.No.12.• 02./ 2013.
STIMME FÜR MENSCHEN
Menschen brauchen Frieden! Mit Menschlichkeit und Gerechtigkeit – wie denn sonst?!
Die Würde des Menschen ist unantastbar Teil 10
Innen hui, außen pfui?
„Wer Mut zeigt, macht Mut!“
Friedensnobelpreis 2012 an die EU – Wie kommt diese Auszeichnung bei den Menschen an? Weiter auf S.6
„Am Anfang sind es oft nur wenige, die vorausgehen …“ Weiter auf S.4
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Inhalt-Inside Pages Editorial ........................................................................................................................................... 3 DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR Brief an Frau Merkel........................................... 4 Innen hui, außen pfui? Friedensnobelpreis 2012 an die EU?..................................................................... 6 Herbergssuche reloaded Hirtenbrief zur Asylantenfrage 1986................................................................ 8 Neujahrsempfang in Würzburg Addis Mulugeta: Würzburg ist meine Stadt!........................................... 10 König von Deutschland Was würde ich verändern, wenn ich König wäre?.................................................. 14 Mensch: Ich heiße Rashid ................................................................................................................16 Exzellenz! Brief einer Studentin an Ali Khamenei .................................................................................... 18 Iran geht uns alle an! Maneis Arbab: Karikaturen gegen Diktatur............................................................ 20 Projekte: MiMi-Projekt Gesundheitskurse von Migranten für Migranten . ..................................................... 22 Mit jedem Bissen Internationales Frühstück im Vinzentinum................................................................... 24 List-Schüler beschenken Kinder in der GU Eine tolle Aktion von KRASS ............................................. 25 Ende: gut! Kirchenasyl in Würzburg beendet ......................................................................................... 26 Till GU-Spiegel, Teil 2 Satire rund um Flucht und Asyl . .......................................................................... 27 Interview: Vier Wochen Asyl Ein Selbstversuch mit Rückkehrrecht........................................................ 28 Abschiebung im Schlafanzug Hilferuf aus Baden-Württemberg ............................................................ 33 Schlaglichter 2012 Trauriges und Ermutigendes rund um Flucht und Asyl .................................................. 35 Ende: hoffentlich gut! Berliner Flüchtlingsprotest im Winterasyl ............................................................. 36 Impressum . ................................................................................................................................... 38
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12./.2013
Editorial
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Zuerst sind wir alle Mensch! Doch. die. Tragödie. geht. weiter,. überall:.Hunderte.afghanischer.Flüchtlinge. sind. aktuell. von. der. Abschiebung. in. ein. zerrissenes,. gefährliches. Land. bedroht..Mitten.in.der.Nacht.oder.am. frühen.Morgen.geschieht.es.dann:.Die. Polizei. klopft. an. die. Tür,. ohne. Vorwarnung,. den. Bescheid. in. der. Hand.. „Wenn. ich. auf. der. Straße. die. Polizei. Wie.sollen.denn.die.Menschen.in.den. sehe,. selbst. bei. Tag,. geht. es. mir. Lagern. gut. schlafen. können?. Nachts. nicht. gut;. ich. habe. Angst“,. sagte. liegen.sie.wach.und.dösen.dann.tagsüber;. ein. Flüchtling. zu. mir.. Die. meisten. auch. deswegen. hat. ihr. Tag. keine. Flüchtlinge. fürchten. sich. vor. der. PoStruktur,. keinen. Sinn.. Und. wenn. sie. lizei.. Abschiebungen. sind. eine. alldann. kommen,. die. Polizisten,. dann. gegenwärtige. Bedrohung. in. den. bleibt.kaum.Zeit,.das.Nötigste.zusamFlüchtlingslagern.. Sie. sorgen. dort. für.. men. zu. packen,. keine. Gelegenheit,. Anspannung. und. Furcht. . und. liegen. den. Anwalt,. Freunde. oder. Unterwie.ein.bleierner.Schleier.auf.dem.Lastützer. zu. kontaktieren.. Diese. Tragögerleben.. Die. Dublin-II-Verordnung. dien. gelangen. nur. vereinzelt. an. die. ist. für. viele. Flüchtlinge. der. Dämon,. Öffentlichkeit,. so. wie. im. Falle. eines. der. Familien,. Freundschaften. und. tschetschenischen.Familienvaters,.der. Beziehungen. auseinander. reißt.. So. beim. Abschiebevorgang. in. Würzburg. berichteten. wir. im. letzten. Heft. von. aus. Verzweiflung. vor. den. Augen. seiFamilie. Ghubar. mit. minderjährigen. ner. kleinen. Kinder. versucht. hat,. sich. Kindern,. die. auf. drei. EU-Staaten. verdie. Pulsadern. aufzuschneiden.. Oder. teilt.ist.–.und.nicht.weiß,.ob.sie.jemals. die. Mutter. in. unserem. aktuellen. Arwieder. zusammenkommt.. Dublin-II. tikel,.die.sich.aus.dem.Fenster.stürzen. ermächtigt. die. EU-Staaten,. die. Asylwollte. und. schließlich. im. Nachthemd. suchenden.kreuz.und.quer.durch.Euroabgeschoben. wurde.. Es. wird. so. pa.zu.verschieben,.auch.in.gefürchtete. weitergehen,.wenn.das.System.bleibt. Länder. wie. Griechenland,. Italien,. Ungarn.–.oder.Malta..Dorthin.sollte.auch. In. diese. Richtung. gehen. auch. die. Beder. äthiopische. Asylbewerber. Ebrastrebungen. auf. EU-Ebene,. die. Asylhim. Akmel. Temam. zurück,. doch. das. politik. noch. zu. verschärfen:. Nach. Kirchenasyl.in.der.Katholischen.Hocheiner.neuen.Richtlinie.sollen.trotz.aller. schulgemeinde. (KHG). in. Würzburg. Proteste.Tür.und.Tor.geöffnet.werden. hat.ihn.davor.bewahrt..Für.ihn.hat.die. für. Inhaftierung. aller. Flüchtlinge. in. Geschichte. ein. glückliches. Ende. geEuropa,. aus. unterschiedlichsten,. konnommen:. Er. darf. nun. in. Deutschland. struierten.Gründen..Einer.davon.passt. seine.Asylgründe.vorbringen.und.Asyl. immer.. Sehen. Sie. hin. unter. www. beantragen. flucht-ist-kein-verbrechen.de .
Ist. die. Verleihung. des. Friedensnobelpreises.an.die.EU.für.ihren.Beitrag. zu. Frieden. und. Versöhnung,. für. Demokratie. und. Verbreitung. der. MENSCHENRECHTE.in.Europa.vor.diesem. Hintergrund. wirklich. gerechtfertigt?. Wer. kann. darauf. stolz. sein,. wer. kann. sich.darüber.freuen?. Wir. machen. uns. Gedanken. darüber:. Lassen. Sie. uns. doch. über. Menschen. sprechen. Lassen. Sie. uns. doch. zuerst. jeden. als. Menschen. sehen. und. nicht. in. Kategorien. einteilen. wie. Flüchtling. oder.Einheimischer,..Afrikaner,.Asiate. oder. Europäer. usw.. Das. macht. einen. Unterschied.im.Denken.und.Handeln. . Haben. Sie. es. gemerkt?. Mit. Bedacht. haben.wir.den.Titel.unseres.Magazins. geändert:. Heimfocus.–.Stimme.für.Menschen. Lassen. Sie. uns. erst. danach. suchen,.. was. uns. verbindet,. was. jedem. die. gleichen. Chancen,. Möglichkeiten. und. Hoffnung. zuspricht.. Diese. Menschlichkeit. jedem. Mitmenschen. zukommen. lassen,. das. ist. der. Anfang. von. viel. mehr. als. zusammen. Weihnachten.und.Neujahr.zu.feiern. Addis Mulugeta
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Die Würde des Menschen ist unantastbar Teil 10
„Wer Mut zeigt, macht Mut!“ Ein kluges Zitat von Adolph Kolping haben Sie für Ihre Neujahrsansprache 2013 ausgewählt, sehr geehrte Frau Dr. Merkel. Und Sie fügen hinzu: „Am Anfang sind es oft nur wenige, die vorausgehen, einen Stein ins Rollen bringen und Veränderungen möglich machen.“ Wer sollte den Stein ins Rollen bringen, wenn nicht Sie, unsere Bundeskanzlerin und „die mächtigste Frau der Welt“? Ihnen hört man zu, Ihre Worte nimmt man ernst. Von Ihnen sollte der Impuls ausgehen gegen die soziale Schwindsucht, die unser Land von innen zerfrisst. „Wir sind das Volk“ - es ist zu lange her, dass dieser Ruf Menschen vereinte und unerschrocken auf die Straße trieb. Mut und Glaube an die Veränderbarkeit der Verhältnisse sind kollektiven Verlustängsten gewichen. Angst jedoch ist ein schlechter Ratgeber, sie lähmt, spaltet, polarisiert und radikalisiert. Wir leben in einer maßlosen, konsumhörigen und ungerechten Gesellschaft. Dabei sind viele von uns Opfer und Täter zugleich. Denn wir sind immer noch folgsame Staatsbürger, auch wenn wir vom Staat immer weniger halten und erwarten. Wir tun, was man uns ständig eintrichtert: Das Heil liegt in steigender Kauflaune und Binnennachfrage. Zukunft buchstabiert man in Ratings und Quartalszahlen, in Produktion und Konsum. Wir lassen uns blenden und treiben von diesen Zauberwörtern, die angeblich über unser Wohl und Wehe entscheiden. Wir produzieren immer mehr, also müssen wir auch immerzu kaufen, wegwer-
erleben sich als Rädchen in einem entwürdigenden System, in dem alles andere „relevant“ ist, nur nicht der einzelne Mensch, nur nicht sie selbst. Auf der Hängebrücke gibt es keinen festen Stand. Den aber braucht man im Leben. „Weitermachen wie bisher“ ist keine Option, im Grunde wissen wir es doch alle und Sie als Physikerin erst. recht: Wachstum und Raubbau auf einem begrenzten Planeten, als gäbe es kein Morgen, um der Sicherung der Arbeitsplätze und unseres „Wohlstandes“ willen? Weiter so tun, als hätte unser Lebensstil auf Pump und auf Kosten anderer keine Konsequenzen, fen, Neues kaufen; die einen halten die wir unseren Kindern aufbürden? mit, die anderen nicht mehr. Die Erde Keine Konsequenzen, durch die wir schon lange nicht. Definieren wir so mitschuldig werden an Armut und unsere Zukunftsfähigkeit? Was soll Perspektivlosigkeit in weiten Teilen dann die Menschen zusammenhalten, der Welt? Das geht nicht gut. was soll dann solidarischen Ausgleich schaffen zwischen Cluburlaub und Tafelladen, zwischen SUV und Park- „Wer Mut zeigt, macht Mut!“ Vielleicht bank, zwischen Börsenparkett und auch Ihr persönlicher Leitsatz für dieSozialamt? Es kann es Ihnen und uns ses Jahr, Frau Dr. Merkel? Das wird unallen nicht egal sein, dass Haben über bequem, aber ehrlich. Das kostet Sie Teilhabe an der Gesellschaft entscheidet, vielleicht Wählerstimmen – oder es dass die Würde und Zukunft eines bringt Ihnen welche, nämlich die der Menschen davon abhängen, was er Bürger, die sich bereits angewidert oder resigniert von der politischen hat und woher er kommt. Teilhabe an diesem Staat verabschieViele fühlen sich wie auf einer Hänge- det haben. Reden Sie nicht von „Wohlbrücke: Was von dem, was mir Iden- stand“, denn Wohlstand für alle wird es tität und Wurzeln gibt, ist überhaupt nicht geben. Und wer ihn besitzt, vernoch da? Auf was kann ich mich ver- teidigt ihn erbittert gegen andere, die lassen, auf was mein Leben aufbauen? davon ein Stück abhaben wollen. ReAuf soziale Sicherheit für mich und den Sie von Wohlergehen - für jeden! meine Familie? Auf einen sicheren, fai- Das ist schlicht ein selbstbestimmtes, ren Arbeitsplatz, auf ein würdiges Leben einfaches, planbares Leben, heute in Krankheit und Alter? Immer mehr und morgen; das ist Sicherheit und Menschen fühlen sich getrieben, Teilhabe an der Gemeinschaft. Dieser fremdbestimmt, ausgebrannt.Sie Wunsch verbindet alle, egal, woher sie
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12 / 2013 kommen, ob Einheimische oder ausländische Mitbürger: Festen Boden unter den Füßen zu haben und sein Leben selbst gestalten zu können. Wohlergehen für jeden ist machbar in diesem Land. Einige werden dafür Federn lassen müssen, aber das ist ein geringer und gerechter Preis für eine gute Zukunft für alle. Alle, das schließt ausdrücklich diejenigen ein, die wir bisher ausgrenzen, die wir nicht unter uns haben wollen, die wir zu Unrecht verantwortlich machen für all die Brüche und Unsicherheiten in unserem Leben. Das schließt auch alle ein, die zu uns geflohen sind in dem Glauben, wir nähmen unsere Werte und unser Grundgesetz ernst und gewährten ihnen Schutz, Gastfreundschaft und ein würdiges Leben. Glauben wir denn im Ernst, auch nur ein prekärer Arbeitsplatz würde in einen regulären umgewandelt, wenn wir alle ausländischen Mitbürger auswiesen? Es gäbe dann mehr Gerechtigkeit und Solidarität unter uns? Würde, Respekt und Perspektive würden dann plötzlich allen Einheimischen zuteil? Für nichts von dem, woran es uns mangelt, tragen Flüchtlinge und Asylbewerber, Arbeitslose und andere, die wir gering schätzen, Verantwortung und Schuld. Wenn wir Schuldige suchen, müssen wir unseren Blick woanders hinwenden. Sie, Frau Dr. Merkel, gehören ja jener Partei an, die sich konservativ nennt. Was bedeutet das für Ihr politisches Handeln? „Conservare“ heißt „bewahren, erhalten“. Was gilt es zu bewahren, was ist wirklich erhaltenswert für heute und für die kommenden Generationen? Was an Werten gibt auch noch morgen Halt und Antworten auf die neuen Fragen und Herausforderungen? Antworten gilt es zu finden, die nicht trennen, sondern verbinden, die Zusammenhalt schaffen und nicht Gräben ausheben. Ist darunter etwa die Verteidigung des eigenen Wohlstandes auf Kosten anderer zu verstehen? Die Käseglocke der Abschottung, des „Wir unter uns und am besten so, wie es immer war“? Das ist Stillstand im Rückwärtsgang, keine Vision einer guten Zukunft. Das ist eine Haltung, die der Selbstunsicherheit entspringt, dem mangelnden Vertrauen
in die eigenen Werte. Sie spaltet und grenzt aus, sie macht hart, eng und selbstherrlich - und ist zutiefst unchristlich. Erklärt sich so die ängstliche Fremdenfeindlichkeit, die Furcht vor „Überfremdung“, die auffällig vielen Ihrer Parteigänger eigen ist? „Überfremdung“, das Menetekel an der Wand gegen „Mitbürger mit Migratio nshin tergr un d“, kommt gerade dort nicht auf, wo Fremde willkommen sind, wo unterschiedliche Kulturen und Traditionen mit Respekt offen gelebt werden dürfen. Niemand nimmt uns das, was uns an Werten und Traditionen wichtig ist, indem er die Seinen lebt. Überfremdung geschieht dort, wo die eigenen Werte und Traditionen in Vergessenheit geraten, wo ihre Bedeutung schwindet. Und dort, wo man sich weigert, zuerst das Verbindende zu suchen und zu schätzen.
Umdenken, das die bestehende Gesellschaft und unsere eingefahrenen Muster hinterfragt, in Gang zu setzen. Nehmen Sie uns dann alle mit auf einem neuen Weg vom Raffen zu gerechter Umverteilung, von Überproduktion zu gesellschaftlicher Dienstleistung, von Mehr-undschneller zu Weniger-und-langsamer, Was wollen Sie, was wollen wir also von Ausgrenzung und Polarisierung an zeitlosen Werten wieder ent- zu Zusammenhalt und Teilhabe. decken und „konservieren“, wenn nicht Zusammenhalt, gegenseitige Seien Sie, sehr geehrte Frau Dr. Wertschätzung und (Mit-)Menschlich- Merkel, und alle in diesem Sinne konkeit? Das bedeutet, dass nichts weiter servativen Bürger dieses Landes die geduldet werden darf, was nicht den Pioniere, „die voraus gehen, einen Menschen, was nicht jedem Men- Stein ins Rollen bringen und Verändeschen dient und gerecht wird. Das rungen möglich machen“ - im Sinne bedeutet klar und deutlich Parteilich- Adolph Kolpings... keit für die Armgemachten, die AusEva Peteler gegrenzten, auch für Flüchtlinge und Asylsuchende. Das schließt Weltoffenheit ein, Respekt und Gelassenheit im Umgang mit anderen Kulturen und Lebensentwürfen. Wenn Sie also wirklich ernst meinen, was Sie sagen, dann kann damit nur der Abgesang auf das bestehende Wirtschaftssystem gemeint sein, das nicht dem Menschen dient, sondern sich seiner bedient. Dann heißt es, ein
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Der Friedensnobelpreis 2012 geht an... Wie. wir. uns. erinnern,. hat. das. Nobelpreiskomitee. den. Friedensnobelpreis.2012.der.Europäischen.Union.zugesprochen,. in.Anerkennung.jahrzehntelangen.Friedens.und.Versöhnung. auf. einem. historisch. von. kriegerischen. Auseinandersetzungen. geprägten. Kontinent.. Gewürdigt. wurden. auch. die. Fortschritte.in.Demokratie.und.Menschenrechten.in.Europa.. Wie.kommt..diese.Auszeichnung.aber.bei.den.Menschen.an? Schauen.wir.uns.nur.einige.der.Kriterien.an,.die.für.die.Preisverleihung. ausschlaggebend. waren:. Demokratie. und. Menschenrechte..Es.trifft.zu,.dass.es.in.und.zwischen.den.Staaten. der. EU. persönliche. Freiheit. und. Freizügigkeit. von. Bürgern,. Waren.und.Dienstleistungen.gibt..Es.gibt.Meinungsfreiheit. und.sicherlich.auch.gewisse.Pressefreiheit.im.Vergleich.mit. den.Entwicklungsländern..Was.die.Menschenrechte.angeht,. mag. die. aktuelle. Lage. für. die. EU-Bürger. durchaus. als. Erfolgsgeschichte.durchgehen..Wie.ist.es.jedoch.um.die..Menschenrechte.der.Ausländer.in.den.Ländern.der.EU,.insbesondere.von.Nicht-EU-Bürgern.und.Flüchtlingen.bestellt?.Wie. steht. es. um. die. Menschenrechte. in. anderen. Ländern. und. Kontinenten,.auch.in.Folge.des.Einflusses.und.der.Politik.der. EU? Verschiedene.Menschen,.die.wir.befragt.haben,.fanden.zur. Verleihung.des.Friedensnobelpreises.an.die.EU.durchaus.kritische.Worte..Ein.Obdachloser.meinte:.Was.heißt.hier.Frieden?.Schauen.Sie.mich.an,.ich.habe.gar.nichts.davon... Ein.anderer.meinte:.Was.sollen.wir.normalen.Leute.mit.so. etwas.anfangen?.Was.tut.die.EU.für.uns.hier,.wo.wir.leben?. Schauen.Sie.nur.die.Bauern.an:.Einerseits.hängen.die.doch. am. Tropf. der. EU,. andererseits. werden. sie. mit. hunderten. Vorschriften. reglementiert,. wie. sie. ihre. Gurken. oder. Kartoffeln. anzubauen. und. zu. liefern. haben.. Sie. sind. einem. mörderischen.Wettbewerb.innerhalb.der.EU.ausgeliefert... Ein. Student. bemerkte,. schau. dir. doch. nur. an,. was. die. EU. an. und. außerhalb. ihren. Grenzen. . treibt.. Sie. nimmt. sich. in. anderen.Ländern,.was.sie.will,.aber.sie.ist.zu.einer.Festung. geworden,. fast. unerreichbar. für. Flüchtlinge.. Sie. baut. 10m. hohe. Todeszäune. und. Abwehrsysteme. . auf. den. Meeren.. Weißt.du,.wie.viele.Menschen.dort.jeden.Tag.sterben,.seit. Jahrzehnten.schon?.
Diese.Widersprüche.in.der.Realität.der.EU.sind.es,.worauf. dieser. Artikel. den. Blick. richten. will.. In. der. Tat. verantwortet. die. abwehrende. europäische. Einwanderungspolitik,. dass. bisher. abertausende. zumeist. junger. . Menschen. ihr. Leben. lassen. mussten. und. tagtäglich. weiter. elendig. sterben,. wenn. sie. die. Festung. Europa. erreichen. wollen.. Mit..modernster.Militärtechnik.spürt.der.EU-Grenzschutz. die. wehrlosen. Flüchtlinge. in. ihren. brüchigen. Booten. auf. und.zwingt.sie.zum.Abdrehen.auf.hoher.See..Nach.einem. Bericht.von.„UNITED.for.Intercultural.Action“..sind.bisher. 16.136.Todesfälle.an.den.Außengrenzen.der.EU.dokumentiert. worden.. Die. Zahl. der. nicht. erfassten. Opfer. der. EUAbwehr.dürfte.um.ein.Vielfaches.höher.liegen..Geht.auch. dafür.der.Friedensnobelpreis.an.die.EU? Ferner. zahlt. die. EU. seit. Jahren. Unsummen. an. Steuergeldern. an. Länder. nördlich. der. Sahara,. . in. denen. Menschenrechte. keine. Rolle. spielen,. . für. den. schmutzigen. Job,. die. Flüchtlingsabwehr.und.Deportation.weitab.des.europäischen. Gesichtsfeldes. zu. erledigen.. . Ein. gutes. Beispiel,. um. die. systematische. Umgehung. internationaler. Abkommen. zur. Frage. der. Einwanderung. durch. europäische. Staaten. zu. belegen,. sind. Verträge. zwischen. Italien. und. Libyens. Gaddafi.von.2005,.die.nach.ihrem.Ablauf.2010.um.weitere.fünf. Jahre. verlängert. worden. sind.. In. diesem. Fall. war. es. also. Italien,.ein.bedeutendes.EU-Land,.das.sowohl..die.Genfer. Flüchtlingskonvention. als. auch. die. UN-Menschenrechtschar ta. sowie. die. Charta. der. Menschenrechte. der. EU.unterzeichnet.hat.. Ferner.ist.es.in.vielen.EU-Staaten.üblich.und.auf.EU-Ebene. sogar. aktuell. Gegenstand. einer. drohenden. EU-weiten. Richtlinie,.Internierungszentren.für.alle.Schutz.suchenden. Flüchtlinge. zu. errichten,. in. denen. diese. unter. oft. unmenschlichen.Bedingungen.inhaftiert.werden,.auch.Minderjährige...Schauen.Sie.beispielsweise..nach.Ungarn,.Rumänien,. Griechenland,.Malta.oder.Italien..Soll.das.der.humanitäre. Standard.des.Friedensnobelpreisträgers.bleiben.oder.sogar. EU-weite.Praxis.werden?..Ein.irakischer.Flüchtling.meinte. dazu:. „Als. wir. in. Bulgarien. angekommen. waren,. das. war. die.Hölle..Da.wurden.wir.nicht.mal.wie.Tiere.behandelt!“
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treichen. zu. einem. nach. innen. befriedeten. Kontinent. vollzogen. hat.. Insbesondere. die. Jahrhunderte. andauernden. Konflikte.zwischen.Frankreich.und.Deutschland.haben.sich. zu. einer. gefestigten. friedlichen. Partnerschaft. gewandelt.. Die. Millionen. Kriegsopfer. bleiben. unvergessen,. aber. nun. können.sich.die.meisten.EU-Bürger.eines.Lebens.in.Frieden. und. Sicherheit. erfreuen.. Das. erhoffen. sich. für. ihr. Leben. auch. diejenigen,. die. unter. Lebensgefahr. nach. Europa. fliehen..Nicht.mehr,.aber.auch.nicht.weniger.
©Europarl.de
©dielinke-bremen.de
© Bremerfriedensforum.de
. Asylsuchende. Menschen. nach. der. Dublin. II-Verordnung. von.einem.zum.anderen.europäischen.Land.hin.und.her.zu. schieben,.ist.ebenfalls.praktizierte.EU-Flüchtlingspolitik. Das. hat. nicht. das. Geringste. mit. Menschlichkeit. oder. mit. Solidarität.innerhalb.der.EU.zu.tun... Die. Genfer. Flüchtlingskonvention. definiert. den. Begriff. „Flüchtling“.nach.unterschiedlichen.Fluchtgründen.wie.politische,. religiöse,. geschlechtsspezifische. Verfolgung. usw.,. aber. sie. erkennt. keine. sozioökonomischen. Fluchtgründe. an.. Die. Zurückweisung. von. Menschen,. die. aus. diesen. Gründen. Hilfe. und. Unterstützung. brauchen,. ist. nicht. hinnehmbar.angesichts.der.Tatsache,..dass..alle.Kategorien.der. wirtschaftlichen,.sozialen.oder.klimatischen.Fluchtgründe. letztlich. direkt. oder. indirekt. Ergebnisse. politischer. Strategien. sind,. auch. globaler. politischer. Strategien!. In. Malta,. Italien,. Griechenland. festsitzende. Flüchtlinge. und. weltweit. . Millionen. . Heimatloser. sind. die. Opfer. solcher. Entscheidungen. Es. trifft. zu,. dass. Europa. einen. Wandel. von. einem. konflik-
Der.Friedensnobelpreis.wurde.der.EU.ausgerechnet.inmitten.einer.alles.andere.als..Frieden.und.Stabilität.stiftenden. wirtschaftlichen. und. gesellschaftlichen. Krise. verliehen.. Was.ändert.sich.durch.diese.Ehrung.denn.für.die.vielen.um. ihre.Existenz.und.Zukunft..ringenden.Menschen.in.Griechenland,.Spanien.und.anderen.südeuropäischen.Staaten?.Die. jungen. Menschen. . in. diesen. Ländern. suchen. verzweifelt. nach.Arbeit.und.fühlen.sich.um.ihre.Zukunft.betrogen..Was. sagen. sie. wohl. zum. Friedensnobelpreis. für. die. EU?. Auch. hierzulande. und. in. Frankreich. ist. vielen. Menschen. nicht. nach.Feiern.zumute. Nicht. von. ungefähr. bewegen. sich. innerhalb. Europas.. beachtliche. Migrantenströme. auf. der. Suche. nach. Arbeit,. nach. Lebenschancen,. nach. einem. besseren. Leben.. Die. Flüchtlinge. machen. nur. eine. kleine. Minderheit. in. diesen. Migrantenströmen. aus,. das. ist. vielen. Bürgern. nicht. bewusst!.Der.überwältigende.Großteil.der.Einwanderer.nach. Deutschland.sind.„Wirtschaftsmigranten“.aus.anderen.EULändern,.beispielsweise.aus.Polen.und.Rumänien,.neuerdings. verstärkt.auch.aus.Spanien,.Portugal.oder.Griechenland.. Nicht. zuletzt. erheben. sich. Stimmen,. die. fragen,. wie. vereinbart. sich. die. verliehene. Auszeichnung. für. einen. befriedeten.Kontinent.mit.dessen.destabilisierenden.und.Gewalt. befördernden. Einflüssen. in. anderen. Ländern?. . Die. lukrativen.Waffengeschäfte.der.EU.mit..Diktatoren,.oft.genug. und.immer.auf.Kosten.der.Bevölkerung.mit.schmutzigem. Geld. bezahlt,. dienen. den. Regimes. und. Milizen. dazu,. die. eigenen. Menschen. im. Lande. zu. vertreiben,. auszubeuten. oder. umzubringen.. . Tatsache. ist,. Waffen. wachsen. nicht. auf.Bäumen,.sie.sind.ein.internationales.Bombengeschäft.. Tatsache.ist.aber.auch,.wer.wirklich.Frieden.will,.sollte.ihn. anders.als.mit.Waffen.erreichen.wollen. Wenn.wir.über.Frieden.und.Versöhnung,.über.Demokratie. und. Menschenrechte. sprechen,. sollten. wir. nicht. vergessen,.das.es.die.Menschen.sind,.in.deren.Leben.diese.großen. Worte. erfahrbar. werden. müssen.. Mehr. als. alles. andere. brauchen..Menschen.genau.das:.Lebenssicherheit,.Arbeit,. ein. Zuhause. und. Zuversicht.. Sie. brauchen. die. Gewissheit,. an. erster. Stelle. aller. Entscheidungen. zu. stehen,. nicht. nur. ein. austauschbares. Rädchen. im. globalen. Wettbewerb. zu. sein.. Wenn. jeder. individuelle. Mensch. endlich. sicher. und. zufrieden.leben.kann,.ist.das.weit.mehr.als.ein.Nobelpreis.. Heimfocus-Redaktion
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Herbergssuche reloaded
„Zeichen der Zeit begreifen“ – endlich, nach 26 Jahren? „Unsere Zeit ist reich an Rekorden – nicht nur des Fortschritts, sondern auch des Elends. Das Jahrhundert der Weltraumfahrten ist das Jahrhundert der Flüchtlinge. Millionen Menschen sind gegenwärtig aus ihrer Heimat geflohen. [Viele] von ihnen werden in die Bundesrepublik kommen. Hier sind wir nicht nur als Bürger unseres Staates gefragt, sondern vorab als Christen. Ich möchte Sie mit diesem Hirtenbrief anregen, sich in Ihrer Pfarrgemeinde, im Kreis Ihrer Familie und Ihrer Bekannten dieser Gewissensfrage zu stellen und eine Antwort zu suchen, die vor Gott bestehen kann. Täglich erhalte ich Briefe, die den Teufel an die Wand malen und tief sitzende Ängste verraten. Da ist von der „drohenden Asylantenflut“ die Rede, und von der „Flüchtlingsschwemme“, von „Schmarotzern“ und „Parasiten“. Es wird davor gewarnt, „alle Unzufriedenen der Dritten Welt in unser überbevölkertes Land aufzunehmen“. Werden wir um den verdienten Lohn unserer jahrzehntelangen Aufbauarbeit gebracht? Wohnen wir nicht ohnehin schon auf engem Raum mit vielen arbeitslosen Landsleuten? Fragen über Fragen, denen wir uns nüchtern stellen müssen. Wo Angst nicht ernst ge-
©UNHCR,A.Fazzina 2007
nommen und aufgearbeitet, sondern verantwortungslos aufgewühlt und hochgepeitscht wird, da werden Mitmenschen zu Gespenstern. Oder sie werden zum Sündenbock gestempelt. Solche Abwehrreaktionen sind nur allzu menschlich. Sehr schnell können Unsicherheit und Angst in Ablehnung und Hass umschlagen. Dann wird schließlich jeder Asylant zur Bedrohung. Wir machen es uns zu leicht, wenn wir
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behaupten, der größte Teil der Asylbewerber missbrauche unser Recht, um in den Genuss des Wohlstandes zu gelangen. Die weitaus meisten Flüchtlinge kommen aus Ländern, in denen Krieg, Hunger oder Terror herrschen. Gerade die Menschen der Dritten Welt hängen an ihrer Heimat und ziehen nicht ohne Not in die Fremde. Sicher gibt es auch solche, die aus fragwürdigen Motiven zu uns kommen. Und es gibt sogenannte Schlepperorganisationen, denen gerade im Interesse der Flüchtlinge das Handwerk zu legen ist. Aber es ist unverantwortlich, vom Missbrauch her den ganzen Problembereich in Misskredit zu bringen. Was ist in dieser Frage der Maßstab für Christen? Was erwartet Gott von uns? Schauen wir auf Jesus: Sein Leben beginnt mit der Herbergssuche. Unterwegs kommt er zur Welt. Und schon bald muss er vor dem politischen Druck des Herodes nach Ägypten fliehen. Er geht ins Exil, er bittet um Asyl. Jesus ist zeit seines Wirkens unterwegs gewesen von Ort zu Ort. Er hat die Fremde zu spüren bekommen. Wir sind alle unterwegs. Diese Erde ist nicht unsere ewige Heimat. Weil
©UNHCR F.Noy
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wir selbst „Fremde und Gäste sind in dieser Welt“ (1 Petr 2,11), dürfen wir den Fremden nicht abweisen. Er ist Mensch wie wir. Und er trägt die Züge Christi: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35). In der sogenannten Asylfrage steckt also bei Licht gesehen eine Gottesfrage an uns, die Einheimischen. Er steht vor der Tür. Öffnen wir ihm? Nicht weil alle Menschen in der gleichen Weise sympathisch wären, sollen wir uns ihnen zuwenden! Sondern weil Gott ihr Vater ist und sie als seine Söhne und Töchter annimmt. Wenn er alle zu seiner Familie zählt, dürfen wir, die wir uns ausdrücklich auf ihn berufen, dann starre Grenzen ziehen zwischen Nationalitäten? In der Kirche kann und darf es keine Fremden, keine Ausländer geben. Vom Evangelium her wird die gegenwärtige Situation zu einer Herausforderung an unsere Christlichkeit. Wir können uns die Not und das Elend der übrigen Welt nicht vom Hals halten, wir können nicht so tun, als lebten wir in unserem Land auf einer Insel der Sicherheit und des Wohlstandes. In Wirklichkeit rücken uns mit den Flüchtlingen zugleich die Ursachen ihrer Flucht auf den Leib: Menschenrechtsverletzungen, Verfolgung und Benachteiligung, Ungerechtigkeit und Armut. Wir erfahren unmittelbar, was alles in unserer Welt los ist. Die Flüchtlinge lehren uns aber auch, dass wir alle in einem Boot sitzen. Unsere nationalen Interessen lassen sich nur noch mit, nicht gegen die Interessen der Länder der Dritten Welt wahren und fördern. Je mehr wir dazu beitragen, die Ursachen der Flüchtlingsströme dort zu bekämpfen, desto weniger Flüchtlinge wird es auf Dauer geben. Entweder werden wir endlich eine Menschheitsfamilie, oder der nationalistische Eigennutz treibt uns in den Abgrund; entweder gibt es eine Weltinnenpolitik, oder es kommt immer mehr zu einem angsthaften Kampf aller gegen alle. Wenn wir heute nicht bereit sind, zu teilen, werden die Armen sich morgen holen, was sie brauchen. Die Ankunft der Not leidenden und Hilfe suchen-
© UNHCR H.Caux
©UNHCR, T.Makeeva
©UNHCR P.Moore
den Fremden hierzulande sollten wir als Zeichen der Zeit begreifen. Sie könnte ein ebenso schmerzhafter wie letztlich heilbringender Anstoß werden auf dem Weg zu einer einigen Welt für alle Menschen.
17.September 1986 Franz Kamphaus, Bischof von Limburg Auszug aus dem „Hirtenbrief zur Asylantenfrage“
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Neujahrsempfang der Stadt Würzburg 2013: Die Ansprache hält diesmal …
© Thomas Obermeier, Main-Post
der. Gemeinschaftsunterkunft. ferner. als.das.Gefühl,.Bürger.zu.sein..Wirklich. als.Bürger.fühle.ich.mich.erst.jetzt,.mit. einem. gesicherten. Aufenthalt.. Jetzt. beginnt.mein.Leben.neu.mit.dem.Gefühl,.du.bist.angekommen,.du.bist.frei,. du. gehörst. nun. dazu:. Sieh. dich. also. um,.wie.ist.deine.neue.Heimat,.deine. Stadt?. Was. für. Möglichkeiten. bietet. sie.dir.–.und.was.kannst.du.für.sie.tun? . Bürger. sein. war. früher. ein. Ehrenstatus,. ein. Privileg.. Das. wird. oft. vergessen:. Bürger. sein,. das. heißt. nicht. nur,. irgendwo.zu..wohnen.und.zu.arbeiten,. sondern. das. heißt. doch. vor. allen. DinAls.Flüchtling.bin.ich.eigentlich.schon. gen,. Teil. einer. Gemeinschaft. zu. sein,. seit. fast. drei. Jahren. Bürger. dieser. auf.die.man.sich.verlassen.kann,.in.der. Stadt,.aber.nichts.ist.uns.da.draußen.in. man. sich. aber. auch. mit. seinen. Fähig-
„Es. ist. eine. große. Ehre. für. mich,. die. Bürgerrede. zum. Neujahrsempfang. der. Stadt. Würzburg. halten. zu. dürfen!. Ich. bin. mir. der. Symbolik. dieser. Wahl.bewusst:.Nicht.als.Flüchtling.für. Flüchtlinge,. sondern. als. Mensch. für. Menschen. möchte. ich. meine. Gedanken. mit. Ihnen. teilen.. Dass. ausgerechnet. ich. als. erkennbar. ausländischer. Mitbürger. hier. sprechen. darf,. zeigt. doch,. dass. in. Würzburg. heute. schon. möglich.ist,.was.überall.auf.der.Welt.in. den.Köpfen.und.Herzen.der.Menschen. wachsen.muss.für.eine.gute,.friedliche,. gemeinsame.Zukunft...
keiten. und. Möglichkeiten. einbringt,. die.man.mitgestaltet. Als.ich.hier.ankam,.hatte.ich.alles.verloren..Ich.kam.mit.nichts.als.Furcht.vor. dem.Morgen.und.Einsamkeit;.alles.war. fremd.und.kalt..Wenn.ich.heute.nach. einer. Reise. nach. Würzburg. zurückkehre,. sagt. eine. Stimme. in. mir:. Gott. sei. Dank. –. du. bist. wieder. daheim!. Sich. „daheim“. zu. fühlen,. das. ist. sehr. viel!.So.empfindet.man.vielleicht.erst. dann,.wenn.man.erfahren.hat,.wie.es. ist,.heimatlos.zu.sein..Ich.wünsche.allen.Menschen.dieses.Gefühl,.irgendwo. daheim.zu.sein,.diese.Gewissheit,.hier. gehörst.du.hin,.hier.kennst.du.dich.aus,. hier.bist.du.gern.gesehen.und.willkommen..Wenn.es.Menschen.gibt,.die.die-
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… Addis Mulugeta,
der Gründer von „Heimfocus“ und Träger des Würzburger Friedenspreises 2011
ses.Gefühl.nicht.kennen,.dann.darf.es. uns. nicht. egal. sein.. Dann. tragen. wir. alle.Verantwortung.dafür,.dass.wir.sie. in.die.Gemeinschaft.mit.aufnehmen. Was. dieses. Willkommen-Sein. ausmacht,. haben. wir. als. äthiopisch-orthodoxe. Flüchtlingsgemeinde. in. der. Würzburger. Pfarrgemeinde. Hl.. Geist. erfahren.. Unser. Glaube. ist. uns. sehr. wichtig. und. bestimmt. unseren. Alltag,.und.gerade.in.der.Fremde.gibt.er. Halt.. Als. wir. in. Hl.. Geist. auf. der. Herbergssuche. für. unser. Glaubensleben. angeklopft. haben,. wurden. uns. die. Türen. weit. aufgemacht,. man. empfing. uns. mit. offenen. Armen.. Wir. dürfen. dort. jeden. Sonntag. früh. unseren. Gottesdienst. feiern,. das. Brot. teilen,. unsere. Kirchenfeste. begehen.. Dafür. sind.wir.sehr.dankbar!.Wir.lernen.uns. langsam.kennen,.kommen.miteinander. ins.Gespräch,.feiern.miteinander..-.und. wir.putzen.gemeinsam.die.Kirche!.Das. ist.Daheim! Als. Journalist. sehe. ich. überall. genau. hin.und.nehme.auch.viel.Hintergründiges.wahr..So.ergeht.es.mir.auch,.wenn. ich.durch.die.Stadt.laufe: Ich. sehe. Menschen,. die. im. Überfluss. leben,.die.unfassbar.viel.mehr.haben. an.Gütern,.an.Bildung,.an.medizinischer. Versorgung.und.an.Möglichkeiten. als. die. meisten. Menschen. auf. der. Welt..–.und.trotzdem.immerzu.etwas. zu. beklagen. und. zu. jammern. haben.. Ich. sehe. eine. lebendige. Stadt,. in. der. Menschen.aus.über.100.Nationen.mit. den. Einheimischen. gut. und. friedlich. zusammenleben. und. die. Stadt. bunt. und. interessant. machen. . -. aber. oft. Ablehnung,. Vorbehalten. und. Misstrauen. begegnen..Ich.sehe.eine. Stadt. mit. einem. reichen. historischen. Erbe,.das.auch.auf.Einfluss.und.Reich-
tum.vieler.Kulturen.begründet.ist..Ich. sehe. eine. bekannte. Universität,. viele. Schulen,. Hochschulen,. Kultur-. und. Bildungsangebote.. Ich. sehe. eine. vielseitig. engagierte,. wache. Bürgerschaft,. Glaubensleben. vieler. Religionen.im.friedlichen.Miteinander.und. vieles. mehr. -. aber. ich. blicke. auf. der. Straße. oft. in. angespannte,. verschlossene.Gesichter..Ich.lese.in.der.Zeitung,. gerade. in. diesen. für. viele. Menschen. überall. auf. der. Welt. schwierigen. und. unsicheren. Zeiten,. von. einer. prosperierenden. Stadt,. deren. Kontroversen.und.Probleme.sich.in.Grenzen. halten.und.lösbar.sind.-.doch.ich.lese. wenig.von.Wertschätzung,.Zufriedenheit.und.auch.Demut.. . Nicht.nur.in.dieser.Stadt,.sondern.im.
ganzen. Land. leben. Sie. doch. alle. in. Frieden,. Freiheit. und. Sicherheit;. genießen.Sie.doch.alle.Meinungsfreiheit,. Bewegungsfreiheit. und. und. verlässliche.staatliche.Strukturen..Sie.können. ihren. Glauben. frei. und. ohne. Angst. praktizieren..Freuen.Sie.sich.doch,.seien.Sie.dankbar.dafür!.Und.dann.fragen. Sie.sich:.Wo.ist.mein.Platz,.wo.ist.mein. Anteil.am.Herzschlag.dieser.Gemeinde?. Was.kann.ich.tun,.damit.sich.hier.alle. angenommen.und.willkommen.fühlen,. ganz.gleich,.wer.sie.sind,.egal,.woher. sie.kommen?. Ich.weiß.genau,.wie.wichtig.es.ist,.Menschen.zu.haben,.die.einem.helfen,die. Sprache.zu.lernen,.die.einem.die.Kultur. und. die. Gepflogenheiten. einer. fremden. Gesellschaft. erschließen.. Das. ist.
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Ich wünsche uns allen, dass wir andere niemals in die Enge treiben, sich rechtfertigen zu müssen, warum sie so sind, wie sie sind; warum sie so leben, wie sie leben; warum sie dieser Kultur, dieser Überzeugung, dieser Religion angehören und nicht jener. Ich wünsche uns allen, dass wir bereit sind, nachzugeben, abzugeben und zu teilen; dass wir mehr Vertrauen haben in das Gute und Wertvolle in jedem Menschen.
v.l.n.r.:Bürgermeisterin Fr. M. Schäfer-Blake, Addis Mulugeta, Abay Kiros, OB Hr. G. Rosenthal
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Ich wünsche uns allen, dass wir uns dann nicht aus dem Weg gehen, sondern aufeinander zu; dass wir nicht übereinander reden, sondern miteinander; dass wir gut zuhören und verstehen lernen.
der Schlüssel, um wirklich anzukommen, um irgendwann sagen zu können: Das hier ist meine neue Heimat, hier möchte ich mit Ihnen allen leben, und nach gemeinsamen Wegen für uns alle suchen. Denn ich glaube fest daran: Uns alle verbindet viel mehr, Ich wünsche uns allen, dass wir eials uns trennt. Und das sollten wir zu- nander nicht misstrauen und einander nicht nach vorgefassten Bildern beurerst suchen und wertschätzen. teilen, sondern dass wir uns selbst ein Bild voneinander machen.
Diesem „jeden Menschen“, Ihnen, die hier sind und allen Menschen, ob Arbeitsloser oder Unternehmer, ob Arbeiter oder Student, ob krank oder gesund, ob alt oder jung, ob Ausländer oder Deutscher möge in diesem Jahr zumindest ein großer Herzenswunsch in Erfüllung gehen! Denn jeder von uns hat seine eigenen Sehnsüchte, Hoffnungen und Träume.“ Addis Mulugeta
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König von Deutschland ©.Ikiwaner,.Wikimedia.commons
„Jede Nacht um halb eins, wenn das Fernsehen rauscht leg ich mich aufs Bett, und mal mir aus, wie es wäre, wenn ich nicht der wäre, der ich bin, sondern Kanzler, Kaiser, König oder Königin. Das alles und noch viel mehr würd ich machen, wenn ich König von Deutschland wär...“
Ein.Kultsong.von.Rio.Reiser.aus.meinen.Studienzeiten..Anlässlich.des.15..Todestages.des.Liedermachers.und.Poeten. Rio.Reiser.machte.eine.Große.Tageszeitung.eine.Umfrage: „Was.würden.Sie.verändern,.wenn.Sie.König.wären?“ Überraschend. war,. dass. die. meisten. Befragten. nicht. an. eigener. Macht,. an. Reichtum. oder. Größe,. sondern. am. Wohlergehen. ihrer. „Untertanen“. interessiert. waren.. Ihre. Antworten.fielen.einfühlsam.und.solidarisch.aus: Julien. Osei-Mensah. (21). möchte. aus. Neuss. eine. Unistadt. machen.und.mehr.Bildungsangebote.schaffen..Außerdem. würde.er.sich.für.mehr.Toleranz.gegenüber.Ausländern.einsetzen. Werner. Drossart. (58). würde. Menschen. unterstützen,. die. an.der.Armutsgrenze.leben.und.ihnen.mehr.Möglichkeiten. bieten,.sozial.aufzusteigen.. Derken.Kaygalak,.(15):.würde.mehr.Sportplätze,.vor.allem. Fußballplätze,.bauen.lassen,.um.den.Jugendlichen.bessere. Freizeitmöglichkeiten.bieten.zu.können.
-.Jeder.Obdachlose.bekäme.eine.Wohnung -.Jeder.Arbeitslose.fände.Arbeit -.Strom.würde.durch.Wind.und.Solarenergie. erzeugt -.Kinder.dürften.ab.sofort.überall.spielen -. alle. öffentlichen. Verkehrsmittel. könnten. umsonst.benutzt.werden -.alle.Menschen.bekämen.gleich.viel.Geld -.niemand.müsste.hungern -.es.gäbe.keine.Angst.und.keinen.Stress.mehr -.niemand.wäre.länger.einsam
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Ja, es hat die Meinungsforscher überrascht, wie menschlich danke durch den Kopf gehen: Vor mir , hinter mir und neben die Antworten waren, wie stark das eigene Ego in den Hin- mir sitzt ein Mensch mit königlicher Würde. tergrund gedrängt wurde und an andere gedacht wurde. Die Frage ist nur: Wenn Menschen von heute wirklich so An der Ladenkasse, auf der Polizeiwache, in der Wärmestube, denken, warum schaut unsere Welt dann nicht anders aus? bei der Müllabfuhr – überall königliche Menschen um mich herum, jeder für sich einzigartig und wertvoll .
Was würde Sie ändern, wenn Sie König wären?
So lautete die Frage. Und die Antworten wurden aus der Position gegeben: Ich könnte vieles auf dieser Welt verändern, wenn ich nur die nötige Macht hätte wie ein starker, unangefochtener König. Dass dies nicht reicht, wird uns Tag für Tag gezeigt. Auch die Mächtigen sind so ohnmächtig, selbst wenn sie oft einen guten Willen haben, unsere Welt zu einer menschlicheren Welt hin zu verändern.
Das würde sich aufs Denken, Fühlen und auf den gegenseitigen Umgang auswirken, überall. Dazu gehört auch: Daran glauben, dass Güte und Liebe eine Macht sind, die Menschenherzen verändert, auch wenn es oft so scheint, dass der Härtere, der Ausgefuchste die Oberhand behält, und echte Menschlichkeit zwar gut gemeint ist, aber dann doch den kürzeren zieht.
Und doch verändert sich die Welt im Kleinen überall dort, Daran glauben, dass Verzeihen eine größere Lebensmacht wo der Mensch im anderen eine königliche Würde erkennt, ist als es dem anderen heimzahlen, dass es nicht einfach ihm mit großer Achtung begegnet und ihn mit großem Schwäche, mangelnder Kampfmut ist, sondern das VerRespekt behandelt. Veränderung hin zu einer menschli- trauen, dass der andere durch das Signal „Ich trage es dir cheren Welt geschieht nicht durch Macht, sie beginnt mit nicht nach“, nicht noch dreister wird, sondern zum Nacheiner Veränderung in den Köpfen und in den Herzen: In je- denken kommt. dem Menschen eine königliche Würde erkennen und einen jeden Menschen königlich behandeln. Daran glauben, authentisch, ehrlich und klar zu sein ist nachhaltiger als sich größer und wichtiger geben als man Ich male mir in meiner Phantasie aus: ist: Dass Echtheit auf Dauer mehr überzeugt, dass gespielte Schau und Freundlichkeit als Taktik entlarvt werden, dass Eltern möchten ganz bewusst in ihren Kindern diese wahrhaftiges Einstehen für Dinge und Werte auch heute königliche Würde sehen, Kinder in ihren Eltern. noch mehr überzeugt als billiges Schielen auf Weiterkommen, egal wie. Lehrer würden es wirklich verinnerlichen: In meinen Schülern sitzen Könige vor mir. Kurzum: wider alle noch so augenscheinlichen Gegenbeweise an die Macht des Guten, an die Macht der MenschlichEhepartner hätten als Leitidee im Kopf, einander königlich keit glauben – und mag sie noch so ohnmächtig scheinen. zu behandeln. Burkhard Hose Dem alten und kranken Menschen würde in diesem königliHochschulpfarrer, KHG Würzburg chem Respekt begegnet. Menschen, die in unserem Land als Flüchtlinge Schutz suchen – sie würden behandelt, wie es ihrer königlichen Würde entspricht Im Bus, im Wartezimmer, im Büro würde mir öfter der Ge-
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Mensch
Rashid
Wer sind Sie, woher kommen Sie? Mein Name ist Rashid,.ich.bin.31.Jahre.alt.und.komme.aus. Isfahan.im.Iran..Dort.habe.ich.zuletzt.4.Semester.Architektur.an.der.Universität.studiert..Meine.große.Leidenschaft. ist. Musik,. seit. zehn. Jahren. spiele. ich. Schlagzeug.. Fotografie.und.Zeichnen.sind.meine.weiteren.Hobbies. Seit wann sind Sie in Deutschland und wo leben Sie hier? Ich. bin. im. März. 2012. nach. Deutschland. gekommen. und. habe. in. Zirndorf. einen. Asylantrag. gestellt.. Seit. Juni. 2012. wohne.ich.in.der.Gemeinschaftsunterkunft.für.Flüchtlinge. und.Asylbewerber.in.Würzburg. Wie war Ihr Leben zu Hause? An was denken Sie gerne zurück? In.meiner.Heimat.wird.der.Zusammenhalt.großgeschrieben.. Wir. waren. immer. zusammen,. haben. die. persischen. Feste. in. der. Großfamilie. gemeinsam. gefeiert.. Das. vermisse. ich. sehr,. die. Kultur. meiner. Heimat,. die. Traditionen,. die. Gemeinschaft.. . Norooz. (übersetzt:. Der. neue. Tag). zum. Beispiel,. unser. Neujahrfest,. das. wir. allerdings. . erst. zum. astronomischen.Frühlingsanfang.im.März.feiern,.ist.so.ein. Höhepunkt.im.Jahr,.zu.dem.alle.zusammen.kommen..Mit.
alte.Bräuchen.feiern.dann.alle.den.Sieg.des.Lichtes.über.das. Dunkel,.des.Frühlings.über.den.Winter..Ähnlich.wie.bei.euch. die.Fasenachtsmasken.den.Winter.und.seine.bösen.Geister. vertreiben.sollen,.erscheint.bei.uns.Hadschi.Firuz.mit.roten. Kleidern,.einem.hohen.Magierhut.und.schwarz.geschminktem. Gesicht.. Mit. seiner. Trommelmusik. verkündet. er. den. Beginn.des.Frühlings.und.des.neuen.Jahres. Was vermissen Sie hier am meisten? Meine.Familie.bedeutet.mir.alles..Diese.Geborgenheit,.die. Nähe. und. das. Vertrauen,. alles. miteinander. teilen. zu. können,.das..vermisse.ich.sehr..Meine.Eltern.sind.Sufis,.meine. Schwestern. und. ich. auch.. Der. Sufismus. ist. eine. . ganz. eigene. Strömung. des. Islams;. wir. leben. den. Islam. . ganz. anders.als.das.jetzige.Regime.im.Iran..Mehr.möchte.ich.dazu. nicht.sagen. Die.besondere.Tragik.ist,.alle.Mitglieder.meiner.Familie.leben. ebenfalls. als. Asylbewerber. in. Deutschland,. aber. wir. sind. füreinander. fast. unerreichbar!. Wir. sind. auf. unterschiedliche. Bundesländer. verteilt. worden,. und. wegen. Residenzpflicht. und. der. hohen. Fahrtkosten. sehen. wir. uns. fast. nie.. Wir. müssten.dann.gegen.Gebühr.eine.Fahrterlaubnis.einholen,. nur.für.eine.begrenzte.Zeit,.und.außerdem,.wie.soll.es.dann.
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mit. der. Übernachtung. gehen?. Ich. wohne. im. Männerhaus. der. Gemeinschaftsunterkunft,. das. ist. für. meine. Mutter. und. meine. Schwestern. tabu.. Im. umgekehrten. Fall. ist. es. genauso....Wie.kann.es.sein,.dass.man.Familien.willkürlich. auseinander. reißt. in. einer. Situation,. wo. sie. einander. am. dringendsten.brauchen? Wie ist Ihr Leben hier? Wer oder was hilft Ihnen und gibt Ihnen Zuversicht? Nun,. das. Leben. in. der. Gemeinschaftsunterkunft. dürfte. mittlerweile.allen.bekannt.sein..Mir.bedeuten.meine.Freunde,.Ihre.Nähe.und.Unterstützung.sehr.viel..Dafür.danke.ich. ihnen. von. Herzen.. Ich. hatte. das. große. Glück,. unter. den. Künstlern. in. der. BBK-Galerie. sehr. nette. Menschen. zu. finden,. die. mich. begleiten. und. immer. für. mich. da. sind,. ob. beim.Arztbesuch.oder.bei.Behördengängen,.die.mich.einladen.und.mich.zu.Veranstaltungen.mitnehmen,.mit.denen. ich.ein.Stückchen..Normalität.leben.kann..Das.ist.wirklich. ein.unschätzbar.großes.Glück,.das.vielen.versagt.bleibt.. Ich. schätze. die. innere. Freiheit,. die. ich. hier. im. Gegensatz. zum.Iran.spüre,.und.ich.lebe.sie.in.in.meinen.Fotos.aus..So. halte.meine.Erinnerungen.lebendig. Was sind Ihre persönlichen Pläne. Hoffnungen, Lebensträume? Ich. hoffe,. dass. sich. die. Situation. in. meiner. Heimat. Iran. eines.Tages.zum.Positiven.wandelt,.dass.dort.irgendwann. Demokratie.und.Freiheit.herrschen.und.wir.Iraner.alle.in.die. Heimat.zurückkehren.können..Das.würde.ich.dann.auch.tun,. dort.mein.Studium.fortsetzen.und.wieder.leidenschaftlich. Musik.machen.. Sollte. meine. Rückkehr. in. den. Iran. nicht. möglich. sein,. möchte.ich.hier.so.schnell.wie.möglich.die.Sprache.lernen. und.mein.Studium.abschließen,.um.mir.hier.ein.selbstständiges.Leben.aufzubauen. Was möchten Sie gerne den einheimischen Bürgern sagen? Schätzen. und. bewahren. Sie. Ihre. Freiheit. und. Ihre. Demokratie! Übersetzung :Navid Zabihi
©alle Fotos Rashid
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Exzellenz!
Ich habe erfahren, dass im Iran Menschenrechtsaktivisten eingesperrt und mundtot gemacht werden, so wie die mutig für Menschenrechte einstehende Rechtsanwältin Nasrin Sotoudeh, auf die mich Maneis Arbab, ein iranischer Künstler in Würzburg, durch eine öffentliche Aktion aufmerksam gemacht hat! 49 Tage lang befand sich Frau Sotoudeh in Teheran im Hungerstreik, um gegen die Bestrafung ihrer Familie zu protestieren. Sehr viele Menschen auf der ganzen Welt haben sich große Sorgen um diese aufrechte Frau gemacht, die in ihrem Land einen erbitterten Kampf für Gerechtigkeit führt. Sehr geehrte Exzellenz, Herr Ayatollah Sayed ‘Ali Khamenei, Ich fordere Sie hiermit nachdrücklich auf, Nasrin Sotoudeh umgehend und bedingungslos freizulassen! Sie wird nur wegen der friedlichen Ausübung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit und ihrer Tätigkeit als Anwältin gefangen gehalten.
Verehrte Exzellenz, auch hier in meiner Stadt, in Würzburg, haben sich im vergangenen Jahr einige iranische Flüchtlinge für ihre Rechte in Deutschland eingesetzt. Von Anfang März bis zum Sommer demonstrierten sie friedlich in einem Zelt in der Stadt. Sie fragen sich vielleicht, warum: Diese Menschen aus Ihrem Land sind auf der Suche nach Freiheit zu uns in unser „freies“ Deutschland geflüchtet. Sie fanden jedoch auch hier die ersehnte Freiheit nicht oder nur sehr eingeschränkt. Freiheit gilt hier nicht für alle. Sie ist gebaut auf einem zerbrechlichen Fundament aus Angst und Verschlossenheit der Herzen der hier lebenden Menschen und ihrer Politiker, auf dem Fundament der Geringschätzung und des Eigennutzes. Ja, ich hatte bis vor kurzem noch gedacht, unser Land würde die Freiheit des Menschen hochhalten! Ich bin jung und unvoreingenommen und deshalb glaubte ich es. Doch unsere Gäste aus Ihrer Heimat, dem wunderschönen Land Iran, bekommen hier nur sehr wenig Anteil an unserer Freiheit und unseren Rechten.
Sie sind hier unerwünscht als Gäste, so schwer mir diese Worte fallen! Kennen Sie eigentlich die Geschichte von Maria und Josef, die wir hier in Deutschland an Weihnachten erzählen? Es ist kaum zu fassen: Unter ähnlichen Umständen wie diese beiden vor etwa 2000 Jahren ihren Sohn Jesus zur Welt brachten, hausen hier in Deutschland Flüchtlinge aus aller Herren Länder! Auch aus Ihrem Land wohnen bei uns in Deutschland viele Flüchtlinge notdürftig in sogenannten Gemeinschaftsunterkünften! Diese sind meist möglichst weit entfernt von der deutschen Bevölkerung, und oft sind die Menschen in diesen Unterkünften eingepfercht, so untergebracht, wie man es keinem Einheimischen jemals zumuten würde. So mancher Flüchtling trifft hier auf Mauern, die sein Herz, seinen Geist und Körper zerbrechen. Ja, Menschenseelen zerbrechen hier wie überall auf Erden, wenn Ungerechtigkeit herrscht. Exzellenz! Ich frage mich: Wie viel Ungerechtigkeit und Verletzung kann ein
12 / 2013 Menschenherz, das solchen Bedingungen ausgeliefert ist, wohl ertragen? Wie weit können ein Staat und eine Macht gehen, ohne dass Menschen ohnmächtig und verzweifelt daran zerbrechen? Sie und ich befinden uns nicht in so einer verzweifelten Lage. Sie haben ja die Macht und ich lebe in einem Land, in dem ich frei bin. Wir können all die Ungerechtigkeit da draußen in der Welt nicht allein bezwingen. Ich zumindest nicht. Wenn ich jedoch zu Ihnen hinüber blicke, frage ich mich allerdings: Wie geht es Ihnen denn so mit Ihrer Verantwortung? Sie müssen aufhören, so viel Schönes und
einen grünen Zweig, allerdings in eine Mäusefalle geklemmt. Kein Zeichen der Hoffnung und des Neubeginns für die Menschen dort! Bitte lassen Sie diesen Zweig los, Herr Ayatollah Ich will Ihnen nun abschließend eine Sayed ‘Ali Khamenei, und erleben Sie Geschichte vom Frieden erzählen, einmal im Leben wahren Frieden. verehrter Religionsführer im Iran! Es ist die bekannte biblische Geschichte Ich bin froh, zumindest bei uns noch von der Sintflut, in der nach wochen- grüne Zweige zu finden und Menschen langem Sturm und Regen Noah von wie diesen Künstler, der für mein seiner Arche eine Taube aussendet, Leben mit seinen starken und klaren die erkunden soll, ob wieder Festland Bildern Hoffnung bedeutet, wie der in Sicht ist. Als schließlich die Taube grüne Zweig. Ist Ihnen überhaupt beGutes in den Menschen Ihres Landes zu zerstören! Exzellenz, wollen Sie nicht einmal in Frieden ruhen, wenn Sie gestorben sind?
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tatsächlich zurückgeflogen kommt mit einem frischen, grünen Zweig im Schnabel, bedeutet dies für die Menschen Hoffnung auf neues Land und Leben. Wie durch ein Wunder leuchtet ein Regenbogen über den Menschen auf, dieser deutet auf eine neue Zeit. Der iranische Künstler und Flüchtling Maneis Arbab interpretierte diese Geschichte neu in einer seiner Karikaturen, auf Ihr Land und Ihren Frieden bezogen: Die Taube fliegt auf seinem Bild in den Iran, sein Heimatland, und findet dort
wusst, welche tollen Menschen Sie in die Flucht und ins Exil treiben und so Ihrem Land rauben? Mit großer Traurigkeit darüber Evelyn Walker Studentin in Würzburg und Ehrenamtliche im Arbeitskreis Asyl der KHG Würzburg. Alle Karikaturen © Maneis Arbab aus einer Ausstellung in der Kath.Hochschulgemeinde Würzburg
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Iran geht uns alle an
NASRIN SETOUDE
IRANISCHER SÄNGER
Wenn.der.Name.Iran.fällt,.denken.wir. an. Erdöl,. . Atombombe,. Diktatur. und. Terror. Wir.denken.nicht.an.ein.wunderbares. Land. und. an. die. uralte. persische. Hochkultur.. Vor. vierzig. Jahren. verbreitete. der. Iran.unter.dem.Schah.von.Persien.mit. moderner. militärischer. Ausrüstung. Angst. und. Schrecken. im. Nahen. Osten. und. im. damaligen. Ostblock.. Der. Herrscher.war...pro-westlich.orientiert. und. wurde. vom. Westen. unterstützt.. Das.Geld.für.die.Waffenkäufe.sprudelte.aus.den.Ölquellen. Nach. der. islamischen. Revolution. im. Iran.brach.der.Krieg.zwischen.Iran.und. Irak. aus.In. diesem. Krieg,. in. dem. es. keinen.Sieger.gab,.wurde.eine.Million. Menschen. auf. beiden. Seiten. getötet. oder.schwer.verletzt.. Nach. fast. einem. halben. Jahrhundert. verbreitet.nun.die.Islamische.Republik.
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Angst.und.Schrecken..–.dieses.Mal.in. Gestalt. einer. Atombombe.. Ich. weiß. nicht,. was. in. Zukunft. passieren. wird,. weil.nicht.ich.dieses.Szenario.schreibe,. sondern. Länder,. deren. Macht. auf. Öl. und.Militär.basiert. Aber. ich. verstehe,. dass. Ahmadinedschad. sein. eigenes. Land. zerstört.. . Und. ich. sehe,. welche. Folgen. dies.für.die.Menschen.hat: Im. gnadenlosen. Spiel. um. Profit,. Macht. und. Einfluss. werden. Ideologie,. Religion. und. Liberalismus. der. Menschen. missbraucht.. Es. ist. eine. Tragödie,. dass. in. einem. reichen. Land. wie. dem. Iran. Menschen. um. die. einfachsten. Dinge. des. Lebens. kämpfen. müssen.. Es. ist. eine. Tragödie,. dass. selbst.die.kleinsten.Forderungen.nach. demokratischen. Reformen. mit. dem. Tod.bestraft.werden. Die. Menschen. werden. so. gezwun-
FATA MORGANA DER FREIHEIT
FLÜCHTLINGE
gen,. ihre. Heimat. zu. verlassen. und. in. anderen. Ländern. Asyl. zu. suchen,. um. dann. bis. zum. Ende. ihres. Lebens. mit. gebrochenem.Herzen.und.zerstörtem. Stolz. ihren. Erinnerungen. nachzuhängen..Es.ist.eine.Tragödie,.die.jeden.Tag. geschieht.
produziert. und. gegen. die. nationale. Sicherheit. verstoßen. habe,. wurde. er. zu.sechs.Jahren.Gefängnis.und.einem. zwanzigjährigen. Arbeits-. und. Reiseverbot.verurteilt.
Nasrin. Sotoudeh. und. Jafar. Panahi. wurden. am. 12.12.2012. in. Straßburg. Eine. andere. Tragödie. ist,. wie. es. ak- mit. dem. Sacharow-Preis. . des. Eurotuell. in. meiner. Heimat. mutigen. Men- paparlaments. ausgezeichnet.. Sie. erschen. ergeht,. die. für. Freiheit. und. hielten. keine. Möglichkeit,. den. Preis.. Menschenrechte. aufstehen.. . Nasrin. persönlich.entgegenzunehmen.. Sotoudeh,.die.als.Rechtsanwältin.viele. Maneis Arbab politische. Gefangene. verteidigt. hat,.. ( Übersetzung: wurde.2010.selbst.wegen.angeblicher. Hilde Stübler-Vittmann.) Propaganda. gegen. die. Machthaber.. zu.elf.Jahren.Haft.verurteilt..Tragisch. ist.auch.die.Situation.des.international. Alle Karikaturen © Maneis Arbab bekannten.Regisseurs.und.Regimekri- aus einer Ausstellung in der tikers.Jafar.Panahi..Weil.er."Propagan- Kath.Hochschulgemeinde Würzburg dafilme.gegen.die.Islamische.Republik".
Projekte
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Mit Migranten für Migranteninterkulturelles Gesundheitsprojekt in Bayern Das Gesundheitsprojekt „Mit Migranten für Migranten - Interkulturelle Gesundheit in Bayern (MiMi-Bayern)“ wurde als erstes landesweites Programm zur Gesundheitsförderung für Migranten in Bayern eingeführt. Es wurde im Jahr 2003 vom Ethno-Medizinischen Zentrum e.V. entwickelt. Das MiMi-Projekt besteht seit 2008 und ist in folgenden Städten zu finden: Augsburg, Bamberg, Coburg, Ingolstadt,Landshut, München, Nürnberg, Schweinfurt und Würzburg. Ab dieser Zeit wird durch Befragungen immer wieder die Qualität der Schulungen und der Inhalte ausgewertet und angepasst. Durchgeführt wird es im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit und des Landesverbandes der Betriebskrankenkassen in Bayern unter der Leitung des Ethno-Medizinischen Zentrums e.V. . Ziel des Projekts ist es, Migranten auszubilden, die anschließend als Multiplikatoren andere Migranten in das deutsche Gesundheitssystem einweisen können.
Zum Mimi- Projekt in Würzburg stellte sich uns die Projektleiterin Frau Britt Reinlein für einige Fragen zur Verfügung:
in Würzburg, bzw. an den aktuellen Teilnehmern? Frau Reinlein: Würzburg hat 23 Teilnehmer aus 18 Nationen, die die Schulungen besuchen. Alle begegnen sich mit viel Heimfocus: Wie entstand die Idee, das MiMi-Projekt Respekt und Freundschaft. Jeder in Würzburg anzubieten, und wie sah einzelne ist etwas Besonderes und bringt seine Persönlichkeit und sein der Verlauf aus? Wissen in die Gruppe ein. Dies ist neFrau Reinlein: Würzburg ist die 9. Stadt, die das ben dem Unterrichtsstoff eine große Mimi-Projekt anbietet. An den Bereicherung. In anderen Städten ist Vorgesprächen waren maßgeblich MiMi hauptsächlich ein FrauenproFrau Dr. Salali, Gleichstellungs- jekt. In Würzburg ist ein Drittel der beauftragte der Stadt Würzburg, und Teilnehmer Männer. Da Männer und Frau Rottmann-Heidenreich aus dem Frauen oft unterschiedliche Blickwinkel für ein Problem haben, bereichert Gesundheitsamt beteiligt. Als ausführende Institution wählte diese Tatsache den Unterricht. man den neugegründeten Förderverein des Ausländer- und Integrationsbei- Heimfocus: rats der Stadt Würzburg. Sofort nach Was sind Unterrichtsinhalte bzw. die der Gründung begann der Vorstand, im Unterricht behandelten ThemenbeFrau Pompeo Schuster, Frau Warmuth reiche? und ich mit der Realisation des Pro- Frau Reinlein: Es existieren wissenschaftliche Unterjekts. suchungen, an welchen Erkrankungen Migranten am häufigsten leiden. Die Heimfocus: Was ist das Besondere an dem Projekt in den Mimi-Schulungen behandelten
Themen orientieren sich hieran. An oberster Stelle steht dabei das Wissen um das deutsche Gesundheitssystem. Hinzu kommen Themen der Prävention (Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen), der Mundhygiene, zu Familienplanung und Schwangerschaft sowie zur Ernährung, Bewegung und zum Diabetes. Nach der Startphase in Würzburg werden weitere Themen wie Krebs und Suchterkrankungen hinzu kommen. Heimfocus: Wie ist da der Erfolg des Projekts in anderen Städten, wo MiMi schon länger läuft? Was hat sich da verändert und verbessert? Können Sie uns ein paar Beispiele nennen? Frau Reinlein: Wie lässt sich der Erfolg von MiMi messen? Letztlich an einer messbaren Verbesserung der medizinischen Versorgung von nicht oder schlecht Deutsch sprechenden Migranten. Solche Ergebnisse, die durch langfristige Studien belegt werden müssen, sind meines Wissens noch nicht verfügbar.
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Vereinigung aktiv sind. Parallel suche Heimfocus: Welche besonderen Herausforderungen ich Förderer, zum Beispiel Verbände stellt das Würzburger Projekt an Sie? oder Beratungszentren, die wiederum als Multiplikatoren funktionieren solFrau Reinlein: Die größte Herausforderung ist es, len. Sie unterstützen uns, indem sie Referenten für den Unterricht zu ge- uns beispielsweise kostenfrei Räumen winnen. und Werbung zur Verfügung stellen. Der Unterrichtsstoff verlangt eine Menge von den Mediatoren ab, von Heimfocus: denen viele arbeiten und eine Familie Wie zufrieden sind Sie vor Ort mit dem bisherigen Verlauf des Projekts? mit Kindern haben. Frau Reinlein: Derzeit finden die Schulungen der Heimfocus: Welche Ziele wollen Sie mit MiMi- Pro- Mediatoren statt. Zeitgleich versuche ich Förderer und Interessierte in Würzjekt erreichen? burg zu finden, so dass MiMi in WürzFrau Reinlein: Das Ziel von MiMi ist es, viele Migranten burg nachhaltig verankert wird. - vor allem jene, die schlecht oder gar Kurzfristige Unterrichtsausfälle genicht Deutsch sprechen - zu erreichen fährden immer wieder den Zeitplan und mit Informationen zu verschie- und verlangen den Mediatoren viel denen Fragen der Gesundheit zu Flexibilität ab. Dies ist natürlich nicht versorgen. Hierzu sollen sich die Me- befriedigend. Auf der anderen Seite diatoren Gruppen suchen, die sie an- habe ich eine tolle Gruppe von Mediaschließend in ihrer Heimatsprache un- toren, die gut durchhalten und immer terrichten. Von Vorteil ist es, wenn die gut gelaunt zur Schulung kommen. Teilnehmer bereits über ein Netzwerk Ich kann also sagen, dass ich im Allgeverfügen. Beispielsweise, wenn sie meinen zufrieden bin. in einem Verein oder einer religiösen
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Heimfocus: Wer wird von MiMi profitieren können und wie? Frau Reinlein: Von MiMi werden vor allem jene Migranten profitieren, die die deutsche Sprache wenig oder gar nicht sprechen. Ihnen soll durch kleine Schulungen ein besserer Zugang zum deutschen Gesundheitssystem ermöglicht werden. Jeder, der Mitglied einer Krankenkasse ist, sollte die (gleichen) Behandlungen gleichwertig nutzen können. Dies ist bei Migranten aber oftmals aber nicht der Fall. Sie wissen beispielsweise nichts über den Umgang mit der deutschen Krankenversichertenkarte, dem Impfbuch, von Krebsvorsorge und richtiger Mundhygiene. Heimfocus: Frau Reinlein, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen dem Mimi-Projekt in Würzburg und überall viel Erfolg! Abay Kiros
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Mit jedem Bissen kamen sich Schüler und Gäste näher Internationales Frühstück an der Volksschule Vinzentinum Die.Klasse.9.der.Privaten.Katholischen. Volksschule. Vinzentinum. im. Würzburger. Stadtteil. Grombühl. hatte. wenige. Tage. vor. Weihnachten. zu. einem. internationalen. Frühstück. geladen. –. als. Abschluss. einer. Unterrichtseinheit. zu. Migration.. Mit. jedem. Bissen. kamen.sich.die.Schüler.und.ihre.Gäste. aus. Äthiopien,. aus. Südkorea. und. mit. türkischen.Wurzeln.ein.wenig.näher. Wie. kam. es. dazu?. Der. Lehrplan. für. bayerische. Haupt-. und. Mittelschulen. behandelt. im. Fächerbereich. GSE. (Geschichte/Sozialkunde/Erdkunde). das. Thema. „Menschen. aus. anderen. Herkunftsländern“.. . Die. Schüler. des. Vinzentinums. hatten. sich. ausführlich. mit. dem. Themenkomplex. Migration. befasst.. Sie. hatten. Statistiken. und. Gesetzestexte. studiert,. Lebensläufe. von. Gastarbeitern,. Aussiedlern. und. Asylbewerbern.kennen.gelernt.. Für. den. Beitrag. „Wege. für. ein. friedliches. Zusammenleben“. . einigten. sich. Schüler. und. Lehrer. auf. ein. internationales. Frühstück.. Eltern. ausländischer. Mitschüler. wurden. angefragt,. sie. waren. aber. beruflich. so. eingebunden,. das. sie. absagen. mussten.. Die. Lehramtsstudentinnen,. die. gerade. am. Vinzentinum. Praktikum. machten,. wussten.Rat..Sie.fragten.ihre.Kommilitonin. Pina,. deren. Großeltern. in. den. 1970er.Jahren.von.der.Westgrenze.der. Türkei. nach. Memmingen. übersiedelten,.und.Kim.aus.der.südkoreanischen. Hauptstadt. Seoul.. Er. studiert. an. Universität.Würzburg.Sonderpädagogik. Der. Vorschlag,. Asylbewerber. aus. der. nahe. gelegenen. Gemeinschaftsunterkunft. in. der. Dürrbachau. einzuladen,. fand.nicht.nur.Beifall..Mit.Flüchtlingen. aus.fernen.Ländern.an.einem.Tisch.zu. sitzen,.löste.bei.einigen.Jugendlichen.
Die Schülerinnen Michelle und Katharina im Gespräch mit Tirunesh aus Äthiopien.
Unbehagen.aus..Hinlänglich.bekannte. Vorurteile. geisterten. durch. die. Köpfe. und.wurden.auch.artikuliert..Dennoch. wurde. Eva. Peteler. kontaktiert,. die. sich.ehrenamtlich.für.die.Menschen.in. der.Gemeinschaftsunterkunft.engagiert.. Sie.kam.zusammen.mit.Tirunesh,..zum. Frühstück..Diese.ist.aus.Äthiopien.geflohen. und. hat. in. Deutschland. Asyl. beantragt.. Die. Klassensprecher. begrüßten. die. Gäste.und.diese.stellten.sich.der.Reihe. nach.vor..Dass.die.Lehramtsstudentin. mit. türkischen. Vorfahren. akzentfrei. Deutsch. sprach. und. vordergründig. so.gar.nichts.Türkisches.an.sich.hatte,. überraschte. die. Schüler.. Interessant. war.auch,.was.Kim.aus.Seoul.über.das. südkoreanische.Schulwesen.zu.berichten.wusste..30.und.mehr.Kinder.lernen. dort. in. einer. Klasse. große. Mengen. an. Faktenwissen.. Wer. dem. enormen. Leistungsdruck.nicht.standhalte,.habe. nur. wenige. Fürsprecher. –. so. auch. Menschen. mit. Behinderungen.. Darin. lag.auch.ein.Grund,.weshalb.sich.Kim. entschlossen. hat,. Sonderpädagogik. zu.studieren. Aufmerksam. verfolgten. die. Jugendlichen,. was. die. Äthiopierin. Tirunesh. erzählte..Die.selbstbewusste.Frau,.die.
fließend.Englisch.spricht,.ist.hochqualifiziert.. Sie. hat. in. ihrer. Heimat. lange. Jahre. in. verschiedenen. Bereichen. als. Krankenschwester. gearbeitet,. auch. in. der. in. der. Aus-. und. Weiterbildung. des.medizinischen.Nachwuchses..„Ich. werde. in. meinem. Land. eigentlich. dringend. gebraucht“,. meinte. sie. bedauernd...Mit.ihrer.Eloquenz.und.Ausstrahlung. entsprach. sie. ganz. und. gar. nicht.den.Klischees,.die.viele,.nicht.nur. Jugendliche,.von.Asylbewerbern.verinnerlicht.haben.. Nach.und.nach.legten.die.Schüler.beim. gemeinsamen. Frühstück. ihre. Vorbehalte. ab. und. gingen. auf. ihre. Gäste. zu.. Es. entwickelten. sich. angeregte. Gespräche.. Weitere. Lehrkräfte. und. Schüler. aus. Nachbarklassen. kamen. hinzu.. Der. Lehrplan. wurde. mehr. als. erfüllt:.Es.war.ein.gelungener.„Beitrag. für.ein.friedfertiges.Zusammenleben“.. Und. das. internationale. Frühstück. am. Vinzentinum. soll. keine. einmalige. Aktion. bleiben.. Die. hinzugekommenen. Achtklässer.versprachen,.im.nächsten. Schuljahr.die.Idee.aufzugreifen. Peter Nossol Lehrer am Vinzentinum in Würzburg
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List-Schüler beschenken Kinder in der GU: Eine tolle Aktion von KRASS
gefunden. Wir hatten am Ende sogar mehr Paten als Wunschzettel zur Verfügung.“ Die Wünsche der Kinder waren ganz unterschiedlich. Der zweijährige Robel etwa träumte von einem Spielzeuglaster. Die Mädchen Daria, Narmin und Valentina hatten Barbies, Puppenkleider und Kuscheltiere auf ihre Zettel geschrieben. Erdin wünschte sich Federführend für die Geschenkaktion ein ferngesteuerten Auto, Emirhan Kopfhörer, Farzad eine neue Hose, war der „Klub Rassismus ablehnender Behzat Fußballschuhe und Morteza einen mp3-Player. Schülerschaft“ - kurz KRASS Die liebevoll verpackten Geschenke des Friedrich-List-Gymnasiums, das sich seit 2004 zu den „Schulen wurden der KHG übergeben und an ohne Rassismus – Schulen mit Courage“ die Kinder in der GU weitergereicht. zählt. „Am Anfang stand der Wunsch, KRASS beabsichtigt, sich auch weitersich über das Leben von Flüchtlingen hin für Flüchtlinge in der Region einzuin der Gemeinschaftsunterkunft zu setzen. informieren“ so Moritz Keßler (Q12). Als sehr wertvoll dabei erwies sich ein Einige Stimmen aus den Klassen, die Kontakt zur katholischen Hochschul- sich als Geschenkpaten engagierten: gemeinde (KHG) in Würzburg. Noch im November besuchten Mit- Sophia, 5a: glieder des Asylarbeitskreises und Wir wollten anderen Kindern eine Flüchtlinge aus der Gemeinschafts- Freude machen und fanden die Aktion unterkunft Würzburg das Friedrich- von KRASS eine tolle Idee. List-Gymnasium und standen dem KRASS-Team Rede und Antwort. Lea und Fabian, beide 6c: „Etwa zur gleichen Zeit beschlossen Wir hatten gleich zwei Patenkinder. wir, uns an der jährlich stattfinden- Wir wollten ihnen eine Freude bereiten, den Wunschzettelaktion des Asyl-AK da sie sonst nichts zu Weihnachten zu beteiligen“ so Keßler weiter. „Paten bekommen. Wir fanden die Aktion für die Wunschzettel aus der Ge- von KRASS gut, da wir dadurch den meinschaftsunterkunft waren schnell Flüchtlingskindern helfen konnten. Schülerinnen und Schüler des Friedrich-List-Gymnasiums in Gemünden am Main engagierten sich in diesem Jahr für Flüchtlingskinder in der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg. Kurz vor Weihnachten wurden viele Geschenke gepackt, um den jungen Bewohnern dort eine Freude zu machen.
Senta, 7c: Zwei Mitschüler von uns sind in der KRASS-Gruppe und haben und von dem Projekt erzählt. Wir fanden die Aktion super und wollten armen Kindern mit unseren Geschenken helfen. Maike, 8a Wir wollten unserem Kind zu Weihnachten eine Freude machen und fanden die Aktion echt schön. Marisa, 9a: Wir wollten den Flüchtlingen helfen und erreichen, dass die Familien in Deutschland ein schönes Weihnachtsfest haben und die Kinder Geschenke bekommen. Wir fanden die Aktion von KRASS sehr gut. Lydia und Eva, beide 10b: Wir haben an der Wunschzettelaktion teilgenommen, weil wir Kindern, die es nicht so gut haben wie wir, zu Weihnachten etwas schenken wollten. Durch die Aktion können wir ohne viel Aufwand etwas Gutes tun. Wir fanden die Aktion von KRASS gut. Es ist toll, dass es SchülerInnen wie euch gibt, die sich für Projekte wie dieses einsetzen. Jürgen Endres StR am Friedrich-List-Gymnasium in Gemünden
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Ende: gut!
v.l.n.r.: Burkhard Hose, Ebrahim Akmel Temam, Elisabeth Wöhrle
Das Kirchenasyl in der Katholischen Hochschulgemeinde in Würzburg erfolgreich beendet Ein überwältigendes „Weihnachtsgeschenk“ für Ebrahim Akmel Temam, den jungen äthiopischen Flüchtling im Kirchenasyl der Katholischen Studentengemeinde in Würzburg (siehe auch Heimfocus Nr. 10): Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge teilte kurz vor dem Fest in einem Schreiben mit, dass die Bundesrepublik in Ebrahims Fall nun von ihrem sog. Selbsteintrittsrecht Gebrauch mache, das Asylverfahren an sich zu ziehen. Somit erhält Ebrahim den Status eines Asylbewerbers in Deutschland und ist nicht mehr von einer Abschiebung nach Malta bedroht! Das bedeutet noch nicht einen gesicherten Aufenthalt, macht jedoch den Weg frei für ein geordnetes Asylverfahren in Deutschland. Und das ist nach mehr als einem halben Jahr Kirchenasyl ein überwältigender Erfolg, der manchen Beteiligten Freudentränen in die Augen trieb. Es sind jedoch auch die Früchte eines großen persönlichen Einsatzes vieler Aktiven, allen voran des Hochschulpfarrers Burkhard Hose und der Pastoralreferentin Elisabeth Wöhrle. Getragen und unterstützt von ihrem Team sowie von einem Netzwerk vieler Engagierten
schufen sie in der KHG für Ebrahim ein Zuhause, das ihm ein gänzlich anderes Gesicht von Deutschland zeigte als das, was die meisten Flüchtlinge erfahren. „Als Begründung für die Entscheidung des Bundesamtes nennt dessen Präsident die besondere Schutzbedürftigkeit Akmel Temams auf Grund einer erheblichen Erkrankung. Ärztliche Stellungnahmen, die während der Zeit des Kirchenasyls erstellt worden waren, haben bestätigt, dass der junge Äthiopier durch die Erfahrungen seiner sechsjährigen Flucht schwer traumatisiert ist“, so Burkhard Hose. Er weist darauf hin, dass nur durch das Kirchenasyl für Ebrahim die Möglichkeit geboten war, sein besondere Schutzbedürftigkeit nachzuweisen und dies der verantwortlichen Behörde angemessen mitzuteilen. Ohne das große Engagement ehrenamtlicher psychologischer und medizinischer UnterstützerInnen wäre dies nicht möglich gewesen. Dem bleibt hinzuzufügen, wohl dem Flüchtling, dem dieses Glück beschieden ist. Wie viele bleiben wohl ungehört, ohne Hilfe und Ausweg. Wie gesagt, es braucht viele Helfer und Freunde, um mit der zwar von
Hoffnung getragenen, aber dennoch belastenden Situation im Kirchenasyl fertig zu werden. Neben dem ganzen Team der KHG und dem Rechtsanwalt Joachim Schürkens waren viele der ehrenamtlichen UnterstützerInnen und Freunde Studenten. Deren großem Engagement trotz der hohen Belastung durch das Studium zollte Burkhard Hose mehrfach großen Respekt. Sie alle investierten viel Zeit und Herzblut, um Ebrahim seine Zeit im „Gefängnis“ so erträglich wie möglich zu machen. Es war aber weit mehr als das: So spannten sie ein Netz mitmenschlicher und christlicher Solidarität wider eine menschenverachtende europäische Asylpolitik, die mit ihrer Dublin II-Verordnung Menschen immer wieder entwurzelt und völlig unsinnig kreuz und quer durch den Kontinent verschiebt wie Frachtgut. Und Ebrahim, glücklich über die unerwartete und doch so ersehnte Wendung? „Raus gehen und herumlaufen, das ist jetzt das Schönste! Sich frei fühlen und gut schlafen können!“ So einfach kann es sein mit dem Glück. Eva Peteler
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Till GU-Spiegel
Teil 2
Sehr geehrter Herr Friedrich, sehr geehrter Herr Herrmann, ich weiß nicht so recht , wer von Ihnen beiden der Richtige ist, aber das ist auch egal. Sie sind ja Parteifreunde und können beim nächsten Parteitreffen über meine Idee nachdenken. Vielleicht sind auch ihre Kollegen zuständig, die für Familie und Jugend oder Erziehung, keine Ahnung. Na, Sie werden sich schon einig, in der Sache, meine ich. Die Idee kam mir gestern früh, als in der Zeitung schon wieder was von diesen Asylanten zu lesen war. Das geht uns langsam auf die Nerven, meiner Frau und mir. Das wird man wohl noch sagen dürfen, dass wir uns langsam gar nicht mehr daheim fühlen in unserem schönen Bayern! Herr Prof. Zimmerl hat es neulich in seinem Leserbrief in unserem „Heimatboten“ so schön ausgedrückt, wir müssen uns endlich wehren gegen die Überfremdung, die wie die Pest im Mittelalter ihre räudigen Griffel ausstreckt nach unseren verehrten Sitten und Gebräuchen. Meine Gundi traut sich nach Einbruch der Dunkelheit schon gar nicht mehr zur Andacht in die Kirche; da könnten ja schon wieder diese Ausländer irgendwo herumlungern. Man weiß ja nie, so eine ehrbare Frau muss da schon aufpassen! Nein, es ist nimmer schön und sicher bei uns, seit wir so glopalisiert tun. Aber heut‘ sagt die Gundi zu mir, Mensch, Gustl, es geht wieder aufwärts. Da werden die doch jetzt wieder abgeschoben, die Afghanen, wo wir jetzt Frieden hingekriegt haben da unten, unsere tapferen Jungs! Aber da stänkern gleich schon wieder irgendwelche von denen naiven Weltverbesserern und plärren rum, die haben da unten doch nix, da ist nach so langen Jahren Krieg alles in Trümmern,
und alle schießen wieder aufeinander und haben Angst. Ja, da können wir doch nichts dafür! Aber unser Enkel, dem seine Freunde gehen doch nach dem Abitur alle nix schaffen oder auf die Uni, nein, die wollen heutzutage ja alle was erleben in der Welt. Der Simon und der Max von nebendran, die wollen bis nach Australien mit irgend so‘m Wörkndräwwel, keine Ahnung, was das ist, aber schaffen tun sie dort auch, sagt die Gundi. Da kam mir die Idee, warum sollen sich die jungen Leute nicht austoben und stählen da unten bei denen Afghanen? Das wäre doch Wörkndräwwel für den Frieden, da könnte unsere hochverehrte Frau Bundeskanzlerin doch noch größer rauskommen als Friedensstifterin! Ist ja alles noch vor Ort von unseren Bundeswehrjungs, da müsste man das Jungvolk nur noch einfliegen und könnte es von denen Offizieren dort ja einweisen lassen. Sagen wir mal, sieben bis zehn Mann pro Flüchtling, die werden ihm gleich bei der Abschiebung zugewiesen, haben ja Zeit, sich schon auf dem Flughafen und im Flieger zu beschnuppern, und dann geht es rein in das inderkuldurelle Abenteuer. Im Dorf Häusle aufbauen, ein bisschen Geld für die Ziege oder das Schaf mitbringen, Brunnen ausheben. Die Mädels vielleicht ein bisschen Unterricht in der Dorfschule, da wissen die dann ja gleich, ob das mit dem Lehramt daheim auch das Richtige ist. So viel zu tun für unsere verweichlichten Jugendlichen! Da können sie endlich zeigen, was für gesundes Erbgut in denen steckt! Und lernen
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Gedenktafel_Eichborndamm_215_%28Witte%29_ Till_Eulenspiegel.JPG?uselang=de
tun sie auch fürs Leben, überleben so ohne Handy und Computer. Glauben Sie mir, wenn sie das für alle Länder einführen, die Flüchtlinge werden Ihrer Rückführungsstelle die Bude einrennen! Und wenn man sich dann für die deutsche Jugend so ein Bonusprogramm ausdenkt, Vorzug bei Studienplatz nach der Heimkehr und so, das wird ein Bombenerfolg! Von wegen Friedensnobelpreis für die EU! Den kriegen mir ganz allein! Und für mich springt da vielleicht wenigstens mal das Bundesverdienstkreuz am Bande raus. Das würde der Gundi aber gefallen; vielleicht trägt sie es dann auf ihrem Sonntagsmantel auf. Ich glaube, da kommen mir noch ganz andere Ideen, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Aber das schreibe ich Ihnen das nächste Mal, jetzt muss ich die Gundi zur Andacht fahren. Mit ergebenen Grüßen Ihr Gustl Bxxxx (bitte bloß nicht den vollen Namen abdrucken, wegen der Nachbarn und so...)
Interview
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Jetzt wissen wir, wie es ist
Sie wollten es am eigenen Leib erfahren: Wie lebt es sich denn wirklich als Asylbewerber? „Vier Wochen Asyl – Ein Selbstversuch mit Rückkehrrecht“ ]¹ nannten Caroline Walter und Bertram von Boxberg vom Team des kritischen Magazins „Kontraste“ bei Radio Berlin-Brandenburg (rbb) ihre eindrucksvolle Dokumentation.
Heimfocus hat die beiden zu einem Gespräch über Hintergründe und Erfahrungen dieses Selbstversuchs gebeten: Heimfocus: Vier Wochen Selbstversuch in einem Asylbewerberheim: warum? Caroline Walter: Wir haben schon von vielen Unterkünften berichtet, auch von Würzburg, Doch wir konnten so den Dingen nicht richtig auf den Grund gehen. Ein, zwei Tage morgens rein und abends wieder raus, das erfasste die Wirklichkeit nicht. Wir erkannten, um am eigenen Leib zu erfahren, wie der Alltag dort wirklich ist, müssen wir uns denselben Bedingungen aussetzen wie die Menschen, die dort leben müssen: Was
es heißt, mit dem Geld klar kommen, dort, wo man Bargeld bekommt, oder wie es ist, mit mehreren Menschen in einem Zimmer zu schlafen und den ganzen Tag zu leben.
wäre das nicht möglich. Auch andere Bundesländer haben von vorn herein abgelehnt; wir haben daraufhin eine Tour durch ganz Deutschland gemacht und uns verschiedenen Landräten und Heimleitern vorgestellt. Schon da Heimfocus: haben wir festgestellt, dass es trotz Warum haben sie sich gerade für die- individueller Unterschiede überall imses Heim in Hessen entschieden? mense Probleme gab, mit der Randlage, der Betreuung, mit der AkzepCaroline Walter: tanz in der Bevölkerung. Es war unglaublich mühsam, überhaupt ein Heim zu finden, in dem wir Heimfocus: drehen durften. Wir haben über 500 Wie Sie kommen auch die Flüchtlinge Asylbewerberheime in ganz Deutsch- aus gewachsenen sozialen Strukturen, land angefragt. Es gab Bundesländer aus einer Familie, aus einer Heimat, wie z.B. Bayern, da wurde von ganz oft genug aus einem Beruf, einer Karoben entschieden, dass wir in kein riere usw. Wie verkraftet man diesen einziges Asylbewerberheim dürfen Schnitt, von jetzt auf sofort aus dem mit der Begründung, im Hinblick auf bisherigen Leben hinaus katapultiert die Privatsphäre der Asylbewerber zu sein?
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Caroline Walter: Mir ging es am Anfang sehr, sehr schlecht: Ich habe Rotz und Wasser geheult, meinen Redaktionsleiter angerufen und ihm gesagt, ich schaffe das nicht. Das lag auch daran, dass man einfach nicht schlafen konnte. Man fand einfach keine Ruhe bei so vielen unterschiedlichen Menschen dicht gedrängt um einen herum. Niemand findet Ruhe in diesem Heim, dadurch liegen auch schnell die Nerven zwanzig Frauen und Männer zwei Waschbecken teilen müssen, und das blank. über eine sehr lange Zeit, dann sieht sich irgendwann auch keiner mehr ver-. Heimfocus: antwortlich. Das sind dann Prozesse, Was macht diese erzwungene Lebensdie in diesen eng zusammengepferchweise mit der eigenen Persönlichkeit? ten Unterkünften ja untereinander stattfinden: Dass man dann irgendCaroline Walter: wann auch nicht mehr gewillt ist, Man ist sehr schnell gelähmt, weil eimiteinander klar zu kommen in dienem jegliche Motivation genommen sem Stress. Jeder will nur noch weg wird. Man hat ja nichts zu tun daher und schaut zu, wie er herauskommt. findet man es immer schwerer, sich Manche fangen auch an, zu trinken, einen geregelten Alltag zu geben. weil sie das Warten und Nichtstun zerZum Beispiel will man gar nicht mehr mürbt. Das Leiden sieht man ja auch aufstehen. Warum soll ich noch aufan dem Schmerzmittelverbrauch, stehen? Es gab nichts, wofür es sich noch lohnen würde, aufzustehen. Nur der dort zu beobachten ist oder an um auf diesem fürchterlichen Vorplatz den häufigen, auch psychischen Ermitten im Industriegebiet herum- krankungen. Man ist zum Warten verdammt, zum Warten auf die Antwort zusitzen? Das Heim liegt so abgelegen, so weit des Bundesamtes. Irgendwann ist draußen im Industriegebiet, da hatten man nur noch depressiv und völlig dewir beide irgendwann das Gefühl, dass motiviert. Je mehr Zeit, je mehr Jahre wir gar nicht mehr in Deutschland sind, die Menschen in diesen Unterkünften dass wir eigentlich nicht Deutsche verbringen müssen, desto kaputter sind! Das Leben dort war sehr schwer zu werden sie. Wenn sie dann irgendertragen, für alle. Irgendwann verliert wann die Anerkennung bekommen, man auch das Gefühl für die Gemein- aber schon so kaputt sind, dass sie ihr schaft, irgendwann ist jeder sich selbst Leben nicht mehr auf die Reihe krieder Nächste. Wenn sich beispielsweise gen, was haben sie dann, was haben
wir dann davon? Bertram von Boxberg: Furchtbar finde ich die lange Bearbeitungsdauer der Asylanträge im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Das sei auf Personalknappheit zurück zuführen, wurde uns dort gesagt. Man bemühe sich um Verbesserung. Es ist nicht hinnehmbar, dass Asylbewerber ein Jahr und mehr in Deutschland sind, ohne dass die Erstbefragung stattgefunden hat. Wir haben ferner mit Asylbewerbern gesprochen, die anschließend über vier Jahre auf den Bescheid warten. Sie brauchen einen schnellen Bescheid, sie wollen wissen, woran sie sind. In der Wartezeit findet auch keine Kommunikation statt, die Menschen erfahren nichts. Das zermürbt sie, sie werden immer depressiver, immer ängstlicher. Extrem belastend war für mich der völlige Verzicht auf eine Privatsphäre, dass es absolut keinen Raum gab, wohin man sich zurück ziehen konnte, wo man mit sich selbst allein sein konnte. Man hat sich unglaublich einsam gefühlt, diese Ferne von Freunden, die man gerade in so einer Situation gerne um sich herum gehabt hätte. Dabei hatten wir ja noch den Vorteil, dass wir zu zweit waren. Was mich auch sehr mitgenommen hat, war diese Eintönigkeit. Man war von jeglichem gesellschaftlichen oder kulturellen Leben ausgeschlossen. Das Geld reicht nicht dazu, um in die nächste größere Stadt zu fahren, ja nicht einmal dazu, sich irgendwo in ein Cafe zu setzen, um auf andere Gedanken zu
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contact@heimfocus.net dass man sich vielleicht nie wieder sieht, belastet viel sehr; wenn man sie danach fragt, fangen manche an, zu weinen. Es ist unglaublich schwer für sie. Heimfocus: Wie waren Ihre Erfahrungen mit Einheimischen? Caroline Walter: Wir hatten auch viele Einheimische in der Nachbarschaft befragt. Die Antworten gingen alle in die gleiche Richtung: Es sei gut so, dass die Asylbewerber da draußen wären, dann hätte man nichts mit ihnen zu tun. Es hat mich erschüttert, dass die Akzeptanz dieser Menschen überhaupt nicht da ist, dass man nichts mit ihnen zu tun haben will. Das ist kein Einzelfall, auch in anderen Heimen war es so, dass diese Randlage weit draußen im Industriegebiet auch deshalb da ist, weil die Bürgermeister befürchten, Aufstände in ihren Ortschaften zu haben. Heimfocus: Haben Sie auch Bürger angetroffen, die die Flüchtlinge unterstützt haben, beispielsweise aus der Pfarrgemeinde? Caroline Walter: Niemanden! Als wir rein gegangen sind, gab es in dieser Hinsicht gar nichts. Nur die im Beitrag gezeigte ehrenamtliche Deutschlehrerin, die sehr, sehr engagiert ist. Sie ist mit uns ins Heim gekommen, weil sie erst durch uns überhaupt davon erfahren hat. Nach unserem Film hat sich dort sehr viel getan, das war wohl wie einen Spiegel vorhalten. Es haben sich viele Ehrenamtliche gemeldet und sich auch betroffen geäußert, es täte ihnen Leid, sie hätten da nicht hingeschaut, was da passiere mit den Menschen, wie sie lebten.
Heimfocus: Wenn sie die Gelegenheit hätten, nach kommen. Das ist bei einem Betrag von Caroline Walter: Ihrer Erfahrung nun zu einheimischen damals 196 € für alles einfach nicht Ich habe zu meiner Mutter Kontakt geBürgern zu sprechen, was würden Sie halten und teilweise auch zu Freunden, drin. (C. Walter: Heute dort 314 €) ihnen sagen? gerade in den kritischen Phasen, als ich nicht wusste, ob ich das durchhalte. Heimfocus: Das geht den Flüchtlingen ähnlich: Caroline Walter: Wie wichtig war in dieser Zeit der KonWas die Flüchtlinge brauchen, ist Oftakt zu Ihrer Familie und zu Freunden? Telefone haben alle und versuchen so oder über Facebook, Kontakt zu fenheit und Akzeptanz in ihrer Indihalten. Die Distanz und das Wissen, vidualität. Man sollte sie als einzelne Menschen ansehen mit ihren Einzel-
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Bertram von Boxberg und Caroline Walter
schicksalen und mit ihren persönlichen Geschichten, die sehr vielschichtig sind. Es ist wichtig, sie in ihrem ganzen Reichtum und in ihrer ganzen Spannweite zu schätzen. Unter ihnen gibt es Menschen, da können wir dankbar und froh sein, wenn wir sie aufnehmen dürfen. Man muss wegkommen von diesen pauschalen Vorverurteilungen, das seien alles nur Wirtschaftsflüchtlinge. Es ist falsch, dass Asylbewerber faul sind und unserem Staat nur auf der Tasche liegen wollen! Alle, die wir im Heim kennengelernt haben, wollen arbeiten und sind hoch motiviert. Wir müssen begreifen, dass es ein unglaublicher Gewinn für uns wäre, wenn wir diese Menschen offen annähmen und nicht immer an diesem negativen Bild von ihnen festhielten. Bertram von Boxberg: Was mir zu denken gegeben hat, waren die Kinder dort. Sie dürfen zum Glück die Schule besuchen, haben somit einen geregelten Tagesablauf. Sie treffen andere Kinder und lernen unglaublich schnell deutsch. Das müsste doch auch für die Erwach-. senen möglich sein. Alle wollen vorankommen. Sie brauchen dringend Sprach- und Weiterbildungsangebote.
Das würde viel zu Integration beitragen – und uns entlasten. Heimfocus: Wie hat dieser Selbstversuch Ihr Bild von Deutschland verändert?
herrscht. Da ist es doch eigentlich gar keine Frage, gerade vor dem Hintergrund unserer Geschichte, diesen Menschen Schutz zu gewähren. Wir sind doch im Vergleich in einer sehr guten Situation, wir haben doch gar keinen Grund, zu jammern.
Caroline Walter: Wir sind sehr selbstgerecht gegenüber Heimfocus: den Asylbewerbern und gegenüber Wir haben Angst davor, das uns etwas allen Menschen, deren Schicksal wir weggenommen wird, zum Beispiel nicht kennen und nachvollziehen kön- Arbeitsplätze. Warum zuerst immer nen. Wenn ich bei meinem Aufenthalt Angst und Misstrauen? dort spontan gesagt habe, „...wenn ich wieder in Deutschland bin..“, dann Caroline Walter: sagt das viel aus über die Art und Diese Angst ist falsch und unberechtigt. Weise aus, wie wir in einem reichen Die Asylbewerber kommen bei der ArLand mit diesen Menschen umgehen, beitsaufnahme immer als letzte dran. wie wir sie behandeln und unterbrin- Das ist gesetzlich geregelt. Ihnen wird gen. Wir verdammen sie zum Nichtstun immer ein Deutscher oder ein Auslänund werfen ihnen gleichzeitig vor, faul der mit gesichertem Aufenthalt, z.B. zu sein und unseren Wohlfahrtsstaat ein EU-Bürger, vorgezogen. auszunutzen. Wir, die nie in ihrer Situ- Leider sind wir von der Mentalität her ation waren, maßen uns an, sie zu kein Einwanderungsland, das Menverurteilen und machen ihnen das schen willkommen heißt. Wir müssen Leben so schwer, damit sie freiwillig lernen, viel genauer hinzuschauen und in ihre Heimat zurückkehren. Das ist nicht alle Menschen, die zu uns komabsurd und beschämend. Wir prak- men, als Bedrohung wahrzunehmen, tizieren unsere Werte nicht, sonst Ich habe jetzt zum Beispiel auch ein müssten wir die Menschen anders be- ganz anderes Bild von Pakistan; vorher handeln. Viele von ihnen bleiben lange hatte ich die Vorstellung, das seien Jahre hier, weil bei ihnen Bürgerkrieg meist bedrohliche Islamisten. Jetzt
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dort sind dann völlig sich selbst überlassen, ohne Notfallplan und Verständigungsmöglichkeit. Es gab dort keine Transportmöglichkeit zur Apotheke, die kilometerweit entfernt ist. Wir haben dort privat zweimal den Notarzt rufen müssen. Die Betreuung können Ehrenamtliche nicht allein stemmen. Dazu braucht es Fachleute. So konnten beispielsweise auch wir manchen Amtsbrief den Asylbewerbern nicht erklären. Heimfocus: Ihr Fazit aus der Selbsterfahrung von „Vier Wochen Asyl“?
habe ich in der Unterkunft gebildete, aufgeschlossene, moderate Pakistani kennen gelernt. Das fehlt uns: Die richtige Kenntnis dieser Länder und ihrer Menschen. Unkenntnis und Falschinformation über sie sind unglaublich tief verankert – wie zum Beispiel das Vorurteil, das seien doch alles Kriminelle und Drogendealer. Ja, natürlich gibt es die auch, aber auch nicht mehr als bei uns. Warum soll es in dieser zusammengewürfelten Gemeinschaft anders sein als bei uns Deutschen? Wir haben zum Beispiel auch die Meinung gehört, die riechen ja drei Meter gegen den Wind nach Parfum und haben schöne Klamotten an. Da wird verkannt, dass viele getragene Kleidung anziehen, dass aber auch Kleiderpakete von daheim kommen. Viele Asylbewerber sind gebildet und waren in ihrer Heimat erfolgreich, hatten ein gutes Leben, bevor sie zur Flucht gezwungen wurden, wie z.B. der äthiopische Ingenieur in unserem Beitrag. Natürlich gibt es auch die sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge, aber auch die hatten berechtigte Gründe, zu fliehen. Wer von uns würde einen solchen Schritt nicht auch wagen, wenn er keine Hoffnung mehr hat? Und in vielen Ländern ist es einfach so, dass man die ökonomisch katastrophalen wirtschaftlichen Zustände nicht von politischem Versagen trennen kann.
Heimfocus: Was hätten sie den Abgeordneten im Bundestag zu sagen? Carolione Walter: Ich würde ihnen sagen, dass der Bund sich unbedingt an der Unterbringung und Versorgung der Asylbewerber beteiligen muss. Er hält sich völlig raus und überlässt die ganze Verantwortung den Ländern, vor Ort den Landkreisen und Kommunen. Dort ist diese Aufgabe nicht allein zu stemmen, da die finanziellen Mittel äußerst begrenzt sind. Der Bund muss sich an der Finanzierung beteiligen, damit man z.B. auch vertretbare Unterkünfte bauen oder anmieten kann. Bertram von Boxberg: In dem Landkreis, in dem wir gedreht haben, konnten wir es deutlich sehen: Die Missstände dort liegen nicht an den Mitarbeitern vor Ort. Die finanziellen Mittel reichen gerade so für die sehr knappe Basisversorgung, auch die medizinische. Eine ausreichende Betreuung ist nicht denkbar. Zum Beispiel hätte es für unsere Mitbewohner sogar kostenlose Deutschkurse in Darmstadt gegeben, aber keine Mittel für die Fahrtkosten dorthin. Caroline Walter: Nicht nur in unserem Heim gibt es keine Heimleitung. Die Asylbewerber
Bertram von Boxberg: Ich war besonders erschüttert über das Unwissen der Bevölkerung über die Lebensbedingungen der Asylbewerber, z.B. die absurde Vorstellung, die Flüchtlinge bekämen 2000 € im Monat! Aber auch die Unkenntnis über die Heimatländer, woher und weshalb die Menschen herkommen, ist ein ganz großes Problem. Das war auch unser Anliegen, die Menschen hier aufzuklären, damit sie zu den Asylbewerbern hinschauen. Caroline Walter: Man muss sich wirklich jeden einzelnen Menschen und sein Schicksal ansehen. Man könnte ja auch selbst einmal in einer solche Situation geraten. Darauf haben mir viele gesagt, nein, das kann nicht sein, so etwas wird uns niemals passieren. Aber wer weiß das schon? Niemand kann sicher sein, dass er nicht irgendwann auf jemanden anderen angewiesen ist. Ich finde , das sollte man immer im Blick behalten. Heimfocus: Frau Walter, Herr von Boxberg, wir danken Ihnen herzlich für Ihre wichtige Dokumentation und für dieses Interview. Heimfocus-Redaktionsteam ]¹ https://www.youtube.com/ watch?v=b97l5NbQA_M
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Im Schlafanzug und in Handschellen Ablauf der Abschiebung Im. Morgengrauen. des. 17.. Dezember. 2012. kam. die. Polizei. in. die. Asylunterkunft. in. Hardheim.. Die. Beamten. des. örtlichen.Polizeipostens.rissen.die.serbische.Roma-Familie.Golja.(m.45,.w.40,. w.23,.w.21,.m.18)..aus.dem.Schlaf..Ziel. war.die.Überführung.nach.Frankreich,. von.wo.aus.sie.nach.Serbien.abgeschoben.werden.sollten. . Frau. Golja,. die. -. auch. wegen. der. aufenthaltsrechtlichen.Situation.-..unter. einer. schweren. Depression. und. traumatischen. Belastungsstörung. leidet. und. im. Sommer. 2012. zwei. Monate.lang.in.psychiatrischer.Behandlung. war,.geriet.in.Panik.und.wollte.sich.aus. dem. Fenster. stürzen.. Dies. führte. zu. einem. äußerst. gewaltsamen. Vorgehen. durch. die. Polizei.. Frau. Golja. und. ihr. Sohn. wurden. zu. Boden. geworfen. und. in. Handschellen. genommen.. Die.
zösische.Grenze.bei.Straßburg,.wo.sie. sie. den. französischen. Behörden. übergaben.. Diese. brachten. sie. zunächst. zur. Grenzpolizei. am. Flughafen. Straßburg.. Dort. wurden. sie. aber. mit. der. Maßgabe. freigelassen,. Frankreich. im. Laufe. von. zwei. Tagen. wieder. zu. verlassen..So.kehrte.die.Familie.sogleich. wieder.nach.Deutschland.und.zu.ihren. zurückgebliebenen.Töchtern.zurück.
Beamten.ließen.der.Familie.keine.Zeit,. ihre.Sachen.zu.packen..So.wurde.Frau. Golja.im.Schlafanzug.und.in.Pantoffeln. abgeschoben.. Die. deutsche. Polizei. brachte. die. Betroffenen. an. die. fran-
Aufgrund. der. Härte. des. Vorgehens. und.wegen.der.Rücksichtslosigkeit.gegenüber.der.Krankheit.von.Frau.Golja. stellte.die.Rechtsanwältin.der.Familie. eine. Strafanzeige. wegen. Körperverletzung.. Die. Abschiebung. erfolgte. außerdem.ohne.Vorankündigung,.ein. schriftlicher. Rücküberstellungsbescheid.wurde.nicht.vorgelegt..In.einer. kurz.nach.der.Abschiebung.erstellten. Stellungnahme. hält. die. behandelnde.
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34 Hausärztin fest, dass die Abschiebung eine traumatisierende Wirkung hatte und empfahl eine weitere Einweisung in stationäre psychiatrische Behandlung, die Frau Golja Anfang Januar antrat.. . Immer wieder abgelehnt und abgeschoben - Fluchtgeschichte der Familie: Bereits im Jahr 1990 kamen Herr und Frau Golja nach Deutschland und beantragten Asyl. Davor lebten sie im Roma-Slum Sutka bei Skopje in Mazedonien, wo auch die älteste Tochter (23) geboren wurde. Die anderen beiden Kinder wurden in Deutschland geboren, wo die Familie acht Jahre lang im Neckar-Odenwaldkreis lebte. Im Jahr 1998 wurden sie abgeschoben, auch ein Kirchenasyl konnte dies nicht verhindern. Bis 2010 lebte die Familie unter ärmlichen Verhältnissen in einem nordserbischen Dorf, bis sie wegen der anhaltenden sozialen und rassistischen Diskriminierung durch die serbische Mehrheitsbevölkerung erneut zur Flucht gezwungen waren. Sie gingen zunächst in die Schweiz, wo sie in sehr unwürdigen Flüchtlingsunterkünften wohnen mussten (u.a. alte Armeebunker). Weil ihr Asylantrag abgelehnt wurde, flohen sie weiter zu Verwandten nach Frankreich. Auch dort wurden sie abgelehnt mit der Folge, dass sie einige Monate mittellos und als Papierlose auf der Straße leben mussten. Dies veranlasste die Familie zu dem Versuch, ihre Chance erneut in Deutschland zu suchen, wo sie ja schon mehrere Jahre gelebt hatten. Im Februar 2012 kamen sie in Karlsruhe an und stellen eine Asylfolgeantrag, dessen Bearbeitung aber das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ablehnte, weil nach dessen Auffassung Frankreich für das Asylverfahren zuständig sei. Die Anwältin reichte eine Klage ein, die immer noch anhängig ist. Trotz der Klage und trotz der attestierten Suizidgefährdung von Frau Golja versuchte das Regierungspräsidium weiterhin, die Rücküberstellung nach Frankreich zu betreiben.. . Zu fünft in einem Zimmer - Lebenssituation in Hardheim:
Die Familie lebt in Hardheim / Neckar-Odenwaldkreis in der „Gemeinschaftsunterkunft“ (ehemalige US-Kaserne) und muss dort seit mittlerweile fast einem Jahr in einem Zimmer wohnen (5 Erwachsene). Ein Antrag auf Zuteilung eines weiteren Zimmers oder auf Unterbringung in einer Wohnung außerhalb der Unterkunft wurde vom Landratsamt abgelehnt. Vor allem für die psychisch schwer belastete Frau Golja ist die Unterbringungssituation eine schwere Zumutung, ebenso jedoch für die erwachsenen Kinder.. . Gute Voraussetzungen für Integration - Soziale Perspektive der Familie: Die Familie bringt vergleichsweise gute Voraussetzungen für ein eigenständiges Leben in Deutschland mit. Aufgrund des früheren Aufenthalts in Deutschland und der guten Bildung der Kinder sprechen alle Familienmitglieder gut bis sehr gut Deutsch. Herr Golja ist ein tatkräftiger Mann, der eine auskömmliche Arbeit finden könnte. Die Töchter sind gut gebildet. Die Töchter geben als Berufsziel Lehrerin, Übersetzerin oder Erzieherin an, der Sohn möchte Frisör oder Handwerker werden. Eine Politik, die auf Integration setzt, sollte in Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels nicht nur ordnungspolitisch mit solchen Menschen umgehen! Das ist gerade von einer mit humanen Vorsätzen angetretenen grünroten Regierung in Baden-Württemberg zu erwarten.. . Familie Golja ist kein Einzelfall Immer mehr Menschen, vor allem Familien, fliehen aus den Balkanstaaten. Die Gründe sind in der Regel eine Mischung aus Diskriminierungserfahrungen aufgrund der Zugehörigkeit zur Minderheit der Roma und der zunehmenden sozialen Verelendung in diesen Regionen. Trotz verschiedener Integrations- und Sozialprogramme in den Herkunftsländern trifft die krisenhafte Entwicklung des Kapitalismus die Roma am härtesten, da sie aufgrund geringerer Qualifikation häufig die schlechtesten Jobs (und damit das geringste Einkommen) hatten und diese Jobs als erste wegrationalisiert wurden. Diese Lebenssituation ist nicht nur, aber auch eine Folge der Diskriminierung als Minderheit.
Vor allem die Aufhebung des Visumszwangs für Bürger/-innen der EU-Beitrittsstaaten Serbien und Mazedonien seit 2009 hat nun dazu geführt, dass mehr Menschen die Gelegenheit ergreifen konnten, sich vor der Diskriminierung, dem sozialen Elend oder auch nur vor dem harten Winter zu retten. Vor allem im Jahr 2012 ist die Zahl der Asylantragsteller/-innen aus diesen Staaten, primär Roma, merklich angestiegen. Diesen Menschen wird unterstellt, dass sie keine relevanten Fluchtgründe hätten. Die Asylanträge der Roma werden im Schnellverfahren i.d.R. als „offensichtlich unbegründet“ abgelehnt. In Sammelabschiebungen sollen die Roma zwangsweise rückgeführt werden. Statt der schnellen Abschiebung sollten unsere Asylbehörden mehr Respekt zeigen vor den Fluchtgründen dieser Menschen. Die Politik sollte auf der gesamteuropäischen Ebene eine Sozial- und Antidiskriminierungspolitik betreiben, die den Roma ein lebenswertes Dasein in den Herkunftsländern und den Fluchtländern ermöglicht.. . . 7. Januar 2013 Andreas Linder Leiter der Geschäftsstelle Flüchtlingsrat Baden-Württemberg www.fluechtlingsrat-bw.de
Bitte spenden Sie: Es werden dringend Spenden benötigt für Anwaltskosten!. Aktion Flüchtlingshilfe (Kontoinhaber: Andreas Linder) GLS Bank Kto.Nr. 70 07 84 01 00 BLZ 430 609 67 .
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Schlaglichter 2012 „500 Betten für 667 Asylbewerber: Im Aufnahmelager Zirndorf herrschen menschenunwürdige Zustände“. (Heimfocus 8): Zirndorf. platzt. schon. Ende. 2011/Anfang.2012.aus.allen.Nähten,.im.Laufe. des. Jahres. spitzt. sich. durch. Anstieg. der.Flüchtlingszahlen.die.Lage.dramatisch.zu..Erst.zum.Jahreswechsel.2013. gehen.die.Zahlen.wieder.leicht.zurück.
„Kirchenasyl ist eine Gewissensentscheidung“.(Heimfocus 10): Seit. Mai. 2012. gewährte. die. Kath.. Hochschulgemeinde.in.Würzburg.dem.. jungen. äthiopischen. Asylbewerber. Ebrahim. Akmel. Temam. Schutz. vor. Abschiebung.nach.Malta.. Eine. Erfolgsgeschichte. dank. vieler. engagierter. Unterstützer:„Ende:. gut!“. (Heimfocus.12)..Seit.Ende.2012.hat.die. Bundesrepublik. auf. Grund. der. Traumatisierung. des. jungen. Mannes. das. Asylverfahren. an. sich. gezogen:. Ebrahim.wohnt.nun.mit.den.anderen.Asylbewerbern.in.der.Würzburger.GU.und. wartet. auf. seine. Anhörung. vor. dem. Bundesamt.
„Niemand flieht zu uns, um zu sterben“ (Heimfocus 9): Der. tragische. Selbstmord. des. iranischen. Asylbewerbers. Mohammad. Rahsepar. in. der. Würzburger. Gemeinschaftsunterkunft. erschüttert. viele. und. stellt. bundesweit. in. Medien. und. Bevölkerung. die. Frage. nach. einer. menschenwürdigen. Asylpolitik.. Es. wird. 2012. nicht. der. einzige. Selbstmord.eines.Asylbewerbers.bleiben!.So. bringt. sich. z.B.. im. Herbst. ein. junger. „Flucht ist kein Verbrechen“ (HeimfoAfghane.in.München.um,.andere.Fälle. cus 10): gelangen. nicht. in. den. Fokus. öffentli- Bundesweite. PRO. ASYL-. Protestakcher.Aufmerksamkeit. tion. gegen. geplante. EU-Richtilinie. zur. europaweiten. Inhaftierung. von. „David gegen Goliath“.(Heimfocus 10):. Flüchtlingen.. Die. geplanten. 10. kon- Anstieg der Asylbewerber-Zahlen in In.einem.Protestzelt.zieht.eine.Gruppe. struierten. Haftgründe. greifen. lük- der zweiten Jahreshälfte: zumeist. iranischer. Flüchtlinge. in. der. kenlos:.So.gut.wie.alle.Asylsuchenden. Die. absoluten. Zahlen. liegen. immer. Würzburger. Innenstadt. monatelang. können.zu.jedem.Zeitpunkt.an.jedem. noch.deutlich.unter.denen.der.1990er. die. Aufmerksamkeit. von. Medien,. Ort.in.Europa..eingesperrt.werden!. Jahre,. verleiten. trotzdem. einschlägig. Politikern. und. Bürgern. an. sich.. Die. geprägte. Politiker. zu. diskriminierenAsylsuchenden. wollen. als. politische. „Menschenwürde ist migrationspoli- den.Unterstellungen.. Flüchtlinge.anerkannt.werden.und.ma- tisch nicht zu relativieren“ - Urteil Die. Bundesländer. suchen. mit. Hochchen.auch.auf.die.verzweifelte.Lebenslage. des Bundesverfassungsgerichts zum druck.nach.Möglichkeiten.dezentraler. der.Asylbewerber.aufmerksam.. Asylbewerberleistungsgesetz (Heim- Unterbringung.von.Asylsuchenden,.so. Der.Protest.mündet.im.September.in. focus 11): auch. in. Unterfranken.. Mehr. dazu. in. einen. 600km. langen. Protestmarsch. Die.über.20.Jahre.gleichen..Aufwendungen. Heimfocus.13. von. Asylsuchenden. nach. Berlin,. wo. für. die. Lebenshaltung. von. Flüchtlinsie. nun. nach. einem. wochenlangen. gen.und.Asylbewerbern.sind.mit.dem. Protestcamp. vor. dem. Brandenburger. Grundgesetz.nicht.vereinbar.und.müs- Allen Lesern und Unterstützern Tor.ein.Winterquartier.bezogen.haben.. sen.deutlich.angehoben,.letztlich.dem. ein gutes, friedliches Jahr 2013! Weiteres.Vorgehen.der.Aktion,.die.die. Hartz-IV-Satz. angeglichen. werden!. Bleiben Sie uns unwürdigen. Lebensbedingungen. der. Menschenwürde. haben. alle. in. glei- und unseren Anliegen treu! Asylbewerber. anprangert,. bleibt. ab- chem. Maße,. das. gilt. es. zu. respektie- Danke! zuwarten.(Heimfocus.12). ren.
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Ende: hoffentlich gut!
Flüchtlingsprotest in Berlin im Winterasyl In Würzburg fing es an: Das Protestzelt einer Gruppe von Flüchtlingen und ihrer Unterstützer prägte seit dem Frühjahr 2012 an wechselnden Standorten monatelang das Bild der Stadt und erlangte eine unglaubliche Präsenz in Medien, Politik und Gesellschaft. Die Meinungen darüber gingen weit auseinander, die Vorgehensweise und die formulierten Forderungen waren nicht unumstritten und sorgten für durchaus kontroversen Gesprächsstoff. Aber durch kaum eine andere Aktion sind die Nöte und Probleme von Asylsuchenden jemals so in den Fokus der Gesellschaft und Politik gerückt worden - und zwar durch die Flüchtlinge selbst. Proteste in anderen Städten und Bundesländern folgten und mündeten
in einem bundesweit wie international beachteten Marsch der protestierenden Flüchtlinge und ihrer Unterstützer nach Berlin. Ihre zentralen Forderungen sind: 1. Anerkennung aller Asylsuchenden als politische Geflüchtete 2. Stopp aller Abschiebungen 3. Abschaffung der Residenzpflicht, welche den Asylsuchenden verbietet, ihren von den Behörden ausgesuchten Aufenthaltsort zu verlassen
Nach wochenlangem Protest auf der Straße am Oranienplatz und vor dem Brandenburger Tor, immer wieder verschärft durch Hungerstreik, sind die Flüchtlinge und ihre Unterstützer nun bis Ende März in einer nicht mehr genutzten Schule in Berlin untergekommen. Dort planen die Akti-. visten, ein »selbstorganisiertes, soziales Zentrum« einzurichten.
Bereits am 01.11. 2012 fand ein mehrstündiges Gespräch der Flüchtlinge mit Maria Böhmer, der Migrationsbeauftragten der Bundesregierung sowie Dilek Kolat, der Berliner Senatorin für Inte4. Abschaffung der Lagerpflicht, gration. Laut Pressemitteilung der Akwelche den Asylsuchenden verbietet, tivisten vom 04.11.2012 ihren Aufenthaltsort selbst auszu- „haben die Vertreter_innen der Regierung die Kampagne der Gewählen¹ flüchteten als rechtmäßig anerkannt
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sowie die aktuellen Umstände der Asylpolitik bestätigt. Sie versprachen erste juristische Schritte einzuleiten, welche die Voraussetzung dafür sind, die Forderungen der Aktivist_innen in die parlamentarische Debatte zu bringen, um die folgenden Rechte und infrastrukturellen Maßnahmen zu gewährleisten: das Recht zu arbeiten, das Recht die deutsche Sprache zu erlernen, die Abschaffung der Residenzpflicht. Die Abschiebepolitik betreffend wurde sich darauf geeinigt, das Bleiberecht im Parlament zu thematisieren. Bei dieser Parlamentssitzung, welche in drei Monaten stattfinden wird, werden zwei der protestierenden Geflüchteten anwesend sein, um über den Verlauf der Gesetzesänderung informiert zu werden.“ Doch bereits wenige Tage später heißt es: „Die Antwort der Bundesregierung
vom 07.11.2012 auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE im Bundestag lautete: „Der Hungerstreik der Asylbewerber wurde am Abend des 01. November 2011 abgebrochen. Ein weiterer Gesprächsbedarf besteht aus Sicht der Bundesregierung nicht.“ Darüber hinaus lobte der parlamentarische Staatssekretär Dr. Ole Schröder die Residenzpflicht als einen wichtigen Baustein des Asylverfahrens und behauptete, diese wäre „keine übermäßige Einschränkung der persönlichen Entfaltungsfreiheit“. Gleichzeitig lehnt er für Asylbewerber einen Anspruch auf Arbeit, gesellschaftliche Teilhabe und selbstbestimmte Lebensweise ab. Wir fühlen uns von den politisch Verantwortlichen immer noch nicht ernst genommen.“² Der von PRO ASYL, von den Flüchtlingsräten und vielen anderen Organisationen und Menschenrechtsaktivisten unterstützte Protest wird
einen langen Atem brauchen, um das auf seiner Website formuliertes Ziel: „Für uns Flüchtlinge in Deutschland bessere Lebensbedingungen in Würde und Menschlichkeit“ zu erreichen. Aber der Wille und die Entschlossenheit dazu scheinen ungebrochen. Heimfocus-Redaktionsteam ¹ Erklärung „Warum wir protestieren“, www.refugeetentaction.net ² 5. Presseerklärung der Flüchtlinge am Brandenburger Tor Berlin, den 16.1 1 .20 12
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No2 • 10/2010 2010
VOICE FOR REFUGEES
teilhaben – Teil werden
Impressum
3.Jahrgang,.2.Ausgabe,.02./.2013 Redaktion:. Addis.Mulugeta,.Abay.Kiros Redaktionskontakt:. contact@heimfocus.net
Hund oder Mensch?
VIVOVOLO reach out your hand for refugees …
Manche Menschen glauben immer noch, ihre Rasse sei allen anderen überlegen und habe eine Monopolstellung auf diesem Planeten … weiter auf S.24
cont. on p 20
04 / 2011
Erscheinungstermin:.01.02.2013 Erscheinungsweise: vierteljährlich Auflage:.Exemplare.2500
N o6 • 07/ 2011
VOICE FO
teilhabe R REFUGEES n-Teil we rden
No 7 • 10 / 2011
Herausgeber:.Eva.Peteler c/o.Ausländer-und.Integrationsbeirat .......der.Stadt.Würzburg .......Rückermainstr.2 .......97070.Würzburg
2011 geht enspreis urger Fried das „HeimfocusDer Würzb und Mulugeta nge“ tli dis ch Ad Flü an für – Stimme Magazin
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teilhaben-Teil wer
No 8 • 1 / 2012
VOICE FOR REFUGEES
teilhaben-Teil werden
Where is my home!? S.18
Theater „Traum
Die Würd e unantastb des Menschen ist ar
en“ S.38
Teil 5
Der Bischof in der GU
Stellen Haus verSie sich vor, der zunehm lier t sein gan Baum vor Ihre zes end dür r und kah Laub und wirm d l…
Weiter auf S.
5
htlinge Von Flüchtlingen für Flüc Weiter auf
Weiter auf S.36
S.34
ist Die Würde des Menschen unantastbar Teil 5
story Die Gummikarotten wie Hartz IV muss wirklich oder : Soviel Luxus nicht sein...
Weiter auf S.5
Hund oder Mensch? Teil 6
e noch Arzt, sonIch bin weder Psycholog . Seit Jahdern einfach nur ein Flüchtling dieser Lager ren schon lebe ich in einem , Weiter auf S.20 in Bayern, ohne Hoffnung
Vertrauen ist wichtiger als Worte
Die Würde des Menschen ist unantastbar Teil 6
… denn in der Herberge war kein Platz für sie … Weiter auf S.5
© Falk von Traubenberg
Fotos:.Redaktion Titelbild:.proasyl Layout:.Maneis.Arbab,.Anette.Hainz Druck und Produktion:. flyeralarm.GmbH
vom Leb
Hund od er Mensc h?
Teil 4 Ich habe wo kämeja nichts gegen Aus man den n hin … länder, aber
… S.12
Hund oder Mensch?
Teil 7
Eins, zwei, drei …einfach nur
Zahlen … Weiter auf S.32
2 012 201 No 9 • 04/2
Die.in.der.Zeitschrift.veröffentlichten.Beiträge.sind.urheberrechtlich. geschützt..Alle.Rechte.vorbehalten.. Kein.Teil.dieser.Zeitschrift.darf.ohne. schriftliche.Genehmigung.der.Redaktion.in.irgendeiner.Form.reproduziert. werden..Die.Beiträge.geben.eine.persönliche.Meinung.des.Autors.wieder,. die.nicht.mit.der.der.Herausgeber. übereinstimmen.muss. Die.Verantwortung.für.den.Inhalt.der. Beiträge.liegt.ausschließlich.beim. Verfasser..
EES R REFUG VOICE FenO-T eil werden
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No 10 • 07 / 2012
VOICE FOR REFUGEES
teilhaben-Teil werden
unde agierte Fre rzburg e und eng Flüchtling steführer tag in Wü ltgä beim We
No 11 • 11 / 2012
r Stadt! en in Eure Willkomm h? er Mensc Weiter auf
S.11
VOICE FOR REFUGEES
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s das folgt stet wirst der Nacht und du Finsternis gen kommt voller neuer Mor Auf die er auf S.26 einen Tag genrot. Derangeko In MorEuropa ren in mmen Weit – und gleich wiedergebo . gennicht Das darf Erfahrun sein!
Teil 8
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Die Würde des Menschen ist unantastbar Teil 8
Keine Frage des Geldes
„Ach, das Geschenk hätt‘s gebraucht! Hauptsache, ihrdoch nicht seid da!“ Weiter auf S.5
auf S.18
Hund oder Mensch?
Teil 9
Demosthenes sagte einmal: ist ein Feind der Freiheit, ein „Jeder Diktator Widersacher des Rechts.“ Weiter auf S.34
ed.lysaorp.www
„Die Menschenwürde ist migrationspolitisch nicht zu relativieren!“ Bundesverfassungsgericht 18.07.2012
Die Würde des Menschen ist unantastbar Teil 9
Gebt uns eine Chance!
Die Grundleistungen für Asylbewerber und leistungsberechtigte Ausländer nach dem Asylbewerberleistungsgesetz sind verfassungswidrig! Weiter auf S.6
Wird das Leben jemals in das Flüchtlingslager zurückkehren? Es ist wohl wahr, dass die menschliche Psyche der Motor des ganzen Körpers ist. Weiter auf S.20
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