HKW: Jahresprogramm 2015

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JAHRES PROGRAMM 2015 Booklet weg? Schreiben Sie an info@hkw.de. Wir senden Ihnen kostenlos ein Exemplar zu. Das Jahresprogramm mit allen Terminen finden Sie unter hkw.de hkw.de/newsletter facebook.com/hkw.de twitter.com/hkw_berlin

John-Foster-Dulles-Allee 10 10557 Berlin 030 397 871 75


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Kapital, Waren und Informationen fließen immer ­schneller um den Globus. Fast alles ist ständig verfüg­ bar – nur sinnvolle Begriffe für unsere Gegenwart nicht. Digitale Technologien durchdringen unseren Alltag. Arbeit wandelt sich im Zuge der Globalisierung enorm. Menschliches Handeln und Naturprozesse greifen ­ineinander. Krieg, Flucht und Vertreibung werden zum Dauer­zustand. Angesichts dieser beschleunigten ­Komplexität tun Zeitdiagnosen not. 2015 wartet das HKW wieder mit einem vielseitigen Programm auf: Ausstellungen, Diskursformate, internationale Literatur, Musik- und Filmfestivals. Künstler, Wissenschaftler und gesellschaftliche Akteure lassen sich hier auf ­gemeinsame Such- und Denkbewegungen ein, denn so bilden sich Begriffe heraus für all das, was noch ­beschrieben werden muss: ideas in the making. IMPRESSUM Redaktion: Bernd Scherer (V.i.S.d.P.), Silvia Fehrmann, Sabine Willig, Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin Layout & Produktion:

3 TRANSMEDIALE 4 EINE EINSTELLUNG ZUR ARBEIT 6 APE CULTURE / KULTUR DER AFFEN 7 INTERNATIONALER LITERATURPREIS 2015 8 WASSERMUSIK: INDIEN WELTWEIT 10 KUNST MACHT SCHLAU – WORKSHOPS FÜR KIDS & TEENS 11 LIFELINES #4: HANS-JOACHIM ROEDELIUS 13 NUEVO CINE ARGENTINO 14 100 JAHRE GEGENWART 15 WOHNUNGSFRAGE

Raufeld Medien GmbH, Paul-Lincke-Ufer 42/43, 10999 Berlin Grafik: Carolin Kastner Druck: Frank Druck GmbH & Co. KG Titel & Rücktitel: Foto: Mitarbeiter der Bildgießerei Noack in Berlin bearbeiten Henry Moores Skulptur „Large Divided Oval: Butterfly“. Foto: Sebastian Bolesch Umschlaggestaltung: NODE Berlin Oslo


TRANSMEDIALE Capture All 28. Januar – 1. Februar

Zach Blas: „Face Cage # 2“ (2014). © Christopher O’Leary

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Lebst du noch oder zählst du schon? Wie sportlich, beliebt, produktiv bist du? Kennt dein Smartphone deinen nächsten Schritt besser als du selbst? Oder dein Arbeit­geber? Die TRANSMEDIALE 2015 sucht unter der künstlerischen Leitung von Kristoffer Gansing nach Alternativen zur allgegenwärtigen Datenerfassung im digitalen Kapitalismus. Wo sind die Lücken im System, welche künstlerischen Strategien widersetzen sich der Quantifizierung von Leben, Arbeit und Spiel? Unter dem Motto „Capture All“ suchen Denker und Kulturproduzen­ ten nach Lösungen für das Leben außerhalb der Cloud, in einer Ausstellung, in Performances, Screenings und ­Diskussionsrunden. Mit Atom™ & Robin Fox, Byung-Chul Han, The Otolith Group, McKenzie Wark u. v. a.


EINE EINSTELLUNG ZUR ARBEIT Ausstellung, Konferenz, Workshops 26. Februar – 6. April

Die erste Kamera der Filmgeschichte war auf eine Fabrik gerichtet. Warum aber ist Arbeit im Film so selten zu sehen? Wie wird in der Welt gearbeitet? Und was kann Film heute darüber zeigen? Diese Fragen haben den im Juli 2014 verstorbenen Künstler und Filmemacher

„Kunst Arbeit“, Moskau 2013. © Anna Tolkacheva (oben). „Natural History Museum“, Łódz´ 2013. © Magda Kulak (unten)

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­ arun ­Farocki umgetrieben. Das HKW zeigt in einer H Ausstellung die Ergebnisse seines letzten gemeinsamen Projekts mit der Kuratorin und Video­künstlerin Antje Ehmann. Über drei Jahre haben sie in 15 Städten auf fünf Kontinenten Workshops für Filmemacher abgehal­ ten, mit strengen formalen Vorgaben: Jeder Film darf nicht länger als zwei Minuten sein. Er muss von Arbeit handeln. Er darf keinen Schnitt enthalten. Entstanden ist eine filmische Enzyklopädie globaler Arbeit im 21. Jahr­ hundert, von Hangzhou über Łódz´ bis Mexiko-Stadt. In einer raum­greifenden Installation zeigt das HKW eine Auswahl der über 400 Filme neben Farockis Neu­ interpretation des Filmklassikers „Arbeiter verlassen die Lumière-Werke“ von 1895. Arbeit strukturiert das Leben, Produktions­bedingungen bestimmen seine Form. Wie lässt sich über diese komplexe Koppelung von Arbeiten und Mensch­sein diskutieren? Welches kritische Poten­ zial bietet Film als Medium der Analyse und Reflexion? Diese Fragen leiten die Konferenz, die von den Bewegt­ bildern der Ausstellung ausgeht und das Phänomen Arbeit und seine globalen Ausprägungen diskutiert. Ein Konferenztag ist Harun Farocki gewidmet: Weg­gefährten und Begleiter zeichnen sein vielfältiges Wirken nach – als Filmemacher, Bild-Theoretiker, Mentor und Lehrmeister.

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Für Wikimedia wurde das Selfie eines Makaken-Weib­ chens zum urheberrechtlichen Streitfall. Die Kulturtech­ niken von Menschen­affen in ihrer natürlichen Umgebung stehen im Fokus der jüngeren Primatenforschung. Und in den USA verwies ein Gericht die Entscheidung, ob Menschen­affen den Status legaler Personen er­ halten sollen, erneut an höhere Instanzen. Die von Anselm­ Franke­und Hila Peleg kuratierte Ausstellung APE­­CULTURE / KULTUR DER AFFEN wirft einen Blick auf die historisch so umstrittene Grenze zwischen Mensch und Affe und ihre Bedeutung für unseren Begriff von Kultur. Dafür stellt sie Dokumente aus Primato­logie und Populär­kultur neben künstlerische Arbeiten von Lene Berg, Marcus Coates, Coco Fusco, Bert Haanstra, Louise Lawler, Nagisa Oshima, Erik Steinbrecher, Rose­ marie Trockel, Klaus Weber, Frederick Wiseman u. a.

„Beulen“, Fotocollage, 2008. © Klaus Weber

APE CULTURE / KULTUR DER AFFEN Ausstellung 30. April – 6. Juli


Foto: Thomas Eugster

INTERNATIONALER LITERATURPREIS 2015 Preisverleihung & Lange Nacht der Shortlist 8. Juli

Das Fest der literarischen Vielstimmigkeit: An einem Sommerabend erklingt auf der Dachterrasse des HKW aktuelle internationale Erzählliteratur in Original­ sprache und deutscher Übersetzung. Bücher am Puls der Zeit prämieren seit 2009 das HKW und die Stiftung Elementar teilchen mit dem INTERNATIONALEN LITERATURPREIS – HAUS DER KULTUREN DER WELT. In der Langen Nacht der Shortlist präsentieren die nomi­ nierten Autoren Seite an Seite mit ihren Übersetzern und den Juroren die sechs besten Titel. Bei dieser polyglot­ ten Lesereise konnte man in vergangenen Jahren dem haitianisch­kanadischen Schriftsteller Dany Laferrière, dem gebürtigen Nigerianer Teju Cole oder der Französin Marie NDiaye lauschen. Nach Sonnenuntergang klingt der Abend mit Autoren, Übersetzern und Juroren unter freiem Himmel festlich aus.

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WASSERMUSIK: Indien weltweit Open­Air­Festival 17. Juli – 9. August

Was hat der Asian Underground Londons mit Chutney Music aus Trinidad und Sansibars Taarab gemeinsam? Ihr aller Ursprung ist der indische Subkontinent. Dessen Sounds und ihre weltweiten Vernetzungen stehen in die­ sem Sommer im Fokus des Open­Air­Festivals WASSER­ MUSIK. Einige der geladenen Künstler entwickeln eigens

Fotos: Jakob Hoff

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für das HKW-Festival ein Konzert­programm. So zum Beispiel der Londoner Talvin Singh. Sein einzig­artiger Stil, der Tabla-Rhythmen und traditionelle Instrumente mit elektronischen Beats verbindet, brachte ihm schon Zusammen­arbeiten mit Björk, Madonna und Massive ­Attack ein. Auch der Jazz-Saxofonist Rudresh Mahant­ happa erarbeitet ein spezielles Repertoire für das HKW. Seit seiner ersten Zusammenarbeit mit dem Pianisten ­Vijay Iyer feilen die beiden US-Amerikaner an ihrem ­wilden Hybrid­von Jazz und klassischer indischer Musik. Von der Verschmelzung süd­asiatischer Rhythmen und Harmonien mit westlicher elektronischer Dance Music bis zur Vereinigung indischer Musik­traditionen mit dem karibischen Calypso oder dem Jazz – das Pro­gramm folgt den Migrations­bewegungen der indi­ schen Diaspora und ihrer Musik. Deshalb wird man bei Wassermusik 2015 nachhören können, wie der Einfluss Bollywoods auch in so unter­schiedlichen Ländern wie Griechenland und Nigeria wirkt. Sitar­klänge, farben­frohe Gottheiten und Kühe auf der Autobahn: Nicht zuletzt setzen sich Konzerte, Filme und Gespräche auch mit der Indien­faszination der Hippies und ihren Auswirkungen auf Popkultur und Indienbild auseinander.

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KUNST MACHT SCHLAU

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Kleine Forscher machen Kunst, kleine Künstler gehen auf Recherche, Nerds und Nerdinen komponieren im Tiergarten Soundtracks. Für Kids und Teens bietet das HKW sonntags, in den Ferien und in Schulprojekten altersgerechte Workshops mit ausgewählten Künst­ lern. Aus Licht und Farbe entstehen abstrakte Filme, aus Zeichnungen Daumenkinos, aus Papier und Stein moderne Architektur. Aber nicht nur bildende Künste stehen im Angebot: Da werden Roboterorchester gebaut, Fernbedienungen in Musikinstrumente verwan­ delt oder Soundtracks für Gruselfilme produziert. Zum Wassermusik­Festival drehen Teens ein Making­of oder produzieren eine Radiosendung. Für Schulklassen gibt es maßgeschneiderte Projekttage. Informationen unter www.hkw.de/kids_teens

Foto: Laura Fiorio

Workshops für Kids & Teens


Foto: Luma.Launisch

LIFELINES #4: Hans-Joachim ­Roedelius Musikfestival 3. – 6. September

Von Detroit bis Tokio reicht sein Ruhm als Pionier der elektronischen Musik und Krautrock-Veteran: Hans-Joachim­Roedelius’ Band­projekte wie Cluster und Harmonia beeinflussten in den 70er-Jahren David Bowie und Roxy Music, deren Gründungs­mitglied Brian Eno be­ zeichnete Harmonia als „wichtigste Rockband der Welt“. Heute berufen sich Techno-Musiker und Elek­tronikAvantgardisten weltweit auf seine hypno­tischen Klang­ experimente. Nach dem legendären Konzert-­Revival von Harmonia 2007 im HKW widmet sich die vierte Ausgabe des Festivals LIFELINES Roedelius’ Wirken mit Konzer­ ten, Diskussionen, Filmen und einer Ausstellung. Er reflektiert dabei mit ehemaligen und aktuellen Weg­ gefährten seine Musik, Kunst und Episoden aus seinem bewegten Leben als Berg­knappe in einer Kohlen­grube, DDR-Republik­flüchtling und Prominenten­masseur.

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12 kinos • 350 film im jahr YORCK.DE

jahreskarte

Im richtigen Kino bist Du nie im falschen Film


„La Ciénaga“ (Der Morast), R: Lucrecia Martel, Argentinien 2001 (Filmstill)

NUEVO CINE ARGENTINO Filmfestival 10. – 20. September

Das neue argentinische Kino ist experimentell, semi­ dokumentarisch und von messerscharfer Präzision. Seit Mitte der 1990er-Jahre gelingt es Regisseuren wie Lucrecia Martel, Daniel Burman, Pablo Trapero, Martín Rejtman oder Albertina Carri, nicht nur auf Festivals zu begeistern, sondern auch in Programm­kinos fern­ab ihrer Heimat. Diese neue Generation von Filme­machern deckt die Risse im Leben der Mittelschichten auf, die von ExPräsident Menems neoliberalem Kurs profitierten, zeigt den Moloch Buenos Aires fernab von Tango-Klischees, zeichnet die Spuren der Militär­diktatur im Alltag nach, dekonstruiert die autoritäre Macho-Kultur und erkundet neue Liebes- und Lebensformen. Kuratiert vom argen­ tinischen Filmkritiker und Schriftsteller Alan Pauls zeigt die umfassende Filmschau im HKW einen Querschnitt der letzten 20 Jahre Filmproduktion.

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Wann ist jetzt? Und wie lässt es sich denken? Im Ersten Weltkrieg kam eine tiefe Krise globaler Ordnungsverhält­ nisse zum Ausbruch, deren Umwälzungen bis heute wir­ ken. Die Technifizierung der Kriegs­führung setzte sich in alle Lebens­aspekte fort. Heute verfolgen wir Kriege­ im Live­ticker, neue Werkzeuge veralten in kürzester Zeit, menschliches Denken und Handeln scheinen allein auf die Jetzt­zeit ausgerichtet. 100 JAHRE GEGENWART versucht eine multi­dimensionale Zeitdiagnose: Welche Horizonte eröffnen sich, wenn der Betrachtungs­zeitraum wieder weiter reicht als unsere eigene Erinnerung? Den Auftakt des vierjährigen Projekts bildet ein ­Kongress vom 29. September bis 3. Oktober. Unter der künstlerischen Gesamtleitung von HKW-Intendant Bernd Scherer, kuratiert von Detlef Diederichsen, Silvia Fehrmann, Anselm Franke und Katrin Klingan.

Henry Moore, „Large Divided Oval: Butterfly“ (Detail), Foto: Sebastian Bolesch

100 JAHRE GEGENWART Auftaktkongress 29. September – 3. Oktober


Hannes Meyer: „Co-op Interieur“, 1926. © Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main

WOHNUNGSFRAGE Architekturausstellung, Publikationsreihe, Akademie 23. Oktober – 14. Dezember

Gentrifizierung, Verdrängung und kein Ende in Sicht – was ist da eigentlich passiert? Kann die Wohnungs­frage allein dem Immobilienmarkt überlassen werden? Was ist mit gesellschaftlichen Alternativen, Genossenschaften, Wohnprojekten? Und wo sind die neuen Konzepte in der Architektur? Bei WOHNUNGSFRAGE übernehmen Berliner Initiativen wie die Mietergemeinschaft Kotti & Co und der Seniorentreff Stille Straße die Rolle der Auftrag­ geber. Mit internationalen Architekten und den Kurato­ ren Jesko Fezer, Nikolaus Hirsch, Wilfried Kuehn und Hila Peleg entstehen neue Antworten auf die alte Wohnungs­ frage. Umgesetzt werden die experimentellen Woh­ nungsformate als 1:1-Modelle in der HKW-Ausstellung, ergänzt durch historisches Material und zeitgenössische künstlerische Arbeiten. Eine Publikationsreihe und eine Wohnungsbau-Akademie für Studenten und junge Gestalter begleiten dieses erste Kapitel des Langzeit­ projekts 100 JAHRE GEGENWART.

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Haus der Kulturen der Welt John-Foster-Dulles-Allee 10 10557 Berlin S+U Hauptbahnhof S+U Brandenburger Tor U Bundestag Bus 100, M85 Das ausf端hrliche Programm mit allen Terminen finden Sie unter hkw.de hkw.de/newsletter facebook.com/hkw.de twitter.com/hkw_berlin


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