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HEKS leistet Soforthilfe für syrische Flüchtlinge: Spenden Sie jetzt auf das PC-Konto 80-1115-1 mit dem Vermerk «Syrien».
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Soune in Senegal – Ein Dorf mit Perspektiven
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Liebe Leserin, lieber Leser HEKS Sammelkampagne 2012 Wie eine Dorfgemeinschaft in Senegal Perspektiven schafft
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Land für Landlose in Brasilien
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«Hilfe schenken»
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Edulina – Ein Elternbildungsprojekt für Migrantinnen und
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Migranten Interview mit Frank Egle, Projektleiter Edulina
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In folgenden Kantonen können Spenden in unterschiedlicher Höhe unter entsprechenden Bedingungen von den Steuern abgezogen werden:
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Das ZEWO-Gütesiegel: Worauf Sie sich beim Spenden verlassen können.
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Aargau, Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, Basel-Land, Basel-Stadt, Bern, Freiburg, Genf, Glarus, Graubünden, Jura, Luzern, Neuenburg, Nidwalden, Obwalden, St. Gallen, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Tessin, Thurgau, Uri, Waadt, Wallis, Zug, Zürich. Die Spenden müssen belegt werden. Für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an Ihr kantonales Steueramt.
bauer aus Indien
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Bemerkungen
Ueli Locher, Direktor
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Seit Wochen verfolgen wir in den Medien die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Syrien. Die Bilder der Zivilbevölkerung, die zwischen den Fronten aufgerieben wird, schockieren. Verständlich, dass sich in Sicherheit bringt, wer kann. Flüchtlingsströme in die umliegenden Länder und die Überlastung der dortigen Infrastrukturen sind die Folge. Kann HEKS helfen? Noch bevor wir die Frage für uns selbst beantwortet hatten, erhielten wir schon erste Spenden für syrische Flüchtlinge. Gefragt waren rasche und verlässliche Abklärungen vor Ort. Denn Nothilfe leisten wir nur, wenn wir konkrete Projektanträge auf dem Tisch, eine fähige lokale Partnerorganisation und die Möglichkeit zum direkten Kontakt mit der notleidenden Bevölkerung haben. Für Syrien ist keine dieser Bedingungen erfüllt. Also konzentrierten wir uns auf die umliegenden Länder. Aus Libanon erhielten wir eine Lagebeurteilung aus den palästinensischen Lagern, wo täglich neue Flüchtlinge aus Syrien eintreffen. Absender war eine lokale Organisation, mit der wir während vieler Jahre Projekte in den Flüchtlingslagern für Palästinenser realisiert hatten. Unklar war, worin genau die Hilfe bestehen sollte und wie sie den neu eintreffenden Menschen zugutekommen sollte, ohne Spannungen mit den seit langem in den Camps Ansässigen zu verursachen. Offen war aber auch, welche andern Partner aus dem Netzwerk kirchlicher Hilfswerke (act alliance) ihre Unterstützung anboten. Für eine verbindliche Zusage von HEKS waren das zu viele offene Fragen. Wir baten um weitere Abklärungen. Aus der Türkei erreichte uns von der Anatolian Development Foundation, unserem langjährigen Partner in der Nothilfe und beim Wiederaufbau nach Naturkatastrophen, ein Bericht über die Lage in den eilig erstellten Camps entlang der türkisch-syrischen Grenze. Nachdem die türkische Regierung anfangs Hilfeleistungen von internationalen NGO kategorisch abgelehnt hatte, signalisierte unser Partner Ende September, eine Verteilung von Paketen mit Hygieneartikeln für den täglichen Gebrauch sollte möglich sein. Eine entsprechende Projektskizze mit einem provisorischen Budget folgte. Wir beschlossen, das Projekt gemeinsam mit Caritas Schweiz weiterzuverfolgen und lancierten einen Spendenaufruf. Aber wir machten zur Bedingung, dass unsere Mitarbeitenden einen Augenschein vor Ort nehmen konnten, bevor wir die definitive Zusage erteilten. Bei Niederschrift dieser Zeilen hat unser Spezialist bereits einen Augenschein vor Ort genommen. Er konnte gemeinsam mit Mitarbeitenden unserer Partnerorganisation Anatolian Development Foundation die türkischen Flüchtlingscamps an der Grenze zu Syrien besuchen. Die Projektplanung ist weit fortgeschritten. Heute, wenn Sie dieses Heft in Händen halten, wird eine Aktion für die Menschen in den türkischen Flüchtlingslagern hoffentlich bereits angelaufen sein. Und auch die Frage, ob wir in Libanon Unterstützung leisten, müsste inzwischen geklärt sein. Nothilfe kann in den Augen der Öffentlichkeit nie schnell genug erfolgen. Dennoch sollen die Mittel zielgerichtet und effizient eingesetzt werden. Es dürfen durch unsere Hilfe keine Konflikte zwischen ansässiger Bevölkerung und Flüchtlingen entstehen. Und es wird erwartet, dass wir als Hilfswerk flexibel auf Veränderungen reagieren. Wir stellen uns diesen vielfältigen Herausforderungen und danken Ihnen ganz herzlich für Ihre Unterstützung in dieser anspruchsvollen Arbeit.
Bitte hier falzen
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Soune – Wie eine Dorfgemeinschaft in Senegal Perspektiven schafft Trockene Böden, sintflutartige Überschwemmungen in der Regenzeit und zudem keine gesicherten Landtitel – das senegalesische Dorf Soune hatte mit vielen Problemen zu kämpfen. Doch sie wurden angepackt: Gemeinsam mit der HEKS-Partnerorganisation Enda-Pronat arbeiten die Bäuerinnen und Bauern von Soune heute daran, ihren Boden als Lebensgrundlage zu erhalten und darauf eine gesicherte Existenz aufzubauen. VON HANSPETER BIGLER (TEXT), CHRISTIAN BOBST (FOTOS)
I E H I T Z E I S T D R Ü C K E N D , die Sonne brennt auf die Köpfe der Männer und Frauen, die im Kreis sitzen. Auch der Wind, der die rote Erde durch die Luft wirbelt und das Atmen schwierig macht, bringt keine Erleichterung. Wer kann, sucht Schutz im Schatten eines Baumes. So auch Amadou Gueye. Der HEKS-Koordinator in Senegal sitzt zusammen mit einer Gruppe von Bäuerinnen und Bauern im Dorf Soune und bespricht mit ihnen die Fortschritte, die sie auf ihren Feldern in den letzten Wochen und Monaten gemacht haben. Es ist eine sogenannte Bauernschule. HEKS und die lokale Partnerorganisation EndaPronat begleiten einen regelmässigen Austausch zwischen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern aus 21 Dörfern des Distrikts Keur Moussa im Westen von Senegal. «Wir müssen die Fähigkeiten der Produzenten stärken, was die Anbautechnik und den Vertrieb angeht», sagt Gueye. «Dank all diesen Ausbildungen im Obstbau haben sie nun viel bessere Erträge, grössere Ernten und folglich mehr Geld.» Auf Initiative der Bauern haben HEKS und Enda-Pronat Schulungen in biologischer Landwirtschaft begonnen. Weil grosse Teile des Landes überdüngt und durch Pestizide beinahe zerstört waren, mussten neue Wege und nachhaltigere Methoden gefunden werden.
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Prekäre Besitzverhältnisse Eine wichtige Lebensgrundlage für kleinbäuerliche Gemeinschaften ist der gesicherte Zugang zu Land.
Gemeinsam schützt die Dorfgemeinschaft das Land vor Erosion.
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MAU RE TA N I E N
SENEGAL
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SENEGAL
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Wie in vielen Ländern besteht in Senegal eine Diskrepanz zwischen den gewohnheitsrechtlichen Besitzverhältnissen, die sich nach informellen Traditionen richten, wonach das Land von Generation zu Generation weitergegeben wird, und den formalen Rechtstiteln, über welche die wenigsten Kleinbauern tatsächlich verfügen. Amadou Gueye erklärt: «Von fünfzehn Personen konnte mir nur eine ihren Landtitel zeigen. Das ist ein echtes Problem, und die Bauern müssen dafür kämpfen, ihre Papiere zu erhalten.» Die meisten Menschen bewirtschaften mit ihren Familien seit Generationen Land, für das sie aber keine Papiere haben. So sind sie stets bedroht, von ihrem Land vertrieben zu werden, wenn Anspruch darauf erhoben wird. Momentan wird die Situation in der Region durch den Bau eines neuen Flughafens verschärft. Bäuerinnen und Bauern im Dorf Soune sind von Enteignung und Umsiedlung bedroht. Das Schicksal vieler Menschen ist noch nicht geklärt. HEKS und Enda-Pronat informieren und sensibilisieren die dörflichen Gemeinschaften und unterstützen sie
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GAMBIA
GUINEABISSAU
Die Bauern erhalten Informationen zur Anbau- und Bewässerungstechnik.
Senegal hat 12,8 Millionen Einwohner. Die Kontraste zwischen Arm und Reich, zwischen Stadtund Landregionen sind in Senegal enorm: Zwei Drittel der Bevölkerung leben
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unterhalb der Armutsgrenze und zwei Drittel der Familien arbeiten im Landwirtschaftssektor. Rund ein Drittel der Bevölkerung lebt mit weniger als 1.25 US-Dollar pro Tag.
5 dabei, bei den Behörden ihre Rechte einzufordern, in Entscheide einbezogen zu werden und offizielle Landtitel zu erhalten. Diese Schritte sind entscheidend für einen gesicherten Zugang der Bäuerinnen und Bauern zu ihrem Land. Den Boden wieder fruchtbar machen Ein weiteres Problem ist die fortschreitende Erosion des Bodens. Die Region ist extrem trocken, was durch den Klimawandel noch verstärkt wird. Nur während etwa dreier Monate fällt Regen, dann allerdings äusserst stark. Das Dorf Soune war regelmässig bedroht. «Früher lief in der Regenzeit alles Wasser ins Dorf», erklärt Salimata Coly, die Projektverantwortliche bei der HEKS-Partnerorganisation Enda-Pronat. «Das Dorf liegt in einer Senke. Das Wasser bedrohte die Häuser und nahm manchmal sogar ein Kind mit, das man flussabwärts suchen gehen musste. Das ist der Aspekt des Schutzes.» Aber es geht auch um die Wiedergewinnung von Land. «Das Problem war auch, dass der Boden unfruchtbar wurde», fährt Coly fort. «Denn wenn es
Frauen errichten Steinmauern und bewahren so den Boden vor Erosion.
regnet und keine Pflanzen die Erde zusammenhalten, nimmt das Regenwasser beim Abfliessen die oberste, fruchtbare Schicht mit. Die obersten zehn Zentimeter Erde sind viel fruchtbarer als der Boden darunter und somit sehr wichtig für die Landwirtschaft. Aber dank diesen Arbeiten bildet sich wieder fruchtbarer Boden, und die Vegetation kommt zurück.» Das Dorf Soune kämpft gemeinsam gegen die Bedrohung durch die Bodenerosion. Jede Woche arbeiten die Bäuerinnen und Bauern gemeinsam rund ums Dorf, bauen Schutzmauern, pflanzen Hecken oder graben Wassersammelbecken oder Abflusskanäle. Der Erfolg ist eindrücklich. So sagt Mor Pouye, einer der Bauern aus Soune: «Wenn es regnete, kam das Wasser manchmal in die Häuser. Seit wir diese Arbeiten machen, passiert das nicht mehr. Wir bestimmen, wohin das Wasser fliessen soll, und schichten Steinmauern auf, die das Wasser bei Regenfällen bremsen, damit es versickern kann und nicht die Erde wegschwemmt. Das Land ist jetzt stabil. Deshalb besitzen wir all diese Mango-
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bäume. Dank dem Erosionsschutz konnten wir sie bewahren.» Verbesserte Anbaumethoden bringen höhere Erträge Mor Pouye hilft nicht nur mit bei den Anti-Erosionsmassnahmen auf Gemeindeland. Er wendet auch auf seiner eigenen Parzelle alles an, was er in der Bauernschule und auf dem Gemeindeland lernt. «Die anderen halten mich wegen meiner Anbaumethoden für verrückt», erklärt Pouye mit einem Lachen. «Wenn sie mich auf dem Feld sehen, sagen sie, ich werde mich noch umbringen, denn das sei alles sinnlos. Aber sie täuschen sich, denn du siehst hier kein Feld wie meines.» Alle diese Pflanzen gedeihen nur dank erfolgreichen Anti-Erosionsmassnahmen und den gelernten Anbautechniken. Die Pflanzen werden mit natürlichen Methoden geschützt. So streut Mor Pouye beispielsweise Asche, um Termiten fernzuhalten, oder hängt Fallen mit pflanzlichen Lockstoffen an den Fruchtbäumen auf, um Schädlinge zu fangen.
Mor Pouye präsentiert stolz seine Mangobäume, die ihm ein zusätzliches Einkommen ermöglichen.
Zentrales Ziel des HEKS-Projekts ist es, die ländliche Bevölkerung zu befähigen, ihre Rechte, insbesondere in Bezug auf ihr Land, selbst wahrnehmen zu können. Das Land soll gegen die drohende Erosion geschützt und wieder fruchtbar gemacht werden. Die Bewirtschaftung soll dazu führen, dass die Menschen von den Erträgen selbstbestimmt leben können. Dazu muss auch die Vermarktung der Produkte gefördert werden. HEKS arbeitet seit den 1980er Jahren mit Enda-Pronat zusammen. Im Distrikt Keur Moussa werden die dörflichen Gemeinschaften seit 2007 in ihrem Kampf gegen die Bodenerosion unterstützt. Seit 2009 werden zudem Anbautechniken vermittelt und neue Vermarktungsmöglichkeiten gesucht. Heute profitieren etwa 34 000 Menschen in 21 Dörfern vom HEKS-Projekt. Für Mariam Sow, Leiterin der HEKS-Partnerorganisation Enda-Pronat, ist ein solches Projekt nur möglich, wenn es gemeinsame Werte und eine gemeinsame Vision von HEKS, Enda-Pronat und den lokalen Bauernorganisationen gibt. «Die grösste Gefahr für die Men-
7 schen ist, wenn sie ihre eigenen Werte aufgeben», sagt sie. Deshalb war es entscheidend, dass die Bevölkerung selbst ihre Probleme analysiert hat und zu den gleichen Schlüssen gekommen ist wie HEKS und Enda-Pronat. Dadurch war die Basis geschaffen, dass Entwicklung möglich wird. Starthilfen schaffen neue Perspektiven Das Projekt entwickelt sich auf Initiative der lokalen Bevölkerung laufend weiter. Vor zwei Jahren haben sich mehr als 130 Frauen aus sieben Dörfern, welche auf dem Gemeindeland an den Anti-Erosionsmassnahmen arbeiten, zu einer Spar- und Kreditgruppe zusammengeschlossen. Die Idee war, dass sie kleine Geldbeträge in einen Sammelfonds einzahlen. Daraus werden dann Starthilfen in Form eines Kleinkredits vergeben. Bereits 75 Frauen haben eine Starthilfe erhalten. Sie müssen lediglich einen Zins von 2,5 Prozent bezahlen, während bei kommerziellen Krediten 11 Prozent an der Tagesordnung sind. So profitieren die Frauen einerseits von der Verzinsung ihres ge-
Rokhaya Faye (rechts) verkauft die Mangos auf dem Markt an eine Händlerin.
sparten Geldes und können gleichzeitig zu günstigen Konditionen Kredite für eigene Geschäftsideen beziehen. HEKS und Enda-Pronat unterstützen die Frauen in administrativen Fragen und der Buchhaltung. So werden in jedem Dorf Frauen ausgebildet, welche dann die Spar- und Kreditgruppe betreuen. Das Angebot wird rege genutzt. So hat Rokhaya Faye, die Ehefrau von Mor Pouye, Palmblätter gekauft, die sie zu Schwämmen verarbeitet, sowie Kaffee, den sie in kleinen Portionen weiterverkauft. Dies ermöglicht ihr ein kleines Zusatzeinkommen. «Seit ich meinen Geschäften nachgehe, merke ich, dass es gut für mich ist», sagt sie. «Wenn es das nicht gäbe, müsste man sich Geld leihen von jemand anderem. Wenn dein Mann kein Geld hat, kannst du deinen Kindern nichts geben. Auch nicht, wenn sie dich bitten, ihnen Kleider zu kaufen.» Rokhaya Faye bringt ihre selbstgefertigten Produkte, aber auch Früchte und Gemüse auf den Markt zum Verkauf. Kleinere Mengen verkauft sie in der nächstgrösseren Stadt. Grössere Mengen
HEKS wirkt! Der 51-jährige Mor Pouye ist Bauer im Dorf Soune. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Auf seinen 0,5 Hektaren Land hat er auch Mango- und Zitronenbäume gepflanzt. Während der Regenzeit kommen Auberginen hinzu. Für den Eigengebrauch verfügen er, seine Frau Rokhaya und die vier Kinder zudem über Hibiskus, Minze sowie die Früchte des Baobab-Baumes und der Doum-Palme. Er wendet auf seiner eigenen Parzelle alles an, was er in der Bauernschule und auf dem Gemeindeland lernt. Er hat zum Beispiel gelernt, seine Mangobäume effizient zu bewässern: Pouye nimmt eine Pet-Flasche, schlitzt deren Boden auf, um Wasser hineinzugiessen, und sticht ein Loch in den Deckel, durch welchen die Tröpfchenbewässerung erfolgen wird. Dann steckt er die Flasche mit dem Deckel nach unten in den Boden. «Früher haben wir Wasser auf die Pflanzen gegossen. Das ist aber immer schnell verdunstet. Mit der Flasche bleibt das Wasser erhalten, und die Pflanze erhält so viel, wie sie braucht», erklärt er. Film ab! Schauen Sie hier in einem Kurzfilm, wie Mor Pouye seine Bäume bewässert: www.heks.ch/handeln
Wirken Sie mit! Helfen Sie mit einem Beitrag, die Armut weltweit zu reduzieren. Sie können Kleinbäuerinnen und Kleinbauern unterstützen, indem Sie für 240 Franken im Jahr eine Baumpatenschaft abschliessen. Bäume spielen in vielen Projekten eine zentrale Rolle: HEKS unterstützt ländliche Gemeinschaften darin, auch auf kargen Böden genügend Nahrungsmittel zur Selbstversorgung und zur Sicherung ihres Einkommens zu erwirtschaften. In Niger ist es der «Wunderbaum» Moringa, der Kleinbäuerinnen ein überlebenswichtiges Zusatzeinkommen sichert. Indigene Familien in Guatemala werden unterstützt, auf ihren Feldern neben Grundnahrungsmitteln auch Avocado- und Mangobäume anzupflanzen, und in Armenien begleitet HEKS verarmte Bauernfamilien beim Aufbau von Baumschulen für Aprikosen- und Pfirsichbäume. All dies sind Beispiele für Diversifizierungskomponenten in HEKS-Projekten: Der Aufwand und die Kosten sind gering, die Wirkung hingegen ist riesig. Weitere Informationen zur Baumpatenschaft finden sie unter www.heks.ch/handeln, einen Einzahlungsschein für die Baumpatenschaft auf der Rückseite dieses Magazins.
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bringt sie gemeinsam mit den anderen Bäuerinnen und Bauern aus Soune nach Dakar. Die Gemeinschaft als Schlüssel zum Erfolg Das Projekt spricht die Menschen offensichtlich erfolgreich an. Nicht nur in Soune, sondern auch in anderen Dörfern möchten sich immer mehr Bäuerinnen und Bauern beteiligen. Wichtig für HEKS und Enda-Pronat ist dabei, dass die Initiative jeweils aus der dörflichen Gemeinschaft kommt. Überhaupt zeigt sich, dass die Gemeinschaft der Schlüssel gegen die Armut ist. «Hier in Senegal spricht man nicht gerne über Armut», sagt Mariam Sow. «Viele Leute weigern sich zu sagen, sie seien arm. Sie sagen, dass derjenige arm ist, der niemanden mehr um sich hat.» In Senegal leben mehr als 50 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze. «Was die Leute interessiert, ist ihr täglicher Lebensunterhalt, ihr Frühstück, ihr Mittagessen, ihr Abendessen», ergänzt Amadou Gueye. «Wenn sie mit dem Verkauf ihrer Produkte Geld verdienen, denken sie als Erstes daran, wie sie sich ernähren kön-
Seit Rokhaya Faye eine Starthilfe von der lokalen Spar- und Kreditgruppe erhalten hat, kann sie einen Nebenverdienst mit selbstgefertigten Produkten aus Palmblättern erwirtschaften. Hier fertigt sie Schwämme an, die sie auf dem lokalen Markt verkauft.
nen.» Das tägliche Überleben steht im Zentrum des Alltags, auch im Dorf Soune. Entscheidend für die Zukunft ist, dass die Gemeinschaft Perspektiven sieht und in die Lage versetzt wird, die Entwicklung selbst zu tragen. «Wir sind auf halbem Weg», sagt Salimata Coly. «Es wurde viel erreicht. Die Gemeinschaft hat viel gelernt über den Kampf gegen die Bodenerosion und über landwirtschaftliche Fragen. Sie ist auch besser organisiert. Aber es gibt noch viel zu tun.» «Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sind der Motor einer nachhaltigen Entwicklung», ist Mariam Sow überzeugt. Aber Entwicklung geschieht nur, wenn die Menschen vom Sinn der Aktivitäten überzeugt sind. Oder wie Mor Pouye es ausdrückt: «Ich bin hingegangen und habe mir die Arbeiten angeschaut. Ich habe gesehen, dass es gute Arbeiten fürs Dorf sind. Deshalb bin ich stolz, sie zu tun.» Und er ist nicht mehr allein.
9 Sammelkampagne «Entwicklung ermöglichen» Materialien zur Kampagne In seiner Sammelkampagne 2012, «Entwicklung ermöglichen», stellt HEKS die ländliche Entwicklung von Kleinbauernfamilien in Senegal vor. Bauernfamilien sollen von ihrem Stück Land leben können. HEKS unterstützt sie dabei. Die HEKS-Sammlung dauert vom 3. bis 15. Dezember und wird begleitet durch einen Fernsehspot, Plakate und Prospekte. HEKS stellt Ihnen auf der Website Informationsmaterial zur Sammelkampagne zur Verfügung. Die Materialien zur Kampagne und das Dossier können heruntergeladen werden unter www.heks.ch/handeln. Oder bestellen Sie telefonisch unter 044 360 88 15. Der Film eektiven «Soune – Ein Dorf mit Perspektiven» oorfumitn Persp S DVD-Film, 32 Minuten, von Peter Indergand Ein D Ein eindrücklicher Dokumentarfilm über die Projektarbeit von HEKS in Senegal. Schauplatz ist das kleine Dorf Soune. Die beiden Protagonisten, Mor Pouye und seine Frau Rokhaya, erzählen aus n d m vo Ein Fil Indergan r Pete
ihrem Leben und darüber, welche Entwicklung die Unterstützung der HEKS-Partnerorganisation in ihrem Dorf in Gang gesetzt hat. Der Film zeigt den beispielhaften Weg der Bäuerinnen und Bauern in Soune, welche gemeinsam den Boden als Lebensgrundlage zu erhalten versuchen und darauf eine gesicherte Existenz aufbauen. Die Bilder aus dem Alltag des Dorfes und der Menschen verdeutlichen eindringlich, wie eine Gemeinschaft Perspektiven für die Zukunft schaffen kann. DVD-Video, 32 Minuten, zu bestellen unter info@heks.ch Kurzfilme zur HEKS-Arbeit in Senegal Sou ne DVD, 4x 2–3 Minuten, von Peter Indergand Vier Kurzfilme («Rokhaya geht zum Markt», «Erosionsschutz», «Mor arbeitet auf dem Feld», «Zusätzliches Einkommen») geben Einblick in den Alltag der Bewohner von Soune: Man begleitet Rokhaya auf den Markt und beim Wasserholen, Mor beim Pflegen und Giessen seiner Mangobäume und die Dorfbewohner bei der Feldarbeit. Die Kurzfilme sind ideal, um in relativ kurzer Zeit einen Eindruck unserer Projektarbeit in Senegal zu vermitteln. Kurzfilme zu bestellen unter info@heks.ch Ein Do
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Ein Pete Film vo r Ind n erga nd © HEK S 201
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Land für Landlose in Brasilien HEKS unterstützt im Cerrado, im Norden von Minas Gerais, landlose Bauernfamilien, damit sie Zugang zu Land erhalten und von der Landwirtschaft leben können. VON ANNELIES HEGNAUER (TEXT UND FOTOS)
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IE AGRARREFORM IN BRASILIEN
schreibt vor, dass Land eine soziale Funktion haben muss, das heisst, es muss den Menschen dienen und darf nicht «unproduktiv» bleiben. Ist es dies, so muss es gemäss Gesetz gegen Bezahlung enteignet und einem sozialen beziehungsweise produktiven Zweck zugeführt werden. Auf dieser gesetzlichen Grundlage arbeitet die HEKS-Partnerorganisation Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra (MST). Sie ortet Brachland, für das es sich zu kämpfen lohnt, und versucht mit allen verfügbaren Mitteln, bei der Regierung Druck zu erzeugen, damit diese das brachliegende Land enteignet und der marginalisierten Bevölkerung zur Nutzung überträgt. Die Mittel reichen von Gesprächen mit Regierungsvertretern, schriftlichen Anträgen, Medienarbeit bis hin zu Sitzstreiks vor Regierungsgebäuden. Nützt alles nichts, so besetzen Bauernfamilien das Land, das heisst, sie stellen Zelte auf und bewirtschaften das Brach-
land. Gibt die Regierung dem Druck nach und es kommt zu einer Landübertragung, werden die ehemaligen Landbesitzer entschädigt, sofern sie nachweisen können, dass sie rechtmässige Besitzer des Landes waren. Somit handelt es sich eigentlich nicht um eine Enteignung, sondern um einen zum Teil unfreiwilligen Verkauf an den Staat. Dieser Prozess der Übertragung ist meist langwierig und mühsam, denn freiwillig geben die Fazenderos, wie die Grossgrundbesitzer in Brasilien heissen, ihr Land nicht her. Nach Besetzung ensteht «Estrela Norte» Rund fünfzig Kilometer nördlich von Montes Claros, der Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais, hat die HEKS-Partnerorganisation MST im April 2003 Bauernfamilien darin unterstützt, 800 Hektaren Land zu besetzen («Acampamento»), es zu bebauen und bei der Regierung ihr Recht auf Landtitel einzufordern. Sieben Jahre später erhielten 31 Familien
endlich das lang ersehnte Nutzungsrecht, das «Acampamento» wurde zum «Assentamento» mit dem Namen «Estrela Norte». In einem weiteren Schritt hilft MST den Bäuerinnen und Bauern in Estrela Norte, die ihnen zustehenden Kredite zu beantragen. Die Regierung hat das Geld dafür bereits auf ein Konto übertragen, aus dem zinslose Darlehen oder Starthilfen beansprucht werden können. Zum Beispiel für den Bau eines Hauses, eine Wasserfassung, eine Wasserpumpe oder Tiere für die Zucht. Allerdings werden auch hier hohe Hürden und bürokratische Hindernisse eingebaut, welche den Zugang zu diesen Krediten erschweren, wenn nicht gar verunmöglichen. Die «Assentamentos» müssen sich als Firma mit einem sozialen Zweck einschreiben, um überhaupt Geld beantragen zu können. Die Bewilligung muss immer wieder erneuert werden. Und bei der Suche nach Ablehnungsgründen sind die Beamten sehr kreativ. So verlangten sie zum Beispiel vom «Assentamento»
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eine genügende Menge angebauten Maniok, um Zugang zum Kredit für eine Maniokmühle zu bekommen. Als die Kooperative diese gewünschte Menge erreicht hatte, musste sie nochmals begründen, warum sie die Mühle immer noch brauchte, und der Regierungsvertreter verlangte einen Businessplan für die Verwendung und die Rendite der Mühle. Von der Landwirtschaft leben Eine der Familien in Estrela Norte ist die Familie Sifra. Vater Sebastião Ribeiro ist 55 Jahre alt und in zweiter Ehe mit der Indigenen Jldete verheiratet. Sie hat den 14-jährigen Samuel und die 12-jährige Adelaine in die Ehe gebracht, der gemeinsame Sohn heisst Gabriel. Das bebaute Land der Familie Sifra umfasst drei Hektaren für Gemüse, Früchte und Getreide. Dazu besitzen sie weitere elf Hektaren für Tierhaltung. Sie bebauen es seit zwei Jahren. Die ersten beiden Kredite hat die Familie bereits erhalten und für die Wasserversorgung, den Häuserbau und die Anschaffung von Tieren verwendet. Das Geld für den Kauf eines Häckslers für das Zerkleinern von Zuckerrohr und Mais kam ebenfalls von diesem Kredit. Obwohl die Fruchtbäume und das Gemüse dank Wasserzugang bereits prächtig gedeihen, kann die Familie erst zur Hälfte von den Erträgen ihres Landes leben. Den Rest verdienen Sebastião und Jldete durch Arbeiten im Taglohn. Die Produktionsmenge ist noch zu klein und die
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11 Vermarktung steckt noch in den Kinderschuhen. Sebastião Ribeiros Ziel ist es, in zwei Jahren vom Ertrag seines Landes zu 100 Prozent leben zu können. Um dies zu erreichen, möchte er noch mehr Fruchtbäume anpflanzen, vor allem Mandarinen, die einen guten Preis erzielen. Auch wünscht er sich ein paar Milchkühe. Auf die Frage, inwiefern er von der HEKS-Partnerorganisation MST profitiert und was er gelernt habe, antwortete Sebastião: «MST ist für mich wie eine Familie, in der ich mich aufgehoben und unterstützt fühle. Ich habe enorm viel gelernt über die Produktion, aber auch im sozialen Bereich», sagt er. So verstehe er seine Ehe als Partnerschaft zwischen gleichwertigen Partnern, die ihr Leben in allen Belangen miteinander
Sebastião Ribeiro und seine Familie sind auf dem besten Weg, von der Landwirtschaft leben zu können.
teilen und einander unterstützen. «Ich bin überzeugt, dass wir unser Ziel, von der Landwirtschaft leben zu können, dank der Hilfe von HEKS in wenigen Jahren erreichen werden.» Jetzt fehlt nur noch, dass Sebastião Ribeiros seine Produktion erhöhen kann und ein letzter Stein im Mosaik: eine einkommensfördernde Vermarktung. Weitere Informationen zu den HEKS-Projekten in Brasilien finden Sie unter www.heks.ch/handeln
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«Hilfe schenken» heisst sinnvoll schenken! Unterstützen Sie die HEKS-Weihnachtsaktion «Hilfe schenken» und damit Begünstigte in unseren Projekten. Für ihre Liebsten gibt es eine schöne Urkunde, für die Hilfsbedürftigen das tatsächliche Geschenk.
Ein Zuchtschwein für Mirjam aus Brasilien Das Ökosystem des Cerrado, des Savannengebiets in Zentral-Brasilien, ist durch den fortschreitenden grossflächigen Anbau von Soja, Zucker und Eukalyptus sowie durch extensive Rinderzucht stark bedroht. Neben den Umweltproblemen haben sich auch die sozialen Probleme deutlich ver-
schärft: Familien, die seit Generationen auf ihrem Land leben, aber zum grossen Teil keine Landtitel besitzen, werden von Grossgrundbesitzern oder wegen Grossprojekten, wie etwa dem Bau von Staudämmen oder der Produktion von Holzkohle, Zellulose und Agrotreibstoffen, systematisch vertrieben. Kleinbauernfamilien und ethnische Minderheiten kämpfen um ihr soziales, wirtschaftli-
1. Sie schenken Hilfe und erhalten dafür eine Urkunde mit dem Zuchtschwein.
2. Durch Ihre Spende kann sich Mirjam aus Brasilien ein Zuchtschwein kaufen.
S für ein
Zuchtschwein
Im Namen von erhält eine arme Bauernfamilie in Kolumbien ein Zuchtschwein. Viele Bauern leben in Armut, weil das fruchtbare Land Grossgrundbesitzern gehört. Durch die Zucht und den Verkauf von Schweinen verbessert sich ihre Existenzsicherheit Schritt um Schritt.
www.hilfe-schenken.ch
ches und kulturelles Überleben. HEKS unterstützt sie in diesem Kampf mit verschiedenen Projekten. Im Brasilianischen Dorf Malhada Grande zum Beispiel, einer der 36 Gemeinden in der Associãçao Gulamba im Gebiet der Curutuba, haben Jugendliche die Möglichkeit, sich an Kursen in verschiedenen Themen weiterzubilden. Die 18-jährige Mirjam hat an einem solchen Kurs, der aus dem Stipendienfonds von HEKS bezahlt werden konnte, teilgenommen. Zum Schluss durfte jede Kursteilnehmerin und jeder Kursteilnehmer eine Starthilfe für ein Projekt beantragen. Mirjam wollte Schweine züchten. Dafür musste sie einen Businessplan einreichen und erhielt nach dessen Bewilligung das Geld für die Anfangsinvestition. Mirjam hat davon eine Muttersau für 350 Reais gekauft, die bis jetzt bereits 13 Junge geworfen hat, welche Mirjam für 60 Reais pro Tier verkaufen konnte. Da Mirjam in Montes Claros Agronomie studiert und deshalb oft weg ist, hat sie ihre beiden Geschwister für 30 Riais pro Jahr angestellt, um die Schweine zu versorgen. Eine gute Geschäftsfrau!
Foto: HEKS/Pieder Casura
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Eine Nähmaschine für Valmeera aus Bangladesch Es war ein grosser Tag für die 20jährige Valmeera, als sie ihre erste Tretnähmaschine erhielt. Valmeera wohnte in einem Schulheim. Von dort aus besuchte sie die siebte bis zehnte Klasse der öffentlichen Schule. Ihre Eltern sind beide Analphabeten. Sie werden verachtet, weil sie der Latri-
nenreiniger-Kaste angehören. Latrinenreiniger und Strassenkehrer gelten in Bangladesch als «unberührbar», werden verstossen und diskriminiert und sind sowohl sozial wie ökonomisch stark benachteiligt: Armut, Analphabetismus, Arbeitslosigkeit, Hunger und Unterernährung gehören zu ihrem Alltag. Deshalb unterstützt HEKS dort junge, alleinstehende und verwitwete Frauen mit der
Fotos: HEKS/Annelies Hegnauer
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3. Das Zuchtschwein bringt Mirjam einen sichtbaren Mehrwert.
Vergabe von Tretnähmaschinen. Nach der zehnten Klasse ermöglichte ein Stipendium Valmeera während zweier Jahre die Ausbildung zur Schneiderin. Wohnen durfte sie weiterhin im Schulheim. Jetzt ist sie zurück bei ihren Eltern in der Siedlung der Latrinenreiniger. Doch hat sie im Dorfzentrum die Werbetrommel gerührt und sich als ausgebildete und selbständig arbeitende Schneiderin angepriesen. Bald bekam sie Aufträge für Hosen, Hemden, Blusen, Unterröcke. Valmeera, die Kleinunternehmerin! Ein sozialer und wirtschaftlicher Aufstieg, der Aufsehen erregt, Nachahmerinnen ermutigt und soziale Widerstände langsam aufweicht. «Die Nähmaschine verändert mein Leben, bringt mir Achtung und ein sicheres Einkommen», sagt Valmeera.
Und so funktioniert «Hilfe schenken»: Sie wählen eines der Geschenke aus und erhalten dann per Post die stilvolle Urkunde zum ausgewählten Artikel als Geschenk für Ihre Liebsten. Ihre Spende geht je nach Geschenk in einen von sieben Fonds mit fest definiertem Verwendungszweck. Jedes Geschenk ist einem Fonds zugeordnet. So haben Sie volle Transparenz über die Verwendung des Geldes, und uns ist es möglich, schnell dort zu helfen, wo es am nötigsten ist. Wenn Sie beispielsweise eine Nähmaschine verschenken, so kommt Ihr Geld vollständig in den Fonds zur Entwicklung ländlicher Gemeinschaften. Ihre Spende erreicht hilfsbedürftige Menschen dann entweder tatsächlich als Nähmaschine oder in Form einer anderen von HEKS unterstützten Starthilfe für die gleiche Zielgruppe. Weitere Geschenkideen: Bestellen Sie den neuen Geschenkkatalog unter der Hotline 044 360 88 99 oder bestellen sie direkt online unter: www.hilfe-schenken.ch
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Aktive Eltern – starke Kinder Eltern möchten ihre Kinder möglichst gut auf Kindergarten und Schule vorbereiten. Doch wie können sie ihre Kleinen altersgerecht fördern? Das HEKS-Elternbildungsprojekt Edulina, das in mehreren Sprachen angeboten wird, unterstützt mithilfe von interkulturellen Vermittlerinnen und Vermittlern Familien mit Migrationshintergrund bei Erziehungsfragen. VON KARIN MÜLLER (TEXT), RUEDI LÜSCHER (FOTOS)
C H T J U N G E F R A U E N und ein Mann sitzen im Halbkreis des Voltaschulhauses in Basel. Ihre Kinder spielen im Raum nebenan mit Betreuerinnen «Verkäuferlis». Die Eltern nehmen an einem Familienworkshop von «Edulina» teil. An sechs Samstagen kommen sie während dreier Stunden zusammen. Die Kurssprache ist Türkisch. Junge Väter und Mütter sind unerfahren bezüglich der Entwicklung
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ihrer Kinder. Sie vergleichen mit anderen und machen sich Sorgen, wenn die Tochter weniger redet oder der Sohn immer noch krabbelt, während die Gleichaltrigen in der Spielgruppe bereits laufen. Bei Eltern mit Migrationshintergrund kommt dazu, dass sie oft nicht wissen, wo sie sich Rat holen können. Angebote wie zum Beispiel die Mütter- und Väterberatung kennen sie nicht, oder sie kämpfen mit Verständigungsproblemen. Hier setzt
«Edulina» an und berät in mehrteiligen Kursen fremdsprachige Eltern aus Basel-Stadt und Baselland in ihrer Muttersprache bei Fragen zur Förderung und Entwicklung ihrer Kinder. Die interkulturellen Vermittlerinnen und Erwachsenenbildnerinnen, die diesen Kurs leiten, haben den gleichen kulturellen Hintergrund wie die Kursteilnehmenden. Wie die türkische Sozialpädagogin Fahriye Usta. Unter ihrer Anlei-
Die Sozialpädagogin Fahriye Usta (mittleres Bild) leitete den Workshop für türkischsprachige MigrantInnen zum Thema «Die soziale und emoti o
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tung lockern sich im Voltaschulhaus alle bei einem Bewegungsspiel auf. In der ersten Kurseinheit beschäftigt sie sich mit der sozialen und emotionalen Entwicklung von Kindern im Vorschulalter. Bevor Fahriye Usta mit ihrem Kurzreferat beginnt, müssen sich die Eltern überlegen, was sie glauben in der Erziehung ihrer Kinder gut zu machen. «Wir wollen mit dem Positiven starten», erklärt Olcay Senel, die den Kurs zusammen mit Hayat Mısırlıog˘lu leitet. Die Eltern sollen gestärkt nach Hause gehen, im Wissen, dass sie vieles richtig machen. Erfahrungen austauschen Die Leiterinnen legen viel Wert auf eine entspannte Atmosphäre. Es herrscht eine herzliche Stimmung. «Zuhören», «Vertrauen geben»,
oti onale Entwicklung des Kindes».
«Fragen beantworten» – die Anwesenden diskutieren ihre Erziehungsschwerpunkte. Der Erfahrungsaustausch steht im Zentrum. «Wir wollen den Eltern zeigen, dass alle Kinder verschieden sind, und jedes seine Stärken hat», sagt Hayat Mısırlıog˘ lu. Selime Atici und ihr Mann Oguz haben einen zweijährigen Sohn. Die Schwester habe ihr den Kurs empfohlen, sagt die junge Mutter. Hier erfahren sie, dass andere Mütter und Väter Ähnliches erleben wie sie selber, und sie erhalten nützliche Tipps. «Es war beruhigend, zu hören, dass selbst Albert Einstein erst sehr spät anfing zu sprechen», lacht Selime. Kader Aksoy ist Mutter einer fünfjährigen Tochter. Ihr ist es wichtig, dass ihr Kind sich bewegt und andere Kulturen kennen lernt. Sie
WEST SCHW FAC INTER E KULT HTAGUN IZER UREL G LE E einen rkenntni UND ÜBE S VERMIT sse a RSET TELN wirks u ZEN sP am 1. Feb en Einsa raxis und tz ru Fo Organ isiert ar 2013 im in der Int rschung v für e o S grati n c hlos Zusa der o Basel- mmenarb HEKS-Reg s Ebenrain nsförder ung eit m , Sissa ionals Lands it d tell ch ch Für w aft und de em Amt fü e beider B r e a r HEKS -Regio itere Ausk HEKS-Reg Volksschu sel in ün ion len nalste lle be fte kontak alstelle A G/SO ider B tieren Pos . a Tel. 0 61 36 tfach, 400 sel, Pfeffin Sie: 7 94 2 g e B r as str. 41 , E-Ma 00, Fax 06 el il bas el@he 1 367 94 05, ks.ch
schickt das Mädchen in eine Spielgruppe und nimmt es mit zum Schwimmen. Der Kurs bestätigt sie darin, «dass wir, gleich wie den Erwachsenen, auch den Kleinen mit Respekt begegnen sollten». Beziehungsnetz nutzen Kursleiterin Olcay Senel lebt seit 23 Jahren in Basel und unterrichtet Türkisch beim Schul-, Integrations- und
Elternbildungsprogramm AKEP der HEKS-Regionalstelle Basel. Es unterstützt Familien aus der Türkei. Aus dem AKEP-Programm «Aktive Eltern – starke Kinder» entwickelte HEKS «Edulina» und weitete es 2011 auf weitere Sprachgruppen aus. Die Kurse gibt es mittlerweile auch auf Albanisch, Tamilisch, Portugiesisch, Spanisch und Deutsch. Im letzten Jahr fanden 11 Workshops statt, an denen 112 Eltern mit 129 Kindern teilnahmen. Als langjährige AKEP-Lehrerin kennt Olcay Senel viele junge Eltern mit türkischen Wurzeln und erzählt ihnen von den «Edulina»-Kursen. Manchmal spreche sie die Familien zudem im Park an, sagt sie. Im Voltaschulhaus steht nach der Pause ein Rollenspiel an, das für Heiterkeit sorgt: Die Hälfte der Kursteilnehmenden übernimmt den Part ihrer Kinder, die um ein Spielzeug streiten. Die anderen versuchen als Eltern die Auseinandersetzung zu schlichten. Im anschliessenden Gespräch zeigt sich, dass Eltern bei Konflikten nicht zu früh eingreifen sollten, um den Kindern Gelegenheit zu geben, selber eine Lösung zu finden. Währenddessen vergnügen sich die rund zehn Kinder friedlich unter der Aufsicht von Eylem Soner. Sie unterrichtet ebenfalls bei AKEP. Bei «Edulina» ist sie als Kinderbetreuerin engagiert. Ihre sechsjährige Tochter bringt sie jeweils mit. «Unsere Landsleute in der Schweiz und auch unsere eigenen Kinder brauchen Unterstützung», meint Eylem Soner. Sie, Hayat Mısırlıog˘lu und Olcay Senel halfen als Mentorinnen, «Edulina» als Pilotprojekt vor vier Jahren aufzubauen: «Seither haben wir die Entwicklung einiger Kinder, die mit ihren Müttern und Vätern bei uns waren, begleitet, ihre Fortschritte beobachtet und uns über ihre Erfolge gefreut.» Zum Schluss erhalten die Eltern von Fahriye Usta noch eine «Hausaufgabe». Sie sollen ihren Kindern die Verantwortung für ein altersgerechtes «Ämtli» übergeben, zum Beispiel Wäsche aufhängen oder Schuhe putzen, und nächstes Mal darüber berichten, wie es geklappt hat. Weitere Informationen zu den HEKSProjekten im Bereich der interkulturellen Vermittlung und Übersetzung finden Sie unter www.heks.ch/handeln
«Das Beste aus beiden Welten kombinieren» In verschiedenen Integrationsprojekten von HEKS für Migrantinnen und Migranten kommen gut ausgebildete interkulturelle VermittlerInnen zum Einsatz. Das Projekt «MEL – Migrantinnen in der Elternarbeit und Erwachsenenbildung» der HEKS-Regionalstelle beider Basel bietet anerkannte Ausbildungslehrgänge für interkulturelles Übersetzen und Vermitteln an. Frank Egle ist Leiter des Projekts Edulina und Ausbildner bei den MEL-Lehrgängen. MIT FRANK EGLE GESPROCHEN HAT BETTINA FILACANAVO
Frank Egle, das Projekt Edulina ist ein Beispiel, das zeigt, wie interkulturelle VermittlerInnen in der Integrationsarbeit weiterhelfen können. Wo kommen sie sonst noch zum Einsatz? Zum Beispiel in Projekten der Gesundheitsförderung, wie zum Beispiel im HEKS-Projekt Vitalina, wo es darum geht, fremdsprachige Eltern für Fragen der gesunden Ernährung zu sensibilisieren. Auch Fachstellen im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich arbeiten mit interkulturellen VermittlerInnen. Ihre Arbeit in der Erwachsenenbildung und Projektarbeit ist wichtig für die soziale Integration von MigrantInnen in der Schweiz – beispielsweise bei der Umsetzung von Integrationskonzepten des Bundes, der Kantone oder Gemeinden. Was machen interkulturelle VermittlerInnen? Interkulturelle VermittlerInnen führen zum Beispiel für Eltern aus ihrem Kulturkreis Workshops durch, häufig zu Gesundheits- oder Bildungsthemen. Sie leiten Elterngruppen und beraten Fachleute, die ein neues Integrationsprojekt lancieren wollen. Einige der von MEL ausgebildeten interkulturellen VermittlerInnen haben auch eigene Projekte aufgebaut wie zum Beispiel ein Nähatelier für Frauen unterschiedlicher Nationalitäten.
Warum braucht es interkulturelle VermittlerInnen? Bei der Arbeit der interkulturellen VermittlerInnen geht es immer darum, Wissen und Kenntnisse aus der individuellen Lebenswelt in die gegenwärtige Situation zu übertragen. Traditionen und Werthaltungen aus anderen Kultursystemen, die während des Sozialisationsprozesses erworben wurden, müssen immer wieder auf ihre Gültigkeit im aktuellen Kontext, hier in der Schweiz, hinterfragt werden. Interkulturelle VermittlerInnen helfen in Workshops, in Kursen oder in Informationsveranstaltungen dabei, diesen Vergleich zu ziehen. Zwischen dem, was Eltern zum Beispiel über Erziehung gelernt und verinnerlicht haben, und dem, was in der aktuellen Situation von ihnen gefordert wird. Somit schaffen interkulturelle VermittlerInnen auch den Raum, Neues zu lernen und auszuprobieren, und die Eltern sollen so das Beste aus beiden Welten kombinieren. Wer kann sich zur interkulturellen Vermittlerin oder zum Vermittler ausbilden lassen? Die Voraussetzung zur Teilnahme an der Ausbildung interkulturelles Vermitteln ist eine Ausbildung im Bereich interkulturelles Übersetzen. Weiter ist es von Vorteil, wenn die TeilnehmerInnen schon mit bestehenden Projekten oder Institutionen vernetzt sind, die im Bereich der interkulturellen Vermittlung tätig sind. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die TeilnehmerInnen nach der Ausbildung ihr Wissen auch in der Praxis anwenden können.
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Das können Sie tun: Unterstützen Sie die kirchliche Jugendarbeit in Tschechien VON MONIKA ZWIMPFER
Die Lagerteilnehmerin Bára und ihre Begleiterin Dora.
Foto: HEKS/EKBB
beliebt sind, hat die EKBB im vergangenen Jahr vier Sommerlager an verschiedenen Orten durchgeführt. HEKS unterstützt sie bei der Organisation und Ausbildung von Betreuenden und Freiwilligen. Ein wichtiger Anlass im Jahreskalender der EKBB sind auch die Jugendtage, die jeweils bis zu 600 Jugendliche und junge Erwachsene aus dem ganzen Land anlocken.
Normalerweise läuft nicht viel im 200-Seelen-Dorf Belec in der Böhmisch-Mährischen Höhe. Ein paar Vereine halten das Dorfleben wach; im Frühjahr wird der Karneval, im Herbst die Jagd zelebriert. Im Sommer aber füllt sich das Dorf mit einer besonderen Schar von Gästen: Es sind behinderte Kinder und Jungendliche mit ihren Familien, die sich im Ferienzentrum der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) zum Sommerlager treffen. Dieser reformierten Minderheitskirche gehören in Tschechien rund 100 000 Mitglieder an. Unser Königreich Belec Die meisten Familien haben keine andere Gelegenheit, gemeinsam Ferien
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Für 360 Franken im Jahr: Eine Patenschaft für Kinder und Jugendliche in Tschechien In Tschechien unterstützt HEKS die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in ihrer engagierten und beliebten Jugendarbeit, damit die Minderheits-
zu machen. Einerseits, weil die nötigen Einrichtungen fehlen, andererseits, weil sie es sich nicht leisten können. Eine Lagerteilnehmerin, die schon mehrmals nach Belec gekommen ist und sich jedes Jahr riesig darauf freut, ist Bára: «Vieles ist auch dieses Jahr wie immer: das Leitungsteam, das gute Essen und das tolle und abwechslungsreiche Programm mit Spass, Spielen und Theater. Zum Beispiel die Geschichte, wie Aneta, die reizende Tochter von König Kalus I., entführt wurde. Das Lagergelände war für uns das Königreich Belec. Und so halfen wir Untertanen dem König, seine Tochter zu suchen.» Weil die Lager für Familien mit behinderten Angehörigen äusserst
kirche auch künftig lebendig bleibt und ihre protestantisch-evangelischen Werte an die Gesellschaft weitergeben kann. Die Lager und Anlässe für Kinder und Jugendliche sind weitgehend selbsttragend. HEKS unterstützt die EKBB bei der Organisation
Werte, die bleiben Ein weiteres Sommerlager mit sechzig Teilnehmenden fand in Strmilov statt. Fünf Jugendliche waren aus der Ukraine angereist. Sie stammen aus einem Dorf, das von böhmischen Emigranten gegründet wurde und auch eine kleine Gemeinde der EKBB hat. Sie nahmen den 1500 Kilometer langen Weg auf sich, um hier mit tschechischen Jugendlichen zusammenzukommen und wieder einmal tschechisch zu sprechen. Einer von ihnen ist Dima Sverdlov: «Ich studiere und arbeite nebenbei auf der Baustelle. Das ist nicht einfach. Ich bin sehr froh, dass ich hierher kommen durfte, um auszuruhen und Spass zu haben, tschechische Jugendliche zu treffen und zu sehen, wie die Menschen hier leben. Dieses Jugendcamp ist das Beste, was ich kenne. Es hat zwar nur sieben Tage gedauert, doch ich kann mich noch jahrelang darüber freuen.»
sowie der Ausbildung von Jugendlichen zu Leiterinnen und Leitern. Als Patin oder Pate ermöglichen Sie Kindern und Jugendlichen ein paar unbeschwerte Tage und fördern eine junge und aktive evangelische Kirche in Tschechien. Herzlichen Dank!
Weitere Auskunft erteilt Ihnen gerne: Susanne Loosli, Tel. direkt 044 360 88 09, E-Mail Patenschaft@heks.ch. Den Anmeldetalon finden Sie auf der Rückseite dieser Ausgabe.
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Pilze und Politik – Wie Frauen i In der Region Padang, auf der indonesischen Insel Sumatra, hat sich HEKS nach dem Erdbeben im Jahr 2009 im wirtschaftlichen Wiederaufbau engagiert und Kooperativen gegründet, über die Frauen Kleinkredite beziehen können. Viele der Frauen erzielen aus den Projekten, die die Kredite ermöglichten, nun erstmals ein eigenes Einkommen, mit dem sie zum Beispiel die Ausbildung der Kinder finanzieren. VON ANNA SCHELNBERGER (TEXT UND FOTOS)
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Ermisah (hier mit Pilzsporen im Glas) und Ismael (rechts, mit ihren Kindern) können nicht genug Pilze produzieren, um die Nachfrage zu befriedigen. Die Pilze sind sehr beliebt und verkaufen sich gut.
IE BEIDEN FRAUEN ISMAEL UND ERMISAH
wohnen im Dorf Gunung Sarik. In diesem Dorf, sowie in fünf weiteren Dörfern im Westen Sumatras, leistet HEKS zusammen mit seiner lokalen Partnerorganisation LP2M Wiederaufbau. Im Rahmen dieses Projektes erhalten zum Beispiel die ärmsten Frauen unter den Bewohnerinnen ein Startkapital, das ihnen den Aufbau eines Heimunternehmens erlaubt. Sie können sich in Bereichen wie etwa Tierzucht, Handel oder Buchhaltung weiterbilden und lernen, wie sie zu Kleinunternehmerinnen werden. Ismael und Ermisah züchten Pilze. Sie haben im Rahmen des HEKS-Projektes eine Fortbildung zur Pilzzucht besucht, so dass sie nun alle Arbeitschritte, bis auf die Herstellung der Sporen, selber und lokal ausführen können. Ermisah lebt mir ihrem Mann und den drei Kindern im Haus der Eltern. Vor dem Erdbeben war sie Hausfrau und hatte kein eigenes Einkommen. Ihr Mann ist ein angesehener traditioneller Heiler und Homöopath. Nach dem Erdbeben nahm sie zunächsten einen Kredit über 500 000 Rupien (rund
50 Schweizerfranken) auf. Aktuell zahlt sie ihren zweiten Kredit in Höhe von 3 Millionen Rupien zurück. Sie hat ihre Raten immer pünktlich bezahlt. Zurzeit steckt sie alle ihre Einkünfte aus dem Pilzverkauf in das Geschäft mit dem Ziel, das ganze Jahr über Pilze produzieren zu können. Langfristig möchte sie aus dem Haus der Eltern ausziehen und ein eigenes Haus bauen. Katastrophenvorsorge für Gross und Klein Obwohl das Erdbeben jetzt schon drei Jahre zurückliegt, haben Ermishas Kinder immer noch Angst. Draussen spielen sie nur in der Nähe des Hauses, in Sichtweite, so dass sie möglichst schnell zu den Eltern zurücklaufen könnten. Damit die Menschen im Dorf wissen, wie sie sich im Falle eines zukünfigen Erdbebens verhalten müssen, hat HEKS mit der lokalen Partnerorganisation LP2M Bevölkerungskomitees zur Katastrophenvorsorge gegründet. LP2M hat gemeinsam mit diesen Komitees einen sicheren Platz im Ort für Evakuierungen ausgemacht: eine freie Fläche, die nicht von Erdrutschen oder Überflutungen betroffen ist, und auf der
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n Padang selbständig werden keine Bäume oder Gebäude stehen. Ausserdem haben die Komitees Evakuierungsübungen veranstaltet; dies auch in Schulen, um die Kinder ebenfalls zu erreichen. Ermisah sagt, dass sie jetzt wisse, wie sie sich im Falle eines Erdbebens verhalten müsse und dass sie sich deswegen deutlich sicherer fühle. Politisches Engagement von Ermisah Doch die Selbständigkeit als Pilzproduzentin hat noch einen anderen Vorteil. Im Gegensatz zu den Männern, die oft abhängig beschäftigt sind, sind die Frauen mit ihren eigenen Geschäften unabhängig. Bei Ermisah führte dies zu einem politischen Engagement: Vor einiger Zeit hat sie eine Unterschriftenaktion gestartet, um den Zementabbau in der Region einzuschränken, da durch diesen viel Erde in die Flüsse gerät und es verstärkt zu Überschwemmungen kommt. An der Aktion haben sich vierzig Frauen beteiligt. Bisher hat die Aktion zwar noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht, aber sie hat zu viel Aufmerksamkeit geführt. Vor einigen Jahren noch wäre es undenkbar gewesen, dass Frauen so öffentlich auftreten. Den Kindern Ausbildung ermöglichen Auch Ismael züchtet Pilze. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder. Ihr Haus wurde während des Erdbebens zum Teil zerstört. Mithilfe des HEKS-Projektes und Geldern aus einem staatlichen Fonds konnte sie die Küche wiederaufbauen, Risse im Mauerwerk reparieren und ein Badezimmer mit Toilette bauen. Ismaels Ehemann arbeitet auf den Reisfeldern der Familie, während sie Pilze züchtet und sich um die Hühner und eine Kuh kümmert. Den ersten Kredit
nahm sie auf, um Reissetzlinge zu kaufen, den späteren Kredit hat sie dann zum Ausbau der Pilzproduktion verwendet. Ihre 14-jährigen Zwillingstöchter Renat und Reni möchten auf jeden Fall weiter zur Schule gehen und Medizin studieren. Ihr Sohn möchte Polizist werden. Nach der kostenlosen Grundschule wird die Schul- und Universitätsausbildung der Kinder teuer, es wollen Aufnahmegebühren und Schulgelder bezahlt werden, Bücher müssen angeschafft werden. Ismaels Kinder können ihre Träume auch deswegen verwirklichen, weil ihre Mutter nun das zusätzliche stabile Einkommen aus der Pilzzucht hat.
INDONESIEN
M A L AYS I A
Padang
INDONESIEN
JAKARTA
10 Fragen an Ravindra Sidamma, Öko-Kleinbauer 4
Wo leben Sie? Im Dorf Chinnarasupally in einem kleinen Haus mit zwei Zimmern mit meiner Frau Ramadevi und den Kindern. Ich habe einen drei Jahre alten Sohn und eine sechs Monate alte Tochter. Meine beiden Brüder leben auf dem gleichen Grundstück direkt neben mir.
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Was haben Sie gestern gegessen? Zum Frühstück hatte ich Fingerhirsebrei und Kartoffeln. Zu Mittag gab es Reis mit Quark und zum Abendessen nochmals Reis mit Okra.
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Ravindra Sidamma ist 29 Jahre alt und lebt im Dorf Chinnarasupally im Bundesstaat Andhra Pradesh in Indien. Er verdient seinen Lebensunterhalt als Kleinbauer. Von der HEKS-Partnerorganisation DROPS wurde er zum «youth leader» ausgebildet. In dieser Funktion besucht er Dörfer in seiner Umgebung und unterrichtet die Kleinbauernfamilien darin, wie sie ökologische Alternativen zu den teuren und schädlichen chemischen Pestiziden herstellen können.
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Was ist Ihr Beruf? Ich bin Kleinbauer und betreibe ökologische Landwirtschaft. Das bedeutet, ich verzichte auf Hybridsaatgut und chemischen Dünger. Ich setze ausschliesslich traditionelles Saatgut ein, welches ich vom Saatgut-Zentrum beziehe, das in unserem Dorf dank HEKS eingerichtet wurde. Dünger mache ich aus getrockneten Blättern und Samen des Neam-Baumes oder aus einem Gemisch aus Kuh-Urin, Kuh-Dung und Milch. Das ist althergebrachtes Wissen, das wir wieder beleben, damit es nicht vergessen geht.
2 Was beschäftigt Sie derzeit am meisten? Ich hoffe, dass es bald regnet. Die Regenzeit steht vor der Tür, aber noch ist kaum Regen gefallen. Ich habe 1,5 Hektaren Land und kann
dort erst etwas aussäen, wenn der Regen einsetzt. Sobald es regnet, werden wir auf den Feldern für fünf Monate alle Hände voll zu tun haben. Jetzt können wir nur sitzen und abwarten.
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Welche Beziehung haben Sie zu HEKS? Die Organisation DROPS kam schon in unser Dorf, als ich ein kleiner Junge war. Als DROPS dann von HEKS unterstützt wurde, wurde die ökologische Landwirtschaft zu einem ihrer Schwerpunkte und sie begannen, Schulungen im Dorf durchzuführen. Das weckte meine Aufmerksamkeit, und ich wollte mitmachen. Also wurde ich ins Jugendprogramm aufgenommen und zum «youth leader» im Bereich der organischen Düngerherstellung ausgebildet.
Was macht Sie glücklich? Dass ich meinen Reis auf organische Weise anbauen kann.
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Was macht Ihnen Angst? Mein Sohn hatte eine Niereninfektion. Er musste ins Spital und operiert werden. Ich hoffe, es geht ihm bald besser.
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Was bringt Sie zum Lachen? Vor ein paar Jahren habe ich mit Yoga begonnen. Seither versuche ich immer zu lächeln. Ein Lächeln im Gesicht hilft, gegen die vielen Schwierigkeiten im Leben anzukommen.
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Können Sie uns von einem schönen Moment erzählen, den Sie erlebt haben? Einmal versammelte sich meine ganze Grossfamilie hier im Dorf und wir assen alle gemeinsam. Viele habe ich seit Jahren nicht gesehen.
10 Welches ist Ihr grösster Traum? Als Kind bewunderte ich die Felder meiner Grosseltern – sie hatten viel Land, und das Gemüse und Getreide wuchs wunderschön. Dann wurde das Land immer mehr unter den Söhnen und uns Enkeln aufgeteilt und zerstückelt, und auch der Boden wurde immer schlechter und ausgelaugter. Mein Traum ist es, das Land einmal wieder so wie meine Grosseltern bewirtschaften zu können.
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Foto: HEKS/Karin Desmarowitz
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Foto: Keystone/Abir Abdullah
Bangladesch: Frauen putzen den Boden des Bahnhofs Kamlapur in der Hauptstadt Dhaka.
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In der Hauptstadt von Bangladesch arbeiten im formellen wie im informellen Sektor Tausende von Frauen. Sie mussten ihre Dörfer verlassen in der Hoffnung, in der Hauptstadt Arbeit zu finden. Viele von ihnen gehören der untersten Kaste der Latrinenund Strassenreiniger an. Häufig werden sie diskriminiert und ausgebeutet. Die Unterstützung von HEKS in Bangladesch richtet sich an soziale, ethnische und religiöse Minderheiten, die es in diesem Land besonders schwer haben. Ziel der Projekte ist die Ernährungssicherung und Verbesserung des Einkommens einerseits und die Förderung von Bildung und Kompetenzen der armen Menschen andererseits. Dies zeigt z.B. die Geschichte von Valmeera auf Seite 13. Weitere Informationen zu den HEKS-Projekten in Bangladesch finden Sie unter www.heks.ch/handeln
HEKS-Flüchtlingsdienst zur personell grössten Abteilung anwachsen. Später – in den neunziger Jahren – wurde das Inlandmandat auf sozial Benachteiligte ausgeweitet.
VON BETTINA FILACANAVO
Die HEKS-Regionalstelle beider Basel gibt es seit dreissig Jahren. Vor wenigen Tagen feierte sie diesen Geburtstag mit rund 300 geladenen Gästen im Stadt-Casino Basel. Als ihr Leiter, Christian Plüss, damals 25-jährig, am 15. Februar 1980 bei HEKS in Basel begann, gab es die Regionalstelle in dieser Form noch nicht. HEKS war im Inland ausschliesslich in der Flüchtlingsarbeit tätig. Es galt Flüchtlinge zu begleiten, die in der Folge des Vietnamkriegs in der Schweiz aufgenommen worden waren. In der Schweiz fand 1980 auch erstmals der «Tag des Flüchtlings» statt. Anhaltende Flüchtlingszuwanderungen liessen den
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Foto: HEKS Frank Egle
HEKS-Regionalstelle beider Basel Ein Jubiläum und ein Preis
Christian Plüss (li), Leiter der Regionalstelle beider Basel, und Michel Meier, Leiter der Beratungsstelle für Asylsuchende beider Basel.
IMPRESSUM Nr. 318, 4/Dezember 2012 handeln. Das Magazin des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Schweiz. Erscheint 4-mal jährlich. Auflage 52 000 Redaktionsleitung: Susanne Stahel Redaktion: Bettina Filacanavo Bildredaktion: Ruedi Lüscher Korrektorat: www.korr.ch Gestaltung: Herzog Design, Zürich Druck: Kyburz AG, Dielsdorf Papier: LEIPA ultraLux silk /Recycled /FSC Material Abonnement: Fr. 10.–/Jahr, wird jährlich einmal von Ihrer Spende abgezogen Adresse: HEKS, Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich, Telefon 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01, E-Mail info@heks.ch, Internet www.heks.ch bzw. www.eper.ch HEKS-Spendenkonto: Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz, PC 80-1115-1
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25. Osteuropa-Tag am Samstag, 19. Januar 2013, im Kirchgemeindehaus Schwamendingen, Zürich. Mit Lajos Hegedüs (Arzt, Koordinator der Stiftung Diakonia in Rumänien und früherer Vize-Gouverneur in Cluj), François Höpflinger (Soziologe und Experte für Altersund Generationenfragen) und Gästen aus Osteuropa
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Kein anderer Kontinent der Welt ist so stark von der Alterung der Bevölkerung betroffen wie Europa. Statistiker schätzen, dass der Anteil der über 65-Jährigen von heute 16 Prozent bis im Jahr 2050 auf 28 Prozent steigen wird. In Osteuropa wächst der Anteil von Alten an der Bevölkerung noch stärker als im europäischen Durchschnitt. Die Ursache für diese Entwicklung ist nicht nur die tiefe Geburtenrate. Verstärkt wird die Dynamik der Alterung in Osteuropa vor allem durch die Abwanderung der Jungen in westeuropäische Länder. Zurück bleiben die Alten. Auch HEKS stellt sich in seinen Projekten in Osteuropa diesem Problem. Einen Schwerpunkt bildet der Aufbau von Hauspflegediensten in ländlichen Regionen verschiedener Länder. Damit soll es Menschen ermöglicht werden, zu Hause bleiben zu können, wenn sie alt und pflegebedürftig sind. Der OsteuropaTag bietet Gelegenheit, sich vertieft mit der Alterung der Bevölkerung in Europa auseinanderzusetzen. Der Koordinator der Stiftung Diakonia in Rumänien, Lajos Hegedüs, und der Schweizer Experte für Alters- und Generationenfragen, der Soziologe François Höpflinger, geben dazu interessante Informationen und be-
leuchten das Thema aus verschiedenen Perspektiven.
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25. Osteuropa-Tag, 19. Januar 2013 Alter Kontinent – Kontinent der Alten
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TE B Integrationspreis an LS Michel Meier Im Jahr 1984 wurde die Beratungsstelle für Asylsuchende der Region Basel BAS rk Ki d er ins Leben gerufen, HEKS war E v a n g elis c h e n schon damals eine der Trägerorganisationen. Seit zwanzig Jahren arbeitet Michel Meier für die Beratungsstelle. Ende August wurde der Leiter der BAS nun für seinen Einsatz für die rechtliche Begleitung von Asylsuchenden gewürdigt und erhielt den Basler Preis für Integration. Michel Meier hat nach Ansicht der Jury die BAS massgeblich geprägt. Der Integrationspreis wurde 1999 von der Evangelisch-reformierten und der Römisch-katholischen Kirche Basel-Stadt sowie dem Pharmakonzern Novartis und der Christoph Merian Stiftung ins Leben gerufen. Ausgezeichnet werden mit ihm Engagements zugunsten der Integration und des friedlichen Zusammenlebens unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen in der Region Basel. Herzliche Gratulation zum 30Jahr-Jubiläum der Regionalstelle beider Basel und Michel Meier zu seinem wohlverdienten Preis! H ilfs
Foto: HEKS/Andreas Schwaiger
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