contigo Nr. 2, 2013

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Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden

Nr.2 | 2013

© mission 21 / Valentin Wendebourg

Menschenrechte gelten für alle – überall


contigo

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INHALT

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© ACT ALLIANCE

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S4 – 9 DOSSIER Menschenrechte sollen allen Schutz geben Die Menschenrechte stehen allen zu. Auch die Schwachen sollen vor staatlicher Willkür geschützt sein und haben Anrecht auf ein anständiges Leben. Im Bild Knaben aus Syrien in einem Lager in Jordanien. «Hunger ist ein Skandal», sagt darum Jean Ziegler. Entwicklungszusammenarbeit bringt nur auf der Basis der Menschenrechte Erfolge, legt Una Hombrecher dar. Der Einsatz für die Rechte aller Menschen erfordert Mut und Standhaftigkeit, zeigt das Leben von Fernando Aiaga Rojass, Chile. uw contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von Brot für alle, HEKS, mission 21 und den OeME-Fachstellen

Brot für alle NEU ab 1. April 2013 Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Mail: info@bfa-ppp.ch, Web: www.brotfueralle.ch Spendenkonto: 40-984-9

Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember

HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Mail: info@heks.ch, Web: www.heks.ch Spendenkonto: 80-1115-1

ISSN 1660-3788

mission 21 – evangelisches missionswerk basel Missionsstrasse 21, 4003 Basel Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 Mail: info@mission-21.org, Web: www.mission-21.org Spendenkonto: 40-726233-3 OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen Web: www.oeme.ch

bROt füR allE – Workshop in Kamerun

gegen Landraub

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bROt füR allE – ökumenische Kampagne: Das neue Motto für 2014

S13

bROt füR allE – Weltsozialforum Tunis

S14 S15

HEKS – Bildung ist Entwicklung

S16

HEKS – Kampagne zum Flüchtlingssonntag

S18

MISSIOn 21 – «Mission Gesundheit» für

S19

MISSIOn 21 – Missionssynode 2013: Mission in Bewegung

S21

MISSIOn 21 – Schulbildung ist in Malaysia nicht selbstverständlich

S22

agEnDa unD MaRKtplatz

HEKS – Unparteilicher Einsatz in Israel mit

EAPPI für die Menschenrechte

soll Menschen eine Chance geben

die ländliche Bevölkerung

Redaktion Dorothee Adrian (da) mission 21 Peter Dettwiler (ped), OeME Christine Spirig (cs), HEKS Urs Walter (uw), Brot für alle Redaktionsleitung Urs Walter Tel. 031 380 65 71 Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: walter@bfa-ppp.ch Adressänderungen und Abonnementsverwaltung Administration Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: contigo@bfa-ppp.ch Tel. 031 380 65 65 Fax 031 380 65 64

Layout grafik.trieb, 2560 Biel Druck rubmedia, 3084 Wabern

Titelbild: Menschenrechte helfen, in den Staaten eine für alle gültige Ordnung zu verwirklichen und stärken so die Entwicklung. Im Bild der Steingarten in einem buddhistischen Kloster in Japan. Rückseite: Wessna Epey aus Ekita in Kamerun geniesst in seinem kleinen Zuber sein Menschenrecht auf Wasser. Nur: Vielerorts fehlt der Bevölkerung der Zugang zu sauberem Trink- und Brauchwasser.


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EDITORIAL

Menschenrechte respektieren Ueli Locher, Direktor HEKS

«Wir arbeiten nicht aus

not lindern, die eigentlichen ursachen aber werden

grosszügiger

Wohltätig-

dadurch nicht beseitigt. Dazu bedarf es vielmehr eines

keit heraus, sondern aus

strukturellen Wandels, welcher die soziale ungerech-

Verantwortung gegenüber

tigkeit in einer gesellschaft bei ihren Wurzeln packt.

gleichberechtigten

Mit-

ausgangspunkt sind die in den universellen Menschen-

menschen. Jeder Mensch

rechten verankerten ansprüche der Menschen. auf

hat Rechte und wir setzen

dieser basis unterstützen wir gemeinschaften darin,

uns dafür ein, dass diese

ihre Rechte zu kennen und diese auch einzufordern.

© HEKS

Rechte auch für die Ärmsten und Marginalisiertes-

nach wie vor werden die Menschenrechte vielerorts ver-

ten umgesetzt werden.»

letzt und nicht respektiert. neben den Menschen, die sich für ihre Rechtsansprüche einsetzen, spielen vor al-

Diese aussage des HEKS-

lem die träger von Rechtspflichten eine wichtige Rolle

zentralsekretärs

Heinrich

bei der Durchsetzung der Menschenrechte – insbeson-

Hellstern aus dem Jahr 1965 hat auch heute noch

dere die politisch Verantwortlichen wie parlamentarier,

ihre gültigkeit und prägt die arbeit von HEKS – und

Regierungsvertreter und Staatsangestellte. Sie müssen

ebenso von Brot für alle und mission 21 – praktisch

für ihre Verpflichtungen sensibilisiert und wenn nötig

und strategisch.

bei deren Erfüllung unterstützt werden. auch das zählen wir zu unseren aufgaben als Hilfswerk.

Es kann also nicht genügen, Hungernden zu essen zu geben, Obdachlosen ein Haus zu bauen und kranken Menschen gesundheitliche Versorgung zu bieten. Hilfeleistungen dieser art können zwar vorübergehend

Die Leiterinnen und Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.


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DOSSIER

JEAN ZIEGLER

Menschen können den Hunger sofort beseitigen Urs Walter

Das tägliche Massaker des Hungers ist von Menschen gemacht. Darum kann es auch von Menschen beseitigt werden. Genauer, von uns, betont Jean Ziegler, früher UN-Sonderbeauftragter für das Recht auf Nahrung, und noch immer engagierter Autor und Referent.

© BROT FÜR ALLE / Urs Walter

Nach den Schrecken des 2. Weltkrieges verpflichteten sich die Staaten auf die «Deklaration der Menschenrechte». Erst 1966 wurde gegen die Schrecken des Hungers auch das Recht auf Nahrung verankert. Warum so spät? Erst mit der Entkolonialisierung verschafften sich die Länder des Südens Gehör. Sie betonten ihre Probleme, dass die Leute verhungern, kein Wasser und keine Schulbildung haben und ihnen noch viele andere soziale, wirtschaftliche und kulturelle Rechte fehlen. Entsprechend wurden die Menschenrechte der 2. Generation formuliert.

Jean Ziegler war UN-Sonderbeauftragter für das Recht auf Nahrung und ist Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des UNO-Menschenrechtsrates sowie Buchautor.

Menschenrechte bleiben ohne minimale Lebensgrundlagen Theorie. Dennoch sperrten sich die westlichen Staaten dagegen, allen voran die USA und andere Mächte des Westens. Sie beherrschen die Weltmärkte – und mit ihren Konzernen die Länder des Südens. Dahinter steckt eine grosse Lüge, die Behauptung, dass es gar kein Recht auf Nahrung geben kann: Einzig der Markt sichere die Produktion und Verteilung von Gütern, so die neoliberale Ideologie. Dabei gäbe es genug Essen für alle? Wir sind heute etwas mehr als sieben Milliarden Menschen auf dem Planeten. Die heutige Landwirtschaft könnte problemlos zwölf Milliarden Menschen ernähren. Aber der Zugang zum nötigen Essen fehlt für viele. Noch immer bildet Hunger die bei weitem grösste und brutalste Todesursache. Eine Million Menschen verhungert jedes Jahr – ein Skandal. Und noch immer stirbt jede fünfte Sekunde ein Kind unter zehn Jahren an Hunger – ein schrecklicher Tod. Dagegen engagieren Sie sich, bis 2008 acht Jahre als UNOSonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, seither im Menschenrechtsrat und als Autor. Was motiviert sie? Einmal weiss ich, dass uns einzig der Zufall der Geburt von den Opfern trennt. Verhungernde könnten meine Mutter oder mein Sohn sein. Georges Bernaous schreibt: «Gott hat keine anderen Hände als unsere» und Kant schreibt, «Die Unmenschlichkeit, die einem anderen angetan wird, zerstört die Menschlichkeit in mir». 3 Euro für ausreichende und vielfältigere Nahrung genügen, um bei einem Kind die schreckliche Hungerkrankheit Noma zu bekämpfen. Dieser Bazillus frisst wortwörtlich die Gesichter der Erkrankten von innen auf. Es ist absurd, dass hunderte von Milliarden für die Rettung von Banken ausgegeben, aber nicht die nötigen Gelder zur Überwindung des Hungers bereitgestellt werden. In Ihrem Buch gehen Sie hart mit der Spekulation mit Grundnahrungsmitteln ins Gericht. Wo müssen wir ansetzen? Als die Finanzblase platzte, wandten sich die Börsenspekulanten den Nahrungsmitteln zu. Getreide sei wie Gold, hiess es, nur rentabler. Hedge Fonds und Grossbanken


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spekulieren an den Rohstoffbörsen. Die Preise der Rohstoffe steigen. Ganz legal werden astronomische Gewinne erzielt. Für die rund 1,2 Milliarden Menschen, die mit einem Dollar am Tag überleben müssen, wirkt sich das jedoch fatal aus. Mais wurde 2012 beinahe zwei Drittel teurer, der Weizenpreis verdoppelte sich und der Preis für Reis aus den Philippinen schnellte von 120 auf 1100 Dollar je Tonne. Das können die Armen nicht bezahlen. Neben der Spekulation tötete die unsägliche Förderung von Agrotreibstoffen: Nahrungsmittel in den Tank statt in den Bauch.

DOSSIER

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scheiden Konzerne darüber, wer isst und lebt und wer hungert und stirbt. Das Problem ist heute eher der Zugang zur Nahrung – also Kaufkraft – und nicht mehr die Produktion. Der langjährige Leiter von Nestlé, Peter Brabeck, ist eigentlich ein anständiger Mensch – doch jagt er nicht zugunsten der Aktionärinnen und Aktionäre dem «ROI» nach, der Rendite auf dem Kapital der Unternehmung (Return on Investment), wird er schnell abgesetzt. Konzerne stecken im Hamsterrad der Profitmaximierung. Doch diese strukturelle Gewalt kann gebrochen werden. Schon heute zeigen sich überall Risse in dieser Struktur.

Und die Rolle von Landraub oder Land Grabbing als Folge von Grossinvestitionen als Auslöser von Hunger und Elend? «Ohne Land kein Brot», das Motto der ökumenischen Kampagne 2013 von Brot für alle, Fastenopfer und Partner Sein, trifft den Kern der Sache. Über 200 Millionen Hektar Boden ist von solchen Landgeschäften betroffen – fast immer eine intransparente und dubiose Sache, meistens in Verbindung mit Korruption. Zu lächerlichen Preisen wird Land für bis zu 99 Jahren vergeben. Regierungen und Grossbanken sind sich oft einig, es sei besser die Entwicklung der Landwirtschaft in die Hände ausländischer Investoren zu legen. Es stimmt, die Produktivität in der Sahelzone zum Beispiel ist viel tiefer als im Emmental. 600 bis 700 Kilogramm Ernte in einem normalen Jahr im Sahel stehen 10‘000 Kilogramm in der Schweiz gegenüber. Dennoch sind Grossprojekte die falsche Fährte. Das betonen auch die Hilfswerke. Warum? Gerade 3,8 Prozent der Fläche Schwarzafrikas ist künstlich bewässert. Der Rest ist Regenlandwirtschaft wie vor 3000 Jahren. Die uralten afrikanischen Bauerngesellschaften haben enormes Wissen. Sie kennen den Boden und tragen Sorge zu ihrer eigenen Lebensgrundlage und sie wissen um die meteorologischen Verhältnisse in ihrer Mikroregion. Aber es fehlt an gezielt selektioniertem Saatgut oder Hilfsmitteln: Unter den 54 Ländern Afrikas sind 37 reine Agrarstaaten. Diese verfügen über gerade einmal 80‘000 Traktoren und 252‘000 Zugtiere. Der Traum der Nahrungsmittelsouveränität wäre mit geringem zusätzlichem Mitteleinsatz zu verwirklichen. Die Lösung sind Familienbetriebe und nicht die Exportproduktion. Das heisst, um den Hunger zu überwinden, brauchen wir andere Strukturen? Ja. Materielles Glück für alle ist heute möglich – aber, wie schon Ghandi gesagt hat: «Die Erde gibt genug für jedermanns Bedarf, aber nicht für jedermanns Gier.» Heute ent-

© BROT FÜR ALLE / Urs Walter

Beide Skandale können sofort aus der Welt geschafft werden: Die Gesetze sind von Menschen gemacht. Also können wir schon morgen Spekulation und Agrotreibstoffe verbieten. Ganz konkret unterstütze ich darum die Juso-Initiative zum Verbot der Börsenspekulation mit Grundnahrungsmitteln.

Hunger bleibt ein Skandal. Dabei ist heute das Problem eher der Zugang zur Nahrung – also Kaufkraft – und nicht mehr die Produktion. Bekanntlich geht Nahrung nie zum Hunger, sondern zum Geld.

Dafür gibt Ihr Buch mit vielen Fakten und Details genügend Anstoss. Oder werden wir gelähmt? Mein Buch ist ein Buch der Hoffnung. Es zeigt, dass Hunger von Menschen gemacht ist – also kann er auch schon morgen von den Menschen aus der Welt geschafft werden. Die mächtigsten Konzerne der Welt befinden sich in den westlichen Ländern. Das sind alles Demokratien, also kann die Bevölkerung die Vorgaben ändern. Das gilt ganz konkret: Bundesrat Leuenberger hat das Zollprivileg für Agrodiesel in der Schweiz geschaffen. Erst dann gründete der französische Milliardär Gandur in Genf die Firma Addax Bioenergy und baut jetzt auf riesigen Flächen in Sierra Leone Zuckerrohr für die Benzintanks Europas an. Mein Buch* zeigt das auf und darum ist es auch eine Waffe im Kampf gegen den Hunger. Wir alle, jeder einzelne, kann kämpfen. Es gibt keine Ohnmacht in der Demokratie. Bekanntlich geht Nahrung nie zum Hunger, sondern zum Geld. * Jean Ziegler, Wir lassen sie verhungern – Die Massenvernichtung in der Dritten Welt, Verlag C. Bertelsmann, 320 Seiten, CHF 28.50, ISBN 978-3-570-10126-1


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DOSSIER

MENSCHENRECHTE

Herausforderung für Entwicklungszusammenarbeit Una Hombrecher *, Christine Spirig

Um Hunger, Armut und Elend zu bekämpfen, braucht es mehr als Hilfsgüter und Hilfsgelder. Mit einem menschenrechtsbasierten Ansatz kann die Entwicklungszusammenarbeit dazu beitragen, dass Menschenrechte nachhaltig umgesetzt werden. Vor 65 Jahren hat die UNO-Vollversammlung die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet. Damit wurden die Staaten in die Pflicht genommen, diese wesentlichen, individuellen Rechte jedes Menschen zu respektieren, zu schützen und umzusetzen. Die Menschenrechte gelten als angeboren, unverletzlich, unveräusserlich und unabhängig von Staatsangehörigkeit, Religion, Geschlecht oder Ethnie. Trotz ihrer universalen Gültigkeit werden die Menschenrechte weltweit immer wieder verletzt. Auch nicht staatliche Organisationen, die in der Entwicklungszusammenarbeit, die eine Form des internationalen Handelns darstellt, tätig sind, haben sich dem Referenzrahmen der Menschenrechte verpflichtet. Bei den meisten Hilfsorganisationen sind die Menschenrechte in den Werten und Grundüberzeugungen verankert – auch bei den kirchlichen Werken. So steht im HEKS-Jahresbericht von 1947 – ein Jahr vor Verabschiedung der UN-Erklärung – geschrieben: «Der Mensch wurde als Ebenbild Gottes geschaffen. Jeder Flüchtling und jede bedürftige Person besitzt eine angeborene und unanfechtbare Würde.» Zwar war die Kirche den Menschenrechten gegenüber ursprünglich eher kritisch eingestellt, da es sich nicht um explizit religiöse, sondern allgemein gültige, politisch verankerte Werte handelt. Wohl aber basieren die Menschenrechte auf den Grundgedanken der jüdischen und christlichen Tradition unter Einbezug weiterer Religionen.

Basis der Entwicklungsarbeit Der menschenrechtsbasierte Ansatz oder Human Rights Based Approach (HRBA), wie er in der Fachsprache genannt wird, ist für die Entwicklungszusammenarbeit von zentraler Bedeutung, weil er darauf abzielt, die Probleme an der Wur-

zel anzugehen und in einem partizipativen Prozess mit den benachteiligten oder hungernden Bevölkerungsgruppen zu bekämpfen. Armut, Hunger oder Unterdrückung sind keine unglücklichen Fügungen des Schicksals, sondern haben ihre Ursachen oft in der Rechtssetzung und -umsetzung, der Sozial- und Wirtschaftspolitik eines Landes. Die rechtlich verankerten Ansprüche der Menschen vor Ort dienen bei diesem Ansatz als Ausgangspunkt für den gesellschaftlichen Wandel, den es für eine Entwicklung braucht.

Menschen haben Rechte Beim HRBA handelt es sich um einen langfristigen Ansatz und es müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein, damit von Menschenrechtsverletzungen betroffene oder bedrohte Gruppen in der Lage sind, etwas gegen die vorherrschende Unrechtssituation zu unternehmen. Wer Hunger leidet, braucht in erster Linie Nahrung, wer an Leib und Leben bedroht ist, Schutz und Sicherheit. Die Linderung akuter Not ist also Voraussetzung für Menschenrechtsarbeit. Arme oder hungernde Menschen dürfen aber nicht als passive Almosenempfängerinnen und -empfänger gesehen werden, sondern als Individuen und Gruppen mit Rechtsansprüchen. Als zentraler erster Schritt gilt es, diese Menschen über ihre Rechte zu informieren. Weiter werden, um der Einforderung ihrer Rechte genügend Gehör zu verschaffen, benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Netzwerken zusammengebracht und strategische Allianzen mit spezialisierten Institutionen auf nationaler und internationaler Ebene gebildet. Sämtliche koordinierten, strategischen Aktivitäten, die dahin führen, Menschen in einem langfristigen, zielorientierten Prozess bei der Einforderung spezifischer Rechte zu unterstützen und die zuständigen Stellen – oft Regierungen und Verwaltungen – in die Verantwortung zu nehmen, werden unter dem Begriff Advocacy zusammengefasst. Advocacy ist deshalb ein wesentlicher Bestandteil des menschenrechtsbasierten Arbeitsansatzes.

Mächtige haben Pflichten Der menschenrechtsbasierte Ansatz richtet sich nicht nur an Menschen mit Rechtsansprüchen, sondern bezieht


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Hilft in Konfliktsituationen Der menschenrechtsbasierte Ansatz wird häufig erfolgreich in der Konfliktbearbeitung eingesetzt. Die Vorteile der Kombination von Konfliktbearbeitungsansätzen und HRBA zeigen sich zum Beispiel, wenn in einer Konfliktsituation durch Menschenrechtsarbeit das gegenseitige Verständnis der Konfliktparteien gefördert werden kann und dadurch eine erstmalige Beruhigung der Lage bewirkt. So hat HEKS diesen kombinierten Ansatz im Rahmen von Trainingsprogrammen in Simbabwe und Bangladesch geprüft. Beide Male konnte gemeinsam mit den Teilnehmenden ein kreativer Handelsplan für die Weiterführung der Friedensprojekte ausgearbeitet werden. Es ist klar, dass es weitere Folgemass-

© HEKS / Karin Desmarowitz

immer auch die Trägerinnen und Träger von Rechtspflichten mit ein – etwa den Staat und seine jeweiligen Institutionen. Dabei geht es nicht primär um die Ausübung von Druck, sondern vor allem auch darum, einflussreiche Akteure aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu sensibilisieren oder sie bei der Umsetzung ihrer Rechtspflichten zu unterstützen. Neben den gesetzlich verankerten Rechten wie etwa dem Recht auf Nahrung oder körperliche Unversehrtheit existieren auch moralische Rechte. Diese gelten in der Regel nur für eine bestimmte Gruppe und sind oft aus Traditionen oder religiösen Ansichten heraus entstanden. Dennoch bestimmen sie das Leben der Betroffenen oft viel stärker als das geschriebene Gesetz.

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Bauernfamilien auf Mindanao, Philippinen, kämpfen für ihr Recht auf eigenes Land. Unterstützt werden sie von der HEKS-Partnerorganisation Task Force Mapalad (TFM); diese klärt die Bevölkerung über ihre Rechte auf, betreut Landrechtsfälle und unterstützt Landlose bei der Organisation von Demonstrationen und Mahnwachen.

Die Akteure der Entwicklungszusammenarbeit müssen unter Berücksichtigung der Relevanz für die Begünstigten entscheiden, welche Rechte von grösster Dringlichkeit sind und wo der Hebel für die Advocacy- und Menschenrechtsarbeit im jeweiligen soziopolitischen Kontext am effektivsten in Bewegung gesetzt werden kann. Dies begründet allerdings keinen Kulturrelativismus; in Fällen, in denen die traditionellen Wertesysteme den Menschenrechten widersprechen – wie etwa bei Frauenrechten – haben die Menschenrechte in jedem Fall Vorrang.

nahmen braucht, um das Potenzial dieser Arbeitsweise voll auszuschöpfen. Aber auch hier gilt, wie immer in der Entwicklungszusammenarbeit: Kaum ein Lösungsansatz ist von vornherein der richtige. Es ist in jedem Fall abzuklären, welche Strategie oder welcher Ansatz den Begünstigten den grössten Vorteil bringt. * Una Hombrecher ist Beauftragte für Frieden und Konflikttransformation bei HEKS. Den Flyer «Menschenrechtsbasierte Entwicklungszusammenarbeit» erhalten Sie unter info@heks.ch oder zum Herunterladen auf www.heks.ch/handeln.


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CHILE

Vom Folterzentrum zur Oase des Friedens Seraina Vetterli

Gewaltfreier Widerstand und Einsatz für die Menschenrechte: Das sind die beiden grossen Themen im Leben von Fernando Aliaga Rojas, Präsident des Dienstes für Frieden und Gerechtigkeit, Servicio Paz

Mosaikbild vor dem Eingang des Zentrums, das heute als Mahnmal dient. «Dieses Bild haben wir zusammen mit Jugendlichen angefertigt sowie auch die Mauern rund um das Zentrum farbig angemalt», erzählt Aliaga. Er betont, dass

y Justicia (SERPAJ) in Chile. Fernando Aliaga Rojas ist ein stattlicher, bedächtiger und gepflegter älterer Herr. Die vollen grauweissen Haare nach hinten gekämmt, schaut er einen mit einem aufmerksamen, ernsten Blick durch die dicken Brillengläser an. Gerne trägt er Hemd mit Krawatte, darüber einen Pullover. Um seine eigene Person macht er kein grosses Aufheben, wichtiger ist ihm seine Arbeit für die Menschenrechte. 1977, während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet, gründete der heute 79-Jährige den Dienst für Frieden und Gerechtigkeit SERPAJ mit, seit 1985 Partnerorganisation von mission 21. Sie befindet sich auf dem Areal des ehemaligen Folterzentrums «Nido 18».

Ort des Schreckens

Der Sitz von SERPAJ im Quartier La Florida in Santiago de Chile hat eine traurige Geschichte. 1975 diente das «Nido 18», wie es von Pinochets Schergen genannt wurde, als geheimes Folter- und Gefangenenzentrum. Heute lassen Eisenstangen, an denen die Gefangenen mit verbundenen Augen festgebunden und aufgehängt wurden, sowie ein unterdessen zugemauerter Brunnen im Innenhof die grausamen Folterpraktiken von damals nur erahnen. Zeitzeugen zufolge wurde der Kopf der Opfer solange ins Wasser des Brunnens getaucht, bis sie zu ersticken drohten, es kam zu vorgetäuschten Erschiessungen und zum Einsatz von Elektroschocks. In Erinnerung an den Militärputsch von General Pinochet am 11. September 1973 lädt Fernando Aliaga ehemalige Gefangene und Folteropfer jedes Jahr hierher ein, um den Opfern der Diktatur zu gedenken und das Schweigen über die Gräueltaten der Militärjunta zu brechen: «Gemeinsam erinnern wir uns mit einer Liturgie an die zahlreichen Verschwundenen», sagt Aliaga. «Dónde están?», wo sind sie? – die politischen Gefangenen der Militärdiktatur – fragt ein

© mission 21/ zvg

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Fernando Aliaga Rojas erhält im Jahr 2012 die Ehrenmedaille Helmut Frenz.

bei den feierlichen Gedenkanlässen das positive Erinnern im Mittelpunkt stehe und den heute im Zentrum betreuten sozial gefährdeten Kindern der Gedanke der Versöhnung mitgegeben werde. «Dadurch verwandelt sich das «Nido 18» von einem Ort der Folter und des Schreckens in ein Nest des Friedens», ist Aliaga überzeugt.


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Aufbruch der Zivilgesellschaft

Der im Jahr 1934 geborene Mitbegründer von SERPAJ Fernando Aliaga stammt ursprünglich aus einer Vorortsgemeinde von Santiago de Chile. Studiert und doktoriert hat der Historiker an der Gregorianischen Universität in Rom. Nach seiner Rückkehr nach Chile begann er, Jugendgruppen im Einsatz für die Menschenrechte zu organisieren. Inspiriert vom Widerstand gegen die Militärdiktaturen in Lateinamerika, wo der Argentinier Adolfo Pérez Esquivel 1974 SERPAJ América Latina gegründet hatte, beteiligte sich Aliaga 1977 in Chile am Aufbau eines nationalen Netzwerkes. SERPAJ América Latina besteht heute aus einem Netz von insgesamt 13 lateinamerikanischen Landessekretariaten, die sich mit gewaltfreien Mitteln für Menschenrechte, Gerechtigkeit, Frieden und den Aufbau von demokratischen Strukturen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einsetzen.

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Ethikkommission gegen Folter in Chile gewürdigt. Den deutschen Menschenrechtsaktivisten und «roten Pfarrer» Frenz hatte Aliaga bei einer Friedenstagung in Bonn persönlich kennengelernt. 1975 protestierte SERPAJ Chile auf der Strasse, als die Pinochet-Regierung Frenz das Aufenthaltsrecht entzog, weil dieser sich in Chile um politisch Verfolgte gekümmert hatte. «Die Medaille ist als Anerkennung für die Menschenrechtsarbeit der ganzen Organisation SERPAJ zu verstehen und nicht als Auszeichnung einer Einzelperson», meint Aliaga bescheiden.

Aliagas Einsatz gewürdigt

Das langjährige Engagement Aliagas wurde am 26. Juni 2012, dem internationalen Tag der Solidarität mit den Folteropfern, mit der Ehrenmedaille Helmut Frenz der

© mission 21 / Seraina Vetterli

Unermüdlicher Kämpfer

«Ganar la calle», die Leute auf der Strasse zu gewinnen, war das Ziel von SERPAJ Chile während der Diktatur. Mit Hungerstreiks, Protest- und Friedensmärschen sowie Solidaritätskundgebungen setzte sich die Organisation für die Menschenrechte ein. «Obwohl wir die Unterstützung zahlreicher kirchlicher Vertreter und Botschafter von europäischen Ländern hatten, liefen wir während der Diktatur stets Gefahr, inhaftiert zu werden», erinnert sich Aliaga. General Pinochet war zwar daran interessiert, gute Beziehungen zum Heiligen Stuhl zu pflegen, doch was politische Repression bedeutet, erfuhr der Katholik Aliaga dennoch am eigenen Leibe. Er selbst wurde zwar nur eine Nacht lang inhaftiert und seine Familie sowie sein Haus durchsucht, doch zwei Mitarbeitende von SERPAJ wurden monatelang festgehalten. Es brauchte den internationalen Druck sowie das Eingreifen des Nobelpreisträgers Pérez Esquivel, um die Freilassung der Inhaftierten zu bewirken. «Obwohl ein Klima der Angst und des Terrors herrschte, prangerten wir die Diktatur öffentlich an», sagt Aliaga. Die Mitglieder des SERPAJ organisierten Reisen ins Ausland, um mit Exil-Chilenen und Parlamentariern Kontakt aufzunehmen. Mittels der an Mahatma Gandhi orientierten Methode der aktiven Gewaltfreiheit machten sie auf das systematische Verschwindenlassen von Regimegegnern sowie Folter und politische Morde aufmerksam. Fast zwei Jahrzehnte währte die Diktatur Augusto Pinochets. Sie forderte Tausende von Todesopfern, Zehntausende wurden inhaftiert und im Gefängnis gefoltert und unzählige Menschen «verschwanden». Bis heute weiss man über den Verbleib von über tausend «desaparecidos» nichts. Im Amnestiegesetz von 1978 steht weiterhin Straflosigkeit auf den während der Militärregierung in Chile begangenen Verbrechen.

«Wo sind sie?» Dieses Mahnmal erinnert im Innenhof des «Nido 18» an die Verschwundenen der Pinochet-Diktatur in Chile.

Gewaltfreie Konfliktlösungen

Der Fokus von SERPAJ hat sich im Laufe der Zeit verändert: «In den 80er-Jahren machten wir uns auch für die Rechte der indigenen Bevölkerung der Mapuche stark. Wir unterstützten mit Solidaritätskundgebungen ihre Hungerstreiks in den Gefängnissen und demonstrierten gegen die Anwendung des Antiterrorgesetzes, da es systematisch das Recht der Angeklagten auf einen fairen Prozess verletzt. Bis heute ist dieses Gesetz als Erbe der Diktatur in Kraft», empört sich Aliaga. Nach der Diktatur legte SERPAJ den Schwerpunkt seiner Arbeit auf Sensibilisierungskampagnen zum Thema innerfamiliäre Gewalt und HIV/Aids. Ausserdem bietet SERPAJ Workshops zur Friedenserziehung an und erarbeitet mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen Theaterstücke zum Thema Gewalt. «Ich wünsche mir für die chilenischen Kinder und Jugendlichen, dass sie politisch teilhaben können und dass sie friedlich und respektvoll miteinander umgehen», sagt Aliaga. Damit in Chile die dunklen Zeiten von Unterdrückung und Gewalt irgendwann der Vergangenheit angehören, will der fast 80-jährige Aliaga weiterkämpfen, solange er kann.


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VERNETZEN IN WESTAFRIKA

«Voneinander lernen und etwas bewirken» Ester Wolf *

45 Teilnehmende aus zehn Ländern West- und Zentralafrikas tauschten in Yaoundé Erfahrungen im Kampf gegen Land Grabbing aus. Organisiert wurde der Workshop von Brot für alle, der lokalen Partnerin COMINSUD und dem internationalen Partner GRAIN.

regional und international anzugehen. Sich gegenseitig zu stärken sei notwendig, denn der Kampf gegen Land Grabbing kann gefährlich sein. So berichtete der Vertreter einer indigenen Volksgruppe aus Kamerun von einem Mordanschlag auf ihn.

Traditionelles oder neues Recht

Die Durchsetzung der Landrechte bleibt eine zentrale Herausforderung. In vielen afrikanischen Ländern steht das lokale Gewohnheitsrecht parallel neben dem nationalen «modernen» Recht. «Es ist wichtig, dass das Gewohnheitsrecht anerkannt wird», sagt Chantal Jacovetti aus Mali. «So entscheidet die lokale Bevölkerung (oder deren Räte) und der Staat kann das Land nicht einfach an Investoren vergeben.» «Der Zugang von Frauen zu Landbesitz muss aber ins Gewohnheitsrecht aufgenommen werden», fügt Claire

Am Workshop in Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns, stand der Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt. Eingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen, die lokale Bevölkerungsgruppen im Kampf gegen Land Grabbing unterstützen. «Es ist beeindruckend, wie sehr die Situation in meinem Land der in anderen Ländern ähnelt», sagt Simon Bodea aus Benin. «Wir können viel voneinander lernen und der Workshop gibt uns hierzu die Gelegenheit», führt er fort. Dem Gastgeberland bringt solch ein internationales Treffen Aufmerksamkeit seitens Regierung und Medien und die Möglichkeit, sich national zu vernetzen. Beides ist wichtig und gelang.

Drängendes Problem

In Kamerun vergab der Staat jüngst etwa 80 000 Hektaren Land Gemeinsam für die Rechte der Landbevölkerung und gegen Landraub: Auch am Workshop in Kamerun stellen sich die Teilnehmenden für die obligate «Familienfoto» auf. an Herakles. Der Konzern aus den USA will für sein Palmölprojekt über Quenum aus Togo an. Einige der Teilnehmenden haben 70 000 Hektaren Wald roden. Das betrifft tausende von gute Erfahrungen darin gemacht, sich auf RegierungsebeMenschen, die auch von den Früchten und Tieren des Walne für Reformen im Landgesetz einzusetzen. Simon Bodea des leben. Die Mobilisierung gegen das Projekt ist hoch. konnte Ratschläge aus seiner positiven Erfahrung in Benin Selbst der Forstminister unterstützt die Kritik der Zivilgeweitergeben (siehe Interview «contigo» 1/2013, S. 13). «Wir sellschaft. Fon Nsoh von COMINSUD ergänzt: «Der Workbleiben in Kontakt», sagt er zum Abschied zu seinen afrikashop hilft uns in Kamerun, unsere Arbeit abzustimmen. nischen Mitstreiterinnen. Wir müssen zusammenarbeiten, nur gemeinsam können wir etwas bewirken». Die Teilnehmenden waren sich einig, dass Korruption in ihren Ländern ein grosses Problem ist. Deshalb sei es wichtig, Transparenz zu schaffen und das Problem lokal,

Brot für alle unterstützt mit den Südprogrammen Partner und deren Einsatz gegen Landraub: 835.8066 Afrika Plattform «Land- und Water Grabbing» * Entwicklungspolitik Brot für alle, Fachverantwortliche Recht auf Nahrung

© BROT FÜR ALLE / Urs Walter

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PERSONEN

Neu bei Brot für alle Daniela Renaud Seit Anfang Mai gehört Daniela Renaud zum Team Entwicklungspolitik von Brot für alle. Die erfahrene Fernsehmacherin und Multimediaredaktorin kennt sowohl das politische, wirtschaftliche, kulturelle als auch gesellschaftliche Geschehen sowie als Mitarbeiterin für das Fernsehprojekt mySchool die Anliegen von Schülerinnen und Schülern. uw

Michael Rüdin Ebenfalls seit Anfang Mai arbeitet Michael Rüdin bei Brot für alle. Er betreut die Kirchgemeinden und unterstützt sie in ihrer Arbeit rund um die Entwicklungszusammenarbeit und die ökumenische Kampagne. Gerne steht er Ihnen zur Verfügung (ruedin@ bfa-ppp.ch oder 031 380 65 90). uw

Miges Baumann Präsident von Max Havelaar Seit Jahren setzt sich Brot für alle für den Fairen Handel und ethisches Wirtschaften ein. Das grösste Label in diesem Bereich ist Max Havelaar. Seit kurzem ist Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik von BFA, zum Präsidenten der Stiftung gewählt worden. uw

Marion Künzler in ACT Fachausschuss Die von Brot für alle erarbeiteten und ständig weiter entwickelten Klimatrainings und Klimaworkshops finden weitere Anerkennung. Marion Künzler ist neu bei ACT, einem Verbund von rund 130 Kirchen und Organisationen, Vertreterin von BFA im entsprechenden Fachausschuss. Ziel der Klimatrainings und des Fachausschusses ACT Community of Practice (CoP) on Disaster Risk Reduction, Climate Change Adaptation and Sustainable Development ist, mit der Bevölkerung vor Ort die passenden

Strategien gegen die Folgen der Klimaerwärmung und den damit verbundenen Umweltrisiken zu entwickeln. uw

Zentrale Begriffe von Ernst Bloch erläutert Kürzlich ist das «Bloch-Wörterbuch» erschienen. Mitherausgeber ist Beat Dietschy, Zentralsekretär von Brot für alle und letzter persönlicher Mitarbeiter des bedeutenden Philosophen. In seinem Beitrag bringt Dietschy dieses persönliche Wissen mit seinen Erfahrungen aus der Entwicklungspolitik zusammen. uw

beigetreten. Die Initiative von zwanzig grossen Hilfswerken in der Schweiz hilft auf ihrer Internetseite mit Informationen und nennt nützliche Adressen. Wer die vielen Fragen rund um Testament, Nachlassregelung und Erbschaften rechtzeitig klärt und in seinem Testament gemeinnützige Organisationen wie Brot für alle berücksichtigt, hilft über sein Leben hinaus Gutes zu tun und eine bessere Zukunft mitzugestalten. uw © MYHAPPYEND

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Beat Dietschy, Doris Zeilinger, Rainer Zimmermann (Hrsg.), Bloch-Wörterbuch. Leitbegriffe der Philosophie Ernst Blochs, Verlag De Gruyter, Berlin, 2012, 740 Seiten, CHF 40

NACHRICHTEN Wasser in allen Formen als Thema der Schöpfungszeit In diesem Jahr stellt die oeku Kirche und Umwelt in der Schöpfungszeit Wasser in all seinen Formen in den Mittelpunkt. In jedem Dorf, in jeder Stadt gibt es Pfützen, Tümpel, Teiche, Bäche, Flüsse und Seen, die entdeckt werden wollen. Vernetzen sich Kirchgemeinden und Pfarreien mit Umweltund Fischereiorganisationen sowie Wasserversorgern, können sie einen Beitrag leisten für lebendige Wasser, wie Gott sie sich am Anfang und Ende der Bibel vorstellt. Die Schöpfungszeit dauert vom 1. September bis zum 4. Oktober. BFA arbeitet mit dem Verein oeku in Klimafragen und Energiesparen zusammen. uw www.oeku.ch

BFA bei «MyHappyEnd» Die Themen Sterben und Geld sind beide heikel. Doch beides gehört zum Leben. Darum ist Brot für alle kürzlich dem Verein «MyHappyEnd»

Bleiben Sie in bester Erinnerung – berücksichtigen auch Sie in Ihrem Testament gemeinnützige Organisationen. Eine Initiative von: Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen, Brot für alle, Enfants du Monde, FAIRMED, Fastenopfer, Greenpeace, Heilsarmee, HEKS – Hilfswerk der evangelischen Kirchen Schweiz, Lunge Zürich, miva – transportiert Hilfe, Pro Senectute, Rheumaliga Zürich, SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte, Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz, Stiftung WELT OHNE MINEN, Terre des hommes – Kinderhilfe weltweit, WWF Schweiz

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www.myhappyend.org

Masethele erzielt Erfolg Brot für alle begleitet das Grossprojekt von Addax Bioenergy zum Anbau von Zuckerrohr in Sierra Leone. Die Bäuerinnen und Bauern in Masethele im Malal Mara Chiefdom wehrten sich gegen den Pachtzins von 3.60 Dollar pro Acre (0,4 Hektaren) und Jahr. Dieser war mit den Chiefdoms der Region ausgehandelt worden. SiLNoRF, Partnerin von Brot für alle, half Masethele als erster kleiner Gemeinschaft von Addax zusätzliche 1.40 Dollar für die Landbesitzer durchzusetzen. uw

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ben folgen im «contigo» vom September und später mit den üblichen Informationsmaterialien.

ÖKUMENISCHE KAMPAGNE

«Die Saat von heute ist das Brot von morgen» Die Kampagne 2013 zu Landraub löste breite Resonanz in der Öffentlichkeit aus. Der Fleischverband re-

Zum erfreulichen Rückblick auf die Kampagne 2013 gehört auch die 20-jährige, erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem reformierten Werk Brot für alle und dem katholischen Fastenopfer mit dem christkatholischen Partner Sein. Drei Werke in einer ökumenischen Kampagne, das ist einzigartig: weltweit gibt es keine vergleichbar intensive Zusammenarbeit von Hilfswerken unterschiedlicher Konfessionen. uw

agierte auf den Slogan «Sehen und handeln» mit dem www.sehen-und-handeln.ch

genauen Blick auf Folgen unseres Fleischkonsums. Auch politisch rückte «Land Grabbing», der um sich greifende Zugriff auf Ländereien im Süden, stärker in den Fokus. Dazu verhalf neben dem aktuellen Thema der neue Kampagnenauftritt mit veränderter Bildsprache und klaren Botschaften. Der Slogan «Sehen und handeln» und die gleichnamige Website bleiben auch die nächsten Jahre die verbindenden Elemente.

JAHRESBERICHT 2012

Wertvolle Vernetzungsarbeit – erfreuliche Finanzen Brot für alle legt für 2012 den Jahresbericht vor. Die Arbeit der rund 35 Beschäftigten stützte etwa 320 Projekte in 45 Ländern. Wichtig war auch die politi-

© BROT FÜR ALLE / Urs Walter

sche Arbeit in der Schweiz.

Im Herzen ist Merlin Brice Fischer und flickt wie immer seine Netze, auch wenn die Fänge im Vergleich zu den Zeiten seines Vaters zurückgegangen sind. Zugleich arbeitet er im Sprengteam der chinesischen Baufirma, die südlich von Kribi an der Atlantikküste Kameruns einen riesigen Tiefseehafen baut. In der Kampagne 2013 wurde das Spannungsfeld der vielfältigen Folgen von Landraub sogfältig behandelt.

2014 richtet sich die ökumenische Kampagne inhaltlich mit dem Titel «Die Saat von heute ist das Brot von morgen» auf die Frage der Generationengerechtigkeit. «Wer trägt welche Lasten und was für eine Welt überlassen die Älteren den Jüngeren?» Solche und andere Fragen des verantwortungsbewussten Umganges mit der Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen, werden theologisch aufbereitet. Nähere Anga-

Brot für alle (BFA) blickt auf ein erfreuliches Jahr zurück. Der Bericht zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen des Zuger Rohstoffkonzerns Glencore im Kongo brachte über die Landesgrenzen hinaus ein Medienecho. «Damit haben wir unserer Forderung nach verbindlichen Regeln für multinationale Unternehmen, wie wir sie im Rahmen der Koalition Rechte ohne Grenzen stellen, Auftrieb verliehen», sagt Beat Dietschy, Zentralsekretär von Brot für alle. Mit neuen Studien, aber auch klaren Forderungen an die Konzernspitze von Glencore setzt sich BFA weiterhin für die Rechte der Menschen im Kongo ein. 2012 erhielt BFA Spenden von fast 12 Millionen Franken, über zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Für diese breite Unterstützung, aber auch die Arbeit vieler Frauen und Männer in den Kirchgemeinden, danken wir. Insgesamt wurden rund 320 Projekte in 45 Ländern unterstützt sowie die entwicklungspolitische Arbeit in der Schweiz und mit den Partnerorganisationen in deren Ländern vorangetrieben. Zusammen mit den Beiträgen der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) standen 17,8 Mio. Franken zur Verfügung. Übrigens: ein externer Untersuchungsausschuss der DEZA hat der neu aufgebauten Klimaarbeit von BFA gute Noten erteilt. uw Einen Überblick über alle Tätigkeiten finden Sie im beigelegten Jahresbericht oder auf www.brotfueralle.ch.


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WELTSOZIALFORUM

Tunis gibt der Zivilgesellschaft neuen Elan Martina Schmidt, Secrétaire Romande BFA

«Verhältnisse verändern» – mit dieser Überzeugung trafen sich am 9. Weltsozialforum rund 50 000 Menschen aus aller Welt in der tunesischen Hauptstadt Tunis. Für Brot für alle dabei Maja Ingold, Stiftungsrätin, und Martina Schmidt.

wesenheit hier ist wichtig!» haben Frauen und Männer vor Ort betont. Der Traum von einer «anderen Welt, die möglich ist» – das bekannte Motto des Weltsozialforums seit seiner ersten Tagung in Porto Alegre 2001 – kommt langsam aber sicher zur Verwirklichung.

Miteinander sprechen und debattieren

Auf dem Campus der Universität El Manar fanden rund tausend Workshops statt. Themen wie illegitime Schulden, das vom Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der Welthandelsorganisation dominierte Finanzsystem, Klimagerechtigkeit und das Entwicklungsparadigma nach dem Jahr 2015 (Frist der Millenniumsentwicklungsziele der UNO) wurden diskutiert. Ein Kurswechsel hin zu einem Entwicklungsmodell, das die Grenzen des Wachstums berücksichtigt, leitete auch die Dialogplattform – Dialogue4change –, die Brot für alle mit seinem Partnernetzwerk in der Schweiz und auf internationaler Ebene geschaffen hat.

Die Wahl Tunesiens als Tagungsort für das Weltsozialforum 2013 war kein Zufall. Hat doch die keimende Zivilgesellschaft dieses Landes mit dem «arabischen Frühling» ihre Fähigkeit bewiesen, das bestehende Kräfteverhältnis verändern zu können und sich von der Diktatur des Ben Ali–Clans zu befreien. Die «Revolution der Würde» zwischen Dezember 2010 und Januar 2011 hat 23 Jahre der Unterdrückung, fehlender Freiheiten sowie der wirtschaftlichen Ausbeutung beendet. Zwei Jahre später sieht sich Tunesien den Spannungen eines Übergangsprozesses zur Demokratie ausgesetzt, der durch Obskurantismus, rückwärts und gegen gesellschaftliche Aufklärung gewandte religiöse und wirtschaftliche Interessen bedroht ist. Soziale Unsicherheit und politische Enttäuschung breiten sich aus, die Arbeitslosigkeit steigt. Vom Abbau der Phosphatvorräte im Gebiet von Gafsa profitieren vor Informationsaustausch und Vernetzung zwischen den unterschiedlichsten Gruppen aus aller Welt prägen das Weltsozialforum. allem ausländische Investoren.

Aufbruch zur Demokratie bedroht

Viele Vertreter von Vereinen, Verbänden und der Zivilgesellschaft, darunter auch Frauen, haben ihre Empörung laut werden lassen: «Die Revolution wurde uns weggenommen und die Menschenrechte werden immer mehr bedroht.» Frauen waren die Schlüsselfiguren der Revolution – und nun versucht ein konservativer Islam, wie man ihn nie zuvor in Tunesien gespürt hat, sie aus der Öffentlichkeit zu verdrängen. Hier hat das Weltsozialforum den demokratischen Kräften und der jungen Zivilgesellschaft in Tunesien neuen Elan gebracht. Das ermutigt sie, die Werte einer demokratischen Gesellschaft einzufordern. «Vielen Dank, eure An-

Die weltweite Sozialbewegung hat in Tunis nicht den Horizont aus den Augen verloren. In diesem Gewirr von Protesten und Vorschlägen, von Begegnungen mit Menschen aus anderen Ländern und unterschiedlichster Überzeugungen, bahnen sich Alternativen ihren Weg. Das Weltsozialforum bleibt das «wichtigste Forum der weltweiten Zivilgesellschaft», lautet ein Urteil. Es ist ein Laboratorium für eine Weltordnung, die auf den Werten Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Achtung aller Lebewesen gründet. Siehe auch www.alliancesud.ch, Deutsch unter «/de/ep/weiteres», Französisch «/fr/politique/fsm-tunis-2013»

© BROT FÜR ALLE / Martina Schmidt

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LÄNDLICHE GEMEINSCHAFTEN

Bildung ist Entwicklung Susanne Stahel

Im armen, von Dürren bedrohten Süden Simbabwes ist die Jugendarbeitslosigkeit sehr hoch. Viele gehen nach Südafrika – und werden als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Um bessere Perspektiven zu bieten, unterstützt HEKS Projekte von Silveira House.

im Matobo-Distrikt mit dem Ausbildungsprojekt begonnen. Ziel ist, dass sich die Projektteilnehmenden mit ihrem Wissen und Können später einmal selbständig machen können. Neben Schlosser können die Jugendlichen auch Coiffeuse, Bäckerin, Schuhmacherin oder Schreiner und Schreinerin lernen. Die meisten Lernenden haben vor ihrer Lehre buchstäblich nichts gemacht. Ihre Eltern sind in der Regel Kleinbauernfamilien, sie selbst aber wollen – wie fast alle Jungen aus der Gegend – nicht Bäuerinnen oder Bauern werden. Sie sehen in der Landwirtschaft keine Perspektive, weil die Gegend regelmässig von Dürren heimgesucht wird. Viele Heranwachsende wandern nach Südafrika ab, wo sie als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Jene, die im Dorf bleiben, haben keine sinnvolle Beschäftigung und vertreiben sich die Zeit mit Alkohol- und Cannabis-Konsum und kriminellen Delikten wie Diebstahl und Vergewaltigungen. Auch werden die Jungen immer wieder von den politischen Parteien für deren Zwecke instrumentalisiert, wenn nötig auch mit Gewalt.

Werkzeuge als Startkapital

© HEKS/Andreas Schwaiger

Die Lernenden sind sehr motiviert und engagiert. «Wenn wir ihnen genau erklären, was sie machen müssen, tun sie das. Sie wollen etwas lernen», sagt der 56-jährige Joshua Moyo. «Das Problem ist, dass alle aus armen Familien kommen und kein Geld für Werkzeuge oder einen Generator haben. Deshalb ist es wichtig, ihnen dieses Material als Startkapital zur Verfügung zu stellen.» Von den zehn ausgebildeten Jugendlichen arbeiten alle. Sie möchten als Gruppe ihr eigenes Geschäft aufbauen und viel Geld verdienen. «Die Gruppen dürfen nicht zu gross sein», sagt Enock Nkomo, «sonst reichen die Werkzeuge nicht.» Auch werden jeweils nur zehn Junge auf einmal ausgebildet weil die Konkurrenz sonst zu gross würde. Neben dem Handwerk lernen die jungen Leute auch, den Markt zu beobachten, um nachfragegerecht zu produzieren, Stellenbeschriebe zu verfassen, eine Buchhaltung zu führen, im Team zu arbeiten und sich in Konfliktsituationen richtig zu verhalten.

Lehrmeister Joshua Moyo (rechts) unterrichtet seine Schlosser-Lehrlinge.

2012 haben zehn junge Männer ihre Schlosserlehre in einer ehemaligen Industriehalle mitten in Maphisa (Südafrika) absolviert. Ihre Lehrmeister, Enock Nkomo und Joshua Moyo, haben vor 15 Jahren ihre Metallwerkstatt hierher gezügelt, nachdem sie 1989 zu sechst eine Kooperative gegründet hatten. Das Gebäude teilen sie mit einem Schreiner. Die Leute kaufen am häufigsten Schubkarren sowie Fenster- und Türrahmen oder bringen ihre Werkzeuge zur Reparatur.

Landwirtschaft keine Option «Dank den Lehrlingsausbildungen wird den jungen Menschen in der Region eine Zukunft ermöglicht», sagt Enock Nkomo. «Bildung ist Entwicklung.» Die HEKS-Partnerorganisation Silveira House hat im zweiten Quartal 2012

Das Projekt wirkt sich nicht nur positiv auf das Leben der Jugendlichen aus, sondern auf die ganze Dorfgemeinschaft. Auch die Polizei ist begeistert. «Die Jungen, die früher den Tag mit undosiertem Alkoholkonsum und mit Kiffen verbracht haben, sind jetzt beschäftigt und am Abend müde von der Arbeit. Weil sie Geld verdienen, müssen sie auch keine Einbrüche mehr machen», sagt ein Polizist. Die Kriminalitätsrate ist seit 2012 spürbar gesunken.


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EAPPI

Hausräumungen und -abbrüche durch, vertreibt Menschen von ihrem Land und schreitet auch bei gewaltfreien Demonstrationen rasch und hart ein.

Im Einsatz für die Menschenrechte Margrit Freivogel *

Margrit Freivogel war drei Monate für EAPPI als Menschenrechtsbeobachterin in Israel. Das Programm

Als ich im letzten November die Koffer für meinen Einsatz im Westjordanland packte, bombardierte Israel seit zwei Tagen Ziele im Gazastreifen als Reaktion auf den Raketenbeschuss aus Gaza, der auf die israelische Grenzregion zielte. Viele Menschen fragten sich, ob sich der Nahostkonflikt weiter zuspitzen würde. Ich ging im Auftrag von HEKS und Peace Watch Switzerland nach Palästina/ Israel, wo ich am ökumenischen Begleitprogramm (EAPPI) des Weltkirchenrats teilnahm. Seit 2003 unterstützt das Programm lokale und internationale Anstrengungen zur Beendigung der israelischen Besetzung und will zu einer friedlichen Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts beitragen – gestützt auf das Völkerrecht und die einschlägigen UN-Resolutionen.

© EAPPI / Derek Oakley

sucht laufend Freiwillige.

Die Begleitpersonen dokumentieren alle Ereignisse für internationale Organisationen. Margrit Freivogel (links) im Gespräch mit zwei Einheimischen aus Yanoun.

Wie schwierig und oft leidvoll das Alltagsleben in den besetzten Gebieten ist, habe ich selbst miterlebt. Die israelische Armee ist fast überall präsent und führt regelmässig

Menschenrechtsdienst in Palästina/Israel leisten Das «Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel» (EAPPI) soll Menschenrechtsverletzungen verhindern oder zumindest dokumentieren. Die Einsatzleistenden zeigen Solidarität mit den Benachteiligten und machen nach der Heimkehr in ihren Ländern auf die Lage in Palästina-Israel aufmerksam. EAPPI wird in der Schweiz von HEKS getragen und von Peace Watch Switzerland umgesetzt. cs Nächste Info-Nachmittage: Zürich: Samstag, 31. August 2013, Katholisches Hochschulzentrum AKI, Hirschengraben 86, 13.30 – 16.30 Uhr Bern: Samstag, 7. September 2013, Bildungszentrum WWF, Bollwerk 35, 13.30 – 16.30 Uhr Nächstes Training für Einsatzleistende: Sommer-Training für Kurzentschlossene: 16. – 22. Juni 2013 in Zofingen Herbst-Training: 26. – 29. September und 10. – 13. Oktober 2013 in Zofingen Information: palestine@peacewatch.ch

Als freiwillige ProgrammteilnehmerInnen beobachten wir in kleinen internationalen Teams an verschiedenen Standorten in der Westbank die Lage und melden Verstösse gegen die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht. Auch wenn die Anwesenheit der internationalen Beobachterinnen und Beobachter Zahl und Ausmass an gewaltsamen Übergriffen verringert hat, erleiden nach wie vor viele Dörfer Siedlerangriffe mit Verwüstungen und Beschädigungen. In den betroffenen Dörfern suchen wir als Begleitpersonen den Kontakt zu den Familien und lokalen Behörden, unterstützen die Menschen und kümmern uns auch um die Kinder, die durch die Erlebnisse häufig traumatisiert sind. Wichtig ist es, all diese Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren und zu rapportieren. Unser Einsatz wird von den Menschen mit grosser Dankbarkeit und Wertschätzung wahrgenommen und man nimmt uns mit grosser Herzlichkeit auf. Ein zentraler Grundsatz von EAPPI ist die Unparteilichkeit. Indem wir Seite an Seite mit all jenen stehen und arbeiten, die Frieden und Gerechtigkeit in Israel und Palästina suchen, hoffen wir, etwas zur Beendigung des Konflikts beitragen zu können. * Margrit Freivogel ist Fachjournalistin und Obwaldner Kantonsrätin.


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16. JUNI FLÜCHTLINGSSONNTAG

Der Traum, für sich selbst zu sorgen Bettina Filacanavo

HEKS engagiert sich seit Jahren für die Anliegen der Flüchtlinge, etwa in der sozialen Integration oder mit Rechtsberatungsstellen für Asylsuchende. Bassirahmad Rezahi aus dem Iran hat nach seiner Teilnahme bei «HEKS-TG-Job» Arbeit gefunden. Bassirahmad Rezahi ist in Afghanistan geboren. Als er sieben Jahre alt war, flüchteten seine Eltern mit ihm und seiner Schwester vor dem Krieg über die Grenze in den Iran. Das Leben dort war sehr schwierig, weil Afghanen im Iran keine Rechte haben. Nur wer Geld hatte, konnte sich gewisse Dinge erkaufen. Doch Bassirahmad Rezahis Familie war arm, weshalb er auch nur drei Jahre die Schule besuchen konnte. Von seinem Vater erlernte er das Schneiderhandwerk – schon die Arbeit seines Grossvaters. Als Bassirahmad Rezahi heiratete und seine erste Tochter auf die Welt kam, fand er keinen Job, weil Afghanen im Iran auch kein Recht auf Arbeit haben. Und wer als Tagelöhner Arbeit fand, musste sich oft vor der Polizei verstecken, die Razzien durchführte. «Ich wusste nie, ob ich am Abend lebend nach Hause komme», erzählt er. Aber er musste arbeiten, um seine Familie zu ernähren. In dieser ausweglosen Situation entschied er, den Iran zu verlassen. Die junge Familie flüchtete über die Türkei und Griechenland in die Schweiz, wo sie nach viermonatiger Odyssee Asyl beantragte.

Ein erster Schritt Heute ist Bassirahmad Rezahi 27 Jahre alt und wohnt mit seiner Frau Fereschte (27) und seinen beiden Töchtern Neda (7 Jahre) und Negar (3 Jahre) im Kanton Thurgau. Seit fünf Jahren leben die vier als vorläufig aufgenommene Flüchtlinge in der

Schweiz. Dass Bassirahmad Rezahi heute eine Arbeit hat, verdankt er auch dem Arbeitsintegrationsprogramm HEKS TG-Job in Amriswil; dort erhielt er eine Beschäftigung im Nähatelier und wurde bei Bewerbungen unterstützt. Bei der Firma Copro Comestible Produktions AG in Amriswil, die auf die Verarbeitung, Verpackung und den Transport von Fisch spezialisiert ist, arbeitet er heute in der Produktion und beliefert Kunden. Bassirahmad Rezahi sieht die Stelle bei Copro als Chance. Noch aber reicht der Lohn, rund 3000 Franken im Monat, nicht ganz aus. Die Gemeinde übernimmt zurzeit die Wohnkosten für die Familie. Bassirahmad Rezahis grösster Wunsch ist es, mehr zu verdienen, um ohne finanzielle Unterstützung leben zu können. Und er möchte eine defintive Aufenthaltsbewilligung. Für Letztere ist die wirtschaftliche Unabhängigkeit allerdings Voraussetzung – neben den fünf Jahren, die die Familie sich bereits in der Schweiz aufhält. So arbeitet Bassirahmad weiter bei Copro und besucht nebenher fleissig einen Sprachkurs, um noch besser Deutsch zu lernen. Der Wille, sich ein eigenständiges Leben in der Schweiz aufzubauen, ist da, die Umsetzung wird ihn aber noch viel Kraft kosten.

© HEKS/Walter Imhof

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Flüchtling Bassirahmad Rezahli sieht seine Arbeit als Chance, für sich und seine Familie ein eigenständiges Leben aufzubauen.

Der Flüchtlingssonntag – ein Anlass, Flüchtlingen eine Chance zu geben! Zur Unterstützung für Kirchgemeinden stellt HEKS auch dieses Jahr eine breite Palette von Materialien zur Verfügung: Plakate, Predigtbausteine, Kollektenansagen, Projektreportagen und vieles mehr auf www.heks.ch. Zusätzliche Informationen erhalten Sie auch über fluechtlingssonntag@heks.ch. cs


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VERANSTALTUNGEN JUNI

Nationaler Flüchtlingstag, Flüchtlingssonntag und Weltflüchtlingstag 15., 16. und 20. Juni «Gemeinsam schaffen wir es» heisst das Motto der Flüchtlingstage 2013. Am nationalen Flüchtlingstag (15. Juni), am Flüchtlingssonntag der Kirchen (16. Juni) und am Weltflüchtlingstag (20. Juni) können Flüchtlinge gegenüber einer breiten Öffentlichkeit über ihre Situation reden und konkret sagen, was sie brauchen. Die Flüchtlingstage werden von der Schweizerischen Flüchtlingshilfe SFH, vom UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR und vom Bundesamt für Migration BFM finanziert. Die Schweizer Kirchen organisieren einen speziellen Flüchtlingssonntag und HEKS, Caritas oder andere organisieren Veranstaltungen, an denen sich Schweizer und Flüchtlinge begegnen können: 9. Juni 2013 Siders: Journée pic-nic. Organisation/Information: Espace Interculturel Sierre. 13. Juni 2013 Biel, Zentralstrasse 57, 16–18 Uhr: Bieler Flüchtlingstage: Führung durchs Durchgangszentrum Schüssel (Anmeldung info@fluechtlingshilfe.ch) 14. Juni 2013 Biel, MULTIMONDO, Oberer Quai 12, 17–19 Uhr: Bieler Flüchtlingstage: Fotoausstellung «Flüchtlinge auf Arbeitssuche», Fotos: Enrique Muñoz Garcia (14. bis 28. Juni 2013) 15. Juni 2013 Biel, Le Pavillon, Zentralstrasse 63, 13.30–17.30 Uhr:

Bieler Flüchtlingstage: Fest mit interkulturellen Spielen & kulturellen Präsentationen 16. Juni 2013 Belp: Begegnungsfest Dorfplatz/ Pfrundschüür bei der Reformierten Kirche Belp, 16–21 Uhr: Organisator: Reformierte Kirche Belp und Katholische Kirche Belp 20. Juni 2013 Weltflüchtlingstag Information und weitere Veranstaltungen www.fluechtlingshilfe.ch/fluechtlingstage

2. «Lunchkinos» in verschiedenen Schweizer Städten Für diejenigen, die zwar am Thema und an der Arbeit von HEKS interessiert sind, aber nicht für einen ganzen Tag nach Zürich kommen wollen oder können, werden in verschiedenen Städten «Lunchkinos» durchgeführt. Im Mittelpunkt steht der Kampagnenfilm aus Indien, der beispielhaft die Arbeit von HEKS aufzeigt. Während des Kinobesuchs können Sie ein spendiertes Sandwich und Getränk geniessen und nach der Filmvorführung bietet sich die Gelegenheit, mit den regionalen Vertreterinnen und Vertretern sowie HEKS-Mitarbeitenden bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch zu kommen.

SEPTEMBER

Alles wird neu im Herbst! In den letzten Jahren führte HEKS für ein kirchliches Publikum in fünf Regionen «Herbsttreffen» durch, an denen einen Nachmittag lang über die bevorstehende Kampagne orientiert und mit einem Film ein Einblick in das Kampagnenland und die Arbeit von HEKS ermöglicht wurde. Trotz breit gestreuten Einladungen und Unterstützung durch die kantonalen OeME-Stellen konnten für diese Anlässe nicht viele Interessentinnen und Interessenten mobilisiert werden. Basierend auf diversen persönlichen Befragungen hat HEKS ein neues Konzept erstellt.

1. Fachtagung in Zürich zum Thema «Zugang zu Land»

Samstag, 21. September, 10–16 Uhr, Volkshaus Zürich Die Fachtagung richtet sich an Personen aus dem kirchlichen, aber auch säkularen Bereich. Neben einem bekannten Fachreferenten werden wir den rund halbstündigen Film mit dem Thema Zugang zu Land, der in diesem Jahr in Indien aufgenommen wurde, zeigen. Für kulinarische und musikalische Leckerbissen sowie Diskussion und Austausch ist gesorgt.

© HEKS

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Lunchkino: Jeweils über Mittag Film, Essen und Gespräche.

Lunchkino jeweils über Mittag: Montag, 26. August, 12.00 Zürich, Kino Le Paris Freitag, 6. September, 12.00 Solothurn, Kino Uferbau Montag, 9. September, 12.00 Thun, Konzepthalle 6 Freitag, 13. September, 12.00 Basel, Stadtkino Freitag, 27. September, 12.00 St.Gallen, Kinok


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VORSCHAU HERBSTKAMPAGNE

«Mission Gesundheit» Dorothee Adrian

Über eine Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu Ärzten und Spitälern. mission 21 unterstützt ihre Partnerkirchen, Basisgesundheitsdienste für Menschen in abgelegenen Regionen anzubieten.

machte sich auf den langen Fussmarsch ins Missionsspital der Herrnhuter Kirche in Mbozi (Tansania). Dort trifft sie auf Schwester Betty. Das Fieber sinkt und die kleine Tati kann nach drei Wochen wieder nach Hause.

Hilfe in entlegensten Orten Die Mitarbeitenden vor Ort können viele solcher Geschichten erzählen. Claudia Bender, Gynäkologin im Spital Manyemen im Westen Kameruns, berichtet von Rettungen in letzter Minute, wenn zum Beispiel eine Frau mit Geburtskomplikationen auf dem Motorrad in das Busch-Spital gebracht wird. Auch die Missionsspitäler in der Demokratischen Republik Kongo haben bereits vielen Menschen das Leben gerettet. In der Kwangoregion der DR Kongo beispielsweise gäbe es ohne sie überhaupt keine medizinische Versorgung, weil der Staat hier seine Aufgaben nicht wahrnimmt.

©mission 21/Regina-Mariola Sagan

Auftrag Gesundheitsarbeit «Heilen ist eine klassische Aufgabe der Missionen», sagt Johannes Blum, Tropenarzt und stellvertretender Vorstandsvorsitzender von mission 21. «Dabei beziehen sie sich auf die Heilungsgeschichten des Neuen Testaments, seien es die Wunderheilungen von Jesus oder das diakonische Heilen in der Erzählung des Barmherzigen Samariters.» Und so waren es oft Missionarinnen und Missionare, die Gesundheitsstationen und Spitäler gründeten. Heute werden sie von den Partnerkirchen geleitet, unterstützt von mission 21.

Das 21 Monate alte Mädchen Tati Shilumba kam mit ihrer Mutter Pili Mwashilindi im Missionsspital Mbozi, Tansania.

Pili Mwashilindi kann wieder lächeln. Sie ist zwar immer noch sehr erschöpft, aber die Erleichterung steht ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre 20 Monate alte Tochter Tati hatte mehrere Tage hohes Fieber gehabt, bald waren Schüttelfrost, Durchfall und Erbrechen dazu gekommen. Als Pili Angst bekam, dass es sich um Malaria handeln könnte, band sie sich ihre Tochter um und

Die Umstände, unter denen die Mitarbeitenden vor Ort arbeiten, sind schwierig bis katastrophal. Seien es schlammige, in der Regenzeit unpassierbare Strassen, fehlende Kühlmöglichkeiten für Medikamente, kaum einsetzbare Diagnosegeräte oder der Mangel an gut ausgebildetem Personal.

Heilende Pflanzen Ermutigende Erfolge bringen Heilkräuter: In Tansania ergänzen

Referierende der Herbstkampagne (Auswahl) Christian Weber, Pfarrer und Studienleiter bei mission 21, sechs Jahre Leiter des Theologischen Seminars IAFTA bei Lubumbashi/DR Kongo. Dort unterstützte er den Aufbau einer Gesundheitsstation. Johannes Blum, Spezialarzt für Tropen- und Reisemedizin, arbeitete lange in einem Missionsspital in der DR Kongo. Rehema Mwakalo, Leiterin des Naturmedizinprojekts in Isoko (Tansania). Emery Mpwate, HIV/Aids-Berater im südlichen Afrika im Auftrag von mission 21. Magdalena Zimmermann, Pfarrerin, Leiterin der Abteilung Bildung Austausch Forschung, reflektiert das Kampagnenthema theologisch.

sie die traditionelle Gesundheitsarbeit und ermöglichen Menschen auf dem Land zum Beispiel kostenlose Malariaprophylaxe. In der Kwangoregion werden kostengünstige Medikamente aus heimischen Pflanzen hergestellt. Auch Vorsorge- und Aufklärungsarbeit haben einen grossen Stellenwert.

Einsatz für Menschenrecht Der Zugang zu bestmöglicher Gesundheitsversorgung ist als Menschenrecht definiert. mission 21 unterstützt mit ihren Gesundheitsprogrammen mehrere hunderttausend Menschen in abgelegenen Regionen, die von der staatlichen Gesundheitsversorgung nicht erreicht werden und sonst keinen Zugang zu Ärzten oder Krankenhäusern hätten. Neben der körperlichen Gesundheit nimmt mission 21 auch die geistige und seelische in den Blick. Projektdienst: Seraina Vetterli, 061 260 23 03, seraina.vetterli@mission-21.org Referentenvermittlung: Christa Nadler, 061 260 22 67, christa.nadler@mission-21.org, www.mission-21.org/gesundheit


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MISSIONSSYNODE 2013

Mission in Bewegung Anna Wegelin

Was bewirkt Mission heute und was sind ihre brennenden Themen? Die Missionssynode mit 43 Delegierten aus vier Kontinenten in St. Gallen unter dem Motto «mission moves» gibt Aufschluss. «Wer Mission sagt, meint Parteinahme für die Schwachen und Benachteiligten aus der Kraft des Evangeliums», sagt Claudia Bandixen. Dieses Credo der Direktorin von mission 21 fasst zusammen, was die Arbeit des Missionswerks der evangelisch-reformierten Kirche ausmacht. Ob nachhaltige Entwicklung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in den peruanischen Anden, Gesundheitsvorsorge im kamerunischen Busch-Spital oder die Förderung von Kunsthandwerk zur Einkommenssicherung in Borneo: Die 90 Projekte der Entwicklungszusammenarbeit von mission 21 und ihren Partnern in Afrika, Asien und Lateinamerika sind nachhaltige Zeugnisse der christlichen Nächstenliebe.

Schweiz sowie Kirchen in Deutschland, im Elsass und in Österreich, die mission 21 verbunden sind, die Geschicke des Missionswerks direkt mitgestalten können.

Brennende Themen In drei Diskussionsforen unter dem Motto «Brennpunkt Mission» ging es um die Themen Gesundheit, Friedensarbeit und interreligiöser Dialog sowie Sicherung der Lebensgrundlagen beziehungsweise die Schere zwischen Arm und Reich, die immer grösser wird. Bis 2050 soll die Weltbevölkerung um weitere gut zwei Milliarden Menschen wachsen, wobei das Bevölkerungswachstum nach Schätzungen der UNO fast ausschliesslich in den Entwicklungsländern stattfinden wird. Millionen Menschen in Afrika und Asien drohen zu verarmen, weil sich die Preise für Grundnahrungsmittel laut internationaler wissenschaftlicher Kongresse verdoppeln werden. Insbesondere in Afrika werden die Menschen deshalb künftig noch häufiger von Hungerkatastrophen betroffen sein, so die UNO.

«mission moves» – fit für die Zukunft mission 21 ist ein über fast 200 Jahre gewachsenes Netzwerk der weltweiVertreterinnen und Vertreter der weltweiten Kirche kommen bei der Missionssynode zusammen, um über die Zukunft von mission 21 zu beraten und zu beschliessen. ten Kirche. Dieses wird sichtbar bei der Missionssynode von mission 21 unter Zudem ging es im «Brennpunkt Mission» um die Frage, dem Motto «mission moves», frei übersetzt: «Mission bewegt was Mission heute ausrichten kann. Für Claudia Bandixen ist – und bewegt sich», die Anfang Juni in St. Gallen stattgefundie Antwort darauf unmissverständlich klar. Während ihres den hat. 43 Delegierte aus vier Kontinenten (25 aus Afrika, sechsjährigen Einsatzes in chilenischen Slums hat sie erfahren, Asien und Lateinamerika sowie 18 aus Europa) beschliessen wie Menschen in extremer Armut in christlichen Gemeinden dort unter anderem die strategischen Ziele des Missionsihr Leben und ihre Sorgen miteinander teilen. Wo der Staat werks. Ein wichtiger Teil davon ist die Statutenänderung, nicht funktioniere, komme Glaubensgemeinschaften umso die notwendig ist, damit mission 21 das Zewo-Gütesiegel für mehr Bedeutung zu. «Mission öffnet unsere Augen und Hergemeinnützige Organisationen in der Schweiz erhält. Bereits zen und macht uns Mut, für die Gleichwertigkeit von allem seit dem vergangenen November können alle Spenden an das Leben einzustehen», so die Direktorin von mission 21: «MisWerk von den Steuern abgezogen werden. Zudem hat in St. sion heute heisst, einen eigenen Standpunkt wagen, dafür einGallen die Gründungsversammlung der neu aufgestellten stehen und gleichzeitig Respekt vor dem Anderssein haben.» «Kontinentalversammlung Europa» von mission 21 stattgefunden. Dies bedeutet, dass in Zukunft die Exekutivräte der Kantonalkirchen in der deutsch- und italienischsprachigen Aktuelle Informationen unter www.mission-21.org/synode2013

© mission 21

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Soziale Spannungen nehmen zu

PROJEKT SABAH/MALAYSIA

Eine Schulausbildung für alle Kinder Sandra Morstein

Das Recht auf Bildung ist in Sabah/Malaysia keine Selbstverständlichkeit. Der Schulbesuch ist für die Kinder von Migrantinnen und Migranten mit hohen bürokratischen Hürden verbunden. mission 21 setzt

Die Leidtragenden sind nicht zuletzt die Kinder. Ohne vollständige Papiere können sie keine öffentliche Schule besuchen. «Schon das Fehlen der Geburtsurkunde des Kindes oder der Heiratsurkunde der Eltern kann einer Schulausbildung im Wege stehen», so Gfeller über die Situation der Kinder. Da ihre Eltern oft bis spät in die Nacht arbeiten, fehle es den Kindern an Aufsicht und Beschäftigung. Ohne Kenntnisse im Lesen und Schreiben haben sie auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen. Oft finden sie als ungelernte Hilfskräfte nur schlecht bezahlte Arbeit. Auch für die Gesellschaft hat die fehlende Ausbildung der Migrantenkinder weitreichende Folgen. Sie trägt dazu bei, die sozialen Unterschiede zu vergrössern und Spannungen zu verschärfen.

Engagement, das ankommt

© mission 21 / Patrick Stuby

sich für sie ein.

Migrantenkinder vor ihren Behausungen

Obwohl der im Norden der Insel Borneo gelegene Bundesstaat Sabah zu den ärmsten Gebieten in Malaysia zählt, kommen viele Menschen von den Philippinen und aus Indonesien auf der Suche nach Arbeit in die Region. Das Bruttosozialprodukt liegt hier immer noch drei bis vier Mal höher als in den ärmeren Nachbarländern. Die Migrantinnen und Migranten arbeiten vor allem in Bereichen, die für Einheimische wenig attraktiv sind: In der Landwirtschaft, auf Baustellen oder in Privathaushalten. «Da sie einen Grossteil ihres Lohnes nach Hause schicken, um Angehörige zu unterstützen, bleibt ihnen selbst wenig Geld übrig», erklärt Katharina Gfeller, Programmverantwortliche für Indonesien und Malaysia bei mission 21. Daher leben die Migrantinnen und Migranten unter prekären Umständen in sehr einfachen Behausungen. Ihre Aufenthaltserlaubnis ist an eine Bürgschaft – etwa eines einheimischen Landbesitzers – gebunden. Deshalb ist ständig ungewiss, wie lange sie in Sabah bleiben können.

Die Situation wäre noch schwieriger, wenn es das Engagement kirchlicher Organisationen nicht gäbe. In Sabah setzt sich die Basel Christian Church of Malaysia (BCCM), Partnerkirche von mission 21, für Menschen ein, die vom Staat vernachlässigt werden. Seit 2005 führt die BCCM zwei Primarschulen: das «Good Samaritan Home» in Keningau und das «Grace Centre» in Kota Kinabalu. Hier werden Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse unterrichtet. Anfang 2011 ist mit der Agape-Schule in Kundasang eine dritte Primarschule eröffnet worden. Die Kinder gehen gerne in die Schule, da sie ihnen nicht nur Gelegenheit zum Lernen, sondern auch Abwechslung vom tristen Alltag bietet. Über 400 Kinder besuchen mittlerweile eine der drei BCCMSchulen und viele weitere stehen auf der Warteliste. Da der Abschluss auch in Indonesien und den Philippinen anerkannt ist, können die Schülerinnen und Schüler nach der Rückkehr in ihre Heimatländer dort eine weiterführende Schule besuchen.

Mehr als finanzielle Unterstützung mission 21 unterstützt das Engagement ihrer Partnerkirche nicht nur finanziell, sondern entsendet zusätzlich junge Fachleute. Seit Juni 2013 arbeitet Amanda Willi aus Liechtenstein im Rahmen von PEP! (Professionals Exposure Program) als Englischlehrerin in der Agape-Schule in Kundasang. Ausserdem wird die Sozialarbeiterin von Gewalt betroffenen Frauen und Familien in Kota Kinabalu beratend zur Seite stehen. Die langjährige Zusammenarbeit von mission 21 mit einer erfahrenen Organisation vor Ort hat sich bewährt. So kann das gemeinsame Engagement für die Kinder von Migrantinnen und Migranten in Malaysia erfolgreich und nachhaltig wirken. Projektdienst: Seraina Vetterli, 061 260 23 03, seraina.vetterli@mission-21.org Projekt Nr.: 134.1029 Spendenkonto: 40-726233-2, Vermerk «Stärkung von Basisgemeinschaften» www.mission-21.org/malaysia


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AGENDA JUNI 2013

60 Jahre Spital Manyemen Kamerun: Aktuelle Situation und Rückblick Daniel und Claudia Bender, ökumenische Mitarbeitende von mission 21, berichten von ihrem Einsatz in Manyemen. Anschliessend kamerunisches Abendessen sowie ein Rückblick mit musikalischer Begleitung und einer Lesung aus Einsatzberichten der vergangenen 60 Jahre im Spital Manyemen. Samstag, 22. Juni 2013, 17 Uhr, mission 21, Missionsstrasse 21, Basel Kontakt: verena.ramseier@mission-21.org

JULI 2013

«Mission bewegt!» - Zwei Jahrhunderte Missionsgeschichte Vielfältige Einblicke in die frühere und heutige Missionsarbeit erhalten Interessierte und Ehrenamtliche vom 9. bis 14. Juli im Missionshaus. Neben spannenden Zeitreisen, persönlichen Berichten und der Möglichkeit, die eigene Familiengeschichte im Archiv der Basler Mission zu erkunden, begleiten biblische Texte, die den Werdegang der Mission massgeblich bestimmt haben, durch die Tage. Ausflüge in der Stadt Basel mit ihrer vielseitigen kulturellen und religiösen Vergangenheit und Gegenwart runden das Programm ab. Nach Rücksprache sind auch Tagesteilnahmen möglich! Dienstag bis Sonntag, 9.–14. Juli 2013, mission 21, Missionsstrasse 21, Basel Kontakt: pia.mueller@mission-21.org, Geschäftsleiterin Basler Mission, Tel. 061 260 22 53

SEPTEMBER 2013

«Mission Gesundheit»: Eröffnung der Herbstkampagne 2013 Eröffnungsgottesdienst mit Claudia Bandixen, Direktorin mission 21,

Johannes Klemm, Programmverantwortlicher Tansania, sowie Rehema Mwakalo, Mitarbeiterin im Gesundheitsprojekt in Tansania. Anschliessend Vernissage mit Fotografien zum Thema «positiv leben» aus Tansania von Regina-Mariola Sagan.

Einsatz, Daniel Oppliger aus Basel als Englisch- und IT-Lehrkraft im Kinderheim «Jireh Home» in Malaysia und Stefanie Wirz aus Zürich als Rechtsberaterin und Sozialarbeiterin für indonesische Arbeitsmigrantinnen und chinesische Industriearbeiter in Hongkong.

Sonntag, 22. September 2013, 16 Uhr, Zinzendorfhaus der Herrnhuter Brüdergemeine, Leimenstrasse 10, Basel Kontakt: Johannes Klemm, 061 260 23 04, johannes.klemm@mission-21.org

Weitere Informationen: www.mission-21.org/pep oder bei simone.mani@mission-21.org

AKTUELL «Laufend Gutes tun» am Basler Stadtlauf 2013 Mit Freundinnen und Freunden Gutes tun ist viel einfacher als alleine. Beim Basler Stadtlauf gibt es die Möglichkeit dazu! Als Sponsorenläufer/in oder Unterstützer/in dabei sein und sich für von HIV/Aids betroffene Menschen in Afrika engagieren. Wer mitmachen will, meldet sich als Läuferin und Läufer auf www.stadtlauf.ch und zusätzlich bei mission 21 unter www.laufendgutestun.ch an.

Zwei Filme und eine mitreissende Musik-CD Musik-CD «Hujambo Afrika!»: Professionelle Aufnahme der Konzertreise durch die Schweiz eines Chors der Moravian Church in Tanzania, Partnerkirche von mission 21. Von Spiez bis Zürich und vom Münstertal bis Basel gaben die Sängerinnen und Sänger im Juni 2012 Konzerte. Sie begeisterten mit ihrer Musik und gaben Einblicke in ihr Leben und ihren Glauben. Die weltweite Verbundenheit von Christinnen und Christen bekam ein Gesicht und wurde hör- und sichtbar.

© Martin Trechsel, Winterthur / zVg

contigo

Samstag, 30. November 2013, weitere Informationen ab Mitte Juni unter www.mission-21.org/gesundheit, in der Aktionsbroschüre zur Herbstkampagne «Mission Gesundheit» oder bei christine.lehni@ mission-21.org, Tel. 061 260 22 36

Mit PEP im Einsatz PEP! (Professionals Exposure Program), das Weiterbildungsprogramm von mission 21 für junge Fachleute, geht in eine neue Runde: Im Frühjahr haben vier neue Teilnehmende ihren einjährigen Einsatz in Projekten von mission 21 begonnen. Amanda Willi aus Liechtenstein arbeitet in Malaysia als Englischlehrerin in einer Grundschule für Migrantenkinder sowie als Beraterin in der Frauenarbeit der Partnerkirche von mission 21 (vgl. S. 20). Julia Weingarten aus Meyrin ist als Workshopleiterin in einem Heilkräuterprojekt in Chile im

Der Chor der Moravian Church bei einem Auftritt in der Schweiz

DVD «Der Sternberg – Behindertenarbeit in Palästina»: Ein einfühlsames Portrait des von mission 21 und der Herrnhuter Mission unterstützten Projektes. DVD «Agabag Frauen in Ostkalimantan»: Dokumentarischer Film mit künstlerischem Anspruch über das Leben der von mission 21 unterstützten Flechterinnen auf Borneo. Weitere Informationen und Bestellung: www.mission-21.org/shop oder bei christine.lehni@mission-21.org, Tel. 061 260 22 36


contigo

Nr.2 | 2013

agEnDa

Ein Kabarettabend mit Sibylle und Michael und den Musikern Annette Birkenmeier, Ines Brodbeck, Srdjan Vukasinovic.

Weitere Veranstaltungshinweise auf den Seiten der Werke 10 bis 21

JUNI Weltflüchtlingstag 20. Juni

Die UN-Vollversammlung hat den 20. Juni zum zentralen internationalen Gedenktag für Flüchtlinge ausgerufen. Dieser Tag wird in vielen Ländern von Aktivitäten und Aktionen begleitet. In der Schweiz verschaffen der nationale Flüchtlingstag (15. Juni), der Flüchtlingssonntag der Kirchen (16. Juni) sowie der Weltflüchtlingstag (20. Juni 2013) den Anliegen von Flüchtlingen an rund 200 Veranstaltungen eine breite Beachtung. Der Tag des Flüchtlings wird jeweils partnerschaftlich von UNHCR (UN-Hochkomissariat für Flüchtlinge), der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) und dem Bundesamt für Migration (BFM) getragen und mit lokalen Akteuren durchgeführt.

Kabarettabend «Es reicht! Ein Ritt ins Bodenlose» Freitag, 21. Juni, 20 Uhr, Winterthur Fabrikkirche, Sulzerareal, Jägerstrasse (Bus 1 bis Loki)

Organisiert von den BFA-Gruppen der Stadt Winterthur. Vertreter der Vereinigung uniterre und Gemüseabo Thalheim informieren über Selbstversorgung und Vertragslandwirtschaft in der Schweiz. Eintritt frei – Kollekte

AUGUST Oikocredit feiert Samstag, 31, August, Solothurn

www.oikocredit.org/ch

Es reicht! Ein Ritt ins Bodenlose! Landgrabbing, die Fortbewegung der Heuschrecken. Ein Theaterabend mit Sibylle und Michael Birkenmeier eine Veranstaltung der Winterthurer

Hinter den Worten «Es reicht!» steckt je nach Zusammenhang und Tonfall etwas ganz anderes. Fülle und Erleichterung oder das Ende des Geduldsfadens. Sibylle und Michael Birkenmeier loten die Vielschichtigkeit dieses Wortes im Zusammenhang mit unserem Lebensstil und den Zuständen in Wirtschaft, Politik, Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit aus.

Seit 30 Jahren ist Oikocredit auch in der Deutschen Schweiz vertreten. Das ermöglicht Privaten wie Kirchgemeinden, Anteilscheine der Genossenschaft zu kaufen und damit Gelder für Kredite an Menschen im Süden bereitzustellen. Mit einem ganztägigen Anlass wird die Arbeit von Oikocredit vorgestellt und an einem Podium diskutiert.

www.unhcr.ch/events/fluechtlingstage-2013 Siehe auch Seite 17/HEKS

-Gruppen

Eintritt frei – Kollekte

Freitag, 21. Juni 2013 20 Uhr In der Ref. Fabrikkirche Winterthur Sulzerareal Halle 1019 Jägerstrasse (Bus 1 bis Loki)

Heimat(en)? Migration aus theologischer Sicht Samstag, 31. August, Bern, 9–17 Uhr, Kirchgemeindehaus Paulus, Freiestrasse 20

Tagung mit ÖRK Ökumenischer Rat der Kirchen, SEK Schweiz. Evangelischer Kirchenbund und Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn. www.refbejuso.ch/agenda

© zvg

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Bildquelle: www.sehen-und-handeln.ch/de/medien/logos-bilder-zum-herunterladen

SEPTEMBER Schöpfungszeit: Tropfen, Pfützen, Gurgelbäche 1. September bis 4. Oktober 2013

Den Gewässern als Lebensraum gilt während der Schöpfungszeit dieses Jahres die Aufmerksamkeit. In jedem Dorf, in jeder Stadt gibt es Pfützen, Tümpel, Teiche, Bäche, Flüsse und Seen, die entdeckt werden wollen. Mit Unterlagen und Informationen gibt der ökumenisch breit abgestützte Verein «oeku Kirche und Umwelt» Kirchgemeinden und Pfarreien Anregungen. Vernetzen Sie sich mit Umwelt- und Fischereiorganisationen oder Wasserversorgern, können Sie einen Beitrag leisten für lebendige Wasser, wie Gott sie sich am Anfang und Ende der Bibel vorstellt. www.oeku.ch

… UNd AUSSERdEM: Bibel-Übersetzungen als Grossprojekt Luther und Zwingli haben uns die Bibel auf Deutsch übersetzt und nahe gebracht. Das genügt Wycliffe aber nicht, denn weltweit werden beinahe 6900 Sprachen gesprochen. Daran arbeitet das Netzwerk von über 7000 Personen, darunter 118 aus der Schweiz. Bisher wurde die Bibel in 518 Sprachen übersetzt, das Neue Testament in 1275 Sprachen und einzelne Bücher in weitere 1005 Sprachen. Die Aufgabe ist laut Wycliffe aber noch viel grösser: «Noch 1967 Sprachen brauchen eine Bibelübersetzung, Sprachen, die von rund 209 Millionen Menschen gesprochen werden», nennt Wycliffe. Angepackt werde die Aufgabe von verschiedenen Missionen, Bibelgesellschaften und Kirchen weltweit mit rund 2000 Übersetzungsprojekten in Sprachen aller Erdteile. Wycliffe sieht sich als Teil der weltweiten Kirche Jesu Christi und will mit seiner Arbeit den verschiedenen Denominationen dienen. uw http://de.wycliffe.ch


Nr.2 | 2013

NAchRIchTEN

43,7 Millionen Flüchtlinge leben in der Fremde

Weltweit steigen die Flüchtlingszahlen. Die neuste Zahl des Uno-Hochkommissariats für Flüchtlinge UNHCR lautet auf 43,7 Millionen: So viele Menschen sind Flüchtlinge, Asylsuchende, Binnenvertriebene oder Staatenlose auf der ganzen Welt. Sie alle sind aus Not oder vor Gewalt geflüchtet und um ihre Hoffnungen und Sehnsüchte nach einem besseren Leben zu erfüllen. Mali oder Syrien sind die jüngsten Beispiele von Konflikten und Bürgerkrieg, die Menschen aus ihrer Heimat vertreiben. Besonders grosse Herausforderungen an die internationale Gemeinschaft stellen laut Antonio Guterres, Uno-Flüchtlingshochkommissar, die Binnenflüchtlinge dar. Bevölkerungswachstum, Klimawandel und Nahrungsknappheit sind neben Kriegen Gründe, die zu steigenden Flüchtlingszahlen führen. Das Bundesamt für Migration BFM will 2013 aufzeigen, was Wirtschaft und Gesellschaft gewinnen, wenn Flüchtlinge bei uns nicht nur Schutz, sondern auch Arbeit finden. «Wer arbeitet, wird anerkannt und gehört dazu», heisst darum das Motto für die Flüchtlingstage 2013. Es ist ein Gewinn für die ganze Gesellschaft, wenn die Arbeitswelt Flüchtlinge aufnimmt. Sie selber können sich aus der Abhängigkeit von staatlicher Hilfe lösen und in Würde und Selbstachtung leben. Die Wirtschaft profitiert von ihren Kompetenzen, Erfahrungen und ihrer Motivation. Die Investitionen von Bund, Kantonen und Gemeinden in die Integration zahlten sich aus, wird vom BFM unterstrichen. uw www.unhcr.ch

BUchTIPP

«Wegerfahrungen am Bambusvorhang» Erst nach einem Schlaganfall beginnt Rosmarie Gläsle, Worte für ihre

MEDIEntIpp

Geschichte zu finden. Sie «jongliert mit Worten» und fühlt sich dabei wie die Singvögel, die von Chinesen in Käfigen gehalten werden. Rückblickend erzählt sie von ihrer Kindheit in China als Tochter von Basler Missionaren, von ihrem Leben zwischen den Kulturen, von ihrem Engagement in der Sozialarbeit der Tsung Tsin Mission in Hongkong

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FILMTIPP

Kinderalltag in einem Konfliktgebiet Der neunjährige Manuel und seine Freunde leben in der kolumbianischen Andenregion. Ihre jugendliche Unbeschwertheit wird dadurch getrübt, dass ihr Dorf zwischen den Fronten der Guerillabewegung und der Paramilitärs liegt. Trotz der allgegenwärtigen Bedrohung ist Manuel viel mehr mit seinem neuen Fussball beschäftigt, der beim ersten Spiel in einem Minenfeld gelandet ist. Die neue Lehrerin ihrerseits versucht mit viel Zivilcourage, der ständigen Bedrohung Menschlichkeit entgegenzusetzen. Doch immer mehr Familien fliehen, Schulbänke bleiben leer. Als auch die Lehrerin bedroht wird, verlässt sie schweren Herzens das Dorf.

von 1965 bis 1983 und dem grossartigen Einsatz der dortigen Mitarbeitenden. Das Buch ist ein Stück Kirchen- und Missionsgeschichte und die persönliche Geschichte eines «Zugvogels zwischen Ost und West», wie sie sich selbst beschreibt, erzählt mit einer bilderreichen Sprache, angereichert durch Gedichte in chinesischer Tradition. (gekürzte Rezension von Jürgen Quack). Rosmarie Gläsle: Wegerfahrungen am Bambusvorhang. Erlanger Verlag für Mission und Ökumene, 2012, 186 Seiten, 15 €

Zentrale Begriffe von Ernst Bloch erläutert Kürzlich ist das «Bloch-Wörterbuch» erschienen. Mitherausgeber ist Beat Dietschy, Zentralsekretär von Brot für alle und letzter persönlicher Mitarbeiter des bedeutenden Philosophen. In seinem Beitrag bringt Dietschy dieses persönliche Wissen mit seinen Erfahrungen aus der Entwicklungspolitik zusammen. uw Beat Dietschy, Doris Zeilinger, Rainer Zimmermann (Hrsg.), Bloch-Wörterbuch. Leitbegriffe der Philosophie Ernst Blochs, Verlag De Gruyter, Berlin, 2012, 740 Seiten, 202.40 Fr.

© zvg

contigo

Konsequent die Perspektive von Manuel, hier mit seinem Vater

Der mehrfach ausgezeichnete Film erzählt konsequent aus Kinderperspektive von latenter Gewalt und kindlicher Unbekümmertheit. Die grossartigen Bilder und die respektvolle Erzählweise hinterlassen einen bleibenden Eindruck. uw Los colores de la montaña: Buch und Regie: Carlos César Arbeláez, Kolumbien/Panama 2010. Spielfilm, 88 Min. Spanisch, deutsch/französische Untertitel Verkauf: Fr. 30.-; ab 16 Jahren; Verkauf und Verleih: éducation21, Tel. 031 389 20 21, verkauf@education21.ch Informationen: www.filmeeinewelt.ch


Nr.2 | 2013

© BROT FÜR ALLE / Urs Walter

contigo

«Du bist ein Mensch, ob arm oder reich.» Sprichwort aus Kamerun


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