Heimatschutz Patrimoine
1972–2011 40 Wakkerpreise – 40 prix Wakker
Schweizer heimatschutz patrimoine suisse Heimatschutz svizzera protecziun da la patria
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Inhalt
Editorial
FORUM
1972–2011 – 40 Wakkerpreise 2 9 10 14
Adrian Schmid
Reiche Baukultur in der Schweiz Lorette Coen
Ariane Widmer: «Eine schöne Genugtuung» Patrick Schoeck-Ritschard
28 Jahre nach dem Wakkerpreis Gerold Kunz
Wo die Schweiz am schönsten ist
19 Frisch gestrichen 21 Lea, Luc & Miro SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ 27 Ferien im Baudenkmal 28 Sessellift Weissenstein 29 App «Architektur und Baukultur» 30 Eidgenössische Kulturbotschaft 31 Baukultur entdecken – Ouest lausannois 32 Schoggitaler 34 Kullas in Kosovo 36 Villa Patumbah 42 Von Menschen und Häusern
Sommaire FORUM
1972–2011 – 40 Prix Wakker 4 6 13 17
Gütesiegel für eine lebenswerte Umwelt Henri-Louis Wakker starb am 17. März 1972 – einen Tag vor seinem 97. Geburtstag. Der begeisterte Berggänger und frühere Bankdirektor in Kairo vermachte dem Schweizer Heimatschutz beträchtliche finanzielle Mittel. Dieser rief damit umgehend den Wakkerpreis ins Leben. Der Preis hat sich im Laufe der letzten vier Jahrzehnte als Gütesiegel etabliert. Ein exklusiver Zirkel von Gemeinden und Städten, die sich für den Erhalt der gebauten Identität verdient gemacht haben und mit umsichtigen Planungen für eine lebenswerte Umwelt einstanden, darf sich mit dieser begehrten Auszeichnung schmücken. Im Juni 2011 vergab der Schweizer Heimatschutz den 40. Wakkerpreis an neun Gemeinden im Westen von Lausanne. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, einen Blick auf die Geschichte des Wakkerpreises zu werfen und dazu – mit der finanziellen Unterstützung aller 40 Preisträger – eine attraktive Publikation zu schaffen. Ich freue mich, Ihnen mit separater Post diese wegweisende Publikation Ende September zustellen zu können. Damit möchten wir Ihnen als Mitglied wie auch als grosszügige Spenderin oder Spender sehr herzlich danken. Ohne Ihre Unterstützung könnten wir unsere Arbeit für das baukulturelle Erbe der Schweiz und eine lebenswerte Umwelt nicht leisten. Adrian Schmid, Geschäftsleiter Schweizer Heimatschutz
Adrian Schmid
Riche culture architecturale en Suisse Lorette Coen
Ariane Widmer: «Une belle satisfaction» Patrick Schoeck-Ritschard
28 ans après le Prix Wakker Gerold Kunz
Où la Suisse est-elle la plus belle?
18 Peinture fraîche 21 Lea, Luc & Miro PATRIMOINE SUISSE 27 Vacances au cœur du patrimoine 29 App «achitecture et patrimoine» 30 Message culture du Conseil fédéral 31 Découvrir le patrimoine – Ouest lausannois 32 Ecu d’or 35 Les Kullas du Kosovo 37 Villa Patumbah 43 Des maisons et des hommes Titelseite: Stein am Rhein und der Westen von Lausanne, Wakkerpreisträger 1972 und 2011. Diese Seite: Laufenburg, Wakkerpreis 1985. (Bilder SHS; Keystone/G. Bally) Page de couverture: Stein am Rhein et Lausanne Ouest, Prix Wakker 1972 et 2011. Cette page: Laufenbourg, Prix Wakker 1985. (photos Ps; Keystone/G. Bally)
Label de garantie d’un cadre de vie de qualité Henri-Louis Wakker est décédé le 17 mars 1972, un jour après son 97e anniversaire. Cet ancien directeur d’une banque du Caire, passionné de montagne, a légué à Patrimoine suisse un legs considérable qui a permis de créer très rapidement le prix éponyme. Durant ces quatre décennies, le Prix Wakker s’est forgé une notoriété désormais établie. La prestigieuse distinction honore un cercle exclusif de communes et de villes qui se sont distinguées par leurs efforts pour préserver l’identité de leur patrimoine bâti et créer un cadre de vie de qualité par des plans d’aménagement soignés. En juin 2011, Patrimoine suisse a attribué le 40e Prix Wakker à neuf communes de l’Ouest lausannois. Nous saisissons cette occasion pour présenter une rétrospective du Prix Wakker et créer – grâce au soutien financier des 40 lauréats – une publication séduisante. J’ai le plaisir de vous annoncer que cette publication vous sera adressée par courrier séparé à la fin du mois de septembre. Par ce geste, nous souhaitons remercier nos membres et nos donatrices et donateurs pour leur fidélité et leur générosité. Sans leur soutien, nous ne serions pas en mesure d’accomplir notre travail en faveur du patrimoine bâti et d’un cadre de vie de qualité. Adrian Schmid, secrétaire général de Patrimoine suisse
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In seinem Jubiläumsjahr, 2005, zeichnete der Schweizer Heimatschutz nicht eine Gemeinde, sondern eine andere Ebene der öffentlichen Hand aus: Die SBB erhielten den Wakkerpreis für ihr beispielhaftes Engagement im Bereich Baukultur. Bild: Bahnhof Flüelen. (Bild Martin Stollenwerk) 2005, à l’occasion de son centième anniversaire, Patrimoine suisse fait une entorse à la règle et n’attribue pas ce prix convoité à une commune politique mais à une autre institution des pouvoirs publics. Les CFF reçoivent le prix pour leur engagement exceptionnel en faveur de la culture architecturale. Photo: Gare de Flüelen. (photo Martin Stollenwerk)
1972–2011 – 40 Wakkerpreise
Reiche Baukultur in der Schweiz 1972 verlieh der Schweizer Heimatschutz dem Städtchen Stein am Rhein den ersten Wakkerpreis. 2011 ging die begehrte Auszeichnung an neun Gemeinden im Westen von Lausanne. Die bisherigen Wakkerpreise geben Einblick in vier Jahrzehnte schweizerischer Ortsplanung und Siedlungsentwicklung. Adrian Schmid, Geschäftsleiter Schweizer Heimatschutz
Die Schweiz verfügt auf kleinstem Raum über eine enorm vielfältige Kulturgeschichte sowie eine reichhaltige Baukultur mit einer entsprechenden Anzahl von Baudenkmälern unterschiedlichster Art. Mittlerweile sind auf der UNESCO-Liste des Welterbes elf Objekte – acht Kulturerbe und drei Naturerbe eingetragen. Zusätzlich besitzen wir eine Vielzahl von bedeutenden Ortsbildern und schützenswerten Einzelobjekten, die einen wesentlichen Teil unserer Identität ausmachen. Ihre Erhaltung ist sowohl eine öffentliche Aufgabe von Bund und Kantonen, privaten Stiftungen sowie den Heimat-, Natur- und Landschaftsschutzverbänden. Sie gewinnt im Kontext der rasanten Entwicklung mit einer zunehmenden baulichen Erneuerung und Verdichtung stark an Bedeutung. Der Schweizer Heimatschutz legt deshalb seit 1972 mit der Vergabe des Wakkerpreises einen zentralen Fokus seiner Tätigkeit auf die Sensibilisierung einer breiten Öffentlichkeit.
Auf den ersten Blick finden sich kaum Parallelen zwischen dem ersten Preisträger, dem mittelalterlichen Städtchen Stein am Rhein, und den dieses Jahr ausgezeichneten neun Gemeinden im Westen von Lausanne: Hier die bekannte Tourismusdestination und dort eine unkontrolliert gewachsene Agglomeration. Dazwischen wurde der begehrte Preis 1981 an die Glarner Gemeinde Elm vergeben. Elm existiert nicht mehr. Aus einer Fusion entstanden aus 14 neu drei Gemeinden im Kanton Glarus. Der Wakkerpreis steht somit auch symbolisch für die gravierenden Veränderungen unserer Gesellschaft und die damit einhergehenden strukturellen Herausforderungen. Umsichtige Planungen für lebenswerte Umwelt Erst beim genaueren Hinschauen erschliessen sich die Gemeinsamkeiten. In der Zeit der Hochkonjunktur der Nachkriegszeit galten bestehende Ortskerne wie Stein am Rhein als Verkehrshindernisse; Autos verstopften die
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Strassen, und die Menschen wichen ins Umland aus. In der Agglomeration von Lausanne begegnen wir heute an anderer Stelle denselben Problemen. Angesichts der gravierenden Zersiedlung und der zu Recht verbundenen Forderung nach verdichtetem Bauen innerhalb der Siedlungen verstärkt sich der Druck auf unsere schützenswerten Baudenkmäler und Ortsbilder – während der Bund gleichzeitig die Mittel für Denkmalpflege und Heimatschutz kürzen will (Artikel auf Seite 30 in diesem Heft). Damals wie heute, aber auch in Zukunft versteht sich der Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes als Auszeichnung für Gemeinden und Städte, die sich mit ihrer Identität auseinandersetzen und sich mit umsichtigen Planungen für eine lebenswerte Umwelt engagieren. www.heimatschutz.ch/wakkerpreis
Wakkerpreisträger Gais (1977), Diemtigen (1986), Genf (2000), Biel (2004). (Bilder SHS) Communes lauréates du Prix Wakker: Gais (1977), Diemtigen (1986), Genève (2000), Bienne (2004). (photos Ps)
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Vier Jahrzehnte Wakkerpreis im Rückblick 1972–1982: gegen den Verlust der Identität In der Nachkriegszeit wurde das Auto zum prägenden Element der Planungen. Historische Ortskerne mit engen Gassen und Strassen galten als Verkehrshindernis. Gegen die «verkehrsgerechten Sanierungen» und den drohenden rücksichtslosen Stadtumbau formierte sich Widerstand. Ab 1972 würdigte der Wakkerpreis in erster Linie das Engagement für die Bewahrung der gebauten Identität. So erhielt Stein am Rhein den ersten Wakkerpreis, weil seine Bevölkerung, Behörden und Fachgremien dem mittelalterlichen Städtchen als Ganzes Sorge trugen und dieses als lebenswerten Wohnraum erhalten und weiterentwickelt hatten. 1983–1988: der erweiterte Blick für das Ganze Mit der Auszeichnung von Muttenz 1983 setzte der Wakkerpreis neue Akzente. Erstmals würdigte der Schweizer Heimatschutz eine Agglomerationsgemeinde, der es gelang, zeitgenössische Architektur mit den geschichtlich gewachsenen Strukturen zu verbinden und Frei- und Strassenräume im Dorfzentrum lebensfreundlich zu gestalten. Ortsplanerische Überlegungen gewannen an Bedeutung: Die Gemeinden erhielten den Wakkerpreis für die Gestaltung von Strassen und Plätzen, die Aufwertung der Altstädte oder die Schaffung von Freihaltezonen rund um die historische Bausubstanz. Auch demokratisch untermauerte Prozesse rückten in den Vordergrund. So ging der Wakkerpreis 1986 an Diemtigen im Berner Oberland. Die Kulturlandschaft der von Streusiedlungen geprägten Gemeinde konnte nur erhalten werden, weil sich die Bevölkerung zu einer Trennung von Bauland, Landwirtschaftszonen und Schutzgebieten be- kannt hatte. 1989–2000: Grossstädte und Architekten-Dörfer 1989 erhielt mit Winterthur erstmals eine Stadt mit mehr als 20 000 Einwohnern den Wakkerpreis. Es folgten kurz hintereinander die Städte St. Gallen, Bern, La Chaux-de-Fonds, Basel und Genf. Der Schweizer Heimatschutz zeichnete jedoch nicht die Altstädte aus, sondern in erster Linie den klugen Umgang mit Arbeitersiedlungen, Industriearealen oder öffentlichen Gebäuden. Neben den Städten reihten sich auch zwei Gemeinden in die Preisträger ein, die von herausragenden Architekten geprägt wurden: Vrin, die Heimat von Gion A. Caminada, und Monte Carasso, das die Handschrift von Luigi Snozzi trägt. 2001–2011: Lebensqualität durch Planung Die Stärkung der Zentren, die Rückeroberung des Strassenraums, die Entwicklung neuer Freiflächen und Grünräume sowie die Suche nach einem Gleichgewicht von Bewahren und Erneuern standen in den letzten zehn Jahren im Zentrum des Wakkerpreises. Von besonderem Interesse waren Städte, die sich von ihrem Image als «hässliche Entlein» zu befreien versuchten. Die Neuerfindung von Uster, Biel, Grenchen oder den neun Gemeinden im Westen von Lausanne brachte im Gleichzug einen neuen Blick auf die Architektur und den Städtebau des 20. Jahrhunderts. Waren Veränderungen im Stadtgefüge angezeigt, lautete die Frage nicht mehr ob, sondern wie Neubauten positive Impulse vermitteln können. Auch das Interesse an der lange vernachlässigten Agglomeration stieg; dort rückten Bemühungen zur Schaffung einer klareren Identität in den Vordergrund. Eine demnächst erscheinende Publikation des Schweizer Heimatschutzes widmet sich den 40 bisher verliehenen Wakkerpreisen. Sie wird allen Mitgliedern, Spenderinnen und Spendern Ende September 2011 kostenlos zugestellt.
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Monte Carasso, Prix Wakker 1993. (photo Ps) Monte Carasso, Wakkerpreis 1993. (Bild SHS)
1972–2011 – 40 Prix Wakker
Riche culture architecturale en Suisse Patrimoine suisse a décerné pour la première fois le Prix Wakker en 1972. La lauréate était la petite ville de Stein am Rhein. En 2011, cette prestigieuse distinction a été attribuée à neuf communes de l’Ouest lausannois. Les prix Wakker donnent un aperçu de quatre décennies d’aménagement urbain et de développement de l’environnement construit en Suisse. Adrian Schmid, secrétaire général de Patrimoine suisse
La Suisse possède sur son territoire exigu un patrimoine historique et une culture architecturale très riches et, par conséquent, une profusion de monuments de toutes sortes. A l’heure actuelle, onze objets sont inscrits au patrimoine mondial de l’UNESCO – huit objets au patrimoine culturel et trois au patrimoine naturel. Par ailleurs, notre pays compte un grand nombre de sites construits remarquables et d’objets dignes de protection qui constituent une grande part de notre identité culturelle. Leur conservation est une tâche publique de la Confédération et des cantons, de fondations privées et d’organisations de défense de la nature, du paysage et du patrimoine. L’importance de cette tâche s’est accrue dans un contexte de développement effréné nécessitant la rénovation des constructions et la densification intelligente du tissu urbanisé. En décernant le Prix Wakker chaque année depuis 1972, Patrimoine suisse met l’accent sur
un volet important de ses activités: la sensibilisation du public. Il est de prime abord difficile de trouver des points communs entre la petite ville médiévale de Stein am Rhein, première lauréate du prix, et les neuf communes de l’Ouest lausannois récompensées cette année: l’une est un haut lieu touristique et les autres font partie d’une agglomération en proie à une expansion débridée. Entre ces deux dates, le prix a été attribué à la commune glaronnaise d’Elm en 1981. Or, Elm n’est plus une commune. Le canton de Glaris ne compte plus que trois communes au lieu de 14 depuis la fusion des communes. Le Prix Wakker symbolise ainsi les changements profonds de notre société et les problèmes structurels que ceux-ci induisent. Des planifications soignées Un examen plus approfondi révèle les similitudes entre les communes lauréates: durant la haute conjoncture de l’après-guerre, les noyaux
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historiques tels que celui de Stein am Rhein étaient considérés comme des entraves à la circulation. Des bouchons de voitures paralysaient les rues, et les gens partaient s’installer à la campagne. Les problèmes que doit affronter aujourd’hui l’agglomération lausannoise sont analogues, mais se présentent dans une autre dimension. L’aggravation du mitage du paysage et la nécessité de densifier les constructions à l’intérieur du tissus urbanisé accroissent la pression sur nos sites construits protégés et notre patrimoine architectural – alors que la Confédération veut réduire les fonds alloués à la protection du patrimoine culturel et à la conservation des monuments historiques. Hier comme aujourd’hui, le Prix Wakker a pour but de récompenser des communes et des villes qui réfléchissent à leur image identitaire et s’investissent dans des plans d’aménagement concertés créant un cadre de vie de qualité. www.patrimoinesuisse.ch/wakker
Communes lauréates du Prix Wakker: Elm (1981), Porrentruy (1988), Berne (1997), Delémont (2006). (photos Ps) Wakkerpreisträger Elm (1981), Pruntrut (1988), Bern (1997), Delémont (2006). (Bilder SHS)
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Rétrospective: quatre décennies de prix Wakker 1972–1982: lutter contre la perte d’identité Après-guerre, la voiture est devenue la priorité de tous les plans d’aménagement. Avec leurs rues et ruelles étroites, les centres historiques étaient considérés comme des entraves à la circulation. Une opposition commençait à se former contre les aménagements routiers pensés exclusivement pour le trafic automobile et contre les projets de réaménagement peu respectueux qui risquaient de défigurer les villes. En 1972, le Prix Wakker devait en premier lieu récompenser un engagement pour la préservation de l’identité des sites construits. Stein am Rhein reçut le premier Prix Wakker parce que sa population, les autorités et les milieux spécialisés s’étaient préoccupés du développement futur de cette petite ville médiévale, considérée dans son ensemble, et avaient préservé et développé son cadre de vie unique et remarquable. 1983–1988: vision élargie de l’aménagement local Le Prix Wakker attribué à Muttenz en 1983 marqua une orientation nouvelle. Pour la première fois, Patrimoine suisse récompensa une commune d’agglomération qui était parvenue à concilier harmonieusement l’architecture contemporaine et les structures historiques, et à concevoir des réaménagements conviviaux des espaces publics au centre du village. Les réflexions sur le développement territorial à l’échelle communale commencèrent à se généraliser: durant cette période, les communes reçurent le Prix Wakker pour l’aménagement de rues et de places, la revalorisation des vieilles villes ou le maintien de zones non construites autour de la substance architecturale historique. Les processus démocratiques passèrent au premier plan. En 1986, le Prix Wakker fut attribué à Diemtigen dans l’Oberland bernois. Le paysage cultivé de cette commune qui se caractérise par un habitat traditionnel dispersé put être préservé grâce à la prise de conscience de la population qui prit la décision de séparer les terrains constructibles, les zones agricoles et les zones protégées. 1989–2000: grandes villes et villages d’architectes En 1989, Winterthour fut la première ville de plus de 20 000 habitants à recevoir le Prix Wakker. Les villes de Saint-Gall, Berne, La Chaux-deFonds, Bâle et Genève lui succédèrent ensuite. En décernant cette récompense, Patrimoine suisse mettait en relief, non pas la valorisation des vieilles villes, mais l’approche intelligente de la revitalisation des quartiers ouvriers, des friches industrielles ou des bâtiments publics. Deux communes marquées par l’influence d’architectes renommés furent lauréates aux côtés de ces grandes villes. Il s’agit de Vrin, patrie de Gion A. Caminada, et de Monte Carasso qui porte la signature de Luigi Snozzi. 2001–2011: la planification au service de la qualité de vie Ces dix dernières années, les Prix Wakker se sont focalisés sur le renforcement des centres urbains, la reconquête des espaces-rues, la valorisation de nouveaux espaces verts et non construits ainsi que la recherche d’un équilibre entre conservation et rénovation. Les démarches des villes cherchant à se défaire de leur image de «vilain petit canard» ont suscité un intérêt particulier. La redécouverte des villes d’Uster, Bienne, Granges ou des neuf communes de l’Ouest lausannois a permis de porter un regard nouveau sur l’architecture et l’aménagement urbain du 20e siècle. Quand des réaménagements urbains étaient à l’ordre du jour, la question essentielle n’était plus de savoir si de nouvelles constructions pouvaient donner un élan positif, mais d’étudier les moyens de parvenir à une telle dynamique. L’intérêt pour la problématique de l’agglomération longtemps négligée s’est renforcé. Les efforts pour créer une identité plus claire sont désormais au premier plan. Une publication de Patrimoine suisse consacrée aux 40 Prix Wakker décernés jusqu’à présent va paraître prochainement. Elle sera envoyée gratuitement à tous les membres et donateurs fin septembre 2011.
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Prix Wakker 2011: la récompense d’un processus original et d’une vision
«Une belle satisfaction» Entretien avec Ariane Widmer, architecte-urbaniste, cheffe de projet pour la mise en œuvre du Schéma directeur de l’Ouest lausannois. Lorette Coen, Lausanne
Ce fut jour de fête, le 18 juin dernier, dans l’Ouest lausannois. Ici la grande roue, là un débat, partout musiques, buvettes, discours et réjouissances. Lauréates du Prix Wakker 2011, les huit communes du district ainsi nommé – Bussigny, Chavannes-près-Renens, Crissier, Ecublens, Prilly, Renens, Saint-Sulpice, VillarsSainte-Croix – ainsi que Lausanne, concernée pour un fragment de son territoire, recevaient leur distinction (cf. article p. 31). Une surprise pour la majorité des habitants, plus attentifs aux événements qui se produisent devant leur porte qu’à la réorganisation urbanistique de leur région. Une belle satisfaction pour Ariane Widmer, architecte-urbaniste, cheffe de projet pour la mise en œuvre du Schéma directeur de l’Ouest lausannois – ou SDOL. En effet, si le Prix Wakker couronne les communes pour leur volonté concertée «de mise en valeur de leur territoire, d’organisation de leur développement et de création d’une identité cohérente», l’honneur revient à elle aussi qui, avec son équipe, a su mobiliser et fédérer des municipa-
Ariane Widmer 1959 Naissance à Sion 1986 Diplôme d’architecte à l’Ecole polytechnique fédérale de Lausanne 1990–1995 Architecte associée de Z Architectes, Sierre et Lausanne 1995 Architecte associée de A+U+A bureau d’architecture, urbanisme et aménagement du territoire, Lausanne 1995–1999 Responsable de la cellule des agglomérations au Service de l’aménagement du territoire de l’Etat de Vaud 1999–2002 Cheffe design et adjointe de la direction technique d’Expo.02 2003 Collabore à l’ouvrage «Architecture.Expo.02», publié sous la direction de Rudolf Rast, Birkhäuser/Jean-Michel Place 2002–2003 Cheffe de projet pour la reconstruction du Parlement vaudois sur le site Perregaux et le nouveau Musée des beaux-arts de Lausanne Depuis 2003 Cheffe de projet pour la mise en œuvre du Schéma directeur de l’Ouest lausannois (SDOL) 2011 Elle produit le livre «L’Ouest pour horizon», éditions Infolio. Les communes de l’Ouest lausannois et Lausanne reçoivent le Prix Wakker. www.ouest-lausannois.ch
lités disparates. Et qui, depuis sept ans, impulse les travaux et les anime au plein sens du mot. Aviez-vous déjà eu vent du Prix Wakker précédemment? Oui, depuis 1993, lorsqu’il a été décerné à Monte Carasso, petite commune tessinoise qui, sous la conduite de l’architecte Luigi Snozzi et de son syndic, a développé une stratégie d’amélioration de son territoire, à coup d’actions apparemment mineures lesquelles, dans la durée, forment un tout et prennent un sens. Or Luigi Snozzi est l’un des professeurs grâce auxquels je me suis construite comme architecte. A Monte Carasso, le prix a reconnu un processus. C’est dire l’importance que revêt pour moi la même distinction, accordée pour des raisons analogues, au projet que je pilote dans l’Ouest lausannois! Quel impact pensez-vous que l’attribution du Prix Wakker aura sur la région? Au lendemain du 18 juin, lorsque, avec les communes, nous avons fait le bilan de la fête, plusieurs syndics et secrétaires municipaux ont estimé que, ce jour-là, une graine avait été plantée. Pour beaucoup, le SDOL est devenu compréhensible grâce au Prix Wakker. Un secrétaire municipal a comparé le phénomène au regard nouveau porté par les montagnards sur leur propre paysage suite à la découverte des Alpes par les touristes anglais! Pour le canton, la satisfaction de constater la reconnaissance d’une expérience qu’il porte et encourage, n’est pas exempte d’ambivalence. Le SDOL a peutêtre pris trop d’avance par rapport aux autres secteurs du Projet d’agglomération LausanneMorges (PALM) dans lequel il s’inscrit. D’où un souci d’équilibre. Que recouvre l’expression «Schéma directeur de l’Ouest lausannois»? Elle se réfère d’abord au document intitulé «Schéma directeur de l’Ouest lausannois», proposition d’aménagement territorial signée entre 2003 et 2004 par les communes concernées et le canton de Vaud, qui fait de ce territoire une entité à part entière. Ce schéma de principe et la maquette, conçus par l’architecte-
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Ariane Widmer: «J’espère que le Prix Wakker incitera les communes à considérer différemment leur patrimoine, qu’il s’agisse d’architecture industrielle ou de logement.» (photo SDOL) Ariane Widmer: «Ich hoffe, dass der Wakkerpreis die Gemeinden anregt, ihr gebautes Erbe, sei es im Bereich der Industriekultur oder des Wohnungsbaus, besser wahrzunehmen.» (Bild SDOL)
urbaniste et paysagiste Pierre Feddersen, servent aujourd’hui de référence pour l’ensemble des travaux. Mais l’expression est aussi utilisée, par extension, pour désigner le bureau que je pilote, mis en place par les neuf communes liées par un accord politique en vue de préparer et mettre en œuvre le Schéma directeur de l’Ouest lausannois. En quoi le Prix Wakker pourra influencer l’avenir du SDOL? La question du patrimoine a toujours fait partie de nos préoccupations. Jusqu’ici implicite elle est désormais abordée frontalement. Cette année, à nos six chantiers, nous avons ajouté un septième, Patrimoine bâti et naturel. Nous avons noué des liens avec la section Monuments et sites du canton. En 2013, nous prévoyons de lancer une étude intitulée «Inventaire et stratégie de préservation des ensembles bâtis». De manière plus générale, j’espère que le Prix Wakker incitera les communes à considérer différemment leur patrimoine, qu’il s’agisse d’architecture industrielle ou de logement. Et aussi qu’elles prennent conscience de leurs responsabilités à l’égard à de ce qui se construira bientôt sur leur territoire, et les assument. Quel écho la fête de remise du Prix Wakker a-t-elle reçu? Nous avons réussi à mettre sur pied une fête populaire autour d’un événement a priori peu
public. Il n’était pas facile de concevoir une fête obligatoirement décentralisée; le temps pluvieux et froid n’a pas favorisé la fréquentation non plus. Mais les activités proposées dans chacune des communes ont été riches et nombreuses. Parmi lesquelles deux expositions, l’une à Bussigny, l’autre au théâtre la Grange de Dorigny, sur le campus de l’université, ainsi qu’une «PechaKucha» (suite rapide de présentations illustrées) dans le même lieu; de brèves et malicieuses interviews filmées d’habitants de l’Ouest lausannois diffusées dans plusieurs sites; et un final merveilleusement poétique, «Malley s’éveille», œuvre de l’artiste Daniel Schlaepfer projetée sur l’énorme réservoir sphérique du gazomètre désaffecté. Conclusion unanime: personne n’a pu ignorer l’attribution du Prix Wakker aux communes de l’Ouest lausannois! L’événement a connu une répercussion énorme; tous les grands médias, en particulier alémaniques, s’en sont fait l’écho. Sans parler de l’intérêt manifesté par les milieux spécialisés: pas moins de 17 conférences ont été données par moi-même et les autres représentants du bureau du SDOL depuis le début de cette année. Le 18 juin a été aussi marqué par la parution d’un livre, «L’Ouest pour horizon» Il s’agit d’une coïncidence heureuse car le projet de livre était antérieur au prix. Après sept ans d’études, alors que nous nous enga-
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gions dans la phase de concrétisation, nous avons voulu offrir une description d’ensemble et une explication détaillée du projet aux habitants de la région d’abord, et à tous ceux qu’intéresse la transformation des villes et du territoire. Cet ouvrage collectif présente le Schéma directeur et les travaux du bureau du SDOL ainsi que sa méthode, fondée sur le pragmatisme, la négociation systématique et la codécision entre communes. Le livre propose une mise en perspective historique, réfléchit à l’innovation urbanistique et élargit le propos en donnant la parole à des experts de plusieurs horizons. Abondamment illustré, il offre une approche sensible de l’Ouest lausannois en mutation. Une édition en langue allemande, «Im Westen die Zukunft», paraîtra l’an prochain. Quels sont vos enjeux prochains et lointains? A court terme, nous attendons la réalisation d’infrastructures de transports: l’ouverture de la halte RER dont les travaux sont très avancés, les transformations de la gare de Renens, les lignes de tram 17 et 18. Notre travail s’oriente de plus en plus vers l’accompagnement de projets d’urbanisme et d’architecture. Cependant, nous ne nous cachons pas les difficultés qui nous attendent: l’actuelle pénurie de logements incite aux comportements spéculatifs; or les communes de l’Ouest lausannois, très faiblement propriétaires de terrains sur leurs territoires et peu organisées, ne disposent guère de moyens d’y résister. Et les systèmes régulateurs font défaut. J’espère que les responsables politiques sauront éviter la voie de la facilité au nom de l’intérêt collectif. Ils pourraient, par exemple, se doter d’une commission d’experts, composée d’urbanistes et d’architectes, qui les aiderait à dire non.
Impressions de la fête de remise du Prix Wakker du 18 juin 2011. (photos SDOL) Eindrücke der Feier zur Verleihung des Wakkerpreises vom 18. Juni 2011. (Bilder SDOL)
A quoi sera utilisée la somme de 20 000 francs qui accompagne le Prix Wakker? Rien n’est encore décidé. Peut-être permettrat-elle de réaliser un film – dans le prolongement des interviews diffusées lors de la fête du Prix Wakker – que les communes de l’Ouest lausannois pourront montrer à leurs visiteurs. «L’Ouest pour horizon» (240 p., éditions Infolio) peut être commandé sur www.patrimoinesuisse.ch/shop. CHF 58.– (pour les membres de Patrimoine suisse CHF 45.–).
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Wakkerpreis 2011: der Lohn für einen innovativen Ansatz und eine gemeinsame Vision
«Eine schöne Genugtuung» Ariane Widmer, Projektleiterin des «Schéma directeur de l’Ouest lausannois SDOL», äussert sich im Gespräch zu Ihrer Arbeit im Westen Lausannes und berichtet von den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in den neun Gemeinden, die mit dem Wakkerpreis 2011 ausgezeichnet wurden. Lorette Coen, Lausanne
Am 18. Juni erhielten neun Gemeinden im Westen von Lausanne den Wakkerpreis 2011 für ihr koordiniertes Vorgehen bei der Raumentwicklung, der Aufwertung der bestehenden Wohnsituation und dem Aufbau einer gemeinsamen Identität. Dieser Preis, mit dem ein innovatives Verfahren ausgezeichnet wird und der mit 20 000 Franken dotiert ist, ist eine schöne Genugtuung für Ariane Widmer, Projektleiterin des «Schéma directeur de l’Ouest lausannois SDOL», und ihr gesamtes Team: Für viele Gemeindevertreter, aber auch für die Bevölkerung sei das SDOL damit besser verständlich geworden. Das SDOL bezieht sich auf einen Entwurf zur Raumentwicklung, der 2003/04 von den betroffenen Gemeinden und vom Kanton Waadt unterzeichnet wurde und die einzelnen Teilgebiete als zusammenhängenden Raum betrachtet. Dieses Grundsatzdokument dient heute als Referenz für sämtliche Arbeiten in diesem Raum. SDOL heisst aber auch das von Ariane Widmer geleitete Büro, das die neun Gemeinden zur Umsetzung ihres Richtplans ins Leben gerufen haben. Der Wakkerpreis wird die zukünftige Ausrichtung des Lausanner Richtplans beeinflussen: So wurden die bereits bestehenden sechs Schwerpunktbereiche in diesem Jahr durch einen siebten ergänzt, der dem gebauten und natürlichen Erbe gewidmet ist. Zudem wurden Kontakte mit dem kantonalen Amt für Denkmalpflege geknüpft, und 2013 ist eine Studie geplant, um schützenswerte Bauten zu inventarisieren und eine Strategie zu ihrem Erhalt zu formulieren. Grundsätzlich hofft Ariane Widmer zudem, dass sich die Gemeinden dank dieser Auszeichnung noch stärker bewusst werden, welche Verantwortung sie für die Siedlungsentwicklung auf ihrem Gebiet tragen, und diese auch wahrnehmen. Das beim SDOL praktizierte Verfahren, das auf Pragmatik, systematischen Verhandlungen und Mitsprache der Gemeinden beruht, wird im Buch «L’Ouest pour horizon» beschrieben, das auch eine Betrachtung des Projekts aus historischer Sicht, Überlegungen zur städtebaulichen Erneuerung und Standpunkte ganz
2011 erhielten gleich neun Gemeinden im Westen von Lausanne gemeinsam den Wakkerpreis. (Bild SDOL) Ouest lausannois: en 2011, le Prix Wakker a été attribué à neuf communes à la fois. (photo SDOL)
unterschiedlicher Fachpersonen umfasst und damit einen einfühlsamen Einblick in den Westen von Lausanne bietet, der sich gerade tief greifend verändert. Beim SDOL steht in nächster Zukunft die Umsetzung der Verkehrsinfrastrukturen an. Die Arbeit von Ariane Widmers Team verlagert sich damit zunehmend in Richtung einer Begleitung der städtebaulichen und architektonischen Planung. An mittel- und langfristigen Herausforderungen fehlt es auch nicht: Eine davon ist die Wohnungsnot, die zur Spekulation führt und von den Gemeinden alleine nicht bewältigt werden kann. Hier ist eine Regulierung dringend notwendig. «L’Ouest pour horizon» kann unter www.heimatschutz.ch/shop bestellt werden. CHF 58.– (für Heimatschutz-Mitglieder CHF 45.–). Die deutsche Version («Im Westen die Zukunft») erscheint 2012.
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Muttenz, Wakkerpreis 1983. (Bild SHS) Muttenz, prix Wakker 1983. (photo Ps)
Zu Besuch in der Wakkerpreisgemeinde Muttenz
28 Jahre nach dem Wakkerpreis Die Gemeinde Muttenz hat 1983 den Wakkerpreis für ihren vorbildlichen Umgang mit dem historischen Ortskern erhalten. Heute stehen andere Herausforderungen an. Wir trafen Walter Ulmann, Stadtplaner von Uster, und den Grenchner Stadtbaumeister Claude Barbey zu einem Augenschein in der Basler Vorortsgemeinde. Patrick Schoeck-Ritschard, Kunsthistoriker, Schweizer Heimatschutz
Bewundernd stehen der Grenchner Stadtbaumeister Claude Barbey und Walter Ulmann, der Stadtplaner von Uster, vor dem Stadtmodell von Muttenz. In einem eigentlichen Ausstellungsraum ist das Siedlungsgebiet der Basler Vorortsgemeinde in allen Details im Massstab 1:500 nachgebaut. Von Weitem lassen sich die riesigen Industriegebiete am Rhein, die breite Autobahn, die weitläufigen Gleisanlagen und die Hochhäuser an den Rändern des Gemeindegebiets erkennen. Dazwischen breiten sich über weite Strecken Siedlungen und Einfamilien- und Reihenhausquartiere aus. Erst die Zweiteilung des Modells zeigt, wofür der Schweizer Heimatschutz die Gemeinde Muttenz 1983 mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet hat: für den Erhalt des Strassendorfes mit seiner für das Baselbiet typischen kleinteiligen Struktur von schmalen Bauernhäusern, die sich sternförmig um die ummauerte Dorfkirche gruppieren. Hanspeter Jauslin, der sich über 30 Jahre lang auf der Gemeindeverwaltung für den Schutz dieses Herzstücks der Muttenzer Identität eingesetzt hatte, erklärt denn auch mit viel Verve, wie es gelang, trotz einer anders lautenden Zonenplanung den Ortskern bis heute zu erhalten.
Vom abschreckenden Beispiel zum Wakkerpreis Am Anfang stand die öffentliche Anprangerung, erklärt Jauslin: «An der Landi 1939 war Muttenz als schlechtes Beispiel für eine Siedlungsausdehnung ohne Konzept gebrandmarkt worden. Die Gemeinde stand unter Zugzwang und leitete danach rasch eine Ortsplanung ein.» Gleichwohl wirken vorab die riesigen Einfamilienhauszonen, die sich seit den 1920er-Jahren von Basel her ausbreiteten, deutlich auf das Siedlungsbild der Gemeinde ein. Sieht man von der Gartenstadt Freidorf ab, die Hannes Meyer nach dem Ersten Weltkrieg auf einem 85 000 m 2 grossen Areal geplant hatte, beschränkte sich der Städtebau lange auf das Abstecken von Parzellen. Im Zentrum der planerischen Überlegungen stand immer wieder der Ortskern, der sich jedoch gemessen an der gesamten überbauten Fläche recht bescheiden ausnimmt. «Der Wille zur Gestaltung ist hier deutlich sichtbar. Doch auch bei der Setzung der Hochhäuser und der Bebauungsstruktur lässt sich seit der Nachkriegszeit eine stetige Auseinandersetzung mit der Planung erkennen», befindet Walter Ulmann mit Kennerblick. So recht überzeugt zeigt sich Claude Barbey jedoch
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nicht und fragt: «Ist Muttenz nicht einfach ein ganz normales Stück Schweizer Mittelland, das sich in der Ebene zwischen dem Rhein und dem Hügelzug ausbreitet?» Das Bauland ist ausgeschöpft Die Herausforderungen lägen heute sicherlich nicht mehr im Ortskern, glaubt Walter Ulmann. Sein Erhalt sei wohl unbestritten. Christoph Heitz, der Muttenzer Bauverwalter, widerspricht vehement: «Ja, die Bauernhäuser selbst sind kaum gefährdet, doch in der bis heute erhaltenen grünen Übergangszone zwischen Dorfkern und der übrigen Bebauung herrscht ein riesiger Druck auf den Grundstücken.» Tatsächlich befinden sich diese Parzellen an bester Lage in Gehdistanz zum Einkauf, zu der Tramstation und dem Bahnhof. Ihr Wert dürfte in die Millionen gehen. Claudia Fetzer, die Hochbauchefin von Muttenz, bringt das Grundproblem auf den Punkt: «Die Baulandreserven unserer Gemeinde sind seit Jahrzehnten weitgehend aufgebraucht. Die grösste Entwicklungsmöglichkeit besteht in der inneren Verdichtung. Sie muss jedoch mit Umsicht und am richtigen Ort erfolgen.» Quartiere lassen keine grossen Würfe zu Auf dem Stadtmodell zeigt sich schnell, wo das grösste Verdichtungspotenzial liegen würde: in den grosszügigen Einfamilienhausquartieren. Die fragmentierten Eigentumsverhältnisse lassen jedoch keine grossen städtebaulichen Gesten zu. Claudia Fetzer betont, dass sich Muttenz mit Dutzenden von Quartierplänen einer sanften Verdichtung verschrieben habe: «Gerade weil diese Gebiete ausserordentlich beliebte Wohnorte sind, gilt es, die Qualitäten zu stärken. Es geht vor allem um Erweiterun-
Hanspeter Jauslin, Walter Ulmann, Claudia Fetzer, Claude Barbey und Patrick Schoeck-Ritschard vor dem Stadtmodell von Muttenz. (Bilder SHS) Hanspeter Jauslin, Walter Ulmann, Claudia Fetzer, Claude Barbey et Patrick Schoeck-Ritschard devant la maquette de Muttenz. (photos Ps)
gen bestehender Häuser oder kleinere Ersatzneubauten, welche die Parzellengrenzen selten sprengen.» Christoph Heitz ergänzt, dass die Verwaltung die entsprechenden Eigentümer intensiv berate und beim Architekturpreis, den die Gemeinde alle zwei Jahre verleihe, einen Schwerpunkt bei diesen kleineren Eingriffen gesetzt habe. Walter Ulmann zeigt sich erstaunt: «Um diese Dienstleistungen anbieten zu können, braucht es den ausdrücklichen Willen der Bewohner – und gesunde Finanzen.» Auch in Uster, wo ein enormer Siedlungsdruck bestehe, sehe er kaum Möglichkeiten, diese Quartiere stark zu verdichten. Ausserdem sei dies kaum nötig: «Auch wenn es gewisse Kreise nicht gern sehen: Diese Wohnform erfreut sich weiterhin grosser Beliebtheit, und die Einfamilienhäuser finden ihre Käufer.» Claude Barbey stellt fest, dass Grenchen mit ganz anderen Problemen zu kämpfen habe: «Wie jede Stadt im Mittelland verfügt auch Grenchen über einen grossen Bestand an Einfamilienhäusern. Doch unsere Herausforderung ist weniger die Verdichtung als die demografische Entwicklung der Besitzer.» Die junge Generation wolle sich nicht mehr auf dieses Lebensmodell festlegen oder habe nicht die nötigen Mittel, um ein solches Haus mit Umschwung finanziell zu stemmen. Ein anderer Trend sei hingegen feststellbar: «Im Moment entstehen zahlreiche Mietwohnungen, die eine gehobene Klientel ansprechen.» Muttenz gestaltet die Zukunft Claude Barbey fragt interessiert, wo sich denn Muttenz nun tatsächlich noch weiterentwickeln könne. Nicht ohne Stolz zeigt Christoph Heitz im Stadtmodell auf ein 34 Hektar grosses
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Drei Wakkerpreise: Muttenz, Uster, Grenchen 1983 Muttenz BL Preisbegründung: «Wir anerkennen die Anstrengungen, die historische Bausubstanz in einer stark industrialisierten Umgebung zu erhalten, durch eine gezielte Bodenpolitik und Ortskernplanung eine gesunde Durchmischung traditioneller und neuzeitlicher Nutzungen zu gewährleisten sowie die zeitgenössische Architektur mit geschichtlichen Strukturen zu verbinden.»
2001 Uster ZH Preisbegründung: «Gewürdigt wird das aktive Engagement der Stadt Uster zur Aufwertung des Lebensraumes in der Agglomeration. Dank beispielhafter planerischer und baulicher Massnahmen ist es der Stadt gelungen, in der zunehmend anonymen schweizerischen Agglomerationslandschaft eine eigene Identität zu schaffen.» 2008 Grenchen SO Preisbegründung: «Grenchen erhält den Wakkerpreis für die vielfältigen Aufwertungen des öffentlichen Raums, die sorgsame Weiterentwicklung der gebauten Stadt und für den respektvollen Umgang mit den zahlreichen Bauten der Nachkriegszeit.»
Gebiet mit riesigen Gebäuden sowie einem nicht minder beeindruckenden Baufeld, auf dem Klebespuren noch darauf hinweisen, dass es im Modell wie in Wirklichkeit bis vor Kurzem überbaut sein musste. «Das Polyfeld Muttenz stellt die grösste Herausforderung für unsere Gemeinde dar. Es geht um eine Bruttogeschossfläche von fast einer halben Million
Wakkerpreisträger Grenchen (2008) und Uster (2001). (Bilder Keystone/G. Bally; SHS) Communes lauréates du Prix Wakker: Granges (2008) et Uster (2001). (photos Keystone/G. Bally; Ps)
Quadratmetern.» Auf dem leeren Grundstück werde bis 2017 die Fachhochschule Nordwestschweiz mit Raum für 2500 Studierende entstehen. Das Aufsehen erregende Projekt von Pool Architekten aus Zürich sieht einen kompakten, aber umso massiveren Baukörper vor, der die bisherigen städtebaulichen Verhältnisse nachhaltig ändern wird. Zugleich ist der Bau auch Kernelement der Umwandlung des gesamten Polyfelds Muttenz zu einem Schul-, Dienstleistungs- und Wohnstandort. Das sei doch ein Gewerbegebiet, das umgenutzt würde, wirft Ulmann ein: «Wer profitiert hier vom Mehrwert, die Gemeinde oder die Grundeigentümer?» Claudia Fetzer und Christoph Heitz geben zu verstehen, dass in Baselland ebenso wenig wie im Kanton Zürich für die Mehrwertabschöpfung gesetzliche Grundlagen gegeben sind. Dennoch steht die Gemeinde mit den Grundeigentümern in Verhandlungen: «Wir wollen, dass im Polyfeld ein lebenswertes Quartier entsteht, und verlangen, dass sich alle Parteien an einer guten Lösung beteiligen. Der neu entstehende öffentliche Raum darf und muss etwas kosten – hier stehen die Eigentümer und Investoren genauso wie die Gemeinde in der Pflicht.» Dass sich die Verwaltung dabei auf die Rückendeckung der Bevölkerung verlassen kann, zeigte die letzte Informationsveranstaltung zum Polyfeld, zu der über 300 Personen erschienen sind. Das Interesse an Städtebau und Architektur sind wie der Bürgerstolz in Muttenz auch 28 Jahre nach der Preisverleihung nicht erloschen. Die Dimensionen und der Fokus haben sich aber deutlich verändert.
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Visite de la commune de Muttenz
28 ans après le Prix Wakker En 1983, la commune de Muttenz, dans le canton de Bâle-Campagne a reçu le Prix Wakker pour le traitement exemplaire de son noyau historique. Aujourd’hui, elle doit affronter de nouveaux défis. Nous avons invité Walter Ulmann, urbaniste de la ville d’Uster, et Claude Barbey, architecte de la ville de Granges, à une visite de cette commune suburbaine. Patrick Schoeck-Ritschard, historien de l’art, Patrimoine suisse
Les deux invités admirent la maquette de Muttenz présentée dans une salle d’exposition. Tous les détails sont visibles en un coup d’œil: les quartiers de maisons individuelles et les rangées de petites maisons, les immenses surfaces industrielles au bord du Rhin, l’autoroute, les immeubles-tours aux extrémités du territoire communal ... mais aussi la rue du village bordée de petites fermes groupées en étoile autour de l’église du village protégée par une enceinte. Présentée à la Landi de 1939 comme l’exemple d’une urbanisation non maîtrisée, Muttenz n’a pas tardé à élaborer un plan d’aménagement communal. Les zones de maisons individuelles occupent une surface gigantesque. La cité-jardin Freidorf construite par Hannes Meyer est une réalisation remarquable. Le centre historique est très compact. Sa préservation est assurée. Cependant, Christoph Heitz, responsable des constructions, explique que la bande non construite entre le noyau historique de Muttenz et le reste du tissu urbanisé est exposée à une énorme pression. Il s’agit de terrains très bien situés dont la valeur pourrait prendre l’ascenseur. Claudia Fetzer, directrice de l’aménagement de Muttenz, ajoute que les réserves à bâtir sont pratiquement épuisées sur le territoire communal et qu’il faut par conséquent densifier intelligemment et aux emplacements opportuns. Sur la maquette, le potentiel de densification semble se situer dans les quartiers de maisons individuelles. Dans ces quartiers, la commune mène une politique active de densification douce et conseille les propriétaires. Tous les deux ans, elle délivre un prix d’architecture qui récompense ces densifications à petite échelle. Cette politique surprend Walter Ulmann car à Uster, il serait difficile de densifier de tels quartiers. En effet, la maison individuelle reste le rêve d’une majorité de personnes. Claude Barbey explique que Granges n’est pas confrontée à un problème de densification, mais au vieillissement des propriétaires de maisons individuelles. Les jeunes n’en veulent pas, et les constructions qui sortent de terre seront
Un exemple de réalisation architecturale d’avant-garde: la cité-jardin Freidorf de Muttenz. (photo SHS) Ein Beispiel für frühen Städtebau: die Gartenstadt Freidorf in Muttenz. (Bild SHS)
des immeubles de logements qui seront loués à une clientèle aisée. Christoph Heitz montre sur la maquette le Polyfeld, une surface de près d’un demi-million de m 2, sur laquelle sera édifiée une HES. Ce projet a bénéficié d’un changement d’affectation. Comme il n’existe aucune base légale pour la taxation de la plus-value résultant du changement d’affectation, la commune a entamé des pourparlers avec les propriétaires pour obtenir une contribution. L’administration communale peut s’appuyer sur sa population. La dernière séance d’information a attiré plus de 300 personnes. A Muttenz, la participation citoyenne n’a pas faibli 28 ans après le Prix Wakker. Les priorités ont toutefois considérablement changé.
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Dorf, Stadt, Agglomeration
Wo die Schweiz am schönsten ist Wo ist die Schweiz am schönsten, heute? In ihren Städten oder ihren Dörfern? Ist die Schweiz schön in der Erinnerung oder als Projekt? Ist sie es auf Bildern oder gar im Kino? Zählen Ballenberg und Autobahn auch dazu, oder auch Tunnels und Shoppincenter? Gerold Kunz, Architekt und Denkmalpfleger NW
«Es isch schön ds Mauss!» Mit dieser klaren Feststellung endet ein Text des Berner Mundartpoeten Beat Sterchi, den er 2010 für die Kantonale Denkmalpflege verfasst hatte. Sie wollte damit in diesem kleinen Dorf am Stadtrand von Bern eine besonders gelungene Schulhausrestaurierung ehren. Wohl nicht zufällig war die Wahl dabei auf Beat Sterchi gefallen, der nicht nur Mauss, sondern auch den «Kern von Bern» und «Bern West» schön findet, oder eben schöner als den Rest der Schweiz: «Im Gegensatz zum Wildwuchs der Agglomerationen sind Bern West und die Altstadt alles andere als austauschbar.» Mit Bern West habe die Altstadt vor allem darum viel gemeinsam, weil auch hier einst Wohnformen verdichtet wurden und weil auch bei der Anlage des ursprünglichen Kerns von Bern weitsichtig, wenn nicht gar utopisch gedacht und geplant worden sei.
Mit dieser Meinung ist Sterchi nicht alleine. Die Schelte für die Agglomerationen, den sogenannten Siedlungsbrei, hält unvermindert an. Wer behauptet, in Kriens, Köniz oder Kreuzlingen sei es schön, wird schnell als Lokalpatriot mit geringem Sachverstand bezeichnet. Die Zersiedlung schliesslich wird als Phänomen den Agglomerationen zugeschrieben, mit unseren Städten hat das scheinbar wenig zu tun. Dörfer dominieren Die einem eher konservativen Schweizbild verpflichtete Stiftung für Orts- & Landbildpflege, Archicultura, teilt schon heute die Schweiz in Gebiete mit sehr guten und sehr schlechten Ortsbildqualitäten ein. Ihr Fazit: In den Ballungsräumen des Mittellands sind wenig gute Ortsbildqualitäten auszumachen, in den ländlichen Gebieten umso mehr. Je peripherer die Lage also, umso besser ist das Ortsbild?
Altdorf, Wakkerpreis 2007. (Bild SHS) Altdorf, Prix Wakker 2007. (photo Ps)
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Darauf gibt das ISOS, das Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz, eine präzisere Antwort. Das Inventar nennt 1285 Ortsbilder von nationaler Bedeutung, darunter kleine und grössere Städte, Dörfer, Weiler und das «verstädterte Dorf». Dabei sind Ortsbilder wie jene von Uster oder Cham aufgeführt, aber auch Orte wie Ste-Croix oder Vallorbe. Nahezu alle Städte (100%) und Kleinstädte (92%) gelten als Ortsbilder von nationaler Bedeutung, bei den Dörfern sind es hingegen nur 25 Prozent. Dennoch führen die Dörfer mit 593 Nennungen die Liste an; denn 52 Prozent aller inventarisierten Ortsbilder sind «Dörfer». Von den insgesamt 330 inventarisierten «verstädterten Dörfern» sind es gerade 88, die Ortsbilder von nationaler Bedeutung sind. Ein Zeichen für die Geringschätzung der Agglomerationen auch im ISOS? Bekannt ist, dass der Veränderungsdruck in der Peripherie kleiner ist als in den Zentren. Die historischen Zentren bleiben bewahrt. Den Ausbau nehmen die Agglomerationen auf. Für den Kulturunternehmer Martin Heller ist das «Verschonen der Altstädte von Aktualität» schizophren: «Bei uns traut sich niemand, einen Neubau in die Altstadt zu setzen. Man delegiert die Stadt dahin, wo es einem nicht so sehr weh tut.» Zerstörung und Veränderung Aber nicht nur Martin Heller beklagt das Fehlen einer gesamtstädtischen Perspektive. Die Architekten Roger Diener und Luigi Snozzi plädieren, die Unterschiedlichkeit von
La Chaux-de-Fonds, Wakkerpreis 1994. (Bild SHS) La Chaux-de-Fonds, Prix Wakker 1994. (photo Ps)
bebauten und unbebauten Räumen zu bewahren. «Nur eine Vielfalt unterscheidbarer Räume, deren Identitäten aus ihrer kulturellen Entwicklung verstanden werden, vermag die fatale Bedeutungslosigkeit aller Räume (der früheren Stadt, der früheren Landschaft und des Territoriums dazwischen) zu vermeiden», ist sich Roger Diener sicher. Denn nicht nur die Siedlungsfläche nimmt in der Schweiz kontinuierlich zu, sondern auch die Streuung in der Landschaft. Sogar Avenir Suisse folgerte 2010 in ihrem «Kantonsmonitoring zur Raumplanung», dass diese Entwicklungen dem Verfassungsprinzip des haushälterischen Umgangs mit dem Boden zuwiderlaufen. Wer diesen Wandel in den Bildern der Schweiz der vergangenen 100 Jahre betrachtet, stellt eine schrittweise Entwicklung fest. Es sind vier Bildtypen die das Bild der Schweiz prägen. Der «touristische Blick» hat die moderne Schweiz in den Anfängen definiert. Bilder von Bergen, aber auch von Seen, idyllischen Landschaften oder Kleinstädten prägten um 1900 den Blick auf die Schweiz. In den 1930er-Jahren wurde die ganze Schweiz in Kalenderbildern zur Parklandschaft erhoben. Weiler, Dörfer und bäuerlich geprägte Landschaften dominieren die Wahrnehmung. Ab 1970 werden diese Idyllen durch Bilder ihrer Zerstörung ersetzt. Das Bauen wird als Umweltzerstörung erfahren, und es wird nach Alternativen gefragt. Nicht zufällig wird mit dem Europäischen Denkmaljahr 1975 die Bedeutung der Denkmalpflege in der Schweiz gefestigt.
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Erst in den 1990er-Jahren, mit «Siedlungen, Agglomeration» des Künstlerduos Fischli/ Weiss, wird der Blick auf die verwandelte Schweiz neu formuliert. Ihr Inventar der Agglomeration ist eine Bestandesaufnahme der realen Lebensbedingungen eines Grossteils der Bevölkerung. Der Blick auf die gepflegten, aber unbelebten Grünräume, auf den Wechsel der Jahreszeiten und die Gleichförmigkeit der Architekturen hinterlässt heute beim Betrachten nostalgische Gefühle. «Der Blick, den sie – immer aus Augenhöhe – auf ihre Welt werfen, ist sehr gerade, hypernormal, lässt keinerlei perspektivische Verzerrungen zu; es ist ein unbarmherziger, weil gleichmässig liebevoller Blick, gleichsam eine künstlerische Form der so genannten anteilnehmenden Beobachtung», stellte der Verleger und Autor Patrik Frey in seiner Vernissagerede 1992 zu den Bildern von Fischli/Weiss treffend fest. Die Fotografien von Fischli/Weiss markieren einen Anfang in der neuen Betrachtung der Schweiz. In Farbbildern, zum Beispiel von Joël
Tettamanti, werden Situationen aufgespürt, die Orte mit einer Überlagerung von Siedlungsstrukturen und Infrastruktureinrichtung zeigen, weder Stadt noch Land. «Stadtland Schweiz» eben, wie der Titel des gleichnamigen Buchs von Avenir Suisse von 2003 heisst. Agglo ist nicht wegzudenken Mit dem Ausstellungsprojekt «Landschaft und Kunstbauten», die nach Venedig nun auch in Basel zu sehen war, gehen der Ingenieur Jürg Conzett und der Fotograf Martin Linsi noch einen Schritt weiter. Sie rehabilitieren Bauten wie die Sihlhochstrasse in Zürich (1973 zierte sie noch den Band «Bauen als Umweltzerstörung») als technische Errungenschaften von hoher gestalterischer Qualität. Für Conzett handelt es sich bei diesen und ähnlichen Bauten um Vorbilder, die ihn für seine eigenen Arbeiten inspirieren. Und Linsi wagt es, seine Fotografien in Schwarzweiss zu präsentieren, ohne in die Ästhetik der 1970er-Jahre zurückzufallen. Ein Kreis schliesst sich: Ist die jüngste fotodokumentarische Auseinandersetzung mit der Schweiz bereits zu einem Ende gekommen? Hypernormal ist der Blick auf die reale Schweiz noch immer nicht, was auch die Reaktionen auf die Vergabe des Wakkerpreises an Lausanne Ouest belegen. Die Agglomeration dient uns heute noch als Gegenwelt; sie ist das, was wir nicht wollen, aber entstehen lassen und zur Hauptsache entwickeln, benutzen und bewohnen. Die Diskussion um das «Stadtland Schweiz» hat aber die Optik verschoben. Das Bewusstsein für die Probleme und Potenziale der Agglo ist gewachsen. Dazu haben die fotografischen Arbeiten der letzten 20 Jahre viel beigetragen. Die Agglomeration deswegen als schön zu bezeichnen, ist hingegen nicht nötig: Die Schweiz-Bilder der letzten 20 Jahre werden ihren Beitrag leisten. Agglo ist nicht wegzudenken. Sie ist eine Aufgabe, die es weiterhin anzugehen gilt, auch im Heimatschutz. Bis uns Beat Sterchi sagen wird: «Kriens ist schön.»
Die Ausstellung «Landschaft und Kunstbauten» von Jürg Conzett, fotografiert von Martin Linsi im Schweizerischen Architekturmuseum Basel. (Bild SAM) L’exposition «Des ouvrages d’art dans le paysage» de Jürg Conzett, photographiée par Martin Linsi, au Musée d’architecture suisse de Bâle. (photo SAM)
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Village, ville, agglomération
Où la Suisse est-elle la plus belle? Où la Suisse est-elle la plus belle aujourd’hui? Dans ses villes ou ses villages? Est-elle belle dans notre souvenir? D’un point de vue prospectif? Sur les photos ou même dans les films? Ballenberg, les autoroutes, les tunnels et les centres commerciaux font-ils partie de cette belle image? Gerold Kunz, architecte et conservateur des monument et sites NW
Dans un poème écrit pour fêter la restauration d’une école à Mauss, petit village près de Berne, le poète bernois Beat Sterchi fait l’éloge de cette localité. Ce n’est pas la première fois qu’il s’exprime sur la beauté de sites construits. La vieille ville de Berne et Berne-Ouest sont à ses yeux l’œuvre d’architectes visionnaires qui maîtrisaient l’art de la densification. Le poète fustige en revanche les agglomérations, leur étalement tentaculaire et leur urbanisation diffuse. Il n’est pas le seul. La Fondation pour la sauvegarde des sites construits et des paysages Archicultura affirme que la plupart des agglomérations du Plateau sont défigurées par un chaos architectural et que les sites construits les mieux préservés sont situés dans les régions rurales. En Suisse, presque toutes les villes et petites villes, mais seulement un quart des villages figurent à l’Inventaire fédéral des sites construits d’importance nationale ISOS. Les «villages urbanisés» classés d’importance nationale sont relativement peu nombreux. Les agglomérations seraient-elles mal cotées par l’ISOS? Les noyaux historiques des villes changent peu car toute implantation nouvelle dans leur enceinte est difficile. La ville se construit donc à l’extérieur – ce que déplore Martin Heller qui appelle de ses vœux une vision d’ensemble du développement des villes. Les architectes Roger Diener et Luigi Snozzi craignent une uniformisation des paysages en raison de l’absence de démarcation claire entre les espaces construits et non construits. Dans le «Monitoring des cantons» publié en 2010, Avenir Suisse s’inquiète de l’expansion effrénée des surfaces construites et du mitage du paysage. Au fil de ce siècle, les photographes ont changé la perception du paysage urbanisé. Dès 1970, des photos montrant la destruction de l’environnement supplantent les paysages touristiques idylliques et les scènes de la vie rurale. Dans les années 1990, le duo de plasticiens Fischli/Weiss photographie le banal et le quotidien des agglomérations en les rendant excitants. Leur travail marque un tournant dans la manière de considérer les espaces suburbains.
Communes lauréates du Prix Wakker: Fläsch (2010) et Yverdon-les-Bains (2009). (photos Ps; Keystone/G. Bally) Wakkerpreisträger Fläsch (2010) und Yverdon-les-Bains (2009). (Bilder SHS; Keystone/G. Bally)
Avenir Suisse publie en 2003 «Stadtland Schweiz» (Ville-territoire Suisse). L’exposition «Des ouvrages d’art dans le paysage» de Jürg Conzett photographiée par Martin Linsi et présentée à Venise et récemment à Bâle va même plus loin en réhabilitant des constructions qui, en 1973, «détruisaient» encore leur environnement. Le regard sur les agglomérations n’est pas encore «normal», comme le prouvent les réactions à l’attribution du Prix Wakker à l’Ouest lausannois. Ce n’est pas la «beauté» de l’agglomération qui importe, mais les émotions qu’elle suscite.
Peinture fraîche
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Tribunal fédéral à Lausanne
La bibliothèque du Tribunal fédéral fait peau neuve Travail minutieux de restauration de la verrière, des boiseries et du mobilier, réflexion sur le sol et l’éclairage: la bibliothèque du Tribunal fédéral a pu être restaurée sans priver les usagers de leur outil de travail. Caroline Dionne, Lausanne
En surplomb du parc de Mon-Repos, précédé d’un monumental emmarchement qui signifie clairement au visiteur la gravité des activités qui s’y tiennent, l’édifice du Tribunal fédéral domine, solennel. Achevé en 1927, il est l’œuvre de l’architecte lausannois Alphonse Laverrière (1872–1954), à qui l’on doit les principaux ouvrages de la première moitié du XXe siècle à Lausanne (pont de Chauderon, gare CFF, tour Bel-Air, cimetière du Bois-de-Vaux, etc.), asso-
cié pour l’occasion aux Neuchâtelois Louis-Ernest Prince et Jean Béguin. Dans un esprit néoclassique épuré, sa façade principale est symétrique, composée d’un corps principal flanqué de deux ailes massives. Au centre, un imposant portique formé de quatre colonnes doriques soutient le fronton. A l’intérieur, comme sous le portique d’entrée, le travail des architectes s’ancre dans la tradition Art déco de l’entre-deux-guerres. Travail de la
La salle pricipale comporte trois murs d’étagères en bois d’orme et de chêne. (photo Thomas Jantscher) Der Lesesaal weist auf drei Seiten eingebaute Büchergestelle aus Ulmen- und Eichenholz auf. (Bild Thomas Jantscher)
pierre, mosaïques peintes, détails de menuiserie de même que mobilier d’origine et luminaires portent la signature des concepteurs du lieu. Un espace dédié à la connaissance des lois Bien que ses origines institutionnelles remontent à 1875, date à laquelle les neufs juges, jusqu‘alors itinérants, prennent leurs quartiers dans les locaux du Casino de Derrière-Bourg, près de la place St-François, c’est en 1927, après un bref séjour au Palais de Montbenon, que la bibliothèque du Tribunal fédéral de Lausanne trouvera ses aises. Occupant les deux niveaux supérieurs de l’édifice dans sa portion sud, la salle principale est dédiée à la consultation des ouvrages. Trois de ses murs se couvrent de rayonnages en bois d’orme et en chêne, finement travaillé. Côté sud, le vaste espace s’ouvre sur le parc, offrant une vue plongeante sur le Léman et les Alpes. Une galerie abritant une seconde série de rayonnages se déploie le long des murs. Une large verrière orne le plafond, source d’une lumière naturelle diffuse, propice à la lecture. Retrouver la composition d’origine Point de départ du processus de rénovation: la nécessité de restaurer l’ensemble des boiseries. Les rayonnages et éléments de mobilier ont ainsi été entièrement remis à neuf. La disposition du mobilier a aussi été rectifiée afin de rétablir la configuration souhaitée par les architectes: les trois imposantes tables sont disposées à l’axe des grandes ouvertures, perpendiculairement à la façade. Ayant eu accès aux plans comme aux détails de menuiserie d’origine, Béatrice Clavel, architecte responsable du projet, a par ailleurs pu porter une réflexion plus large sur le sol, l’éclairage et les peintures murales.
Frisch gestrichen
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Au niveau du sol, une moquette datant des années 1950–60 recouvrait le linoléum naturel installé en 1927. Sa dépose a permis un décapage partiel du revêtement originel à proximité des rayonnages. A l’image des sols de l’ensemble du bâtiment, le linoléum redevient ainsi visible. Pour des raisons d’acoustique et d’économie, un nouveau revêtement de sol textile, d’une teinte adaptée à celle du linoléum, a été installé dans la portion centrale de la salle principale et de la galerie. En plus du lanterneau, Laverrière et ses collègues avaient imaginé pour l’éclairage une série de lustres et de luminaires agencés à ceux du reste de l’édifice: motifs floraux abstraits, structures métalliques et fines coupoles de marbre. Pour des raisons inconnues, cette proposition n’a jamais été réalisée. C’est plutôt un ingénieux système de tubes suspendus, datant des années 1950, qui éclairait jusqu’ici la salle. Ces luminaires ont été conser-
vés, restaurés et redistribués dans l’espace. S’ajoute un nouveau dispositif utilisant des ampoules LED pour compléter discrètement l’apport en lumière au niveau des rayonnages. Dernier aspect de la rénovation, la couleur des murs et du plafond, qui est passée d’un vert olive sombre au bleu vert actuel. Beat Schwabe, chef des ressources au Tribunal fédéral, relate au détour de la visite: «Dans le cadre du processus de restauration, une couche de peinture plus ancienne a pu être mise au jour sur la partie supérieure des murs et du plafond. C’est ainsi ce bleu vert, propre à la tradition Art déco de l’époque de construction, qui a été choisi pour la nouvelle peinture.» Cette couleur, présente notamment dans les mosaïques peintes du hall principal, joue les contrastes avec les boiseries restaurées qu’elle met ainsi en valeur. La composition par strates de l’espace – structure massive et sombre de la salle et de la galerie formée d’imposants rayonnages supportant un «ciel» de lumière – est désormais clairement lisible et rappelle, de manière symbolique, le travail des juges et juristes: la justice éclairée trouve sa source dans le texte de loi. Architecture: Béatrice Clavel, Groupe l’Arche Sàrl, Pully Restauration: Atelier Olivier Guyot, Romont Direction de projet maître de l’ouvrage: Barbara Suter, OFCL Conseil spécialisé mobilier historique: Monica Bilfinger, OFCL
Les murs et les plafonds de la bibliothèque ont été repeints en bleu-vert. (photos Thomas Jantscher) Die Bibliothek mit den meergrünblau gestrichenen Wänden und Decken. (Bilder Thomas Jantscher)
Bibliothek des Bundesgerichts
Das Gebäude des Bundesgerichts in Lausanne, das majestätisch über dem Parc de Mon-Repos thront, wurde vom Lausanner Architekten Alphonse Laverrière (1872–1954) zusammen mit Louis-Ernest Prince und Jean Béguin geplant und 1927 fertig gestellt. Wie damals üblich, stammt auch die Innenausstattung aus der Feder der Architekten und ist geprägt durch den Art-déco-Stil. Im Jahr der Fertigstellung wurde die Bibliothek des Bundesgerichts, deren Ursprünge auf das Jahr 1875 zurückgehen, in diesen monumentalen Bau verlegt. Untergebracht ist sie in einem zweistöckigen Raum im oberen Teil des Gebäudes: unten ein Lesesaal, der auf drei Seiten eingebaute Büchergestelle aus Ulmen- und Eichenholz aufweist, und darüber eine Galerie mit weiteren Regalen. Natürliches Licht dringt durch hohe Fenster und ein riesiges Oblicht in den Raum. Ausgangspunkt der Renovation war das Holzwerk, das umfassend restauriert werden musste. Gleichzeitig wurde auch das Mobiliar erneuert und wieder nach dem ursprünglichen Konzept der Architekten positioniert. Da die leitende Architektin Beatrice Clavel Zugang zu den Originalunterlagen hatte, konnte sie sich auch eingehend mit Bodenbelag, Beleuchtung und Wandbemalung auseinandersetzen. So wurde der originale Linolboden aus dem Jahr 1927, der von einem Teppichboden aus den 1950er-/1960er-Jahren bedeckt war, entlang der Bücherregale teilweise freigelegt. Er stellt nun die optische Verbindung zum Boden im Bundesgericht wieder her. Ursprünglich hatten sich Laverrière und seine Kollegen für die Bibliothek eine Reihe von Beleuchtungskörpern vorgestellt, wie sie im restlichen Gebäude angebracht wurden. Aus unbekannten Gründen wurde dieses Konzept jedoch nie realisiert und stattdessen ein ausgeklügeltes System hängender Leuchten installiert. Diese wurden restauriert und neu im Raum verteilt. Zudem wurde vor den Büchergestellen eine diskrete LED-Beleuchtung angebracht. Im Zuge der Renovation wurden zudem die Wände und Decken meergrünblau gestrichen: Diese Farbe bildet einen gelungenen Kontrast zum Holzwerk und lässt dieses besser zur Geltung kommen. Der räumliche Aufbau der Bibliothek – der massive Saal mit seinen Regalen, der das Oblicht trägt – ist nun wieder klar lesbar und steht als Symbol für die Arbeit der Justiz, deren «erleuchtetes» Urteil sich letztlich immer auf Gesetzestexte stützen muss.
Tour d’horizon
Prix Europa Nostra 2012
Les «Prix du patrimoine culturel de l’UE/Prix Europa Nostra» sont accordés annuellement pour identifier et promouvoir les meilleures pratiques dans la conservation du patrimoine culturel matériel en Europe, pour stimuler les échanges de connaissances et d’expériences à travers toute l’Europe, pour sensibiliser le public au patrimoine culturel européen, et pour encourager davantage d’initiatives. Les réalisations exemplaires en faveur du patrimoine sont récompensées dans les catégories suivantes: 1. la Conservation; 2. la Recherche; 3. la Contribution exemplaire par un individu ou par une organisation; 4. l’Education, la formation et la sensibilisation au patrimoine culturel. Date limite de candidature: 1er octobre 2011 (date d’envoi). www.europanostra.org
EN BREF Journées européennes du patrimoine Le volet suisse des 18e Journées européennes du patrimoine qui auront lieu les 10 et 11 septembre 2011 emmènera les visiteurs à la découverte de biens culturels secrets, comme l’indique son titre «Un monde sous nos pieds». Un programme d’une grande variété permettra aux amoureux du patrimoine de visiter environ 310 sites qui, en temps ordinaire, ne leur sont pas accessibles. Le thème de cette année a un lien très étroit et concret avec la protection des biens culturels, puisque des visites guidées captivantes permettront d’admirer des trésors architecturaux cachés, des constructions militaires et des archives. Elles donneront aussi accès aux mondes insoupçonnés qui sommeillent sous nos pieds, comme des mines, des caves et des grottes. C’est notamment grâce au soutien de la Sec-
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tion patrimoine culturel et monuments historiques de l’Office fédéral de la culture et de l’Académie suisse des sciences humaines et sociales qu’un projet national d’une telle envergure peut être réalisé. Il peut aussi compter sur la précieuse collaboration de l’Association suisse de conservation et restauration, de la Fédération des architectes suisses, de la Fédération suisse des architectes paysagistes, du Musée suisse de l’habitat rural de Ballenberg, de Pro Infirmis, de la Société d’histoire de l’art en Suisse, de la Commission suisse pour l’UNESCO et de Patrimoine suisse. Le programme complet est accessible à l’adresse www.venezvisiter.ch; il peut aussi être commandé gratuitement sous forme de brochure, par courriel à l’adresse info@nike-kultur.ch ou 031 336 71 15.
Les sites palafittiques préhistoriques inscrits au patrimoine mondial Le Comité du patrimoine mondial de l’UNESCO a décidé le 27 juin à Paris, lors de sa 35e session, de classer les «sites palafittiques préhistoriques autour des Alpes» au Patrimoine mondial de l’UNESCO. Le site transnational sériel couvre les six pays alpins. L’Office fédéral de la culture a assuré la coordination globale de la candidature. Sur le millier de sites palafittiques répertoriés à ce jour, les 111 plus représentatifs ont été sélectionnés en vue d’une nomination au patrimoine mondial. Par ailleurs, une application iPhone est lancée pour donner une meilleure visibilité à ces vestiges. www.bak.admin.ch
Concours suisse «Wiki loves monuments» L’association Wikimedia CH, qui assure la promotion en Suisse des projets Wikimedia tels que l’encyclopédie en ligne Wikipédia, propose de participer à un concours photo consacré au patrimoine culturel suisse. Le but de ce concours est de prendre, du 1er juillet au 30 septembre 2011, un maximum de photos des objets référencés comme biens culturels d’importance nationale en Suisse. Toutes les photos seront chargées sur Wikimedia Commons sous licence libre pour être facilement utilisables par la suite. Wikimedia Les journées du patrimoine: l’occasion de visiter le Voûtage du Flon à Lausanne. (photo ECAL) An den Tagen des Denkmals können unter anderem die Gewölbe des Flon in Lausanne besichtigt werden. (Bild ECAL)
Les sites palafittiques préhistoriques inscrits au patrimoine mondial: détail de fouilles, baie de Montilier (FR). (photo Service archéol. de l’Etat de Fribourg) Prähistorische Pfahlbaustätten sind Welterbe: Ausgrabungen in Muntelier (FR). (Bild Archäologischer Dienst Kanton Freiburg)
Commons est la médiathèque en ligne qui héberge, entre autres, les illustrations des articles de Wikipédia, en plus de 200 langues. A la fin du concours, un jury déterminera les meilleures photos. Les photographes concernés seront récompensés lors d’une soirée de gala à laquelle tous les participants au concours seront invités. Les dix meilleures photos recevront un prix parmi des séances de photographies aériennes, des billets d’avions, ou du matériel photographique. www.wikilovesmonuments.ch
Recenser les jardins historiques La section suisse de l’ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) dirige depuis 1992 une campagne de relevés des parcs et jardins historiques de la Suisse. Le canton de Vaud a proposé que ce recensement soit exécuté de manière interactive, sur une plateforme collaborative. Ce projet est une première application d’un type destiné à être ensuite reproduit dans d’autres domaines (par exemple le patrimoine du XXe siècle). Grâce à cette plateforme, les internautes qui en font la demande disposent d’un canevas qui leur permet de documenter des jardins historiques selon la méthode d’inventorisation d’ICOMOS. En parallèle, une mandataire de l’ICOMOS sillonne depuis l’été 2010 les communes et nourrit cette plateforme de ses observations et de ses photos. En consultant le guichet tout public, on peut découvrir les parcs et jardins déjà recensés. www.patrimoine.vd.ch/monuments-et-sites
Henri-Louis Wakker war ein Genfer Geschäftsmann, der sich für Architektur interessierte. Er liebte es, schöne Schweizer Dörfer und Städte zu besuchen. In seinem Testament überliess er dem Schweizer Heimatschutz eine beachtliche Summe Geld. Damit wurde vor 40 Jahren der Wakkerpreis gegründet. Seither wird dieser Preis jedes Jahr verliehen. Gewinner ist jeweils eine Gemeinde, die mit ihren alten Gebäuden sorgsam umgeht und Neues gut plant und baut. Henri-Louis Wakker était un homme d’affaires genevois qui s’intéressait à l’architecture. Il adorait visiter les beaux villages et villes de Suisse. Dans son testament, il légua à Patrimoine suisse une somme considérable. C’est grâce à cet argent que fut créé, il y a 40 ans, le Prix Wakker. Depuis, ce prix est décerné chaque année à une commune qui prend soin de ses vieux bâtiments et encourage les nouvelles réalisations de qualité.
Winterthur
Grenchen
Vor 150 Jahren war Winterthur berühmt für seine Fabriken. Die Fabri hallen und Kamine sowie die kleinen Häuser für die Fabrikarbeiter können heute noch bewundert werden.
ents es bâtim s Même d an 0 6 e u q t qui n’on s e d e êtr peuvent toents his , ils monum Granges e A . s e u riq ire d nt l’histo re. raconte horlogè ie tr s u l’ind
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1996
1985 1983
Basel
1988
La Chaux-d
Die Bevölke rung ist stolz auf di e Besonde rheiten ihre r St Strassen ve adt: Die rlaufen pa rallel oder rechtwinklig zueina nder, und viele Gebäu de zeigen Verzierung en Jugendstilz aus der eit.
Laufenburg Muttenz
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2006
Porrentruy
La popula tion est fiè re des partic ularités de sa ville: le s rues sont parallèles ou perpen diculaires le s unes aux autres, et de nombreu x bâtiments présentent des décora tions Art nouveau.
0 198 2008
Delémont
197
4
Wiedlisbach Solothurn
1994
Biel
20
Grenchen
2004
Sursee 1997
La Chaux-de-Fonds
L’Ouest lausannois
Bern
Die neun Gemeinden Bussigny, Chavannes , Crissier, Ecublens, Pril ly, Renens, St-Sulpice , Villars-Ste-Croix und Lausanne arbeiten zusammen anstatt jed e für sich. Sie planen gemeinsam Pärke, Sch ulhäuser, Spielplätze und Velowege .
2009
Yverdon-les-Bains 1986
Les neuf Commune s de Bussigny, Chavannes, Crissier, Ecublens, Prilly, Renens, St-Sulpice, Villars-Ste-Croix et Lausanne collabore nt au lieu de travailler chacune pou r soi. Ensemble, elles projettent des parcs, des écoles, des places de jeux et des pistes cyclables.
1978
Dardagny
1973
St-Prex
Diemtigen
1
201
1990
L’Ouest lausannois Montreux Ernen
2000
Genève
Diemtigen Die Bauernhäuser mit ihren grossen Dächern liegen verstreut in der hügeligen Landschaft. Häuser und Landschaft sind zusammen als Ganzes geschützt.
Avec leu les maiso sont disp collines. et le pay protégés
r
Stein am R
Il y a 150 ans, Winterthour était célèbre pour ses fabriques. On peut encore y admirer des halles et des cheminées d’usines, ainsi que les petites maisons construites pour les ouvriers.
ike
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Das mitte lalt Städtchen erliche er allerersten hält den Wakkerpreis. Den n zu den bunten F achwerkh äu sern, Bru nnen und Plätzen w ird gross e Sorge get ragen.
hein C’est cett ep médiévale etite ville q premier P ui a reçu le rix Wakk er. C’est que les maiso ns à colomb age mult icolores, les fontaines et les place s y sont tr ès bien entr etenues.
1972
Stein am Rhein
5
Turgi
1987
1989
2002
Winterthur
2001
1991
Vrin
1992
Bischofszell Hauptwil-Gottshaus Wil 197
Die modernen Ställe aus Holz passen sehr gut zu den schöne n, alten Häusern des Bergdorfes.
1977
St. Gallen
6
Uster
003
1999
1984
Gais
Grüningen
Cham 2010 1981 2007
Fläsch
Dans ce village de mo ntagne, les étables modernes en bois s’in tègrent très bien parmi les belles maiso ns anciennes.
Elm
1975
Altdorf 1998
Vrin
Guarda
1995
Splügen
2005 1979
urs grands toits, ons paysannes persées dans les . Ici, les bâtiments ysage sont s comme un tout.
SBB CFF
SBB CFF
1993 1982
Monte Carasso Avegno
ssehen Bahnhöfe, die au sige rie er, ss hlö Sc wie st ein n ne de in n, Halle en Dampflokomotiv elegante rauchten, oder en: Die Eisenbahnbrück ältig mit SBB geht sorgf lern um. diesen Denkmä
Monte Cara
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In der Mitte des Dorfes wird das ve Kloster wie rfallene der aufgeb aut. Heute ist es das Primar schulhaus.
Au cœur du village, le couvent qu ruine a été i to restauré et transformé. mbait en il abrite l’é cole primai Aujourd’hui re. ,
semblent Des gares qui res ou à des à des châteaux ses halles palais, d’immen fumaient dans lesquelles omotives autrefois des loc nts éléà vapeur, des po prennent F CF les : nts ga t ce grand soin de tou patrimoine.
Verlosung
Tirage au sort
Welche Gemeinde erhielt den Wakkerpreis in deinem Geburtsjahr?
Quelle est la commune qui a reçu le Prix Wakker l’année de ta naissance?
Schreibe den Namen der Gemeinde und dein Geburtsjahr auf eine Postkarte, und schicke sie bis zum 30.September 2011 an: Schweizer Heimatschutz, Stichwort: Lea, Luc und Miro, Postfach 1122 8032 Zürich oder schreibe ein E-Mail an: info@heimatschutz.ch. Vergiss nicht, den Absender zu notieren!
Ecris le nom de la commune concernée et ton année de naissance sur une carte postale, et envoie-la jusqu’au 30 septembre 2011 à: Patrimoine suisse, mention: Lea, Luc et Miro, case postale 1122, 8032 Zurich ou écris un courriel à: info@patrimoinesuisse.ch. N’oublie pas d’indiquer l’expéditeur!
Toller Preis zu gewinnen!
1 Übernachtung im Familienzimmer der Jugendherberge in der Wakkerpreis-Stadt Solothurn Du bist mit deiner Familie zu Gast in einem über 300-jährigen Haus. Die Jugendherberge ist eine moderne Stahl-Glas-Konstruktion, die ins alte Zollhaus eingebaut wurde. Von dort aus könnt ihr die Schätze der Wakkerpreis-Stadt Solothurn auf eigene Faust entdecken. www.youthhostel.ch/solothurn Toi et ta famille êtes invités à passer la nuit dans un bâtiment construit il y a plus de 300 ans. Avec ses éléments modernes en acier et en verre, l’auberge de jeunesse a été aménagée dans l’ancien poste de douane. De là, vous pourrez découvrir les trésors de la ville à votre rythme. www.youthhostel.ch/solothurn
Tu peux aussi télécharger toutes les pages enfants précédentes en format PDF sur: www.patrimoinesuisse.ch/lealucmiro.
1 nuit dans une chambre pour famille à l’auberge de jeunesse de la ville de Soleure, qui a elle aussi reçu le Prix Wakker
Un super prix à gagner!
Der Preis wurde grosszügigerweise von den Schweizer Jugendherbergen gesponsert.
Ce prix a été généreusement parrainé par les Auberges de Jeunesse Suisses.
Wenn du Lust hast, kannst du das Wappen «deiner» Wakker-Gemeinde im Internet suchen und in dieses Feld malen.
Si tu en as envie, tu peux chercher sur internet les armoiries de la commune que tu as identifiée et les dessiner dans cet écusson.
Konzept/Conception: Karin Artho, Thomas Munsch, Gabi Berüter Illustration/Graphisme: Gabi Berüter Übersetzung ins Französische/Traduction française: Léo Biétry
Unter www.heimatschutz.ch/lealucmiro findest du alle bisherigen Kinderseiten auch als PDF.
Rundschau
25 | Heimatschutz Patrimoine 3/11
Europäische Tage des Denkmals
Le cantine di Gandria
Im Untergrund Die 18. Schweizer Ausgabe der Europäischen Tage des Denkmals führt die Besucherinnen und Besucher am 10. und 11. September 2011 zu verborgenen Kulturgütern «im Untergrund». Daniela Schneuwly, Nationale Informationsstelle für Kulturgüter-Erhaltung (NIKE)
Zahlreiche wertvolle, kulturelle Zeitzeugnisse sind nicht direkt sichtbar: Sie befinden sich unter dem Erdboden und hinter Felswänden, werden verborgen durch Fassaden, Überzüge oder Deckschichten. Das Verbergen dient zum Schutz oder zur Geheimhaltung, es ist begründet durch natürliche Gegebenheiten, konstruktive Bedingungen oder den Lauf der Zeit. Ein reichhaltiges Programm lädt an den Tagen des Denkmals an rund 310 Orten zum Besuch von mehr als 750 exklusiven Veranstaltungen ein. Führungen und Vorträge gewähren Einblicke in unbekannte architektonische und archäologische Schätze. So erschliessen sich Interessierten die Baudenkmäler und prachtvollen Privathäuser des Basler Münsterhügels oder verborgene Räume im Chorherrenstift von Beromünster. Von den Bunkern der Schwyzer Festungswerke über die Pfahlbauersiedlungen in Genf bis zu einer prähistorischen Höhle in Winznau (SO) bietet sich ein anschauliches geschichtliches Panorama. Aber auch in modernen Städten gibt es Untergründe zu entdecken, welche oft unbemerkt das Stadtbild prägen, wie der Eulachkanal unter der Winterthurer Altstadt oder das Untergrundquartier von Luzern. Mit den Tessiner «Splüi», den charakteristischen Unter-
ständen, erhalten Besuchende an den Denkmaltagen auch die Gelegenheit, die in der letzten Ausgabe dieser Zeitschrift vorgestellte Kulturlandschaft im Valle Bavona zu entdecken. Die Europäischen Tage des Denkmals finden in rund 50 Ländern Europas statt. In der Schweiz ziehen sie alljährlich ein grosses Publikum von rund 60 000 Personen an. Diese Kampagne wäre nicht durchführbar ohne die namhaften Beiträge der Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege des Bundesamtes für Kultur und die Schweizerische Akademie der Geistesund Sozialwissenschaften. Weitere Partner sind der Bund Schweizer Architekten, der Bund Schweizer Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen, die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Pro Infirmis, das Schweizerische Freilichtmuseum Ballenberg, die Schweizerische UNESCO-Kommission, der Schweizerische Verband für Konservierung und Restaurierung und der Schweizer Heimatschutz. Die Nationale Informationsstelle für Kulturgüter-Erhaltung und die Fachstellen für Archäologie und Denkmalpflege laden herzlich zu spannenden Entdeckungsreisen ein! Programm: www.hereinspaziert.ch oder kostenlos zu bestellen unter info@nike-kultur.ch oder 031 336 71 11.
An den Tagen des Denkmals kann unter anderem eine Festungsanlage bei Spiez (BE) besichtigt werden. (Bild www.festungheinrich.ch) Les journées du patrimoine permettront de visiter entre autres un site de fortifications situé à proximité de Spiez (BE). (photo www.festungheinrich.ch)
Am Seeufer gegenüber von Gandria kann man eine kleine Siedlung erkennen, die sich während der schönen Jahreszeit fast ganz hinter dicht belaubten Bäumen versteckt. Es sind die Vorratskammern, in denen die Dorfbewohner (seit 2004 ist Gandria ein Quartier von Lugano) früher den Wein und andere landwirtschaftliche Produkte aufbewahrten. Die Siedlung besteht aus etwa 20 Gebäuden, die in zwei unregelmässigen Reihen unterhalb des steilen Waldhangs errichtet wurden. Im Erdgeschoss, wo Wein und Nahrungsmittel gelagert wurden, gab es eine einzige Öffnung. Das Lokal wurde mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem gekühlt und der Eingang durch eine massive Türe mit einem komplizierten Schloss verriegelt – im Grenzgebiet, wo Schmuggel weit verbreitet war, brauchte es einen guten Schutz, vor allem im Winter, wenn die Gebäude unbewohnt waren. Im Obergeschoss befand sich ein Wohnraum mit Küche und Bett. Die durch schöne Treppen und gepflasterte Wege verbundenen Gebäude unterscheiden sich somit von solchen Bauten im Sopraceneri, wo meist Höhlen oder Felsnischen als unterirdische Vorratskammern genutzt wurden. Dies liegt daran, dass das Gebiet von Cantine di Gandria als Maiensäss diente, wo die Einwohner von Gandria ihre Kühe zum Weiden hinbrachten, die Felder bebauten und Heu und Holz aus dem oberhalb der Siedlung gelegenen Wald ernteten. Im Winter war die Gegend verlassen, bis man jeweils am Josefstag (19. März) per Schiff wieder über den See setzte. Heute sind die ehemaligen Vorratskammern zu Ferienhäusern umgebaut worden. Die Einwohner Gandrias nutzen sie vor allem über das Wochenende zum Ausruhen. Dem See entlang wird die Siedlung im Osten durch die 1904 erbaute Kaserne der Grenzwächter (heute Schweizerisches Zollmuseum) und im Westen durch das als «Casa Rossa» bekannte Zollwächterhaus aus dem 19. Jahrhundert eingegrenzt. Giorgio Bellini, Gandria Am Sonntag, 11. September 2011, finden im Rahmen der Europäischen Tage des Denkmals Führungen in den Cantine di Gandria statt. Mehr dazu unter www.hereinspaziert.ch.
Rundschau
KURZ UND BÜNDIG Mehr über die Alpen Die Alpen in ihrer politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Vielfalt sind Thema des Onlinemagazins www.alpenmagazin.org. Der inhaltliche Bogen des internationalen Teams freischaffender Journalistinnen und Journalisten ist weit gespannt. Die Themen reichen von Slowenien bis nach Frankreich. Dazu kommen etliche Dossiers, etwa zu den Nationalparks in den Alpen. Neben klassischem journalistischem Text- und Bildmaterial gibt es einen witzig-lehrreichen Bartgeier-Comic, Dokumentarfilme, Hörspiele, Videos und Tonbeiträge. Eine zurückhaltende grafische Gestaltung bietet den Rahmen für diese multimediale, professionell aufbereitete Fülle. Aktuell läuft ein Wettbewerb zum Jahr des Waldes, bei dem Bild- und Videobeiträge eingereicht werden können. Die Redaktion des Alpenmagazins sitzt in St. Gallen. Zweiwöchentlich erscheint ein Newsletter, der abonniert werden kann. Eine französische und italienische Ausgabe ist in Vorbereitung, ein gedrucktes Magazin könnte folgen. www.alpenmagazin.org
Dampfmaschinen nach Winterthur Der Stiftungsrat des Vaporama Thun hat entschieden, das wertvolle Sammelgut in die Hände der neuen Stiftung Dampfzentrum Winterthur zu übergeben. Damit rückt die Realisierung des Dampfzentrums Winterthur in greifbare Nähe. Die ersten Dampfmaschinen sind im Juli im Sulzer-Areal eingetroffen. Das Dampfzentrum soll in der früheren Sulzer-Halle 181 entstehen. Massgeblich unterstützt von der Robert und Ruth HeubergerStiftung konnte der Verein Dampfzentrum Winterthur mit der Besitzerin der Halle, der Stiftung Abendrot, einen Mietvertrag abschliessen. Als künftige Eignerin des Sammelgutes, Betreiberin des Dampfzentrums und auch als Eigentümerin der Ausstellungshalle ist die Stiftung Dampfzentrum Winterthur vorgesehen. Diese Stiftung ist derzeit in Gründung. Der Verein Dampfzentrum Winterthur sucht Vereinsmitglieder, Gönnerinnen und Gönner,
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um das Dampfzenturm so breit wie möglich abzustützen. Jedes neue Mitglied, jede neue Gönnerin, jeder neue Gönner sind herzlich willkommen. www.dampfzentrum.ch
Schafft Denkmalschutz Mehrwert? Schöne Ortsbilder und historische Gebäude müssen erhalten bleiben, so der Wunsch der Allgemeinheit. Doch welche Folgen hat die Unterschutzstellung für betroffene Liegenschaftenbesitzer? Für die einen ist es klar – die Liegenschaft verliert an (finanziellem) Wert; andere wieder – ebenso klar – vertreten die Meinung, dass diese Liegenschaften auf jeden Fall einen Mehrwert «verbuchen» können. Mitarbeitende der Denkmalpflege des Kantons Solothurn diskutieren mit Vertretern beider Auffassungen über den Nutzen bzw. Schaden durch eine Unterschutzstellung. Im Rahmen der Grenchner Wohntage 2011 wird am Dienstag, 8. November 2011, eine von insgesamt vier Veranstaltungen dieser Frage im Kunsthaus Grenchen nachgehen. Die Grenchner Wohntage werden seit 1996 regelmässig durchgeführt. Sie werden vom Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) und der Stadt Grenchen getragen. www.grenchnerwohntage.ch
Netzwerk Altstadt Seit Anfang Juni 2011 führt die VLP-ASPAN die Geschäftsstelle des Netzwerkes Altstadt. Mit der Integration des Fachwissens und der Werkzeuge rund um die Veränderung von Altstädten und Ortszentren ergänzt die VLP-ASPAN ihr Beratungsangebot mit einem weiteren Baustein. Im neusten Newsletter des Netzwerkes Altstadt sind vier Beispiele von Stadtanalysen dokumentiert: Liestal, Laufen, Aarberg und Altdorf. Die Stadtanalyse ist ein kompaktes Werkzeug, welches einer Stadt eine Aussensicht über ihre aktuelle Situation und die zu erwartenden Entwicklungen vermittelt. Blickwinkel ist die Dynamik des Strukturwandels des Detailhandels mit seinen Verschiebungen bei den Ertragsmöglichkeiten. Das Resultat der Stadtanalyse weist direkt auf Die ersten Dampfmaschinen aus dem Vaporama Thun sind demnächst im Dampfzentrum Winterthur zu sehen. (Bild ZVG) Le public pourra bientôt voir les premières machines à vapeur du Vaporama de Thoune au Dampfzentrum de Winterthour. (photo LDD)
Handlungsfelder hin, zum Beispiel das Ausarbeiten einer Wohn- oder Nutzungsstrategie oder die Vernetzung unter den Eigentümern eines bestimmten Gebietes. Das Werkzeug wird von zertifizierten Fachleuten ausgeführt und zeigt Handlungsansätze für die Ebenen Politik, Verwaltung und Private auf. www.netzwerk-altstadt.ch
Natur- und Heimatschutz als Sündenböcke abgestempelt Das Verbandsbeschwerderecht soll 2½ Jahre nach der Volksabstimmung abgeschafft werden. Die Verlierer der Abstimmung zum Ausstieg aus der Atomenergie stempelten die Umweltverbände als Sündenböcke. Mit 98 zu 87 Stimmen wurde die Streichung des Verbandsbeschwerderechtes bei Vorhaben und Projekten beschlossen, welche die Energiepolitik betreffen. Dies obwohl – angesichts von weit über 1000 Wasser-, Wind- und Solarkraftprojekten – die Umweltverbände nur in wenigen Einzelfällen und mit überaus grossem Erfolg Einsprache erheben. Streicht man das Beschwerderecht, so werden damit auch die entsprechenden Bundesgesetze aufgehoben. Gesetzliche Restwasserbestimmungen, nationale Schutzgebiete und die Pflicht zur Schonung unserer Landschaften würden nicht mehr zur Anwendung kommen. Die Folge wären mehr private Einsprachen und eine härtere Gangart bei Konflikten. Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) ist überzeugt, dass der Ständerat und wenn nötig später das Schweizer Volk (ein Referendum wäre in diesem Fall unausweichlich) diesen Entscheid korrigieren werden. www.sl-fp.ch
Europa-nostra-preis 2012
Europa Nostra zeichnet im Auftrag der Europäischen Union jährlich vorbildliche Arbeiten im Zusammenhang mit der Erhaltung des europäischen Kulturerbes aus. Der Preis soll den Wissens- und Erfahrungsaustausch unter den verschiedenen Ländern stimulieren und eine breite Öffentlichkeit auf das vielfältige wertvolle Kulturgut Europas hinweisen. Vorbildliche Arbeiten im Bereich Heimatschutz und Denkmalpflege werden in vier Kategorien vergeben: 1. Erhaltung; 2. Forschung; 3. Vorbildlicher Beitrag eines Einzelnen oder einer Gruppe; 4. Ausbildung und Sensibilisierung. Noch bis am 1. Oktober 2011 können Bewerbungen für den «Preis der Europäischen Union für Kulturerbe» 2012 eingereicht werden. www.europanostra.org
Schweizer Heimatschutz
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Fischerhäuser in Romanshorn
Drei Ferienwohnungen am Bodensee Nach einer langen Leidensgeschichte haben sich die Fischerhäuser in Romanshorn vom «Schandfleck» zum «Wunder von Romanshorn» gewandelt, wie die «Thurgauer Zeitung» titelte. Seit Juli 2011 können die drei Ferienwohnungen gemietet werden. Sie machen die lange Geschichte der Handwerkerunterkünfte erlebbar. Monika Suter, Geschäftsführerin Ferien im Baudenkmal
Ein Jahr nur hat die Denkmalpflege Stiftung Thurgau gebraucht, um die drei Handwerkerhäuser beim Bahnhof Romanshorn vollständig zu renovieren. Das Resultat ist gelungen. Die drei Wohnungen – eine im landseitigen, zwei im seeseitigen Hausteil – strahlen alle eine individuelle Atmosphäre aus. Unterschiedliche Bodenniveaus, verwinkelte Zimmer, Fenster und Türen aller Art machen die lange Geschichte der Häuser sicht- und erlebbar. Besonders gut lässt sich diese an den Wänden ablesen, deren Farbkonzept die verschiedenen Bauphasen verdeutlicht. Die Wohnräume des hölzernen Kernbaus von 1671 sind mit Täfer verkleidet und in Blau- und Grüntönen
gestrichen. An den beiden Giebelseiten wurden im 19. Jahrhundert Anbauten zugefügt, die zumindest im Erdgeschoss gemauert sind. Deren Räume präsentieren sich heute in einem hellen Ton. Hingegen blieben die neuen, hölzernen Oberflächen im Obergeschoss der ausgebauten Scheune roh. Auch die Wahl der Möbel ist eine gelungene Mischung aus historischen
Les maisons de pêcheurs En un an seulement, la Fondation «Denkmalpflege Thurgau» a achevé la rénovation complète des trois petites maisons de pêcheursartisans situées à proximité de la gare de Romanshorn. Le résultat est remarquable. Les trois appartements – l’un côté cour et les deux autres côté lac – dégagent tous une ambiance particulière. Des niveaux différents, des pièces avec des coins et des recoins, des fenêtres et des portes de facture différente témoignent et évoquent l’histoire de ces maisons anciennes. Les pièces de séjour de la partie centrale datant de 1671 sont lambrissées de panneaux de bois peints dans des tons de bleu et vert. Les annexes ajoutées au XIXe siècle sur les deux faces latérales ont été refaites en maçonnerie jusqu’à hauteur de leur rez-de-chaussée, et les chambres ont été repeintes dans des tons clairs. Le mobilier comprend un choix de pièces historiques datant de diverses époques ainsi que quelques éléments modernes simples. Cette combinaison harmonieuse confère à chacun des trois appartements une ambiance tout à fait particulière. Vacances au cœur du patrimoine, www.magnificasa.ch.
Seit Juli 2011 können die Ferienwohnungen in den Fischerhäusern in Romanshorn gemietet werden. (Bilder Lukas Fleischer; Doris Warger) La location des appartements dans les maisons de pêcheurs de Romanshorn a été ouverte en juillet 2011. (photos Lukas Fleischer; Doris Warger)
Stücken verschiedener Stilepochen, die aus diversen Abbruchobjekten aus der Region stammen, ergänzt mit einigen einfachen, modernen Elementen. Entstanden sind harmonische Kombinationen, die allen drei Wohnungen eine je eigene, ganz spezielle Stimmung verleihen. Weitere Informationen und Reservationen unter www.magnificasa.ch
Schweizer Heimatschutz
Heimatschutz Patrimoine 3/11 | 28
Historischer Sessellift Weissenstein
www.seilbahninventar.ch
Rechtsgutachten schafft Klarheit Ein renommierter Spezialist für Umweltrecht hält in einem Gutachten fest, dass die Frage der Schutzwürdigkeit des historischen Sessellifts auf den Weissenstein im hängigen Plangenehmigungsverfahren durch das Bundesamt für Verkehr neu, umfassend und unvoreingenommen geprüft werden muss. Adrian Schmid, Geschäftsleiter Schweizer Heimatschutz
Im Emissionsprospekt zur Kapitalerhöhung der Seilbahn Weissenstein AG von 2007 steht geschrieben: «Ziel des Verwaltungsrats ist der Beginn der Bauarbeiten der neuen Bahn im Frühling 2008. Die erforderlichen Bewilligungen sind von den zuständigen Behörden in Aussicht gestellt worden.» In den Unterlagen zu ihrer Generalversammlung im Mai 2010 hielten sie weiter fest, dass «ein Baubeginn im Herbst 2010 möglich sei». Warum es so lange dauert Da haben die Verantwortlichen für eine neue Seilbahn dick aufgetragen. Nach Einreichen des Abbruch- und Konzessionsgesuchs beim zuständigen Bundesamts für Verkehr im September 2009 sind bald zwei Jahre vergangen. Warum? Die rechtlichen Hürden für den Eingriff in diesem geschützten Gebiet liegen hoch und sind komplex. Die Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission und der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege betonen den Wert des Sessellifts vom Typ VR101 (mehr dazu und zum soeben publizierten Seilbahninventar im Kasten rechts) in der Juraschutzzone – aufgeführt im Inventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Die zahlreich involvierten Bundesämter müssen eine Vielzahl von Rechtsfragen klären, obwohl die Schutzwürdigkeit des historischen Sessellifts noch nicht geklärt ist. Das Bundesamt für Justiz stellte sich auf den Standpunkt, dass mit der Behördenverbindlichkeit des Richtplanes der Grundsatzentscheid für eine neue Seilbahn auf den Weissenstein gefällt sei. Denkmal von nationaler Bedeutung Der Schweizer Heimatschutz, der Verein Pro Sesseli und die Stiftung Historische Seilbahn Weissenstein haben
deshalb beim renommierten Spezialisten für Umweltrecht Professor Dr. Arnold Marti ein Gutachten in Auftrag gegeben. Jurist Marti kommt zum Schluss, dass die Frage der Schutzwürdigkeit und der allfälligen Erhaltung der bisherigen Sesselbahn im hängigen Plangenehmigungsverfahren durch das Bundesamt für Verkehr neu, umfassend und unvoreingenommen geprüft werden muss. Dabei besteht in dieser Frage keine rechtliche Bindung an den kantonalen Richtplan beziehungsweise den bundesrätlichen Genehmigungsentscheid. Über die Frage des Schutzes beziehungsweise der Erhaltung des historischen Sessellifts ist grundsätzlich im seilbahnrechtlichen Plangenehmigungsverfahren zu entscheiden. Im Plangenehmigungsverfahren müssen allfällige Einsprecher als beschwerdeberechtigte, ideelle Organisationen im Sinne von Artikel 12 ff. des Natur- und Heimatschutzgesetzes ihre Rechte erstmals wahrnehmen und die Frage der Schutzwürdigkeit des historischen Sessellifts vorbringen können. Die Stellungnahme des Bundesamtes für Justiz zur Behördenverbindlichkeit des Richtplanes erweist sich bei näherer Prüfung als nicht haltbar. Der Schweizer Heimatschutz und die Stiftung Landschaftsschutz hatten gegen das Abbruch- und Konzessionsgesuch Einsprache erhoben. Ihnen kann die Behördenverbindlichkeit der genehmigten Richtplananpassung nicht entgegengehalten werden. Andernfalls wäre der Rechtsschutz nach Artikel 12 des Natur- und Heimatschutzgesetzes nicht gewährt und käme einer Gehörsverletzung, ja einer offensichtlichen Rechtsverweigerung gleich. Unabhängig von der materiellen Beurteilung müsste dies zur Aufhebung des betreffenden Entscheides führen. www.heimatschutz.ch/weissenstein
Im Dezember 2005 machte der Schweizer Heimatschutz in einem viel beachteten Communiqué darauf aufmerksam, dass zahlreiche historische Seilbahnen drohen, verloren zu gehen. Diese wertvollen Denkmäler der Schweizer Technik- und Tourismusgeschichte seien akut durch Stilllegungen, auslaufende Betriebsbewilligungen und Erneuerungen gefährdet. Der Schweizer Heimatschutz forderte, dass umgehend Strategien zum Umgang mit historischen Seilbahnanlagen erarbeitet werden müssen. Als wesentlichen Schritt zum Erhalt der wertvollsten Anlagen nannte er ein Inventar: «Die Erarbeitung eines gesamtschweizerischen Verzeichnisses mit historischen Seilbahnen ist – kombiniert mit einer aufgearbeiteten Geschichte zur Seilbahnentwicklung – als Grundlage für die Entwicklung von zukünftigen Erhaltungsstrategien unabdingbar.» Das 2005 heiss ersehnte Seilbahn-Inventar ist inzwischen erarbeitet und publiziert worden – eine Parforceleistung des Bundesamts für Kultur und der mit der Bearbeitung beauftragten Fachleute. Seit diesem Juli sind die wertvollsten 129 historischen Standseilbahnen, Pendelbahnen, Umlaufbahnen und Skilifte in einem offiziellen Verzeichnis unter www.seilbahninventar.ch im Internet aufgeführt. Der Sessellift auf den Weissenstein ist selbstverständlich auch aufgelistet. Das offizielle Urteil: «Als schweizweit letzte Repräsentantin einer zentralen bahntechnischen Erneuerung respektive eines äusserst erfolgreichen Produktionszweigs des Berner Giesserei-Werks, aber auch aufgrund ihres Betriebsalters sowie ihrer Konzeption als ZweisektionenBahn (Oberdorf–Nesselboden; Nesselboden–Weissenstein) stellt die Sesselbahn von Oberdorf auf den Weissenstein einen einzigartigen Zeugen schweizerischer Bahntechnik dar. Dank ihres ausgewogenen Massstabs u. der sensiblen Einpassung in die natürlich-topografische Umgebung bildet die Gesamtanlage mit dem hervorragenden landschaftlichen Kontext ein harmonisches Ganzes.» Peter Egli, Redaktor
Schweizer Heimatschutz
29 | Heimatschutz Patrimoine 3/11
Ausflugstipps des Schweizer Heimatschutzes auf mobilen Geräten abrufbar
App «Architektur und Baukultur» Der Schweizer Heimatschutz fördert den Zugang zur Baukultur neu auch mit einem Ausflugsplaner für mobile Geräte. Auf der neuen App «Architektur und Baukultur» sind Informationen zu über 500 Objekten aus der ganzen Schweiz abrufbar. Das bereits jetzt sehr beliebte Angebot wird in Zukunft weiter ausgebaut. Monique Keller und Patrick Schoeck-Ritschard, Schweizer Heimatschutz
Der Schweizer Heimatschutz veröffentlicht in regelmässigen Abständen Publikationen zur gelebten Baukultur der Schweiz. Die Formate «Die schönsten…» und «Baukultur entdecken» erfreuen sich grosser Beliebtheit und werden in hohen Auflagen verkauft. Insgesamt sind in den letzten zehn Jahren Porträts von gut 800 Objekten zusammengekommen, die vom mittelalterlichen Haus über Landschaftsgärten des 19. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischer Architektur viele Facetten der Baukultur in der Schweiz abdecken. Mit der App «Architektur und Baukultur», die für iPhone und iPad sowie für Android-Geräte erschienen ist, versammelt der Schweizer Heimatschutz diese Informationen erstmals in einer einzigen Datenbank. Dies ermöglicht neben einer thematischen Gliederung auch die Verknüpfung der Daten und
deren Anzeige auf einer Karte. Die App erfreut sich seit ihrer Lancierung einer grossen Beliebtheit. Sie wurde bisher bereits über 5300 Mal heruntergeladen. Die Datenbank mit heute über 500 Objekten wird kontinuierlich erweitert. Ende 2011 werden rund 800 Objekte mit Bild, Kurztext und Ortsangabe verfügbar sein. Facebook-Seite Wer laufend über die neusten Aktivitäten des Schweizer Heimatschutzes informiert sein möchte, kann dies seit wenigen Monaten auch via Facebook tun. Facebook-Mitglieder klicken auf der Heimatschutz-Seite auf «Gefällt mir», und schon erhalten sie die Heimatschutz-Neuigkeiten direkt und regelmässig auf ihre Pinnwand geliefert. Mehr dazu unter www.heimatschutz.ch/app und www.heimatschutz.ch/facebook
Die neue App «Architektur und Baukultur» präsentiert Informationen zu über 500 Objekten aus der ganzen Schweiz. (Bild SHS) Des informations sur plus de 500 objets dans toutes les régions de Suisse sont disponibles sur la nouvelle App «Architecture et patrimoine». (photo Ps)
architecture et patrimoine Avec son nouvel outil de planification d’excursions pour les appareils mobiles, Patrimoine suisse facilite l’accès au patrimoine bâti. Plus de 500 objets dans toute la Suisse sont disponibles gratuitement sur la nouvelle App «architecture et patrimoine». L’offre sera encore étoffée. Patrimoine suisse édite à intervalles réguliers des publications sur le patrimoine bâti. Les collections «Les plus beaux …» et «Découvrir le patrimoine» sont très appréciées et vendues à de nombreux exemplaires. En dix ans, quelque 800 objets ont été rassemblés dans ces ouvrages qui, de la maison moyenâgeuse à l’architecture contemporaine, en passant par le jardin paysager du XIXe siècle, abordent de nombreuses facettes du patrimoine bâti en Suisse. Avec l’App «achitecture et patrimoine», destinée aux iPhone et iPad ainsi qu’aux appareils fonctionnant sous Android, Patrimoine suisse réunit pour la première fois ces informations dans une base de données unique. En plus d’un classement thématique, l’application permet d’associer et d’afficher ces informations sur une carte. La base de données compte à ce jour plus de 500 objets et sera étoffée en permanence. Fin 2011, environ 800 objets seront disponibles, avec illustration, bref texte et localisation. www.patrimoinesuisse.ch/app
Schweizer Heimatschutz
Heimatschutz Patrimoine 3/11 | 30
Baukultur – ein Beitrag zur Identitätsstiftung
Message Culture
Mittelkürzung im Rahmen der Eidgenössischen Kulturbotschaft Zwar haben die Mitglieder des Ständerats den Kredit für Denkmalpflege und Heimatschutz um jährlich fünf Millionen Franken aufgestockt. Dies sind aber gegenüber dem Durchschnitt der Vorjahre fünf Millionen Franken weniger. Es droht eine deutliche Mittelkürzung. Benno Schubiger, Präsident Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte Adrian Schmid, Geschäftsleiter Schweizer Heimatschutz
Zwölf Jahre nach Annahme des Kulturartikels und zwei Jahre nach Schaffung des Kulturförderungsgesetzes von 2009 definieren gegenwärtig die eidgenössischen Räte auf der Basis der bundesrätlichen Kulturbotschaft die Mittelausstattung für die Umsetzung unserer nationalen Kulturpolitik von 2012 bis 2015. Nachdem der Ständerat die Kulturbotschaft in der Sommersession behandelte, wird sich der Nationalrat im Herbst dem Geschäft zuwenden. Dieses besitzt schon jetzt eine bewegte Geschichte, auch wenn es nur 0,4 Prozent des Gesamtbudgets des Bundes tangiert: Auf die von rigorosem Sparwillen geprägte Budgetvorlage des Bundesrats antwortete der Ständerat mit der Erhöhung der Beiträge an die Denkmalpflege und den Heimatschutz, das Schweizerische Nationalmuseum, an Pro Helvetia sowie für den Film. Am längsten engagiert sich der Bund bei der Denkmalpflege. Wären sich die Mitglieder des Ständerats bewusst gewesen, dass es exakt 125 Jahre her ist, seit die eidgenössischen Räte Ende Juni 1886 die Denkmalpflege als Bundesaufgabe definierten, dann hätten sie sich vielleicht grosszügiger dafür engagiert. Zwar haben sie den Kredit
um jährlich fünf Millionen Franken aufgestockt. Dies spiegelt freilich nur die halbe Geschichte: Denn gegenüber dem Durchschnitt der letzten vier Jahre sind dies eben fünf Millionen Franken weniger für Denkmalpflege und Heimatschutz – es droht also eine deutliche Mittelkürzung. Unser Kulturerbe bildet einen wichtigen Beitrag zur Identitätsstiftung in der multikulturellen Schweiz. Wertvolle Ortsbilder und Baudenkmäler sind Markenzeichen, die ohne fachgerechten Unterhalt und finanzielle Mittel nicht erhältlich sind, übrigens auch nicht ohne kunsthistorische Forschung und wissenschaftliche Dokumentation, wie sie seit 1880 die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte leistet. Der Entscheid des Ständerats benötigt nun zumindest die Bestätigung durch den Nationalrat. Damit aber baukulturelle Anliegen weiterhin ihrer gesamtgesellschaftlichen Bedeutung entsprechend umgesetzt werden können, braucht es die Beibehaltung des finanziellen Status quo der letzten vier Jahre, also zusätzliche fünf Millionen Franken jährlich für den Zeitraum der nächsten Legislaturperiode. www.heimatschutz.ch/politik
Douze ans après l’adoption de l’article sur la culture lors de la révision totale de la Constitution fédérale en 1999 et deux ans après la loi sur l’encouragement de la culture en 2009, les Chambres fédérales définissent actuellement – sur la base du Message culture du Conseil fédéral de février 2011 – l’allocation de moyens pour la mise en œuvre de notre politique culturelle nationale durant la législature 2012 à 2015. Après le Conseil des Etats qui a traité l’objet lors de la session d’été, le Conseil national va s’en saisir à son tour à l’automne. Ce message a déjà connu une histoire agitée, bien qu’il ne porte que sur 0,4% du budget global de la Confédération: à la proposition gouvernementale marquée par une volonté d’économie drastique, les Etats ont riposté en relevant les contributions dévolues à la protection des monuments et du patrimoine, au Musée national suisse, à Pro Helvetia et au cinéma. L’engagement le plus ancien de la Confédération se situe dans la protection des monuments. Si les membres du Conseil des Etats avaient réalisé qu’il y a 125 ans exactement, à fin juin 1886, les Chambres élevaient la protection des monuments au rang de tâche fédérale, ils se seraient peut-être montrés plus généreux. Certes, ils ont doté le crédit de 5 millions de francs annuels supplémentaires. Mais cela ne reflète qu’une face de la médaille: par rapport à la moyenne des quatre dernières années, les fonds alloués à la protection des monuments et du patrimoine seront amputés de 5 millions de francs – une profonde pénurie de moyens est imminente. La décision du Conseil des Etats doit être maintenant au moins confirmée par le Conseil national. Mais, afin que les exigences du patrimoine bâti puissent être toujours remplies conformément à leur importance pour la société, il convient de maintenir le statu quo financier des quatre dernières années, c’est-à-dire d’allouer 5 millions de francs supplémentaires chaque année durant la prochaine législature. www.patrimoinesuisse.ch/politique
Kürzung der Bundesmittel für Heimatschutz und Denkmalpflege durch Bundesrat und Ständerat. Diminution des fonds fédéraux alloués au domaine de la protection du patrimoine culturel et de la conservation des monuments historiques selon le Conseil fédéral et le Conseil des Etats.
Patrimoine suisse
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L’architecture convaincante de l’Ouest lausannois: la place du Marché au centre de Renens. (photo Keystone/G. Bally) Die Architektur im Westen von Lausanne überzeugt: Place du Marché im Zentrum von Renens. (Bild Keystone/G. Bally)
Prix Wakker 2011
Découvrir le patrimoine Ouest lausannois Le dépliant «Ouest lausannois, Prix Wakker 2011» invite à découvrir le charme et les richesses de ce morceau de terre vaudoise, et à mieux comprendre à travers une vingtaine de témoins architecturaux de diverses époques ce qui fait l’identité de l’Ouest lausannois. Monique Keller, Patrimoine suisse
En lui décernant le Prix Wakker, Patrimoine suisse récompense les neuf communes de l’Ouest lausannois – Bussigny, Chavannes, Crissier, Ecublens, Prilly, Renens, Saint-Sulpice, Villars-Sainte-Croix et Lausanne – pour leur action commune de mise en valeur de leur territoire, d’organisation de leur développement, et de création d’une identité cohérente. Appelé à devenir l’un des principaux pôles de l’essor régional, l’Ouest lausannois devient ville et prépare le terrain pour l’arrivée de 30 000 nouveaux résidents d’ici 2020. Le bureau du Schéma directeur de l’Ouest lausannois (SDOL) est chargé de penser et de guider cette métamorphose (cf. interview p. 6). Qu’il s’agisse du réaménagement de la place du Marché et du cœur de Renens, de l’extension du Collège du Léman, de celle du château de Prilly ou encore de l’Hôtel de Ville de Bussigny, l’architecture de l’Ouest lausannois convainc et mérite qu’on s’y intéresse de plus près. Le dépliant «découvrir le patrimoine» qui vient de paraître présente les nouvelles réalisations les plus remarquables, mais aussi divers monuments de valeur, issus du passé industriel de l’Ouest, comme l’arche de l’Arc-en-Ciel, le silo Obi ou encore la
Boule-à-gaz de Malley, autant de signes identitaires forts pour la région. Enfin, le guide n’oublie pas les «incontournables» et les lieux emblématiques comme l’église romane de Saint-Sulpice, le port des Pierrettes, le hameau et la campagne de Renges. Avec des textes de Caroline Dionne et des photographies de Gaëtan Bally (Keystone), cette publication est une coproduction de Patrimoine suisse et des communes concernées à travers le bureau du Schéma directeur de l’Ouest lausannois (SDOL).
Disponible en français et en allemand, le dépliant «Découvrir le patrimoine» peut être commandé sur www.patrimoinesuisse.ch/shop.
Baukultur entdecken Die neun Gemeinden im Westen von Lausanne – Bussigny, Chavannes, Crissier, Ecublens, Prilly, Renens, St-Sulpice, Villars-Ste-Croix und Lausanne – erhielten den Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes für ihr gemeinsames Vorgehen beim Aufwerten und Entwickeln ihres Gebiets und beim Schaffen einer gemeinsamen Identität. Heute wandelt sich die Region zur Stadt und bereitet sich auf die Ankunft von 30 000 neuen Bewohnern bis 2020 vor, denn sie soll zu einem der wichtigsten regionalen Wachstumspole werden. Das Büro des Schéma directeur de l’Ouest lausannois, SDOL (Richtplan Lausanne West), ist beauftragt, diesen Wandel zu konzipieren und zu leiten. Sei es die Neugestaltung der Place du Marché im Zentrum von Renens, die Erweiterung des Collège du Léman, des Schlosses von Prilly oder jene des Hôtel de Ville von Bussigny – die Architektur im Westen von Lausanne überzeugt und lohnt eine genauere Betrachtung. Im neuen Faltblatt «Baukultur entdecken» sind die bedeutendsten neuen Bauten aufgeführt, aber auch verschiedene wertvolle Denkmäler aus der industriellen Vergangenheit des Westens wie der Arc-en-Ciel, das Silo Obi oder auch die Gaskugel in Malley. Sie alle sind prägende Elemente der regionalen Identität. Im Führer finden sich natürlich auch emblematische Orte wie die romanische Kirche von St-Sulpice, der Hafen les Pierrettes, der Weiler und die Landschaft von Renges. Die Publikation mit den Texten von Caroline Dionne und den Fotografien von Gaëtan Bally (Keystone) ist eine Co-Produktion des Heimatschutzes und der betroffenen Gemeinden unter Mitwirkung des Büros des Richtplans Lausanne West (SDOL). «Baukultur entdecken – Ouest lausannois» ist in Deutsch und Französisch erhältlich. Das Faltblatt kann unter www.heimatschutz.ch/shop bestellt werden..
Schweizer Heimatschutz
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Schoggitaleraktion 2010
Historische Verkehrsmittel unterstützt Die Schoggitaleraktion 2010 galt den historischen Verkehrsmitteln. Während das Hauptprojekt, der Sessellift auf den Weissenstein, weiterhin blockiert ist, konnten kleinere Projekte finanziell unterstützt werden. Patrick Schoeck-Ritschard, Schweizer Heimatschutz
Rund 50 000 Schulkinder aus der ganzen Schweiz waren im September letzten Jahres für den Schoggitaler unterwegs. Das gemeinsame Ziel galt dem Erhalt von historischen Verkehrsmitteln. Auf der Frontseite des goldenen Talers war der historische Sessellift Weissenstein in Solothurn abgebildet, die Rückseite zeigte andere Fortbewegungsmittel. Die Idee der Taleraktion 2010 hätte nicht besser dargestellt werden können: Im Zentrum steht der Erhalt des Sessellifts am Weissenstein, der als letzter seiner Art ein Kulturgut von nationaler Bedeutung ist und für einen nachhaltigen und gemächlichen Tourismus steht. Zugleich will der Schweizer Heimatschutz die Breite an aussergewöhnlichen Verkehrsmitteln zeigen, welche die Schweiz als innovative Nation von Ingenieuren und als traditionelle Tourismusdestination vorzuweisen hat. Die nicht gelöste Situation rund um den Sessellift auf den Solothurner
Hausberg blockiert nach wie vor die Verwendung des grössten Teils der verfügbaren Mittel. Der Schweizer Heimatschutz kämpft weiterhin für den Erhalt dieses Denkmals und hat hierfür eine bedeutende Rückstellung gebildet. Zugleich konnten aus der Schoggitaleraktion 2010 eine Reihe von kleineren Projekten unterstützt werden. Das Hauptaugenmerk lag auf der Berücksichtigung von Vereinen und Privatpersonen, die mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit dafür sorgen, dass Verkehrsmittel aus vergangenen Tagen noch heute erlebbar sind. Vom kleinen Motorschiff, das am Murtensee stationiert ist, über das Saurer Museum in Arbon bis hin zu Vereinen, die sich historischen Eisenbahnen angenommen haben, flossen und fliessen die Mittel in ausgesuchte Projekte in verschiedenen Kantonen. www.schoggitaler.ch
Das Saurer Museum in Arbon erhielt eine finanzielle Unterstützung aus der Taleraktion 2010. (Bild Saurer Museum Arbon) La campagne de l’Ecu d’or 2010 a permis de soutenir le Musée Saurer d’Arbon. (photo Musée Saurer d’Arbon)
campagne de l’Écu d’or 2010 La campagne de l’Ecu d’or 2010 à laquelle ont participé près de 50 000 élèves dans toute la Suisse était dédiée aux moyens de transports historiques de Suisse. Le produit de la vente de l’Ecu d’or permet à Patrimoine suisse d’encourager la sauvegarde de ces témoins de l’histoire de la technique et des transports au développement de laquelle la Suisse, berceau d’audacieux ingénieurs et destination touristique traditionnelle, a contribué de façon spectaculaire par son foisonnement d’inventions de toutes sortes. Le télésiège historique du Weissenstein (SO) mérite une attention particulière parce qu’il est l’un des derniers témoins de ces débuts de la technique. Il s’agit d’un objet d’importance nationale qui peut favoriser un tourisme durable et doux. La situation juridique complexe de cette installation soleuroise ne s’est toujours pas dénouée. Patrimoine suisse milite pour sa préservation et a créé à cet effet un fonds de provision important. Le produit de la vente a permis de soutenir plusieurs moyens de transports historiques dans différents cantons. Patrimoine suisse a veillé à privilégier les projets présentant une grande part de travail bénévole. www.ecudor.ch
Patrimoine suisse
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Le buffet-restaurant du ChâtelardFrontière qui vient d’être rénové a pu rouvrir le 20 mai de cette année. (photo Ps) Am 20. Mai dieses Jahres konnte das frisch restaurierte Buffet Le Châtelard-Frontière wiedereröffnet werden. (Bild SHS)
Sauvé grâce à l’Ecu d’or
Le Buffet de la gare de Châtelard-Frontière Un montant de 100 000 francs provenant de la vente de l’Ecu d’or 2004 a permis de sauver un témoin du développement touristique des Alpes valaisannes. Patrick Schoeck-Ritschard, Patrimoine suisse
Plus de cent ans après son ouverture, la ligne ferroviaire reliant Martigny à Chamonix offre aux voyageurs un périple toujours aussi riche de sensations et de découvertes. Après un premier tronçon à plat, le chemin de fer à crémaillère attaque des pentes impressionnantes et serpente le long de versants abrupts. Au bout de trois quarts d’heure de trajet pour parcourir 18 kilomètres, le train arrive à la gare du Châtelard, près de la frontière française. Cette dernière station sur sol helvétique comprend une gare proprement dite ainsi qu’un petit buffet où les voyageurs affamés ou assoiffés pouvaient se restaurer. Cet établissement n’était plus exploité depuis longtemps et comme il n’était plus considéré comme nécessaire à l’exploitation de la ligne, tout investissement était com-
promis. Il semblait que l’arrivée des bulldozers de démolition n’était plus qu’une question de temps. Un groupe de personnes engagées s’est toutefois accroché à l’idée d’empêcher la démolition ou l’abandon de ce témoin historique du tourisme alpin. La contribution de 100 000 francs promise par Patrimoine suisse sur la vente de l’Ecu d’or 2004 a donné des ailes au projet: petit à petit, les moyens financiers permettant de donner une seconde vie au buffet ont été réunis. Le 20 mai de cette année, une fête a marqué la réouverture du restaurant du Buffet du Châtelard fraîchement rénové. L’établissement propose en outre une nourriture intellectuelle: le bâtiment abrite un pavillon d’information sur le chantier de construction de la puissante centrale de pompageturbinage de Nant de Drance. La vente de l’Ecu d’or n’a pas seulement permis de sauver le buffet de la gare. Dans la
foulée, la société TMR SA (transports de Martigny et régions) propriétaire de la gare a fait restaurer dans les règles de l’art ce bâtiment qui resplendit d’un éclat nouveau. www.patrimoinesuisse.ch/valais
Dank Schoggitaler gerettet Ein Beitrag von 100 000 Franken aus der Schoggitaleraktion 2004 hat massgeblich zur Rettung des Bahnhofsbuffets in Le Châtelard-Frontière beigetragen. Dieses kleine Gebäude an der Bahnstrecke zwischen Martigny und Chamonix, in dem sich früher die Reisenden verpflegen konnten, war als nicht betriebsnotwendig eingestuft worden und wäre dem Abbruch geweiht gewesen. Mit weiteren Geldgebern konnte das Buffet umfassend saniert werden. Es dient seit diesem Jahr als Informationszentrum für die Grossbaustelle des Pumpspeicherkraftwerks Nant de Drance.
Schweizer Heimatschutz
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Solidarität über die Landesgrenze hinaus
Kullas in Kosovo Der Einsatz für die Pflege und die Erhaltung der Baukultur macht nicht an der Landesgrenze halt. Der Schweizer Heimatschutz hat deshalb ein Solidaritätsprojekt in Kosovo gestartet. Ziel ist die Erhaltung und Wiederbelebung traditioneller Steinhäuser, sogenannter Kullas. Das Projekt wird zusammen mit einer schwedisch-kosovarischen Organisation durchgeführt und hat diesen Sommer begonnen. Monika Suter und Peter Egli, Schweizer Heimatschutz
Dranoc ist ein kosovarisches Dorf im Westen des Landes, nahe der Grenze zu Albanien. Es liegt am Rand einer grossen Hochebene, am Fuss des Gebirges. Die Leute sind arm, die Arbeitslosigkeit hoch. Im Zentrum von Dranoc befindet sich als baukulturelle Besonderheit eine Ansammlung mit traditionellen Steinhäusern, sogenannten Kullas. Es ist das letzte Ensemble dieser Art in Kosovo. Festung aus Stein: Kulla Kulla ist das albanische Wort für «Turm». Bezeichnet werden damit traditionelle ländliche Behausungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Erbaut aus natürlichen Materialien wie Kastanienholz und Flusssteinen, machen die Häuser mit ihren kleinen Fenstern, den Schiessscharten und den hohen Mauern einen wehrhaften Eindruck. Oft bilden mehrere Kullas einen Komplex mit einem Innenhof, umgeben von einer hohen Mauer mit einem grossen Tor. Die Kullas sind
Die Kullas in Dranoc sollen als wertvolle Kulturgüter anerkannt werden. (Bild SHS) La reconnaissance de la valeur patrimoniale des Kullas de Dranoc est nécessaire. (photo Ps)
Zeugnisse einer Gesellschaft und Kultur, die auf weitgehend autark lebenden Grossfamilien beruhte. Im Erdgeschoss war das Vieh untergebracht, im ersten Stock fand das Familienleben statt. Hier wurde gekocht und geschlafen. Zuoberst befand sich das aufwendig verzierte und eingerichtete Herrenzimmer, wo die männlichen Familienmitglieder ihre Gäste empfingen. Über eine Aussentreppe gelangten diese direkt in den oberen Stock, ohne mit den (weiblichen) Familienmitgliedern in Kontakt zu kommen. Die Herrenzimmer der reicheren Sippen waren zugleich Orte, wo Politik gemacht und Gericht gehalten wurde. Viele Kullas wurden im Krieg 1999 zerstört, ein grosser Teil der noch bestehenden aber auch aufgegeben, weil sie modernen Wohnansprüchen nicht mehr genügen. Staatliche Unterstützung bei der Erhaltung von Kulturgütern ist in Einzelfällen zwar vorhanden. So sind Kirchen und Moscheen in der Regel inventarisiert, und sie wer-
den auch renoviert. Für die ländliche Baukultur hingegen fehlen die Mittel und das Verständnis. Ensembleschutz angestrebt Das Engagement des Schweizer Heimatschutzes in Dranoc soll den Blick über die Grenzen hinaus lenken. Baukultur ist ein globales Erbe, die Bemühungen zu dessen Erhaltung können nicht an den Landesgrenzen haltmachen. Als Partnerin vor Ort konnte die Organisation CHwB Kosovo gefunden werden. Sie ist ein lokaler Ableger der schwedischen Organisation «Cultural Heritage without Borders» und inzwischen eine wichtige, unabhängige NGO im Bereich Baukultur. Ziel des Projekts in Dranoc ist einerseits die Restaurierung und Erhaltung der vorhandenen Kullas. Dabei geht es nicht nur um die fachgerechte Instandstellung, sondern auch um die Entwicklung sinnvoller Nutzungsvorstellungen. Im Vordergrund steht dabei die touristische Nutzung als «Bed
Patrimoine suisse
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Les Kullas du Kosovo
Eine erste Kulla wird zurzeit renoviert (oben), andere Kullas sind dem Zerfall ausgesetzt (unten). (Bilder SHS) Une première Kulla est en rénovation (en haut), d’autres Kullas sont menacées de délabrement (en bas). (photos Ps)
und Breakfast», Museum oder Seminarzentrum, welche dem Dorf Dranoc eine wirtschaftliche Perspektive eröffnen könnte. Andererseits soll das Projekt die Sensibilisierung für diese Art von Baukultur fördern und erreichen, dass die kosovarischen Behörden die Kullas als wertvolle Kulturgüter anerkennt. In Dranoc besteht die Gelegenheit, zum ersten Mal ein ganzes Ensemble und nicht nur Einzelbauten unter Schutz zu stellen. Erste Kulla in Renovation Der Schweizer Heimatschutz hat bereits einen ersten kleinen Beitrag gesprochen, sodass im Juni mit der Renovation einer ersten Kulla begonnen werden konnte. Danach wird im gebäude ein «Bed und Breakfast» eingerichtet. Insgesamt gibt es in Dranoc rund 15 Kullas, die alle renoviert werden sollen. Zurzeit erarbeitet CHwB Kosovo eine detaillierte Analyse und
einen Masterplan für das gesamte Dorf. Dieser beinhaltet auch Massnahmen für den öffentlichen Raum, um den Charakter des Ensembles als Gesamtes zu erhalten. Dank dieser Grundlage können die Renovationen schrittweise erfolgen, angepasst an die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel. In den nächsten Monaten wird der Schweizer Heimatschutz weitere Geldgeber suchen, parallel wird die Hälfte der benötigten Finanzen vonseiten CHwB beschafft. Begleitend zu den baulichen Aktivitäten bildet der Austausch von Wissen und Erfahrungen einen Projektschwerpunkt. Geplant sind mehrere Workshops vor Ort, in denen sich kosovarische und schweizerische Fachleute und Studenten treffen und gemeinsam verschiedene Themen diskutieren und erarbeiten. Diesen Herbst wird ein erster Workshop zum Thema «Inventarisation» stattfinden.
Notre engagement pour la conservation et l’entretien du patrimoine ne s’arrête pas à nos frontières. Patrimoine suisse s’est lancé dans un projet de coopération avec le Kosovo. Le but est de sauvegarder et de revaloriser des Kullas – des maisons traditionnelles en pierre. Ce projet conduit en collaboration avec une organisation suédoisekosovare a débuté cet été. Dranoc, petit village kosovar, est le seul du pays où subsiste un petit quartier de maisons en pierre dénommées Kullas («tour» en albanais). Ces maisons rurales traditionnelles des XVIIIe et XIXe siècles font penser à des fortifications avec leurs petites fenêtres, des meurtrières et des murs très élevés. Elles sont groupées autour d’une cour intérieure et entourées d’une enceinte assez haute. De grandes familles vivant pour ainsi dire en autarcie y habitaient. Le bas servait d’abri pour le bétail, le premier étage était consacré à la vie familiale, et l’étage supérieur était réservé aux messieurs qui pouvaient sortir directement par un escalier extérieur sans rencontrer de femmes. Beaucoup de Kullas ont été détruites en 1999 pendant la guerre et une grande partie a été abandonnée. L’aide publique pour la conservation des biens culturels est limitée. Le patrimoine architectural paysan n’est pas encore suffisamment reconnu pour bénéficier d’un soutien de l’Etat. Par son engagement à Dranoc, Patrimoine suisse souhaite mettre l’accent sur l’aspect universel du patrimoine architectural. L’organisation CHwB Kosovo, qui est l’antenne kosovare de l’ONG suédoise Cultural Heritage without Borders, est l’interlocutrice de Patrimoine suisse à Dranoc. L’objectif premier est de préserver et restaurer toutes les Kullas existantes et de les réaffecter pour ouvrir de nouvelles perspectives économiques dans le village. La sensibilisation du public et des autorités est un autre objectif du projet. Grâce à la contribution versée par Patrimoine suisse et par l’ONG suédoise, les travaux de rénovation ont débuté en juin. Une première Kulla pourra être rénovée et transformée en «Bed and Breakfast». Une analyse détaillée et un Masterplan du village sont en cours d’élaboration. Les rénovations seront échelonnées en fonction des moyens financiers disponibles. L’échange d’expériences est un autre volet important du projet. Un premier atelier aura lieu cet automne.
Villa Patumbah
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Anspruchsvolle Restaurierung der Malereien im zukünftigen Heimatschutzzentrum
Neue Herausforderungen – Schicht für Schicht Wie viel soll und kann von der ursprünglichen Ausmalung an der Aussenfassade und in den Innenräumen der Villa Patumbah tatsächlich freigelegt oder ergänzt werden? Diese Frage stellt sich bei den vor wenigen Wochen angelaufenen Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten im zukünftigen Heimatschutzzentrum. Nina Hüppi, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Baudirektion Kanton Zürich
Im Juni dieses Jahres liefen die Restaurierungsarbeiten im zukünftigen Heimatschutzzentrum im Zürcher Seefeld an. Die Villa stellt die beteiligten Fachleute vor eine ganze Reihe neuer Herausforderungen. Im Fokus steht derzeit die Restaurierung der Malereien an der Aussenfassade und in den Innenräumen. Bei der Konservierung der repräsentativen Fassadenmalerei können die Restauratorinnen und Restauratoren glücklicherweise an bereits gemachte Erfahrungen anknüpfen. Mitte der 1990er-Jahre wurden an einer Musterachse eine Probesanierung durchgeführt und dabei verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, wie die Malereien und der Putz schonend gereinigt und wieder gefestigt werden könnten. Die Oberfläche hatte aufgrund der Witterungseinflüsse im Verlaufe der Jahre angefangen abzubröckeln. Bei der nun vorgenommenen Konservierung wird die Oberfläche zuerst gerei-
nigt, um den Schmutz nicht unwiderruflich mit den Malereien zu verbinden, und erst anschliessend werden die losen Teile gefestigt. In der Folge werden die Fehlstellen gekittet, um das erneute Eindringen von Wasser zu verhindern, und zu guter Letzt werden die Malereien stellenweise noch retuschiert, dies allerdings sehr zurückhaltend und so, dass die Ergänzungen reversibel sind. Bis zu sechs Mal übermalt Während das Konzept für die Fassadenmalereien bereits festgelegt worden ist, sind bezüglich der Dekorationsmalereien im Innern der Villa noch nicht alle Entscheide gefallen. Der grösste Teil der Malereien an Wänden und Decken ist durch Farbschichten aus jüngerer Zeit überdeckt. Zurzeit ist noch unklar, wie viel von der ursprünglichen Ausmalung tatsächlich freigelegt oder ergänzt werden soll und kann. Das Entfernen der späteren Farb-
schichten stellte sich bei den Probeläufen der Restauratoren stellenweise als enorm aufwendig heraus. So kann beispielsweise die oberste Schicht wasserlöslich sein, die darauffolgende aber nur mittels eines Chemikaliengemischs und mechanischen Kratzens gelöst werden. Die Restauratorinnen und Restauratoren müssen ihre Vorgehensweise Schicht für Schicht, Zimmer für Zimmer neu bestimmen und anpassen. Kommt hinzu, dass gewisse Partien im Innern bis zu sechs Mal übermalt wurden. Aufgrund dieser arbeitsintensiven Vorgehensweise können allenfalls nur grössere Streifen der originalen Bemalung freigelegt werden, um den ursprüngliche Zustand zu zeigen. Die übrigen Flächen würden in diesem Fall belassen und lediglich mit Übermalungen ergänzt. Auf diese Weise werden die Malereien darunter konserviert. Sie können zu einem späteren Zeitpunkt freigelegt werden. www.patumbah.ch
Gewisse Partien im Innern der Villa Patumbah sind bis zu sechs Mal übermalt. (Bilder René Lechleiter) Jusqu’à six couches de peinture sont appliquées sur certains murs intérieurs de la Villa Patumbah. (photos René Lechleiter)
Villa Patumbah
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Les exigences liées à la restauration des peintures murales de la future Maison du patrimoine
De nouveaux défis à chaque couche stratigraphique Combien de décorations d’origine peut-on et doit-on dégager et reconstituer sur les façades et à l’intérieur de la Villa Patumbah? Telle est la question qui se pose dans le cadre des travaux de préservation et de restauration de la future Maison du patrimoine qui ont débuté il y a quelques semaines. Nina Hüppi, collaboratrice scientifique, Direction des travaux publics du canton de Zurich
Les travaux de restauration de la future Maison du patrimoine dans le quartier zurichois de Seefeld ont débuté en juin de cette année. La villa pose aux professionnels de la restauration une série de nouveaux défis. La restauration des peintures murales des façades et des intérieurs accapare leur attention. Pour ce qui est de la conservation des peintures représentatives des façades, les responsables de la restauration ont heureusement pu s’appuyer sur des essais effectués antérieurement. Au milieu des années 1990, une rénovation-test effectuée sur un fragment a permis d’expérimenter plusieurs techniques de nettoyage en douceur et de consolidation des peintures et des crépis. La couche superficielle avait commencé à s’effriter sous l’effet des conditions météorologiques au fil des années. Selon les travaux de conservation entrepris à l’heure actuelle, la couche superficielle sera d’abord nettoyée pour éviter tout amalgame irréversible de la saleté et des peintures. Les fragments qui se détachent seront consolidés ensuite. Puis, les points vulnérables seront obturés afin d’éviter de nouvelles infiltrations d’eau. Enfin, des retouches ponctuelles sur les peintures seront effectuées avec le plus grand soin de façon à ce que les rajouts soient facilement réversibles.
Jusqu’à six couches superposées Si la stratégie de remise en état des peintures extérieures a déjà été définie, toutes les décisions n’ont pas encore été prises concernant les décorations intérieures de la villa. Dans leur majeure partie, les décors des murs et des plafonds sont recouverts de couches de peinture plus récentes. Pour le moment, on ne sait pas encore précisément combien de décorations d’origine peuvent et doivent être dégagées ou
reconstituées. Enlever les couches de peinture plus récentes représenterait un travail titanesque selon les essais effectués ponctuellement par les professionnels de la restauration. Pour prendre un exemple, la couche superficielle est parfois soluble dans l’eau, tandis que la suivante ne peut être éliminée que par des mélanges chimiques et un ravalement mécanique. Pour chaque couche stratigraphique et pour chaque pièce, les professionnels de la restauration doivent adapter et redéfinir au fur et à mesure leur façon de
La restauration des décorations extérieures a bénéficié des essais effectués antérieurement. (photo René Lechleiter) Bei der Konservierung der Fassadenmalerei kann an bereits gemachte Erfahrungen angeknüpft werden. (Bild René Lechleiter)
procéder. Sur certains murs intérieurs, il y a parfois jusqu’à six couches superposées. Compte tenu de l’ampleur de tels travaux, seuls de grands pans des décorations originales pourront être dégagés afin de témoigner de l’état d’origine. Dans un tel cas, on renoncerait à dégager les autres surfaces que l’on recouvrirait d’une peinture reconstituant le décor. Les peintures d’origine seraient donc protégées et pourraient être mises au jour ultérieurement. www.patumbah.ch
Sektionen/Sections
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Dieses Haus im Weiler Kapf, Gemeinde Oberegg (AI), ist das Streitobjekt, das bis zum Bundesgericht führte. (Bild ZVG)
Blickpunkt: Sektion St. Gallen/Appenzell Innerrhoden
Streit um Streusiedlungen
Ce chalet situé dans le hameau de Kapf, sur la commune d’Oberegg (AI) est l’objet du litige porté jusqu’au Tribunal fédéral. (photo LDD)
Im Appenzell wich in den letzten Jahren manch ein Bauernhaus im Steusiedlungsgebiet einem topmodernen Neubau. Doch nun verfügte das Bundesgericht einen Stopp. Daniela Schwegler, Journalistin/Juristin, Wald
Ein Haus mitten im Grünen, weitab vom benachbarten Gehöft auf der nächsten Hügelkuppe, ausgebaut nach modernstem Komfort: Da schlägt so manch ein Herz höher. Der Kanton Appenzell Innerrhoden öffnete dem Wohntraum die letzten Jahre Tür und Tor – mit einer ganz eigenen Praxis: Wer im Innerrhoder Streusiedlungsgebiet ein altes Bauernhaus in der Landwirtschaftszone kaufte, bekam grünes Licht für dessen Abriss und Wiederaufbau nach modernsten Bedürfnissen. Doch damit ist jetzt Schluss. Das Bundesgericht erklärte die Innerrhoder Praxis jüngst in einem Leitentscheid für rechtswidrig: «Ein freiwilliger Abbruch und Wiederaufbau in der Landwirtschaftszone ist nicht zulässig», stipulierten die Bundesrichter. Und unterstrichen damit die klare Trennung von Bauzone und Nichtbauzone, die seit der Einführung des Raumplanungsrechts im Juli 1972 gilt. Sinn des Gesetzes ist es, in der Schweiz auch künftigen Generationen grüne, nicht überbaute Oasen zu erhalten. Mit dem jüngsten Entscheid des Bundesgerichts wird die Rechtslage nochmals klar bestätigt. Wer bauen will, kann das in den Bauzonen in Dörfern und Städten tun. Dort darf man auch
jederzeit ein Haus abreissen und nach modernen Bedürfnissen wiederaufbauen, sofern es nicht denkmalgeschützt ist. Die Natur- und Kulturlandschaft um die Siedlungsgebiete herum aber ist laut Gesetz geschützt und dient in erster Linie der Landwirtschaft. Zwar darf auch ein Privater in ein Bauernhaus einziehen. Doch damit die Landwirtschaftszone nicht zur Bauzone umfunktioniert wird, dürfen Bauernhäuser nur umgenutzt werden, nicht aber dem Erdboden gleichgemacht und neu wieder aufgebaut werden. Und falls ein altes Gehöft tatsächlich gar nicht mehr zu retten ist, soll es wieder der freien Natur weichen. Alles möglich im Streusiedlungsgebiet Just diese klare Trennung von Bauund Nichtbauzone umschiffte aber Innerrhoden, indem der Kanton argumentierte, sein Streusiedlungsgebiet sei eine «die Landwirtschaftszone überlagernde Bauzone». Die Innerrhödler fürchteten um ihre Siedlungsform. Die locker über die Appenzeller Voralpenlandschaft verstreuten Einzelgehöfte seien historisch gewachsenes Kulturgut mit jahrhundertealter Tradition. Diese Streusiedlungsform müsse erhalten bleiben. Niedrige Appenzeller Stuben von 1 Meter 75 könn-
ten aber heute niemandem mehr zugemutet werden. Darum müsse es möglich sein, auch Bauernhäuser abzureissen und nach modernen Bedürfnissen wieder aufzubauen. Mit ihrer Rechtsauffassung erklärten die Innerrhödler flugs das ganze Kantonsgebiet zur Bauzone. Vorausgesetzt, die Proportionen und das äussere Erscheinungsbild des alten Bauernhauses wurden beim Neubau berücksichtigt, war im Streusiedlungsgebiet alles möglich. De facto hebelten sie mit ihrer Praxis in ihrem Kanton das Raumplanungsgesetz aus. Widerstand des Heimatschutzes Doch sie hatten die Rechnung ohne den Heimatschutz gemacht. Dessen Sektion St. Gallen/Appenzell Innerrhoden trat auf den Plan, als ein Bauherr im Weiler Kapf der Gemeinde Oberegg ein sogenanntes Tätschdachhaus abreissen und wieder neu aufbauen wollte. Tätschdachhäuser sind Zeugen einer 400 bis 500 Jahre alten Siedlungskultur mit germanischem Ursprung. Nur noch wenige solcher Häuser zeugen in der Schweiz von dieser alten Bauweise. Umso stärker setzte sich die Heimatschutzsektion für den Erhalt und die Renovation des schutzwürdigen Hauses ein.
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«Wir wollten zeigen, dass die Rechtsauslegung im Kanton Appenzell Innerrhoden gegen das Raumplanungsgesetz verstösst», sagt Andreas Jung, Präsident der Heimatschutzsektion St. Gallen/Appenzell Innerrhoden, über den Bundesgerichtsentscheid. Nun sei klar: «Alte, oft wertvolle Bauernhäuser, dürfen nicht mehr einfach abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden, sondern sie sollen sinnvoll saniert und so weiterhin bewohnbar bleiben.» Letztes Wort noch nicht gesprochen Die Appenzell Innerrhödler fühlen sich durch den höchstinstanzlichen Richterspruch überrumpelt und wollen sich nicht so schnell geschlagen geben. «Wir werden alle politischen Hebel in Bewegung setzen, um unsere Streusiedlungen weiterhin pflegen zu können», sagt Baudirektor Stefan Sutter. Der Zufall will es, dass in Bundesbern im Herbst eine Standesinitiative des Kantons St. Gallen auf den Parlamentarierpulten landen wird. Darin begehrt die Ostschweizer Regierung die Lockerung der Raumplanungsbestimmungen ausserhalb der Bauzone. Die St. Galler stossen damit ins selbe Horn wie ihre Innerrhoder Nachbarn und wollen künftig auch Bauten in der Landwirtschaftszone abbrechen und wieder neu aufbauen können. «Falls Bundesbern einschwenkt, werden wir dies vehement bekämpfen», sagt Adrian Schmid, Geschäftsleiter des Schweizer Heimatschutzes. «Dann soll das Volk entscheiden können, ob die Landwirtschaftszone schweizweit zur erweiterten Bauzone werden soll. Denn letztlich geht es um die Frage, was uns der Erhalt unserer Landschaft wert ist.»
AArgau Aargauer Heimatschutzpreis 2011 Als Rahmenthema für das Jahr 2011 hat die Jury des Aargauer Heimatschutzpreises «Brücken verbinden» gewählt. Beim Bau des Aarestegs haben die Stadt Brugg und die Gemeinde Windisch mit dem Projekt «Biber» des Ingenieurbüros Conzett, Bronzini, Gartmann AG aus Chur eine ingenieurtechnische Konstruktion von hoher Qualität gewählt, welche mit grosser Rücksicht auf die wertvolle Aarelandschaft geplant wurde. Die Stadt Brugg, als Bauherrin dieser eleganten Betonbrücke auf Windischer Boden, hat den Hauptanteil der Erstellungskosten übernommen. Nach der Realisierung des Bauwerks ging dieses in das Eigentum der Gemeinde Windisch zurück, die für die zukünftigen Unterhaltskosten allein verantwortlich sein wird. Dieses die Gemeindegrenzen überschreitende Vorgehen betrachtet die Jury des Aargauer Heimatschutzes als vorbildlich. Der Steg, welcher die neue Dreifachturnhalle Mülimatt auf der rechten Aareseite mit den Sportanlagen links des Flusses verbindet, ist ein wichtiger Teil des ganzen Campuskonzeptes. Der Steg ist zweckmässig, formschön, und die Verbindung über die Aare ist auch für Radfahrer und Spaziergänger sehr attraktiv. Die mehrfeldrige, 182 Meter lange Spannbandkonstruktion gilt als erste Brücke dieser Art in der Schweiz. Abends erhellen den Steg gut gestaltete, nach unten gerichtete LED-Leuchten, welche die
Lichtintensität in der Flusslandschaft gering halten. Mit der Auszeichnung will der Aargauer Heimatschutz auf die Bedeutung von grenzüberschreitenden Gemeindeprojekten hinweisen. Der Steg ist für Brugg und Windisch, aber auch für den ganzen Kanton Aargau ein vorbildliches und herausragendes Bauwerk. Für die Preisverleihung ist der 22. Oktober 2011 vorgesehen. Über den Ort der Preisübergabe wird zu einem späteren Zeitpunkt informiert. www.heimatschutz-ag.ch
Appenzell ausserrhoden Appenzeller Gärten im Museum Herisau Der Landschaftsarchitekt Roman Häne hat sich in seiner Abschlussarbeit an der Hochschule Rapperswil mit Appenzeller Gärten auseinandergesetzt. Aus dieser Arbeit heraus entstand eine kleine, aber feine Ausstellung im Museum Herisau. Sie ist noch bis Ende Jahr zu sehen. Die Ausstellung wurde vom Heimatschutz Appenzell Ausserrhoden unterstützt, baut sie doch auf Salomon Schlatters Büchlein zum Appenzeller Haus von 1922 auf. Sie fragen sich vielleicht, ob es Appenzeller Gärten überhaupt gibt. In den Streusiedlungen gehen die Wiesen doch bis an die Haustür. Sie haben recht. Auf den ersten Blick glänzen Appenzeller Gärten gerade durch ihre Abwesenheit. Wie stellt man das Abwesende aus? Vielleicht indem man darauf hinweist.
Der Aargauer Heimatschutzpreis 2011 würdigt den Aaresteg im Gebiet MülimattGeissenschachen, Windisch und Brugg. (Bild ZVG) Le Prix 2011 de la section argovienne de Patrimoine suisse récompense la passerelle qui enjambe l’Aar à Mülimatt-Geissenschachen, communes de Windisch et Brugg. (photo LDD)
Verbandsbeschwerderecht Die Verbände sind ab 2009 neu verpflichtet, ihre Tätigkeit im Bereich des Verbandsbeschwerderechts nebst dem Bundesamt für Umwelt auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Meldepflichtig sind lediglich die Beschwerden, nicht aber Einsprachen. 2010 hat der Schweizer Heimatschutz elf Beschwerdefälle abgeschlossen. Davon wurden zwei Beschwerden gutgeheissen, eine teilweise, drei abgelehnt. Bei zwei Projekten konnte eine Einigung gefunden werden, und drei wurden wegen Rückzugs gegenstandslos.
Im Museum Herisau zu sehen: ein Appenzeller Garten mit typischem, aber seltenem «Pflanzplätz». (Bild ZVG) A voir au Musée Herisau: un jardin appenzellois avec un «Pflanzplätz» typique, mais rare. (photo LDD)
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Terrassierungen, Rasen, Grillplätze usw. sind dem traditionellen Appenzeller Garten fremd. Es sind wenige charakteristische Elemente, die ihn ausmachen: Ein Trüeter (Spalier) an der Südfassade, ein Wetterbaum neben dem Haus, ein Strussgschtell (eine Blumenkiste vor dem Fenster) und in eher seltenen Fällen noch ein Pflanzplätz (ein eingezäunter Gemüsegarten) mit einigem Abstand zum Haus. Die Einbettung der Appenzeller Häuser in die sanfte Hügellandschaft hat während Jahrhunderten von dieser Reduktion profitiert. Die Ausstellung macht es einem bewusst. Renate Bieg, www.museumherisau.ch
Basel Stadt Die Kaserne Basel muss erhalten werden Die Kaserne wurde 1860-1863 von Johann Jacob Stehlin d. J., dem Architekten der Kunsthalle und des Basler Gerichtsgebäudes «Bäumli», erbaut. Zusammen mit dem Waisenhaus rahmt die Kaserne – besonders der Hauptbau mit den beiden Türmen – die Kleinbasler Altstadt und prägt das Rheinufer. Sie bietet zudem ein grossartiges, einmaliges Ambiente für das Basel Tattoo, das Theaterfestival oder die Herbstmesse und ist beliebter Treffpunkt für Erwachsene und geschützter Spielort für Kinder. Die historisch und städtebaulich wertvolle Kaserne ist ein Denkmal und muss als Ganzes erhalten werden. Um diese Forderung zu untermauern, haben der Heimatschutz Basel und die Freiwillige Basler Denkmalspflege am 1. Juli 2010 die Petition «Keine Öffnung des historisch und städtebaulich wertvollen Kasernenhauptbaus» lanciert. Sie wollen damit auch einen Kontrapunkt zur aktuellen Initiative setzen, welche den Teilabbruch der Kaserne fordert. Die Petition stiess auf ein grosses Echo bei der Bevölkerung. Im Oktober 2010 konnten die beiden Organisationen 9934 Unterschriften zuhanden des Grossen Rates und der Regierungsrates einreichen. Inzwischen hat die Petitions-Kommission die Eingabe behandelt und festgehalten, dass sie den Erhalt
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des Hauptbaus, jedoch auch eine moderate Seitenöffnung, unterstützt. Die Regierung hat vor kurzem eine entsprechende Vorlage, die den Abbruch des so genannten WC-Trakts an der Klingentalkirche vorsieht, verabschiedet. Der Heimatschutz Basel ist nicht glücklich über diesen Vorschlag, hat aber noch nicht endgültig zur Vorlage Stellung bezogen. Sicher wird er eine Seitenöffnung durch die Nebengebäude am Klingentalgraben vorziehen. Zurzeit behandelt die Grossratskommission die Regierungsvorlage. Paul Dilitz, Geschäftsführer, www.heimatschutz.ch/basel
Solothurn Solothurner Heimatschutzpreis 2011 Der Heimatschutzpreis 2011 des Solothurner Heimatschutzes wird der römisch-katholischen Kirchgemeinde Kestenholz verliehen. Dies in Anerkennung der grossen Bemühungen um den Erhalt ihrer Gebäude, insbesondere der jüngst renovierten St. Peters-Kapelle mit ihren bemerkenswerten Fresken, aber auch des sogenannten ZahnwehChäppelis (Kapelle St. Apollonia). Trotz zusehnds schwierigem Umfeld gelang es der Kirchgemeinde Kestenholz – wie anderen Kirchgemeinden auch – dank persönlichem Engagement und Umsicht ihr gebautes Kulturgut zu erhalten. Die Preisübergabe findet am 16. September 2011 in der St. Peters-Kapelle Kestenholz statt.. www.heimatschutz-so.ch
ZUG Generalversammlung Im Lokal des Türkischen Vereins Zug, im ehemaligen Personalrestaurant des alten Kantonsspitals, fand am 7. Mai die Generalversammlung 2011 des Zuger Heimatschutzes statt. Die prächtige Lage des zurzeit auf vielfältigste Art zeitlich befristet genutzten Areals und das GV-Rahmenprogramm lockten eine grosse Mitgliederschar an. Nach der Begrüssung erläuterte Präsident Alex Briner den Jahresbericht
THURGAU Der Thurgauer Heimatschutz sucht eine Geschäftsführerin/ einen Geschäftsführer (20 %). Sie sind ein Organisationstalent, haben Bezug zu Baukultur und sind bereit, sich in das Verbandsbeschwerderecht einzuarbeiten, dann sind Sie die richtige Person für uns. Wir bieten eine angemessene Entlöhnung, eine attraktive Geschäftsstelle im alten Stellwerk in Weinfelden und vielfältige Aufgaben. Wir freuen uns auf Ihre schriftliche Bewerbung: Thurgauer Heimatschutz, Geschäftsstelle, Postfach 299, 8570 Weinfelden. Weiterführende Informationen bei der bisherigen Stelleninhaberin Renate Bieg (thurgau@heimatschutz.ch/071 351 29 41) oder dem Präsidenten Uwe Moor (u.moor@bluewin.ch/071 688 61 39)
2010, dann folgten die weiteren statutarischen Traktanden. Neu in den Vorstand gewählt wurde Markus Jans aus Cham. Der Bauberater-Obmann Felix Koch stellte die Juristin Helga Schlumpf und den Landschaftsarchitekten Benedikt Stähli als neue Teammitglieder vor. Unter Varia kam der Genius loci zur Sprache: Stadtpräsident Dolfi Müller lobte die «geniale Zwischennutzung» des alten Kantonsspitals und dankte auch dem neuen Leiter des Türkischen Vereins Zug, Serif Balta, und seinem Team. Regierungsrat Heinz Tännler informierte über die bevorstehenden Planungsschritte auf dem Areal, für das eine «gute Mischung» unterschiedlicher Nutzungen vorgesehen ist. Matthias Daum, Journalist und Wortarbeiter in Zürich, referierte im anschliessenden Vortrag «Der Zersiedlungs-Krebs – kann eine Agglomeration mit Verstand wachsen?» über die Neubausiedlungen an
Unsere Heimat ist einmalig. Helfen Sie mit, ein Stück Heimat zu bewahren. Schweizer Baukultur für kommende Generationen: schützen, erlebbar machen, weiter bauen. Ihr Vermächtnis – eine Erbschaft oder ein Legat – legt den Grundstein für die Zukunft. Informieren Sie sich bei Ihrem Anwalt oder bestellen Sie die Unterlagen des Schweizer Heimatschutzes: www.heimatschutz.ch. Sie können uns auch anrufen: Unser Geschäftsleiter Adrian Schmid berät Sie gerne persönlich unter 044 254 57 00. Schweizer Heimatschutz Postfach 8032 Zürich adrian.schmid@heimatschutz.ch 044 254 57 00 www.heimatschutz.ch
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den Rändern der Dörfer und Städte. Er zeigte Beispiele verfehlter Siedlungs- und Raumplanungspolitik auf. So wurde aus dem Bauerndorf Sins im Freiamt eine Agglomerationsgemeinde, die innert sechs Jahren um 700 Personen wuchs, worunter die Hälfte der Neuzuzüger aus Zug stammt. Allein 2010 wurden 90 Baugesuche bewilligt. Wer kommt für die explodierenden Infrastrukturkosten auf? Als positives Beispiel wurden die neun Gemeinden von Lausanne West vorgestellt, die den diesjährigen Wakkerpreis erhielten. Zusammenfassend bemerkte Matthias Daum, dass die Zukunft in der Agglo liegt, hier müssen wir den Quartiergeist stärken, die Umgebung gestalten und nicht dagegen ankämpfen: «Stadtwanderer braucht die Schweiz nicht mehr. Eher ein paar Agglo-Balladeure.» Nach grossem Applaus und regen Diskussionen wurden die Gespräche beim türkischen Buffet weitergeführt. Matthias Daum wird seinen Vortrag publizieren. Initiative Zuger Perlen Das Entwicklungskonzept der Stadt Zug vom Mai 2006, das in die Ortsplanrevision aufgenommen wurde, definiert die baulichen Perlen folgendermassen: «Die Perlen sind als repräsentative Orte für spezielle Nutzungen mit hohen Anforderungen an die städtebauliche und architektonische Gestaltung reserviert. Ihre Entwicklung unterliegt einem hohen öffentlichen Interesse.» Weder diese Vorgaben noch Ortsbildschutzzonen oder das ISOS können einen wirksamen Schutz garantieren, da die Interpretation über mögliche Erweiterungen und Zusatznutzungen abhängig ist vom Zeitgeist und Engagement der involvierten Fachleute. Anhand des aktuellen Bauprojekts beim Salesianum sollen die verbleibenden vier, als Perlen bezeichneten und noch unbeplanten Areale Oeschwiese am See, Rötelberg, Zurlaubenhof und Meisenberg nicht weiter bebaut werden. Nach dem Willen der Initianten kann und muss Zug sich den Erhalt der letzten Perlen für künftige Generationen leisten. Der Zuger Heimatschutz wird diesen Sommer zusammen mit Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt Zug die Initiative zum Schutz der Perlen lancieren. Christine Kamm, www.zugerheimatschutz.ch
ZÜRICH Schönau Erlenbach: Schlappe für Eigentümerin und Gemeinde Bei grossen Strecken des Zürichseeufers handelt es sich um Land, das vor langer Zeit durch Aufschüttungen dem See abgewonnen worden ist. Dafür musste der Kanton Konzessionen erteilen. Der Heimatschutz ist zusammen mit anderen Organisationen der Überzeugung, dass dieses Konzessionsland nie volles Eigentum von Privaten geworden ist. Vielmehr müssen die Konzessionen nachträglich befristet werden. Weil die zulässige Konzessionsdauer längst abgelaufen ist, fällt das Konzessionsland an den Kanton zurück. Der Heimatschutz fordert deshalb, dass in den betreffenden Uferstreifen keine Bewilligungen für private Neu- und Umbauten oder Nutzungsänderungen für bestehende Gebäude und Anlagen erteilt werden. Das Konzessionsland soll so weit wie möglich als Erholungsgebiet für die Bevölkerung geöffnet werden. Im Fall von Erlenbach, den die Gerichte schon seit längerer Zeit beschäftigt, geht es um den auf Stützen stehenden Saalanbau des ehemaligen Restau-
Die Generalversammlung 2011 des Zuger Heimatschutzes im Lokal des Türkischen Vereins Zug. (Bild ZVG) La section zougoise de Patrimoine suisse a tenu son Assemblée générale 2011 dans les locaux de l’Association turque de Zoug. (photo LDD)
Das Restaurant Schönau in Erlenbach ZH auf Konzessionsland (aufgeschüttetes Seeland). (Bild Wikimedia) Le Restaurant Schönau à Erlenbach (ZH) sur du terrain ayant fait l’objet d’une concession et remblayé dans le lac de Zurich. (photo Wikimedia)
rants Schönau, der Konzessionsland beansprucht. Die heutige Besitzerin will das Haus mitsamt dem Saalanbau zum Wohnen umnutzen. Das Vorhaben wäre ein schwerwiegender Präzedenzfall für den Umgang mit Konzessionsland. Auf eine Beschwerde des Zürcher Heimatschutzes hin hat das Verwaltungsgericht die Baudirektion angewiesen, das von ihr fehlerhaft durchgeführte Konzessionsverfahren nochmals neu aufzurollen. In sonderbarer Verkennung der durch diesen gerichtlichen Entscheid herbeigeführten Rechtslage glaubten die Eigentümerin und mit ihr die Bau- und Planungskommission der Gemeinde Erlenbach, es könne trotzdem bereits mit dem Umbau begonnen werden. Noch mehr erstaunt es, dass auch ein Entscheid der Baurekurskommission, der die erteilte Baufreigabe wieder aufhob, von der Eigentümerin beim Verwaltungsgericht angefochten wurde und dass die Bau- und Planungskommission diese Beschwerde der Eigentümerin ausdrücklich unterstützte. Das Verwaltungsgericht hat nun die Beschwerde abgewiesen und bestätigt, dass die Eigentümerin nicht vor dem rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens mit dem Bau beginnen darf: Das öffentliche Interesse an der Durchsetzung des rechtmässigen Zustands und das Interesse des Heimatschutzes am unveränderten Streitgegenstand überwiegen das rein wirtschaftliche Interesse der Eigentümerin. Der Heimatschutz und mit ihm der Verschönerungsverein Erlenbach sind erfreut über diesen klaren Entscheid. Sie halten es aber für sehr bedauerlich,
dass die Gemeindebehörden an einer Beurteilung der konzessionsrechtlichen Fragen, bei der die Interessen der Öffentlichkeit das nötige Gewicht erhalten, offenbar gar nicht interessiert sind. Ulrich Ruoff, Präsident Zürcher Heimatschutz
Mitgliederausflug des Zürcher Heimatschutzes: Ilanz und die Dörfer in der «Gruob». Die Landschaft am oberen Vorderrhein ist reich an Kunstdenkmälern. Als Folge des Flimser Bergsturzes hatte sich über die Jahrtausende ein fruchtbarer Talkessel gebildet, «Gruob» (romanisch «Foppa») genannt, wo sich selbstbewusste Gemeinden entwickeln konnten. Zu Füssen der frühmittelalterlichen St. Martinskirche entstand beim Zusammenfluss von Rhein und Glenner im 13. Jahrhundert die Stadt Ilanz mit zahlreichen palazzoartighen Häusern. In Sagogn-Sagens, wo seit dem 6. Jahrhundert Kirchen- und Befestigungsbauten nachgewiesen sind, besuchen wir die barocke Pfarrkirche. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist das im Kern mittelalterliche «Casti Aspermont», bestehend aus Saalhaus und Turm, einst Wohn- und Verwaltungssitz mächtiger Herren. Kosten: CHF 115.–/125.– (Nichtmitglieder) inkl. Mittagessen und Museumseintritt. Datum: Samstag, 17. September 2011, 9.45–18 Uhr und 8. Oktober (Wiederholung). Ort: Bahnhofplatz Ilanz, Rundfahrt mit Autobus. Leitung: Dr. Albert Jörger, Kunsthistoriker, Horgen. www.heimatschutz-zh.ch
Von Menschen und Häusern
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Hannes Strebel und die Weberei Hueb in Wald ZH
Brachen sind seine Leidenschaft Hannes Strebel war Hochbauzeichner. Dann ging er an die Hochschule der Künste nach Berlin und wurde Bildhauer, bis ihn 1975 das Bauen wieder einholte. Als Architekt hat er sich auf die Revitalisierung von Fabrikbrachen spezialisiert. Jüngstes Beispiel: die Weberei Hueb in Wald. Marco Guetg, Journalist, Zürich
Als er wusste, womit er sich künftig beruflich hauptsächlich beschäftigen wollte, ging Hannes Strebel in die Luft. Mit einem Helikopter liess er sich über das Zürcher Oberland fliegen, schaute, fotografierte und archivierte. Das war in den späteren 1970er-Jahren. Doch nicht irgendetwas hatte der damals 30-jährige Architekt aus der Vogelperspektive erkunden wollen. Seinen Fokus richtete er auf Fabriken, genauer: auf leer stehende Fabriken, auf die in diesem Landstrich zahlreich verstreuten Zeugnisse der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Denn Architekt Strebel hatte eine Vision: Diese Brachen neu zu nutzen – als Wohnund Arbeitsstätte. Ob Hannes Strebel damals bei seinem Erkundungsflug die Weberei im Weiler
Hueb oberhalb von Wald ZH auch gesichtet hat? Strebel erinnert sich nicht mehr, und nachschauen kann er nicht mehr. Sein Archiv ging verloren. Aber er weiss noch, wie er auf dieses Objekt, 800 Meter über Meer, gestossen ist: Er erhielt einen Tipp, worauf Strebel das tat, was er in solchen Fällen seit über 30 Jahren jeweils zu tun pflegt: hingehen und schauen. Und er sah: einen archetypischen Baukörper abseits des Dorfes und mitten in einem Naturschutzgebiet. Und er erfuhr: Dass es sich bei der 1988 stillgelegten Weberei Hueb um das Stammhaus der Honeggerschen Fabrikantendynastie handelt und dass von der Hueb aus das Zürcher Oberland industrialisiert worden ist. 2007 kaufte Hannes Strebel die Anlage. 2009 war Baubeginn. Seit Juli
2011 sind alle Räume bezugsbereit. Gestritten wird einzig noch über eine vom Künstler Jürg Altherr entworfene Skulptur für den Park. Im September wird in der Gemeinde darüber abgestimmt. 19 Lofts und eine Beiz Beim Umbau hat Strebel darauf geachtet, das Fabrikareal als Ensemble zu erhalten. 19 Lofts hat er ins Hauptgebäude gestellt und eine Beiz. Die blaue Fassade steht in auffälligem Kontrast zum Grün der Wiesen und Wälder. «Wir haben mit der Malerin Libby Rayhman und der Heimatschutzkommission verschiedene Farbkonzepte diskutiert», sagt Strebel, «und sind bald beim Blau gelandet.» Ein Argument der Vernunft habe schliesslich
Hannes Strebel vor der Weberei Hueb. (Bild Marco Guetg) Hannes Strebel devant la filature Hueb. (photo Marco Guetg)
Des maisons et des hommes
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Im Hauptgebäude sind 19 Lofts untergebracht. (Bilder Christian Schwager; Hannes Strebel) Le bâtiment principal abrite 19 lofts. (photos Christian Schwager; Hannes Strebel)
auch die Behörde davon überzeugt: «Dunkle Farbe nimmt Wärme auf.» Auf dem Areal stehen geblieben ist: das Feuerwehrhaus. Es wird von einem Handwerker genutzt. Das Obermeisterhaus wurde renoviert und dient weiterhin als Wohnhaus. Im ehemaligen Fettdepot schwitzt man sich nun in einer Sauna gesund, und auf dem Fundament des ehemaligen Tuchlagers hat Strebel neun Ateliers gebaut – eines nutzt er selbst mit seinem Architekturbüro. Dort stehen wir nun. Quasi am Tatort, und richten den Blick zurück und auf Strebels Leidenschaft, die in den 1970er-Jahren begonnen und nie nachgelassen hat. Was ist es, das den inzwischen 69-Jährigen immer wieder zu solchen Parforceleistungen auf industriellem Brachland treibt? Zur Erklärung dieser Passion müssen Stichworte reichen: Strebel reizt das grosse Potenzial dieser Areale, ihn interessiert ihre Geschichte, und er ist angetan von ihrer meist solitären Stellung und ihrer soliden Bauweise. Ängste sind verpufft Hannes Strebel führt seit 1975 ein eigenes Architektur- und Planungsbüro. Gelernt hatte er Hochbauzeichner. Anschliessend studierte er an der Hochschule der Künste in Berlin und arbeitete nach einem Studienjahr in Moskau als Bildhauer, bis er sich wieder dem Bauen zuwandte mit dem Schwerpunkt Umbau bestehender Gebäude. Erstmals neues Leben in eine
Brache bringen wollte er in Bubikon ZH. Das Projekt scheiterte. «Die Widerstände der Gemeinde und in der Bevölkerung waren zu gross», sagt Strebel, «aus Angst, dass unordentliche Aussenseiter in die Gemeinde ziehen würden.» Mindestens zwölf Projekte habe er aufgrund solch diffuser Ängste nicht realisieren können. 1984 schliesslich, bei der Weberei Luppmen in Hittnau ZH, hats geklappt. Später kam mitten im Städtchen Tramelan die Umnutzung einer Uhrenfabrik dazu. Heute sind diese Ängste verpufft. Einfacher geworden ist das Geschäft deshalb aber nicht. Hannes Strebel ist Architekt und Investor. Ein ziemliches Risiko und immer wieder eine Gratwanderung, wie Strebel auch bei der Verwirklichung der Hueb erneut hat erfahren müssen. Aufhören mag er deshalb aber nicht. Was kommt nach der Hueb?, wollen wir wissen. Vorerst werde er ein «bisschen durchatmen und dann weiter schauen» – und liefert beim Abschied eine Information nach: «Beim Bahnhof in Wald wird demnächst die nächste Fabrik stillgelegt.» Gut möglich, dass Hannes Strebel dort einen weiteren Tupfer in die einstige Industrielandschaft zu setzen versucht. Die aus Anlass des Umbaus heraugegebene Publikation «Chronik der Weberei Hueb» (ISBN 978 303302848-7 ) kann im Buchhandel für CHF 86.– bezogen werden.
la filature Hueb de Wald
Lorsqu’il était dans la trentaine, Hannes Strebel avait survolé l’Oberland zurichois pour y repérer des usines abandonnées, vestiges de l’industrialisation du XIXe siècle. Une quarantaine d’années plus tard, il s’est enthou- siasmé pour la revitalisation du bâtiment de l’ancienne filature Hueb, située à l’écart du village de Wald (ZH), dans un environnement naturel protégé. Hannes Strebel a acheté ce domaine en 2007. Les travaux de transformation ont commencé en 2009 et viennent de s’achever. L’architecte a veillé à préserver l’ensemble du site. Il a aménagé 19 lofts et un bistrot dans le bâtiment principal dont la façade a été repeinte en bleu. Pour choisir cette couleur, il s’est concerté avec les professionnels et la commission de la protection du patrimoine. Le local des pompiers est désormais occupé par un artisan. La maison de l’administrateur a été rénovée et conserve son usage d’habitation. Les anciens entrepôts abritent un sauna et neuf ateliers. Cet architecte dynamique de 69 ans est passionné par l’histoire, la situation et le potentiel des vestiges de notre patrimoine industriel dont la revitalisation reste une entreprise hasardeuse. Un peu plus d’une douzaine de ses projets de reconversion ont échoué en raison de réticences de la population. Les revitalisations de la filature Luppen à Hittnau (ZH) et de la fabrique horlogère de Tramelan (BE) prouvent que l’opinion a changé. De telles opérations nécessitent toutefois une grande prise de risques … des exercices de haute voltige qui n’arrêteront pas Hannes Strebel dans son élan.
Info-Mix
LE COMMENTAIRE
Pour des villes désirables Selon certains experts, nous serons 10 millions d’habitants en Suisse dans 30 ans à peine! Cette évolution correspond bien à notre sentiment: autoroutes surchargées, trains bondés, étalement des constructions et des infrastructures (1 m2 par seconde), disparition des campagnes, uniformisation des paysages. Comment allons-nous gérer cet accroissement de la population? Ne nous laissons pas entraîner dans un réflexe de refus et de repli! Certains ont choisi de désigner un bouc émissaire – l’immigration, la «surpopulation» étrangère. Une telle attitude xénophobe est infondée, car il existe assez de place pour loger tout le monde, à condition de s’y prendre de la bonne façon. Mais ne continuons pas non plus à laisser notre pays se développer de façon anarchique, comme une tache d’huile qui se répand petit à petit sur tout le territoire! Nous devons cesser d’étendre les zones constructibles, de disperser nos constructions et de créer de vastes agglomérations sans cœur et sans âme, qui renforcent le malaise de la population, la violence, le vandalisme et suscitent des réactions de défiance et de fermeture. La juste solution porte ce nom terrible qui fait peur: «densification». Mais de quoi s’agit-il d’autre, en fait, que de rendre nos villes désirables, aimables, agréables? Par une série de mesures d’aménagement en faveur des habitants, des piétons, des enfants, des vieillards, par la création de lieux de rencontre, d’espaces de jeux, de jardins et de parcs, par la valorisation du patrimoine, par l’exigence de constructions de qualité, par le soin donné aux espaces publics, il est parfaitement possible de créer des villes de qualité tout en sauvegardant de vraies campagnes. C’est ce que nous visons avec notre Initiative fédérale pour le paysage. C’est aussi ce que nous avons voulu encourager en attribuant cette année le 40e Prix Wakker de Patrimoine suisse à la magnifique démarche conduite par les neuf communes de l’Ouest lausannois (voir page 6). Ne craignons pas la concentration: nos vieilles villes – parfois moyenâgeuses – qui nous charment tant n’ont-elles pas justement parmi les plus fortes densités? Philippe Biéler, président de Patrimoine suisse Die deutschsprachige Übersetzung des Kommentars findet sich unter www.heimatschutz.ch/Kommentar
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BUCHTIPP Aufgebaut und ausverkauft Hans-Peter Bärtschi ist der beste Kenner der Schweizer Industriegeschichte. In seinem Buch «Die industrielle Schweiz – vom 18. ins 21. Jahrhundert» schildert er die Erfolgsgeschichten einzelner Branchen, wirft aber auch einen kritischen Blick auf den Abbau und Ausverkauf der letzten Jahrzehnte. Das Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den Werkplatz Schweiz. Es geht dem Verschwinden der grossen Unternehmen in der Schweizer Industrie nach, zeigt aber auch, wie bei vielen kleineren Unternehmen Engagement und ungebrochene Innovationskraft zu finden ist. Besonders lesenswert ist die Publikation dank Hans-Peter Bärtschis schonungslosen Analysen und seiner offen geäusserten Kritik: «Rücksichtsloser Eigennutz ist seit einem Dritteljahrhundert das Credo einer Gesellschaft, die das Gemeinsame und Öffentliche, das jede Zivilisation ausmacht, zerfallen lässt. Das Ausgrenzen der für diese Art von Wirtschaft überflüssigen Menschen gehört zum System. Und selbst die qualifiziert Arbeitenden gehören zu den Verlierern. Die Globalisierer sehen sich berufen, ihre schwindende Basis gegen die erdrückend wachsende Mehrheit der Ausgegrenzten zu mobilisieren. Dabei ist jedes Mittel gut genug für Diskriminierungen: Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit, Oppositionellenverfolgung und Religion. Wo Utopien fehlen, werden alte Ideologien zu Hilfe genommen.» Peter Egli
Hans-Peter Bärtschi. Die industrielle Schweiz – vom 18. ins 21. Jahrhundert. Aufgebaut und ausverkauft. 308 Seiten, über 350 farbige und schwarzweisse Abb., CHF 78.–, 2011, Verlag Hier + Jetzt, Baden. ISBN 978-3-03919-145-1
HEIMATSCHUTZ VOR 39 JAHREN Wakkerpreis für Stein am Rhein «Als erste Trägerin des Preises erkor der Zentralvorstand des Schweizer Heimatschutzes die Stadtgemeinde Stein am Rhein. […] Die stete Sorge, die von seiten der Bevölkerung, der Behörden, und nicht zuletzt auch des Heimatschutzes unter der Leitung des rührigen und sachverständigen, in Stein ansässigen Schaffhauser Sekionsobmanns Dr. med. Hanspeter Böhni, um das prächtige Stadtbild und seine Teile waltet, sowie eine schon zur Mitte der fünfziger Jahre in Kraft gesetzte, zweckmässige Bau- und Zonenordnung haben es ermöglicht, die in Anlage, Aufriss und Erhaltungszustand qualitativ hochbedeutsame mittelalterliche Altstadt mit ihren wichtigen Baudenkmälern in ihrer ganzen Geschlossenheit zu pflegen und auch die Umgebung weitgehend von störenden Eingriffen zu verschonen. Auch die Hauseigentümer haben das ihre dazu beigetragen; sie bekundeten aussergewöhnlichen Feinsinn für ihren Besitz und setzten dank ihrem Verantwortungsbewusstsein und Schönheitsempfinden bedeutende finanzielle Mittel für den Unterhalt der Bauten ein.» Auszug aus dem Artikel «Für eine gepflegte und lebendige Altstadt!» von E. Schwabe, Zeitschrift Heimatschutz, Nr. 4, 1972.