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Gesundheitstrends 2023

Teure Stereotype

Ungesunde Geschlechterrollen belasten das Klima in Unternehmen, befördern Sexismus und andere Diskriminierungen und sie kosten die Gesellschaft auch jedes Jahr viele Milliarden Euro. Warum ist das so und was kann dagegen getan werden?

Ein Gastbeitrag von Boris von Heesen

Viele rollen zunächst mit den Augen, wenn sie hören, dass das Patriarchat unsere Gesellschaft immer noch im Würgegriff hält. Es sei doch schon so viel geschehen in Sachen Geschlechtergerechtigkeit und irgendwann müsse es doch auch einmal gut sein mit dem Draufhauen auf die Männer. Dem lassen sich einige Zahlen entgegensetzen: Rund 70 Prozent der Bundestagsabgeordneten sind männlich. Sie gestalten den gesetzlichen Rahmen dieses Landes. Die Personen, die diesen dann in deutschen Kommunen umsetzen, sind zu 90 Prozent Männer, also Bürgermeister. Und das im Jahr 2022. Männer leisten laut dem Gleichstellungsbericht der Bundesregierung von 2019 jeden Tag anderthalb Stunden – das sind umgerechnet 68 Arbeitstage à acht Stunden pro Jahr – weniger unbezahlte Sorgearbeit für Kinder, Haushalt und pflegebedürftige Angehörige als Frauen. Auch in den Vorstandsetagen der DAXUnternehmen sind immer noch deutlich weniger als 15 Prozent der Posten von Frauen besetzt. Keine Frage, wir haben uns in den letzten Jahren in die richtige Richtung bewegt. Aber wenn wir nur Fakten betrachten, dann wird deutlich, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben.

Wie sehr wir als Gesellschaft aber zum Handeln gezwungen sind, wird dann deutlich, wenn die Folgen des Patriarchats rein volkswirtschaftlich betrachtet werden. Ungesundes, überwiegend männliches Verhalten verursacht jedes Jahr eine Schneise der Verwüstung in den öffentlichen Haushalten – und kaum jemand interessiert sich dafür. Insgesamt entstehen Jahr für Jahr Zusatzkosten in Höhe von mindestens 63 Milliarden Euro durch toxisches männliches Geschlechterverhalten, und zwar nur in solchen Lebensfeldern, die unsere Gesellschaft unnötig belasten. Männer dominieren mit Abstand die quantitativen Erhebungen zu Verkehrsunfällen, fast allen Süchten, häuslicher Gewalt, Wirtschaftsstraftaten oder auch das Feld der ungesunden Ernährung. Alle genannten Komplexe belasten unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt und verursachen direkt oder indirekt unnötige volkswirtschaftliche Kosten. Wer jetzt gegenrechnen möchte, wie viel höher die Steuerzahlungen der Männer sind oder welche Kosten Frauen durch die Frauenheilkunde oder ein längeres Leben verursachen, wirkt allenfalls zynisch. Dass Männer den Löwenanteil der Steuerlast tragen, entspringt ja gerade einem patriarchalen System der Ungerechtigkeit, das Männern die Lohn und Frauen die Sorgearbeit zuweist. Und dann die Kosten für das Gesundheitswesen: Da sind unnötig verletzte Menschen im Straßenverkehr durch Raser, ganze Kohorten von Männern, die aufgrund ungesunder Lebensweise das Gesundheits

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