Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden
Nr.1 | 2013
© BROT FÜR ALLE / Chantal Peyer
Im Schatten von Asiens Wirtschaftswunder
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INHALT
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S4 – 9 DOSSIER Chinas Boom wirft Schatten Die Industrie in vielen Ländern Asiens wächst rasant. Besonders China versorgt die Welt mit unzähligen Gütern zu tiefen Preisen. Doch das geht häufig zu Lasten der Rechte und der Gesundheit der Beschäftigten. Soziale Wohlfahrt fehlt noch weitgehend. Wer verunfallt, bleibt meist seinem Schicksal überlassen und ist auf Hilfe der Familie angewiesen. Wenig vom Boom spüren auch die Menschen in Randregionen wie in Sumatra. Immer wieder drohen Katastrophen. (Bild aus dem Film «Nacht in China»). uw
contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von Brot für alle, HEKS, mission 21 und den OeME-Fachstellen Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember ISSN 1660-3788
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BROT FÜR ALLE – Ökumenische Kampagne 2013: Stopp dem Landraub
S11
BROT FÜR ALLE – Bericht aus Sierra Leone von Abass Kamara
S12
BROT FÜR ALLE – Landrechte in Benin
S14
HEKS – Hilfe für den Südsudan auf seinem
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HEKS – Erfolgreiche Evaluation der
S16
HEKS – Transparenzkodex veröffentlicht
S18
MISSION 21 – Judy Berinai fordert:
S19
MISSION 21 – Traditionelles Flechten sichert Frauen in Kalimantan ein eigenes Einkommen
S21
MISSION 21 – Missionssynode bewegt
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AGENDA UND MARKTPLATZ
Weg in die Unabhängigkeit
humanitären Hilfe in Äthiopien
«Das Christentum muss indigener werden»
Brot für alle NEU ab 1. April 2013 Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Mail: info@bfa-ppp.ch, Web: www.brotfueralle.ch Spendenkonto: 40-984-9
Redaktion Dorothee Adrian (da) mission 21 Peter Dettwiler (ped), OeME Christine Spirig (cs), HEKS Urs Walter (uw), Brot für alle Anna Wegelin (aw), mission 21
HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Mail: info@heks.ch, Web: www.heks.ch Spendenkonto: 80-1115-1
Redaktionsleitung Urs Walter Tel. 031 380 65 71 Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 Bern Mail: walter@bfa-ppp.ch
mission 21 – evangelisches missionswerk basel Missionsstrasse 21, 4003 Basel Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 Mail: info@mission-21.org, Web: www.mission-21.org Spendenkonto: 40-726233-3 OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen Web: www.oeme.ch
Adressänderungen und Abonnementsverwaltung Administration Brot für alle NEU ab 1. April 2013 Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: contigo@bfa-ppp.ch
Tel. 031 380 65 65 Fax 031 380 65 64 Layout grafik.trieb, 2560 Biel Druck rubmedia, 3001 Bern Titelbild: Zwei von Millionen Händen, die in China oft unter üblen Bedingungen Konsumgüter für die Welt herstellen. Rückseite: Mit Eifer hilft der Bub beim Pflanzen von Vetifer. Die Pflanze mit langen Wurzeln hilft, die Hänge in Korong Hilalang Gadang (West-Sumatra/Indonesien) zu stabilisieren.
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EDITORIAL
Tropfen auf den heissen Stein Claudia Bandixen, Direktorin mission 21
Zu traditionellen Festen
Einige schaffen es und kehren schliesslich zu ihren
treten in China die Dra-
Familien zurück mit dem nötigen Grundkapital für zum
chentänzer auf. Um den
Beispiel ein eigenes kleines Geschäft. Anderen ergeht
Drachen zum Leben zu er-
es schlecht: Sie werden ausgenützt, finanziell und
wecken, trainieren die jun-
nicht selten auch sexuell. Und wenn sie es nicht mehr
gen Männer wochenlang.
aushalten, fliehen sie oft auf die Strasse. Viele von ih-
Sie bewegen sich dazu in
nen treffen dort auf ein gut funktionierendes Netzwerk
einer Kombination moder-
von Christinnen und Christen. Sie erhalten eine einfa-
ner Athletik und altherge-
che Schlafstelle, zu essen und Beratung.
brachter Formen. © mission zvg 21
Das Schicksal solcher Arbeitsmigrantinnen verdeutDer Drache ist in der chi-
licht, wie anziehend das chinesische Wirtschaftswun-
nesischen Tradition das
der einerseits wirkt und wie viele Opfer es andererseits
Symbol für Wohlstand und
erzeugt. Als «Tropfen auf den heissen Stein» bezeich-
Glück. Er drückt aus, wovon viele Menschen träu-
net Hans Lutz in dieser Ausgabe die Bemühungen, mit
men: Es selber besser zu haben oder zumindest für
der gewaltigen Schattenseite dieses «Wunders» zu-
ihre Kinder eine bessere Zukunft zu sichern. Dieser
rechtzukommen. Doch er nennt auch die Hoffnungs-
Traum zieht viele Menschen in die grossen Metropo-
träger: Menschen, die alles dafür tun, um die Situation
len, auch nach Hongkong. Tausende von Gastarbeite-
ihrer leidenden Mitmenschen zu verbessern. – Viele
rinnen aus den Philippinen und aus Indonesien reisen
Tropfen kühlen auch den heissesten Stein.
legal oder illegal ein in der Hoffnung, es zum Beispiel als spottbillige Haushalthilfen zu einem bescheidenen Wohlstand zu bringen.
Die Leiterinnen und Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.
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DOSSIER
ARBEITSALLTAG IN CHINA
Foxconn behandelt die Arbeiter wie Maschinen Chantal Peyer *
Harsche Umgangsformen, schlechte Arbeitsbedingungen und keine Arbeitsrechte für die Beschäftigten: Das ist der harte Alltag in den riesigen Firmen in China. Fabriziert werden Elektronik, Textilien und viele weitere Konsumgüter zu Tiefstpreisen. Liu Xia ist 19 Jahre alt. Seit Stunden steht sie zusammen mit mehreren Hundert Personen bei sengender Hitze Schlange, um einen Arbeitsvertrag zu erhalten und zu unterschreiben. Als sie sich mit ihrer Nachbarin unterhält, schreit ein Aufseher: «Ruhe da drüben! Komm hierher, wenn du etwas zu sagen hast.» Ein Rekrutierungslager der chinesischen Armee? Nein, ein gewöhnlicher Anstellungstag beim Elektronik-Unternehmen Foxconn in Zhengzhou. Im Inneren der Fabrik ist das Arbeitsklima nicht viel respektvoller: Befehle, ständige Überwachung und anstrengende Arbeitstage. Die Arbeiterinnen und Arbeiter lösen sich in Tag- und Nachtschichten an den Fliessbändern ab. Handys sind in der Fabrik nicht erlaubt und nach Uhren sucht man an den Wänden vergebens. Am ersten Arbeitstag erklärt ein Produktionschef den Neuen, dass sie ein Guthaben von 100 Punkten haben. Für jede Ungehorsamkeit und für jeden grösseren Fehler wird ein Punkt abgezogen. Sobald die 60-Punkte-Grenze unterschritten ist, werden die Beschäftigten entlassen. Bei Foxconn, dem grössten Arbeitgeber des Landes, verschwendet man keine Zeit für einen sozialen Dialog. Es herrschen hierarchische und unilaterale Verhältnisse.
Mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen Die Situation bezüglich Infrastrukturen ist genauso erbärmlich: Im Winter ist es in der Fabrik kalt. Zudem sind die Sicherheitsvorkehrungen prekär. Zhengzhou ist kein Einzelfall. In anderen Foxconn-Fabriken herrschen ähnliche Bedingungen. Dagegen protestierten am 23. September 2012 über 2000 Arbeiterinnen und Arbeiter der Fabrik in Taiyun (Provinz Shanxi). Es gab Zusammenstösse und mehr als 40 Verletzte. Die Fabrikleitung beschuldigte die Arbeiterschaft,
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Riesige Hallen, unzählige Arbeiterinnen und Arbeiter, die Elektronikprodukte und viele andere Konsumgüter herstellen: Arbeit für viele, doch meist sehr schlecht bezahlt und ohne Rechte.
sie habe persönliche, «ethische Rechnungen» begleichen wollen. Eine Umfrage der äusserst glaubwürdigen Zeitschrift «Business Week» zeigte jedoch, dass die Gewalt auf die angespannten Beziehungen zwischen den Sicherheitskräften der Fabrik und den Angestellten zurückzuführen sind. Am 10. Januar 2013 mobilisierte ein Streik in der Foxconn-Fabrik in Fengcheng (Provinz Jiangxi) über 1000 Angestellte. Die Arbeiterinnen und Arbeiter forderten mehr
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Lohn, die Zahlung der ausstehenden Löhne vor den Ferien zum chinesischen Neujahr und die Verbesserung der Lebensbedingungen. In Fengcheng sinken die Temperaturen bis auf 3 Grad. In den Gemeinschaftsbadezimmern fehlt aber warmes Wasser. Einige Schlafsäle sind noch nicht fertiggestellt und verfügen daher weder über Strom noch über fliessendes Wasser. Der Streik wurde durch einen Polizeieinsatz gewaltsam aufgelöst.
Riesige Zahlen, bescheidene Rechte Foxconn ist kein Einzelfall in China, hat aber Symbolcharakter. Die Firma besitzt 13 Fabriken mit 1,4 Millionen Beschäftigten, so viele wie in keinem anderen Konzern Chinas. Foxconn stellt rund 40 Prozent der Elektronikprodukte her, die für den breiten Markt auf der ganzen Welt bestimmt sind. Damit erzielt Foxconn mehr Umsatz als Unternehmen wie Apple. Auch Apple profitiert von den schlechten Arbeitsbedingungen in den Foxconn-Fabriken. Ein paar Monate nach dem Tod von Apple-Gründer Steve Jobs im Jahr 2011 lösten zahlreiche Artikel über die Verhältnisse beim chinesischen Zulieferanten in den USA eine Welle der Empörung aus. Aufgrund des Ausmasses der Reaktionen versprach Apple Verbesserungen. Diese gehen aber nur langsam voran. Dafür gibt es mehrere Gründe. So hat der Apple-Zulieferer in den letzten vier Jahren den Grossteil seiner Produktion ins Zentrum von China verlegt. Dort sind die Mindestlöhne tiefer, die Zivilgesellschaft schwach und die lokalen Behörden sind nicht sehr daran interessiert, die Einhaltung der Arbeitsrechte zu kontrollieren. Denn sie kämpfen darum, die lokale Wirtschaft zu entwickeln und neue Investoren anzulocken. Für Nichtregierungsorganisationen, die vor allem in Hongkong oder an der Küste zu Hause sind, wurde es sehr schwierig, die sozialen Bewegungen zu unterstützen und die neuen Wirtschaftseldorados im Landesinneren genauer unter die Lupe zu nehmen. Wichtiger Grund ist auch die militärische und autoritäre Unternehmenskultur von Foxconn. Gründer und Leiter Terri Gou pflegte zu sagen, dass ein hungriger Arbeiter ein besserer Arbeiter sei. Dieser Slogan ist weit entfernt von jeglicher gesellschaftlichen Verantwortung. Ganz anderes fordern Nichtregierungsorganisationen wie Sacom, Partner von Brot für alle: Die Ar-
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beiterinnen und Arbeiter müssen über ihre Rechte informiert werden und sie dürfen sich in Personalkommissionen der Fabriken organisieren, um ihre Rechte zu verteidigen. Schliesslich verlangen Firmen wie Apple Widersprüchliches: Zum einen sollten die Lieferanten ihre gesellschaftlichen Verantwortungen wahrnehmen, zum andern immer günstiger produzieren, dies gleichzeitig in Rekordzeiten und in grossen Mengen. Damit sich die Produktionsbedingungen für die von uns gekauften Computer in China ändern, braucht es eines Kurswechsels. Diesen zu unterstützen und das Verhalten der Käuferinnen und Käufer bei uns zu ändern, ist das Ziel von Informationskampagnen wie «High Tech – No Rights?». Noch ausgeprägter wird die «zweite Generation» der chinesischen Arbeiterinnen und Arbeiter dazu beitragen. Diese Menschen sind sich ihrer Rechte stärker bewusst und weniger gefügig als ihre Vorgänger. Sie gehen immer öfter auf die Strasse, um ihre Meinung kundzutun. * Chantal Peyer, Bereich Entwicklungspolitik Brot für alle, Zuständige Unternehmensverantwortung
Wer soll für die Verbesserungen bezahlen? Seit etwa zwanzig Jahren hat die Mehrheit der Computer-Marken Produktion und Montage ihrer Computer ausgelagert. Diese Zulieferanten sind in Schwellenländern wie China zu Hause. Ziel sind tiefere Kosten. Doch das geht zulasten der Menschenrechte. Neue Studien stellen diese wirtschaftliche Logik, die auf dem Rücken der Arbeiterschaft spart, in Frage. Dies aus zwei Gründen: - Deutlich mehr Lohn bedeutet nur geringe Preiserhöhung: Im Rahmen der Kampagne «High Tech – No Rights?» belegte Brot für alle 2008, dass ein fair hergestellter Computer höchstens 50 Franken mehr kosten würde. Aktuelle Studien zeigen, dass dieser Betrag sogar zu hoch angesetzt war. Die Kosten für chinesische Arbeitskräfte, welche die rund 500 Dollar teuren iPods herstellen, betragen heute höchstens 10 Dollar. Würde der Lohn der chinesischen Arbeiterinnen und Arbeiter verdoppelt, würde dies die Produktionskosten für einen iPod um höchstens 10 Dollar erhöhen. - Riesige Gewinnspanne: Apple verbuchte 2011 einen Gewinn von fast 40 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von über 108 Milliarden Dollar. Apple-Lieferant Foxconn verzeichnete einen Gewinn von 3,4 Milliarden bei einem Umsatz von 118 Milliarden Dollar. Der Unterschied ist eindrücklich: Während Apple eine Gewinnspanne von mehr als 50 Prozent bei einem iPhone und von 38 Prozent bei einem iPad durchsetzen kann, erreicht Foxconn insgesamt nur eine Marge von etwa 2 Prozent. Wenn die Gewinnzahlen so unterschiedlich sind, stellt sich sofort die Frage, wer die Kosten für die gesellschaftliche Verantwortung tragen soll. Sollte Apple nicht dem Hersteller 10 Dollar mehr für jeden iPad bezahlen, damit die chinesischen Arbeitskräfte das Gerät unter akzeptablen Bedingungen herstellen können, anstatt bei den Lieferanten immer mehr Audits und Nachhaltigkeitsberichte über die Produktionsbedingungen zu fordern? cp
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WERKPLATZ CHINA
Opfer des Booms leiden doppelt Hans Lutz *
China baut seine Stellung als Weltwirtschaftsmacht aus und produziert für die ganze Welt. Das Nachsehen haben die Arbeiterinnen und Arbeiter, die prekäre Arbeitsbedingungen krank machen. Soziale Fürsorge für Behinderte fehlt weitgehend.
stellen diese Beschäftigten oft schlechter als solche in chinesischen Firmen. Zudem arbeiten diese Fabriken oft als Zulieferer für grosse westliche Firmen und sind grossem Druck bei den Kosten und Lieferfristen ausgesetzt. Das führt zu langen Überstunden für die Beschäftigten. Die Beziehungen zwischen Chefs und Angestellten lassen viel zu wünschen übrig.
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Unabhängige unter Druck
Unmenschliche Arbeitsbedingungen für Schmuckschleifer, die darum oft an Staublunge erkranken.
Seit der wirtschaftlichen Öffnung in den 1980er-Jahren hat sich China, besonders die Provinz Kanton (Guangdong), zur Werkstatt der Welt entwickelt. Vor allem im Dreieck zwischen Hongkong, Kanton und Macao haben sich zehntausende von Fabriken angesiedelt. Viele entstanden in Sonderzonen und gehören Unternehmern aus Hongkong, Taiwan, Südkorea und Japan. Mehrere Millionen Menschen aus den übrigen Provinzen Chinas sind in dieses Gebiet geströmt, um Arbeit zu finden. Doch Sozialversicherungen und Arbeitsverträge
Der Gesamtchinesische Gewerkschaftsbund, die einzige staatlich anerkannte chinesische Gewerkschaft, vertritt primär die Kommunistische Partei und schützt die Interessen seiner Mitglieder höchst ungenügend. Das versuchen unabhängige Organisationen aufzufangen. Manche sind spontan vor Ort entstanden, andere mit der Unterstützung aus Hongkong ins Leben gerufen worden. Sie alle stehen unter anhaltendem Druck der Behörden: Regierungsstellen verweigern die Registrierung, Hausbesitzer werden angehalten, Mietverträge mit ihnen aufzulösen, Mitarbeitende werden immer wieder besucht und ausgefragt. In einem extremen Fall wurde das Zentrum einer Organisation von 60 Männern in der Uniform eines Sicherheitsdienstes gewaltsam geräumt und die Türe zugeschweisst.
Zur Unterstützung tragen das Hong Kong Christian Industrial Committee und zwei daraus entstandene Organisationen in der Kantonprovinz mit: Labour Action China (LAC) und Workers Empowerment. Sie leisten praktische Hilfe, fest verankert in ihrem christlichen Glauben, wie es Shek Ping Kwan von LAC beschreibt. LAC wurde durch den Einsatz für Arbeitende in der Schmucksteinindustrie bekannt, die an Staublunge erkrankt sind. Heute setzt sich die Organisation vermehrt für Beschäftigte ein, die von
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Vergiftung bedroht oder betroffen sind. Die Elektronik-, Spielwaren-, Druckerei- und Bekleidungsindustrie verwendet vielfach Benzol als Reinigungsmittel. Das Einatmen der Dämpfe kann zu schweren Vergiftungserscheinungen wie Lähmung und Erblindung führen. In westlichen Ländern ist Benzol längst durch andere Stoffe ersetzt worden, nicht aber in China. Das hat gravierende Folgen. Lee Tung Lai, die in der Fabrik einer taiwanesischen Firma arbeitete, die elektrische Birnen herstellt, leidet seit 2007 unter Lähmungserscheinungen. Heute ist die 27-Jährige schwer behindert und ans Haus gebunden. Seit dem Tod ihrer Mutter ist sie ganz auf die Hilfe ihres fünfzigjährigen Vaters angewiesen. Er trägt die doppelte Lee Tung Lai erkrankte nach einer Vergiftung. Sie ist gelähmt und kann nur einen Arm heben. Bürde der Pflege seiner Tochter und der Arbeit für den Unterhalt beider. Kürzlich äusserte Lee haben sich acht Jahre lang nicht gesehen, obwohl sie keine Tung Lai Besuchenden unter Tränen, dass sie sich den Tod hundert Meter voneinander entfernt wohnen. Jetzt hat der wünsche, um ihrem Vater nicht länger zur Last zu fallen. Mitarbeiter von Workers Empowerment die Nachbarn organisiert und den schmalen, nicht rollstuhlgängigen Pfad zwiVerunfallter unterstützt Arbeitsinvalide schen den Häusern der Brüder so verbreitert und betoniert, dass sich die beiden besuchen können. Ein Mitarbeiter von Workers Empowerment aus Heping im Osten der Provinz Kanton unterstützt dort körperlich Kaum Hilfe für Opfer des Wirtschaftswunders Behinderte. Er ist selber Opfer eines Arbeitsunfalls. Ihm ist es gelungen, von der Regierung Namen und Adressen von Dieses und andere Beispiele zeigen die ungleiche Ent3000 Betroffenen in seinem Bezirk zu erhalten. Nun nimmt wicklung Chinas: Viele küstennahe Gebiete befinden sich er mit ihnen Kontakt auf, denn in China hat jeder Mensch in einem erstaunlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Doch mit einer Behinderung Anrecht auf eine monatliche «Rendie Opfer des chinesischen Wirtschaftswunders müssen in te» von 40 Renminbi. Auch wenn das umgerechnet nur die ärmlichen Gebiete des Hinterlandes zurückkehren und knapp 6 Schweizer Franken sind und fast nichts im Versind auf Unterstützung durch ihre Familien angewiesen. Regleich zum Mindestlohn von 1500 Renminbi, bedeutet die habilitation, Betreuung in Heimen, Tageszentren und Pflege Auszahlung einen ersten Schritt in Richtung Wohlfahrtsvon Behinderten zu Hause fehlen in China. system. Oft wollen Staatsangestellte aber nicht einmal das Antragsformular ausfüllen. Da hilft der engagierte Mann, Angesichts solch gewaltiger Probleme scheinen christlich kopiert das Formular und bringt es zur zuständigen Regiemotivierte Anstrengungen wie die geschilderten wie blosrungsstelle. Auch Workers Empowerment spürt den staatse Tropfen auf den heissen Stein. Dennoch meint Shek Ping lichen Druck. Im November 2007 wurde ein Mitarbeiter Kwan von Labour Action China: «Wo Verzweiflung herrscht, von zwei Männern angegriffen und schwer verletzt. Seither will ich Glauben bringen. In der Hoffnung lebt Glaube. Ich musste die Organisation verschiedene Male umziehen, da halte Ausschau nach Dingen, die geändert werden können.» der Mietvertrag immer wieder auf behördlichen Druck gekündigt wurde. * Hans Lutz wurde 1936 in Bern geboren. Der ordinierte Pfarrer
Invalidität schränkt ein
1992 arbeitete er für die Basler Mission beim Hong Kong Christian Industrial Committee. Heute ist er © mission 21
In einem Land mit bescheidener Infrastruktur schränkt Invalidität noch viel mehr ein als bei uns. Bereits kleine Verbesserungen bewirken viel: Gemeinsam mit der Pfarrerin von Heping bauen die Mitarbeiter von Workers Empowerment einen Behinderten-Besuchsdienst auf. Zwei Brüder, beide seit Stürzen von Baugerüsten querschnittgelähmt,
lebt seit 1968 in Hongkong. Bis
dessen Präsident und engagiert sich für weitere Organisationen wie Labour Action China und Workers Empowerment.
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INDONESIEN
In zwei Welten zu Hause Rolf Schleyer *
Nicht minder hart als in den Fabriken der Industriezonen Asiens ist das Leben auf dem Land in Indonesien. Rolf Schleyer pendelt zwischen beiden Welten. Er kennt das Leben mit wiederkehrenden Umweltkatastrophen und schätzt die Menschen in Asien sehr.
Demnächst fliege ich aber wieder für ein paar Wochen zurück nach Deutschland, wo ich eine kleine Firma habe. Direkt nach meiner Ankunft betreue ich einen indonesischen Stand an einer Biofachmesse. Wie immer freue ich mich auf meine alten Freunde, die vielseitigen Kulturmöglichkeiten, die Stadt, in der ich herumlaufen kann, ohne aufzufallen, die unterschiedlichen Jahreszeiten. Genauso freue ich mich aber danach, wieder nach Indonesien zurückzukommen, auf die Menschen, mit denen ich gerne zusammenarbeite, über Projekte und Ideen nachdenke, den Alltag erfahre und neue Dinge erlebe. Ich habe das unheimliche Glück, an zwei Orten zu leben, an denen ich mich sehr wohl fühle.
© HEKS/Judith Macchi
Zu Asien und zur Entwicklungszusammenarbeit kam ich 1992. Im Rahmen eines deutschen Stipendienprogramms absolvierte ich einen sechsmonatigen Arbeitseinsatz in einem Umweltzentrum in einem indonesischen Dorf in der Nähe von Surabaya. Damals war es nicht mein Plan, länger im Ausland zu arbeiten. Doch der Kontakt zu Indonesien riss nie ganz ab. 2005 war ich erneut in Indonesien und leistete nach dem Erdbeben in Nias, Sumatra einen Soforthilfe-Einsatz für die deutsche Hilfsorganisation HELP. Weitere humanitäre Einsätze in Indonesien und in Sri Lanka
folgten. Seit 2009 bin ich nun in Sumatra – Medan, Nias und Padang – wo ich für HEKS zwei Wiederaufbau- und Lebensunterhalts-Projekte koordiniert und ein Netzwerk zur Katastrophenfrüherkennung und -vorsorge aufgebaut habe.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten gehören zum Pendeln zwischen zwei Welten: Den Abschluss eines Projektes feiern die Menschen in Indonesien wie in Deutschland gerne mit einem grossen Fest.
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Naturkatastrophen sind immer präsent
Um die Lebenssituation der Menschen nachhaltig zu verbessern, müssen die Auswirkungen von Katastrophen gemindert werden. Schon richtiges Verhalten im Katastrophenfall kann viel bewirken. Doch es ist nicht einfach, die Menschen auf dem Land für Prävention zu motivieren; wer an oder unterhalb der Armutsgrenze lebt, hat im Alltag dringendere Probleme. Darum enthalten unsere Projekte neben Präventionsmassnahmen immer auch Entwicklungskomponenten, die beitragen, die Risiken von Naturereignissen langfristig zu senken. Werden als Beispiel unterschiedliche Kulturen auf den Feldern angebaut, sinkt das Risiko, dass bei einer Überschwemmung die gesamte Ernte verloren geht. Die Beteiligung an Kredit- und Spargemeinschaften hilft, die Existenz zu sichern.
Gesellschaft im Wandel Die Menschen in allen asiatischen Ländern, die ich über die Jahre bereist habe, empfinde ich als extrem freundlich, offenherzig und hilfsbereit. In Sumatra, wo ich die meiste Zeit verbringe, fühle ich mich sehr wohl. Wichtig ist hier, nicht immer alles so ernst zu nehmen, weder das Leben an sich, die Politik und vor allem nicht sich selbst. In Medan wie in Nias fühle ich mich seit langem zu Hause. Mein Freundeskreis besteht zu neunzig Prozent aus Indonesierinnen und Indonesiern. Zu anderen Ausländern pflege ich weniger Kontakt. Sicherlich bin ich in manchen Dingen für das indonesische Verständnis eigenartig: 50-jährig, unverheiratet und ohne Kinder, verstehe nichts von Autos, dafür viel vom Kuchen backen und lebe seit dreissig Jahren in Wohngemeinschaften. Doch die Gesellschaft ist im Wandel begriffen. Obwohl immer noch stark durch Tradition und Religion geprägt, verfügt sie über eine unglaubliche Dynamik, Veränderungen passieren quasi im Monatsrhythmus. Vor allem Frauen, die in unseren Projekten besondere Beachtung finden, verändern das Land mit ihren Ideen. Noch vor wenigen Jahren war ihre Rolle auf Haus und Hof beschränkt. Heute sind Frauen je länger je mehr wirtschaftlich unabhängig, tragen
© HEKS/Susanne Stahel
Während ich in Medan diesen Bericht verfasse, gehen aus Aceh zwei Meldungen über Erdbeben der Stärken 5,8 und 6,0 in Indonesien ein und zeigen, wie präsent Naturkatastrophen hier sind. In einigen Gegenden Südostasiens gehören Überschwemmungen und Erdrutsche beinahe zum Alltag. Begünstigt werden diese – immer häufigeren – Extremwetterereignisse aber auch durch Rodung, Bebauung in Gefahrenzonen sowie zunehmend verstopfte Wasserableitungssysteme aufgrund missbräuchlicher Abfallentsorgung. Die Katastrophen fordern regelmässig viele Menschenopfer und bedeuten enorme ökonomische Schäden. Betroffen ist besonders die arme Bevölkerung in den ländlichen Gebieten. Wer durch ein Unglück Hab und Gut verliert, kann sich kaum eine neue Existenz aufbauen. Dies führt in vielen Regionen zu Landflucht und ungeklärten Landfragen. Rolf Schleyer 2010 in Nias, im Gespräch mit einem Mitarbeiter der indonesischen Partnerorganisation Holiànà
Entscheidungen mit und übernehmen Verantwortung. Als ich eine Frau aus einem Projekt gefragt habe, welches denn für sie die grösste Veränderung darstelle, antwortete sie: «Früher sassen wir bei Gemeindeversammlungen auf dem Boden und haben geschwiegen, heute sitzen wir wie unsere Männer auf Stühlen und reden mit.» Die Männer, anfänglich skeptisch, akzeptieren diese Entwicklung, weil sie sehen, welche Vorteile mit ihr einhergehen.
Von den Menschen lernen Auch ich lerne jeden Tag, sowohl persönlich, was das Verständnis für andere Kulturen und Sichtweisen betrifft, als auch professionell für die konkrete Projektarbeit. Auch da ist der Bogen weit gespannt: von Vermehrungstechniken bei Kautschuk über den Bau von solarbetriebenen Wasserpumpen hin zur Buchführung in Kredit- und Spargemeinschaften. Die Wiederaufbauprojekte wurden per Ende 2012 abgeschlossen. Momentan sind wir dabei, unser lokales Netzwerk für Katastrophenvorsorge weiter auszubauen. Partnerorganisationen und immer mehr lokale Organisationen schliessen sich dem Netzwerk an. Ziel ist, dass das Projekt zum Selbstläufer wird. Es ist mir wichtig, den Kontakt mit den Partnern zu erhalten. Persönlich – aber auch, weil es wichtig ist, im Fall künftiger Katastrophen auf langjährige Partnerschaften zählen zu können. * Rolf Schleyer ist Agrarwissenschafter und hat sich in Gesellschaftswissenschaften weitergebildet. Heutige Themen sind Landschaftsplanung, Umweltstudien, Abfallmanagement, interkulturelle Kommunikation und auf ehrenamtlicher Basis entwicklungspolitische Arbeit. Seit 2005 arbeitete er für die Hilfsorganisationen HELP, Caritas und HEKS im südostasiatischen Raum, seit 2009 koordinierte er für HEKS zwei Wiederaufbau-Projekte in Indonesien. Parallel baute er ein lokales Netzwerk für Katastrophenhilfe, -prävention und –früherkennung auf. Rolf Schleyer lebt etwa je ein halbes Jahr in Nürnberg und in Sumatra.
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ÖKUMENISCHE KAMPAGNE 2013
Entwicklungsbanken dürfen keinen Landraub finanzieren Urs Walter
«Ohne Land kein Brot» ist das Motto der Kampagne 2013: An der Medienkonferenz diente Sierra Leone als Beispiel für die Folgen von Land Grabbing. Maja Ingold, Stiftungsrätin Brot für alle, und die Kampagnengäste zeigten zugleich Wege zum Handeln.
© Brot für alle/Monika Flückiger
Eine von Brot für alle mitfinanzierte Studie bilanziert den Nutzen und die Belastungen von drei Grossprojekten in Sierra Leone. Addax Bioenergy, Genf, SOCFIN Agricultural Company, Luxemburg, sowie Sierra Leone Agriculture, Indien, haben Ländereien für industrielle Agrarprojekte
Yvan Maillard-Ardenti (l.) präsentierte an der Medienkonferenz Fakten zu den Projekte in Sierra Leone, Abass Kamara schilderte die negativen Folgen für die Ernährungssicherheit der Bevölkerung. Maja Ingold fordert Handeln vom Bundesrat: «Es darf nicht sein, dass die Schweiz agroindustrielle Grossprojekte mitfinanziert, welche die Lebensgrundlagen der Kleinbauernfamilien zerstören».
zusammengerafft. Diese und weitere Projekte betreffen mehr als ein Fünftel der Landwirtschaftsfläche des Landes. Das beeinträchtige die Nahrungsmittelversorgung, sagte Abass Kamara, Kampagnengast von Brot für alle (Beitrag nächste Seite). Ungenügend seien die Entschädigungen für den Boden wie die Löhne. Laut Studie beträgt der Tages-
lohn im Schnitt 2 bis 3 Franken, der Monatslöhne 76 Franken. Das liege zwar über den Mindestlöhnen, reiche aber nicht für einen «normalen» Haushalt (sieben Personen) von 138 Fr. im Monat. Addax zahle für eine gerodete Ölpalme 12,5 Fr. – bei in der Regel 55,4 Fr. Ertrag pro Jahr. Zudem wurde der Bevölkerung viel versprochen – doch soweit ersichtlich freiwillig und nicht vertraglich festgehalten. Ajoy Kumar, Kampagnengast von Fastenopfer, begleitet Dörfer der Dalits und Adivasi. Diese machen rund ein Viertel der 1,2 Milliarden-Bevölkerung Indiens aus. Sie sind besonders von Landraub und seinen Folgen betroffen, wie Kumar erläuterte. Aber der Einsatz für die Landrechte helfe. «Für die Bewohnerinnen und Bewohner von Lalitpur ist der Zugang zu Land ein wesentlicher Faktor für ihr Überleben. Deshalb begannen sie das Land ihrer Ahnen zu nutzen und für den Eigenbedarf zu bebauen.» Gleich die Adivasi von Laliput. «Sie beschafften sich die nötigen Dokumente und verlangten ihr angestammtes Land zurück, wie es das Waldgesetz von 2006 zusichert.» Das habe jedoch Waldbehörde und Grossgrundbesitzer in Rage gebracht. «Die Polizei verhaftete 26 Menschen und sperrte sie für 31 Tage ins Gefängnis.» Die Gemeinschaft reichte beim Obersten Gericht eine Einsprache ein – und erhielt recht! Maja Ingold befasste sich mit der Rolle der Entwicklungsbanken bei diesen Landnahmen. Die Schweiz ist bei der Weltbank und den regionalen Entwicklungsbanken für Afrika, Asien und Lateinamerika Mitglied, sie bringt Kapital ein und gehört Leitungsgremien an. Ziel der Banken ist, Projekte mitzufinanzieren, damit Hunger und Armut weniger werden. «Es darf nicht sein, dass die Schweiz agroindustrielle Grossprojekte mitfinanziert, welche die Lebensgrundlagen der Kleinbauernfamilien zerstören, sogar ihre Ernährungssouveränität zusätzlich gefährden und mit Pestiziden und der Übernutzung von Wasser die Umwelt belasten», betont Ingold. Mit dem Postulat «Keine öffentlichen Gelder für Land Grabbing» und der Interpellation zu «Mehr Transparenz bei der Finanzierung von Entwicklungsprojekten» fordert sie den Bundesrat zum Handeln auf. Er «muss sicherstellen, dass die von der Schweiz unterstützte Weltbank und die Entwicklungsbanken keine Projekte finanzieren, die die betroffene Landbevölkerung mehrheitlich ärmer und als Verlierer zurücklassen. Wo die Schweiz finanziell beteiligt ist, muss der Bundesrat sicherstellen, dass so griffige Bedingungen für die Investitionen der Banken gelten, dass diese wirklich dem Ziel dienen, die Armut zu mindern.» Wie wichtig das sei, steht im Bericht des Ombudsmanns der Weltbank für deren Tochterinstitut Internationale Finanzgesellschaft IFC: Die umwelt- und sozialpolitischen Auswirkungen sind zu wenig bekannt. Alle Unterlagen der Medienkonferenz vom 28. Februar finden Sie unter www.sehen-und-handeln.ch/medien
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KAMPAGNENGAST ABASS KAMARA
«Weniger Reis, Cassava und Fisch» Urs Walter
Eindrücklich schilderte Abass Kamara, Kampagnengast von Brot für alle aus Sierra Leone, die Auswirkungen der agroindustriellen Projekte rund um seinen Wohnort Makeni. In Sierra Leone sehe ich eindrücklich die negativen Folgen von Grossinvestitionen in einem armen Land. Seit das Projekt von Addax Bioenergy in der Region Makeni richtig läuft, sind weniger Nahrungsmittel verfügbar: weniger Reis, weniger Cassava, weniger Süsskartoffeln, aber auch weniger Fisch und Palmöl. Zugleich sind die Preise für Grundnahrungsmittel gestiegen. Viele Familien sind Selbstversorger – doch oft reicht die Ernte nicht mehr ein ganzes Jahr. Wir befürchten Hunger und Mangel – auf Dauer. Gleiches gilt für die sichere Versorgung der Dörfer mit sauberem Trinkwasser. Auch sozial hat sich viel verändert. Viele Arbeitskräfte kamen in die Dörfer und suchten Stellen oder hofften, dank der Projekte andere Geschäf-
te zu machen. Die Folge sind jedoch Spannungen und Engpässe, etwa bei Wohngelegenheiten, der Infrastruktur oder weiteren Angeboten. Es entstanden auch Dauerstellen. Doch diese wurden vorwiegend an zugezogene Arbeitskräfte oder Ausländer vergeben. Den Einheimischen bleiben die wenig qualifizierten Arbeiten. In den Gebieten mit Plantagen entstanden neue Landstrassen. Eine geplante Stromversorgung wird jedoch nur dem Unternehmen dienen. Für Beschäftigte der Unternehmen wurden Häuser gebaut. Beides belebt die lokale Wirtschaft. Die Unternehmen zahlen wenig bis häufig gar keine Steuern. Das fehlende Geld beeinträchtigt die Entwicklung von Sierra Leone. Traditionellerweise prägen in den Dörfern in Sierra Leone die Männer das öffentliche Leben. Frauen werden kaum je in gesellschaftliche Entscheidungen einbezogen. Landgeschäfte werden im Namen der Familien mit Landbesitz durch die Stammesfürsten vereinbart. Die langfristige Nutzung von Land durch die ausländischen Unternehmen verschlechtert die wirtschaftliche Lage der Frauen. Ein Grund: Zumeist verwenden die Männer die Entschädigungen und Pachtzinsen, den Frauen wird nur ganz wenig gegeben. Projekt BFA 835.8076 Sierra Leone «Von Land Grabbing betroffene Gemeinschaften stärken»
Kamara kennt Menschenrechte und Sorgen Seit vielen Jahren arbeitet Abass Kamara als Programmkoordinator bei SiLNoRF (Sierra Leone Network on the Right to Food). Kamara verbindet persönliches Engagement mit profunder Fachkenntnis zu Fragen von Landrechten und Landraub. Der 45-Jährige kennt auch die Folgen von Land Grabbing sehr gut, vor allem in Makeni im Norden Sierra Leones, wo er wohnt. In dieser Region baut die Schweizer Firma Addax Bioenergy ihre Plantagen auf, um Zuckerrohr anzubauen und Agrotreibstoff herzustellen. Zurzeit absolviert der ausgebildete Lehrer ein Nachdiplomstudium in Entwicklungsstudien an der Universität von Makeni. uw
Brot für alle zieht um Nach vielen Jahren an der Monbijoustrasse zieht das Zentralsekretariat von Brot für alle an die Bürenstrasse 12 in 3007 Bern. Ab 1. April 2013 – kein Aprilscherz – arbeiten wir im Bürenpark, gleich neben dem Kirchlichen Zentrum der Kirchgemeinde Heiliggeist Bern. Diese Nähe passt zu den Werten und der Haltung von Brot für alle (BFA). Seit über 50 Jahren setzt sich BFA für die Unterstützung der Menschen im Süden in ihrer Entwicklung ein. Das Recht auf Nahrung soll als wesentliches Menschenrecht für alle gelten. Den Umzug in moderne Büroräume in einem Park mit altem Baumbestand nehmen wir aber auch ein bisschen symbolisch. Seit kurzem wurde die Strategie noch ausgeprägter auf das Recht auf Nahrung und die Ernährungssicherung für die Menschen in ländlichen Regionen sowie Faires Wirtschaften ausgerichtet. Da bringen uns die neuen Büros den Blick ins Grüne und mehr Weite. Bessere Infrastruktur und ein eigenes Sitzungszimmer sollen zugleich effektiveres und kreativeres Arbeiten ermöglichen. Büroadresse:
Brot für alle, Bürenstrasse 12, 3007 Bern
Briefadresse:
Brot für alle, Postfach 1015, 3000 Bern 23
Die Telefonnummer der Zentrale (+41 (0)31 380 65 65) wie die Direktwahl aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben unverändert, ebenso die Mail-Adressen. Lageplan unter
www.brotfueralle.ch/umzug
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Anliegen vorbringen und aufforsten
PROJEKT KLIMAFONDS
Vetiver duftet und stabilisiert Hänge Urs Walter
Die Arbeit von Brot für alle zeigt Wirkung. In Indonesien konnten Anliegen der ländlichen Bevölkerung zu den Auswirkungen des Klimawandels bei Regierungsstellen eingebracht werden. Vetiver wird gepflanzt, um
- Die Teilnehmenden überbrachten der lokalen Regierung, Verwaltungsstellen und anderen Akteuren Anliegen und Forderungen. Es brauche Massnahmen, um Erdrutsche zu verhindern und die Widerstandskraft gegenüber klimabedingten Katastrophen zu erhöhen. Wie oft wenn die ländliche Bevölkerung Eingaben macht, bleibt abzuwarten, ob wirklich reagiert wird. - Hänge wurden mit Bäumen und Tausenden von Vetiver-Setzlingen aufgeforstet und stabilisiert. Aus den Wurzeln wird Vetiveröl gewonnen, ein Rohmaterial der
© HEKS
Rutschstellen zu stabilisieren.
Die von Wati geleitete Analyse gehört zu einem umfassenden Projekt von HEKS in West-Sumatra. Bereits werden einige Erfolge verzeichnet:
Tausende von Vetifer-Setzlinge werden in Hilalang Gadang in Westsumatra gepflanzt. Das stabilisiert rutschgefährdete Hänge. Mit den langen Wurzeln wird aber auch geflochten, es lässt sich Öl gewinnen und sie dienen bei Riten.
Seit mehreren Jahren entwickelt und verfeinert Brot für alle ein Instrument, mit dem die Auswirkungen des Klimawandels auf die lokale Bevölkerung analysiert werden können. Klima- und Katastrophenrisiken und der drohende Einfluss auf die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung werden erfasst. Das hilft Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, sich gemeinsam besser auf die Klimaerwärmung einzustellen und dank Beratung und Projekte, sich gegen die immer heftigeren Folgen solcher Katastrophen zu wappnen. Bernadeta Surisnowati, inzwischen Klimatrainerin für Brot für alle, hat nach ihrer Ausbildung durch Brot für alle das Instrument im Distrikt Hilalang Gadang in Westsumatra angewandt.
Parfümindustrie. Das tropische Gras wird zudem für einige Riten und Bräuche gebraucht. Solche Aufforstungen ermöglichen schon nach kurzer Zeit doppelten Erfolg. Sonst braune Hänge wurden schnell grün. - Die vom Partner HEKS geführte Farmer Field School hat einige Familien dazu gebracht, das Gelernte umzusetzen. Auch die Anzucht der Vetifer-Setzlinge funktioniert. Spezialfonds Klima und Entwicklung Projekt-Nr.: 500.000, Spendenkonto: 30-763778-3 Auskunft: Evelyn Kamber, Verantwortliche Spezialfonds: kamber@bfa-ppp.ch
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LANDRECHTE
Parlament von Benin behandelt Begrenzung Urs Walter
«Landflächen, die dem Ackerbau entzogen werden, sind auch in Benin ein Problem», sagt Simon Bodea von Synpa. Das Parlament soll darum eine Höchst© Brot für alle
grenze festsetzen. Klagen gegen einflussreiche Personen sollen allen Mut machen, sich zu wehren. Landraub plagt in Benin viele Bäuerinnen und Bauern. Gibt es auch etwas Nutzen der Investitionen für die Menschen auf dem Lande? Seit drei Jahren ist Land Grabbing in Benin für Synpa * zum wichtigsten Thema geworden. Millionen an Investitionen fliessen ins Land. Doch sie hinterlassen kaum positive Spuren bei den Bauern. Darum fordern wir von der Politik, den Zugang zu Land korrekt zu regeln.
Simon Bodeas Einsatz für heutige und künftige Bauern Die Liebe zur Landwirtschaft hat Simon Bodea zum engagierten Kämpfer für die Anliegen der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Benin gemacht. Der ausgebildete Landwirt mit Schwerpunkt Tierzucht führte viele Jahre einen eigenen Betrieb mit mehreren Angestellten. So kennt er die negativen Auswirkungen, wenn grossflächige Monokulturen die Landbevölkerung einschränken oder vertreiben. Seit 2004 arbeitet der 50-jährige zweifache Familienvater für Synpa, die Bauerngewerkschaft Synergie Paysanne. Seit Anfang 2010 ist Bodea deren Generalsekretär. uw
Was fordert Synpa? Benin ist ein Land mit weitgehend stabilen politischen Verhältnissen. Der Staat funktioniert recht gut. Aber wir wissen auch, dass einflussreiche Leute Polizei zum Schutze ihrer Projekte mitbringen. Dann fliehen die Bauern. Dennoch können wir mit Lobbying und öffentlichem Druck Einfluss auf politische Entscheide nehmen. Ein Beispiel: Heute darf in Benin eine einzelne Person bis zu 1000 ha Land besitzen. Wir fordern, diese Grenze auf maximal 100 ha zu senken. Gegenwärtig ist im Parlament eine Limite von 300 ha in Vorbereitung – immerhin.
«Solange unangepasste ausländische Modelle unser Denken prägen, ist es unmöglich, Benin gemäss seiner eigenen Möglichkeiten zu entwickeln», sagt Simon Bodea, Leiter von Synpa.
... das ist immer noch viel Fläche für Kleinbäuerinnen oder Kleinbauern? Wir fordern auch, dass wer sein Land nicht bebaut und keinen Mehrwert schafft, den Boden freigeben muss. Im Gesetz soll zudem festgelegt werden, welche Kulturen angebaut werden sollen und welche Umweltanliegen zu berücksichtigen sind. Seit 2011 kämpfen wir dafür in einer breiten Allianz von Nichtregierungsorganisationen. Sie sprachen von Einsätzen der Polizei gegen Rechte der Bauern ... Ja, das kommt vor. Gegen drei solcher Landnahmen haben wir vor Gericht geklagt. Angeschuldigt werden zwei Parlamentarier und ein Armeechef. Noch sind die Verfahren hängig. Wir möchten damit aber den Leuten Mut machen, sich auch gegen einflussreiche Personen in Benin zu wehren. Landraub im Innern ist eines, Bauern leiden aber auch unter den tiefen Preisen für Agrargüter auf den Weltmärkten. Kann da Synpa helfen? Wir unterstützen die Bauern, ihre traditionellen Anbaumethoden zu verbessern. Schwierig ist, sich gegen die subventionierten Produkte aus dem Ausland zu behaupten. Benin hat seine Grenzen geöffnet – doch jetzt kommen viel billigere Importe ins Land. Viele junge Bauern setzen auf Bio – das bringt Mehrwert. Wir möchten dieses Konzept im ganzen Land einführen. * Synpa wird seit über zehn Jahren von Brot für alle unterstützt: synergiepaysanne.org Projekt: «Kleinbauern in Benin vor Landnahme schützen» Projekt-Nr.: 835.8056, Spendenkonto: Post 40-984-9 Information: www.brotfueralle.ch/nahrung
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PATENSCHAFT SÜDSUDAN
Auf dem Weg in die Unabhängigkeit Bettina Filacanavo
Früher kämpften Joyce Akujo und Emmanuel Arike aus dem südsudanesischen Mugwo ums tägliche Überleben. Erst als sie die Chance bekamen, mehr über den landwirtschaftlichen Anbau zu lernen, verbesserte sich ihre Situation nachhaltig.
2009 begann sich die Situation der Familie zu wenden, als Joyce und Emmanuel an einem Workshop der HEKS-Partnerorganisation Mugwo Development Organisation (MDO) teilnehmen konnten. Dort lernten sie etwa, wie wichtig gutes Saatgut ist, das sie nach Plan anpflanzen sollten, anstatt einfach alles wachsen zu lassen. Mit diesem Wissen gründeten die beiden eine Kooperative von Bäuerinnen und Bauern mit dem Ziel, die Ernteerträge und damit die Lebensbedingungen der Menschen langfristig zu verbessern.
Die einträgliche Banane Sie krempelten ihre Anbauflächen und Arbeitsweise vollständig um, vergrösserten das Gemüsefeld und pflanzten zusätzliche, wertvolle Gemüsesorten. Auf einem anderen Feld pflanzten sie Ananas und Matoke an. Diese Banane kann gekocht oder roh gegessen werden und gehört für viele Familien zum festen Bestandteil der täglichen Nahrung. Dank Matoke konnten Bauernfamilien in Mugwo ihr Einkommen erheblich steigern. Zugleich haben sie Tausende Setzlinge kostenlos an andere Familien weitergegeben.
Ein Aufwand, der sich lohnt
© HEKS/Christian Bobst
Zur Zeit der Gründung 2009 bewirtschafteten die Mitglieder der Kooperative gerade mal knapp drei Hektaren Land. Heute sind es fünfmal so viel. «Wir haben immer genug zu essen, können die Schulgebühren und Arztkosten bezahlen», sagt Joyce glücklich. Traurig macht sie, dass in ihrer Nachbarschaft noch immer viele Familien in Armut leben. Sie wünscht sich, dass man auch ihnen hilft, in die moderne Landwirtschaft zu wechseln: « Das gibt zwar viel Arbeit, aber es lohnt sich!»
Dank Matoke-Bananen und neuen Gemüsesorten haben sich die Ernährungssituation und das Einkommen von Joyce Akujo und Emmanuel Arike im Südsudan deutlich verbessert.
HEKS unterstützt im Distrikt Mugwo Payam in der südlichen Provinz Central Equatoria zurzeit rund 2500 Bauernfamilien, die sich in Fischerei-, Bauern-, Hühner- und Gemüsekooperativen zusammengeschlossen haben. Ihr Ziel ist es, die Ernährung der Landbevölkerung zu verbessern, die Produktion zu erhöhen und neue Einkommensquellen zu erschliessen.
Patenschaft für Kleinbauernfamilien Kleinbauernfamilien sollen von ihrem Stück Land leben können. Dafür brauchen sie fruchtbares Land, angepasstes Saatgut, Mög-
Obwohl Akujo und Emmanuel Arike bis zur Erschöpfung auf ihrem Landstück arbeiteten, erwirtschafteten sie zu wenig, um ihre neunköpfige Familie ausreichend zu ernähren.Besonders schlimm war die Situation während der Regenzeit, da musste eine Mahlzeit täglich reichen. Für das Schulgeld der Kinder haben sie ein Darlehen aufgenommen, neue Kleider gab es keine und wenn jemand krank wurde, hofften sie auf die Heilkraft von Wurzeln.
lichkeiten zur Bewässerung und Kenntnisse in diversifizierter ökologischer Landwirtschaft. Mit einer Patenschaft für Kleinbauernfamilien können Sie den Hunger nachhaltig bekämpfen. Danke für Ihre Unterstützung Weitere Auskunft erteilt Ihnen gerne: Susanne Loosli, 044 360 88 09 oder Patenschaft@heks.ch.
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HUMANITÄRE HILFE
Aus Erfahrungen lernen – Wirkung verstärken Stefan Gisler
Ein Hilfswerk muss seine Arbeit ständig überprüfen und verbessern. Um aus Erfahrungen zu lernen, hat die Auslandsabteilung von HEKS das Nothilfeprojekt in Äthiopien evaluiert. Positives wie Negatives wurden dokumentiert und Schlüsse gezogen – in Äthiopien, aber auch in anderen Ländern.
lokalen Mitarbeitenden von HEKS sowie der Partnerorganisation müssen involviert werden; so zeigte sich, dass, nachdem diese eine vertiefte Weiterbildung zu ihren Aufgaben erhielten, die Verteilungen effektiver wurden.
Frühwarnsysteme und Prävention In diesem Lernprozess wurde auch klar, dass sogenannte Frühwarnsysteme sehr wichtig sind: Weil der Partner vor Ort HEKS frühzeitig über die drohende Katastrophe informierte, konnte HEKS unmittelbar nach dem Hilfsappell der Regierung im Juli 2011 mit der Arbeit beginnen. Zusätzlich muss in katastrophenanfälligen Gebieten schon im Rahmen der «normalen» Entwicklungsprojekte alles getan werden, damit die Bevölkerung besser auf mögliche Katastrophen reagieren kann. In Äthiopien ist die Prävention bereits Projektkomponente. HEKS verstärkt die entsprechenden Bemühungen zur Katastrophenrisikoverminderung nun auch in anderen Ländern.
Ein Hilfswerk muss seine Arbeit ständig überprüfen und verbessern. Um aus Erfahrungen zu lernen, hat die Auslandsabteilung von HEKS das Nothilfeprojekt in Äthiopien evaluiert. Positives wie Negatives wurde dokumentiert und daraus wurden Schlüsse für künftige Katastropheneinsätze gezogen – in Äthiopien, aber auch in anderen Ländern.
Die Projektauswertung führte HEKS Ende 2012 anhand von Fragebögen sowie Einzel- und Gruppeninterviews durch und veranstaltete Workshops mit Mitarbeitenden von HEKS und der Partnerorganisation, Regierungsstellen, Lieferanten und der involvierten Bevölkerung. Eine zentrale Erkenntnis aus den Antworten und den Diskussionen in den Workshops war, dass eine Lebensmittelverteilung kombiniert werden muss mit gemeinnütziger Arbeit durch die Begünstigten. Die Dorfgemeinschaften beteiligten sich etwa beim Einzäunen von Reserveweideflächen oder beim Ausheben von Wassersammelbecken. Dadurch wird nicht nur die Gemeinschaft gestärkt, die Menschen sind künftig auch besser auf solche Katastrophen vorbereitet. Auch die
© HEKS/Judith Macchi
«Cash for Work» und Schulungen
Nahrungsmittelverteilung in Borana im Herbst 2011: Die Opfer der Dürre beim Abfüllen der Monatsration Öl.
Hilfe für Dürreopfer in Äthiopien Im Sommer 2011 wurde das Horn von Afrika von einer der schlimmsten Dürrekatastrophen der letzten 60 Jahre heimgesucht. Im Süden Äthiopiens, wo HEKS seit Jahren Entwicklungsprojekte durchführt, verloren die Familien grosse Teile ihrer Tierherden und damit ihre wichtigste Nahrung, die Milch. HEKS und die äthiopische Partnerorganisation OSHO haben in monatlichen Verteilungen insgesamt 4780 Tonnen Mais, 478 t Hülsenfrüchte, 500 t Spezialnahrung und 144 t Speiseöl an über 30 000 Menschen verteilt. Zudem wurden 14 Wasserrückhaltebecken, 8 traditionelle Brunnen, 2470 Hektaren Weide- und Landwirtschaftsland sowie 197 Kilometer Strassen wiederhergestellt. HEKS ist akkreditierter Partner der Glückskette, die das Projekt mitfinanzierte.
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WERTE UND GRUNDLAGEN
Was bedeutet «Transparenz»? Hanspeter Bigler
HEKS hat per Ende 2012 einen umfassenden Transparenzkodex veröffentlicht. Damit will das Hilfswerk Klarheit über Definition, Grundsätze und Praxis transparenter Kommunikation schaffen. Als erste
Selbstevaluation durch Mitarbeitende HEKS hat im Rahmen einer Selbstevaluation durch seine Mitarbeitenden zu bestimmen versucht, inwieweit die im Transparenzkodex festgelegten Grundsätze tatsächlich umgesetzt werden. Generell wird die Transparenz von HEKS durch seine Mitarbeitenden als gut beurteilt. 60 Prozent gaben eine entsprechende Antwort, 37 Prozent beurteilen die Transparenz als genügend und 3 Prozent als ungenügend oder schlecht. Unterschiede gibt es in der Selbsteinschätzung in Bezug auf unterschiedliche Anspruchsgruppen: Gegenüber den Mandat- und Auftraggebenden sowie Partnerorganisationen wird die Umsetzung als gut bis sehr gut beurteilt,
© HEKS
Massnahme wurden die Mitarbeitenden befragt.
auferlegt. Der HEKS-Transparenzkodex schafft Klarheit darüber, was genau unter Transparenz verstanden wird und liefert konkrete Handlungsanweisungen.
Ob kleine Beträge einer Frauengruppe in Senegal oder die grossen Budgetposten eines Hilfswerkes – Transparenz ist wichtig. Darum hat HEKS einen eigenen Transparenzkodex entwickelt.
Transparenz ist eine immer lauter vorgetragene Forderung von Spendenden an die Hilfsorganisationen. Sie wollen wissen, wohin ihr Geld genau fliesst. Viele Organisationen bekennen sich zu einer transparenten Kommunikation und haben auch Massnahmen entwickelt, mit denen diese gewährleistet werden kann. Die Frage bleibt, was denn genau unter Transparenz verstanden wird. Reicht es, einmal jährlich einen ausführlichen Finanz- und Jahresbericht zu erstellen und auf der Website über den Stand der Projekte zu informieren? Und wo sind die Grenzen der Transparenz? Es bestehen weitreichende Regelungen bezüglich Transparenz von Hilfswerken, insbesondere der ZEWO, von Rechnungslegungsstandards oder des Swiss NPO-Code. Diese sind unerlässlich als Orientierungshilfe für Spendende und die Öffentlichkeit. HEKS will aber einen Schritt weiter gehen und hat sich eine Selbstverpflichtung zur Transparenz
gegenüber Privatspendenden, der Öffentlichkeit sowie den Begünstigten der Projekte als gut bis genügend.
Rechenschaft gegenüber Öffentlichkeit Als verbesserungsfähig sind laut Umfrage jedoch: Informationen zur Zielerreichung im Rahmen von Programmen und Projekten, Informationen zu externen Entwicklungen und Tendenzen im Jahresbericht, Berücksichtigung von Feedback zur Weiterentwicklung der Projekte sowie Thematisierung von Misserfolgen und Problemen gegenüber der Öffentlichkeit und Privatspendenden. HEKS klärt nun ab, wie diese Schwachstellen beseitigt werden können. In einem nächsten Schritt wird eine externe Überprüfung erfolgen. Über alle diese Entwicklungen wird HEKS weiterhin öffentlich Rechenschaft ablegen. Den Transparenzkodex von HEKS finden Sie als PDF auf www.heks.ch
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Nr.1 | 2013
VORSCHAU 27. MAI BIS 31. MAI 2013
Neue Inlandskampagne von HEKS zu Chancengleichheit Im Mai wird HEKS seine neu konzipierte Inlandskampagne unter dem Motto «Chancengleichheit» durchführen. Im ersten Jahr steht der chancengleiche Zugang zum
Leider sieht die Realität in der Schweizer Arbeitswelt oft anders aus: Nur jede fünfte Person, die nach dem 55. Lebensjahr arbeitslos wird, findet den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben, der Rest bleibt langzeitarbeitslos. Jugendli-
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Arbeitsmarkt im Zentrum.
Dieser Grundgedanke ist nicht nur ein moralisches Gebot, er ist auch in Artikel 8 der Schweizer Bundesverfassung verankert: «Niemand darf diskriminiert werden, namentlich nicht wegen der Herkunft, der Rasse, des Geschlechts, des Alters, der Sprache, der sozialen Stellung, der Lebensform, der religiösen, weltanschaulichen oder politischen Überzeugung oder wegen einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung.»
Arbeitsintegration bei HEKS: Im Projekt «TG job» in Amriswil (SG) können die Teilnehmenden zum Beispiel Computerkurse besuchen, damit sich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.
Chancengleichheit bedeutet nicht, dass alle partout das Gleiche bekommen sollen. Chancengleichheit bedeutet vielmehr, dass alle, die bereit sind, etwas dafür zu leisten, auch das Gleiche erreichen können: Jeder Mensch sollte die gleichen Chancen im Leben haben und nicht aufgrund von sozialer Herkunft, Geschlecht, Religion oder Alter benachteiligt werden.
che mit einem ausländisch klingenden Nachnamen müssen fünfmal mehr Bewerbungen schreiben als Jugendliche mit einem «üblichen» Namen. HEKS möchte mit seiner Projektarbeit im Bereich der Arbeitsintegration beitragen, die Chancen der betroffenen Menschen auf Bildung und Arbeit zu verbessern. Die Inlandskampagne soll helfen, dieses Anliegen in der Öffentlichkeit zu verankern.
NACHRICHT
HEKS beteiligt sich an MenschenrechtsPlattform Über 70 Nichtregierungsorganisationen aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz haben neu die «Plattform Menschenrechte» gegründet. Ziel dieser Plattform ist es, die Menschenrechtsarbeit in der Schweiz zu verstärken. Dazu haben EDA und das EJPD im Herbst 2010 einem Verbund von vier Universitäten und weiteren Partnerorganisationen das Mandat für die Gründung des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschenrechte (SKMR) erteilt. Das SKMR ist seit dem 1. April 2011 operativ und wird als Pilotprojekt bis 2015 geführt. Danach wird dessen Umwandlung in eine unabhängige nationale Menschenrechtsinstitution nach internationalen Vorgaben geprüft. Das Netzwerk «Plattform Menschenrechte» begleitet die Arbeit des SKMR und übernimmt das Lobbying für die Menschenrechtsinstitution. Darüber hinaus wird die NGO-Plattform weitere Aufgaben im Menschenrechtsbereich wahrnehmen, etwa das Erstellen von Schattenberichten zuhanden internationaler Gremien. Die Plattform versteht sich als loses Netzwerk, dem sich alle Organisationen anschliessen können, die sich für das eine oder andere Menschenrecht einsetzen. Die Leitung der NGO-Plattform ist einer Kerngruppe aus derzeit 15 Organisationen übertragen, zu denen auch HEKS zählt.
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Bundesstaat Sabah, befindet sich in dessen Hauptstadt Kota Kinabalu. Es wurde 1988 von der Basel Christian Church of Malaysia mitgegründet und wird von mission 21 unterstützt.
PROJEKT OST-MALAYSIA
«Das Christentum muss indigener werden» Anna Wegelin
Judy Berinai ist die erste indigene Dozentin am Theologischen Seminar in Sabah. In ihrer Doktorarbeit setzt sich die Angehörige der Kadazan-Dusun mit der Frage auseinander: Wie lässt sich der traditionelle Glauben mit dem Christentum verbinden?
Judy Berinai ist Mitglied der anglikanischen Kirche. Und sie ist Angehörige der Urbevölkerung der Kadazan-Dusun. Sie spricht Englisch, Malaysisch und ihre indigene Muttersprache. «Ich war privilegiert, weil ich die Missionsschule besuchen konnte», erzählt die 51-jährige Theologin bei ihrem Besuch in der Schweiz. Ihre Eltern konvertierten in den 1960er-Jahren zum christlichen Glauben. Ihr Vater war ein traditioneller Heiler gewesen. Berinai liess sich zunächst zur Mittelschullehrerin ausbilden und unterrichtete Englisch und Geschichte. Ihr anschliessendes Theologiestudium absolvierte sie in Singapur und in Toronto. Zurzeit schreibt sie ihre Dissertation am Oxford Centre for Mission Studies an der Middlesex University in England; mission 21 unterstützt sie dabei finanziell. Daneben unterrichtet sie mit Unterbrüchen seit 1991 am Theologischen Seminar in Sabah.
Ein Gott für alle
© mission 21
In ihrer Doktorarbeit in kontextueller Theologie untersucht Berinai die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen dem traditionellen Geisterglauben und dem Christentum in Sabah. «Ich versuche, die guten Elemente im traditionellen Glauben zu erkennen», erklärt sie. «Als Indigene kann ich auch Christin sein», ist sie überzeugt. Aber das Christentum müsse «indigener» werden, so die Theologin: «Denn Gott ist ein Gott für alle ethnischen Gruppen.» Es sei «höchste Zeit», dass indigene Christinnen und Christen überall auf der Welt Theologie aus ihren eigenen kulturellen Zusammenhängen heraus betrachten, sagt sie. Ziel ihrer Studie sei es letztlich, mögliche Antworten zu geben auf existenzielle Fragen, die auch ihre Studierenden am STS beschäftigen, so Judy Berinai: «Wie kann man die Kirche lokal verorten als Teil der weltweiten Kirche?» An ihrer eigenen Sichtweise lässt die Theologin aus Sabah keinen Zweifel: «Indigene Christinnen und Christen bereichern die weltweite Kirche.»
«Ich war privilegiert, weil ich die Missionsschule besuchen konnte», sagt Judy Berinai,
Projektdienst: Seraina Vetterli, 061 260 23 03,
erste indigene Dozentin am Sabah Theological Seminary in Ost-Malaysia.
seraina.vetterli@mission-21.org Projekt Nr. 256.1010
Wie wird weltweite Kirche lebbar? Wie manifestiert sich das Christentum in unterschiedlichen Ländern und Kulturen? Diese Fragen versucht die kontextuelle Theologie zu beantworten. Was die akademische Disziplin konkret bedeuten kann, zeigen Leben und Arbeit von Judy Berinai, langjährige Dozentin am Theologischen Seminar in Sabah (STS). Das STS, eine wichtige theologische Ausbildungsstätte für Angehörige von Urbevölkerungen im ost-malaysischen
Spendenkonto: PC 40-726233-2, Vermerk «Führungskräfte für eine weltoffene Gesellschaft, Projekt-Nr. 256.1010» www.mission-21.org/malaysia
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BILDUNGSARBEIT INDONESIEN
Einkommen sichern mit traditionellem Handwerk Peter Felber und Anna Wegelin
Was es mit der Förderung des traditionellen Flechtens im ländlichen Gebiet von Kalimantan auf sich hat, war kürzlich hautnah in Basel zu erleben. An der MUBA gab es Einblick in die Bildungsarbeit der Kalebasse von mission 21.
Eines dieser Projekte fördert die traditionelle Bambusund Rattan-Flechterei der indigenen Dayak, vom Handwerk bis zum Verkauf. Die Frauen üben dieses Handwerk auch zu wirtschaftlichen Zwecken aus. Das Leben im Dorf basiert auf Selbstversorgung. Doch fallen Kosten für einen Spitalbesuch oder die Ausbildung der Kinder an, fehlt das Geld. Das Projekt unterstützt die Frauen, mit ihrer Fertigkeit ein lebensnotwendiges Einkommen für ihre Familien zu erzielen. Gleichzeitig bleibt dadurch das einheimische Kunsthandwerk erhalten.
Workshops mit Flechterin aus Kalimantan Im Indonesien-Pavillon der diesjährigen Schweizer Publikumsmesse Muba Ende Februar in Basel, zeigte die Flechterin Ibu Maryenie aus dem Dorf Gohong in ZentralKalimantan, wie solches Kunsthandwerk entsteht. Am Stand von mission 21 liess sich so verfolgen, wie kunstvolle und praktische Produkte aus Bambus und Rattan angefertigt werden: von der Tragtasche über die Fussmatte bis zum Korb. In gut besuchten Workshops konnten Gross und Klein sich gleich selber in der Flechtkunst üben.
Kalebasse besucht Kirchgemeinden
© mission 21
Koordiniert wurde der öffentliche Auftritt von Heidi Zingg Knöpfli, Verantwortliche für die Kalebasse von mission 21. Die Kalebasse legt neu den Schwerpunkt auf die Sensibilisierungs- und Bildungsarbeit. Zingg Knöpfli, Erwachsenenbildnerin, Prädikantin und ehemalige Mitarbeiterin von mission 21 in Kamerun, besucht auf Anfrage gerne Kirchgemeinden und Gruppen: «Unsere kunsthandwerklichen Artikel aus Indonesien und Kamerun veranschaulichen, was Mission konkret bedeuten kann und wie Konsumentinnen und Konsumenten dazu beitragen können, das Einkommen von Menschen in den Ländern des Südens zu sichern», so die Mitarbeiterin der Abteilung Bildung Austausch Forschung (BAF) von mission 21.
Flechterin Ibu Maryenie (l) bot am Muba-Stand von mission 21 Flechtworkshops an.
mission 21 ist seit über 90 Jahren in Kalimantan engagiert, dem indonesischen Teil der Insel Borneo. 1921 kamen die ersten Missionare aus Basel nach Indonesien. Sie reisten auf den Flüssen Kalimantans zur Urbevölkerung der Dayak und gründeten Gemeinden. 2001 hat die Basler Mission ihre Projektarbeit an mission 21 übertragen. Heute arbeitet das evangelische missionswerk basel in Indonesien mit vielen Partnerkirchen, Partnerorganisationen und dem Indonesischen Kirchenbund zusammen. Die Projekte sind über den ganzen Inselstaat verteilt. Sie finden sich überwiegend in Randgebieten, in denen benachteiligte Menschen leben. Die Projektpartnerschaften in Kalimantan bleiben ein Schwerpunkt der Tätigkeit von mission 21.
Kontakt: Heidi Zingg Knöpfli, Verantwortliche Kalebasse/ mission 21: 061 260 22 46, heidi.zinggknoepfli@mission-21.org; www.mission-21.org/kalebasse
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PERSÖNLICH Neuer Leiter Internationale Beziehungen Karlo von Zimmermann ist neuer Leiter der Abteilung Internationale Beziehungen von mission 21, welche die Programm- und Projektarbeit in Afrika, Asien und Lateinamerika umfasst.
Südkorea zurückgekehrt, wo sie an der Yonsei University in Seoul als Professorin für Systematische Theologie und Studentenpfarrerin tätig sein wird. Die Stabsstelle von mission 21 wird international ausgeschrieben. Die Wahl durch den Vorstand soll möglichst bald erfolgen.
teressierten Gruppen, um den Gottesdienst mitzugestalten, am Suppentag zu sprechen oder um Fragen von Konfirmationsgruppen zu beantworten. Shabnam Edith Barth von mission 21 vermittelt die Missionsgäste.
Chung leitete seit 2005 den Bereich Frauen und Gender von mission 21. Zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit gehörten die Zusammenarbeit mit Frauen(-Beauftragten) in den Partnerkirchen sowie die feministische Theologie aus südlicher Perspektive. Chung wird mission 21 bei den Vorbereitungen für die 10. Vollversammlung des Weltkirchenrats unterstützen, die diesen Herbst im südkoreanischen Busan stattfindet. aw
© mission 21
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Shabnam Edith Barth
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Karlo von Zimmermann
Der 49-jährige Betriebswirt von Zimmermann hat in Deutschland Geschichte, Philosophie und Evangelische Theologie studiert. In einem Zweitstudium widmete er sich der Gesundheitsund Sozialökonomie. Nach mehreren Jahren als Gemeindepfarrer war er Geschäftsführer der evangelischen Diakonie Hochfranken in Süddeutschland. Seit 2007 ist von Zimmermann Fachhochschuldozent für Management in Deutschland und in der Schweiz und hat dabei einen internationalen Studiengang aufgebaut. Daneben berät er Unternehmen im Sozialwesen. Er wohnt zurzeit in Habkern im Berner Oberland, wo seine Frau Gemeindepfarrerin ist. Von Zimmermanns haben drei erwachsene Kinder. aw
Prägte die Arbeit zu Frauen und Gender Meehyun Chung, die Leiterin der Stabsstelle Frauen und Gender von mission 21, ist Anfang Februar nach
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Meeyhun Chung
SERVICE Missionsgäste in Ihrer Kirchgemeinde Immer wieder halten sich Mitarbeitende der Partnerorganisationen von mission 21 aus Afrika, Asien und Lateinamerika in der Schweiz auf. Im kommenden Juni weilen zum Beispiel 25 Delegierte anlässlich der Missionssynode in St. Gallen. Referentinnen und Referenten von mission 21 kommen gerne in Kirchgemeinden und zu in-
Das bereichere das Gemeindeleben, wie Heinz Fäh, Seelsorger im Pfarrkreis Rapperswil-Stadt sowie Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Kirche St. Gallen, ausführt. Deshalb habe man den ökumenischen Mitarbeiter von mission 21, Tobias Brandner, vor den Sommerferien zum «Kirchen-Talk» in Rapperswil eingeladen. «Tobias Brandner ist als glaubwürdige Persönlichkeit in den kirchlichen und säkularen Medien präsent», so Heinz Fäh. «Seine Kolumne in der «Reformierten Presse» lässt aufhorchen und schildert Kirche aus einem völlig anderen Blickwinkel, der die helvetische Kleinräumigkeit sprengt. Sein Einsatz als Gefängnispfarrer in Hongkong ist beeindruckend. (…) Missionare ermutigen heute Christen ihrer Herkunftsländer, da sie nicht mit Problemen des Rückzugs, sondern jenen des Wachstums konfrontiert sind. Diese Aussensicht tut uns gut und verleiht dem eigenen christlichen Zeugnis neue Impulse.» aw Kontakt: Shabnam Edith Barth, Referierendenvermittlung, shabnam.barth@mission-21.org, 061 260 22 31; www.mission-21.org/service
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AKTUELL DONNERSTAG BIS SONNTAG, 6.–9. JUNI, ST. GALLEN
Am 6. und 7. Juni tagt die Missionssynode, das internationale Parlament von mission 21, in St. Gallen. 43 Delegierte aus Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika bestimmen unter anderem die strategischen Ziele des Missionswerks.
© mission 21/Gion Pfander
«mission moves» – Missionssynode
Mission bewegt (sich). Alle Veranstaltungen sind öffentlich.
2010 fand die Missionssynode in Zürich statt (unser Bild). Dieses Jahr werden die Teilnehmenden aus aller Welt nach St. Gallen eingeladen.
St. Gallen ist der Austragungsort der internationalen Missionssynode von mission 21. Eingeladen wurde die Synode von der Evangelischreformierten Kirche des Kantons St. Gallen. Anschliessend an die Synode findet ein Tag mit thematischen Diskussionsforen zum Brennpunkt Mission statt. Den krönenden Abschluss bildet das Missionsfest in der St. Galler Altstadt.. Das Motto des Gesamtanlasses lautet «mission moves»,
Was ist zeitgemässe Mission? Am Samstag, 8. Juni bietet sich die Gelegenheit, sich inhaltlich mit der Mission auseinanderzusetzen. In drei Foren werden die Themen Gesundheit, Sicherung der Lebensgrundlagen sowie Friedensarbeit und interreligiöser Dialog diskutiert. Den Auftakt zum Missionsfest am Sonntag, 9. Juni bildet ein festlicher Gottesdienst. «mission moves» mündet in ein buntes Volksfest mit Ess- und Marktständen. aw
Programm «mission moves» eine Kooperation der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen mit mission 21 Missionssynode: Donnerstag/Freitag, 6.–7. Juni im Centrum St. Mangen Brennpunkt Mission: Samstag, 8. Juni im Centrum St. Mangen Missionsfest: Sonntag, 9. Juni, Eröffnungsgottesdienst in der St. Laurenzkirche, anschliessend Fest zwischen Vadian-Denkmal und Bärenplatz Alle Veranstaltungen öffentlich; Anmeldung zu Synode und Missionstag erwünscht: Jens Mayer, OeME-Fachstelle St. Gallen, mayer@ref-sg.ch, Tel. +41 (0)71 227 05 50. Detailliertes Programm ab ca. Mitte März: www.mission-21.org/missionssynode
NACHRICHT
Kantonalkirchen dürfen mitreden In ihrem Ansinnen, die lokale mit der weltweiten Kirche zusammenzuführen, lädt mission 21 die Exekutivräte der Kantonalkirchen in der deutschsprachigen und italienischsprachigen Schweiz sowie mission 21 verbundene Kirchen in Deutschland, im Elsass und in Österreich ein, in der Kontinentalversammlung Europa (KVE) des Missionswerks mitzuwirken. Die KVE hat Stimmrecht in der Missionssynode von mission 21, dem wichtigsten Entscheidungsgremium des evangelischen Werks. Die Delegierten der Kirchen werden mit Vertretern und Vertreterinnen der Trägervereine von mission 21 in Europa sowie der Partnerkirchen in Afrika, Asien und Lateinamerika über die strategischen Fragen inhaltlicher und finanzieller Art beraten und entscheiden. mission 21 verspricht sich von der jährlichen Kontinentalversammlung Europa «starke Impulse für die Missionsbewegung in der Schweiz». Am 8. Juni 2013 findet anlässlich der Missionssynode in St. Gallen die Gründungsversammlung der neuen KVE statt. Sie wird feierlich eröffnet durch die Vizepräsidentin des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Pfarrerin Kristin Rossier Buri. Die Kirchen- beziehungsweise Synodalräte sind eingeladen, zusammen mit einem zweiten Vertreter oder einer Vertreterin der Kantonalkirche an diesem Anlass teilzunehmen oder bis dann ihre Mitgliedschaft schriftlich zu bekunden. aw
contigo
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Weitere Veranstaltungshinweise auf den Seiten der Werke 10 bis 21
MÄRZ Bern Schwarz Freitag, 22. März, ab 18 Uhr, Museumsnacht, weitere Anlässe bis 4. Mai
Offene Heiliggeistkirche www.offene-kirche.ch
Weltsozialforum 26. bis 30. März in Tunis
AGENDA
ein menschliches Asylgesetz setzen. Informationen unter www.ostermarschbern.ch
Festival. Dazu gehören auch ein vielfältiges kulinarisches Angebot und Street-Art-Künstler. Informationen und Programm: www.afro-pfingsten.ch
APRIL bis MAI Bern Schwarz 6. April bis 4. Mai, Offene Heiliggeistkirche
1. Impulstag Migration
Menschen mit dunkler Hautfarbe gehören zunehmend auch zum Berner Alltag. Die gar nicht etwa homogene Gruppe bleibt mehr als jede andere Bevölkerungsgruppe Diskriminierung und Rassismus ausgesetzt. 6. April, 9.30–16 Uhr: Kongress der afrikanischen Diaspora 7. April, 10.30 Uhr: Interreligiöse Eröffnungsfeier 17. April, 19 Uhr: Theater zum Thema Mädchenbeschneidung 4. Mai ab 11 Uhr: Schlussfest und Markt
Freitag, 24. Mai, 9.15–16.45 Uhr, Hirschengraben 50, Zürich
www.offene-kirche.ch
Mit der neuen Fachstelle Migration und Integration hat das Thema Migration in der reformierten Kirche des Kantons Zürich einen festen Platz erhalten. Ein erster Impulstag soll Behördenmitglieder, Mitarbeitende und Freiwillige, die sich für Migrantinnen und Migranten engagieren (wollen), miteinander in Kontakt bringen. Der Tag soll Mut machen, Austausch und Reflektion ermöglichen, das Netzwerk für das künftige kirchliche Engagement für die Fremden und Verfolgten stärken.
MAI
Anfragen an Gabriela Bregenzer, Fachstelle Migration und Integration, gabriela.bregenzer@zh.ref.ch, 044 258 92 39
Afro-Pfingsten Zum zehnten Mal findet ein Weltsozialforum statt, dieses Jahr in Tunis. Erneut werden viele Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft über Wege und Konzepte für eine bessere Welt für alle debattieren.
NACHRICHTEN
Winterthur Freitag, 17. bis Sonntag, 19. Mai
Handel mit Kleinwaffen floriert
www.fsm2013.org
APRIL Ostermarsch Ostermontag, 1. April, Bern 13 Uhr, Auftakt im Eichholz an der Aare, 14.30 Uhr, Schlusskundgebung auf dem Münsterplatz
Am Ostermontag 2013 findet in Bern wieder der Ostermarsch für den Frieden statt. Seit 50 Jahren werden Ostermärsche durchgeführt. Dieses Jahr spazieren die Teilnehmenden unter dem Motto «Hand in Hand - für eine faire Asylpolitik» der Aare entlang und wollen ein klares Zeichen für
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Das Afrika- und Weltmusik Festival lädt zum farbenfrohsten interkontinentalen Event der Schweiz. Ob Meta and the Cornerstones (Reggae), William White (Winterthur) oder Acoustic Africa am Sonntag, wer Musik liebt, kommt auf seine Kosten. Der bunte Afrika-Markt, der vielfältige Welt-Basar und informative FairFair-Stände ergänzen das
Das Geschäft mit Waffen floriert. Das gilt nicht nur für den Handel mit Kriegsmaterial zwischen den Staaten und den riesigen illegalen Geschäften. Laut Jahresbericht 2012 der Genfer Forschungsstelle Small Arms Survey schnellten die legalen Verkäufe von Kleinwaffen von 4 Milliarden Dollar im Jahre 2006 auf «mindestens 8,5 Milliarden». Auslöser waren die umfangreichen Waffenkäufe für die Kriege in Afghanistan und Irak, aber auch der Privathaushalte in den USA. Die Schweiz exportiert 100 bis 200 Millionen Dollar. Der Boom hat Folgen: Laut Bericht leben «weltweit mindestens zwei Millionen Menschen mit Verletzungen, die sie innerhalb der letzten zehn Jahre durch Schusswaffen außerhalb von Konfliktregionen erlitten haben.» uw www.smallarmssurvey.org
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Schweiz hat weniger Kriegsmaterial ausgeführt Im Jahre 2012 hat die Schweiz für 700 Millionen Franken Kriegsmaterial, ein Fünftel weniger als im Jahr zuvor. Gemessen an der Wirtschaftsleistung ein kleines Geschäft, beträgt der Anteil doch nur 0,3 Prozent der gesamten Warenausfuhr der Schweiz. 68 Staaten kauften Schweizer Kriegsgerät – am meisten Deutschland (245 Mio. Fr.) und die Vereinigten Arabischen Emiraten (133 Mio.) Im jährlichen Bericht zur Exportkontrolle von Kleinwaffen und leichten Waffen steht, dass die Schweiz 2012 die Ausfuhr von 9697 Kleinwaffen und leichten Waffen bewilligt hat. Hauptabnehmer im Ausland seien Waffenhandels- und Industriebetriebe sowie Polizeiorgane, heisst es in der offiziellen Mitteilung des Bundes. uw
Brot für alle zieht um Ab 1. April 2013 – kein Aprilscherz – befindet sich das Zentralsekretariat von Brot für alle an der Bürenstrasse 12, 3007 Bern, im Bürenpark gleich neben dem Kirchlichen Zentrum der Kirchgemeinde Heiliggeist Bern. Büroadresse: Brot für alle Bürenstrasse 12 3007 Bern
Briefadresse: Brot für alle Postfach 1015 3000 Bern 23
Die Telefonnummer der Zentrale +41 (0) 31 380 65 65 wie die Direktwahl aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben unverändert, ebenso die Mail-Adressen. Lageplan unter www.brotfueralle.ch/umzug.
MEDIEN «welt-sichten» Seit fünf Jahren erscheint «weltsichten». Jede der elf Ausgaben jährlich bringt eine Vielzahl Informationen, Auseinandersetzungen und Hinter-
MEDIENTIPP
gründe rund um Entwicklungen in den Ländern des Südens. Frühzeitig werden von fachkundigen Autorinnen und Autoren aus dem Süden wie dem Norden Veränderungen erkannt und beschrieben. Dazu werden Fragen rund um die Entwicklungszusammenarbeit diskutiert. Ein kleiner Teil mit Informationen aus und für die Schweiz wird von einer eigenen Redaktion in Bern betreut. uw Weitere Informationen im beigelegten Prospekt
FILMTIPP
«Eine anständige Firma» Der finnische Elektronik-Hersteller Nokia schickt zwei «ethische» Unternehmensberaterinnen zu einem Zulieferbetrieb nach China. Sie sollen dessen Arbeitsstandards prüfen, denn fragwürdige Zustände bei Partnerfirmen in Billiglohnländern sind problematisch und können dem eigenen Image erheblichen Schaden zufügen.
… UND AUSSERDEM: «Zur Situation der Kinder in der Welt 2012» Im Bericht der Unicef «Zur Situation der Kinder in der Welt 2012» steht Erschreckendes: Immer mehr Menschen leben in Städten, genauer in den Slums der rasant wachsenden Riesenstädten in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen – rund eine Milliarde – wächst heute in Städten auf, davon ein Drittel in Slums. Die Zunahme ist grösser als auf dem Land. Allerdings: die Zahlen sind ungenau, denn laut Unicef werden 30 bis 50 Prozent der Neugeborenen nicht registriert. Sie existieren damit offiziell gar nicht. Das verhindert den Zugang zu lebenswichtigen Diensten. Und viele sind so arm, dass Schulbesuch unmöglich ist. Auch sonst ist für arme Stadtkinder die Verletzung ihrer Rechte eine alltägliche Erfahrung. uw Hintergrundinformationen und den vollständigen UNICEF-Bericht (Englisch und Französisch) auf www.unicef.org/sowc2012
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Kaum vorstellbar ist die Grösse der Fabriken.
Die Frauen treffen bei ihren Recherchen nicht nur auf die männliche Führung des Unternehmens, sondern erleben vor allem die Diskrepanz zwischen Anspruch und marktpolitischer Realität. Der Film begleitet die Ethikbeauftragten, veranschaulicht ihre Methoden, deckt die unhaltbaren Zustände in der Fabrik auf, enttarnt die Vertuschungsversuche der Fabrikleiter und lässt die inhumanen Arbeitsbedingungen spürbar werden. Subtil und bisweilen ironisch stellt er dabei die grundsätzliche Frage nach der Motivation westlicher Firmen für Social Responsibility im Spannungsfeld zwischen Profitdenken und sozialem Engagement. uw A decent Factory: Buch, Kamera, Regie: Thomas Balmès, Frankreich/Finnland 2004. Dokumentarfilm, 56 Minuten (Kurzfassung); Englisch-Chinesisch, d, f, i untertitelt, ab 16 Jahren. Weitere Informationen: www.filmeeinewelt.ch Verleih und Verkauf: éducation21, 031 389 20 21, verkauf@education21.ch; 35 Fr.
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© HEKS / Judith Macchi
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«Wenn du einen grünen Zweig im Herzen trägst, wird sich ein Singvogel darauf niederlassen.» Chinesisches Sprichwort