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Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden

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© UN Photo / Rick Bajornas

Afrikas Frauen nehmen die Zukunft in die Hand


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INHALT

S10 brot für alle – Glencore-Bericht wirft weltweit Wellen S12 brot für alle – Von Benin nach Rio: Salamatou Gazéré und ihr Projekt gewählt © HEKS / Karin Desmarowitz

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S4 – 9 DOSSIER Frauen brechen in Afrika traditionelle Lebensweisen auf. Einige gelangen in Staat oder Wirtschaft in hohe Stellungen. Die 72-jährige Ellen Johnson Sirleaf (Titelbild) aus Liberia, erste demokratisch gewählte Präsidentin in Afrika und 2011 mit über neunzig Prozent der Stimmen bestätigt, erhielt letztes Jahr den Friedensnobelpreis. Andere Frauen, noch immer die grosse Zahl, mühen sich täglich ab, das Überleben der Familien zu sichern und den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Im Bild bereitet Abdou Ndoye. Präsidentin der Frauengruppe im Dorf Keur, Niger, Feldfrüchte für den Markt vor. uw

contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von Brot für alle, HEKS, mission 21 und den OeME-Fachstellen Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember ISSN 1660-3788

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brot für alle – Kampagnengast lobt

S14

HEKS – Das Projekt Villa YoYo in Neuenburg bringt mehr Integration

S15

HEKS – Dank LEARN-Team im Katastrophen- fall schneller helfen

S16

HEKS – Menschen haben Rechte

S18 S19

mission 21 – Herbstkampagne

mission 21 – Interview mit den neu an die Spitze gewählten Frauen

S20 mission 21 – In Tansania gemeinsam gegen HIV/Aids und für weniger Armut S22

Agenda und Marktplatz

Brot für alle Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 Bern Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Mail: info@bfa-ppp.ch, Web: www.brotfueralle.ch Spendenkonto: 40-984-9

Redaktion Peter Dettwiler (ped), OeME Richard Geer (rg) mission 21 Christine Spirig (cs), HEKS Urs Walter (uw), Brot für alle

HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Mail: info@heks.ch, Web: www.heks.ch Spendenkonto: 80-1115-1

Redaktionsleitung Urs Walter Tel. 031 380 65 71 Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 Bern Mail: walter@bfa-ppp.ch

mission 21 – evangelisches missionswerk basel Missionsstrasse 21, 4003 Basel Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 Mail: info@mission-21.org, Web: www.mission-21.org Spendenkonto: 40-726233-3 OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen Web: www.oeme.ch

Adressänderungen und Abonnementsverwaltung Administration Brot für alle Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 Bern Mail: contigo@bfa-ppp.ch Tel. 031 380 65 65 Fax 031 380 65 64

Layout grafik.trieb, 2560 Biel Druck rubmedia, 3084 Wabern Titelbild: Ellen Johnson Sirleaf, Liberia. Die Friedensnobelpreisträgerin 2011 und erste demokratisch gewählte Präsidentin Afrikas setzt sich besonders für Frauenrechte und Bildung ein. Rückseite: Witwen einer Organisation der lokalen Kirche in Njindom (Nordwestprovinz von Kamerun) auf dem Weg zu ihrem Gemeinschaftsacker, Angebaut wird Maniok, auch für den gemeinschaftlichen Verkauf.


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EDITORIAL

Frauenfragen in Afrika – oder Fraubrunnen Beat Dietschy, Zentralsekretär Brot für alle

Liebe Leserinnen,

war Teil eines Austauschprogramms, zu dem sie von

liebe Leser

der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA eingeladen worden waren.

©  Brot für alle

Mehr

Gleichberechti-

gung der Geschlechter

Handlungsbedarf gibt es natürlich nicht nur bei uns.

ist nicht nur in der dies-

«Die traditionellen Rollenmodelle sind noch stark

jährigen Kampagne von

verbreitet», schreibt Tabea Müller im Dossier dieses

Brot für alle das Thema.

Heftes über ihre Erfahrungen in Kamerun. «Doch

Kürzlich haben Fachleute

hie und da brechen Frauen die Kruste auf, nehmen

‹Fraubrunnen› sozusagen

neue Rollen ein und modifizieren die alten.» Wie

beim Namen genommen.

Frauen und Mädchen in anderer Weise von HIV/

Sie betrachteten die Ber-

AIDS betroffen sind als Männer, schildert Melania

ner Gemeinde durch die

Mrema-Kyando am Beispiel von Tansania.

Genderlupe und deckten allerhand genderblinde Flecken auf. Freiwilligenar-

Mutige Frauen wie die selber vom Virus infizierte

beit beispielsweise werde mit ungleichen Ellen ge-

tansanische Pfarrerin, Frauen, die aufstehen und

messen: engagierten sich Frauen für Mittagstische

gestalten, alte und neue Rollen ausprobieren, re-

oder die Begleitung von Kindern auf dem Schul-

den in diesem Heft. Auch Männer könnte das in-

weg, ernteten sie dafür weniger Aufmerksamkeit

teressieren und dazu anregen, sich – und die Welt

als Männer in der Dorffeuerwehr. Im schulischen

– neu zu verstehen.

Bereich würden Stereotype bei der Berufswahl zu wenig hinterfragt. Die Fachleute, die das feststellten, kamen aus Ruanda, Bolivien, Albanien oder der Mongolei. Ihre ‹Feldforschung› in Fraubrunnen

Die Leiterinnen und Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.


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DOSSIER

Afrika

Fortschritte und Brüche – Wandel im Frauenbild Nyaradzayi Gumbonzvanda, Generalsekretärin World YWCA

Es ändert sich etwas für die Frauen Afrikas. Kürzlich rückten gleich mehrere Frauen in Führungspositionen und andere entscheidende Stellen vor. Doch vielerorts bleiben Frauen und Mädchen weiterhin unter Druck und benachteiligt. Gleich mehrmals haben Frauen in Afrika in diesem Jahr Erfolg und Anerkennung erreicht. Nobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf wurde wieder zur Präsidentin von Liberia gewählt. Schon ihre erste Wahl war ein Erfolg, ist sie doch die erste Präsidentin Afrikas, die in freien Wahlen gewann. Als Sirleaf ihren Amtseid ablegte, sass ich auch unter dem weissen Zelt in Monrovia. Ich freute mich – und mein Herz schlug mit den Millionen junger Frauen, denen der YWCA verbunden ist und die jeden Tag, besonders in Afrika, nach Möglichkeiten suchen, ihre Lebensträume zu verwirklichen. Sie haben das nötige Potenzial. Frauen in Führungspositionen inspirieren sie, sind ihnen Vorbilder und Mentorinnen.

Beinahe ins Weltbankpräsidium Ngozi Okonjo-Iweala wurde für das Präsidium der Weltbank nominiert. Das ist – auch wenn sie nicht gewählt wurde – ein weiterer Meilenstein im Wandel des Frauenbildes in Afrika. Sie ist die erste Person aus Afrika und die erste Frau in der Geschichte der Bank, die sich um diese Position bemühte. Das mögen Beispiele sein – doch sie haben grosse Bedeutung für die Förderung der Frauen, ihren Aufstieg und ihre Teilhabe an Führungspositionen und Regierungsgewalt wie an den gesellschaftlichen Prozessen. Sie sind Ausdruck einer veränderten Diskussion über den Kern der Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frauen, sowohl auf globaler, nationaler wie dörflicher Ebene. Hinter dem Sprung vorwärts stecken auch neue Gesetze und politische Massnahmen – und massive Lobbyarbeit von Frauen in Basisnetzwerken über ganz Afrika. Die Afrikanische Union hat 2003 das Zusatzprotokoll zur Afrikanischen Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker über die Rechte der Frau in Afrika angenommen. Der verbindliche Vertrag basiert auf den internationalen Normen zum Schutz der Menschenrechte von Frauen. Dazu gehören bürgerliche, politische, soziale und wirtschaftliche Rechte. Es ist ein bedeutender Schritt, da auch sensible soziale und kulturelle Fragen wie Witwen-und Eigentumsrechte, Genitalverstümmelung oder Gewalt gegen Frauen aufgegriffen wurden. © World YWCA

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Nyaradzayi Gumbonzvanda

Am 7. April starb unerwartet der Präsident Malawis, Bingu wa Mutharika. Als Nachfolgerin wurde Joyce Banda vereidigt, die erste Präsidentin ihres Landes und des südlichen Afrika. Das erfreute erneut viele Frauen und knüpft an Fortschritte der letzten Jahre an. So verabschiedete die Afrikanische Union den Grundsatz der Geschlechterparität in Kommissionen oder weist Ruanda den höchsten Frauenanteil in einem Parlament auf.


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DOSSIER

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Noch viele Änderungen nötig

Darum muss sowohl an der bevorstehenden Konferenz für nachhaltige Entwicklung Rio+20 wie bei den weiteren Entwicklungsschritten für die Zeit nach den Jahrtausendzielen (MDG/Halbierung der Armut) der Fokus auf Frauenrechte und mehr Geschlechtergerechtigkeit gelegt werden. Nach wie vor leiden Frauen und Mädchen in Afrika besonders unter den vielen Konflikten und Kriegen sowie sexueller Gewalt. Die Situationen im Sudan, in der Demokratischen Republik Kongo, der Elfenbeinküste oder in Somalia sind nur Beispiele, wie dringend weitere Unterstützung nötig ist, um die Sicherheitslage und die Regierungsführung zu verbessern. Mit qualitativ guter Bildung, wirtschaftlichen Chancen und Abbau der negativen sozialen Normen kann die Situation verbessert werden und lassen sich die Rechte für Frauen sichern. Das würde auch helfen, den HI-Virus einzudämmen. Von den über 33 Millionen betroffenen Menschen sind zwei Drittel Frauen und Mädchen im gebärfähigen Alter.

Menschenrechte und Frauen im Fokus Nyaradzayi Gumbonzvanda ist seit 2007 Generalsekretärin des Weltbunds der Christlichen Vereine Junger Frauen (World YWCA). Sie stammt aus Murewa in Zimbabwe. 2011 hat sie den von der Zimbabwe Women Lawyers Association (ZWLA) vergebenen Women’s Human Rights Defenders Award erhalten, eine Auszeichnung der Juristinnen des Landes für den besonderen Einsatz für die Menschenrechte. Gumbonzvanda setzt sich für die Rechte der Frauen und Kinder ein, besonders in Krisenregionen. Sie arbeitete erst als Juristin für Zimbabwe, war Menschenrechtsbeauftrage bei der Unicef für Liberia und Zimbabwe und dann zehn Jahre Regionaldirektorin für Ostafrika des Unifem, dem UN-Entwicklungsfonds für Frauen. uw.

© Annette Boutellier

Allerdings: Frauenrechte in Verfassung und Gesetzen genügen nicht, um in den Dörfern die allgemeine Lebensqualität der Frauen zu ändern. Für die Mehrheit der Frauen und Mädchen bleibt der Alltag trist und wenig hoffnungsvoll. Trotz reicher Schätze an Mineralen, Öl, Land und Landwirtschaft ist in Afrika der Anteil der Armen an der Bevölkerung überdurchschnittlich hoch. Und diese Armut ist weiblich. Sie betrifft mehr Frauen und Mädchen als Männer und Knaben. Frauen finden nur selten menschenwürdige Arbeitsplätze und ein richtiges Einkommen. Meistens haben sie auch weniger Zugang zu Land, Kapital oder Wissen. Dabei ernähren die Frauen in der Subsistenzlandwirtschaft meistens allein ihre Familien und Verwandten. Sie bilden auch die soziale Basis der Gemeinschaften, da formelle soziale Netze meistens fehlen.

Eine junge Bäuerin aus Niger bringt ein paar Ziegen auf den Markt.

YWCA stärkt vielerorts Frauen Frauen seien vermehrt in Entscheide oder Friedensverhandlungen einzubeziehen, forderte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bereits in der UN-Resolution 1325 im Jahr 2000. Der World YWCA rückt in Afrika ausdrücklich die ‹Leadership› junger Frauen in den Vordergrund. So sollen sie gestärkt werden als Vorkämpferinnen und Verfechterinnen der Menschenrechte, von Frieden und Gerechtigkeit. Darüber hinaus bieten YWCAs sichere Orte für die Überlebenden von Gewalt und stellen medizinische Unterstützung und weitere Hilfen bereit. Mit Horyzon, einem Hilfswerk mit Wurzeln in der YWCA-YMCA Schweiz, und Brot für alle spannt der World YWCA seit Jahren zusammen. Der World YWCA ist in 125 Ländern der Welt präsent, 34 Mitgliedverbände sind es in Afrika. Basis seiner Arbeit bilden die christliche Tradition und der Glauben als Fundament für Weisheit und Inspiration. Um negative soziale Normen zu ändern, ist aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Kirchen und den lokalen Gemeinschaften wichtig. Unsere Kraft der Veränderung ist ein Mittel, um einen Strom lebendigen Wassers in die Wüste des Lebens vieler benachteiligter Frauen und Mädchen zu bringen. So wie eine Stadt Stein für Stein gebaut wird, gehen Frauen und Mädchen Schritt für Schritt ihren Weg. Schlüssel für die Zukunft Afrikas ist, jetzt die Stimmen und das Potenzial der Frauen zu nutzen und ihre Lebensbedingungen zu ändern. Übersetzung Urs Walter


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DOSSIER

Kamerun

Frauen auf dem Weg zu anderen Lebensformen Tabea Müller

Würdevoll, stark und selbstbewusst ernährt Mama Afrika ihr Land, so das traditionelle Rollenbild. Doch viele Frauen stehen auf, nutzen Bildungschancen und gestalten ihr Leben neu. Das öffnet neue Räume. Dabei füllen sie alte und neue Rollen mit Leben.

Abendschule. Sie schloss die Matura ab und besucht nun das Lehrerinnenkolleg. Würdevoll, stark und selbstbewusst ernährt Mama Afrika ihr Land, so das traditionelle Rollenbild. Subsistenzwirtschaft, die Bestellung der Felder für den Eigenbedarf, ist das Ergebnis weiblicher Muskelkraft. Zusätzlich tragen Frauen durch Kleinhandel, Kleingewerbe oder als Angestellte zum Familieneinkommen bei. Die traditionellen Modelle eines Frauenlebens sind noch stark verbreitet und werden mit grösster Selbstverständlichkeit praktiziert. Doch hier und da brechen Frauen die Kruste auf, nehmen neue Rollen ein und modifizieren die alten.

© Heiner Heine / mission 21

Bildung als Schlüssel zur Entwicklung

Im Frauenzentrum lernen die Frauen das Zubereiten von gesunder Nahrung.

Routiniert nimmt Josephine die Geldscheine entgegen und notiert jeden einzelnen Betrag in ihr Kassenheft. Sie ist Schatzmeisterin ihrer Farmerinnengruppe, die wöchentlich kleine Beträge zusammenspart, um sie zur Saatzeit oder zum Schulanfang mit Zinsen wieder zu verteilen. Kürzlich hat die 42-Jährige ihr fünftes Kind zur Welt gebracht. Das Jahr war auch sonst ausgefüllt mit den üblichen Aktivitäten wie Feldarbeit, Marktverkauf, Haushalt, Kinder, Familiensorge, soziale Verpflichtungen und Mitarbeit in der Kirchgemeinde. Zusätzlich verbrachte Josephine, stets sprühend vor Freude und Optimismus, vier Abende pro Woche in der

Bildung ist der Schlüssel zum Leben und elementar für soziale und wirtschaftliche Entwicklung von Frauen. Laut UNICEF gehen zwar noch mehr Jungen als Mädchen zur Schule, jedoch haben sich die Zahlen enorm angeglichen. «Ich tue alles, damit meine Tochter weiter lernen und studieren kann», sagte Monika vor einigen Jahren. Sie sah die Talente von Joyce und förderte sie. Mittlerweile arbeitet Joyce als stellvertretende Schulleiterin in der Hauptstadt Yaounde. Mit ihrem Gehalt unterstützt sie ihre verwitwete Mutter. Es hat sich auch längst herumgesprochen, dass sich die Investition in Mädchenbildung gesamtgesellschaftlich auszahlt. Dies ist nicht zuletzt das Verdienst der zahlreichen religiösen Frauenbewegungen, denn Bildung ist weit mehr als Wissen. Angesichts der tragenden Rolle von Frauen in der Gesellschaft verändert sie Rollenmuster, Kinderzahl und gesellschaftliche Teilhabe von Frauen sowie deren Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit, ganz egal, ob es sich um ein Studium oder ein Alphabetisierungsprogramm handelt. Ein solches Programm besucht Frida, die als junges Mädchen nicht zur Schule gehen konnte. Nun ist sie Grossmutter – und beugt sich am Ende eines anstrengenden Tages auf Feld und Markt mit dem grössten Elan über ihr Schreibheft. Der Alphabetisierungskurs erschliesst ihr eine neue


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recht war, wenn ihre Frauen ausser Haus gingen, unterstützen solche Aktivitäten heute. Von mehr Partnerschaft ist die Rede, ein wahrlich neuer Zug in einer patriarchalen Gesellschaft, in der Frauen vielerorts noch immer kein Land erben können und Zwangsehen oder entwürdigende Witwenrituale üblich bleiben.

© Heiner Heine / mission 21

Welt. Bald wird sie stolz Bibel und Gesangbuch allein lesen können und auch im alltäglichen Leben ein Stück selbständiger und selbstbewusster sein. Frauen lernten aber auch, in der Öffentlichkeit ihre Stimme zu erheben und mutig vor Menschenmengen zu sprechen oder kritisch über Genderfragen nachzudenken.

DOSSIER

Im Kirchenzentrum des Women‘s Work Department der PCC finden Zusammenkünfte der Witwen statt, wo diese u.a. Möglichkeiten kennen lernen, eigenes Einkommen zu erarbeiten. Wichtig ist dabei immer der Einbezug der Bibel als Referenzrahmen.

Frauen brechen auf

Junge, urbane Frauen mit Universitätsabschluss leben selbstbestimmter als ihre Mütter, Grossmütter und Schwestern auf dem Land. Ernestine, eine Endzwanzigerin, hat keine Kinder und sucht noch den ‹ richtigen Mann ›, denjenigen, der ihren Vorstellungen entspricht. Eine gute Ehefrau zu sein, ist nach wie vor ein hohes Ideal, Kinder zu haben selbstverständlich in Afrika. Aber Frauen nehmen ihre Lebensplanung mehr und mehr selbst in die Hand, heiraten später und bekommen weniger Kinder. Sie verwirklichen auch eigene Träume und erzielen wirtschaftliche Unabhängigkeit, ohne gleich ihrer Familie und Tradition abzuschwören. «Warum sollten wir nicht mitgestalten und in der Politik aktiv werden?», fragt Beatrice, die ihre eigene Schule betreibt und in der Frauenbewegung immer Rückhalt und Ermutigung für ihre politische Arbeit bekam. Frauen, die früher im Haus festsassen, bekleiden heute wichtige Positionen als Rechtsanwältinnen, Dozentinnen und Ärztinnen. Auch in der Kirche hat sich einiges entwickelt. Frauen, seit jeher das Rückgrat der Gemeinden, rücken allmählich ins Pastorenamt. Die erste Frauenordination in der Presbyterianischen Kirche von Kamerun (PCC) war 1991, heute sind es 51 Pastorinnen. Viele Männer, denen es früher gar nicht

Ungleichheiten und Ambivalenzen Aber noch immer klaffen enorme Gegensätze zwischen urbanen Zentren und ländlichen Gebieten. Hemmend für Veränderungen wirken die enormen infrastrukturellen Hindernisse, die Frauen am härtesten treffen. Die auf dem Papier fixierte Gleichberechtigung ist in Kamerun mehr Theorie als Praxis. Hohe Müttersterblichkeit und die ungleiche Analphabetenrate sind bittere Zeichen der Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern. Zudem: Auch Musliminnen leben noch immer abgeschottet vom öffentlichen Leben und sind ausgeschlossen vom Zugang zu Bildung. Neue Rollenbild werden jedoch auch auf dem Land zukunftsweisend sein. Josephine verrät uns das Erfolgsgeheimnis ihrer von der PCC unterstützten Gruppe: «Wir wollen vorwärts schauen und uns nicht blockieren. Wir denken an die nächste Generation, an unsere Kinder. Und wir investieren für sie in unsere Arbeit. Wir tauschen uns aus, lernen voneinander und wenden neue Ideen an.» Tabea Müller lebt in Hamburg und arbeitet beim Diakonischen Werk Hamburg-West/Südholstein. Von 2009 bis 2011 war sie für mission 21 in Kamerun in der Frauenarbeit der PCC als Beraterin und Projektleiterin tätig. Diese wird von mission 21 unterstützt.


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DOSSIER

Tansania

HIV/Aids bleibt eine riesige Herausforderung Melania Mrema-Kyando, aufgezeichnet von Richard Geer

In Tansania sind in manchen Regionen über 15 Prozent der Bevölkerung von HIV/Aids betroffen. Pfarrerin Melania Mrema-Kyando ist selbst mit dem Virus infiziert. Sie berichtet von ihren Erfahrungen, dem Leiden der Frauen und notwendigen Veränderungen. Als mein Mann 2004 an Aids starb, ahnte ich, dass ich auch das Virus in mir trug. Ich hatte Angst: Würde auch ich sterben? Wer wird sich um mich kümmern, wenn ich krank werde? Wie wird meine Familie reagieren, wenn sie erfahren, dass ich infiziert bin? Wie wird mein Leben mit HIV/Aids aussehen? Erst als ich zwei Jahre später an Typhus und Tuberkulose erkrankte und am Ende meiner Kräfte war, liess ich mich testen – positiv! Ich war wütend auf meinen Mann, der mich infiziert hatte; und verzweifelt, da ich mich niemandem anvertrauen konnte.

HIV/Aids hat ein weibliches Gesicht

in direkten Kontakt mit Infizierten. Rund drei Viertel der Betroffenen im Alter von 15 bis 24 Jahren in Sub-Sahara-Afrika sind weiblich. Das hat enorme Auswirkungen, denn fast jede Familie ist direkt oder indirekt betroffen. Viele Grossmütter müssen sich um verwaiste Enkel kümmern und haben selbst niemanden mehr, der sich um sie sorgt. Mädchen tragen als Waisenkinder oft schon Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister und müssen deswegen die Schule verlassen.

Ausgegrenzt, gemieden, verstossen Fast noch schlimmer als die Krankheit selbst ist für uns Frauen der ‹ soziale Tod › –, das ausgegrenzt, gemieden, verstossen zu werden. Üblicherweise vermeiden alle Leute den Kontakt mit Menschen, von denen sie denken, dass sie Aids haben könnten. Männer lassen sich schon beim blossen Verdacht von ihren Frauen scheiden. Im Fall einer Erkrankung werden Frauen bezichtigt, fremdgegangen zu sein. Manchmal zwingt sogar die eigene Familie die Infizierte, ihr Zuhause zu verlassen. Viele verheimlichen daher ihre Erkrankung – und holen aus Angst vor Entdeckung auch keine medizinische Hilfe. © World YWCA

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Melania Mrema-Kyando

HIV/Aids ist in vielen afrikanischen Ländern Teil des Alltags geworden. Wir Frauen und die Mädchen sind am meisten davon betroffen. Bei sexuellen Kontakten infizieren wir uns eher als Männer und manche erhalten mit dem Virus verseuchte Bluttransfusionen wenn es bei der Geburt Komplikationen gibt. Viele Mädchen und Frauen leben in völliger Abhängigkeit von ihrem Vater, von ihren Lehrern und Ehemännern. Vergewaltigungen sind nicht selten, ebenso wenig Untreue oder promiskes Verhalten bei Männern . Auch kümmern wir uns mehr als die Männer um erkrankte Verwandte und kommen so häufiger

Für mich war die erste Zeit der Erkrankung und der Angst wohl die schwierigste Zeit in meinem Leben. Auch ich war alleine mit meiner Krankheit, traute mich mit niemandem darüber zu reden. Erst als ich antiretrovirale Medikamente nahm, mein Körper sich langsam erholte und ich andere Frauen kennen lernte, die offen mit der Erkrankung umgingen, kam die Hoffnung zurück. Der Schritt zum of-


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Aufklärung und Unterstützung In der Südprovinz der Herrnhuter Kirche in Tansania haben wir vor einigen Jahren begonnen, HIV/Aids zu einem Schwerpunkt unserer diakonischen Arbeit zu machen. Wir klären breit über HIV/Aids auf und wollen zu einer Kultur der Offenheit in Kirche und Gesellschaft finden. Mit Claudia Zeising, ökumenische Mitarbeiterin von mission 21, werden Fortbildungen für Pfarrerinnen, Pfarrer und Laien zum Thema angeboten. Weiter unterstützen wir mit dem Projekt ‹ Frauen auf dem Weg in die Zukunft › die Betroffenen konkret, etwa mit dem Aufbau von Selbst-

© Heiner Heine / mission 21

fenen Bekenntnis war befreiend. Einige waren schockiert, als ich davon erzählte, andere weinten, andere ermutigten mich. Ich hatte erkannt, dass es meine Aufgabe war, anderen Infizierten zu helfen und ihnen Kraft zu geben, mit ihrer Krankheit zu leben und offen umzugehen. In meiner Kirchgemeinde lud ich alle HIV-Positiven ein, sich mit mir zu treffen und so einen ersten Schritt zu tun. Der einzige Weg, den Betroffenen wirklich zu helfen, ist offener über HIV und Aids zu sprechen: in der Familie, in der Schule, in der Kirche, in Selbsthilfegruppen, in der Öffentlichkeit. Nur so verliert die Krankheit ihr Stigma.

DOSSIER

Vielen Familien fehlen wegen HIV/AIDS ganze Generationen. So kümmert sich die 80-jährige Urgrossmutter um die drei Waisenkinder – im Bild das Jüngste.

Im Teufelskreis gefangen Schon unter normalen Bedingungen bleibt es für die Familien in Tansania ein Kampf, von ihrem Stück Land und einem sporadischen Nebenverdienst zu leben. Ist ein Familienmitglied HIV-positiv, wird die Situation noch schwieriger –, insbesondere wenn die Frauen erkranken, denn auf ihnen lastet der Grossteil der Arbeit. Von der Infektion geschwächt, fehlt ihnen die volle Kraft für Feldarbeit und Nebenerwerb. Weniger Arbeit bedeutet weniger Nahrungsmittel und weniger Geld. Die Aids-Medikamente werden in Tansania zwar kostenlos abgegeben, aber Tests, die Behandlung von Folgekrankheiten und ausgewogenes Essen kosten. Fehlt das Geld, verschlimmert schlechtere Ernährung die Krankheit – ein Teufelskreis, der ohne Unterstützung von aussen nur schwer zu durchbrechen ist.

hilfegruppen, professioneller Beratung, Schulungen zur häuslichen Pflege von Angehörigen oder Kursen für ausgewogene Ernährung. Wir haben schon einiges erreicht. Ich nutze jede Gelegenheit, über HIV/Aids und das Leben mit dem Virus zu sprechen und ermutige die Menschen, gegen die Stigmatisierung zu kämpfen und sich gegenseitig zu unterstützen. Es ist harte Arbeit, aber Gott hat mir die Kraft gegeben, nicht nur mir, sondern auch anderen zu helfen Melania Mrema-Kyando ist Pfarrerin und Leiterin der Frauenarbeit in der Südprovinz der Herrnhuter Kirche in Tansania (‹Moravian Church in Tanzania›), Partnerkirche von mission 21


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Verantwortung

Weltweites Echo auf die Studie zu Glencore-Minen Urs Walter

«Wir verlangen, dass das Glencore-Management die bestehenden Probleme anerkennt und klar aufzeigt, was es dagegen zu tun gedenkt», fordert Chantal Peyer, bei Brot für alle Verantwortliche für Menschenrechte und Unternehmen und Mitautorin der Studie. Brot für alle und die lokalen Partnerorganisationen werden entsprechende Massnahmen genau beobachten und vergleichen, wie weit wirklich so verantwortungsvoll gehandelt wird, wie Glencore im umfangreichen Nachhaltigkeitsbericht verspricht.

Ausbeutung von Rohstoffen ist ein weltweites Ge-

Die wesentlichen Missstände

schäft. Entsprechend fand die neue Studie zu den

Detailliert gehen Chantal Peyer (Brot für alle) und François Mercier, Mitverfasser und Steuerspezialist bei Fastenopfer, auf die vielen Missstände ein. Nachstehend eine Auswahl, die teils in den Medien weniger aufgegriffen wurde:

Zuständen in den Minen von Glencore in der Demokratischen Republik Kongo und den Steuervermeidungspraktiken rund um den Globus Aufmerksamkeit.

© Brot für alle / Thierry Michel

In den Medien von Australien bis Zürich, ob gedruckt, Fernsehen und Radio oder Online-Portale, überall fand die neue vertiefte Studie von Brot für alle und Fastenopfer zum Geschäft von Glencore in der Demokratischen Republik Kongo breite Aufmerksamkeit. Glencore erzielt aus der Ausbeutung und dem Handel mit den Bodenschätzen hohe

– Die Not in der DR Kongo bringt Hunderttausende dazu, als Kleinschürfer ohne Ausrüstung, oft mit Kerzen und in nicht gesicherten Gruben und Stollen Gold, Diamanten, aber auch Kupfer oder Kobalt abzubauen. Das gilt auch für die Mine Tilwezembe der Kamoto Copper Company (KCC), die 2008 zu einem Tiefstpreis von der GlencoreGruppe gekauft wurde.

Kleine Flächen bei der Mine Katanga Mining zum Ausbeuten oder Auswaschen bedeuten auch kleine Einkommen.

Gewinne, doch für Verbesserungen der Lebenssituation der lokalen Bevölkerung und zum Schutz der Menschrechte wie der Umwelt werden kaum Mittel angewendet, wie die Recherchen vor Ort ergaben. Glencore selber, der grösste Schweizer Rohstoffkonzern, stellte Verbesserungen in Aussicht.

– Die unsichere Lage führt zu viel sozialem Druck und Gewalt in den Dörfern um die Mine. – Völlig einseitig wird zu Ungunsten der Kleinschürfer abgerechnet: Die Zwischenhändler verfügen über eigene


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Labors und bestimmen ohne nachprüfbare Analysen den Mineralgehalt der abgelieferten Gesteine – «immer viel zu tief», stellen die Vertrauensleute vor Ort fest –, ziehen danach üblicherweise zwei Prozent ‹ Sicherheitsmarge› und zehn Prozent Wassergehalt ab, verrechnen bis zu 20 Prozent schlechtere Wechselkurse – und behalten alles abgelieferte Gestein, auch wenn es bei zu geringem Mineralgehalt nicht bezahlt wird.

© BBrot für alle / Thierry Michel

– Trotz solcher Machenschaften vermarktet Glencore Erze aus Tilwezembe von Kleinschürfern: Kupfer gelangt über den Zwischenhändler Bazano und die Tochterfirma Mopani in Zambia zum Schweizer Konzern. Das gilt in der Region als offenes Geheimnis und lässt sich auch aus Dokumenten ableiten. – Kinderarbeit gehört dazu: Alphonse arbeitet mit 15 Jahren bereits seit vier Monaten in Tilwezembe. Insgesamt dürfte ein Drittel der Kleinschürfer in der Mine zwischen 14- und 17-jährig sein. Mühseliger Transport bis zum nächsten Zwischenhändler, von dessen Berechnungen die

– In Veröffentlichungen versprechen Glencore wie Kamoto (KCC), sich für «ethischen und verantwortungsvollen» Bergbau einzusetzen. Dennoch – und trotz strenger Vorgaben im kongolesischen Gesetz zur Umweltbelastung im Bergbau – flossen bei KCC vier Jahre lang hochsaure und schwermetallbelastete Abwasser in den Fluss Luilu. Als Folge beklagen Anwohner, dass es keine Fische und Krabben mehr gäbe. Das Wasser könne auch nicht mehr getrunken und kaum noch im Haushalt verwendet werden. Zudem schade es den Böden. Erst vor kurzem und nach den Gesprächen zwischen Brot für alle und Glencore wurde die Einleitung gestoppt. Die Frage der Entschädigungen ist nicht geklärt.

Wir schauen weiterhin genau hin Gemeinsam mit den Partnerorganisationen wird Brot für alle weiterhin die Realität für die Menschen rund um die Minen beobachten. Genau verfolgen wir, was das Unternehmen und sein Präsident Ivan Glasenberg im Gespräch verspricht oder sonst bekanntgibt und was dann wirklich umgesetzt wird. Unterstützt werden wir von vielen, wie die von Brot für alle mitgetragene Petition Recht ohne Grenzen (www.rechtohnegrenzen.ch)

Kleinschürfer völlig abhängig sind.

– Auch in der Glencore-Beteiligung Mutanda Mining beobachten die lokalen Beobachter verletzte Arbeitsrechte, Lohndrückerei und ungenügende Sicherheitsvorkehrungen für die Beschäftigten. Zudem wurden im 2011 viele missbräuchliche Kündigungen ausgesprochen. – Fehlende soziale Verantwortung zeigt sich auch in der Geschäftspolitik und der Steuerpraxis von Glencore. Minen wurden im Kongo unter wenig klaren Umständen dem Staat abgekauft und zu Preisen, die von Marktbeobachtern als viel zu tief eingeschätzt werden. «Mindestens 5.5 Milliarden Dollar dürften so dem Staat entgangen sein», schreibt der britische Parlamentarier Eric Joyce. Glencore hat direkt und indirekt 40 Prozent an Mutanda Mining (MuMi) und 37.5 Prozent der Kupfer- und Kobaltmine Kansuki erworben. Weitere 25 Prozent Anteil hat der kongolesische Staat unter dubiosen Bedingungen dem Investor Dan Gertler verkauft, ein Geschäftspartner von Glencore. – Steueroptimierung ist im Bergbau gang und gäbe. Glencore gilt als Konzern, der die Möglichkeiten sogenannter Steuerparadiese, also von Orten mit sehr tiefer Steuerbelastung, besonders ausgeprägt nutzt. Bekannt ist, dass KCC durch interne Verrechnungen Gewinne in Steueroasen verlagert

zeigt. Bis zum Redaktionsschluss unterschrieben über 90'000 Personen die Forderung, Schweizer Konzerne gesetzlich zu zwingen, Menschen- und Umweltrechte weltweit einzuhalten. uw

Die Studie (74 Seiten, französisch) herunterladen: www.brotfueralle.ch/de/glencoreinternational


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Wo hilft da die Zusammenarbeit mit Brot für alle? Die Präsenz von Brot für alle und anderen Freunden aus der Schweiz ist sehr wichtig. Das stärkt die Widerstandskraft der Bauern und hilft ihnen beim Aufbau von alternativen Strukturen. Es tut gut, zu erfahren, dass es Organisationen gibt, welche die Bauern ernst nehmen und unterstützen. Die Regierung stellt sich schon lange taub gegenüber deren Anliegen.

RÜCKBLICK KAMPAGNE 2012

«Schade, dass griffige Kontrollen für Konzerne fehlen» Urs Walter

Als Gast der Kampagne 2012 hat Gilma Benitez Benavides viele Facetten der Schweiz kennen gelernt. Das funktionierende Regierungssystem hat sie beeindruckt. Doch: «Schade, fehlen griffige Massnahmen für eine

© Brot für alle / Beat Loosli

bessere soziale Kontrolle der Konzerne.»

Gilma Benitez Benavides, Sozialpädagogin aus Bogotà und Gast von Brot für alle während der ökumenischen Kampagne 2012. Aufgewachsen ist die 53-jährige Kolumbianerin im Dorf Ricaurte an der Küste bei Narino im Süden.

Kolumbien, das verbinden viele mit Gewalt und Drogen. Sie kennen den Alltag der Bäuerinnen und Bauern – was sind da die grössten Sorgen? Gilma Benitez: Oh, sie haben viele Sorgen. Die Landwirtschaftspolitik der Regierung fördert den Landraub, schränkt die Produktion der Kleinbauern ein und beeinträchtigt ganz allgemein die Identität der Campesinos und Campesinas. Das zeigt sich darin, dass dieser Ausdruck für die kleinbäuerliche Bevölkerung aus dem öffentlichen Wortschatz gestrichen wird. Dabei fühlen sich fünf bis sechs Millionen Menschen als Campesinos, beinahe ein Fünftel der Bevölkerung Kolumbiens. Die Agrarreform des Landes richtet sich vorwiegend auf Freihandel und globale Marktwirtschaft aus. So soll Beschäftigung gefördert werden, nicht die landwirtschaftliche Produktion durch eigenständige Bauern. Doch das macht die Leute zu Tagelöhnern, schlecht bezahlt und abhängig.

Was bringen Sie ‹ihren› Leuten zurück vom Besuch in der Schweiz? Die Schweiz ist ein schönes Land mit ihren Bergen und der vielfältigen Natur. Aber auch Kolumbien ist paradiesisch. Doch in der Schweiz schützt die Regierung diese Werte, Recht und Staat funktionieren. Das ist in Kolumbien ganz anders. Die Regierung handelt nicht im Interesse der Bevölkerung und lässt die Leute beim Schutz der Natur allein. Gemeinsam ist, dass in der Schweiz die Bauernfamilien aus den gleichen Gründen wie bei uns gefährdet sind. Da fragte ich mich bei meinen Treffen oft, ob die Leute wissen, was es bedeutet, wenn die Landwirtschaft verschwindet. Sie besuchten viele Kirchgemeinden und Schulen: was hat Sie weiter beeindruckt? Viele Leute habe ich kennen gelernt und dabei so vielerlei Denkweisen. Beeindruckt hat mich die Beteiligung, besonders in den Gruppen, die sich aktiv mit Entwicklungsfragen beschäftigen. Meine Treffen begann ich immer mit einem Ritual mit Erde, um die Verbindung zur Mutter Erde herzustellen. Das löste immer viel aus. Jetzt kaufe ich kein Auto, sondern ein Velo, sagte zum Beispiel jemand danach. Ein Wunsch an die offizielle Schweiz? Sowohl die Regierung wie die Bevölkerung sollten dafür sorgen, dass die Schweiz eine soziale Kontrolle der multinationalen Unternehmen ausübt. Auch Schweizer Konzerne sind am Landraub beteiligt. Darunter verstehe ich mehr als nur den Zugriff auf Boden; es geht um ‹ despojos ›, also um materielle Enteignungen, wie auch die politische Macht, die den Bauern weggenommen wird, um ihnen die Lebensgrundlagen zu verschlechtern. Ich hoffe auch, dass die Schweizer Regierung und die Bevölkerung dem kolumbianischen Präsidenten nicht glaubt, wenn er sich zur Armut im Lande äussert. Die Zahlen sind geschönt, denn die Regierung will gut dastehen.


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PROJEKTPARTNER SYNPA/BENIN

Die ‹Voice in Rio› heisst Salamatou Gazéré Dotia Urs Walter

Die grosse weite Welt der Regierenden trifft sich an der Konferenz für nachhaltige Entwicklung Rio+20. Am Weltgipfel der Völker treffen sich weit mehr un© Brot für alle

terschiedliche Stimmen . Zur Schweizer ‹Voice in Rio› wurde Salamatou Gazéré, Benin, erkoren. 57 Jahre zählt Salamatou Gazéré Dotia, ihr Unternehmensgeist ist enorm. Mit vielen Ideen kämpft sie für bessere Lebensbedingungen in Benin. Ein Engagement ist Synpa, die Gewerkschaft von Bäuerinnen und Bauern und Partnerin von Brot für alle. Seit ihr Mann, ehemals Lehrer, pensioniert ist, entwickelte sich die Mutter von sechs eigenen und zwei Adoptivkindern zur bäuerlichen Kleinunternehmerin: Kaninchen, Hühner und Ziegen, Hirse und Erdnüsse. Letztere werden direkt verkauft, die meisten anderen Produkte jedoch weiterverarbeitet. Dazu haben die Frauen in Barienou ein Lagerhaus gebaut und einen Brunnen gegraben. Das frische Gemüse aus dem eigenen Garten hilft während der ‹Soudure›, wie die regelmässig wiederkehrende Zeit mit Nahrungsknappheit und Hunger für viele in Benin genannt wird.

Salamatou und Brot für alle in Rio+20 Die engagierte Bäuerin und Gewerkschafterin Salamatou Gazéré Dotia reist an den Nachhaltigkeitsgipfel Rio+20. Im Austausch mit vielen anderen Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen aus dem Süden, aber auch beim geplanten Treffen mit der Schweizer Delegation, wird sie von ihren Erfahrungen und Erfolgen berichten. Ausgewählt wurde Gazéré in der Abstimmung ‹A Voice in Rio› der ökumenischen Kampagne 2012. Sie wird von Vertretern von Brot für alle und Fastenopfer begleitet. Neben dem grossen Thema Klima stehen nicht minder wichtige Diskussionen zum zunehmenden Landraub und dem gravierenden Abzapfen von Wasser an. Brot für alle unterstützt dabei lokale Organisationen, damit die lokale Bevölkerung nicht unter dem Vorgehen der ausländischen Investoren leidet, wie etwa in Sierra Leone beim Anbau von Zuckerrohr

Salamatou Gazéré Dotia, die Voice in Rio

Von den bebauten etwa drei Hektaren Land hat Gazéré eine halbe Hektare von ihren Eltern geerbt, in Afrika lange nicht überall möglich. Den Rest steuern ihr Mann und weitere Eigentümer bei. Dank ihrer Tatkraft und dem vielen Wissen ist sie zu einer Respektsperson geworden. Gemeinsam mit über sechzig Frauen berät sie in rund achtzig Dörfern sowohl Bäuerinnen mit kleinsten Landstückchen wie auch Frauen, die über grössere Möglichkeiten verfügen. Selber hat Gazéré die Schule nur sechs Jahre besucht. Aus ihrem Zusatzverdienst vermochte sie aber allen ihren Kindern eine Ausbildung zu finanzieren. Fünf arbeiten und leben jetzt in der nahen Stadt Djougou.

Synpa stärkt Rechte der Bäuerinnen und Bauern

Die Gewerkschaft Synergie Paysanne (Synpa) zählt über 1300 Mitglieder in fast fünfzig Gemeinden Benins. Sie stärkt die Rechte der Bäuerinnen und Bauern – und hat viele Stimmen für Salamatou Gazéré gesammelt. Brot für alle-Partnerin Synpa unterstützt sie auch, ihr Land besser gegen den Zugriff ausländischer Firmen oder Grossgrundbesitzer zu schützen. «Man muss das Schweigen über das Thema Land Grabbing (Landnahme) brechen», betonte -Generalsekretär Simon Bodea. Synpa arbeitet mit den Gemeinden zusammen, aber auch mit Partnerorganisationen in ganz Westafrika. So wird das Anliegen der Kleinbauern und -bäuerinnen bei den eigenen Regierungen bekannt gemacht, aber auch im Westen, woher viele der Investoren kommen, die der Bevölkerung ihr Land entziehen.

durch Addax (vgl. ‹contigo› 2/2011 oder www.brotfueralle.ch). uw

Auskünfte: Ester Wolf, Verantwortliche Entwicklungspolitik: 021 614 77 18, wolf@bfa-ppp.ch

Weitere Hinweise zu Rio+20 auf Seite 23 und im Internet www.brotfueralle.ch

Spenden auf Postkonto Brot für alle 40 – 984 – 9, Stichwort BFA-Südprogramm, Nr. 4108 Recht auf Nahrung / Ernährungssouveränität, Projekte 835.8006


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Schweiz: Die Villa YoYo im Quartier Peseux in der Peripherie Neuenburgs steht Kindern im Vorschul- und Schulalter nach dem Unterricht kostenlos zur Verfügung. Sie können dort spielen, soziale Kontakte aufbauen und ihre Hausaufgaben selbständig oder unter Aufsicht erledigen.

PROJEKT SOZIALE INTEGRATION

Integration beginnt im Quartier Christine Spirig

Für Menschen mit Migrationshintergrund gestaltet sich der Anschluss an das Gemeinschaftsleben oft schwierig, besonders wenn in den Quartieren Angebote fehlen. Mit Villa YoYo und Espace Parents hat HEKS in Neuenburg Orte der Begegnung geschaffen.

Aber nicht nur die Kinder, auch deren Eltern sind von fehlenden Angeboten im Bereich des Gemeinschaftslebens betroffen: Sie fühlen sich von den hohen Ansprüchen der Gesellschaft oft überfordert, weil sie die Sprache nicht beherrschen und häufig auch schlecht Lesen und Schreiben können. Die Folge sind Isolation, oft auch gesundheitliche Probleme.

Ort der Begegnung und Orientierung

©  HEKS

Seit April 2009 hat EPER das Angebot der Villa YoYo um den Espace Parents erweitert. Mit Unterstützung der Stadt Neuenburg wurde ein Ort der Begegnung, zur Orientierung und der Unterstützung für Erwachsene aus dem Quartier und den benachbarten Stadtteilen geschaffen. Zum Angebot von Espace Parents gehören kostenlose Beratungen ohne Voranmeldung zu verschiedenen Themen wie beispielsweise Erziehung, administrative Belange, Versicherungen oder Gesundheit. Auf Wunsch sind auch Hausbesuche möglich oder Eltern werden in gewissen Situationen, zum Beispiel bei Behördengängen oder Elterngesprächen in der Schule, begleitet. Die Projektmitarbeiterin ist aber auch bestrebt, die Ressourcen der Eltern zu fördern und ihnen Werkzeuge mit auf den Weg zu geben, damit sie unabhängiger sind und selbständig mit öffentlichen oder privaten Gemeinschaftseinrichtungen in Kontakt treten können. Nicht zuletzt profitieren die Erwachsenen von der Gelegenheit, ihr Französisch in einem ungezwungenen Rahmen anzuwenden und zu verbessern.

Offene Türen für Kinder aus Migrationsfamilien: Die Villa YoYo in Neuenburg im Quartier Peseux

Migrationsfamilien leben häufig in Wohnquartieren, in denen ihren Kindern nur wenige öffentliche Spielplätze und Freizeitangebote zur Verfügung stehen. Ihnen fehlt dadurch nicht nur eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Sie verpassen auch die Gelegenheit, im Umgang mit Gleichaltrigen gefördert zu werden und sich zu integrieren.

Villa YoYo in Neuenburg Um dieser Situation entgegenzuwirken, unterstützt das Secrétariat Romand von HEKS / EPER in Lausanne – seit mehreren Jahren ein niederschwelliges Angebot des Cevi

Die Angebote Villa YoYo und Espace Parents sind mittlerweile im Quartier gut verankert. Die Lebensqualität hat sich für die Kinder wie auch für die Eltern verbessert. Auch die Stadtregierung ist vom Projekt überzeugt und unterstützt EPER beim Aufbau der Einrichtung in anderen sozial benachteiligten Teilen der Stadt Neuenburg.


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PROJEKT KATASTROPHENVORSORGE

Im Katastrophenfall schnell und richtig handeln Judith Macchi

Seit Jahrzehnten versuchen Entwicklungsorganisationen die Verwundbarkeit von Gesellschaften durch Naturkatastrophen zu vermindern. In Indonesien schult HEKS eine lokale Einsatztruppe, die im Katastrophen-

HEKS ist überzeugt, dass die Befähigung von lokalen Organisationen, die nach Katastrophen schnell aktiv werden

© HEKS / Judith Macchi

fall schnell und effizient handeln kann.

zu einem Local Emergency Assessment and Response Network (LEARN) aus, zu Deutsch: Lokales Katastrophen-Abklärungsund Einsatz-Netzwerk. Das LEARN-Team soll bei – leider wahrscheinlichen – künftigen Katastrophen schnell zuverlässige Informationen an HEKS in der Schweiz weiterleiten und den Soforthilfeeinsatz in die Wege leiten. Auch soll es rasch einsatzfähig sein, um gefährdeten Menschen unmittelbar nach einem Katastrophenfall effizient zu helfen. In sechs Trainingsmodulen werden die Teammitglieder auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet und lernen zum Beispiel, wie man mit einfachen Hilfsmitteln den Verschmutzungsgrad von Wasser misst, einen Wasserfilter oder eine einfache Unterkunft baut oder ein Satellitentelefon bedient.

Schnelle Bereitschaft, gute Koordination: Das LEARN-Team mit Ausbildner Rolf Schleyer (4.v.l.), HEKS-Konsulent in Indonesien

Die Häufigkeit und die Intensität von Naturkatastrophen haben weltweit zugenommen. Die Ursachen sind vielschichtig: Bevölkerungswachstum, zunehmende intensive Nutzung von gefährdeten Gebieten, Verstädterung, Umweltveränderungen und Klimawandel. 2011 kamen bei Katastrophen fast 30 000 Menschen ums Leben, 206 Millionen Menschen wurden in Mitleidenschaft gezogen. In Indonesien zum Beispiel leben die Menschen in vielen Landesteilen mit der ständigen Angst vor einer Naturkatastrophe. Mit seiner geographischen Lage auf mehreren tektonischen Plattengrenzen ist Indonesien anfällig für Erdbeben und Tsunamis. Aber auch Überschwemmungen und Erdrutsche fordern jedes Jahr hunderte von Opfern und machen tausende Menschen obdachlos.

Landesweites Krisenmanagement HEKS ist seit dem Tsunami von Dezember 2004 in Indonesien tätig. Diese Projekte werden Ende 2012 beendet. Um in einer künftigen Katastrophensituation schnell und effizient reagieren zu können, bildet HEKS in einem Pilotprojekt zwölf Vertreter/innen von langjährigen Partnerorganisationen

können, ein grosser Schritt hin zu einer effizienten Katastrophenvorsorge ist. HEKS klärt momentan ab, ob sich das LEARN-Modell auch auf weitere Länder, die besonders anfällig für Naturkatastrophen sind, ausweiten lässt.

Feuerprobe nach Erdbeben bestanden Am 11. April 2012 erschütterten zwei Erdbeben der Stärke 8,5 und 8,1 den Meeresboden vor der indonesischen Insel Sumatra und versetzten die Menschen an den Küsten Südostasiens in Panik. Grossräumig wurden Tsunami-Warnungen ausgesprochen. Die Katastrophe blieb glücklicherweise aus. Das LEARN-Team war erstmals landesweit im Einsatz – mit einer guten Zwischenbilanz: Die Kommunikation mit der Regierung sowie mit HEKS in der Schweiz funktionierte einwandfrei und die Informationenübermittlung war schneller als über die offiziellen Strukturen. jm


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INFORMIEREN UND SENSIBILISIEREN

Menschenrechte als Hebel für Entwicklung Corina Bosshard

In vielen HEKS-Projekten sind die rechtlich verankerten Ansprüche der Menschen wichtiger Ausgangspunkt und Hebel für Entwicklung und gesellschaftlichen Wandel. Eine Broschüre von HEKS erläutert diesen menschenrechtsbasierten Arbeitsansatz.

rankam, wurde der Fall mit Hilfe von Anwälten systematisch aufgearbeitet, der Staatsanwaltschaft übergeben und gleichzeitig durch Informations- und Lobbyarbeit auf die nationale Ebene getragen. So kam es im Bundesstaat Minas Gerais zum ersten Gerichtsfall von Quilombola-Familien, die ihr Land zurückfordern. Wie sich zeigt mit Erfolg.

Für Menschen mit Rechtsansprüchen HEKS sieht in den Begünstigten seiner Projekte keine passiven Almosenempfänger, sondern Individuen und Gruppen mit Rechtsansprüchen. Deshalb setzt sich HEKS dafür ein, dass Menschen ihre Rechte kennen und diese auch aktiv einfordern können. HEKS hilft den Begünstigten, sich miteinander zu vernetzen und auf nationaler und internationaler Ebene Allianzen zu bilden, um sich bei der Einforderung ihrer Rechte mehr Gehör zu verschaffen. Gleichzeitig unterstützt HEKS die Partnerorganisationen dabei, sich an die Träger von Rechtspflichten, wie etwa den Staat und seine jeweiligen Institutionen, zu wenden, damit diese für ihre rechtliche Verantwortung sensibilisiert werden.

Der 29. September 2011 war ein grosser Tag für 500 Quilomrojektarbeit bola-Familien in Brejo Gegen Gewalt inim Albanien in Indien doshäusliche Crioulos braer Urbevölkerung, In Albanien wird fast jede dritte Frau Opfer auch Kastenlose aus vonsilianischen häuslicher Gewalt. Um dieser EntwickCerrado: estossen und zunehlung entgegenzutreten, wurde mit der n, ihrem traditionellen Unterstützung von HEKS ein BeratungsPräsidentin Dilma n. Dies obwohl die und Begegnungshaus in Tirana aufgebaut, Rousseff unterzeiche Diskriminierung der in dem betroffene Frauen psychologisch, die Regierung 2006 sozial und juristisch unterstützt und über ein werden. Dokument, » verabschiedete, ihrenete Rechte aufgeklärt Zudem wird Adivasi auf ihren die Gesellschaft mittels Kampagnen und Die Quilombola-Fawelches ihnen die kolsraum anerkennt. Petitionen auf das Tabu-Thema der häuslichen Gewalt aufmerksam gemacht und für nd Bildungsarbeit milien in Brejo dos Crioulektiven Landtitel für Frauen- und Kinderrechte sensibilisiert. her über ihre verfasAusführungen zur HEKS-Strategie rechte wie Zugang zu Aufüber nationaler17'000 Ebene betreibt die HEKSlos wurden während ihres Hektaren dern, zu staatlichen Partnerorganisation Lobbying für FrauenMenschenrechtsbasierte Entwicklungszusammenarbeit Landkampfes zugleich in zusprach. Land, dung aufgeklärt. undLand Familienrechte und für deren Umsetsie mit Regierungszung. Der anhaltende Druck auf die Autorilandwirtschaftlichen Aktivon dem sie Jahre zunnen, um zu ihren täten und die gleichzeitige Zusammenarbeit VertreterInnen mit letzteren zeigte Erfolg: Albanien vervitäten unterstützt. Diese vor von GrossgrundSiedlungen werden abschiedete einen nationalen Aktionsplan mit sie sich in Fraugegen häusliche Gewalt und die nationalen Unterstützung wird weiterbesitzern vertrieben uppen oder Gruppen Gesetze bieten heute eine gute Grundlage, ieren und so gemeinumworden gegen häusliche Gewalt vorzugehen. gehen, damit die Familien waren und für fen und LösungsDie Partnerorganisation überwacht nun die eichzeitig wird auf Implementierung dieser aus ihrem zurückerstrittedessen und Einhaltung Rückgewindie Rechte der Adivasi Gesetze. weise indem Vertreter nen Land auch dauerhafte nung sie ganze zwölf ats in Workshops Einkommen erarbeiten Jahre kämpfen mussgen zur Umsetzung » informiert werden. können. Denn im Zentrum ten. Die Quilombolas pt zur menschenrechtsbasierten Entwicklungszusammenarbeit steht der Arbeit von HEKS steht sind Nachkommen f unserer Webseite zum Download bereit. immer der Mensch und entflohener afrikaseine Entwicklung. Rechte nischer Sklaven, die h und das Schaffen des Zuheute in abgelegenen gangs zu diesen Rechten Gebieten im Landessind ein wichtiger Hebel, inneren leben. Zwar um diese Entwicklung verankert ein Artikel möglich zu machen. in der brasilianischen Verfassung ihr Recht auf ihr angestammtes Land; die Umsetzung des Verfassungsauftrags gestaltet sich allerBestellen Sie den Flyer ‹ Menschenrechtsbasierte Entwicklungszusammendings schwierig und langwierig. arbeit › unter info@heks.ch oder laden Sie ihn online herunter auf Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz

www.heks.ch/de/news-service/materialien.

HEKS unterstützte die 500 Familien in Brejo dos Crioulos in ihrem Landkampf: Weil der Prozess auf dem Weg des Dialogs mit der Landreformbehörde nicht vo-


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HEKS-VERANSTALTUNGEN Sonntag, 17. Juni

Flüchtlingssonntag

Der Tag des Flüchtlings 2012 gibt Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen ein Gesicht. Er will einen Beitrag dazu leisten, Vorurteile gegenüber Flüchtlingen abzubauen und Begegnungen auf Augenhöhe, von Mensch zu Mensch zu ermöglichen.

nebenher in deutscher Sprache über das Leben in der Schweiz aus. Interessierte haben die Möglichkeit, einen Nachmittag lang gemeinsam mit den Projektmitarbeitenden und Flüchtlingsfamilien verschiedener Nationen im Garten mitzuarbeiten und bei einem interkulturellen Zvieri miteinander ins Gespräch zu kommen. Freitag, 14. September, 14 – 18 Uhr, Gartenareal Mutachstrasse, Bern; Beschränkte Platzzahl Anmeldung und weitere Informationen: bern@heks.ch oder 031 385 18 40

Freitag, 14. September

Konzert für den Frieden: Chor der Nationen

Zur Unterstützung von Kirchgemeinden und Pfarrämtern stellt HEKS auch dieses Jahr eine breite Palette von Materialien zur Verfügung: Plakate, Predigtbausteine, Kollektenansagen, Karten, Projektreportagen und vieles mehr. Nutzen Sie den Flüchtlingssonntag, um Flüchtlingen ein Gesicht zu geben und Vorurteile gegenüber Fremden abzubauen. Weitere Auskünfte erhalten Sie über: fluechtlingssonntag@heks.ch

Freitag, 14. September

Mitmachaktion bei HEKS Neue Gärten Bern

Das Projekt ‹ HEKS Neue Gärten Bern › dient Migrantinnen und Migranten als Arbeitsort und sozialer Treffpunkt zugleich: Sie lernen während der gemeinsamen Gartenarbeit den biologischen Gartenbau kennen und tauschen sich

Der Chor der Nationen ist ein einzigartiges, innovatives Integrationsprojekt. Die gemeinsame Musikpraxis von Interpretinnen und Interpreten verschiedener Herkunft bildet die Grundlage für neue Erlebnisse und Erfahrungen und ist eine Bereicherung für alle. Gesungen werden Lieder aus vielen Kulturen in der jeweiligen Landessprache. Schweizerinnen und Schweizer wie Zugewanderte lernen die Aussprache der Lieder gemeinsam – eine Förderung der sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Integration über das Alltägliche hinaus. Vor der Kirche informiert Sie HEKS Bern an einem Stand über seine Projekte. Freitag, 14. September, 20 Uhr, Heiliggeistkirche Bern Der Eintritt ist kostenlos (Kollekte), keine Anmeldung erforderlich

Dienstag, 18. September

Als Menschenrechtsbeobachter in Palästina: Gibt es noch Hoffnung auf Frieden?

Der pensionierte Direktor der Altersheime der Stadt Zürich, Ueli Schwarzmann, war für drei Monate als Menschenrechtsbobachter in Palästina und berichtet von seinem Einsatz. Dienstag, 18. September, 20 Uhr, Centro evangelico Ascona

Herbsttreffen 2012

Auch in diesem Jahr organisiert HEKS als Vorbereitung auf die Sammelkampagne 2012 Herbsttreffen für kirchlich Engagierte durch. Die Herbsttreffen finden in Basel, Bern, St. Gallen und Zürich und dieses Jahr auch in Luzern statt. Schaufensterland der Sammelkampagne 2012 ist Senegal. Im Zentrum steht einmal mehr die Entwicklung ländlicher Gemeinschaften mit besonderem Fokus auf dem Thema ‹ Zugang zu Land ›. Im Rahmen der Herbsttreffen wird erstmals der Kampagnenfilm öffentlich vorgeführt. Freitag, 7. September, Basel, Eglise Française Donnerstag, 13. September, Bern, Eglise Française Freitag, 21. September, St. Gallen, Saal der Kirchgemeinde Grossacker Donnerstag, 27. September, Zürich, Seminarstrasse 28 Mittwoch, 24. Oktober, Luzern, Lukaszentrum Detaillierte Informationen werden mit der Einladung Anfang Juli verschickt oder auf www.heks.ch/herbsttreffen

Geissenaktion 2012

2012 ist HEKS an verschiedenen Märkten, Festivals oder Messen mit seiner Geissenmaschine vor Ort. Neben den unten aufgeführten Aktionen hat die Geissenmaschine aber noch Kapazitäten für den einen oder anderen ‹ Auftritt ›. Vielleicht bei Ihnen? Kontaktperson für Aktionen mit der Geissenmaschine oder dem ehemaligen Geissenstand ist Ruedi Lüscher, luescher@heks.ch oder 044 360 88 30 Freitag-Sonntag, 22.­ – 24. Juni, Zofingen, Bio Marché Freitag/Samstag, 29. / 30. Juni, Martigny, 5 Continents Dienstag-Sonntag, 17.­ – 22. Juli, Nyon, Paleo Festival Freitag-Sonntag, 31. August bis 9. September, Geissenspezial , Chur, Gehla Samstag, 27. Oktober, Hinwil (Anlass der Kirchgemeinde)


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VORSCHAU HERBSTKAMPAGNE

«Mission Landwirtschaft» Richard Geer

Millionen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern leben am Rande des Existenzminimums. mission 21 unterstützt sie auf

© mission 21 / Alexandra Le Coq

vielfältige Weise.

Bauernfamilie aus dem Cunas-Tal in Peru mit ihrer Ernte

Natalia Cerrón Orihuela ist Bäuerin im Cunas-Tal in den peruanischen Anden. Früher war es mit ihrer Gesundheit nicht zum Besten bestellt. Aufgrund des kargen Bodens und der Höhenlage waren die Erträge gering und die Ernährung einseitig. «Jetzt geht es mir sehr viel besser», sagt sie, «für uns hier im Cunas-Tal hat sich vieles zum Positiven entwickelt.» Denn die Berater der Partnerorganisation von mission 21 unterstützen sie und die anderen Kleinbauernfamilien des Tals darin, einfache Gewächshäuser zu errichten, in denen auch Gemüse und Obst wächst, Biodünger herzustellen, Kleintiere zu züchten und vieles mehr.

Ernährung verbessern Rund 800 Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in den ländlichen Gebieten des Südens leben von weniger als einem Dollar pro Tag. «In vielen Regionen ernähren sich die

Menschen zu einseitig, da sie nur sehr wenige Produkte anbauen – zum Beispiel Mais oder Maniok. Der dadurch entstehende Eiweiss- und Vitaminmangel verschlechtert langfristig ihre Gesundheit», erklärt Armin Zimmermann, Agrarwissenschaftler und Programmverantwortlicher für Südsudan. mission 21 unterstützt die Landwirte daher gemeinsam mit Experten der Partnerkirchen und –organisationen. Fünf Strategien sind dabei massgeblich: Diversifizierung der Ernährung, Verbesserung der Anbaumethoden, regionale Vermarktung, Fortbildung der Landwirte und Stärkung der Frauen. Die Förderung der Landwirtschaft ist mission 21 seit jeher ein Anliegen. Schon für die frühe Missionstätigkeit der Trägervereine von mission 21 war die Sicherung der Ernährung der Menschen im Süden wichtig. Dies hat, zusammen mit Fortschritten in der medizinischen Versorgung, massgeblich zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen beigetragen. Denn zur Verkündigung des Evangeliums gehörte von Anfang an die Sorge um das Wohl der Menschen.

Ganzheitlicher Ansatz Neue Herausforderungen wie Klimawandel und ‹ Land Grabbing ›, Landraub, sind hinzugekommen. Mit unserer Herbstkampagne «Mis-

sion Landwirtschaft – Wir stärken Kleinbäuerinnen und Kleinbauern weltweit» möchten wir auf die oft sehr schwierige Situation der ländlichen Bevölkerung aufmerksam machen. Wir unterstützen sie mit unseren Projekten im täglichen Überlebenskampf und ermöglichen ihnen eine lebenswerte Zukunft. Unser Ansatz ist ganzheitlich. Neben der Förderung einer Existenz sichernden Landwirtschaft sind auch die Bereiche Gesundheit und Bildung zentrale Aspekte unserer Programme der ländlichen Entwicklung. Weitere Informationen und Anregungen zum Thema und zu den beiden vorgestellten Projekten in Peru und der Demokratischen Republik Kongo finden Sie in unserer Aktionsbroschüre. Sie wird Mitte Juni als pdf-Datei und im August in gedruckter Version erhältlich sein. Unsere Website wird ab Juni bis Ende August laufend mit weiteren Materialien für die Gemeindearbeit ergänzt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem Engagement!

Projektdienst: Seraina Vetterli, 061 260 23 03, seraina.vetterli@mission-21.org Referentenvermittlung: Shabnam-Edith Barth, 061 260 22 31, shabnam.barth@mission-21.org, www.mission-21.org/landwirtschaft

Kurzvorstellung Referierende zur Herbstkampagne Demokratische Republik Kongo Martin Egli, Programmverantwortlicher für die DR Kongo bei mission 21 Johannes Blum, Präsident der Evangelischen Mission im Kwango (EMIK) Helmuth Fässler, langjähriger ehemaliger Mitarbeiter der EMIK in der DR Kongo Peru Claudia Quispe-Rampa, Programmverantwortliche für Peru bei mission 21 Bernhard Graf und Ilse Graf-Krenmayr, ehemalige Mitarbeitende der Basler Mission in Peru Sebastiano Pollock und Alexandra Le Coq, ökumenische Mitarbeitende von mission 21 in Peru Allgemein zu ‹Mission Landwirtschaft› Markus Perrenoud, Pfarrer und Studienleiter bei mission 21 mit Peru-Erfahrung Simone Wüthrich, Pfarrerin und Studienleiterin bei mission mit Bolivien-Erfahrung Christian Weber, Pfarrer und Studienleiter bei mission 21 mit Kongo-Erfahrung


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IN EIGENER SACHE

Neubesetzung von Direktion und Vorstand Interview: Richard Geer und Dorothee Adrian

Mit Christine Christ-von Wedel als neuer Vorstandsvorsitzenden seit Ende Februar und Claudia Bandi© mission 21

xen als neuer Direktorin ab Mitte Juli dieses Jahres hat mission 21 zwei erfahrene und fähige Personen dazugewonnen. An der Abgeordnetenversammlung Ende Juni 2012 werden die weiteren Vorstandsmitglieder gewählt. Claudia Bandixen und Christine Christ geben Auskunft, warum ihnen die Arbeit für die Mission ein wichtiges Anliegen ist. Welche Erfahrungen haben Sie mit Mission und weltweiter Kirche gemacht? Christine Christ (CC): Als Frau eines Pfarrers war ich in der Gemeinde sehr aktiv in der Arbeit, die die Mission trägt: Wir haben Basare und Feste organisiert, ich habe Konzerte für die Mission gesungen, und dann bin ich in die Gremienarbeit bei der Basler Mission hineingewachsen. Für mich ist eine Gemeinde, die nicht über ihre Kirchturmspitze hinaussieht, undenkbar. Wir bekennen uns zu Christus, der für die ganze Welt gestorben ist und leben in einer Zeit, in der die Kulturen näher zusammenrücken. Claudia Bandixen (CB): Ich habe Theologie studiert, weil mich Mission interessiert hat. Schon im ersten Pfarramt habe ich mich für die Thematik der weltweiten Kirche eingesetzt. Von 1990 bis 1996 war ich über die Basler Mission mit meiner Familie in Chile. Die Zeit dort hat mich geprägt. Mich zieht es dorthin, wo etwas im Aufbruch ist. Und so kenne ich Mission: Als Bewegung, die innovativ ist und neue Wege sucht. Die beschreite ich gerne zusammen mit den Mitarbeitenden, dem Vorstand und all den Menschen, deren Anliegen die Missionsbewegung ist. Warum halten Sie am Begriff ‹Mission› fest, obwohl er veraltet wirkt und belastet ist? CB: Ich bin davon überzeugt, dass Mission die beste Entwicklungsarbeit leistet. In den Slums von Santiago de Chile habe ich erfahren, dass es sehr schwer sein kann, ohne die Kirche Menschen zu erreichen, zum Beispiel als es darum ging, über Aids aufzuklären – damals noch ein neues Thema! Wenn aber eine Basisgemeinde dazu aufrief, dann kamen über hundert Menschen, die intensiv zuhörten und nachfragten.

Christine Christ-von Wedel (links) und Claudia Bandixen im Gespräch.

CC: Ich verstehe Mission als eine Bewegung, die von Gott ausgeht und uns dazu bewegt, Liebe weiterzugeben. Sie kann sich ganz einfach darin äussern, dass ich einem Kind helfe, erste Schritte zu tun, aber auch in Programmen der internationalen Zusammenarbeit. Da wir diese Bewegung nicht selbst machen, fühlen wir uns getragen und möchten unseren Teil dazu beitragen, der Welt ein liebevolleres Gesicht zu geben – alle dort, wo sie es können. Wo sehen Sie die Stärken von mission 21? CC: Die Stärken sind unsere Partner, die Partnerkirchen, die von den Trägervereinen gegründet wurden. Die Kirchen sind voll, sie wachsen. Wir lernen starke Christinnen und Christen kennen, die zum Teil in harten Situationen leben, einige werden sogar verfolgt. Da fragen wir uns: Was macht es aus, dass Menschen so am Glauben festhalten? Das ist grossartig. Eine andere Stärke sind die Menschen hier in der Schweiz, die sich als Teil der weltweiten Kirche verstehen und die Arbeit tragen – Kirchgemeinden und Einzelpersonen. CB: Menschen, die die Mission unterstützen, sind oft sehr lebenserfahrene Leute, die sagen: «Eure Arbeit leuchtet mir ein, die finde ich gut.» Natürlich brauchen wir auch die jüngeren Leute. Ich erlebe, dass sie sehr ansprechbar sind auf Themen wie Gerechtigkeit und Menschenwürde. Und weil Mission auch Neues und Aufschwung bedeutet, bin ich zuversichtlich, dass wir immer wieder Menschen finden, die neue Wege mit uns gehen möchten. Weitere Informationen Das ausführliche Podcast des Interviews finden Sie auf www.mission-21.org. Die Abgeordnetenversammlung von mission 21 ist öffentlich (siehe Veranstaltungen Seite 21).


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Gesunde Ernährung fördern

PROJEKT TANSANIA

«Gemeinsam können wir alles schaffen» Claudia Zeising und Richard Geer

Wege aus der Armut finden, sich im Kampf gegen HIV/Aids engagieren, sich gegenseitig Mut machen, sich vernetzen und voneinander lernen – die Frau-

Gerade für die vielen HIV-positiven Menschen in der Region ist eine gesunde Ernährung sehr wichtig. Die Frauenarbeit integriert diesen Aspekt in ihr Konzept einer umfassenden Begleitung und Betreuung von Menschen, die sich infiziert haben. Die Leiterin der Frauenarbeit, Pfarrerin Melania Mrema-Kyando, die selbst mit dem Virus infiziert ist (siehe Artikel im Dossier), setzt sich unermüdlich für die von HIV/Aids betroffenen Menschen ein. Dank ihrer Bemühungen konnten Selbsthilfegruppen ins Leben gerufen werden, in der infizierte Menschen offen über ihre Krankheit und die damit einhergehenden körperlichen und psychischen Probleme reden können.

enarbeit der Moravian Church im Süden Tansanias ist vielseitig. Das Leben in der ländlich geprägten Südprovinz ist sehr traditionell. Die meisten Menschen sind selbstversorgend und verfügen über kein regelmässiges Einkommen. Die Frauen sind von früh bis spät auf den Beinen, um ihre Familie zu ernähren. Nur rund fünf Prozent der Mädchen können eine weiterführende Schule besuchen. Bereits in jungen Jahren müssen sie auf dem Feld und im Haushalt helfen und ihre jüngeren Geschwister hüten. Frauenarbeit, die hier immer auch Mädchenarbeit ist, hat viele Facetten. Die Frauengruppen der Herrnhuter Kirche (Moravian Church) in Tansania, Partnerkirche von mission 21, bringen Frauen verschiedener Generationen zusammen. Sie unterstützen einander, teilen Freud und Leid. Trotz der starken Alltagsbelastung nehmen sich die Frauen Zeit füreinander und engagieren sich in vielfältiger Weise für ihre Kirche, etwa durch das Sammeln von Spenden oder unterstützende Arbeit für die Sonntagsschule.

Neues Trainingszentrum für Frauen Ein grosser Stolperstein für die Weiterentwicklung der Frauen ist ihre fehlende Bildung. Die Frauen arbeiten hart und engagiert, aber sie scheitern immer wieder daran, dass ihnen Wissen und Anleitung fehlen. Doch die Frauen wollen lernen, wollen ihre Familien besser versorgen und sind bereit, trotz ihres harten Alltags zusätzliche Belastungen auf sich zu nehmen. Weiterbildungskurse, die im Land angeboten werden, zielen meist auf Frauen, die bereits einen gewissen Bildungsstand erreicht haben. Viele der Frauen auf dem Land können jedoch nur schlecht lesen. Die Frauen der Moravian Church haben daher mit Unterstützung von mission 21 im vergangenen Jahr ein Frauentrainings­zentrum in Rungwe gebaut, um Kurse anbieten zu können, die genau den Bedürfnissen der Frauen angepasst sind. Neben einem grossen Seminarraum enthält es auch eine Lehrküche, in der Kurse für ausgewogene Ernährung angeboten werden.

© Claudia Zeising / mission 21

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Frauengruppe im Dorf Igogwe, Distrikt Rungwe/Tansania

Das Büro der kirchlichen Frauenarbeit in Rungwe ist eine Anlaufstelle für viele wichtige Fragen und Probleme, welche die Frauen beschäftigen. «Pamoja tunaweza», Swahili für «Gemeinsam können wir alles schaffen», ist zum Slogan der Frauenarbeit geworden, die sich immer mehr ausweitet und vernetzt. Dies zeugt vom unerschütterlichen Glauben der Frauen, der Berge versetzt. Projektdienst: Seraina Vetterli, 061 260 23 03, seraina.vetterli@mission-21.org Projekt Nr.: 186.1503 Spendenkonto: 40-726233-2 www.mission-21.org/tansania


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unseren Landwirtschaftsprojekten in Peru und der DR Kongo erwarten Sie musikalische Leckerbissen. Anschliessend Apéro.

AGENDA Juni

Abgeordnetenversammlung Die Abgeordnetenversammlung (AV) wird neben den statutarischen Geschäften den Vorstand von mission 21 wählen und die Diskussion über die internationalen Strukturen fortsetzen. Das Schwerpunktthema wird konkret im Thema Taufe und in zwei Projekten der Kontinentalversammlungen Lateinamerika und Asien. Die AV ist öffentlich. Donnerstag, 29. bis Freitag, 30. Juni mission 21, Missionsstrasse 21, Basel Information: www.mission-21.org/av oder bei Silke Fehrenbach, 061 260 22 29, silke.fehrenbach@mission-21.org

Juli

Missionsfest Das jährliche Missionsfest beginnt mit einem Festgottesdienst im Basler Münster und wird mit einem bunten, internationalen und familienfreundlichen Programm bei kubanischer Musik im Garten des Missionshauses fortgeführt. Für Essen und Getränke ist gesorgt.

Donnerstag, 20. September, 19 Uhr, mission 21, Missionsstrasse 21, Basel Information: Gisèle Wittmer, 061 260 22 76, gisele.wittmer@mission-21.org

Oktober

Begegnungsreise nach China Teilnehmende dieser Reise begegnen der lokalen Bevölkerung, besuchen Kirchgemeinden und theologische Schulen der Partnerkirchen von mission 21 und erleben Kultur und Geschichte Chinas. Reiseleitung: Alfred Hirt, Vorstandsmitglied der Basler Mission, und Tobias Brandner, ökumenischer Mitarbeiter in Hongkong. Reisestationen: Peking, Xian, Nanjing, Schanghai, Guilin, Heyuan, Shenzen und Hongkong. Donnerstag, 4. bis Dienstag, 23. Oktober Information: www.mission-21.org/agenda oder Alfred Hirt, 061 931 14 23, hirt.fredi@gmx.ch

Nachrichten

© mission 21

Palmölplantage bedroht Regenwald

Sonntag, 1. Juli, 10 Uhr mission 21, Missionsstrasse 21, Basel Information: Gisèle Wittmer, 061 260 22 76, gisele.wittmer@mission-21.org

September

Eröffnung der Herbstkampagne Wir laden Sie herzlich zur Eröffnung unserer Herbstkampagne ‹Mission Landwirtschaft – Wir stärken Kleinbäuerinnen und Kleinbauern weltweit › ein. Neben Informationen zu

Mitten in Kameruns Regenwald im Südwesten des Landes soll eine 60'000 Hektar grosse Palmölplantage entstehen. mission 21, die zusammen mit ihrer kamerunischen Partnerkirche am Rande dieses Gebiets das Spital Manyemen betreibt, befürchtet die nachhaltige Zerstörung der Lebensgrundlage der Einheimischen und die Verschmutzung des Trinkwassers. Medienmitteilung vom 13.04.2012: www.mission-21.org/medien

Neu: Ländernews auf Website Immer auf dem Laufenden bleiben: In unseren neu eingerichteten Ländernews berichten Mitarbeitende von mission 21 und Personen vor Ort ganz

aktuell von der Situation im Partnerland und in den Projekten – sei es von der herausfordernden Friedensarbeit in Nigeria oder von der Situation der Christen im Sudan. www.mission-21.org/blogs

Service Neu: Materialien zur Taufvorbereitung

Mit einem Taufalbum, Arbeitsmaterialien und zwei neuen Kursen rückt mission 21 das Thema weltweite Taufe in den Fokus. Das Taufalbum ‹ Ich bin getauft in eine weltweite Kirche › regt mit Bildern, Ideen und Gebeten aus aller Welt zum Nachdenken an und ist ein ideales Geschenk an Tauffamilien. Das Arbeitsheft stellt vier Entwürfe vor, wie die Taufe in Taufgespräch, Taufseminar, Unterricht oder Gottesdienst auf interessante Weise thematisiert werden kann. Auf unserer Website stellen wir Arbeitsheft und Zusatzmaterial, mit dem die Ideen leicht umgesetzt werden können, kostenlos zur Verfügung. Das Taufbuch ist für 14.50 Franken im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-7245-1843-3). Das Bildungsteam von mission 21 bietet ausserdem zwei Kurse zum Thema an: ‹Die Kraft der Taufe neu entdecken› und ‹Ein Glaube – viele Kulturen: Neue Zugänge für die eigene Spiritualität›. Information: www.mission-21.org/taufe


contigo

Nr.2 | 2012

Weitere Veranstaltungshinweise auf den Seiten der Werke 10 bis 21

JUNI

AGENDA

September

in die Landwirtschaft. In Asien wurden für die ‹Grüne Revolution› jährlich deutlich über zwanzig Prozent eingesetzt. Stärken der ländlichen Bevölkerung, Nutzung von Informationen, Innovationen und der Märkte würden helfen. Ein weiterer Schlüssel zur Ernährungssicherung in Afrika wäre der verbesserte Zugang zu Land für Frauen, heisst es im Bericht. uw

Chor der Nationen Freitag, 14. September , 20 Uhr, Bern, Heiliggeistkirche

Fair Trade-Reisen im Gespräch Mittwoch, 27. Juni, 17.15-19 Uhr, Wirtschaft Neumarkt, Neumarkt 5, 8001 Zürich

Was macht Reisen ‹fair›? Diese Frage wird am Info-Talk des Arbeitskreises Tourismus & Entwicklung akte aus unterschiedlichster Sicht beleuchtet. Anschliessend Network-Apéro. www.fairunterwegs.org

UNO-Konferenz Rio+20 18. / 20.-22. Juni 2012

Zwanzig Jahre nach dem UnoErdgipfel in Rio de Janeiro findet in derselben Stadt die UNO-Konferenz zu nachhaltiger Entwicklung, kurz Rio+20, statt. Am Weltgipfel der Völker treffen sich ab 18. Juni Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft und von Nichtregierungsorganisationen, viele davon aus dem Süden, um ihre Forderungen nach einer fairen Entwicklung zuhanden der UnoKonferenz zu formulieren. Alliance Sud, die Arbeitsgemeinschaft grosser Schweizer Hilfswerke, berichtet vom 18. bis 24. Juni mit einem Blog regelmässig über wichtige Forderungen und andere Begebenheiten. Weitere Informationen auf Seite 23 und 13 www.alliancesud.ch

www.undp.org/content/undp/en/home/ librarypage/hdr/africa-humandevelopment-report-2012/ ©?

22

Sängerinnen und Sänger aus dem Chor der Nationen in Bern, Luzern, Glarus, geleitet von Bernhard Furchner und begleitet von Ensemble und Perkussionisten; Kollekte (Siehe auch Seite 17) www.chordernationen.ch

Nachrichten Afrikas Wirtschaft soll zulegen Wird Afrikas Entwicklung anhand der Kennzahl Bruttoinlandprodukt gemessen, sollte 2012 Verbesserungen bringen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) errechnet eine Zunahme der Wirtschaftsleistung in den Ländern südlich der Sahara von 6 Prozent. Im letzten Jahr waren es 5 Prozent Wachstum. Auslöser seien die steigenden Rohstoffpreise, neu erschlossene Ressourcen sowie bessere innerstaatliche Rahmenbedingungen. Wie weit die vielen Menschen ausserhalb der formellen Wirtschaft davon profitieren, lassen die Ökonomen des IWF offen. uw

Juli Internationales Literatur-festival Leukerbad 6. - 8. Juli 2012

Unter anderen lesen Chika Unigwe (Nigeria), Abdelwahab Meddeb (Tunesien), Chirikure Chirikure (Zimbabwe) und Liao Yiwu (China) www.literaturfestival.ch

Human Development-Report sieht zwei Hauptgründe für Fehlentwicklung Afrikas Finden sich in den Studien des IWF Zahlen zu Wachstum und Preisen, geht es im Bericht 2012 über die gesellschaftliche Entwicklung Afrikas mehr um Hintergründe und Ungleichgewichte. 218 Millionen Menschen leiden an Unter- oder Fehlernährung. Dennoch fliessen nur fünf bis zehn Prozent der Staatsausgaben

FAO Richtlinien zur Ernährungssicherheit Das Komitee für Ernährungssicherheit der FAO, der Landwirtschaftsorganisation der UNO, hat Richtlinien für einen verantwortungsvollen Umgang mit Zugangsrechten zu Land, Fischereigründen und Wäldern verabschiedet. Das ist ein wichtiger Schritt, um den Zugang zu Land und natürlichen Ressourcen auf internationaler Ebene zu reglementieren und so ungebührliche Landnahme (Land Grabbing) einzudämmen. Aber noch wehren sich viele Regierungen gegen stärkere verpflichtende Standards. uw

…und ausserdem: 100 Millionen verfolgte Christen Jedes Jahr veröffentlicht das christliche Hilfswerk Open Doors den ‹Weltverfolgungsindex›. Rund 100 Millionen Christinnen und Christen dürften wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Zum zehnten Mal in Folge steht Nordkorea an der Spitze. Dahinter folgen Afghanistan, Saudi-Arabien, Somalia, Iran, Malediven, Usbekistan, Irak und Pakistan. «Die Verfolgung hat sich allgemein verstärkt», analysiert Eric Lecomte, Leiter Open Doors Schweiz. Der Islam sei in neun der ersten zehn Länder die Religion der Mehrheitsbevölkerung. Nicht mehr unter den 50 erfassten Ländern sind Russland, Tansania und Sri Lanka, neu dabei sind Kasachstan und Kolumbien. uw www.opendoors.ch


Nr.2 | 2012

Konferenz

Hoffen und Bangen vor Rio+20 Urs Walter

Aller ‹Nachhaltigkeitsrhetorik› der ersten Konferenz in Rio zum Trotz sind nur wenige Fortschritte erzielt worden. Auch jetzt bleibt

gerechnet mit Abstand die grösste Verantwortung für diese nicht nachhaltige Entwicklung. Dennoch wollen sie kaum etwas unternehmen, um eine faire Entwicklung besonders der armen Menschen zu ermöglichen. «Ausgerechnet die Schweiz gehört in New York zu den Vorreitern jener Staaten, die die besondere Verantwortung der Industrieländer beim Umstieg auf eine nachhaltige Entwicklung in Frage stellen», hält dazu Alliance Sud in einer Stellungnahme vor der Konferenz fest. Ein Manifest mit zehn Punkten zeigt die nötige neue Ausrichtung.

© UN Photo

neben Hoffen viel Bangen.

MEDIENTIPP

Zwanzig Jahre nach dem Erdgipfel von 1992 in Rio de Janeiro soll Rio+20 den Bemühungen für eine nachhaltige Entwicklung neuen Schwung verleihen. Laut Beschluss der UNO-Generalversammlung von März 2010 stehen zwei Themen im Zentrum der Konferenz Rio+20: eine grüne Wirtschaft im Kontext von nachhaltiger Entwicklung und Armutsbekämpfung und der institutionelle Rahmen für nachhaltige Entwicklung. Negative Urteile ergeben sich schnell: Der Klimawandel schreitet weiter voran, die Trinkwasserreserven und die Artenvielfalt schwinden weiter, die Ausbeutung nicht erneuerbarer natürlicher Ressourcen schlägt neue Rekorde. Und nach wie vor tragen die Industrieländer pro Kopf

Mit der bisherigen Haltung gefährde die Schweiz den Erfolg der Konferenz und die Einigung auf gemeinsame griffige Massnahmen. Zudem liege die Verhandlungsführung beim Bundesamt für Umwelt (Bafu). Das Bafu tendiere aber «zur einseitigen Überbewertung von Umweltfragen und zu reinen Lippenbekenntnissen bei Entwicklungsfragen, die für die Entwicklungsländer von zentraler Bedeutung sind». Weiter sollten sich Bundesrätin Doris Leuthard, die selber nach Rio reisen will, und die Schweizer Delegation dafür einsetzen, dass in der Schlusserklärung auch die soziale Dimension der nachhaltigen Entwicklung und das Recht ärmerer Länder auf Entwicklung ausdrücklich anerkannt werden. www.alliancesud.ch

FILM

Zur Hölle mit dem Teufel Der Krieg zwischen dem korrupten Regime unter Charles Taylor und dem Zusammenschluss der Warlords LURD (Liberia United for Reconciliation and Democracy), die Taylor stürzen wollten, hatte Liberia zerstört und die Zivilbevölkerung traumatisiert. Opfer waren vor allem Frauen und Kinder. Viele von ihnen liessen sich trotz schrecklicher Erlebnisse nicht brechen oder einschüchtern. Der Film erzählt in Interviews mit den führenden Frauen der Bewegung und anhand von Archivmaterial von deren mutigem Widerstand – unter ihnen die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Leymah Gbowee. Er berichtet vom Zusammenschluss christlicher und muslimischer Frauen, von ihren Aktionen, ihrem Mut, ihrer Ausdauer, ihrem Leid und ihrer Hoffnung – und schliesslich auch vom Erfolg ihrer Friedensdemonstration, die massgeblich dazu beigetragen hat, Frieden für das vom Bürgerkrieg zerrissene Land zu erreichen.

©?

contigo

Visonärer Widerstand liberianischer Frauen

Der beeindruckende Film über den Erfolg von Aktionen gewaltlosen Widerstands wurde 2009 am Tribeca International Film Festival von New York als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Zur Hölle mit dem Teufel (Pray the Devil back to Hell) Dokumentarfilm von Gini Reticker, USA/Liberia 2008, 60 Minuten, ab 16 Jahren Weitere Informationen: www.filmeeinewelt.ch Verleih und Verkauf: Bildung und Entwicklung, Tel. 031 389 20 21, verkauf@globaleducation.ch; Fr. 35.-

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Nr.2 | 2012

© Heine Heiner / mission 21

contigo

«pamoya tumaweza» – Gemeinsam können wir alles schaffen Suahelisches Sprichwort aus Tansania


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