BA2024-NoraBrägger

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Wohnraum

Wie wohnen unser Leben formt

Ein Essay von Nora Brägger, Bachelor Visuelle Kommunikation 2024

Diese Arbeit ist eine Recherche und Reflexion, die den theoretischen Hintergrund für meine praktische Arbeit bildet. Darin setze ich mich mit Erfahrungen aus selbstorganisierten und kollektiven Wohnformen in Schweizer Städten auseinander.

Einleitung

Das Recht auf Wohnen

Wem gehört die Stadt?

Genossenschaften als Zauberformel

Privater und öffentlicher Raum

Commoning als Grundlage

Wie wollen wir leben?

Anhang

Meine Wohnhistorie von 1996–2024

Zimmer

Aussenbereich (Balkon, Garten, etc.)

Zusätzliche Räumlichkeiten (Stall, Garage, etc.)

Eine Person lebt in einem Zimmer

Zwei Personen teilen ein Zimmer

Anzahl Personen varierend

Nora

3 Jahre, St.Gallen SG

Jahre, Speicher AR 7 Jahre, Speicher AR

7 Jahre, St.Gallen SG

Monate, Biel BE

Monate, Biel BE

Jahr, Biel BE

Monate, Biel BE

Monate, Bern BE

Monate, Leipzig DE

Monate, Biel BE 6 Monate, Dietschwil SG

Jahre, Biel BE
Monate, Biel BE

Was

macht ein Zuhause aus?

Was bedeutet das Recht auf Wohnen? Und wer trägt die Verantwortung?

Einleitung

Den grössten Teil meines Lebens wohnte ich mit meinen Eltern in einem Haus auf dem Land. Als ich 12 Jahre alt war, trennten sich meine Eltern, und dann hatte ich plötzlich zwei Zuhause. Das eine blieb mir lange fremd. Mit 19 Jahren zog ich aus. In den letzten neun Jahren lebte ich in verschiedensten Konstellationen an elf Orten. Das Zusammenwohnen war ein stetiges Suchen, Verhandeln und Ankommen. Manchmal fühlte ich mich als Teil einer Gemeinschaft und das war schön. Das Kochen und Essen war oft das Gemeinschaftlichste. Die Küche als Ort des Zusammenkommens. Oft fühlte ich mich aber nicht geborgen, irgendwie fehl am Platz, war irritiert, so nah mit Menschen zu leben und doch so wenig zu teilen. Mir fehlte meistens eine politische Haltung nach Aussen und eine aktiv gelebte Fürsorge im Innern. Es schien, als müsste das Wohnen für viele einfach unkompliziert funktionieren, aber für mich war klar, dass das Zusammenwohnen mehr sein sollte. Von Juli bis Dezember 2023 initiierte ich ein Wohn-Umbau-Projekt im Haus meiner Tante mit Freunden:innen. Während dieser Zeit versuchten wir selbstorganisierte, achtsame Räume zu gestalten und uns kritisch mit Hierarchien und Strukturen auseinanderzusetzen. Wir wollten die zukünftige Nutzung von diesem Ort kollektivieren, aber dieser Prozess scheiterte aufgrund von unterschiedlichen Besitz- und Nutzansprüchen. Seit Januar 2024 lebe ich mit zwölf Menschen, die ich vorher nicht kannte, in einem neu gegründeten Hausprojekt im Mietverhältnis.

Wie wir wohnen, ist äusserst persönlich, intim und oft unsichtbar für Aussenstehende. Wir leben, wir gewöhnen uns, wir richten uns ein, wir arrangieren uns, wir finden eine Routine und solange wir uns wohlfühlen, passiert das Wohnen schon fast von selbst. Wohnen ist zweifellos von grundlegender Bedeutung für das menschliche Leben, jedoch fehlt der Blick für seine vielschichtigen Facetten. Ich habe das Gefühl, dass das eigene Zuhause oft zum Statusobjekt wird. In der Gestaltung von Haus und Garten kann Mensch sich verwirklichen und wird zum perfekten Konsumopfer. Auf Social Media wird die Inneneinrichtung gezeigt, gelikt und beworben. Bei Wer wohnt da? im NZZ Folio rätseln eine Psychologin und ein Innenarchitekt darüber, wer in den abgebildeten Räumen lebt.1 Und die SonntagsZeitung hat aus ihren Formaten Design your life und Daheim – So wohnt die Schweiz ein Buch zusammengestellt, das Einblick in die Wohnkultur bekannter und weniger bekann-

1 Vgl. https://www.nzz.ch/folio/ein-berater-ein-paar-aus-der-ferne-wer-wohnt-in-diesen-raeumen-ld.1661440 [16.03.24]. 5

ter Schweizer:innen gibt. «Triebfeder ist bei den Porträts die Frage nach dem Menschen und seinem ganz persönlichen Ausdruck im Bereich des Wohnens. Denn eine Wohngeschichte ist immer auch ein Stück Lebensund Zeitgeschichte.»2 Abgebildet werden die unbeschwerten Seiten des Wohnens von mehrheitlich weissen, privilegierten Schweizer:innen.

In der Bibliothek finde ich zum Thema Wohnen hauptsächlich Bücher aus den Bereichen Architektur, Innenarchitektur, Wohndesign, Die schönsten Häuser der Welt, Stadtplanung, Raumordnung, Öffentlicher Raum und Stadt als Phänomen. Vieles dreht sich um die Ästhetisierung des Wohnens. In der Bibliothek für Soziale Arbeit finde ich immerhin ein paar Bücher für eine soziale Wohnraumversorgung, Wohnforschung und Lebensformen an verdeckten Rändern der Gesellschaft. Was ich nicht finde, ist eine ganzheitliche Betrachtung dessen, was Wohnen alles beinhaltet und wer Wohnen wie erfährt. In dieser Arbeit versuche ich daher, zentrale Aspekte des Wohnens aus einer städtischen und schweizerischen Perspektive zu beleuchten. Ich schreibe aus der Sicht einer weissen, privilegierten und weiblich sozialisierten TINFA Person.

Wohnen ist mehr als nur ein physischer Raum, es ist ein Brennpunkt für die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse und ein Schauplatz gesellschaftlicher Konflikte und Ungleichheiten. Einkommensunterschiede werden in den Wohnverhältnissen reproduziert und verstärkt. Gewohnt wird immer in einer qualitativen Differenz zu Anderen.3

Ich behaupte, Wohnen wird privat gemacht, aber das Private ist politisch. 4 Auch hier stellt sich mir die Frage: Wem dient die Individualisierung und Vereinzelung der Gesellschaft? Wir leben in einer neoliberalen, patriarchalen Welt und die Reproduktionsarbeit (Aufziehen von Kindern, Pflege von Alten und Hilfsbedürftigen, Haushalts- und Fürsorgetätigkeit, sowie jegliche unbezahlte Arbeiten im erweiterten Familienumfeld) wird nach wie vor mehrheitlich von weiblich sozialisierten Personen geleistet.5 Auch die geschlechtsspezifische Gewalt in privaten Sphären, sogenannte häusliche Gewalt, bleibt unvorstellbar hoch. Im Jahr 2022 wurden 19 978 Straftaten im häuslichen Bereich registriert.6

2 Schmid, Claudia: DAHEIM - So wohnt die Schweiz: 100 Reportagen aus der Sonntagszeitung, Lenzburg, 2013, Klappentext.

3 Vgl. Möhring-Hesse, Matthias: Das Gemeingut Wohnen und die gemeinnützige Wohnversorgung, Münster, 2021, S. 69.

4 Der Slogan «Das Private ist politisch» wurde erstmals von Carol Hanisch in der 1970 von Shulamith Firestone und Anne Koedt herausgegebenen Publikation Notes for the Second Year: Women's Liberation verwendet. Er wurde zu einem Grundsatz der frühen Frauenbewegung. Vgl. https://www.thoughtco.com/the-personal-is-political-sloganorigin-3528952 [13.03.24].

5 Vgl. https://www.equality.ch/pdf_d/Barometer_DE_komplett.pdf [13.03.24]

6 Vgl. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kriminalitaet-strafrecht/polizei/haeusliche-gewalt.html [13.03.24].

Gemäss dem Bundesamt für Statistik werden durchschnittlich zwei Frauen* pro Monat im familiären Umfeld getötet. Im Jahr 2023 wurden 18 Femizide und vier versuchte Femizide ausgeübt.7 In der Wohnsituation spielen die Privatsphäre und die Isolation von weiblich sozialisierten Personen in heteronormativen Beziehungen eine zentrale Rolle, wodurch patriarchale Strukturen weiter gefestigt werden. Es wäre also wichtig, dass Wohnräume für alle Bewohner:innen Orte der Sicherheit, Freiheit und Gleichberechtigung sind. Die Dringlichkeit für eine antipatriarchale Erziehung sowie das Entlernen binärer Geschlechterrollen sind zentral.

Donna Haraway schrieb 1997: «Ich habe die Nase voll, von der Bindung durch die Verwandtschaft und durch die Familie. [...] Ich sehne mich nach Modellen der Solidarität und der menschlichen Einigkeit und Verschiedenheit, die auf Freundschaft, Arbeit, teilweise gemeinsamen Zielen, hartnäckigem kollektivem Schmerz, unausweichlicher Sterblichkeit und beständiger Hoffnung beruht.» Ich bin berührt von diesen Worten und appelliere an eine Solidarität und gemeinschaftliche Verantwortung, um Wohnraum als essenzielles Element des sozialen Zusammenhalts zu begreifen. Ich stütze mich dabei auf feministische, abolitionistische und intersektionelle Ansätze. Feminismus verstehe ich mit Silvia Federici gesamtgesellschaftlich: «Der Feminismus wird nicht nur als eine Bewegung begriffen, die die Position der Frauen verbessern soll. Sondern als eine Bewegung, die die gesamte Gesellschaft verändert und eine neue Gesellschaft schaffen will: eine, die nicht kapitalistisch ist, die nicht auf der Ausbeutung der Arbeitskraft und der Natur gegründet ist – und auch nicht auf Krieg.»8

Neben dem positiv gedachten Wohnen als Heim(at) steht immer ein unbehaustes Wohnen: Zerstörtes Wohnen in Kriegen, Auf-der-FluchtWohnen, temporäres Wohnen in Obdach- und Wohnungslosigkeit sowie ökonomisch, körperlich und emotional prekäres Wohnen. Die Medien berichten und zeigen Bilder und obwohl es um Existenzen und das Dringliche des Lebens geht, gibt es keine oder wenig Konsequenzen oder Lösungsansätze. Die Prekarität bleibt beständiger Schatten des Wohnens.9

Wohnen wird als etwas Natürliches und Alltägliches betrachtet. Diese Naturalisierung führt zu einer gesellschaftlichen Hegemonie, die eine vielfältige Realität durch eine homogene Wohnvorstellung ersetzt. Es entwickelt

7 Vgl. https://www.stopfemizid.ch/deutsch#de1 [13.03.24].

8 https://www.deutschlandfunkkultur.de/feministin-silvia-federici-sollte-hausarbeit-bezahlt-werden-100.html [12.03.24].

9 Vgl. Nierhaus, Irene/Kathrin Heinz (Hg.): Unbehaust Wohnen, Konflikthafte Räume in Kunst - Architektur - Visueller Kultur, Bielefeld, 2020, S.11.

sich eine Verknüpfung, die Wohnen mit dem Positiven, mit dem Guten, dem Richtigen und dem Glück des Einzelnen sowie seiner Gemeinschaft (meist als Familie gedacht) zusammenzieht. Gewisse Menschen grenzen sich bewusst von dieser «glücklichen» Vorstellung von Wohnen ab und suchen Alternativen. Die Krisen dieses glücklichen Raumes bleiben grösstenteils unsichtbar und werden als individuelle, isolierte Fälle marginalisiert und als Randphänomene betrachtet. Diese Krisen werden den Sozialdiensten, Mediziner:innen und Psychiater:innen überlassen und hauptsächlich durch Care-Arbeit von Freund:innen und Familie aufgefangen.10

Dieser Essay lädt dazu ein, gängige Narrative und Zuordnungen des Wohnens selbstkritisch zu hinterfragen und nicht nur über das «Wo», sondern auch über das «Wie» des Wohnens nachzudenken.

Das

Recht auf Wohnen ist unbestritten, nicht aber, was für ein Gut das ist, worauf alle ein Recht haben.11

Das Recht auf Wohnen

Laut Duden liegt die Herkunft des Wortes «wohnen» im mittelhochdeutschen wonen, althochdeutsch wonēn = sich aufhalten, bleiben, wohnen; gewohnt sein, verwandt mit gewinnen und nach etwas trachten, gernhaben, Gefallen finden, zufrieden sein, sich gewöhnen.12

Das Haus wird oft als Symbol für Erfolg und als Basis für eine familiäre Zukunft betrachtet. Die Vorstellung eines eigenen Zuhauses ist ein wichtiger Teil der Selbstdarstellung von vielen Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. 13 Aber in den letzten 20 Jahren haben sich die Immobilienpreise verdoppelt. Einerseits durch die Immobilienkrise Ende der 90er-Jahre 14, die Wirtschaftskrise 2008 und die Corona-Pandemie 2020.15 Im gängigen kapitalistischen Narrativ kann jede:r, der:die hart arbeitet, sich ein Traumhaus kaufen. Dabei geht vergessen, dass nicht für alle Menschen die gleichen Bedingungen existieren; und dass es für rassifizierte, beeinträchtige, alte, alleinerziehende und von Klassismus betroffene Menschen schwierig wird, sich im freien Markt zu behaupten.

Religiöse, soziale oder ethnische Minderheiten erfahren häufig eine Benachteiligung in Bezug auf das Recht auf angemessenen Wohnraum innerhalb der Mehrheitsgesellschaft. Beispielsweise der äusserst problematische Umgang mit der nicht sesshaften Bevölkerung der Jenischen, Rom*nja und Sinti*zze. Erst wurden sie vertrieben, ab 1850 unter Zwang eingebürgert16 und mit dem «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» von Pro Juventute wurden zwischen 1926 bis 1973 mehr als 600 Kinder ihren fahrenden Eltern weggenommen.17 Auch heute wird den Fahrenden in vielen Ländern Europas den Zugang zu städtischen Infrastrukturen durch die restriktive Siedlungspolitik erschwert.18

In unserer Gesellschaft gibt es verschiedene totalitäre Orte wie Asylcamps, Psychiatrien, Heime und Gefängnisse. Trotz unterschiedlichen Legitimationen und Ausgestaltungen ist die Organisation durch pyramidale Hierarchien allen gemein. Besonders im Umgang mit geflüchteten

12 Vgl. https://www.duden.de/rechtschreibung/wohnen [08.03.24].

13 Vgl. Nierhaus/Heinz (Hg.), 2020, S. 24.

14 Vgl. https://www.srf.ch/news/schweiz/unbezahlbares-wohneigentum-der-traum-vom-eigenheim-bleibt-immeroefter-ein-traum [08.03.24].

15 Vgl. https://blog.evergreen.de/finanzkrise-2008-vs-corona-krise-2020/ [23.03.24].

16 Vgl. https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/118882/1/a4_xs_web.pdf, S. 32 [19.03.24].

17 Vgl. Leimgruber, Walter/ Thomas Meier/Roger Sablonier: Das Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse, Bundesarchiv Dossier 9, Bern, 1998, S. 30.

18 Vgl. Nierhaus/Heinz (Hg.), 2020, S. 19.

Personen wird diese gesellschaftliche Praxis der Segregation deutlich und problematisch. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) kriminalisiert pauschal Asylsuchende und setzt auf ein rigides Ordnungssystem und Sicherheit nach Aussen.19 Ein Asylzentrum sollte aber kein Gefängnis sein! Es sollte um das Sicherheitsgefühl der Asylsuchenden gehen, insbesondere für verletzte und traumatisierte Menschen. Wieso gilt hier das Recht auf eine menschenwürdige Unterkunft nicht?20 Wieso streiten wir unsere gesellschaftliche und politische Verantwortung und Solidarität gegenüber den Schutzsuchenden ab? Wieso wird bei institutionellem Rassismus von Justiz und Polizei weggeschaut?

Beim Lesen verschiedener Texte fällt mir die Betonung auf, dass das Recht auf Wohnen mehr als nur ein «Dach über dem Kopf» umfasst.21 Wie lässt sich dieses «mehr» einfangen? Wohnen wird als dauerhafter Zustand an einem stabilen Ort definiert. Dieser Ort dient der Erholung und der Reproduktion. Es ist ein Ort hoher Autonomie und Intimität. Der Alltag wird partnerschaftlich und familiär geteilt, ist idealerweise ein Ort der Fürsorge und Solidarität. Indem gewohnt wird, eignen sich Menschen ihre Wohnung an, gestalten sie individuell, erstellen eine klare Grenze zwischen Draussen und dem eigenen Drinnen. 22 Diese Sichtweise geht von einer kompletten Homogenisierung des Wohnens aus. Aber Wohnen als Ort der Autonomie, Intimität, Erholung, Sicherheit und Fürsorge zu betrachten, ist ein Privileg. Wie wohnen die 80 000 bis 300 00023 SansPapiers in der Schweiz? Unter welchen Bedingungen findet ein Leben in der Illegalisierung in diesem Land statt? Und wie wohnt ein Mensch auf der Flucht, im Asylcamp oder auf der Strasse? Vilém Flusser bringt das treffend auf den Punkt: «Man kann die Heimat auswechseln, oder keine haben, aber man muss immer, gleichgültig wo, wohnen.»24

Verbindlich und einklagbar ist in der Schweiz nur das Recht auf Nothilfe (Art. 12 BV). Das heisst, Kantone und Gemeinde sind dazu verpflichtet, Notschlafstellen zur Verfügung zu stellen. Dies gilt nicht für alle Menschen, nicht für unbegrenzte Zeit und das Angebot reicht nicht aus. Die Nothilfe ist nicht nachhaltig und verändert nichts an der Ausgangslage.25 Immer wieder ist in den Nachrichten zu lesen, dass die Notschlafstellen komplett ausgelastet oder sogar überlastet sind: «Massive Zunahme:

19 Vgl. https://www.fluechtlingshilfe.ch/publikationen/im-fokus/asylzentren-sind-keine-gefaengnisse [19.03.24].

20 ebd.

21 Vgl. Schneider, Michael: Wohnen ist mehr als ein Dach über dem Kopf. Sozialethische Konsequenzen aus einer Anthropologie des Wohnens. In: Amosinternational 12, 2018, S. 3

22 Vgl. Möhring-Hesse, 2021, S. 67 f.

23 Vgl. https://sans-papiers-zuerich.ch/hintergrundinfos/wer-sind-sans-papiers/ [15.03.24].

24 Flusser, Vilém: Wohnung beziehen in der Heimatlosigkeit, in: Von der Freiheit des Migranten. Einsprüche gegen den Nationalismus, Bensheim, 1994, S. 27

25 Vgl. https://www.humanrights.ch/de/news/menschenrecht-wohnen [26.02.24].

Berner Notschlafstellen am Anschlag.» (16.03.2023)26 «Die Notschlafstellen in Zürich sind praktisch voll, denn immer mehr Menschen leben auf der Strasse. Doch warum ist das so?» (30.11.2023)27

Housing First ist ein Ansatz der 1990 in den USA entwickelt wurde, der Obdachlosen bedingungslos eine Wohnung gewährt. Therapie- und Betreuungsangebote stehen zwar zur Verfügung, sind aber nicht Pflicht. 28 Auch in Basel wurde Housing First 2019 als Pilotprojekt gestartet und nach einigen Jahren ausgebaut.29 In Zürich wird ab Januar 2024 das Prinzip ebenfalls erprobt.30 Ich sehe die staatliche Verantwortung Möglichkeiten, wie Housing First zur Verfügung zu stellen, da sie bedingungslos sind im Gegensatz zu Sozialwohnungen. Allerdings stellt sich die Frage, inwiefern es eine autonome Entscheidung von wohnungs- und obdachlosen Menschen ist, diese Art von Wohnen anderen vorzuziehen? Die Wahl, sich nicht in staatliche Strukturen zu begeben, kann als eine direkte aber unsichtbar gemachte Kritik an unserem Sozialstaat verstanden werden.

Im Jahr 2021 waren in der Schweiz 745 000 Menschen armutsbetroffen. Vor allem Alleinerziehende und Menschen mit geringer Bildungschance. 157 000 Menschen sind trotz Erwerbsarbeit arm; sie sind sogenannte Working Poor. Eine armutsbetroffene Person hat in der Schweiz maximal 2289 Franken pro Monat, eine vierköpfige Familie 3989 Franken.31 Bei Gütern des täglichen Bedarfs müssen Abstriche gemacht werden, oft auf Kosten der eigenen Gesundheit. Das Verständnis für die Zusammenhänge von Wohnungsverlust, Obdachlosigkeit, fehlendem günstigen Wohnraum und strukturellen sowie diskriminierenden Hürden bei der Suche fehlt in der Gesellschaft.32

26 https://www.baerntoday.ch/bern/kanton-bern/massive-zunahme-berner-notschlafstellen-amanschlag-150546230 [26.02.24].

27 https://www.watson.ch/schweiz/interview/455326387-interview-mit-sozialwerk-pfarrer-sieber-zu-obdachlosen-inzuerich [26.02.24].

28 Vgl. https://www.sozialinfo.ch/fachinformationen/fokusartikel/housing-first-neuer-ansatz-in-der-obdachlosenhilfe [26.02.24].

29 Vgl. https://www.srf.ch/news/schweiz/reaktion-auf-initiative-basel-will-ein-spezielles-haus-fuer-obdachlose [26.02.24].

30 Vgl. https://www.nzz.ch/zuerich/housing-first-fuer-obdachlose-was-die-idee-in-zuerich-fuer-probleme-bereitetld.1770287 [26.02.24].

31 Vgl. https://www.caritas.ch/de/armut-in-der-schweiz/ [14.03.24].

32 Vgl. https://www.humanrights.ch/de/news/menschenrecht-wohnen [26.02.24].

Wenn ganze Stadtviertel aufgewertet werden, ist die Gentrifizierung sichtbar, aber oft bleiben die Verdrängten ungehört. Die Rivalität des Wohnens wird durch die Immobilienspekulation befeuert.33

Wem gehört die Stadt?

Die Besitzverhältnisse, Spekulation, renditeorientierte Investitionen sowie die mangelnde Transparenz und Regulierung des Immobilienmarktes tragen in zahlreichen Städten weltweit dazu bei, dass die Mieten explodieren und Wohnraum für viele Mieter:innen unbezahlbar wird.

Ein Grossteil der Wohnungen gehört den Bewohner:innen oder den Banken, bei denen sie sich verschuldet haben. Daneben gibt es private Vermieter:innen oder Kapitalanleger:innen, die oft die Wohnungen weitervererben. Zusätzlich gibt es staatliche und genossenschaftliche Mietwohnungen. Neuere Akteure sind grosse, teilweise länderübergreifende Wohnungsunternehmen und Investmentfonds, die sich auf Wohnimmobilien spezialisiert haben. Diese verschiedenen Eigentümergruppen und -verhältnissen beeinflussen die Struktur des Wohnungsmarktes und die daraus resultierenden Probleme.34

Zahlreiche Projekte organisieren Widerstand auf internationaler35 und nationaler Ebene. In der Schweiz gibt es den Rechercheblog Mieten-Marta, der Missstände öffentlich macht, auf Veranstaltungen hinweist und Informationen vermittelt: Mutmach-Broschüren, Fakten zur Wohnungskrise und RechercheLeitfaden.36 Auf der Website wohndemo.ch wurde für die Demonstration am 11.11.2023 in Zürich mobilisiert. Es wird Wohnraum für alle gefordert: «Wir haben genug von jährlich steigenden Wohnkosten! Wir haben genug von denen, die das Problem der Migration in die Schuhe schieben! Wir haben genug von einer Stadt, die nur nach den Interessen der Reichen gebaut wird!» Die nächste Demonstration ist für den 25. Mai 2024 geplant.37 Zudem gibt es in Winterthur die Kampagne perspektive-stadt, 38 das Mietenplenum39 das in Schwamendingen aktiv ist und die Website alleswirdbesetzt.ch archiviert Fälle der Wohnungsnot in Zürich und fordert "Wohnraum ist keine Ware, sondern eine Existenzgrundlage!"40

34 Vgl. https://www.wemgehoertdiestadt.de [11.03.24].

35 In Deutschlang hat die Rosa-Luxemburg Stiftung das Projekt «Wem gehört die Stadt?» lanciert mit dem Ziel «die Geschäftsmodelle und Praktiken der Wohnungsunternehmen aufzudecken und Mieter*innen und Initiativen bei der Suche nach Ihrem Vermieter und der Antwort auf die Frage, wie sich der finanzialisierte Wohnungsmarkt vor der eigenen Haustür auswirkt, zu begleiten.» Auf der Website «wemgehoertdiestadt.de» werden für verschiedene europäische Städte, unter anderem auch Zürich, Eigentümer:innenstrukturen und Investoren:innen sichtbar gemacht und verglichen. Vgl. https://www.rosalux.de/dossiers/wohnen-ist-ein-menschenrecht/wem-gehoert-diestadt [20.03.24] und https://www.wemgehoertdiestadt.de [20.03.24]. Der Dokumentarfilm «Push, Für das Grundrecht auf Wohnen» (2019) von dem schwedischen Regisseur Frederik Gertten folgt Leilani Farha, der UNO-Sonderberichterstatterin für das Recht auf angemessenes Wohnen. Der Film zeigt auf, dass überall auf der Welt die Mietzinse steigen und der Rausschmiss häufig mit Pensionskassengeldern und anderen Fonds, die Mietwohngen zur Kapital-anlage machen, finanziert werden. Vgl. https://www.kultkino.ch/film/push2019, [20.03.24].

36 Vgl. https://mieten-marta.ch [20.03.24.].

37 Vgl. http://wohndemo.ch [20.03.24].

38 Vgl. https://www.instagram.com/perspektive_stadt?igsh=MWZ2anBybWw2eHQ5dQ== [20.03.24].

39 Vgl. https://mietenplenum.ch [29.03.24].

40 Vgl. https://alleswirdbesetzt.ch [29.03.24].

Laut Bundesamt für Statistik (BFS) gehörte im Jahr 2020 ein Drittel der Schweizer Wohnungen institutionellen Anlegern wie Versicherungen, Pensionskassen oder Anlagefonds. In Genf ist die Hälfte aller Mietwohnungen in Besitz von institutionellen Anlegern. 1,4 Millionen Privatpersonen wohnten in eigenen Räumen und 2,3 Millionen mieteten eine Wohnung. Mietende bezahlten gemäss BFS durchschnittlich 1373 Franken pro Monat für das Wohnen.41

Einerseits belastet die zunehmende Nachfrage in den städtischen Zentren den Wohnungsmarkt, andererseits steigt der Bedarf nach Wohnfläche. Heute wollen viele Menschen zusätzliche Räume für Hobbies, Besuch oder Homeoffice. Ältere Menschen bleiben oft verwitwet in der vertrauten Wohnung leben. Das BFS hat herausgefunden, dass durchschnittlich 71,2 m2 Wohnfläche pro Senior:in beansprucht werden, während der Durchschnitt bei der Gesamtbevölkerung bei 46,6 m2 liegt. Aber nicht nur Senior:innen leben alleine, der Single-Haushalt ist seit den 1990er-Jahren die häufigste Haushaltsform der Schweiz. In Städten wie Basel, Bern und Zürich leben 44-49 Prozent alleine, meist im Alter von 30-39 Jahren.42

Im Jahr 2023 betrug der Durchschnitt der Leerstandquote 1,31 Prozent. Während in Zürich 0,07 Prozent und in Genf 0,38 Prozent leer standen, waren es in den Gemeinden Saint-Imier BE: 10,69 Prozent und in Chiasso TI: 10,15 Prozent. Das heisst, die Wohnungen sind nicht dort leer, wo sie am stärksten gesucht werden, und die Wohnungsnot in den Städten wird steigen.

Eine Besetzerin des ehemaligen Koch-Areals meint: «Es gibt kein vernünftiges Argument dafür, wieso etwas leer stehen muss. Besetzen ist das einzig Vernünftige, alles andere hat keinen Sinn.» 43 Bereits in den antibürgerlichen, kapitalismuskritischen und antipatriarchalen 68er-Bewegungen waren Hausbesetzungen eine Form des Protests. Hausbesetzungen finden ihren Ursprung im Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum, dem erschwerten Zugang zum Wohnungsmarkt, Obdachlosigkeit und dem Protest gegen spekulativen Leerstand, gegen hohe Mieten sowie gegen staatliche Autorität. In Besetzungen wird Wohnen als Akt der Opposition gelebt. Es geht um ein selbstbestimmtes, selbstorganisiertes und kollektives Zusammenleben. 44

41 Vgl. https://www.srf.ch/news/schweiz/bfs-wohnungsstatistik-ein-drittel-der-wohnungen-gehoert-institutionellenanlegern#:~:text=Bewohnertyp%20der%20bewohnten%20Wohnungen%2C%202020&text=Mietende%20 bezahlten%20gemäss%20BFS%20durchschnittlich,2021%20im%20Besitz%20von%20Privatpersonen.[23.02.24].

42 Vgl. https://www.republik.ch/2023/08/23/warum-wird-wohnen-in-der-schweiz-immer-teurer [23.02.24].

43 Vgl. https://www.nzz.ch/zuerich/koch-areal-in-zuerich-wer-sind-die-hausbesetzer-ld.1712360 [14.03.24].

44 Vgl. https://www.sozialgeschichte.ch/themen/hausbesetzungen-in-der-schweiz/ [14.03.24].

Hausbesetzer:innen ernten oft harsche Kritik und Unverständnis von einem breiten Teil der Gesellschaft. Ich frage mich, warum Leerstand und Privatbesitz nicht in die Mangel genommen wird? Vor allem Privatbesitz wird verteidigt und als Grundlage der kapitalistischen Gesellschaftsordnung nicht nur toleriert, sondern gefördert. Warum nehmen viele die Situation einfach an, wie sie ist, anstatt lautstark für eine gerechtere Wohnpolitik zu kämpfen?

«Hier entsteht ein neues Stück Stadt!», lautete die Ansage der Genossenschaft Kalkbreite.45

2014 zogen die 250 Bewohner:innen in die Zürcher Genossenschaft Kalkbreite ein, mit dem Ziel, ökologische und soziale Nachhaltigkeit konkret zu leben. Sie verzichten auf eigene Autos, wollen pro Person möglichst wenig Platz beanspruchen und experimentieren mit neuen gemeinschaftlichen Wohnformen. Als Treffpunkt dienen der grüne Innenhof, eine Waschküche, das Nähatelier oder eine Sauna. Es gibt einen Bioladen, im hauseigenen Kino laufen Arthouse-Filme und im Geburtshaus helfen Hebammen neuen Stadtbewohner:innen auf die Welt.46

Der Einzug wurde von der Öffentlichkeit und den Medien gespannt beobachtet: Der Tages-Anzeiger schrieb: «In der neuen Siedlung Kalkbreite gehen 250 Bewohner und genauso viele Arbeitende miteinander auf Tuchfühlung: ein Sozialexperiment mit offenem Ausgang.» Im Landbote war zu lesen: «Mit der Siedlung Kalkbreite wird wieder einmal utopisches Gedankengut aus dem Zürich der frühen Achtzigerjahre verwirklicht.» In der NZZ am Sonntag stand: «Modern, urban und verdichtet leben heisst weniger Mobilität und Fläche. In der Überbauung Kalkbreite in Zürich kann man die Zukunft des Wohnens besichtigen.»47

In vielen Städten werden die Genossenschaften als Lösung für die Wohnungsnot betrachtet und sollen die Stadt vor der Gentrifizierung retten. Die grosse wohnungspolitische Verantwortung der Genossenschaften ist ein Problem, weil dadurch die Aufgabe, zahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, privatisiert wird und die Verantwortung der profitorientierten Immobilienbesitzer:innen kaum mehr Beachtung findet. Zudem wenden sich die meisten Genossenschaften an den oberen Mittelstand.48 Um sich aktiv an einer Genossenschaft zu beteiligen, benötigen Menschen spezifische Ressourcen und finanzielle Mittel, wobei 10-20 Prozent49 der Anlagekosten aus eigenen Mitteln aufgebracht werden müssen. Darüber hinaus sind Zeit, ein soziales Netzwerk, Sprachkenntnisse und soziale Kompetenzen von entscheidender Bedeutung. Diese stehen jedoch nicht allen gleichermassen zur Verfügung, wodurch die Vorstellung, dass Genossenschaften für alle offen sein können, zur Illusion wird. Im Gegensatz dazu wird im kommunalen Wohnungsbau die Belegung von städtischen Wohnungen durch einen demokratischen Prozess gestaltet und kontrolliert.

46 Vgl. WOZ Nr. 37, 2017, S. 4.

47 Vgl. https://www.hellozurich.ch/de/aktuell/kalkbreite.html [19.03.24].

48 Vgl. WOZ Nr. 37, 2017, S. 4.

49 Vgl. https://www.zeitschrift-wohnen.ch/heft/beitrag/genossenschaften/haupt-oder-nebenamt.html [02.03.24].

Wenn die Diskussion über Wohnungspolitik hauptsächlich auf Wohnexperimente und den Mix von Mieter:innen in genossenschaftlichen Wohnprojekten fokussiert ist, besteht die Gefahr, dass die grundlegende Frage vernachlässigt wird: Warum wird Wohnraum überhaupt als Handelsware betrachtet?50 «Weshalb wird der Preis einer Wohnung von Angebot und Nachfrage bestimmt, als sei Wohnen kein Grund bedürfnis, sondern ein Nicetohave?»51

Es ist entscheidend, dass Verteilungs- und Machtfragen wieder in den Vordergrund rücken: Die Bereitstellung von Lebensraum für alle, einschliesslich der sozioökonomisch Schwächsten, ist eine politische Aufgabe. Sie sollte nicht ausschliesslich vom Wohlwollen privater Wohngenossenschaften abhängig sein.52 Viele werden im Alter weniger Geld zur Verfügung haben, aber die Altersarmut ist in der Schweiz ein Tabuthema. Laut einer Statistik waren 2023 in der Schweiz 19,9 Prozent der Beölkerung unter 20 Jahre alt, 60,7 Prozent zwischen 20-64 Jahre und 19,3 Prozent 65 Jahre und älter. Der Verlauf zeigt die kontinuierliche Abnahme der jüngeren und mittleren Altersgruppe (Erwerbsalter) und ein Zuwachs der Senior:innen.53 Deshalb ist es wichtig, heute zukunftsorientiert, inklusiv, nachhaltig und kostengünstig zu bauen. 50

Wem gehört der öffentliche Raum? Wer dominiert den privaten Raum? Wer kann selbstbewusst Raum einnehmen und wer wird bewusst verdrängt? Wie spielen individuelle Freiheit, gegenseitiger Respekt und Toleranz zusammen?

Wohnen beschränkt sich nicht nur auf die eigenen vier Wände, sondern durch gelebte soziale Alltagspraktiken und Aneignungsmechanismen weit in das Wohnumfeld und die Zwischenräume hinein. Wohnen findet also immer in einem sozialräumlichen Zusammenspiel zwischen den beiden Sphären Privatheit und Öffentlichkeit statt. Diese beiden entgegengesetzten Pole werden heute als eher durchlässig betrachtet und das Verhältnis zwischen Öffentlichkeit und Privatheit wird neu verhandelt. Nachbarschaft und Begegnungsorte bilden halbprivate Zwischenräume. Das Inbetween des Wohnquartiers, auf der anderen Strassenseite, ums Haus herum oder vor der Wohnungstür, hat einen grossen Einfluss, ob Menschen sich zuhause fühlen und sich damit identifizieren.54 Durch das Nutzungsangebot im Quartier kann z.B. ein fehlender Arbeitsplatz in der eigenen Wohnung in der Bibliothek gefunden werden.55

Die Nachbarschaft ist eine Ressource, die auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit und Verfügbarkeit beruht. Es besteht meist eine hohe Bereitschaft für Unterstützung, auch wenn sie oft nicht in Anspruch genommen wird. Einerseits, weil Menschen im städtischen Kontext weniger darauf angewiesen sind, und andererseits, weil das Zusammenleben in räumlicher Nähe paradoxerweise mit dem Bedürfnis verbunden ist, Distanz aufrechtzuerhalten, um die eigene Privatsphäre zu schützen. Unterstützung finden wir im Freundeskreis oder der Familie. Zu wissen, dass ich im Notfall zu den Nachbar:innen gehen kann, stärkt mein Wohlbefinden.56

Während der Corona Pandemie ging der Staat selbstverständlich davon aus, dass es keine Alternative zur Familie gibt. Der Bevölkerung wurde befohlen, «Abstand zu halten» (ausser von der Familie) und zu Hause «unter sich» zu bleiben. Es wurde vorausgesetzt, dass für jede:n das Recht auf Wohnen erfüllt ist. Fakt ist, dass während der Pandemie eine extreme Zunahme an Gewalt in Privathaushalten auf der ganzen Welt festgestellt wurde. Zudem verschärfte sich Ausgrenzung und Marginalisierung jener, die keine Privatsphäre haben, die keinen offiziell lesbaren Ort haben, um Schutz zu suchen. Diese klare Trennung von Öffentlichen und Privaten als Schlüssel für den Lockdown scheint rückblickend sehr zweifelhaft.57

54 Vgl. Juppien, Angelika/Richard Zemp: Atlas des Dazwischen Wohnens, Zürich, 2022, S. 6–7

55 Vgl. https://news.hslu.ch/wohnen-findet-nicht-nur-in-der-wohnung-statt/ [19.02.24].

56 Vgl. https://www.vhw.de/fileadmin/user_upload/06_forschung/Ouartier_Soziale_Stadt/PDF/Factsheet_ Nachbarschaftshilfe.pdf [23.03.24].

57 Vgl. Lewis, Sophie: Die Familie abschaffen, Frankfurt am Main, 2023, S. 102.

Hinter der Naturalisierung und Verherrlichung familiärer Beziehungen lese ich ein quasi universelles Bedürfnis nach Verwandtschaft. Und dahinter erkenne ich ein Bedürfnis nach Zuwendung und Fürsorge. Der kollektive Wunsch, umsorgt zu sein, steht ausser Frage, aber es geht um die Art und Weise, wie wir ihn verwirklichen.58

Donna Haraway argumentierte 1997 nicht dafür «sich verwandt zu machen», sondern: «Es ist an der Zeit, ein neues, unfamiliäres Unbewusstes zu theorisieren, eine andere Urszene, in der nicht alles aus den Dramen der Identität und der Reproduktion hervorgeht. Blutsbande – einschliesslich Blut, das als Gene und Informationen neu geprägt wird – sind schon blutig genug gewesen. Ich bin überzeugt, dass es keinen Frieden unter den ethnischen Gruppen oder unter den Geschlechtern, keine lebbare Natur geben wird, bis wir gelernt haben, Menschheit durch etwas mehr und etwas weniger als die Verwandtschaft zu produzieren.»59

«Die Frau gehört ins Haus.» Diese Überzeugung war grundlegendes Prinzip des Patriarchats, der Architektur und Stadtplanung im vergangenen Jahrhundert. Die Bindung ans Haus ist eine physische, soziale und ökonomische Diskriminierung.60 Ich frage mich: Welche Funktion hat das Konzept der Kernfamilie in der kapitalistischen Gesellschaft? Obwohl die traditionelle heterosexuelle Kleinfamilie mit einem berufstätigen Ehemann und einer nicht oder teilweise erwerbstätigen Ehefrau in der westlichen Welt immer seltener wird, beeinflusst sie nach wie vor die Gestaltung des privaten und des öffentlichen Raums als vermeintliches Ideal.61

Die gebauten Umgebungen spiegeln deutlich die Gesellschaften wider, die sie errichten. Obwohl die kanadische Geografin Leslie Kern in ihrem Buch Feminist City auf die Verhältnisse in Nordamerika eingeht, lassen sich viele ihrer Erkenntnisse auch auf den europäischen Kontext übertragen: Die moderne Stadtplanung wird und wurde zu einem grossen Teil von gesunden, gut ausgebildeten, erwerbstätigen weissen Männern dominiert. Es ist wenig überraschend, dass Städte auf die Bedürfnisse dieses Nutzerprofils ausgerichtet sind, auch wenn es nur einen Bruchteil der Bevölkerung repräsentiert. Ein Beispiel sind öffentliche Verkehrssysteme, die auf die Pendlerströme zugeschnitten sind oder die Entscheidung, welche Teile der Stadt beleuchtet sind und wer sich somit sicher oder unsicher fühlt.62

58 Vgl. Lewis, Die Familie abschaffen, 2023, S. 110.

59 Haraway, Donna: Modest_Witness@Second_millennium. Female Man_Meets_OncoMouse: Feminism and Technoscience, New York, 1997, S. 265.

60 Vgl. Hayden, Dolores: Wie könnte eine nicht-sexistische Stadt aussehen (1981), suburban, 2017, S. 69.

61 Vgl. WOZ Nr. 48, 26.11.2020, Ehrensberger, Viviane: Die feministische ist auch eine postkapitalistische Stadt, S. 20.

62 Vgl. Kern, Leslie: Feminist City – Wie Frauen die Stadt erleben, Unrast-Verlag, Münster 2020, S. 20.

Kerns feministische Vision einer Stadt ist gleichzeitig eine postkapitalistische Vision. Es ist eine Stadt, die Infrastruktur bereitstellt, um unbezahlte Care-Arbeit zu erleichtern, und die weiterhin als lebenswerter Raum funktioniert, selbst wenn die Geschäfte schliessen. Ihr Ansatz beruht auf einem breiten Verständnis von Stadt als einem dynamischen Abbild der Gesellschaft.63

«In

welchem Spannungsfeld stehen

Kollektiv

und Individu-

um? In welchem Bezug stehe ich zum grösseren Ganzen? Und wie bewirtschaften und regulieren wir Ressourcen, die uns gehören?»64

Commoning als Grundlage

Kollektiv bewirtschaftetes Land hat im Schweizer Alpenraum eine lange Geschichte und ist noch heute verbreitet: Etwa ein Drittel der Schweizer Wälder und Weiden gehören Korporationen oder Bürgergemeinden. In der Zeit vor der Moderne waren kollektiv verwaltete Ressourcen normal. Heute werden solche Organisationsformen als nachhaltige Alternative zum Kapitalismus vorgeschlagen, aber was für ein Potenzial haben Commons?65

Commons lässt sich nicht adäquat ins Deutsche mit Gemeingut, Allmend oder Gemeinheit übersetzen.66 Zentral ist das Agieren in gemeinschaftlichen Gruppen, die gemeinsame Ziele und Bedürfnisse haben. Commons dürfen nicht idealisiert werden, sie sind nicht per se fair, aber die Ressourcen werden breiter verteilt und anhand von klaren Regeln, die an die örtlichen Begebenheiten angepasst sind. 67 Commons sind nicht als Rechtsform, Struktur oder Institution zu begreifen, ich verstehe Commoning als eine innere, gemeinwohlorientierte Haltung, die eine politische, ökonomische, rechtliche und soziale Praxis beinhaltet.

Die italienische Feministin, Professorin und Schriftstellerin Silvia Federici setzt sich im Buch Die Welt wieder verzaubern Feminismus, Marxismus und Commons mit der Notwendigkeit von Commons für die Gesellschaft auseinander. Federici versteht Commoning als transformative Kraft, die nicht nur das Wirtschaften und Zusammenleben verändert, sondern auch die kooperativen und fürsorglichen Aspekte des Menschen stärkt.68 Es geht um die kollektive Wiederaneignung des Reichtums und den kollektiven Kampf gegen die Art und Weise, wie wir voneinander getrennt werden. Die Autorin betont die Relevanz der gesellschaftlichen Reproduktion, da Care-Commons als Form des Widerstands gegen gesellschaftliche Hierarchien verstanden werden können.69

Federici unterteilt Commons in kapitalistische und antikapitalistische Formen. Sie betont, dass die wahre Bedeutung von Commons nicht mit den Werten des Kapitalismus vereinbar ist.70 Weiterhin unterscheidet sie zwischen kooptierten Commons, die vom Staat geleitet werden, und geschlossenen Commons, die nur für bestimmte Gruppen zugänglich sind.

65 Vgl. WOZ Nr. 50, 2021, S. 16 f.

66 Vgl. Helfrich, Silke/Johannes Eueler: Zeitschrift für Gemeinwirtschaft und Gemeinwohl, Jg. 44, Heft 1, 2021, S. 39.

67 Vgl. WOZ Nr. 50, 2021, S. 16.

68 Vgl. Helfrich/Eueler, 2021, S. 39.

69 Vgl. https://www.klassegegenklasse.org/commons-und-kommunismus-eine-debatte-mit-silvia-federici/ [24.04.24].

70 Vgl. Federici, Silvia: Die Welt wieder verzaubern Feminismus, Marxismus & Commons, Wien, 2021, S. 135.

Kooptierte Commons bestimmen die Mitgliedschaft oder Nachfolge intern, während geschlossene Commons (Wohngenossenschaften) demokratisch teilen, aber Aussenstehende ausschliessen.71

Federici identifiziert neun Eigenschaften, die Commons auszeichnen:

1. erschaffen von autonomen Räumen

2. Mitglieder haben gemeinschaftlichen Besitz (z.B. Land)

3. bestehende gesellschaftliche Beziehungen

4. Ansprüche (z.B. auf Nahrung) und Pflichten (z.B. anderen helfen) werden durch Regeln eingehalten

5. eine echte Gemeinschaft besteht

6. Toleranz und Akzeptanz gegenüber anderen (klarer Unterschied zu geschlossenen Commons wie gated communities)

7. Mitglieder agieren demokratisch und direkte Demokratieformen sind vorhanden

8. gemeinsame Bedürfnisse der Mitglieder werden gefördert

9. keine Lenkung durch den Staat72

Die Geschichte zeigt, dass das Zusammenleben in Commons die Grundlage früherer Gesellschaften bildete. 73 Ein Beispiel dafür ist, laut Federici, das Zusammengehörigkeitsgefühl der amerikanischen Ureinwohner:innen, die eine enge Beziehung zur Natur pflegten und keinen Privatbesitz kannten.74 Viele indigene Gemeinschaften organisieren sich noch heute in Commons und es ist von äusserster Wichtigkeit, einerseits die Wissensweitergabe zu gewährleisten und deren Zerstörung zu verhindern. Die Arbeit der Frau, besonders die reproduktive Arbeit, spielte eine entscheidende Rolle für den Zusammenhalt der Gemeinschaft.75

Die US -amerikanische Politologin Elinor Ostrom hat jahrelang Commons auf allen Kontinenten analysiert – von Fischbeständen in Kanada bis Alpweiden im Wallis, von Gemeinschaften, die seit 100 und solchen die seit 1000 Jahren existieren. Ostrom zeigt auf, dass wir in der Lage sind einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen gemeinschaftlich zu organisieren. Entscheidend ist, dass der Umgang mit den Gemeingütern die Möglichkeiten zukünftiger Generationen im Blick behält. Aber Gesellschaften, die über Generationen in einem räumlich klar begrenzten Kontext leben und arbeiten, gibt es immer weniger.76 Ich frage

71 Vgl. Federici, 2021, S. 143 ff.

72 Vgl. ebd., S. 147-151.

73 Vgl. ebd., S. 136.

74 Vgl. ebd., S. 128 f.

75 Vgl. ebd., S. 130-33.

76 Vgl. https://map.arch.ethz.ch/artikel/15/allmende [24.03.24].

mich, wie gemeinschaftsbasierte Gesellschaften an die heutige Zeit angepasst werden können? Zum Beispiel werden in linken Bewegungen Wissen, freie Software oder Zeit zu den Commons gezählt.77

In Bezug auf das Wohnen würde Commoning für mich bedeuten, dass nicht Dritte über unsere Wohnungen und Häuser bestimmen und dass mit den Mieten keine Profite gemacht werden, sondern die Schaffung, die Erhaltung und die Verwaltung von Wohnraum gedeckt wird. Auch würde der Fokus beim Wohnen auf gemeinschaftliche Strukturen gelegt werden. Sprich: Wie können wir kollektiv Alltag, Leben und Arbeiten nachhaltig organisieren, umverteilen und selbstbestimmt gestalten.

Wann hast du zuletzt mit deinen Nachbar:innen ein Gespräch geführt? Was für Ansprüche

Wiekam es zu dieser

Entscheidungundmit

Wie finanzierst du deinen Wohnort?

Wie viel Raum hast du zur Verfügung?

Wem gehört das Haus, in dem du wohnst?

hastduandeinZuhause?

Wie stehst du zum Wort «unkompliziert» in Bezug auf Wohnen?

Wer gewährleistet Reproduktionsarbeit?

Fühlst du dich an deinem Wohnort sicher und geborgen?

Machst du dir Gedanken, wie du im Alter leben wirst?

Wärst du gerne Eigentümer:in?

Besitzt oder mietest du?

Wie kam es zu dieser Entscheidung und mit welcher Dringlichkeit?

In welcher Wohnform

Ist dein Wohnen selbstgewählt oder fremdbestimmt?

Hast du eine Vorstellung, wie du in zehn Jahren lebst?

Machst du dir Gedanken, wie andere Menschen wohnen?

Wie und wo fühlst du dich zuhause?

Wie viel kostet dich dein Wohnort?

Wie hast du deinen Wohnort gefunden? Wie und mit wem organisierst du deinen Alltag?

Wie und mit wem wohnst du aktuell?

Bist du bereit Arbeit, in dein Wohnen zu investieren? Was wäre deine Wohnutopie?

Ist Wohnen für dich politisch?

Wie stehst du zum Quartier, in dem du wohnst?

Anhang

Literaturverzeichnis

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Weiterführende Literatur und bestehende Projekte zum Thema Wohnkrise

Die Liste war Teil der Ausstellung «Für ein Recht auf Wohnen» in der Zentralwäscherei Zürich (28.März bis 2.April 2023) und wurde von Urban Publics Zurich zu diesem Zweck zusammengetragen. Die Liste wurde kopiert von wohnkrise.ch.

INTERNATIONALE PROJEKTE

• Radical Housing Journal

• Hammer and Hope

• Anti-Eviction Mapping Project

• Beyond Inhabitation

• The Observatori Metropolità de l‘Habitatge de Barcelona (O-HB)

• The Affordable Housing Observatory Milano > Politecnico Milano

• Mietmonitor Wien

• Housing Europe Observatory

• International Social Housing Festival

• Barcelona Laboratory for Urban Environmental Justice and Sustainability

• Housing Justice Hub at the Urban Institut

• Deutsch Wohnen & Co. enteignen

• Mietshäuser Syndikat:
 www.syndikat.org/ www.mietshaeusersyndikat.ch/

• Institute on Inequality and Democracy at the University of California, Los Angeles

• Community Land Trust Network

BÜCHER

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Caduff, Christian et al. Wegweisend wohnen: gemeinnütziger Wohnungsbau im
Kanton Zürich an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Scheidegger und Spiess,
2000.

Desmond, Matthew. Evicted: poverty and profit in the American city. Crown Publishers, 2016.

Glatter, Jan, und Michael Miessner, Hrsg. Gentrifizierung und Verdrängung: aktuelle theoretische, methodische und politische Herausforderungen. transcript, 2022.
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https://www.rosalux.de/en/ publication/id/49474/municipalism-inpractice

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und Gesellschaft: ein sozialwissenschaftliches Handbuch. VSA: Verlag, 2021.

Holm, Andrej, und Christoph Laimer, Hrsg. Gemeinschaftliches Wohnen und selbstorganisiertes Bauen. TU Wien Academic Press, 2021.

Holm, A. et al. Wohnungsforschung: Ein Reader, 2021. 
https://doi. org/10.14361/9783839453513.

Kries, Mateo et al. Together! die neue Architektur der Gemeinschaft. Vitra Design
Museum, 2017.

Lees, Loretta et al. Gentrification, New York/London, 2008.

Loeliger, Marc et al. Siedlungsbiografien entwerfen: Transformation statt Totaler-
satz. Verlag Werk, 2020.

Müller, Petra Lea. Urbane Ressourcen: aufstocken, verdichten, umnutzen, R. Müller,
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Schönig, Barbara, Justin Kadi, und Sebastian Schipper, Hrsg. Wohnraum

für alle?!:
Perspektiven auf Planung, Politik und Architektur. transcript Verlag, 2017.

Stahel, Thomas, Wo-Wo-Wonige: Stadt- und wohnpolitische Bewegungen in Zürich
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Vasudevan, Alex. The autonomous city: a history of urban squatting. Verso, 2017.

Vollmer, Lisa. Mieter_innenbewegungen in Berlin und New York: Die Formierung
politischer Kollektivität. Springer VS, 2019.

Ich bestätige hiermit, dass ich die vorstehende theoretische Bachelorarbeit selbstständig angefertigt habe, fremde Quellen kenntlich gemacht habe, sowie wörtliche wie auch sinngemässe Textteile, Gedanken oder fremdes Bildmaterial als solches kenntlich gemacht habe. Diese Arbeit wurde bisher weder einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt, noch veröffentlicht.

Name und Datum: Nora Brägger, 04.05.2024, Biel

lmpressum

Bachelorthesis FS 2024

BA Visuelle Kommunikation

Hochschule der Künste Bern

Autor:in: Nora Brägger

Mentorinnen: Regina Dürig & Simone Farner

Schrift: Suisse BP Serif & Suisse BP Int’l

Papier: Refutura 150g/m2

Druck: Bubu

Wohntraum

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