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Friedensförderung und Konfliktbewältigung Zwischenkirchliche Hilfe
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Humanitäre Hilfe
Entwicklung ländlicher Gemeinschaften
Soziale Integration in der Schweiz
Anwaltschaft für sozial Benachteiligte in der Schweiz
Dort, wo es am nötigsten ist
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handeln›››››› DAS MAGAZIN DES HILFSWERKS DER EVANGELISCHEN KIRCHEN SCHWEIZ | Nr. 312
Wiederaufbau in Haiti
2 / Mai 2011
Absender EDITORIAL
I N H A LT Name/Vorname Adressse PLZ/Ort
Liebe Leserin, lieber Leser Editorial
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Haiti: Endlich ein Dach über dem Kopf
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Kolumbien: Hoffnung auf Frieden
6
Mehr als eine Geiss –
HEKS Postfach 8042 Zürich
Eine Zukunft!
Bitte frankieren
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Interview mit der kolumbianischen Friedenskämpferin Yolanda Becerra Vega
9
Patenschaft Kolumbien:
Integrationswoche
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10 Fragen an Hemonti Bushfor
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Nicht verpassen!
«handeln» 312 0211
aus Bangladesch
Das ZEWO-Gütesiegel: Worauf Sie sich beim Spenden verlassen können.
Rückblick auf die nationale
Das ZEWO-Gütesiegel: Worauf Sie sich beim Spenden verlassen können.
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In folgenden Kantonen können Spenden in unterschiedlicher Höhe unter entsprechenden Bedingungen von den Steuern abgezogen werden:
Kirchliche Zusammenarbeit
Aargau, Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, Basel-Land, Basel-Stadt, Bern, Freiburg, Genf, Glarus, Graubünden, Jura, Luzern, Neuenburg, Nidwalden, Obwalden, St. Gallen, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Tessin, Thurgau, Uri, Waadt, Wallis, Zug, Zürich. Die Spenden müssen belegt werden. Für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an Ihr kantonales Steueramt.
Neues Konzept:
In folgenden Kantonen können Spenden in unterschiedlicher Höhe unter entsprechenden Bedingungen von den Steuern abgezogen werden:
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Aargau, Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, Basel-Land, Basel-Stadt, Bern, Freiburg, Genf, Glarus, Graubünden, Jura, Luzern, Neuenburg, Nidwalden, Obwalden, St. Gallen, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Tessin, Thurgau, Uri, Waadt, Wallis, Zug, Zürich. Die Spenden müssen belegt werden. Für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an Ihr kantonales Steueramt.
HEKS schritt:weise Zürich
Bestelltalon
15
Bitte senden Sie mir
der Republik Moldau
___ weitere Exemplare dieses HEKS-Magazins Nr. 312, 2/11
Unterstützung für Menschen in
___ den Testament-Ratgeber «Gerecht verteilen»
12
___ Geschenkkatalog «Hilfe schenken»
Der Wille zur Integration
___ weitere Exemplare dieses HEKS-Magazins an folgende Adresse:
Flüchtlingssonntag:
Name/Vorname
10
Adressse
Der Gewalt die Stirn bieten
PLZ/Ort
Ueli Locher
2
Bemerkungen
«Das Boot ist voll» war der Titel eines Films, der 1981 in die Kinos kam. Der Regisseur Markus Imhoof zeigt darin auf einfühlsame Weise die Geschichte einer Handvoll Menschen, denen 1942 die Flucht aus Deutschland gelang. Damals hatte die Schweiz die Aufnahmebedingungen für Flüchtlinge verschärft: Nur noch politisch Verfolgte erhielten Asyl; wer aus rassistischen Gründen bedroht war, wurde abgewiesen. Damit wurde es für unzählige jüdische Flüchtlinge praktisch unmöglich, in der Schweiz aufgenommen zu werden. Sie wurden in den fast sicheren Tod zurückgeschickt. Der Film hat vor dreissig Jahren vor allem deshalb zu Kontroversen geführt, weil er das Bild der humanitären Schweiz stark infrage stellte und aufzeigte, wie hart und kompromisslos die offiziellen Stellen sein konnten. Und dies selbst dann, wenn vonseiten der Schweizer Bevölkerung durchaus Empathie und Unterstützung für die Verfolgten gezeigt wurde. «Kantonsparlament will keine Flüchtlinge aus Nordafrika» titelte eine nicht ganz unbedeutende Tageszeitung am 8. März 2011. Anfang März war der Aufstand der libyschen Bevölkerung gegen ihr despotisches Regime in vollem Gange und der Ausgang der Kämpfe ungewiss. Noch standen keine libyschen Flüchtlinge an der Grenze. Dennoch sei die Debatte im Parlament des nicht ganz unbedeutenden Kantons teilweise gehässig gewesen, wird im Zeitungsartikel ausgeführt. Schliesslich wurde ein Postulat überwiesen, welches den Regierungsrat auffordert, sich beim Bund dafür einzusetzen, dass die Schweiz keine Flüchtlinge aus dem Krisengebiet in Nordafrika aufnimmt. Da hatten offenbar einige Parlamentarier und Parlamentarierinnen wieder einmal das Gefühl, das Boot sei voll. Nun sind die beiden Situationen – die Judenvernichtung im Zweiten Weltkrieg und die Volksaufstände in Nordafrika Anfang 2011 – sicher nicht vergleichbar. Aber so unterschiedlich die beiden Ereignisse auch sein mögen, sie zeigen mit aller Deutlichkeit, wie zentral die Flüchtlingsthematik auch heute noch ist. Denn leider gibt es nach wie vor Menschen, die an Leib und Leben bedroht und darauf angewiesen sind, sich irgendwo in Sicherheit bringen zu können. Waren es vor sechzig Jahren, als die UNO-Flüchtlingskonvention geschaffen worden war, noch fast ausschliesslich Menschen, die aus politischen oder ethnischen Gründen vor Gewalt und kriegerischen Auseinandersetzungen flohen, so suchen heute auch Leute Asyl, denen als Folge von Klimaveränderungen der Verlust ihrer Lebensgrundlagen droht oder die in ihrem Herkunftsland für sich und ihre Familie keine wirtschaftliche Existenzgrundlage sehen. Die Flüchtlingsthematik hat also nichts von ihrer Bedeutung verloren, ist aber viel komplexer geworden. Flüchtlinge sind aber nicht einfach ein Thema für Fachgremien und internationale Organisationen. Es ist wichtig, dass auch in der Bevölkerung die Sensibilität für die Nöte von Flüchtlingen erhalten bleibt. Deshalb begehen wir alle Jahre im Juni den Tag des Flüchtlings. Vom 18. bis 20. Juni 2011 wird die Flüchtlingsthematik in zahlreichen Standaktionen, Podiumsdiskussionen, Gottesdiensten und Konzerten aufgenommen. Ich lade Sie ein, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen und damit ihre Solidarität mit verfolgten Menschen zum Ausdruck zu bringen. Wer bei uns Schutz sucht oder bereits gefunden hat, wird es Ihnen danken.
▼ Bitte hier falzen
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HUMANITÄRE HILFE
Haiti: Nach einem Jahr wieder ein Dach über dem Kopf HEKS hat mit dem Wiederaufbau auf Haiti in Petit Goave begonnen. Familie Suffy, das sind die alleinerziehende Cocotte, ihr Vater Paulo und ihre vier Kinder Stander, Vanderson, Bergelineda und Caleb; sie alle freuen sich auf das neue Haus. Dieses wird auf Cocottes Grundstück gebaut, dem Land, wo sie vor 38 Jahren selbst geboren wurde. In einer ersten Projektphase erhalten 100 Familien aus Petit Goave, deren Haus beim Erdbeben ganz zerstört wurde, einen Neubau, 300 teilweise zerstörte Häuser werden repariert. FOTOS ANDREAS SCHWAIGER
«handeln» 312 0211
Cocotte wohnt seit dem Erdbeben mit ihren vier Kindern und ihrem Vater unter einer Plastikplache.
Die 7-jährige Bergelineda kocht für ihre Geschwister, damit diese um 13 Uhr etwas Warmes zu essen haben, wenn sie von der Schule kommen.
Die alleinerziehende Mutter ist auch für die Zwischenverpflegung der Bauarbeiter zuständig.
SOZIALE INTEGRATION
René Schärer, der HEKS-Architekt vor Ort, instruiert die Bauarbeiter.
Cocotte organisiert das Wasser für die Bauarbeiter: Sie trägt pro Tag etwa 100 Liter auf dem Kopf zur Baustelle.
Cocotte frisiert ihre Töchter, farbige Schlaufen in den Zöpfchen bringen Farbe in den Alltag.
Ein Bauarbeiter füllt den Boden mit Zement auf, eine solide Basis für ein Haus in lokalem Baustil mit zwei Zimmern und einer Veranda.
Eine erdbebensichere Holzkonstruktion wird das neue Daheim für die Familie Suffy. Das Dach wird mit Wellblech gedeckt.
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ENTWICKLUNG LÄNDLICHER GEMEINSCHAFTEN
Kolumbien: Die Hoffnung auf Frieden In Kolumbien herrscht seit über vierzig Jahren ein bewaffneter Konflikt. Gekämpft wird um die Rechte der Landnutzung, im Zentrum stehen wirtschaftliche und politische Interessen. Darunter leidet die Zivilbevölkerung. Millionen Menschen wurden während dieses Konflikts aus ihren angestammten Orten gewaltsam vertrieben. Rund 4,5 Millionen intern vertriebene Menschen sind auf der Flucht. VON MARIE-THÉRÈSE ROGGO
Tagtäglich ist die ländliche Bevölkerung in der Region von Tibú Diskriminierung und Gewalt ausgeliefert. Die Gemeinde Tibú liegt im Departement Norte de Santander im Nordosten von Kolumbien und ist eine der beiden geografischen Schwerpunktregionen von HEKS. Hier lagern nicht nur geschätzte 1,7 Milliarden Fass Erdöl, sondern auch 300 Millionen Tonnen Kohle, die für den Export abgebaut werden sollen. Zudem werden auf 30 000 Hektaren Land Ölpalmen für Agrotreibstoffe angebaut. Guerillas, paramilitärische Verbände und die staatlichen Streitkräfte kämpVon Gewalt fen um die Kontrolle des strategisch und ökonomisch wichtigen Gebiets an gezeichnet: Eine strateder Grenze zu Venezuela. Alleine zwigisch wichschen 2000 und 2005, als der Konflikt tige Brücke besonders heftig war, wurden mehr als in der Region 100 000 Kleinbäuerinnen und -bauern Tibú wurde
Sicherung von Nahrung und Einkommen Ausgangspunkt für die Fortbildung in ökologischer Landwirtschaft war eine Erhebung der Ernährungssituation der Kinder von 1 bis 14 Jahren, die zeigte, dass 70 Prozent der Kinder fehl- und unterernährt sind. Denn der Anbau von grossen Monokulturen wie die Ölpalm-Plantagen haben zur Folge, dass die Nahrungsmittelproduktion für den täglichen Gebrauch rückläufig ist. Deshalb bauen die Familien mithilfe der HEKS-Partnerorganisation – der Diözese Tibú – Nahrungsmittel an für den täglichen Bedarf und halten zudem auch Nutztiere wie Hühner, Enten und Geissen. Die Familien werden in nachhaltiger Landwirtschaft ausgebildet, es werden Gärten angelegt und Kleintierzuchtprojekte realisiert. Zudem legen die Familien Saatgutbanken an mit traditionellem Saatgut der wichtigsten Nahrungsmittel wie Maniok, Kochbananen, Mais, Bohnen, Sorghum und Reis. Seit einem Jahr organisieren die Familien regelmässig einen «Mercado Campesino» in Tibú und verkaufen dort die biologischen Nahrungsmittel: Ein Novum auf dem Markt von Tibú, und die Produkte sind sehr begehrt.
gewaltsam vertrieben und rund 12 000 Menschen umgebracht. Unterstützung im Landkampf HEKS engagiert sich in Tibú seit 2006, als viele vertriebene Familien aus Cucuta und anderen Städten in ihr Dorf zurückkehrten. Heute werden 95 Familien unterstützt, damit sie den Teufelskreis von Armut und Hunger durchbrechen können. Die Familien zeigen, dass kleinbäuerliche, ökologische Landwirtschaft eine Alternative zu den Monokulturen sein kann. Ein Team, das aus einer Agronomin und einem Agronomen besteht, begleitet die Familien dabei. Nicht geklärt ist jedoch häufig die Landfrage, denn die Kleinbauernfamilien haben meistens keine Landtitel. Sie werden deshalb von einem Anwaltskollektiv juristisch beraten und begleitet.
Foto: HEKS, Luca Zanetti
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gesprengt.
Geissen als Starthilfe Wollen die Familien Kleintierzucht betreiben, so können sie als Starthilfe von einem Rotationsfonds profitieren. Damit die Familien am diesem Fonds teilnehmen können, müssen sie zuerst genügend Futtermittel produzieren, um die Tiere gut ernähren zu können. Auch die Familie von Magali León Rodriguez (45 Jahre) lebt von der Landwirtschaft und der Kleintier-
ENTWICKLUNG LÄNDLICHER GEMEINSCHAFTEN
zucht. Sie wohnt auf einer kleinen Finca in der Gemeinde Tibú. Magali León Rodriguez hat sechs Kinder im Alter zwischen 9 und 26 Jahren. Von ihrem früheren Wohnort sind sie weggezogen, weil Gewalt und Bedrohungen ihren Alltag prägten. Sie machen mit beim Rotationsfonds und züchten Geissen. In dieser Region wird eine spezielle Rasse gezüchtet, sogenannte Camuros, eine Kreuzung zwischen Ziege und Schaf. Rotationsfonds Magali León Rodriguez erklärt, wie der Rotationsfons funktioniert: «Am Anfang erhielten wir vier Weibchen und ein Männchen. Wir müssen zu diesen schauen und wenn sie Junge haben, müssen wir die gleiche Anzahl Tiere an eine andere Familie des Pro-
jektes geben. Gestartet wurde mit sieben Familien mit dem Ziel, dass mit der Zeit alle Familien Geissen halten können. Unser Sohn David kümmert sich um die Tiere. Die Bedingungen, um Camuros zu bekommen, ist der Anbau von Futtermittel um sie gut zu ernähren, und einen Unterstand für die Tiere zu bauen.» Die Geissenzucht erlaubt der Familie, mehr Fleisch zu essen und Geld zu verdienen. Zudem sei der Mist der Camuros sehr wertvoll für die Düngung im Gemüsegarten und für die Futterpflanzen, sagt Magali León Rodriguez. Mit dem Ertrag aus den Camuros kann ihre Familie weitere Geissen, aber auch Nahrungsmittel, Medikamente und Schulmaterial kaufen und Strom und Wasser bezahlen.
Mehr als eine Geiss. Eine Zukunft
Judit (9 Jahre), die Tochter von Magali Léon Rodriguez mit einem jungen Camuro.
Mit der Aktion «Gib e Geiss!» sammelt HEKS Spenden gegen Hunger und Armut in den Ländern des Südens und Ostens. Für 30 Franken kann die Schweizer Bevölkerung symbolisch eine Geiss spenden. Das Geld fliesst in einen Kleinprojektefonds, und damit unterstützt HEKS basisnahe Kleinprojekte. Mit dieser Starthilfe können die Begünstigten eine wirtschaftliche Tätigkeit im Kleinen aufbauen, ihr Einkommen verbessern und dank dessen ein eigenständiges und würdiges Leben führen. Auf der Aktions-Website www. gibegeiss.ch sind sämtliche Informationen zur laufenden Standaktion sowie Hintergrundinformationen abrufbar. Es können Geissen-Klingeltöne heruntergeladen oder E-Cards verschickt werden. Des Weiteren kann direkt über die Website gespendet werden.
Foto: HEKS, Luca Zanetti
Geissenmaschine auf Tour Auch 2011 ist HEKS in der Schweiz auf Tour – neu mit einer interaktiven Geissenmaschine, die den Geissenkreislauf visualisiert. Tourdaten: 17. Mai
Basel (Barfüsser)
19. Mai
Bern (Käfigturm)
21. Mai
Aarau (Igelweid)
24. Mai
Zürich (Bahnhofstrasse / Pestalozziwiese)
25. Mai
28. Mai
10./11. Juni Winterthur, Afro
KOLUMBIEN
PERU
Schaffhausen (Fronwagplatz)
■ Bogotà
ECUADOR
Fussgängerzone)
Pfingsten (FairFair) Für weitere Informationen: www.gibegeiss.ch
«handeln» 312 0211
■ Quibdó
St. Gallen (Multergasse/
■ Tibú ■ Barraucabermejia
BRASILIEN
KOLUM BIEN
HEKS in Kolumbien: HEKS ist seit den 1980er Jahren in Kolumbien tätig. Das Hilfswerk engagiert sich für intern vertriebene Menschen, Aufbau und Stärkung von Basisorganisationen sowie Menschenrechtsarbeit und Friedensförderung. Geografisch konzentriert sich das Landesprogramm auf die Regionen Uraba-Chocó im Westen und Nordwesten sowie Norte de Santander im Nordosten des Landes.
VENEZUELA
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FRIEDENSFÖRDERUNG UND KONFLIKTBEWÄLTIGUNG
«Eines Tages wird es Gerechtigkeit geben» Unter Kolumbiens bewaffnetem Konflikt leiden auch Mädchen und Frauen. Jene, die für ihre Rechte kämpfen, setzen ihr eigenes Leben aufs Spiel. Wie zum Beispiel die Friedenskämpferin Yolanda Becerra Vega. Sie ist Präsidentin der kolumbianischen Frauenorganisation Organización Femenina Popular (OFP), welche seit vielen Jahren von HEKS unterstützt wird. VON BETTINA FILACANAVO UND MARIE-THÉRÈSE ROGGO
Foto: HEKS, André Gsteiger
Rolle spielen auch nationale und multinationale Unternehmen. Um Megaprojekte wie etwa riesige Monokulturen von afrikanischen Ölpalmen zur Produktion von Agrotreibstoffen oder Kohlen- und Goldminen zu realisieren, werden Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, Indigene und AfrokolumbianerInnen gewaltsam vertrieben. In diesem Kontext wird die Straflosigkeit aufrechterhalten.
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Die kolumbianische Friedenskämpfe- Frau Becerra Vega, warum sind in rin Yolanda Kolumbien gerade Frauen und Becerra Vega. Mädchen von der Gewalt des
bewaffneten Konflikts betroffen? Eine aktuelle Studie der OFP zur Ernährungssicherung in den Familien in Armutsquartieren der Stadt Barrancabermeja in der Provinz Santander und in ländlichen Gemeinden zeigt auf, dass 80 Prozent der Frauen unterernährt sind. Denn zuerst schauen sie immer für ihre Kinder und essen dann, was für sie selber übrig bleibt. Zudem sind Frauen und Mädchen oft Opfer von sexueller Gewalt durch Streitkräfte der verschiedenen Kriegsparteien. Die Vergewaltigung einer Frau ist eine Demütigung des Feindes, also eine Kriegsstrategie, die sehr systematisch angewendet wird. Eine
traurige Realität ist zudem die Prostitution von Frauen und jungen Mädchen aufgrund der grossen Armut. Die Täter werden selten bestraft. Warum? Weil in Kolumbien über 90 Prozent der Straftaten nicht geahndet werden. Wir befinden uns zudem in einem bewaffneten Konflikt, in dem die Zivilbevölkerung im Kreuzfeuer der Konfliktparteien steht, welche für ihre Gewalttaten an der Bevölkerung nicht bestraft werden. Das Problem ist, dass der kolumbianische Staat die Einhaltung der Menschenrechte nicht garantiert. Es gibt zu viele Akteure aus Politik und Wirtschaft, die nicht daran interessiert sind, diesen Krieg zu beenden, weil sie daran verdienen. Eine negative
Wie kann man das Nicht-Ahnden von sochen Straftaten bekämpfen? Ein wichtiges Mittel ist die Bekanntmachung von Menschenrechtsverletzungen. Auch wenn der Zugang zu den Rechtsinstanzen schwierig ist, darf man nicht aufgeben. Das andere Mittel ist die Aufarbeitung der Geschehnisse, die «memoria», eine Art kollektives historisches Gedächtnis gegen das Vergessen. Auch wenn die Resultate nicht sofort sichtbar sein werden, ist dieser Kampf gegen die Straflosigkeit extrem wichtig. Um dagegen vorzugehen, müssen wir für eine politische Lösung dieses Konfliktes arbeiten, für einen Frieden mit gerechteren sozialen, wirtschaftlichen und politischen Grundbedingungen für die Zivilgesellschaft Kolumbiens. Aber eines Tages werden wir die Wahrheit kennen, eines Tages wird es Gerechtigkeit geben, auch wenn wir es nicht mehr erleben werden, so werden es unsere Kinder, unsere Enkel erleben. Welche Möglichkeiten haben Sie, als Präsidentin der OFP? Ich sehe zwei Wege. Einer ist die juristische und politische Denunzierung und der andere ist die Beglei-
FRIEDENSFÖRDERUNG UND KONFLIKTBEWÄLTIGUNG
Eine Kolumbianerin demonstriert an einer Kundgebung gegen den Krieg und die herrschende Gewalt.
tung der Frauen. Um in der Ermittlung der juristischen Verfahren Resultate zu erzielen, sind der Druck der Öffentlichkeit und vor allem der internationale Druck auf unsere Regierung sehr wichtig. Dabei kann ich als Leaderin eine aktive Rolle spielen. Als sehr wichtig erachte ich mein Engagement in der Begleitung der Frauen. Inmitten von Schmerz und Verlust, inmitten der Barbarei, begleiten wir die Frauen, geben ihnen als Organisation mehr Sicherheit und Kraft und zeigen die Verletzung ihrer Rechte an. Gerade soziale Leaderinnen wie Sie werden Zielscheibe der Gewalt, viele wurden sogar ermordet. Haben Sie Angst? Ja, ich habe Angst. Ich möchte nicht sterben. Wir stehen ja für das Leben ein, gegen Krieg und Gewalt. Wir machen in der OFP Seminare gegen die Angst, wir lernen Methoden, wie wir die Angst überwinden können. Persönlich habe ich verschiedene Formen von Gewalt erlebt. Ich wurde verfolgt, erhielt Todesdrohungen. Meine Wohnung wurde zerstört. Die Drohungen wurden auch an meine Familie gerichtet. Glücklicherweise hatte ich die Unterstützung der sozialen Bewegung, der Frauenorganisationen, von internationalen Organisationen, der
Schweizer Botschaft und von HEKS. Doch die OFP hat sehr viel Gewalt erlitten. Mehrere Leaderinnen wurden umgebracht oder mussten ins Exil fliehen. Unser Sitz in Barrancabermeja wurde zerstört. Als Leaderinnen verkörpern wir ein alternatives soziales und politisches Projekt der Zivilgesellschaft. Wir werden also nicht als Personen verfolgt, sondern als Anführerinnen eines sozialen Prozesses, den man verhindern will. Kolumbien hat die UNO-Sicherheitsrats-Resolution 1325 aus dem Jahr 2000 unterzeichnet*. Tut der Staat etwas für die Umsetzung dieser Resolution? Der kolumbianische Staat hat die Resolution zwar unterzeichnet und ratifiziert, doch die Umsetzung steht erst am Anfang. Es gibt kein nationales Programm. Verschiedene Organisationen und Institutionen haben an der Resolution gearbeitet, doch mehr auf einer akademischen und nationalen Ebene. Die Frauen in den ländlichen Regionen, welche den Konflikt an Leib und Seele erleiden, kennen die Resolution kaum. Diese Arbeit muss noch geleistet werden. Ich denke, dass die Resolution ein Instrument ist, um den Staat zur Verantwortung zu ziehen.
Geplant sind sogenannte Cortes de Mujeres (Frauen-Gerichte). Was bezwecken sie? Die Cortes de Mujeres sind Freiräume, in denen Frauen zusammenkommen und sich über die erlebte Gewalt austauschen, aber auch über die Überlebensstrategien in akuten Konfliktsituationen und über ihre Vorstellungen von Frieden. Wir glauben, dass wir über die Cortes de Mujeres, wenn wir sie vor allem auch in den Regionen schaffen, der Wahrheit näher kommen und erfahren, was die Frauen erlebt haben in Bezug auf sexuelle Gewalt, Vertreibung und andere Menschenrechtsverletzungen. Sehr wichtig sind die Cortes de Mujeres auch für die Erarbeitung einer gemeinsamen Friedensagenda. Grundlegend ist, dass die Frauen erklären können, was für sie Frieden bedeutet, welche konkrete Aktionen sie durchführen, um Widerstand gegen Krieg und Gewalt zu leisten und auf dem Weg zum Frieden weiterzukommen. In den Cortes de Mujeres werden Frauen und Mädchen zudem von Anwältinnen über ihre Rechte und Möglichkeiten aufgeklärt. Sie bilden sozusagen eine Vorstufe zu den staatlichen Gerichten. Die Cortes de Mujeres haben also eine psychosoziale, politische und ethische Funktion. Die Frauenorganisation OFP will gegen die Täter Anklage erheben beim Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof. Mit welchem Ziel? Wir denken, dass dadurch der Druck auf den kolumbianischen Staat erhöht und in der Zukunft der Zugang zu juristischer Gerechtigkeit möglich sein wird. Unser Fall soll anderen Frauen- und Menschenrechtsorganisationen Türen öffnen. Juristische Gerechtigkeit ist ein wichtiger Schritt im Prozess der Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für einen stabilen Frieden.
*In dieser Resolution werden folgende Bereiche berücksichtigt: Partizipation der Frauen am Friedensprozess, Schutz und Sicherheit von Frauen und Mädchen im bewaffneten Konflikt, Kampf gegen Straffreiheit und Dokumentierung der Gewalttaten an Frauen.
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Foto: Keystone, Maurcio Duenas
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FRIEDENSFÖRDERUNG UND KONFLIKTBEWÄLTIGUNG
Werden Sie Patin/Pate für Kinder in Kolumbien: Der Gewalt die Stirn bieten VON MONIKA ZWIMPFER
Foto: HEKS, André Gsteiger
In einem Tageshort erhalten junge schwangere Frauen und Mütter Beratung, ihre Kinder Mahlzeiten sowie schulische und pädagogische Unterstützung.
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Sie nennen sich «Sprösslinge des Friedens» und wollen der Gewalt Einhalt gebieten – die Jugendlichen im Chocò. Ihr Alltag ist geprägt von Gewalt, denn der Nordwesten Kolumbiens ist hart umkämpftes Gebiet. In dieser Grenzregion werden im grossen Stil Drogen angebaut und Bodenschätze gewonnen. Guerillas, paramilitärische Gruppen und staatliche Streitkräfte kämpfen um die Kontrolle der Goldminen und die Vormachtstellung im Drogen- und Waffenhandel. Ohne Skrupel vertreiben sie dabei die Menschen mit Waffengewalt aus ihren Dörfern. Wunsch nach Frieden Viele Vertriebene landen in der kolumbianischen Kleinstadt Quibdo, wo sich die Armenviertel gegen Norden ausbreiten. Drei Viertel der Bevölkerung hier sind unter 25 Jahre alt, und sie haben kaum Perspektiven: Ein sicheres Einkommen verspricht allenfalls die Arbeit im Drogenanbau oder in einer der Minen. Wer der Armee beitritt, bekommt ein Handy geschenkt. Für viele Junge sind das keine Alternativen. Sie möchten einen Beruf erlernen und in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen. Sie haben genug von der Gewalt, möchten dieser etwas entge-
gensetzen, und sie schaffen sich Räume und Regeln, die ein konstruktives Miteinander möglich machen. Jugendliche setzen sich ein So auch die 16-jährige María. In der Jugendgruppe «Chocò Joven» hat sie sich als «Semilla de Paz» (Sprössling des Friedens) ausgebildet und ist jetzt in der Sekundarschule «Pedro Grau y Arola» aktiv. Zurzeit arbeitet sie an einer Aufklärungskampagne mit Filmen und didaktischem Material über Kinderprostitution und Kindsmissbrauch in Familien. Damit können über 4400 Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Gleichzeitig macht «Chocó Joven» Druck auf die lokale Regierung, damit sie gegen die sozialen Missstände vorgeht. Denn viele Mädchen wachsen aufgrund des
Konflikts ohne Familien und schutzlos auf, werden viel zu früh schwanger, oft von Verwandten, die nicht bestraft werden. María ist sich bewusst, dass sie sich manchmal auf gefährlichem Terrain bewegt. Denn wenn sie sich gegen Gewalt starkmacht, muss sie auch damit rechnen, dass Waffen ins Spiel kommen. Doch ihr Lebensmotto «El cangrejo que duerme se lo lleva la corriente» (Der Krebs, der schläft, wird von der Strömung mitgerissen) gibt ihr Mut und motiviert sie, sich weiterhin gegen die Gewalt und für den Frieden einzusetzen. Weitere Auskunft erteilt Ihnen gerne: Susanne Loosli, Tel. direkt 044 360 88 09, E-Mail: Patenschaft@heks.ch. Den Anmeldetalon finden Sie auf der Rückseite dieser Ausgabe.
Bildung, Sport und Kultur für Jugendliche Das HEKS-Projekt in der Region Chocò richtet sich an Kinder und Jugendliche in den Armenvierteln von Quibdo sowie ländlichen Gemeinden am mittleren Atratofluss und seinem Nebenfluss Arquia. Verschiedene Jugendgruppen bieten Freiräume an, in denen sich Kinder und Jugendliche trotz Krieg und Gewalt entfalten können. Sportliche und kulturelle Aktivitäten stärken die Identität und fördern den Gemeinschaftssinn. In der Schule für LeaderInnen werden junge Leute darauf vorbereitet, in ihren Dörfern oder Quartieren verantwortungsvolle Positionen einzunehmen und für die Schwächeren einzustehen. Weitere Informationen zum Projekt im Chocò finden Sie unter www.heks.ch/handeln.
FLÜCHTLINGSSONNTAG
Der Wille zur Integration
VON CHRISTINA WALLAT
Said Fakhri in seinem Garten im Familiengartenareal in Basel.
Said Fakhri ist müde. Ein langer Arbeitstag liegt hinter ihm. Er arbeitet in Basel in der Gastronomie – konkret heisst das: er putzt, rüstet und wäscht ab in einer Kantine. Said Fakhri ist studierter Agronom. Ist er glücklich? Er zögert mit der Antwort, lächelt verlegen. «Glück bedeutet für mich, endlich wieder meine Familie um mich zu haben – ich war acht Jahre getrennt von ihr.» Kurz verschleiert sich sein Blick: «Stellen sie sich vor, meine jüngsten Söhne, Zwillinge, waren gerade geboren, als ich allein aus meiner Heimat fliehen musste. Ich habe sie die
ersten acht Jahre ihres Lebens nicht gesehen. Das tat sehr weh.» Doch Glück hat für Said Fakhri auch noch andere Facetten. Etwa, dass er gerne wieder eine Arbeit hätte, die seiner Ausbildung entspricht. Das grosse Hindernis jedoch ist die Sprache. Wie ihm geht es auch seiner Frau Lailoma. Sie war Lehrerin an einer Schule in Afghanistan. Heute findet sie nicht einmal eine Stelle als Putzhilfe. Said Fakhri machte 1996 an der Universität in Kabul sein Diplom in Agronomie und arbeitete danach zwei Jahre für das afghanische Land-
wirtschaftsministerium. Zwei weitere Jahre war er tätig für das britische Hilfswerk Oxfam. Dann bekam er politische Probleme mit den Taliban, musste ins Gefängnis und konnte schliesslich in die Schweiz flüchten. Die Zeit, die dann kam, beschreibt der Flüchtling als «eine dunkle Wolke» – bis er Arbeit und seine heutige Bewilligung B bekam, war es ein langer Weg als Asylsuchender. Während des Asylverfahrens kam er in Kontakt mit der Beratungsstelle für Asylsuchende (BAS) in Basel, die HEKS mit finanzieller Unterstützung von anderen Hilfswerken führt. Sprache als Schlüssel Said Fakhri sagt: «Traurig ist, dass wir nie wieder auf dem Niveau unserer ehemaligen Berufsqualifikation arbeiten können, das erreichen wir sprachlich nicht.» Doch seine Kinder sollen es einmal besser haben. Schon jetzt ist ihre Entwicklung enorm: So konnte die Tochter der Familie ins Gymnasium wechseln. Dies ist keine Selbstverständlichkeit . Der Preis für die Eltern ist hoch: Sie selbst stecken zurück, damit sie alles in die Bildung ihrer Kinder investieren können. Said Fakhri hatte teilweise mehrere Jobs, um überhaupt die Einreisebewilligung für seine Familie zu erhalten. All diese Probleme behalten die Eltern für sich, um ihren Kindern den Rücken freizuhalten. Sprache und Bildung ist für die Familie Fakhri der Schlüssel zur Integration. Sie finden, dass sich ihre Kinder darauf konzentrieren sollten. So möchte Said Fakhri etwa nicht, dass seine 16-jährige Tochter jobbt, denn «sie hat so viele Hausaufgaben, dafür braucht sie doch ihre Energie». Man merkt dem Familienvater an, wie wichtig ihm die Erziehung seiner Kinder ist. Er vermittelt ihnen Werte wie Toleranz und Respekt vor der anderen Kultur in der Schweiz. Trotzdem ist es ihm wichtig, dass die Familie ihre eigenen Wurzeln nicht vergisst. Kein leichter Weg So sehr die Familie sich auch Mühe gibt, einfach ist es nicht für sie. Bei-
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Said Fakhri verliess seine Heimat Afghanistan aus politischen Gründen und fand in der Schweiz Zuflucht. Er arbeitet hart, um sich und seine Familie durchzubringen. Sein Wille, sich zu integrieren, ist gross.
Foto: HEKS, Ruedi Lüscher
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ANWALTSCHAFT FÜR ASYLSUCHENDE
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Einen Schritt aufeinander zugehen
Einen Garten dank HEKS Bewundernswert ist, dass viele Flüchtlinge, die teilweise jahrelang auf eine Aufenthaltsbewilligung warten, nicht den Mut verlieren und vor allem nicht die Motivation, sich zu integrieren. Dazu trägt neben vielen anderen HEKS-Projekten das Projekt «Neue Gärten» in Basel bei. Seit dem Jahr 2005 pachtet HEKS Familiengärten für Flüchtlinge. Die Gärten sind Orte, an denen nicht nur Gemüse Wurzeln schlagen kann. «Ich wollte schon lange einen eigenen Garten hier in der Schweiz», erzählt Said Fakhri. «Ich rief bei der Stadtgärtnerei Basel an, aber die konnten mir nicht helfen.» Flüchtlinge, vorläufig Aufgenommene und Asylsuchende können aufgrund ihres Aufenthaltsstatus keine Familiengärten pachten. In Basel braucht man dafür eine C-Bewilligung, sprich eine Niederlassung. Bis man die hat, dauert es mindestens zehn Jahre. Dank HEKS hat die Familie Fakhri nun die Möglichkeit, festen Boden unter den Füssen zu bekommen, da sie den Garten im Basler Familiengartenareal Hagnau übernehmen und bewirtschaften kann. Und damit kennt sich Said Fakhri ja aus.
Der Tag des Flüchtlings 2011 gibt Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen ein Gesicht. Er zeigt auf, welchen Beitrag sie im Beruf und im gesellschaftlichen Umfeld in der Schweiz leisten. HEKS setzt sich seit vielen Jahren für die Flüchtlinge in der Schweiz ein. Asylsuchende kennen unser Rechtssystem nicht und können die Hintergründe ihrer Flucht und Notlage nicht immer verständlich machen. Mit Rechtsberatungsstellen in verschiedenen Schweizer Städten stellt HEKS sicher, dass sich die Schutzsuchenden ein realistisches Bild ihrer Situation machen können. Sie werden juristisch beraten und erhalten Hilfe beim Einfordern ihrer Rechte und beim Entwickeln neuer Perspektiven. HEKS leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einem fairen und menschenwürdigen Asylverfahren, welches allen Flüchtlingen offen stehen soll, die in der Schweiz Schutz suchen vor Verfolgung und Gewalt. Doch ein Neustart in einem fremden Land mit einer anderen Kultur ist nicht einfach. Deshalb setzt sich HEKS mit verschiedenen Programmen und Projekten für die soziale Integration von Migrantinnen und Migranten ein. Ziel der HEKSIntegrationsarbeit ist immer, dass es Menschen möglich ist, sich im Alltag in verschiedenen Lebensbereichen selbständig zu bewegen, in der Begegnung mit anderen Menschen und in der Arbeitswelt zu bestehen und sich am sozialen, kulturellen und politischen Leben beteiligen zu können. HEKS setzt dabei auf das Potenzial der Menschen und ist der Ansicht, dass alle Menschen über Erfahrungen, Begabungen und Fähigkeiten verfügen, die von gesellschaftlichem Interesse sind. Wichtig ist, dass sie den Willen dazu haben und befähigt werden, am öffentlichen Alltag teilzunehmen. Integration bedeutet, einen Schritt aufeinander zuzugehen. Dazu sind auch am Flüchtlingssonntag vom 19. Juni 2011 alle aufgefordert. Zur Unterstützung der Kirchgemeinden und Pfarrämter stellt HEKS wie jedes Jahr eine breite Palette von Materialien zur Verfügung: Plakate, Predigtbausteine, Kollektenansagen, Projektreportagen und vieles mehr. Nutzen Sie den Flüchtlingssonntag, um Flüchtlingen bei ihrer beruflichen Integration eine Chance zu geben! Materialien für Kirchgemeinden: Die Materialien können Sie via E-Mail bestellen unter fluechlingssonntag@heks.ch oder direkt von der Homepage herunterladen unter www.heks.ch/fluechtlingssonntag.
Asylsuchende werden von den HEKSRechtsberatungsstellen in ihren Verfahren juristisch beraten und erhalten Hilfe beim Entwickeln neuer Perspektiven.
Foto: HEKS, Annette Boutellier
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spielsweise versucht Lailoma Fakhri seit ihrer Ankunft vor anderthalb Jahren in der Schweiz, Deutsch zu lernen. Die Kosten für die Kurse sind eine grosse Belastung fürs Familienbudget. Migration ist eine Reise in die Ungewissheit, die Ängste und oft Verzweiflung mit sich bringt. Dabei seine Würde zu bewahren und nur mit geringen Sprachkenntnissen einer Arbeit nachzugehen, die der Ausbildung im Heimatland nicht im Geringsten gerecht wird, ist sehr schwierig und kostet viel Kraft. Doch Said Fakhri gibt nicht auf und wartet auf Anerkennung seines Universitätsdiploms, welches er in der Schweiz überprüfen lässt. Vielleicht findet sich dadurch einmal eine bessere Stelle.
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Die Verdoppelung der Peperoni-Ernte Die Republik Moldau ist das ärmste Land Europas. Mit seinen Projekten will HEKS die soziale Situation der Bevölkerung verbessern sowie Bäuerinnen und Bauern motivieren, sinnvoll in ihren Betrieb zu investieren und dadurch die Produktion und Vermarktung zu verbessern. VON PIEDER CASURA (TEXT UND FOTOS)
E R F E L D W E G F Ü H R T zu einer ehemaligen Kollektivfarm, vereinzelt sind halb zerfallene Gebäude aus der Zeit der Sowjet-Herrschaft auszumachen. Die reifen Peperoni leuchten von weitem, dazwischen drei gebeugte Rücken: Aurika und Igor Revetchi, das Bauernehepaar, ernten die Peperoni gemeinsam mit Aurikas Schwester. Es ist eine reiche Ernte – mehr als das Doppelte des vergangenen Jahres. Die Beratung und ein Start-Kredit der HEKS-Partnerorganisation Pro Cooperare Regionala (ProCoRe) ermöglichten den Erfolg. Das Feld brachte mehr Ertrag, dank einer Wasserpumpe und einer Tropf-Bewässerung über ein einfaches, manuell steuerbares Leitungsnetz. Wasser liefert ein nahe gelegener Teich. Zu den 5280 Franken Materialkosten der Bewässerungsanlage konnte das Ehepaar 3330 Franken beitragen, den Rest übernahm ProCoRe. Dies ist ein typisches Beispiel für den An-
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Aurika Revetchi (rechts) und ihre Schwester bei der Ernte auf dem Peperonifeld.
satz der KMU-Unterstützung von HEKS in der Republik Moldau. Nach der Problemanalyse wird gemeinsam eine Lösung gesucht, die finanzielle Beitragsmöglichkeit des Antragstellers abgeklärt, und dann wird das Kleinprojekt mit der notwendigen Anstossfinanzierung umgesetzt. Die Beratung spielt dabei eine wichtige Rolle. Das Projekt zur Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen wird in ländlichen Regionen im Norden und Süden des Landes durch die beiden Partnerorganisationen von HEKS – ProCoRe und Femida – durchgeführt. Das Projekt ermöglicht zum Beispiel die Verbesserung der Gemüse- und Fruchterträge, Honigproduktion, den Einbau von Kühlaggregaten für die Lagerung von Trauben und Erdbeeren, die Produktion von Setzlingen, dann aber auch die Herstellung von Holz- und Spankisten für den Transport von Gemüse und Früchten, Strohbriketts
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13 Mikrokredite Anstelle von Anstossfinanzierungen können auch sogenannte Mikrokredite an die Bäuerinnen und Bauern vergeben werden. HEKS hat dazu einen Mikrokreditfonds aufgebaut und arbeitet mit lokalen Mikrokreditinstitutionen zusammen. HEKS unterstützt damit lokale Mikrokreditinstitutionen oder Spar- und Kreditkooperativen im ländlichen Raum und stellt diesen Institutionen Beratung und Refinanzierungsmittel in Form von Darlehen zur Verfügung. Denn insbesondere die ländliche Bevölkerung hat oft nur schlechten oder gar keinen Zugang zu Krediten und ist damit in ihrer Entwicklung gehemmt. Grösstes Problem: Auswanderung Die Republik Moldau ist sehr arm und seit dem EUBeitritt Rumäniens zur EU-Aussengrenze geworden und politisch sowie wirtschaftlich zwischen Europa und Russland hin- und hergerissen. Eine der grössten Herausforderungen ist die hohe Arbeitsmigration ins Ausland. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation im eigenen Land arbeiten 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung im Ausland, oft zu schlechten und illegalen Bedingungen. Die fehlenden Arbeitskräfte lösen eine Flut von Problemen aus. HEKS unterstützt Bäuerinnen und Bauern bei der Verbesserung der Produktion und ermöglicht ihnen Zugang zu Ressourcen wie Land und Wasser und zum Markt. Die soziale und ökonomische Integration der Bevölkerung wird so unterstützt und die Zivilgesellschaft gestärkt.
Pilze im Keller Auch Claudia Roman kann heute auf ihr eigenes Unternehmen stolz sein. Sie lebt mit ihren Töchtern Jenny, Alina und deren Sohn Valentin ausserhalb des Dorfes in einem bescheidenen Häuschen. Von dort führt sie uns zu einem Gebäude, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat und heute unbewohnbar ist. Im Keller betreibt Claudia Roman ihre Pilzzucht. «Mein Grossvater war Schäfer und brachte oft Pilze mit, welche die Grossmutter für die ganze Familie kochte. Von klein auf liebte ich die feinen Gerichte! Als ich vor sechs Jahren einen Film sah, in dem gezeigt wurde, wie mit einfachen Mitteln Pilze gezüchtet werden können, setzte ich mir in den Kopf, dies auch zu tun.» Die Pilze im Keller wachsen seitlich aus Schlitzen in grossen Säcken, die an der Decke aufgehängt und mit einer Mischung aus Sägemehl und Sägespänen gefüllt sind. «Vor drei Jahren begann ich mit 30 Säcken, heute wachsen unsere Pilze in 700 Säcken», sagt Claudia. Dazwischen lagen Rückschläge und Enttäuschungen. Die Qualität der Pilze und damit die Absatzmöglichkeiten schwankten stark, und manchmal war der Ertrag viel kleiner als erwartet. Von einem Spezialisten lernte Claudia Roman, dass weder Kühlung noch Lüftung im Keller optimal waren. Claudia Roman hatte von der Arbeit der HEKSPartnerorganisation gehört und wandte sich an diese. Gemeinsam wurde beschlossen, Investitionen für eine Kühl- und Ventilationsanlage zu tätigen sowie eine Kühltruhe anzuschaffen, damit die Pilze gelagert und zu einem günstigen Zeitpunkt verkauft werden können. 6600 Franken trug Claudia Roman mit ihren Ersparnissen und über einen Bankkredit bei, 5300 Franken betrug die Anstossfinan-
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Republik Moldau Mit einem Bruttoinlandprodukt von US$ 1809 liegt die Republik Moldau auf dem 46. und letzten Platz der europäischen Staaten. Erst seit 1992 – nach dem Rückzug der Sowjetunion – ein souveräner Staat, leidet die Moldau unter fehlender Industrie und Infrastruktur und unter grosser Arbeitslosigkeit, die einen Viertel der Bevölkerung von 4,3 Millionen zum Auswandern zwingt. Fachkräfte im Land werden zur Mangelware. HEKS baut seit 2004 behutsam ein Landesprogramm auf, in dem die Beratung, Unterstützung und Begleitung von KMUs und ländlichen Betrieben eine wichtige Rolle einnehmen.
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UKRAINE
zum Heizen oder das Herstellen und den Verkauf von Snacks.
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RUMÄNIEN
■ Chisinau
Claudia Roman konnte dank Beratung und einer Anstossfinanzierung für eine Kühl- und Ventilationsanlage ihre Pilzproduktion massiv verbessern.
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zierung durch den HEKS-Partner. Der Kredit ist zurückbezahlt, Claudia Roman und die beiden Töchter beliefern Restaurants und Hotels der Umgebung und verkaufen ihre Pilze auf dem Markt. «Mit den Pilzen verdienen wir heute genügend, um uns vieren ein sicheres Leben zu garantieren.» Finanzierung und Schulung Die Pilz- und die Peperonizucht sind zwei Beispiele, die zeigen, wie HEKS in der Republik Moldau rund 500 Bäuerinnen und Bauern und UnternehmerInnen unterstützt. Bekannt gemacht wird das Projekt über Medien und Informationsveranstaltungen. Es werden Trainingsseminare angeboten, welche einerseits Kurse in Management und Businessplanung, andererseits auch technisches Wissen beinhalten. Ergänzt wird der praktische Teil durch Studienreisen und Feldbesichtigungen. Dank der Förderung und der Zusammenarbeit mit ländlichen Spar- und Kreditvereinigungen erhalten die Bauernfamilien und die Kleinunternehmen einen besseren Zugang zu Investitionskrediten. So können einkommensfördernde Investitionen auch tatsächlich realisiert werden. Früchte im Kühlhaus Nicolai Bria ist Rebbauer. Zuerst will er die Trauben zeigen. Mit seiner Klapperkiste rumpeln wir über Feldwege hügelan in den Rebberg. Die Trauben sind reif, gesund und werden in den nächsten Tagen geerntet. Gerne posiert er mit den Reben und Trauben und schneidet für uns einige besonders schöne Exemplare heraus. Zurück im Dorf und in seinem Heim sitzen wir mit seiner Frau Lidia Bria und dem Sohn Sergiu Bria zusammen. Die Bauernfamilie produziert auf fünf
Nicolai und Lidia Bria mit ihrem Sohn Sergiu vor dem neuen Kühlhaus, das die Lagerung der Früchte ermöglicht.
Hektaren Trauben und auf einer Hektare Erdbeeren. Ergänzend bauen sie für den Eigenbedarf Gemüse an. Sie haben zwei Kühe, Federvieh, und ein Hund gehört auch noch zur Familie. Die Tochter hat vor einem Monat geheiratet und ist ausgezogen. Die herumgereichten Hochzeitsbilder werden gebührend bestaunt. Kühlhaus bringt Mehrertrag Lidia und Nicolai Bria sahen sich Jahr für Jahr mit demselben Problem konfrontiert: Nach der Ernte der Trauben und Erdbeeren mussten die Früchte sofort an die Grosseinkäufer verkauft werden, damit sie nicht faulten. Da alle Bauern der Umgebung zum selben Zeitpunkt ernten und verkaufen, waren keine guten Preise zu erzielen und zudem drückten die Abnehmer jedes Jahr stärker auf die Preise. Nach Absprache und mit Beratung durch die HEKSPartnerorganisation beschlossen sie den Bau eines kleinen Kühlhauses, das die Lagerung der Früchte und die entsprechende zeitliche Verzögerung des Verkaufs der Produkte ermöglicht. Das grösste Projekt, das die Familie je angegangen ist. Es kostete 18 050 Franken, wovon die HEKS-Partnerorganisation 5290 Franken übernahm. Diese Unterstützung ermöglichte den Kauf eines Kühlaggregats. Das Kühlhaus wurde mit sehr viel Einsatz der Familie gebaut, und der Erlös konnte dank dieser Vermarktungsmethode um 30 bis 40 Prozent gesteigert werden. Sohn Sergiu Bria, der Agronomie studiert und den Eltern mithilft, ist begeistert von der neuen Anlage und hat bereits viele weitere Ideen, die er als zukünftiger Bauer umzusetzen gedenkt. Eine davon ist der Anbau von Biogemüse, für das er eine kleine, aber gute Absatzmöglichkeit sieht.
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SOZIALE INTEGRATION
Schrittweise fit für die Schule die Kinder zum spielerischen Lernen animiert. Bei den 14-täglichen Familientreffen erhalten die Familien zudem wichtige Informationen und vernetzen sich untereinander. Dies erleichtert ihnen den Zugang zu den be- stehenden Angeboten (Beratung, Spielgruppe, Krippe usw).
HEKS führt in Zürich und St. Gallen das Projekt schritt:weise zur frühen Förderung des Kleinkindes im Vorschulalter durch. Ein Beispiel aus Zürich zeigt auf, warum speziell die frühe Förderung von Kindern aus sozial benachteiligten Familien wichtig ist.
Foto: HEKS, Annette Boutellier
VON BETTINA FILACANAVO
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Die Hausbesucherin Sabrije Tahiraj (rechts) besucht eine Familie in Zürich.
Bleon ist drei Jahre alt. Er wohnt mit seinen Eltern in einer engen Dreizimmerwohnung in Seebach, einem Quartier im Norden der Stadt Zürich. Er spricht kein Deutsch, aber seine Muttersprache Albanisch beherrscht er für sein Alter sehr gut. Er öffnet die Haustür und begrüsst Sabrije Tahiraj, die Hausbesucherin, die einmal in der Woche vorbeikommt. Die Vorfreude steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er weiss, dass Sabrije Tahiraj mit ihm und seiner Mutter spielen wird. In ihrer Tasche stecken Überraschungen. Heute hat sie Puzzles dabei. Zu dritt setzen sie sich in Bleons Zimmer auf den Boden und setzen gemeinsam die Teile zusammen. Gesprochen wird Albanisch, denn die Muttersprache des Kindes soll gestärkt werden, damit ihm das Erlernen der Fremdsprache Deutsch leichterfällt. Anschliessend nimmt die Hausbesucherin ein Bilderbuch in deutscher Sprache aus der Tasche. Auf Albanisch erzählt sie Mutter und Sohn die Geschichte vom Wolfe und den sieben Geisslein. So lernt die Mutter die ihr noch unbekannte Geschichte, die sie dann später ihrem Kind auf Albanisch wieder erzählen kann.
Unterstützung für die Familie Das in den Niederlanden entwickelte Spiel- und Lernprogramm ist auf eineinhalb bis vierjährige Kinder und deren Eltern ausgerichtet. Die Familien, die am Programm teilnehmen, sind unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt: Viele haben finanziell beschränkte Mittel, verfügen über wenig Schulbildung, und es fehlen ihnen grundlegende Informationen zu Kleinkindern. «Zum Teil leben sie isoliert, fühlen sich überfordert und sind aufgrund unterschiedlicher Belastungen eingeschränkt in ihren Fähigkeiten, das Kind altersgerecht in seiner Entwicklung zu unterstützen und zu fördern», sagt Natali Velert, Programmleiterin von HEKS schritt: weise Zürich. «Die Hausbesucherinnen, die geschulte Laienhelferinnen sind, dienen ihnen dabei als Modell in vielen Alltagsfragen.» Das Programm hat zum Ziel, das Kind in seiner Entwicklung zu unterstützen und die Kompetenzen der Eltern zu stärken und zu erweitern. Schritt:weise findet im Wesentlichen zu Hause in den Familien statt. Mithilfe von mitgebrachten Ideen und Spieleinheiten sowie Büchern werden
Erfolgreiche Pilotphase in Zürich Im November 2009 startete HEKS im nördlichen Teil der Stadt Zürich ein Pilotprojekt, das im Herbst 2012 abgeschlossen wird. Die Familie Ajvazi ist eine von 14 Familien, die am ersten Durchgang teilnahmen. Die Hausbesucherin Sabrije Tahiraj betreute in dieser Zeit sechs Albanisch sprechende Familien und konnte nach diesen 18 Monaten bei allen Kindern und Eltern klare Fortschritte beobachten. Alle Familien setzen sich zudem für eine Anschlusslösung ein, sei dies in Form einer Spielgruppe oder Krippe, um die Kinder optimal auf den Eintritt in den Kindergarten vorzubereiten. Die Mutter von Bleon stand mit ihren erzieherischen Schwierigkeiten alleine da und hatte keine Unterstützung. Hinzu kamen ihre gesundheitlichen Probleme. Von schritt:weise ist sie überzeugt und empfand das Programm als grosse Unterstützung: «Mein Sohn hat viel gelernt in dieser Zeit, und ich selber habe immer wieder Ideen und Anregungen erhalten», sagt sie. Vorher sei es schwierig gewesen. Bleon konnte sich kaum konzentrieren oder selber beschäftigen. Seit einem Monat besucht er zweimal die Woche eine Krippe. Dies ermöglicht ihm, die deutsche Sprache zu lernen, und stärkt seine sozialen Kompetenzen, die bei ihm noch stark gefördert werden müssen. Die Krippe soll nun die Brücke schlagen zwischen schritt:weise und dem Kindergarten, damit ihm der Schritt in die Schule gut gelingt.
Weitere Informationen zu HEKS schritt:weise in Zürich und St. Gallen finden Sie unter www.heks.ch/handeln.
KIRCHLICHE ZUSAMMENARBEIT
Langjährige Zusammenar be des Kalten Krieges stärkte die ZwiKiHi mit ihrer Unterstützung viele Gemeinden hinter dem Eisernen Vorgang und machte ihnen damit sichtbar, dass ihre Schwesterkirchen im Westen an sie dachten.
Die Zusammenarbeit mit osteuropäischen Kirchen hat bei HEKS eine jahrzehntelange Tradition. Mit dem neuen Namen «Kirchliche Zusammenarbeit» und einem neuen Konzept wird das partnerschaftliche Zusammenwirken mit diesen Kirchen auf ein neues Fundament gestellt.
Nach der Wende Die Wende 1989 veränderte die kirchliche Situation in Osteuropa komplett. Auf einmal war es möglich, dass die Kirchen diakonische Aufgaben und damit eine Rolle in der Gesellschaft übernehmen konnten. Ein grosser Bedarf bestand auch in der Sanierung von Kirchen und kirchlichen Gebäuden. Nach wie vor gefragt war die Unterstützung von Ausbildungen für Pfarrpersonen oder diakonische Mitarbeitende.
VON MATTHIAS HERREN LLES BEGANN MIT KARTOFFELSPENDEN . Im März 1946 sammelten die Zürcher Kirchgemeinden 190 Tonnen Kartoffeln, die zusammen mit weiteren Nahrungsmitteln 32 Eisenbahnwagen füllten. Die Hilfsgüter wurden in Niederösterreich, Deutschland und Ungarn verteilt. Gar mehr als dreimal so gross war die Kartoffelmenge, die durch die reformierten Kirchgemeinden im Kanton Bern drei Monate später zusammenkam. Auch sie war für «die hungernden Glaubensgenossen» bestimmt. Die Lebensmittelspenden waren ein Teil der Hilfe, mit denen sich HEKS nach dem 2. Weltkrieg «am Wiederaufbau der zerstörten Kirchengemeinschaften» beteiligte. Später kamen Holzbaracken dazu, die als Notkirchen dienten, und Erholungsaufenthalte in der Schweiz für kirchliche Mitarbeitende aus dem Ausland. Immer häufiger stattete die Zwischenkirchliche Hilfe (ZwiKiHi) von HEKS theologische Fakultäten mit Büchern aus und ermöglichte mit Stipendien, dass Theologen aus Osteuropa in der Schweiz studieren konnten. Während
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HEKS-Hilfe im kriegsversehrten Europa: 3150 Tonnen Naturalien im Wert von 5,5 Millionen Franken wurden verteilt.
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Foto: HEKS-Archiv
Meinungen waren gefragt Ende 2009 setzte HEKS eine interne Projektgruppe ein mit dem Auftrag, das Erreichte der ZwiKiHi in einem Grundlagenpapier darzustellen und die künftige Ausrichtung dieser Arbeit zu skizzieren. Da HEKS im Rahmen der ZwiKiHi eng mit Partnerkirchen und kirchlichen Organisationen zusammenarbeitet, wurden alle in der ZwiKiHi involvierten Akteure sowie auch weitere Interessierte in einen Vernehmlassungsprozess einbezogen. An dieser Vernehmlassung haben sich im vergangenen Jahr der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK), die Hälfte der Kantonalkirchen und ausländische Kirchen und Werke beteiligt. Zudem haben Vertreterinnen und Vertreter von kirchlichen Fachstellen für Entwicklungszusammenarbeit und weitere Interessierte an Workshops teilgenommen. Die Teilnahme an der Vernehmlassung und den Workshops wurde von allen Seiten geschätzt.
Foto: HEKS-Archiv
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nar beit erhält neuen Schwung
Foto: HEKS, Ruedi Lüscher
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Austausch über Landesgrenzen Inhaltlich hält das neue Konzept der KiZA an den drei bisherigen Schwerpunkten Diakonie, Gemeindeaufbau und Theologischer Dialog/Bildung fest.
Neben Baubeiträgen, der Diakonie und dem Gemeindeaufbau sind in der KiZA auch Gemeindepartnerschaften und Gruppenreisen wichtig.
Foto: HEKS, ZVG
Neues Konzept In den vergangenen Monaten hat der Stiftungsrat ein neues Konzept genehmigt. Nach aussen augenfällig ist, dass die ZwiKiHi mit dem neuen Konzept auch einen neuen Namen erhält. Die Bezeichnung Kirchliche Zusammenarbeit (KiZA) bringt zum Ausdruck, dass es in diesem Bereich um ein partnerschaftliches Zusammenwirken geht. Mit dem neuen Namen soll zudem die Verwandtschaft der KiZA mit der Entwicklungszusammenarbeit sichtbar gemacht werden.
Betont wird auch die Bedeutung von Gemeindepartnerschaften und Gruppenreisen. Verstärkt werden soll, dass es bei der KiZA nicht nur um materielle Hilfe in Form von Spenden geht, sondern die Beziehung zwischen Kirchgemeinden und Kirchenmitgliedern in Osteuropa und der Schweiz ein tragendes Element dieser Arbeit ist. Besonders Projekte, die die Renovation einer Kirche oder den Bau eines Kirchgemeindezentrums unterstützen, sollen wenn immer möglich von einem kirchlichen Austausch über die Landesgrenzen hinweg begleitet sein. Damit wird neben der finanziellen Unterstützung ein kirchlicher Dialog möglich, der für beide Seiten bereichernd ist und das Bewusstsein vermittelt, das Reformierte in der Schweiz und in Osteuropa zur gleichen Kirchenfamilie gehören. Neu ist auch, dass das Papier die Arbeitsweise der KiZA klar definiert. So wird nicht nur ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sich die KiZA an den Grundüberzeugungen und Werten von HEKS orientiert, sondern für ihre Projekte auch die Prinzipien der Entwicklungszusammenarbeit gelten. Passend dazu wird die KiZA künftig auch Landesprogramme für einen Zeitraum von vier Jahren entwickeln. Darin werden gemeinsam mit den Partnerkirchen und weiteren Akteuren die mittel- und langfristigen Ziele festgelegt, die dann mit den Projekten erreicht werden sollen. Damit will HEKS die Kirchen im Osten weiterhin unterstützen, ihre gesellschaftliche Rolle in Verkündigung und Diakonie zu überdenken, neu zu definieren und umzusetzen. HEKS freut sich, im Rahmen der KiZA diesen spannenden und herausfordernden Prozess zu begleiten, und ist überzeugt, dass dieser auch für die Schweizer Reformierten bereichernd ist.
Foto: HEKS, Susanne Stahel
Die Konzentration der ZwiKiHi auf die beiden Schwerpunkte Diakonie und Gemeindeaufbau (inkl. Baubeiträge) waren beim SEK sowie den Kantonalkirchen unbestritten. Intensiv diskutiert wurde jedoch die Unterstützung von «Theologie und Ausbildung». Dass dieser als dritter Schwerpunkt beibehalten werden soll, betonten der SEK sowie mehrere Kantonalkirchen. Ihre Stellungnahme begründeten sie damit, dass die Diakonie und der Gemeindeaufbau einer theologischen Grundlagenarbeit und Begleitung bedürfen. Einig waren sich die Teilnehmenden der Vernehmlassung, dass sich die ZwiKiHi weiterhin auf Osteuropa konzentrieren soll. Grosse Bedeutung messen die Kantonalkirchen den Gemeindepartnerschaften und Gruppenreisen bei, weil dabei auch ein persönlicher Austausch zwischen Ost und West von kirchlich Interessierten stattfinde.
SOZIALE INTEGRATION
Blickwechsel – Begegnungen sch
Mona Vetsch trifft Connie Pioda
Pedro Lenz trifft Tigist Haile
Connie Pioda ist im Tessin aufgewachsen und dann als Jugendliche in die deutsche Schweiz umgezogen. Als alleinerziehende Mutter in einer damals sehr schwierigen Lebenssituation erhielt sie Unterstützung vom HEKS-Projekt schritt:weise, das sich der frühen Förderung des Kindes im Vorschulalter widmet. Seit letztem Jahr arbeitet Connie Pioda als Hausbesucherin bei schritt:weise mit, und besucht sozial benachteiligte Familien in St. Gallen. Im Rahmen des Blickwechsels stellte sie der Radio- und Fernsehmoderatorin Mona Vetsch ihre Arbeit als Hausbesucherin bei HEKS schritt:weise vor. Connie Pioda wiederum besuchte Mona Vetsch im Radiostudio in Zürich, wo sie eine Führung durch die Räumlichkeiten von DRS3 erhielt und Mona Vetsch bei der Moderation der Morgensendung von DRS3 zuschauen konnte.
«Wenn ich auftrete, stelle ich mir vor, ich lese vor einem Freund, oder vor hundert, das spielt dann keine Rolle mehr – wichtig ist, es sind Freunde», sagt Pedro Lenz zu Tigist Haile, die etwas nervös wird bei der Vorstellung, am Abend ihren Text vor über fünfzig Menschen vorzulesen. Die junge Asylsuchende hat am Morgen dem Dichter und Schriftsteller in Zollikofen den Ort gezeigt, wo sie ein Praktikum mit behinderten Kindern gemacht hat. Am Nachmittag zeigte Pedro Lenz ihr sein Büro. «Das sieht aus wie in einem Estrich», fand Tigist Haile, fühlte sich dann aber sichtlich wohl in der ehemaligen kleinen Kartonage-Fabrik, wo sie mit Lenz für den Abend übte. Der Einsatz lohnte sich: Vor begeistertem Publikum trugen die beiden ihre Texte auf Amharisch und Deutsch vor, Rapper Knackeboul bestritt das Rahmenprogramm.
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Foto: HEKS, Annette Boutellier
HEKS führte in der Woche vom 21. bis 26. März 2011 unter dem Motto Blickwechsel zum zweiten Mal eine nationale Integrationswoche durch. Ziel dieser Woche war es, den sozial benachteiligten Menschen, mit denen HEKS in der Schweiz arbeitet, eine Stimme zu geben. In allen sechs Regionen, in denen HEKS Regionalstellen betreibt, fanden auch dieses Jahr Begegnungen zwischen
Foto: HEKS, August Saleem
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en schaffen Verständnis
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Foto: HEKS, Ruedi Lüscher
Foto: HEKS, Annette Boutellier
prominenten Persönlichkeiten und VertreterInnen von HEKS-Integrationsprojekten statt. Ziel war es, dass die Teilnehmenden jeweils die Lebenswelt des anderen kennenlernten. Für alle Beteiligten war der Blickwechsel eine grosse Bereicherung und eine Gelegenheit, sich für soziale Integration und Verständnis in der schweizerischen Gesellschaft einzusetzen.
Caroline Rasser trifft Georges Bourquard
Ancillo Canepa trifft Mahmud Wahidi
Georges Bourquard wechselte den Blick mit der Theaterdirektorin und Schauspielerin Caroline Rasser und schaute hinter die Kulissen der Theaterwelt. Er ist Projektteilnehmender von HEKS Wohnen beider Basel. Wegen psychischer Probleme verlor er vor acht Jahren seine Wohnung. Nach einem kurzen Aufenthalt in der städtischen Notschlafstelle lebte er sechs Monate im Wald ausserhalb von Basel. Seit Februar 2010 lebt er in einer Mietwohnung von HEKS Wohnen beider Basel. Die Beiden zeigten sich gegenseitig ihr Basel. Caroline Rasser konnte so etwa an einer Chorprobe dabei sein, bei der Georges Bourquard mitsingt und erhielt Einsicht in das Projekt HEKS Wohnen. Sie ihrerseits ging mit Bourquard entlang ihres Arbeitsweges – in ihrem Büro erklärte sie, wie ein Spielplan entsteht, und im Theater Fauteuil selbst ging es treppauf, treppab hinter den Kulissen.
Mahmud Wahidi stand begeistert am Rand des Fussballplatzes in der Allmend Brunau in Zürich und sah gemeinsam mit Ancillo Canepa, Präsident des FC Zürich, dem Training der ersten Mannschaft zu. Auf Augenhöhe mit den FCZ-Stars war der Asylbewerber Wahidi gerührt, diesen Tag im Rahmen des Blickwechsels mit Canepa verbringen zu können. Im Vorfeld hatte er bereits ein Match des FCZ besucht. Mahmud Wahidi ist in Afghanistan geboren und flüchtete als Kleinkind mit seiner Familie in den Iran. Seit zwei Jahren ist Wahidi mit seiner Familie in der Schweiz. Nach dem Training ging es weiter zum FCZ-Museum. Am Nachmittag wurde der Blick gewechselt, und Wahidi stellte seinem Gast das HEKS-Integrationsprojekt «Wädi rollt» vor. Gemeinsam radelten die beiden anschliessend durch Wädenswil und fuhren Stationen der Arbeitsorte von Wahidi ab.
SOZIALE INTEGRATION
Simon Libsig trifft Ayten Gülkanat-Sarlar
Etienne Fernagut trifft Chimène Maraviglia
Ayten Gülkanat-Sarlar ist seit 2007 interkulturelle Dolmetscherin für Türkisch bei HEKS Linguadukt Aargau/ Solothurn. Ihre Familiengeschichte ist geprägt von Migration und Integration. Im Laufe des Blickwechsels besuchte sie eine Solovorstellung des Aargauer Bühnenpoeten Simon Libsig und einen seiner Story-Workshops an der Bezirksschule in Lenzburg. Ayten Gülkanat-Sarlar wiederum führte Simon Libsig durch Olten und zeigte ihm Stationen aus ihrem Leben mit anschliessendem türkischen Kaffee und selbstgebackenen Süssigkeiten bei ihr zu Hause. Den Abschluss des Blickwechsels bildete der gemeinsame Auftritt an einem von Judith Wernli (DRS3) moderierten Gespräch im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung mit anschliessendem Soloauftritt von Simon Libsig.
Den 23. März verbrachten Radiomoderator Etienne Fernagut und Chimène Maraviglia, Teilnehmerin im HEKS-Projekt Mentorat Emploi Migration, zusammen. Der Radiomoderator besuchte bei Chimène Maraviglia einen Tupperware-Anlass, den sie, um ihr soziales Netzwerk zu erweitern und ihre Schüchternheit zu überwinden, organisierte. Sie wiederum begleitete anschliessend Etienne Fernagut ins Radiostudio, wo sie bei der Vorbereitung seiner Sendung «La ligne du cœur» mithalf. Am selben Tag konnte die in Benin ausgebildete Archivarin noch das Archiv des Radios besichtigen: «Etienne Fernagut hat mir die Archivaren und Dokumentalisten des Radio suisse romande vorgestellt. So konnte ich wieder mal in die Archivwelt tauchen, die mir so gefällt. Es war super, Leute kennenzulernen, die dieselbe professionelle Sprache wie ich sprechen.» Einige Tage nach der Besichtigung haben die Radio-Dokumentalisten Chimène eingeladen, einen Tag mit ihnen im Archiv zu verbringen.
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Foto: EPER, Luca Da Campo / Strates
Foto: HEKS, Karin Ammon/Basler-Foto
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NAHE BEI DEN MENSCHEN
10 Fragen an Hemonti Bushfor
während des Pujas (Hindu-Feiertag), kochte ich ein ganzes Huhn, nur für meine Familie. Das war das letzte Mal, dass Fleisch auf den Teller kam.
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Was macht Sie glücklich? Wenn ich genügend Geld habe, dass ich Essen kaufen kann, und wenn Ujjal in der Schule gut arbeitet.
Foto: HEKS, Pieder Casura
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Hemonti Bushfor ist circa 30 Jahre alt. Ganz sicher ist sie aber nicht, denn sie verfügt, wie viele Dalits, über keine gesicherten Lebensdaten und Dokumente. Sie lebt mit ihrem Sohn und ihren Eltern in Babu Para, einem Ghetto der Latrinenreiniger-Kaste, in der Kleinstadt Parbatipur im Distrikt Dinajpur und ist Mitglied einer Frauengruppe der HEKS-Partnerorganisation Gram Bikash Kendra.
Was bringt Sie zum Lachen? Wenn meine jüngere Schwester zu Besuch kommt, wie vor zwei Wochen, wenn wir genügend zu essen haben, mit den Eltern und Ujjal zusammensitzen und plaudern.
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Was machen Sie beruflich? Morgens von neun bis zwölf Uhr reinige ich fünf Tage in der Woche die Toiletten in der Sonali Bank und räume den Dreck weg. Dafür erhalte ich pro Monat 1500 Taka (23 Franken) sicheres Einkommen. Von 13 bis 20 Uhr arbeite ich bei einem Schneidermeister, der mich zur Schneiderin ausbildet und mir bereits jetzt weitere 300 Taka (4.60 Franken) pro Monat bezahlt.
Beispiel Ujjal die Schule von Gram Bikash besuchen, ein Besuch der Staatsschule wäre für uns nie infrage gekommen, da wir dort verachtet und abgewiesen werden. Ich hoffe, dass Ujjal gut arbeitet und nach der dritten Klasse mithilfe von Gram Bikash den Anschluss an die Staatsschule schaffen wird. Ohne Gram Bikash hätte ich auch niemals die Ausbildung als Schneiderin machen können.
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Was beschäftigt Sie im Moment am meisten? Die Zukunft meines Sohnes Ujjal. Was machen wir, wenn einmal meine Eltern gestorben sind, die jetzt mit uns wohnen? Ich bin dann mit Ujjal ganz allein, und die Unsicherheit steigt noch. «handeln» 312 0211
Was macht Ihnen Angst? Ujjals Zukunft. Ich würde mich für seine Zukunft opfern. Ich heirate auch nicht mehr, obwohl ich noch jung bin, da er dann von meinem Mann verstossen würde.
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In welcher Beziehung stehen Sie zu HEKS? Gram Bikash organisierte in Babu Para eine Frauengruppe, der ich nach einigem Zögern beitrat. Heute bin ich sehr froh, dass Gram Bikash als Organisation für uns Unberührbare arbeitet. So kann zum
Wo, wie und mit wem wohnen Sie? Ich wohne mit meinen Eltern und meinem Sohn Ujjal in einem ganz einfachen Zwei-Zimmer-Haus mit Wellblechdach. Ujjal ist 11 Jahre alt, mein Vater etwa 80 und meine Mutter etwa 70 Jahre alt. Beide arbeiten noch immer als Strassenreiniger im Basar, wenn sie Arbeit erhalten.
5 Was haben Sie gestern gegessen? Zum Frühstück gab es Reis mit Salz, zum Nachtessen Reis mit Kartoffeln. Aber vor zwei Wochen,
Ein schöner Moment, an den Sie sich erinnern? Die ersten drei Monate nach meiner Hochzeit war die einzige schöne Zeit in meinem Leben. Als ich danach noch immer nicht schwanger war, begannen mein Mann und seine Mutter mich zu misshandeln und zu verachten. Endlich, nach vier Jahren, gebar ich Ujjal. Nach der Geburt wurde ich krank, alle dachten, ich würde sterben, mein Mann verliess mich, zog in die Stadt und heiratete eine andere.
10 Was ist Ihr grösster Wunsch? Ich setze alle meine Hoffnungen in Ujjal. Er soll lange zur Schule gehen, eine Ausbildung machen können und eine andere Arbeit erhalten als ich. Er soll ein besseres Leben haben. Dazu brauche ich nach meiner Ausbildung zur Schneiderin eine Anstellung, damit ich genug verdiene und meine Familie richtig ernähren kann.
NICHT VERPASSEN
Herbsttreffen für kirchlich Engagierte Gerne geben wir bereits bekannt, dass auch in diesem Jahr wieder Herbsttreffen für kirchlich Engagierte stattfinden, und zwar in Zürich, Basel, Bern und St. Gallen. Im Zentrum stehen die Philippinen, wo HEKS die Entwicklung ländlicher Gemeinschaften fördert. Wir präsentieren Ihnen die Elemente der kommenden Winterkampagne und veranschaulichen in einem eindrücklichen Film das Engagement von HEKS auf den Philippinen. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Reservieren Sie sich bereits folgende Daten für die Herbsttreffen: 06. Sept. in Zürich, 08. Sept. in Bern, 16. Sept. Basel, 23. Sept. in St. Gallen
HEKS-Mitmachaktionen! Ziel von HEKS ist es, sozial benachteiligten Menschen Begegnungsmöglichkeiten anzubieten, die im Alltag gelebt werden und auf die sie auch nach ihrem Projektbesuch zurückgreifen können. Deshalb ist HEKS der Meinung, dass die während der Integrationswoche erlebten Blickwechsel und angebotenen Veranstaltungen – wo möglich – auch ausserhalb der Integrationswoche weitergetragen werden sollten. Aus diesem Grund erarbeiteten die HEKSRegionalstellen Mitmachaktionen, bei denen Interessierte mit HEKS-Projekten und -Begünstigten in Kontakt treten können. Regionalstelle Bern Samstag, 2. Juli, 10–12 Uhr Allerlei gedeiht im Sommergarten: Praktische Mithilfe im Familiengarten für und mit Flüchtlingsfrauen. Mit anschliessendem Essen vom Grill. Kontakt: Angela Losert, «HEKS Neue Gärten», Schwarztoorstrasse 124, 3001, Bern, Tel. 031 385 18 47, losert@heks.ch. Regionalstelle Ostschweiz Wir sind mit unseren Programmen und Projekten in der Ostschweiz zu Besuch bei den Kirchgemeinden: Sa, 25. Juni, 10–13 Uhr, Kirchgemeinde Altstätten; Mi, 29. Juni, 14–17 Uhr, Evangelische Kirche Wattwil; Sa, 10. September, 13–16 Uhr Kirchgemeindehaus Teufen; Sa, 17. September, 10–13 Uhr, Kirchgemeinde Kreuzlingen. Kontakt: HEKS-Regionalstelle Ostschweiz, Weinfelderstrasse 11, 8580 Amriswil, 071 410 16 84, heks_ostschweiz@heks.ch.
Regionalstelle beider Basel Freitag, 16. September 2011, ab 17 Uhr Herbsternte in den «Neuen Gärten»: Interessierte Personen bekommen Einblick in die Projektarbeit der «Neuen Gärten» in Basel/Reinach BL und kommen ins Gespräch mit Teilnehmenden. Mit anschliessendem gemeinsamen Essen. Kontakt: Astrid Geistert, «Neue Gärten» – Familiengärten für Flüchtlinge, Tel. 061 367 94 02, E-Mail neuegaerten @heks.ch. Genauere Informationen zu den Mitmachaktionen finden Sie unter www.heks.ch/blickwechsel.
Freie Plätze für HEKS-Reisen! Für SpenderInnen organisiert HEKS dieses Jahr Gruppenreisen und gibt Ihnen somit die Möglichkeit, Einblick in HEKS-Projekte zu bekommen. Kultur- und Begegnungsreise nach Ungarn und Karpaten-Ukraine Die Reise findet statt vom 2. bis 11. September. Stationen sind Budapest, Berekfürdö, Göncruszka, Beregszás (Ukraine), zurück nach Berekfürdö und Budapest. Genauere Information erhalten Sie bei Andreas Hess, Tel. 079 405 70 21, E-Mail reisen@heks.ch, Kosten: Fr. 1890.– mit Flugreise und Fr. 1620.– mit Reise per Zug. HEKS-Gruppenreise Indonesien Die Reise findet statt vom 17. bis 30. September. Stationen sind Singapore, Medan, Nias (Besuch der Projektgebiete), Gunungsitoli und wieder zurück nach Nias und Singapore. Genauere Information erhalten Sie bei Yolanda Hug, Tel. 044 360 88 62, E-Mail hug@heks.ch, Kosten: ca. Fr. 4600.–
Petition der Plattform Agrotreibstoffe übergeben HEKS unterstützte im Rahmen der Plattform Agrotreibstoffe die Petition «Brot! Kein Benzin». Am 24. Februar wurde die Petition übergeben. 61 901 besorgte Bürgerinnen und Bürger fordern vom Bund strenge Zulassungskriterien für Agrotreibstoffe in der Schweiz. Konkret verlangt die Petition, die von 35 Schweizer Umwelt-, Bauern- und Entwicklungsorganisationen unterstützt wird: «Die Einführung von Zulassungskriterien, welche sozial und ökologisch problematische Agrotreibstoffe generell ausschliessen. In die Kriterien müssen dabei insbesondere die Ernährungssicherung in den Herkunftsländern sowie indirekte Verdrängungseffekte einbezogen werden.» Weitere Informationen unter: www.petition-agrotreibstoffe.ch/petition.php
IMPRESSUM Nr. 312, 2/Mai 2011 handeln. Das Magazin des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Schweiz. Erscheint 4-mal jährlich. Auflage 52 000 Redaktionsleitung: Susanne Stahel Redaktion: Bettina Filacanavo Bildredaktion: Ruedi Lüscher Korrektorat: Erika Reist, Erlenbach Gestaltung: Herzog Design, Zürich Druck: Kyburz AG, Dielsdorf Papier: LEIPA ultraLux silk /Recycled /FSC Material Abonnement: Fr. 10.–/Jahr, wird jährlich einmal von Ihrer Spende abgezogen Adresse: HEKS, Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich, Telefon 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01, E-Mail info@heks.ch, Internet www.heks.ch bzw. www.eper.ch HEKS-Spendenkonto: Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz, PC 80-1115-1
«handeln» 312 0211
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