contigo Nr. 4, 2012

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Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden

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© ACT/Paul Jeffrey

Entwickelt sich der Rand, profitiert das ganze Land


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INHALT

S10 brot für alle – Ökumenische Kampagne 2013: Sehen und Handeln S11 brot für alle – Entwicklungsbanken: Stopp dem Landraub mit öffentlichen Geldern S12

brot für alle – Mit Beraterstatus bei den UN

S14 S15

HEKS – Soforthilfe für syrische Flüchtlinge

S4 – 9 DOSSIER Landbevölkerung stärken hilft

S17

HEKS – «Soune – Ein Dorf mit Perspektiven»

Selber seine Nahrungsmittel anbauen, sichert die Ernährungssouveränität. Entwicklung des ländlichen Raums bringt aber auch den jungen Menschen neue Perspektiven. Das entschärft die Landflucht mit ihren Folgen in den rasant wachsenden Städten. Darum stärken die drei Werke Brot für alle, HEKS und mission 21 seit Jahren vielfältige Projekte, lokales Wissen und Ideen sowie die Rechte der ländlichen Bevölkerung. uw

S18

© mission 21

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contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von Brot für alle, HEKS, mission 21 und den OeME-Fachstellen Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember ISSN 1660-3788

Brot für alle Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 Bern Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Mail: info@bfa-ppp.ch, Web: www.brotfueralle.ch Spendenkonto: 40-984-9 HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Mail: info@heks.ch, Web: www.heks.ch Spendenkonto: 80-1115-1 mission 21 – evangelisches missionswerk basel Missionsstrasse 21, 4003 Basel Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 Mail: info@mission-21.org, Web: www.mission-21.org Spendenkonto: 40-726233-3 OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen Web: www.oeme.ch

HEKS – Preis für Projekt Neue Gärten: Gesundheit und Integration hängen zusammen

mission 21 – Projekt Südsudan: Zukunft säen mit der ländlichen Entwicklung

S19 S20

mission 21 – Archiv einfacher zugänglich

S22

Agenda und Marktplatz

mission 21 – Daniel Gloor, ein Brückenbauer zwischen den Kontinenten

Redaktion Peter Dettwiler (ped), OeME Richard Geer (rg) mission 21 Christine Spirig (cs), HEKS Urs Walter (uw), Brot für alle Anna Wegelin (aw), mission 21 Redaktionsleitung Urs Walter Tel. 031 380 65 71 Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 Bern Mail: walter@bfa-ppp.ch Adressänderungen und Abonnementsverwaltung Administration Brot für alle Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 Bern Mail: contigo@bfa-ppp.ch Tel. 031 380 65 65 Fax 031 380 65 64

Layout grafik.trieb, 2560 Biel Druck rubmedia, 3001 Bern Titelbild: Sorgfalt zahlt sich aus, nicht nur bei diesen Handwerkern beim Bau einer Schule in Karonga in Malawi. Rückseite: Solarzellen und eine Pumpe bringen das Wasser aus sechs 5000 Liter grossen Tanks auf die Felder von Chisatha im Süden von Malawi: ein grosser Entwicklungsschritt für die ländliche Bevölkerung.


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EDITORIAL

Land für ein Leben in Würde

©  zvg

Ueli Locher, Direktor HEKS, Zürich

Rund 2,6 Milliarden Klein-

Viele Projekte der Entwicklungszusammenarbeit

bauern und –bäuerinnen,

richten daher in jüngster Zeit ihr Augenmerk auf

das sind rund 40 Prozent

die Landfrage und unterstützen dörfliche Gemein-

der Weltbevölkerung, bau-

schaften in ihrem gewaltlosen Kampf um Land.

en auf kleinsten Flächen

Unzählige Beispiele belegen, dass dieser Ansatz

den grössten Teil aller Nah-

erfolgreich ist. Tausende Kleinbauern und –bäue-

rungsmittel an. Die meis-

rinnen in Afrika, Asien und Lateinamerika kamen

ten von ihnen kämpfen

zu Landtiteln, verbesserten ihre Anbaumethoden,

dennoch ums Überleben:

erhöhten ihre Produktion und erzielten ein Einkom-

Erhebungen der Uno ge-

men aus dem Verkauf ihrer Produkte. Für viele war

hen davon aus, dass rund

der gesicherte Zugang zu Land der erste und ent-

70 Prozent der von Armut

scheidende Schritt aus der Armut.

betroffenen Menschen in ländlichen Regionen leben.

Mit der aktuellen Ausgabe des «contigo» wollen wir

Wie ist das möglich?

aufzeigen, dass es für die ländliche Bevölkerung in den Ländern des Südens Hoffnung gibt und dass

Das wohl grösste Hindernis auf dem Weg zur Nah-

Veränderungen möglich sind. Wir bleiben dran.

rungssicherheit und zur Erzielung eines Einkommens ist der unsichere oder gänzlich fehlende Zugang zu Land. In zahlreichen Ländern werden der ländlichen Bevölkerung Landtitel, also rechtlich abgesicherter Landbesitz, oder langfristige Nutzungsrechte vorenthalten. Immer häufiger wird sie gar vertrieben oder enteignet. Damit fehlt den Menschen die Grundlage, auf der sich Perspektiven für ein besseres Leben entwickeln liessen.

Die Leiterinnen und Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.


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DOSSIER

DEZA-STRATEGIE

Chancen für die Menschen auf dem Land steigern Urs Walter

Die Entwicklung des ländlichen Raumes gezielt zu unterstützen, bringt viele Vorteile. Es stärke die Leute, deren Überleben im Alltag am verletzlichsten ist, betont Peter Bieler von der DEZA*. Es fördere aber auch die Entwicklung des ganzen Landes. Die evangelischen Werke, die DEZA und auch Umweltorganisationen setzen auf ländliche Entwicklung. Weshalb? Die Lebenssituation der Menschen auf dem Land ist am verletzlichsten. Sie sind die «most vunerables», wie das im Fachjargon heisst. Diese hohe Verletzbarkeit ihres Alltags beruht auf mehreren Gründen: Die Ernährungssicherheit ist – gerade in Anbetracht der Klimaerwärmung – immer wieder bedroht; Männer und besonders Frauen auf dem Land haben am wenigsten Optionen, ihr Leben eigenständig zu gestalten. Sie verfügen auch über weniger Entfaltungsmöglichkeiten als die Stadtbevölkerung. Zudem bremst die dünne Besiedlung, denn die «kritische Masse» fehlt: Erst eine genügend grosse Zahl gut ausgebildeter Leute in einer Region bringt eine eigenständige Dynamik. Darum richtet sich Entwicklungszusammenarbeit so stark auf ländliche Orte mit ihrem beschränkten Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten. In der Stadt leiden die Menschen doch auch unter ihrer Armut? Ja, dennoch ist die Chancenvielfalt dort weit grösser. Das bietet dem Einzelnen viel mehr Nischen, um ein Auskommen zu finden. Die Statistiken zeigen klar, dass drei Viertel der ärmsten Bevölkerung in ländlichen, oft abgeschiedenen Regionen lebt. Darum überrascht kaum, hält der Zustrom in die Städte an. Heute lebt die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten. Zudem bilden die Städte eine Art Puffer für das Arbeitsangebot auf dem Land. Das gilt sowohl für die saisonalen Schwankungen wie zwischen den Regionen. Folgen haben aber auch politische Gegebenheiten. Oft befinden

sich die weiterführenden Schulen in der Stadt und auch die medizinische Versorgung ist meist besser und zumindest in der Nähe. Für junge Menschen fasziniert neben der breiteren Auswahl zudem das weit vielfältigere Vergnügungsangebot. Dazu gehört auch die geringere soziale Kontrolle als in den festgefügten bäuerlichen Strukturen auf dem Land. Gerade für junge Frauen besteht da ein grosser Unterschied. Wo setzt denn ländliche Entwicklung an? Auch auf dem Land sollen attraktive und unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten entstehen, die Perspektiven eröffnen. Heute dreht sich fast jede Tätigkeit um die Landwirtschaft. Das Einkommen hängt damit weitge-

Was umfasst ländliche Entwicklung? Der Sog der Städte ist gross. Ländliche Entwicklung setzt andere Anreize. Im Zentrum steht die Landwirtschaft. Dabei werden Produktion, Produktivität wie Marketing gleichermassen gestärkt. Auch die Menschen auf dem Lande sollen einfachen Zugang zu staatlichen Ressourcen und zur politischen Mitsprache haben. Da kann eine staatliche Organisation wie die DEZA Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit in den Bereichen Gesundheit, Ausbildung oder Infrastruktur oft gezielt einwirken, damit sich Politik und Verwaltung nicht einseitig auf die Zentren ausrichten. «Dekonzentrierung soll die ländliche Bevölkerung mehr und besser in die Entwicklung einbinden», erläutert Peter Bieler von der DEZA. Private wie kirchliche Werke haben die Möglichkeit, Gemeinschaften zu stärken. Genossenschaften finden als Beispiel einfacher Zugang zu Ressourcen und Märkten. Seit Jahren setzt der Faire Handel auf diesen Weg und stärkt so lokale Produzentengruppen. uw


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hend von deren Schwankungen im Jahreslauf und dem Wetter ab. Um die nachhaltige und breite Entwicklung zu fördern, muss der Zugang zu Ressourcen erleichtert und gesichert werden. Dazu gehören Wasser, Energie, aber auch Landbesitz oder gesichertes Landeigentum und Biodiversität. Gefordert ist auch der Staat, damit alle Leute einfachen Zugang zu den Dienstleistungen wie Gesundheitsdienste, Ausbildung oder zu den Verwaltungsstellen und Beratungsmöglichkeiten haben. Müssen die Menschen für jede öffentliche oder private Dienstleistung in die Stadt, behindert das die Entwicklung enorm. Wird die ländliche Bevölkerung jedoch umfassender und besser in die Entwicklung des ganzen Landes eingebunden, verbessert sich die Lage für alle.

sich. So stabilisieren sich die Wertschöpfung und die Einkommen in einer Region, die Entwicklung wird robuster. Und werden verschiedene Pflanzen angebaut, schwanken auch die Erträge in der Landwirtschaft weniger. Das steigert aber die Vielfalt der Arbeitsmöglichkeiten kaum? Neben der Produktion müssen erste Verarbeitungsstufen gefördert werden. Das bringt Wertschöpfung, verlangt aber nicht zwingend eine Nahrungsmittelindustrie. Trocknen Frauen wie in Mali Cashew-Nüsse für den Export, hilft das bereits. Ebenso wichtig sind Arbeiten, welche die sichere Lagerung der Ernte und damit schrittweise Verkäufe der Nahrungsmittel ermöglichen. So bleibt der «Spekulationsertrag» bei den Bauern. Damit meine ich nicht Gewinne an den Börsen, sondern den üblichen Preisunterschied im Jahreslauf. Heute fällt die oft beträchtliche Differenz zwischen den tiefen Preisen der Erntezeit mit ihrem Überfluss und den hohen Preisen, wenn die Waren knapper werden, den Händlern zu.

© zvg

Staaten wollen zurzeit überall sparen und bei uns wird der Rückzug aus Randgebieten erwogen. «Lohnt» sich da «ländliche Entwicklung»? In Entwicklungsländern geht es eher um eine Dekonzentrierung und Dezentralisierung. Die wuchernden Megastädte schaffen auch riesige Probleme. Studien zeigen, dass der «Return», der finanzielle Nutzen der Landwirtschaft, höher ist als der Ertrag entsprechender Investitionen in die Industrie oder das Gesundheitswesen. Darum hat die DEZA ländliche Entwicklung schon immer stark gewichtet.

Als Vertreter einer staatlichen Organisation hat Peter Bieler von (DEZA) oft direkten Zugang zu Behörden. Das Archivbild zeigt Bieler mit dem Gouverneur der Region Dosso (Niger).

Mehr Optionen helfen wohl, doch fehlt den Leuten nicht vor allem Einkommen? Es braucht mehr Einkommen und es braucht stabilere Einkommen. Heute sind wohl alle Bäuerinnen und Bauern auf den Markt ausgerichtet und in die Geldwirtschaft eingebunden. Sie brauchen Bargeld, regelmässig. Mehr Optionen und Möglichkeiten dient beiden Zielen: Der Verlauf der Nachfrage in verschiedenen Sektoren unterscheidet

Einige Ihrer Antworten passen auch in den neuen Schweizer Landwirtschaftsbericht ... Ja, die Ausrichtung der Schweizer Agrarwirtschaft könnte in vielem als gutes Beispiel dienen: (Noch) ist sie gut diversifiziert, zumeist bestehen Mischbetriebe mit Viehhaltung und Ackerbau. Das bedeutet mehr ökonomische und einkommensmässige Sicherheit. Spezialisierung ist keine Option mehr, auch wegen der steigenden Unsicherheiten als Folge des Klimawandels. Zudem ist der Mensch auf vielfältige Nahrung angewiesen. Das wollen wir stärken, nicht die industrielle Anreicherung mit Vitaminen und Proteinen. Diese erreicht zudem vor allem die städtische Bevölkerung. * Peter Bieler, Leiter Globalprogramm Ernährungssicherheit bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA.

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TANSANIA

Das Land tickt anders Richard Geer

Auf dem Land scheint in vielen Staaten des Südens die Zeit stehen geblieben zu sein. Ein Reisebericht fängt die Stimmung im ländlichen Tansania ein, zeigt den Alltag der Menschen und fragt nach Ursachen und Ausmass der Landflucht.

© Richard Geer/mission 21

Unsere Reise ins ländliche Tansania beginnt in Dar es Salaam, mit rund drei Millionen Einwohnern die grösste Stadt des Landes. Wir quälen uns in einem dichten Strom von Autos, Motorrädern und Fahrrädern langsam aus dem dicht besiedelten, grossflächigen Ballungszentrum heraus. Auf dem Land sind viele Frauen, Männer und Kinder entlang der Hauptstrasse weite Strecken zu Fuss unterwegs: zur Schule, zum Markt, zu ihren Feldern, die Frauen oft mit

Rehema Mwakalo spricht in einem abgelegenen Dorf über die Nutzung von Heilkräutern zur Gesundheitsversorgung.

Feuerholz, Wasserkesseln oder anderen Lasten auf dem Kopf. 1000 Kilometer weiter und 15 Autostunden später erreichen wir Rungwe, ehemals Missionsstation, heute Sitz der Südprovinz der Herrnhuter Brüdergemeine in Tansania

(«Moravian Church»). Darum herum hat sich ein grossflächiges Dorf entwickelt mit Schulen, kleinem Berufsbildungszentrum, Forstwirtschaft und zwischen Bananenund Teefeldern weit verstreuten Lehmhäusern für ein paar Hundert Einwohner. Als wir ankommen, gibt es wieder einmal keinen Strom. Für viele Familien ist das kein Problem – sie haben sowieso keinen Stromanschluss. Wichtiger ist, dass die defekte Wasserleitung endlich repariert ist.

Alltag wie vor 500 Jahren Das Leben hier hat seinen eigenen Rhythmus. Der Takt ist langsam, aber stetig. 80 bis 90 Prozent der Familien sind Kleinbauern ohne regelmässiges Einkommen. Der Alltag ist hart, besonders für die Frauen. Sie stehen zwischen fünf und sechs Uhr morgens auf, holen Wasser und Feuerholz und bereiten das Frühstück für ihre Familie. Anschliessend wird das Vieh versorgt. Hühner haben die meisten hier, Schweine und Kühe gibt es auch, aber nicht jede Familie hat genügend Geld dafür. Danach gehen sie oft lange Wege auf ihre Felder, die wie vor 500 Jahren mit einfachsten Werkzeugen bearbeitet werden. An Markttagen tragen sie ihre Ware rund zehn Kilometer nach Kiwira, um ein paar tansanische Schillinge dazu zu verdienen. Zur Erntezeit steht zusätzlich die Verarbeitung der Erzeugnisse an, zum Beispiel zu Maismehl. Abends heisst es wieder Feuerholz und Wasser holen, Essen zubereiten und Matte flechten oder Kleidung nähen. Zeit für eigene Interessen bleibt kaum übrig.

Weg aus dem Dorf? «Stellt sich für die Menschen hier die Frage, in die Stadt zu ziehen», frage ich Pfarrer William Mashimbi. Er betreut derzeit keine Gemeinde, sondern studiert in der Landeshauptstadt Dodoma «Ländliche Entwicklung». «Nein, eigentlich nicht», antwortet er. Hier sei ihr Zuhause und hier hätten die Familien ihre Felder. In der Stadt fehle das eine wie das andere. Sein bester Freund, Pfarrer Asaligwe Mwesya, Leiter der kirchlichen Jugendarbeit der Südprovinz, pflichtet bei. Natürlich sei das Leben in der Stadt für viele attraktiv, besonders für die Jugendlichen: mehr Abwechslung, mehr Innovation, mehr Menschen aus anderen


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Tagesausflug aufs Land

© Richard Geer/mission 21

Anderntags geht es noch weiter aufs Land. Zusammen mit Rehema Mwakalo, der Leiterin des Naturmedizin-Projektes von mission 21, geht es drei Stunden über Buckelpisten in die entlegensten Dörfer. Hier gibt es keinen Strom und nur noch einen Brunnen oder Wasserhahn pro Siedlung. In Mamba hält Rehema Mwakalo einen Vortrag über die Nutzung von Heilkräutern zur Gesundheitsversorgung. Fast die ganze Dorfgemeinschaft ist versammelt und folgt interessiert ihren Erklärungen. Danach sind wir in die einfache Hütte von Kely Wilson und seiner Familie zum Essen eingeladen. Wilson war als junger Mann in die Stadt gezogen. Er ist zurückgekehrt. Die Stadt war zu teuer, zu schwierig war es, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er versucht nun, mit einer Mischung aus traditioneller Lebensweise und neuen Ideen das Leben seiner Familie zu sichern: Er bauert mit seiner Frau und pendelt ab und zu in die Stadt, um sich als Tagelöhner ein wenig Geld zu verdienen. Neu baut er auch Artemisia an.

Der traditionelle Heiler Lwingson Mlalila mit seinen gesammelten und getrockneten Heilpflanzen in seiner einfachen Hütte im abgelegenen Dorf Shuba.

Dörfern, den einen oder anderen Job. Aber die grosse Mehrheit bleibe auf dem Land. Das Leben in der Stadt sei teuer und es gebe weder feste Jobs noch Felder, von denen man leben könne. Zum Teil gebe es auch eine gewisse Angst vor Kriminalität und wirtschaftlicher Unsicherheit. Am nächsten Tag treffe ich mich mit der ökumenischen Mitarbeiterin von mission 21, Claudia Zeising, die mit Melania Mrema-Kyando die Frauenarbeit in der Südprovinz der Moravian Church leitet. Frau Kiswaga aus der Frauengruppe von Rungwe erzählt von ihrem beschwerlichen Alltag und ihrer Familie. Sie hat sechs eigene Kinder, die noch im Schulalter bzw. in Ausbildung sind. Sie kümmert sich auch noch um den Nachwuchs ihrer ältesten Tochter und hat kürzlich noch vier Waisenkinder in ihre Familie aufgenommen. Ihre Begründung: «Mein Mann verdient zwar nicht viel, aber als Lehrer an einer Sekundarschule hat er wenigstens eine feste Anstellung.» In die Stadt zu gehen, käme gar nicht in Frage. Die Erträge aus der kleinen Landwirtschaft seien wichtig fürs Überleben. Und fliessendes Wasser und Strom gebe es dort auch nur für diejenigen, die bezahlen könnten.

Zum Dorf Shuba führt die letzten zwei Kilometer einzig ein Fussweg. Das Dorf besteht nur aus ein paar wenigen mit Reet gedeckten Lehmhäusern und ein paar traditionellen Vorratshäusern auf hölzernen Stelzen. Der Heiler Lwingson Mlalila ist offen und interessiert, von Rehema Mwakalo Neues dazuzulernen. Aufgrund seiner Heilkünste kennt man ihn sogar in Dar es Salaam, wo er sein Wissen in Seminarien weitergibt. So kann er auch seinen 24 Kindern (mit drei Frauen) weiterführende Schulen und sogar ein Studium finanzieren. Mlalila ist ein Pendler zwischen den Welten: zwischen Shuba und Dar es Salaam, zwischen gestern und heute. Die Gesundheitsversorgung auf dem Land ist trotz staatlicher Bemühungen immer noch unzureichend. Oft müssen Schwerkranke einen ganzen Tagesmarsch auf einer selbstgezimmerten Bahre überstehen, um medizinisch versorgt zu werden. Zum Beispiel im kirchlichen Spital in Isoko im äussersten Südwesten Tansanias. Der Chefarzt und Klinikleiter, Dr. Shibanda, kämpft dort mit einem anderen Problem: Gut ausgebildetes Personal zieht es bald schon wieder in die Stadt zurück, nur wer selbst vom Land kommt, hält es dort «am Ende der Welt» aus.

Ins Land investieren Noch leben erst rund 30 Prozent der Menschen Tansanias in Städten. Die Landflucht lässt sich jedoch kaum aufhalten. Hoffnung machen kleine Projekte der Einkommensförderung – zum Beispiel im handwerklichen Bereich oder in der Vermarktung der landwirtschaftlichen Güter. Sie tragen dazu bei, dass die Menschen auf dem Land von ihren Feldern und ihren sonstigen Einkommen leben können. Investieren wir ins Land – es lohnt sich!

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DOSSIER

KLEINBAUERN

Von Peru zurück ins Luzerner Napfgebiet Peter Dettwiler

Katholischer Theologe, Entwicklungshelfer in Peru, Biobauer im Luzerner Hinterland: Jules Rampini hat einen ungewöhnlichen Werdegang. Heute verbindet er kleinräumige Landwirtschaft mit weiträumigem Denken – und zeigt Parallelen. In den abgelegenen Hügeln des Luzerner Napfgebietes auf rund 800 m.ü.M. führt Julius «Jules» Rampini den elterlichen Hof, zusammen mit seiner Frau Béatrice und den drei schulpflichtigen Kindern. Dabei hatte Onkel Al Imfeld, der bekannte Afrikakenner, in der Familie ein Tor zur Welt

geöffnet. So ging Rampini einen weiten Weg in die Welt, ehe er vor gut zehn Jahren den Hof «Ausser Birchbühl» oberhalb von Luthern übernahm. Als Theologiestudent in Freiburg machte er sich in linken Kreisen stark für die ökologischen Anliegen, was in den frühen 80er-Jahren eher ungewohnt war. Nach zwei Jahren diakonischem Dienst in einer reformierten Kirchgemeinde in Bern folgten neun Jahre Sozialeinsatz in Peru, u.a. mit Strassenkindern. «Ideell blieb ich immer mit der Landwirtschaft verbunden», bekennt Jules. Zurück aus Lateinamerika, übernahm der damals 40-jährige als ältestes von elf Kindern den Hof. «Ich war von klein auf gewöhnt, mitzuarbeiten. Die Entwicklung in jener Zeit war rasant und spannend. Ich habe mit meinem Vater im Wald noch Bäume mit der grossen Handsäge gefällt und das Heu mit der Gabel geladen. Doch eine angepasste Mechanisierung war unumgänglich. Die Umstellung auf Biolandwirtschaft war kein Problem, denn schon meine Eltern haben eine schonende Landwirtschaft betrieben.» Heute haben sich Rampinis auf drei Produkte spezialisiert: Kräuteranbau, Urdinkel und Natura-Beef, «zu 100 Prozent in Selbstversorgung, ganz ohne Zukauf von Futtergetreide», erwähnt Jules mit berechtigtem Stolz.

© x

Vielfältige Aufgaben der Landwirtschaft

Jules Rampini-Stadelmann vor dem Dinkelfeld.

Aber ohne Nebenverdienst geht es auch im Entlebuch nicht. Béatrice fand als Heilpädagogin bald eine Teilzeitanstellung in der Region. Dafür ist Jules teilzeitlich Hausmann. «Wir haben rund acht Hektaren Land, davon 6,5 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. In der Bergzone 1 wären ungefähr 20 ha nötig, um eine Familie durchzubringen», erklärt Jules. «Ein Hof in der Agglomeration mit kurzen Lieferwegen und Direktvermarktung käme mit 5 bis 6 ha über die Runden, Direktzahlungen inbegriffen. Von solchen Subventionen können die Bauern in den Ländern des Südens nur träumen», wie Jules Rampini weiss. Doch er verteidigt die Direktzahlungen – «sofern sie nicht Exportprodukte fördern, die dann zu Dumpingpreisen verschleudert werden und die Marktverhältnisse zu Ungunsten der Bauern im Süden verzerren.» Früher waren die Direktzahlungen nur produktionsorien-


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setzte stattdessen auf die regionale Vermarktung von vielfältigen und originellen Milchprodukten. Mit den Bauern entwickelte sie ein eigenes Logistiksystem. So zahlt sie heute den Bauern einen höheren Milchpreis als Emmi garantiert hätte. Der Vertrieb der Produkte erfolgt genossenschaftlich, denn für Direktvermarktung liegt Ausser Birchbühl zu abgelegen.

© Peter Dettwiler

tiert. Heute sind sie vermehrt an ökologische Leistungen gebunden und fördern die Multifunktionalität der Landwirtschaft. Die Pflege der Landschaft, einer gesunden Umwelt, die Sorge um den Wasserhaushalt, die Gestaltung von Erholungsräumen und die Dezentralisierung der Bevölkerung sind alles in der Verfassung verankerte Aufgaben im Dienst

DOSSIER

Der Hof «Ausser Birchbühl» verdeutlicht den Unterschied vom Luzerner Hinterland zum ländlichen Raum im Süden: Eine asphaltierte Strasse führt bis zum abgelegenen Bauernhof.

der Allgemeinheit. «Es macht Sinn, dass das Gemeinwesen solche Leistungen subventioniert.» Weniger positiv beurteilt Jules Rampini die Biodiversität und Artenvielfalt. «Sie ist in der Schweiz völlig unterentwickelt! Der Produktivitätszwang führt zu überdüngten Wiesen, zu grünen Wüsten.» In dieser Beziehung sehe es in vielen Ländern und Gegenden des Südens oft besser aus, jedenfalls dort, wo nicht reine Monokultur, sondern kleinräumige Landwirtschaft betrieben werde.

Kleinräumige Landwirtschaft In den Ländern des Südens müsse die sichere Ernährung der Bevölkerung im Vordergrund stehen, ist Rampini überzeugt. Es sei jedoch ein gravierender Fehler, dafür auf die industrielle Landwirtschaft zu setzen. Rampini ist ein Verfechter der kleinräumigen Landwirtschaft, im Süden wie bei uns. Erfreut weist er auf die eben erschienene Dokumentation ‹EinBlick› von Brot für alle und Fastenopfer zu diesem Thema hin, welche seine Überzeugung und Erfahrung bestätigt. «Kleinräumig» bedeute so weit wie möglich Ernährungssouveränität bezüglich der Grundnahrungsmittel nicht nur für jedes Land, sondern für jede Region. Die Produkte sollten so direkt wie möglich zu den Endverbrauchern gelangen. Dem stehen die zu tiefen Transport- und Energiepreise entgegen. «Aber es geht auch anders.» Das zeigt die Käserei in Luthern. Sie lehnte einen Vertrag mit dem Emmi-Konzern ab und

Landflucht im Süden und in der Schweiz? Von Landflucht würde Jules Rampini in der Schweiz nicht sprechen, eher von Abwanderung. Betroffen seien heute weniger die voralpinen als die alpinen Regionen. Im Calancatal, wo die Rampinis ursprünglich herkommen, sterben ganze Dörfer aus und die Alpweiden verganden. Das sei aber mit der Situation in vielen Ländern des Südens nicht zu vergleichen. Subventionen, gute Verkehrsverhältnisse und Tourismus helfen in der Schweiz. Mitgebracht hat Jules Rampini aus Peru wichtige Erfahrungen: «Einmal die Einfachheit! Man kann auch mit weniger gut und zufrieden leben. Ich lasse mich gar nicht ein auf die hohen Ansprüche in unserer Gesellschaft – weder materiell noch punkto Sicherheit. Es muss im Leben nicht alles Hochglanz und abgesichert sein.» Weiter hat ihn in Peru die Bindung an «Mutter Erde – Pachamama» beeindruckt. «Die Erde ist die weibliche Seite von Gott. Für die andine Spiritualität sind wir ein Teil der Erde und nicht umgekehrt. Die Erde ist Gemeingut, sie will mit Respekt behandelt werden. Wir müssen mit der Erde und nicht gegen sie arbeiten. Der Boden ist die Haut von Mutter Erde und die Bäume, Gräser und Blumen sind ihre Haare. Man muss auch Sorge tragen zur Schönheit der Erde, nicht nur zu ihrer Produktivität!»


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ÖKUMENISCHE KAMPAGNE

Ohne Land kein Brot Urs Walter

Der Zugang zu Land ist entscheidend dafür, ob die Menschen genügend Essen haben. Immer mehr fruchtbarer Boden oder Wald wird aber der lokalen Bevölkerung im Süden entzogen. Genau hinsehen und daraus Unterstützung und Hilfe für die benachteiligten Menschen leisten, hat den Einsatz der Werke schon bisher geleitet. Jetzt verdeutlicht dies der neue Auftritt, wie das beiliegende Plakat zeigt.

Neu gestaltete Agenda

Die Agenda 2013 thematisiert die persönliche Fastenzeit: «Verzicht macht glücklich – versuchen Sie es mal». Handlungsideen für einen ganz eigenen Weg des Verzichts bilden den roten Faden durch die Agenda. Das genaue Hinsehen soll geübt werden. Dies immer wieder in Verbindung mit dem Thema der ökumenischen Kampagne «Ohne Land kein Brot». Vielfältig, lustvoll, und voller Farbe sind die einzelnen Seiten: Geschichten von Menschen, Zitate, Meditationen und schöne Bilder machen die Agenda zu einem unverzichtbaren Begleiter für die Fastenzeit. Lassen Sie sich inspirieren! uw Kontakt für weitere Auskünfte und Unterstützung: Urs Walter, Brot für alle, Kommunikation, 031 380 65 71 oder walter@bfa-ppp.ch Information: Regelmässig aktualisiert wird die Seite www.oekumenischekampagne.ch. Dort können Unterlagen und Materialien bestellt werden. Ab 13. Februar 2013 die Kampagnenseite www.sehen-und-handeln.ch.

Land Grabbing konkret: Mohamed Conteh aus Sierra Leone Der Kampagnengast Mohamed Conteh zeigt auf, wie die kleinbäuerliche Landwirtschaft durch Monokulturen der Agroindustrie in Sierra Leone unter Druck gerät. Conteh ist Koordinator der von Brot für alle unterstützten Organisation SiLNoRF (Sierra Leone Network on the Right to Food) und ein couragierter Kämpfer gegen den Landraub. Er setzt sich

Staatliche oder private Unternehmen aus wohlhabenden Ländern und aus Schwellenländern raffen in vielen Ländern des Südens Land für ihre eigenen Interessen zusammen. Solche Landnahme, auch «Land Grabbing» genannt, beeinträchtigt die Ernährungssicherheit vieler Menschen. «Ohne Land kein Brot» heisst darum das Thema der Kampagne 2013 von Brot für alle und ihren Partnern Fastenopfer und Partner sein. Unter die Lupe werden die Folgen des egalisierten Landraubes auf die ländliche Bevölkerung im Süden genommen. Am Starttag Aschermittwoch wird die neue Website www. sehen-und-handeln.ch aufgeschaltet.

besonders dafür ein, dass die Rechte der Bevölkerung in Sierra Leone auch im Kontext des Grossprojekts der Schweizer Firma Addax Bioenergy gewahrt bleiben. uw Mohamed Conteh weilt vom 3. bis 18. März 2013 in der Schweiz. Er steht gerne für Gespräche und Interviews zu konkreten Auswirkungen von Landnahmen zur Verfügung. Kontakt: Christoph Rohrer, rohrer@bfa-ppp.ch; 031 380 65 69. Ein Video mit Conteh: www.oekumenischekampagne.ch/de/hintergrund/gaeste-undfachleute/index.html


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ENTWICKLUNGSBANKEN

Stopp dem Landraub mit öffentlichen Geldern

der Boden unter den Füssen weggezogen wird, veranschaulicht Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik bei Brot für alle die Folgen. Oder dass ihnen das Wasser abgegraben wird, denn zu Land Grabbing gehört immer auch das Recht, Quellen oder das Wasser der Flüsse für die Plantagen zu nutzen. Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD)

IFC

Urs Walter

Asiatische Entwicklungsbank (ADB)

MIGA

Allzu oft unterstützen Entwicklungsbanken agroindustrielle Grossprojekte, die viel Land beanspruchen. Das

Weltbank Gruppe

Schweizer Regierung, SECO

geht zu Lasten der Bevölkerung. «Die Schweiz darf

African Agriculture Fund (AAF)

nicht mit öffentlichem Geld Land Grabbing finanzieren» fordern darum Brot für alle und Fastenopfer. Gemeinsam mit Fastenopfer hat Brot für alle die Rolle der Entwicklungsbanken bei Land Grabbing untersucht. Die Schweiz trägt diese Institutionen für Entwicklungsprojekte im Süden doppelt mit. Sie bringt Kapital ein und gehört mehreren Leitungsgremien an. «Neben erfolgreichen Projekten finden sich viele mit negativen Auswirkungen», hält Birgit Zimmerle, Autorin der Untersuchung, fest. Besonders kritisch seien agroindustrielle Grossprojekte. «Ziel der Entwicklungsbanken ist, Armut und Hunger zu vermindern. Doch allzu oft bewirken ihre grossen Projekte das Gegenteil.». Oft würden auch die Menschenrechte der ansässigen Bevölkerung verletzt und die Umwelt beeinträchtigt.

Verbindliche Regeln gegen den Run auf Land

Verschärft habe sich die Situation seit der Finanzkrise: «Land» wurde als Sachwert zum Ziel von Finanzinvestoren und Mittel für Spekulation und hohe Renditen. Dafür werden in Afrika, Asien oder Lateinamerika und Osteuropa riesige Flächen Land zusammengerafft. Darum verlangen Brot für alle und Fastenopfer: «Mit öffentlichem Geld darf kein Land Grabbing unterstützt werden.» Die Schweizer Regierung muss sich in den Gremien der Banken für verbindliche Richtlinien einsetzen. So lässt sich verhindern, dass den lokalen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im wahrsten Sinne des Wortes

Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB)

Agvance Africa – Fund of Funds

International Fund for Agricultural Development (IFAD) Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB)

Fund for African Private Sector Assistance (FAPA)

Die Grafik verdeutlicht, wie die Schweiz zum Netz der internationalen Entwicklungsbanken gehört. Überall finanziert sie – in unterschiedlichem Masse – deren Tätigkeiten mit.

Grundlagen für eine bessere Politik stellt die FAO, die Sonderorganisation der UNO für Ernährung und Landwirtschaft, bereit. Diese Richtlinien zu «Investitionen in Land» wurden mit Hilfe der Schweiz erarbeitet. Weiter braucht es Transparenz über die einzelnen Landprojekte und Landverträge sowie die Geldflüsse, zeigt die Arbeit von Zimmerle. «Die Schweiz muss diese Transparenz der Geschäfte verlangen», erwarten die Werke von DEZA und SECO. Zudem: Entwicklungsbanken müssen die Bedürfnisse und die Rechte der lokalen Bevölkerung ins Zentrum stellen. Also keine Riesenprojekte für Soja als Kraftfutter für die Tiere bei uns oder Zuckerrohr für Agrotreibstoffe für unserer Autos, hält Baumann fest. Sonst leidet die Landbevölkerung vor Ort. Viele Leute verlieren die Ernährungsgrundlage, nur wenige finden neue Arbeit. Entschädigungen für den Kauf oder der Pachtzins landen selten bei bei ihnen. Brot für alle kennt die Realitäten vom Projekt der Genfer Firma Addax in Sierra Leone (vgl. «contigo» 3/2012, Seite 12). www.brotfueralle.ch/entwicklungsbanken Spenden Programm im Süden, Sierra Leone 835.8076, Konto 40-984-9

Die Schweiz in Internationalen Entwicklungsbanken und Finanzinstitiutionen Name

Beitritt im Jahr

Eingebrachtes Kapital in Fr.

Stimmrecht

Regelmässige Beiträge

Vertretung der Schweiz

Weltbank – Internationale Entwicklungsorganisation IDA

1992

204,2 Mio. (2008)

1,66%

Afrikanische Entwicklungsbank

1982

130 Mio. (2011-2013)

1,46%

Inter-Amerikanische Entwicklungsbank

1976

0,47%

1,4 Mio. (2012)

abwechselnd ein Executive Director oder ein Advisor

Asiatische Entwicklungsbank

1967

0,58%

13,5 Mio. (2012)

abwechselnd ein Executive Director oder ein Advisor des ED

Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung

1992

2,28%

Internationaler Fonds für Landwirtschaft und Entwicklung (IFAD)

1978

1 Executive Director (ED) und 3 Advisor des ED 1 Executive Director oder Senior Adviser

1 Executive Director (ED) und 2 Advisor des ED USD 20,1 Mio. (2010)


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geladen waren Musa Ndamba, Kamerun, und Mohammed Ikhwan, La Via Campesina, Indonesien.

UN-MENSCHENRECHTSRAT

Lebhafte Diskussion

Brot für alle erhält den UN-Beraterstatus Urs Walter

Vor kurzem erhielt Brot für alle den UN-Beraterstatus. Das erlaubt BFA, sich und Partner aus dem Süden beim UN-Menschenrechtsrat zu akkreditieren. So kann ihren Anliegen mehr Gehör verschafft werden. Am

Ndamba kennt als Leiter der lokalen Organisation MBOSCUDA die Problematik bestens. Zudem ist er Vertreter der International Land Coalition, einer breiten Allianz von Organisationen der Zivilgesellschaft und multinationalen Organisationen. Weiter begrüsste Ester Wolf, Verantwortliche für das Recht auf Nahrung bei Brot für alle, auf dem Podium den UN-Botschafter Kameruns sowie die Teilnehmenden von internationalen Organisationen, NGOs und eine Vertreterin des UN-Hochkommissariats. Einig waren sich die Teilnehmenden darin, dass Kamerun viel Entwicklung und vor allem 20 Millionen Arbeitsplätze für seine Jugend benötigt. Doch ob dies durch die grossflächige Landvergabe an ausländische Investoren zu schaffen ist, löste lebhafte Diskussionen und Fragen aus dem Publikum aus.

ersten Anlass stand Kamerun im Zentrum.

Land gehört zumeist dem Staat

In Kamerun leben über 80 Prozent der Bauern auf Staatsland. Da seit der Unabhängigkeit die gleiche Partei regiert, kontrollieren die Mächtigen aber auch das Land. Werde dieses verpachtet, droht den Bauernfamilien der Verlust ihrer Lebensgrundlage. Auf dem Land ersetzen oft agroindustrielle Palmölplantagen die kleinbäuerliche Landwirtschaft. «Verpachtet wird bis zu 99 Jahren. Wir aber wollen den Leuten den Zugang zur täglichen Nahrung sichern», sagt Ndamba. «Palmölplantagen helfen, die Versorgung des Landes zu sichern: Das meiste Öl wird im Land konsumiert», betonte dagegen der kamerunische Botschafter. «In Kamerun wird ganz sicher kein Tropfen Agrotreibstoff» hergestellt.

© BROT FÜR ALLE/Urs Walter

Vernetzen von Afrika bis nach Asien

Musa Ndamba, zeigt Ester Wolf, BFA, die neusten Fakten und Beobachtungen aus Kamerun rund um Landnahmen.

Jede Nichtregierungsorganisation mit Beraterstatus bei der UNO kann mit Veranstaltungen auf die Diskussionen einwirken. Seit Sommer 2012 hat Brot für alle diesen Status am UN-ECOSOC, dem Economic and Social Councel der UNO. Gleich die erste Veranstaltung während der 21. Sitzung des UN-Menschenrechtsrates im September wurde zum Erfolg. Thema war Land Grabbing, der Zugang zu Land als Grundlage der Ernährungssouveränität. Ein-

Auch Mohammed Ikhwan von La Via Campesina wehrt sich gegen die zunehmende Landnahme – besonders für den Anbau von Futterpflanzen und Agrotreibstoffen. «1,2 Milliarden Bäuerinnen und Bauern – mit ihren Familien die halbe Weltbevölkerung – bilden einen wichtigen Pfeiler der Ernährungssicherheit. Dennoch werden sie benachteiligt und von Land Grabbing bedroht.» Ikhwan war nach Genf gereist, um sich beim Menschen rechtsrat für eine UN-Deklaration zum Schutz der Rechte der Bäuerinnen und Bauern einzusetzen. Am 27. September beschloss der Rat, eine Deklaration zu erarbeiten. Brot für alle unterstützt das Anliegen – nicht aber die Schweiz. Ihre Delegation enthielt sich der Stimme. Vernetzungsarbeit und Advocacy unterstützt Brot für alle in mehreren Programmen «Recht auf Nahrung». Projektnummern: Arbeit in der Schweiz 900.8366 Programme im Süden 835.8006


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Nachrichten

«EinBlick» zur Landwirtschaft

Togos Töpferinnen

Die Töpferinnen im Bezirk Bolou in Togo brauchen fürs Brennen viel Holz. Ein Projekt, das vom Klimafonds unterstützt wurde, verdeutlichte ihnen die Auswirkungen auf die Umwelt. Zugleich wurden Aufforstungen angestossen. Laut Evaluationsbericht der Partnerorganisation DM ist das

Noch immer leidet fast eine Milliarde der sieben Milliarden Menschen auf der Erde Hunger. Dabei werden heute Nahrungsmittel für zehn Milliarden Menschen produziert. Um Unterernährung und Mangel erfolgreich zu bekämpfen, braucht es deshalb nicht intensivere Anbaumethoden, sondern ein neues Landwirtschaftsund Ernährungssystem. Brot für alle und das Partnerwerk Fastenopfer fordern diesen Kurswechsel in der globalen Landwirtschaft, um das Recht auf Nahrung tatsächlich zu gewährleisten. Der neue «EinBlick» 2/2012 zeigt auf, was sich bei Bauern und Bäuerinnen, Industrie und Konsumenten ändern muss, damit dieser Richtungswechsel eingeleitet werden kann. uw

© DM

www.brotfueralle.ch/de/deutsch/ueber-uns/ publikationen/einblick/ Herunterladen oder als Broschüre A5 bestellen (Nummer 50483, Einzelpreis 5 Franken)

Das Brennen der grossen Töpfe der Frauen in Togo erfordert viel Holz.

sehr gut gelungen. Einziges Hindernis sei der fehlende Zugang von Frauen zu Land. Das hielt ein Dorf davon ab, aufzuforsten. Dafür habe in einem anderen Dorf die Schule ihre Zisterne repariert. So könne der Pflanzgarten bewässert werden. Zugleich wurde ein neues Schulgebäude gebaut und verbesserte sich die Versorgung mit Trink- und Brauchwasser des Dorfes. Um die Erfolge zu sichern, wird das Projekt fortgesetzt. In etwa vier Jahren geben die ersten Bäume Brennholz für die Töpferei. uw Spenden für den Spezialfonds Klima und Entwicklung, Brot für alle / Fastenopfer, 3001 Bern, auf Konto 30-763778-3, Projektnummer 500.000 (siehe Beilage)

Schritt für Schritt zu mehr Nachhaltigkeit

Kleine Schritte führen zum grossen Ziel. Hilfe dafür bietet die gemeinsam von den Hilfswerken Brot für alle, Fastenopfer und oeku Kirche und Umwelt erarbeitete Handlungsanleitung «Schritt für Schritt zu mehr Nachhaltigkeit». Sie und die kommenden Ausgaben bringen nützliche Hinweise und Tipps. Das hilft, im Büroalltag wie bei Unterhalt und Betrieb von kirchlichen Gebäuden den Verbrauch an Ressourcen und damit die Umweltbelastung zu vermindern. uw Handlungsanleitung herunterladen oder bestellen auf www.brotfueralle.ch/klima Auskünfte: Evelyn Kamber, Verantwortliche Klima und Entwicklung Brot für alle, 031 380 65 87, kamber@bfa-ppp.ch Brot für alle, 031 380 65 81, garatti@bfa-ppp.ch

Konzertlesung

Pan y Tierra Bern, Luzern, Zürich

Konzertlesungen zur Eröffnung der ökumenischen Kampagne 2013: Musik: Grupo Sal, Lateinamerika, Politik: Beat Dietschy, Zentralsekretär Brot für alle, Poesie: Katharina Morello, Schriftstellerin. Mit Musik, Sachkenntnis, Poesie, Humor und visionärer Frechheit nähern sich die Mitwirkenden dem Themenkreis Land, Ernährung und Gerechtigkeit. Lieder, Geschichten und Zeugnisse aus unterschiedlichen Perspektiven sprechen zu Kopf und Herz und machen Mut zum Handeln. Grupo Sal: Seit 30 Jahren eine Stimme im vielschichtigen Dialog zwischen den Welten. Die Lieder erzählen vom einfachen Leben, von Armut und Not, aber auch von Liebe und Hoffnung – die Musik ist eine eigenständige Interpretation lateinamerikanischer Musik. Beat Dietschy: Der Zentralsekretär von Brot für alle ist Theologe und Doktor der Philosophie. Er nimmt persönlich Stellung zum umstrittenen Thema der Landnahme und hinterfragt das vorherrschende Verständnis von Entwicklung. In Lateinamerika, Indien und Afrika war er Augenzeuge von Vertreibungen, aber auch von erfolgreichem Widerstand. Katharina Morello: Die Theologin und freie Autorin schreibt witzige und nachdenkliche Geschichten, die von den scheinbar gewöhnlichen Leuten in Brasilien, Simbabwe oder der Türkei erzählen – vom Alltag und von der Kunst, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Details und Zeiten auf Seite 22 (AGENDA): www.oekumenischekampagne.ch oder www.brotfueralle.ch, garatti@bfa-ppp.ch


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HUMANITÄRE HILFE

Soforthilfe für syrische Flüchtlinge Joëlle Herren, HEKS

Wegen der blutigen Gefechte in Syrien haben bisher über 350 000 Menschen das Land verlassen und sind in die angrenzenden Staaten geflüchtet. In der Türkei verteilt HEKS Haushalt- und Hygieneartikel an 3570

zurücklassen und in eine ungewisse Zukunft flüchten mussten, macht betroffen. Die Bereitschaft zu helfen ist gross. Um schnellstmöglich mit den Hilfsleistungen beginnen zu können, reiste Hanns Polak, Beauftragter für humanitäre Hilfe bei HEKS, in die türkische Stadt Karkamis an der nördlichen Grenze von Syrien. Dort klärte er ab, was die wichtigsten Bedürfnisse der Menschen in den Flüchtlingslagern sind und in welcher Form HEKS Unterstützung leisten kann. Begleitet wurde Hanns Polak von einem Abgeordneten der Organisation Anatolian Development Foundation (ADF), mit der HEKS schon in verschiedenen Ländern zusammengearbeitet hat. Dank ADF und deren guten Beziehungen zur türkischen Regierung erhielt Hanns Polak als erster Abgeordneter eines Schweizer Hilfswerks Zugang zu den Lagern.

Der Winter bringt neue Herausforderung

Familien in den Flüchtlingslagern.

In Karkamis sind rund 7000 Personen in 1534 Zelten untergebracht. Hanns Polaks gewann einen positiven ersten Eindruck: «Man spürt die türkische Gastfreundschaft und die Bevölkerung nimmt die Hilfe mit grosser Dankbarkeit entgegen», sagt er. Auch die Verteilung der Lebensmittel funktioniere einwandfrei. Schön sei auch zu sehen, wie die syrische Bevölkerung sich untereinander helfe und zum Beispiel Schulklassen organisiere, damit die Kinder unterrichtet werden können. Auf den zweiten Blick sah er, woran es den Menschen fehlt. Dies sind zum einen Haushalts- und Hygieneartikel wie Seife, Waschpulver, Rasierklingen, Handtücher, Damenbinden und Windeln. Zum anderen bräuchten die Menschen dringend warme Mäntel, Decken und isolierende Zelte, denn die Winter in der Region Gaziantep sind mit Temperaturen von bis zu minus zehn Grad Celsius sehr kalt. Die Menschen gesund durch die nächsten Monate zu bringen wird zur bisher grössten Herausforderung. Seit November verteilt HEKS im Konsortium mit Caritas Haushalts- und Hygieneartikel an 16 000 Personen in Karkamis und Islahiye. Zusätzlich werden rund 1000 Kinder mit speziellen Hygienesets ausgestattet. Die langjährige Partnerorganisation Anatolian Development Foundation wird die Massnahmen, die voraussichtlich drei Monate dauern, vor Ort koordinieren. HEKS ist weiterhin auf Spenden angewiesen: Spenden bitte auf das

©  HEKS

PC-Konto 80-1115-1 mit dem Vermerk «Syrien» oder per SMS an

Ungewisse Zukunft fern der Heimat: Ein syrischer Flüchtlingsbub im Zeltlager im türkischen Karkamis.

Allein in der Türkei sind bisher über 120 000 Flüchtlinge aus Syrien registriert. Noch bevor klar war, ob und in welchem Rahmen HEKS Soforthilfe leisten kann, trafen die ersten Spenden ein. Die Not jener Menschen, die alles

2525 mit dem Text «Syrien 25» (1 – 99 Franken möglich).


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SOZIALE INTEGRATION

Gesundheit und Integration hängen zusammen

setzen und Neues dazulernen. Dies erhöht ihr Selbstvertrauen und damit ihre körperliche und psychische Gesundheit. Die Projektmitarbeiterinnen und Freiwilligen unterstützen gesundheitsförderndes Verhalten bei der Gartenarbeit und ermutigen die Flüchtlingsfrauen, dieses von sich aus anzuwenden. Gelungene Integration hat also sehr viel mit Gesundheitskompetenz zu tun.

Christine Spirig

Die Allianz Gesundheitskompetenz hat ein Projekt ausgezeichnet, das die soziale Integration von Migrationsfamilien fördert. Wie Gesundheit und Integration zusammenhängen, erklärt Claudia Rederer, Projektleiterin HEKS Neue Gärten Aargau/Solothurn.

Wie kommt es, dass ein Integrationsprojekt einen Gesundheitspreis gewinnt? Migration, vor allem aus einer Bedrohungs- und Fluchtsituation heraus, bedeutet immer auch Entwurzelung, Verlust des Vertrauten und oft auch verminderter Zugang zu den eigenen Ressourcen. Im Gartenprojekt können die Teilnehmerinnen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten wieder ein-

Das Projekt HEKS Neue Gärten: Um die Integration von Migrantinnen und Migranten zu fördern, pachtet HEKS Gärten und bewirtschaftet diese zusammen mit den Teilnehmenden. Die Gärten sind sozialer Treffpunkt und Arbeitsort zugleich, wo sich die Migrantinnen und Migranten über das Leben in der Schweiz in deutscher Sprache austauschen können. Während der gemeinsamen Gartenarbeit lernen sie den biologischen Gartenbau kennen. Sie organisieren und koordinieren ihre Arbeit selbstständig und stärken so das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. HEKS Neue Gärten gibt es in Bern, Basel, Zürich, Aargau, Solothurn, in der Ostschweiz und der Romandie.cs

© HEKS/Ruedi Lüscher

Das Projekt HEKS Neue Gärten Aargau / Solothurn hat den 1. Preis für Gesundheitskompetenz 2012 gewonnen. Wer steht hinter dem Preis und was genau bedeutet Gesundheitskompetenz? Die Allianz Gesundheitskompetenz ist ein schweizweiter Zusammenschluss von Akteuren aus Gesundheitswesen, Wissenschaft, Bildung, Politik und Wirtschaft. Gegründet 2010, hat die Allianz dieses Jahr erstmals einen Preis für Gesundheitskompetenz verliehen. Gesundheitskompetenz wird beschrieben als die Fähigkeit von Menschen, im Alltag Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. «Flucht und Entwurzelung wirken sich auf das Wohlbefinden von Menschen aus», ist Claudia Rederer, Projektleiterin HEKS Neue Gärten Aargau/Solothurn, überzeugt.

Haben es Menschen mit Migrationshintergrund in der Schweiz generell schwerer als Schweizerinnen und Schweizer, sich gesundheitsfördernd zu verhalten? Ich meine, dass eine Flucht- und Entwurzelungssituation wie auch die oft vorhergegangenen traumatischen Erfahrungen sich fast immer spürbar auf das Wohlbefinden von Menschen auswirken. Zudem leben Asylsuchende wie auch anerkannte Flüchtlinge häufig in beengten Wohnverhältnissen und mit sehr wenig Geld. Ihre Möglichkeiten, am sozialen und kulturellen Leben teilzunehmen, sind stark begrenzt. Beides ist definitiv nicht gesundheitsfördernd. Ist Gesundheitskompetenz auch für andere soziale Projekte relevant? Ich wage zu behaupten, dass die Förderung von gesundheitsförderndem Verhalten in vielen Arbeitsbereichen eine Rolle spielt. Nicht nur in Projekten, die konkret die soziale Integration fördern. Auch in der Rechtsberatung, in Projekten der humanitären Hilfe oder ländlichen Entwicklung gilt es, Selbstfürsorge und gesundheitsförderndes Verhalten zu stärken.


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HILFE SCHENKEN

Eine Nähmaschine für Velmeera aus Bangladesh Bettina Filacanavo, Kommunikation HEKS

«Hilfe schenken» bietet dieses Jahr wieder zahlreiche originelle Geschenkideen, die Sinn machen: Der Erlös geht an Begünstigte aus HEKS-Projekten in aller Welt, zum Beispiel an die zwanzigjährige

© HEKS/Karin Desmarowitz

Velmeera aus Bangladesh für eine Tretnähmaschine.

Abgabe von Tretnähmaschinen. Dank eines Stipendiums konnte Velmeeera nach der zehnten Klasse eine zweijährige Ausbildung zur Schneiderin absolvieren. Sie durfte weiterhin im Schulheim wohnen. Jetzt lebt sie wieder bei ihren Eltern in der Siedlung der Latrinenreiniger. Doch sie hat im Dorfzentrum kräftig die Werbetrommel gerührt und sich als ausgebildete und selbständig arbeitende Schneiderin angepriesen. So führt Valmeera heute Aufträge für Hosen, Hemden, Blusen und Unterröcke aus. Aus der Schülerin ist eine Kleinunternehmerin geworden – und ein Vorbild für andere Frauen aus ihrer Kaste: Ihr sozialer und wirtschaftlicher Aufstieg erregt Aufsehen, weicht langsam soziale Widerstände auf und ermutigt ihre Nachbarinnen, sich ebenfalls finanziell unabhängig zu machen. Valmeera ist glücklich: «Die Nähmaschine veränderte mein Leben, brachte mir Achtung und ein sicheres Einkommen.»

«Die Nähmaschine veränderte mein Leben, brachte mir Achtung und ein sicheres Einkommen», sagt die 20-jährige Velmeera, Näherin aus Bangladesh.

Velmeera aus Bangladesh ist zwanzig Jahre alt und hat die siebte bis zehnte Klasse einer öffentlichen Schule absolviert. Während dieser Zeit wohnte sie in einem Schulheim. Ihre Eltern sind beide Analphabeten. Sie werden verachtet, weil sie der Kaste der Latrinenreiniger angehören. Latrinenreiniger und Strassenkehrer gelten in Bangladesh als «unberührbar»; sie werden verstossen und diskriminiert und sind sozial und ökonomisch stark benachteiligt. Armut, Analphabetismus, Arbeitslosigkeit, Hunger und Unterernährung – dies alles gehört für Latrinenreiniger in Bangladesh zum Alltag. Deshalb unterstützt HEKS junge, alleinstehende und verwitwete Frauen wie Velmeera mit der

Weihnachtsgeschenke, die doppelt Freude machen Die Tretnähmaschine ist eines von über 30 originellen Geschenkideen der Aktion «Hilfe schenken» von HEKS, die doppelt Freude machen: Bei Begünstigten aus HEKS-Projekten in der ganzen Welt in Form einer konkreten Unterstützung. Und beim Beschenkten als stilvolle Urkunde. Der Erlös für jedes Geschenk geht in einen von sieben Fonds mit fest definiertem Verwendungszweck – zum Beispiel für die Entwicklung ländlicher Gemeinschaften. Bestellen Sie den neuen Geschenkkatalog unter Telefon 044 360 88 99 oder online unter: www.hilfe-schenken.ch. Auch für Kurzentschlossene: Wer bis am 24. Dezember 12 Uhr mittags telefonisch bestellt, erhält die Geschenkurkunde rechtzeitig zur Bescherung als PDF zum Ausdrucken.


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AGENDA Samstag, 19. Januar 2013

25. Osteuropatag von HEKS Kein anderer Kontinent der Welt ist so stark von der demografischen Alterung betroffen wie Europa. Statistiker schätzen, dass der Anteil der über 65-Jährigen von heute 16 Prozent bis im Jahr 2050 auf 28 Prozent steigen wird. Verstärkt wird die Dynamik der Alterung in Osteuropa durch die Abwanderung der Jungen in westeuropäische Länder. Zurück bleiben die Alten. Auch HEKS stellt sich in seinen Projekten in Osteuropa der demografischen Alterung. Ein Schwerpunkt bildet der Aufbau von Hauspflegediensten in ländlichen Regionen verschiedener Länder. Damit soll es Menschen ermöglicht werden, zu Hause bleiben zu können, wenn sie alt und pflegebedürftig sind. Der Osteuropa-Tag bietet Gelegenheit, sich vertieft mit der demografischen Alterung in Europa auseinanderzusetzen. Der Koordinator der Stiftung Diakonia in Rumänien, Lajos Hegedüs, und der Schweizer Experte für Alters- und Generationenfragen, der Soziologe François Höpflinger, geben dazu interessante Informationen und beleuchten das Thema aus verschiedenen Perspektiven. In Workshops berichten unsere Partner aus Osteuropa, wie sie vor Ort dieser Herausforderung begegnen. c s 25. Osteuropa-Tag am Samstag, 19. Januar 2013, 9.15 – 15.30 Uhr Kirchgemeindehaus Schwamendingen, Zürich

MITHELFEN UND VELOS SAMMELN

Mobilität für Behinderte und Kriegsinvalide

Körperlich behinderte Menschen in Eritrea erhalten keine staatliche Unterstützung und ihre Familien sind

mit der Pflege oft überfordert. Die Eritreische Kriegsinvalidenvereinigung (ENWDVA) setzt sich als Selbsthilfeorganisation dafür ein, dass Kriegsverletzte und ihre Familien bessere Chancen erhalten, ein Einkommen zu erwirtschaften. Dazu ist Mobilität eine Voraussetzung.

Filmtipp Der FILM ZUR HEKS-SAMMelKAMPAGNE 2012:

«Soune – Ein Dorf mit Perspektiven»

«Soune – Ein Dorf mit Perspektiven» ist ein eindrücklicher Dokumentarfilm über die Projektarbeit von HEKS in Senegal. Schauplatz ist das kleine Dorf Soune. Die beiden Protagonisten Mor Pouye und seine Frau Rokhaya erzählen aus ihrem Leben und darüber, welche Entwicklung die Unterstützung der HEKS-Partnerorganisation in ihrem Dorf in Gang gesetzt

HEKS arbeitet mit dem Projekt «Velos für Afrika» der Berner Sozialwerkstätte Gump-und Drahtesel zusammen. Diese ist ihrerseits mit verschiedenen Velo­werkstätten – unter anderen HEKS TG job der Regionalstelle Ostschweiz – in der Schweiz vernetzt. In Veloaktionen sammelt und repariert die Werkstätte SecondhandVelos, die dann in einem Container zur eritreischen Hafenstadt Massawa verschifft werden. Pro Veloaktion erreichen so rund 1000 Velos die HEKSPartnerorgani­sation ENWDVA in Eritrea. Diese nimmt die Velos entgegen und überreicht sie für einen bescheidenen Preis den Begünstigten, die vorher gemäss strikten Kriterien ausgewählt wurden. Mit dem Erlös aus dem Verkauf werden wie­derum Angebote für die Beratung und Ausbildung von Familien, die zu Hause behinderte Menschen versorgen, aufgebaut. Annahmestellen von «Velos für Afrika» gibt es in der ganzen Schweiz. Auch bei der SBB können Sie Fahrräder – ob fahrtüchtig oder nicht, spielt keine Rolle – abgeben. Sie werden dann kostenlos zum Gump- und Drahtesel nach Bern geliefert. Alle Informationen zu den aktuellen Veloabgabestellen und vieles mehr finden Sie auf www.velosfuerafrika.ch. cs

hat.

Der Film zeigt den beispielhaften Weg der Bäuerinnen und Bauern in Soune, welche gemeinsam den Boden als Lebensgrundlage zu erhalten versuchen und darauf eine gesicherte Existenz aufbauen. Die Bilder aus dem Alltag des Dorfes und der Menschen verdeutlichen eindringlich, wie eine Gemeinschaft Perspektiven für die Zukunft schaffen kann. cs Ein Film von Peter Indergand DVD, 32 Minuten, zu bestellen unter info@heks.ch.


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klärt der Agronom. Die ländliche Entwicklung sei daher von entscheidender Bedeutung: «Von ihrem Gelingen hängt die Zukunft des ganzen Landes ab.»

PROJEKT – SÜDSUDAN

Zukunft säen mit der ländlichen Entwicklung

Hilfe zur Selbsthilfe

Katrin Pilling

Am 9. Juli 2012 feierte der Südsudan den ersten Jahrestag der Unabhängigkeit. Die jüngste Nation der Welt braucht dringend eine nachhaltige ländliche Entwicklung. mission 21 und Partner unterstützen die Menschen dabei mit Hilfe zur Selbsthilfe.

Seit vielen Jahren führt die Presbyterian Relief and Development Agency (PRDA), Partnerorganisation von mission 21, erfolgreich Landwirtschaftsprojekte in der Region durch. Die PRDA hat in Maiwut im Nordosten des Südsudans ein Schulungsprogramm für Bäuerinnen und Bauern realisiert, Demonstrationsfelder angelegt und Saatgut sowie Arbeitsgeräte verteilt. Das steigerte die Qualität und Vielfalt der angebauten Nahrungsmittel deutlich. Die Teilnehmenden dieser Schulungen geben nun ihr Wissen an Verwandte und Nachbarn weiter. «Die Ernährungslage hat sich deutlich verbessert», sieht Zimmermann,. «Inzwischen läuft das Projekt so selbstständig, dass mission 21 sich Schritt für Schritt zurückziehen und einer neuen, stark vernachlässigten Region im Südosten des Landes zuwenden kann.». Die Rede ist von Pochalla, einem abgelegenen Gebiet an der Grenze zu Äthiopien. Hier leben vor allem Angehörige der ethnischen Minderheit der Anuak. Die Gegend muss einen besonders grossen Anteil an zurückkehrenden Flüchtlingen aufnehmen, und die junge Regierung leistet wenig Unterstützung.

© mission 21

Ein ausgewogener Speiseplan

Eine Kleinbäuerin aus Maiwut im Südsudan legt ein neues Feld an.

Die Begeisterung im Südsudan über die neu gewonnene Freiheit war gross. Doch seit der Staatsgründung hat sich die wirtschaftliche Situation deutlich verschlechtert. Besonders prekär ist die Ernährungslage in den ländlichen Gebieten. Hier lebt gemäss Armin Zimmermann, Programmverantwortlicher für Südsudan bei mission 21, die Mehrheit der südsudanesischen Bevölkerung. Viele Rückkehrende, die während des jahrzehntelangen Bürgerkriegs geflohen waren, müssen nun zusätzlich angesiedelt und versorgt werden, er-

Die PRDA ist durch ihre enge Anbindung an die Presbyterian Church of South Sudan (PCSS) vor Ort bereits gut vernetzt – «ein entscheidender Erfolgsfaktor für den nachhaltigen Erfolg neuer Projekte», weiss Zimmermann. mission 21 wird die PRDA in den kommenden Jahren dabei unterstützen, in Pochalla ein Landwirtschaftsprogramm nach dem Vorbild von Maiwut aufzubauen. Ein wichtiges Ziel ist es, den Anteil von Feldfrüchten an der Ernährung zu steigern, die bisher überwiegend auf Rinderzucht basiert. Viehzucht als wirtschaftliche Grundlage wird aufgrund der wachsenden Bevölkerungszahlen zunehmend problematisch. Ressourcenknappheit kann zu gewaltsamen Konflikten führen, wie andernorts in Südsudan geschehen. Die ersten Schritte sind nun, so genannte Kontaktbäuerinnen und -bauern zu bestimmen, mit Schulungen zu beginnen sowie Gerätschaften und Saatgut zu verteilen. Später soll neben der Landwirtschaft auch Hilfe zur Selbsthilfe in den Bereichen Bildung und Gesundheit angestossen werden. Projektdienst: Seraina Vetterli, 061 260 23 03, seraina.vetterli@mission-21.org Projekt Nr.: 179.1021 Spendenkonto: PC 40-726233-2, Vermerk «Ernährung und Entwicklung auf dem Land» (online spenden: www.mission-21.org/spenden) www.mission-21.org/projekte


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Genauere Suche möglich

SERVICE

Online Archiv www.bmarchives.org Katrin Pilling

Das Archiv der Basler Mission im Kulturgüterraum an der Missionsstrasse 21 in Basel erhält die unterschiedlichsten Anfragen. Um die Recherche für möglichst viele Interessierte zu er-

«Das innovative Tool hat mehrere aufwändige Digitalisierungsprojekte miteinander verknüpft», erklärt Guy Thomas, Archivleiter der Basler Mission. So würden Suchanfragen in nur wenigen Schritten zu Ergebnissen führen, die verschiedene Arten von Archivmaterial gleichzeitig berücksichtigen: Fotografien, Karten und Schriftgut. Das neu online abrufbare Kartenmaterial reicht von durch Missionare handgezeichneten Landkarten, die sich

Sie gibt Einblick in den elementaren Lebensrhythmus von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in anderen Erdteilen. Die einleitenden Seiten befassen sich mit der Frage, was wir von Christinnen und Christen in Afrika, Asien und Lateinamerika lernen können, etwa im Hinblick auf unseren Umgang mit der Zeit. In der Broschüre, die im Rahmen der Herbstkampagne «Mission Landwirtschaft» erschienen ist, gibt es auch Platz für eigene Notizen. aw «Zeit für das Wesentliche»: 24 Seiten. Kosten: drei Franken exkl. Versand. Bestellungen: material@mission-21.org, Tel. 061 260 21 20 (Artikel-Nr. 0001.0026)

© www.bmpixarchives.ch/Archiv der Basler Mission

BAF-Jahresprogramm 2013

möglichen, ist die Internetseite www. bmarchives.org mit mehreren tausend digitalisierten Dokumenten eingerichtet worden. Im November 2012 wurde die Webseite mit einem interaktiven Event im Kirchgemeindezentrum Oekolampad in Basel lanciert. Während fünf Jahren hat das Team von Archiv und Bibliothek der Basler Mission gemeinsam mit IT-Fachleuten an der Entwicklung dieses neuen WebTools gearbeitet. Zusätzlich zu den rund 30 000 historischen Fotografien, die schon seit 2002 (auf www.bmpix. org) online zur Verfügung standen, sind neu rund 6700 Landkarten sowie sämtliche digitalisierten Findmittel des Archivs (z.B. Namenregister) per Mausklick abrufbar.

später zu Prototypen gedruckter Karten entwickelten, über Skizzen und Baupläne bis hin zu einzigartigen Dialekt-Karten. www.bmarchives.org lädt zu spannenden Entdeckungsreisen ein.

Bildung, Austausch und Forschung (BAF): Das sind die drei Themenfelder im gleichnamigen Jahresprogramm 2013 von mission 21. Auf 40 Seiten präsentiert sich eine breite Palette unterschiedlichster Angebote für Menschen in kirchlichen und christlichen Kreisen: thematische Kurse für Erwachsene und Jugendliche, Projekteinsätze in Afrika, Asien oder Lateinamerika und anschauliches Wissen über die Mission und ihre Geschichte. aw

ANGEBOT Bildung Austausch Forschung

Broschüre zum Innehalten Die illustrierte farbige Broschüre «Zeit für das Wesentliche», eine Initiative des Bildungsteams von mission 21, ist eine kleine feine Anleitung für spirituelle Übungen im Alltag.

PrOgraMM 2013 KUrSE / FührUNgEN / VEraNStaltUNgEN KUrSE Für JUgENdlIchE aNgEbOtE Für JUNgE ErwachSENE rEISEN UNd KUrzEINSätzE FOrSchUNg UNd wISSENSchaFt

Detailliertes Jahresprogramm: www.mission-21.org/baf


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ÖKUMENISCHER MITARBEITER

Brückenbauer zwischen den Kontinenten Anna Wegelin

Wenn es die Partner wünschen, entsendet mission 21 so genannte ökumenische Mitarbeitende. Daniel Gloor ist einer von ihnen. Der Pfarrer aus Kloten unterrichtet seit 14 Jahren Neues Testament und Alte Sprachen in Afrika, Asien und Lateinamerika. «Die Evangelien kommen vom Leben her.» Für Daniel Gloor (50), langjähriger ökumenischer Mitarbeiter von mission 21, ist die Bibel ein Buch, das bis heute nichts an Aktualität und Eindringlichkeit eingebüsst hat. «Jesus fasziniert mich, er stellte sich gegen die religiösen und politischen Machtstrukturen seiner Zeit», erzählt Gloor während seines Heimaturlaubs in der Schweiz. Jesus sei auf die Menschen zugegangen. «Er hörte ihnen zu und sprach ihre Sprache», so der Neutestamentler – und nahm diesen Ansatz zum Vorbild für seine eigene theologische Lehrtätigkeit.

«Ich muss besser zuhören können.» Zweitens habe er die Studierenden in den Semesterferien in ihren Dörfern besucht und so ihr unmittelbares Lebensumfeld erlebt. «Das hat mir sehr geholfen, meine Theologie zu kontextualisieren.»

Andere Kulturen Reisen gehört zum Leben von Daniel Gloor. Der Vordere Orient hat es ihm besonders angetan. «Er bildet ja auch den Hintergrund der Bibel», erklärt der ökumenische Mitarbeiter. Während eines Sabbaticals lernte er in Kairo Islamkunde und Arabisch. In Malaysia, wo er damals lehrte, ist der Islam die Staatsreligion. Da habe er gemerkt, dass er sich mit dem Koran und der islamischen Kultur und Sprache auseinandersetzen müsse. «Du kannst eine Kultur nur verstehen, wenn du auch eine Ahnung von ihrer Sprache hast», sagt Gloor, der sich mit zehn Idiomen auskennt, von Malaysisch über Hebräisch und Arabisch bis Spanisch..

Gloor – ein Leben im Dienst der Mission

Die Bibel wird von den Menschen nur verstanden, wenn die biblischen Geschichten mit ihrem eigenen Lebensumfeld in Verbindung stehen. Ein einfaches Beispiel: In der Bibel haben die Grossgrundbesitzer ihre Ländereien in Galiläa, also auf dem Land. Sie bestellen sie jedoch in der Regel nicht selber sondern wohnen meist in der Stadt. Ähnlich ist es heute in Lateinamerika: Der Eigentümer lebe kaum auf der «hacienda» oder der «finca», sondern an einem angenehmeren Ort, weiss Gloor. «Ich predige keine Glaubenssätze», sagt Gloor heute nach einem langen Reifeprozesses als Theologe. «In Kamerun war ich noch der, der kommt, doziert und weiss, wie die Dinge gemacht werden müssen.» Als er im Jahr 2000 nach Sabah berufen wurde, habe er als erstes dazu gelernt:

Auslandeinsatz für Fachkräfte Auf Wunsch der Partnerkirchen und Partnerorganisationen entsendet mission 21 Fachkräfte in die gemeinsam getragenen Projekte. Derzeit sind gegen zwanzig dieser ökumenischen Mitarbeitenden in Afrika, Asien und Lateinamerika tätig.aw Die Einsätze: www.mission-21.org/oema Offene Stellen: www.mission-21.org/stellen

© mission 21

Beispiel Grossgrundbesitzer

Daniel Gloor, ökumenischer Mitarbeiter von mission 21 in Costa Rica.

Daniel Gloor wuchs in Kloten auf. Doch seine Muttersprache ist Französisch. Theologie studierte er in Zürich, Tübingen und Princeton und doktorierte in Montpellier. Seit 1993 wirkt er mit Unterbrüchen in der Mission als Theologiedozent: Erst ein knappes Jahr an der École de Théologie Protestante in der kamerunischen Stadt Ndoungué; dann elf Jahre am Sabah Theological Seminary (STS) in Kota Kinabalu im Osten Malaysias. Seit 2009 lehrt er Studierenden aus ganz Lateinamerika Neues Testament und Altgriechisch an der Universidad Bíblica Latinoamericana (UBL) in Costa Ricas Hauptstadt San José. aw


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Juni 2013

AGENDA

Missionssynode und Missionsfest in St. Gallen

März 2013

Informations- und Begegnungstag Dankeschönanlass für freiwillig Mitarbeitende in den Kirchgemeinden (u.a. Gemeindebazare) und am Bazar für mission 21 zum Abschluss der Herbstkampagne «Mission Landwirtschaft».

Eine Kooperation der Evangelischreformierten Kirche des Kantons St. Gallen mit mission 21

der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Peru und Kongo-Kinshasa zugute, die in der Herbstkampagne «Mission Landwirtschaft» vorgestellt wurden. In vielen Kirchgemeinden haben zur selben Zeit Sammelbazare für mission 21 stattgefunden.

Mittwoch bis Samstag, 5.–8. Juni 2103: Internationale Missionssynode mit öffentlichen Rahmenveranstaltungen Sonntag, 9. Juni 2013: Missionsfest Details in «contigo» Nr. 1/2013

Juli 2013

Mit dem jährlichen Info- und Begegnungstag dankt mission 21 den vielen freiwillig Mitarbeitenden in den Kirchgemeinden und zu Gunsten der Herbstkampagne «Mission Landwirtschaft».

Donnerstag, 14. März 2013, 10–17 Uhr, mission 21, Missionsstrasse 21, Basel Kontakt: judith.gysi@mission-21.org, Verantwortliche Kirchgemeinden, Tel. 061 260 23 37

Ehemaligen- und Pensioniertentag Ein Ort des Austauschs und der Begegnung für ehemalige und pensionierte Mitarbeitende von mission 21. Im Plenum und in Foren berichtet mission 21 über ihre Arbeit zum Thema Gewalt. Mit Vorschau auf die internationale Missionssynode mit anschliessendem Missionsfest Anfang Juni 2013 in St. Gallen (vgl. «Juni 2013»). Donnerstag, 22. März 2013, 9.30–17 Uhr, mission 21, Missionsstrasse 21, Basel Anmeldung bis 1. März: lisbeth.kammer@mission-21.org, Sekretariat Direktion und Geschäftsleitung, Tel. 061 260 22 05

Die Ferien für Freiwillige und Spendende von Basler Mission (BM) und mission 21 geben einen einzigartigen Einblick in die Geschichte und Gegenwart des Missionswerks. Sie finden normalerweise alle drei Jahre in den Schweizer Bergen statt – doch 2013 zum ersten Mal in Basel: mit u.a. Führungen im Kulturgüterarchiv der BM und Kennenlernen der Programmverantwortlichen für Asien, Afrika und Lateinamerika. Kosten: ca. Fr. 920 EZ, bzw. Fr. 800 DZ (ohne Reise). Dienstag bis Sonntag, 9.–14. Juli 2013, mission 21, Missionsstrasse 21, Basel Infos und Anmeldung: pia.mueller@mission-21.org, Geschäftsleiterin Basler Mission, Tel. 061 260 22 53

Nachrichten Missionsbazar für ländliche Entwicklung Der Umsatz des diesjährigen Herbstbazars von mission 21 in Basel beträgt 35 500 Franken, gut 3000 Franken (11 Prozent) mehr als im Vorjahr. 65 freiwillige Helferinnen und Helfer haben allerlei Materialspenden aus der ganzen deutschsprachigen Schweiz verkauft. Der Erlös kommt zwei Projekten zur Förderung

© mission 21

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Ferien für Freiwillige und Spendende im Haus der Basler Mission

Der nächste Missionsbazar findet am Donnerstag und Freitag, 24./25. Oktober 2013, wiederum in Basel, statt. aw

Alle Spenden für mission 21 sind neu steuerabzugsfähig Laut einem Entscheid der Steuerverwaltung des Kantons Basel-Stadt ist mission 21 ab sofort steuertechnisch eine gemeinnützige Organisation. Alle Spenden an mission 21 (ab 100 Franken im Jahr bis zu maximal 20 Prozent des Einkommens) können ab sofort in der Steuererklärung abgezogen werden. Dieser Grundsatz eines Kantons gilt in der Regel auch für alle anderen Kantone. Mit der Zuschreibung erfüllt das Missionswerk jetzt die wichtigste Bedingung zur Erreichung des ZEWO-Gütesiegels. Früher waren die in mission 21 vereinten Missionswerke Organisationen mit religiöser Zwecksetzung. Inzwischen unterstützt mission 21 die nun selbständigen Kirchen und Kirchenverwaltungen im Süden nicht mehr im kultischen, sondern vor allem im diakonischen Bereich. Auch theologische Ausbildungen sind vor allem Investitionen in die Bildung der Menschen in den Partnerkirchen. rg


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Weitere Veranstaltungshinweise auf den Seiten der Werke 10 bis 21

FEBRUAR Pan y Tierra Samstag, 9. Februar, 19.30 Uhr, Predigerkirche Zürich Samstag, 16. Februar, 19.30 Uhr, Offene Heiliggeistkirche Bern Donnerstag, 28. Februar, 19.30 Uhr, Matthäuskirche Luzern

Konzertlesungen zur Eröffnung der ökumenischen Kampagne 2013: Musik: Grupo Sal, Lateinamerika, Politik: Beat Dietschy, Zentralsekretär Brot für alle, Poesie: Katharina Morello, Schriftstellerin (siehe Seite 13). Details zum Programm und zu den Aufführungen auf www.oekumenischekampagne.ch oder www.brotfueralle.ch, Mail Sylvia Garatti, Brot für alle, garatti@bfa-ppp.ch

FEBRUAR/MÄRZ 18. Filmtage Nord/Süd 2013 Jeweils 17.30 Uhr bis ca. 21.00 Uhr

Alle zwei Jahre finden die Filmtage Nord/Süd in verschiedenen Orten statt. Ausgewählte, für den Unterricht empfohlene Dokumentarfilme und ein Kinderspielfilm werden vorgestellt. Mehrere Filme thematisieren die Verschwendung wertvoller Ressourcen, zeigen Alternativen auf und regen dazu an, über Möglichkeiten zur Abfallvermeidung nachzudenken. Weitere Themen sind die Fussballproduktion in Pakistan, Fairer Handel mit Bio-Kakao aus Ghana und ein Projekt zur Bekämpfung von Tropenkrankheiten. Der Kinderfilm spielt in Kibera, dem grössten Slum von Nairobi: Der jugendliche Held muss gemeinsam mit seiner Freundin sieben Aufgaben lösen, um seinen Vater zu retten. Der kenianische Film ist aus afrikanischer Perspektive erzählt und gibt vielfältige Einblicke in das Alltagsleben Kiberas. Veranstaltungsorte und Daten. Februar: 20. St. Gallen; 21. Kreuzlingen; 27./28.: Luzern; März 6./7. Zürich; 13./14.: Basel; 19./20. Bern; Anfang November in Thusis an den Weltfilmtagen.(www.filmeeinewelt.ch)

AGENDA

JULI/AUGUST Jugend- und Begegnungscamps 13. – 28. Juli 2013 in Ghana 2. – 24. August 2013 in China

Via mission 21 haben junge Erwachsene die Möglichkeit, Einblicke in den Alltag und die Kultur von China resp. Ghana zu erhalten. Auf der Reise mit jungen Erwachsenen aus Deutschland und der Schweiz sowie der Zielländer werden auch verschiedene Projekte und Institutionen besucht. Das bringt direkten Kontakt mit Menschen vor Ort. Zu beiden Reisen gehört ein Vorbereitungswochenende. Unterlagen bei Barbara Moser, mission 21 barbara.moser@mission-21.org, 061 260 22 39

Nachrichten Gemeinsam für Bildung Ab 1. Januar 2013 treten die Stiftung Bildung und Entwicklung (SBE) und die Stiftung Umweltbildung Schweiz (SUB) sowie die Fachstelle Filme für eine Welt als éducation21 gemeinsam auf. Zu Globalem Lernen und Umweltbildung kommen die Themen Gesundheit, Wirtschaft, Demokratie- und Menschenrechtslernen hinzu. Als nationales Kompetenzzentrum in Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) unterstützt die Stelle am bisherigen Standort die Lehrkräfte von Volksschule und Sekundarstufe II. Die Stiftung éducation21 fördert und unterstützt die Integration von BNE in das formale Bildungssystem der Schweiz. Sie ist auf nationaler, sprachregionaler, kantonaler und schulischer Ebene aktiv. uw www.education21.ch

INITIATIVE Alliance Sud kritisiert Ecopop-Initiative Alliance Sud, die Dachorganisation der grossen Hilfswerke, beurteilt die Ecopop-Initiative als wenig zielführend. Die globalen Umweltprobleme wür-

den auf das Bevölkerungswachstum reduziert. Doch wer die ökologischen Probleme an der Wurzel anpacken will, müsse bei den verschwenderischen Konsum- und Produktionsmustern in den reichen Ländern und der Reichen im Süden ansetzen, beispielsweise mit einer massiven Verteuerung der Energie. Zur Forderung, zehn Prozent der Ausgaben für die Entwicklungszusammenarbeit für Familienplanung zu reservieren, hält Alliance Sud fest: «Hohe Geburtenraten sind primär armutsbedingt.» Verbesserten sich die Bildung von Mädchen und Frauen, die Gesundheit von Kindern und Müttern, die Emanzipation aus Unterdrückung und Diskriminierung dämpfe das auch das Bevölkerungswachstum. uw www.alliancesud.ch/de/ep/weiteres/ ecopop-initiative

… und ausserdem: Fast jeder sechste Mensch weltweit hungert Regelmässig versuchen internationale Organisationen statistisch das Ausmass von Mangelernährung und Hunger zu erfassen. Gemäss FAO, der UN-Organisation für Landwirtschaft, betrug die Zahl der ständig unterernährten Menschen im vergangenen Jahr 868 Millionen Menschen. Dies steht im Bericht «The State of Food Insecurity in the World 2012 / L’état de l’insécurité alimentaire dans le monde 2012». Fast 900 Millionen Kinder und Erwachsene, rund 15 Prozent der Weltbevölkerung, leiden Hunger. Das ist beinahe jeder sechste Mensch auf Erden. Die FAO hat ihr System zur Berechnung der Hungerzahlen überarbeitet. Ob dies der Grund ist, dass die Zahl der Betroffenen wieder deutlich unter der Schwelle von einer Milliarde Hungernder liegt, bleibt offen. Als eine Folge der Nahrungsmittelkrise von 2008 und dem drastischen Anstieg der Nahrungsmittelpreisen war die Zahl markant gestiegen. uw www.fao.org/docrep/016/i3027e/i3027e00.htm


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Nr.4 | 2012

JEAN ZIEGLER

Klartext und Einblicke

MEDIENTIPP

nisse der Länder stellt das Projektheft die Landesprogramme und die Partnerorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit vor Ort vor. Informationen zu den einzelnen Projekten sowie rund ums Spenden runden den Überblick ab. uw Bezug bei den einzelnen Werken

FILMtipp

Wachsender Widerstand Der Film zeigt am Beispiel von Paraguay, wie der grossflächige Sojaanbau die Existenz einheimischer Landbewohner und Bauern bedroht.

Kalender

Viel Erfahrung, enge Kontakte zu Regierungen wie Nichtregierungsorganisationen, ein klarer Blick, das kennzeichnet Jean Ziegler. Entsprechend bringt sein jüngstes Buch, «Wir lassen sie verhungern», eine ungeschminkte Darstellung unter dem provokativen Titel «Wir lassen sie verhungern». Bewegend und erschütternd schildert er die Folgen von Mangel- und Unterernährung, z.B. die Krankheit Noma. Gerät die Mundflora ausser Kontrolle, zerfrisst sie bei Kleinkindern das Gesicht. Aber Ziegler wäre nicht Ziegler, wenn er es bei der Fülle an Fakten bewenden liesse. Er nennt die Gründe für den Hunger in der Welt und benennt die Feinde des Rechts auf Nahrung. So liest sich das Buch auch als Aufforderung zu handeln. uw Jean Ziegler, Wir lassen sie verhungern, C. Bertelsmann, 320 Seiten, ca. 28.50/20.00 Fr.; ISBN 978-3-570-10126-1

Projektheft 2013

Überblick der Projekte 2013 Das gemeinsame Projektheft 2013 von mission 21, HEKS, DM-échange et mission und Brot für alle bietet einen Überblick über die Projekte der Werke. Vor dem Hintergrund der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhält-

Die dreizehn großformatigen Fotos entstanden u. a. in Indien, Tansania, Burma, Nigeria und Ghana und wurden größtenteils von Mitarbeitenden von Missionswerken aufgenommen. Die Bilder verbinden uns mit den Kindern der Welt, denen Jesus zugesagt hat: «Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes.» (Mk 10, 14). aw Bezug: www.mission21.org/shop, Fr. 8

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Spielen – weltweit Im Spiel werden Grenzen überwunden – Unterschiede von Hautfarbe, Religion oder Herkunft treten in den Hintergrund. Gegenseitige Wertschätzung ist die Voraussetzung für den friedlichen Wettbewerb, wie ihn ganz unbefangen nur Kinder spielen können. Das zeigen die Bilder des Kalenders 2013 von 15 evangelischen Missionswerken in Deutschland und der Schweiz unter dem Titel «Spielen».

Geronimo Alvarez‘ Existenz ist bedroht.

Agrarunternehmen setzen seit Jahren zunehmend auf Gentechnik, um den weltweit steigenden Futterbedarf der Massentierhaltung zu decken. Die Auswirkungen sind dramatisch, gerade auch in Südamerika: Den Kleinbauernfamilien fehlt fruchtbares Land, um die Grundnahrungsmittel anzubauen, die sie zum Überleben benötigen; der massive Einsatz von Herbiziden stört das ökologische Gleichgewicht empfindlich. Betroffenen sind auch Geronimo Alvarez und seine Familie. Der Film erzählt vom wachsenden Widerstand der Campesinos gegen die Dominanz landwirtschaftlicher Grosskonzerne und deren aggressivem Einsatz von Gentechnologie. Der visuell überzeugende, eindrückliche Film greift die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen der landwirtschaftlichen Veränderung auf und zeigt die gegenseitigen Wechselwirkungen. Dabei wird über Monate der sich zuspitzende soziale und politische Konflikt beobachtet. uw Raising Resistance, Dokumentarfilm von Bettina Borgfeld und David Bernet, Deutschland/ Schweiz 2011, 85 Minuten, ab 16 Jahren Erhältlich ab Mitte Januar 2013 Weitere Informationen: www.filmeeinewelt.ch, Verleih und Verkauf: Bildung und Entwicklung, 031 389 20 21, verkauf@globaleducation.ch; Fr. 35

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Nr.4 | 2012

© ACT/Paul Jeffrey

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Das beste Wissen ist das, was du kennst, wenn du es brauchst. Arabisches Sprichwort


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