handeln›››››› DAS MAGAZIN DES HILFSWERKS DER EVANGELISCHEN KIRCHEN SCHWEIZ | Nr. 319
Indien – Der Kampf der Landlosen
1 / Februar 2013
EDITORIAL
I N H A LT
Liebe Leserin, lieber Leser Das Menschenrecht auf Nahrung ist jenes Menschenrecht, das weltweit am häufigsten verletzt wird. Gemäss der Uno-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) sind 2012 rund 870 Millionen Menschen unterernährt. 80 Prozent der Hungernden leben auf dem Land, paradoxerweise also dort, wo die Grundnahrungsmittel produziert werden. Der Weltagrarbericht von 2009 hält fest, dass nicht etwa die industrielle Landwirtschaft, sondern Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in Asien, Afrika und Lateinamerika die wichtigsten Garanten für eine nachhaltige Versorgung mit Grundnahrungsmitteln sind. Sie produzieren weltweit rund 70 Prozent aller Nahrungsmittel. Sie zu stärken, muss daher oberste Priorität haben. Entscheidend ist, ob Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Zugang zu Land und Wasser haben. Der Besitz oder das langfristige Nutzungsrecht eines Stückes Land bildet für sie die Existenzgrundlage, ohne die Entwicklung nicht möglich ist. Verbesserte Anbaumethoden, Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte sind weitere Schlüsselfaktoren für die Entwicklung ländlicher Gemeinschaften. Seit Jahren ist weltweit zu beobachten, wie sich der Besitz von Agrarland zunehmend in den Händen von Grossgrundbesitzern konzentriert. Schätzungen reichen von 47 Millionen Hektaren bis zu 230 Millionen Hektaren Agrarland, die zwischen 2000 und 2010 weltweit an Grossinvestoren verpachtet oder verkauft wurden. Fragt sich also, wie die unzähligen Davide sich gegen die paar Goliathe im globalen Milliarden-Monopoly erfolgreich zur Wehr setzen können. Wir setzen uns seit Jahren in zahlreichen Projekten dafür ein, dass Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zu einem Stück Land kommen, das ihnen die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln sichert und darüber hinaus erlaubt, aus dem Verkauf von Produkten ein Einkommen zu erzielen. Und das mit Erfolg! In enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern gelingt es immer wieder, die Zivilbevölkerung für die ihnen zustehenden Rechte zu sensibilisieren und zu mobilisieren. Selbstbewusste Menschen sorgen dann dafür, dass Behörden und staatliche Stellen sich an die geltenden Verfassungen und Gesetze halten und dass im Kampf um das begehrte Agrarland die Lebensgrundlagen von ländlichen Gemeinschaften besser geschützt werden. Wir haben in einem Dossier die wichtigsten Erkenntnisse der letzten Jahre aufgearbeitet und vor allem die Erfolgsfaktoren beschrieben, welche die Perspektiven für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern nachhaltig verbessern (siehe www.heks.ch/handeln). Unsere Erfahrungen belegen, dass es für Hunderttausende von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Hoffnung gibt und dass das Menschenrecht auf Nahrung nicht toter Buchstabe bleiben muss (Barack Obama hätte gesagt: Yes, we can!). Sie, liebe Leserin, lieber Leser, können im Kleinen Grosses bewirken, denn dank Ihrer Unterstützung erhalten unzählige Familien die Chance auf ein besseres Leben. Dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen.
Ueli Locher, Direktor
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Südsudan – Fische für ein besseres Leben
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Patenschaft für Kleinbauernfamilien
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Drei Jahre nach dem Erdbeben in Haiti
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Indien – Landlose in Bewegung
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Asylgesetzrevision: Ein Rückund Ausblick
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HEKS setzt sich ein für Chancengleichheit
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Äthiopien: Erfolgreiche Evaluation eines Nothilfeprojekts
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Den Mauern trotzen – HEKS-Reise nach Israel/Palästina
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10 Fragen an Galma Liban
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Neues aus der Kirchlichen Zusammenarbeit
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Nicht verpassen
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ENTWICKLUNG LÄNDLICHER GEMEINSCHAFTEN
Fische für ein besseres Leben Im Südsudan unterstützt HEKS Fischer- und Bauernfamilien, die durch die Fischerei ihren Speiseplan verbessern, aber auch ein zusätzliches Einkommen generieren können. Mit diesem Einkommen ermöglichen sie ihren Kindern, die Schule zu besuchen. VON BETTINA FILACANAVO (TEXT) UND CHRISTIAN BOBST (FOTOS)
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ER SÜDSUDAN IST EINES DER ÄRMSTEN LÄN-
DER AFRIKAS.
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Fischer vom Stamm der Mundari unterwegs auf dem Weissen Nil.
Von 1982 bis 2005 tobte im Sudan der Bürgerkrieg zwischen dem Norden und dem Süden. Der Konflikt löste eine Hungerkrise aus, über eine Million Menschen verlor ihr Leben, Hunderttausende mussten ihre Dörfer verlassen. Die ohnehin spärliche Infrastruktur wurde weitgehend zerstört. Während der Kriegsjahre leistete HEKS vor allem Humanitäre Hilfe. Mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens im Jahr 2005 begannen zivilgesellschaftliche Akteure, sich für eine bessere Zukunft einzusetzen. Heute unterstützt HEKS südsudanesische Nichtregierungsorganisationen in der Provinz Central Equatoria beim Wiederaufbau und der Rehabilitation der Dörfer. Eine dieser Organisationen, mit denen HEKS in der Provinz Central Equatoria zusammenarbeitet, ist die Agency for Cooperation and Research in Development, ACORD. Im Bezirk Terekeka unterstützt sie Fischerfamilien, die am Ufer des Weissen Nils leben und zur Volksgruppe der Mundari gehören. HEKS
und ACORD unterstützen im Projektgebiet zwei Fischereikooperativen, die mit Netzen, Angelruten, Gefriertruhen, Fischtrocknungsanlagen oder Räucheröfen ausgerüstet werden. Die Fischer ihrerseits erhalten von den Kooperativen Netze und Angelhaken. Ein garantiertes Einkommen Paul Modi, der Leiter der Fischereikooperative Loayi, erzählt, dass dem Betrieb rund 180 Familien angeschlossen sind: «Die Fischerfamilien erhalten von uns gute Netze, welche bis zu 100 Meter lang sind. Mit diesen Netzen können sie bedeutend bessere Fänge machen. Die Netze zahlen sie in Form von Fischen wieder zurück.» Einen Teil der Fische essen die Familien selber, was ihnen eine ausgewogenere Ernährung ermöglicht, den anderen Teil verkaufen sie direkt an die Kooperative. Weil Fisch ein sehr beliebtes Nahrungsmittel ist, kommen die Händler aus den umliegenden grossen Ortschaften direkt zu Loayi, um den Fisch einzukaufen.
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LIBYEN
TSCHAD
ÄGYPTEN
SAUDIARABIEN
KHARTUM I
ERITREA SUDAN
SÜDSUDAN ZENTRALAFRIKANISCHE WESTERN/CENTRAL EQUATORIA REP. I Juba REP. KONGO
Der Südsudan besteht aus 10 Provinzen und hat rund 9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Über 80 Prozent der Bevölkerung lebt in ländlichen Regionen. Die Hälfte der Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 90 Prozent leben mit weniger als einem Dollar pro Tag.
ÄTHIOPIEN
KENIA UGANDA
Fisch ermöglicht Ausbildung Ein grosser Gewinn aus der Fischerei ist auch der Zugang zu Bildung. Bis vor kurzem war dieser den Kindern der Fischerfamilien verwehrt, da es keine Schule in der Nähe gab. Auf eigene Initiative haben die Familien vier Lehrer, die ebenfalls der Ethnie der Mundari angehören, organisiert. Das Schulmaterial für die 35 Jungen und 25 Mädchen, die die Schule besuchen, bezahlt HEKS. Die Lehrer werden von den Familien mit Fischen entlöhnt. Sernum ist die zweite Kooperative, die in Terekeka von HEKS und ACORD unterstützt wird. 64 Familien liefern ihren Fisch an Sernum. Die Kooperative arbeitet bereits sehr professionell: Auf einem grossen Gelände verfügt sie über ein Gebäude mit
Die Fische werden geräuchert, um sie haltbarer zu machen.
Tiefkühlern und einem Generator, damit sie die Fische vor dem Transport kühl lagern kann. Erfolgreich liefert Sernum seit April 2012 mit einem Kühlwagen die Fische (Tilapia und Nilbarsch) an verschiedene Restaurants, grosse Hotels und verkauft sie auf dem Markt in Juba. Ein Teil der Fische wird, um sie haltbarer zu machen, tiefgefroren, ein Teil wird getrocknet. Sernum hat von HEKS neben Fischernetzen und Angelruten auch einen Räucherofen erhalten. Durch das Räuchern kann der Fisch bis zu drei Monate gelagert werden. Dank Sernum können die Fischerfamilien eines ganzen Distrikts unterstützt werden. Nächstes Ziel ist es, Fischerfamilien aus zwei weiteren Distrikten der Kooperative anzuschliessen. Das würde bedeuten, dass die Kooperative in Zukunft selbsttragend und somit unabhängig von fremder Hilfe arbeiten könnte. Grosse Herausforderungen Das Jahr 2011 war für den Südsudan ein ganz bedeutendes: Am 9. Juli 2011 erklärte der neue Staat seine Unabhängigkeit. Laut Angaben des Leiters des HEKS-Koordinationsbüros, Moses Sika, haben die Südsudanesen im Bereich der Staatsbildung bereits grosse Fortschritte gemacht: 29 Ministerien, 21 Kommissionen, ein nationales Parlament, 10 Bezirksregierungen, und 10 Legislativen (gesetzgebende Gewalten) wurden aufgebaut. Trotz diesen Fortschritten gehört der Südsudan zu den ärmsten Ländern dieser Welt: 80 Prozent der Menschen leben mit weniger als einem US-Dollar am Tag. 4,7 Millionen Menschen werden im kommenden Jahr nicht genug zu essen haben. Die lokalen Regierungen haben immer noch wenig Kapazität, Arbeits-
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5 er sehr erfolgreich kultiviert. Amule Bulben lebte über ein Jahrzehnt als Flüchtling im Ausland, unter anderem vier Jahre in Uganda. Dort sind Fischteiche weit verbreitet. Gemeinsam mit einer Kooperative bestehend aus dreizehn Bäuerinnen und acht Bauern aus dem HEKS-Projekt legten sie mit Hilfe von MDO und Experten aus Uganda selber zwei Fischteiche an. Von MDO erhielt die Kooperative auch Satzfische für die Zucht. Das Fischbusiness konnte starten. Amule Bulben hatte zu Beginn keine Ahnung vom Fischen: «Dank einem von MDO bezahlten Experten lernten ich und andere Bauern das Fischen», sagt er. «Heute fischen wir zusammen rund dreissig Kilogramm Fisch pro Monat, sieben Kilogramm essen wir selber, den Rest verkaufen wir und verdienen so rund 170 Dollar». Mit diesem Geld bezahlen die Bauernfamilien die Schulgelder ihrer Kinder. Da die Nachfrage sehr gross ist, verkaufen sie die Fische an Kunden direkt vor dem Haus, und seit neuestem auch an grosse Fünfsterne-Hotels in Juba. Der Erfolg im HEKS-Projekt hat auch weitere Bauernfamilien dazu bewogen, neben der traditionellen Landwirtschaft ins Fischbusiness einzusteigen. Durch das Weitergeben dieses Wissens entstanden in der Region Mugwo achtzehn Fischteiche. Der Fisch im Südsudan – eine Erfolgsgeschichte, die dazu beitragen kann, den Hunger zu bekämpfen und die Gesundheit und Bildung der Menschen zu fördern.
kräfte und finanzielle Mittel, um die Basisbedürfnisse der Bevölkerung wie Gesundheit und Ernährung zu befriedigen. Und noch immer kehren Tausende von vertriebenen Menschen in ihre Heimat zurück. Die Integration dieser Menschen in ihren Heimatorten ist eine grosse Herausforderung, der sich HEKS auch in seinen Projekten annimmt. Einer, der während des Krieges viele Jahre im Ausland lebte und wieder in den Südsudan zurückkehrte, ist Amule Bulben. Er ist einer der Bauern, die im Rahmen des HEKS-Projektes im Distrikt Mugwo, rund dreissig Kilometer nördlich von Uganda, unterstützt werden. HEKS arbeitet dort mit der Partnerorganisation Mugwo Development Organisation, MDO, zusammen (siehe auch Text Seite 6). Die Bäuerinnen und Bauern werden in verschiedenen Bereichen ausgebildet wie Garten- und Getreideanbau, Hühner-, Bienen- oder Fischzucht. Sie kaufen zu einem reduzierten Preis Saatgut und Werkzeuge von MDO, um das Land besser zu bewirtschaften. Mugwo liegt nicht am Nil und trotzdem spielt der Fisch auch in dieser Region eine immer wichtigere Rolle: In künstlich angelegten Fischteichen züchten die Bäuerinnen und Bauern Fische – ein zusätzliches Einkommen und eine wichtige Nahrungsergänzung.
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Eine Idee aus Uganda Amule Bulben lebt mit seiner Familie und seinem Bruder auf einer Farm, die er von seinem Vater übernommen hat. Im gemeinsamen Haushalt leben auch seine Frau, zwei eigene Kinder und vier Kinder seiner Schwester. Alle Kinder sind eingeschult. Von MDO erhielt er Bananen- und Ananassetzlinge, die
Ein künstlich angelegter Fischteich im Distrikt Mugwo.
Weitere Informationen zu den Projekten im Südsudan finden Sie unter www.heks.ch/handeln.
NAHE BEI DEN MENSCHEN
Das können Sie tun: Begleiten Sie Bauernfamilien im Südsudan in die Unabhängigkeit
Die Saat geht auf Im Jahr 2009 änderte sich vieles zum Guten: Joyce und Emmanuel konnten an einem Workshop der HEKS-Partnerorganisation Mugwo Development Organisation (MDO) teilnehmen. «Wir realisierten, dass wir unsere Landwirtschaft seriöser betreiben sollten, und gründeten eine Kooperative, zu deren Präsidentin ich gewählt wurde», sagt Joyce. «MDO lehrte uns, wie wichtig gutes Saatgut ist, dass wir nach Plan anpflanzen und nicht mehr einfach alles wachsen lassen sollten.» HEKS unterstützt im Distrikt Mugwo in der südlichen Provinz Central Equatoria zurzeit rund 2500 Bauernfamilien. Diese haben sich in den letzten Jahren zu 2 Fischereikoopera-
Joyce und Emmanuel Arike auf ihrem Feld.
Die einträgliche Banane 2010 konnte Emmanuel Arike an einer Studientour nach Luwero, Uganda, teilnehmen, wo er neue Anbautechniken kennenlernte. «Von da an krempelten wir unsere Anbauflächen und Arbeitsweise vollständig um», sagt Joyce. «Wir vergrösserten das Gemüsefeld und reicherten es mit allerlei wertvollem Gemüse an, zum Beispiel Auberginen, Kürbissen, Karotten, Erbsen, Kohl, Tomaten, Okra und Zwiebeln. Auf einem anderen Feld pflanzten wir Ananas und Matoke-Bananen an, die Emmanuel aus Uganda mitgebracht hatte.» Matoke ist eine Bananensorte, die sowohl gekocht als auch roh gegessen werden kann, weshalb sie für viele Familien zum festen Bestandteil der täglichen Ernährung geworden ist. Dank Matoke haben die Bauernfamilien im Distrikt Mugwo ihr Einkommen erheblich steigern können; viele möchten ihre Bananenfelder noch vergrössern. Schon Tausende neue Setzlinge sind an andere Familien kostenlos weitergegeben worden, womit sich der Erfolg fortgepflanzt hat.
Hatten die Mitglieder der Kooperative bei ihrer Gründung 2009 gerade mal knapp drei Hektaren Land bewirtschaftet, so sind es heute fünfmal so viel. «Allein die Matoke-Bananen bringen mir pro Woche 250 Pfund (52 Franken) ein», sagt Emmanuel. Joyce ist froh, dass die Familie jetzt immer genug zu essen hat und dass Geld da ist, um Schulgebühren und Arztkosten zu bezahlen. Doch: «In unserer Nachbarschaft gibt es noch viele Familien, die in grosser Armut leben. Man sollte auch ihnen helfen, in die moderne Landwirtschaft zu wechseln. Das gibt zwar viel Arbeit, aber es lohnt sich!» Patenschaft für Kleinbauernfamilien Kleinbauernfamilien sollen von ihrem Stück Land leben können. Dafür brauchen sie fruchtbares Land, angepasstes Saatgut, Möglichkeiten zur Bewässerung und Kenntnisse in diversifizierter ökologischer Landwirtschaft. Mit einer Patenschaft für Kleinbauernfamilien können Sie den Hunger nachhaltig bekämpfen. Danke für Ihre Unterstützung.
Weitere Auskunft erteilt Ihnen gerne Susanne Loosli, Tel. direkt 044 360 88 09, E-Mail Patenschaft@heks.ch. Den Anmeldetalon finden Sie auf der Rückseite dieser Ausgabe.
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tiven, 15 Bauern-, 2 Hühner- und 7 Gemüsekooperativen zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist es, die Ernährung der Landbevölkerung zu verbessern, die landwirtschaftliche Produktion zu erhöhen und neue Einkommensquellen zu erschliessen.
Bis vor kurzem war es für Joyce Akujo und Emmanuel Arike nicht selbstverständlich, dass es Frühstück und Mittagessen gab. Als die neunköpfige Familie nach Kriegsende von ihrem Exil in den Distrikt Mugwo zurückkehrte, war ihr Landstück zu klein, um davon leben zu können. Trotz Arbeit bis zur Erschöpfung brachten sie es auf keinen grünen Zweig. Während der Regenzeit musste eine Mahlzeit pro Tag reichen. Das Schulgeld konnte nur dank Darlehen bezahlt werden, neue Kleider lagen nicht drin, und wenn jemand krank wurde, hoffte man auf die Heilkraft von Wurzeln.
Fotos: HEKS/Christian Bobst
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Drei Jahre nach dem Erdbeben in Haiti: HEKS zieht Bilanz Das Erdbeben in Haiti jährte sich am 12. Januar zum dritten Mal. HEKS ist seit 39 Jahren auf Haiti mit Entwicklungs- und Soforthilfeprojekten tätig und konnte dank seiner guten Vernetzung quasi umgehend mit der Soforthilfe in Port-au-Prince beginnen. Für den Wiederaufbau konzentrierte sich HEKS anschliessend auf die Regionen Petit Goâve und Grand’Anse. Die Projekte werden von der Glückskette mitfinanziert. VON SUSANNE STAHEL
Nur wenige Tage nach dem Erdbeben baute HEKS in Port-au-Prince Strassenküchen auf. Während 100 Tagen konnten so täglich 3000 warme Mahlzeiten zubereitet und verteilt werden. Kurz danach wurde HEKS im Südwesten der Insel im Departement Grand’Anse aktiv, wo das Hilfswerk seit Jahrzehnten unter anderem mit Landwirtschaftsprojekten tätig ist.
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Humanitäre Hilfe in Grand’Anse erfolgreich abgeschlossen Ende Oktober 2012 konnte die Humanitäre Hilfe in Grand’Anse erfolgreich beendet werden: Die geplanten 25 traditionellen Häuser für 25 Familien mit Öfen, Toiletten, Zisternen und Wasserfiltern wurden alle gebaut. Zudem wurden 16,4 km Strasse zu abgelegenen Orten ausgebaut, 1,1 km Strasse betoniert und 6,8 km Strasse gepflastert sowie 4,3 km Mauern zum Stützen der Strassen gebaut. 1046 Schulkinder erhielten ein Stipendium, und HEKS hat Maurer und Klempner ausgebildet, die an diesen 25 Häusern in 5 Gemeinden gebaut haben. Die EZA-Projekte im Bereich Landwirtschaft und Wissensvermittlung werden weitergeführt wie bis anhin. Die Häuser in Petit Goâve hielten «Sandy» stand Die meisten NGO haben die Region um Petit Goâve bereits Ende 2011 verlassen. HEKS blieb vor Ort und baute hier als einzige NGO keine temporären Unterkünfte, sondern für den dauerhaften Gebrauch bestimmte, solide Häuser. Das Konzept hat sich bewährt, diese Häuser haben auch dem Sturm Sandy standgehalten. HEKS bezieht in Petit Goâve die lokalen Behörden und die Bevölkerung so weit wie möglich in das Projekt ein. Die Bevölkerung wählte lokale Komitees, welche für die Vorselektion der potenziellen Begünstigten des Wiederaufbaus verantwortlich
sind. Begünstigt werden Alleinerziehende, kinderreiche Familien sowie Familien mit Mitgliedern, die aufgrund des Erdbebens körperlich behindert sind. Die Begünstigten und ihre Familien müssen Eigenleistungen in Form von Mitarbeit auf der Baustelle erbringen. Auch wurden mehr als 80 lokale Maurer ausgebildet, welche im Projekt Arbeit fanden. Vor Ort zeigte sich etwa auch, dass es kostengünstiger ist, stark zerstörte Häuser abzureissen und komplett neu zu bauen. Bis Anfang Oktober 2012 konnten 680 Personen eine dauerhafte Unterkunft beziehen, 141 Häuser wurden bereits gebaut, 20 Häuser befinden sich im Bau. Ebenso wurden 112 Latrinen gebaut. Intern aufgedeckter Fall von Veruntreuung Nichtsdestotrotz findet die Arbeit in Petit Goâve in einem fragilen, schwierigen Umfeld statt. Im Rahmen von HEKS-internen Kontrollen wurden Unregelmässigkeiten beim Warenlager in Petit Goâve festgestellt. Ein lokaler Mitarbeiter wird dringend verdächtigt, zusammen mit Komplizen Waren im Wert von rund 243 000 Franken entwendet zu haben. In der Folge hat sich HEKS von den Hauptverdächtigen wie auch von den massgeblich verantwortlichen Mitarbeitenden getrennt. Rechtliche Schritte werden geprüft. Die operative Arbeit in Petit Goâve musste vorübergehend eingestellt werden. In der Zwischenzeit konnten die Schlüsselpositionen neu besetzt werden, und Logistikprozesse wurden angepasst. Damit sind die nötigen Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der Projektarbeit geschaffen. Der Schaden wird durch Rückstellungen aus Wertschriftenerträgen gedeckt, es sind also keine Spendengelder davon betroffen. HEKS hat einen umfassenden Transparenzkodex veröffentlicht. Damit soll Klarheit über Definition, Grundsätze und Praxis transparenter Kommunikation geschaffen werden. Hier können Sie den Transparenzkodex herunterladen: www.heks.ch/handeln.
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Indien – Landlose in Bewegung In Indien unterstützt HEKS die ärmsten Bevölkerungsgruppen in ihrem Kampf um Land und Ernährungssouveränität. Eigenes Land zu besitzen, bedeutet insbesondere für Indiens Kastenlose eine Überwindung diskriminierender gesellschaftlicher Strukturen und einen Aufbruch in ein würdevolles Leben. VON CORINA BOSSHARD (TEXT) UND KARIN DESMAROWITZ (FOTOS)
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Die Kinder Gottes Die Frau, die zu den versammelten Demonstranten gesprochen hat, heisst Geetha und ist Direktorin
der Sarada Educational Society (SES), einer PartnerBild rechts: Hunderte von Landlosen an einem organisation von HEKS. SES arbeitet in rund zehn Demonstrationszug Dörfern im Distrikt Nellore im Bundesstaat Andhra durch die Stadt VenkataPradesh und unterstützt vorwiegend kastenlose Begeri. Sie kämpfen für die völkerungsgruppen, die vom Rest der Bevölkerung Verteilung des Landes. gemieden und ausgestossen werden. Gerade auf dem Land, wo Traditionen noch immer fest verankert sind, ist die Kastenzugehörigkeit eine schicksalshafte Gegebenheit: Menschen, die im indischen Kastensystem ganz unten angesiedelt sind oder gar Bild rechts unten: Lashinicht dazugehören, werden in Armut geboren und amma Maekalollo gibt bleiben in der Regel auch dort stecken. Gandhi dem Lokalfernsehen selbstbewusst Auskunft nannte die Kastenlosen «Harijan», die «Kinder über ihren Landkampf. Gottes». Sie selbst haben sich den Namen «Dalit» gegeben, die « Zerbrochenen». Auch die Ureinwohner Indiens, die Adivasi, gehören keiner Kaste an und werden von der Gesellschaft diskriminiert oder bestenfalls gemieden. «Oft besetzen die Angehörigen der höheren Kasten das fruchtbare Land und die Wasserstellen rund um die Dörfer, und die Kastenlosen arbeiten zu Hungerlöhnen auf ihren Feldern, da sie kein Bild links: Geetha ist eigenes Land besitzen», erklärt Geetha. «Wir erdie Direktorin der HEKSmuntern Adivasi- und Dalit-Familien, brachliegenPartnerorganisation des Regierungsland, das oft etwas weiter weg von Sarada Educational den Dörfern liegt, zu bewirtschaften. Ein indisches Society in Indien Gesetz besagt, dass Menschen, die Regierungsland während dreier Jahre CHINA bebaut haben, Landtitel dafür einfordern können. Dabei unterstützen wir ● Delhi die Menschen dann.» Auf diesem Weg konnten allein im Bundesstaat INDIEN Andhra Pradesh mit Unterstützung der HEKS-Partnerorganisationen bereits Titel für über 4000 Hektaren Andhra Pradesh Land erkämpft werden. n ale Von der Regierung wurden jeGolf v on Ben g doch schon seit zwei Jahren keine SRI LANKA Landtitel mehr vergeben. Unzählige NEPAL
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I E L U F T F L I R R T , 35 Grad im Schatten, die Ventilatoren in dem Versammlungsraum auf einem Hoteldach in der Stadt Venkatageri surren. Rund hundert Menschen haben sich heute hier eingefunden. Im Schneidersitz, dicht aneinandergedrängt, hören sie der Frau im Sari zu, die zu ihnen spricht. «Wenn ihr eure Stimme nicht erhebt, wird niemand um eure Probleme wissen», ruft sie und fährt fort: «Darum geht auf die Strasse und macht Lärm. Ihr seid keine Bettler, sondern ihr habt Rechte. Aber ihr müsst Lärm machen, damit ihr sie bekommt.» Auf ihre Rede folgt Trommelwirbel und Applaus, und alle Versammelten rufen wie aus einer Kehle «Cheddama!», «Los geht’s!». Und schon suchen alle ihre Gummisandalen und sind in ordentlichen Kolonnen – Frauen vorne, Männer hinten – auf dem Weg hinaus auf die Strasse.
PAKISTAN
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Anträge sind hängig. «Der Finanzminister von Andhra Pradesh hat uns versprochen, dass man die beantragten Titel in ein, zwei Monaten an die Familien verteilen wird. Nun erwarten wir, dass die Regierung ihr Versprechen hält. Daher diese Demonstration. Wir überreichen dem Finanzdirektor von Venkatageri ein Memorandum, in dem wir ihn an das Versprechen der Regierung erinnern. Hier geht es um rund 80 Hektaren für 63 Familien.» Dröhnende Trommeln, fliegende Fäuste Der Menschenzug hat sich bereits in Bewegung gesetzt, mit Banner und Trommlern an der Spitze. «Verteilt das Land! Es gehört uns, gehört uns!», rufen die Demonstranten, die traditionellen Dubingi-Trommeln dröhnen, Fäuste fliegen in die Luft. Die Menschen auf den Strassen bleiben stehen, blicken dem bunten Zug nach. Nach gut einer halben Stunde Marsch durch das Stadtzentrum kommen die Demonstranten vor dem Sitz der Behörde an, um ihr Memorandum zu überreichen. Nach wenigen Minuten des Trommelns, Tanzens und Lärmens auf der Strasse wird ihnen Einlass gewährt. HEKS arbeitet seit fünfundfünfzig Jahren in Indien. Seit rund zehn Jahren ist der Landkampf für benachteiligte Bevölkerungsgruppen ein Schwerpunkt. Im Jahr 2003 gründete HEKS in den drei Bundesstaaten, in denen es tätig ist, Landrechtsforen. Deren Ziel ist es, die Aktivitäten der Partner zu koordinieren. Die verschiedenen HEKS-Partnerorganisationen treffen sich in diesen Foren regelmässig, tauschen Informationen aus, besprechen Strategien und planen gemeinsame Aktivitäten. Alle öffentlichen Aktivitäten geschehen im Namen des Forums, nicht im Namen der einzelnen Organisationen. Dies vergrössert nicht nur ihre Wirkung, sondern erspart es den Organisationen auch, sich einzeln exponieren zu müssen. Die Audienz beim Finanzdirektor ist inzwischen zu Ende. Geetha ist zufrieden: «Er hat jetzt gesehen, dass es uns ernst ist und wir, wenn nötig, wei-
Indien – Wirtschaftsmacht, Wohlfahrtsstaat, Armenhaus 100 Tage bezahlte Arbeit, Witwen- und Alterspensionen, verbilligte Lebensmittel, subventioniertes Küchengas – die Liste der Sozialprogramme in Indien ist lang. Doch trotz diesen Wohlfahrtsprogrammen und trotz einem soliden Wirtschaftswachstum ist die Zahl der Armen in den vergangenen zwanzig Jahren nicht gesunken. Noch immer leben rund 340 Millionen – das sind 34 Prozent der Bevölkerung
ter Druck machen werden.» Inzwischen sind auch Zeitungsfotografen und ein Team des Lokalfernsehens eingetroffen. Das Fernsehen bittet eine Demonstrantin in leuchtend pinkem Sari um ein Interview. Sie willigt sofort ein und erzählt dem Journalisten mit selbstbewusstem Blick in die Kamera von ihrem Landkampf. Vor einigen Jahren wurde sie von Grossgrundbesitzern von dem Stück Land, das ihre Eltern bereits bebaut hatten, vertrieben. Die Grossgrundbesitzer behaupteten, sie hätten das Land gekauft. Sie habe einen Beweis dafür sehen wollen, doch dann hiess es plötzlich, das Land sei jetzt als Forstland ausgewiesen und man dürfe es – zum Schutz des Waldes – nicht mehr bebauen. Forstland ohne Bäume «Forstland, sagten sie, obwohl nicht ein einziger Baum darauf steht. Und all die Parzellen rundherum können bebaut werden», erzählt Lashiamma Maekalollo kopfschüttelnd, als sie ein paar Stunden später vor ihrem Haus im Dorf Vadipalli auf einer Matte sitzt und Reis kocht. «Uns blieb nichts anderes übrig, als unseren Lebensunterhalt als Tagelöhner zu verdienen und Brennholz zu sammeln und es auf dem Markt zu verkaufen. Meinen ältesten Sohn, Ankaia, musste ich aus der Schule nehmen, weil ich ihm die Uniform und Bücher nicht bezahlen konnte.» Schliesslich kam vor drei Jahren die Organisation SES ins Dorf, hörte sich die Probleme der Familie an und motivierte sie, auf dem Rechtsweg für die Landtitel zu kämpfen. Seit drei Jahren tut das Lashiamma: Sie trifft sich mit Beamten, stellt Fragen, fordert Antworten, nimmt an Demonstrationen teil. SES liefert juristische Informationen, reicht Anträge ein, organisiert Treffen und Anlässe. «Heute Morgen hab ich dem Mann vom Fernsehen gesagt: ‹Ja, ich bin Adivasi, aber ihr müsst mich gleich behandeln›», sagt Lashiamma und fügt an: «Wenn ich heute fähig bin, zu kämpfen
– unter der absoluten Armutsgrenze von einem Dollar pro Tag. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Traditionelle Eliten funktionieren Wohlfahrtsprogramme häufig zu ihrem Nutzen um. Viele der Bedürftigen kennen zudem ihre Rechte nicht und nehmen die Programme nicht in Anspruch. Viele, die es versuchen, scheitern an korrupten Behörden und umständlichen Verfahren. Ähnlich ist es mit den Gesetzen im Bereich des Zugangs zu Land für Landlose, die auf dem Papier zwar existieren, aber in der Realität kaum An-
wendung finden.Hier setzen die HEKS-Partnerorganisationen an: Es geht nicht darum, Almosen in ein Land zu tragen, das sich eines jährlichen Wirtschaftswachstums von rund 7 Prozent rühmt, sondern darum, den Projektbegünstigten aufzuzeigen, wie sie die Gesetze, Dienstleistungen und Ressourcen, die ihnen zustehen, bewusst einfordern und nutzen können. Nur so kann ein dringend notwendiges «Herabsickern» des Reichtums, der sich in den Händen einiger weniger konzentriert, ermöglicht werden.
Nach der Demonstration geht zu Hause im Dorf Vadipalli der Alltag weiter.
Bild unten: Lashiamma und ihr Mann werden von einem Mitarbeiter der HEKS-Partnerorganisation SES beraten. Die drei stehen auf dem Land, um das Lashiamma seit Jahren kämpft.
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und in der Öffentlichkeit meine Meinung zu äussern, dann weil SES mir das Vertrauen dazu gegeben hat. Die Angst von früher ist weg. Ich kenne meine Rechte und weiss, dass ich unterstützt werde.» Von Alkoholbrennern zu Erdnussbauern Ähnliches erzählen auch Naek und Dhareni Modeh aus dem Dorf Prakashnagar im benachbarten Distrikt Cudappah. «Früher besassen wir kein Land», erklärt Naek. «Wir sammelten und verkauften Brennholz und brannten illegal Schnaps aus Zuckerrohr, um über die Runden zu kommen. Die Menschen in der Nachbarschaft mieden uns.» Schliesslich sei die Organisation DROPS in ihr Dorf gekommen und habe sie dazu motiviert, das brachliegende Regierungsland neben dem Dorf zu bebauen und die Titel dafür einzufordern. Auch DROPS ist eine Partnerorganisation von HEKS und Teil des Landforums in Andhra Pradesh. Gemeinsam wurden Strategien entwickelt, Aktivitäten geplant und Beweise dafür eingereicht, dass die Familien in Prakashnagar das Regierungsland bebauen. Vor drei Jahren dann erhielt Familie Modeh Landtitel für 1,6 Hektaren Land. «Wir haben gemeinsam Druck gemacht. Wir Frauen sind vor das Regierungsgebäude gestanden und haben geschworen, dass wir Gift trinken, wenn wir das Land nicht bekommen», erzählt Dhareni. «Ich weiss jetzt, dass ich gewinnen kann, wenn ich kämpfe.»
Wie eine Oase in der Wüste Sobald die Menschen Landtitel in der Hand haben, können sie bei den Banken Kleinkredite beantragen und diverse staatliche Dienstleistungen zur Entwicklung ihres Landes einfordern, wie etwa das Bereitstellen von Wasser und Elektrizität. Dank der Unterstützung durch HEKS konnte auch Familie Modeh staatliche Ressourcen anzapfen: zwei Brunnenbohrlöcher und Anschluss an die Stromleitung. Nun können sie ihren Boden auch in der Trockenzeit bewässern. Ihr Land gleicht heute einer grünen Oase inmitten der trockenen, steinigen Landschaft. Überall spriessen Erdnusssetzlinge. Für Familie Modeh hat sich mit dem Landbesitz viel verändert. Der Erlös aus den rund vierzig Säcken Erdnüsse pro Ernte bringt ihnen heute genug zum Leben ein: «Wir können uns auf die Ausbildung und Zukunft unserer Kinder konzentrieren», sagt Dhareni. Land zu besitzen, bedeutet in Indien mehr als nur eine finanzielle Besserstellung. Für Kastenlose und Adivasi bedeutet es einen sozialen und gesellschaftlichen Aufstieg, einen Ausbruch aus diskriminierenden gesellschaftlichen Strukturen. «Wir sind jetzt Landbesitzer», sagt Naek Modeh. «Wir konnten unsere Schulden zurückbezahlen, und die anderen Landbesitzer der höheren Kasten reden mit uns.» Und Dhareni fügt an: «Früher musste ich manchmal ausserhalb des Dorfes betteln gehen. Diese Zeiten sind vorbei. Dieses Land hat mir meine Würde zurückgegeben.»
Naek und Dhareni Modeh bewässern Erdnusssetzlinge auf ihrem eigenen Land.
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Weitere Veränderungen im Asylbereich stehen an Das Parlament hat 2012 im Rahmen der 10. Revision des Asylgesetzes weitere Verschärfungen durchgesetzt. HEKS bedauert diese und ist der Meinung, dass sie ethisch fragwürdig und in der Praxis wirkungslos sind. HEKS begrüsst aber den Verzicht auf unnötig verlängerte Wartefristen für vorläufig Aufgenommene. Für dieses Jahr stehen weitere Veränderungen im Asylbereich an. VON BETTINA FILACANAVO
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Aufhebung der Desertion als Asylgrund Ein weiterer Entscheid war die Aufhebung der Desertion als Asylgrund. Gemäss der Genfer Flüchtlingskonvention erfüllt eine Person die Flüchtlingseigenschaft, wenn sie wegen ihrer Ethnie, Nationalität, Religion, politischen Anschauung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe verfolgt wird. Wenn ein Deserteur einen dieser Fluchtgründe erfüllt, ist er nach der Flüchtlingskonvention als Flüchtling anzuerkennen. Daran muss in der Praxis festgehalten werden. Nothilfe für renitente und abgewiesene Asylsuchende Weiter gibt es für renitente und abgewiesene Asylsuchende ausnahmslos nur noch Nothilfe statt Sozialhilfe. HEKS ist der Meinung, dass der Begriff Renitenz definiert werden muss, um Willkür zu vermeiden. Ebenfalls kritisch beurteilt HEKS den Beschluss, der abgewiesene Asylsuchende betrifft: Bisher war es für die Kantone nicht zwingend, Personen mit rechtskräftigem Wegweisungsentscheid Nothilfe zu verordnen. Aufgrund der
Gesetzesänderung können die Bedürfnisse besonders verletzlicher Personen künftig nicht mehr berücksichtigt und aufgefangen werden. Keine verlängerten Wartefristen Mit Erleichterung nahm HEKS zur Kenntnis, dass die Wartefristen für Familiennachzug und Aufnahmebewilligung für vorläufig Aufgenommene nicht zusätzlich verlängert wurden. Gleichzeitig hält HEKS fest, dass vorläufig aufgenommene Personen in der Schweiz schon heute grosse Hürden überwinden müssen, gerade was den Familiennachzug betrifft: So muss zum Beispiel ein Familienvater nach Erteilung einer vorläufigen Aufnahme nicht nur drei Jahre warten, bis er einen Antrag auf Familiennachzug stellen kann, er muss auch nachweisen, dass er wirtschaftlich unabhängig ist und finanziell für seine Familie aufkommen kann. Ohne feste Aufenthaltsbewilligung, die ihrerseits eine Wartefrist von fünf Jahren voraussetzt, sind die Aussichten auf eine gut bezahlte Arbeit gering. Sowohl die lange Trennung von der Familie als auch der
niedrige soziale Status wirken sich negativ auf die Integration aus. 2013: Weitere Veränderungen im Asylverfahren stehen an Der Bund plant unter anderem eine Verkürzung der Verfahren. HEKS befürwortet grundsätzlich beschleunigte Verfahren, weil sie die Situation der Asylsuchenden, die oft über Jahre im Ungewissen leben müssen, deutlich verbessern. Allerdings muss gewährleistet sein, dass jeder und jede Asylsuchende seine/ihre Rechte trotz dem straffen Verfahren einfordern kann. Mit den heutigen Ressourcen, die die Rechtsberatungsstellen zur Verfügung haben, ist dies nicht zu leisten. HEKS fordert deshalb, dass jedem Asylsuchenden vom ersten Tag an bis zum definitiven Entscheid eine professionelle, kostenlose und unabhängige Rechtsberatung und -vertretung zur Verfügung steht. Als Mitglied der Schweizerischen Flüchtlingshilfe steht HEKS im Dialog mit dem Bundesamt für Migration und setzt sich auch dort für die Rechte der Asylsuchenden und oben genannte Forderungen ein.
Foto: HEKS/Annette Boutellier
Zu den Verschärfungen, die im letzten Jahr vom Parlament vorgenommen wurden, gehört auch die Abschaffung des sogenannten Botschaftsverfahrens. Schutz suchende Menschen können nicht mehr auf Schweizer Botschaften im Ausland Asylgesuche stellen. Für viele war dies der einzige legale und mögliche Weg, Asyl in der Schweiz zu beantragen. Deshalb fordert HEKS, dass die Schweiz wieder Flüchtlingsgruppen vor Ort aufnimmt, um einen legalen und sicheren Weg für bedrohte Menschen zu gewährleisten.
SOZIALE INTEGRATION
HEKS setzt sich ein für Chancengleichheit In allen HEKS-Inlandprojekten ist Chancengleichheit ein zentrales Ziel. Diesem Thema wird sich HEKS in Zukunft noch stärker widmen, sowohl in der Projektarbeit als auch in Form einer Kampagne. Diese findet 2013 im Mai statt. Dabei steht insbesondere der chancengleiche Zugang zum Arbeitsmarkt bzw. die Bekämpfung von Diskriminierung in der Arbeitswelt im Fokus. Aufgrund der Erfahrung aus der Projektarbeit im Rahmen der sozialen Integration weiss HEKS, wo Menschen in der Schweizer Arbeitswelt diskriminiert werden können. VON CORINA BOSSHARD
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H A N C E N G L E I C H H E I T bedeutet nicht, dass alle partout das Gleiche bekommen sollen. Chancengleichheit bedeutet vielmehr, dass alle, die bereit sind, etwas dafür zu leisten, auch das Gleiche erreichen können sollen. Oder anders gesagt: Jeder Mensch sollte die gleichen Chancen im Leben haben und nicht aufgrund von sozialer Herkunft, Nationalität, Geschlecht, Religion oder Alter benachteiligt werden. Dieser Grundgedanke ist nicht nur ein moralisches Gebot, er ist auch in Artikel 8 unserer Bundesverfassung rechtlich verankert: «Niemand darf diskriminiert werden, namentlich nicht wegen der Herkunft, der Rasse, des Geschlechts, des Alters, der Sprache, der sozialen Stellung, der Lebensform, der religiösen, weltanschaulichen oder politischen Überzeugung oder wegen einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung.» Dass dies so sein sollte, scheint einleuchtend, je geradezu selbstverständlich. Die Realität in der Schweizer Arbeitswelt sieht allerdings oft anders aus: In der Realität findet nur jede fünfte Person, die nach dem 55. Lebensjahr arbeitslos wird, wieder den Einstieg ins Arbeitsleben – der
Rest bleibt langzeitarbeitslos. In der Realität müssen Jugendliche mit einem ausländisch klingenden Nachnamen, auch wenn sie ihre Ausbildung in der Schweiz absolviert haben, fünfmal mehr Bewerbungen schreiben als Schweizer Jugendliche, um zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, und brauchen im Schnitt doppelt so lange wie ihre Schweizer Altersgenossen, um eine Stelle zu finden, auch wenn sie gleiche Schulleistungen vorweisen können. Und in der Realität ist jede dritte Migrantin aus einem Staat ausserhalb der EU für die Arbeit, die sie hier verrichtet, überqualifiziert, weil ihre im Ausland erworbene Ausbildung in der Schweiz nicht anerkannt wird. Faktoren wie die soziale Herkunft, das Alter oder die ethnische Zugehörigkeit prägen die Chancen auf eine Arbeitsstelle und den beruflichen Werdegang eines Menschen oft stärker als seine tatsächlichen Fähigkeiten, sein Wissen oder seine Berufserfahrung. HEKS möchte mit seiner Projektarbeit in der Schweiz im Bereich der Arbeitsintegration daher einen Beitrag dazu leisten, die Chancen der betroffenen Menschen auf Bildung und Arbeit zu verbessern.
«Wir fordern seit vielen Jahren ein Antidiskriminierungsgesetz» Antoinette Killias ist seit acht Jahren verantwortlich für die HEKS-Projekte in der Schweiz. Mit ihr gesprochen hat Bettina Filacanavo. Antoinette Killias, was bedeutet für Sie Chancengleichheit? Chancengleichheit beginnt schon früh, denn sie bedeutet, dass ich von meinen Eltern und später in der Schule in meinen eigenen Fähigkeiten gefördert werde. Dies setzt ein entsprechend sensibilisiertes familiäres und schulisches Umfeld voraus. Später, wenn ich einen Beruf lernen oder darauf arbeiten möchte, braucht es bei den Unternehmen eine Anstellungs- und Personalentwicklungspolitik, die sich nach den Qualifikationen und effektiv erbrachten Leistungen richtet. Es soll um mich, meine Fähigkeiten und Leistungen gehen, unabhängig meiner sozialen Herkunft, Nationalität oder meines Geschlechtes. Sind keine strukturellen oder rechtlichen Hindernisse vorhanden und ist eine allfällige Diskriminierung einklagbar, dann besteht Chancengleichheit. Alle sollen sich in die Gesellschaft einbringen, an ihr teilhaben und für sich gute Lebensumstände realisieren können. Warum greift HEKS dieses Thema auf? Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir, dass gewisse Gruppen auf dem Arbeitsmarkt klar benachteiligt sind: Es sind erwerbslose Menschen über 55, die es schwer haben, den Wiedereinstig ins Berufsleben zu finden. Weiter sind es Jugendliche, die den Übergang von der Schule zur Berufsbildung oder ins Erwerbsleben nicht schaffen, sei es aufgrund ihres Migrationshintergrunds, oder sei es, dass ein schwieriges familiäres Um-
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der anderen Seite die ArbeitgeberInnen. ArbeitgeberInnen können wir beraten und ihnen die nötigen Informationen über die individuellen Kompetenzen und Eignung der KandidatInnen geben. Die Stellensuchenden unterstützen wir bei der Anerkennung ihrer Diplome und im Rahmen von verschiedenen Arbeitsintegrationsprogrammen: So fanden im Jahr 2011 44 Prozent von 528 Teilnehmenden eine Arbeitsstelle. 328 Personen konnten für Arbeitseinsätze
Wie fördert HEKS in der Projektarbeit die Chancengleichheit? Wir unterstützen auf der einen Seite die Stellensuchenden und auf
HEKS unterstützt in seinen Arbeitsintegrationsprogrammen Menschen,
die auf dem Arbeitsmarkt klar benachteiligt sind.
Warum zahlt sich Chancengleichheit aus? Chancengleichheit fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ist zudem volkswirtschaftlich profitabel, weil sie die Stabilität des Wirtschaftsstandortes Schweiz stärkt und gesamtgesellschaftliche Kosten senkt. Eine auf Chancengleichheit ausgerichtete Rekrutierungs- und Unternehmenspolitik hat auch einen betriebswirtschaftlichen Nutzen, weil sie für Unternehmen Wettbewerbsvorteile schafft. Es gibt daher schon viele Unternehmen in der Schweiz, welche sich vorbildlich für Integration und Chancengleichheit in ihrem Betrieb einsetzen. Welche Forderungen stellt HEKS im Rahmen der Kampagne? Wir fordern vom Gesetzgeber ein nationales Gleichbehandlungsgesetz wie es die EU kennt, das kommt einem umfassenden Antidiskriminierungsgesetz gleich. Weiter sollen ArbeitgeberInnen sensibilisiert werden, eine diskriminierungsfreie und auf Chancengleichheit basierte Unternehmens- und Personalpolitik anzustreben.
Foto: HEKS/Ruedi Lüscher
feld und damit verbunden fehlende Unterstützung in der Schule zu schlechten Schulleistungen führen. Auch hochqualifizierte MigrantInnen v. a. aus Drittstaaten finden den Einstieg in die Schweizer Arbeitswelt nur schwer oder nehmen einen beruflichen Abstieg auf sich, wenn sie arbeiten wollen. Selbstverständlich sind auch niedrig qualifizierte Erwachsene von Diskriminierung betroffen. Viele Studien aus der Schweiz und aus der EU belegen unsere Erfahrungen.
Foto: HEKS/Annette Boutellier
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Foto: HEKS/Ruedi Lüscher
im gemeinnützigen Bereich vermittelt werden. Für 31 gut qualifizierte MigrantInnen konnten MentorInnen gefunden werden, und 1677 Personen besuchten einen Sprachkurs von HEKS.
HUMANITÄRE HILFE
Wirkung verstärken – dank Le HEKS führte 2011 und 2012 im Süden Äthiopiens seine grösste Lebensmittelverteilung überhaupt dur verteilungen, und gleichzeitig sorgte das Projekt für die Wiederherstellung von Lebensgrundlagen wie W äthiopische Partnerorganisation OSHO meisterten die grosse logistische Herausforderung in einer abgel VON STEFAN GISLER (TEXT) UND JUDITH MACCHI (FOTOS)
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I R S I N D E S unseren SpenderInnen und vor allem den Menschen in Not schuldig, dass wir ständig unsere Arbeit überprüfen und lernen. Um die Arbeit noch effektiver ausführen zu können, entschieden wir uns, das Nothilfeprojekt in Äthiopien zu evaluieren, gerade weil es so erfolgreich war. Positives wie Negatives wurde dokumentiert, um daraus Schlüsse für künftige Katastropheneinsätze zu ziehen – in Äthiopien, aber auch in anderen Ländern. Ende 2012 führte HEKS deshalb eine sogenannte «After Action Review» mit Fragebögen, Einzel- und Gruppeninterviews sowie Workshops mit Mitarbeitenden von HEKS und der Partnerorganisation, Regierungsstellen, Lieferanten und auch mit der Bevölkerung durch. Vor dem Workshop meinte Tafesse, ein engagierter Mitarbeiter von OSHO: «Das Projekt
lief doch eigentlich sehr gut – ich werde in diesem Workshop nichts beitragen oder lernen können.» Doch nach der gemeinsamen Erarbeitung von relevanten Stärken und Schwächen sowie von zahlreichen Empfehlungen war er beeindruckt: «Das hätte ich nie gedacht. Der Lernprozess hat mich überzeugt. Ich werde nun in Zukunft noch bessere Arbeit leisten können.» Gemeinnützige Arbeit der Begünstigten Eine zentrale Erkenntnis aus dem Lernprozess war, dass eine Lebensmittelverteilung kombiniert werden sollte mit gemeinnütziger Arbeit der Begünstigten: Die Dorfgemeinschaften beteiligten sich z. B. beim Einzäunen von Reserveweideflächen für Kälber und Mutterkühe, bei der Terrassierung von Feldern zum Schutz vor Erosion, der Verbesserung von
Im Rahmen von Workshops mit Mitarbeitenden von HEKS und der Partnerorganisation
OSHO wurde die Nahrungsmittelverteilung im Süden Äthiopiens evaluiert.
Tiefenbrunnen oder beim Ausheben von Sammelbecken für Regenwasser. Dies alles hilft, die Menschen besser auf eine nächste Dürre vorzubereiten. Gemeinnützige Arbeit als Katastrophenprävention sollte wenn immer möglich zu jeder Lebensmittelverteilung gehören, mit mehr Fachunterstützung und finanziellen Mitteln. Wenn gemeinnützige Arbeit möglich ist, sollte sie fachlich begleitet werden und so ausgerichtet sein, dass sie die betroffenen Menschen unterstützt und die Gemeinschaft stärkt. Schulungen Nachdem die lokalen Mitarbeitenden eine vertiefte Weiterbildung zu ihren Aufgaben erhielten, wurden die Verteilungen effektiver. Zum Beispiel konnte die Wartezeit der Familien bei
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rnen ch. Über 30 000 Menschen überlebten die katastrophale Dürre dank Lebensmittelasserversorgung, Viehweiden, Landwirtschaftsland und Strassen. HEKS und seine egenen Region erfolgreich.
den Verteilungen verkürzt werden, und die Lagerung der Lebensmittel war einwandfreier. Solche Schulungen müssen so früh wie möglich durchgeführt werden.
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Frühwarnsysteme In diesem Lernprozess wurde auch klar, dass sogenannte Frühwarnsysteme sehr wichtig sind: Schon früh informierte der Partner vor Ort HEKS über die drohende Katastrophe.
Darum konnte HEKS mit der Hilfe unmittelbar nach dem Hilfsappell der Regierung im Juli 2011 beginnen. HEKS setzt sich zum Ziel, in all seinen Projektländern solche Frühwarnsysteme einzuführen. Auch die gute Zusammenarbeit mit Regierung, Bevölkerung, Partnern und anderen Hilfswerken führte zu einer gezielten Aktion. Dennoch: Es braucht verstärkt gemeinsames Vorgehen im Katastrophengebiet, aber auch in der Schweiz.
Hilfe für Dürreopfer in Äthiopien Im Sommer 2011 wurde das Horn von Afrika nach zwei Jahren ohne Regen von einer der schlimmsten Dürrekatastrophen innerhalb der letzten 60 Jahre heimgesucht – vor allem im kargen Land der Borana, im Süden Äthiopiens, wo HEKS seit Jahren Entwicklungsprojekte vorantreibt. Die Familien verloren grosse Teile ihrer Tierherden und somit ihre wichtigste Nahrungsmittelquelle, die Milch. HEKS hat gemeinsam mit OSHO in monatlichen Verteilungen insgesamt
Prävention In katastrophenanfälligen Gebieten muss im Rahmen der «normalen» Entwicklungsprojekte alles getan werden, dass die Bevölkerung auch besser auf mögliche Katastrophen reagieren kann. In Äthiopien werden die Projekte aufgrund der Erfahrungen bereits verbessert – weltweit verstärkt HEKS seine Bemühungen in der sogenannten Katastrophenrisikoverminderung.
4780 Tonnen Mais, 478 Tonnen Hülsenfrüchte, 500 Tonnen mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Spezialnahrung und 144 Tonnen Speiseöl an über 30 000 Menschen abgegeben. Zudem wurden 14 Wasserrückhaltebecken, 8 traditionelle Brunnen, 1400 ha Weideland, 870 ha Landwirtschaftsland, 197 km Strassen wiederhergestellt. HEKS ist akkreditierter Partner der Glückskette, die das Projekt mitfinanziert.
KONFLIKTBEARBEITUNG
Den Mauern trotzen. HEKSReise nach Palästina und Israel Vom 3. bis 15. September 2012 veranstaltete HEKS eine Gruppenreise für seine Spenderinnen und Spender, um seine Projekte und lokale Partner zu besuchen. In einer Region, in der das Leben von gewalttätigen Konflikten geprägt ist, will HEKS einen Frieden fördern, der auf Gerechtigkeit und der Einhaltung der Menschenrechte basiert. VON OLIVIER GRAZ (TEXT UND FOTOS)
«Diese Reise nach Israel und Palästina hat mir die Augen geöffnet», fasst Kurt Gautschi seine Eindrücke zusammen. Für den Pfarrer aus dem Raum Zürich boten die Reise und die Begegnungen mit Akteuren der palästinensischen und israelischen Zivilgesellschaft Gelegenheit, die Region wiederzuentdecken. Nach über zehn Jahren Präsenz in der Region zählt HEKS heute zehn Partnerorganisationen, die in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten aktiv sind. Gegenseitiges Verständnis fördern Zwischen zwei riesigen Hotels direkt am Meer, versteckt hinter dichten
Sträuchern führt Umar al Ghubari von der israelischen Organisation Zochrot die Gruppe zu einem verlassenen muslimischen Friedhof. Der Friedhof ist einer der letzten Hinweise auf Al Manshiyya, eines der acht palästinensischen Dörfer, auf denen Tel Aviv erbaut wurde. «Heute wissen nur noch wenige Israelis mit jüdischer Herkunft etwas über die Geschichte Palästinas vor der Gründung des hebräischen Staates», erklärt er und hält dabei einen alternativen Fremdenführer in der Hand, der über die Geschichte des zerstörten Dorfes berichtet und von der Organisation herausgegeben wird. Zochrot erachtet es als besonders wichtig, die jüdische israelische
Alternative Führung in der Stadt Tel Aviv mit Umar al Ghubari von der Partnerorganisation Zochrot. Auf den Karten sind die Lagen der ehemaligen palästinensischen Dörfer und deren noch zu sehenden Reste eingezeichnet.
Bevölkerung für diesen Teil der Geschichte zu sensibilisieren, um das gegenseitige Verständnis zu fördern. Diese Meinung teilt auch der Soziologe und Professor Yehuda Shenhav, der die Gruppe am späten Nachmittag in der Universität Tel Aviv zu einer Debatte über die «Zweistaatenlösung» mit Yarif Oppenhaimer von der Organisation Peace Now empfängt. Open Forum ist ein Projekt von HEKS, das die Zusammenarbeit seiner Partnerorganisationen fördert. Zochrot und der palästinensischen Organisation für Flüchtlingsrechte BADIL ist gemeinsam gelungen, ein Projekt auf die Beine zu stellen, das sich mit konkreten Fragen zur Anwendung des Rückkehrrechts befasst. So werden auf der Grundlage von historischen Dokumenten, Augenzeugenberichten und Analysen Workshops mit palästinensischen Flüchtlingen und interessierten Israelis organisiert. Gemeinsam sollen konkrete Lösungen erarbeitet werden, die einerseits die Rechte der Flüchtlinge wahren und andererseits die Rechte der israelischen Bewohner garantieren. Förderung und Schutz der Menschenrechte Nachdem die Reisegruppe Tel Aviv verlassen hat, setzt sie ihre Reise entlang der Mittelmeerküste bis Akko fort, um auf halbem Weg nach Nazareth das Haus der Ghettokämpfer zu besuchen. Das 1949 von Überlebenden des Warschauer Ghettos gegründete Museum ist wahrscheinlich das erste seiner Art, das sich mit der Shoah befasst.
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Das an das Museum angegliederte Zentrum für humanistische Erziehung hat neue Wege in der erzieherischen Auseinandersetzung mit der Shoah beschritten. Sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, führt in den Augen der Direktorin Raya Kalisman dazu, die Bedeutung humanistischer und demokratischer Werte zu verstehen. Dieser Ansatz enthält alles, was eine Gesellschaft braucht, um moralische Entscheidungen treffen und ein Verantwortungsbewusstsein bilden zu können. «Gleichgültigkeit gegenüber Leid und Menschenrechtsverletzungen ist eine Gefahr für jede Gesellschaft», sagt sie. Eben diese Werte stehen auch bei der Organisation Arab Human Rights Association (HRA) in Nazareth im Mittelpunkt, welche die Rechte der palästinensischen Minderheit in Israel seit 1988 schützt und fördert. Der Direktor der Organisation, Mohamed Zeidan, spricht die schwierige Lage der Minderheit an, die in verschiedenen Bereichen der israelischen Gesellschaft mit unterschiedlichen Formen der Diskriminierung konfrontiert ist. So erschwert ihnen beispielsweise beim Landrecht die derzeit praktizierte Politik Zugang zu Eigentum: «Heute sind nur noch 2,5 Prozent des Landes im Besitz der Palästinenser, die jedoch 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen.» Neben ihrer Forschungs-, Informations- und Lobbyarbeit sensibilisiert die Organisation Jugendliche für Menschenrechte. Die Unterstützung der Zivilgesellschaft Eine Folge des Konflikts ist die starke Einschränkung der Rechte der Zivilbevölkerung, was eine dauerhafte Friedenslösung verhindert: Durch die Besatzung sind die Menschen in den besetzten palästinensischen Gebieten stark in ihrer Mobilität eingeschränkt. Die Trennmauer im Westjordanland und die Blockade von Gaza erschweren ihnen den Zugang zu Land und Ressourcen sowie die Sicherung der Grundbedürfnisse wie Bildung und Gesundheit. Dazu kommt der Verlust des Landes durch Siedlungen und militärische Übungs- und Sperrgebiete. In den kargen Hügeln südlich von Hebron besucht die Gruppe Susya, ein kleines Dorf von Viehzüchtern und
Schafhirten. Dort ist die Vertreibung der Dorfbevölkerung besonders akut: Fast alle Gebäude sind mit Zerstörungsbefehlen der israelischen Militärverwaltung markiert. Obwohl die Bauern ihre Landrechte belegen können, haben sie keine Möglichkeit, nach israelischem Recht legal zu bauen. Die Dorfbevölkerung wehrt sich gegen die israelische Planungsbehörde mit öffentlichen Mobilisierungen. Unterstützt wird sie von israelischen Friedens- und Menschenrechtsorganisationen, darunter auch Partnerorganisationen von HEKS. Internationale Präsenz für Frieden «Willkommen in Yanoun!» Christian Schelbert aus Bern empfängt die Schweizer Delegation im Zentrum des Dorfes. Er beendet gerade seinen dreimonatigen Einsatz als Friedensbeobachter des Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel (EAPPI), welches vom Ökumenischen Rat der Kirchen beaufsichtigt wird. In der Schweiz ist HEKS unter dem Patronat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) verantwortlich für die Teilnahme von Freiwilligen am Programm. Das vollständig von Siedlungen umgebene Dorf verfügt nicht über genügend Weideflächen, und die Bauern werden häufig von militanten Siedlern bedroht. Genau wie seine Kollegen in
Bethlehem, Hebron oder in den Hügeln südlich von Hebron beteiligt auch er sich am Schutz der Zivilbevölkerung, indem er an jenen Orten, an denen es in der Vergangenheit immer wieder zu Übergriffen kam, Präsenz zeigt. Menschenrechtsverletzungen, die sich hier ereignen, werden von den Beobachtern registriert, an die Öffentlichkeit und vor die zuständigen nationalen und internationalen Gremien gebracht. Auf diese Weise wird dafür gesorgt, dass die verantwortlichen Behörden die internationalen Abkommen einhalten. HEKS will durch seine und die Arbeit seiner Partnerorganisationen zu einer wirksamen und nachhaltigen Konfliktbearbeitung beitragen, welche auf internationalem Recht basiert. Dazu unterstützt HEKS gemeinsame Projekte und Aktionen seiner Partnerorganisationen und schafft dadurch Räume, wo Menschenrechts- und Friedensorganisationen beider Seiten Strategien für eine gerechte Lösung des Konfliktes entwickeln können. Die einzelnen Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer, denen die Begegnungen und Erlebnisse noch lange in Erinnerung bleiben werden, kommen alle zum gleichen Schluss: Die Unterstützung der Friedensförderung vor Ort ist wichtig – allen Mauern zum Trotz.
Bald wird Al-Walajeh völlig von der Trennmauer eingeschlossen sein. Es wird nur noch eine Strasse hierher führen mit einem Checkpoint als Eingangstor.
NAHE BEI DEN MENSCHEN
10 Fragen an Galma Liban, Äthiopien
teile ich mir mit einem Kollegen ein kleines Zimmer. Ausser den zwei Betten gibt es darin nicht viel anderes.
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Foto: HEKS/Raimond Rohner
Galma Liban ist 26 Jahre alt und arbeitet schon seit mehreren Jahren bei der HEKSPartnerorganisation OSHO in Äthiopien. Er ist in Yabello, dem Hauptzentrum der Borana-Zone, im Süden Äthiopiens, aufgewachsen und kennt deshalb die traditionelle Lebensweise der boranischen Viehzüchter gut. Zurzeit wohnt er im Dorf Hidi, wo sich auch das Projektbüro von OSHO befindet. Seine Frau und seine Familie wohnen in Yabello, rund 200 km nördlich von Hidi. Zum Zeitpunkt des Interviews war das Projekt der Nahrungsmittelverteilung kurz vor dem Abschluss.
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Was machen Sie heute beruflich? Ich arbeite für OSHO und bin Projektleiter beim Nahrungsmittelverteilungsprojekt, welches OSHO gemeinsam mit HEKS implementiert. Ich bin für die Organisation und für das Funktionieren des Projekts verantwortlich. Ich plane die Nahrungsmittelverteilungen und die gemeinnützigen Arbeiten, die die Begünstigten als Gegenleistung für die erhaltenen Nahrungsmittel leisten. Ich informiere die lokalen Behörden über den Projektfortschritt, halte Sitzungen mit den anderen Angestellten des Projekts ab und stelle wichtige Daten für die Berichterstattung an HEKS zusammen.
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Was beschäftigt Sie im Moment am meisten? Im Moment verteilen wir gerade keine Lebensmittel, die Nahrungsmittelverteilungen finden an ungefähr zehn Tagen im Monat statt.
Was haben Sie gestern gegessen? Injeera (das traditionelle Sauerteigfladenbrot der Äthiopier) und gebratenes Ziegenfleisch. Eigentlich mag ich dieses Gericht nicht so gerne, das essen die Menschen im Norden Äthiopiens. Hier in Borana trinken wir vor allem Milch, aber diese ist im Moment schwer zu bekommen, da während der Dürre so viele Kühe gestorben sind. Erst jetzt bekommen die ersten Kühe wieder Kälber und dann gibt es hoffentlich auch wieder mehr Milch.
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Was macht Sie glücklich? Es macht mich glücklich, meine Frau zu sehen. Ich sehe sie im Moment nur alle paar Wochen. Sie lebt ja in Yabello bei meiner Familie. Es macht mich aber auch glücklich, etwas Gutes für mein Volk zu tun, den Leuten in der Not zu helfen.
7 Deshalb konzentriert sich das Team im Moment auf die Ausführung der gemeinnützigen Arbeiten. Zusammen mit Begünstigten aus den verschiedenen Gemeinden terrassieren wir Hänge, um weitere Erosion zu verhindern, wir graben Teiche, in welchen Regenwasser für die nächste Trockenzeit gesammelt wird, oder wir roden Dornbüsche, damit das Gras wieder besser wachsen kann. Dies sind alles Massnahmen, die den Begünstigten helfen sollen, sich von den Folgen der Dürre zu erholen.
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Wie sind Sie mit HEKS in Kontakt gekommen? HEKS kenne ich durch meine Arbeit mit OSHO. Die beiden Organisationen arbeiten sehr eng und gut miteinander zusammen.
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Wie wohnen Sie? Ich lebe im Haus, in dem auch das Projektbüro von OSHO ist. Hier
Was macht Ihnen Angst? Es belastet mich, dass ich meine Frau und meine Familie so wenig sehe. Ich vermisse sie sehr.
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Was bringt Sie zum Lachen? Das Zusammensein mit meiner Familie, bei uns zu Hause ist es immer sehr lustig.
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Ein schöner Moment, an den Sie sich erinnern? Als meine Frau ihren BachelorAbschluss gemacht hat. Sie hat Agrarwissenschaften studiert. Ich war sehr stolz auf sie, als sie ihr Diplom erhalten hat.
10 Was ist Ihr grösster Wunsch? Ich möchte einmal Kinder haben. Und ich möchte, dass meine Kinder in der Tradition der Borana aufwachsen können, dass es genügend Wasser und Gras für die Viehherden hat und dass meine Kinder genug Milch zum Trinken haben.
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KIRCHLICHE ZUSAMMENARBEIT
Neues aus der Kirchlichen Zusammenarbeit Die italienische reformierte Minderheitskirche der Waldenser unterstützt HEKS-Projekte in Osteuropa in diesem Jahr mit einer halben Million Franken, das neue Landesprogramm Tschechien wurde besiegelt und eine HEKS-Partnerorganisation erhält einen Preis. VON BETTINA FILACANAVO
Seit drei Jahren unterstützt die italienische reformierte Minderheitskirche der Waldenser HEKS mit jährlich 300 000 Franken für Projekte in Osteuropa. Diese Zuwendung wird jeweils im sogenannten OPM-Vertrag festgelegt. OPM – «otto per mille» – bezeichnet die Mandatssteuer von 8 Promille, die jeder Steuerzahlende in Italien entrichten muss. Der Staat gibt jedoch keine Zweckbestimmung an. Ein Teil dieser Gelder geht an die Kirchen. Weil in Italien ein beachtlicher Teil der Bevölkerung eher kirchenkritisch eingestellt ist und die reformierte Minderheit der katholischen Kirche vorzieht, erhalten die Waldenser trotz ihren lediglich 20 000 Mitgliedern jährlich rund 12 Millionen Franken. Im Gegensatz zur katholischen Kirche verfolgen die Waldenser das Credo, die Kirchensteuer nicht für kirchliche Aktivitäten, sondern ausschliesslich für soziale Projekte im In- und Ausland einzusetzen. Damit wollen sie ihre Unabhängigkeit vom Staat bewahren. Für das nächste Jahr wird der HEKS-Betrag von 300 000 auf 500 000 Franken erhöht. Dies ist nicht zuletzt Ausdruck
der jahrelangen guten Zusammenarbeit und des grossen Vertrauens, das die Waldenserkirche HEKS entgegenbringt. Die Vertragsunterzeichnung mit dem waldensischen Kirchenratspräsidenten, Eugenio Bernardini, und HEKS-Direktor Ueli Locher fand am Samstag, 10. November, bei HEKS in Zürich statt. Erstes Landesprogramm für Tschechien unterzeichnet Mit dem neuen Konzept für die Kirchliche Zusammenarbeit (KiZa) arbeitet HEKS auch in diesem Bereich seiner Auslandtätigkeit mit den Instrumenten der Entwicklungszusammenarbeit. Dazu gehören auch Landesprogramme. Das erste Landesprogramm wurde am 18. November von der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien (EKBB) und HEKS in einem feierlichen Rahmen besiegelt. Für die EKBB unterzeichnete der Synodalratspräsident Joel Ruml und für HEKS Direktor Ueli Locher. Das Landesprogramm gilt vorerst bis 2015. HEKS arbeitet in Tschechien ausschliesslich mit der EKBB zusammen. Ein wichtiger Bestandteil
der Programmarbeit ist der Wissenstransfer durch die Beziehungen zwischen der Schweiz und Tschechien. Dies geschieht in Form von Gemeindepartnerschaften, Gruppenreisen oder fachlichem Austausch. Weiter wird HEKS die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, den Gemeindeaufbau sowie die diakonische Arbeit der EKBB unterstützen. HEKS-Partnerorgansation in Serbien erhält Preis Die HEKS-Partnerorganisation Ecumenical Humanitarian Organisation (EHO) erhält einen Preis von der Königlich Norwegischen Botschaft in Belgrad. HEKS engagiert sich seit Jahren gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation EHO für die Roma in Serbien. Am 10. Dezember 2012 verlieh die Norwegische Botschaft in Belgrad EHO den «Making the Difference»-Award «für ihren ausserordentlichen Einsatz zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Roma in der Vojvodina», wie der norwegische Botschafter Nils Ragnar Kamsvåg sagte. Für ihre Arbeit ist EHO bereits 2010 mit dem europäischen «Diakonia-Award» ausgezeichnet worden.
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Das Landesprogramm Tschechien sowie das Konzept zur Kirchlichen Zusammenarbeit finden Sie unter www.heks.ch/handeln.
Der waldensische Kirchenratspräsident Eugenio Bernardini (rechts) und HEKSDirektor Ueli Locher bei der Vertragsunterzeichnung.
Synodalratspräsident der EKBB Joel Ruml (links) und HEKS-Direktor Ueli Locher unterzeichnen das neue Landesprogramm Tschechien.
NICHT VERPASSEN
tion «Hilfe schenken» Enten im Wert von 2700 Franken gekauft. Mit dieser Spende werden Dorfgemeinschaften, landwirtschaftliche Kooperativen oder Basisorganisationen in ihren Bestrebungen nach Existenzsicherung und Selbstbestimmung unterstützt. Herzlichen Dank an Adrienne Müller für die Organisation des Entenrennens!
Basel: Ein Entenrennen zugunsten von HEKS Adrienne Müller veranstaltete als Maturaarbeit am Gymnasium Muttenz ein Advents-Entenrennen auf dem St.Alban-Teich in Basel. Mit dem Erlös wurden bei der HEKS-Weihnachtsak-
Foto: BAZ/Katrin Roth
St. Moritz: Sternenklar – wir helfen! Die evangelisch reformierte Kirchgemeinde St. Moritz sammelte ab November 2012 für vier konkrete Geschenkideen von «Hilfe schenken»: die Erfolgsleiter, die Spielzeugkiste, die Ziege und den Pflug. Ziel war es, bis am 10. Januar 2013 möglichst viel Geld zu sammeln für den Kauf dieser vier Geschenke. Im Ganzen kamen rund 15 000 Franken zuammen. Die Aktion der Kirchgemeinde begann mit einem Projekttag für Primarschulkinder, darauf folgte ein Familiengottesdienst, an dem Annelies Hegnauer, Leiterin der Abteilung Marketing bei
Für 5 Franken konnten Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Stadt Basel eine Ente kaufen
HEKS, Projekte, die hinter den Geschenkideen stehen, vorstellte. Die Sonderausstellung fand grosse Beachtung und die Besucherinnen und Besucher staunten über die interaktive «Geissenmaschine», auf welcher mit spannenden Elementen die Projektarbeit visualisiert wird. Der Erlös der verschiedenen kreativen Verkaufs-Aktionen wie zB. selbst gebastelte Weihnachts-Sterne, Weihnachtskarten, Sternenguezli und vielem mehr geht in die Projektar-
und diese dann auf dem St.-Alban-Teich in Basel schwimmen lassen.
beit von HEKS. Bei allen, die diese Aktion in St. Moritz organisiert und unterstützt haben bedankt sich HEKS, ganz herzlich!
Für 5 Franken konnten Spenderinnen und Spender einen neuen Faltstern an die Sternenkugel heften, die so laufend zu einem kleinen Baum heranwuchs.
Die interaktive Geissenmaschine begeisterte die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher.
IMPRESSUM Nr. 319, 1/Februar 2013 handeln. Das Magazin des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Schweiz. Erscheint 4-mal jährlich. Auflage 52 000 Redaktionsleitung: Susanne Stahel Redaktion: Bettina Filacanavo Fotoredaktion: Ruedi Lüscher Korrektorat: www.korr.ch Gestaltung: Herzog Design, Zürich Druck: Kyburz AG, Dielsdorf Papier: LEIPA ultraLux silk /Recycled /FSC Material Abonnement: Fr. 10.–/Jahr, wird jährlich einmal von Ihrer Spende abgezogen Adresse: HEKS, Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich, Telefon 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01, E-Mail info@heks.ch, Internet www.heks.ch bzw. www.eper.ch HEKS-Spendenkonto: Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz, PC 80-1115-1
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