Contigo Nr. 2, 2014

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Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden

Nr.2 | 2014

© Brot für alle

Wer profitiert vom Geschäft mit den Rohstoffen?


contigo

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contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von Brot für alle, HEKS, mission 21 und den OeME-Fachstellen

INHALT

Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember ISSN 1660-3788

Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Mail: info@bfa-ppp.ch, Web: www.brotfueralle.ch Spendenkonto: 40-984-9 ©Brot für alle / Chantal Peyer

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DOSSIER

S4 – 9 Gegen das Elend um den Rohstoffreichtum Rohstoffe sind für die moderne Wirtschaft unerlässlich. Viele Bodenschätze liegen allerdings unter fruchtbarem Ackerland in den Ländern des Südens. Das beeinträchtigt die Ernährungssicherheit der lokalen Bevölkerung. Exemplarisch ist, wie in der Demokratischen Republik Kongo beim Abbau die Umwelt verschmutzt (im Bild der Luilu unterhalb eines Werkes von Glencore) und Menschenrechte verletzt werden. Hunger und Elend sind verbreitete Folgen. Brot für alle, mission 21 und HEKS unterstützen deshalb die Menschen im Kampf um ihre Rechte und gegen den Druck der Bergbaukonzerne. uw BROT FÜR ALLE

S10 – Monitoring-Projekt Bench Marks Foundation S11 – Ökumenische Kampagne 2014: 18 000 unterschrieben Petition S12 – Vom Poulet auf dem Alltagstisch zum Weltklima: Vorschau und Daten zur Ökumenischen Kampagne 2015

HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Mail: info@heks.ch, Web: www.heks.ch Spendenkonto: 80-1115-1

mission 21 – evangelisches missionswerk basel Missionsstrasse 21, 4003 Basel Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 Mail: info@mission-21.org, Web: www.mission-21.org Spendenkonto: 40-726233-3 OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen Web: www.oeme.ch Redaktion Dorothee Adrian (da), mission 21 Peter Dettwiler (ped), OeME Christine Spirig (cs), HEKS Urs Walter (uw), Brot für alle Redaktionsleitung Urs Walter Tel. 031 380 65 71 Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: walter@bfa-ppp.ch Adressänderungen und Abonnementsverwaltung Administration Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: contigo@bfa-ppp.ch Tel. 031 380 65 65 Fax 031 380 65 64

Layout grafik.trieb, 2560 Biel Druck rubmedia, 3084 Wabern

HEKS

S14 – Philippinen: Endlich wieder ein Dach über dem Kopf S15 – Soforthilfe Sudan: Immer mehr Flüchtlinge S16 – Inlandkampagne zur Chancengleichheit in der Arbeitswelt MISSION 21

S18 – Hannes Liechti holt Jugendliche und junge Erwachsene auf die Bühne und auf die Strasse

S19 – Beim Essen über den eigenen Tellerrand hinausblicken S21 – Tansania: Ein Einsatz mit Mehrwert HINWEISE UND MEDIENTIPPS

S22 – Agenda und Nachrichten S23 – Bücher- und Filmtipp

Titelbild: Unter der Erde von Afrika liegen immense Bodenschätze. Doch von diesem Reichtum bleibt wenig in den Händen der Bevölkerung. Statt dass sich die Lebensbedingungen verbessern, bleibt ihnen zumeist nur der Schaden an der Umwelt und ihrem Ackerland. uw Rückseite: Die beiden Buben leben im Osten der Demokratischen Republik Kongo im Umfeld der Mine von Musonoi. Trotz des Reichtums unter dem Boden ihres Landes blicken sie in eine ungewisse Zukunft.


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EDITORIAL

Bodenschätze zum Segen machen

© zvg

Beat Dietschy, Brot für alle

Wirtschaften braucht Roh-

- Brot für alle und Fastenopfer machen mit gut

stoffe. Besonders die Län-

recherchierten Berichten und Studien weiter Druck

der des Südens verfügen

auf den Schweizer Bergbaukonzern Glencore,

über diese Schätze. Doch

damit er seine Verantwortung wahrnimmt. Wie

abgebaut werden sie zu-

wichtig das ist, zeigt die neueste Untersuchung der

meist von Bergbaukonzer-

Umweltsituation und Menschenrechtslage rund um

nen aus den Ländern des

die Mine Kamoto Copper Company.

reichen Nordens und aus

- Ein Hoffnungszeichen in der Schweiz ist die brei-

China. Die Menschen im

te Koalition von Organisationen, die gemeinsam

Kongo zum Beispiel werden

die Kampagne «Recht ohne Grenzen» führen. Sie

nicht reich durch die Reich-

fordert, im Schweizer Obligationenrecht Sorgfalts-

tümer in ihrem Boden. Den

pflichten für Unternehmen bezüglich Menschen-

meisten bleibt wenig Nut-

rechte und Umweltschutz zu verankern – auch für

zen und viel Schaden.

ihre Auslandgeschäfte.

Bei meinem kürzlichen Besuch in der Demokratischen

Es gibt viele Wege, um der Ausbeutung im Kongo

Republik Kongo habe ich aber auch Hoffnungszeichen

(und andernorts) entgegenzuwirken. Das Dossier ent-

gesehen.

hält beides: Die negativen Folgen des globalisierten Rohstoffgeschäftes ebenso wie die Hoffnungszeichen

- Die Zivilgesellschaft in Katanga, der riesigen Berg-

in den betroffenen Regionen dank der Arbeit unserer

bauprovinz im Südosten des Landes, organisiert

Werke. Sie zeigen uns: ein anderes, lebensdienliches

sich, um den Firmen und den Politikern auf die

Wirtschaften ist möglich.

Finger zu schauen. - Dorfgemeinschaften verschaffen ihren Anliegen Gehör. - Eine beherzte Frau, Capitaine Léonie, und ihr Team setzen sich als Verantwortliche für Naturschutz engagiert dafür ein, dass das vom Bergbau bedrohte Naturreservat erhalten bleibt.

Die Leiterin und Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.


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ROHSTOFFE UND BERGBAU

Gegen Unrecht helfen nur verbindliche Regeln Urs Walter

Das Rohstoffgeschäft ist eine globalisierte Branche. Leider ist sie zumeist von fehlender Mitsprache der betroffenen Bevölkerung, schlechten Arbeitsbedingungen und einer Politik im Interesse des Kapitals

«Am Export der Rohstoffe verdient die betroffene Bevölkerung kaum, doch stets zahlt sie die sozialen Kosten.» Dieses Fazit steht in den Studien zur Ausbeutung der enormen Bodenschätze in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo). «Die Tatsache gilt aber ganz allgemein und weltweit», hält Chantal Peyer, Fachverantwortliche Menschenrechte und Unternehmensverantwortung bei Brot für alle, fest. Sie untersucht die Entwicklungen seit Jahren. Erst kürzlich hat Peyer wieder die südöstliche Provinz des Landes besucht, wo neben vielen anderen die Minen Kamoto Copper Company und Mutanda Mining des Schweizer Bergbaukonzerns Glencore liegen.

Fakten zum Rohstoffgeschäft Bergbau führt fast immer in Rohstoffhandel, denn der Grossteil der Hunderttausenden Arbeitskräfte der Branche schuftet im Süden. Der Konsum dagegen erfolgt in den reichen Industrieländern des Nordens. Auf Rohstoffe entfallen ein Viertel des Welthandels nach Wert, doch fast drei Viertel nach Gewicht*. Der Unterschied verdeutlicht, dass die Verarbeitung und die Wertschöpfung vorwiegend im Norden erfolgen. Rohstoffkonzerne aus Europa, den USA und seit einiger Zeit zunehmend China bestimmen das Geschäft und ziehen den Grossteil der Gewinne ab. Die Schweiz mit ihrem ausgebauten Finanzplatz ist eine der Drehscheiben im Rohstoffhandel. Viele – meist verschwiegene - Unternehmen arbeiten von Genf aus. uw *Angaben aus dem Buch «Rohstoffe – Das gefährlichste Geschäft der Schweiz» (Erklärung von Bern, 2011)

© Brot für alle / Thierry Michel

geprägt. Dagegen wehren sich die Hilfswerke.

Kupfer – einer der für unsere Konsumgüter unverzichtbaren Rohstoffe.

Ein weltweites Muster Geprägt ist das Rohstoffgeschäft von sehr einseitigen Strukturen. Auf der einen Seite steht der Hunger der Industrieländer nach Rohstoffen und Energiequellen. Um ihn zu stillen, beuten seit den Kolonialzeiten Unternehmen im Norden die Bodenschätze aus. Ihnen gegenüber stehen im Süden in der Regel schwache Staaten. Deren Regierungen lassen sich meistens mehr vom eigenen Profit denn von den Bedürfnissen der Bevölkerung leiten. «Sei es in der DR Kongo, in Kolumbien, Peru, den Philippinen oder Südafrika – die Probleme sind oftmals dieselben», sagt Peyer – und zählt auf: «Verträge für die Abbau-Konzessionen werden zwischen den internationalen Firmen und dem Staat abgeschlossen. Die Bevölkerung wird weder in die Verhandlungen einbezogen noch angehört. Oft werden den Investoren grosse Zugeständnisse gemacht und Umwelt- oder Arbeitsgesetze missachtet. Vertreibungen von lokal ansässigen Gemeinschaften oder indigenen Bevölkerungsgruppen sind manchmal die Folgen. Kaum je gibt es gleich fruchtbare Felder als Ersatz oder ausreichende Entschädigungen.»

Hunger und keine nachhaltige Vision Trotz der Schätze unter dem Boden bringt der Abbau vielen Menschen in den Bergbauregionen Armut und Hunger. Ohne Zugang zu Land ist keine Selbstversorgung möglich, unter den Umweltschäden leidet die Ernte der Früchte aus


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Wald und Savanne. Und in den Minen und Verarbeitungsbetrieben sind die Arbeitsbedingungen oft schwierig. Zwar liegen die Löhne meist über dem sonst möglichen Verdienst mit Handwerk oder als Kleinschürfer, doch oft engagieren die Unternehmen lieber billige Arbeitskräfte aus dem Ausland. Da die Arbeitslosigkeit generell sehr hoch ist, führt diese Migration oft zu Spannungen mit der lokalen Bevölkerung. Exemplarisch für andere rohstoffreiche Länder des Südens verzeichnet Peru in den letzten Jahren einen massiven Anstieg von Bergbauprojekten. Dennoch gehören die Regionen mit der grössten Bergbautätigkeit bis heute zu den ärmsten Gebieten des Landes. Vor gerade fünf Jahren kam es in der Provinz Bagua im peruanischen Amazonasgebiet zu blutigen Zwischenfällen, weil die Mitspracherechte der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern von der Regierung per Dekret weggewischt wurden. Dies obwohl auch Peru die entsprechenden Bestimmungen der Konvention 169 der internationalen Arbeitsorganisation (IAO) anerkennt.

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Tochterfirmen unterschiedliche Preise verrechnet oder Investitionen zu hoch bewertet. Beides vermindert die Gewinne in den Abbauländern und entsprechend die Gewinnsteuererträge. Oder die Gewinne werden in Länder mit tiefer Steuerbelastung und vielerlei Abzugsmöglichkeiten überwiesen. «Das Land wird geplündert und die Bodenschätze werden exportiert. Was bleibt, ist eine Mondlandschaft, wo einst fruchtbares Land der Bevölkerung als Lebensgrundlage diente», fasst Peyer ihre Erfahrung in erschütternde Worte. Verstärkend wirke die Korruption in den Abbauländern.

Für weltweit verbindliche Regeln Weil der Widerstand vor Ort nicht ausreicht, braucht es zugleich weltweit verbindliche Vorschriften für das Verhalten und die Verantwortung der Bergbaukonzerne. Drei Aspekte stehen für Chantal Peyer im Vordergrund: Als Erstes muss das Einverständnis der betroffenen Bevölkerung zu einer Bergbaukonzession nach einer freien, allen zugänglichen und umfassenden Information erfolgen. Zweiter Punkt

Nicht nur in Peru steckt hinter dieser Politik eine Geringschätzung der indigenen ländlichen Bevölkerung. Deshalb unterstützt mission 21 die Partnerorganisation Bergbau Menschen Rechte (BMR). Ziel ist die Schulung der von Bergbau- und anderen Grossprojekten betroffenen Bevölkerung in den Südanden Perus. So will BMR die Verhandlungsfähigkeiten der Menschen stärken, damit diese ihre Rechte besser wahrnehmen können. Auch im Hochland von San Marcos in Guatemala finden sich Gold, Silber und Uran. Grosse nationale und internationale Bergbauunternehmen beuten die Ganz am Anfang der Kette im Rohstoffgeschäft schuften oft Kleinschürfer unter misslichen Umständen. Mit Kerzen, schlecht ausgerüstet und in kaum gesicherten Stollen graben sie nach Erzen. Das Bild stammt aus Katanga, der Bergbauprovinz im Bodenschätze aus. Die ansässige ländliSüdosten der Demokratischen Republik Kongo. che Bevölkerung wird von ihrem Land vertrieben, obwohl sie es seit Jahrzehnten bebaut. Über die Partnerorganisation COPAE (Pastoralist mehr Transparenz bei den Finanzflüssen. Rohstoffunterkommission für Frieden und Ökologie) unterstützt HEKS die nehmen müssen für alle Konzernfirmen offenlegen, wo die Menschen, ihre Rechte auf das Land durchzusetzen. Gewinne angefallen sind und in welchem Land wie hohe Abgaben und Steuern bezahlt wurden. Als Drittes trägt Profite im Norden Brot für alle die Forderung der Kampagne «Recht ohne Grenzen» mit. Diese will im Obligationenrecht eine SorgVon den misslichen Bedingungen rund um den Bergfaltspflicht der Schweizer Unternehmen verankern, damit bau und den missachteten Menschenrechten profitieren die diese auch für Verletzungen der Menschenrechte oder der Konzerne – vor allem das Management an den jeweiligen Umweltgesetze durch ihre Tochtergesellschaften im AusHauptsitzen und die Aktionärinnen und Aktionäre. «Interland zur Verantwortung gezogen werden können. Wichtig national verschachtelte Konzernstrukturen ermöglichen den ist für Peyer, dass die Regeln verbindlich sind. «Freiwillige Konzernen, in den Produktionsländern kaum Steuern und Vereinbarungen genügen nicht.» Sonst gelte weiterhin, dass Abgaben zu bezahlen», beobachtet Peyer. Dabei würden die der Bevölkerung rund um die Minen die negativen Folgen transnationalen Konzerne verschiedene Strategien wählen: Je des Rohstoffabbaus bleiben – und den Firmen die Gewinne. nach Standort und seinem Steuergesetz werden zwischen den

©Brot für alle / Thierry Michel

Partner im Süden stärken


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GLENCORE

Ungelöste Probleme im Kongo Urs Walter

sive Steuerpraxis bleiben Realitäten rund um die Minen von Glencore in der Demokratischen Republik Kongo. Das zeigen neue Recherchen und Analysen von Brot für alle und Fastenopfer.

gesundheitsbehörde noch zulässigen Grenzwerten liegen: Die Belastung mit Kupfer liegt bis zu 6 Mal über den Grenzwerten, bei Kobalt sogar bis 53 Mal. Das hat verheerende Folgen: Im Fluss Luilu finden sich keine Fische mehr und die einstigen Weideflächen entlang des Flusses gleichen «verbrannter Erde». Die Bewohnerinnen und Bewohner flussabwärts können das Wasser weder für ihre täglichen Bedürfnisse noch für das Bewässern der Felder nutzen.

© Brot für alle / Chantal Peyer

Kinderarbeit, Umweltverschmutzung und eine aggres-

Fastenopfer, Brot für alle und Raid haben auch Untersuchungen bei der Mine der Mutanda Mining (Mumi) in Basse-Kando vorgenommen. Mumi ist mehrheitlich im Besitz von Glencore. Die Mine liegt in einem Jagschutzgebiet, wo das Gesetz ausdrücklich jegliche Minentätigkeit verbietet. Dennoch hat Mumi eine Konzession erhalten – und treibt das Projekt voran, ohne diesen Widerspruch zu klären.

Menschenrechte oft verletzt

Im Februar 2014 starb Mutombo Kasuyi nach Gewalttätigkeiten der Polizei auf dem Konzessionsgelände der Glencore-Beteiligung Kamoto Der Kanal Albert wurde umgelenkt. Zuletzt landen Abwasser aus dem Werk von Glencore aber doch im Fluss Luilu und verschmutzen und versalzen auch die angrenzenden Weiden. Copper Company (KCC) in Kolwezi. Er hatte dieses auf der Suche nach Arbeit durchquert. Brot für alle, Fastenopfer und Rights Im April 2012 erklärte Glencore, das Problem der Gewäsand Accountability in Development (Raid) haben diesen serverschmutzung durch ihre Fabrik Luilu in der Demokrajüngsten Fall im Frühjahr 2014 publik gemacht. Der Tod tischen Republik Kongo sei gelöst. Dank mehrerer Auffangvon Mutumbo Kaysui ist das jüngste Beispiel, mit wie viel becken werde das belastete Abwasser zurückbehalten und Gewalt Sicherheitskräfte die Konzessionsgelände von Glendie Säure werde neutralisiert. Doch neue wissenschaftliche core schützen – und wie wenig die Menschenrechte respekAnalysen von Brot für alle, Fastenopfer und Rights and Actiert werden. countability in Development (Raid) belegen das Gegenteil: Wasser wurde aus dem Canal Albert und dem Fluss Pingiri Der betroffenen Bevölkerung rund um die Minen und genommen. Die Analyse der Proben zeigt, dass diese WasserWerke wurden von den Glencore-Tochterfirmen Mittel für läufe Kupfer- und Kobalt-Konzentrationen aufweisen, die ein Sozialprojekte versprochen. Doch stattdessen wurden StrasVielfaches über den im Gesetz festgelegten und laut der Welt-


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Erstaunlich bleibt, wie ein auf maximale Gewinne ausgerichteter Konzern in seiner Minengesellschaft KCC jedes Jahr immer wieder Verlust ausweist. Dabei haben die Preise für Kupfer seit der Finanzkrise 2008 wieder markant zugelegt und auch die von den Minen von Glencore in der DR Kongo verkauften Mengen stiegen.

Verbindliche Regeln schaffen

© Brot für alle / Chantal Peyer

Fazit: Für die Bevölkerung rund um die Minen und Werke von Glencore in der DR Kongo ist die Situation nicht erfreulich. Die Situation hat sich in entscheidenden Bereichen wenig verbessert, stellen Brot für alle und Fastenopfer aufgrund ihrer Recherchen fest. Dies obwohl Glencore – wie im Nachhaltigkeitsbericht ausgeführt – vermehrt soziale Verantwortung Seit drei Jahren bleibt die Bevölkerung von Kapaso von ihren gewohnten Maniok- und Maisfeldern abgeschnitten. Mutanda Mining hat den Weg über das Konzessionsgelände gesperrt, ohne Ankündigung, wie einer der Ältesten des Dorfes sagt. übernehmen will. Damit belegt die neuste Studie erneut, dass die auch von Brot für alle und HEKS mitgetragene Kampagne ‹Recht sen durch das Konzessionsgelände gesperrt. Das zwingt die ohne Grenzen› zu Recht verbindliche Verhaltensregeln für Bevölkerung mehrerer Dörfer zu langen Umwegen und ertransnationale Konzerne fordert. Erst Gesetze zur soziaschwert ihr, aus dem Verkauf von selbstgezogenem Gemüse len und ökologischen Verantwortung von Unternehmen einen kleinen Verdienst zu erwirtschaften. machen diese Sorgfaltspflicht zum weltweit verbindlichen Standard. Freiwillige Initiativen, die einzig auf SelbstreguGlencore gibt vor, Projekte zum Nutzen der Gemeinschaflierung setzen, haben sich als zu wenig wirksam erwiesen, ten zu finanzieren. Von 16,7 Millionen Dollar (15 Mio. Fr.), die um Verstösse gegen die Menschenrechte und die Zerstö2011 unter Sozialausgaben verbucht wurden, flossen aber beirung der Umwelt zu verhindern. nah 90 Prozent in Infrastrukturprojekte wie Strassenbau oder die Erneuerung eines Flugplatzes, die vor allem dem Unternehmen direkten Nutzen bringen.

Finanziell spart Glencore mit einer Mischung aus geschickt verschachtelter Konzernstruktur mit Tochterfirmen in Steueroasen und steuerfreundlichen Gemeinwesen und einseitigen, wenig transparenten Verträgen nach wie vor beträchtliche Beträge an Steuern und Dividenden. Nach den Berechnungen von Fastenopfer und Brot für alle hat Glencore allein in den letzten fünf Jahren 157,2 Millionen Dollar (rund 140 Mio. Fr.) eingespart. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum erreichte die Schweizer Entwicklungshilfe zugunsten der DR Kongo den Betrag von gut 54 Mio. Franken.

© Brot für alle / Chantal Peyer

Steuerersparnis viel höher als Hilfsgelder

Ob für die Erwachsenen oder die Kinder - das Leben rund um die Minen ist von den negativen Auswirkungen des Bergbaus geprägt. Im Bild spielen Buben in Musonoi.


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MENSCHEN IM KONGO

Engagement und Schicksalsgeschichten Beat Dietschy *

Drei Viertel der Provinz Katanga in der DR Kongo sind für den Bergbau reserviert. Da bleibt wenig Platz für Menschen und Natur. Auch Geld fehlt. So müssen sich Capitaine Léonie und ihre Schutztruppe zu Fuss

© Brot für alle / Beat Dietschy

für ein bedrohtes Naturreservat einsetzen.

Prozent der Fläche für den Bergbau reserviert. Doch die von den Minen erhofften Arbeitsplätze entstehen kaum. Der Bevölkerung bleiben die Schäden und die Umweltzerstörung. Dagegen wehrt sich Capitaine Léonie, Hauptmann und im Gebiet am Fluss Kando für den Naturschutz zuständig.

Über der Erde türmt sich der Abraum der Mine bei Musonoi. Das beeinträchtigt die Qualität des Wassers in den Brunnen.

Wenige Menschen in der Demokratischen Republik Kongo profitieren vom Bergbau. Das zeigt der Besuch im Süden Kongos, in der Provinz Katanga. Die Region ist mehr als zehnmal so gross wie die Schweiz; davon sind 72

Capitaine Léonie ist eine mutige und unerschrockene Frau, die mit ihren Leuten durch die Wälder der Region Basse Kando streift – zu Fuss, weil das Geld vom Umweltministerium nicht für ein Fahrzeug reicht. Léonie


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bestätigt die negativen Auswirkungen des Bergbaus auf die Umwelt. Sie scheut sich auch nicht, das öffentlich zu sagen, auch wenn ihr das Schwierigkeiten bringt. So weist sie darauf hin, dass Mutanda Mining Kupfer in einem Naturschutzgebiet abbaut und verarbeitet. Mutanda Mining ist eine der Minen des Schweizer Bergbaukonzerns Glencore in der DR Kongo. Doch Capitaine Léonie und ihre zwei Dutzend Wächtern können wenig ausrichten gegen die Bergbaufirmen, die sich im Naturschutzgebiet breitmachen. Das hat schlimme Folgen, wie sie berichtet: Die Wasserspiegel sinken und säurehaltige Abwasser der Minen führen zu Fischsterben im Kando. Das Grosswild im Naturschutzgebiet hat sich wegen der Minenaktivitäten nach Sambia verzogen. Das alles bringt Hunger in die Dorfgemeinschaften.

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Zudem: Mbewe und seine Kollegen passen zwar auf die Fische auf. Doch keiner wird dafür bezahlt. Mbewe arbeitet seit anderthalb Jahren als Wächter – ohne Lohn. Er hofft, vielleicht doch einmal beschäftigt zu werden – und sei es auch nur auf Zeit. Der Manager für «social affairs» von Mutanda gibt Tshoni Mbewe lediglich von Zeit zu Zeit einen Sack Mehl. So hält er ihn bei der Stange. Mbewe hat wie die meisten keine Alternativen. Sich den Kleinschürfern anschliessen, die von Hand, ohne gesicherte Stollen und richtiges Werkzeug nach Bodenschätzen graben, will er der Familie wegen nicht riskieren.

In einer Streusiedlung in Katanga, die Kaindu heisst, wohnt Tshoni Mbewe+. Er ist Anfang 20 und hat eine kleine Familie mit einem Kind zu versorgen. Bis nach Kolwezi, dem Eldorado des Bergbaus, dauert es anderthalb Stunden Autofahrt. Im «Kupfergürtel» von Sambia bis in den Kongo, in dem Kolwezi liegt, werden ein Viertel der weltweiten Kobaltreserven und sieben Prozent der bekannten Kupferlagerstätten vermutet. Anderthalb Autostunden, das klingt nach «schnell mal hinfahren». Aber: nur das erste Stück auf der Überlandstrasse ist gut ausgebaut. Dort fahren alle Riesenlastwagen und transportieren die geförderten Bodenschätze ab.

© Brot für alle / Beat Dietschy

Nur auf der Hauptstrasse fährt sich einfach

Innerhalb der Gitter präsentiert sich die Fischfarm in Kaindu als Vorzeigeprojekt der Mine Mutanda. Doch ausserhalb haben die Menschen nichts von den Fischen: Es gibt keine Arbeitsstellen und gegessen werden die Fische im Restaurant der Mine.

Bis zu Tshoni Mbewe folgt noch ein weiter Weg auf Holperpfaden, die eigentlich nicht für ein Auto taugen. Kaindu hat etwa 600 Einwohnerinnen und Einwohner. Sie leben traditionell von der Jagd, dem Fischfang und etwas Landwirtschaft. Aber Jagen ist nicht mehr möglich, denn die Wildtiere sind weg. Und Fische gibt es auch immer weniger im Kando.

Das halbe Dorf hat zum Beispiel auch in Fronarbeit die Bassins für die Fischzucht ausgehoben. Unbezahlt haben die Bewohner geschaufelt und sich abgerackert - offenbar in der Erwartung, dass sie später doch etwas davon hätten, einen Job oder wenigstens Fische auf ihrem Tisch. «Wovon sollen wir denn leben»? fragen sie.

So bleibt Mbewe einzig, mit drei andern jungen Leuten eine Fischzucht zu bewachen. «Fishfarm» heisst es auf Englisch am zugesperrten Eingang. Eine raffiniert angelegte Fischfarm: Oben leben in einer Art Pfahlbau die Hühner, darunter sind sechs grosse Bassins mit Tilapia-Fischen. Das tönt alles sehr gut, wenn da nicht zwei «Aber» wären.

Armut führt zu Kindersterblichkeit

Gratis arbeiten und auf eine Stelle hoffen Die vorbildlich angelegte Fischzucht gehört Mutanda Mining. In den Jahresberichten von Mutanda Mining bzw. ihrem Schweizer Mutterkonzern Glencore wird diese Fischfarm als Sozialprojekt vorgestellt. Sie könnte ein Vorzeigeprojekt sein. Aber leider ist das nicht so. Die Dorfgemeinschaft von Kaindu hat nichts davon. Die Fische landen allesamt in der Küche der Kantine der Firma – doch Mutanda Mining beschäftigt kaum Einheimische.

Die kleinen Schicksalsgeschichten zeigen, wie in Katanga grosser Reichtum und ebenso grosse Armut nahe beieinander liegen. Und beides hängt zusammen: der Reichtum, der zu Tage gefördert wird, schafft Armut, Krankheiten und Hunger, statt alle satt zu machen. Kinder kommen mit Missbildungen zur Welt, eines von 10 Kindern stirbt vor dem 5. Lebensjahr, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 46 Jahren. In der Schweiz beträgt die Säuglingssterblichkeit weniger als 4 auf 1000 – und die Lebenserwartung liegt weit über 80 Jahren. + Name geändert * Beat Dietschy, Zentralsekretär von Brot für alle, hat im März 2014 in Kolwezi in der DR Kongo an einer dreitägigen Weiterbildung für die lokale Zivilgesellschaft zu ‹Nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen› teilgenommen.


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TUNATAZAMA

Viele Augen schauen für Bench Marks Foundation genau hin Urs Walter

Damit Minen zu einer Quelle des Wohlstands für alle werden, heisst es genau hinschauen: «We are watching» – auf Kisuaheli «Tunatazama» – lautet das Motto des Monitoringprojektes der Bench Marks Foundation.

gungen im Umfeld der Minen gelangen auf diese Weise an die Öffentlichkeit.

Für das Recht auf ein Grundstück Die Aufgabe stärkt das Selbstvertrauen der jungen Menschen. Meshack Mbangula hat in der Ortschaft Kingsway das Vorgehen der «Roten Ameisen» beobachtet und fotografiert. Diese Sicherheitskräfte verjagten im Juni 2013 im Auftrag der Regierung Alte wie Junge und Familien, die teils seit 2002 darauf warten, dass ihnen der versprochene Platz für ihr Haus zugewiesen wird. «Erst wollten sie mir die Kamera wegnehmen. Wir beschlossen, zum Verwaltungssitz in Daveyton zu gehen und die für Kingsway verantwortliche Administratorin Francis Louw zu treffen. Sie war geschockt über die Zustände und versprach, sich auf Provinzebene für die armen Menschen ohne Haus einzusetzen.» Leider, fügt der junge Berichterstatter an, nehme die Korruption ständig zu und ohne Bestechung kämen die Leute nicht zu ihrem Grundstück.

Gegen die Verwedelungstaktik

© BENCH MARKS FOUNDATION

Ohne Fakten lassen sich keine Verbesserungen einfordern. Ohne präzise Beobachtungen lässt sich aber auch nicht belegen, wenn Versprechen der Bergbaukonzerne oder der Politik nicht eingehalten werden. Das werde zunehmend wichtiger, betont Chantal Peyer, Teamleiterin Ethisch Wirtschaften: «Eine neue Masche der Bergbaukonzerne ist, ihre Umweltund Sozialberichte jedes Mal anders aufzubauen oder Verbesserungen anhand anderer Beispiele zu ‹belegen›. Das erschwert den Vergleich über die Jahre. Zu prüfen, ob Massnahmen die versprochenen Verbesserungen bringen, wird auch schwierig.» Noch bleibt ein langer Weg, bis die MinengesellErst Fakten helfen. Im Projekt Monitoring werden engagierte Frauen und Männer geschult, um das Verhalten und die Versprechen der Bergbaukonzerne wie der Politik zu überprüfen. schaften ihrer sozialen Verantwortung nachkommen und ihre menschenrechtlichen Verpflichtungen gegenüber ihren Angestellten Das «Monitoring Action Project» der südafrikanischen und deren Familien wahrnehmen. Doch je mehr Menschen Bench Marks Foundation, einer Partnerorganisation von hinschauen, desto stärker wirkt das Mittel «Tunatazama». Brot für alle, ist so simpel wie bestechend: Junge arbeitslose Menschen, die in den trostlosen Siedlungen am Rande der Minen leben, werden zu Monitoring-Aktivistinnen Information: www.brotfueralle.ch, Stichwort Unternehmen und und -Aktivisten ausgebildet. In den Kursen haben bereits Menschenrechte; Bench Marks Foundation www.bench-marks.org.za; hunderte junger Menschen gelernt, genau hinzuschauen Monitoring Action Projec: http://communitymonitors.net und die Lage rund um die Minen und in ihren Dörfern zu beschreiben. Sie tragen Fakten zusammen und dokumenSpenden: Bench Marks Foundation ist Teil des Südprogramms von tieren diese mit Berichten, Bildern und Videos, die sie im Brot für alle. Es unterstützt die Befähigung von Gemeinschaften im Süden, Internet veröffentlichen. Umweltverschmutzungen und sich für ihre Rechte einzusetzen. Spenden aufs Konto Brot für alle 40-984-9; Vermerk: 835.8072, Südl .Afrika, Bench Marks Foundation Abfallberge, Arbeitslosigkeit und prekäre Lebensbedin-


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ÖKUMENISCHE KAMPAGNE 14

Erfolgreiche Aktionen © Brot für alle - Fastenopfer / Monika Flückiger, Bern

Urs Walter

Erfolgreiche Verkaufsaktionen und eine Petition prägten die Ökumenische Kampagne 2014. Unter dem Motto «Die Saat von heute ist das Brot von morgen» wurde ein Zeichen für mehr Gerechtigkeit zwischen den Generationen gesetzt.

© Brot für alle / Kaspar Gertsch

Der Verkauf von Rosen brachte über eine halbe Million Franken für die Projektarbeit der Werke Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein. Bäckereien in der ganzen Schweiz verkauften rund 120 000 «Brote zum Teilen». Die Petition wurde von 18 000 Personen unterschrieben. So wurde auch das Hauptziel der Ökumenischen Kampagne 2014 erreicht: Die Menschen in der Schweiz auf mögliche Umweltverschmutzung und Ausbeutung bei der Herstellung unserer Kleider aufmerksam zu machen.

Am 7. Mai wurden die 18 000 Unterschriften der SBB übergeben: (von links) Jacqueline Klaiss Brons, Leiterin Beschaffung SBB, Kathrin Amacker, Leiterin Kommunikation und Mitglied der Konzernleitung SBB, Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik Brot für alle, und Patrick Renz, Direktor Fastenopfer.

Die Petition wurde Kathrin Amacker, Leiterin Kommunikation und Mitglied der Konzernleitung der SBB, übergeben. «Die SBB sind in vielem ein nachhaltiges Unternehmen. Beim Einkauf der jährlich benötigten rund 330 000 Kleidungsstücke soll sie auf höchste Standards achten», begründete dabei Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik bei Brot für alle, die Aufforderung. Dafür biete die Fair Wear Foundation am meisten Gewähr. Bereits haben Jacqueline Klaiss Brons, Bereichsleiterin Beschaffungswesen bei der SBB, und Erica van Doorn, Direktorin der Fair Wear Foundation, ein erstes Gespräch geführt. Als Nächstes bringen die Werke das Anliegen auf die politische Ebene. In das neue Gesetz zur öffentlichen Beschaffung sind auch soziale Mindestbestimmungen aufzunehmen. Sozialstandards sind beim Kaufentscheid ebenso zu berücksichtigen wie ökologische Mindeststandards und der Preis. uw www.sehen-und-handeln.ch/petition

Zum ersten Mal erlebte der Kampagnengast von Brot für alle, Marie-Thérèse Kamga Souop aus Kamerun, Schnee – und war fasziniert.

18 000 Menschen unterschreiben Ein Anliegen der Ökumenischen Kampagne war die Petition an die SBB: Die Bahn soll beim Kauf ihrer Uniformen und Betriebskleider noch stärker die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen in der Produktion beachten. Rund 18 000 Personen unterschrieben in den sieben Wochen vor Ostern das Anliegen der drei Werke Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein – ein toller Erfolg. Dafür danken wir allen, die selber die Forderung unterschrieben und eingesandt oder beim Sammeln mitgeholfen haben.

Gewonnen haben … Am Wettbewerb auf den Tischsets, die während der Ökumenischen Kampagne viele Essen begleiteten, haben sich über 4000 Personen beteiligt. Ihnen allen herzlichen Dank für das Interesse. Gewinnerinnen und Gewinner eines 50-FrankenGutscheins von claro fair trade sind: Ruth Gaille, Hedingen; Elfriede von Gunten, Zürich; Erhard Hess, Liestal; Rouven Hugentobler, Berg; Manuel Kunz, Stans; Sarah Kurz, Niederweningen; Rea Locher, Altstätten; Josefine Neff, Speicherschwendi; Katja Schelling, St. Gallen; Anouk Walliser, Romanshorn.


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AUSBLICK KAMPAGNE 15 Was wir essen, verändert das Klima Ein Poulet in der Tiefkühltruhe – was hat das mit dem Recht auf Nahrung und der Klimaerwärmung zu tun? Antworten auf das Plakatsujets werden die Unterlagen geben. Das Jahr 2015 steht unter dem Stern der UN-Klimakonferenz in Paris, wo wieder verbindliche Klimaziele wie das Kyoto-Protokoll festgelegt werden sollen. Mit der Ökumenischen Kampagne 2015 bringen wir das Klimathema auch auf den Alltagstisch. Exemplarisch zeigen wir anhand von Pouletfleisch, wie unser Konsum das Leben und die Ernährungssicherheit vieler Menschen im Süden beeinflusst. Dort, wo das Futter für unsere Poulets wächst, bauten früher Familien in Ländern wie Brasilien ihr Essen an. Oder sie fanden in den für die Monokulturen abgeholzten Wäldern und den umgepflügten Savannen lebensnotwendige Früchte und Medizinalpflanzen. Als Kraftfutter landen die Sojabohnen in den Mägen der Hühner. Damit fressen die Tiere den Menschen buchstäblich die Lebensgrundlagen weg. Zugleich heizt die Zerstörung des Regenwaldes und die industrielle Tierzucht die Klimaerwärmung an. Doch wir essen vom Poulet einzig die Brüstchen und hin und wieder Flügeli oder Hühnerbein. Der Rest der Hühner wird zu Billigstpreisen exportiert, zum Beispiel nach Ghana, was wiederum die lokale Hühnerproduktion zerstört. Aber auch theologisch ruft der Klimawandel mit seinen Folgen zu Umkehr auf. « … erlöse uns vom

Überfluss», wird das Kampagnenthema 2015 mit dem Slogan theologisch auf den Punkt gebracht. Unnötige materielle Güter belasten uns und sie belasten bei Herstellung wie Entsorgung die Umwelt. Befreien wir uns hin zu einem entschleunigten, entrümpelten und dadurch einfacheren Leben. «Befreiung von der Ich-Besessenheit» benannte Dorothee Sölle diese spirituelle Herausforderung. Auch mit unserem Konsumverhalten können wir Sorge tragen zur Schöpfung und der Erhaltung allen Lebens. uw

Am Samstag, 15. November 2014 bieten Fastenopfer und Brot für alle einen Einführungs- resp. Weiterbildungskurs an. Er vermittelt Neueinsteigerinnen und Neueinsteigern die Grundlagen zur Leitung einer Fastengruppe und bietet erfahrenen Leiterinnen und Leitern neue Anregungen und Austauschmöglichkeiten. uw Details ab Anfang September auf www.sehen-und-handeln.ch. Auskunft gibt Karin Fritz, fritz@bfa-ppp.ch, 031 380 65 86

Daten Kampagne 2015 18. Febr. bis 5. April 2015 14. März Rosenverkauf Unterlagen und Materialien: Musterversand am 24. November 2014, Versand ab 5. Januar 2015.

TEE-AKTION Besuch im Alpentee-Kräuterland

Der Kurs zur guten Leitung einer Fastengruppe 15. November 2014: Einführungsund Weiterbildungskurs

Gruppen, die während der Ökumenischen Kampagne miteinander fasten, brauchen gut vorbereitete Leiterinnen und Leiter. Diese begleiten die Teilnehmenden, wenn sich Leib und Seele darauf einstellen, die Nahrung für eine bestimmte Zeit nicht von aussen, sondern von innen zu beziehen. Fasten ist eine Übung, in der Leben und gesteigerte Empfindung anders erfahren werden können als nach den Normen der Leistungs- und Konsumgesellschaft. Fasten lässt erleben, dass weniger mehr sein kann. Unter der Führung von Menschen, die den Weg bereits kennen, wird Fasten zum sicheren Erlebnis!

Neben den Rosen aus Afrika gehört jetzt auch Kräutertee aus den Alpen zur Ökumenischen Kampagne. Mit dem Verkauf von Tee von Schweizer Biobauern stärken Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein kleinbäuerliche Initiativen und lokale Strukturen in der Schweiz. Das entspricht den Zielen, die auch unsere Partnerorganisationen im Süden verfolgen.

Am 10. September 2014 laden wir Sie zum ganztägigen Besuch ins Simmental. Auf einem Biobauernhof erhalten Sie Einblick in die grosse Arbeit hinter der Teeaktion. In der Produktionsstätte der SAH Swiss Alp Herbs AG in Därstetten sehen Sie, wie willkommen regionale Arbeitsplätze sind. uw Information/Anmeldung: Karin Fritz, Produktion Brot für alle, fritz@bfa-ppp.ch, 031 380 65 86


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Manchmal helfen buddhistische Grundsätze

LABEL STEP

Interkulturelle Hilfe für Teppichknüpferinnen Yvan Maillard Ardenti*/ Urs Walter

Zu Label STEP gehört auch, Brücken zwischen den Religionen zu schlagen. Davon erzählt Sherab Dolma Rana, lokale Mitarbeiterin des Vereins in Kathmandu und Buddhistin. «Meine Religion ist mir sehr wichtig. Ich meditiere jeden Morgen. Das gibt mir Kraft für den Tag.» Ihren Glauben nutze sie manchmal, wenn sie zwischen den Beschäftigten und den Auftraggebern vermittle. «Verhandle ich mit einem buddhistischen Auftraggeber, vermag ich ihn oft auch mit buddhistischen Argumenten zu überzeugen.»

Dank ‹Label STEP› haben sich Arbeitsbedingungen der Teppichknüpferinnen und Teppichknüpfer in Nepal verbessert. Manchmal helfen auch buddhistische Grundsätze.

© Brot für alle / Yvan Maillard Ardenti

Buddhisten, Christinnen, Muslime – im Einsatz um bessere Bedingungen bei der Herstellung handgeknüpfter Teppiche spielt bei ‹Label STEP› die Religionszugehörigkeit keine Rolle. Das zeigte sich auch am Jahrestreffen 2014 im März in Kathmandu. «Im politisch und religiös recht offenen Nepal konnten die Vertreterinnen und Vertreter von ‹Label STEP› aus Afghanistan, Indien, Iran, Nepal und Pakistan ungehindert Erfolgsrezepte für weitere Verbesserungen austauschen», erläutert Yvan Maillard Ardenti, Fachexperte Entwicklungspolitik bei Brot für alle. Ob für die Knüpferinnen in einer Teppichmanufaktur in Kathmandu oder für die Heimarbeit auf

«Label STEP», Initiative für fair hergestellte handgeknüpfte Teppiche Das 1995 von Schweizer Entwicklungsorganisationen und der Teppichbranche aufgebaute und einige Jahre Max Havelaar angegliederte «Label STEP» ist seit Anfang 2014 eigenständig. Eine der Trägerorganisationen ist Brot für alle. «Label STEP» vergibt an 40 Gross- und Einzelhändler ein Gütesiegel für deren gesamtes Sortiment an handgeknüpften Teppichen und prüft die Einhaltung der sozialen und ökologischen Standards.

dem Land – für alle hat ‹Label STEP› bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne erreicht.

In einem Gespräch nach dem internationalen Treffen wies Rana auf die Gemeinsamkeiten hin: «Da sich alle Religionen für mehr Menschlichkeit einsetzen, können wir gemeinsam eine Welt mit mehr Menschlichkeit schaffen.» Dazu bräuchten die Menschen manchmal materielle Hilfe. «Besonders wichtig ist aber, sie zu ermächtigen, dass sie sich für ihre Rechte einsetzen können.» Die heute 57-Jährige hat dies erfahren, als sie mit leeren Händen aus dem Tibet geflüchtet war. «Ich konnte studieren und danach mich und meine Familie ernähren». * Yvan Maillard Ardenti präsidiert den Verein ‹Label STEP – Fair Trade Teppich›

Spenden für Projekt 835.8083 «Label STEP für Fair Trade-Teppiche», Konto 40-984-9 Brot für alle

Lobbyarbeit in Nepal Nepal ist für Maillard Ardenti auch ein Beispiel, wie sich Arbeits- und Lebensbedingungen der Knüpferinnen und Knüpfer verbessern lassen. «Ihre Löhne haben schon beinahe das von uns gewünschte Niveau erreicht, missbräuchliche Kinderarbeit gibt es kaum mehr.» Auf Initiative von «Label STEP» hätten die sich sonst eher bekämpfenden Branchenverbände und Gewerkschaften gemeinsam einen Entwurf für ein neues Arbeitsgesetz für die Teppichindustrie erarbeitet und drängten nun auf die Umsetzung.

und ist Fachexperte Landgrabbing und Finanzmärkte bei Brot für alle.

PERSONALIA Beratung für Kirchgemeinden Maria Dörnenburg ist neu für Beratung & Fundraising Kirchgemeinden zuständig. Sie arbeitete zuvor für die Römisch-katholische Landeskirche des Kanton Bern als Fachliche Mitarbeiterin. Für Beratungen erreichen Sie Maria Dörnenburg telefonisch (031 380 65 62) oder per Mail (doernenburg@bfa-ppp.ch). uw


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PHILIPPINEN

Endlich wieder ein Dach über dem Kopf Bettina Filacanavo und Christine Spirig

Nach dem schweren Taifun vom 8. November 2013 hat HEKS auf der philippinischen Insel Panay Lebensmittel verteilt und anschliessend mit dem Bau von neuen Häusern begonnen. Für die traumatisierten Menschen ist ein neues Heim ein Schritt in ein

Ein Haus in zwei Tagen Die Häuser werden aus Sturmholz und Bastmatten errichtet und mit Dächern aus Aluminium-Wellblech versehen. Die ersten Häuser waren nach zwei Tagen bezugsbereit. Um noch mehr Stabilität zu erreichen, hat HEKS nun entschieden, die Häuser zusätzlich mit einem Fundament auszustatten. Der Bau eines Hauses mit Fundament dauert insgesamt drei Tage. Eine Unterkunft kostet 360 bis 400 Franken. Für den Innenausbau sind die Menschen vor Ort selbst zuständig. Neben ihrem eigenen bauen sie ein zweites Haus gratis mit

© HEKS / Beni Basler

neues Leben.

Familien verteilt. Im Frühjahr 2014 haben HEKS und TFM in der Provinz Capiz auf Panay mit dem Bau von Unterkünften begonnen. Bis zum Sommer sollen 1100 neue Häuser entstehen. Für 400 beschädigte Häuser wird Material für Reparaturen verteilt.

Der Taifun hat ihnen alles genommen, jetzt müssen sie von vorne beginnen: Eddie und Gina G. vor ihrem neuen Haus.

Die Familie G. befand sich in ihrem Haus auf der Insel Panay, als der Sturm begann. Nachdem der Taifun das Haus weggefegt hat, rannten sie zwischen umknickenden Bäumen und herumfliegenden Kokosnüssen hindurch zu ihrem Fischerboot, um damit zu fliehen. Doch das Boot kenterte, und die ganze Familie, die Eltern Eddie und Gina sowie die vier Kinder Je (19), Edwin (12), Gwen (3) und Enerie (1,5) fiel ins Wasser. Dabei ertranken die zwei Jüngsten. Der Sturm hat auf einigen philippinischen Inseln eine riesige Zerstörung hinterlassen. Viele Familien haben ihr Zuhause verloren, viele Menschen wurden getötet. Um die grösste Not zu lindern, hat HEKS zusammen mit seiner lokalen Partnerorganisation Task Force Mapalad (TFM) und mit Unterstützung der Glückskette Nahrungsmittel an 2000

auf. Ab dem dritten erbauten Haus erhalten sie für die Mitarbeit ein Entgelt. Zum Gedenken an den traurigen Tag, an dem sie ihre Kinder und ihr Zuhause verloren hatten, stellte die Familie C. die Überreste des Bootes in den Garten des neuen Hauses. Vater Eddie arbeitet nun als Taglöhner auf Krabbenfarmen, Mutter Gina ist Wäscherin. Der 19-jährige Je nimmt am bezahlten Wiederaufbauprogramm von HEKS teil und verdient so etwas dazu. Gina ist wieder schwanger: Das wachsende Kind gibt ihr Hoffnung – auf ein neues, gutes Leben. Spenden bitte auf das Postkonto 80-1115-1 mit dem Vermerk «Taifun Asien» oder per SMS an 2525 mit dem Kennwort TAIFUNASIEN 25 (1 bis 99 Franken möglich).


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SOFORTHILFE

Menschen im Südsudan brauchen dringend Unterstützung Christine Spirig

Im Dezember 2013 ist im Südsudan ein bewaffneter Konflikt zwischen Gruppen des Präsidenten Salva Kir und des Rebellenführers Riek Machar ausgebrochen. Immer mehr Menschen werden in die Flucht getrieben. HEKS leistet für 100 000 Franken Soforthilfe. Die Zahl der vertriebenen Menschen und Flüchtlinge im Südsudan steigt von Woche zu Woche. Laut einem Bericht des United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (Unocha) vom April 2014 wurden bereits über 800 000 Menschen im Südsudan vertrieben und weitere 27 000 sind ins angrenzende Ausland geflohen. Befürchtet wird, dass sich die Situation im Südsudan weiter verschlimmert. Rund vier Millionen Menschen seien von Hunger bedroht. Zwar unterzeichneten die Konfliktparteien am 23. Januar 2014 in Addis Abeba einen Waffenstillstand – doch wurde diese Vereinbarung von beiden Seiten bereits wieder gebrochen und es kommt immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Nothilfe-Aktion dieses internationalen Netzwerks in der Provinz Central Equatoria. Bei der Umsetzung der Soforthilfe arbeitet HEKS mit der Act Alliance-Partnerin Norwegian Church Aid NCA zusammen. NCA hat Mitte Januar 2014 mit der Nothilfe für rund 20 000 intern vertriebene Familien begonnen. HEKS finanziert im Rahmen dieses Projektes die Versorgung von rund 3000 Menschen mit sauberem Trinkwasser und Toiletten. Unterstützt werden Familien, Frauen, Kinder, ältere und behinderte Menschen sowie verletzte Zivilpersonen, die in die beiden Camps Lologo und Don Bosco/Gumbo am Rande der Hauptstadt Juba geflohen sind.

Zugang zu sauberem Wasser Bis Mitte April wurden zwei temporäre Wasserverteilungsanlagen installiert, womit rund 1600 intern Vertriebene Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Auch wurden vor Ort Leute ausgebildet, die diese Anlagen instand halten und betreuen können. Täglich bringen Lastwagen sauberes Trinkwasser, um die Tanks zu füllen. Als Nächstes werden in den beiden Camps drei feste Brunnen für insgesamt rund 3000 Menschen gebaut.

Erst 2005 ist der Bürgerkrieg im Sudan nach jahrzehntelangen erbitterten Kämpfen um die Provinz Central Equatoria zu Ende gegangen. Zurück blieb eine zum grossen Teil zerstörte Die Not im Südsudan findet in den Medien wenig Beachtung. Doch die Menschen sind dringend auf Hilfe angewiesen. Infrastruktur. Hundertausende von Menschen wurden vertrieben. Während der Kriegsjahre hat Leider findet diese riesige Not in den Medien nur weHEKS im humanitären Berich Hilfe geleistet. Seit der Unnig Beachtung, obwohl die Menschen im Südsudan drinabhängigkeit des Südsudans im Juli 2011 unterstützt HEKS gend auf Hilfe angewiesen sind. HEKS ist dankbar für jede fünf regionale Nichtregierungsorganisationen beim Aufbau Unterstützung! und der Wiederinstandstellung ihrer Dörfer, in welche die Spenden bitte auf das Postkonto 80-1115-1 Vertriebenen nun zurückkehren. Vermerk «Humanitäre Hilfe Südsudan»

Soforthilfeprojekt mit ACT Alliance Zurzeit beteiligt sich HEKS als Mitglied des internationalen Netzwerkes christlicher Werke ACT Alliance an der

© Act Alliance

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Nr.2 | 2014

HEKS-INLANDKAMPAGNE

Für mehr Chancengleichheit in der Arbeitswelt Corina Bosshard

«Chancengleichheit zahlt sich aus» – so das Motto der nationalen Kampagne für mehr Chancengleichheit in der Schweizer Arbeitswelt, welche HEKS diesen Früh-

In der Kampagne «Chancengleichheit zahlt sich aus» weist HEKS auf diese Ungerechtigkeiten hin und macht den chancengleichen Zugang zum Arbeitsmarkt zum Thema. Unterstützt wird HEKS dabei vom Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV). Denn HEKS und SAV sind sich einig: Die Förderung von Chancengleichheit in der Arbeitswelt ist keine lästige Pflichtaufgabe, sondern ein echter Gewinn für die Wirtschaft. Unternehmen, die die Talente und Fähigkeiten aller Menschen erkennen und einbinden, nutzen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt vorhandenes Potenzial optimal. Zugleich verbessern sie ihre Chancen im sich verschärfenden Wettbewerb um Nachwuchs und Fachkräfte.

©HEKS/Ruedi Lüscher

ling zum zweiten Mal durchgeführt hat.

denen HEKS in seinen Arbeitsintegrationsprogrammen täglich begegnet.

Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt ist auch 2014 bei HEKS ein Thema: zum Beispiel durch Praxiskurse für Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt bedeutet, dass Faktoren wie etwa das Geschlecht, die Herkunft oder das Alter eines Menschen seine Chancen auf eine Arbeitsstelle und seinen beruflichen Werdegang nicht beeinflussen. Ausschlaggebend sollen allein seine tatsächlichen Fähigkeiten, sein Talent, seine Leistungen sein. Wenn eine 53-jährige Bürofachfrau unzählige Bewerbungen schreibt und aufgrund ihres Alters immer nur Absagen erhält, wenn ein junger Tamile keine Arbeit finden kann, obwohl er in der Schweiz aufgewachsen ist und einwandfrei Deutsch spricht, wenn eine in die Schweiz geflüchtete Kolumbianerin hier um die Anerkennung ihrer 20-jährigen Berufserfahrung als Geschichtslehrerin kämpfen muss, dann besteht Handlungsbedarf. Dies sind nur drei Beispiele fehlender Chancengleichheit von Menschen,

HEKS hat gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband zehn Praxis-Tipps erarbeitet. Darin finden die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber Anregungen und Beispiele, was sie in ihrem Betrieb konkret für mehr Chancengleichheit tun können. Der Flyer mit den zehn Tipps wurde in der ganzen Schweiz an kleine und mittlere Unternehmen verschickt. Ausserdem machte HEKS mit einem Plakataushang in der Deutschschweiz und in der Romandie auf das Thema Chancengleichheit in der Arbeitswelt aufmerksam. Wollen Sie in Ihrem eigenen Betrieb Chancengleichheit anwenden, finden Sie auf der Website www.gleichechancen.ch zehn Tipps, illustriert mit vielen Beispielen und Stimmen aus der Unternehmenspraxis.


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AGENDA JUNI

«Zaungäste» – Wanderausstellung 10 Jahre EAPPI Donnerstag, 19.6. – Mittwoch, 2.7. Neuhausen am Rheinfall, Evangelisches Kirchgemeindehaus,

Veranstaltungen präsentiert. Dazu organisiert HEKS wiederum in verschiedenen Schweizer Städten «Lunchkinos». Die Veranstaltungen finden über Mittag statt. Nach der Begrüssung und der thematischen Einbettung wird mit dem neuen Kampagnenfilm aus Kambodscha beispielhaft die Arbeit von HEKS aufgezeigt. Für Verpflegung ist gesorgt.

Zubastrasse 1 Detaillierte Informationen zu den

Die Idee von EAPPI ist, dass internationale Beobachterinnen und Beobachter durch ihre Anwesenheit und das Schaffen von Öffentlichkeit Gewalt verhindern und Menschenrechtsverletzungen dokumentieren können. HEKS ist unter dem Patronat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes für die Schweizer Beteiligung an EAPPI verantwortlich und unterstützt die Schweizer Freiwilligen nach ihrer Rückkehr bei der Sensibilisierungsarbeit.

Beginn der Schulzeit geschmälert. Mit dem Programm «schritt:weise» leistet HEKS einen wichtigen Beitrag zu mehr Chancengleichheit beim Schuleintritt. Das Programm stärkt die Ressourcen und Kompetenzen der Familie im Alltag, fördert die Eigenverantwortung der Eltern und unterstützt sie bei ihrer sozialen Integration. Seit 2009 führt HEKS «schritt:weise» im Auftrag des Sozialdepartementes der Stadt Zürich im Stadtkreis Zürich Nord durch.

Veranstaltungen finden Sie auf www.heks.ch

SCHULPROJEKT

HEKS «schritt:weise»: Die Stadt Zürich übernimmt das Projekt

Im Herbst 2014 werden die letzten fünfzehn Familien ihre Teilnahme abschliessen. Dann endet die Pilotphase von «schritt:weise». Das Sozialdepartement hat entschieden, dass diese Arbeit neu in die Zuständigkeit der Sozialen Dienste des Sozialdepartements fällt, und keine Aufträge mehr an Dritte vergeben werden. HEKS bedauert diesen Entscheid sehr, weil das Werk in den

Im Dezember 2013 hat HEKS zur zehnjährigen Schweizer Beteiligung an EAPPI eine Ausstellung unter dem Titel «Zaungäste» im Walcheturm in Zürich organisiert, mit Texten und Bildern ehemaliger Teilnehmenden. Aufgrund des grossen Interesses tourt «Zaungäste» als Wanderausstellung durch die Schweiz. Die nächste Station ist Neuhausen am Rheinfall. @HEKS / Annette Boutellier

Mehr auf www.heks.ch/veranstaltungen.

AUGUST / SEPTEMBER

«Lunchkinos» in verschiedenen Schweizer Städten Orte und Daten: Zürich, Montag, 25. August Solothurn, Freitag, 29. August Luzern, Dienstag, 9. September Basel, Freitag, 12. September Thun, Donnerstag, 18. September St. Gallen, Freitag, 19. September

Auch dieses Jahr wird der Film zur HEKS-Kampagne «Entwicklung ermöglichen» dem interessierten Publikum in Form von öffentlichen

Eine Pädagogin von schritt:weise auf Hausbesuch: Mit Spiel- und Übungseinheiten wird das Kind altersgerecht gefördert.

Eltern mit einer bescheidenen Schulbildung, die finanzielle und/oder berufliche Sorgen haben und über wenig soziale Kontakte verfügen, benötigen oftmals Unterstützung bei der Gestaltung einer entwicklungsfördernden Umgebung für ihre Kinder und bei deren Vorbereitung auf den Kindergarten. Ohne Unterstützung werden die Startchancen ihrer Kinder bereits zu

letzten Jahren viel Knowhow und ein gutes Beziehungsnetz aufgebaut hat, das nun verloren geht. Der Entscheid zeigt auf, dass unsere Angebote von politischen Entscheidungen abhängig sind. Auch wenn sie sich in der Praxis bewähren, haben sie nicht immer Bestand. HEKS wird jedoch auch in Zukunft bedarfs- und zielgruppengerechte Angebote anbieten.


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Nr.2 | 2014

PERSÖNLICH

Mit jungen Menschen am Ball Sara Winter Sayilir*

Jugendliche und junge Erwachsene für Themen der weltweiten Kirche begeistern: das möchte Hannes Liechti, Regionalkoordinator von mission 21 in Bern. Dafür holt er junge Leute auf die Bühne und auf die Strasse.

© mission 21 / Rolf Siegenthaler, Bern

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Hannes Liechti, mission 21, Regionalkoordinator in Bern

Als ich Hannes Liechti das erste Mal bei mission 21 treffe, denke ich: Den hätte ich auch im Plattenladen treffen können. Ich frage mich, ob der modisch gekleidete Berner vielleicht den Eingang verwechselt hat? Aber, nein: Den 26-Jährigen verbindet ein festes Band mit der reformierten Kirche und mission 21. Seit einem Jahr arbeitet er als Regionalkoordinator bei der Fachstelle für Ökumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn.

Von Kindesbeinen an Durch seinen Vater Jürg Liechti-Möri, engagierter Pfarrer der Berner Johannes-Gemeinde, lernte Hannes von klein auf das aktive Gemeindeleben schätzen. Heute ist er leitendes Mitglied im Theaterensemble der Kirchgemeinde, mit dem er gerade ein Stück rund um das Thema «Mission» erarbei-

tet. «Religion ist mir wichtig, etwas ganz Normales», erzählt er mir mit ruhigem Berner Dialekt. Seine Frau sei Katholikin, gemeinsam seien sie also ökumenisch, fügt er lächelnd hinzu. Als er von dem Job als Regionalkoordinator für mission 21 erfuhr, fand er das Stellenprofil «extrem ansprechend», auch, weil er gern organisiere. Vor allem die Neuausrichtung der Stelle habe ihn gereizt: der frische Fokus auf die Einbindung junger Menschen in das Engagement von mission 21. «Jugendliche und junge Erwachsene für wichtige Themen zu begeistern», sagt Liechti, «empfinde ich als sehr sinnvoll und darin hab ich schon beim Theater viel Erfahrung gesammelt.»

Basare und mehr Die Frage, ob er als junger Mann die grossen Fussstapfen seiner Vorgängerin Verena Garcia ausfüllen könne, hat Liechti selbst weniger Sorgen gemacht als einigen der vielen engagierten Basardamen, die nun mit ihm zu tun haben. Doch schon bei der ersten jährlichen Impulstagung aller Basar-Engagierten konnte Liechti überzeugen. Er hat ein sympathisches Lächeln und eine ruhige Art und zugleich ist der studierte Musikwissenschaftler vor allem einer, der gern anpackt und vorwärts macht. In dem einen Jahr, in dem er das Bildungsteam von mission 21 nun schon verstärkt, hat er bereits zahlreiche Projekte aufgegleist und die Basararbeit wie gewohnt weitergeführt. Neben seiner Tätigkeit bei mission 21 arbeitet Liechti journalistisch, unter anderem als Redaktionsmitglied beim «aufbruch» sowie beim musikfokussierten Onlinemagazin «Norient.com». Die Vielseitigkeit seiner Jobs hat er bewusst gewählt: «Ich brauche die Abwechslung, mit nur einer einzigen Sache würde ich wahrscheinlich nicht glücklich», gibt Liechti zu.

Mit dem Fussball um die Welt Ein besonderes Projekt, bei dem Liechti die Mission eingebracht hat, ist die Strassenliga-Tour. Dieses umherreisende Fussball-Turnier wird von einem Verein in Zusammenarbeit mit Infoklick und Laureus Streetsoccer organisiert. mission 21 begleitet die Tour und macht damit auf drei Kinder- und Jugendprojekte in Peru, Südsudan und Malaysia aufmerksam. Fussball wird in allen Weltregionen gespielt und Liechti möchte die gemeinsame Begeisterung für die Sportart nutzen, um auf die zahlreichen Unterschiede aufmerksam zu machen, welche die Kinder und Jugendlichen aus dem globalen Süden von den Fussballspielenden in der Schweiz trennt. Er fände es schön, «mit solchen Aktionen langfristig eine Gruppe junger Leute zusammenzubringen, die sich mit der Mission identifizieren und deren Arbeit weitertragen». Und wer könnte das besser als Hannes Liechti, selbst bestes Beispiel für eine gelungene Kinder- und Jugendarbeit aus den Reihen der reformierten Kirche. *Die Orientalistin Sara Winter Sayilir ist freie Journalistin in Basel. Bis März 2014 machte sie ein halbjähriges Praktikum bei mission 21.


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ENGAGIERTE GEMEINDE

Über den eigenen Tellerrand Dorothee Adrian

Seit über 30 Jahren gibt es in Männedorf am Zürichsee das ökumenische Mittagessen. Viermal im © mission 21 / Dorothee Adrian

Jahr ist es ein Treffpunkt für Menschen allen Alters. Und ein Stück gelebte weltweite Solidarität. Halb elf in Männedorf an einem Samstag im April. Die Tische im Gemeindesaal sind gedeckt, darauf stehen Blumen. Béatrice Battaglia leitet die Besprechung. Wer räumt ab? Wer gibt Reis und Geschnetzeltes aus, wer Kaffee und Kuchen? Auch für eine grundsätzliche Frage ist noch Platz: «Wollen wir ab nächstem Mal auf «Haneburger» umstellen, statt Mineral aus Plastikflaschen anzubieten?», möchte die katholische Gemeindediakonin Battaglia von ihrem rund 20-köpfigen Team wissen.

Bewusstseinsbildung im ökumenischen Team Der Vorschlag wird angenommen, zusätzlich soll es Most geben. «Spannend, dass hier auch Bewusstseinsbildung geschieht», findet Battaglia.«Die Themen bleiben ja nicht hier, die Leute sprechen noch bei anderen Gelegenheiten darüber.» Schliesslich soll sich die Solidarität nicht darin erschöpfen, dass der Erlös des ökumenischen Essens an ein Projekt geht. Zwischen 800 und 2600 Franken waren das bislang. Diesmal kommt der Gewinn dem «Instituto Superior Ecuménico Andino de Teología» (ISEAT) zugute. Die theologische Ausbildungsstätte im bolivianischen La Paz wird von mission 21 unterstützt. Ein Kurzfilm stellt die Arbeit der Hochschule vor. «Schön, wie Menschen dort ihre andine Identität mit dem christlichen Glauben vereinbaren können», meint die ehrenamtliche Helferin Cornelia Müller. «Ich finde es gut, dass wir durch das Essen andere Menschen unterstützen», sagt der Besucher Werner Keller, «weil wir hier so viel haben. Das ist ein kleiner Beitrag.»

Hier trifft sich das Dorf «Wir kommen jedes Mal mit der ganzen Familie», sagt Catherine Portmann, denn: «Hier trifft sich das Dorf!» Eine schöne Tradition, findet sie. Und typisch Männedorf, wo es schon lange ökumenisch zuginge. Für sie sei es selbstverständlich, in einem gemischt-konfessionellen Chor zu singen, öfters die methodistische Kirche zu besuchen und doch in der katholischen zuhause zu sein.

Béatrice Battaglia mit ehrenamtlichen Helferinnen

«Ich kann mich aber noch gut an Zeiten erinnern, als ich mich in der Schule niemals neben das katholische «Maitli» hätte setzen können», berichtet die 78-jährige Ruth Ganz. «Zum katholischen Metzger zu gehen, war verboten!» Wie gut, dass sich diese Zeiten geändert haben, sagt sie weiter. Seit 20 Jahren betreut sie die Kasse des ökumenischen Gemeindeessens.

Essen für weltweite Solidarität Da das Essen offen für alle und ohne Voranmeldung ist, ist es schwer planbar. Manchmal bleibt Essen übrig, diesmal muss nachgekocht werden. Die Stimmung in der langen Schlange bleibt aber gut. «Das verbindet uns doch auch mit Menschen des Südens», sagt Béatrice Battaglia. «Was sind schon fünf Minuten auf Reis warten, wenn diese manchmal den ganzen Tag nicht wissen, ob es abends überhaupt ein Essen gibt!» Einmal im Jahr kochen in Männedorf oder im Nachbarort Uetikon lebende Familien aus anderen Ländern für das Gemeindeessen und wählen ein Projekt aus ihrem Land aus. Schon in der Vorbereitung tut sich so ein Fenster in eine andere Kultur auf. Die Küchenhelferinnen und -helfer lernen neue Arten zu kochen und zu würzen kennen. Und die Besucherinnen und Besucher brauchen dann gar nicht über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, um etwas schönes Neues und Exotisches zu entdecken. Das nächste ökumenische Gemeindeessen in Männedorf am 30. August 2014 wird von einer ägyptischen Familie zubereitet. Den Film über das ISEAT finden Sie unter www.mission-21.org/iseat


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SABBATICALS

Reisen, Lernen, Helfen Dorothee Adrian

Roberto Bevilacqua wollte im Bildungsurlaub nicht nur Kurse belegen, sondern tatkräftig in einem Projekt mithelfen. Deshalb entschied er sich für einen Einsatz in Tansania mit mission 21.

sich ihm spontan ein Mitarbeiter des lokalen Solarteams an. «Das war sehr schön und ich konnte den Austausch richtig geniessen!» Gleichzeitig gehörte es aber auch zu den Herausforderungen, dass «die Uhren anders tickten» und Fortschritte nicht so schnell möglich waren, wie er es sich wünschte. Am Ende der drei Monate war das Solardach immer noch nicht montiert. Eine Geduldsprobe. Er sei froh gewesen, neben dem Solarprojekt noch zu unterrichten, meint Bevilacqua. Die Schüler seien sehr wissbegierig gewesen, könnten extrem gut auswendig lernen. Aber das vernetzte Denken sei kaum geschult, hat er erlebt. Auch fehlende Ausstattung machte es manchmal mühsam: Nicht einmal farbige Kreide habe es gegeben, geschweige denn einen Hellraumprojektor oder Beamer.

«Als ich 19 war, arbeitete ich in Israel eine Woche in einem Heim für KZ-Geschädigte», erzählt Roberto Bevilacqua. «Ich lernte in dieser kurzen Zeit viel mehr über Land und Leute als danach als Tourist.» Weil ihm diese Erfahrung so lebendig in Erinnerung geblieben war, wollte sich der 48-jährige Physiklehrer aus St. Gallen auch in seinem Bildungsurlaub in ein Projekt einbringen. Im Rahmen seines «Sabbaticals» ging Bevilacqua für drei Monate als Spezialist für Solartechnik nach Tansania, wo er im Auftrag von mission 21 die Herrnhuter Brüdergemeine (Moravian Church) beriet und unterstützte. Das Ziel war, ein Solardach auf dem Missionsspital in Isoko einzurichten. Zusätzlich unterrichtete er an einer früheren Missions- und heute staatlichen Schule in Rungwe im südlichen Hochland Physik.

© mission 21 / Roberto Bevilacqua

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Bildungsurlaub mit Mehrwert Das «Sabbatical» von mission 21 gibt es schon lange. Neu ist, dass es ab 2015 ausgeschriebene Stellen geben wird. Geplant sind vier Ausschreibungen für Pfarrpersonen in Costa Rica, Kamerun, Hongkong und Japan. Neben der Teilnahme an Kursen theologischer Einrichtungen ist die Mitarbeit in der Partnerkirche vor Ort vorgesehen sowie die Möglichkeit, Projekte von mission 21 kennen zu lernen.

Kabisa kabisa – ganz schön kalt – gehört seit Anbruch des tansanischen Winters im Juni 2013 zu Roberto Bevilacquas (links) Kisuaheli-Vokabular. Rechts im Bild Projektmitarbeiter Nicholas Calvin.

Menschen, die von einem Kurzeinsatz oder einer Projektreise zurückkommen, seien meist sehr beeindruckt, berichtet Christian Weber vom ökumenischen Bildungsteam von mission 21, der den Austausch organisiert. «Wir möchten die persönlichen Verbindungen zwischen den Kirchen hier in der Schweiz und den Partnerkirchen in der Welt stärken», so der Pfarrer.

Apropos: Zu gegenseitigem Lernen fällt dem Physiklehrer auch der gemeinsam erstellte Businessplan für das Solarprojekt ein, das nach seiner Abreise erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Dieser könne als Modell für künftige Projekte genutzt werden. Dabei habe er sein «eher westliches, zielgerichtetes Denken» eingebracht, was durchaus geschätzt worden sei.

Voneinander lernen

Heute, ein Jahr nach seiner Rückkehr aus Tansania, sagt Roberto Bevilacqua: «Ich würde einen solchen Einsatz jederzeit wieder machen und kann das jedem weiterempfehlen.»

Roberto Bevilacqua beeindruckten besonders die Lebensfreude und der Optimismus der Tansanier. Auch das «Einfach-mal-Zeit-haben»: Als er die neue Gegend in Tansania erkunden und einen Spaziergang machen wollte, schloss

www.mission-21.org/sabbaticals


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AGENDA AUGUST

40 Jahre Kalebasse: Feiern Sie mit

biläum befassen und von der 200-jährigen spannenden Missionsgeschichte erzählen. da NOVEMBER

Jahresanlass young@mission21

mission 21, Missionsstrasse 21, Basel

Samstag, 15. November

Das traditionelle Handwerk stärkt die kulturelle Identität eines Landes. Mit buntem Rahmenprogramm und Informationen zu den Anfängen sowie der Ausrichtung der heutigen Kalebasse als Teil der Bildungsarbeit von mission 21.

mission 21, Missionsstrasse 21, Basel

© mission 21

Freitag, 8. August, 19–21 Uhr

heidi.zinggknoepfli@mission-21.org, 061 260 22 46

SEPTEMBER

«Horizonte weiten»: Impulse für Kirchgemeinden Samstag, 6. September, 10–17 Uhr mission 21, Missionsstrasse 21, Basel

Workshops geben Anregungen aus der weltweiten Kirche für die Praxis in der Kirchgemeinde. Ein Tag voller Ideen, der Lust auf neue Horizonte macht. Anmeldung: christa.nadler@mission-21.org, 061 260 22 67

Die Basler Mission feiert 200. Geburtstag 2015 feiert mission 21 den 200. Geburtstag ihres grössten Trägervereins, der Basler Mission. Mit dem Jubiläumslogo macht mission 21 die enge Verbindung zwischen den beiden Werken deutlich. Die im September 2014 beginnende Jubiläumskampagne steht unter dem Motto «200 Jahre unverschämt viel Hoffnung».

Unter dem Motto «come together» warten Kultur, Begegnung und kulinarische Grüsse aus aller Welt auf junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren aus der ganzen Schweiz. Mitausgereiste Kinder von ökumenischen Mitarbeitenden von mission 21 sind herzlich zu einem Treffen eingeladen. barbara.moser@mission-21.org, 061 260 22 39

FEBRUAR 2015

Studienreise nach Ghana zum 200-Jahr-Jubiläum der Basler Mission 5. bis 21. Februar 2015

Eine Reise auf den Spuren der Basler Mission, die ab 1828 in der damaligen «Goldküste» wirkte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gründete sie die «Basler Missions-HandlungsGesellschaft», die spätere «Union Trading Company» (UTC). Vor dem Hintergrund des politischen und gesellschaftlichen Wandels in Westafrika entfaltete sich ein weites Netz an Missions- und Handelsstationen. Reiseleitung: Magdalena Zimmermann, stv. Direktorin mission 21, und Guy Thomas, Teamleitung Forschung Preis: ca. 4 500 Franken, inbegriffen: Flug, Vollpension, Bustransfers, Ausflüge, Visa, Reiseleitung. Preis- und Programmänderungen bleiben vorbehalten. Detailprogramm: www.mission-21.org/ghana2015 christa.nadler@mission-21.org, 061 260 22 67

Weitere Informationen unter www.mission-21.org/agenda

AKTUELL Neuer Kurs: «Älter werden in einem anderen Land» Anhand von Lebensgeschichten erfahren die Kursteilnehmenden Konkretes über den Alltag alter Menschen in fernen Ländern. Wie sieht ihr tägliches Leben aus? Was erwarten alte Menschen von ihren Kindern und diese von ihnen? Der neue Kurs von mission 21 speziell für Seniorinnen und Senioren thematisiert, wie Menschen ihr Älterwerden meistern und deckt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Älterwerden in Europa auf. Der Kurs wird für Gruppen auf Anfrage angeboten.

© mission 21

christa.nadler@mission-21.org, 061 260 22 67

Die nächste Ausgabe des «contigos» wird sich im Dossier mit dem Ju-

Goldküste Afrika, Kartograph: H. Dorsch, 1892: Archiv der Basler Mission, D-31.9#2


contigo

Nr.2 | 2014

Weitere Veranstaltungshinweise auf den Seiten der Werke 10 bis 21

AUGUST Himmlische Stadt Freitag bis Sonntag, 29.–31. August

Die zwölf Kirchgemeinden der Stadt Bern feiern gemeinsam ein Kirchenfest mit Stadtläuten, Kulturangebot und Workshops, eine Festwirtschaft am Samstag und zum Abschluss einem Gottesdienst im Münster. Auch weitere Organisationen nehmen teil. Hintergrund bildet der Strukturdialog der Berner Kirchen. Im Prozess der Neuorganisation wird das Kirchenfest zum öffentlichen Hearing mit den Reformierten der Stadt. uw

AGENDA

wicklungszusammenarbeit gute Noten von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Positiv gewürdigt wird die Erhöhung der öffentlichen Entwicklungshilfe auf 0,5 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) bis 2015. Das sei in Zeiten der weltweiten Finanzkrise eine besondere Leistung. Zugleich wird die Schweiz ermuntert, ihre breite Erfahrung stärker einzubringen. uw

Fair Trade wirkt Im Jahresbericht 2013 der Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) wird die Studie von Sarah Klier, Centrum für Evaluation der Universität des Saarlandes, über die Wirkung von gerech-

tem Handel vorgestellt. Weltweit sind rund 1,2 Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in beinahe 1000 Produzentenorganisationen zusammengeschlossen. «Viele Fair Tradezertifizierten Kooperativen sind heute bedeutende lokale und regionale Wirtschaftsfaktoren», ist ein erstes Fazit. Dank gemeinsamem Auftreten und mehr Marktwissen steige das Einkommen sowohl der selbständig Arbeitenden wie der Beschäftigten auf den Plantagen. Sehr wichtig sei auch, dass viele Familien sparen können. Verwaltung und gemeinsame Entscheide über die Verwendung der Fair TradePrämien führe zudem zu viel Engagement in lokalen Organisationen und Institutionen. uw www.maxhavelaar.ch/de/fairtrade/ ueber-fairtrade/wirkung

www.strukturdialog.ch/kirchenfest/

…UND AUSSERDEM: SEPTEMBER/OKTOBER

Das Handy als kräftiger Entwicklungsmotor

SchöpfungsZeit 2014: Lebensraum Siedlungen

Rund drei Viertel der weltweit etwa sieben Milliarden Mobiltelefone werden in den

Montag 1. Sept. – Samstag 4. Okt.

Telefon ist mehr als ein Telefon – es ist ein Entwicklungsmotor der besonderen Art.

ärmeren Ländern genutzt, schätzt die Uno. Das bringe enorme Dynamik, denn das Laut Weltbank bewirkt ein zusätzliches

«Gemeinsam daheim – Lebensraum Siedlungen» ist das Thema der Schöpfungszeit 2014. oeku, die ökumenische Stelle für Kirche und Umwelt, bietet Veranstaltungen an und stellt den Kirchgemeinden Materialien zur Verfügung. Dieses Jahr stehen die grossen und kleinen – meist wenig beachteten - Tiere im Zentrum. Menschen-, Tier- und Pflanzenwelt sollen gemeinsam in und um die Gebäude daheim sein. uw

Handy pro 100 Menschen in einem Entwicklungsland ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozentpunkten. Handys überbrücken schlechte Strassen und weite Distanzen. Das hilft den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern beim Verkauf der Ernte ©Brot für alle / Urs Walter

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www.oeku.ch

NACHRICHTEN Schweiz soll Führungsrolle bei Entwicklungshilfe einnehmen Die Schweiz erhält für ihre Ent-

von Ananas bis Zitronengras. Wo keine Bank ist, lässt sich per Mobilfunk Geld überweisen oder empfangen, wo sich kein Krankenhaus in Reichweite befindet, mobilen medizinischen Rat erhalten. Und

Elisabeth Chefin in Südwestkamerun verkauft

die politische Kraft der über die sozialen

ihre Ananas zu fairen Preisen an TerrEspoir. Dank

Medien verbreiteten Bilder hat Regimes

Mobiltelefonie weiss sie auch sonst besser Bescheid über die Marktlage.

gestürzt. uw

http://reset.org/knowledge/das-handy-als-entwicklungsmotor


Nr.2 | 2014

BUCHTIPP «Hinterfragen und Handeln» Persönlicher Rückblick über 25 Jahre bei HEKS Franz Schüle (1942) war von 1982 bis 2007 in verschiedenen Funktionen für HEKS tätig. In seinem persönlichen Rückblick auf diese Zeit erzählt er nicht nur einige wichtige Kapitel der Geschichte des Hilfswerkes. Er vermittelt auch berührende Einblicke in entscheidende Ereignisse der europäischen Geschichte, wie etwa den Fall des Eisernen Vorhanges oder den Jugoslawienkrieg. Und zwar nicht aus der Sicht des Historikers, sondern aus der Perspektive der direkt Betroffenen.

HINWEISE & MEDIENTIPPS

Kongo – Eine Geschichte Fesselnd und atemberaubend erzählt David Van Reybrouck die Geschichte Kongos. Der niederländische Autor spannt den Bogen von der kolonialen Gewaltherrschaft unter Leopold II. über die 32jährige Mobutu-Diktatur bis hinein in die Gegenwart. Er berichtet aus der eindrücklichen Perspektive derjenigen, die in ihrem Land leiden, kämpfen, leben – im Mittelpunkt stehen die Träume, Hoffnungen und Schicksale der sogenannten einfachen Bevölkerung.

FILMTIPP Der Krieg um Kupfer in Katanga Im Südosten der Demokratischen Republik Kongo boomt der Bergbau. Lokalgouverneur Moïse Katumbi Chapwe sucht die Balance zwischen der Entwicklung seines Landes und dem Kampf gegen die Ausbeutung.

© Fotomontage Thierry Michel

contigo

Sie bestimmen die Zukunft Katangas!

Überall in der Provinz Katanga lagern die für viele Anwendungen der westlichen und asiatischen Industrieländer unverzichtbaren Bodenschätze, unter anderem Kobalt und Uran. Zwischen den multinationalen Konzernen herrscht ein erbarmungsloser Konkurrenzkampf. Ein bedeutender Anteil der geförderten Rohstoffe wird sogar aus dem Land geschmuggelt.

Und nicht zuletzt bringen uns die Erzählungen von Franz Schüle die Lebensumstände und Schicksale von Menschen näher, denen HEKS über all die Jahre mit vielfältigen Aktionen und Projekten half, ihre Würde zu wahren, sich für ihre Rechte einzusetzen und für sich und ihre Gemeinschaften neue Lebensperspektiven zu entwickeln.

Für sein mehrfach preisgekröntes Buch hat der Autor zahlreiche Reisen in das zentralafrikanische Land unternommen, führte viele Interviews und sah bisher unbekannte Dokumente ein. Der Älteste, mit dem er sprach, wurde 1882 geboren. Seine Stimme und die vieler hundert anderer, Kindersoldaten und Rebellenführer, Politiker und Missionare, machen dieses Buch zu einer Sensation. uw Suhrkamp, 2012, 783 Seiten; gebunden ISBN: 978-3-518-42307-3, 40.90 Fr.; broschiert ISBN: 978-3-518-46445-8, 20.90 Fr.

Der Film gibt einen Einblick in die komplexen Strukturen und Verflechtungen im internationalen RohstoffGeschäft, zeigt den erbitterten Wettbewerb zwischen den Firmen und erzählt vom Überlebenskampf der mittellosen Bergarbeiter. Mitten drin versucht Moïse Katumbi Chapwe, seit 2007charismatischer Lokalgouverneur Katangas, den Balance-Akt zwischen der Entwicklung seines Landes und dem Kampf gegen die Ausbeutung durch internationale Investoren. dg

Franz Schüle: Hinterfragen und Handeln Ein Vierteljahrhundert HEKS-Geschichte(n) 2014, 198 Seiten , Paperback, 36.- Fr.

Katanga – Krieg um Kupfer,

Bestellungen direkt beim TVZ –Theologischer Verlag Zürich, Badenerstrasse 73, Postfach, 8026 Zürich; 044 299 33 55, www.tvz-verlag.ch

Verkaufspreis: Fr. 35.-

Dokumentarfilm von Thierry Michel, Belgien/F/Kongo 2010, 100 Min., ab 16 Jahren, Verkauf/Verleih: éducation21, 031 321 00 22, verkauf@education21.ch Relimedia 044 299 33 81

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Nr.2 | 2014

© Brot für alle /Chantal Peyer

contigo

«Wo man das Recht hinauswirft, kommt der Schrecken zur Tür herein.» Sprichwort aus dem Sudan


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