Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden
Nr.3 | 2013
© mission 21 / Heiner Heine
Capacity Development: Menschen stärken, Institutionen fördern
contigo
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INHALT
S10 brot für alle – Ökumenische Kampagne 2014: Daten und Portrait der Gäste S12 brot für alle – Gegen Spekulation mit Nahrungsmitteln, die zu Hunger führt
© mission 21 / Heiner Heine
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S4 – 9 DOSSIER Stärken und das Bewusstsein fördern Capacity Development ist ein vielfältiger Begriff. Das zeigen die Beiträge im Dossier. Ibu Maryenie verdient dank Kunsthandwerk Bargeld und hält zugleich Traditionen der Dajak in Indonesien am Leben. Simon Bodea in Benin sieht überall Hebel, um die Situation in seinem Land zu verbessern. Und Jugendliche in Kolumbien erarbeiten gemeinsam Wege zu einem besseren Leben. Auch Kultur ist ein wichtiger Faktor, zeigt das Bild der Musiker aus Kamerun mit ihren traditionellen Instrumenten. uw contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von Brot für alle, HEKS, mission 21 und den OeME-Fachstellen
Brot für alle NEU ab 1. April 2013 Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Mail: info@bfa-ppp.ch, Web: www.brotfueralle.ch Spendenkonto: 40-984-9
Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember
HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Mail: info@heks.ch, Web: www.heks.ch Spendenkonto: 80-1115-1
ISSN 1660-3788
mission 21 – evangelisches missionswerk basel Missionsstrasse 21, 4003 Basel Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 Mail: info@mission-21.org, Web: www.mission-21.org Spendenkonto: 40-726233-3 OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen Web: www.oeme.ch
S13
brot für alle – Klagen gegen Einsatz
S14 S15
HEKS – Syrien: Leid nimmt kein Ende
HEKS – Schwarzarbeit bei Haushalthilfen verhindern
S16
HEKS – Sammelkampagne bringt Film aus Südindien ins Lunchkino
S18
mission 21 – Materialien zur Herbst kampagne ‹Mission Gesundheit›
S19 mission 21 – Steblers kehren mit reichem Erfahrungsschatz aus Kamerun heim S20
mission 21 – Die Schrift des Sultans
S22
Agenda und Marktplatz
Redaktion Dorothee Adrian (da), mission 21 Peter Dettwiler (ped), OeME Christine Spirig (cs), HEKS Urs Walter (uw), Brot für alle Redaktionsleitung Urs Walter Tel. 031 380 65 71 Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: walter@bfa-ppp.ch Adressänderungen und Abonnementsverwaltung Administration Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: contigo@bfa-ppp.ch Tel. 031 380 65 65 Fax 031 380 65 64
Layout grafik.trieb, 2560 Biel Druck rubmedia, 3084 Wabern
Titelbild: Sängerin des Hallelujah-Choir der Presbyterian Church in Cameroon PCC aus der Nordwest-Provinz von Kamerun. Gesungen wird in Mungaka, der lokalen Sprache. Rückseite: Kinder beim Unterricht in Purulhá, Guatemala.
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EDITORIAL
Entfaltung der Fähigkeiten fördern Beat Dietschy, Zentralsekretär Brot für alle
Liebe Leserin, lieber Leser
Ibu Maryenie ist heute eine gefragte Flechterin der
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Volksgruppe der Dajak in Kalimantan, Indonesien. In der Entwicklungszusam-
Beinahe wäre das Kunsthandwerk verschwunden,
menarbeit geht es darum,
neue Ideen für verkaufsfähige Produkte fehlten. Ver-
dass Menschen durch die
besserungen für initiative Frauen oder Männer in den
freie Entfaltung ihrer Fä-
Dörfern erfordern auch angepasste Strukturen. Die
higkeiten in die Lage ver-
Entwicklung von Organisationen stösst aber häufig an
setzt werden, gut zu leben,
politische Grenzen, wie Mireya Ramírez Márquez aus
schreiben aus unterschied-
Kolumbien anhand eines Projektes mit Jugendlichen
licher Optik die Philoso-
zeigt. In einer globalisierten Welt und weltumspannen-
phin Martha Nussbaum
den Firmen muss sich auch die Zivilgesellschaft über
und der Ökonom Amartya
die Landesgrenzen vernetzen. Simon Bodea, engagier-
Sen. Darum spielt ‹Capaci-
ter Bauer und Gewerkschafter aus Benin, betont, dass
ty Building› (oder ‹Capaci-
erst der gemeinsame Kampf gegen Landraub in West-
ty Development›) eine zentrale Rolle in der Arbeit der
afrika Erfolge bringt.
Werke Brot für alle, HEKS und mission 21. Menschen und Organisationen sollen erfolgreich ihre Ressour-
Leute zu stärken hilft also gleich doppelt: Sie werden
cen, ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Erfahrungen ein-
ermächtigt, ihren Lebensunterhalt mit ihrer Hände Ar-
setzen und so ihr Leben eigenständig gestalten und
beit zu bestreiten. Und sie erarbeiten sich Wissen und
Entwicklungsziele erreichen. Im Zentrum stehen Men-
Mut, um sich in ihrer Gemeinschaft und im Staat für
schen, doch ‹Capacity Development› stärkt auch Orga-
ihre Rechte einzusetzen.
nisationen. Wichtig ist zudem immer der angemessene institutionelle Rahmen. Das verdeutlicht das Dossier im vorliegenden ‹contigo›.
Die Leiterinnen und Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.
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DOSSIER
INDONESIEN
Faire Flechtkunst aus Borneo Dorothee Adrian
Die Dajak auf der Insel Borneo leben vor allem von den Erträgen von Wald und Boden. Zunehmend brauchen sie aber Bargeld, etwa für gute Bildung. Ein Projekt unterstützt Flechterinnen, Einkommen zu erzielen und die traditionelle Flechtkunst zu erhalten.
Sonne, Pflanzen und Fischbläschen Maryenies Heimat ist das Dorf Gohong, wo die Dajak fast alle in der Landwirtschaft arbeiten. In abgelegenen, ländlichen Dörfern gehen die Männer zudem in die Wälder, um Bambus und Rattan zu ernten. Diese werden in Streifen geschnitten, mit Naturstoffen gefärbt und anschliessend überwiegend von Frauen zu verschiedenen Produkten geflochten. Maryenie hat dies als Kind von ihrer Mutter gelernt. «Die Frauen sitzen abends zwei, drei Stunden zusammen und flechten», erzählt sie, «viele singen dabei Gesänge in ihrer Ritualsprache».
© mission 21 / Doro Adrian
Wie sehr das Leben der indigenen Bevölkerung mit der Natur verbunden ist, zeigt sich in den Motiven auf den Matten: rankende Pflanzen, verspielte Sonnenmuster oder das Muster ‹Wasserbläschen der Fische›. Die grossen Wandteppiche erzählen mythische Geschichten der Dajak. An einem Totenfest bringen Menschen als Opfergaben gefärbten Reis, Kokospalmblätter und Schüsselchen mit wohlriechendem Öl. «Die Kunst, grosse Bilder zu flechten, stirbt aus», berichtet die Flechterin, «das können fast nur noch die alten Frauen. Man braucht dafür Ibu Maryenie bringt Besucherinnen und Besuchern der ‹Muba› die Flechtkunst der indigenen Dajak näher. ein besonderes Vorstellungsvermögen und einen langen Atem!». Ein so monumentales Flechtwerk Ibu Maryenie sitzt auf einer geflochtenen Rattanmatte benötige in etwa ein halbes Jahr. und zeigt interessierten Besucherinnen das Flechthandwerk der indigenen Dajak. Anlässlich der Messe ‹Muba› dieses Das Flechten weitergeben Frühjahr in Basel ist sie auf Einladung von mission 21 gemeinsam mit Yuanita Awiasi zum ersten Mal nach Europa Maryenie ist eine gute und gefragte Flechtlehrerin. Zugereist. Die Rattanstreifen muss sie hier mit Wasser besprühause leite sie eine von 30 Flechtgruppen, erzählt ihre Behen. In Kalimantan, wo sie herkommt, ist es viel feuchter. gleiterin Yuanita, die in der Frauenkommission der PartVon ihrem und dem Leben vieler Frauen auf Borneo möchte nerkirche von mission 21 ‹Gereja Kalimantan Evangelis› die ruhige Maryenie hier in Basel erzählen. Das tut sie vor vor Ort im Produzentinnenförderungs-Projekt arbeitet. allem mit ihren Händen. «Längst nicht jede gute Flechterin kann dies auch anderen
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beibringen!», sagt sie. Maryenie hat für über 100 Muster selbst eine Theorie, ein Schema entwickelt, in dem Buchstaben und Zahlen für die verschiedenen Stränge, Linien und Farben stehen. Sie zeigen an, welcher Streifen an welcher Stelle darüber oder darunter geflochten werden muss. Ihre Hände führen die Arbeitsschritte aber fast wie von selbst aus. Rechts, links, drunter, drüber – so wird Rattan zu Matten, Körben und Taschen.
Lokale Kirchen fördern Kunsthandwerk «Als ich vor über zehn Jahren meine erste Dienstreise nach Borneo unternahm», berichtet der Programmverantwortliche bei mission 21, Christian Wagner, «kamen Frauen unserer Partnerkirche in Ostkalimantan auf mich zu und sagten: ‹Kannst du uns nicht helfen, unsere Handwerksprodukte zu verbessern und zu verkaufen?› ». Es war ihnen ein dringendes Anliegen, ihm ihren ‹Showroom› zu zeigen, der aus einem Holzgestell im Gästehaus der Kirche bestand, auf dem eine Reihe von bunt geflochtenen Gegenständen lagen. Die Kirchen auf Borneo wollen das traditionelle Handwerk fördern, da sie wissen, wie dringend die Menschen Einkommen benötigen. Die Dajak können sich in der Regel von der Landwirtschaft ernähren, brauchen aber vor allem für die Schulbildung ihrer Kinder sowie für Spitalaufenthalte oder Hochzeiten zusätzliches Geld. «Viele Frauen träumen davon, ihre Kinder auf eine höhere Schule schicken zu können», berichtet Yuanita. Sie ist Mutter dreier Töchter, von denen zwei studieren. 2004 startete das Projekt mit vier Partnerkirchen auf Borneo, um Frauen zu fördern, die flechten und nähen. Ueli Knecht, ausgebildeter Fachlehrer für Kunsthandwerk und Design, wechselte von Kamerun nach Indonesien. Er veranstaltete gemeinsam mit den Partnerkirchen Workshops, baute Handelsbeziehungen auf und entwarf mit Produzentinnen neue Produkte.
Fairer Handel sichert Lebensgrundlagen Die Einnahmen der beteiligten Frauen nehmen zu. 2011 erwirtschafteten sie im Schnitt je rund 40 Tageseinkommen nach lokalem Standard. Das Kunsthandwerk soll aber bewusst ein Nebenerwerb bleiben, so Christian Wagner, denn: «Sonst geraten die Familien schnell in die Abhängigkeit von Fabrikanten.» Zudem ist es existenziell wichtig für sie, ihr Land nicht aufzugeben. Denn der Lebensraum der Dajak wird durch den Verlust von Land an Holzfabriken und Plantagenfirmen immer enger. Mit einer guten Schuldbildung können sich junge Menschen heute in den lokalen Behörden und Parlamenten betätigen und dort die Anliegen ihrer Gemeinschaft vertreten. Die Wertschätzung hilft, dass das Flechthandwerk attraktiv bleibt. Heute sind auch wieder junge Frauen als Flecht-Produzentinnen aktiv.
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Flechten fördert Lebenslust Das gemeinsame Flechten und Nähen hat auch einen grossen sozialen Wert. «Es ist viel mehr als nur ‹Business› », sagt Yuanita. Die Frauen haben Freude am Flechten und Nähen und tauschen untereinander Erfahrungen und Persönliches aus. Deshalb freute sich auch Ibu Maryenie darauf, nach ihrem Einsatz in Basel nach Hause zu fliegen. Dort könne sie wieder mit ihrem Motorrad die Frauen ihrer Flechtgruppe besuchen, Schulungen geben und das Kunsthandwerk in ihrem kleinen Laden verkaufen. Sie lächelt, als sie sagt, dass sie sehr zufrieden mit ihrem Leben als Trainerin für die Flechtkunst ist. Film über die Flechtkunst auf Borneo Der dokumentarische Film ‹Die Botschaft der Flechtmuster› zeigt die Bedeutung und Schönheit der Flechtkunst der indigenen Dajak in Ostkalimantan auf der Insel Borneo. Sie finden ihn unter www.mission-21.org/flechterinnen (auf der Seite unten) oder erhalten ihn für 5 Fr. (Bestellung an: material@mission-21.org).
Die eigenen Fähigkeiten und Kräfte stärken Das Konzept ‹Capacity Development› nimmt vier Dimensionen in den Blick, zeigt das Projekt ‹Flechten›. - ‹Kapazitätsentwicklung›: Durch Workshops und Beratung lernen die Flechterinnen, ihre Flechttechnik zu verbessern, gute, haltbare Materialien zu verwenden und Produkte herzustellen, die sowohl in Indonesien als auch im Ausland gefragt sind. Dank Stipendien werden besonders begabte und motivierte Frauen als Koordinatorinnen von Produzentinnengruppen ausgebildet. - ‹Organisationsentwicklung›: Die Beziehungen der vier Partnerkirchen von mission 21 erleichtern, die Handelstätigkeit aufzubauen. Zum Projekt gehört deshalb auch entsprechende Beratung. - ‹Systementwicklung›: Routinemässige Abläufe für Bestellung, Produktion und Lieferung wurden entwickelt. - ‹Netzwerkentwicklung›: Als Handelspartner wurden neben den Kirchen mit teils eigenen Läden auch Behörden, Handelsunternehmen und internationale Organisationen des fairen Handels gewonnen. Zur Netzwerkentwicklung gehört, dass jede Produzentin einer Gruppe angeschlossen ist. Die Gruppenleiterin – so wie Ibu Maryenie – sorgt dafür, dass die Produkte vermarktet werden. Ziel des Projekts ist, dass die Gruppen selbstständig wirtschaften. «Experten rechnen für den Aufbau solcher Wertschöpfungsketten in einem bedürftigen Umfeld mit rund 15 Jahren», sagt Christian Wagner von mission 21. Aber bereits jetzt pflegen die Produzentinnen selber Handelskontakte. da
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Mireya Ramirez
«Die Jungen sind die Leader von morgen» Christine Spirig
Die Menschen im Konfliktgebiet Chocó, Kolumbien, leiden unter extremer Armut, Gewalt und Vertreibung. Mireya Ramirez, Direktorin des HEKS-Büros in Kolumbien, erklärt, wie dank Capacity Building gerade junge Menschen positive Veränderungen bewirken. Mireya Ramirez, können Sie kurz die Lage in der Projektregion Chocó beschreiben? Seit Jahren führen die Guerilla, paramilitärische Gruppen und die Armee einen Krieg um die Ressourcen des Landes. Multinationale Konzerne betreiben intensive Monokulturen und Bergbauunternehmen tragen Gold ab, um sich daran zu bereichern. Knapp achtzig Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Dazu kommen zunehmende negative Auswirkungen auf die Umwelt, etwa durch den Bergbau. Um schneller an grosse Mengen Gold zu kommen, werden Cyanide und Quecksilber eingesetzt, was schwerwiegende Luft- und Wasserverschmutzung zur Folge hat. Wie wirkt sich diese Situation auf Kinder und Jugendliche aus? Weil viele Familien wegen industrieller Grossprojekte vertrieben wurden, ist die Zahl der Strassenkinder alarmierend hoch. Und durch die Mireya Ramirez Präsenz der verschiedenen bewaffneten Akteure sind sexuelle Gewalt, Jugendprostitution und Drogenmissbrauch weit verbreitet. Vor allem auf dem Land üben die verschiedenen bewaffneten Gruppen einen grossen Druck auf Jugendliche aus, sich ihnen anzuschliessen. Ein Projekt richtet sich an Kinder und Jugendliche in der Region. Was ist das Ziel? Die jungen Menschen sollen trotz Krieg und Gewalt ihre grundlegenden Rechte einfordern und innerhalb der Ge-
sellschaft eine positive Rolle übernehmen können. Denn die Jungen sind die Leader von morgen. Dazu benötigen sie spezifisches Wissen und bestimmte Fähigkeiten wie der richtige Umgang mit Behörden und Ämtern, das Schlichten von Konflikten, friedliche Verhandlungsführung, die Organisation und Verwaltung von einkommensschaffenden Aktivitäten und der Aufbau von lokalen Netzwerken. Das Aneignen von Wissen und Fähigkeiten, mit denen die eigene Lebenssituation positiv verändert werden kann, fällt unter den Begriff Capacity Building. Wie werden den Kindern und Jugendlichen die nötigen Inhalte vermittelt? Durch Zugang zu formeller Schulbildung, mit der Durchführung von sozio-kulturellen Aktivitäten in Jugendzentren, mit Konfliktbearbeitung im Schulunterricht oder Fortbildung zu sexueller und reproduktiver Gesundheit, um ein paar Beispiele zu nennen. Zudem bilden wir junge soziale Leader/innen aus, die eine positive Führungsrolle in ihren Gemeinschaften übernehmen können. Die Auszubildenden verpflichten sich, das Gelernte in ihren Dörfern und Gemeinschaften weiterzuvermitteln. So wirken sie als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Bisher wurden zwei Lehrgänge mit jeweils 50 Jugendlichen durchgeführt. Mittlerweile sind es also schon 100 soziale Leaderinnen und Leader. © HEKS / Mireya Ramirez
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Sind Jugendliche schon so weit, dass sie die Rolle von gesellschaftlichen Akteuren übernehmen können? Und werden sie von der Gesellschaft ernst genommen? In Kolumbien ist das sicher in vielen Regionen der Fall. Diese Jugendlichen mussten wegen der Kriegssituation schon sehr früh Verantwortung und zum Teil sogar die Ernährerrolle innerhalb ihrer Familien übernehmen. Dadurch sind sie vermutlich reifer als gleichaltrige Jugendliche in anderen Ländern.
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chen; sie bekleiden wichtige Ämter, zum Beispiel im Schulrat, in der Ausbildung von Kinder- und Jugendgruppen, im Gemeinderat oder in lokalen Organisationen. Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial? Der Staat muss endlich Verantwortung übernehmen bei Erziehung, Gesundheitsförderung und dem Schutz von Kindern und Jugendlichen. Zurzeit bereiten wir gemeinsam mit einem Ombudsmann für Menschenrechte eine politische Anhörung zuhanden der Regierung vor. Wir hoffen, dass die Regierung trotz ihres knappen Budgets auf unsere Forderungen eingeht und diese entsprechend priorisiert.
© HEKS / André Gsteiger
Früher haben sich die Jugendlichen in Chocó einer gewalttätigen Gruppe angeschlossen, heute sind sie Teil eines Friedensprogramms. Geht es nicht vor allem um das Gefühl, irgendwo dazu zu gehören? Natürlich spielt das Gemeinschaftsgefühl gerade während der Adoleszenz eine wichtige Rolle. Es gibt aber einen grossen Unterschied, ob sich Jugendliche einer gewalttätigen Gruppierung oder einer Friedensbewegung anschliessen: In den Strassengangs, den ‹Bandillas›, erhält nur der Stärkste die Chance, eine Führerrolle zu übernehmen. Im HEKS-Projekt können alle zu Leaderinnen und Leadern werden. Indem sie ihr eigenes Wissen und ihre individuellen Fähigkeiten in die Gesellschaft einbringen
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Jugendzentren bringen Kindern und Jugendliche geschützte Räume, damit sie sich entfalten und zu verantwortungsvollen Bürgerinnen und Bürgern entwickeln können. Dazu gehört auch die Aufführung eines selbst einstudierten Tanzes.
können, entwickeln sie ein Selbstbewusstsein und eine eigene Identität. Das passiert nicht, wenn man einfach einem Gruppen-Boss folgt. Welche positiven Veränderungen sind durch das Projekt spürbar geworden? Sowohl den Eltern als auch den Lehrpersonen ist eine Veränderung im Verhalten der Kinder und Jugendlichen aufgefallen: Der Gewaltpegel ist deutlich gesunken. Für uns ist es ein grosser Erfolg, dass 95 Prozent der Jugendlichen, die wir zu sozialen Leadern ausbilden, nachher weiterma-
Was wünschen Sie sich für Ihr Land? Das wir in Frieden leben können. Ich hoffe sehr, dass die gegenwärtigen Friedensverhandlungen zwischen der FARC und der kolumbianischen Regierung günstig ausgehen. Und ich wünsche mir, dass die Bodenschätze nicht weiter durch multinationale Konzerne ausgebeutet werden. Das Gold soll in den kolumbianischen Bergen bleiben. * Mireya Ramirez ist Direktorin des HEKS-Büros in Kolumbien, seit dieses 2007 eingerichtet wurde. Die Nahrungsmittelingenieurin hat jahrelange Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit und engagiert sich stark für die Chancengleichheit von Frauen und Männern.
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Simon Bodea
Mut von heute erleichtert das Leben von morgen Urs Walter
«Wir müssen heute uns mutig für unsere Rechte einsetzen, damit die Enkel nicht die gleichen Kämpfe bestehen müssen»: Aus dieser Haltung setzt sich Simon Bodea * in Benin für die Rechte der Landbevölkerung ein. Das macht Mut – und bringt Erfolg. Mit Optimismus und Hartnäckigkeit erreicht die Bauerngewerkschaft Synpa Erfolge. Wie gehen Sie vor? Ein erster Punkt ist, die Strategie des Gegenübers genau zu entziffern. Nur wenn ich weiss, was mein Gegner macht und wie er denkt, kann ich erfolgreich kämpfen. Wichtig ist auch, im Voraus genau festzulegen, auf welchen Inhalt, auf welche Person wir uns ausrichten. Von ihr müssen wir Stärken und Schwächen festhalten. Bei Landproblemen haben Sie es mit Konzernen aus dem Ausland oder starken staatlichen Stellen zu tun. Genügt da die skizzierte Strategie? Wir gehen davon aus, dass wir alles ändern und immer einen Wandel anstossen können. Dabei warten wir nicht ab – aber wir überstürzen das Vorgehen auch nicht. Als Gewerkschaft versuchen wir uns gut zu organisieren und die bestgeeignete Strategie mit den richtigen Menschen umzusetzen.
Was planen die Käufer auf dem Land? Wollen sie anbauen – und welche Kulturen? Wie hoch ist der dafür beanspruchte Anteil, wo bleibt freie Fläche? Komitees in allen Gemeinden, wo Synpa arbeitet, melden dem Hauptsitz alle Geschäfte und Projekte. So wissen wir, was geschieht und können reagieren. Die Bauern wagen es, sich gegen Landgeschäfte zu wehren? Ja, die Informationen stammen von den Bauern selber und aus ihrem Umfeld. Erfolg bringt nur, wenn man direkt mit den betroffenen Menschen vor Ort zusammenarbeitet. Landnahmen sind eine ganz konkrete Sache. Sendet jemand Aussenstehende in die Gebiete mit Land Grabbing, erhalten diese Leute nur theoretisches Wissen. Alle Meldungen und Erkenntnisse analysieren wir dann bei Synpa. Danach gehen wir mit unseren Ergebnissen zurück in die Dörfer. Wie verlässlich sind diese Einzelstimmen? Kehren wir mit den Analysen zurück, überprüfen wir unsere Erkenntnisse nochmals im Gespräch mit den Bäuerinnen und Bauern. Sind wir sicher, dass alle Informationen vollständig sind und stimmen, dann nehmen wir den Kontakt mit den Unternehmen, die investieren wollen, oder mit den neuen Landbesitzern auf. Der enge Kontakt mit den Leuten in den Dörfern und unsere Analyse zeigen auch, welche Land Grabbing-Vorhaben die bedeutendsten sind oder diejenigen mit den gravierendsten Folgen. Bei denen setzen wir als Erstes an.
2008 hat Synpa in Benin den Widerstand gegen Landraub aufgenommen und informiert darüber. Zuvor wurden viele Projekte und Vorhaben entwickelt – doch im Versteckten. Die Öffentlichkeit wusste nichts. Seit «Wir denken nicht unserem Einsatz stellen wir eine grosan Gefahren» se Veränderung fest. Die Personen Simon Bodea hinter den Projekten wissen, dass sie achtsamer vorgehen müssen. Und wie kommen Sie zu den nötigen Informationen? Unsere Aufgabe ist, unsere Mitglieder von Synpa und die Zivilgesellschaft zu stärken. Dazu gehört, dass alle lernen, ihre Augen zu öffnen und genau hinzusehen: An wen verkauft die Gemeinschaft oder die Gemeinde Agrarland?
Drohen den Bäuerinnen und Bauern oder Synpa keine Repressionen? Wer von einer Sache sehr überzeugt ist, denkt nicht an die Gefahren. Wir wehren uns mit den Bauern gegen Landraub und sorgen uns nicht. Bringen wir nicht den Mut auf, uns heute diesen Gefahren von Repression auszusetzen und uns zu engagieren, so werden auch unsere Kinder unter diesen Gefahren und den Belastungen der Landnahmen leiden. Und unsere Enkelkinder werden weiterhin in Armut leben. Das wollen wir nicht und unternehmen alles, um das Leben unserer Kinder zu verbessern.
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Damit stärkt Synpa die Fähigkeiten der Leute, sich für die eigenen Rechte einzusetzen. Genügt dies auf lange Sicht? Der Kampf um Land erfordert Ausdauer. Die wirtschaftliche Logik der multinationalen Konzerne zielt darauf, die ganze Welt zu beherrschen. Sie wollen alles und darauf müssen wir uns einstellen. Gibt es Rückschläge oder werden Menschen Opfer, dürfen sie und wir uns nicht entmutigen lassen. Zugleich braucht es Leute, die später an unsere Stelle treten. Bereits haben wir Personen geschult, diesen Widerstand weiterzuführen. Das ermutigt uns. Ebenso überzeugt sind die Bauern. Sie glauben an die Sache und wissen, dass sie dank unserer Arbeit weiterkommen. Wir helfen ihnen, wieder Vertrauen in ihre eigenen Kräfte zu gewinnen, und stärken sie, wenn sie bei Landnahmen und anderen Ereignissen Angst bekommen.
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regierungsorganisationen oder Interessenvereinigungen und Kooperativen. Der Staat hat unseren Status anerkannt. Das erlaubt uns, Forderungen aufzustellen, ohne Nachteile zu befürchten oder Angst zu haben. Zugleich arbeiten wir mit vielen Organisationen der Bauern und der Zivilgesellschaft zusammen. So macht unser Vorgehen Schule. Wie weit helfen Gesetze als Hebel zu Verbesserungen? Es gibt keine Gesetze und keine Vorschriften, die zu hundert Prozent schlecht sind. Doch Sie müssen die positiven Punkte suchen und darauf aufbauen. Dazu müssen Sie das Gesetz sehr gut kennen. Darum gehören zum Team von Synpa Juristen und weitere gewiefte Rechtsexperten. Sie prüfen jedes Gesetz und finden die Punkte, mit denen wir unsere Anliegen – zum Beispiel bezüglich Landrechte – voranbringen. Ebenso sorgfältig erarbeiten wir unsere Plädoyers, wenn es darum geht, die Interessen der Mitglieder und ihrer Gemeinden zu schützen.
© BROT FÜR ALLE/Urs Walter
Die Juristen zeigen uns aber auch klar, welche Punkte besonders nachteilig für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sind. So können wir gezielt darauf hinarbeiten, dass sie abgeschafft oder zumindest geändert werden. Ein Gesetz ist keine statische Sache. Funktioniert das wirklich? Offiziell halten sich viele Parlamentarier und Politiker zurück und unterstützen die Anliegen von Synpa nicht. Sie wollen nicht gemeinsame Sache mit uns ‹Anarchisten› machen – doch im Hintergrund übernehmen sie immer wieder Anliegen. Wir lobbyieren und werden auch vom Präsidenten der Nationalversammlung oder von Ministern empfangen.
Simon Bodea an einem internationalen Workshop: «Wer Gesetze und Vorschriften genau prüft, findet immer Punkte, um den Hebel für Verbesserungen anzusetzen.»
Ist solches Capacity Development nur in einem Staat wie Benin möglich, der einigermassen demokratisch und rechtstaatlich funktioniert? Sicher ist Benin ein spezieller Fall. 17 Jahre Regime von Revolutionären brachten viel Leid. Das prägte uns. Seither wird das Land demokratisch regiert. Das gibt die Kraft, uns in die Politik einzubringen. In anderen Ländern könnten wir unsere Meinung viel weniger frei äussern. Was charakterisiert die Förderarbeit von Synpa? Wir sind die einzige Gewerkschaft der Bäuerinnen und Bauern in Benin. Das unterscheidet uns von anderen Nicht-
Und sie hören auf uns: So wagte das Parlament nicht mehr, die Schleusen für den Verkauf von Land völlig offen zu lassen. Wir haben so laut protestiert und auf allen Ebenen so viele Argumente eingebracht, dass eine Beschränkung vorgesehen wird. Im Moment sieht es nach einem Kompromiss bei 300 ha bis 500 ha aus, auch wenn der Druck der multinationalen Konzerne gross ist. Jede Zahl als Begrenzung ist ein Erfolg für uns und die Bauern. * Simon Bodea aus Benin ist Generalsekretär von Synergie Paysanne, Koordinator der Alliance des Organisations OSE und Präsident des Verbandes für Agroökologie. Dazu leitet er einen grossen Bauernbetrieb und ist Vater einer siebenköpfigen Familie.
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ÖKUMENISCHE KAMPAGNE 2014
Die Saat von heute ist das Brot von morgen Gerechtigkeit und Fairness im Zusammenleben der Menschen und im Wirtschaften. Das gilt für heutige wie für künftige Generationen, denn «Die Saat von heute ist das Brot von morgen». Erstmals droht die Gefahr, dass eine nachwachsende Generation um ihre Lebensgrundlagen wie Land, Wasser und Luft bangen muss. Wie wir heute leben und konsumieren, beeinflusst die Lebenswelten der Generationen nach uns. Die Werke Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein stellen deshalb die Gerechtigkeit zwischen den Generationen ins Zentrum der kommenden Kampagne und fordern zum Handeln auf. Eltern ernähren ihre Kinder, betagte Menschen werden von jungen gepflegt, das ist das klassische Bild der Generationengerechtigkeit innerhalb von Familien. In der heutigen, globalisierten Weltgesellschaft bekommt sie eine viel weitreichendere Bedeutung. Die ökumenische Kampagne 2014 lenkt den Blick besonders auf die soziale Gerechtigkeit
Kampagne 2014: 5. März (Aschermittwoch) bis 20. April (Ostersonntag)
in ihrer zeitlichen Dimension. Jeder Mensch heute hat das gleiche Recht auf einen Anteil an den globalen Ressourcen und auch den künftigen Generationen müssen die gleichen Lebenschancen wie uns offenstehen. Generationengerechtigkeit ist ebenso eine theologische Herausforderung: Es geht um ein friedliches Miteinander in dem einen gemeinsamen, von Gott gegebenen Welt-Haushalt. Die Jeans soll als generationenübergreifendes Symbol aufzeigen, wie bedenklich wir mit den Ressourcen umgehen: Ihre Herstellung ist in vielen Fällen verbunden mit prekären Arbeitsbedingungen, massivem Wasserverbrauch und vergifteten Böden. Dieser Ausbeutung wollen wir entgegenwirken. Deshalb zeigen wir auf, wie wir im Norden überlegter und fairer einkaufen können. Und wir unterstützen Menschen im Süden mit unserer Projektarbeit dabei, durch eine angepasste biologische Landwirtschaft ihre Ernährung zu sichern und den Boden als Lebensgrundlage zu erhalten. uw Mehr Information: www.sehen-und-handeln.ch
Ara aus Bangladesh und Diaz aus Kolumbien Zur ökumenischen Kampagne gehören Gäste: Neben Mutter und Tochter Kamga aus Kamerun (nächste Seite) sind Shatil Ara aus Bangladesh und David Diaz aus Kolumbien eingeladen.
13. Okt.: Impulsveranstaltung der Oeme-Fachstelle Bern: Vorstellen der Kampagne © FAIR WEAR FOUNDATION / ZVG
25. Okt.: Herbstversand mit den Grundlagen 22. – 23. Nov.: Einführungskurs für Leiterinnen und Leiter von Fastengruppen ab 25. Nov.: Musterversand mit allen Unterlagen ab November: regionale Impulsveranstaltungen ab 6. Januar 2014: Versand der bestellten Materialien Januar 2014: EinBlick ‹Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit› mit Grundlagen und Hintergründen zur Kampagne 5. März bis 20. April: Brotaktion 16. März: ökumenischer Gottesdienst im Tessin (Übertragung durch SRF in der ganzen Schweiz) 29. März: Rosenverkauf 21. März bis 6. April: Kampagnengäste Brot für alle in der Schweiz Alle Informationen und Materialien zur ökumenischen Kampagne 2014 werden schrittweise auf www.sehen-und-handeln.ch veröffentlicht.
Shatil Ara aus Bangladesh
Shatil ist Ansprechpartnerin und Koordinatorin der Fair Wear Foundation und dem von Brot für alle mitfinanzierten Workplace Education Program. Sie ermöglicht uns einen direkten Einblick in die Alltagsrealitäten in den Textilfabriken in und um Dhaka und die Arbeitsbedingungen auf den verschiedenen Verarbeitungsstufen. Agronom David Diaz ist Direktor von Semillas de Agua, einer Partnerorganisation von Fastenopfer. Deren Projekte sind auf Nachhaltigkeit und agroökologische Ansätze ausgerichtet. uw
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BFA-KAMPAGNENGÄSTE 2014
Zwei Generationen aus Kamerun Passend zum Thema der ökumenischen Kampagne 2014 Generationengerechtigkeit hat Brot für alle zwei Gäste eingeladen: die Kamerunerinen Marie Thérèse Kamga Souop und ihre Tochter Vicky Arlette, die Zweitjüngste der Familie.
Bezug über TerrEspoir
© BROT FÜR ALLE/Urs Walter
Die knapp 60-jährige Mutter und Grossmutter engagiert sich seit der Gründung von TerrEspoir 1993 für die Organisation für den fairen Handel *. Sie leitet die Frauengruppe Sécheuse de Bandjoun, einem Dorf im Südwesten von Kamerun. Mit Engagement tritt sie für das Projekt ein, denn «ohne die Einnahmen aus meiner Arbeit hätte ich die Ausbildung und die Studien meiner sieben Kinder nicht finanzieren können.»
Die Gäste der ökumenischen Kampagne von Brot für alle stammen aus dem Westen von Kamerun: Marie Therese Nguetchoue Kamga Souop und ihre Tochter Vicky.
Die getrockneten Ananas, Bananen, Papaya und Mangos sowie Kochbananenchips der Sécheuse de Bandjoun sind über TerrEspoir erhältlich, die Ananas und Bananen auch bei Claro. «Wir möchten mehr verkaufen, nicht unbedingt höhere Preise»,
Marie Thérèse und Vicky Kamga stehen Mitte März bis 6. April 2014 für Gespräche, Vorträge und Unterrichtsstunden zur Verfügung. Sie sprechen französisch. Für eine Übersetzung kann gesorgt werden. uw
ist der Wunsch von Marie Thérèse Kamga, der Leiterin der Frauengruppe in Bandjoun. Neben dieser Gruppe arbeiten zwei weitere Frauengruppen in Kamerun für TerrEspoir. uw
Information und Auskunft: Siegfried Arends, 031 380 65 61, arends@bfa-ppp.ch * www.terrespoir.com
* www.terrespoir.com boutique. Die Lieferung erfolgt per Post. und www.claro.ch/shop Lieferung per Post oder über ihren claro-Weltladen.
EINFÜHRUNGSKURS FASTENGRUPPEn «Wir haben immer mitgearbeitet und sind selber zu wahren Expertinnen im Trocknen der Früchte geworden», erinnert sich die 24-jährige Vicky. Um auch die Hintergründe dieses Verarbeitungsprozesses zu verstehen, habe sie Biochemie studiert. Kürzlich hat sie ihr Studium abgeschlossen und hofft jetzt, eine Stelle in der Lebensmittelindustrie zu finden. «Den Traum vom Medizinstudium habe ich aber noch nicht aufgegeben.» Marie Thérèse Kamga gibt Einblick in den Alltag auf dem Land und den Herausforderungen, weitab von Märkten und der Hauptstadt, einen Betrieb aufzubauen. Vicky hat mit dem Studium den Wechsel in die Grossstadt Douala erlebt. Die Kampagnengäste 2014 von Brot für alle ermöglichen uns so, die unterschiedlichen Realitäten der Generationen in Kamerun kennen zu lernen.
«Fasten ist mehr als nichts essen» In der kirchlichen Tradition ist Fasten als Vorbereitung auf Ostern fest verankert. Zahlreiche Gruppen tun dies im Rahmen der vorösterlichen Kampagnenzeit von Brot für alle und Fastenopfer. Die Nachfrage nach diesem besonderen Fasten steigt. Um Leitende von und Interessierte für neue Fastengruppen zu unterstützen, bieten wir einen Einführungskurs an. Referierende werden die verschiedenen Dimensionen des Fastens beleuchten: Gesundheit, Spiritualität und Solidarität – denn «Fasten ist mehr als nichts essen». dl 22. – 23. November Weitere Auskünfte bei der Fastenkoordinatorin Dorothea Loosli-Amstutz; 079 377 84 73 oder mail@dorothealoosli.ch
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Nahrungsmittelspekulation verschärft den weltweiten Hunger Urs Walter
Finanzinstitute suchen Rendite und setzen zunehmend auf die Spekulation mit Nahrungsmitteln. Die Folgen sind steigende Lebensmittelpreise und mehr Hunger und Not. Schweizer Banken sind mit rund 3,6 Milliarden Franken an diesem Geschäft beteiligt.
mit 2,4 Milliarden Franken. Beteiligt sind auch die UBS und einige Kantonalbanken sowie Julius Bär, Vontobel, Pictet, Lombard Odier und Sarasin mit Angeboten für ihre ‹Private Banking›-Kundschaft. Ebenso spekulieren wir mit unserer Altersvorsorge mit: Von den fast 655 Milliarden Franken Vermögen bei Pensionskassen entfielen 2012 laut einer Studie der CS 5,2 Prozent auf alternative Anlagen, zu denen auch Agrarrohstoffe gehören.
Hunger für viele Menschen Die Konsequenzen dieser Situation sind von Mexiko bis Kambodscha rund um den Globus ersichtlich und die Folgen spürbar: Sobald die Preise steigen, leiden zusätzliche Millionen von Menschen Hunger. Auch Bauer Victor Nzuzi im Kongo profitiert nicht von den höheren Preisen. «Mit den Nahrungsmittelpreisen steigen die Preise für Benzin und Transport.»
«Mit Essen spielt man nicht» lernen wir schon als Kinder. Für die Finanzbranche gilt der Grundsatz aber offenbar nicht (mehr): Seit einigen Jahren haben Banken, Pensionskassen und Versicherungen Agrarrohstoffe als attraktive Investitionsmöglichkeit entdeckt. Sie spekulierten mit Grundnahrungsmitteln und lösten damit einen Anstieg der realen Preise aus. Das trieb weitere Millionen von Menschen in den Hunger: 2008/2009 und 2010/2011 kam es in vielen Ländern des Südens zu Hungeraufständen, weil sich die Menschen ihre Grundnahrungsmittel wie Reis, Weizen und Mais nicht mehr leisten konnten. Das darf nicht sein und darum bringen Brot für alle und Fastenopfer mit einer Kampagne gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln Licht ins undurchsichtige Geschäft der Schweizer Banken. Vertiefte Informationen enthält der neuste ‹EinBlick›, die regelmässige Publikation der beiden Werke.
Schweizer wetten mit Schweizer Banken sind mit rund 3,6 Milliarden Schweizer Franken an der Spekulation mit Agrarrohstoffen beteiligt, wie Recherchen von Brot für alle, Fastenopfer und Alliance Sud zeigen. Mindestens 3,6 Milliarden, denn zahlreiche bankinterne Geschäfte oder Angebote für die Kundschaft mit grossen Vermögen sind öffentlich gar nicht zugänglich. Das grösste Kuchenstück entfällt auf die CS Credit Suisse
Unterstützen Sie unsere Kampagne Wissen Sie, was Ihre Bank oder Pensionskasse mit Ihren Ersparnissen macht? Fragen Sie nach. Gemeinsam können wir Ihre und andere Banken dazu bringen, sich aus dem unmoralischen Geschäft mit Nahrungsmitteln zurückzuziehen. Informationen zur grossen Herbstkampagne von Brot für alle und Fastenopfer und Musterbriefe an diverse Banken finden Sie auf www.brotfueralle.ch/spekulation. Wir zählen auf Ihre Unterstützung! Herzlichen Dank!
Gegen diese Folgen wehren sich Brot für alle und Fastenopfer und fordern griffige internationale Regulierungen, die das Wettgeschäft mit Nahrungsmitteln einschränken. Der Anteil spekulativer Geschäfte am Terminhandel soll limitiert und eine Aufsichtsbehörde geschaffen werden. Gezielte Regulierungen gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln zu prüfen, unterstützt auch Olivier de Schutter, Uno-Spezialberichterstatter für das Recht auf Nahrung, wie er im ‹EinB lick› erläutert. Wie lernen doch die Kinder: Nahrungsmittel dienen der Ernährung. Sie dürfen keine Geldanlage sein. EinBlick bestellen: Bestellung an materialstelle@bfa-ppp.ch; Preis 5 Fr. plus Versand; herunterladen www.brotfueralle.ch/shop.
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JUSTIZ
Widerstand unter Beschuss Partnerorganisationen von Brot für alle im Süden geraten oft ins Visier der lokalen Politik und Wirtschaft
die sich gegen Landraub und ungerechte Verträge wehrt, wurde von Socfin Agricultural Company Sierra Leone (SAC) vor Gericht gezerrt», erläutert Yvan Maillard Ardenti von Brot für alle. uw Unterstützung: Spenden für Südprogramm Recht auf Nahrung: Gemeinsam gegen Land und Wasser Grabbing in Afrika; Projekt 835.8066, Brot für alle Konto 40-984-9
und werden eingeklagt. Manchmal gibt es gar Mordanschläge. Jüngste Fälle betreffen Mboscuda und Green Sceenery, Organisationen, die sich gegen Landgrabbing, Vertreibungen und ungerechte Verträge rund um Landgeschäfte einsetzen. Musa Ndamba, Leiter von Mboscuda, einer Organisation des einstigen Nomadenvolkes der Mbororo aus dem Norden von Kamerun, wurde vom Milliardär Baba Ahmaadou Danpullo angeklagt. Ahmaadou gehören in Kamerun mehrere Grossplantagen. «Ndamba wird wegen Rufschädigung und Beleidigung verklagt, weil Mboscuda Landnahmen in einem an die UNO adressierten Bericht geschildert hatte», sagt Ester Wolf, Fachperson Entwicklungspolitik bei Brot für alle. Die letzte Verhandlung am Gericht in Bamenda wurde vertagt, da der Milliardär nicht erschienen ist. Auf Duni Jeido, juristischer Mitarbeiter von MBOSCUDA, wurde im Sommer 2012 ein Mordanschlag verübt. Die Auftragsmörder wurden festgenommen und waren geständig. Wenige Tage nach der Festnahme wurden sie wieder freigelassen. «Korruption ist leider ein grosses Problem und internationale Aufmerksamkeit kann helfen, rechtliche Willkür wenigstens zu erschweren», sagt Wolf. «Ausserdem können sich die Ärmsten der Armen keinen Anwalt leisten und brauchen dringend internationale Unterstützung.» Auch in Sierra Leone hoffen Mächtige mit Hilfe der Justiz die Nichtregierungsorganisationen einzuschüchtern oder zu schwächen. «Green Sceenery,
Veranstaltung
Konferenz High Tech No Rights
Nachrichten Minenprojekt Tampakan mit negativen Auswirkungen Der Zuger Konzern GlencoreXstrata plant in Tampakan (Mindanao/Philippinen) eine der weltgrössten Kupferminen. 5000 Indigene sollen umgesiedelt werden, die Lebensgrundlage von Zehntausenden Menschen ist bedroht. Die Rechte der Betroffenen werden nicht ausreichend respektiert, belegt eine von Brot für alle, Fastenopfer und Misereor beim Institut für Entwicklung und Frieden Inef in Duisburg bestellte Studie. Gefordert ist auch die Schweizer Regierung, verbindliche Verhaltensregeln für Rohstoffkonzerne umzusetzen. In Tampakan haben die Spannungen rund ums Projekt bereits zu Todesopfern geführt. uw Weitere Information: www.brotfueralle.ch/aktuell
Wie viel Blut steckt in unseren Computern und Handys? Die Nachfrage nach Laptops, Smartphones, Flachbildschirmen steigt weltweit. Doch die nötigen Rohstoffe werden oft in Krisengebieten gewonnen. Es braucht Rohstoffe, die ohne Menschenrechtsverletzungen gewonnen und gehandelt werden und die aus Minen mit fairen Arbeitsbedingungen und ohne Konfliktparteien als Nutzniesser stammen – und weniger Verbrauch. Eine von Brot für alle und Fastenopfer organisierte Konferenz sucht nach Antworten. Ziel ist eine Lieferkette ohne Menschenrechtsverletzungen in der IT-Industrie. Wir fordern von der Industrie faire Computer und faire Handys und entsprechende Vorgaben der Politik. Wir erörtern auch, was wir beim Einkauf tun können, damit wir weniger Rohstoffe brauchen. Donnerstag, 24. Okt. 13-18 Uhr, Bern Hotel Kreuz, Zeughausgasse 14 Information: www.brotfueralle.ch/computer Anmeldung: htnrkonferenz@bfa-ppp.ch
Personen Neu bei BFA: Regula Reidhaar Seit Anfang August arbeitet Regula Reidhaar bei Brot für alle. Sie ist zuständig für das Fundraising bei Stiftungen und Institutionen. Zuvor war die Germanistin Fundraising-Verantwortliche bei der AuslandschweizerOrganisation mit Sitz in Bern.
KORRIGENDUM Richtige Kontaktdaten Michael Rüedi: Im letzten ‹contigo› ist der Name der neuen Kontaktperson bei Brot für alle für Beratung und Fundraising Kirchgemeinden, Michael Rüedi, falsch gedruckt: Richtig ist Michael Rüedi, 031 380 65 62 oder rueedi@bfa-ppp.ch. Wir bitten um Entschuldigung.
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Humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge
Das Leid nimmt kein Ende Christine Spirig
Mehr als zwei Jahre dauert der Konflikt in Syrien schon an. Zehntausende Menschen haben ihr Leben verloren und rund eineinhalb Millionen sind in die Nachbarstaaten geflüchtet. Nach der Soforthilfe in der Türkei unterstützt HEKS syrische Flüchtlinge im Libanon.
Mittlerweile sind es über 1200 Familien, die im palästinensischen Flüchtlingslager Nahr el Bared im Norden Libanons Zuflucht gesucht haben. HEKS und seine libanesische Partnerorganisation Association Najdeh (AN) unterstützen die palästinensischen und syrischen Familien im Flüchtlingslager bis Oktober 2013 monatlich mit einem Gutschein von 100 US-Dollar. Damit können sie in lokalen Supermärkten Lebensnotwendiges kaufen. In Nahr el Bared sind die Menschen zwar in Sicherheit, doch ihr Leid geht weiter: Das Lager bietet nicht genügend Wohnraum für alle Flüchtenden. Ohne Arbeit können sich die Flüchtlinge aus Syrien keine adäquate Unterkunft leisten. Wer nicht bei Verwandten oder Bekannten unterkommen kann, muss bis zu 300 US-Dollar für ein kleines Zimmer oder eine zur Wohnung umfunktionierten Garage bezahlen. Um sich die Mieten leisten zu können, leben drei bis vier Familien - fünfzehn bis zwanzig Personen – auf rund 20 Quadratmetern zusammen. Auch die sanitären Einrichtungen sind unzureichend, um den Bedarf so vieler Menschen zu decken. Wegen der schlechten Hygienebedingungen kommt es immer häufiger zum Ausbruch von Krankheiten.
Psychosoziale Betreuung für Traumatisierte Ein weiteres Problem ist die fehlende medizinische Betreuung. Ein junger Mann berichtete unter Tränen, wie sein Vater durch eine Bombe sein Bein verloren hat, sich im Libanon aber keine Behandlung leisten kann. HEKS-Mitarbeiter Khalid Grein, der das Camp im Sommer besucht hat, hörte viele solcher schicksalshaften Erlebnisse: «Die Menschen beschrieben, wie sie in Panik vor Bombenangriffen und Scharfschützen geflohen sind – und dabei nicht einmal wussten, welche Seite auf sie schoss.» Eine wichtige Komponente der Arbeit von Im Flüchtlingslager Nahr el Bared, Libanon, erhalten syrische Kinder Unterstützung durch Fachpersonen, um ihre Kriegserlebnisse zu verarbeiten. Najdeh ist deshalb auch die psychosoziale Betreuung der traumatisierten Menschen, insbesondere der Frauen und Kinder. Die Kinder Über eine halbe Million syrische Flüchtlinge haben in den erhalten psychologische und psychosoziale Unterstützung vergangenen fünfzehn Monaten im Libanon Schutz gesucht, durch geschultes Personal, um ihre Erlebnisse aus dem Krieg meldet das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen. Die zu verarbeiten. libanesische Regierung schätzt die Zahl eher auf eine Million. Täglich kommen zwischen 3000 und 4000 Menschen über die Grenze. Mit einer Bevölkerungsgrösse von lediglich vier MilDas Projekt wird von der Glückskette mitfinanziert. lionen Einwohnern verursacht der anhaltende FlüchtlingsSpenden bitte auf das PC-Konto 80-1115-1 mit dem Vermerk ‹Syrien›‚ oder per SMS an 2525 mit dem Keyword ‹Syrien 25› (1 bis 99 Franken möglich). strom einen enormen Druck auf die libanesische Gesellschaft. © HEKS/Anna Schelnberger
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SCHWARZARBEIT
«Haushalthilfen sind Angestellte wie andere» Joëlle Herren, EPER
Das HEKS-Projekt Chèques-emploi in Lausanne holt
Was für Fragen werden gestellt? Fragen zu Arbeitsverträgen, zur Kündigungsfrist, zu Arbeitsunfähigkeit sowie zur Vergütung von Ferien und Feiertagen. Dass in der Mittelklasse Hausangestellte beschäftigt werden, ist ein relativ neues Phänomen. Für die Arbeitgebenden ist es selbstverständlich, dass sie jeden Monat ihren Lohn erhalten, auch wenn sie krank oder in den Ferien waren. Dass sie aber ihre Putzfrau bezahlen müssen, auch wenn sie Grippe hat, kommt ihnen seltsam vor. Es geht also darum, das Arbeitsverhältnis neu zu definieren.
mit über 3000 sogenannten ‹Checks› pro Monat viele Waadtländer Hausangestellte aus der Schwarzarbeit heraus. Isabelle Perrin* erläutert das Projekt Chèques-emploi. Wie ist die Idee für Chèques-emploi entstanden? 2005 war es noch nicht obligatorisch, Haushalthilfen anzumelden. HEKS hat festgestellt, dass die meisten der in privaten Haushalten beschäftigten Personen Sans-Papiers sind. So kam es häufig vor, dass eine Frau selbst mit gebrochenem Arm noch arbeitete, weil sie keinen Zugang zu Sozialleistungen hat. Diesen Zustand wollten wir ändern.
Hilfreiche Dienstleistung Das HEKS-Projekt Chèques–emploi bietet eine administrative Dienstleistung an, um die korrekte Anmeldung von Angestellten in Privathaushalten bei den Sozialversicherungen zu erleichtern. Die Arbeitgebenden leisten regelmässige Vorauszahlungen für die Sozialversicherungsbeiträge. Jeden Monat füllen sie © HEKS / Luca Da Campa
zudem einen ‹Check› mit den geleisteten Stunden und dem ausbezahlten Gehalt aus und senden diesen unterzeichnet an Chèques-emplois. Auf dieser Basis berechnet Chèques-emploi die entsprechenden Beiträge für jede Angestellte und überweist sie an die Sozialversicherungen. cs
Haushalthilfe aus Madagaskar in der Waadtländer Gemeinde Epalinges. Sie ist eine von geschätzten 40 000 bis 100 000 Sans-Papiers, die in Schweizer Haushalten arbeiten.
Was bringt die Arbeitgeber dazu, sich bei Chèques-emploi zu melden? Vor 2008 versicherten nur Arbeitgebende mit einer sozialen Ader ihre Hausangestellten. Aber seit das Gesetz Schwarzarbeit auch in privaten Haushalten verbietet, will man «alles korrekt machen». Sie haben eine Hotline eingerichtet. Wozu? Die Fragen zum Arbeitsrecht und zu den Sozialversicherungen sind oft kompliziert. Die Hotline bietet Beratung durch eine Juristin an, die auch in komplexen Fällen weiterhelfen kann.
Wer sind die typischen Hausangestellten? Früher putzten viele Frauen, um etwas zum Lohn des Mannes dazuzuverdienen. Heute leben viele Hausangestellte in extrem prekären Verhältnissen und nur vom Putzen. Sie jonglieren zwischen zehn und zwölf regelmässigen Kunden, die ihnen keine Ferienentschädigung zahlen und auch keinen Lohn, wenn diese selbst in den Ferien sind. Die Angestellten sind im Durchschnitt während neun Monaten im Jahr bezahlt – Rechnungen zahlen müssen sie aber das ganze Jahr über. * Die Juristin Isabelle Perrin ist Projektmitarbeiterin bei Chéques-emploi.
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Lunchkino, im Haberhaus, 12 Uhr. - St. Gallen, 27. Sept. 2013: HEKS Lunchkino, Kinok, 12 Uhr.
SAMMELKAMPAGNE
‹Naa Boomi – Mein Land›
Alle Informationen zum Herbsttreffen und zu den LunchkinoAnlässen unter: www.heks.ch/herbsttreffen
Land heisst Überleben. Land ermöglicht ein Leben in Würde. Denn nur wer Land bebauen kann, hat genug zu essen und ein Einkommen. Das wissen Lakshmi Devi und
HILFE SCHENKEN
Sinnvolles, das wahre Freude macht. Und doppelt ankommt.
Lakshmi Devi und Krishnaja aus dem kleinen Dorf Kotagadda in Andhra Pradesh in Südindien glauben an ihre Zukunft. Denn sie haben eigenes Land.
Krishnaja Chittiboini aus eigener Erfahrung. Sie leben mit ihren drei Töchtern im kleinen Dorf Kotagadda in Andhra Pradesh in Südindien und sind die Protagonistinnen und Protagonisten des Films zur Sammelkampagne 2013 von HEKS. Das Leben für die Menschen in Kotagadda ist hart, geprägt von Hitze und Dürre. Viele haben nur ungenügenden Zugang zu Land und Wasser, sind ständig von Armut und Hunger bedroht. Doch Lakshmi Devi und Krishnaja glauben an ihre Zukunft. Denn sie haben eigenes Land. Der Film der Regisseurin Barbara Miller zeigt eindrücklich den Weg der Familie Chittiboini. Sie hat den Kampf um ihr Land geführt. Und gewonnen. Mit Unterstützung von HEKS und der lokalen Partnerorganisation DROPS konnte sie die Landrechte, welche die indische Regierung der Landbevölkerung eigentlich zugesteht, auch tatsächlich einfordern. Das Land, das Überleben bringt, wurde zu ihrem Land: Naa Boomi. Der Film wird dem kirchlichen Publikum am 21. September an einer Herbsttagung im Volkshaus in Zürich präsentiert. Zudem wird der Film im Rahmen von Lunchkinos in verschiedenen Deutschschweizer Städten vorgeführt. Folgende Veranstaltungen finden noch statt: - St. Gallen, Freitag, 21. Sept. im Kirchgemeindehaus Kirchkreis Grossacker, Claudiusstrasse 11 - Schaffhausen, Montag, 24. Sept. 2013: HEKS
Für 2013 wurden wiederum einige neue Produkte in das Geschenksortiment aufgenommen: Zum Beispiel eine Wolldecke, die syrischen Flüchtlingen im Libanon einen warmen Empfang bereitet: In den vergangenen Monaten haben über eine halbe Million Menschen aus Syrien Zuflucht vor dem Krieg in Libanon gesucht (vgl. Seite 14). Der Andrang von Flüchtlingen bedeutet einen enormen Druck auf die libanesische Gesellschaft. HEKS und die libanesische Partnerorganisation Najdeh helfen, die Flüchtlingsfamilien, die in
© HEKS
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Alle Jahre wieder startet im Oktober die beliebte Weihnachtsaktion ‹Hilfe schenken› von HEKS. Und wie immer hält ‹Hilfe schenken› originelle Geschenke parat, die doppelt Sinn machen: Bei den Begünstigten im In- und Ausland als nützliche Hilfe. Und bei den Beschenkten in Form einer stilvollen Geschenkurkunde.
der Regel ohne Hab und Gut angekommen sind, mit dem Nötigsten zu versorgen. Sie verteilen Wolldecken, Hygienepakete und Nahrungsmittelgutscheine und organisieren Betreuungsangebote für traumatisierte Menschen. Das gesamte ‹Hilfe schenken›-Sortiment mit Informationen zu Spendenfonds sowie Bestell- und Zahlungsmodalitäten finden Sie unter www.hilfe-schenken.ch.
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AGENDA September
Roma oder Zigeuner Mittwoch, 25. Sept., 20 Uhr, Reformierte Kirche Bergdietikon, Vortrag von Leo Meyer, Programmverantwortlicher HEKS Die allermeisten der 10-12 Millionen Roma sind heute in Osteuropa sesshaft. Auch Jahrhunderte nach ihrer Einwanderung bilden sie eine eigenständige Minderheit, die sich über ihre Sprache, Kultur und Tradition identifiziert. Vielen Roma fehlt eine schulische Ausbildung und sie verfügen nicht über berufliche Qualifikationen für die moderne Arbeitswelt. So finden sie keine Arbeit und leben in bitterer Armut. HEKS fördert in seinen Projekten in Rumänien, Serbien, Kosovo, Ungarn und Albanien die Integration der Roma. Dabei geht es um Bildung, Verbesserung der Wohnverhältnisse, Zugang zu Arbeit, aber auch die Einforderung von gleichen Rechten und gegen Diskriminierung. November
Preis für Menschenrechte Dienstag, 5. Nov., 18.30 Uhr, Rathaus Stadt Bern Die in der Schweiz angesiedelte Stiftung Freiheit und Menschenrechte ortet die gewichtigsten menschenrechtlichen Probleme in der Schweiz im politischen und administrativen Umgang mit Asylsuchenden, Flüchtlingen, Ausländerinnen und Ausländern. Periodisch verleiht sie einen Preis an Persönlichkeiten oder Institutionen, die sich in herausragender Weise für Freiheit und Menschenrechte einsetzen. Ein Preis ging dieses Jahr an Tilla Jacomet, Leiterin der HEKS-Rechts-
beratungsstellen für Asylsuchende in St. Gallen/Appenzell und Thurgau. Die Beratungsstellen setzen sich für ein faires und rechtsstaatliches Asylverfahren ein. Die Juristin teilt sich den Preis mit der in der Schweiz lebenden Somalierin Leyla Kanyare, Präsidentin und Gründerin des Somalischen Integrationsvereins der Ostschweiz (SIVO).
geschrieben oder sich bei einer fortschrittlichen Partei engagiert – alles Dinge, die heute in Mitteleuropa zum politischen Alltag gehören.
Die Preisverleihung ist öffentlich. www.freiheit-und-menschenrechte.ch.
JANUAR 2014
HEKS Osteuropatag: Zwischen Fragilität und Extremismus Samstag, 25.Jan. 2014, 10-15.30 Uhr, Kirchgemeindehaus Zürich-Schwamendingen Der 25. Osteuropatag von HEKS setzt sich mit einem aktuellen politischen Thema auseinander, dem Aufbau von Demokratie in Osteuropa. Als Gäste zugesagt haben unter anderen Marc Lehmann, Osteuropakorrespondent SRF in Prag und Bischof Gustav Bölskei, Präsident der Bischofskonferenz der ungarisch-reformierten Kirche Budapest. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten folgen auf www.heks.ch
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Hans Haldimanns Dokumentarfilm kommt ohne Schreckensbilder aus und gewinnt seine Kraft allein durch die Erzählung der Protagonisten. Dabei geht er vor allem der Frage nach, wie diese vier es schaffen, nach dem Schlimmsten, das einem Menschen passieren kann, weiterzuleben. Die Antwort ist erstaunlich: Auch nach den furchtbaren Ereignissen hat keiner dieser vier den Glauben an eine bessere Welt aufgegeben. ‹Weiterleben› handelt von sehr starken Menschen und ist ein Film, der sich der Gleichgültigkeit widersetzt. cs 2011, Dauer, 92 min., Verleiher: Xenix Films
Film ‹Weiterleben›
Ein Film von Hans Haldimann ‹Weiterleben› ist ein Film über vier Menschen, die sich alle in ihrem jeweiligen Heimatland für mehr Freiheit und Demokratie eingesetzt haben und schwer dafür bezahlen mussten. Heute leben alle vier in der Schweiz: Eine Tibeterin, eine Kongolesin, ein Chilene und ein Kurde aus der Türkei. Sie haben gegen die Unterdrückung ihres Volkes demonstriert, Wandzeitungen
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MATERIALIEN ZUR HERBSTKAMPAGNE
Mission Gesundheit Zur Herbstkampagne 2013 von mission 21 erscheinen vielseitige Materialien zum Einsatz in der Gemeinde. Nutzen Sie unser Angebot – und geben Sie uns
Partnerkirchen in Afrika zu verkaufen. Von den 12 Franken Verkaufspreis (ab 20 Stück Mengenrabatte) gehen 5 Franken direkt in die Projekte. Bitte helfen Sie mit! Zum Beispiel durch einen Kalenderverkauf in Ihrer Gemeinde oder indem Sie den Kalender als Geschenk im Besuchsdienst oder als Dank an die Freiwilligen verschenken.
Was sind die grössten Herausforderungen? Was ermutigt in der Arbeit mit zum Teil Schwerstkranken unter widrigsten Umständen? Ausserdem haben wir viele Ideen gesammelt, wie das Thema in Ihrer Kirchgemeinde umgesetzt werden kann.
Impulse aus der weltweiten Kirche – ‹Gesundheit!›
Rückmeldungen!
‹Positiv leben› – Kalender 2014 aus Tansania Zwölf Porträts bringen uns Menschen nahe, die mit HIV/Aids leben. Die Fotografin Regina-Mariola Sagan hat die Frauen und Männer in ihrem Alltag begleitet. Das Ergebnis sind ausdrucksstarke Bilder, die die Lebensfreude dieser Menschen vermitteln. Die Idee zu dem Fotokalender entstand im Rahmen einer Selbsthilfegruppe in Rungwe/Tansania.
Online
Welche Impulse können wir aus dem Umgang der Menschen im globalen Süden mit Krankheit und Heilung mitnehmen? Ein 24-seitiges Heft gibt Denkanstösse zum Thema Gesundheit und lädt dazu ein, eine therapeutische Geschichte der Bibel näher kennenzulernen. Eine Wegmeditation, die allein oder im Rahmen einer Andacht oder eines Gottesdienstes durchgeführt werden kann, führt zu fünf Stationen. Texte, Kunstwerke und Fragen leiten zur persönlichen Besinnung an. Das Heft ‹Gesundheit!› kostet 5 Franken.
Finden Sie weitere Materialien unter www.mission-21.org/gesundheit: ausführliche Interviews, Fotos zum Download, Informationen zu konkreten Projekten, Filme, eine AudioSlideshow, in der das Ärzte-Ehepaar Claudia und Daniel Bender von seinem Einsatz im Spital Manyemen/ Kamerun berichtet, und weitere Materialien für Unterricht und Gemeinde.
Aktionsbroschüre 2013
Unser Ziel ist es, 10 000 Kalender zu Gunsten dieser Selbsthilfegruppe sowie der HIV/Aids-Arbeit unserer
Darin finden Sie viele Texte rund um Gesundheit als Aufgabe der Missionen und im Besonderen von mission 21. Es kommen Menschen zu Wort, die vor Ort in Tansania, Kamerun und der Demokratischen Republik Kongo im kirchlichen Gesundheitswesen arbeiten. Was ist ihre Motivation?
Weitere Informationen unter www.mission-21.org/gesundheit, Bestellung bei christine.lehni@mission-21.org, 061 260 22 36 oder unter www.mission-21.org/shop
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PROJEKT KAMERUN
Mit grossem Erfahrungsschatz zurückgekehrt Dorothee Adrian
Cornelia und Christoph Stebler arbeiteten bis diesen Sommer am Theologischen Seminar der Cameroon Christian University in Kumba. Er als Dozent für praktische Theologie, sie als Computerlehrerin und Leiterin des Aufnahmeverfahrens.
Faszinierend findet der promovierte Theologe, wie «ein und dieselbe Botschaft mit ihren verschiedenen Inhalten Menschen in unterschiedlichsten Kontexten der Welt relevant und bedeutungsvoll erscheint.» So sehe ein kamerunischer Ackerbauer Jesus vielleicht vor allem als Heiler, da er in einem Land mit einer schlechten Gesundheitsversorgung lebt, während Personen hier in der Schweiz der Aspekt wichtig werden könne, dass Jesus ihnen nahe ist und sie in ihrer Einsamkeit tröstet.
Auf die Frage, was sie ihren Studierenden mitgeben wollten, fällt Christoph der partizipative Unterricht ein: «Für viele war es neu, ihre eigenen Gedanken oder Zweifel zu formulieren, da es in Kamerun oft noch sehr autoritär zugeht.» Er ermutigte die Studierenden dazu, sich das Evangelium selbst anzueignen, indem sie darüber nachdenken und miteinander diskutieren, anstatt nur Inhalte zu wiederholen. «Ich hoffe, dass diese Art, gemeinsam Theologie zu treiben viele motiviert, dies auch in ihren Gemeinden fortzusetzen!» wünscht sich der Pfarrer. Für Cornelia, gelernte Übersetzerin und in Kamerun als Computerlehrerin im Einsatz, steht eine Haltung im Vordergrund: «In Kamerun gibt es immer noch so etwas wie eine ‹pfarrherrliche Haltung›. Wir wollten den zukünftigen Pfarrpersonen nahebringen, dass Nachfolge Jesu nicht bedeutet, sich bedienen zu lassen, sondern anderen zu dienen.»
© mission 21
«Als wir ausreisten, sagte uns der zuständige Programmverantwortliche bei mission 21: Ihr werdet nicht als dieselben Personen zurückkehren.» Ja, sie hätten sich verändert – vor allem, weil ihr Blick geweitet wurde, sagt Christoph Stebler. Der Austausch helfe, nicht eng im Denken zu werden, und dies gelte für beide Seiten. Deshalb kommt im September eine Gruppe des Seminars in die Schweiz.
«flexibel zu reagieren, wenn Dinge anders kommen als geplant, und alles etwas lockerer nehmen.»
Cornelia und Christoph Stebler war es wichtig, das Leben mit den Kamerunerinnen und Kamerunern zu teilen. Hier besuchen sie Studierende, die gerade ein Baby bekommen haben.
Cornelia Stebler erzählt, wie wichtig ihnen der Aspekt war, das Leben zu teilen. Sei es bei Hochzeiten, Geburtstagen, Geburten – einige Babys von Studierenden heissen nun Christoph oder Cornelia – oder auch bei Trauerfällen. «Von Anfang an wollten wir nicht nur Besucher sein, sondern uns auf das Leben auf dem Campus einlassen», sagt die ruhige Frau mit der freundlichen Ausstrahlung. Wenn Wasser oder Strom ausfielen, litten alle darunter. «Dann nahmen wir eben Kerzen oder Akkulampen», erinnert sie sich. In der Schweiz gewöhne man sich schnell daran, dass alles immer funktioniert, sogar das Internet. Sie möchte sich bewahren
Nun erwartet sie ein neuer Abschnitt. Christoph tritt in Winterthur eine halbe Pfarrstelle an und ist zusätzlich ausbildend und beratend tätig. Cornelia ist zum Zeitpunkt unseres Gesprächs auf Stellensuche. Wie sich die fünf Jahre Lebenserfahrung in Kamerun auswirken werden? «Wir sind bereichert durch die vielen gewachsenen Beziehungen und einen grossen Erfahrungsschatz, den wir jetzt mit uns tragen», so der Pfarrer. «Eine ganze Welt wächst einem in so einem Einsatz zu!» Dr. Christoph und Cornelia Stebler lehrten von 2008 bis 2013 am Theologischen Seminar in Kumba. Das Projekt ‹Universitäre Bildung für die Gesellschaft von morgen› hat die Nr. 134.1014. Informationen unter www.mission-21.org/kamerun
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AUS DEM ARCHIV
Das Alphabet des Sultans Anna Wegelin
Viele Wege führen im Archiv von mission 21 in © mission 21
die Geschichte ihrer Basler Mission. Schriftsteller Patrice Nganang aus Kamerun liess sich bei seinem Besuch Schriftstücke des Sultans zeigen, dem er in seinem Buch ein Denkmal setzte. Kürzlich liess sich Patrice Nganang Historisches aus Kamerun zeigen. Der 1970 in Yaoundé geborene Schriftsteller war auf Lesetournee, um seinen neu auf Deutsch übersetzten Roman ‹Der Schatten des Sultans› (Peter Hammer Verlag) vorzustellen. Nganang hat in Deutschland zu Bertold Brecht und Wole Soyinka promoviert. Heute ist er in New York Pro-
Schriftsteller Patrice Nganang betrachtet mit Archivar Guy Thomas historische Fotos aus Kamerun.
tor, der erforscht hat, was seine Landsleute im Ersten Weltkrieg erlebten und unternahmen, – zum Beispiel in Berliner Kinos arbeiten. Im Kulturgüterraum in Basel finden sich auch die Spuren zu einer Hauptfigur in seinem neuen Buch: eine handschriftliche Kopie der Bamum-Schrift. Njoya, der Sultan von Bamum in Westkamerun, war während seiner Herrschaft von 1894 bis 1933 mit drei Kolonialmächten konfrontiert. Die deutsche imponierte ihm am meisten. 1908 schenkte er Kaiser Wilhelm II. seinen Thron; er steht heute im Ethnologischen Museum in Berlin. 1896/97 begann Njoya, die Bamum-Schrift zu entwickeln. Ganze sieben Schriftsysteme schuf er. 1916 wurde sein Schriftsystem an über zwanzig Schulen im gesamten Bamum-Territorium unterrichtet. Nach Njoyas Tod 1933 hörte deren Gebrauch allmählich auf.
© mission 21
Wie ist es für Nganang, das Alphabet des Sultans vor sich zu haben? «Ziemlich seltsam», antwortet er. Der Schriftsteller habe nichts ausser Wörtern zum Arbeiten: «Und jetzt stellen Sie sich vor: König Handschriftliches Dokument der Bamum-Schrift. Referenz: BMA E-20.06,10b; Titel: ‹Sämtliche Zeichen der von König Njoya erfundenen Schrift›. Im Archiv von mission 21/Basler Mission finden sich auch gedruckte Versionen des Alphabets. Njoya von Bamum, der aus derselben Gegend stammt wie ich, hat ein Alphabet entwickelt, das ich nicht entziffern kann!» Aber eine solch fessor für Literatur- und Kulturwissenschaften. Sein Roman unangenehme Erfahrung setze etwas in Gang, meint Patrice ‹Hundezeiten› (dt. 2003) wurde mit dem Grand Prix LittéNganang lächelnd: «In dem Moment, wo ich etwas nicht begreiraire de l'Afrique noire ausgezeichnet. fe, will ich es verstehen – hier beginnt Wissen.» Er habe dem Archiv am Rheinknie schon lange einen Besuch abstatten wollen, erzählt Nganang: «Viele Europäer Unter www.bmarchives.org sind 6700 Karten, wurden von der Basler Mission ausgesandt», weiss der Au30 000 Bilder und sämtliche Findbücher online.
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AGENDA SEPTEMBER 2013
‹Mission Gesundheit› in Bern Vortrag und Gespräch mit Diskussion mit Claudia Bandixen, Direktorin mission 21, Johannes Klemm, Programmverantwortlicher für Tansania, sowie Rehama Mwakalo, Mitarbeiterin im Gesundheitsprojekt in Tansania. Mit musikalischen Einlagen des Thuner Musikers Doctor King'esi, der aus Kenia stammt. Anschliessend Vernissage mit Fotografien von Regina-Mariola Sagan zum Thema ‹Positiv leben› aus Tansania. Mittwoch, 18. September, 19 Uhr, Calvinhaus, Marienstrasse 8, Bern Kontakt: hannes.liechti@refbejuso.ch, 031 340 26 04, www.kingesi.ch
Eröffnung der Herbstkampagne 2013 Eröffnungsgottesdienst zur Herbstkampagne mit Claudia Bandixen, Direktorin mission 21, Johannes Klemm, Programmverantwortlicher Tansania, sowie Rehema Mwakalo, Mitarbeiterin im Gesundheitsprojekt in Tansania. Anschliessend Vernissage mit Fotografien von Regina-Mariola Sagan zum Thema ‹Positiv leben›aus Tansania. Sonntag, 22. September 2013, 16 Uhr, Zinzendorfhaus der Herrnhuter Brüdergemeine, Leimenstrasse 10, Basel Kontakt: richard.geer@mission-21.org, 061 260 23 04
‹Mission Gesundheit› in Horgen Vortrag und Diskussion mit Claudia Bandixen, Johannes Klemm und Rehema Mwakalo. Anschliessend Vernissage ‹Positiv leben›. Montag, 23. September, 17 Uhr, Evangelischreformierte Kirchgemeinde, Kelliweg 21, Horgen Kontakt: richard.geer@mission-21.org, 061 260 23 04
Oktober 2013
Sammeltage und Bazar zu ‹Mission Gesundheit› Frisches Brot, hausgemachte Konfitüren, vielseitige Handarbeiten,
Kaffee, Kuchen, Blumen und ein abwechslungsreiches Kinderprogramm: Der mission 21 Bazar hat viel zu bieten und ist eine Möglichkeit, Gutes zu tun. Der Erlös geht an die Gesundheitsprojekte von mission 21 und unterstützt somit Menschen, die sonst keine Möglichkeit hätten, einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Sammeltage: Samstag, 19. Oktober, 11– 15 Uhr und Montag, 21. Oktober, 17–19 Uhr Bazar: Donnerstag, 24. Oktober, 12–18 Uhr und Freitag, 25. Oktober, 10–18 Uhr, mission 21, Missionsstrasse 21, Basel Kontakt: judith.gysi@mission-21.org, 061 260 23 37
nützige Organisationen in der Schweiz zu erlangen. Mit grossem Applaus begrüssten die Delegierten die Neugründung der Kontinentalversammlung Europa (KVE) im Anschluss an die Synode. Zu dieser gehören Kantonalkirchen in der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz sowie mit mission 21 verbundene Kirchen in Deutschland, Frankreich und Österreich.
November 2013
Mission im Fadenkreuz des Ersten Weltkrieges Berichterstattung in zeitgenössischen Publikationen und Internierungsberichte der Missionare sowie viele Karten und Skizzen veranschaulichen das Verhältnis zwischen Mission und Kolonialmächten. Anlass mit Apéro für die Mitglieder des Gönnerclubs ‹Friends of the Archives›. Neumitglieder sind herzlich willkommen. Samstag, 9. November, 14–17 Uhr mission 21, Missionsstrasse 21, Basel Kontakt: Guy Thomas, 061 260 22 32, guy.thomas@mission-21.org
AKTUELL
© mission 21
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Delegierte aus Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika beraten gemeinsam über die Zukunft von mission 21.
Sehr gut besucht war das thematische Rahmenprogramm der Synode zu den Themen Armutsbekämpfung, Gesundheitsvorsorge sowie interreligiöser Dialog. Über 500 Personen nahmen am Ende der mehrtägigen Veranstaltung am Festgottesdienst und anschliessenden bunten Fest in der St. Galler Altstadt teil. aw Einen mitreissenden Kurzfilm zu ‹mission moves› finden Sie unter: www.mission-21.org/synode 2013
Weltweite Kirche in Bewegung – Rückblick Missionssynode
Gönnerseminar mit grosser Teilnahme
Die 39 Delegierten aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa genehmigten einstimmig Statutenrevision und Finanzen. mission 21 hat im vergangenen Jahr mit einem Überschuss von 164 886 Franken schwarze Zahlen geschrieben. Die neu angenommenen Statuten schaffen juristische Klarheit, verschlanken die Struktur und erfüllen die steuerrechtlichen Anforderungen der Gemeinnützigkeit – eine wichtige Voraussetzung, um das angestrebte ZEWO-Gütesiegel für gemein-
‹Die letzten Dinge regeln› – unter diesem Titel veranstaltete mission 21 im Mai zwei Legateseminare. An den Vortrag des Vermögenszentrums Basel und das Mittagessen schloss sich eine Führung durch die Ausstellung Ferdinand Hodler in der Fondation Beyeler an. Gespräche mit Mitarbeitenden und Leitungspersönlichkeiten von mission 21 rundeten den Tag ab. Aufgrund sehr positiven Feedbacks der Teilnehmenden sind für 2014 ähnliche Veranstaltungen geplant. rg
Nr.3 | 2013
AGENDA
Weitere Veranstaltungshinweise auf den Seiten der Werke 10 bis 21
September ‹Roma oder Zigeuner› Mittwoch, 25. September, 20 Uhr, Reformierte Kirche Bergdietikon
Vortrag von Leo Meyer, Programmverantwortlicher HEKS, über die Lage der Roma in Osteuropa. Die eigenständige Minderheit bleibt politisch unter Druck und wirtschaftlich am Rand. www.heks.ch/news-service/aktuelles/ veranstaltungen
Gebiet feministische Theologie/Befreiungstheologie geht 2013 an Pfarrerin Meehyun Chung für ihr Buch ‹Reis und Wasser. Eine feministische Theologie in Südkorea›. Gut verständlich erzählt Meehyun Chung koreanische Frauengeschichte, Rituale und Mythen und vermittelt, was ihr daraus befreiend und frohbotschaftlich erscheint. Die Preisverleihung ist öffentlich. Am Samstag, 19. Oktober, 9.30-12 Uhr, findet ein Seminartag mit der Preisträgerin statt. www.forumbasel.ch, Anmeldung Workshop an 061 264 92 00 oder info@forumbasel.ch
ner, Direktor des Swiss Tropical and Public Health Institute. Moderation: Ruedi Suter, Journalist und Buchautor
© BROT FÜR ALLE / Urs Walter
contigo
Mit einfachsten Mitteln Nötiges bereitstellen, gehört zum Alltag.
November
Kontakt: anna.wegelin@mission-21.org, 061 260 22 49
Preis für Menschenrechte
OKTOBER Konferenz High Tech No Rights Donnerstag, 24. Okt. 13-18 Uhr, Bern, Hotel Kreuz, Zeughausgasse 41
© BROT FÜR ALLE / Martina Schmidt
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Wie viel Blut steckt In unseren Computern und Handys? Es braucht Rohstoffe, die ohne Menschenrechtsverletzungen gewonnen und gehandelt werden und die aus Minen mit fairen Arbeitsbedingungen und ohne Konfliktparteien als Nutzniesser stammen. Eine von Brot für alle und Fastenopfer organisierte internationale Konferenz sucht nach Antworten. Information: www.brotfueralle.ch/computer Anmeldung: htnrkonferenz@bfa-ppp.ch
Marga Bührig – Förderpreis Freitag, 18. Okt. 18.30 Uhr, Basel, Literaturhaus, Barfüssergasse 3
Der Marga Bührig-Förderpreis für wissenschaftliche Arbeiten auf dem
Dienstag, 5. Nov., 18.30 Uhr, Bern, Rathaus
Öffentliche Preisverleihung der Stiftung Freiheit und Menschenrechte; diese verleiht regelmässig einen Preis an Persönlichkeiten oder Institutionen, die sich in herausragender Weise für Freiheit und Menschenrechte einsetzen. Dieses Jahr geht der Preis an Tilla Jacomet, Leiterin der HEKSRechtsberatungsstellen für Asylsuchende in St. Gallen/Appenzell und Thurgau, und die in der Schweiz lebende Somalierin Leyla Kanyare, Präsidentin und Gründerin des Somalischen Integrationsvereins der Ostschweiz (SIVO). www.freiheit-und-menschenrechte.ch
‹Medizin unter anderen Bedingungen› Donnerstag, 7. Nov., 19–21 Uhr, Basel, mission 21, Missionsstrasse 21
Wie sieht die tägliche Arbeit mit Patientinnen und Patienten in einem Buschspital aus? Welche kulturspezifischen Vorstellungen haben Menschen hier und in Afrika von Gesundheit und Krankheit? Podiumsdiskussion mit Daniel Bender, der drei Jahre als Anästhesist im Spital Manyemen in Kamerun arbeitete, und Marcel Tan-
Mission im Fadenkreuz des Ersten Weltkrieges Samstag, 9. Nov., 14–17 Uhr, Basel, mission 21, Missionsstrasse 21
Vortrag zur Berichterstattung in zeitgenössischen Publikationen und Internierungsberichte der Missionare. Viele Karten und Skizzen veranschaulichen das Verhältnis zwischen Mission und Kolonialmächten. Kontakt: Guy Thomas, 061 260 22 32, guy.thomas@mission-21.org
Trainingszyklus Auch streiten will gelernt sein Konflikte wagen – gewaltfrei Trainingszyklus, Nov. 2013 – März 2014
Der Kurs richtet sich an alle, die sich beruflich oder privat für die Themen Zivilcourage, Konfliktlösung und Gewaltprävention interessieren. Leitung: Angela Tsering, IFOR Schweiz. Sechs Mal am Samstag Kursort: Hirschengraben 50, 8001 Zürich. Kosten: 900.- Fr. Anmeldung und Information: Evang.-ref. Landeskirche, Monika Hein, 044 258 92 37, monika.hein@zh.ref.ch, www.zh.ref.ch/oeme
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… und ausserdem: Seesterne retten
Ein furchtbarer Sturm kam auf. Der Orkan tobte. Das Meer wurde aufgewühlt und meterhohe Wellen brachen sich ohrenbetäubend laut am Strand. Nachdem das Unwetter langsam nachliess, klarte der Himmel wieder auf. Am Strand lagen aber Unzählige von Seesternen, die von der Strömung an den Strand geworfen waren. Ein kleiner Junge lief am Strand entlang, nahm behutsam Seestern für Seestern in die Hand und warf sie zurück ins Meer. Da kam ein Mann vorbei. Er ging zu dem Jungen und sagte: Du dummer Junge! Was du da machst, ist vollkommen sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist? Die kannst du nie alle zurück ins Meer werfen! Was du da tust, ändert nicht das Geringste! Der Junge schaute den Mann einen Moment lang an. Dann ging er bedächtig zu dem nächsten Seestern, hob ihn behutsam auf und warf ihn ins Meer. Zu dem Mann sagte er: Für ihn wird sich etwas ändern!
MEDIENTIPP
Der Ballkünstler aus Brasilien Bené ist schneller als das schnellste Huhn und Fussball ist für ihn das Grösste. Er hat immer einen guten Ball, denn er und seine Familie nähen diese in Handarbeit. Selbst wenn sich sein Traum von echten Fussballschuhen vielleicht nie erfüllen wird, ist Bené glücklich. uw Ein Bilderbuch der Autorin und Illustratorin Eymard Toledo aus Brasilien: Baobab Books, 2013, 32 Seiten, ISBN 978-3-905804-51-5, 24.80 Fr.
Seit September 1976 erscheint das Afrika Bulletin, ohne Unterbruch. Das Jubiläumsheft blickt zurück auf die wechselvolle Geschichte und ermöglicht spannende Einblicke. Aus dem Inhalt: Stefan Howald: 150 Hefte Engagement; Linda Stibler: Den Blick umkehren – Das Afrika-Bulletin als Kontrapunkt der Berichterstattung; Gertrud Baud: Robert Mugabe – Tiefer Fall eines Helden u.v.m.
MedienTipp
Asylbegriffe erklärt Was unterscheidet den B- vom C-Ausweis? Bedeutet ein N-Ausweis, dass man Nothilfe empfängt? Was ist Nothilfe? In den Workshops zum Thema Asylrecht der HEKS Rechtsberatungsstellen zeigt sich immer wieder, dass die Fachbegriffe im Asylbereich Erklärung brauchen. Das neue über 50-seitige Asyllexikon vermittelt einen kompakten und verständlichen Überblick über das Asylwesen. alfanz@heks.ch oder www.heks.ch/themen HEKS-asyllexikon
FILMtipp
Die Kämpfer des Dorfes Qiugang Die rasante Modernisierung und Industrialisierung in China hat fatale Auswirkungen auf die Umwelt. Der Film über den Widerstand in Qiugang in der zentralchinesischen Provinz Anhui begleitet die Aktivitäten einer Gruppe von Dorfbewohnerinnen und –bewohnern. Sie wehren sich gegen die massive Umweltzerstörung, die eine Chemiefabrik in ihrem Dorf verursacht.
Das 150. Afrika-Bulletin
Aus ‹Entdecke dein Gehirn›, Patrick Porter, www.lebenswertvoll.ch umweltbewusst-leben
Preis 10.- Fr. (plus Versand), bestellen über
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Zhang Gongli lernt und wehrt sich.
Im Mittelpunkt des Films steht der Bauer Zhang Gongli. Nach eigener Auskunft konnte er nicht gut lesen und schreiben, als er seinen Kampf begann. Doch er lässt sich nicht einschüchtern. Um sich wehren zu können, war es notwendig, lesen und schreiben zu lernen. Nur so konnte er seine Rechte überhaupt kennenlernen – um dann auch deren Einhaltung einzufordern. So gibt der Film Einblicke in den Prozess einer sich allmählich formierenden Zivilgesellschaft, die implizit auch die sozialen Menschenrechte einfordert. Trotz der eher deprimierenden Verhältnisse macht dieser exemplarische Kampf des Dorfes Quigang auch Hoffnung. uw
Erscheint vierteljährlich, Abonnement 30.- Fr./ 25.-, Gönner 60.- Fr./ 50.-. www.afrikakomitee.ch
Regie: Ruby Yang, USA/China 2010. Dokumentarfilm, 40 Minuten, Mandarin, deutsch, englisch untertitelt; ab 16 Jahren Verkauf und Verleih: Fr. 30.-, bei éducation21, 031 389 20 21, verkauf@education21.ch; Relimedia, 044 299 33 81, info@relimedia.ch Informationen: www.filmeeinewelt.ch
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© HEKS / Jöri von Ballmoos
contigo
Ein guter Anfang ist die Hälfte des Erfolgs. Chinesisches Sprichwort