Vorwort
Lieber Herold-Leser, wieder beginnt ein neues Jahr, und wieder wollen wir die erste Ausgabe dieses neuen Jahres der Auslegung des Bibelverses widmen, der für das Jahr 2024 als Jahreslosung festgelegt wurde. „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1Kor 16,14). Die Jahreslosungen haben eine lange Tradition. Das Problem ist aber, dass ein einzelner Vers, so schön er auch klingen mag, nicht immer die Bedeutung vermitteln kann, die er ursprünglich in seinem Zusammenhang haben sollte. Nicht selten werden diese Verse einfach ihrem Zusammenhang und ihrer ursprünglichen Bedeutung entrissen, um sie für die Allgemeinheit „passend“ zu machen. Daher dachten wir uns als Herold-Team: Warum sollten wir nicht gerade deshalb den Versen ihre ursprüngliche Bedeutung und ihren Zusammenhang wiedergeben? Wir möchten sie so erklären, wie sie – unserer festen Überzeugung nach – gesamtbiblisch und unter Berücksichtigung des „guten alten Evangeliums“ eigentlich verstanden werden sollten. Ich hoffe, es ist uns gelungen, und wünsche dir beim Lesen und Nachdenken darüber Gottes Segen.
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Was unsere Welt so dringend braucht von Benjamin Schmidt
s ist passiert. Das, womit viele schon lange gerechnet hatten, was nicht passieren durfte, aber doch ist es ein Wunder, dass es nicht schon viel früher passiert ist. Vergangenen Dienstag erschoss der Anwalt und Jurist Kenneth Darlington aus Wut zwei „Umweltaktivisten“ auf offener Straße. Die beiden Opfer hatten zusammen mit einer Gruppe Lehrer eine Straße blockiert – wie es mittlerweile an vielen Orten der Welt geschieht. Dass es bei dieser Blockade nicht um Abgase und CO2-Ausstoß ging, sondern um eine Demonstration gegen eine Kupfermine, ist dabei völlig egal. Darlington hat zwei Menschen ermordet – der eine war ein Pädagoge, der andere mit einer Lehrerin verheiratet. Mehr weiß man nicht. Aber die Tatsache, dass viele diese Tat nur nicht überrascht hat, sondern nicht wenige auch Verständnis für die Tat äußern, sagt so viel über unsere Welt aus. Die diesjährige Jahreslosung ist deshalb ein Vers, der sehr gut in unsere Zeit hineinspricht. Denn tatsächlich ist die Liebe das, was unsere Welt am dringendsten braucht. Stellen wir uns einmal eine Welt vor, in der alles in Liebe geschieht. Es wäre eine Welt ohne Konflikte, ohne Kriege. Die Menschen in Israel, in Palästina, in der Ukraine, im Sudan, in Myanmar, in Somalia, Mali und an vielen anderen Orten der Welt müssten nicht mehr um ihr Leben fürchten. Aber auch an vielen Orte, an denen scheinbarer Friede herrscht – in den gutbürgerlichen Familien, wo hinter verschlossenen Türen Streit, Hass und Auseinandersetzungen an der Tagesordnung sind – sähe das Leben völlig anders aus. Im Grunde sehnt sich jeder Mensch nach so einer Welt. 1992 sang Michael Jackson in Anlehnung an den Bosnienkrieg in seinem Lied Heal the World darüber, dass die Liebe das einzige ist, das unsere kaputte Welt retten kann: Es gibt eine Liebe, die nicht lügen kann. Die Liebe ist stark, Sie fragt nur danach, wo sie freudig geben kann. Und wenn wir es nur versuchen, werden wir es erleben. ... Die Liebe genügt, damit wir gemeinsam Eine bessere Welt hervorbringen. Also mach eine bessere Welt. Heile die Welt, Mach sie zu einem besseren Ort. Für dich und für mich und für die ganze Menschheit.
Wenn uns das bewusst ist und wenn wir uns doch alle so sehr nach Liebe sehnen, warum funktioniert das Ganze dann nicht? Warum scheint die Welt immer mehr in Lieblosigkeit zu versinken. Das Problem bei der ganzen Sache
ist, dass es eine besondere Art Liebe braucht, eine Liebe, die sehr kostspielig ist. Es ist keine romantische oder sentimentale Liebe. Es ist vielmehr eine Liebe, die liebt, ohne Gegenliebe zu erwarten. Eine Liebe, die bereit sein muss zu geben, auch wenn das Gegenteil zurückkommt. Es ist die Liebe, die Paulus in 1. Korinther 13 beschreibt: eine von Gott gewirkte selbstlose, aufopfernde, geduldige, gütige, rücksichtsvolle Liebe, die dazu führt, dass man nicht mehr den eigenen Vorteil sucht, sondern den des anderen. Es ist dieselbe Liebe, von der Jesus in seiner Bergpredigt spricht:
„Liebt eure Feinde und tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen. Betet für die, die euch Böses tun. … Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, was tut ihr da Besonderes? Auch die Menschen, die nicht nach Gott fragen, lieben die, von denen sie Liebe erfahren … Dann wartet eine große Belohnung auf euch, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein“ (Lk 6,27-28.32). Und genau hier steht die Welt vor einem Problem. Diese Liebe wäre zwar das Mittel, um die Welt zu einem Ort des Friedens zu machen, an dem Feinde versöhnt werden, allerdings sagt Jesus ganz klar, dass die Welt genau diese Liebe nicht haben kann. Sie ist nur bei denen zu finden, die nach Gott fragen, den Kindern Gottes. Am Anfang des 1. Korintherbriefes schreibt Paulus, dass das Evangelium für jeden Menschen eine Torheit – heute würde man sagen: „eine schwachsinnige Botschaft“ – ist. Zumindest solange er nicht von Gottes Geist verändert und zu einem Kind Gottes gemacht wurde (vgl. 1Kor 1,18). Dasselbe gilt für die Haltung gegenüber der Liebe, die aus dem Evangelium resultiert. Der natürliche Mensch fragt sich: Warum sollte ich meinen Feind lieben und ihm Gutes tun, wo er mich doch hasst und mir Böses will? Das ist doch schwachsinnig. Doch wer vor dem Kreuz stand und erkannt hat, wie Gott mit seinen Feinden umgeht; wer eingesehen hat, dass er selbst ein Feind Gottes war, der allein durch Gottes Gnade und Liebe mit Gott versöhnt wurde, weil Christus, Gottes Sohn, sich freiwillig für seine Feinde geopfert hat, um sie zu retten, der muss bereit sein, seine Feinde auf dieselbe Weise zu lieben. Das ist die biblische Grundlage der Nächstenliebe und der Hintergrund
vor dem Paulus seine Aufforderung in 1. Korinther 16,14 schrieb: „Alles bei euch geschehe in Liebe.“ Leider besteht immer eine Spannung zwischen dem Wissen, was Gut und Richtig ist, und dem Tun. Deshalb brauchten die Korinther (und auch wir) immer wieder die Ermahnung durch Gottes Wort. Obwohl die Korinther Gottes Liebe und Gnade in Christi Opfer erkannt und ihr Vertrauen darauf gesetzt hatten, gab es teilweise große Streitigkeiten und Parteiungen unter ihnen. Sie hatten in ihrem Umgang miteinander das Evangelium aus den Augen verloren. Damit gefährdeten sie ihr Gemeindeleben und ihr Zeugnis vor der Welt. Sie brauchten Hilfe von außen. Diese Hilfe wollte Paulus ihnen anbieten. Es war ihm zwar nicht möglich, selbst nach Korinth zu kommen, aber er hatte gute Mitarbeiter, die helfen konnten: Apollos und Timotheus. Das Problem war, Apollos weigerte sich und Timotheus fürchtete sich (vgl. 16,10-12). Warum? Apollos hatte sich in Korinth bereits als sehr nützlich erwiesen und war dort so beliebt, dass er einen eigenen Fanclub hatte (vgl. 1,12; 3,4-6). Doch vermutlich war genau das das Problem, weshalb er sich weigerte und Timotheus sich nicht traute. Denn die Korinther liebten und verehrten Rhetoriker und Philosophen – die Promis und Stars der damaligen Zeit. Apollos wurde aufgrund seiner Eloquenz verehrt und Timotheus wegen seiner Schüchternheit verschmäht. Für die Korinther war nicht die Hauptsache, was man predigte, sondern wie man predigte. Schließlich war Korinth nicht irgendeine Stadt. Es „war das New York, Los Angeles und Las Vegas der antiken Welt“ (Gordon Fee). Auch als Paulus sie das erste Mal besucht hatte, waren die Korinther wegen seines schwächlichen Auftritts zuerst wenig überzeugt gewesen. Daher ist die Tatsache, dass sie trotz ihrer Überheblichkeit ihr Vertrauen auf diese törichte Botschaft vom Kreuz gesetzt und an einen schwachen, gekreuzigten Sohn Gottes geglaubt hatten, ein besonderer Beweis für Gottes souveräne Gnade in der Erlösung (vgl. 1,18-25). „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (16,14) war also nicht einfach eine abschließende Aufforderung, mit Apollos und Timotheus richtig umzugehen, der Satz fasst den gesamten Brief und das gesamte Problem der Korinther zusammen. Besonders gut
gefällt mir, wie Moffat in seinem Korintherkommentar die Situation der Gemeinde zusammenfasst:
„Sie waren tolerant, wo sie hätten streng sein sollen, und intolerant oder lieblos, wo sie Manns genug hätten sein sollen, jene mit Nachsicht zu behandeln, die weniger robust waren.“ Das Beispiel der Korinther zeigt, dass Christen, auch wenn sie sehr begabt sind, immer noch fehlbare Menschen sind – gerechtfertigte Sünder eben. Daher können wir die Welt nicht einfach heilen oder besser machen, und doch fordert uns Gottes Wort dazu auf, uns in allem, was wir tun, von der Liebe Gottes und dem Vorbild Christi bestimmen zu lassen. Diese Welt braucht uns Christen. Sie braucht uns, damit wir ihr diese Art der Liebe vorleben – trotz unserer Unvollkommenheit. Sie braucht uns, damit wir auf Christus, die vollkommene Quelle dieser Liebe hinweisen. Sie braucht uns aber auch, damit wir ihr aus Liebe und in Liebe bewusst machen, dass es noch immer geltende göttliche Maßstäbe von Gerechtigkeit und Moral gibt, auf deren Grundlage Gott einmal richten wird. Sie braucht uns Christen, damit wir ihnen zeigen, was christliche Nächstenliebe wirklich bedeutet. Wenn wir Jesu Beispiel folgen und bereit sind, unser Leben für andere zu geben – was nicht bedeutet, dass wir buchstäblich für sie sterben, sondern indem wir beispielsweise unsere Zeit, unser Geld und unsere Bequemlichkeit opfern. Wir müssen bereit sein, für andere auf unseren Vorteil zu verzichten, weil Gott unser größter Schatz und Gewinn ist. Auf diese Weise lassen wir Gottes Herrlichkeit und die Schönheit seiner Liebe am deutlichsten in dieser Welt strahlen. Es ist genau diese Liebe, die diese Welt so dringend braucht, die Gottes Geist in uns bewirkt und mit der Gott eines Tages eine neue, vollkomene und ewige Welt aufrichten wird.
Benjamin Schmidt ist verheiratet mit Hanna und dreifacher Vater. Er ist Leiter der Herold-Schriftenmission und verantwortlich für die Zeitschrift „Herold“.
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Wahre Liebe von Rahel Fröse
Alle sehnen sich danach, aber nur wenigen wird diese Sehnsucht erfüllt. Alle suchen es, aber nur wenige finden es. Alle dürsten danach, aber nur wenigen wird dieser Durst bleibend gestillt. Alle reden davon, aber doch scheint nur so wenig davon da zu sein. Alle sind so geschaffen, dass sie nicht ohne es leben können.
ken, die man sich über diese 13 Verse machen könnte.
Es sind die Worte, deren Wahrheit auch Jesus stets wiederholte, als er dem Volk sagte:
Ohne Liebe ist alles nichts
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mt 22,37).
Am Ende von Kapitel 12 macht Paulus die Leser neugierig, indem er ihnen nach seiner Ausführung über die verschiedenen Gnadengaben schreibt: „Jetzt zeige ich euch einen noch besseren und höheren Weg.“ Und zwar ist es ist der Weg, den Gott selbst immer wieder geht. Darum ist dieser Weg der göttliche Weg. Und dann beginnt Paulus sein Kapitel mit dem Wort „Wenn“, und er spricht dabei sehr persönlich in der Ich-Form. Das bedeutet, er führt sich selbst als Beispiel an, und zeigt, was wäre, wenn er alle Fähigkeiten hätte und alle Dinge tun könnte, die uns nur sprachlos dastehen lassen würden: Wenn ich in Menschen- und Engelszungen redete … Wenn ich prophetisch redete und alles wüsste … Wenn ich allen Glauben hätte, um Berge zu versetzen … Wenn ich all meinen Besitz den Armen gäbe …
on was ich hier spreche? Von der Liebe! Aber nicht von irgendeiner Liebe. Nicht von einer billigen Liebe, die überall zum Verkauf angeboten wird; keiner verfliegenden und launenhaften Liebe, die uns so oft in den Medien präsentiert wird. Es ist keine Liebe, die heute hier und morgen dort Halt macht, die nur das Liebenswerte sucht und liebt. Es ist keine Liebe, die sich abhängig macht von dem Geliebten. Also, von welcher Liebe reden wir? Was diese Liebe ist und wie sie sich beschreiben lässt, wurde nirgendwo besser und schöner ausgedrückt als in dem Wort Gottes selbst. Und zwar im dreizehnten Kapitel des 1. Korintherbriefes – einem Kapitel, bei dem viele wissen, worum es geht. Das Hohelied der Liebe wird es genannt, und das zurecht. Aber was sagt uns dieses Größte aller Liebeskapitel nun über die Liebe? Hier möchte ich drei Dinge herausgreifen aus diesem schier unerschöpflichen Meer von Gedan-
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Wenn ich sogar meinen Leib verbrennen ließe … … und hätte die Liebe nicht, so wäre dies alles nichts. Es wäre alles nichts nütze. Was für eine gewaltige Aussage! Das kann doch nicht sein, will etwas in mir rufen. So gewaltige Dinge können doch nicht nichts sein. Oh doch! Und das macht Paulus hier unmissverständlich klar: Nicht das, was nach außen hin sichtbar glänzt und groß aussieht, ist das, was zählt, sondern das Herz, das dahinter steht. Im Grunde ist dies keine neue Wahrheit, dass Gott vielmehr an dem interessiert ist, was in uns ist als an dem, was wir nach außen hin präsentieren oder vorzuweisen haben. Nicht was wir tun, sondern was wir sind ist entscheidend. Schließlich lautet das oberste Gebot, welches das Volk Israel immer und immer wieder rezitierte: „Höre Israel! … Du sollst den Herrn deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft“ (5Mo 6,5).
Die Liebe ist das Entscheidende, das allem anderen einen Sinn und einen Wert verleiht. Dies sollte uns zu denken geben und uns zu einer inneren Prüfung aufrufen, sodass wir uns fragen: Habe ich die Liebe? Ist die Liebe zu Gott das, was mein Tun bestimmt? Habe ich Liebe zu meinem Nächsten, und ist sie die Motivation für das, was ich tue? Doch kann man Liebe wirklich befehlen? Das geht doch nicht, oder etwa doch? Nun, die Liebe zu Gott steht an erster Stelle. Nichts und niemand ist liebenswürdiger als Gott. Nichts und niemand ist liebe-voller als Gott. Nichts und niemand macht es uns leichter, ihn zu lieben als Gott. Er ist die Liebe in Person, und seine Liebe ist ausgegossen in unsere Herzen. „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5). Die Liebe Gottes hat es an sich, dass sie überfließt; sie kann nicht begrenzt bleiben, sie strömt immer weiter. Seine größte Liebe hat Gott bewiesen und fließen lassen, als er seinen Sohn zu uns auf die Erde geschickt hat. Und er hat dieselbe Liebe in uns ausgegossen, als er uns Anteil gab an seinem Wesen, als er uns seinen Geist schenkte. Durch diese erste Liebe zu Gott, die uns sein Geist schenkt, werden wir fähig, Liebe zu haben und auch Liebe zu geben, so wie unser himmlischer Vater sie ohne Maßen gibt. Diese Liebe die uns Gott, die Liebe in Person in seiner unendlichen Liebe geschenkt hat, kann uns aber nicht nur zu diesen gewaltigen Taten befähigen, die Paulus beschreibt (denn denke daran: diese Taten können ein Ausdruck von Liebe sein, sie können aber auch aus der falschen Motivation geschehen), Gottes Liebe hilft uns auch in den kleinen Dingen unseres Alltags, hier und heute. Jemand sagte einmal: „Ich will nicht zum Mond gelangen, aber an die Tür meines Feindes.“ Oft sind es
nicht die großen Dinge, die unsere Liebe erfordern, sondern die kleinen, alltäglichen. Man könnte deshalb sagen: Würde ich das ganze Haus putzen, und hätte die Liebe nicht … Würde ich unzählige Aufgaben in der Gemeinde übernehmen und hätte die Liebe nicht … Würde ich Menschen zu mir nach Hause einladen und hätte die Liebe nicht … Würde ich einem Bettler einen Hundert-Euro-Schein geben und hätte die Liebe nicht … … so wäre es vor Gott nichts wert. Im Gegenzug: Würde ich den einen Bettler anlächeln und hätte die Liebe … Würde ich der gestressten Mutter in der Gemeinde einen Kaffee bringen und hätte die Liebe … Würde ich mein Haus für Fremde öffnen und hätte die Liebe … … dann wäre alles etwas wert. Jede kleine Tat aus Liebe getan würde etwas ganz Großes sein.
Was Liebe tut und was sie nicht tut
Im darauffolgenden Abschnitt öffnet Paulus ein Fenster, durch das wir einen kleinen Teil des Wesens der Liebe erkennen dürfen: Die Liebe ist so groß, dass sie unmöglich zu erfassen ist. Genauso könnte man versuchen, Gott zu erfassen, der die Liebe selbst ist (vgl. 1Joh 4,16). Dennoch ist diese Schau und Beschreibung darauf, was die Liebe ist und was sie nicht ist, sicherlich eine der ausführlichsten und konkretesten, die wir innerhalb und auch außerhalb der Bibel finden. John Piper ist der Ansicht, dass sich 13 der 15 hier genannten Eigenschaften der Liebe in zwei Kategorien einteilen lassen. Die erste beschreibt die Ausdauer der Liebe (sie ist geduldig, erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles) und die zweite beschreibt die Demut der Liebe (nicht neidisch, nicht egoistisch,
nicht eingebildet, nicht taktlos, nicht selbstsüchtig, nicht unbeherrscht, nicht nachtragend, nicht sich am Unrecht freuend). Sicherlich sind diese Aspekte noch keine vollständige Auflistung, und es ließe sich noch einiges ergänzen, was Liebe ist. Paulus ging es aber darum, den Gläubigen in Korinth (und auch uns heute) zu zeigen, wo ihr Mangel herrschte. Paulus definierte hier also nicht die Liebe im vollständigen Maß, sondern er wandte sie vielmehr an. Doch wo Liebe ist, da ist auch immer das Leiden nicht weit. C. S. Lewis schrieb: „Es gibt keine sichere Anlage. Lieben heißt, verletzlich sein. Liebe irgendetwas, und es wird dir bestimmt zu Herzen gehen oder gar das Herz brechen. … Es gibt nur einen Ort außer dem Himmel, wo wir vor allen Gefahren und Wirrungen der Liebe vollkommen sicher sind: die Hölle.“ Was nach dieser Auflistung der Liebe am meisten gegenübersteht, ist nicht etwa der Hass, sondern der Stolz. Es ist deshalb eine gute Übung, auch hier in unser Herz zu schauen und es zu erforschen, oder noch besser: Gott darum zu bitten, es zu erforschen. Er versteht sich viel besser darin als wir (vgl. Ps 139). Wohin ziehe ich mich zurück, aus Angst vor Verletzung? Wo baue ich eine Mauer um mein Herz und verbaue somit der Liebe den Weg, hinauszuströmen? Wo halte ich meine Liebe zurück, weil Enttäuschungen und Verbitterung mein Herz hart gemacht haben? Wo bin ich müde geworden, zu leiden? Wo bin ich zu entmutigt, um mich zu investieren? Wo bin ich zu resigniert, wieder mein Herz zu öffnen und damit verletzlich zu werden? Wo hindert mich mein Stolz daran, die kleinen Taten der Liebe zu tun, die oftmals so schwer sind, weil sie von keinem gesehen werden und deshalb meinen Stolz nicht nähren? Wo bin ich zu stolz, um Liebe zu empfangen, weil ich meine, ich schaffe alles allein? Wo ist mein Herz voller Neid auf das scheinbar bessere Leben meiner Freunde? Wo frisst sich Eifersucht von außen unkenntlich in mein Herz hinein und lässt es leer und kraftlos für die Liebe zurück? Wo bin ich verbittert und nicht bereit, zu
vergeben oder zu stolz, einen Fehler einzusehen? Jeremias Gotthelf, ein Schweizer Pfarrer, schrieb: „Schwer ist es, die rechte Mitte zu treffen: Das Herz zu härten für das Leben, es weich zu halten für das Lieben.“ Es sollte immer wieder unser Gebet sein: Mache mein Herz weich für die Liebe und mache es frei von allem Stolz.
Die Liebe ist die Größte
Der letzte Vers dieses wunderbaren Hoheliedes der Liebe setzt allem die Krone auf. Der Vers klingt sicher vielen in den Ohren. Doch was bedeutet er? „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die Größte aber von diesen ist die Liebe.“ Kaum ein anderer Schreiber des Neuen Testaments stellt die Wichtigkeit des Glaubens so grandios heraus wie Paulus. Durch Glauben allein finden wir Rettung. Immer wieder spricht Paulus von der alles überragenden Hoffnung, die wir in Christus haben und die uns die Kraft gibt, alles zu erdulden und zu erleiden. Dennoch nennt Paulus die Liebe als die größte unter ihnen. Hast du dich schon einmal gefragt, warum? H. Anderson schreibt dazu: „Glaube und Hoffnung sind in gewissem Sinne Mittel für ein größeres Ziel, ohne welches sie unvollständig wären: sie verändern uns so, dass unser Leben mit christusähnlicher Liebe überfließt.“ Es ist die Liebe, die uns Gott ähnlich macht. Gott ist Liebe, und wie die Sonne Licht und Wärme hervorstrahlt, so strahlt die Liebe aus Gott hervor. Indem er uns Menschen mit der Fähigkeit ausgestattet hat, zu lieben, so zeichnet er uns mit dem aus, was er selbst in seinem tiefsten Wesen ist. Welch eine hohe Würde, mit der er uns beschenkt. Welch eine Ehre. Deshalb ist es auch die Liebe, die uns Christen so sehr kennzeichnen soll (Joh 13,35). Die Liebe ist es, die unser ganzes Wesen immer mehr christusähnlicher machen wird.
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Während Gott selbst keinen Glauben benötigt, weil er selbst ja von niemandem abhängig ist, und während er keine Hoffnung benötigt, weil für ihn alles bereits gewiss ist, ist Gott doch voll von Liebe. Die göttliche Liebe nützt dem anderen am meisten. Glaube und Hoffnung haben einen unschätzbaren Wert in unserer Rettung und im Durchhalten bis zum Ziel. Aber die Liebe ist es, die uns dazu anspornt, einen Unterschied in dieser Welt und im Leben einzelner Menschen zu machen, die Gott uns anvertraut hat. Die Liebe befähigt uns zu den größten Taten, zu den mutigsten Wagnissen, zu den tiefsten Veränderungen. Sie bewegt uns, sie rüttelt uns auf, sie motiviert uns; „lasst uns aufeinander achthaben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken“ (Hebr 10,24). Die Liebe bleibt ewig! Der Glaube wird eines Tages zum Schauen, die Hoffnung wird eines Tages erfüllt werden. Beides werden wir in der Ewigkeit nicht mehr brauchen (so komisch das auch klingt). Doch die Liebe wird für immer existieren. Sie wird die Luft sein, die wir atmen, jeden Augenblick der endlosen Freude in der Ewigkeit. Das sind drei gute Gründe, warum Paulus von der Liebe als dem Größten spricht. Aber zuletzt noch diese eine wichtige Frage:
Wie bekomme ich diese Liebe?
Wie oder wo finde ich diese Liebe in mir? Schließlich haben wir doch zu Beginn festgestellt, dass sie sehr oft unauffindbar ist. Jeder redet von der Liebe, doch kaum einer hat sie. Wie gelingt es mir, dass diese Liebe überfließt, wenn sie sich so oft in der hintersten Ecke meines Herzens versteckt? Eine Antwort könnte sein, dass wir sie vielleicht zu oft in uns selbst suchen. Wir versuchen, aus uns selbst heraus besser und liebevoller zu werden. Doch nichts so Göttliches wie diese selbstlose Art der Liebe, die so gegen unsere menschliche Natur strebt, kann von uns aus kommen. Wie also finden wir sie? Es kann nur gelingen, wenn wir immer wieder den anschauen, der die Liebe in Person ist. Den Einen, der diese
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Liebe auf der Erde vorgelebt hat: Jesus Christus. Er ist das wahre und perfekte Vorbild und Abbild dieser Liebe. Und wenn wir ihn anschauen, werden wir verwandelt werden: „… und indem wir das Ebenbild des Herrn anschauen, wird unser ganzes Wesen so umgestaltet, dass wir ihm immer ähnlicher werden und immer Anteil an seiner Herrlichkeit bekommen.“ … und seiner Liebe, möchte ich hinzufügen. (2Kor 3,18) Wenn wir das Leben Jesu Christi betrachten, dann sehen wir die göttliche, vollkommene Liebe in vollendeter Form. Sie zeigt sich in all seinen Taten und in all seinen Worten. Sie zeigt sich in dem, wie er litt, wie er das Böse ertrug und es nicht zurechnete, wie er alles geduldig und gehorsam erduldete – bis zu seinem Tod am Kreuz (vgl. Phil 2). Im Blick auf Jesus Christus, Gottes geballte Liebe in einer Person, können wir mit Mut vorangehen und seinen Spuren folgen. Im Blick auf Jesus Christus verstehen wir immer wieder, wie gewaltig Gottes Liebe für uns persönlich ist. Und genau diese Liebe wird uns befähigen andere zu lieben. Hast du seine Liebe bereits erlebt und geschmeckt? Dane Ortlund schreibt in seinem Buch „Tiefer“: „Nicht deine Leistung, sondern Gottes Liebe ist die alles umschließende Dimension deines Lebens. … Die tiefste Bestimmung deines Lebens ist, mit stiller und doch wachsender Intensität immer tiefer in die unendliche Liebe Gottes hinabzusteigen.“ Für das Jahr 2024 brauchen wir nichts so sehr wie eine Armee von Kindern Gottes, die aus dem endlosen Ozean der Liebe Gottes schöpft und freigiebig von dieser Liebe weitergibt. Kleine Taten, die groß werden, weil sie aus Liebe getan werden. Und die Liebe macht alles groß, weil sie die Größte ist. Also vergiss nie:
Wenn wir diese Liebe leben wollen, müssen wir erleben, wie sehr wir geliebt sind.
Wenn wir andere mit Liebe umarmen wollen, müssen wir die Realität umarmen, dass wir geliebt sind. Wenn wir alles in Liebe tun wollen, müssen wir akzeptieren, dass für uns alles aus Liebe getan wurde. Wenn wir übernatürlich (entgegen unserer menschlichen Natur) lieben wollen, müssen wir Gottes überragende Liebe zu uns begreifen. Wenn wir andere wirklich lieben wollen, müssen wir erkennen, wie Gottes Liebe für uns Wirklichkeit geworden ist.
Rahel Fröse ist verheiratet mit Danny und vierfache Mutter. Die letzten acht Jahre war sie im Missionsdienst in Albanien tätig. Sie hat es auf dem Herzen, Frauen in der Nachfolge Jesu zu ermutigen und tut dies unter anderem durch ihren Blog rahelfroese.de
Klaus Loh: »Ohne Liebe ist alles nichts« Eine kostenlose Broschüre darüber, wie man wahre Liebe empfangen und auch weitergeben kann. Eine Auslegung von 1. Korinther 13. Broschüre Nr. 157 Bis zu 10 Exemplare kostenlos
Liebe, die auch mal weh tut von Andreas Münch
ls meine Frau mit unserem dritten Kind schwanger war, waren wir sehr gespannt, was es diesmal werden würde: Junge oder Mädchen? Wir waren bereits Eltern von zwei Söhnen, dementsprechend „wünschten“ wir uns nun ein Mädchen. Doch es wurde wieder ein Junge. Natürlich freuten wir uns über ihn und hießen ihn in der Familie willkommen, und die Tatsache, dass es wieder ein Junge war, half uns bei dem Entschluss, die Familienplanung für erfolgreich abgeschlossen zu erklären. „Vielleicht wird das vierte Kind ja ein Mädchen“, hörten wir nur allzu häufig. Doch unser Entschluss stand fest: Wir bleiben bei unseren drei Jungs - für mehr reichen unsere Kräfte einfach nicht aus. Jeder, der drei (oder mehr) Jungs hat, weiß, was ich meine. Nur Jungs zu haben, schafft eine besondere Dynamik, die sehr schön, aber auch herausfordernd ist (wie vermutlich jede Konstellation). Jungs sind einfach anders als Mädchen. Zwar gab und gibt es noch Momente, in denen unsere Jungs ihre „zärtliche“ Seite beim Spielen rauslassen (etwa, wenn sich unser Jüngster liebevoll um seine Kuscheltiere kümmert), aber die „wilde“ Seite überwiegt bei Weitem. Wahrscheinlich wird das nirgendwo deutlicher als bei der Filmauswahl. Ich habe mir sagen lassen, dass in einem reinen Mädchen-Haushalt DisneyFilme mit Prinzessinnen ganz hoch im Kurs stehen und nahezu alles dominieren können. Wenn es nach meinen Jungs gehen würde, würden sie nur Superhelden-Filme gucken,
in denen möglichst viel explodiert. Wenn ich auch nur ansatzweise vorschlage, anstatt Spiderman die Eiskönigin zu gucken, ist das Geschrei riesengroß. Das ist was für Mädchen! Sie wollen etwas für Jungs gucken. Und Prinzessinnengeschichten sind ihrer Meinung nach nichts für Jungs. In ihren Augen ist es nur was für Mädchen. Mein Filmvorschlag ist für sie vollkommen unattraktiv. Dabei würden sie vielleicht den ein oder anderen Film mögen, wenn sie ihm eine Chance geben würden. Mit dem Christentum verhält es sich leider ähnlich. Viele werfen einen flüchtigen Blick darauf, und wenden sich dann ab: „Das ist nichts für mich!“, sagen sie. Ich befürchte, dass insbesondere viele Männer so reagieren, weil das, was sie vom Christentum flüchtig mitbekommen, eher nach einem „Frauending“ aussieht, sowohl was die Botschaft als auch die Präsentation angeht. Die Jahreslosung aus 1. Korinther 16,14 ist dafür das beste Beispiel: „Alles bei euch geschehe in Liebe!“ Nur so aus dem Kontext gerissen und auf eine Postkarte gedruckt wirkt er leicht wie eine naive, kitschige, abgedroschene Phrase, die genauso begeistert wie „Friede, Freude, Eierkuchen“. Doch wenn wir uns den unmittelbaren Kontext anschauen, sieht die Sache schon ganz anders aus. Denn Paulus fordert die Christen in Korinth ganz konkret auf: „Wachet, steht fest im Glauben; seid mannhaft, seid stark! Alles bei euch geschehe in Liebe!“ (1Kor 16,13-14). Paulus’ Aufforderung, dass bei allem Liebe geübt werden soll, gehen vier konkrete Anweisungen voraus. Die Gläubigen sollen wachsam sein, fest im Glauben stehen, mannhaft, bzw. mutig und stark sein. Während sie diese Dinge tun, soll die Liebe ihre leitende Motivation sein. Schauen wir uns die einzelnen Aufforderungen des Apostels genauer an. Wachet: Die erste Aufforderung bezieht sich auf die Aufmerksamkeit der Christen. Sie sollen in Alarmbereitschaft sein und das aus mindestens zwei Gründen. Erstens fordert Jesus seine Nachfolger zu einem wachsamen Leben auf, angesichts seiner plötzlichen Wieder-
kunft (vgl. Mt 24,42; Mk 13,37). Als Christen sollen wir grundsätzlich so leben, dass wir jederzeit bereit dafür sind, wenn Jesus, unser Herr, als Richter der Welt wiederkommt. Das wiederum beinhaltet, dass wir wachsam durchs Leben gehen, weil wir einen Feind haben, der uns schaden möchte. Petrus schreibt den Christen: „Seid nüchtern, wacht! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann“ (1Petr 5,8). Das bedeutet, dass wir sowohl in Bezug auf unser eigenes geistliches Leben achtsam sein sollen als auch in Bezug auf das geistliche Leben anderer Christen. Die Liebe zu meinen geistlichen Geschwistern gebietet es mir, dass ich ein Auge auf sie habe. Wenn ich merke, dass sie angefochten sind, geistliche Nöte durchmachen oder naiv mit der Sünde spielen, dann wäre ich lieblos, wenn ich nicht in irgendeiner Weise darauf reagiere. Jedoch werden wir daran erinnert, dass die Liebe alle unsere Ermahnungen prägen soll. Steht fest im Glauben: Die zweite Aufforderung soll uns ermutigen, fest zu dem zu stehen, was wir als wahr erkannt haben. Das bedeutet so viel wie: eine Position behaupten, oder: standhaft angesichts von Widerstand bleiben. So schrieb Paulus beispielsweise den Christen in Thessaloniki: „Also nun, Brüder, steht fest und haltet die Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief“ (2Thess 2,15). Es geht darum, fest im Evangelium und der Lehre der Propheten und der Apostel gegründet zu sein. Wir sollen wissen, was wir glauben und warum wir es glauben! Als Christen sollen wir Menschen mit Überzeugungen sein und die zu diesen Überzeugungen stehen, auch dann, wenn sie angefochten werden. Paulus wusste, dass die korinthischen Christen, denen er diese Aufforderung schrieb, von ihrem Umfeld wenig Sympathie für ihren neuen, christlichen Glauben zu erwarten hatten. Sowohl was die Kernlehren des Evangeliums als auch die neue Lebensweise anging, konnten die Korinther nicht erwarten, bei ihren Landsleuten auf Verständnis oder Anerkennung zu stoßen.
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Diese Reaktion ist aber im Grunde überall gleich. Denn als Christen vertreten wir Lehren und einen Lebensstil, die im Widerspruch zu unserer Kultur stehen und daher auch deren Widerstand anregen. Daher auch hier die Erinnerung: Wenn wir unsere Überzeugungen verteidigen, sollen wir es mit einer liebevollen Haltung tun, die den anderen zu gewinnen sucht, anstatt ihn lediglich zu provozieren. Seid mannhaft/seid mutig: Die dritte Aufforderung ist insofern besonders, da das griechische Wort in der gesamten Bibel nur hier in 1. Korinther 16,13 vorkommt. Das Wort meint ein „Mutig sein in dem Sinn, dass man für einen Mann erstrebenswerte Eigenschaften aufweist“ (Logos). Für Paulus ist ein Mann also jemand, der Verantwortung übernimmt und im Vertrauen auf Gott mutig durchs Leben geht. Ein schönes Beispiel dafür finden wir in Apostelgeschichte 27. Dort berichtet Lukas, wie Paulus sich als römischer Gefangener auf einem Schiff befand, das in Seenot geraten war. Die Situation schien hoffnungslos, und die Verantwortlichen waren ratlos. Es war Paulus, der die anderen aus ihrer Passivität herausholte und ihnen wieder neuen Mut verlieh, bis sich ein Ausweg zeigte (vgl. Apg 27,22.35-36). Ein Negativbeispiel finden wir dagegen bei König David, in 2. Samuel 13. Dort lesen wir, wie einer von Davids Söhnen, Amnon, seine Halbschwester Tamar, vergewaltigt. Obwohl uns schon gesagt wird, dass David darüber zornig war (vgl. 2Sam 13,21), heißt es auch, dass er keine Konsequenzen zog, er blieb vollkommen untätig. Und das, obwohl er davon wusste und als Vater – und König – die Pflicht und die Mittel dazu hatte, Amnon für seine Schandtat zu bestrafen. Selbst die väterliche Bande kann hier nicht als Entschuldigung her halten, da Tamar
auch seine Tochter war. Manchmal gebietet echte Liebe, hart durchzugreifen, das Böse zu bestrafen und die Schwachen zu schützen. Natürlich ist dieses mutige im Glauben vorangehen nicht auf die Männer beschränkt, sondern sollte für Männer und Frauen Gottes gelten. Seid stark: Als Viertes werden wir aufgefordert, stark zu sein. Paulus denkt hier natürlich nicht an körperliche Kraft, sondern an geistliche Stärke, einen gefestigten Charakter. Dabei sollen wir nicht aus uns selbst heraus ein Gefühl der Überlegenheit entwickeln, sondern uns von Gott stärken lassen. Den Ephesern schrieb Paulus: „Werdet stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke!“ (Eph 6,10). Gerade weil es nicht die Starken, Klugen und Angesehenen in den Augen dieser Welt sind, die Gott zur Rettung in Christus berufen hat (vgl. 1Kor 1,26-28), soll die Kraft Gottes nun in den Gläubigen zum Vorschein kommen. Es geht darum, nicht auf eigene Fähigkeiten zu vertrauen, sondern in Gott stark zu werden. Das bedeutet auch, in einer Liebe stark zu sein, die von dem Vorbild Christi gekennzeichnet sein soll.
das keine verweichlichte oder naive Lebenshaltung – im Gegenteil. Paulus fordert uns zu einem wachsamen und verantwortungsvollen Leben auf, das das Wohl des anderen sucht und auf die Kraft Gottes vertraut. Für sich genommen mag die Jahreslosung für viele unserer nicht-christlichen Freunde wenig attraktiv sein. Doch ich bin davon überzeugt: Wenn wir das ausleben, was Paulus hier von uns Christen fordert, wird unser Leben nicht ohne Auswirkungen bleiben.
Andreas Münch ist Mitarbeiter der Herold-Schriftenmission. Er ist verheiratet mit Miriam und Vater von drei Söhnen.
Alles bei euch geschehe in Liebe! Wie wir gesehen haben, meint
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