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Editorial ......................................................................................................................... 3 DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR........................................................ ...5 Heimcafé und Heimfocus...........................................................................................8 Impressionen einer Bayernreise........................................................................... 12 LAGERLEBEN IN MENSCHENWÜRDE??.........................................................................14 „Sie haben etwas zu sagen und sie haben vieles zu geben“......................... 15 TOUR DER 1000 BRÜCKEN............................................................................................... 16 Wie viel BlutvergieSen verträgt der Sudan noch? ...................................... 19 Menschenrecht (und) Asyl...................................................................................... 20 STIMME DER ERSCHÖPFUNG......................................................................................... 23 INTERVIEW .......................................................................................................................24 Hund ODER Mensch?....................................................................................................28 “Io sono italiano!“....................................................................................................... 32 Asyl ist Menschenrecht!.......................................................................................... 34 Integration durch Kunst........................................................................................36 Impressum.............................................................................................................38
Editorial
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NUR EIN KLEINER BEITRAG – ABER ER MACHT DEN UNTERSCHIED turen, Sprachen und Lebenswelten zu finden, der den eigenen Horizont weitet.
Addis Mulugeta
Das Heimfocus-Magazin erfuhr von einigen Ehrenamtlichen, die regelmäßig in die GU kommen, wie sehr sie ihrem Engagement verbunden sind und wie sehr sie dort wiederum die Zuneigung der Bewohner spüren. Da Heimfocus eine „Stimme für Flüchtlinge“ ist, schätzen und unterstützen wir diesen Einsatz der Ehrenamtlichen aus vollem Herzen, seien es Einzelpersonen, Gruppen, Studenten oder Organisationen. Eva Dannenhauer, Medizinstudentin und Sprecherin des Asyl-Arbeitskreises der Kath. Hochschulgemeinde in Würzburg, drückt es so aus:“Ich bekomme bei meiner ehrenamtlichen Arbeit hier im Lager so viel zurück. Ich habe hier so viele interessante Menschen kennengelernt, Freundschaften geschlossen und Selbstvertrauen wie auch Erfahrung gesammelt im Umgang mit verschiedenen Kulturen.“
wendung von Mensch zu Mensch, die Mut und Kraft gibt, sein eigenes Leben so weit wie möglich wieder in die Hand zu nehmen und es mit Zuversicht zu gestalten, aber auch die positive Auswirkung auf die ganze Gesellschaft, direkt und indirekt. Denn wenn jemand als Freiwilliger seine Zeit, seine Energie und seine Begabungen mit Herzblut in den Dienst an anderen stellt, ohne dafür etwas zu erwarten, zieht er Kreise, bewegt und verändert er ein kleines Stück die Welt um sich herum. Unser Magazin bedankt sich bei all den offenen, herzlichen, hilfsbereiten Ehrenamtlichen, die uns gerne ihre wertvolle Zeit schenken.
Viele Menschen werden sicherlich der Ansicht zustimmen, dass ehrenamtliches Engagement eine der besten Möglichkeiten ist, Menschen zu unterstützen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Manche Engagierten gehen in ihrer Aufgabe auf, andere bringen ihren kleinen Beitrag ein. In jedem Fall ist die ZuUnd das sollte uns zuversichtlich wendung und Unterstützung destimmen: Fast ein Viertel der Deutrer, die Mangel leiden, wertvoll und schen engagiert sich ehrenamtlich geschätzt. Auf diese Art kommen in verschiedenster Art und Weise; auch neue Kontakte und Beziehunandere, das haben Untersuchungen zustande, mitunter entstehen gen ergeben, würden sich gerne und wachsen lebenslange Freundim Ehrenamt einbringen, wenn sie schaften. Manche Menschen schätwüssten, wo. Diesen sei hier gesagt: zen ihr Ehrenamt gerade auch aus Willkommen bei den Flüchtlingen in diesen Gründen, und sie fühlen sich ihrer Nähe! beschenkt durch das Kennenlernen Besonders geschätzt wird das offevon Menschen aus verschiedenen ne Angebot einer Cafeteria jeweils Herzlichen Dank für jeden Beitrag zu Kulturkreisen. am Montag und Mittwoch Abend, je nach anbietender Gruppe „Teestube“ dieser großen Idee! Den Weg in die Gemeinschaftsunoder „Heimcafé“ genannt. Hier könterkunft für Flüchtlinge und Asylbenen in ungezwungener Atmosphäre kostenloses Magazin werber (GU) in Würzburg finden zum sowohl Flüchtlinge untereinander Glück viele Ehrenamtliche, um die als auch mit Menschen aus der Stadt Flüchtlinge auf vielfältige Weise zu Spende dringend erbeten an ins Gespräch kommen und mit der unterstützen und zu ermutigen. Ein Welt des jeweils anderen nach und Vorteil ist, dass die GU nicht zu sehr nach vertraut werden. Vivovolo e.V. außerhalb liegt und mit öffentlichen Sicherlich ist hier die mangelnde Verkehrsmitteln zu erreichen ist. So Sparkasse Mainfranken Sprachkenntnis das größte Hindersind etliche Aktivitäten auch für Stunis für die Kommunikation. Aber der BLZ 790 500 00 denten möglich, zum Beispiel SpielWunsch, sich zu verständigen, spornt Kto 44 936 490 nachmittage mit den Kindern. an und macht Mut, sich beispielsweiDiejenigen Freiwilligen, die bereits se in einem der von Sant‘ Egidio im den Weg in die GU gefunden haben, Stichwort: HEIMFOCUS Lager angebotenen Deutschkurse sammeln dort vielfältige und präeinzuschreiben und dann auch diegende Erfahrungen. Es ist „die Welt se Begegnungen zu nutzen, um die im Kleinen“, der sie dort begegnen, neue Sprache zu üben. mehr als 450 Menschen aus ca. 40 E- MAIL: Nationen. Es ist dort also auch ein Ein unschätzbarer Verdienst des Reichtum an unterschiedlichen Kulheimfocus@yahoo.de Ehrenamtes ist die persönliche Zu-
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Die Würde des Menschen ist unantastbar TEIL2
Takeoff und Touchdown Nein, diesmal nicht. Ich war vorbereitet. Die ganzen drei Wochen lang wusste ich, dass dieser Augenblick kommen würde. Und er sollte mich nicht überwältigen wie letztes Jahr. Dann war er da. Und nein, diesmal nicht schlimm, diesmal schlimmer. Die Maschine rollt an, dann gibt der Pilot vollen Schub, das bekannte Dröhnen und Vibrieren nimmt von uns Besitz – und dann abrupte Stille, Davonschweben; das letzte Staubkorn roter afrikanischer Erde löst sich von den Reifen. Takeoff – das Meer von Wellblechdächern, dann die endlose Weite der afrikanischen Savanne mit Nestern brauner Lehm- und Strohhütten. Und diesmal laufen die Tränen nicht nur um die Wette mit dem Zeitraffer von Erinnerungsfetzen in meinem Kopf, mit den Bildern strahlend lachender Gesichter, der vielen Hände, die mir gereicht worden sind, des herzlichen Empfangs in unserem Schulzentrum wie auch im entlegensten Dorf, nein, diesmal trifft es mich wie ein Hammerschlag. Ich stelle mir vor, was in einem Flüchtling vorgehen muss bei diesem allerletzten Takeoff, bei jemandem, der viel, viel mehr zurück lässt als gute Freunde und unvergessliche Begegnungen. Und der auch nicht einfach wiederkommen kann und darf. Diese letzte Sekunde der Verbindung zu seinem bisherigen Leben mit allem, was es ausgemacht hat. Seine Mutter, seinen Vater zurück zu lassen, seine Geschwister, vielleicht seinen Ehepartner oder seine Kinder, seine Freunde, Sprache, Kultur, Heimat, ja, sein ganze Biografie. Und damit rechnen zu müssen, womöglich all das niemals wieder zu sehen. Wie groß müssen Not und Verzweiflung sein, gleich welchen Ursprungs, um diesen Preis zu zahlen?
Wie groß müssen Lebenswille und Hoffnung sein für diesen Schritt?
Abermillionen Menschen weltweit, bis heute. Wer hat das Recht, sie dafür zu verurteilen, ihnen die Tür zuzuschlaTakeoff wohin? Schwebezustand der gen, ihnen Lebenschancen zu verwehUngewissheit und Angst, aber getra- ren, die er an ihrer Stelle gerne und gen von Hoffnung auf eine Zukunft dankbar selbst in Anspruch nehmen in Sicherheit und auf die Erfüllung würde? des Traums von Lebensglück. Ist das ein illegitimes menschliches Begeh- Der Touchdown im erhofften sicheren ren? Wem ist dies fremd? Wer von uns Hafen Europa, in Deutschland wird würde nicht genauso handeln in einer hart und brutal sein. Situation der Ausweglosigkeit? Mil- Niemand ist darauf vorbereitet, nielionen Europäer haben sich in frühe- mand rechnet damit, behandelt zu ren Zeiten auf den Weg gemacht und werden als Mensch zweiter Klasse, von
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02 / 2011 How strong must be your vigour for survival and your hope to undertake this step? Takeoff where? A state of gliding in uncertainty and fear, but dominated by confidence of a future in security and fulfillment of your dream of a happy life. Is this humane desire really illegitimate? Who is free from it? Who can live without it? And who of us wouldn‘t act the same way in the situation of threat and no way out? Millions of Europeans did it in previous times and many millions of people from all over the world have had no other options till today. Who claims the right to pass sentence on them for this, to reject them, to deprive them of their basic chances for a life in dignity he himself would gladly take advantage of in the same position? The touchdown in the „secure harbour of Europe and Germany“ will be hard and brutal. Nobody is prepared for this, nobody expects being treated as underdog, generally put under suspicion of minor and injustified reason for asylum. Nobody would have ever expected to face such icy hostility in a country of proclaimed Human Rights, civilization and democracy. Nowhere being accepted as a disrooted fellow human needing support, nowhere respected, nowhere welcome – unless you are a famous football player or a prom of media interest. The rest of the refugees face the same signs as dogs in front of any food shop: „Stay off – no admittance for you!“ Barbed wire at the borders, barbed wire in offices, barbed wire in many hearts and faces. The dream of life, of a self-determined life including all which is the meaning of Human Dignity, turns to a nightmare. What is it all about, nothing but meaningless words about Dignity of Man and Human Rights...
ving any value as an individual personality, not being treated with respect and politeness, even with friendliness. What it feels like living in psychical imbalance for months and even years, with no options and in selfdenial. What it feels like to be left alone with your longing for home, for your family, for love and devotion, left alone with your loneliness, your despair and the trauma of previous harassment and persecution in your country of origin – and additionally to all this being forced into inhumane living conditions with no way out. What it feels like suffering all this being human, an individual human with a vulnerable soul, with a face and a name, being in fact a unique Somebody.
they were carved in rock. Right now shortly after the turnover of the year with all its big words and speeches all around we should face these questions, for the sake of our fellow human beings but also for our own sake: What is our society, our country heading for after the takeoff? What do we – maybe imprudently and carelessly – leave behind, what do we give up and what will be the price to be payed for it, now and in future? And how can we cope with the touchdown then after such a journey, such a decision? How can and will we go on living then? And while facing these questions and struggling for the anwers we shouldn‘t forget the fact that we already are all in one boat, all on one plane if we like it or not – including people from all over the world, including refugees. There is only this one boat, this one plane. We should consider this fact talking about the touchdown.
The time between takeoff and touchdown does not only reflect the tragic reality of wasted lives and hopes but it is also a crucial question for all of us. It is not about a few „good-will people“ Each and every refugee could tell his often laughed at and not taken serior her own experience of arbitrariness, ously just because they refuse to look humiliation and deprivation of selfthe other way and to accept the unbedetermination starting from the very arable reality of refugees. first day of arrival in Germany. He or It is not about taking the easy way out she could tell a story about what it is referring to Law and regulations as if like suddenly being nobody, not ha-
Eva Peteler
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Heimcafé und Heimfocus
MENSCHEN BRAUCHEN MENSCHEN
Beide Projekte sind zwei Seiten einer Medaille. Die Zielsetzung ist dieselbe: Eine Begegnung zwischen Menschen zu ermöglichen, zwischen den Flüchtlingen untereinander, aber auch zwischen Flüchtlingen und einheimischen Bürgern. Wir stimmen mit der Überzeugung unseres Oberbürgermeisters, Herrn Georg Rosenthal, überein: „Der Dialog, das Gespräch, ist der Anfang von allem Verstehen.“ Genau dieses Ziel verfolgen wir mit Heimfocus im gedruckten Wort und mit Heimcafé in direkter Begegnung von Mensch zu Mensch. Beide Projekte sind auf Ihre Solidarität angewiesen, damit sie überleben und wachsen können. Heimfocus wird kostenlos verteilt und auch das Heimcafé läuft auf Spendenbasis. Die Flüchtlinge sind mittellos, manche bekommen 40€ Taschengeld im Monat, andere nicht einmal das. Es geht aber um weit mehr als „nur“ Geld; es geht vor allem um Ihre Bereitschaft, Ihre Zeit und Ihr Interesse als Mitmensch zur Verfügung zu stellen.
HEIMCAFÉ Offenes Treffen für alle Bewohner der GU. Veitshöchheimerstr.100, Würzburg-Dürrbachau JEDEN MONTAG 19:00 BIS ca. 21:00H Tee/Kaffee/Gebäck/Obst Kicker, Tischtennis evtl. Internetzugang im Computerraum, wenn verantwortliche Aufsicht vorhanden.
Evtl. Themenabende, Filmabende, Information, Diskussionen.... Hauptverantwortlich: Eva Peteler Kontakt: heimfocus@yahoo.de SPRECHEN SIE UNS AN, KOMMEN SIE UNVERBINDLICH AUF UNS ZU aber bitte nicht einfach in der Gemeinschaftsunterkunft vorbei. Wir müssen Sie vorab an der Pforte anmelden!
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Ein ermutigendes Projekt Das HEIMCAFÉ ist ein Schwesternprojekt des Heimfocus-Magazins, das sich zum Ziel gesetzt hat, den Flüchtlingen in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Würzburg die Hand zu reichen, sie in ihrer Isolation zu erreichen und ihnen die Möglichkeit direkter Begegnung zu bieten. Die Betreuung der Cafeteria und vor allem auch das Angebot der Begegnung von Mensch zu Mensch wird durch den Einsatz von Freiwilligen ermöglicht. Zwei weitere engagierte Gruppen bieten ebenfalls ähnliche Treffen an, die Teestuben. Eingedenk der Tatsache, dass in der GU keine offenen Gemeinschaftsräume zur Verfügung stehen, freuen sich die Bewohner natürlich über jede Möglichkeit, sich außerhalb ihrer Zimmer aufhalten werden lassen, wie auch plötzlich Men- meinschaft zu sein, auf Augenhöhe, als zu können. Derzeit leben in der GU Würzburg mehr schen miteinander an einem Tisch sitzen, Mensch und Mitmensch. als 450 Menschen aus ca. 40 Nationen. die sich draußen vielleicht gerade mal Eine wichtige und ermutigende ErfahFür die meisten von ihnen ist der Tages- gegrüßt haben oder sich nur vom Sehen rung. ablauf immer gleich, essen, schlafen und her kennen. Bei Musik, im gemeinsamen Die einheimischen Freiwilligen, die dienichts tun; der Tag bietet kaum Mög- Tischtennis- oder Kickerspiel entsteht ses Angebot überhaupt erst möglich malichkeiten, ihn sinnvoll auszufüllen. Vom Kommunikation wie von selbst, auch chen, spüren bei uns, dass wir Flüchtlinge Leben „draußen“ sind sie in den meisten über Sprachbarrieren hinweg. Da ist es aus allen Teilen der Welt eigentlich gar plötzlich nicht mehr wichtig, wer woher nicht so anders sind als sie, dass wir alle Fällen vollständig abgeschnitten. Der Mangel an Begegnung, an Kommu- kommt und es macht keinen Unterschied, gerne miteinander reden, Spaß haben nikation, an wirklicher Kommunikation, wer sich nun über seinen Punktestand und feiern, dass wir ihre Gastfreundist offensichtlich und vielschichtig: un- am Tischkicker freut oder beim Tischten- schaft schätzen und selbst viel an Herztereinander, mit den für sie zuständigen nis mit den Zuschauern scherzt. Momen- lichkeit und Interesse zu geben haben. Behörden und mit der einheimischen Be- te der Unbeschwertheit, Fröhlichkeit und Und so mancher persönliche Kontakt, so unkomplizierter Lebensfreude - eigent- manches Vertrauensverhältnis trägt über völkerung. Die bereits mit Erfolg laufenden „Teestu- lich sollten sie einfach so zum Leben ge- dieses Treffen hinaus, wächst zu einer ben“ und das ergänzende und hoffent- hören, selbstverständlich sein; hier aber freundschaftlichen Beziehung oder einer lich wachsende Heimcafé wollen also sind sie eine Ausnahme, eine Sternstun- Art Lebensbegleitung. So eröffnen sich zunächst am Montag- und Mittwoch- de. So sind die Teestuben und das Heim- für die Menschen hier und dort neue Einabend für wenigstens zwei Stunden ein café nicht nur eine wertvolle Möglichkeit, sichten und Erkenntnisse, die auch ihr LeHoffnungszeichen setzen und signalisie- sich auszutauschen, mitzuteilen, Freund- ben beeinflussen und bereichern können. ren, wenn wir alle es wollen, wenn genug schaften und Beziehungen anzubahnen, Im Rückblick auf die positive Erfahrung Menschen „von draußen“ mitarbeiten, sondern auch Oasen, Quellen der Kraft, der letzten Heimcafé-Abende und auch können wir doch alle gemeinsam Begeg- um seine psychischen Belastungen für der anderen Angebote hoffe ich, dass sie nungsräume schaffen, die allen zugute eine kurze Zeit zu vergessen und wieder auch weiter als Lichtblicke im Alltag der kommen. Denn Begegnung ist nie nur ein paar Augenblicke Leichtigkeit und Flüchtlinge bestehen bleiben und dass Lebenslust zu erleben. Sie sind wichtig sie wachsen, indem noch mehr Mitbüreine Einbahnstraße. An den letzten Heimcafé-Abenden war und wertvoll. Und sie machen nachdenk- ger aus der Stadt erkennen, dass sie hier ich selbst dabei, als Helfer und Gast zu- lich, sie lassen erahnen, was der Sinn von gebraucht werden und dass ihr Einsatz gleich. Ich war begeistert von der Atmo- Gemeinschaft, von Verständnis, Freund- willkommen ist. sphäre und davon, wie solche positiven schaft und Solidarität ist. Gemeinsames Abay Kiros Angebote und Erfahrungen so manchen Tun und Erleben schafft Befriedigung und Freude, das Gefühl, Teil einer GeFlüchtling hier langsam gesprächiger
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Simone Weil 1943 Simone Weil "Die Einwurzelung", M端nchen 1956
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Impressionen einer Bayernreise Reisen bildet. Wer reist, kann viel erzählen. Wer Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber bereist, entdeckt Trauriges, Skandalöses, Beschämendes. Ein Altbau im Wohn- und Gewerbegebiet vor den Toren des Städtchens. Innen Dunkelheit und modriger Geruch. Die durchgetretene Holztreppe ist von einer trüblich-stinkenden Brühe bedeckt, auf dem Treppenabsatz stehen abgenutzte Kinderwägen in den Pfützen. Wir treffen Chris und Hamid (Namen geändert) aus Afrika. Sie führen uns in ihre Zimmer. Chris lebt mit vier anderen Männern aus anderen Ländern zusammen. Sie sprechen keine gemeinsame Sprache. Hamid teilt sich ein winziges Zimmer mit seiner zwölfjährigen Tochter. Es passen gerade zwei schmale Liegen in den Raum, man kann kaum dazwischen durchgehen. Der Schrank – ein alter Metallspind – steht vor der Türe. Hamid spricht kaum deutsch, wir verständigen uns auf Französisch. Er lebt seit vielen Jahren hier, Sprachkurs gibt es keinen. Er macht sich Sorgen um die Entwicklung seiner Tochter, die keinen Rückzugsort hat. Nie kann sie Freunde aus der Schule mitbringen, sie schämt sich für die Ärmlichkeit und drangvolle Enge ihrer Unterkunft. Nachts traut sie sich nicht auf die Toilette, im ganzen Stockwerk gibt es für ca. 30 Leute nur ein WC und eine Dusche, die von Frauen und Männern gleichermaßen genutzt werden. Oft geht sie ungewaschen in die Schule, weil das Bad morgens ständig besetzt ist. Später besichtigen wir WC und Küche. Selten haben wir so verschmutzte Räume gesehen. Oft gibt es Ärger zwischen den Familien und alleinstehenden Männern auf demselben Flur. Chris berichtet, dass er seit Jahren kein Taschengeld mehr bekomme, beim Arzt war er hier nur einmal. Den Krankenschein bekommt man im 30km entfernten
Landratsamt, die Fahrkarte dorthin muss er selbst zahlen. Von welchem Geld? Eine Holzbaracke im Gewerbegebiet außerhalb der Stadt. Man rechnet nicht damit, dass hier Menschen wohnen. Die enge Unterkunft wirkt wie eine stillgelegte Fabrik. Wir treffen ein altes Ehepaar, sie leben seit zwölf Jahren hier. Noch nie hat ein Deutscher sie besucht. Die Unterkunft wird weder von Wohlfahrtsverbänden noch von Ehrenamtlichen betreut. Der Hausmeister kommt zweimal die Woche, dann gibt es auch die Essens pakete. Seit zwölf Jahren sitzen die beiden im winzigen Zimmer, zwei Betten, zwei Stühle, ein Tisch. Zwölf Jahre lang essen, trinken, schlafen, grübeln. Zwölf Jahre Stillstand. Sonst gibt es nichts hier. Wir fragen nach Sprachkursen. Ungläubiges Kopfschütteln, wer würde sich denn um uns kümmern wollen? Rotlichtviertel. Schmeißfliegen auf einer stinkenden Müllpresse. Innen Brandspuren an Wänden, Türen, Böden. Nicht schlimm, sagt man uns, das sei nur der Pyromane, der hier lebe. Einige Zimmer sind nicht beheizbar, in den Fluren sind Wasserlachen. Die Duschen haben keinen Abfluss, dafür hängt der Sicherungskasten direkt in der Nasszelle. Ein Notfalltelefon gibt es nicht. Die Bewohner kennen weder die Nummer von Notarzt noch von Feuerwehr oder Polizei. Dreißig bis vierzig Leute teilen sich Küche und Bad. Wäschewaschen darf man einmal pro Woche, eine Tüte voll. Anständige Bürger kommen nie in dieses Viertel. Ein Bewohner berichtet aus einer anderen Unterkunft, dort habe regelmäßig das Fleisch aus den Essenspaketen gefehlt. Der Heimlei-
ter habe eben gerne Grillpartys gefeiert. Prostitution ist keine Ausnahme für die Frauen hier. Mitten im Wald, keine Häuser oder Straßen weit und breit. Wir stoßen auf einige Holzbaracken. Davor zwei Betrunkene mit ihren Frauen beim Grillen. Ob wir die Assis suchen? Zu spät, die seien jetzt weg. Wohin wissen sie nicht, Hauptsache weg eben. Zwischen Bauernhäusern und Kuhställen ein großes Gebäude. Betreten dürfen wir es nicht. Aber wir treffen Bewohner. Den Kindersoldaten, der uns nicht ansehen kann. Er spricht mit leiser Stimme, er hat Angst. Den Afrikaner mit chronischen Schmerzen. Er hat zwei Tüten dabei voller Medikamente. Nichts hilft. Er kann kaum laufen. Eine OP wird nicht genehmigt. Das fällt nicht unter das Asylbewerberleistungsgesetz. Nichts zu machen. Egal wie klein das Zimmer, wie miserabel die Lage, wie groß die Verzweiflung, immer sind wir willkommene Gäste. Bei Tee oder Kaffee erfahren wir von Schicksalen, enttäuschten Hoffnungen, seelischen Wunden, Fluchterfahrungen. Wir treffen Schriftsteller, Journalisten, Ärzte, Ingenieure, Frauen und Männer mit Talenten und Begabungen. Seit der Ankunft hier steht ihr Leben still, oft jahrelang. Sie hoffen auf Bewegung, Anerkennung, Integration. Wer Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber bereist, trifft Menschen. Wer reist, kann viel erzählen, von Gastfreundschaft, Vertrauen, Freundlichkeit. Trotz allem. Eva Dannenhauer
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CAMP LIFE IN HUMAN DIGNITY?? Thousands of refugees tell another story about living in refugee camps of this country and facing all the sorrows, incertitude and agonizing inactivity for an open-end amount of time. Camp life, that means: The defiance of granting both human and democratic rights,the absence of the right to look for yourself and find your own ways of success rather than to wait and depend on the decisions made by somebody else who has never lived your way of living so far. who has never shared your pressure, sickness, depression, stress, pessimism, trouble, mourning, unhappiness.... Imagine this one official in power is the one who is going to block all your future visions, missions and desires just because he or she is there for decision making and no one is going to interfere in his judgments. Just one for thousands. To tell the truth, camp life is hell. We are people seeking security and certitude for our individual life. That is the first demand of the real asylum seeker and the other wishes and desires come later. In fact it does not mean that we don‘t long to lead a good way of life as anybody else, if possible, to set our future goals by ourselves and live the way all the others are allowed to. But then, being just a dependent asylum seeker, you soon find out, they don‘t listen and grant you your basic human rights, there are no ways and if there may
be some in a far future they come after you have lost all your hope, strength, wishes,commitment,feelingandintelligence. We all know what, since long years, is happening in Iraq, Afghanistan, Pakistan, Somalia.... and we all know about the everlasting political, social and economical crisis in many parts of the world. Our dictator leaders are all backed up and supported by foreign interests saying us we come here just for profit, power and our own political and economic purpose. We and they know what is the real set back of the suffering local people being the helpless victims. This is the truth that must be told, the answer which must be found and spread: Who is behind all that and for what reason do they support corruptive local elites? For development aid? For humanity? Our world is full of humanitarian problems and many of those are created by the so called developed, industrialized, civilized and democratic nations. The way they talk and the way they act are opposites. So who is playíng the big game behind the screen? And who is going then to condemn and reject people coming from countries suffering from the results of this game seeking help in the part of the world being the big winner in it? Who has the right even to generalize the allover suspicion of every refugee not coming to save his bare life but just for the benefit of the social systems of the host country?
Refugees coming to this country are kept here in a devastating atmosphere of incertitude, meeting only their basic needs similar to those of an animal, being fed by food you don‘t know – but there is no other choice – and kept unfree just for waisting precious days, months, years of your one and only life in an atmosphere of mind-torching, loosing your value as a human being. Would any local accept a life like this, blocked from moving freely and deprived of all the options you may need to be what you are meant to be: A born-free and unique creation of God with the universal right to live according to his or her own decisions and aims and responsibilities. This is the life we were given by the One who created us and we are deprived of it by our fellow human brothers and sisters. Who cares? They and all their media react strongly if their own citizens are kidnapped, injured or killed somewhere. Thousands of human beings suffering next door are being ignored, are obviously not equal in their value. This must and should be the crucial question any society should answer for its own sake if talking about its own constitutional rights and the roots of its values and ethics. And the answers found then would elevate all fellow humans to be equal. Khosro Hosseni
LAGERLEBEN IN MENSCHENWÜRDE? Tausende Flüchtlinge erzählen eine andere Geschichte über Lagerleben in diesem Land mit all seinen Belastungen, Unsicherheit und betäubender Untätigkeit für eine unbestimmte Zeit. Denn Lagerleben bedeutet die Verweigerung von Menschenrechten, von Selbstbestimmung und der Möglichkeit, seinen eigenen Weg in ein erfolgreiches Leben zu suchen. Statt dessen werden vitale Entscheidungen von einem Fremden getroffen, der nichts weiß über all das, was zum früheren Leben des Flüchtlings gehört hat, der nie all den Druck, die Depression, die Sorgen, die Trauer des Flüchtlings nach-
und mitfühlen kann. Wir Flüchtlinge kommen hierher, um unser nacktes Leben zu retten, alles andere ist sekundär. In unseren Heimatländern herrschen brutale Diktaturen, oft genug willig unterstützt von ausländischen Interessen. Und dieses im Namen der Menschlichkeit? Die einfachen Menschen leiden unsäglich, doch das interessiert weder die Eliten an der Macht noch die ausländischen, oft auch EU-Partner. Wer von den großen Gewinnern hat also das Recht, uns um ihr Leben kämpfenden Opfer dieses abgekarteten Spiels zu verurteilen und als Flüchtlinge
zurück zu weisen? Wer hat das Recht, uns allgemein zu unterstellen, wir kämen, um die sozialen Systeme des Gastlandes auszunutzen? Wer hat dann das Recht, uns in unsägliche Lebensbedingungen zu zwingen, mit nichts als Befriedigung von Basisbedürfnissen wie bei einem Tier? Und uns so kostbare Lebenszeit zu stehlen, Monate und Jahre, in denen wir jede Energie, Zuversicht und Würde verlieren? Würde jemals ein Deutscher so leben wollen? Zusammenfassung: elos
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„Sie haben etwas zu sagen und sie haben vieles zu geben“
Asyl-Ak-Theatergruppe der KHG ist Preisträger des Wettbewerbs “Aktiv für Demokratie und Toleranz 2010“ Die Freude war groß, als die Studierenden des Asyl-Ak der Katholischen Hochschulgemeinde und die TheaterAkteure aus der GU (Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber Würzburg) vergangene Woche die Benachrichtigung aus Berlin bekamen, dass die Theatergruppe mit ihrem Beitrag beim Wettbewerb “Aktiv für Demokratie und Toleranz 2010“ erfolgreich war. Im Schreiben des von den Bundesministerien des Innern und der Justiz gegründeten Bündnisses heißt es: „Das von Ihnen im Rahmen des Wettbewerbs “Aktiv für Demokratie und Toleranz 2010“ eingereichte Projekt „Gemeinschaftsunterkunft-Theatergruppe“ wurde vom Beirat des Bündnisses für Demokratie und Toleranz in seiner Sitzung am 29. 11. 2010 als vorbildlich eingestuft.“ Die Theatergruppe entstand im September 2009 im Rahmen eines von
...sie haben etwas zu sagen und sie haben vieles zu geben: Freude am gemeinsamen Erfolg
der AIDS-Beratungsstelle Unterfranken geförderten und begleiteten Präventionsprojektes und wurde von den Beteiligten im Anschluss daran unter eigener Regie und mit der finanziellen Unterstützung des Vereins vivovolo e.V. weitergeführt. Das Ensemble umfasst eine feste Gruppe von ca. 15 Schauspielern, das heißt genauer Studentinnen des Asyl-Ak‘s, Männern und
Momente der Leichtigkeit gegen die Schwere des Alltags in der GU: Studentinnen der Theatergruppe
Frauen der Gemeinschaftsunterkunft und einer Theaterpädagogin. Gemeinsam werden Stücke erarbeitet, die der Aufklärung dienen sollen; sie bieten Theater von Migranten für Migranten, erreichen die Haupt- und Ehrenamtlichen vor Ort mit ihrem Blick auf das Leben in einer Gemeinschaftsunterkunft und schaffen eine größere Öffentlichkeit, indem sie sich an das breite Publikum wenden. Die Intention des Projekts ist es, Brücken zu bauen zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft, Berührungsängste zu nehmen und Räume zu schaffen, in denen Asylbewerber eine Stimme bekommen und ihre kulturschaffenden Fähigkeiten einbringen können. Denn davon sind alle Studierenden überzeugt: „Sie haben etwas zu sagen und sie haben vieles zu geben“
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HEINZ RATZ & SEINE BAND „STROM&WASSER“ AUF DER „TOUR DER 1000 BRÜCKEN“ Donnerstag, 03. März 2011 20:00 Uhr Café Cairo Burkarderstraße, Würzburg 7000 km mit dem Rad durch Deutschland gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. 70 Konzerte für eine menschliche Flüchtlingspolitik. Moralischer Triathlon 960 km Laufen für Obdachlose, 850 km Schwimmen für die Erhaltung sauberer und natürlicher Gewässer und und 7000 km Radfahren – Heinz Ratz geht mit der „Tour der tausend Brücken“ in die dritte und entscheidende Etappe. Mit Konzerten in fast 70 Städten steht die Tour für Ratz´ wichtigstes Anliegen: gegen Diskriminierung und Ausgrenzung, für einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen. Vom 06.01. bis 04.04.2011 ist der Liedermacher Heinz Ratz unterwegs auf seiner Konzerttour durch Deutschland. Mit seiner Band „Strom und Wasser“ besucht er in allen Teilen Deutschlands Flüchtlingslager und informiert bei Pressekonferenzen über die Situation der dort lebenden Flüchtlinge. Während der Konzerte werden Spenden für die Arbeit von Pro Asyl, für die Flüchtlingsräte und die Arbeit vor Ort gesammelt. Etwa 40.000 Menschen in Deutschland werden gezwungen, in Lagern zu leben. Der Musiker möchte mit seiner Tour Aufmerksamkeit schaffen und Kontakte herstellen zwischen den Menschen vor Ort. Die Tour wird von zahlreichen Musikern unterstützt. Heinz Ratz ist überzeugt: „Die Welt könnte ein Paradies sein – wenn wir es wollten! Unser Überleben hängt nicht von der Vernichtung des anderen ab. Wir sind noch immer ein sehr reiches Land. Und sollten den Flüchtlingen und Not Leidenden anderer Länder freundlich begegnen. Wir sollten sie mit Achtung und Mitgefühl empfangen, denn sie haben oft unvorstellbare Leiden hinter sich. Ich glaube, dass wir menschlicher handeln würden, wenn wir nicht so geblendet wären! Und deshalb möchte ich dem Thema ein Gesicht geben. Ich möchte, dass sich beide Seiten kennen- und schätzen lernen und Brücken bauen zum Herzen – der Gastgeber und der Gast. Unabhängig von Kultur, Sprache, Hautfarbe und Religion: die Tour der tausend Brücken.“ www.1000bruecken.de Der moralische Triathlon Teil 3: „Die Tour der 1000 Brücken“ 960 km Laufen, 850 km Schwimmen und 7000 km Radfahren – der “moralische Triathlon” des Liedermachers Heinz Ratz geht in die dritte und entscheidende
Etappe. Was zunächst nach einem sportlichen Rekordversuch der Superlative klingt, hat einen durchaus ernsten und politischen Hintergrund: denn Ratz läuft und schwimmt und radelt nicht nur, er gibt während seiner Touren jeden Abend
Konzerte, sammelt Spenden und thematisiert Wahrheiten, die gerne hinter die blankpolierten Fassaden der Gesellschaft weggedrückt werden. Ob es Obdachlosigkeit, Artenschutz oder wie jetzt: einen menschlichen und gerechten Umgang mit Flüchtlingen betrifft:
02 / 2011 die allabendlichen Konzerte und der sportliche Rahmen dienen in jedem Fall einem Aufrütteln, Stellungnehmen und einer konkreten Unterstützung für Natur und Mensch. Das für Ratz wichtigste Thema beginnt er in enger Zusammenarbeit mit Pro Asyl und den deutschen Flüchtlingsräten in seiner “Tour der tausend Brücken”: das Miteinander von Kulturen und Religionen, ein respektvoller und menschenwürdiger Umgang mit Notleidenden und Flüchtlingen anderen Nationen und ein klares Nein zu Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Ratz, der als Kind selbst den Nahostkonflikt und später den peruanischen Bürgerkrieg miterleben mußte, will nicht nur die Flüchtlingslager besuchen und deren Bewohner einladen, abends gemeinsam mit seiner Denn die wirklich großen Probleme haBand “Strom & Wasser” zu musizieren, ben wir weit genug fort geschoben, weit er baut auch auf den Rückhalt vieler Kol- hinter die Landesgrenzen sogar. Sie belegen, die bereits seine beiden anderen ginnen, wo Europa endet: Kriege, Folter, Triathlon-Etappen unterstützten: Kons- Seuchen, Hungersnöte, Sklaverei, Vertantin Wecker war dabei, Götz Widmann, zweiflung – das kennen wir nur in der Stoppok, aber auch die Kabarettisten Theorie, da beruhigen wir uns selbst mit Bodo Wartke, Gerburg Jahnke, Jochen monatlichen Spenden ans Rote Kreuz und für SOS-Kinderdörfer. Bestenfalls Malzheimer und viele mehr! sitzen wir mit Freunden zusammen und Die Rundfahrt, die am 06.01 in Mündiskutieren. Die Arbeit überlassen wir chen beginnt und am 04.04 in München den Organisationen und sinken zurück wieder endet, macht Station in fast 70 in unser Halbwissen. deutschen Städten. Dieses Verhalten erinnert mich stark an meine Krebserkrankungen, bei denen Der Hintergrund eine dunkle Vorahnung in mein eigentWir leben in einer Welt, die bei aller thelich ganz glückliches Leben hinein klang. oretischer Problembekämpfung eine Also verdrängte ich sie. Aber sie kam scheinbar sichere ist: die im Fernseimmer wieder: trotz allem! Eine Katasthen gezeigten Kriegstoten kennen wir rophe wartete. Ich ahnte es und wollte nicht. Die in der Zeitung abgebildeten es nicht wahrhaben. Dass ich dann doch Hungernden legen wir nach dem Frühauf meine Ahnungen hörte, rettete stück zur Seite. Die im Radio gehörten mein Leben. Nachrichten versinken zwei Minuten später im Schlagergedudel. Wir wissen Sehr ähnlich erscheint mir unser politialles, aber wir spüren nichts. Und trotz- sches und gesellschaftliches Verhalten dem – diese Welt ist begrenzt! Sie endet, zurzeit und hierzulande. Es ballen sich wenn wir aus der Haustüre treten und ungeheure Bedrohungen zusammen: einen obdachlosen Bettler sehen. Sie globale Umweltprobleme, Hungersnöendet, wenn tausend Neonazis Parolen te in unvorstellbarem Ausmaß, Seuchen, dreschend unter unserem Balkon ent- Kriege – Probleme allerdings, die lösbar lang marschieren oder wenn unser Ba- wären, wenn wir die Nase über die Grendeurlaub durch ölverschmierte Möwen zen unserer Stammtische und Länder gestört wird. Dann sehen wir die Welt und Kulturkreise schöben, wenn wir plötzlich maskenlos. Natürlich weiß endlich mal miteinander, statt immer eine milliardenschwere Ablenkungs- nur gegeneinander arbeiten würden. und Vergnügungsindustrie uns sofort Ein friedliches Miteinander der Kulturen aus solchen Momenten zu retten. Sie und Religionen wäre unbedingt nötig. gibt uns gleich wieder das Gefühl, diese Stattdessen ist zu beobachten, wie die Schrecksekunden seien eine Ausnahme, Welt kulturell und geistig verarmt. Sprain Wirklichkeit läge die Welt gebettet im chen sterben aus. Geschichten sterben aus. Uraltes Wissen um alternative MeLächeln des Wohlstands.
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dizin und Nahrung geht verloren. Religionen wenden sich einander wieder feindlich zu. Spürbar ist auch eine zunehmende Verhärtung innerhalb der Gesellschaft, die Rücksichtslosigkeit und Kalkül, seelische Kälte und elitäres Denken bevorzugt. Und daraus folgend: ein mangelndes Mitgefühl für alle „Verlierer“, seien es Völker oder Einzelpersonen. Dabei sind es eben jene Verlierer, die unser sicheres Leben ermöglichen. Jeder Urlaub, den ich mache, ist mitbezahlt mit dem Elend in der dritten Welt. Für den teuren Zweitwagen, den Flug nach Mallorca, den Flachbildschirm im Wohnzimmer, das Silvesterfeuerwerk gebe ich Geld aus, mit dem man hunderte Menschen vorm Verhungern retten oder eine Schule finanzieren könnte. Natürlich: es ist mein Geld. Ich habe dafür geschuftet. Ich kann damit tun, was ich will. Nur: in Afrika oder Indien hätte ich gar nicht die Möglichkeit, selbst mit der härtesten Arbeit, mehr als nur ein paar Dollar im Monat zu bekommen…. Ich bin sicher, die meisten von uns würden nicht mit einem Achselzucken über dieses Elend hinweg gehen – könnten wir es sehen! Aber wir sehen es nicht – es ist zu weit weg von unserer Karriere, unseren Vergnügungen, unserem ganzen selbstzufriedenem Leben. Und damit es so schön weit weg bleibt, schicken wir bisweilen unsere Soldaten nach Afghanistan und Somalia und schließen für alle Not Leidenden anderer Länder die Grenzen. Was können wir tun? Spätestens hier stellt sich die Frage: was tun? – Und sofort tönt der Chor der tausend Pessimisten: es gibt zu viele
18 Menschen! Es gibt zu wenig Arbeit! Und überhaupt ist der Mensch schlecht und schlimm… Auf eine ungenau gestellte Frage kann man nur unbefriedigend antworten. Es liegt nicht am Können. Der Mensch kann immer, wenn er will. Diese Welt wurde so von uns gestaltet. Sie zu verändern liegt ebenfalls in unserer Macht. Die Frage muss daher lauten: Was wollen wir tun? Oder umgekehrt: Wie groß ist unsere Bereitschaft, das eigene Glück mit dem Leid des anderen zu erkaufen, und: wie sehr sind wir bereit, uns durch Selbsttäuschung und Lüge von dieser Tatsache ablenken zu lassen? Die Welt könnte ein Paradies sein – wenn wir es wollten! Es gibt für Kriege und Grausamkeiten, für Sklaverei und Naturzerstörung keinen einzigen notwendigen Grund. Unser Überleben hängt nicht von der Vernichtung des anderen ab. Ich möchte versuchen, einen Anfang zu machen. Und diesen Anfang beim Allerselbstverständlichsten suchen, das ich kenne: der Gastfreundschaft! Das Prinzip der Gastfreundschaft Wir sind noch immer – trotz der Habgier unserer Konzerne und Politiker – ein sehr reiches Land. Und sollten den Flüchtlingen und Not Leidenden anderer Länder freundlich begegnen. Wir sollten sie mit Achtung und Mitgefühl empfangen, denn sie haben oft unvorstellbare Leiden hinter sich. Und wir sollten nicht mit ihnen umgehen wie mit Kriminellen, denn welche Straftat haben sie begangen: Vor Bomben fliehen? Der Folter entkommen? Ihre Kinder vorm Verhungern retten wollen? Stattdessen reißen wir gnadenlos Familien auseinander, sperren sie in Baracken und Lager, verbieten ihnen den Umgang mit der Bevölkerung, gestatten ihnen keine Bewegungsfreiheit zu, gestatten ihnen nicht, unsere Sprache zu lernen. Wir Europäer haben mit einer gewaltigen Ignoranz und Habgier die allermeisten anderen Kulturen vernichtet oder bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, wir haben sie unterworfen und leben bis heute von der Plünderung ihrer Rohstoffe und der Unterbezahlung ihrer Arbeiter. Wir haben sie zudem so in den Würgegriff unserer Banken genommen, dass sich dort niemals eine nennenswerte wirtschaftliche Konkurrenz bilden wird. Und wenn die dadurch entstehenden Kriege und Hungersnöte einzelne von ihnen voller Verzweiflung bis an unsere Gren-
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Konkret – So läuft es ab!
Die Aktion beginnt am 06.01.2011 mit einem Konzert in München. Dort beginnt am folgenden Morgen die eigentliche Tour. Am 07.01 gegen 10 Uhr werde ich Richtung Rosenheim aufbrechen. Ich werde nach Möglichkeit immer Umwege über Flüchtlingslager fahren, a) um den Kontakt zu den Flüchtlingen herzustellen, b) um dort Pressekonferenzen zu geben. Am Abend ist in der nächsten Stadt das Konzert, bei dem ich, wenn möglich, nicht nur Geld für die Flüchtlingsarbeit sammeln, sondern insbesondere den Umgang mit Flüchtlingen und ihre spezielle Situation thematisieren und Möglichkeiten der Hilfe und des Engagements aufzeigen möchte. Ganz wichtig ist mir auch, einen Kontakt zwischen den Bürgern der Stadt und „ihren“ Flüchtlingen herzustellen. Daher wäre es schön, wenn zum Ende des Konzerts beispielsweise alle Flüchtlinge auf die Bühne kommen und mit uns tanzen (oder diejenigen die ein Instrument spielen – mit uns spielen). Der Abend soll auch ein Kennenlernen sein, eine schöne Berührung der Kulturen. Viele der Auftritte werden von Gastauftritten bekannter Kollegen unterstützt. Während des Konzertes werden Spenden für die Arbeit von PRO ASYL gesammelt. Am nächsten Tag werde ich mich dann wieder auf den Weg zur nächsten Stadt machen… Ausdrücklich willkommen ist jeder, der auf dieser Tour die eine oder andere Etappe mitradeln möchte! Ich werde bei dieser letzten Aktion eng mit PRO ASYL und den deutschen Flüchtlingsräten zusammenarbeiten.
zen treiben, dann sperren wir sie in Lager, behandeln sie schlecht, misshandeln sie sogar und weisen sie aus – in ein Leben, das in den meisten Fällen zu Tod, Prostitution oder Verelendung führt. Trotzdem: ich glaube, dass wir ein gastfreundliches Land sind. Ich glaube auch, dass wir aus den dunklen Kapiteln unserer Geschichte gelernt haben. Ich glaube, dass wir menschlicher handeln würden, wenn wir nicht so geblendet wären! Und deshalb möchte ich dem Thema ein Gesicht geben. Ich möchte, dass sich beide Seiten kennen- und schätzen lernen und Brücken bauen zum Herzen – der Gastgeber und der Gast. Unabhängig von Kultur, Sprache, Hautfarbe und Religion: die „Tour der tausend Brücken“. Warum im Winter? Warum mit dem Rad? Auch Flüchtlinge können sich nicht aussuchen, wie das Wetter sein wird. In der Regel fliehen sie mit einfachsten Gefährten, alten Bussen, Karren, Kutschen, mit dem Rad oder zu Fuß. Sie sind Kälte und Hunger ausgesetzt, sie kennen mit Erlaubnis von Heinz Ratz niemandem und nur wenige begegnen entnommen von ihnen freundlich – sie fliehen durch ein www. 1000 bruecken.de Klima sozialer Kälte.
Wenn ihr also eine spendable reiche Tante kennt oder selbst eine seid oder am letzten Wochenende beim Feiern dauernd eingeladen wurdet und noch das Biergeld in der Tasche habt oder einfach diese Aktion unterstützenswert findet: Das Spendenkonto lautet: Verwendungszweck: „Tausend Brücken“ Bank: Förde Sparkasse BLZ: 21050170 Konto: 91054684
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Wie viel Blutvergießen verträgt der Sudan noch? Der Sudan - das größte Land Afrikas - befindet sich in der schlimmsten Krise seiner Geschichte. Das Land steht unmittelbar vor einer Spaltung in Süden (mehrheitlich Nichtmoslems) und Norden (mehrheitlich Moslems) als natürliches Ergebnis einer miserable Politik von Al Bashir und seinem Regime. Das Regime in Khartum kam 1989 an die Macht durch einen militärischen Putsch über eine demokratisch gewählte Regierung. Kurz nach der Machtübernahme erklärte Al Bashir, den 1983 wieder entstandenen Aufstand im Süden militärisch beenden zu wollen. Al Bashir schickte mehr militärische Einheiten in den Essam Abdel Mahmoud Süden und startete eine große Offensive mit Beteiligung der Luftwaffe. nen und keine Verletzten, sondern Als dies scheiterte, sandte er Schüler ein verwüstetes Land“. Die Offensive und Studenten zwangsweise als Ka- begann mit der Luftwaffe und der nonenfutter an die Front. Dieser Unterstützung der arabischen MiliWahnsinn kostete mehr als 1,5 Mil- zen, auch Janjaweed genannt. Das lionen Opfern (über 90% unter 30 daraus resultierende Ergebnis zählt Jahren) das Leben und ferner die über 300.000 Tote, über 2,4Million meisten Ressourcen des Landes. So Flüchtlinge und eine verwüstetes regiert das Regime von Al Bashir das Land, also ganz im Sinne des PräsiLand mit eiserner Hand; Folter, Mord, denten. Durch den Konflikt in Darfur Rassismus, Vetternwirtschaft, Diskri- erhöhte sich der Druck auf das Regiminierung, Entführungen, Vergewal- me, das auf mehreren Fronten kämtigungen, Verfolgungen jegliche Art und Massenverhaftung prägen den Alltag der Sudanesen. Jeder Regimekritiker- insbesondere derjenige a us d e m We s te n - m us s mi t d e m S ch li m m s te n r e ch n e n . D i e Menschen aus den Regionen sterben vor den Krankenhäusern auf der Suche nach medizinischer Behandlungen, während die Regimeangehörigen die beste Versorgung in Europa genießen, was zum Aufstand in Darfur (März 2003) führte. Das Regime von Khartum lernte nichts aus dem Krieg im Süden. Al Bashir entschied sich wieder für eine militärische Lösung und predigte vor den Streitkräften in Al Fashir (der Hauptstadt Norddarfurs): „Ich will keine Kriegsgefange-
pft. Zur Entlastung verhandelte das Regime mit den Südsudanesen. Im Jahr 2005 wurde ein Friedensabkommen ausgehandelt. Das Abkommen gab den Südsudanesen das Selbstbestimmungsrecht über die Zukunft ihres Landes innerhalb von fünf Jahren nach dem Abkommen. Zudem verpflichtet das Abkommen beide Parteien zur Zusammenarbeit, um die Einheit des Sudan für die Südsudanesen attraktiver zu machen. Stattdessen spielte Al Bashir und seine Partei mit den Südsudanesen Katz und Maus und somit ist die letzte Hoffnung zur Rettung der Einheit vertan. Nun kündigte der Diktator an, dass er nach der Abspaltung des Südens den Aufstand in Darfur mit aller Härte niederschlagen wolle; also steht Darfur wohl das Schlimmste bevor. Die Menschen in den Flüchtlingslagern in Darfur waren empört bezüglich dieser Äußerung; das bedeutet für sie noch sieben Jahre Leiden oder mehr. Die nächsten Monate bringen uns keine Heilsbotschaft, einfach weil der Diktator immer noch an der Macht ist. Essam Abdel Mahmoud
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Menschenrecht (und) Asyl Eine Veranstaltung der soziokulturellen Reihe „Wegmarken“ im Mainfranken Theater am 12.12.2010
Teilnehmer der Podiumsdiskussion
Am 10.Dezember jährte sich zum 62.Mal die Ratifizierung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. Anlässlich dieses Gedenktages rückte die Veranstaltung „Menschenrecht (und) Asyl“ die Situation der Flüchtlinge in Deutschland, insbesondere hier in Würzburg, in der größten Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber in Bayern, in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Das unerwartet große Publikumsinteresse war für die Veranstalter, Alexander Jansen, den Künstlerischen Betriebsdirektor des Mainfranken Theaters und Eva Peteler, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Gemeinschaftsunterkunft, eine freudige Überraschung und Ermutigung. Mehr als 160 Gäste lauschten zur Einstimmung dem virtuosen Percussionspiel von Navid auf der persischen Tonbak. Nach dem Grusswort der Stadt
Würzburg an die Redaktion des Heimfocus-Magazins durch Frau Bürgermeisterin Marion SchäferBlake beleuchtete in einer beeindruckenden Rede der Initiator des Heimfocus Magazins, Addis Mulugeta, die Hintergründe und die Zielsetzung dieser Idee einer „Stimme für Flüchtlinge“. Addis Mulugeta ist selbst einer von ihnen, ein Journalist aus Äthiopien, derzeit untergebracht in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft. Das Heimfocus-Magazin wurde so mit seiner dritten Ausgabe der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Eva Peteler als Herausgeberin lud anschließend alle Interessierten ein, das Projekt durch Mitarbeit und Beiträge zu dem wachsen zu lassen, was seine Bestimmung ist: ein Bindeglied sein zwischen Flüchtlingen und Einheimischen. Diesem Ziel soll auch das Partnerprojekt des Heimfocus dienen, das kürzlich in der Gemeinschaftsunter-
kunft ins Leben gerufene Heimcafé. Dieses offene Angebot für Flüchtlinge bietet auch die Möglichkeit zur Begegnung zwischen diesen und mitwirkenden Bürgern der Stadt in der lockeren Atmosphäre einer Cafeteria. Auch hier sind alle Interessierten herzlich eingeladen und werden gebraucht, denn „Menschen brauchen Menschen“, wie Eva Peteler abschließend bemerkte. Die anschließende Podiumsdiskussion unter der engagierten Moderation von Ansgar Nöth vom Bayerischen Rundfunk entwickelte sich rasch zu einem lebhaften Dialog zwischen dem Publikum und den Podiumteilnehmern. Mit MdL Oliver Jörg, CSU; Michael Koch, Rechtsanwalt, Freundeskreis für ausländische Flüchtlinge in Unterfranken e.V.; PD Dr. August Stich, Chefarzt der Abteilung Tropenmedizin, Missionsärztliche Klinik Würzburg; Burkhard Hose, Hochschul-
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Mit großem Interesse beteiligten sich die Bürger an der Podiumsdiskussion
pfarrer, Mitglied des Ombudsrates der Stadt Würzburg gegen gesellschaftliche Diskriminierung und für Zivilcourage; Werner Steinmetz, Landesbeauftragter für politische Flüchtlinge, Amnesty International sowie Eva Dannenhauer, Sprecherin des AsylArbeitskreises der Katholischen Hochschulgemeinde Würzburg war das Podium bewusst nicht kontrovers besetzt, sondern auf einen Dialog und auf unmittelbare Information des Publikums ausgelegt. Jeder der Teilnehmer steuerte aus seinem Erfahrungsbereich wichtige Impulse zum Thema „Menschenrecht (und) Asyl“ bei, wobei sich die Diskussion rasch auf die in der Öffentlichkeit wenig bekannten harten Lebensumstände der Flüchtlinge vor Ort fokussierte und auf deren politische Hintergründe. In der Schlussrede gab Eva Peteler ihrer persönlichen Wahrnehmung der untragbaren Situation von Flüchtlingen Ausdruck und sowie der Frage, inwiefern deutsche Asylpolitik mit der unveräußerlichen Würde
Bilder aus der GU des Menschen vereinbar sei. Somit schloss sich der Bogen der Veranstaltung und kehrte an seinen Ausgangspunkt zurück, zu dem Titel „Menschenrecht (und) Asyl“. Dieses „(und)“ gilt es zu klären, ob Asyl Menschenrecht ist und was dann dieser Anspruch in der Umsetzung bedeutet oder ob Asyl in Deutsch-
land überhaupt noch als Menschenrecht ernst genommen wird. Ergänzend konnte man die interessante Fotoausstellung mit vielen Eindrücken und Gesichtern aus der Gemeinschaftsunterkunft bewundern, liebevoll zusammengestellt von Studierenden des Asyl-AKs der Kath. Hochschulgemeinde. Das Publikum beteiligte sich nicht nur lebhaft und interessiert an der Diskussion, sondern bezeugte auch nach der Veranstaltung in vielen Äußerungen bewegt und beeindruckt seine Betroffenheit und Solidarität mit den Flüchtlingen. Wenn „der Dialog, das Gespräch, der Anfang von jedem Verstehen“ ist, dann ist dies nicht nur als ein denkwürdiger Gedanke unseres Oberbürgermeisters, Herrn Georg Rosenthal, zu verstehen, sondern auch als Anliegen von „Menschenrecht (und) Asyl“ - und schlussendlich auch als der Ursprung und die Zielsetzung von Heimfocus und Heimcafé, der beiden Schwesternprojekte. Eva Peteler
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Grußwort der Stadt Würzburg Bürgermeisterin Frau Marion Schäfer -Blake anlässlich der offiziellen Vorstellung des Magazins "Heimfocus -Stimme für Flüchtlinge"am12.Dezemder 2010 im Mainfranken Theater Würzburg Muss fordert Integrationswillen ebenfalls auf beiden Seiten ein. Das ist eine große Aufgabe, und das „Heimfocus-Magazin“ ist ein bemerkenswerter und erfolgreicher Teil davon. Das Heimfocus-Magazin gibt denen eine Stimme, die bisher kaum Gehör fanden in der Öffentlichkeit, den Flüchtlingen in den vielen Lagern überall in Deutschland. Und das ist gut so, denn sie sind Menschen, Menschen wie wir, jeder mit seiner individuellen Persönlichkeit und Geschichte, mit seinen eigeBürgemeisterin nen Sorgen, Ängsten, aber auch Träumen und Hoffnungen. Je Frau Marion Schäfer -Blake mehr wir mit ihnen in Berührung kommen, je mehr wir über sie erfahren und sie über uns, umso klarer wird, dass uns weit mehr verbindet als trennt und dass es weit mehr Wertvolles Sehr geehrtes Redaktionsteam des „Heimfocus-Magazins“, zu teilen als Fremdes abzuwehren gibt. Wie schnell sind dann sehr geehrter Herr Jansen, Hautfarbe, Nationalität, Glauben und sonstige Merkmale sehr geehrte Gäste! nicht mehr wichtig, sondern nur der Mensch, der mir gegenüber steht. Nichts wird mir dadurch genommen, ich darf Ich bedanke mich herzlich für die Einladung und freue mich, mit mei- weiter der sein, der ich bin, mit aller Verwurzelung in meiner nem Grußwort im Namen der Stadt Würzburg Sie und Ihre „Stimme Kultur und Persönlichkeit, der andere ebenso, und trotzdem für Flüchtlinge“, wie das „Heimfocus-Magazin“ im Untertitel heißt, haben wir uns ganz viel mitzuteilen und einander zu geben. in der Öffentlichkeit willkommen zu heißen. Ich freue mich sehr darüber, dass Flüchtlinge, die erst seit kurBereits die Titelseite der aktuellen Ausgabe sagt viel über die Ziel- zer Zeit und unter schwierigsten Bedingungen bei uns leben, setzung von „Heimfocus“ aus. Sie macht Mut und trifft genau den mit ihrem Magazin ein gelungenes Beispiel für Möglichkeiten Nerv der aktuellen, oft nicht mit allzu viel Tiefgang und Substanz der Kommunikation und Verständigung geben. Sie gehen gesegneten Debatte um die Deutschen auf der einen und die aus- auf uns zu und laden auf beiden Seiten aller Mauern und Laländischen Mitbürger auf der anderen Seite. Vielerorts werden, oft gerzäune zum Dialog ein, der in dem Wunsch und der Vision mittels Halbwahrheiten und Populismus, Ängste geschürt und Be- mündet: „teilhaben-Teil werden“. drohungsszenarien aufgebaut, die unserer Gesellschaft schaden. Sie verstellen den Blick auf die vielen positiven und bereichernden Nicht nur unser Oberbürgermeister, Herr Rosenthal, „steht Beiträge, die oft in stiller Selbstverständlichkeit durch Mitmenschen für Integration“, sondern Sie als Macher des „Heimfocusmit ausländischen Wurzeln zum Wohle aller erbracht werden. Magazins“ ganz offensichtlich auch! Es braucht Mut, Energie, eine starken Willen und die Überzeugung , dass ein gutes Die verengte Debatte offenbart Mauern und Grenzen in Köpfen von Miteinander aller möglich und wichtig ist, um in Ihrer SituaMenschen, die von der Realität der globalisierten Welt längst über- tion ein solches Projekt auf den Weg zu bringen. Unser Land holt sind. Gerade das macht vielen Menschen Angst,weil sie nicht braucht Menschen wie Sie, die überzeugend und kreativ Zeibegreifen, dass miteinander leben keineswegs bedeutet, sich selbst chen setzen und Wege aufzeigen, die für uns alle und für eine mit seiner Identität und Tradition zu verlieren. Wo es Verwerfungen gute Zukunft dieser Gesellschaft beispielhaft und ermutigend gibt, gilt es, ihre Ursachen aufzudecken und zu beseitigen. Das ist sind. keine Frage fehlender Möglichkeiten, sondern des politischen und gesellschaftlichen Willens. Ich freue mich über diese Gelegenheit, Sie und Ihr Magazin in der Öffentlichkeit hier und weit über Würzburg und Bayern Eines ist sicher: Wir können nicht die Schicksalsfragen der Zukunft hinaus willkommen zu heißen und wünsche Ihnen persönlich mit Denkmustern der Vergangenheit lösen. Eine Wagenburgmenta- und dem „Heimfocus“ eine gute und erfolgreiche Zukunft in lität zeugt von wenig Selbstbewusstsein. Sie vergeudet das Potenzi- diesem Lande, in unserer Stadt. al und die Chancen der Vielfalt zum Schaden für den Einzelnen und für unser Land. Jede ausgestreckte Hand, jede Initiative, die Ängste, Herzlichen Dank und alles Gute! Vorurteile und Unbehagen vor dem Fremden auf beiden Seiten abbaut, dient unserer Gesellschaft, die alle einschließen muss. Dieses
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Exhausted sound
Teil 3
Some people wonder how daily life in sperate every day because we could We don’t know, no idea why they are a refugee camp goes. It makes life a not see any change for the last two doing this on people. What is the result bit tougher. Here in the camp, we have and half years rather than eating and in the end? Is it an option to nominate no idea when we will ever get out, so sleeping,” she said, “we are struggling for world award by playing on others' we have no plan and all our hope fades for life, we are depending on some- lives? What for?!” away. Besides sitting in the room and body else‘s personal decision to guide I am wondering, people from all over sometimes playing and drinking tea our precious life and make our perso- the world have got the Nobel prize and coffee with friends, sleeping and nal ways. Right now, it is almost three for their contributions to the society. eating, there is nothing else most re- years in the camp; at the moment I do Some of them have got Nobel Prize in fugees gain at the end of the day. not have the strength to handle all this Economic Sciences, Chemistry, PhyAhmed Kerim, 36, who grew up in experience.” She recommended that sics, for their merits for Peace and so Kabul, Afghanistan, lives in a refugee officials should understand the real on and so forth. This article doesn’t camp in Bayern together with his wife. problem of refugees. “It is not a soluti- focus on writing about Nobel Prize, or He was leading a nice life in Afghanis- on to gather all refugees in a camp like the sum of money they have got or ditan where he had a big shop. Unfor- this, all the facilities and conditions ploma and/or medal. I am just wondetunately because of the unsafe poli- should be improved. The question is, ring, as Fatuma mentioned, if there is tical situation in Afghanistan, he fled for how long are we forced to be living any Nobel Foundation that exists anythe country together with his wife two like this? I can say that the past two where to award people or countries for and half years ago. Now, it won‘t be a and half year of living in the camp are their contribution to undermine peogood idea to be alone in the camp and waisted lifetime gone forever because ple and keep hundreds of thousands Ahmed and me became good friends. it has been a life of doing nothing ex- of people in refugee camps without One day, he served dinner in his room cept stress and fear. The point is, we hope and future for years. The point is and it looked like a community dinner. are not absolutely sure of anything nobody willingly would choose to live A lot of people including children were what is going on in our future life, only in refugee camps unless it comes to there from this particular refugee God and the Bundesamt know. The critical situations. camp from different nations. In this fact is, in our country Afghanistan, we At least this Nobel Prize would be the refugee camp both women and men have a real problem. During the war only chance given to refugees to be are living together in a building. I was with the US, I lost my brother and my seen and heard in public and to make one of the guests for this dinner. father, in addition to that children are people aware of the situation of many Ahmed`s wife Fatuma, 25, was serving dying and injured everyday even in my suffering humans in their countries. the guests. I asked her how does life born place of birth, Khost. How can looks in the camp. ” It is boring living we possibly to go back to our homeIsaa Yakubu in the camp although my husband is land under these circumstances? It is around. It has made me sad and de- also embarrassing living a camp life.
Stimme der Erschöpfung Manche Menschen fragen sich, wie Ahmed Kerim, 36 Jahre alt und in Kawohl so der Alltag im Flüchtlingslager bul, Afghanistan, aufgewachsen, lebt sei. Er härtet jedenfalls ab fürs Leben. zusammen mit seiner Frau in einem Hier im Lager haben wie keine Ah- dieser Flüchtlingslager in Bayern. Er nung, wann wir überhaupt jemals he- hatte in Afghanistan als Besitzer eines rauskommen, so haben wir auch keine großen Ladens ein gutes Leben. LeiPläne und Ziele fürs Leben mehr und der zwang ihn vor rund zweieinhalb unsere Hoffnung schwindet. Außer Jahren die desolate und instabile poim Zimmer herumsitzen, ab und zu litische Situation in Afghanistan zur spielen, mal einen Kaffee oder Tee mit Flucht aus seiner Heimat, zusammen Freunden trinken, schlafen und essen mit seiner Frau. gibt es für einen Flüchtling nichts, was Eines Tages lud er im Lager zu einem er am Ende eines Tages vollbracht ha- gemeinsamen Essen ein. Viele Menschen, auch Kinder, kamen zusammen, ben könnte.
Part 3
aus verschiedenen Nationen. In diesem Lager wohnen Männer und Frauen gemischt, das machte die Sache leichter. Ich war einer der Gäste. Ahmeds Frau Fatume, 25, bediente die Gäste. Ich fragte sie, wie sie ihr Leben im Lager sieht. „Es ist langweilig, das Lagerleben, obwohl mein Ehemann auch hier ist. Ich spüre jeden Tag mehr Verzweiflung, weil sich für uns hier in den letzten zweieinhalb Jahren gar nichts bewegt weiter auf S. 30
Interview
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Erfolgreiche Integration als Zukunft für uns alle Addis Mulugeta und Eva Peteler vom Heimfocus Magazin im Gespräch mit Frau Homaira Mansury, Dozentin in der Akademie Frankenwarte in Würzburg Heimfocus:Ich danke Ihnen, Frau Mansury, im Namen des HeimfocusMagazins und des Redaktionsteams, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Erzählen Sie uns bitte zunächst etwas über sich! Frau Mansury:Ich bedanke mich ebenfalls ganz herzlich für Ihre Einladung! Ich bin gebürtige Rheinländerin und nun Wahlfränkin, habe aber einen sogenannten Migrationshintergrund, wie man politisch korrekt sagt, weil meine Eltern aus Afghanistan kommen. Ich bin Soziologin und arbeite als Dozentin in der Akademie Frankenwarte Würzburg, einer gesellschaftspolitischen Bildungseinrichtung. Mein Tätigkeitsschwerpunkt liegt u.a. im Bereich Integration/Interkultureller Dialog. In diesem Rahmen arbeite ich auch als Ständige Sachverständige in der bundesweit ersten Landtagskommission zu „Integration und Migration“ in Rheinland-Pfalz. Heimfocus: Im September des letzten Jahres haben Sie Gelegenheit gehabt, in einem Artikel in der „Mainpost“ Ihren Standpunkt zur aktuellen Integrationsdebatte und zu diesem Thema im Allgemeinen zu formulieren. Wie lautet denn die Kernbotschaft dieses Artikels? Frau Mansury:: Ohne Thilo Sarrazin zuviel Bedeutung beimessen zu wollen, muss ich sagen, dass der Anstoß zu diesem Artikel dessen Buch war sowie die Reaktionen auf seine Thesen in der Gesellschaft, die ja leider zu einem hohen Prozentsatz positiv gewesen sind. Es ging mir in diesem Artikel darum, von meinem Standpunkt aus zu erklären, dass es hier um populistischrassistische, menschenverachtende und stellenweise unfundierte Thesen geht. Diese darf man nicht kommentarlos stehen lassen. Es geht darum, zu verdeutlichen, dass Migration und Integration schon seit Jahrzehnten in Deutschland ein Thema sind, das stre-
fühlen oder auch von anderen als integriert betrachtet zu werden, wird ganz empfindlich gestört oder gar kaputt gemacht durch solche Bücher, die erscheinen und leider durch die Medien auch soviel Auftrieb bekommen. Das ist sehr gefährlich, und dem wollten wir in dem besagten Artikel in der „Mainpost“ versuchen, gegenzusteuern. Sarrazin ist auf dem Rücken vieler Menschen und eines gewissen Unfriedens nun ein reicher Mann geworden.
H.Mansury (c)Katrin Heyer ckenweise auch gut funktioniert, was hier leider sehr oft negiert wird. Integration wird in der öffentlichen Debatte leider falsch und oft undifferenziert fokussiert. Sarrazin bedient Ängste und Bedenken in den Menschen und gibt diesen eine Projektionsfläche, statt sie seriös zu behandeln. Plötzlich hat jeder etwas dazu zu sagen und es wird leichtfertig aus einer Einzelerfahrung heraus pauschalisiert. Dass es aber so viele unterschiedliche Facetten an MigrantInnen und Lebenswelten gibt, verschiedene religiöse und kulturelle Hintergründe, das sollte das neue Integrationsthema und -konzept sein. Dazu gehört auch, dass man diesen unterschiedlichen Bedürfnissen und Unterschieden gerecht wird. Erst einmal heißt es, für sich zu definieren – und das habe ich in diesem Artikel zu verdeutlichen versucht – was ist denn überhaupt Integration? Wer muss integriert werden und wer bestimmt, wann jemand integriert ist? Es gibt vage Definitionen, aber keine klare Aussage, weil es hier um keine Checkliste geht, deren einzelne Punkte man abhaken kann, sondern auch um ein Gefühl. Und dieses Gefühl in einem Menschen, sich integriert zu
Heimfocus: Was ist aus Ihrer beruflichen Erfahrung heraus Ihr professioneller Standpunkt zur Integration? Glauben Sie, dass Integration für die Gesellschaft von elementarer Bedeutung ist, eine Schlüsselfrage für ihre Zukunft? Frau Mansury: Es ist vollkommen klar, dass Integration ein wichtiges Gegenwarts- und Zukunftsthema ist. Es darf auf keinen Fall ein Alibithema sein, was es jetzt streckenweise leider ist. Man tendiert dazu, Menschen mit Migrationshintergrund in strategisch und öffentlich wirksame Positionen zu berufen, hier und da entsprechende Stellen einzurichten, aber es stellt sich die Frage, ob diese Personen dann auch wirklich eine Stimme und Befugnisse erhalten. Man richtet Ausländer- und Integrationsbeiräte ein, sehr wichtige Gremien, die jedoch auch Stimmrecht und nicht nur Empfehlungsfunktion haben müssen. Es muss viel mehr in diese Richtung gemacht werden, was den Menschen das Gefühl gibt, du wirst nicht nur alibimäßig an einen Tisch gesetzt, damit wir sagen können, wir reden miteinander und nicht übereinander, sondern du musst auch wirklich mit einbezogen werden und sollst dich auch aktiv mit einbringen. Es ist also ein Fördern und Fordern, was ernst genommen werden muss und ich habe die Sorge, das dies in der Politik nicht immer der Fall sein wird. Integration ist definitiv ein Gegenwarts- und ein Zukunftsthema, und es betrifft uns alle.
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02 / 2011 Es ist nicht in Ordnung, Menschen einfach als Ressource abzutun, was Sarrazin auf beleidigende und unwissenschaftliche Art getan hat. Dennoch soll man auch sagen dürfen, dass Deutschland auch einen Nutzen davon hat, dass wir Integration und Migrationsströme überhaupt haben. Es gibt da Herausforderungen, aber auch so viel Potenzial und Bereicherung durch Migration und Integration. Es fängt ganz simpel bei Dönerbuden und italienischen Restaurants an, eine Essensvielfalt, die ihresgleichen sucht. Wir haben aber auch verschiedene Musik- und Kunstströmungen, es werden in der Wirtschaft Denkstrukturen aus anderen Kulturen mit eingebracht, die Strategien erweitern und neue Perspektiven schaffen. Wir haben einen globalisierten Markt mit ebensolchen Bedürfnissen. Aber man muss sich dafür auch öffnen und den Nutzen daraus auch ziehen wollen, für die gesellschaftliche wie auch die wirtschaftliche und politische Entwicklung in unserem Land. Man muss sich vor allem als anerkannte und anerkennende Partner sehen. Bei Migration und Integration denken viele an Defizite. Es gibt hingegen so viele starke Menschen, die aus eigener Kraft die Gesellschaft aktiv mitgestalten wollen, und die müssen eine Stimme bekommen und auch Unterstützung, aber eben nicht von oben nach unten. Wir sind Partner auf Augenhöhe und ich kann dir genauso etwas sagen wie du mir. Wir arbeiten zusammen. Das heißt nicht, dass ich dich hier hoch ziehe und du stehst dafür in meiner Schuld, sondern ich erkenne an, dass du Potenzial hast und du nimmst mein Potenzial auch dazu. Das muss der Ansatz sein und so ist er vielerorts noch nicht. Es ist eine Sache der Würde, des Respekts und der Akzeptanz, und dies kommt nicht so zum Vorschein, weil wir so oft in diesen irreleitenden und eingefahrenen Strukturen einer vermeintlich überlegeneren Gesellschaft denken, uns daran gewöhnt haben und oft schon nicht mehr merken, dass unser Handeln oftmals diskriminierend ist. Es geht vielmehr um ein Geben und Nehmen auf Augenhöhe. Heimfocus: Wie Sie in dem erwähnten Artikel in der „Mainpost“ betonen, ist Kommunikation der wesentliche Schlüssel zur Integration. Es ist auch eines der Hauptanliegen von Heimfocus, den tiefen Graben in der Kommunikation zwischen Einheimischen und Flüchtlingen zu beseitigen und ein neues Verständnis füreinander zu schaffen.
Glauben auch Sie, dass zwischen den Deutschen und den Migranten in der Tat ein Mangel an wirklicher Kommunikation herrscht? Wie kann man diese Lücke in der Kommunikation zwischen beiden Seiten schmälern oder schließen? Frau Mansury: Ich stimme zu, dass die essentielle Voraussetzung für Integration die Kommunikation ist und dazu gehört auch, die Sprache zu können. Das ist aber nicht das einzige Kriterium. Es gibt in der Tat viele Möglichkeiten, die deutsche Sprache zu lernen. Man muss auch erwähnen, dass es viele MigrantInnen gibt, die die Sprache nicht lernen können oder lernen wollen. Allerdings finde ich, dann muss man auch fragen, woran liegt das? Es gibt so vielfältige Gründe, sich einer Sache zu verweigern, die sich uns als Außenstehenden nicht erschließen, viele emotionale Aspekte können hierbei eine Rolle spielen. Dann muss man den Gründen auch nachgehen und es nicht einfach damit abtun, dass jemand die deutsche Sprache nicht lernen will. Auch dies ist ein Teil von echter Kommunikation. Es gibt aber auch MigrantInnen, die der deutschen Sprache sehr wohl mächtig sind (und sie bilden keine Ausnahmen!), weil sie vielleicht bessere Voraussetzungen hatten. Sie sind eine ruhige Mehrheit: Sie fallen nicht auf, sondern sie führen ein ganz normales Leben in Deutschland wie du und ich, zahlen ihre Steuern; sie werden nicht straffällig, machen keine Randale auf der Straße. Darüber redet man aber in der Öffentlichkeit kaum. Es werden zu oft nur die Menschen wahrgenommen, die ein Problem haben oder verursachen. Es findet durchaus viel Kommunikation statt, es gibt so viele Vereine und Gruppen, Nachbarschaftstreffen usw., in denen alle selbstverständlich schon seit Jahren zusammen arbeiten. Es ist gut, dass es viele organisierte Begegnungsmöglichkeiten gibt, aber das ist nicht das Einzige. Die tägliche Begegnung ist wichtig. Übrigens: Wer denkt bei dem libanesischen Müllmann oder der serbischen Putzfrau, dass auch sie erfolgreiche Integrationsgeschichten zu erzählen haben, dass auch sie ihren Weg in die deutsche Gesellschaft gefunden haben und ein eigenes würdiges Leben führen – nicht bloß der iranischstämmige Professor oder die türkische Unternehmerin. Aber so etwas sieht man kaum bei der hiesigen zähen Integrati-
onsdebatte. Man muss bei sich selbst anfangen, um überhaupt offen zu sein für Kommunikation. Das geht nicht von selbst; man muss sich schon anstrengen und als verantwortlicher Teil der Gesellschaft verstehen. Und das gilt für beide Seiten: So wie sich die MigrantInnen hier integrieren sollen, so müssen sich auch die Deutschen die Mühe machen und erkennen, Migration ist ein gesellschaftliches Phänomen. Ob wir das nun toll finden oder nicht, es ist Tatsache seit Jahrzehnten und wird in den nächsten Jahren zunehmen. Also setzen wir uns damit auseinander, aber bitte ernsthaft. Es gibt Gräben in der Kommunikation, die es zuschließen gilt, es gibt auch Gräben der Misskommunikation, wo eine Kommunikation zwar stattfindet, aber man redet wegen der vielen Vorurteile im Kopf aneinander vorbei. Es gilt, zu reflektieren: Ich habe Vorurteile, und das ist in Ordnung, denn sie haben ja auch eine gewisse Schutzfunktion. Doch ich muss dazu bereit sein, meine Vorurteile zu hinterfragen und zu schauen, woher sie kommen. Ich sollte wenigstens versuchen, mir zu überlegen, gibt es da vielleicht einen Aspekt, den ich nicht gesehen habe, um mein Gegenüber eher zu verstehen. Das ist echte Öffnung und Bereitschaft zur Kommunikation ohne rosarote Brille und ohne Sorge zu haben, die eigenen Bedenken nicht äußern zu dürfen. Bedenken und Vorurteile sind menschlich. Ich denke, es ist eine Illusion, wenn man darauf hinarbeiten möchte, dass sich alle Menschen verstehen und einander respektieren.Es gibt Kulturen, Individuen, Interessen, Wünsche, Ängste usw., die aufeinander treffen und so unterschiedlich sind, dass es immer Gründe für Konflikte geben
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26 wird. Den vollkommenen Frieden gibt es nicht. Ich sage immer wieder gerne, die Schwaben und die Baden, die vertragen sich ja auch nicht, und wenn ich mal sage, dass wir in Bayern leben, werde ich zurechtgewiesen, weil wir hier in Franken leben. Er gib immer Identifikationsmuster, die man nicht abbauen kann und auch nicht soll. Sie sind etwas Natürliches.
reguliert werden, man muss sicherstellen, dass alles in geregelten und gesicherten Bahnen abläuft, aber auch und vor allem menschenwürdig. Ein Aufnahmeland wie Deutschland darf nicht aus der Balance kommen, aber alles, was möglich und machbar ist, muss auf eine humane und effektive Art und Weise auch geschehen. Migration ist eine Realität, eine Tatsache, und wir können uns nicht aussuchen, ob wir sie wollen oder nicht, auch wenn es schwierig ist, uns das immer wieder in Erinnerung zu rufen. Weil es uns so gut geht, haben wir eine globale Solidaritätsverpflichtung, anderen Menschen zu helfen und sie zu unterstützen.
welchen Migrantenkreisen – zu differenzieren, anzuerkennen, dass es auch in Gruppierungen Individuen und Unterschiede gibt, und dass ein Über-einen-Kamm-Scheren viele Ungerechtigkeiten nach sich zieht, und schlichtweg eine verzerrte oder gar falsche Darstellung ist. Welche Faktoren zur Unterstützung gibt es? Dies ist grundsätzlich eine schwierige Frage, sonst säßen wir nicht hier. Es geht um Mentalitäten, doch auch hier um Individuen und den Bildungsstatus. Ob du jetzt aus Afghanistan, aus dem Iran, aus einem afrikanischen Staat oder aus Italien kommst: Du stehst unter Umständen den gleichen Integrationsherausforderungen gegenüber. Es kommt darauf an, wie viel und welchen Zugang zu Bildung du hast. Es geht hier auch um Erziehung, darum, ob das Elternhaus bildungsorientiert ist und dich unterstützt, geht hier um Chancen zur Partizipation. Und das sind Herausforderungen, die dann alle Migrantengruppen gleichermaßen betreffen –im Übrigen auch Deutsche. Es gibt viele Deutsche, die hier geboren und aufgewachsen sind, die aber im falschen Viertel leben, Probleme zu Hause haben, die keinen korrekten Satz auf Deutsch geradeaus sprechen können. Die gibt es sehr wohl auch, dieser Umstand taucht jedoch so gut wie gar nicht in der öffentlichen Debatte um Integration auf: Auch Deutsche müssen in ihre Gesellschaft integriert werden. Daher müssen wir uns fragen: Welche Probleme in der Gesellschaft sind migrationsbedingt und welche sind sozial bedingt? Es gibt Migranten und auch Deutsche, die gleichermaßen Teil der Gesellschaft sind und sich einbringen, die arbeiten, Steuern zahlen; es gibt aber auch jene, die sich nicht einbringen, sich nicht integrieren, die dadurch negativ auffallen. Das hat nichts mit einer Migrationsbiographie zu tun. Dies belegen übrigens auch verlässliche wissenschaftliche Statistiken immer wieder – um die Argumente von Menschen zu entkräften, die sich immer wieder auf Zahlen berufen, die angeblich etwas ganz anderes sagen. Ich kann nur betonen: Augen und Ohren auf und nicht alles Vorgesetzte, das vielleicht auch noch zustimmungswirksam verpackt wird, für bare Münze nehmen!
Heimfocus: Die Debatte über Integration bedient und instrumentalisiert oft die Ängste der Menschen vor Überfremdung. Der Migrant im Allgemeinen und der Flüchtling im Besonderen wird nicht wahrgenommen als Mitmensch, der im Grunde die gleichen Wünsche und Hoffnungen auf ein gutes Leben hat wie wir selbst. Heimfocus: Die öffentliche DiskusWarum wollen wir ihm versagen, was sion verengt sich auf sog. Problemfür uns selbst erstrebenswert ist? gruppen und lässt die vielen anderen Migranten außer acht, die dringend Frau Mansury: Ich stimme voll zu, Unterstützung in ihrem Ringen um Inalle Menschen haben im Grunde die tegration bräuchten. Welche Ansätze gleichen Wünsche und Bedürfnisse der Unterstützung gibt es bereits und nach einem gelingenden Leben, und welche müssen noch erfolgen? ich möchte dies ergänzen: Jeder hat auch das Recht darauf, ein erfülltes Frau Mansury: Ich glaube, erst einmal Leben leben zu können, soweit er es ist es wichtig zu sagen, dass hier eine selber zulässt und dafür auch etwas Diskrepanz zwischen der öffentlichen tut; aber die Voraussetzungen sind Diskussion und dem, was zum Beispiel verschieden. die Wissenschaft belegt, herrscht. Ich denke, dass wir hier im so genann- Wer definiert wodurch so genannte ten zivilisierten Westen einfach im Problemgruppen? Im Fokus der ProbTrockenen sitzen. Wir sind Sicherheit lematisierung stehen beispielsweise und ein würdiges Leben gewohnt, wir muslimische Bevölkerungsgruppen. jammern natürlich auch immer wie- Aber mit welcher Rechtfertigung? der, da habe ich einen Gehaltsabzug Gibt es hier wissenschaftliche Grundund dort werden Leistungen gekürzt lagen oder nur Empfindungen? Hier usw. Das ist gelegentlich auch in wird willkürlich eingruppiert und Ordnung, doch zu oft übersehen wir: stigmatisiert. Auch hier muss gesagt Eigentlich leben wir in einem wun- werden, dass es fundamentalistische dervollen Land, das uns den Frieden Muslime gibt; doch gibt es auch funund ein Dach über dem Kopf fast ga- damentalistische Christen. Extremisrantiert. Die meisten von uns, die hier tische Strömungen gibt es überall, die leben, haben keinen schlimmen Kon- nicht ohne weiteres an einer Religion flikt erlebt, keine Kriegserfahrung. fest zu machen sind, sondern an vieVielleicht ist es auch ein bisschen sys- len anderen Faktoren, die eine Glautemimmanent: Wir wollen das alles bensrichtung und somit den Einfluss behalten und nicht, dass uns davon über Menschen instrumentalisieren etwas weggenommen wird. und missbrauchen. Es würde uns aber nicht ansatzweise Beispielsweise sind viele der hier so gut gehen, wenn wir unseren öko- lebenden Muslime nicht religiös ornomischen Wohlstand nicht auch auf ganisiert. Sie leben zudem völlig undem Rücken anderer Staaten, anderer auffällig und integriert in der NachKontinente, aufbauen würden. Auch barschaft. Die kommen aber nicht das ist eine Realität, eine Verpflich- zur Sprache und man schaut immer tung zur Solidarität. Unser Dasein ist nur auf das Religiöse oder auf Eigenkein Wunschkonzert nur mit Rechten, schaften, die unterscheiden. Eine völsondern auch mit Pflichten. Das ist lig ungerechtfertigte und gefährliche Fakt. Auch wenn wir es meist nicht Betrachtungsweise, um MigrantInsehen, können wir uns nicht einfach nen irgendwie einzugruppieren und Heimfocus: Glauben Sie, ausgehend davor verschließen. im schlimmsten Falle zu diffamieren. von Ihrer beruflichen Erfahrung und Migrationsströme müssen natürlich Mir geht es einfach darum – egal, bei auch als Sachverständige im Be-
02 / 2011 reich Integration, dass die einheimische Bevölkerung ausreichend oder überhaupt informiert ist über die Situation von Flüchtlingen, die in Gemeinschaftsunterkünften leben? Ich denke, zwischen diesen Menschen, die im Lager leben und der lokalen Bevölkerung ist ein riesiger Graben. Was ist Ihre Ansicht dazu und was denken Sie über eine wirkliche Integration auch dieser Flüchtlinge? Frau Mansury: Auch wenn ich auf diesem Gebiet keine Expertin bin: Das Problem ist sicherlich, dass das Thema Flüchtlinge nicht immer oder in zu geringen Teilen Thema bei der Integration ist, dass die Diskussion über diese Gruppe zu wenig mit einbezogen wird. In meiner Tätigkeit als Sachverständige des Landtages Rheinland-Pfalz in der Kommission zur Integration und Migration ist das Thema Asyl auf der Agenda, wobei dies in Rheinland- ren, dass es nicht erwünscht ist, ein Pfalz ein ganz anderes Thema ist als solches Thema in den Mittelpunkt zum Beispiel in Bayern. In Rheinland- der Öffentlichkeit zu rücken, weil Pfalz erfolgt die Unterbringung von dann diese Missstände identifiziert Flüchtlingen zumeist in Wohnungen werden, die man eigentlich so nicht und nicht in sie von der Mehrheits- halten kann und darf. bevölkerung abschottenden Ge- Die Bevölkerung muss wach gerüttelt meinschaftsunterkünften. Allein dies werden: Wir haben mündige Bürgezeugt von einer völlig anderen Her- rinnen und Bürger, die sich kundig angehensweise, mit Asylsuchenden und selbst auf den Weg zu einer GU machen und sehen können, wie die umzugehen. Die Frage ist, ob Asylanten laut Lan- Lage wirklich ist. Es gibt ja auch indespolitik überhaupt integriert wer- formierende Medien zum Thema, um den sollen. Wenn man eine solche GU sich ein eigenes Bild zu machen. Aber besucht wie hier in Würzburg, schla- dazu muss man die Leute bewegen, gen einem die Lebensumstände der man muss ihnen sagen: Ihr braucht BewohnerInnen richtig ins Gesicht, keine Angst zu haben, aber ihr müsst dann scheint die Integration schlicht- euch auch die Mühe machen, eure weg nicht erwünscht zu sein, nicht Augen und dann auch euren Mund einmal die sprachliche. Das führt aufzumachen, um diese Umstände zu jedenfalls zwangsläufig zur Desin- ändern, so dass sie menschenrechttegration, bzw. es wird eigentlich lichen, ja, verfassungsrechtlichen überhaupt kein Dialog zugelassen. Standards entsprechen. Standards, Sprache ist ja eines der Hauptele- die uns Deutschen auch zugute kommente, um überhaupt in der Kommu- men; die uns in die Pflicht nehmen, nikation zurecht zu kommen. Auch die uns aber auch Rechte verschaffen. ich, die mit dem Bereich Integration Die müssen einfach für alle, auch für ja beruflich zu tun hat, habe über Flüchtlinge gelten. Ich glaube, bereits das alltägliche Leben in der GU nicht dies würde schon eine Menge verängenügend Bescheid gewusst. Wenn dern, wenn man allein schon das ausman sich einmal genau über die ganz sprechen darf und kann, was Realität praktischen täglichen Lebensum- ist. Das würde die Diskussionen, die stände dort informiert, dann bleibt tagtäglich laufen, mit Sicherheit enteinem schon der Mund offen stehen. scheidend verändern. Dies betrifft Man kann sich als relativ wenig infor- auch die ganze Integrationspolitik an mierteR DurchschnittsbürgerIn nicht sich. vorstellen, wie bevormundend, bar Ich lebe hier zum Beispiel in Würzjeder Bedürfnisorientierung und stre- burg, in einer relativ gut situierten ckenweise unwürdig die Lebensweise Stadt. Dass Menschen, denen ich vielleicht in der Innenstadt, auf der Stradort ist. Ich kann es mir einfach nur so erklä- ße begegne, so leben müssen - sie
27 gehen nach Hause und das ist dann diese abgeschiedene GU? Da fehlt in der Tat die Kommunikation, da fehlt der Kontakt. Ich glaube, wenn die Lebensumstände von GU-BewohnerInnen mehr ins öffentliche Licht gerückt würden, dann gäbe es auch eine Chance, das weit verbreitete Vorurteil gegenüber AsylantInnen, dass sie einfach hier herkommen, bequem auf Kosten von Steuergeldern leben, recht schnell aus dem Weg zu räumen. Die Realität und ihr Anblick können so sehr nicht lügen. Doch dazu müsste dann auch die Politik offen genug sein. Dass eine hochrangige öffentliche Person wie die Bayerische Sozialministerin Dinge äußern kann, wie sie es tut, halte ich in der Konsequenz für verheerend und für die interkulturelle Verständigungs- und Integrationsarbeit in jede Richtung niederschmetternd. Sollte dies die Haltung der bayerischen Staatsregierung sein, ist dies eine Keule gegen den Kopf eines jeden Menschen, der mit „common sense“, mit gesundem Menschenverstand, aber auch mit einem solidarischen Mitgefühl und Respekt gegenüber anderen Menschen agiert. Wir haben ja auch gesehen, dass es hier in der Stadt und auch im Landtag einige PolitikerInnen gibt, die versuchen, ernsthaft und würdig mit dem Thema GU und Asyl umzugehen und die Umstände zu verändern, aber sie müssen gegen viele anderweitige Interessen ankämpfen. Dazu muss man die nötige Schlagkraft und Unterstützung haben. Leider ist Politik auch eine Angelegenheit des Konsens, und es ist schändlich, dass solche Dinge durchaus diskutiert werden, aber nichts Konsequentes geschieht, weil z.B. keine Mehrheiten dafür gefunden werden. Viel zitierte Sätze der Sozialministerin wie „Wer mit den den Leistungen in Deutschland nicht zufrieden ist, kann jederzeit zurück“, sie verursachen eine ungerechtfertigt negative, populistische Stimmung in unserem Land. Das kann meine Linie, die ich politisch und ganz einfach als Mensch in einer friedlichen und zivilisierten Gesellschaft vertrete, absolut nicht sein und wird es nie sein. Heimfocus: Wir danken Frau Homaira Mansury für dieses Gespräch!
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Dog or human? Part 3
First of all, I just want to wish all human beings a fresh start of the New Year to make you feel invigorated for your humanitarian commitment. And of course I don’t forget to say happy New Year to those lovely and well treated German dogs. In my case, the fresh start is obviously hard to celebrate starting from the very beginning. Why? Well, the question is what kind of positive new things is waiting for me; I am still struggling considering myself as human being rather than always listening to barking of dogs on my human rights. Of course it is not easy to go back to normal for thinking and behaving like a human. The medicine for that is not just taking dozens of tablets and it doesn’t make sense to visit a mental treatment centre and talk about what has happened. The answer is the other way round and direct. I think the dog that I am talking about in the first and a second article of “Dog or Human” is well and better off than me on the Eve and beginning of New Year. It has definitely got a New Year present like for instance healthy food or a registration card for moving round to be legal. I hope it has also got some other Christmas and New Year gifts because the owner of the dog has saved his time and energy for treating his dog friendly. Ironically, he doesn’t have the time and willingness to talk like this to humans whom God created by his likeness and image. I do not think the Creator of the world has given them the power in order to rule over and play on others‘ human dignity. What about me as human, I am still here, no change over all, things rather getting worse. The food that I am eating is the same as it has been for the last two years; it is still listed out on the same pieces of paper. The place where I am allowed to move is still restricted; there is still no opportunity of learning the German
language, there are no changes around work permit at all. I was expecting new changes of things as a Christmas and New Year gift at least to regain my human dignity. There is no improvement in sight though, I have already experienced that the harassment of refugees by officials over their human dignity is getting worse. For me I am still walking in darkness. It is not only me but also so many people in different refugee camps walking in deep darkness, without green light down in it. Many of the refugees are suffering from stress related mental illness due to the unsafe conditions. Here of course, there is no physical harassment, rather mental harassment to weaken their hope for a future. For instance one of the harassments of refugees as a gift is the hostile expression in many officials‘ faces. By this, we are disabled and aged in a way making us feel unwanted in the community. We are just moving below the basics with a frustrated voice and feeling. I would like those who are really playing on others come and experience it and then we can freely talk about it. It is true that our treatment as human is below that of an average dog in Germany due to being newcomers in the communities, to language barriers and lack of knowledge of the rules of the society. I hope most people make a wish for Christmas and New Year celebrations. Some people wish health and success for themselves and their family, some wish success in schools and universities, some make a wish to have best partners in life. In addition to that those people who are not selfish wish the world peace and stability and equal rights and respecting human rights. What are the wishes of the poor people on this planet? It might be peace and stability, it might be bread and water, and it might be a wish made for garments to
be clothed. It might be eradicating poverty, hunger and killer diseases. However, what about people like me living a desperate life in a refugee camp? Being a political refugee in this country, I wish the down fall of dictator governments of the entire world. Create peace, liberty and democracy for all people, including the poor. In our present conditions of living as refugees in this country we are being burnt inside, in our hearts and souls, just by the harassment and the hostility of many people. Okay if you consider me a human being, I make a wish: bread and water that has been chosen by myself, not just pushing me to eat what is written down on pieces of paper. I have the wish to stop discrimination! On the other hand, I wish to have a free German language course to communicate with
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Hund oder Mensch? Teil 3
Zuerst möchte ich allen Menschen einen guten Beginn des neuen Jahres wünschen, um mit Schwung ihr humanitäres Engagement fortzusetzen. Und natürlich vergesse ich nicht, all den geliebten und gut behandelten deutschen Hunden ein glückliches neues Jahr zu wünschen. In meinem eigenen Fall wird es schwierig sein, auf einen frohen Jahresanfang zu vertrauen. Warum? Nun, die Frage ist, welche positiven Dinge habe ich schon zu erwarten... Ich habe immer noch zu kämpfen, mich als ein menschliches Wesen zu sehen, statt Hunde zu hören, die meine Menschenwürde anbellen. Natürlich ist es nicht einfach, zur Normalität eines menschlichen Lebens zurückzukehren, sich als Mensch zu verhalten und so zu denken. Um geheilt zu werden, macht es keinen Sinn, Dutzende Tabletten zu schlucken oder sich in Therapiestunden zu erleichtern. Die Antwort ist genau anders herum und sehr direkt. Ich glaube, der Hund, über den ich im ersten und zweiten Teil von “Hund oder Mensch” berichtet habe, hat einen besseNach dem Nebel wird der Himmel blau! ren Jahresabschluss und einen schöneren the local people. Start ins neue Jahr erlebt als ich. Er hat siPlease consider us as humans to have cherlich Geschenke bekommen wie zum the fruit of this world at least equal to Beispiel gesundes, hochwertiges Futter your dog. oder eine Chipkarte, mit der er sich überall We are hoping this year for the respect frei bewegen kann. Ich hoffe, dass er auch of our rights and for an immediate ans- zu Weihnachten mit Geschenken bedacht wer to our humanitarian questions as worden ist, denn sein Besitzer hat ja seine first priority in different refugee camps. Zeit und Energie für ihn geschont. BedauMigration has always been a constant erlicherweise hatte er weder Zeit noch phenomenon in the history of man- Lust oder Bereitschaft, sich in selbiger Art kind for different reasons and refugees und Weise den Menschen zuzuwenden, have always been a tragic part of it. die Gott als Sein Ebenbild geschaffen hat. Don‘t forget that political persecution Ich glaube nicht, dass der Schöpfer der has also always been a major cause for Welt Menschen Macht gegeben hat, um leaving the given country, even today. andere zu beherrschen und mit ihrer MenAnd remember this when reading and schenwürde zu spielen. hearing about refugees in your neigh- Für mich als Mensch ist nichts Neues bourhood. They badly need your help in Sicht, die Dinge werden eher immer and solidarity. schlimmer. Die Lebensmittel, die ich beAbasi Kibwana komme, sind seit zwei Jahren die Gleichen,
immer noch aufgelistet auf dem gleichen Stück Papier. Mein Bewegungsraum ist immer noch eingeschränkt, die Möglichkeit, deutsch zu lernen, immer noch verwehrt. Und in Sachen Arbeitserlaubnis bewegt sich auch nichts. Ich erwartete als Geschenk zum neuen Jahr wenigstens soviel Wandel, um meine Menschenwürde zurück zu erlangen. Da ist leider keine Hoffnung in Sicht, ich empfinde die Schikanen von Behördenmitarbeitern eher als schlimmer. Ich wandle immer noch in Finsternis. Das gilt nicht nur für mich, sondern für so viele Menschen in verschiedenen Lagern; sie alle befinden sich noch in tiefer Finsternis, ohne einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Viele Flüchtlinge leiden unter psychischen Störungen und Krankheiten als Folge ihrer Lebensunsicherheit. Es gibt hier sicherlich keine körperliche Willkür, aber psychische, die Hoffnung und Zuversicht zunichte macht. Ein solches “Geschenk” in Amtsstuben ist die häufige Ablehnung und Feindseligkeit, die einem in den Gesichtern der Mitarbeiter entgegen schlägt. Auf diese Weise fühlen wir uns unserer Vitalität beraubt und gealtert, indem wir spüren, wir sind in der Gemeinschaft unerwünscht. Mit ausgelaugter Stimme und Lebenskraft bewegen wir uns unter den Grundbedürfnissen des Menschen. Ich wünschte, all jene, die Menschen so behandeln, würden dies am eigenen Leibe spüren, dann könnten wir gerne darüber reden. Es ist wohl so, dass die Art und Weise, wie mit uns hier umgegangen wird, oftmals unter der eines deutschen Durchschnittshundes ist, für uns als Neuankömmlinge in einer Gemeinschaft ohne Sprachkenntnis und Wissen über die Struktur und die Regeln dieser Gesellschaft. Ich hoffe, dass die meisten Menschen für sich Weihnachts- und Neujahrswünsche formuliert haben. Manche wünschen Gesundheit und Erfolg für sich und ihre
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Familien, andere gutes Gelingen in der Schule oder auf der Universität, wieder andere, den passenden Lebenspartner zu finden. Diejenigen, die nicht nur an sich selbst denken, wünschen noch Frieden für die Welt, verlässliche Zukunftsaussichten, gleiches Recht für alle oder Umsetzung von Menschenrechten. Was sind die Wünsche der Armen auf diesem Planeten? Dies könnten Frieden sein und bessere Zukunftsaussichten, einfach nur Brot und Wasser, Kleidung, um endlich angezogen zu sein. Es könnte die Beseitigung der Armut sein, des Hungers und der tödlichen Krankheiten. Was bleibt aber für diejenigen Menschen wie mich, die ein verzweifeltes Leben in einem Flüchtlingslager fristen? Als politischer Flüchtling wünsche ich mir den Sturz aller diktatorischen Regimes auf der ganzen Welt! Schafft Frieden, Freiheit und Demokratie
für alle Menschen, auch für die Armen. In unserer derzeitigen Lebenslage als Flüchtlinge in diesem Land werden wir innerlich verbrannt, an Herz und Seele, durch Entmündigung, Demütigung und Ablehnung. Also gut, falls Sie mich als menschliches Wesen betrachten, werde ich meinen Wunsch äußern: Brot und Wasser, das ich selbst wählen darf und das mir nicht auf einem Stück Papier vorgeschrieben wird. Ich wünsche mir, die Diskriminierung möge ein Ende haben! Und zudem wünsche ich mir einen Deutschkurs, um mit den Menschen hier in Kontakt zu kommen. Bitte betrachten Sie uns endlich als Menschen und lassen Sie uns wenigstens so viel an den Früchten dieser Gesellschaft teilhaben wie Ihren Hund. So sehnen wir uns in diesem Jahr nach Respekt und einer bereitwilligen Beantwortung unserer humanitären Fragen in den
vielen Flüchtlingslagern. Wanderbewegungen aus unterschiedlichen Gründen gehörten schon immer zur Geschichte der Menschheit und Flüchtlingsströme waren schon immer ein tragischer Teil davon. Vergessen Sie nicht, dass dabei politische Verfolgung auch schon immer ein gewichtiger Grund war, seine Heimat zu verlassen, so auch heutzutage. Und erinnern Sie sich daran, wenn Sie etwas über Flüchtlinge in Ihrer Nachbarschaft lesen oder hören. Diese brauchen dringend Ihre Hilfe und Solidarität. Übersetzung: elos
Stimme der Erschöpfung
Fortsetzung von S.23
wie lange wir noch gezwungen werden, ein Leben wie dieses hier zu fristen? Ich kann nur sagen, die letzten zweieinhalb Jahre Lagerleben waren vergeudete, sinnlose Lebenszeit, die nie mehr wiederkommt, ein bedeutungsloses Dasein mit nichts als Stress und Angst. Das Schlimmste ist die Ungewissheit, das Gefühl, du hast überhaupt keine Ahnung, was sie mit dir machen, was in Zukunft mit dir passieren wird. Niemand außer Gott und dem Bundesamt weiß, wie unser künftiges Leben mal aussehen wird. Dabei haben wir in Afghanistan so viel Schreckliches erlebt. In Kriegsgefechten mit der US-Armee habe ich meinen Bruder und meinen Vater verloren, habe jeden Tag Kinder in den Straßen meiner Heimatstadt erlebt, die schwer verletzt oder getötet worden sind. Wie sollen wir in diese Heimat zurückkehren können? Aber hier im Lager zu leben, das ist auch schwer zu ertragen. Warum tun die hier
Menschen so etwas an? Was kommt am Ende dabei heraus? Ist dieses Spiel mit menschlichen Existenzen ein Verdienst, um für irgendeine Auszeichnung nominiert zu werden? Warum?!“ Ich denke darüber nach. Persönlichkeiten aus der ganzen Welt bekommen den Nobelpreis als Auszeichnung für besondere Verdienste zum Wohle der Menschheit. Manche bekommen den Nobelpreis für ihre Leistungen in Wirtschaftswissenschaften, andere in Chemie, Physik, für ihren Einsatz für den Weltfrieden und so weiter. Ich komme hier nicht auf den Nobelpreis zu sprechen wegen des Preisgeldes oder einer Urkunde, eines Ordens. Ich denke eher darüber nach, ob da nicht irgendwo ein Nobelpreis-Kommittee existiert, um Personen oder Länder dafür zu ehren, dass sie lange Jahre hunderttausende Flüchtlinge in Flüchtlingslagern verwahren ohne Hoffnung und Zukunft. Es muss doch jedem klar sein, dass niemand jemals freiwillig in einem Flüchtlingslager lebt, wenn er noch eine andere Wahl hat, wenn er nicht durch seine bedrohliche Situation dazu gezwungen wird.
Dieser besondere Nobelpreis wäre für Flüchtlinge die einzige Chance, in der Öffentlichkeit gesehen und gehört zu werden, um Bürgern bewusst zu machen, dass in ihrem Land viele Mitmenschen derart leiden müssen. Übersetzung: elos
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“Io sono italiano!“ Lesung des afro-italienischen Autors Pap Khouma in der Buchhandlung Neuer Weg am 15.11.2010 Migration und Integration ist nicht nur in der Politik ein derzeit vieldiskutiertes Thema. Auch in der Literatur wird dieses Sujet verstärkt verarbeitet und trifft auf breites Echo. Es ist kein Zufall, dass die aktuelle Gewinnerin des Deutschen Buchpreises die Schweizerin Melinda Nadj Bonji ist, die ursprünglich aus dem ungarischsprachigen Teil Serbiens stammt und ihr Leben zwischen den beiden Kulturen beschreibt. In Frankreich hat aufgrund der Kolonialgeschichte die Migrationsliteratur mit dem Schwerpunkt Afrika schon eine lange Tradition. Auch in Italien entsteht seit etwa zwanzig Jahren eine Schreibkultur über dieses Thema. Im Rahmen einer Vortragsreihe des Afrikazentrums der Würzburger Universität hat Frau Professor Dr. Martha Kleinhans im vergangenen November einen afro-italienischen Bestseller-Autor zu einer Lesung in die Buchhandlung Neuer Weg eingeladen. Pap Khouma wurde im Senegal geboren, lebt aber seit 26 Jahren in Italien, wo er inzwischen seit langer Zeit eingebürgert ist. Als Wirtschaftsflüchtling war er nach Europa gekommen und schlug sich in den ersten Jahren als fliegender Händler von diversen Artikeln, wie zum Beispiel kleinen Holzelefanten, an italienischen Stränden durch. Von dieser Erfahrung erzählt er in seinem Buch "Io, venditore di elefanti" ("Ich, der Elefantenverkäufer"), das er, noch nicht in ausreichendem Maße der italienischen Sprache mächtig, mit Hilfe des Journalisten Oreste Pivette verfasste und 1990 veröffentlichte. Er berichtet von seiner Ankunft in Italien, der prekären Situation eines illegalen Einwanderers, der ständigen Angst vor der Polizei und vor dem Entdecktwerden, von wiederholten Erniedrigungen und stets verschlossenen Türen, vom gescheiterten Versuch, über
Pap Khouma
Frankreich in Deutschland einzureisen und der erneuten Rückkehr nach Italien, wo er schließlich bleibt. Es ist die Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, bevor unzählige Rumänen und Albaner in dem Land ihr Glück suchen. Khoumas Autobiographie wurde in Italien ein großer Erfolg und wird dort seit mehreren Jahren als Schullektüre gelesen. Zu Beginn der Lesung hob Pap Khouma den Stellenwert des Verkaufens für die Senegalesen hervor. Für sie sei der Handel nicht nur ein einfacher Broterwerb, sondern eine bestimmte Lebensart und -einstellung. Zehn Tage zuvor habe er bei einer Lesungsreise durch Argentinien in verschiedenen Städten auch fliegende Händler aus Senegal getroffen. In Mali und Senegal sei diese Kultur des Verkaufens eine besondere und würdevolle Tradition. Dort seien die reichsten Leute vielleicht nicht in der Lage, ihren eigenen Namen zu schreiben, aber ein riesiges Vermögen zu verwalten und
ihren Kindern ein Studium in den USA zu finanzieren, welche nach dem Tod der Eltern innerhalb von zehn Jahren das gesamte Erbe verprassen. Khouma selbst habe vor seiner Zeit in Europa bereits in der Elfenbeinküste als Verkäufer gearbeitet. Auf die Frage, ob es ein Afrikaner es nicht leid sei, in Europa immer wieder für einen fliegenden Händler gehalten zu werden, auch wenn er dieser Tätigkeit nie nachgegangen sei, wies er darauf hin, dass er in den 80er Jahren stets als “Marokkaner“ bezeichnet worden war. Auch die Ägypter, die teilweise schon lange zuvor in Italien gewesen seien, haben dieses Label bekommen, und für viele Italiener seinen alle Ostasiaten “Chinesen“. Es sei eine Faulheit des Menschen, andere so zu kategorisieren. Derartige Verallgemeinerungen seien auch eine Unart unter Journalisten, welche die europäischen Migranten in Italien mit dem Etikett “Albaner“ versehen. So gelte ein Farbiger, egal welcher Herkunft, zunächst einmal
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02 / 2011 als senegalesischer Kleinhändler. Auch er selbst werde heute häufig noch, wenn er einen Freund in dessen Wohnung besuche, vom Hausmeister mit den Worten, “Wir kaufen nichts!“ empfangen. Während der Lesung wurde auch Khoumas Roman "Nonno Dio e gli spiriti danzanti" ("Großvater Gott und die tanzenden Geister"), vorgestellt. Er handelt von einem Milanesen senegalesischer Herkunft, der nach Dakar zurückkehrt, um eine in Europa unheilbare bzw. erst gar nicht als solche anerkannte Krankheit mit Hilfe von Geisterbeschwörung behandeln zu lassen. Diese alten Rituale haben in Westafrika die Ankunft der christlichen und muslimischen Religion überlebt. Im Roman beschreibt Khouma nun die verschiedenen Wahrnehmungen von einem solchen Ritual, bei dem ausgerechnet eine Italienerin, die nicht daran glaubt, in Trance fällt. In Italien wird dieser Roman vordergründig als klassischer Rückkehrroman gelesen, laut Khouma ist er aber vor allem eine Hommage an die afrikanische Frau. Seine jüngste Veröffentlichung Noi italiani neri (‚Wir schwarzen Italiener‘) ist kein Roman, sondern wird von Khouma als “Pamphlet“ bezeichnet. In diesem mischt er Fiktion mit autobiographischen Elementen. Es beginnt mit dem Zitat eines Urteils vom Berufungsgericht in Udine im Jahre 2005, das besagte, dass “die Bezeichnung schmutziger Neger, ausgesprochen von einem Mann im Alter von fünfundzwanzig Jahren während er mit seinen Komplizen zwei schwarze Frauen zusammenschlägt und ihnen dabei schwere Verletzungen zufügt, an sich noch keine diskriminierende und rassistische Absicht desjenigen darstellt, der sie ausspricht, weil es sich auch um einen weniger schlimmen Ausdruck allgemeiner Antipathie, Gleichgültigkeit oder Ablehnung gegenüber einer Person handeln könnte, die einer anderen Rasse zugehörig ist.“ Allgemein geht dieses Buch der Frage nach, was es eigentlich heißt, Ausländer bzw. Italiener zu sein. In einer Rahmenfiktion sind verschiedene Fallstudien eingebettet. So wird von einem Schwarzen erzählt, der zufälligerweise an einer stehenden Straßenbahn vorbeiläuft, aus der Kontrolleure springen und seine Fahrkarte sehen wollen. Da er gar nicht die Absicht hatte, mit der Straßenbahn zu fahren, verfügt er natürlich nicht über ein gültiges Ticket, worauf die Kontrol-
leure ihn der Schwarzfahrerei bezichtigen. Wie im Vorfeld der Lesung im Interview durch Addis Mulugeta vom Heimfocus Magazin deutlich wurde, ist diese Episode autobiographisch. Khouma erzählte auch, wie er bei einer Behörde seinen italienischen Personalausweis präsentierte und daraufhin die Vorlage eines gültigen Aufenthaltstitels verlangt wurde. Er meinte, dass Dummheit etwas Universales sei, das es natürlich auch in Afrika gebe. Aber ein Gemeindeamt, das einen italienischen Staatsbürger nach seinem Visum fragt, sei wie ein Taxifahrer, der nicht weiß, ob er bei rot oder grün fahren darf. Ein weiteres Problem, mit dem er häufig konfrontiert werde, sei, dass er immer wieder des Autodiebstahls verdächtigt werde, wenn er seinen PKW aufschließen wolle. Da er lange Beine hätte, kaufe er immer größere Wagen gebrauchte - was für viele Leute eine unvorstellbare Sache sei. Er werde öfters angesprochen: “Gehört das überhaupt dir?“, worauf er antworte: “Nein, ich stehle es gerade.“ Weitere Themen des Buches sind schwarze Fußballer in italienischen Mannschaften und afrikanische Einwanderer der zweiten Generation, vor allem Mischlinge. Schwarze Italiener seien kein neues Phänomen: Nach der Kolonialzeit haben Italiener ca. 10.000 Kinder in Ostafrika zurückgelassen, weil die Faschisten Mischehen verboten hatten. Khouma beklagte während der Lesung, dass die politische Rechte so täte, als ob es keine schwarzen Italiener gebe. Deshalb wolle er gerade auch den Kindern eine Stimme geben. Er selbst wurde in Italien Vater eines Sohnes, der dort aufwächst. Ein anderer Aspekt, den Khouma in seinem “Pamphlet“ aufgreift, ist die Rolle der Schwarzafrikaner aus den damaligen französischen Kolonien Senegal, Mali, Togo etc., die während des Zweiten Weltkrieges auf der Seite der Franzosen gegen Hitlerdeutschland kämpften. Khoumas Vater war als Soldat in Paris, durfte aber wie alle anderen Schwarzen nach der Befreiung nicht an der Parade teilnehmen, weil die Amerikaner keine Farbigen auf den Photos wünschten. Später erhielt er jahrelang keine Soldatenpension, und auch heute noch erhalten Afrikaner - wenn sie etwas erhalten- ein Zehntel des Zuwendungen der französischen Veteranen.
Überhaupt werde in Europa gerne der afrikanische Anteil der Geschichte gerne vergessen. So gelte zwar Ägypten als Wiege der Kultur, aber in diesem Kontext werde Ägypten nicht zu Afrika gezählt, dabei habe es auch schwarze Pharaonen gegeben. Khouma spannt den Bogen weiter über Hannibal, mehrerein Italien besonders verehrte heilige Schutzpatrone bis in die heutige Zeit und zeigt so den Anteil vieler Schwarzafrikaner an der modernen Gesellschaft. Gegen Ende der Lesung bejaht er die Frage, ob er im Rückblick wieder alles im Leben gleich machen würde. Er würde auf jeden Fall wieder in Italien bleiben wollen, aber die drei Jahre Leben in der Illegalität würde er gerne rückgängig machen. Bis heute seien ihm offene Wunden geblieben. Zum Beispiel habe er immer noch, obwohl sein Vater Soldat und sein Bruder Polizist war, Angst vor uniformierten Ordnungskräften, bei deren Anblick sich ihm reflexartig der Gedanke aufdränge: “Sie werden mich verhaften!“ Bisher wurde leider noch keines von Pap Khoumas Büchern ins Deutsche übersetzt, aber sein erstes wurde in englischer Sprache unter dem Titel" I was an Elephant-Salesman" veröffentlicht, und ist auch im deutschen Handel erhältlich. Aber auch in der Fremdsprache lohnt sich die Mühe, denn abgesehen davon, dass sein Text - seinen damaligen Italienischkenntnissen entsprechend - in einem einfachen Stil geschrieben ist, besticht er durch seine subtile Weise, den Leser in die Haut eines schutzlosen Fremden schlüpfen zu lassen. Er macht deutlich, wie rückwärtsgewandt die gegenwärtige Integrationsdebatte ist, denn Einwanderer aus weit entfernten Kulturen kommen nicht erst jetzt in der europäischen Gesellschaft an, sondern sind bereits seit langem ein Teil von ihr und daher nicht mehr wegzudenken, wie es der Schlusssatz von." Io,venitore di elefanti" ausdrückt: “Viele bleiben und lernen italienische Mädchen kennen. Sie verlieben sich. Es gibt Hochzeiten, und dann auch Trennungen und Scheidungen. Und dann weitere Hochzeiten. Es kommen Kinder auf die Welt.“ Monika Wolf
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Asyl ist Menschenrecht! Politisch Verfolgte genießen Asylrecht. So lautet Art. 16 a Abs.1 Grundgesetz (GG). Kurz, knapp, eine klare Aussage. Aber diese scheinbar eindeutige Formulierung wirft auch Fragen auf. Wer kann aus Art. 16 a GG einen Anspruch ableiten? Wer gilt als „verfolgt“ und wann ist eine Verfolgung „politisch“? Was versteht man unter Asyl und was bedeutet es, dass das Asylrecht in der Verfassung normiert ist? Fest steht, dass die deutsche Verfassung das Asylrecht in den Grundrechtskatalog aufgenommen hat. Das ist der rechtliche Status quo. Das bedeutet zunächst, dass der deutsche Staat eine objektive Schutzpflicht hat. Die öffentliche Hand muss folglich dem Flüchtling aktiv Schutz gewähren und seine Sicherheit gewährleisten. Aber neben dieser objektiven Seite begründet Art. 16 a GG für den Asylsuchenden eben auch einen Anspruch auf den er sich notfalls gerichtlich berufen kann. Diese Komponente des Asylrechts ist nicht unumstritten. Kritiker mahnen an, dass das Asylrecht lediglich als objektive Garantie, als sog. Staatszielbestimmung ausgestaltet sein sollte.Das Asylrecht als einklagbaren Anspruch des einzelnen halten sie im Lichte des Vorbehalts der Finanzierbarkeit für verfehlt. Die Unterbringung der Flüchtlinge, die medizinische Versorgung die Gerichtsverfahren und natürlich die Grundversorgung der Menschen mit Lebensmitteln müssen für jeden einzelnen sichergestellt werden können. Denn die Gewährung zumindest des Existenzminimums ist eine humanitäre Pflicht, die aus der Menschenwürde folgt. Es ist die alte Frage, ob weniger nicht mehr gewesen wäre. Oder anders: Versprich nur das, was du auch halten kannst. Diesem Ansatz ist der deutsche Gesetzgeber bei der Neuschaffung von Art. 16a GG jedoch bewusst entgegengetreten und hat Art. 16 a GG als einklagbaren Anspruch formuliert. Die Signalwirkung der Entscheidung
ist damit eindeutig. Das Grundgesetz versteht sich als moderne Verfassung, die als solche das Asylrecht als essentielles Menschenrecht versteht und es dem einzelnen zugesteht. Vor diesem Hintergrund kritisieren andere , dass das deutsche Asylrecht durch die eingeführten Einschränkungen mehr den Eindruck vermittelt, als solle Deutschland vor Flüchtlingen und weniger die Flüchtlinge vor Verfolgung geschützt werden. Das Menschenrecht werde praktisch ausgehöhlt. Die verschiedenen Positionen sind Grund genug die verfassungsrechtliche Ausgangslage des Asylrechts in Deutschland näher zu begutachten. Der Begriff des Asyls leitet sich vom griechischen Wort Asylon ab und bedeutet sinngemäß Heiligtum, wo man sicher vor Ergreifung ist. Der Asyl gewährende Staat stellt also für den Flüchtenden einen Zufluchtsort dar, an welchem er vor Verfolgung und Auslieferung geschützt ist. Der Ursprung des modernen Asylrechts liegt in der politischen Umbruchzeit des 18. Jahrhunderts. Es war damals - und ist es im Grunde heute noch - ein Recht für politische Freiheitskämpfer und konfessionelle Flüchtlinge. Die wahre Bedeutung des Asylrechts entpuppte sich allerdings erst im 20. Jahrhundert. Die Erfahrungen der beiden Weltkriege, während derer Millionen von Menschen ihre Heimat verlassen mussten, ließen dann in Europa die Überzeugung reifen, dass die rechtliche Verankerung des Asylrechts eine Notwendigkeit sei. Insbesondere in Deutschland war man zu der Erkenntnis gekommen, dass die Erlebnisse mit Massenvertreibungen und Flüchtlingsströmen sich nicht wiederholen dürften. Menschen müsse vielmehr Schutz vor Verfolgung oder Auslieferung gewährt werden, die wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugungen verfolgt würden. In eine moderne Verfassung müsse daher das Asylrecht in den Katalog der Grund- und Menschenrechte aufgenommen werden. Das Asylrecht wird hin und wieder so-
gar als Heiligtum der Menschenrechte bezeichnet. Seine Existenz ist immer eng mit der Menschenwürde verknüpft. Denn wenn im Verfolgerstaat dem politisch Verfolgten Erniedrigung und Folter drohen, schützt Art. 16a GG auch die Menschenwürde des Flüchtlings. Was aber versteht das Grundgesetz unter politischer Verfolgung? Die Definition ist vergleichsweise eng. Als politisch verfolgt gilt nur derjenige, der in seinem Heimatstaat aufgrund von politischer Betätigung in eine ausweglose Lage gerät. Der Asylsuchende muss also gerade aufgrund der politischen Aktivität in Lebensgefahr geraten. Asylerheblich i.S. von Art. 16a GG hingegen sind Strafverfolgung, Folter oder drohende unmenschliche Strafen dann nicht, wenn der Zusammenhang zur politischen Betätigung fehlt. Ein Asylgrund liegt dann nicht vor. Der politisch Verfolgte wird vom Grundgesetz folglich privilegiert. Die Intensität der Verfolgung muss erheblich sein und vom Staat oder einer staatsähnlichen Organisation erfolgen. Auch anerkannt ist die Situation, dass die Verfolgung von staatlicher Seite systematisch geduldet wird. Die Verfolgung von Menschen durch Bürgerkriegsgruppen oder terroristische Vereinigungen hingegen führt nicht zu einem Asylrecht nach Art. 16 a GG in Deutschland. Dies wird als unzureichend kritisiert, weil es im Zusammenhang mit dem Zerfall von Staaten oft zur Verfolgung von Menschen und Bevölkerungsgruppen kommt. Die Unterscheidung, ob es sich bei der den Flüchtling verfolgenden Organisation um eine „staatsähnliche“ Organisation oder eine Bürgerkriegspartei handelt, erscheint zumindest fragwürdig, zumal die Grenzen oft fließend sein dürften. Wer aber darf sich auf sein Asylrecht aus Art. 16 a GG berufen? Dies sind all die Menschen, welche individuell betroffen sind, d. h. die in ihrem Heimatland tatsächlich verfolgt werden. Träger des Grundrechts sind somit Ausländer. Das Asylrecht wird deshalb
02 / 2011 auch als Fremdenrecht bezeichnet. Deutsche werden durch Art. 16 a GG nur vor Auslieferung ins Ausland geschützt. Die Gewährung des Asylrechts wird jedoch durch verschiedene Faktoren eingeschränkt. Zunächst gelten Terroristen nicht als politisch Verfolgte. Menschen, die andere wegen bestimmter Ansichten, Lebensweisen oder aufgrund der Herkunft gewaltsam in ihrem Heimatstaat verfolgen, genießen in Deutschland zu Recht kein politisches Asyl. Abgesehen davon gibt es noch andere und eher umstrittene Einschränkungen. So gilt z.B. die Regelvermutung, dass eine politische Verfolgung nicht besteht. Diese Vermutung muss dann im Folgenden vom Flüchtling bzw. dessen Rechtsanwalt widerlegt werden. Asyl wir nach deutschem Recht auch dann nicht gewährt, wenn im Verfolgerstaat eine innerstaatliche Fluchtalternative besteht. Kann sich der Verfolgte also innerhalb des Verfolgerstaates in Sicherheit bringen, hat er in Deutschland keinen Anspruch auf Asyl. Entscheidend begrenzt die sog. Drittstaatenregelung das Asylrecht. Reist
35 ein Flüchtling über ein sog. sicheres deutschen Verfassung ein MenschenDrittland ein, besteht in Deutschland recht für Ausländer besteht, die im kein Anspruch, da die Bundesrepublik Heimatstaat politisch verfolgt werden. in diesem Fall nicht zuständig ist. Als Und da das Asylrecht ein unentbehrlisichere Drittstaaten gelten die Staa- cher Bestandteil einer modernen Verten der EU sowie solche, für die das fassung ist, wäre es sicher wünschensgesetzlich festgelegt ist ( z.B. Nor- wert, wenn dieser Anspruch auch wegen, Schweiz). Letztlich gelangen gewährt würde. In der Verfassung als Folge der geographischen Lage verankerte Menschenrechte stellen Deutschlands daher verhältnismäßig nicht nur eine unwiderlegbare Grundwenig Flüchtlinge hierher, die einen position der deutschen Gesellschaft Anspruch aus Art. 16 a GG geltend ma- dar, sondern sie haben auch eine Auschen können. Somit kann zu Recht der strahlungswirkung auf das gesamte Eindruck entstehen, dass Deutsch- Rechtssystem. Es wäre wünschensland durch die Regelung primär das wert, wenn dies in der asylpolitischen Ziel verfolge, den Staat vor Flüchtlin- Anwendung spürbar bliebe. gen zu schützen und weniger auf den Frederike Enders Schutz der Menschen bedacht ist. Steht dem Flüchtling jedoch Asylrecht nach Art. 16 a GG zu, dann stellen die Ablehnung des Asylantrages oder die Abschiebung staatliche Eingriffe in dieses Grundrecht dar und sind daher unzulässig. Der Anspruch kann dann gerichtlich eingeklagt werden. Letztlich führen diese Einschränkungen zu einem erheblichen Aushöhlung des Menschenrechts, welches folglich an Substanz verliert. Es bleibt festzuhalten, dass in der