges. Sans oublier les travaux des Fondations Les Mollards des Aubert et de La Coudre. Le trésorier Jean-Philippe Diémand a souligné la bonne santé des comptes, et tous les rapports ont été approuvés par l’assemblée. Denis de Techtermann a relevé que la section vaudoise de Patrimoine suisse comptait 788 membres en novembre 2003, 888 en novembre 2006, 988 en novembre 2009. Le 21 décembre 2009, la société d’art public comptait 1000 membres pour ses   100 ans d’existence! La millième membre – c’est une dame – se nomme Sonia Müller. Elle nous vient d’Avenches, cité du patrimoine romain. La distinction vaudoise du Patrimoine 2010 est décernée conjointement à la CGN et à l’association de Maurice Décoppet pour la conservation des vapeurs du Léman. Cette distinction récompense «la restauration exemplaire du bateau amiral ‹La Suisse› et de l’ensemble de la flotte Belle Epoque». Après le message de Daniel Brélaz, un vin d’honneur offert par la municipalité de Lausanne, a célébré tous ces événements. Un repas en commun au Restaurant du Vieux-Lausanne et la visite de la Cathédrale ont permis de conclure avec bonheur cette assemblée générale du samedi 29 mai 2010. www.patrimoinesuisse-vd.ch


Sektionen/Sections

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Das Landesmuseum in Zürich. (Bild SHS) Le Musée national de Zurich. (photo Ps)

Zug Filme und Architektur aus den 1950er- und 1960er-Jahren Der Zuger Heimatschutz hat am 17. Juni im Burgbachkeller zu einem Film- und Vortragsabend rund ums Thema Nachkriegsarchitektur in Zug eingeladen. Amüsante Architektur- und Werbefilmdokumente entführten das zahlreich erschienene Publikum in die Welt der 1950er-Jahre. Die Filmwochenschau von 1960 berichtete über den berühmten «Kunstskandal» um die Fresken von Ferdinand Gehr in der Oberwiler Kirche, was bei vielen Erinnerungen wach rief. So erzählte der eingeladene ehemalige Stadtpräsident Walther A. Hegglin von diesen Wirren und gab köstliche Geschichten zum Besten. Der ehemalige Stadtarchitekt Fritz Wagner van den Berg, ein profunder Kenner der Zeit, berichtete über damalige städtebauliche und architektonische Visionen und Gerold Kunz, Architekt und Autor des Zuger «Baukultur entdecken», führte anschliessend zu Bauten der 1960er-Jahre in der Innenstadt. Eine grosse Gruppe harrte trotz strömendem Regen   bis zum Schluss aus, so spannend war die Ent-  deckungsreise. www.heimatschutz.ch/aufschwung

Stadt Zürich Landesmuseum: Referendum Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich haben am 13. Juni 2010 dem Beitrag von 10 Millionen Franken an den Erweiterungsbau des Landesmuseums mit 54 Prozent zugestimmt. Zwei Wochen später ist das Referendum gegen den Kantonsbeitrag aus dem Lotteriefonds von 20 Millionen Franken zustandegekommen. Gegen die starke Front der Befürworter, die getragen wurde von den etablierten Parteien FDP und SP und von den Medienhäusern TA und NZZ kräftig

unterstützt wurde, ist der Nein-Stimmen-Anteil von 46 Prozent beachtenswert. Trotz diesem Entscheid stehen dem Erweiterungsbau noch einige Hürden   im Weg. Gemäss Stadtzürcher Heimatschutz zeichnet es sich ab, dass der Kredit von 150 Millionen Franken, der auch die Sanierung des Altbaus umfasst, nicht ausreichen wird. In den eidgenössischen Räten wird ein Zusatzkredit nötig. Der Stadtzürcher Heimatschutz fordert die Bauherrschaft deshalb auf, die wahren Kosten sofort auf den Tisch zu legen.   Am 23. Juni wurden 4231 Unterschriften gegen   den kantonalen Beitrag aus dem Lotteriefonds eingereicht. Bevor es aber zu dieser Abstimmung kommt, muss das Bundesgericht entscheiden, ob   die Entnahme des Beitrags aus dem Lotteriefonds   überhaupt rechtmässig ist. Weitere Infos unter www.referendum-landesmuseum.ch. www.heimatschutzstadtzh.ch

Zürich Zu den Kunstdenkmälern in der Surselva Am Samstag, 18. September 2010, findet ein Ausflug des Zürcher Heimatschutzes unter Leitung des Kunsthistorikers Dr. Albert Jörger statt. Die Exkursion gilt ein paar Kunstdenkmälern, an denen die bereits in vorchristlicher Zeit besiedelte Landschaft am obersten Vorderrhein so reich ist. Besichtigt werden in der Kirche von Waltensburg/Vuorz die berühmten Wandgemälde des «Waltensburger Meisters», oberrheinische Frühgotik um 1340. In Brigels/Breil wird die modernisierte Pfarrkirche mit Barock-Ausstattung besucht. Die Kapellen St. Martin und St. Eusebius (S. Sievi) bergen neben Wandmalereien je einen spätgotischen Flügelaltar von Ivo Strigel bzw. Jörg Kändel. In Trun wurde 1424 der «Obere oder Graue Bund» geschlossen zwischen dem Fürstabt von Disentis, Feudalherren und aufstrebenden Gemeinden der

Region, Grundlage für den rätischen «Freistaat der Drei Bünde» und den Kanton Graubünden. Hier werden die Pfarrkirche und die Kapelle St. Anna besichtigt. Der Palast «La Cuort», erbaut 1674–1679 für den Abt von Disentis (Abtstube) und die Bundesversammlungen (Gerichtssaal), birgt heute das Regionalmuseum der Surselva mit Gedenkstätte für den Maler Alois Carigiet. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Informationen beim Zürcher Heimatschutz unter Tel. 044 340 03 03 oder info@heimatschutz-zh.ch

Die Kapelle St. Martin in Brigels/Breil. (Bild ZVG) La chapelle Saint-Martin de Breil/Brigels. (photo LDD)


Von Menschen und Häusern

Heimatschutz  Patrimoine 3/10 | 38

Ivo Thalmann und die Villa Favorita

Erneuerte alte Pracht Die Villa Favorita in Biel war in einem desolaten Zustand, als der Architekt Ivo Thalmann sie 2007 erwarb. Er renovierte sie mit dem Ziel, den ursprünglichen Zustand möglichst wieder herzustellen. Seit zwei Jahren leben zwei Familien in diesem spätklassizistischen Gebäude. Marco Guetg, Journalist, Zürich

Wie alles anfing? Mit einem geplanten Abbruch. Und dazwischen liegen ein paar Geschichten. Wir sitzen in der Veranda der Villa Favorita an der Juravorstadt 39 in Biel. Durch die einfache Verglasung dringt Verkehrslärm in den von der Junisonne angenehm aufgeheizten Raum. Ivo Thalmann, der Hausherr, der mit seiner Familie den ersten Stock bewohnt, erzählt – und sein Ausflug wird zu einem kurzen Abriss der jüngeren Bieler Planungsgeschichte.

Gebaut wurde diese zweistöckige Villa an zentraler Lage von Pfarrer August Thellung. Er stattete sein Privathaus vornehm aus. Aus Sandstein ist diese spätklassizistische Villa gebaut, umgeben von einem Park. Sie hat hohe Fenster und elegante Konsolen, Ornamente im Treppenhaus, Kassettenparkett im Wohnbereich und ein Musikzimmer im Dachgeschoss. Das war 1862. Irgendwann im 20. Jahrhundert geriet die Villa in die Hände von Spekulanten. Ihr Schicksal schien

Ivo Thalmann mit seiner Frau, Barbara Müller Thalmann, vor der Villa Favorita in Biel. (Bild Marco Guetg) Ivo Thalmann en compagnie de sa femme, Barbara Müller Thalmann, devant la villa Favorita de Bienne. (photo Marco Guetg)

besiegelt. Hier wurden Fenster zugenagelt, dort Wände in einen Raum gestellt; hier Wandmalereien übermalt, dort eine Dusche in eine Ecke gemurkst ... Sechs Wohnungen wurden so in dieses Einfamilienhaus gepfercht. Wie das aussah? Ivo Thalmanns Kurzkommentar: «ziemlich verbastelt». Dieses «ziemlich verbastelte» Gebäude wurde später von der Stadt Biel gekauft – allerdings nicht aus denkmalpflegerischer Liebe zum Objekt. Denn just hier war der Tunneleingang für die Altstadtumfahrung geplant. Die Stadt wollte die geschützte Villa abbrechen. Der Heimatschutz verhinderte es. Später wurden die Wohnungen nicht mehr vermietet, an einem Februartag wurde die Heizung abgestellt, «ohne die Radiatoren zu leeren», sagt Thalmann. Der Architekt und Bauberater des Berner Heimatschutzes wohnte damals in der Nähe und beobachtete genau, was vor sich ging. Eines führte zum anderen Hier beginnt Ivo Thalmanns persönliche Verknüpfung mit der Villa Favorita. Seine Aufmüpfigkeit sorgte für Aufmerksamkeit, die Aufmerksamkeit führte zu einer Anfrage und die Anfrage zu einem Angebot. Seit 2007 besitzt Ivo Thalmann das Haus. Warum er sich auf dieses finanzielle wie bautechnische Wagnis eingelassen hat? Ivo Thalmann: «Das Haus hat mich interessiert, weil seine Struktur noch intakt war. Es wurden nur Sachen hineingestellt, aber nichts wurde herausgebrochen.» Ein halbes Jahr dauerten die Umbauarbeiten. «Wir mussten vieles wieder herausreissen», sagt Thalmann, «Schichten abkratzen und Farbe ablaugen.» Beim Rundgang erfahren wir, was Ivo Thalmann mit «verbastlet» gemeint hat. Immer wieder fällt der Satz: «Hier hatte es eine Wand.» Oder: «Hier war eine Küche mit etwa vier unterschiedlichen Böden.» Oder: «Das Treppen-


Des maisons et des hommes

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haus war weiss übermalt.» Die Zeichnungen sind inzwischen teils wieder sichtbar. Das Ziel von Ivo Thalmanns Umbau war die möglichst originale Rückführung in den ursprünglichen Zustand. Erhaltung kultureller Ressourcen Da im einstigen Einfamilienhaus auf jeder Etage neu eine rund 160 Quadratmeter grosse Wohnung zu stehen kam, waren zwei grössere Eingriffe nötig: ein Bad im Parterre und eine Küche im ersten Stock. Später stehen wir in der Küche. Ivo Thalmann erklärt, dass das Täfer hinter dem Einbau noch intakt ist. Dieser Raum kann somit jederzeit wieder zurückgebaut werden. Ein Detail mit tieferer Bedeutung. Denn bei unserem Rundgang sehen wir auch, dass beim Um- und Rückbau weder Röhren noch Kabel unter den Putz verlegt worden sind. «Das interessiert mich grundsätzlich nicht», sagt Ivo Thalmann, «weil damit extrem viel kaputtgeht.» Thalmann ist «ein Verfechter von Low-Tech-Häusern» – nicht weil er gegen Innovation wäre, aber gegen den Trend, «alles möglichst kompliziert zu machen». Und wie steht es mit der Nachhaltigkeit? Wir sitzen auf der Veranda, und Ivo Thalmann formuliert sein architektonisches Credo, aus dem auch der Denkmalpfleger spricht: «Es gibt die Energie und die Vernichtung ihrer Ressourcen. Es gibt aber auch die Vernichtung von kulturellen Ressourcen.» Die Konsequenz: «Das Dach ist isoliert, die Fassade nicht. Bevor ich ein solches Haus einpacken würde, würde ich beim Komfort Abstriche machen.» Das hiesse: weniger beheizte Räume – dem kulturellen Wert zuliebe.

Ziel des Umbaus war die möglichst originale Rückführung in den ursprünglichen Zustand. (Bilder Nadja Frey) La rénovation a eu pour objectif la restauration aussi fidèle que possible de l’état original. (photos Nadja Frey)

Retour au panache d’antan La villa Favorita de Bienne était dans un état de délabrement avancé lorsque l’architecte Ivo Thalmann, conseiller technique de la   section bernoise de Patrimoine suisse, en a fait l’acquisition en 2007. La rénovation s’est déroulée dans le but de restaurer le mieux possible son état initial. Depuis deux ans, deux familles habitent dans ce bâtiment à l’architecture néoclassique. Construite en 1862 par le pasteur August Thellung, la villa

est une demeure entourée d’un parc qui avait fière allure avant de tomber entre les mains de spéculateurs qui la défigurèrent pour y créer six appartements. Du bricolage peu réussi! La ville de Bienne en fit l’acquisition dans le but de la démolir et de construire le tunnel de contournement de la vieille ville. Patrimoine suisse s’y opposa. Ivo Thalmann, conseiller technique de la section bernoise de Patrimoi-

ne suisse, qui habitait à proximité, veillait au grain. La villa l’intéressait, et il prit le risque de l’acheter. Durant six mois, les travaux permirent d’enlever les cloisons bricolées, de gratter les murs, de restaurer les peintures murales de la cage d’escalier et d’aménager une salle de bain au rez-de-chaussée et une cuisine au premier étage. Le toit de la villa est isolé, mais pas la façade, car pour l’architecte, le respect de la substance architecturale est primordial.


Info-Mix

LE COMMENTAIRE

Changements climatiques et patrimoine bâti Tous le monde le sait, les changements climatiques auront des conséquences fâcheuses sur la vie des êtres humains ainsi que sur la nature. Mais sait-on suffisamment que notre patrimoine culturel est lui aussi menacé? Inondations, avalanches, éboulements, tempêtes, sécheresses ou encore incendies deviennent de plus en plus fréquents et graves, mettant en danger de nombreux bâtiments, sites et paysages. Partout dans le monde. Le patrimoine bâti raconte notre histoire. Partie intégrante de notre culture, il est essentiel à la compréhension de notre passé et à la construction de notre futur. Pour être sauvé des menaces climatiques, le patrimoine a donc lui aussi besoin d’un vrai changement d’orientation de notre société. Un développement global plus durable et écologique s’impose, qui bannisse l’utilisation irréfléchie et le gaspillage des ressources de toutes natures et qui permette une croissance plus qualitative que quantitative. De son côté, le patrimoine a également sa contribution à apporter. Dans tous les bâtiments, il y a lieu de procéder à un examen minutieux des mesures possibles d’assainissement énergétique (meilleure isolation, production de chaleur par des énergies renouvelables, etc.). Et toutes les interventions constructives doivent être analysées en regard de leur durabilité (choix des matériaux, limitation des déchets, incidences sur la «déconstruction», etc.). Mais il convient aussi d’agir avec mesure et finesse afin de ne pas décimer notre culture architecturale. Nous ne devons pas accepter des rénovations énergétiques faites à la va-vite, qui dénaturent les caractéristiques historiques d’un bâtiment ou d’un quartier. Nous ne saurions laisser le champ libre aux experts du climat, aux ingénieurs et au marché de la construction. Veillons à ne pas faire disparaître une culture ancestrale sous une couche de crépis isolant, de panneaux solaires ou pis encore de polystyrène ! Les ressources culturelles sont des valeurs limitées et non renouve-  lables, tout comme les ressources naturelles. N’opposons pas les unes aux autres. Climat et patrimoine bâti doivent être protégés tous deux et gérés en parallèle avec intelligence. Trouvons ensemble des solutions qui respectent les deux patrimoines, naturel et culturel. Philippe Biéler, président de Patrimoine suisse Die deutschsprachige Übersetzung des Kommentars findet sich unter www.heimatschutz.ch/Kommentar

Heimatschutz  Heimatschutz Sauvegarde Patrimoine1/08 3/10 || 40 40

BUCHTIPP Treppe Fenster Klo Häuser, die wie Ufos ausschauen, wie Iglus oder Haselnüsse, das und noch viel mehr findet man in diesem Architekturbuch für Kinder. Aus allen Erdteilen zeigen die Autoren ungewöhnliche Behausungen. Anhand der hervorragend gewählten Beispiele erklären sie die Funktion und die Gestaltung der Bauten. Dabei erzählen sie Geschichten wie jene von dem japanischen Töpfer, der sich auf dem Weg zum Autohändler nochmals besann und mit dem Geld kein Auto kaufte, sondern sich eine Töpfer-  werkstatt bauen liess.   Die Vielfalt ist gross, reicht von einfach bis kompliziert, von verspielt bis kubisch und zeigt ein riesiges Spektrum von Architektur. Dargestellt sind die (teilweise berühmten) Objekte mit anschaulichen, kindergerechten Zeichnungen, hin und wieder ergänzt durch ein Schema, welches ein Detail erklärt. Meine Kinder mögen das Buch, und ich mag gerne daraus erzählen, viel lieber als aus den namenlosen Wie-funktioniert-eine-Baustelle-Büchern. Wer Kindern Architektur näherbringen will, ist mit Treppe Fenster Klo sehr gut bedient! Philipp Maurer

Treppe Fenster Klo – Die ungewöhnlichsten Häuser der Welt. Aleksandra Machowiak und Daniel Mizielinski, Moritz Verlag, Frankfurt am Main, 2010, CHF 32.00

HEIMATSCHUTZ VOR 86 JAHREN Wenn niemand zu Besuch ist «Die gelegentlich in Dörfern protzende ‹Bauernvilla› hat leider auch in echten Bauernhäusern auf den ‹Bauernsalon› abgefärbt und den eigenen bodenständigen Raumsinn ertötet, oder ihn wenigstens gegenüber etwaigen städtischen Besuchern gelähmt, weil man ihnen beweisen zu müssen glaubte, dass es auch hier auf dem Lande im Besuchszimmer ‹gerade wie in der Stadt› aussehe.   Schon der Raum selber ist übel: öde Schablonenmalerei an der Zimmerdecke, möglichst glarige, un-  ruhige Tapeten, knallige, grossgeblümte Bodenteppiche; dieser ‹Salon› angefüllt mit schwachbeinigen ‹Renaissance›- oder sogenannten Rokoko-Möbeln, mit Fransen-Polstern von unmöglichen Farben,   zerbrechlichen Wienersesseln, Palmenständern in Birkenzweigimitation, pompösen Spiegeln in kupferfarbenen Holzrahmen im Jugendstil, übermässig geschnitztem Buffet, Schweizerhaus-Laubsägereien im Souvenir-Stil, einem halbdutzend Tischchen aller Formen mit Nippsachen, Photographie-Album, geöffneten Riesenfächern und Makartsträussen; alles malerisch gruppiert.   Die Polstermöbel, wenn niemand zu Besuch ist, sorglich mit weissen Überzügen geschont, so recht als Sinnbild für die Unwohnlichkeit dieses reinen   Repräsentationsraumes, in dem sich die Hausbewohner selber gar nie aufhalten mögen.» Auszug aus dem Artikel «Die Bauern-Visitenstube» von Arist Rollier in der Zeitschrift Heimatschutz, Nr. 6, 1924


Adressen/Adresses

GESCHÄFTSSTELLE/SECRÉTARIAT Schweizer Heimatschutz/Patrimoine suisse Postfach 1122, 8032 Zürich Domizil/Siège: Seefeldstrasse 5a, 8008 Zürich T 044 254 57 00, F 044 252 28 70 info@heimatschutz.ch, info@patrimoinesuisse.ch www.heimatschutz.ch, www.patrimoinesuisse.ch Geschäftsleiter/Secrétaire général: Adrian Schmid

ZENTRALVORSTAND/COMITÉ CENTRAL Geschäftsausschuss/Bureau Präsident/Président: Philippe Biéler, r. du Village 24, 1613 Maracon P 021 907 82 52, philippe.bieler@patrimoinesuisse.ch Vizepräsident(in)/Vice-président(e): Ruth Gisi-Willisegger, Hochwald SO Severin Lenel, St. Gallen Übrige Mitglieder/Autres membres: Christian Bischoff, Genève Denise Lüthy, Bonstetten ZH Daniela Saxer, Zürich Hans Schmid, Lavin GR

Geschäftsstellen/Secrétariats Sektionspräsidenten/Présidents de section Aargauer Heimatschutz Präsident: Ruedi Weber, Gipf-Oberfrick Geschäftsstelle: Henri Leuzinger, Kapuzinergasse 18, Postfach 358, 4310 Rheinfelden, G 061 831 70 05, P 061 831 69 67 Heimatschutz Appenzell A.-Rh. Präsident: Heinz Naef, Ober Bendlehn 20, 9042 Speicher, G 071 344 26 44 Heimatschutz Basel Präsident: Robert Schiess, Basel Geschäftsstelle: Paul Dillitz, Hardstrasse 45, Postfach, 4020 Basel, G 061 283 04 60 Baselbieter Heimatschutz Präsident: Markus Jermann, Schlossgasse 2, 4222 Zwingen, G 061 761 38 69, F 061 761 42 38, P 061 761 35 10 Berner Heimatschutz Präsidentin: Dorothée Schindler, Bern Geschäftsstelle: Kramgasse 12, 3011 Bern, G 031 311 38 88, F 031 311 38 89 Bündner Heimatschutz Präsident: Jürg Ragettli, Poststrasse 43, 7000 Chur, G 081 250 75 72, F 081 250 75 71 Proteziun da la patria d’Engiadina Präsident: Andreas Weisstanner, Via Suot Crasta 38, 7505 Celerina/Schlarigna, P 081 833 81 78, M 076 328 66 88 Patrimoine suisse, section Fribourg Président: Pierre Heegaard, Stalden 20, 1700 Fribourg, B 032 654 91 26, F 032 654 91 08, P 026 322 61 36 Patrimoine suisse, section Genève Président: Marcellin Barthassat, Genève Secrétariat: ruelle du Midi 10, case postale 3660, 1211 Genève 3, B 022 786 70 50, F 022 786 78 07 Glarner Heimatschutz GHS Präsident: Fridolin Beglinger, Oberrütelistrasse 19, 8753 Mollis, G 055 612 22 00, F 055 612 45 36 Patrimoine Gruyère-Veveyse Président: Jean-Pierre Galley, Au village, 1669 Lessoc, Secrétariat: Denis Buchs, case postale 161, 1630 Bulle 1 B 026 916 10 10 Innerschweizer Heimatschutz Präsident: Sepp Rothenfluh, Murbacherstrasse 25, 6003 Luzern, G 041 210 87 80 Patrimoine suisse, section Jura Président: Antoine Voisard, Porrentruy Administrateur: Georges Daucourt, CP 2202, 2800 Delémont 2, T/F 032 422 73 89 Patrimoine suisse, section neuchâteloise Président: Claude Roulet, Chevreuils 37, 2300 La Chaux-de-Fonds, B 032 967 06 70, F 032 967 06 00, P 032 926 62 94

Oberwalliser Heimatschutz Präsident: Werner Bellwald, Postfach 548, 3900 Brig, P 027 939 12 20 Schaffhauser Heimatschutz Präsident: Caro Stemmler, Zum Gelben Haus, Stadthausgasse 21, 8200 Schaffhausen, G 052 624 52 20, P/F 044 836 67 45 Schwyzer Heimatschutz Präsident: Walter Eigel, Zwygarten 11, 6415 Arth, P 041 855 51 66 Solothurner Heimatschutz Präsident: Philipp Gressly, Solothurn Geschäftsstelle: Tanja Baumberger, Ravellenweg 12, 4702 Oensingen, G 032 622 12 26 Heimatschutz St. Gallen/Appenzell I.-Rh. Präsident: Andreas Jung, Rebstein Geschäftsstelle: Davidstrasse 40, Postfach 931, 9001 St. Gallen, G/F 071 222 07 20 Thurgauer Heimatschutz Präsident: Uwe Moor, Oberhofen bei Kreuzlingen Geschäftsstelle: Renate Bieg, altes SBB-Stellwerk Weinfelden, Schützenstrasse 28, Postfach 299, 8570 Weinfelden, G 071 620 05 10 Società ticinese per l’arte e la natura (STAN) Presidente: Antonio Pisoni, Ascona STAN: Piazza Grande 26, CP 1146, 6601 Locarno, U 091 751 16 25, F 091 751 68 79 Patrimoine suisse, section Valais romand Président: Rafael Matos, rue de la Lombardie 10, 1950 Sion, B 027 455 59 61 Patrimoine suisse, section vaudoise Président: Denis de Techtermann, Morges Secrétariat: chemin des Bulesses 154, 1814 La Tour-de-Peilz, B 021 944 15 20, F 021 944 15 89 Zuger Heimatschutz Präsident: Dr. Alex Briner, Cham Geschäftsstelle: Postfach 4641, 6304 Zug, G 041 711 13 18, F 041 711 13 19 Zürcher Heimatschutz Präsident: Ulrich Ruoff, Zürich Geschäftsstelle: Eichstrasse 29, 8045 Zürich, G 044 340 03 03, F 044 340 03 35

Fachberater/Conseillers Anfragen über die Geschäftsstelle SHS/ Consulter le secrétariat de Patrimoine suisse Bauberatung/Service technique: Patricia Schibli, Wettingen Christoph Schläppi, Bern Rechtsdienst/Service juridique: Lic. iur. Rudolf Muggli, Bern

EHRENMITGLIEDER/MEMBRES D’HONNEUR Marco Badilatti, Denis Blondel, Jaques Bonnard, Ronald Grisard, Dr. Theo Hunziker, Dr. Caspar Hürlimann, Dr. iur. Bruno A. Kläusli, Beate Schnitter, Dr. phil. Rose-Claire Schüle, Dr. Andrea Schuler, Robert Steiner, Hans Weiss, Dr. h.c. Jakob Zweifel

IMPRESSUM 3/2010: 105. Jahrgang/105e année Herausgeber/Editeur: Schweizer Heimatschutz/Patrimoine suisse Redaktion/Rédaction: Peter Egli (Leitung) Elisabeth Kopp-Demougeot (traductions) Irène Bisang (Übersetzungen) Redaktionskommission/Commission de rédaction: Gerold Kunz (Vorsitz), Architekt ETH Peter Egli, Architekt FH/Redaktor Adrian Schmid, Geschäftsleiter SHS Ivo Bösch, Architekt ETH/Redaktor Druck/Impression: Stämpfli Publikationen AG, 3001 Bern Erscheint/Parution: vierteljährlich/trimestrielle Auflage/Tirage: 18 000 Ex. Adresse: Redaktion «Heimatschutz/Patrimoine», Postfach 1122, 8032 Zürich, T 044 254 57 00, F 044 252 28 70, redaktion@heimatschutz.ch, redaction@patrimoinesuisse.ch ISSN 0017-9817 Nächstes Forum-Thema: Landschaftsinitiative Redaktionsschluss: 4. Oktober 2010 Prochain thème du Forum: Initiative pour le paysage Délai rédactionnel: 4 octobre 2010

Öffentlichkeitsvertreter/ Représentants des milieux officiels Dr. Raimund Rodewald (Stiftung Landschaftsschutz Schweiz/Fondation suisse pour la protection et l’aménagement du paysage) Prof. Dr. Georg Mörsch Dr. Samuel Rutishauser und Gerold Kunz (Denkmalpflege) Lic. iur. Lukas Bühlmann (Schweiz. Vereinigung für Landesplanung VLP, Association suisse pour l’aménagement national ASPAN)

TALERVERKAUF/VENTE DE L’éCU D’OR Talerverkauf für Heimat- und Naturschutz Vente de l’Ecu d’or Postfach, 8032 Zürich Domizil/Siège: Seefeldstrasse 5a, 8008 Zürich G 044 262 30 86, F 044 252 28 70, info@schoggitaler.ch www.schoggitaler.ch, www.ecudor.ch, www.tallero.ch PC 80-4943-5 Leiterin Talerbüro: Brigitte Brändle

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