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1 DER MISCHWAGEN 2002 120x150 cm Mischtechnik auf Leinwand (Privatbesitz)

Der Aufenthalt in der Toscana im Jahr 2002 war ein sehr intensiver gewesen. 5 gaggernde Weiber in meinem goldenen Citroën Berlingo. Ich hatte mich der Kollegin @Ang.Hentschel und ihren Schülerinnen angeschlossen, um dort für mich alleine zu malen und die Zeit für mich zu nutzen. @locanda_casanuova Der magische Ort, die Zimmer, der Hof, das besondere Essen, das warme Licht, die lauten Frösche im Teich... es war wie ein Rausch. Ich habe vor Ort in einer Woche über 20 Werke vorbereitet. Die Skizzen und Fotos dienten später zur Ausarbeitung. Ein Foto vom sogenannten Mischwagen, weil ich einfach keinen Namen zu dem Gerät hatte, sollte für mich eine wichtige Arbeiten werden. Hier war für mich die Auflösung des Raumes, die Gleichwertigkeit von vorne und hinten, oben und unten gelungen. Die Spannung des Fotos und das Gefühl beim


erstmaligen Sehen des Objekts konnte ich genauso vermitteln wie ich es dort vor Ort empfunden hatte. Dort mÜchte ich wieder hin. Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr.

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2 SIMONE BEI DER ARBEIT 1993 44,5x37 cm Farbskizze auf Papier

Während des Textildesign Studiums (1991-1996) waren wir eine sehr intensiv arbeitende Klasse. Immer vor Ort, oft bis spät abends, (der Hausmeister war wirklich SEHR freundlich) nutzten wir jede freie Minute für unsere zahlreichen Studien und Übungen. „Figur und Raum“ war damals schon eine meiner Lieblingsübungen. Ob wir nur Papiere aufgespannt haben für unsere Malerei (Leinwände waren zu teuer) oder uns unterstützten beim Farben anrühren, Kette einziehen vom Musterwebstuhl oder die aktuelle Themenfindung diskutierten...es war eine tolle Zeit, im alten Fabrikgebäude in der Kaiserstraße in Reutlingen. Und unsere Partys waren legendär.

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3 SHIRLEY IV 2005 120 X 190 cm Mischtechnik auf PES Gaze

Bei der Ausstellung in der Kulturmühle in Rechberghausen im Juni 2005 war ich höchst schwanger mit unserem Sohn. Und alle haben mich gefragt, ob die abgebildete Person in meinen Werken ich sei....äh...nein. Es war „Shirley“, meine Protagonistin aus Taiwan. Mit Topfschnitt und dicker Brille und gelbem Polyesterkleid. Der Anblick von Shirley in der Fotostrecke einer Zeitschrift war für mich beim ersten Anblick zutiefst irritierend, das Äußere wirkte abstoßend und die Aussage war sehr verwirrend. Allerdings wirkte Shirley bei näherer Betrachtung sehr selbstbewusst und in sich ruhend. Sie sah so entspannt in die Kamera, als würde sie niemals etwas anderes tun. Ihr Ego wirkte unzerstörbar. Von daher war der Vergleich ein schönes Kompliment! Wir sollten alle etwas mehr „Shirley“ sein.

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4 O.T. 2007 105x 82 cm Acryl, Tusche, Ölkreide, Kohle auf Kraftpapier

2007 belegte ich mit meiner Freundin Stefanie aus Studientagen einen Aktzeichenkurs am Bodensee bei Manfred Bodenhöfer (@fabrikamsee). Es stellte sich als ein Befreiungsschlag für mich heraus. Endlich wieder ein echtes Modell! Irgendwie war vorher nie Geld übrig gewesen, selbst ein Modell zu zahlen. In der Gruppe gab Manfred wirklich allen eine tolle Anleitung. Und ich durfte für mich arbeiten und die Zeit nutzen. Seine Übungen waren für mich, als lese ich aus einem bekannten schönen Buch. Ich habe immer gerne unterrichtet. Es war schön, einen Kollegen zuzuhören, der genauso dafür brennt.

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5 DER MISCHWAGEN „Stillende“ 1993 Ca. 65 x 45 cm Filzstift auf Papier

Das Aktzeichen war für mich immer schon eines der liebsten Fächer während des Studiums. Und einmal kam unser Modell dann mit ihrem Baby zum Zeichnen. Die Tatsache, dass wir diesen sehr persönlichen Moment des Stillens zeichnen durften, habe ich damals mit großem Respekt dankbar angenommen. Jahre später, mittlerweile war ich selbst Mama geworden, konnte ich dieses uns entgegengebrachte Vertrauen noch viel mehr würdigen. Magisch!

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6 LONDON 6/95 Häuserfassade am Hafen 1995 121 x 109 cm

Die Reise nach London und Umgebung 1993/94 war nach meinem Praxissemester-Aufenthalt bei einer Weberei in Coesfeld (NRW) eine sehr wichtige und schöne Abwechslung. In Coesfeld hatte ich ein tolles Praktikum, ich habe wirklich echte Freunde gefunden, aber auch gelernt, dass es wahrlich schlechtes Wetter gibt, Nebel auf das Gemüt schlägt oder, dass nicht jeder Menschenschlag mit mir zurecht kommt. Ich war viel alleine, habe aber gelernt mich mit mir alleine zu unterhalten ... und habe ganz nebenbei 10 Kilo Frust auf die Rippen gepackt. Also...wir waren in London, ich habe Häuser und Straßenschluchten, Telemasten oder die Underground fotografiert um dann zuhause die Arbeiten umzusetzen. Natürlich habe ich noch in London die Filme zum Entwickeln gebracht, damit ich eventuell noch einmal nachschießen konnte, falls was in die Hose gegangen wäre. Es waren zwei Wochen voller warmem Licht, netten Menschen und lieben Freunden - eine tolle und unbeschwerte Zeit.

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7 DU UND ICH 1995 37,2 x 29 cm Acryl, Tusche, Papier, Kohle auf Papier

Dies ist eine kleine Arbeit aus meiner Diplomarbeit (1996). Diese hatte ich mit Gedichten von ( z.B. hier August Schramm: „Blüte“) und diversen Tagträumen begonnen um sie dann malerisch auf Papier zu interpretieren. Damit ich den Bogen zum Textildesign hinbekam, entwickelte ich ein ausgewogenes Farb- und Raumkonzept zu den entstandenen Malereien. Teppiche, Vorhänge und Dekostoffe sollten die Malerei ins richtige Licht setzen. Für die Diplomarbeit habe ich fotografiert, gemalt, handgewebt und handgedruckt. Ich wollte alles was mich bewegte in diese Arbeit legen. Alles. Und noch mehr. Wie ein Feuerwerk für dieses Studium sollte das sein. Denn für mich als Chimäre war es genau das Richtige gewesen: (textiler) Handwerker und Künstler wollte ich immer sein. Und bin auch ich geworden.

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8 KLEINE SERIE: GRÜN, NATUR, ROT 1996 21x15 cm Ölkreide, Edding

Bekleidete Figur, etwas gröber umgesetzt auf kleinem Format. Je kleiner, desto spannender fand ich es. Viel später habe ich dann begonnen in Streichholzschachteln zu malen. Der Charakter und das Gefühl waren für mich wichtiger als das Abbild des Stoffes. Von diesen Skizzen gab es viele, sie finanzierten mein Studium. Nach jedem Semester konnte ich immer einige Arbeiten aus der Mappe verkaufen. Aktzeichnungen, Skizzen oder Musterentwürfe wurden gerne gekauft. Meist war dann der Rahmen, der für die Arbeiten angefertigt wurde teurer als meine Zeichnung. Aber so ist das eben am Anfang.

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9 DRIN’N DRAW 2019 | 2020 New York | Stuttgart Aktzeichnungen Kaltnadelradierung auf transparente Gaze

2019: In New York war ich mit meiner Freundin beim freien Aktzeichnen „Drink‘n Draw“ Aktzeichnen (und Dosenbier) in Brooklyn. Einer der ganz besonderen Abende. 2020: Mit den Aktzeichnungen bin ich mit meiner Schwester Claudia in Esslingen an der #kunstakademieesslingen bei der Künstlerin #antje__fischer gewesen: Dort gab es im Januar ein Wochenende lang einen Druckworkshop und was soll ich sagen.... Es war wirklich toll! Antje hat es auch echt mit Fassung genommen, dass ich gleich mit Sonderwünschen um die Ecke kam. Denn Ich wollte die Aktzeichnungen aus News York als Kaltnadelradierung auf meine PES Gaze drucken. Und... es wurde sooooo unfassbar gut! Es ist ein sehr bewegendes Gefühl, das Ergebnis aus der Druckerpresse zu holen. Wahnsinn!

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10 ANSICHTSSACHE I 2008 140 x 100 cm Mischtechnik auf PES Gaze Privatbesitz

Wie individuell und vielschichtig kรถnnen uns unsere eigenen Gedanken umtreiben? Im inneren Diskurs konkurriert die zaghafte Unsicherheit und die kantige Anspannung gerne mit der wichtigen Selbstachtung.

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11 ALLES DURCHEINANDER 2009 140 x 90 cm Mischtechnik auf CUPRO, Privatbesitz

Die Frau meines Bruders hatte mir mal in einem Telefonat vorgeworfen „immer so emotional“ zu sein. Da ich aus Negativen Schwingungen gerne positive Ergebnisse ziehe, wurde daraus dann der Titel einer Werkreihe mit insgesamt ca. 20 Arbeiten. Das Resultat konnte ich dann in einer Einzelausstellung in der Brisky Galerie (Esslingen) zeigen. Die Frage, die mich beschäftigte war: wie kann die Bedeutung des Wortes „emotional“ als Komposition, wie farblich und wie zwischenmenschlich auf der transparente Gaze umgesetzt wirken? Und zwar mit all seiner Vielfalt und geballter Kraft, aber ohne eine negative Wertung? Denn ganz im Gegensatz zu meiner Schwägerin bin ich der Meinung, dass Emotionalität eine wichtige und gute Eigenschaft ist. Und ein starkes Bild hängt nicht einfach dekorativ an der Wand, sondern es steht in seiner ganzen Aura

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präsent mitten im Raum. Der Weg zu diesen Bildern entsteht durch die Fähigkeit, unserer eigenen Emotionalität Ausdruck zu verleihen.

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12 MORNING KERALA 2011 100 x 230 cm Mischtechnik auf Cotton Privatbesitz

2011, Kerala. Morgens um 5 oder 6 Uhr. Die Männer bereiten ihre Boote vor für die Touristentouren. Derweil kümmern sich die Frauen (teils mit den Kleinkindern geschultert) um das Frischwasser, die Wäsche (wird von Hand am Fluss gewaschen) und den Abwasch (siehe Wäsche). Alles funktioniert ohne Strom und fließendes Wasser. Alle sind guten Mutes für den anbrechenden Tag. Jede*r weiß was zu tun ist. Es herrscht ein fröhliches Wuseln und das Lachen der Frauen schwappt auf das Boot. Ich bin im höchsten Maße erstaunt und ergriffen zugleich. Es war für mich eine der Begebenheiten, die mein Leben am meisten beeinflusst haben.

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13 THE FLOWERS I GOT 2015 150 X 100 cm Mischtechnik auf PES Gaze

Vorderseite | Rückseite | Ausstellungsansicht Ich liebe es, wenn Schnittblumen verblühen. Es verkörpert sehr eindrucksvoll den Lauf der Zeit. Sobald die Blumen beginnen zu verblühen, entwickeln sie eine wunderbare Filigranität und Zerbrechlichkeit. Eine Dünnhäutigkeit und Zartheit zugleich. Der transparente Bildträger lässt diese Zartheit wunderbar zur Geltung kommen, die Leichtigkeit des Ganzen ist als Zeichnung an der Wand abgebildet.

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14 LE RÊVE 2015 100 X 230 cm Mischtechnik auf Co/PES Gaze Privatbesitz

Im Jahr 2015, nachdem ich mit frischem Master und frischem Job gestartet bin, war die Arbeit im Atelier mit einem Mal wieder so unbeschwert geworden. Als hätte man eine schwere Decke zurückgeschlagen, und das Fenster geöffnet. Frische Luft und neue Möglichkeiten haben meinen Kopf durchströmt. Manchmal war ich beim Arbeiten selbst ungläubig und positiv von mir selbst überrascht. Das Dauergrinsen über meinen wieder erlangten Mut war sicher nicht zu übersehen.

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15 DAYDREAM I + II 2011 Je 30 x 30 cm Mischtechnik auf transparenter Baumwolle (Sari)

2011 waren wir in Südindien. Die Eindrücke der Reise sind heute noch so lebendig wie damals. In Indien kann man z.B. lernen, dass unsere deutsche Gründlichkeit nie eine solche spannende Komposition im Alltag liefern könnte. Die Absurdität der verworrenen Strom/Telefonkabel hatte so viel Charme und Ehrlichkeit, es war verrückt.

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16 ME, MYSELF AND I 2012 aus der Reihe “Familienangelegenheiten” 130×130 cm Mischtechnik auf PES Gaze

So viele Menschen wohnen in mir. Sie diskutieren laut und heftig. Und lassen nichts aus. Und meistens gewinnt dann das bockige Kind die Oberhand. Haut kräftig auf den Tisch und schreit den anderen alles ins Gesicht. Und wer hört’s ? Niemand. Die große Schwester schweigt laut in die Runde. Und gewinnt immer.

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17 LOSGELÖST 2019 100 x 140 cm Acryl, Ölfarbe, Kohle, Wolle, Lack Papier auf Gaze/ Nessel

Vorderseite, Rückseite Am Horizont ist schon das Ziel zu sehen... Fokussiere Dich, bewahre Ruhe und Deine Gedanken sind sofort ganz klar. Leicht und beschwingt kann es gleich im Alltag weitergehen.

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18 AuSSEN - INNEN I – IV 2018 120 X 200 cm bzw. 140 X 200 cm Mischtechnik auf PES/ Nessel – Gaze

„Außen – Innen“ I – IV Die ganze Installtion des begehbaren Raums war 2018 im Kunstbezirk zur Ausstellung „Behausung“ in Stuttgart zu sehen. Durch das Eintreten in die Installation wurde eine andere Art der Wahrnehmung für den Betrachter geschaffen: Er wurde Teil der Arbeit, konnte diese als Rückzugort begreifen oder seinen Erinnerungen nachgehen. 2018 hatte ich eine Kreuzband OP. Der Aufbau war direkt nach dem Krankenhaus Aufenthalt. Das ging nur mit einem mega Support: Ruben und Annegret haben die Werke transportiert und beim Aufbau haben mich Jens und Nils tatkräftig unterstützt. Es war eine sehr besondere Ausstellung!

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19 ALLES GUT? 2018 200×160 cm Acryl, Ölfarbe, Kohle, Wolle, Lack auf Gaze

Die Wohnung ist nicht aufgeräumt, alle Gedanken tanzen mal wieder Tango und die sichtbare Hülle scheint etwas verrutscht. Da hilft nur: kurz innehalten und durchatmen - eigentlich ist doch alles gut. Das Chaos ist Standard. Na und? Wen stört‘s?

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20 EINATMEN, AUSATMEN 2018/2019 ca. 42 x 29 cm Kette: Acryl auf Packpapier Schuss: Ölkreide auf Fettpapier Privatbesitz

Alle Titel der Werkreihe „Sonst flöge ich davon“ habe ich als Papierarbeiten umgesetzt: mit Papier verwebt. Hierzu habe ich die imaginären Landschaften/ Texte durch den Schreddern geschickt, um sie danach zu verbinden. Die Zeit des Webens ist eine allgemein eine sehr meditative Zeit, sie lässt uns inne halten und über das Gewesene aber auch über Neues nachdenken. Ich denke, heute werde ich wieder ein wenig im Atelier nachdenken.

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21 IN A MOOD 2014 Diptychon, je 100X80 und 100 X 120 cm Mischtechnik auf PES Gaze Privatbesitz

Die Arbeit aus dem Jahr 2014 war eine Auftragsarbeit für sehr gute Freunde. Die beiden wurden Eltern und ich fand es immer so beeindruckend, wie entspannt und ausgeglichen die beiden in dieser Zeit waren. (Ich war während meiner Schwangerschaft alles andere als entspannt..!) Heute, während des Lockdowns, ist es wichtiger denn je, in uns zu ruhen, entspannt zu sein und das Leben zu genießen. Machen wir das Beste draus!

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22 DAZWISCHEN 2017 120 X 180 cm, Mischtechnik auf PES Gaze ( Acrylfarbe, Papier, Siebdruck, Wolle)

Wenn man ganz einig mit sich selbst ist, verwoben mit allen Gedanken, positiv den Dingen gegenĂźber steht....Dann kann nichts mehr schiefgehen. Gut, meist ist das Leben etwas komplizierter, aber manchmal passt einfach alles. Behalten wir uns diese schĂśnen Momente!

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23 JEDEM ALTER WOHNT EIN ZAUBER INNE 2014 je 80 X 80 cm Fotografie, Auflage 1

Wenn die Schnittblumen langsam in die Tage kommen, die Blätter etwas Falten schlagen und so zerbrechlich und charmant zusammen stehen, ist dies immer etwas sehr Persönliches. Ich bin ein großer Fan von diesen Zeitzeugen. Sie erzählen von Zartheit, Eleganz und Vergangenem. Diese Fotografien sind oft Ausgangspunkt für meine transparenten großen Arbeiten. Im Atelier habe ich einen sehr großen Schatz trockener Blumen und Blätter...

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24 SCHENKT DAS LEBEN DIR ZITRONEN… 2020 100x200 cm Mischtechnik auf transparenter Baumwolle ( Sari)

Es gibt Tage des Zweifels, Tage der Trauer aber natürlich auch Tage des Glücks. Diese guten Tage immer zu erkennen fällt uns oft schwer. Im Dickicht des Alltags sind diese kleinen Dinge nicht direkt spürbar. Vor lauter Alltag vergessen wir das Wichtigste: Das Leben selbst.

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