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„Optimismus macht flexibel“

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Der Pionier

Der Pionier

Verena Bentele hat als paralympische Sportlerin schon auf einigen Podesten und Gipfeln gestanden. Ihre Sehbehinderung hält sie auch im beruflichen Kontext nicht zurück. Ein Gespräch über die Energie durch Vertrauen, die Kraft der Flexibilität und die Notwendigkeit von Teilhabe.

Frau Bentele, es schmücken Sie eine Vielzahl von beeindruckenden Titeln. Wie stellen Sie sich am liebsten vor?

Verena Bentele: Das ist abhängig von Situation und Kontext. Repräsentiere ich den Sozialverband VdK, dann bin ich die Verbandspräsidentin und Landesvorsitzende des VdK Bayern. Im Privaten, zum Beispiel bei Seminaren und Veranstaltungen, bin ich dann schon eher die ehemalige Leistungssportlerin, zwölffache Paralympics-Siegerin und Personaltrainerin. Und manchmal bin ich auch einfach nur die Verena. Dabei ist es mir wichtig zu erwähnen, dass ich diese Ämter und Titel zwar alle erfülle, deren Reihenfolge aber keinerlei Gewichtung hat.

All diese Funktionen sind sehr unterschiedlich. Gibt es da auch Parallelen?

Viele meiner bisherigen Karriereschritte sind kaum miteinander vergleichbar, sie profitieren aber in jedem Fall voneinander. Gerade aus dem Training als Profisportlerin nehme ich täglich viel für meine Coachings und politische Arbeit mit. Auch die Disziplin, um all meine Aufgaben zu stemmen, wäre ohne das konsequente Training und die große Ausdauer für die sportlichen Leistungen wohl kaum derartig ausgeprägt. Der Profisport hat mich ebenfalls gelehrt, wie wichtig es ist, ein klares und erreichbares Ziel vor Augen zu haben. Als Sportlerin habe ich gelernt, dass die Menschen im direkten Umfeld von den eigenen Zielen wis- sen müssen, um diese dann auch zu ihren eigenen zu machen, damit sie gemeinsam verfolgt werden können. Wie wichtig ist Vertrauen in Ihrer täglichen Arbeit?

Im Gegensatz zu den meisten Menschen, egal ob sie sehen oder nicht, nehme ich das Vertrauen, das gegeben als auch genommen wird, sehr bewusst wahr. Das Vertrauen in andere stärkt mich und befähigt mich dazu, Grenzen zu überwinden und neue Erfahrungen zu sammeln. Wir können mehr, als wir uns zutrauen. Um diese Potentiale zu erfahren, sind Mut und Vertrauen entscheidend. Um beispielsweise sportliche Ziele zu erreichen, muss ich meinen Begleitläufern vertrauen können, da diese mich durch klare Anweisungen durch die

Verena Bentele

ist zwölffache Paralympics-Siegerin im Biathlon und Langlauf. Nach dem Ende ihrer Profisportkarriere im Jahr 2011 arbeitet sie nun als Keynote-Speakerin und Coachin für Personalentwicklung. Seit 2018 ist sie Präsidentin des Sozialverbandes der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands (VdK) und vertritt seit 2021 den Deutschen Olympischen Sportbund ehrenamtlich als Vizepräsidentin.

Spur führen und mir so den Weg zum Ziel ermöglichen. Andere Menschen haben oft die Vorstellung, dass ich vertrauen muss, weil mir nichts anderes übrig bleibt als blinde Sportlerin, die von anderen abhängig ist. Ich würde das anders sehen: Wir alle sind von anderen Menschen abhängig. Bei mir ist der Zeitpunkt der Abhängigkeit im Wettkampf klar definiert. Das ermöglicht mir aber auch genau für diesen Moment, die beste Unterstützung zu erhalten. Vertrauen heißt deshalb für alle Menschen, dass sie den Mut haben sollten, die richtige Unterstützung zu geben oder anzunehmen. So ersparen wir uns alle viel Zeit und Energie dafür, andere zu kontrollieren und uns abzusichern.

Sportlich schenken Sie vor allen Ihren Begleitläufern Vertrauen.

Wenn Sie auf den Skiern stehen, auf dem Fahrrad sitzen oder in den Laufschuhen stecken, sind die Begleitläufer mit Ihnen über ein Kopfhörersystem oder physisch mit einem Strick oder Tandem verbunden, um so Ihre Sicherheit zu garantieren. Gibt es dazu im Arbeitsalltag ein Äquivalent? Ich bin absolut davon überzeugt, dass ein Begleitläufer in jeder Lebenssituation hilfreich und wichtig ist. In meiner persönlichen Arbeit sind all die Menschen, die mich in meinem Wirken begleiten, auch zeitgleich Begleitläufer. Damit meine ich mein direktes Team, aber auch die Geschäftsführung, das Präsidium und meine Referentinnen. Denn sie alle unterstützen mich, indem sie beispielsweise Inhalte vorbereiten oder mich auf Veranstaltungen begleiten. Genauso fungiere ich aber auch ich als Begleitläuferin – sei es für meine 2,2 Millionen VdK-Mitglieder weil ich für ihre Interessen eintrete, oder auch für die Menschen, denen ich beim Coaching einen neuen Zugang zum Thema Vertrauen vermittle. Ich erlebe oft, dass Menschen nach Rückschlägen und Niederlagen Vertrauen eher als Risiko, denn als Chance begreifen. Hier kann ich als Begleitläuferin für positive Veränderung sorgen durch Übungen und das Teilen von Erfahrungen. Wer in der Lage ist, zu vertrauen und Aufgaben abzugeben, kann sich auf das konzentrieren, worin er oder sie richtig gut ist. Vertrauen abzugeben kann aber immer auch zum Risiko werden. Wie gehen Sie mit Risiken um?

Mit Extremsport-Events wie einer Kilimandscharo-Besteigung oder dem Trondheim-Oslo-Radmarathon über 540 Kilometer habe ich mir immer wieder bewusst Risiken gesucht. Aber auch im Arbeitsalltag gehe ich natürlich kleinere und größere Risiken ein. So auch die Aufstellung zur Wiederwahl als VdK-Präsidentin. Nach fünf Jahren zu erfahren, wie die eigene Arbeit gesehen wird, ist

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