Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden
Nr.1 | 2014
© WCC / Joanna Lindén-Montes
Frieden fördern, Konflikte überwinden
contigo
Nr.1 | 2014
contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von Brot für alle, HEKS, mission 21 und den OeME-Fachstellen
INHALT
Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember ISSN 1660-3788
Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Mail: info@bfa-ppp.ch, Web: www.brotfueralle.ch Spendenkonto: 40-984-9
© OEME/Peter Dettwiller
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S4 – 9 Frieden fördern, Konflikte bewältigen Gemeinsam den Weg zum gerechten Friedens wählen – dieser Aufruf leitete die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Busan im November 2013. Mit dem ‹Peacetrain› reiste eine grosse Gruppe von Europa quer durch Asien bis in die südkoreanische Stadt. Den Weg zum Mitmenschen finden, hilft den Frieden zu erreichen und Konflikte zu überwinden. Das zeigen Projektberichte aus dem Südkaukasus und aus Nigeria zu Friedensarbeit von Menschen unterschiedlicher Nationalität oder Religion. uw
brot für alle
S10 – Bericht aus Busan und vom BFA-Workshop S11 – Ökumenische Kampagne 2014: Petition an die SBB S12 – Studie von Sacom zeigt Missstände in der Herstellung
HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Mail: info@heks.ch, Web: www.heks.ch Spendenkonto: 80-1115-1
mission 21 – evangelisches missionswerk basel Missionsstrasse 21, 4003 Basel Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 Mail: info@mission-21.org, Web: www.mission-21.org Spendenkonto: 40-726233-3 OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen Web: www.oeme.ch Redaktion Dorothee Adrian (da), mission 21 Peter Dettwiler (ped), OeME Christine Spirig (cs), HEKS Urs Walter (uw), Brot für alle Redaktionsleitung Urs Walter Tel. 031 380 65 71 Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: walter@bfa-ppp.ch Adressänderungen und Abonnementsverwaltung Administration Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: contigo@bfa-ppp.ch Tel. 031 380 65 65 Fax 031 380 65 64
unserer Handys
Layout grafik.trieb, 2560 Biel
HEKS
Druck rubmedia, 3084 Wabern
S14 – Republik Moldau: Hilfreicher Hauspflegedienst S16 – Indien: «Landtitel steigern Ansehen und Status» S17 – Agenda / Inlandkampagne «Chancengleichheit zahlt sich aus» mission 21
S18 – Tansania: «Ich habe Frauen aufgewiegelt» S19 – Kongo: Romain Bayakala, von der Mission berufen S20 – Mission zum Anfassen: Beispiel «Ehekette» HINWEISE UND Medientipps
S22 – Agenda und Medientipp S23 – Filmtipp
Titelbild: Zur 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen im November 2013 in Busan gehörte auch ein Pilgermarsch nach Imjingak nahe der Grenze zu Nordkorea. Mit farbigen Bändern und Gedanken protestierten am trennenden Stacheldraht viele, so auch Oubunmi Adedoyin Badejo aus Nigeria. uw Rückseite: Buben der buddhistischen Pfadfinder in Banjarmasin
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EDITORIAL
Bitte an den Gott des Lebens Claudia Bandixen, Direktorin mission 21
«Gott des Lebens, weise
Bauern kein Essen mehr verkaufen wollen, weil sie
uns den Weg zu Gerech-
Angst vor fanatischen Gruppen haben?
© zvg
tigkeit und Frieden»: Diese Bitte ist 2013 in Busan,
Ich habe den Begriff «Awareness» neu schätzen ge-
am Ort der 10. Vollver-
lernt. Übersetzt meint er «achtsames Wahrnehmen».
sammlung des Ökumeni-
Zwar können wir kaum etwas für all diese Menschen
schen Rates der Kirchen,
tun, aber wir können ihre Situation wahrnehmen, ihren
von Tausenden gerufen,
glühenden Wunsch nach Frieden aufnehmen und mit
gesungen, gebetet und ge-
ihnen beten. Wir können uns interessieren und mit ih-
predigt worden. Lebendig
nen arbeiten, wo immer es möglich ist. Dabei ist das
wurde sie auch durch Be-
Leiden ernst zu nehmen und ihre Trauer ein Stück weit
richte vieler Kirchen über
auch zu der unseren zu machen.
ihre
schwere
Situation.
Manche werden verfolgt,
Für uns als Mission, als evangelische Werke ist diese
marginalisiert, sogar verjagt. Ihr Bemühen um Frieden
Haltung und die daraus entstehende Arbeit eine stän-
war wohl der tiefste Eindruck, den ich aus der Ver-
dige Herausforderung. Wir wissen, wie viel vom acht-
sammlung mitgenommen habe.
samen Umgang und dem tiefen Wunsch nach Frieden abhängt. Wir möchten von Herzen und überzeugt
Was sagt man einer Frau, deren Töchter im Krieg ver-
Christinnen und Christen sein und zugleich offen für
gewaltigt und getötet wurden? Wie tröstet man nordni-
die Realität der anders Glaubenden.
gerianische Christen, deren Häuser verbrannt wurden? Denen selbst die ihnen wohlgesonnenen muslimischen
Die Leiterin und Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.
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ÖKUMENISCHER RAT DER KIRCHEN
Kirche, die den Frieden lebt, den sie verkündet Peter Dettwiler, OeME Zürich
© Christoph Knoch
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Dienst von unten: ÖRK-Generalsekretär Olav Tveit beim Schlussgottesdienst
Die Delegationen der Weltkirchen verabschiedeten an der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) einen ‹Ökumenischen Aufruf zum gerechten Frieden›. Er nimmt die Kirchen in Pflicht, den Frieden, den sie verkünden, auch zu leben. Gerechtigkeit und Frieden bilden ein unzertrennbares Paar. Sehr schön formuliert das Psalm 85,10: «Es küssen sich Gerechtigkeit und Friede.» Gerechtigkeit sei der Boden, auf dem der Baum des Friedens gedeihen kann.
Auf diesem Boden ruhte auch die Arbeit der 10. Vollversammlung des ÖRK in Busan, Südkorea, im November 2013. Zu lange war in den Kirchen die Diskussion geprägt von der Frage nach dem «gerechten Krieg». Wann ist eine «militärische Intervention», wie es oft verharmlosend heisst, notwendig und «gerecht»? Die etablierten Kirchen haben sich über Jahrhunderte zu leichtfertig mit der politischen Macht arrangiert und ihren Segen für den Einsatz von Waffengewalt erteilt. Einzig die Friedenskirchen wie die Täufer oder Quäker waren konsequent dem Frieden und der Gewaltlosigkeit verpflichtet.
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«Kirchen und Religionsgemeinschaften kommen nicht mehr drum herum, aus ihrer Reserve herauszutreten, die Relativierung bis zur Komplizenschaft mit der Gewalt aufzugeben und die Fragen des Friedens, der Gewalt und der Gerechtigkeit entschiedener anzugehen», schreibt Hansuli Gerber (in NonViolenz, IFOR Schweiz, 10/13). Die Kriegsparteien, die sich – oft stellvertretend für andere – bekämpfen, sind kaum noch auseinanderzuhalten. Konflikte sind heute mit militärischen Mitteln nicht zu lösen – wenn sie es überhaupt je waren.
Aktiv am Frieden bauen Der Aufbau von Frieden in Gerechtigkeit verlangt mehr Einsatz. Wichtig ist, Konflikt und Gewalt nicht zu verwechseln. «Um Gewalt zu verringern muss man nicht Konflikte vermeiden, sondern eher im Gegenteil, Konflikte werden entschärft, indem man sie akzeptiert.» Hansuli Gerber wünscht sich von den Kirchen endlich eine «Theologie des Friedens und der Gewaltfreiheit». Der ‹Ökumenische Aufruf zum gerechten Frieden› bietet dafür Anhaltspunkte: Er fordert, jede theologische oder andere Rechtfertigung des Einsatzes militärischer Gewalt sei in Frage zu stellen und das Vertrauen in das Konzept eines «gerechten Krieges» und dessen übliche Anwendung als obsolet zu erachten. Das bedingt, dass dem gewaltlosen Widerstand und der Ächtung des Militarismus mehr Gewicht beigemessen werden und die Kirchen sich deutlicher für Frieden und Gerechtigkeit stark machen (siehe Kasten): «Meide das Böse und tue das Gute, suche Frieden und jage ihm nach» (Ps 34,14).
Zeugnisse gewaltlosen Widerstands Leihmah Roberta Gbowee, 41-jährig, erhielt 2011 den Friedensnobelpreis für ihren gewaltlosen Einsatz im liberianischen Bürgerkrieg. Die dynamische Christin berichtete an der Versammlung von ihren Erfahrungen: Sie war 17, als der grausame Krieg ihr Leben auf den Kopf stellte. Mit 30 Jahren gründete sie eine Bewegung von christlichen und muslimischen Frauen, die in weissen Kleidern mit öffentlichen Gebeten und Gesängen auf den Markplätzen der Hauptstadt gegen den Krieg und die Regierung von Charles Taylor protestierte. Leimah hatte es geschafft, in Workshops die gegenseitigen Vorurteile zwischen christlichen und muslimischen Frauen zu überwinden. Unermüdlich protestierten die Frauen gegen Gewalt und Vergewaltigung – und gewannen schliesslich den Kampf. 2012 wurde Charles Taylor in Den Haag wegen seiner Kriegsverbrechen verurteilt. Die Predigt im Abschlussgottesdienst hielt Michael Lapsley, Pfarrer der anglikanischen Kirche in Südafrika. Seinen Einsatz gegen die Apartheid bezahlte er beinahe mit seinem Leben. 1973 kam er aus Neuseeland nach Südafrika.
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Aus dem Aufruf – Gewaltloser Widerstand steht im Mittelpunkt des Weges zum gerechten Frieden. Gut organisierter und friedlicher Widerstand ist aktiv, hartnäckig und wirksam – ob angesichts von staatlichem Missbrauch und Unterdrückung oder von Geschäftspraktiken, die schutzlose Gemeinschaften und die Schöpfung ausbeuten. – Auf dem Weg des gerechten Friedens wird die Begründung von bewaffneten Konflikten und Kriegen zunehmend unglaubwürdig und inakzeptabel. – Der Weg des gerechten Friedens unterscheidet sich grundlegend von dem Konzept des ‹gerechten Krieges›. Er beinhaltet sehr viel mehr als den Schutz von Menschen vor dem ungerechten Einsatz von Gewalt, ausser Waffen zum Schweigen zu bringen. Er schliesst soziale Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit, Achtung der Menschenrechte und Sicherheit für alle Menschen ein. ped
«Dort hörte ich auf, Mensch zu sein, und wurde plötzlich ein Weisser.» Wenige Jahre später wurde er aus Südafrika ausgewiesen und schloss sich dem Kampf von Nelson Mandela an. «Im April 1990, nach der Freilassung Mandelas, sandte mir der Apartheidstaat eine Briefbombe. Ich verlor beide Hände und ein Auge.» Heute ist Lapsley Direktor des Institute of Healing of Memories (Institut zur Heilung von Erinnerungen) in Südafrika. Er ist dem Weg der Gewaltlosigkeit trotz erfahrener Gewalt treu geblieben. «Mitten in diesem grossen Leid spürte ich, dass Gott bei mir war.»
Was wir tun können Christinnen und Christen sind – zusammen mit allen Menschen guten Willens – auf den Weg des Friedens und der Gerechtigkeit gerufen. Unsere Kirchen sollen zu Friedenskirchen werden, die sich aktiv für die gewaltfreie Lösung von Konflikten einsetzen, gegen Militarismus und die Ausfuhr von Waffen protestieren und den Frieden, den sie verkünden, auch selber leben. Die Kirchen haben eine Chance, die sie zu wenig nutzen: Sie sind weltweit vernetzt, etwa durch den Ökumenischen Rat der Kirchen oder die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen. Gemeinsam sind sie stärker im Ringen um Gerechtigkeit und Frieden. Lokal haben Kirchgemeinden zudem die Möglichkeit, die Friedensarbeit unserer Werke HEKS, mission 21 und Brot für alle zu unterstützen. Zahlreiche Projekte zielen auf gerechtere und friedlichere Bedingungen für die Menschen und Gemeinschaften in den Projektländern sowie auf faire Handels- und Produktionsbedingungen.
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SÜDKAUKASUS
Den Frieden verbreiten Bettina Filacanavo, HEKS
HEKS unterstützt im Südkaukasus Friedensprojekte, um friedliches Verhalten zwischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu fördern. Werte wie Toleranz und Respekt gegenüber anderen Kulturen und Nationalitäten sollen gestärkt werden.
«Die jungen Menschen in Armenien und Aserbaidschan sind der Schlüssel zum Frieden», sagt zum Beispiel Karen Nazaryan, Direktor der HEKS-Partnerorganisation Armenia Round Table Foundation (ART). Gemeinsam mit der aserbaidschanischen Organisation Internews produziert ART eigene Filme und führt diese an Podien in Armenien und Aserbaidschan vor. Teilnehmende sind Jugendliche, die sich nach der Filmvorführung auch kritisch mit dem Thema auseinandersetzen.
© HEKS / Walter Imhof
Die Region Südkaukasus ist seit Jahrzehnten Schauplatz vieler Konflikte, die noch immer mehr oder weniger aktiv ausgetragen werden. Besonders schwierig sind die Beziehungen zwischen Armenien und Aserbaidschan. Der bald hundertjährige Streit um die Region Bergkarabach hat
sich ins Nationalbewusstsein beider Völker eingebrannt und die gegenseitigen Vorurteile verhärtet.
Früher haben sie selbst die Friedenscamps besucht, heute geben sie ihre Erfahrungen an die jugendlichen Teilnehmenden weiter: Lagerleiterinnen und -leiter aus Georgien, Armenien und Aserbaidschan.
Das Projekt hat zum Ziel, die Versöhnung zwischen Armeniens und Aserbaidschans Bevölkerung voranzutreiben. In Armeniens Hauptstadt Erewan bilden rund zwanzig ehemalige Podiums-Teilnehmende eine Kerngruppe von Friedensaktivistinnen und -aktivisten, die den Dialog zwischen jungen Menschen aus beiden Ländern fördern wollen. ART organisiert die Jugendlichen aus Armenien und Internews diejenigen aus Aserbaidschan. So fand ein Treffen auf neutralem Boden in Georgiens Hauptstadt Tiflis statt. Maria Adaiman aus Armenien hat an einem dreitägigen Camp teilgenommen, obwohl ihr Familie und Freunde davon abgeraten hatten. «Bei uns glaubt man, dass die Aserbaidschaner uns hassen und brutal sind», sagt sie. Zu Hause erzählte sie dann von ihren positiven Erfahrungen und Freundschaften. Auch Harutyun Hayrepetian hatte vor dem Treffen Bedenken. «Wir wussten ja von der politischen Propaganda gegen Armenien in Aser-
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baidschan», erzählt er. Doch nach anfänglichen Berührungsängsten schmolz das Eis. «Ich habe tolle Leute kennengelernt, mit denen ich immer noch per E-Mail und auf Facebook in Kontakt bin.»
Vorurteile abbauen – Freundschaft fördern Neben diesen Filmpodien und Treffen in Tbilissi sollen auch Ferienlager dazu beitragen, die von der älteren Generation übermittelten Vorurteile zu beseitigen. Die Friedenscamps werden für armenische, georgische und aserbaidschanische Kinder alljährlich in Georgien und Armenien durchgeführt. Organisiert werden sie von den beiden HEKS-Partnerorganisationen Syunik aus Armenien und Lazarus sowie Union of Azerbaijan Women of Georgia aus Georgien. Rund 120 Jugendliche aus benachteiligten oder sozial schwachen Milieus und 20 junge Erwachsene nehmen jährlich an den Lagern teil. Sie leben hauptsächlich in ländlichen Regionen. Ziel der Camps ist es, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken, Vorurteile abzubauen und Freundschaften zwischen den Kindern zu fördern, die auch über das Camp hinaus bestehen. Für die Lagerteilnehmenden wurde eigens eine Facebook-Gruppe gegründet, die bereits über 300 Mitglieder zählt und von diesen aktiv genutzt wird.
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nehmenden: Im Jahr 2012 besuchten 105 Jugendliche und 18 Betreuerinnen und Betreuer die Friedenscamps. Zu Beginn der Lager gaben praktisch alle Jugendlichen an, Mühe im Umgang mit anderen Ethnien innerhalb der Gruppe zu haben. Bereits nach wenigen Tagen hatten sie ihre Meinungen geändert. Am Ende waren sich alle Teilnehmenden der schlechten Auswirkungen von Stereotypen bewusst und verwendeten keine dementsprechenden Ausdrücke mehr. Fast drei Viertel der Kinder gaben an, dass sie nunmehr andere ethnische Gruppen schätzten und über die Hälfte wünschten sich gar eine multikulturelle Gesellschaft.
Auch die Leiterinnen und Leiter kommen aus Armenien und Georgien und waren früher selber einmal Camp-Teilnehmende. Sie kennen die Probleme der Jugendlichen und auch deren gegenseitigen Vorurteile. Geuorg Vorurteile abbauen, Freundschaften aufbauen: Im Peace Camp in Armenien lernen Jugendliche aus verschiedenen Ländern, dass sie mehr verbindet als trennt. Matevosyan hat im vergangenen Jahr sein erstes Lager in Georgien mitgeleitet. Zuvor wurde er in einem Führungstraining auf die neue Nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch ihr diAufgabe vorbereitet. Dort lernte er nicht nur gute Teambilrektes Umfeld – Familie, Freunde – bekommen durch die dungs- und Konfliktmanagement-Methoden, sondern auch, Lager etwas mit auf den Weg. Sie wirken als Multiplikatosich mit den eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen. «Ja, ren, indem sie ihre Erfahrungen weitererzählen. Nune Nuich hatte Klischeevorstellungen von den Aserbaidschanern», redyans ist die Mutter eines Jugendlichen, der vor zwei Jahsagt er. «Heute denke ich ganz anders.» Ähnlich ging es seiner ren an einem Camp in Armenien teilgenommen hat. «Ich Kollegin Hasimk Sarsyan. «Immer hat man mir gesagt, dass hatte Angst, mein Kind in ein Lager zu schicken, an dem die Aserbaidschaner meine Feinde seien. Somit habe ich über auch aserbaidschanische Kinder teilnahmen», gesteht sie. sie immer schlecht gedacht. Aber nach diesem Camp bin ich Aber ihr Sohn hat sie aus dem Lager angerufen und gesagt, überzeugt: Wir sind die Generation, die etwas ändern kann». er sei im Paradies. Sie hat gesehen, dass ihn das Erlebnis verändert hat. Er sei offener und selbständiger geworden. Wunsch nach multikultureller Gesellschaft «Wenn seine Freunde im Dorf schlecht über Aserbaidschaner reden, verteidigt er seinen neuen Standpunkt», sagt sie. Dass die Lager auch wirklich eine Wirkung auf das «Ich bin stolz auf ihn.» Zusammenleben haben, zeigen Befragungen der Campteil-
©HEKS / Walter Imhof
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NIGERIA / INDONESIEN
Partner statt Missionsobjekte Jochen Kirsch, mission 21
Nachhaltige Friedensarbeit braucht eine gemeinsame Vision für das Zusammenleben. Davon ist Jochen Kirsch* nach einem Austausch der nigerianischen und indonesischen Friedensprogramme überzeugt. Er berichtet: Im Oktober 2013 begleitete ich eine Delegation von Christen und Muslimen des nigerianischen Friedensprogramms nach Indonesien, wo wir in West-Java und Kalimantan Partner von mission 21 besuchten. Die erste Station war die Kirchgemeinde Dayeuhkolot in Bandung, einer Millionenstadt westlich von Jakarta. «Vor acht Jahren wurde die Kirche durch radikale Muslime verwüstet und das Feiern von Gottesdiensten gewaltsam verhindert», erzählt Pfarrerin Obertina. Seitdem trifft sich die Gemeinde in der Kapelle eines kirchlichen Krankenhauses, das jedoch eine Stunde Fahrtzeit entfernt liegt. Darum sind von den ehemals 300 Gemeindemitgliedern nur noch 80 übrig geblieben.
Nicht bekehren, sondern friedlich zusammenleben Pfarrerin Obertina berichtet, dass das Kirchengebäude nun vor allem für diakonische Dienste genutzt wird. Bei den
«Religion in Freiheit und Würde» Seit ihrer Gründung setzt sich mission 21 in der Tradition ihrer Trägervereine ein für ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher sozialer, ethnischer oder religiöser Herkunft. Aufbauend auf den Lernerfahrungen dieser Arbeit verstärkt das Werk sein Engagement unter dem Eindruck zunehmender interreligiöser Konflikte insbesondere im asiatischen und afrikanischen Kontext.
Spenden auf PC 40-726233-2. Weitere Informationen: www.mission-21.org/rfw
regelmässig auftretenden Überschwemmungen verteilt die Gemeinde etwa auf eigene Kosten Medikamente, Nahrung und Kleidung an die überwiegend muslimische Bevölkerung. «Damit machen wir deutlich: Unsere Kirche ist für alle da», sagt Obertina. «Was den interreligiösen Dialog am meisten behindert, ist, dass sich die meisten Kirchen gar nicht dafür interessieren!» erläutert Pfarrer Dr. Darius Dubut, Programmdirektor des interreligiösen Dialogzentrums an der Universität in Yogyakarta. «Und wenn sie sich interessieren, dann findet der Dialog oft nur auf der Leitungsebene und nicht an der Basis statt.» Auf christlicher Seite seien vor allem die Katholiken engagiert. Nur wenige evangelische Kirchen haben Beziehungen zu muslimischen Gemeinden. Eine davon ist die Evangelische Pasundan-Kirche, die Partnerkirche von mission 21 in West-Java. Das Problem sei, so Dubut, dass viele Gemeinden sich vor allem um Gemeindeaufbau und die Gewinnung neuer Mitglieder kümmerten, statt sich für soziale Belange und Menschenrechte zu engagieren. «Wir brauchen deshalb eine neue theologische Orientierung über die Rolle der Kirche in der Gesellschaft», fasst Pfarrer Dubut zusammen. «Denn das ist ja auch das Ziel des interreligiösen Dialogs: in gegenseitigem Respekt Hand in Hand unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen.» Dieser Einschätzung schliesst sich Pfarrer Supriatno an, Präsident der Pasundan-Kirche und Vorsitzender des Indonesischen Kirchenrats in Jakarta. Er ist Koordinator der Friedensarbeit von mission 21 in Indonesien und beklagt, wie sehr in seinem Land Religion als Mittel zur Ausweitung politischer und wirtschaftlicher Macht benutzt werde. Den Einsatz für soziale Gerechtigkeit sieht er als gemeinsame Aufgabe aller Religionen an.
Nigeria ist überall Den nigerianischen Delegierten kommt vieles bekannt vor: Auch in Nigeria leben die Menschen in Glaubensfragen eher nebeneinander her. Viele haben Zerrbilder und Vorurteile über die jeweils anderen im Kopf. Die Regierung und
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© mission 21 / Karin Praxmarer
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Die nigerianische Delegation vor der Sultan-Suriansyah-Moschee in Banjarmasin: Pfr. Ephraim Kadala, Helen Haggai, Pfr. Jochen Kirsch, Hajia Binta Bakari, Pfr. Dr. Samuel Dali
die staatlichen Sicherheitskräfte werden in beiden Ländern eher als untätig oder gar als konfliktverschärfende Akteure wahrgenommen. Und schliesslich sind es sowohl in Indonesien als auch in Nigeria transnationale fundamentalistische Kräfte, die insbesondere unter den Muslimen radikale militante Minderheiten schaffen und das vormals friedliche Zusammenleben extrem stören. In beiden Ländern betrifft dies auch das Verhältnis innerhalb der Religionen. Die muslimische Minderheit der Ahmadiya beispielsweise wird diskriminiert und verfolgt, während die sunnitische Mehrheit schweigt. Aus Unwissenheit oder auch aus Angst, selbst zum Opfer radikaler Gewalt zu werden.
Umdenken durch Austausch «Erst auf dieser Reise habe ich gelernt, dass meine bisherige Haltung falsch war», berichtet der Vorsitzende des Friedenskomitees der nigerianischen Kirche der Geschwister, Pfarrer Ephraim Kadala. «Ich habe damals meinen Master in Islamwissenschaften erworben, um besser Muslime bekehren zu können. Und ich habe diesen Gedanken am theologischen Seminar weitergegeben. Aber jetzt wird mir klar, dass es vielmehr darum gehen muss, gemeinsam Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden!» Es habe ihn bewegt, dass die Indonesier, die er hier kennenlernte, einander nicht als «Missionsobjekte» sehen. Bewegt berichtet Dr. Samuel Dali, der Präsident der Kirche der Geschwister in Nigeria, vom freundlichen Empfang durch Christen und Muslime.
«Dieses Erlebnis hat mir viel von meiner Angst genommen», sagt Dali, der aufgrund der vielen Gewalt in Nigeria bereits «vom interreligiösen Dialog frustriert» war.
Vision für das Zusammenleben Auch für mich als Programmverantwortlicher bei mission 21 waren es eindrückliche Begegnungen. Ich habe gelernt, dass es für den nachhaltigen Erfolg einer Friedensarbeit innerhalb von und zwischen Religionen neben den entsprechenden juristischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen nicht zuletzt auch eine überzeugende Vision des Zusammenlebens braucht. Eine Vision, die religiös begründet ist und die über die blosse Akzeptanz einer pluralistischen Gesellschaft hinausgeht. Eine Vision, in der der Andere mehr ist als ein Problem, ein zu bekehrender Ungläubiger oder ein ungeliebter Nachbar, mit dem ich eben auskommen muss, sondern ein gottgewollter Partner. Ein echtes Gegenüber, das mich notwendig ergänzt, infrage stellt und mit dem ich gemeinsam Dinge erreichen kann, zu denen ich als Einzelner nicht fähig wäre. Erst dann dient ein Dialog nicht nur dem Wohle des Ganzen, sondern auch dem aller seiner Teile, unabhängig davon, ob sie sich jeweils in einer Mehrheits- oder einer Minderheitsposition befinden. * Jochen Kirsch ist Pfarrer und seit neun Jahren Programmverantwortlicher für Nigeria bei mission 21. Daneben leitet er die Arbeit zum Thema «Religion und Entwicklung» im Rahmen der Kooperationsgemeinschaft Brot für alle.
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Drängende Fragen und erste Antworten Beat Dietschy, Zentralsekretär Brot für alle
«Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden», so das Motto der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Busan im November 2013. Meine erste Reaktion: Das klingt harmlos, fast ein wenig verhalten. Doch drängende Fragen wurden gestellt, bekannte und noch immer wichtige. Bohrend nachgefragt wurde von jungen Leuten, die sich um die Zukunft ihrer Welt sorgen. «Wir weinen, Herr, weinen Meere von Tränen, weil unser geliebtes Meer ansteigt und uns überschwemmt», klagten Menschen von durch die Klimaerwärmung bedrohten Pazifikinseln. Die Jugendvorkonferenz forderte vom ÖRK auch ein starkes Zeichen gegen Menschenhandel. Die Fragen und Anstösse gipfeln in der Notwendigkeit der Transformation, eines grundlegenden Wandels unserer Wirtschafts- und Lebensweise. Antworten finden sich in den jüngsten ÖRK-Dokumenten (etwa zur Mission) und wurden auch am Workshop von Brot für alle formuliert. Umso irritierender war, dass sich die über 2000 Vertreterinnen und Vertreter christlicher und anderer Kirchen aus aller Welt in einem gigantischen Messegelände inmitten reklamedurchfluteter Shoppingmalls versammelten. Ob darum die Be-
Der ÖRK: weltumspannend, vielfältig, ökumenisch, engagiert
reitschaft der Kirchen, «Machtstrukturen zu verändern, an denen sie partizipieren», nicht sonderlich ausgeprägt schien? Doch gegen Ende der Versammlung musste ich mein Urteil nochmals revidieren. Ich nahm an einem Workshop der Oikotree-Bewegung* teil. «Wir erleben ein beispielloses Wirtschafts- und ein ebensolches Kirchenwachstum, auf das wir stolz sind», sagt ein junger koreanischer Theologe. Und fragt zugleich, ob wir «nicht eigentlich als Gefangene einer Theologie des Wohlstands» lebten. Eines Wohlstandes, den
Workshop von Brot für alle Eine «grosse Transformation» tut not Mit einem Workshop hat Brot für alle in Busan einen Akzent in der Diskussion um die künftige Wirtschaftsordnung gesetzt. «Wie sieht eine nachhaltige Wirtschaft aus ökumenischer Sicht aus ?», formuliert Bruno Stöckli, für die Dialog4change-Plattform zuständig, die Ausgangsfrage. «Und welche Ziele wollen wir einbringen?» Die notwendigen Änderungen erforderten eine grosse Transformation, kleine Reformen genügten nicht, ist sein Fazit. Nur mit ‹transformativer Gerechtigkeit› wandle sich die vorherrschende Wirtschaftsordnung zu einer Wirtschaft, die gerecht die Ansprüche aller Menschen heute und ebenso der künftigen Generationen achte. «Die Debatten um die neue Rolle der verschiedenen Akteure im Norden wie im Süden dürfte heftig verlaufen», erwartet Stöckli. «Änderungen braucht es sowohl in der Produktion wie beim Konsum.» Unbedingt nötig sei, nicht nur die Grenze zur Armut, sondern neu auch diejenige zum Übermass zu definieren. «Erst wenn wir festlegen, wie viel genug ‹genug› ist, rücken wir einer nachhaltigen Wirtschaft näher.» uw
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ÖKUMENISCHE KAMPAGNE
700 000 Wanderarbeitende in Südkorea mit aufbauen: Sie «machen alles, was schwierig, gefährlich und dreckig ist», sagt ein Pfarrer, der Menschen aus Vietnam, China, Indonesien und den Philippinen begleitet. Darum war Busan vielleicht doch der richtige Ort, um die richtigen Fragen zu stellen. Zum Beispiel: Wie antworten wir auf die Bedrohung allen Lebens durch die vorherrschende globale Zivilisation? Oder: Prüfen wir uns selbstkritisch, ob und wie wir der Frage nach den systemischen Ursachen der Krisen ausweichen und stattdessen wohlfeile Werturteile über die ‹gierigen Banker› fällen oder die Krisen mit wohlklingenden Namen wie Sozialökologische Marktwirtschaft oder Green Economy schönreden? Die brasilianische Theologin Nancy Cardoso fragt knapp und präzise: «Sind wir im Sturm und versuchen Regenschirme zu verkaufen?»
Vor über 25 Jahren starteten Westschweizer Kirchgemeinden das Projekt TerrEspoir. Der Verkauf von Früchten aus Kamerun sollte in der Schweiz Leckeres auf den Tisch und Kleinbauernfamilien im Westen Kameruns zusätzliches Einkommen bringen. Marie-Thérèse Kamga Souop, Gast der Ökumenischen Kampagne 2014, gründete in Bandjoun die Frauengruppe Sécheuses de Bandjoun. Um die Ausbildung der sieben Kinder der Familie zu gewährleisten, genügte das bisherige Einkommen nicht. Aus den süssen Früchten mit Erfolg ebenso süsse und wohlschmeckende Trockenfrüchte in gleichmässiger Qualität für den Versand nach Lausanne herzustellen, war ein langer Prozess. «Und aufwändig. Auch wir Kinder mussten wahre Expertinnen und Experten im Trocknen werden», erinnert sich die heute 24-jährige Tochter Vicky Arlette Kamga Souop Medzue. «Bis zu hundert Kilo getrocknete Bananen wurden zu den besten Zeiten verkauft», sagt Kamga Souop. «Leider sind es heute viel weniger.»
©BROT FÜR ALLE/Urs Walter
© BROT FÜR ALLE/Christoph Knoch
Wie aus getrockneten Bananen ein Bachelor-Abschluss wird
* Oikotree, ein Netzwerk junger (und
Als TerrEspoir in Kamerun begann, engagierte sich als
junggebliebener) Befreiungstheologinnen und
eine der ersten Frauen Marie-Thérèse Kamga Souop.
–theologen (www.oikotree.org)
Sie ist Gast der Ökumenischen Kampagne 2014.
Aber ihr Ziel, den Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen, hat sie erreicht. Im Sommer 2013 hat die jüngste Tochter Vicky den Bachelor in Biochemie abgeschlossen. Warum gerade Biochemie? «Meine Mutter beklagte regelmässig den grossen Ausschuss nach dem Trocknen der Früchte. So wollte ich Biochemie studieren und mich auf Nahrungsmitteltechnologie spezialisieren, um den Zersetzungsprozess verstehen zu lernen.» uw
Petition fordert SBB auf, Mitglied der FWF zu werden Das Plakat und das Thema der Kampagne 2014 weisen auf die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie hin. Um diese zu verbessern, spielt die Nachfragemacht von Grossbetrieben eine wichtige Rolle. Darum fordern Brot für alle und Fastenopfer die SBB auf, der Fair Wear Foundation (FWF) beizutreten. Die von Brot für alle mitfinanzierte FWF erreicht Verbesserungen dank unabhängiger Gespräche mit den Beschäftigten und objektiven Kontrollen der Arbeitsbedingungen. uw Petition und Information auf: www.sehen-undhandeln.ch/petition; bitte unterschreiben und in Ihrer Kirchgemeinde auflegen!
«EinBlick», die Fakten zu Jeans Der neue «EinBlick» nimmt die globale Textilindustrie unter die Lupe. Damit bietet er eine thematische Grundlage für die Ökumenische Kampagne 2014 mit vielen Texten und Grafiken. Gezeigt werden die Auswirkungen einer Baumwollproduktion mit grossem Einsatz von Wasser, Dünger und Pestiziden und die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen bei der Kleiderherstellung. Darüber hinaus finden Konsumentinnen und Konsumenten Tipps für einen bewussten Kleiderkauf. uw Lesen oder bestellen: www.brotfueralle.ch/einblick
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Nur ein freier Tag pro Monat
ARBEITSBEDINGUNGEN IN CHINA
Produktion von Touchscreens kostet Menschenleben Daniela Renaud, Brot für alle, Entwicklungspolitik, Verantwortliche High Tech – No Rights
7-Tage-Arbeitswoche, rigide Überwachung der Beschäftigten, fehlende Sicherheitseinrichtungen: Der Apple-Zulieferer Biel-Crystal missachtet Menschenrechte und verstösst gegen chinesisches Arbeits-
Wie Sacom schon beim Apple-Zulieferer Foxconn festgestellt hat, besteht auch bei Biel Crystal ein umfassender Kontrollapparat. 2000 Sicherheitsleute und unzählige Kameras kontrollieren die 40 000 Angestellten, sogar während der Mittagspause. Wer auf die Toilette will, muss offiziell Erlaubnis einholen. Wer die Produktionsziele nicht erreicht,
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recht, wie die neuste Studie von Sacom zeigt.
Im Gespräch mit Liang Pui Kwan, Projektleiterin von Sacom in Shenzhen, erzählen Angestellte von Biel Crystal: «11-Stunden-Tage sind die Regel, obwohl in den Arbeitsverträgen 8 Stunden Arbeitszeit festgehalten sind. Wir arbeiten auch am Samstag und Sonntag 11 Stunden. Einen freien Tag gibt es erst beim Schichtwechsel Ende Monat», sagt eine Arbeiterin. Das bedeutet im Schnitt 120 bis 140 Überstunden pro Monat – erlaubt wären gemäss chinesischem Arbeitsgesetz nur 36 Stunden.
Parry Leung, Gründungsmitglied von Sacom, der engagierten Aktionsgruppe in Hongkong
Biel Crystal aus Hongkong ist der weltweit grösste Produzent von Touch-Screen-Glasabdeckungen. Apple bezieht von Biel Crystal rund 60 Prozent der benötigten Touchscreens, Samsung 20 Prozent. Die Firma beschäftigt im Werk im südchinesischen Huizhou rund 40 000 Personen – unter menschenunwürdigen Bedingungen. Das belegt eine neue Untersuchung von Sacom (Students & Scholars Against Corporate Misbehaviour), eine von Brot für alle finanzierte Nichtregierungsorganisation in Hongkong.
bei der Arbeit einschläft oder etwas fallen lässt, wird mit hohen Geldbussen bestraft. Solche Strafmassnahmen sind menschenunwürdig und illegal. Um das Gesetz zu umgehen, werden die Abzüge in der Lohnabrechnung als Negativbonus ausgewiesen.
Fehlende Schutzeinrichtungen Um die Produktionskosten tief zu halten, spart Biel Crystal bei grundlegenden Sicherheitsvorkehrungen.
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Notausgänge und Feuerlöscher fehlen. «Mir ist oft übel und die Augen brennen», sagt eine Arbeiterin, die Schutzfolien und Apple-Logos auf die Glasabdeckungen der I-Phones anbringt. Sie erhielt zwar eine weisse Schutzkleidung, aber keine Gesichtsmaske, obwohl sie den ganzen Tag mit giftigen oder leicht entflammbaren Chemikalien hantiert. Für die Arbeit an den Schnittmaschinen fehlen Schutzschuhe, ergänzt ihr Mann.
gen beitragen. Brot für alle und Fastenopfer fordern auf, bei jedem Kauf und jeder Beschaffung von Elektronikprodukten nach den Herstellungsbedingungen zu fragen und fair produzierte Handys und Computer einzufordern. *Sacom: Stains on iPhones' Cover Glass – Dehumanized Working Condition of Biel Crystal for Apple’s Products; www.brotfueralle.ch/computer
Erste Erfolge Der Generaldirektor von Biel Crystal hat nach dem Erscheinen des Berichtes mit Sacom ein Gespräch geführt. «Es war ein positives Treffen. Biel Crystal hat erste Schritte zur Verbesserung der Arbeitssituation unternommen», sagt Liang Pui Kwan. «Aber es sind noch lange nicht alle unserer Forderungen erfüllt, zum Beispiel was die Arbeitszeiten betrifft. Noch immer gibt es Angestellte, die 7 Tage am Stück arbeiten ohne freien Tag dazwischen.» Dies habe der erneute Fabrikbesuch im Dezember 2013 gezeigt. «Wir bleiben dran und werden uns wieder mit Biel Crystal treffen», betont Kwan. Auch die Konsumentinnen und Konsumenten und die öffentliche Hand in der Schweiz können zur Verbesserung der Arbeitsbedingun-
Auszeichnungen GOLD
Goldbarren für Brot für alle
«Wahrheit ans Licht bringen» Beindruckend ist die Hartnäckigkeit der Partner in Hongkong. Unerschrocken konfrontieren sie Grossfirmen wie Apple, Samsung oder Foxconn immer wieder mit ihrer Arbeitspolitik. Sie geben nicht auf, sich für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in China einzusetzen. «Unsere Arbeit ist zeitweise frustrierend. Wir erreichten aber auch Erfolge. Manche multinationale Unternehmen nehmen unsere Berichte ernst und drängen wirklich auf Veränderung», stellt Parry Leung, Gründungsmitglied von Sacom fest. Ziel bleibe, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Bernard DuPasquier Auf Anfang 2014 ist Bernard DuPasquier, Leiter Projekt- und Qualitätsmanagement, zum Mitglied der Geschäftsleitung befördert worden. uw
Solidarität Vier Gemeinden geben Teil der Glencore-Steuern weiter Selten gerät die Schweiz rund um das Rohstoffgeschäft mit positiven Schlagzeilen in die Weltpresse. Der Entscheid von vier Gemeinden im Säuliamt (ZH), auf einen Teil der Steuermillionen zu verzichten, die sie aus dem Börsengang von Glencore erhalten haben, fand jedoch weltweit Beifall. Affoltern am Albis, Hedingen, Hausen am Albis und Obfelden beteiligten sich an der SolidaritätsAktion. Die Gemeindeversammlungen beschlossen, rund 10 Prozent der zusätzlichen Steuereinnahmen an Projekte zu spenden, so an Brot für alle und Fastenopfer für die Arbeit in der Demokratischen Republik Kongo. Dort nutzen Glencore (und andere Rohstoff-Konzerne) einseitige steuerliche Begünstigungen, oder nehmen Menschenrechtsverletzungen und schwere Umweltschäden in Kauf. uw
Personen Monika Boedtker Am 1. Januar 2014 hat Monika Boedtker die Stelle Direktionsassistenz übernommen. Sie bringt langjährige Erfahrung mit, zuletzt in der Anstellung beim Freilichtmuseum Ballenberg. uw
© BROT FÜR ALLE / Dennis Egger
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Eine ganz besondere Spende fand sich kurz vor Weihnachten in der Briefpost an die Kirchgemeinde Dietikon: Fein säuberlich in Watte und Seidenpapier gehüllt, traf ein echter Goldbarren ein! Wir danken herzlich für die anonyme Spende zu Gunsten von Brot für alle. Der Betrag wird gezielt für die Arbeit gegen die Missstände rund um die Minen in der Demokratischen Republik Kongo eingesetzt. uw BRONZE
Auszeichnung für BFA-Kampagne Auszeichnung durch den Art Directors Club Schweiz (ADC) für die Kampagne ‹Stopp Nahrungsmittelspekulation› von Brot für alle und Fastenopfer. An der ADC-Preisvergabe für besonders zukunftsweisende Kreationen der Werbebranche gab es einen Bronze-Würfel für das Sound-Design des Spots. Gestaltet wurde die Kampagne von Spinas Civil Voices. uw www.stopp-spekulation.ch
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LÄNDLICHE GEMEINSCHAFTEN
Den Lebensabend in Würde verbringen Joëlle Herren, HEKS
Früher galt die Republik Moldau aufgrund ihrer florierenden Landwirtschaft als Kornkammer der UdSSR. Heute ist sie das ärmste Land Europas. Ein Drittel der arbeitsfähigen Bevölkerung wanderte aus – Kinder und ältere Menschen bleiben zurück.
Wir befinden uns im Dorf Pârlita, im Norden der Republik Moldau. Zahlreiche Frauen im Ruhestand leben hier in prekären Verhältnissen, wie überall in diesem hügeligen und von Landwirtschaft geprägten Land. Zur Sowjetzeit arbeitete Frau Dimitriv in einer Kolchose. Heute bezieht sie eine Rente von 60 Franken pro Monat, gerade die Hälfte des Existenzminimums. Ihre vier Kinder leben im Ausland und besuchen sie nur selten.
Zurückgelassene Eltern Das Drama, das sich in der Republik Moldau abspielt, ist offensichtlich: Viele Häuser sind verlassen und die Felder liegen brach. Ein Drittel der fast vier Millionen Einwohner verlässt das Land, weil es an Arbeit fehlt. Die meisten arbeiten als Saisonniers in Russland, weil dort für einen dreimonatigen Aufenthalt kein Visum verlangt wird. Die anderen leben
© HEKS
Frau Dimitriv, 82 Jahre alt, sitzt auf einem Stuhl auf der Vortreppe ihres Hauses und wartet auf die Pflegerin. Als diese eintrifft, erhellt sich ihr Gesicht. Jeder Besuch bedeutet eine willkommene Abwechslung zur alltäglichen Einsamkeit. Die Pflegerin Liliane wird so herzlich empfangen
wie eine eigene Tochter. «Sie ist meine rechte Hand!» ruft Frau Dimitriv freudig aus. Liliane schaut zwei- bis dreimal pro Woche nach Frau Dimitriv. Sie misst den Blutdruck und massiert die Füsse, da die alte Dame Mühe hat, sich zu bewegen.
Dank dem Angebot des Hauspflegedienstes CASMED können Domna Afrosina und viele weitere betagte Menschen ihren Lebensabend zu Hause verbringen.
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– meist illegal – in Rumänien, Italien, Griechenland, Spanien, Portugal oder Frankreich. Der Republik Moldau bringt dies Einnahmen Für die Kinder und älteren Menschen, die sich selbst überlassen werden, sind die sozialen Konsequenzen jedoch schlimm. Die 78-jährige Frau Tatiana ist in ihrem Haus gefangen. Ihre nach Frankreich und Russland ausgewanderten Kinder schicken ihr zwar Geld für Lebensmittel, aber mit ihrer Hepatitis und den Schmerzen, die sie ans Bett fesseln, muss sie alleine zurechtkommen. Gesellschaft leistet ihr einzig ein knisterndes Fernsehgerät. Damit ältere Menschen, die isoliert, krank oder in ihrer Bewegung eingeschränkt sind, trotzdem zu Hause bleiben können, hat HEKS 2010 einen Hauspflegedienst gegründet. Vom Centre for Social and Medical Assistance at Domicile (CASMED) profitieren gegen 300 Begünstigte in elf Dörfern im Norden des Landes. Jährlich erfolgen zwischen 20 000 und 25 000 Hausbesuche. Die Dienstleistungen umfassen Pflege und Unterstützung im Haushalt oder Arbeiten wie Schnee räumen, Einheizen, Einkaufen und Wäsche waschen.
RÜCKBLICK
HEKS-Osteuropatag 2014 Bald 25 Jahre sind vergangen, seitdem der Eiserne Vorhang gefallen und das sozialistische System in Osteuropa abgelöst worden ist. Doch auch nach einem Vierteljahrhundert sind die demokratischen Strukturen alles andere als gefestigt.
Das Projekt CASMED benötigt in jedem Dorf die finanzielle und praktische Unterstützung der Behörden: Diese stellen die Räumlichkeiten für Büro und Waschmaschine zur Verfügung und kommen für einen Teil der Löhne und Kosten für Hygieneprodukte auf. CASMED übernimmt die Pflege und delegiert die Arbeiten im sozialen Bereich an lokale Organisationen. «Im Unterschied zu anderen Institutionen verlangen wir einen bescheidenen finanziellen Beitrag von den Begünstigten», erklärt Véronica Cazacu, Direktorin der HEKS-Projekte in der Republik Moldau. «Damit tragen wir zu einer globalen Verbesserung der Sozialdienste bei, die von der Gemeinschaft benötigt werden. Wir sind guter Hoffnung, dass unsere Tätigkeit langfristig weiter getragen wird». Nachdem die Pflegerin Frau Dimitriv versorgt hat, überlässt sie den Platz der Sozialhilfe Neagu. Diese bringt einen Eimer mit Wasser, da das Haus über kein fliessendes Wasser verfügt, sowie Gemüse für eine Suppe. Frau Dimitriv vertraut uns an, dass sie wieder auflebe, seit sie regelmässig betreut werde: «Dank der Massagen kann ich wieder laufen, ich kann sogar ganz alleine zur Kirche gehen!» Die Angestellten von CASMED stellen bei den von ihnen betreuten Patientinnen und Patienten wirklich grosse Fortschritte fest. «Was gibt es Wichtigeres», sagt Cazacu, «als dieses Lebensalter in Würde und umsorgt zu verbringen?»
© HEKS
‹Alle beteiligen› als Erfolgsrezept
Die Auswirkungen dieser Situation auf die Projektarbeit von HEKS machte der Osteuropatag von HEKS Ende Januar in Zürich zum Thema. 110 Teilnehmende aus der ganzen Schweiz nahmen die Gelegenheit wahr, um mehr über die politischen Entwicklungen in Osteuropa zu erfahren und HEKS-Projektpartnern aus diesen Ländern zu begegnen. In seinem Eingangsreferat ‹Spannungsfeld Politik in Osteuropa› wies Marc Lehmann, Korrespondent von SRF Schweizer Radio und Fernsehen in Prag, darauf hin, dass autoritäre Tendenzen in der osteuropäischen Politik zunehmen würden. Angesichts der Aktualität stiess der Workshop über Ungarn auf grosses Interesse. Guszstáv Bölcskei, präsidierender Bischof der ungarisch-reformierten Kirche, sprach über die Rolle der Kirche in Ungarn. Zwar stehe die Kirche nicht in Opposition zur Regierung, habe aber bei einzelnen Vorlagen wie beispielsweise dem Obdachlosengesetz interveniert, erläuterte er. Im Workshop Serbien nahm neben dem HEKS-Projektpartner Žarko Šunderić ein Vertreter einer staatlichen Organisation teil. HEKS gelingt es in Serbien, in enger Zusammenarbeit mit dem Staat Projekte für Roma zu realisieren. Diese Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen ist auch bei anderen sozialen Projekten gefragt. Der Osteuropatag zeigte jedoch, dass dies angesichts der politischen Situation in Osteuropa für die Projektpartner eine grosse Herausforderung bleiben wird. Der nächste Osteuropatag findet am 24. Januar 2015 statt.
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INDIEN
«Landtitel steigern Ansehen und Status»
© HEKS / Karin Desmarowitz
Bettina Filacanavo, HEKS
Bei der siebten Landverteilung in Andhra Pradesh konnten HEKS und seine Partner über 8600 Hektaren Land für Landlose erstreiten. Auf Druck wurde geltendes Recht umgesetzt und an über 9500 Familien Landtitel verteilt, worüber sich Siluvapan Chelappa, Leiter des HEKS-Koordinationsbüros in Indien, freut. Siluvapan Chelappa, wer sind diese 9500 Familien, die Land erhalten haben? 59 Prozent sind Adivasi, Ureinwohner Indiens, 12 Prozent sind Dalits, die sogenannten Unberührbaren, und 29 Prozent der Familien gehören den untersten Kasten im indischen Kastensystem an. Sie alle werden von der indischen Gesellschaft ausgestossen und haben kaum Chancen, der Armut zu entkommen. Was bedeutet es für diese Familien, eigenes Land zu besitzen? Als Eigentümer eines Landstücks steigt das Ansehen und somit der soziale Status dieser Menschen in der Gesellschaft. Mit den Landtiteln haben die Familien auch die Möglichkeit, bei Banken Kleinkredite zu beantragen und diverse
Setzt sich dafür ein, dass Indiens ärmste Bevölkerungsgruppen Zugang zu Land erhalten: Siluvapan Chelappa, Leiter des HEKS-Büros in Indien.
staatliche Dienstleistungen zur Bearbeitung ihres Landes einzufordern, etwa Wasser oder Elektrizität. Dank diesen Ressourcen können sie sich eine Lebensgrundlage schaffen und haben genügend Nahrung. Wie lange dauert ein Landkampf bis zur Vergabe der Landtitel? Das hängt immer ein bisschen davon ab, wie gut die verantwortlichen Politiker kooperieren. Im Schnitt dauert ein Landkampf drei bis fünf Jahre. Die Landtitel sind den Kleinbauernfamilien nun zugesprochen, was ist der nächste Schritt? Als Nächstes kümmern wir uns darum, dass die Familien auch wirklich zu ihren Dokumenten kommen. Sie müssen diese bei der lokalen Regierung abholen. Zudem unterstützen
Gesetzlich verankerte Landrechte in Indien Schon während des Unabhängigkeitskampfes gegen die Briten hatte Mahatma Gandhi erklärt: «Politische Unabhängigkeit ist nur ein Schritt vorwärts zum Erlangen wirklicher Unabhängigkeit. Der nächste Schritt wird sein, jenen die Eigentumsrechte über ihren Boden zu geben, die ihn bearbeiten.» Auf diesen nächsten Schritt warten 60 Jahre nach der staatlichen Unabhängigkeit noch fast 70 Prozent der mehr als 1,1 Milliarden Inderinnen und Inder. Dabei gibt es gesetzliche Grundlagen, die landlosen Feldarbeitern, kastenlosen Dalits, Ureinwohnern (Adivasi) oder Männern und Frauen aus den ärmsten Schichten eigenes Land zugestehen. Das indische Forstgesetz (Forest Rights Act) besagt, dass Adivasi das von ihnen besiedelte und bebaute Forstland erhalten und Waldprodukte nutzen können. Ein weiteres Gesetz sagt, dass Menschen, die brachliegendes Regierungsland während drei Jahren bewirtschaftet haben, Landtitel dafür einfordern können. Deshalb ermutigen die HEKS-Partnerorganisationen die Ärmsten der Bevölkerung, brachliegendes Land zu bebauen, um später Landrechte einzufordern. Mit diesen Landrechten können die Landbesitzer auch am staatlichen Programm NREGA teilnehmen: Der ‹National Rural Employment Gurantee Act› ist ein 2005 von Sonia Ghandi eingeführtes Regierungsprogramm, das allen Indern in ländlichen Gebieten 100 bezahlte Arbeitstage im Jahr garantiert – für viele ein lebenswichtiges Zusatzeinkommen. cs
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wir sie, dass sie ihr Land schnell bearbeiten können. Tun sie das nicht, kann ihnen die Regierung das Land wieder wegnehmen. Wir zeigen ihnen, wie sie die von der Regierung zur Verfügung gestellten Ressourcen nutzen können, zum Beispiel durch die Aufnahme eines Kleinkredits, um Saatgut zu kaufen oder die Felder zu bewässern. HEKS arbeitet in drei Gliedstaaten Indiens: Andhra Pradesh, Karnataka und Tamil Nadu. Erfolgsmeldungen über erstrittenes Land für Landlose kommen aber hauptsächlich aus Andhra Pradesh. Warum? In Andhra Pradesh hatten wir in den letzten zehn Jahren eine gute Zusammenarbeit mit der Regierung. Wir sind dort mit unseren Forderungen immer wieder auf offene Ohren gestossen. In den anderen beiden Regionen ist das leider nicht so. In Tamil Nadu beispielsweise weigern sich die verantwortlichen Regierungsmitglieder, den Adivasi Land zu geben. Dies, obwohl eine nationale Gesetzgebung verlangt, dass den Adivasi das von ihnen genutzte Forstland zugesprochen werden muss. Derzeit ist eine Klage von uns beim Gericht hängig, wir warten auf den Entscheid. In Karnataka wiederum ist die politische Situation sehr instabil, was unsere Arbeit erschwert. Andhra Pradesh soll zweigeteilt werden und ein neuer Gliedstaat Telangan entstehen. Im Mai 2014 gibt es Neuwahlen. Was für Auswirkungen auf die Arbeit von HEKS und seinen Partnern erwarten Sie? Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten ein bis zwei Jahren keine weiteren Landtitel erstreiten können. Es muss zuerst klar sein, wer die neuen Verantwortlichen in den beiden Gliedstaaten sind. Wir werden aber so schnell wie möglich wieder bei den Verantwortlichen vorstellig werden mit unseren Anliegen. Wir konzentrieren uns deshalb in dieser Zeit auf die Bewirtschaftung des erstrittenen Landes und die Unterstützung jener Familien, die bereits Land haben.
Juni
mitteilungen Wechsel in der HEKS-Geschäftsleitung: Peter Merz übernimmt Bereich Ausland Esther Oettli, seit 2005 Leiterin Bereich Ausland bei HEKS, ist per Ende Januar 2014 in den Ruhestand getreten. Den Stab hat sie Peter Merz übergeben, der damit auch ihren Sitz in der siebenköpfigen Geschäftsleitung von HEKS übernimmt. HEKS-Direktor Ueli Locher: «Wir freuen uns sehr über die Wahl von Peter Merz, der sich in einem anspruchsvollen Auswahlverfahren gegen rund 60 Bewerberinnen und Bewerber durchgesetzt hat.» Peter Merz war seit 2009 bei HEKS als Abteilungsleiter Afrika/Lateinamerika tätig. cs
HEKS-Benefizkonzert:
Johann Sebastian Bach: die Motetten und Arien aus Kantaten Montag, 2. Juni 2014, Tonhalle Zürich, 19.30 Uhr Nach dem grossen Erfolg im Jahr 2012 richten das Bach Ensemble Zürich und das Capriccio Bachorchester erneut ein Benefizkonzert für HEKS aus. Aufgeführt werden die Motetten von Johann Sebastian Bach, die bei Musikliebhabern als höchste Chorkunst gelten. Die Motetten werden durch die schönsten Arien aus BachKantaten ergänzt.
AGENDA Mai
HEKS-Inlandkampagne
«Chancengleichheit zahlt sich aus» 19. - 30. Mai 2014 Die HEKS-Inlandkampagne unter dem Motto «Chancengleichheit zahlt sich aus» geht in die zweite Runde. Die Botschaft richtet sich auch dieses Jahr an die Schweizer Wirtschaft: Wenn die Potenziale aller Menschen genutzt und gefördert werden, zahlt sich dies aus – nicht nur für benachteiligte Menschen, sondern auch für die Unternehmen, die diesen Menschen Chancen eröffnen. Der Start der zweiwöchigen Kampagne erfolgt am 19. Mai und wird wiederum von verschiedenen Visibilitäts-Massnahmen und praxisorientierten Aktivitäten für Arbeitgebende begleitet. cs
Der Erlös des Konzerts kommt HEKS-Projekten im Inland und Ausland zugute. cs
Mehr Informationen zur Kampagne «Chancengleichheit zahlt sich aus» ab Mai 2014 auf www.heks.ch/chancengleichheit.
Karten: www.bach-ensemble.ch oder über den Link auf www.heks.ch. Rückfragen: 079 405 34 61, Herr Vassalli
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Das werde nicht hinterfragt, es sei einfach so, hat Zeising immer wieder erlebt. Manche Frauen würden in ihrer eigenen Familie «wie Sklavinnen» gehalten. Dabei würde alles zusammenbrechen, wenn die Frauen streiken würden.
TANSANIA
«Ich habe Frauen aufgewiegelt»
Praktische Kursarbeit
Dorothee Adrian
Vier Jahre lang unterstützte Claudia Zeising die kirchliche Frauenarbeit der Südprovinz der Moravian Church. Die Themen waren vielfältig: gesunde Ernährung, Kaninchenzucht, Naturmedizin, HIV/Aids – und vor allem, den Selbstwert der Frauen stärken.
Die kirchliche Frauenarbeit der Herrnhuter Brüdergemeine in der Südprovinz ist eine riesige Bewegung, der etwa 80 000 Frauen angehören. Diese treffen sich wöchentlich in einer der 280 Gruppen. «Bevor ich kam, beschränkte sich die Frauenarbeit oftmals auf Fundraising, Feste organisieren, Lieder singen, Bibel lesen», erzählt Claudia Zeising. Die Agrarwissenschaftlerin besuchte zu Beginn ihres Einsatzes gemeinsam mit der Leiterin der Frauenarbeit Melania Mrema Kyando alle Gemeinden. Überall fragte sie: «Was braucht ihr? Was ist euer grösstes Bedürfnis?» Und immer wieder antworteten die Frauen, die mit ihren Familien fast alle als Selbstversorgerinnen leben: «Wir brauchen dringend Einkommen.» Also ging es in Workshops um zeitsparende Anbaumethoden, die Steigerung der Qualität und der Erträge sowie um zusätzliche Einnahmequellen wie Kunsthandwerk. Eine Nähgruppe entstand, die sich so gut entwickelte, dass sie international verkaufen kann und eine eigenständige Organisation werden will.
Frauen auf dem Weg zu ihrem Treffen in Tukuyu.
«Ich habe in Tansania unglaublich starke Frauen kennengelernt. Wunderbare, kraftvolle Frauen, die sich aber – sobald ein Mann dazukommt – nicht mehr trauen, diese Kraft zu zeigen. Sie werden einfach stumm», erinnert sich Claudia Zeising. Geradezu schockiert sei sie gewesen, als sie das erste Mal erlebte, dass Frauen sich vor Männern ehrerbietig auf den Boden legten. Diese Haltung sei auch sonst immer wieder spürbar: Männer haben Macht, Frauen halten sich zurück. Das habe sie immer wieder wütend gemacht, aber auch motiviert: Sie wollte die Frauen dafür sensibilisieren, was sie alles können. Wie wertvoll sie sind. Frisch nach dem Studium sei sie lange nicht so eine Feministin gewesen wie heute, sagt die 57-Jährige lachend.
Buben spielen, Mädchen arbeiten «Jungs dürfen spielen und haben Zeit für Hausaufgaben, Mädchen müssen von klein auf im Haushalt und auf dem Feld helfen, Lasten tragen, auf noch kleinere Kinder aufpassen.»
Claudia Zeising hat erlebt, dass Frauen mutiger wurden und sich trauten, gegenüber Männern ihre Meinung zu vertreten. Sie erinnert sich an eine Frau, die nach einem Seminar auf sie zukam und unter Tränen sagte: «Zum ersten Mal habe ich begriffen, dass ich etwas wert bin.»
© Regina-Mariola Sagan
© Regina-Mariola Sagan
Gemeinsam können wir es schaffen Claudia Zeising hat die Frauen ermutigt, sich zusammenzutun. Sich auszutauschen, über Probleme zu sprechen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. In der lokalen Kultur, die eine Schamkultur sei, falle es den Frauen schwer, über eigene Schwierigkeiten zu reden. Das Motto der Frauenarbeit wurde «Pamoja tunaweza», gemeinsam sind wir fähig. «Ich habe ihnen gesagt: Wenn ihr euch alleine irgendwo hinstellt und schreit, hört euch niemand. Aber stellt euch mit 50 Frauen hin und schreit! Dann werdet ihr gehört. Ein Teil meiner Arbeit war also, Frauen aufzuwiegeln!» resümiert sie mit einem Augenzwinkern.
Claudia Zeising war von 2009 bis 2013 als ökumenische Mitarbeiterin in der Frauenarbeit der Moravian Church in Tansania, Südprovinz. 2014 wird sie erneut für zwei Jahre ausreisen, diesmal als Projektberaterin.
Projekt-Nr. der Frauenarbeit: 186.1503, Spendenkonto: 40-726233-2, Vermerk ‹Frauen auf dem Weg in die Zukunft›. www.mission-21.org/tansania
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PERSÖNLICH
Romain Bayakala: Von der Mission berufen Sara Winter Sayilir
Aufgrund der Sicherheitslage in der Demokratischen Republik Kongo waren seit Ende der 1990-er Jahre keine ökumenischen Mitarbeitenden von mission 21 mehr im Einsatz. Romain Bayakala garantiert hier
«Ich ermutige, korrigiere und motiviere», beschreibt Romain Bayakala seine Arbeit. Sein Büro mit drei Mitarbeitern ist die zentrale Schnittstelle zwischen mission 21 und den lokalen Partnern in der DR Kongo – «das Scharnier», wie er es nennt.
© mission 21 / Dorothee Adrian
die Weiterführung der Entwicklungsprojekte.
Romain Bayakala ist eine wichtige Schnittstelle zwischen mission 21 und ihren Partnerkirchen und -organisationen in der DR Kongo
Vielseitig und verantwortungsvoll Für die Kirche zu arbeiten, war immer ein tiefer Wunsch des 54-Jährigen. Doch zwischen mission 21 und den drei Partnerorganisationen – Comunauté Evangélique du Kwango (CEK), Université Protestante au Congo (UPC) und der Nichtregierungsorganisation Acojed (Action Congo pour la Jeunesse en Danger) – zu vermitteln, ist manchmal herausfordernd. Bayakala sorgt nicht nur für den Informationsaustausch, überprüft die Projektziele und stellt die Weitergabe von Materialspenden sicher. Er ist auch zuständig für den Geldfluss und die korrekte Buchhaltung. Es sei ein sehr verantwortungsvoller Job, für den er vor 21 Jahren von der Mission ausgewählt worden sei, erzählt Bayakala stolz.
einen medizinischen Notfall habe, springe er ein – mit seinem eigenen Gehalt. Sparen könne er so zwar fast nichts, gibt Romain Bayakala zu, aber sich gegenseitig zu helfen, sei schliesslich eine christliche Pflicht und ausserdem Teil der afrikanischen Solidarität.
Christlich-afrikanische Solidarität
Viel Bewegung gab es zum Jahresende 2013 bei den ökumenischen Mitarbeitenden von mission 21: Daniel Gloor unterrichtete 14 Jahre im Auftrag von mission 21 Theologie an Hochschulen in Asien, Afrika und Lateinamerika, zuletzt als Dozent für Neues Testament an der Universidad Bíblica Latinoamericana (UBL) in Costa Rica. Im Dezember 2013 ist Daniel Gloor an seinen früheren Einsatzort am Theologischen Seminar Sabah (Malaysia) zurückgekehrt. Die im Oktober 2013 in den Südsudan entsandte ökumenische Mitarbeiterin Chantal Wullimann musste aufgrund der blutigen Unruhen im Dezember 2013 kurzfristig das Land verlassen. Derzeit ist noch unklar, ob und wann sie ihren Einsatz fortsetzen kann. Claudia Zeising (s. S. 18) war vier Jahre lang als Beraterin in der Frauenarbeit der Südprovinz der Herrnhuter Kirche in Tansania tätig. 2014 übernimmt sie vor Ort eine neue Aufgabe als Projektberaterin. kp
Der CEK anzugehören und zugleich ihre Projekte mit mission 21 zu überwachen, sei ein Balanceakt. Bayakala ist froh, bei Konfliktfällen Rückendeckung aus Basel zu erhalten. Doch die Arbeit macht ihm Spass. Und seine Familie im Kwango sei stolz, dass er in der Hauptstadt einer guten Arbeit nachgeht. Wenn er auf einer seiner Dienstreisen bei ihnen vorbeischaut, freuen sie sich riesig. «Familie ist bei uns enorm wichtig», sagt Bayakala und fügt hinzu, dass die grossen Familienverbände jedoch auch viel Verantwortung mit sich brächten. Manche würden denken, seine Verbindung zu mission 21 sei eine Garantie für Reichtum und Wohlstand: «Dabei ist das Geld, das ich verwalte, ja nicht für mich.» Immer wieder kämen Verwandte und Bekannte, die ihn um Hilfe bäten. Davor müsse er sich manchmal auch schützen. Aber natürlich, wenn jemand beispielsweise
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Weltweit unterwegs
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Mission zum Anfassen: Beispiel «Ehekette»
Buchen Sie den Quilt der weltweiten Kirche!
Seit 2012 ist der mission 21-Quilt auf Wanderschaft in Schweizer Kirchgemeinden. Ehrenamtliche Näherinnen aus Allschwil hatten ihn in unzähligen Stunden hergestellt. Er besteht aus Stoffen von 15 Partnerländern von mission 21, auf vielen sind Logos der Partnerkirchen zu sehen. Der Quilt ist ein Ausdruck der weltweiten Kirche: «Wir sind verschieden, und doch gehören wir zusammen.» Und das macht auch mission 21 aus: Die Einheit von Christinnen und Christen aus ganz unterschiedlichen Kulturen. Kirchgemeinden können den Quilt ausstellen, als Symbol einer farbenfrohen, weltweiten Kirche. Bis zu unserem Jubiläum 2015, bei dem wir 200 Jahre Missionsgeschichte unserer Basler Mission feiern, können Sie den Quilt für Ihre Kirchgemeinde buchen. Eine Powerpoint-Präsentation und ein Begleitheft geben Anregungen zur Arbeit mit dem Quilt. jg
Die kunsthandwerklichen Gegenstände der «Kalebasse» bringen Aspekte der weltweiten Kirche in die Gemeinde. Heidi Zingg Knöpfli, Erwachsenenbildnerin mit KamerunErfahrung, besucht Kirchgemeinden und stellt besondere Produkte vor, die etwas von der Kultur, von Bräuchen und der Religion im Herkunftsland erzählen. Zum Beispiel die Ehekette: «Sie kommt aus Westafrika und wird dort Brautleuten geschenkt. Allerdings nicht als Symbol der Sklaverei, sondern als Zeichen der Verbundenheit, Gemeinsamkeit und Sicherheit», berichtet die Fachfrau. Die Kette besteht aus zwei Figuren, Mann und Frau, die miteinander verbunden und dennoch eigenständig sind. Die westafrikanische Ehekette eignet sich auch als Grundlage für Hochzeitspredigten in der Schweiz, hat Heidi Zingg Knöpfli bereits von mehreren Pfarrern erfahren. da
KonfirmationsKollekte für Strassenkinder
Der Südsudan wird derzeit von bewaffneten Auseinandersetzungen heimgesucht. Vor allem elternlose Kinder sind jetzt besonders gefährdet. Die südsudanesische Partnerkirche von mission 21 kümmert sich in ihrem Kinderheim im Norden des Landes um rund 50 solche Kinder und Jugendliche. Die Lage ist angespannt, die bewaffneten Kämpfe toben nur rund eine Autostunde entfernt. Die Grundfinanzierung des Kinderheims ist unsicher, nachdem die schwedische Organisation «Operation Mercy» aus der Co-Finanzierung ausgestiegen ist. Das Heim benötigt dringend zusätzliche Mittel für Sicherheitsvorkehrungen und erweiterte Notfallrationen für Essen und Trinken.
Kontakt: Heidi Zingg Knöpfli, Verantwortliche «Kalebasse», 061 260 22 46,
Kontakt: Judith Gysi, Verantwortliche Kirchgemeinden, 061 260 23 37, judith.gysi@mission-21.org Information: www.mission-21.org/quilt
KOLLEKTENAUFRUF
© mission 21 / Ulrich Kleiner
SERVICE
© mission 21/Heidi Zingg Knöpfli
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heidi.zinggknoepfli@mission-21.org; Information: www.mission-21.org/kalebasse
mission 21 bittet die Kirchgemeinden daher, die Arbeit von mission 21 und ihrer südsudanesischen Partnerkirche «Presbyterian Church of South Sudan» durch eine Kollekte zu unterstützen. Die Kinder und Jugendlichen des Kinderheims freuen sich nicht nur über Kollekten von Konfirmationsgottesdiensten, sondern auch über andere Kollekten und Beiträge. Gerne stellen wir Ihnen eine ausformulierte Kollektenansage und Hintergrundinformationen zum Projekt zur Verfügung. rg Kontakt: Judith Gysi (siehe linke Spalte)
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AGENDA MäRZ
Ehemaligen- und Pensioniertentag Freitag, 28. März mission 21, Missionsstrasse 21, Basel
Thema: Herausforderungen an die Mission nach der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Weltkirchenrates (ÖRK) in Busan, Südkorea. lisbeth.kammer@mission-21.org, 061 260 22 05
Seminar zum Thema «Vererben und Schenken» in Zusammenarbeit mit der Basler Mission und dem VZ VermögensZentrum. Mit Direktorin Claudia Bandixen, Vorstandspräsidentin Christine Christ-von Wedel und Richard Geer, Leiter Fundraising. Nach dem Seminar und einem gemeinsamen Mittagessen sind die Teilnehmenden zu einer Führung durch die Ausstellung «Alberto Giacometti – Zeichnungen und Aquarelle» sowie durch die Giacometti-Sammlung im Kunsthaus Zürich eingeladen. esther.frei@mission-21.org, 061 260 22 94
mai April
Info- und Begegnungstag: Thema «Missionsbräute» Donnerstag, 3. April, 10 – 17 Uhr mission 21, Missionsstrasse 21, Basel
10.15 – 11.45 Uhr: Vortrag von Dagmar Konrad, Autorin des Buches «Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission» 14.0 – 15.15 Uhr: szenische Lesung von und mit Pia Müller: «Könnte ich abends hier einschlafen und am Morgen in China erwachen» über die Reise einer Missionsbraut.
Afrika-Markt Riehen Freitag, 23. bis Samstag, 25. Mai 23. Mai: Workshop
mission 21 ist mit einem Stand vor Ort. 23. Mai: Workshop mit Detlef Lienau, Studienleiter bei mission 21: «Das ABC der interkulturellen Kommunikation».
«Kontrast China» Donnerstag, 3. April, 19 Uhr Reformiertes Forum, Länggassstr. 41, Bern
Vortrag und Diskussion. Worin unterscheiden sich die Lebensentwürfe junger Menschen in China und in der Schweiz? Anja Peverelli berichtet über eine Begegnungsreise von mission 21 für junge Erwachsene nach China im Sommer 2013. hannes.liechti@refbejuso.ch, 031 340 26 04
Gönnerseminar «Die letzten Dinge regeln»
Ferien für Missionsinteressierte Afrika trifft Europa – auf der Schwäbischen Alb! Pfr. Roger Wegurih aus Ghana und Riley Edwards Raudonat von der Evangelischen Mission in Solidarität berichten über Ghana und die Partnerkirche Presbyterian Church of Ghana. pia.mueller@baselmission.org, 061 260 22 53, Anmeldeschluss 31. Mai 2014
September
Horizonte weiten Samstag, 6. September, 10 – 17 Uhr mission 21, Missionsstrasse 21, Basel
Ein Tag, der Impulse aus der weltweiten Kirche für die eigene Kirchgemeinde fruchtbar macht. Workshops bieten konkrete Anregungen für die Praxis. christa.nadler@mission-21.org, 061 260 22 67
patrizia.kieliger@mission-21.org
Tag der Kirchen am Rheinknie Samstag, 24. Mai, 9.30 – 21.30 Uhr Marktplatz Lörrach
judith.gysi@mission-21.org, 061 260 23 37
juli
«Gott parle-t-il-Dytsch?» ist das Motto für den Tag der Kirchen am Rheinknie, bunt gemixt aus den Sprachen der Region Basel. Mit Ateliers, Workshops, Musik, Strassentheater u.v.m. mission 21 ist mit einem Stand und einem Workshop vor Ort.
AKTUELL «200 Jahre unverschämt viel Hoffnung»
Synode von Freitag, 13. Juni bis Samstag, 14. Juni, Missionsfest am Sonntag, 15. Juni in Basel.
Unter dem Motto «200 Jahre unverschämt viel Hoffnung» feiert mission 21 im Jahr 2015 zusammen mit ihren Partnern in Übersee das Jubiläum der Basler Mission. Diese ist der grösste Trägerverein von mission 21. Höhepunkte sind unter anderem ein Festwochenende auf dem Münsterplatz Basel am 13. und 14. Juni 2015 sowie ein Fachsymposium vom 24. bis 26. September 2015. Verschiedene Bildungsangebote und Mitmachaktionen begleiten Kirchgemeinden und Privatpersonen durch das Jubiläumsjahr. mission 21 freut sich darauf, mit Ihnen feiern zu dürfen! is
julia.henke@mission-21.org, 061 260 22 29, www.mission-21.org/synode 2014
isabel.schlerkmann@mission-21.org, 061 260 21 80
www.kirk2014.org
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Missionssynode und Missionsfest
Dienstag, 8. April, 10 – 15.15 Uhr Restaurant «Zum Grünen Glas», Untere Zäune 15, Zürich und im Kunsthaus Zürich
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Weitere Veranstaltungshinweise auf den Seiten der Werke 10 bis 21
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AGENDA
Mai Bodensee-Kirchentag 16. – 18. Mai, St. Gallen
Montag, 31. März, 10 – 17 Uhr, mission 21, Missionsstrasse 21, Basell
Fachtag zur Rolle der Religionen in Konflikten der Welt: Es diskutieren Anne-Marie Holenstein, u. a. ehemalige Leiterin des DEZA-Projekts «Entwicklung und Religion»; Yakubu Joseph, Friedensaktivist aus Nigeria; Rifa‘at Lenzin, Präsidentin der Interreligiösen Arbeitsgemeinschaft IRAS COTIS; Jochen Kirsch, bis Dezember 2013 Programmverantwortlicher für Nigeria bei mission 21.
christa.nadler@mission-21.org, 061 260 22 67
Mehr Fairtrade – die neuen Programme von Max Havelaar
christa.nadler@mission-21.org, 061 260 22 67
Wie fair sind die Kleider auf deiner Haut? Samstag, 5. April, 14 – 17 Uhr, Waisenhausplatz Bern
Dienstag, 27. Mai, 17.30-19.30 Uhr, mission 21, Missionsstrasse 21, Basel
In der Reihe «Dialog international» sprechen Ruedi Küng, Freier Journalist und Mitarbeiter SRF, und Opare Kwakye, Ghana: Mission kann einheimische Kultur verdrängen oder kulturelle Identität entwickeln. Was macht sensiblen Kulturaustausch aus?
Interreligiöse Friedensarbeit
April
Mission.Macht.Identität
Zum 16. Mal findet 2014 der internationale ökumenische BodenseeKirchentag statt. Unter dem Motto «Mehr sehen – Meer sehen» laden die St. Galler Kirchen dazu ein, einen genauen Blick darauf werfen, wo unser Glaube in unserer heutigen Gesellschaft etwas beitragen kann, wo er nötig ist und manchmal mehr sieht, als es der Alltag sonst zulässt. Feiern, Gottesdienste, Workshops und Vorträge, Kultur und ein grosser «Markt der Möglichkeiten (Samstag, 17. Mai, von 10.30 bis 17 Uhr in der Innenstadt). www.bodensee-kirchentag.ch
Max Havelaar hat ein weiteres Fair Trade-Modell lanciert: Das neue Label zeichnet Produkte aus, die bloss einen der Fair Trade-Rohstoffe Zucker, Kakao oder Baumwolle enthalten. Es ergänzt das bisherige Label Max Havelaar. Dieses wird nur vergeben, wenn ein Produkt einzig – soweit verfügbar – aus fair gehandelten Rohstoffen hergestellt wird.
Mit dem neuen ergänzenden Programm will Max Havelaar die Marktchancen für Kleinbauernfamilien erhöhen, die bisher nur Teile ihrer Ernte zu vorteilhaften Fair TradeBedingungen absetzen konnten. www.maxhavelaar.ch
… und ausserdem: Tag der Kirchen am Rheinknie Samstag, 24. Mai, 9.30 – 21.30 Uhr, Marktplatz Lörrach
Check: Wie fair sind deine Kleider? Wo gibt es in Bern faire Mode zu kaufen? Modeschau um 14.30 Uhr und 16.30 Uhr, Moderation: Steff la Cheffe. Veranstaltung zur Ökumenischen Kampagne 2014 von Ref Kirchen Be-Ju-So, Fachstelle OeME, OeME-Kommission Bern-Stadt, Katholische Kirche Region Bern
«Gott parle-t-il-Dytsch?» ist das Motto für den Tag der Kirchen am Rheinknie, bunt gemixt aus den Sprachen der Region Basel. Mit Ateliers, Workshops, Musik, Strassentheater u.v.m. mission 21 ist mit einem Stand und einem Workshop vor Ort. www.kirk2014.org
Nachrichten und Meldungen über Not und Elend, Krieg und Krisen zeichnen immer wieder die düstere Seite der Welt. Leider werden Bürgerkriege und Militäraktionen wieder häufiger, wie der Global Peace Index zeigt. Er erfasst 22 soziale und wirtschaftliche Indikatoren und vergleicht so «weltweit die Friedfertigkeit von Nationen und Regionen». Umso wichtiger ist es, den Mut und die Kraft zu bewahren, auf dem Weg der Verständigung gemeinsam voranzugehen und am gerechten Frieden zu arbeiten. http://economicsandpeace.org/
Nr.1 | 2014
Buch Unser täglicher Umgang mit Geld und Armut «Die Schweiz, Gott & das Geld» – der Titel des 224-seitigen Taschenbuches ist Programm: Unser Land hat viele Eigenarten entwickelt im Umgang mit dem eigenen Vermögen und den Geldern anderer. Die Bibel aber setzt andere Prioritäten. «Gehen wir so weit, für Geld alles zu opfern oder setzen wir es als Mittel ein, um Beziehungen, Barmherzigkeit und eine gerechte Welt zu fördern?», fragen die 15 Autorinnen und Autoren sich und uns. Sie fordern mit direkten Fragen und unmissverständlichen Antworten heraus. Und mit viel Hoffnung zeigen sie, «welche Wege sich uns in der Praxis öffnen, ohne dass wir dem ‹schnöden Mammon› auf den Leim kriechen müssen», wie Marc Jost, Geschäftsführer von Interaction/Stop Armut schreibt (www.stoparmut2015.ch).
HINWEISE & MEDIENTIPPS
März-Heft «WIDERSPRUCH» Agrobusiness oder Agrikultur Mitte März erscheint die nächste Ausgabe des WIDERSPRUCH. Themenschwerpunkt ist ‹Ernährung Agrobusiness oder Agrikultur›. Unter anderem analysiert Tina Goethe, bei Brot für alle Teamleiterin Recht auf Nahrung / Klimawandel, wie sich der Schweizer Agrarkonzern Syngenta als vermeintlicher Entwicklungshelfer für Kleinbauern in Afrika darstellt. Dabei geht es der Firma um die Erschliessung neuer Märkte für ihre Agrarchemie und das dazu passende Gentech- und Hybridsaatgut. Eine kleinbäuerliche Landwirtschaft, die auf ökologischen Anbau und biologische Vielfalt setzt, kann dabei nur verlieren. uw
Millions Can Walk
Eine Kampagne, die von Organisationen der Evangelischen Allianz initiiert wurde, will vor dem Treffen 2014 der Regierungschefs der Länder der Gruppe G-20 weltweit Unterschriften sammeln und so wirksame Massnahmen gegen Korruption einfordern. Die kurzen Texte im Buch erläutern die Notwendigkeit des Kampfes gegen Korruption und Spekulation mit Nahrungsmitteln, für Transparenz und für gerechte Steuerregeln. Nicht vergessen gehen konkrete Anregungen zur Umsetzung. uw Lukas Amstutz, Irène Cherpillod, Markus Meury, Samuel Ninck-Lehmann, Dominic Roser, Christoph Stückelberger et al., Stopp Armut/ ChristNet, 2013, 19 Fr.
FILMtipp Ahimşa – Die Stärke der Gewaltfreiheit Ekta Parishad («solidarischer Bund») führt in Indien seit rund 20 Jahren einen gewaltlosen Widerstand im Sinne Gandhis. Sie ist bekannt für ihre gewaltlosen Märsche, mit denen sie auf die Rechte der Landlosen aufmerksam macht und die Regierung zum Handeln auffordert.
www.widerspruch.ch, Heft 64, 228 Seiten, 25 Fr., ISBN 978-3-85869-592-5
FILM
Der Schweizer Filmer Christoph Schaub und sein indischer Partner Kamal Musale haben die jüngste Aktion von Ekta Parishad (siehe Filmtipp rechts) dokumentiert. Hunderttausend Inderinnen und Inder, landlose Bauern und Ureinwohner zogen zu Fuss Richtung Delhi, um endlich die Umsetzung ihrer Rechte einzufordern. Beeindruckend die Organisation entlang der staubigen Strassen, dem National Highway, in den Dörfern und Städten. Die Menschen nehmen Entbehrungen auf sich, denn: Sie wollen 400 Kilometer gehen und erst heimkehren, wenn die Regierung auf ihre Forderungen eingeht. «Millions Can Walk» ist so ein kämpferischer wie philosophischer und emotionaler Film mit überraschenden Bildern von grosser Kraft. uw Zurzeit in Kinos, Vertrieb www.filmcoopi.ch
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© zvg / éducation 21
contigo
Der Film gibt einen faszinierenden Einblick in die Stärke von Gewaltfreiheit: «Ahimsa». Nach langem gewaltfreien Kampf gelingt es den Adivasi, der Dorfgemeinschaft Sannai in Madhya Pradesh mehr Recht auf Land und Wasser zu erstreiten. In der von Korruption und Kastenkonflikten geprägten Gesellschaft wurden sie von Ekta Parishad in ihrem beharrlichen Kampf unterstützt. Der charismatische Begründer von Ekta Parishad, P.V. Rajagopal, berichtet über die Geschichte und die Erfolge. Rebellen, die er dazu brachte, ihre Waffen niederzulegen, berichten von ihrem Gesinnungswandel. Gemeinsam kämpfen sie heute für die Rechte der Landlosen, Vertriebenen und unterdrückten Minderheiten in Indien. dg Ahimsa, Dokumentarfilm, Karl Saurer, Schweiz 2012, 65 Min., ab 16 Jahren, Fr. 29.Verkauf und Verleih: éducation21, 031 389 20 21, verkauf@education21.ch, Relimedia, 044 299 33 81
Nr.1 | 2014
© mission 21 / Karin Praxmarer
contigo
«Der Frieden kommt durch Verständigung, nicht durch Vereinbarung.» Arabisches Sprichwort