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52 8 Das widufix Wirtschaftsmagazin

QUERDENKER


Et was, das keine �ragen aufwirft .

Susanne

Goldschmiedemeisterin Diamantgutachterin D. Gem. G. Eschstraße 31 ● 32257 Bünde Tel. (0 52 23) 1 21 91 ● Fax (0 52 23) 18 01 46


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4 DEKORATIV 14 NETZWERKER 20 KÜNSTLER 23 NACHTFAHRT 27 STARTHELFER

30 VON DER BANK AUF DEN HOF 41 GOTTES WEG 51 CRESCENDO 56 AUSGEBAUT 61 PARTNER SCHAFFT

69 BERECHNEND 75 UNTER SEGELN 80 VORGESCHAUT 82 IMPRESSUM

Quer denken? Das will jeder. Mit dem Strom schwimmen, wie die Masse denken? Bloß nicht! Dann lieber ganz anders, ganz individuell sein. Vornehmen kann man es sich ja mal. Klappen aber wird und tut es nicht. Zumindest bei den meisten. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen die vor, bei denen genau das funktioniert hat. Deren Lebenseinstellung eine quere, längst keine verquere ist. Die irgendwann ausgeschert sind. Und sich um alles, nur nicht um die Rückeingliederung kümmern. Wer sich erst einmal auf die Suche nach diesen Querdenkern begibt, der erlebt Erstaunliches. Mitleidiges Lächeln zuerst, dann Nachdenken, dann der erste Tipp. Ja, man kenne einen. Einen, der vielleicht aus der Spur geraten ist, dann aber seine ganz eigene Richtung gefunden hat. Und heute anderen in die Spur hilft. Sie werden erst belächelt, dann vergessen, dann plötzlich wieder wahrgenommen. Mit Respekt. Und manches Mal auch mit dem Wissen, dass man es auch gerne so weit gebracht hätte. So weit in die eine, die falsche Richtung. Auch wenn die heute gar nicht mehr so falsch aussieht. Wer quer denkt, der lässt den Horizont links liegen. Schert sich nicht, wenn der Wind direkt ins Gesicht bläst. Auch so einen haben wir bei der Recherche für dieses Magazin getroffen. Auf dem Weg rund um die Welt. Startend im Kreis Herford. Und wieder zurückkehrend. Auch wenn er dann wohl ein ganz anderer ist. Und doch das Querdenken nicht aufgegeben hat. Wohl eher darin bestärkt ist. Wenn Sie diese Ausgabe zur Hand nehmen, dann geraten die gewohnten Parameter aus den Fugen. Purzelt der Text zwischen Horizontale und Vertikale, kippt das Bild, das gesamte Layout. Wer quer denkt, der verlässt schnell den 90-GradWinkel. Um mal zu schauen, wie es dahinter, daneben, darunter aussieht. Also eingestiegen in eine Typographie, die denen folgt, deren Leben sie in Worte fasst


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Was machen Sie?

Was verkaufen Sie?

Sind Sie ein Museum?


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Fragen, die Reinhold Gerner immer wieder hört. Was soll er darauf antworten? Wir verkaufen schöne Sachen, vielleicht. Aber dann folgt schon die nächste Frage. Schöne Sachen? Mit denen kann man ja gar nichts machen. Wer braucht Dinge, mit denen man nichts machen kann? Kommt auch diese Frage, freut er sich. Alles richtig gemacht, also.


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Ein ähnliches Bild schon vor 30 Jahren. Da hatte er sich gerade selbstständig gemacht, dekorierte Schaufenster nicht im Herbst mit Strohballen und im Frühjahr mit Blumenzweigen, sondern nutzte außergewöhnliche, ganz für sich stehende Objekte. Ließ sich von Designstilen aus Amerika beeinflussen, setzte all seine zusammengekauften Requisiten sehr, sehr sparsam ein. Als ich fertig war, haben einige Verkäuferinnen nur mit dem Kopf geschüttelt. Und gefragt, was ich da mache. Ein größeres Kompliment gab und gibt es für ihn eigentlich nicht. Auch hier also: Alles richtig gemacht. Als er das erzählt, steht er im alten, ausgedienten Güterbahnhof in Bünde, dem Verkaufsraum von halbzwoelf. So nennt sich das Zwei-MannUnternehmen, 1992 gegründet und bis heute fortgeführt mit Kompagnon Thomas Höpner, um Dekoratives zu vermieten und zu verkaufen. Vor ihm steht die neuste Errungenschaft, gerade geholt aus tiefstem Bayern. Eine Honda 125 Supersport, Baujahr `74. Warum Reinhold Gerner für dieses Stück hier, sehr schmal um die motorisierte Taille – unten leckt ein wenig Benzin raus und richtig anspringen will sie auch nicht – 1.500 Kilometer gefahren ist? Schwer zu sagen. Immer wenn ich gefahren bin, plagten mich Zweifel. Was Thomas wohl dazu sagt? Finden wir einen Käufer? Machen wir die wieder fit? Dann kurze Pinkelpause, flüchtiger Blick hinten in den Laderaum. Und sich die Hände reiben, sich erfreuen, allein am Anblick. Und wieder wissen: alles richtig gemacht.


Einen Tag später also steht sie in

eine Erklärung. Eine riesige Villa in

das Kunst. Versucht Reinhold Gerner

Sondern sie nur anschauen. Für den ist

von denen. Nicht einmal hineinsetzen.

Euro wert. Fahren? Würde er keinen

timer, jeder sicherlich eine Million

ter Kunde in Spanien. Der hat 30 Old­

Spüren tut so etwas auch ein gu-

kaufen kannst, kaufen musst.

getroffen bist. Dann weißt du, dass du

Anblick spüren, dass du in der Seele

wie Reinhold Gerner. Du musst beim

stellen. Die das gleiche empfinden

gibt die, die sich solche Fragen nicht

Antwort geben? Besser nicht. Denn es

Hat mal einer gefragt. Soll man da eine

schraube, wenn ich kein Schiff habe?

mit einer 200-Kilogramm Schiffs-

bare Fragen provozieren. Was soll ich

Mit der lassen sich auch wunder-

riesige Schiffsschraube auftreibt.

findet. Wo man einen Sternmotor, eine

heraus damit, wo man solche Schätze

bekommend. So recht wollen sie nicht

Freund, vom Kenner aus der Szene

stöbernd, dann wieder ein Tipp vom

pa zusammentrugen. Mal in England

zeigen, was die beiden in ganz Euro-

die perfekte Location, um all das zu

Wänden, blinde Fenster und doch

Heizung, abgeblätterte Farbe an den

Deutsche Bahn verpachtet. Keine

dem Verkaufsraum, den heute die

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Spanien beherbergt diese Old­timersammlung,

es darum geht, aus Verstaubtem Glänzendes zu

Fußspitze ganz vorne auf den Krümmer. Wenn

schneiden wir hier ab. Sagt er und zeigt mit der

etwas mehr Sound einzuhauchen sei. Am besten

wie dem kleinen Motor etwas mehr Schwung,

Jetzt steht Höpner neben der Honda, grübelt,

auch hier die Seele getroffen ist.

Wetter beständig, die Aussicht eine prächtige,

Himmel zu entdecken, wenn die Luft ruhig, das

Luft gebracht. Und immer dann am Herforder

deckers, selber wieder in Schwung, selber in die

ber eines rot-weiß-schwarzen Oldtimer-Doppel­

liger technischer Fragen. Beide sind auch Inha-

Erfindungsreichtum, für das Beantworten kniff-

Höpner. Der Mann für die technischen Details, für

Das Wiederinstandsetzen übernimmt Thomas

in Bünde.

Tankzapfsäulen, geliefert aus Bünde, restauriert

Und mitten drin alte, auf Vordermann gebrachte

ansammlung Spaniens, wenn nicht Europas.

nebenan versteckt sich die wohl größte Poster-

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men auch Menschen mit schmalem Geldbeutel.

sich dann nur noch (er)freuen. Manchmal kom-

zu Hause noch einen geeigneten Platz aussuchen,

nicht selber Hand anlegen. Der will einkaufen,

Der, der das dicke Portemonnaie hat, der will

cke? Lassen sich heute gar nicht mehr verkaufen.

Halbfertige, noch gar nicht restaurierte Stü-

solchem Anzug in dem guten Stück spiegeln kann.

tet, bis sich Höpner mit Schutzmaske und eben-

jede Schraube so lange mit dem Schleifer bearbei-

auseinander geschraubt, jedes Teil, jeder Zylinder,

Stunde um Stunde wird ein riesiger Sternmotor

polieren, ist Thomas Höpner in seinem Element.

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ein gesuchtes, ein noch teureres Stück. Rät Gerner.

selten. Dann wird das auf jeden Fall ein Klassiker,

50 Jahre stehen, pflege ihn nur, fahre ihn ganz

Bestell dir einen Mercedes SL 500, lass ihn einfach

zu Klassikern, zu gesuchten Stücken werden.

Richtung auch bei Dingen, die irgendwann einmal

kann, da ist sich der 64-jährige sicher. Die gleiche

interessiert nicht, was jeder an jeder Ecke kaufen

sehr gut, teuer, am besten einzigartig sein. Die

ner. Aber die sind wählerisch. Die Sache muss gut,

Sagt der gelernte Werbegestalter Reinhold Ger-

Wir wissen, wo die passenden Kunden sind.

nachgebildeten Originale sind.

siker, Modellflugzeuge, die fast so groß wie die

bestaunen italienische Espressomaschinenklas-

hier an Holzpropeller und Schiffsschraube vorbei,

sen zum Beispiel. 120.000 Menschen schieben sich

erst einmal auf Reisen. Zur Techno Classica in Es-

kommen manchmal her. Meist aber geht die Ware

noch vermietet. Heute wird gekauft. Fotografen

sich hier die Klinke in die Hand. Heute wird kaum

Düsseldorf orderte. Textil- und Messebauer gaben

zug mit Stücken von halbzwoelf aus. Kaufhof in

Karstadt in Hamburg einen ganzen Schaufenster-

kannt sind. Früher, da war das anders. Da stattete

sich in Gazetten herumtreiben, die allseits be-

wäre es eine illustre. Viele schon dagewesen, die

Eine Referenzliste? Gibt es nicht. Gäbe es sie,

nach Namen.

Reinhold Gerner. Und schweigt bei der Nachfrage

verschrammter Benzinkanister gekauft. Erzählt

lange hin und her überlegt. Und am Ende ein

wird dann telefonisch Rücksprache gehalten,

zernvorsitzenden Ausgefallenes zu kaufen. Da

Meist vor Weihnachten, um dem Chef, dem Kon-

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Auch im Möbelbereich kann er jetzt schon sehen, was bald schon zum Klassiker wird. Wer sich in seinem Verkaufsraum umsieht, schaut auch hier nur auf Klassisches, auf Eames-Stühle, auf geschwungene, dann wieder sehr kühl gestaltete Tische. Kurioses nebenan, eine Box, gefüllt mit fünf Comicfiguren, die laut Reggaemusik trällern, wenn in den Schlitz 20 Cent geworfen werden. Dann wieder alte, mechanisch arbeitende Flipper, Hubschraubercockpit, Lederreisekoffer, Filmvorführmaschine. Eine echte Linie ist nicht zu erkennen und vielleicht ist genau das gerade die Linie. Schön ist alles, außergewöhnlich, selten, meist noch nie gesehen. Thomas Höpner, der brillante Techniker und Praktiker, wie er von seinem Kollegen charakterisiert wird, denkt weiter über die Honda Supersport nach. Schwingt sich auf den schmalen Sitz, setzt den Fuß auf den Hebel zum Anlassen. Einmal getreten, noch einmal getreten. Mal mit Kraft, dann wieder ganz sensibel. Aber die 125er will sich nicht anwerfen lassen. Da muss ich noch einmal dran, denkt sich Höpner. Das geht ganz anders. Sagt Gerner. Und viel stilsicherer bei einem solchen Coffeeracer, der so wunderbar zu einer Textilwerbung passen würde. Und da bestimmt auch bald landet. Kommen jetzt ja wieder häufiger, die Scouts aus der Textilbranche, die müde geworden sind, Flohmärkte und Ebay gleichermaßen zu durchforsten. Und dennoch immer auf der Suche sind. Erzählt Gerner, legt den zweiten Gang ein, schiebt an, springt auf, fährt davon.

Alles richtig gemacht, also


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Ich kann gut von der Seite beißen. Einstecken kann ich auch, natürlich. Aber ich bin besonders gut im Zurückschlagen. Das ist vielleicht die größte Stärke, die ich habe. Dominant? Ja, dominant bin ich auch. Ahnung? Nein, habe ich in einigen, in technischen Bereichen gar nicht so viel. Aber ich habe die passenden Beziehungen, das Netzwerk, das mir ermöglicht, mich auch in speziellen Fragen zu informieren. Wenn ich dann merke, dass mich jemand reinlegen will, dass jemand nur an sich denkt, dann kann ich sehr ungemütlich werden.

Hans Dieter Tenhaef sieht nicht aus wie einer, der von der Seite beißt. Er sitzt an diesem Donnerstagmorgen mit hellblauem Hemd und Jeanshose in seiner Besuchergruppe und beginnt zu erzählen. Von seinem Unternehmen, der Moderne Industrie Technik GmbH, kurz MIT. Aber darum soll es eigentlich gar nicht gehen. Sondern um ihn. Aber wer Hans Dieter Tenhaef kennen, besser: erleben möchte, der sollte sich in seiner Firmenhistorie umsehen. Gelernt hat er Installateur. Und das brauche ich gar nicht zu verheimlichen. Das posaune ich heraus. Ich bin kein Ingenieur. Ich bin auch kein Kaufmann. Aber, und das ist wichtig: Ich habe sehr schnell gelernt, dass ich sehr gut verkaufen kann. Verkaufen, das konnte früher vor allem der, der seine Beziehungen pflegte. Aber das ist heute anders. Klappt nicht mehr. Stellt Tenhaef klar. Neun Mal geht alles klar, dann der eine Fehler. Und der Kunde holt gleich den Knüppel raus. So sieht die brutale Wirklichkeit aus. Und warum sollte man die verschweigen? Verschweigen, das ist eh nicht das Ding des Vlothoer Unternehmers. Ich habe eine starke Stimme. Und die nutze ich auch. Sagt der 52-Jährige. Ob ihm das nicht immer nur Freunde mache? Schulterzucken. Nur Freunde gibt es im Geschäftsleben nicht. Respekt, doch, den habe er. Vor jedem Mitarbeiter, jedem Kunden, jedem Menschen. Aber diesen Respekt kann man sich auch verspielen. Wenn man ihn hinters Licht führen will


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zum Beispiel. Dann werde ich respekt- so eine Zeit, in der er sieben Tage die

Lenken tut er derzeit 61 Mitarbeiter.

los. Und dann bin ich auch nicht gut im

Woche in der Firma sitzt. Wobei auch

Inmitten einer Wahnsinnszeit. Erst die

Vergessen, dann sitzt das in mir.

sitzen nicht die Beschäftigung ist, die

Krise, der Absatzeinbruch, der aufge-

Ein gradliniger Unternehmer also. dem Macher, dem Querdenker liegt. fangen wurde, weil ein Großauftrag eiUnd einer, der fast immer von seinen

Eine Viertelstunde zurücklehnen? Um

ner Schokoladenfabrik in Moskau kurz

Unternehmerkollegen genannt wird, Gottes Willen, niemals! Mal bei einem

vor dem Zusammenbruch abgezeichnet

wenn ein Querdenker gefragt ist. Sei- Buch, einer Lektüre ausspannen? Ich

wurde. Und so für Arbeit sorgte in einer

ne Mitarbeiter nennen ihn manchmal

habe in meinem gesamten Leben noch

Zeit, in der es keine Arbeit gab. Auch bei

einen lieben Choleriker. Und nein, das

kein einziges Buch gelesen, das hält

diesem Vertreter der Maschinenbau-

ärgere ihn nicht. Das treffe es eigentlich

mich nur auf, das kann ich einfach

branche kam der Einbruch über Nacht.

ganz gut. Dabei ist das besser geworden, nicht. Hörbücher, gut, das geht, im

Und das hatte ich gar nicht gelernt. Mit

mit dem laut werden, den Wutausbrü- Auto vielleicht, aber nur sitzen und nur

der Krise umzugehen. Wundert sich

chen. Bei meinem nahen Umfeld nehme

Tenhaef heute. Also erst einmal alle

lesen? Unvorstellbar.

ich mich schon zurück. Sagt Tenhaef.

Er ist ein extremer, ein sehr grad- Schalter auf Stopp. Besser noch: Auf

Oder nimmt sich das zumindest immer

liniger Mensch, der Hans Dieter Ten- Rückwärtsfahrt, volle Rückwärtsfahrt

wieder vor. Aber zurücknehmen ist ei- haef. Fährt einen schnellen, einen sehr

voraus. Wir haben sofort den worst

gentlich auch nicht seins.

case angenommen. Erzählt der Unter-

Er ist präsent, wenn er in seinem

schnellen deutschen Sportwagen. Die

durchschnittliche Reisegeschwindig- nehmer heute. Alles eingefroren, alles

Büro sitzt. Wenn er in dreckiger Klei- keit? Gerne einmal 250. Die Federung? dung vor leergeräumten Regalen unten

runtergefahren, Mitarbeiter entlas-

Bretthart. Ein Typ wie sein Auto also?

sen, Kurzarbeit eingeführt. Aber das

in der Produktion steht und entschei- Kann man so nicht sagen. Ich lasse

Netzwerk einfrieren? Das ganz sicher

det, was zurück, was in die Müllkippe

mich nicht gerne lenken, ich lenke viel

nicht. Und so horchte Tenhaef hier, in-

geräumt wird. Jetzt ist gerade wieder

lieber selber.

formierte sich dort. Dann etwas, was


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eigentlich noch viel unglaublicher als

So die einfache Rechnung. Da die, die

heute MIT, wenn ein Maschinenbauer

die Krise war. Und ist: Plötzlich dreht

da mitentscheiden, einfach nicht nach-

ein Angebot abgebe, dann trete er auto-

alles wieder auf. Im Mai dieses Jahres

rechnen, nicht verstehen wollen. Wie

matisch in den Wettbewerb mit China,

die Kurzarbeit abgeschafft, Mitarbeiter

dumm muss man eigentlich sein? Fragt

mit Asien, mit denen, die immer weiter

eingestellt, Leiharbeiter – zum ersten

sich Tenhaef. Und eben auch die, die

aufholen. Vor zwei Jahren? Da war de-

Mal in der 21-jährigen Firmengeschich- das eigentlich gar nicht gefragt wer-

ren Qualität noch sauschlecht. Heute?

te – dazugeholt. Man findet ja sonst

Da fehlen 25 Prozent zu unserer Quali-

den wollen.

keine Fachkräfte mehr. Obwohl, doch,

Wenn es um den Facharbeiter-

tät. Und morgen? Da sind wir eingeholt.

einen, den hat er gerade gefunden. Dem

mangel geht, nimmt der MIT-Inhaber

Das ist ganz sicher. Okay, im Knowhow,

könnte er unten die Maschine im Wert

kein Blatt vor den Mund. Hauptschule?

da liegen wir dann vielleicht noch vor-

einer halben Millionen auseinanderge- Braucht kein Unternehmer. Aushilfs-

ne. Weil unsere Maschinen nicht nur

schraubt vor die Füße werfen. Er wür- kräfte? Ein Auslaufmodell. Dann lieber

gut sind. Sondern weniger Wasser,

de sie wieder aufbauen. Können. Und

schon früh, richtig früh, im Kinder- weniger Energie verbrauchen. Und

wollen. Nur der Mann, der Ingenieur, gartenalter anfangen. Die Jungen und den, den Tenhaef so gerne beschäfti- Mädchen für die Technik begeistern. gen würde, hat ein Problem. Er stammt

dadurch helfen, Kosten zu sparen. Nicht aufzuhalten also, das Aufho-

Nicht die Technik erklären. Das bringt

len, die nächste Krise? Wahrscheinlich

aus Aserbaidschan, die Aufenthaltsge­ nichts. Nur zeigen, Experimente vor-

nicht. Einzige Hoffnung? Irgendwann

nehmigung ist eine befristete, deren

führen, Gabelstapler fahren lassen. Das

müssen die im Osten sich auch um die

Frist bald abläuft.

hat ihn selber fasziniert. Und das faszi- Umwelt kümmern. Steigen da die An-

Hinnehmen will und wird der bis- niert die, die heute gruppenweise ihre herige, der zukünftige Chef des jun- kleinen, neugierigen Nasen in Tenhaefs gen Ingenieurs das nicht. Ich brau­che

sprüche. Und damit die Löhne. Bis das soweit ist, brummt der Be-

Firma stecken. All das sei gut investiert,

trieb. Von Juni auf Juli 50 Prozent Plus,

den. Ich bekomme keinen anderen. zukunftsgerichtet gedacht. Denn wenn

im August, im Herbst setzt sich der


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Sie haben ein schlechtes Gewissen? Wenn Sie diese Zeilen lesen, wenn Sie sich zurücklehnen, sich Zeit zum Lesen nehmen? Eigentlich müssten Sie längst mit dem Magazin fertig sein, müssten in der nächsten Konferenz sitzen, Schriftsätze abzeichnen. Sie beginnen, in Ihrem beruflich genutzten Kalender auch Ihre Privattermine einzutragen? Planen Ihre Freizeit ebenso akribisch wie berufliche Termine. Abends, wenn Sie im Bett liegen, dreht sich Ihre Welt. Und Ihre Gedanken. Um die Firma, die Zukunft, um das, was gerade erledigt ist. Und das, was noch zu erledigen ist. Und so langsam beschleicht Sie das Gefühl, dass das nie aufhören wird. Mit den Gedanken und dem Erledigen. Workaholic? Ach wo. Nein, so würden Sie sich nicht sehen. Hamster im Laufrad? Natürlich nicht. Sie sind einfach erfolgreich. Aber Sie fragen sich manches Mal, wo Sie eigentlich erfolgreich sind. Und sein wollen. Im Geldverdienen sind Sie das schon. Im Organisieren, im Durchhalten auch. Aber ob all das wirklich Ihr Ziel ist, wissen Sie nicht so genau. Zumindest häufen sich die Zweifel. Mehr Zeit. Das wäre schön. Mal das machen, wozu Sie Lust haben. Ungebremst, ohne auf den Timer, die Uhr zu schauen. Das ist unmöglich. Und liest sich doch gar nicht so schlecht. Jetzt gerade haben Sie genau das schon geschafft. Haben gelesen, obwohl Sie gar nicht lesen, gar nicht Zeit verschwenden wollten. Und vielleicht blüht Ihnen schon, dass das gar keine verschwendete Zeit war. Wir zeigen Ihnen, wie Sie genau das lernen. Sie können sich verändern. Wir zeigen Ihnen wie. Nur Sie können sich verändern. Wir unterstützen Sie dabei. In Ihnen stecken ungenutzte Ressourcen und Werte. Wir zeigen Ihnen wo. Damit Leistungsfähigkeit und Lebensfreude zurückkehren.


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Trend fort. Schlichter Wahnsinn sei das. ein blaues Band. Das nur der erhält, der Rohstoffe? Kaum zu kriegen. In der Kri- zehn Mal mit dem Kreuzfahrtschiff, das se rollte der Stahlhändler 24 Stunden nach Bestelleingang auf den Hof, jetzt schafft er es kaum in einer Woche. Viel

keines ist, gefahren ist. Minimum. Das ist ein nur in der Nacht kreuzendes Hotel. Sagt Tenhaef. Gut, es gäbe da

Arbeit also, viel Bewegung. Und die

diesen einen Tag, an dem auch tagsüber

liebt Hans Dieter Tenhaef. Nicht nur bei

gefahren werde. Aber da müsse man

der Arbeit, auch in seiner Freizeit. Die

nicht im Deckchair liegen. Sieben Stun-

höchsten, die steilsten, die in Infarkt- den Volleyball hat er das letzte Mal bei nähe vorbeischießenden Achterbahnen. einer solchen Überfahrt gespielt, man Hat er alle schon ausprobiert, weltweit. muss sich ja bewegen. Fallschirmspringen, Bungeesprung,

Sonst kommt irgendwann der Still-

Motorboot fahren, nein rasen? Alles

stand. Der wäre ganz bestimmt nicht

schon gemacht. Und dann diese Frau

auszuhalten. Zu viel Energie also, die

im Reisebüro mit der komischen Idee. in dem Mann, dem 52-Jährigen, in dem, Fahren Sie doch mal mit der Aida. Die

der im festen Rhythmus seinen Herz-

Antwort eine eher rüde: Nie im Leben!

rhythmus testen lässt und den Befund

Dann wieder: Vergessen Sie alles, was

als Freifahrtschein für volle Fahrt vor-

Sie über Keuzfahrten wissen. Also gut.

aus ansieht, steckt? Wieder das Hoch-

Gut war die Idee, gut das, was Hans

ziehen der Schultern, das Ausfahren

Dieter Tenhaef daraus machte. Auf ei- der breiten Ellbogen, an deren Enden haben müsste

Zu viel Energie?

sich schon reichlich Hornhaut gebildet

stehen kleine Schiffsmodelle, daneben

Kann man das haben?

nem winzigen Regal in seinem Büro


KRITISCHER KÜNSTLER 20


zum Pinsel, zur ausgedrückten Ölfarbentube gegriffen. Und (über-)gemalt. Über-

kaum jemand von denen, die da singen, je

den Weg gen Papierkorb ansteuern könnte,

bepinselt das schwarze Hemd, bekleckst

geklebt. Eine Collage also? Sind nicht all

Die Bilder bestehen aus Einzelteilen, aus

damit auch arbeitet.

Steine, Pflanzenformen. Und verschwinden wieder. Ein malerischer Prozess also,

Nach Rezept arbeiten? Im Broterwerbberuf sicherlich. Aber im Atelier? Niemals. Hier

Scholz vor, wenn er vor der blanken Lein-

nicht einfacher. Er ist auch der, der seine

Bilder am intensivsten, am längsten be- will der Künstler eh nicht sein

terial zu arbeiten, das nicht immer kalkulierbar sei. Aber kalkulierbar soll die Arbeit,

Michael Scholz. Und das mache die Aufgabe

einer Person ist. Anstrengend sei das. Ohne

nahe kommt. Und doch nicht nah genug.

Rezept zu malen. Mit einer Farbe, mit Ma-

er Weiterbilder und sich Weiterbildender in Ich bin mein eigener Auftraggeber. Sagt

Es sei eine ständige Weiterbildung. Wobei

der ein Auge zudrückt, der verzeiht, der hinnimmt,was dem Ideal dann doch nur

der Kunde, der Kritiker. Und dabei keiner, eben noch gut verkaufte? Längst vergessen.

wand sitzt. Was eben noch war, was sich

hinschaut. Denn hier ist der Künstler gleichsam

Überrasche dich selber. Nimmt sich Martin

hen, was gefällt. Denkt der, der nicht genau

gibt es keinen Kunden, hier kann entste- ein künstlerisches Kommen und Gehen.

sich eigentlich nie gegenüber stehen. Kopfformen tauchen aus dem öligen Nichts auf.

gut verkaufen lässt. Aber reproduzieren?

begegnen sich auf Papier, auf Leinwand, die

in Berlin hatte. Einer, der reproduzieren könnte, was gut lief. Und läuft. Und sich

nigen Konstanten in seiner Arbeit. Dinge

ler, Meisterschüler. Einer, der eine Galerie

arbeitet er. Freier Maler ist er auch, Künst- oben und unten. Teilung sei einer der we-

Selbstständig ist er, als Grafik-Designer

der es einfach haben könnte.

der hängt. Mittendrin Martin Scholz.Einer, Bielefeld arbeitet und in Bünde malt. Und

übereinander liegt, was sonst nebeneinan- meine Bilder Collagen? Kontert der, der in

wo sich die Kunstwerke drängen, wo das

aufdringlich in den Raum, ins Atelier. Hier, zum Teil des Kunstwerks. Eingefügt, fest

die Hände. Meditative Musik dringt un- sieht auch spannend aus. Und wird selber

Papier abgetupft, weggezogen. Was dann

unter der Decke also: Martin Scholz. Bunt

zur See gefahren ist. Ein Stockwerk tiefer, schüssige, zu dick aufgetragene Farbe mit

Mal gar Jahre dauern. Dann wird wieder

her also, singen die Bünder Shantys. Singen von der See. Von der Se(e)h­n­sucht. Obwohl

Oben, über der Decke, ein Stockwerk hö- trachtet. Das kann mal Monate, manches

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RUND & RASANT

Der Mitarbeiter beim Autohaus Markötter hat

der Multifunktionsschirm fährt surrend in Po-

es ja nur gut gemeint. Hat das Multisoundgerät

sition, die Außenspiegel bewegen sich von der

gleich schon mal mit Musik versorgt, die Fest- Position angelegte Ohren zur Stellung Segelohr. platte also schon mal bespielt. Aber: Mit Robbie

Schlüssel weitergedreht und es macht wrumm.

Williams. Und will man den in einem Auto wie

Und nicht so ein Wrumm, wo die Ingenieure die

dem Peugeot RCZ hören? Schmusesound in einem

Schallschutzbestimmung etwas zu eng im Nacken

Vehikel, das sich benimmt wie ein Galopper, gera- hatten. Hier röhrt es, hier wummert es, hier hält de der Weide entflohen und jetzt das erste Mal um

der Sound, was der verchromte Doppel­auspuff

die Rennbahn jagend. Will man nicht. Aber das

verspricht. Apropos Chrom, ehe Sie in den RCZ

lässt sich ja ändern. Wir sind sonst niemand, der

einsteigen, lohnt sich ein Rundgang rund um’s

sich harten Rockriffs hingibt, der den Kopf pas- Auto. Und jetzt gleitet dieser Fahrbericht, sorry, send zum Rhythmus hin und her schwingt. Aber

etwas ins Machohafte. Denn was der RCZ da so

hier passt Metallica, hier passen die Foo Fighters. an Rundung bietet, wirkt, man kann es nicht anDenn der RCZ rockt. Wobei, wie kann so ein Auto

ders ausdrücken, erotisch. Sicherlich nicht rein

mit so einer Bezeichnung eigentlich rocken? Wer

weiblich, aber die ganze Linienführung, diese

denkt sich solche Kürzel für Autos aus, die nach

komplett rund und doch nicht weich geformte

einem schnittigen, einem wilden Namen rufen, Karosserie kommt dann dem doch nahe. nein schreien?

Diese nie dagewesenen Rundungen setzen

Genug gemeckert. Eingestiegen in ein Auto, sich im RCZ fort, beim Blick in den Außenspiedas ja, zugegeben, an einen Audi erinnert. Auch

gel ist der runde Peugeot-Po zu erahnen, vorne

hier ein dickes Aber: Wer zwei Achsen nimmt, geht es mit der Schnauze steil bergab und auch den Fahrer direkt dazwischen, also mathema- nach hinten wandert der Blick ins Kurvige. Nun tisch ausgerichtet platzieren will, der landet

aber das Gaspedal getreten. Und hoppla, hatte der

zwangsläufig bei einer solchen Coupe-Form. Markötter-Mitarbeiter nicht fast entschuldigend Jetzt aber los. Schlüssel gedreht und es bewegt. darauf hingewiesen, dass dies hier der kleine, der Nicht das Auto, das dauert noch ein wenig. Aber

kleinste Motor ist. 115kW reißen nicht gerade zu


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Jubelstürmen hin. Auf dem Papier. In der Praxis

Innere. Mit weißem Garn genäht glänzt da das

aber lässt sich mit dem RCZ aus dem Stand so

matte Leder, was zwar kein wirklich echtes ist,

nach vorne sprinten, dass sich die Männer mit der

sich beim Drüberstreichen aber genauso anfühlt.

Laser­pistole erwartungsfroh die Hände reiben. Es

Und wo sonst Kunststoff, nein Plastik den Weg

gibt ihn auch als Diesel, auch als 200 PS-Benziner, zwischen Fensterscheibe und Instrumenten aber dieser hier, der reicht eigentlich vollkom- überbrückt, schmiegt sich nun dieses Lederetmen. Reicht, um mit ihm über die Landstraße

was an, das auf Wunsch auch gegen echtes Leder

zu – ja, man muss es so formulieren – brettern. ausgetauscht werden kann. Apropos Wunsch: Dass er dabei nicht bretthart, längst aber auch

Kennen Sie dieses Gefühl: Der Basispreis ist ein

nicht sänftengleich weich ist, versteht sich von

verlockender, der Endpreis ein erstaunlicher.

alleine. In der Tempo-30-Zone muss man dieses

Und beide Preise haben so viel miteinander ge-

junge Pferdchen schon streng zurückhalten, der

mein von Pamela Andersson und Alice Schwart-

den analogen Tempoanzeiger digital unterstüt- zer. Im RCZ ist das anders. Bei dem gibt es fünf zende Tacho mahnt in der Stadt sofort mit zwei-, Ausstattungspakete und dann noch drei Punkte, manchmal auch dreistelligen Zahlen.

die wählbar sind. Alles andere: Serie. Soll heißen:

Der RCZ ist kein Auto für Menschen, die glei- Schon mit dem ohnehin erstaunlichen Basispreis ten, die bummeln, die rausschauen wollen. Die

von 26.950€ bezahlt. Womit wir bei den Zahlen,

Fensterschlitze eng aber nicht unübersichtlich, den Fakten angelangt wären. Unser RCZ, also der die Sitzposition so, dass der Hintern das spürt, kleine, und doch sehr liebgewonnene, sprintet in was die Straße an Unebenheiten so hergibt. 8,3 Sekunden von Null auf Hundert. Und es fühlt Der RCZ ist ein Jäger. Und will vom Fahrer ge- sich dank KfZ-Geometrie deutlich flotter an. Er jagt werden. Es gibt ihn in leuchtend rot, auch

rennt dann hoch bis 215 Stundenkilometer, und

in weiß. Grau wäre eine Option, aber eigentlich

bietet dabei – und jetzt gilt es erst verwundert,

muss so ein Auto schwarz sein. Schwarz wie die

dann anerkennend, nein erstaunt mit der Zunge

Nacht. Also bewegten wir uns mit unserem RCZ

zu schnalzen – einen Kofferraum mit 321 Litern.

rein in des Tages Ende. Draußen sprangen gera- Und das in so einem Auto. Und das ohne umgede die Leuchtreklamen an und spiegelten sich

klappte Hintersitze. Wobei: Da müssen wir kurz

sofort und klar in der frisch gewienerter RCZ- nachhaken. Wer baut solche Sitze? Und wer vor Karosserie. Die Neonfarben flitzen über das, was

allem soll darauf sitzen? Wer nicht amnesty in-

irgendein Phantasievoller bei Peugeot Perla Nero

ternational als ständigen Begleiter haben möchte,

Schwarz genannt, nein, getauft hat. Wer sich im

der macht mit diesen Sitzen, was man mit ihnen

RCZ innen umschaut, der sieht, dass er in kei- nur machen kann: ignorieren. nem Blender sitzt. Okay, der eigentlich erst viel später ausfahrende Heckspoiler lässt sich auch

Ganz am Ende die letzte, noch offiziell unbeantwortete Frage: Kommt der RCZ auch oben

per Knopfdruck im Stand ausfahren, zugegeben. ohne. Also als offene Version. Würde ihm gut, sehr Aber sonst: Was das Äußere verspricht, hält das

gut stehen. Keine Frage


Er ist ein vorsichtiger. Ein zurückhaltender. Einer der nicht auffallen will. Und vielleicht gerade deshalb auffällt.

Donnerstagmittag, Mittagessen im

Weil es die eigene Freiheit beschneide. Feldjägern, das Fachabitur nachgeholt,

Elsbach-Haus. Das Kaminfeuer scheint

Und die ist dem 37-Jährigen schon von

aus dem Plasmabildschirm und wärmt

Kindesbeinen an sehr wichtig gewe- großen Lastwagen Schweröliges aus-

nicht. Kurzer Blick auf die Karte, sen. Und das ist durchaus wörtlich zu

dann zurück in die alte Firma, die mit fuhr. Zweiter Anlauf also – und damit

schnelle Auswahl, los geht’s. Gegen- nehmen. Schon als kleiner Junge wuss- auch Ausbildung Nummer zwei. Zum über sitzt Oliver Flaskämper, kariertes

te ich, dass ich vor allem eins werden

Hemd, Outdoorjacke, Jeans. Sieht so

wollte: selbstständig. Erzählt unser Ge- immer noch die Zeitung lesend, die

ein Aktiengesellschaftsvorsitzender

genüber. Wieso er sich dann erst einmal

da gelesen wird, wo 40-Tonner gewa-

aus? Nicht immer. Sagt Flaskämper. Es

zum Berufskraftfahrer ausbilden ließ?

schen, getankt, bestaunt werden. Rein

gäbe diese Meetings, diese Zwänge, wo

Weil man auch so Karriere, sich selbst- die Nase in das Boulevardblatt, rein in

er sich den Schlips umbinde, in den An- ständig machen kann. Nach den Jahren zug schlüpfe. Aber mögen tut er beides

Groß- und Außenhandelskaufmann,

das, was sich damals noch Wirtschafts-

hoch oben auf dem Bock dann die Bun- teil nannte und aus einem winzigen

nicht. Vielleicht, weil es zu sehr einengt. deswehr, vier Jahre verpflichtet bei den

Tickerformat bestand.


27

Damals, also 1996, also bevor die

nicht. 30 Männer hatte er schnell in sei- konnte. Wenn nur nicht die finanzi-

echte Goldgräberstimmung im welt- ner Liste. Frauen dagegen waren Fehl- elle Belastung gewesen wäre. 15 DM weiten Web begann, tummelte sich

anzeige. Im Internet. Und damit auch

pro Domain und Monat. Flaskämper,

Flaskämper schon im Internet. Seine

in der Internet-Partnerbörse.

schon damals jemand, der den Taler

erste Website? Eine Börse für Singles,

Jahre später dann wieder die Fas- einige Male in den Handflächen wen-

die das nicht länger bleiben wollten in

zination Internet. Dieses Mal erst ein- det, ehe er ihn zögerlich ausgibt, gab ein

Ostwestfalen. Anzeigen schaltete der

mal für die Kumpels aus der Soldaten- Drittel seines Ausbildungsgehalts aus

junge Mann damals im heißen Draht, zeit, www.feldjaeger.de war noch frei

und begann einzukaufen. www.soldat.

schob Flyer nächtens unter die Schei- und auch viele andere, wohlklingende

de, www.steueroase.de und eben auch

benwischer der vor dem GoParc par- und vor allem geldbringende Namen

www.geizkragen.de.

kenden Autos. So recht funktionieren

waren damals noch frei in einem Netz,

wollte die Idee, die zu diesem Zeitpunkt

das Freiheit nicht nur suggerierte, zeitig. Das Internet boomt, der Geiz

Und plötzlich passierte alles gleich-

noch gar keine geschäftliche war, noch

sondern das Versprechen noch halten

beim Einkaufen auch, Interviewer


Sie

planen einen Messeauftritt, eine Broschüre – und Ihre Marketingabteilung winkt nur überlastet ab? Vielleicht haben Sie auch keine solche Abteilung. Aber Arbeiten, die diese erforderlich machen. Also dafür wirklich eine kostspielige, interne Abteilung aufbauen? Wir erledigen das für Sie. Nicht das Aufbauen. Sondern das Planen. Und Umsetzen Ihrer Ideen. Ansprechend, entlastend, zu Ihrer vollsten Zufriedenheit. Ansprechend bietet strategisch ausgerichtete Marketingberatung und deren operative Umsetzung. Sie erhalten alles aus einer Hand. Auf hohem, auf höchstem Niveau. Projektbe­zogen, gerne auch auf Ihre kommende(n) Veranstaltung(en) zugeschnitten. Professionell.

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29

tummeln sich und die Ausbildung wird

fon wirft – die Frau ist hochschwanger, Dann ist da dieses Flackern, das das

plötzlich zum Abenteuerspielplatz. Ich

Sohn Nummer zwei unterwegs. Dabei

im Bildschirm nebenan an Leuchtkraft

hatte meine Unternehmensberatung

ist das Telefonieren nicht die Sache des

übertrifft. Wenn es darum geht, kreativ

direkt in meiner Ausbildung gefun- Geizkragen.de-Erfinders. Ein Telefonat

zu sein. Sich Dinge auszudenken, die so

den. Erzählt Oliver Flaskämper. Das

am Tag vielleicht, mehr nicht. Weil es

einfach sind. Und doch noch nicht be-

Unterrichtsfach Buchhaltung gewann

schlicht stört. Aus den Gedanken reißt. und erdacht wurden.

plötzlich an Relevanz und Spannung, Nicht hingehört in ein Büro, dass sich der in Bielefeld Geborene und in Hid- an sonnigen Tagen luftig öffnet in

Gerade hat er eine neue Firma gegründet, content.de. Hat rund 1.000

denhausen Lebende lernte tagsüber bei

Richtung Dachterrasse. In dem nur der Autoren an einen virtuellen Tisch

der Arbeit für das, was er abends vor

Unternehmer sitzt. Der, der sich als

dem Computer brauchte. Und anders

leidenschaftlicher Unternehmer cha- gescharrt, die Inhalte, die Textliches

herum.

rakterisiert. Und als lausiger Chef. Chef

für ihre Website benötigen. Eine Platt-

sein? Das können andere besser. Sich

form also, der Netzwerkgedanke auch

Was damals auch begann, ist das

geholt, auf die andere Seite all die

Anwachsen einer, vorsichtig gesagt, um den Vertrieb, um Hotlines, um Fir- hier. Und die Idee, die Vision, Großes Zurückhaltung. Lieber nicht den gro- menorganisatorisches kümmern? Auch ßen Max machen, nicht erzählen, wie

kein guter Gedanke. Also all diesen

zu schaffen. Ob das denn überhaupt gehe, aus

dick die Geldbörse, wie rosig die Aus- Ballast hinter sich lassen. Denn wenn

Herford heraus? Was in Herford funk-

sichten, wie herausragend die Position

ich in den vergangenen Monaten eins

tioniert, funktioniert überall auf der

gerade ist. Die Ausbildung ging zu Ende

gelernt habe, dann, dass das Alltagsge- Welt. Sagt Oliver Flaskämper. Und muss

mit einem, nun, guten Abschluss. Oder

schäft die Kreativität einschränkt. Sagt

das gar nicht weiter vertiefen. Wieso

einem richtig guten. Einem, für den es

der, der die Freiheit so liebt. Also raus

so einer hier geblieben ist, gleichzeitig

auch ein Buch bei der Zeugnis-Über- aus dem Firmengebäude, raus aus den

nicht nur in der virtuellen, sondern

reichung gab. Ein sehr guter Abschluss

Zwängen, die der hat, der ein solches

auch in der realen Welt durchgestartet

also, aber das muss nicht unbedingt

Unternehmen aufbaute.

ist? Weil es da doch die familiären Wur-

erwähnt werden. Findet Oliver Flaskämper. Auch die Frage, wo er sich denn sehe, so in zehn Jahren, beantwortet

Also schnell zurück ins Netz. Das so

zeln, dieses Heimatgefühl gibt.

herrlich offen ist. Und in dem man seine

Der Hauptgang ist längst beendet,

Kommunikation so herrlich lenken und

keinen Kaffee, nein einen heißen Tee

leiten kann. Telefonat, Faxe, Mitteilung, bitte. Und dann doch etwas Privates.

er mit dieser ostwestfälischen Zurück- all das landet im Mail-Postfach von Oli- Vom Zuhause, wo er als Heimwerker haltung, diesem britischen Understate- ver Flaskämper. Geht es in den Urlaub, nicht tauge. Ins Internet. Da bringe ich ment. Wenn man es denn könne, dann

filtert ein Filter, fischt die Mails raus, jeden. Und auch den letzten Virus krat-

könne man auf die Ideen kommen, sich

die warten können. Oder sollen. Im be- ze ich von der (Fest)Platte. Aber selber

einfach zurückzulehnen. Und das Wort

ruflichen Alltag gilt: Erst die Idee, dann

könne kommt deutlich zu häufig vor. die Routine. Ist eine solche Idee dann

Hand anlegen am 40PS-Käfer? Lieber nicht. Es würde nur noch schlimmer.

Also im Vergleich zur Realität. Aber sich

erst einmal gefunden und geformt,

Dann lieber lesen, ins Internet ein-

im Konjunktiv zu bewegen, macht die

langsam heranwachsend und bereit, tauchen. Und einem Hobby, einer Le-

Sache mit dem Understatement irgend- dem reinen Ideenzustand zu entwach- bensphilosophie nachgehen, die fast zu wie einfacher. Wobei: Gerarbeitet wird

sen, gibt sie der Erfinder gerne wieder

noch, solange die Ideen da sind. Und die

aus der Hand. Weil ich gelernt habe, bei einem, der Geizkragen.de erfand

sollten auch in den kommenden 30 Jah- damit umzugehen, wenn aus der Idee ren nicht ausgehen. Da ist sich Oliver Flaskämper ganz sicher. Was für ein Auto er denn fahre?

schön um aufschreibbar zu sein scheint und mit Leben füllte. Die Hefte der Stif-

in anderen Händen dann doch nicht ex- tung Warentest liest er schon seit seinem akt daraus wird, was ich mir vorgestellt

achtzehnten Lebensjahr, bei Finanztest

habe. Erklärt Oliver Flaskämper. Viel- müsste irgendwo im Büro noch Ausgabe

Besser nicht schreiben. Obwohl, aus- leicht aber auch, weil er Raum braucht. Nummer eins liegen. Ich will das Beste gefallen, großspurig ist es ja gar nicht. Raum, für neue Ideen. Warum hat noch

kaufen – zum günstigsten Preis. Sagt

Nur eben nicht der Rede wert. Findet

Oliver Flaskämper. Greift zum Bezah-

niemand Wikipedia auf Toilettenpapier

Oliver Flaskämper. Neugierde begeg- gedruckt? Zeit genug, all das zu lesen, len des Mittagessens ins Portemonnaie net er mit einer (außer)ordentlichen

hat doch fast jeder. Wenn er da sitzt und

und fischt einen Gutschein heraus, alles

Portion Skepsis. Obwohl er selber ja

aufs Toilettenpapier starrt. Sagt Oliver

bezahlt, kein (echtes) Geld ausgegeben.

ein sehr neugieriger Mensch ist. Wieso

Flaskämper.

Dann noch das Parkticket freischalten,

gibt es eigentlich keine Feuchttücher, in die man waschlappengleich hinein

Ob daraus mal eine Geschäfts- sprich kostenlos schalten lassen und es idee wird? Schwer zu sagen. Ob er sie

geht zurück ins Büro. Die letzte Frage

fassen kann? Fragt sich der junge Va- überhaupt weiterverfolge? Auch noch

noch: Ob er ein Querdenker sei. Hm.

ter, der seit 1996 fest im Netz verankert

ungewiss. Sicher ist aber, dass die Zu- Könne man so sagen. Besser vielleicht:

ist. Aber auch während des Essens im- rückhaltung weicht, wenn sich der Un- Ein Andersdenker. Und man will nicht mer wieder einen Blick auf sein Tele- ternehmer darüber Gedanken macht. widersprechen


Dann kommt der erste Bankenzusammenschluss.

Aber die Schuhe wurden flacher, ebenso die Haarpracht.

zu Hause lässt. Schick, nein, schick sei sie immer noch gewesen.

zeln schon. Über die, die irgendwann das frischgestärkte Kostüm

wenn man ehrlich ist, auch nicht brauchen. Die Kollegen schmun-

wenn denen verkauft werden soll, was die nicht wollen. Und,

nach Pferdedung riechen, besser: duften. Kein gutes Gefühl,

die wie sie gerade aus dem Stall kommen. Noch ein bisschen

die Langeweile. Am Schalter dann ein gutes Verhältnis. Zu denen,

Bank. In der bankinternen Buchhaltung erst die Neugierde, dann

bei der Bank, Weiterbildung bei der Bank, Stillstand bei der

und ist das Steckenpferd (!) von Sandra Kreft. Also Ausbildung

nicht gerade. Aber Job ist Job. Und Mathe, die Zahlenwelt war

Beruf, der nicht zur Berufung, sondern zum Job wird, wächst

künstlich gelockt. 18 Jahre lang. Gut, die Begeisterung für den

Das Kostüm sitzt perfekt, die Schuhe hochhackig, die Haare

30


31


32


Hühner in umgefallenen Strohballen, ein Esel schaut neugierig herüber. Keine Streicheleinheit? Dann nicht. Der Hund trottet von dannen, der Hofbesitzer kommt, winkt, geht weiter. Alte, längst nicht ausgediente Traktoren schmiegen sich hinten weiter aneinander, links duckt sich ein altes Gebäude in gelbem Fachwerk. Vor uns der Blickfang. Ein riesiges Haupthaus, westfälisches Fachwerk, Inschrift

Aber mit dem kleinen lässt sich auch leben. Gut nicht, okay.

Beinen des Neuankömmlings. Links scharren

Was bleibt nicht: Das große Geld auf dem Konto.

schnuppert der Vierbeiner, schmust er an den

in der Woche machen. Was bleibt: Ein langer und zwei kurze Arbeits­t age.

treten in den Erlebnishof Steckenpferd. Schon

Irgendwann dann die Entscheidung: Aus fünf Werk- vier freie Tage

aufspielen möchte. Also auf das Tor und einge-

Und dessen Rand ich nicht erreichte. Erzählte Sandra Kreft.

gerlich, ein bissiger Wachhund gar? Ach wo. Nur einer, der sich hinter dem hüfthohen Zaun etwas

Ich fühlte mich wie auf einem Teller. Der sich mit mir drehte.

Ein kleines Brummeln in der Schnauze, aber är-

Aber auch diese Zeit vergeht. Irgendwann ist alles zusammengeschlossen.

Die Augen bernsteinfarbend, das Fell gescheckt.

Eine spannende Zeit, das alles in Zahlen, in Organisation zu fassen.

33

auch mein Pferd, so einfach ist das. Erklärt sie

über der Doppeltür, durch die jagende Schwal- Fast-Ehemann Jens. Der nickt nur, kennt er ja, ben jagen. Innen wartet schon Sandra Kreft. Die Haare glatt und bändigend hinters Ohr geschoben,

dass ohne Vierbeiner nichts geht. Ob er aber wusste, dass die sich so schnell

Jeans, Norweger-Pullover, blauer Wohlfühl-Schal. vermehren? Ein Pferd alleine halten? Nicht geraMan komme gerade recht. Die Pferde, 26 an

de artgerecht. Sagt sich die heute 37-Jährige und

der Zahl, seien just versorgt. Also Platz nehmen in

kauft zwei Schafe dazu. Und dann wächst an, was

einem Büro, nicht stoßen an tief liegenden Fach- der kleine gepachtete Stall in Gewinghausen bald werkbalken. Und zuhören, der, die gerne, schnell

nicht mehr fassen kann. Ein Pflegepferd kommt

und viel erzählt. Die von sich sagt, dass es immer

hinzu, noch eins, Kaninchen, Katze, Hund,

vorwärts gehen müsse. Stillstand? Bitte nicht. Tel- Meerschweinchen, alles fast so wie früher, in der lerrand? Immer her, und drüber damit. Der Stift

Kindheit. Erste Eltern werden neugierig. Schauen

flitzt über naturfarbenes Papier, aber so schnell

vorbei, bringen ihre Kinder vorbei. Reitstunden,

lässt sich Erzähltes gar nicht auf- und mitschrei- nein, so etwas gibt es hier noch nicht. Ich bin ben. Also nur zuhören: Angefangen hat alles ei- schließlich keine Reitlehrerin, sagt die begeisterte gentlich schon im Kindesalter. Zu Hause auf einem

Westernreiterin. Aber sie kann den Kindern bei-

Mittelding aus Haus und Hof. Vorne das normale

bringen, was ein Pferd mag, und was nicht. Wie

Wohnhaus, hinten ein Hektar Grund, Natur, Hüh- man den großen Tieren gegenüber, neben sie tritt. ner, Kaninchen, Katze, Hund. Und irgendwann

Wie man auf ihnen sitzt, wie es sich anfühlt, eins

das erste Pony. Das war etwas für Romantiker

zu werden mit dem treuen, plötzlich gar nicht

und Tagträumer. Erzählt die, die sich jahrelang

mehr so fremden Vierbeiner.

vor allem von Selbsteingekochtem ernährte. Eine

Die Kinder werden mehr, es gibt Reitstun-

Kinderzeit also, jenseits von Fernseher und Comic. denabrissblocks, Kindergeburtstage. Nicht nur für Eine prägende allemal.

fremde Kinder, sondern plötzlich auch das erste

Vielleicht bin ich da so ein Dickkopf geworden. eigene. Michel wird geboren. Nach so langer Zeit Fragt sich Sandra Kreft. Und lacht. Aber vielleicht

des Probierens, des sich Wünschens. Vielleicht

war sie das auch schon damals. Dickköpfig, wenn

musste all das erst von mir abfallen. Erzählt die,

es um die eigene Zukunft, starrköpfig, als es um

die später noch Lilli bekommen sollte. Die in El-

das eigene Pferd ging. Als 22-jährig um ihre Hand

ternzeit ging, ohne wieder zurückzukehren. Gut,

angehalten wurde, sagen gleich drei Personen ja. es gab eine Zeit, da war das eine Option. Keine Frau, Mann, Pferd. Wer mich heiratet, heiratet

Wunscherfüllung. Aber der Mann unglücklich


der Pächter sah sorgenvoll immer mehr Getier, immer mehr Gastkinder kommen. Es wurde ungemütlicher. Also Alternative suchen, Alternative nicht finden. Der eine keinen tollen, die anderen gar keinen Job. Zwei Kinder, leerer Sparstrumpf, ein Girokonto mit 5.000 Dispokredit. Keine richtig guten Voraussetzungen, um sich den Traum vom eigenen Bauernhof zu erfüllen. Dabei war die Idee eine richtig gute, das sagten auch andere. Ein kindgerechtes, ein behindertengerechtes Konzept, bei dem auf dem Pferderücken Entspannung, Entkrampfung, Soziales erlebbar gemacht werden sollte. Alte Menschen könnten sich zwischen Huhn und Gemüsegarten wohl fühlen, Menschen mit Behinderung das Landleben nicht nur spüren, sondern Teil davon werden. Aber Geld geben? Immer noch keine Chance. Dann der 14. Dezember 2006, 19 Uhr. Telefonklingeln, Hörer abnehmen, Hallo? Dran war eine

hingeschmissen. So viel Mut müsste man mal haben

Und eigentlich gar nicht dran denken wollen. Aber

Jahr klingelten die Telefone im Sekundentakt. Aufgestanden, zum Chef gegangen,

die Zähne zusammenzubeißen, weiterzumachen.

Dann noch ihr Bruder. Der lernte Speditionskaufmann, startete zumindest. Nach einem

konnten. Dran gedacht habe ich, zurückzukehren,

Ein nicht erfüllter. Nach fünf Jahren Kinderwunschzentrum hast du genug. Erzählt sie.

Tierarzt, Pacht und Tierfutter bezahlt werden

Spiel, nur spiegelverkehrt. Dann der Familienwunsch. Ein lang gehegter. Ein intensiver.

Tieren und Kindern nur so viel verdienend, dass

rein in die Reithose. Raus aus der Reithose, rein in die Banker-Hose. Abends das gleiche

als Einzelhandelskaufmann tätig, sie selber mit

Aber der Traum, das eigene Pferd, die vielen Kinder warten ja. Täglich. Also morgens

34


35

nette Stimme. Ob es stimme, dass Sandra Kreft

zu sein. Fragt sich die agile Frau noch heute. Jede

eine neue Bleibe, einen Bauernhof suche? Nicken, Vereinbarung, jede Zusage gegenüber der Bank auflegen, alles stehen und liegen lassen. Rein ins

hat sie heute eingehalten. Und ein Unternehmen

Auto, suchen, nicht finden, weitersuchen, endlich

aufgebaut, das nicht nur 26 Pferden, 4 Schwei-

die kleine Stichstraße in Muckum finden. Über

nen, 15 Schafen, 40 Hühnern, 15 Gänsen, 2 Eseln,

den Feldweg hoppeln, einbiegen, staunen. Da ist

3 Hunden und 2 Katzen auf vielen zugepachteten

mir fast das Herz stehen geblieben, hat es mir die

Hektarn Land und in renovierten Gebäuden ein

Stimme verschlagen. Und mag das nicht so recht

Zuhause bietet. Ferien kann man hier machen,

glauben. Mit dem Herz schon, aber mit der Stim- Kindergeburtstage feiern. Schulklassen und me? Also erzählt sie weiter. Von diesem riesigen

Kindergartengruppen kommen, um zu schauen,

Anwesen, tausend überdachte Quadratmeter, ein

um zu erleben. Alte Menschen aus benachbarten

Hektar Grund.

Residenz pflegen einen Gartenteil, die Stiftung

Ehemann Jens musste noch überredet werden, Bethel kooperiert längst. Die Lübbecker Werkaber das erledigten die eigenen Großeltern. Also

stätten richteten einen ausgegliederten Arbeits-

pachten, ein befreundeter Unternehmensberater

platz ein, Eltern schicken ihre Kinder hierher in

nahm sich Fakten und Zeit und schrieb auf 40 Sei- die Ferienbetreuung. Blockhäuser sind in Planung, ten zusammen, was da entstehen sollte. Gelesen

damit der Ruhrgebietler nicht weit fahren muss,

wurden diese 40 Seiten nicht. Geht nicht, sagten

um Urlaub, um Ferien auf dem Bauernhof machen

die, die nicht lesen, dafür über den Kredit ent- zu können. Eine Reithalle soll errichtet werden, scheiden wollten. Wieder fast ein Herzstillstand. um wetterunabhängiger zu werden, die ReitlehAus der Traum? Noch einmal kämpfen, fragen, rerausbildung ist längst begonnen. Und ein Förnachfragen, weiter fragen. Am Ende gab es dann

derverein ist gegründet, wartet noch auf die, die

die Bank, die zustimmte, die heute noch treu an

mitmachen wollen. Die helfen, aus der sozialen

der Seite von Sandra Kreft und ihrem Mann steht. Idee soziale Wirklichkeit werden zu lassen. Man Vielleicht hat es mir damals geholfen, Bankerin

muss halt Mut haben


36

Es sieht aus wie ein Wintergarten. Ist es aber nicht. Das hier, das ist mein Frühlingsgarten. Denn hier höre ich die Vögel singen, kann ich die frische Luft von draußen atmen. Bin ich also drinnen. Und doch draußen. Ungewöhnliche Ansichten sind für Michael Kunst eher gewöhnlich. Auch wenn sich nicht alle daran gewöhnen mögen. Alle, das sind manches Mal andere Politiker, die dem Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung angehören, dem Michael Kunst vorsteht. Wenn er mit Ihnen über Wirtschaft spricht, dann ist er einer, der weiß, wie sich das anfühlt. Nicht nur, wenn es aufwärts geht, wenn die Zahlen, die Perspektiven stimmen. Sondern auch, wenn nichts läuft. Wenn der Job verloren ist, der ungewollte Neuanfang ansteht.


37 Was machst du jetzt? Habe ich mich gefragt. Er- Solche, die gar offenbarten, dass sie keine Kranzählt Michael Kunst, als er genau in dieser Situa- kenversicherung haben. Für mich nicht vorstelltion steckte. Verkaufen konnte ich. Also war die

bar. Sagt Michael Kunst. Auch solche unter den

erste Frage, warum machst du dich nicht selbst- Mitarbeitern, die keinen Ausbildungsplatz finden. ständig? Heute hört sich das alles toll an – ich habe

Da stimmt doch was nicht. Ist sich Michael Kunst

eigentlich nur einen Großkunden, für den wir

sicher. Und ist so beruflich an der Schnittstelle

die telefonische Bestellannahme, die Kundenbe- angelangt, wo er als Politiker ebenso beteiligt ist. treuung erledigen. Aber damals, da war das pures

Für mich ist Wirtschaft ein Block, ein sehr

Klinkenputzen. Nicht nur beim späteren Telefo- wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Ohne nieren, sondern schon bei der Anzeigen­akquise. die geht es nicht. Sagt Michael Kunst. Und erzählt Was Sie brauchen sind Kunden. Hat man mir da- von seinem Vater, der sich als selbstständiger mals mit auf den Weg gegeben. Alles andere sei

Gärtner von Sommer zu Sommer kämpfte. In

nachholbar. Aber wie an Kunden kommen? Hand- dessen Fußstapfen also treten, sich auch selbstarbeit. Sagt Michael Kunst. Und meint wohl vor

ständig machen? Auf keinen Fall. Dachte der Un-

allem: Fußarbeit.

ternehmer damals. Hat ja gut geklappt. Erzählt er

Was er denn heute jemandem sage, der sich

heute lachend. Aber der Arbeitnehmer heute, der

selbstständig machen wolle – im Kreis Herford. hat es ja nicht viel besser. Da geht es ja auch daDu musst mit dem Schlimmsten in deinem Leben

rum, dass man Ängste hat, dass man Bestandteil

rechnen. Wäre die erste Antwort. Und die soll

der Wirtschaft ist. Ist sich Michael Kunst sicher. Es

nicht abschreckend klingen. Sondern realistisch. sei eine Freudens- und eine Leidensgemeinschaft. Das ist Michael Kunst noch heute. Ein Politiker, Für alle. Und das müsse man heute den Menschen, ein Unternehmer aus Leidenschaft? Kopfschüt- den Mitarbeitern klarmachen. teln. Nein, das ist er nicht. Wenn man irgendwann

Wieso im Kreis Herford sich selbstständig

sieht, dass Dinge eben nicht immer so laufen, wie

machen? Kulturelle Gründe vielleicht? Sehe ich

man sich das so vorstellt, dann wird mal sachlich, skeptisch. Vielleicht eher, weil man hier auf Unrealistisch. Und genau das bin ich heute. Charak- ternehmer trifft, die bescheiden, die ehrlich sind. terisiert sich Michael Kunst selber.

Echte Persönlichkeiten seien das, solche, die

Zurück zur Selbstständigkeit. Ich hatte Familie, Größe beweisen. Auf die es sich aufzuschauen ich hatte Schulden. Und jetzt drohte die Arbeitslo- lohne. Auch für Existenzgründer. Das empfiehlt sigkeit. Das bedeutet für mich: Fußsohlenablau- Michael Kunst. Wer sich mit ihm unterhält, der fen. Und, auch das könne man ruhig glauben und

springt plötzlich von einem Thema zum nächsten.

schrei­ben, er sei manches mal heulerig nach Hause

marta etwa? Da konnte sich jeder ausrech-

gekommen. Weil alles so – hier passt das Wort ein- nen, dass dieses Projekt nicht aufgehen konnte. mal – scheiße gewesen sei. Wenn jemand das ma- Das darf doch den Haushalt nicht hintenrunter­ chen will, dann muss man sich darauf einstellen, reißen. Argumentiert der Unternehmer. Man dass es härter kommt, als man sich das vorstellen

müsse doch wirtschaftlich denken. Auch als Ver-

mag. Hört sich pathetisch an. Ist aber so.

waltung. Geleistet würde im Kreis viel, keine Fra-

Auch pathetisch klingt: Glück hat der Fleißige. ge. Vor einem Jahr, da gab es drei Gesellschaften: Aber auch das stimme, sagt Michael Kunst heute. Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Das sei besser 80 Mitarbeiter hat er heute, verteilt auf 30 Voll- geworden, die drei Teile fahren jetzt zumindest stellen. Es sei ein Kommen und Gehen, ein Arbei- häufig in einer Spur. Sagt Michael Kunst. Und man ten rund um die Uhr. Darunter auch – und das

ahnt, dass er bei dieser Annäherung nicht ganz

treffe besonders hart – ehemalige Selbstständige. untätig gewesen ist


38

TERMINE 20.11.2010

widufix-Tischtennis-Turnier

in der Sporthalle der Gesamtschule Rödinghausen,

An der Stertwelle 34–38, 32289 Rödinghausen.

Beginn: 14.00 Uhr

26.11.– 28.11.2010 Mitgliederfahrt nach Berlin „Berlin im Lichterglanz“

Ha Fo Ba

07. 12. 2010

Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung

Ort: Fa. Priority AG, Nordstraße 14, 32051 Herford.

Themen u.a.: Existenzgründungen und Existenzgründungsberatung,

Haushaltsansätze des Amtes für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung.

Beginn: 14.30 Uhr

08.12.2010

Weihnachtsfeier der UI

Ort: N.N.

26.01.2011

Business-AKTIV der UI

Fa. SMV Sitz- und Objektmöbel GmbH,

Kampstraße 36–42, 32584 Löhne

D S P L d

Wohnenbei beider derGenossenschaft Genossenschaft Wohnen “

“Hier bin Zuhause!” “Hier bin ichich Zuhause!”

Das bedeutet allem: Das bedeutet vorvor allem: Sicheres Wohnen in üer 1.500 Wohnungen Kreis Herford. Sicheres Wohnen in üer 1.500 Wohnungen im im Kreis Herford. Passende Wohnungen finden sich verschiedenen Passende Wohnungen finden sich so so fürfür diedie verschiedenen Lebensphasen. Dabei legen besonderen Wert darauf, Lebensphasen. Dabei legen wirwir besonderen Wert darauf, dass sich Genarationen in ihren Wohnungen wohlfühlen. dass sich allealle Genarationen in ihren Wohnungen wohlfühlen. Bauund Siedlungsgenossenschaft Bauund Siedlungsgenossenschaft den Kreis Herford fürfür den Kreis Herford eGeG Hangbaumstraße 32257 Bünde Hangbaumstraße 1818 32257 Bünde Fon 05223 / 9291-0 www.bus-buende.de Fon 05223 / 9291-0 www.bus-buende.de


39

365 ORTE IM LAND DER IDEEN Vorne am Eingang des Kreishauses

derer, gemeinnützige Organisationen

unabhängige Jury wählt dann im Janu-

sind die Plexiglastafeln von weitem zu

und Vereine, die mit einem innovativen

ar die neuen 365 Orte aus, die und vor

erkennen. Drei Blumen in den Farben

Projekt einen Beitrag zur Zukunftsfä- allem deren Ideen dann im kommen-

schwarz, rot und gold symbolisieren, higkeit Deutschlands leisten. Seit 2006

den Frühjahr und Sommer präsentiert

dass hier besonders geleistet wurde. existiert dieser Wettbewerb, der die

werden.

Und wird. Und gleich zwei Mal ausge- öffentliche Aufmerksamkeit für die

Erstmals wird 2011 eine interakti-

zeichnet wurde. Also einer der 365 Orte

enorme Vielfalt von Innovation und

im Land der Ideen. 2008 war das das

Engagement bündeln will. „Die ausge- Möglichkeit bietet, die auszuwählen-

Projekt widufix, 2010 der widufix-Lauf. wählten Orte bilden eine immer dichter Nun beginnt eine neue Runde der Ini­ tiative „Deutschland – Land der

ve Online-Plattform angeboten, die die den Orte persönlich und direkt zu un-

werdende Landkarte von Deutschland, terstützen. So können die Ideen durch dem Land der Ideen“, formuliert Holger

bürgerschaftliches Engagement noch

Ideen“, werden die Projekte gesucht, Lösch, Geschäftsführer der Initiative

weiter wachsen und ihre positive Wir-

die 2011 zukunftsweisend sind. Die Ini­ „365 Orte im Land der Ideen“.

kung auf Gesellschaft und Wirtschaft

tiative, gegründet von der Deutschen

Bis zum 5. Dezember können die

entfalten. Daneben wird erstmals aus

Bank unter der Schirmherrschaft des

Bewerbungen der Ide(e)alisten in sechs

allen 365 Orten ein Bundessieger pro

Bundespräsidenten geht also wieder auf

Kategorien eingereicht werden. Wirt- Kategorie ermittelt. Per Online-Ab-

die Suche nach besonderem. Nach Men- schaft, Kultur, Bildung, Umwelt, Wis- stimmung küren die Internetnutzer schen, nach Ideen, die sich da bewegen, senschaft und Gesellschaft bilden

auch den Publikumssieger 2011.

wo Querdenker gerne zu Hause sind.

Auf der Internetseite

diese Themenschwerpunkte, die mit

Bewerben können sich Unterneh- Zukunftsorientierung, Innovations- www.land-der-ideen.de ist die men, Forschungs- und Bildungsein- kraft, Umsetzungsstärke und Vorbild- Online-Bewerbung ab sofort noch bis richtungen, Kunst- und Kulturför- charakter gefüllt werden sollen. Eine

zum 5. Dezember 2010 möglich.


40


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D as s a d i n d si e s c d ie ge ens Er fal t, d hon Nä l h w wa en. a h at f r ü e z ar c G h u U h e le nd st i s e s ei ll. ne ich ih fes Got s r s t. t z et nem eh S e n h r h ä e it c h I m s u c r i st o In wa K sa in ol sog ufi g fü n d Ki hen au gri d nfa d, z. D ar. g u hl am nd w f un kl ge te ng m ol n a l er U a zu ats gan d g en it d s is nd ver sie s se got lte c hr tes , si da sam he gen reif kön em t ei seh sta c n n n g t r e s h ni w m au Pi tie nen Erw e M sc de da Ir vo ut n h fi f d zz . be cht ollt en E r ac i s c üc . I n en ss gen ab n .S u e e r h c di h d h dw z de o S c nd n h n ic I n dg e w de ie n ähl sen un ter ü g Ze a n H r D ich h d hw n g z n l a t e r E ä t i an . r t id i ig r n eh i s es m k u ch S ch k a b e ga d ako . A üc ku wa . U vo t de ha t g s e e um i tm n r ba r b Go ni ber ken er I n a n T el. te, we s t r b U s t ng N nd ab e e b d s a ei us ei Die krä ste i K r. A ind tes sen ein , si ei g i r e z r l e st i ch gt ns r G id n uf da , e i n , d Hä f t i g in l s end ? A . L h a nd ot d s t s r a P eb z i rü u a n er o m ? w o c ie m i B g a U lf i de t h a s . U s g u n k en t d a E i s s c e t h e n e h e h on n d e c k d e w I n d n k ra a c h s n en e nn eu , w n a a n t. de Ko n ch gen lie el? im n la al r. e hi ite h b s in ist. te, as bw z o Sag inf g ss s K A l r n au pf, chü r A ken te s tli ßli Ei M . D t l e n d a si e e n h n t S ac e s a l ia erf Nic ein Le utt n? ind ti fta als tte ten sch ie e ch ch, h e gt d c h i i k r ge l a h e m E st g h L u d b s a u p t i o , d ch an e im fle we ine uch ich ben rha iesi ng ar, mo we nd , M ni ge, t n lüc A e s e u t n n s g u k A as ga te i n us e ga no ni tio ste e m n M da tte se. wa r, w lic de w , o b do c er , st r, z usb ich nz n z m ch ne r ss ch it he rh P ir u e h i r s i u w hr si m e t d n. ld t d di ur ch t h au un ie e il rM k l Di w nd i ch s e e u e i a k ie n Er k ic en s w i ä i d r g e e n . B er t ha sh e d D t. U en er es lt, je n s , un oni er r e e P zie g z ka a tz tl c se t. uf te , n ne äd he u d s d hr un rn ben wo d s ich t n h. S ag ri r ei s e n ie i n rg i d a f i m n s g c i e nz üh s g i sc og , h ic n e i ac t m da ik e ig h m le h ht t m sie K rt. n n a l bt Ri t d re F de . e . r T i n h S m e a n r ch a G i is r ti s R age H g s ü e s or g B e t e i s ge ic p t e b e h rf rä ns el se hor e r c i. d . ab he d ie , e m H in r li i eg t te rd t er st

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ro te n Kü e ge Tü r c ad r, a G lü he n ck m e i m ei on n . J si N t ie u n er e i i z Ed Ev ge cht rt u e w te an nau zu u r s a m l st g ah de ne sie eli hie ver la s . A me D . Be gef ch rhe gle rb n u en i r e m c c ei i r a m h O gt n P f ü he it ts d h r en H , d n pl e h a ge E o tr e er s r a u r b s ei ne atte si i-K te. ber he ntl nd sen for n es i r Ei n m g r ue , u de vo rko ich Au oß n re s g nd r M ich che Pa it d n m r es ko st u do , n a el me r d egl Auf itta das nge sto em h ic m le ol gs m ra ,d n v e m ch chd h m er as ni ir im isie n m . Un r w en erk tis ors ein us fe k c st em ar he de de ra . A sa d h tel m rte it sc cht u si s a m l z F r St n i m u e h i t e ß u M h r e ab nd re ad e i k, er n z u e s m e ar n k atko en zu ke ä n S z . i n d S i t, ch ag ig ei fa as So ei it d pr W n G ne irg nn Ma geb it, o bei önt du g a n W t n a uf es si ? Ja se nt ge da a Fü nm ene ach r s rau r zu en te d hlz en ffe ten rc e c i s z i d n a d , . i , i h n a s h u s e e n c h s, hr un di ie ar w as .F di ie g j ld es m vo r d it w er h v s e z d g S e e i b r n e o e n d us e . d n ie e c de e s o g de r s t i e F e n lie die as l eit e au ich weg eit, tsc a D dru Ne nkt rau le ni hü te Au vie eb ur n el en t. h a b g en e d T r Sp c g T c f l , de n, lb äka Zw mm bt. sic egs b c z e , a h e lo e a ü e a . S ei Ze ht d e w ei ar ls f ü ich e n U h e t du D i ge ei h kt, nan an kur en um r g n z ger s au nz s g. K s h ss, W rS a i i p . t l e n r v de n W e r e .U n , z a ar tra l ic Un ra u a er nt di ge sc u. A ade ch elt ran iss hie ch or rb d d die so s wa als o l ic t S c nb l ie g i n i n d n n n g si m ße h D d e h e i t r e b t r u n i d k c c be L a da l e h A hw esc t sc äh t k rg er ih n ge ? N im v die dan e A -Sa ite e s die hn en i G ens rD ist frei un üp c b h ol l lt ro re el t z n, e Z de f t r w h f ei - e st s oc t. U nie es hm das s A Do rt. ri w w h l ä e r S c h e rb o i n d s o l s s l m i d h te b i e s n, e en g t n te nd k s e n a lt ic ßh ni b i n ie en e s w r i n e c h de a g e – o L ha st, e r I utz Piz tro e d Ein h si e n e i s eh ie je utig m da e a e r g ta el it. g e si n s e n l e b n. ch kö ve ch e z ü p vo nd rte öff t n t D b s N ena ste an nn ste en n, Ge t? A err ger tzt a , , b fn n M we en g r ie e n au en ie ie s r e n rs el d ch r e . r a n et id s el e z , b M er r n i s h a n fe . S ich m erd r. A ne org m i n . u h n s m d i e d o I n Ne d i e u c u c s c h d e d d a m M ie ai ur n h gr st ch ie n in i h h. si ch au itb ur t n üs als ten ept z m is i e b e t s be ach Un ing a l B it c h n n e b z i r d c e id te , rL W do c h t k , d ek ch , H se ic i r h u . t im u e g D ln ah er we ch i si w i st ide t, u d a esc – w e e zu se ia ele aus t t om as nk nt lt d a om s c h s i c h m n a n n . st ch ll ebe ll i ht f in ls el e d k i h o , n t e S s n S n c is e es au ke p lt, ve o w au nn es si ei eu er ich n a h lic G rde r I s K me nit er er n de ie oni en t e . re an K s e i n d ie let t i h e w tl is ni uf s r M ng oc n Sc ine da ten rbi o h ir t zu au Pas gie . r g d i i ch rc zh .I ne ek hp ha ich t a ch . R ur se nd d ch ri hw gr ss ie v i üb fre e to ri i h u e d d h t i t c e n t d s e e a g i? au ta ro .U ab nu rs l i . h l e e en m it e s oß b i s P ch, ich cht e h a ich ne ab . U en r te en e d de er n B zu h lic gst cho ble nd or kr To ft rdiig t d h p rI i . W gan , o nd p un rei be , zu Ho m e r ei m t io a s s . D a as f, im um A gr äu , d sch n, sp hn ng s n Pr d a r l z d i u st es fig as ös al d if t si P f a da G ri o b n S i c it a i e d k u e , d er e das gab er. f g d n e ge Wo ng s si en der ha e n a . e zu f ü er n h e m it l e m s c h e r z a r e r z e e D n fa W läs h l Fü h vo u rt in h h en r n u ut l e ic n g ic tzt ist nge ier uss st e. ösb , d nel eit. sge , e h a l len n S n h h . h ie l b a K m i le ch es g t v Fü eu n h bei te na r w ic fes Für i r n G e, w e a m t r pp ar h h tge m es da rer es eht erd D e e t. in ig te pr s s ei i M b s e e n . at t e ge en n e äc n ei ä g r I n ei c h S a e, n h de en. , d tn s J gt b e e r e n. g r i T el ah d r A H i ie ni le nö Hil We rb e r t r un igt fe, nn cht eit , i , U n c d d se an nte h d ur as n tz rs n e t m eh ütm ic h e zu di

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18.11.2010

Finanzamt Herford Steuernummer 5324/05744/506770 (Bitte bei Rückfragen angeben)

Bescheid

Festsetzung

Hände . . . . . . .

Oder zumindest wissen Sie nicht, was Sie da eigentlich erwartet. Beim Öffnen. Und beim Lesen der Zahl, die da ganz unten steht.....

Vielleicht wollen Sie sich um Steuern und Zahlen gar nicht kümmern. Sondern das machen, was Sie gerne machen: Kreativ sein, ein Unternehmen aufbauen. Weiterbringen . . .

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Wer ihn sieht, am Kreis, im Spiel, auf der Bank, der bekommt den Eindruck, dass da einer Handball lebt. Da wird geschrieen und gejubelt, die Faust geballt und der Gegner in den Klammergriff genommen. Es wirkt ein wenig wie Ringen im griechisch-römischen Stil. Schneller, nein noch schneller könne das Spiel gar nicht werden. Ist sich Theuerkauf sicher. Aber (noch) härter. Es darf also hingelangt werden. Aber nur von dem, der auch einstecken kann. Gesicht und Genital, das sind die beiden Bereiche, die tabu sind. Alles andere ist Angriffsfläche. Vor allem bei dem, der am Kreis steht. Da schiebt und sperrt, drängelt und kämpft es, wird mal gekniffen, dann geboxt. Wie im Krieg eben.


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gen sich die, die eben noch den Zerreißtest beim gegnerischen Trikot vollführten, in den Armen. Christoph Theuerkauf steht noch später in T-Shirt und Jeanshose im VIP-Bereich der Lipperlandhalle, die Haare gewaschen, die müden Knochen massierend. Eine gewisse Grundhärte beim Handball sei okay, gerade als Kreisläufer. Wobei dies eine Position sei, die sich von allen anderen abhebe. Es sei eine Aufgabe, bei der man nur selten im Rampenlicht stehe. Geniale Pässe? Sind von hier nicht zu verteilen. Schlaue Eingriffe in den Spielaufbau? Dafür sorgen andere. Überraschende Momente? Auch die entstehen selten am Kreis. Die Bühne, die du als Kreisläufer hast, ist relativ klein. Sagt Theuerkauf. Und um die zu besteigen, bedürfe es schon der Kreativität seiner Mitspieler. Denn wenn der Pass nicht kommt – der Mann am Kreis, der durch seine Statur eigentlich nicht zu übersehen ist, dann doch nicht mit einbezogen wird ins Spiel –, dann bleibt er farblos. Und unbeachtet. Dass der Neuzugang aus Magdeburg doch nicht untergeht, im Spiel des Handball-Bundesligisten,

Im Spiel? Da ist Krieg.

Da muss man keine Freunde auf der gegnerischen

Seite haben, da zählt allein das Ergebnis.

Zählen kann man am Körper von Christoph

Theuerkauf auch die blauen Flecken

nach einer Handball-Partie.

Verschwitzt die Haare, stark gedehnt die Ärmel

seines widerstandsfähigen Trikots.

Die Schulter schmerzt gerade ganz besonders.

Bei einem Wurfversuch langte ein Gegenspieler

in den Arm, stoppte abrupt,

was als flüssige Bewegung gedacht war.

Der Stopp findet sich jetzt auf dem ärztlichen

Befund wieder – der Muskel ist eingerissen,

die Stelle eingeblutet.

Auch das gehört zum Berufsalltag von Christoph

Theuerkauf, Kreisläufer beim TBV Lemgo,

just vom SC Magdeburg

nach Ostwestfalen gewechselt.

Nach dem Spiel? Ist der Kampf zu Ende. Da lie-


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im Angriffswirbel des TBV, liegt an seiner Art, an- verbrauchten Kalorien wieder nachzulegen. Und ders zu denken, anders zu spielen als andere. Sei- weit mehr als das. Unwohl aber fühlt sich Theuer­ ne Arme recken sich gen Hallendecke, auch wenn

kauf hier nicht. Ich fühle mich wohl im Getüm-

gerade kein Ball angeflogen kommt. Sitzt er auf

mel. Sagt der 26-Jährige. Und meint wohl eher den

der Bank, sitzt er nicht. Sondern steht. Und ges- Auflauf am Kreiszentrum. Wichtige Arbeit gebe tikuliert. Feuert an. Nimmt Anteil und nimmt an

es da zu erledigen. Seine Mitspieler, sein Trainer

allem teil. Damals, als Kind, da hat er auch einmal

wüssten das zu schätzen. Wenn er plötzlich fest-

im Tor, in der Abwehr gestanden. Aber heute geht

hält, plötzlich für die Lücke sorgt, die dann seine

er dahin, wo es weh tut. Nicht mehr in Magdeburg, Mitspieler zu nutzen wüssten. Auch der Bundesda, wo er immer der ewige Lehrling, der aus der

trainer weiß das, beorderte Theuerkauf bislang 24

A-Jugend kommende blieb. Dann lieber raus in

Mal in die Nationalmannschaft. Und wird doch

die Provinz, wo er sein Leben ganz dem Handball

schon mal übersehen. Heiner Brand war heute da?

widmet. Eine schöne Wohnung hat er gefunden. Hab ich nicht gewusst, nicht gesehen. Sagt der, der Ruft die Großstadtsehnsucht antwortet Bielefeld. am Kreis seine Augen überall hat. Was macht der Aber eigentlich gilt nur: 52 Wochen, sieben Tage

Gegner, was planen die Mitspieler, wie positio-

Handball. Das ist das einzige, was derzeit zählt. niert sich der Torwart in meinem Rücken. Kommt Sagt Theuerkauf. Steht da am Buffet und sieht gar

der Ball dann doch einmal angeflogen, geht es

nicht mehr aus wie einer, der auch fest, sehr fest

ganz schnell. Zupacken mit riesigen Händen, die

zupacken kann. Der eben noch im Spiel gezeigt

man nur schütteln, nie drücken möchte. Flinke

hat, dass man sich einen Vorteil verschafft, wenn

Drehung, Hintern raus in Richtung Gegenspieler,

man sein Gegenüber, sein Nebenan im richtigen

Arm raus in Richtung Gegenspieler Nummer zwei,

Moment einen kräftigen Schups gibt. Einen lega- intuitiv zielen, werfen, jubeln, ärgern. Je nachlen Vorteil, versteht sich.

dem. Ganz am Ende, nach dem Wurf, nach dem

Hier am Buffet geht er fast unter unter all de- Spiel, dann das immer gleiche Bild. (Ab)Klatschen, nen, die sich anstellen, um die beim Zuschauen

(Durch)Atmen, nach vorne schauen

Ich liebe diesen Sport.

Und ich bin

verdammt froh,

diese Leidenschaft

zu meinem Beruf

gemacht zu haben.

Sagt der 1,92m

große Kreisläufer.

Sein Job sei einer,

bei dem er sich auf

die anderen verlassen müsse.

Einfach ein unspektakulärer.

Und irgendwie sieht der

irgendwie so überhaupt

nicht aus.


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Wir dealen hier mit ewigen Werten. Oder, um es etwas vornehmer auszudrücken: Wir reden hier über eine Kunst, die schon seit 200 Jahren begeistert. Und das auch noch in 200 Jahren tun wird. Was meinen Sie, wie viele Dinge aus der heutigen Zeit werden in 200 Jahren noch aktuell, überhaupt noch von Interesse, überhaupt bekannt sein? Wohl sehr wenige. Die klassische Musik des 19., des 20. Jahrhunderts aber ganz bestimmt. So etwas wirft man nicht einfach weg, wenn plötzlich das Geld knapp wird. Kultur, Kunst, die finden wir schön. dem man die klassische Musik, das

wirklichen Dialog? Gibt es – seien wir

Und wollen uns die auch gerne und

Betreiben eines klassischen Orchesters

ehrlich – eigentlich nicht. Und sollte

weiterhin leisten. So sagen das ei- auch sehen kann. Obwohl er das selber

nicht der, der etwas verändern, der

gentlich alle. Sagt Andreas Kuntze, nie so formulieren würde: Betreiben. streichen will, sich zumindest das anIntendant der Nordwestdeutschen

Ein Orchester, das ist viel mehr. Ein

schauen und in diesem Fall noch bes-

Philharmonie. Eigentlich sei schon

lebender Organismus, etwas, das be- ser anhören, ehe er darüber ein Urteil

jedes weitere Darübernachdenken, wegt. Und zwar nicht nur den, der der

fällt? Andreas Kuntze lässt diese Frage

das Abwägen, ob man nicht doch et- Oberschicht angehört, dessen Eltern

unbeantwortet. Und beantwortet sie

was streichen, das Budget verkleinern

dadurch dann doch.

schon in klassische Konzerte gegangen

könne, die falsche Herangehensweise. sind, der selber ein Instrument erlern-

Es sei jetzt eine entscheidende Zeit.

Ist es nicht viel klüger, jetzt gemein- te. Wenn doch nur all diejenigen, die

Auch wenn die Zeiträume, in denen der

sam zu schauen, wie man die Misere

jetzt den Rotstift in die Hand nehmen

Intendant rechnet und denkt, andere

beenden könne? Wie man dafür sorgen

oder zumindest gerne in die Hand

als die der Politiker sind. Vor 200 Jah-

könne, dass das bestehen bleibt, was

nehmen würden, auch herkämen. Sich

ren, da hatte ein Großteil der Musik,

seit rund 200 Jahren fasziniert? Und

vorne in die Reihe setzen, einmal nur

die auf den jährlich rund 130 Konzer-

in seiner Wertigkeit kaum zu über- zuhören würden. Da sitzen, zuschau- ten der Nordwestdeutschen Philharschätzen ist? Wer sich mit Andreas Kuntze über

en, vielleicht auch die Augen schließen. monie dargeboten wird, schon GeUnd sich bannen, sich faszinieren las- wicht, einen Wert. Das ist heute nicht

die klassische Musik und deren Stel- sen würden. Andreas Kuntze ist sich

anders. Eine Beethoven-Symphonie?

lenwert unterhält, der ist erstaunt. sicher, dass die derzeitige Diskussion

Immer noch etwas ganz außerge-

Erstaunt über den Blickwinkel, mit

wöhnliches. Ist sich Andreas Kuntze

dann eine ganz andere wäre. Einen


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Sagen Sie uns, wie viel Geld Sie für das Orchester ausgeben wollen. Und wir sagen Ihnen, wie viel Orchester Sie bekommen. Es gibt also eine Gleichung: Viel Geld gleich viel Kunst. Das mag auf den ersten Blick, beim ersten Überdenken überraschen. Aber es ist so. Gut, natürlich kann man den Rotstift ansetzen, kann Kosten reduzieren. In der Theorie. Aber irgendwann ist die Grenze überschritten. Und dann dauert es sehr, sehr lange, ehe man wieder den Status, die Klasse erreicht hat, die man jetzt gerade bewusst verlassen will.

sicher. Und etwas, das auch cool sein

Glas, sagt Andreas Kuntze. Theoretisch

kann. Für Menschen, die sich durch

passieren? Könne wirklich alles. Ob

historische Werte allein nicht beein- sich jetzt aber alle bewusst sind, was drucken lassen.

Knochen sei, dann werde es schwer. Schwer, das gebotene Programm, die jährlich rund 50 bis 100 Stücke auf-

das bedeute, wenn einer ausschere, recht zu erhalten, die derzeit spielbar

Und was gibt es noch, das 200 Jah- und die anderen nachher folgten. Das

seien. Vielleicht blieben dann nur 20

re alt ist? Und solche Attribute für sich

wagt er dann doch zu bezweifeln. Ein

in Anspruch nehmen kann? Und vor

kurzer Blick auf die vergangenen Jah- ihr die Qualität, das, was eigentlich

allem: Das auch in 200 Jahren wohl

re des Orchesters helfen da vielleicht

jeder von seinem Orchester wolle

genauso sein wird: Ergreifend. Und

weiter. Was ich hier vorgefunden

und wünsche. Da mag vielleicht einer

aktuell.

habe, das hat mit dem, wie es heute ist, entgegnen, dass das Programm eh ein

40 Prozent der Kosten der Nord- kaum etwas zu tun. Das soll gar nicht

übrig. Die Vielfalt ginge verloren. Mit

hörer- ein massenfreundlicheres sein

westdeutschen Philharmonie trägt

hochnäsig klingen, das liegt nicht nur

der Trägerverein der Region OWL, 40

an mir. Stellt Andreas Kuntze fast ent- Programm ausschaut? Wenn es das

sollte. Und wer weiß, wie ein solches

Prozent das Land NRW, 20 Prozent er- schuldigend klar. Aber die Höhe, die

gäbe, alle würden es spielen. Ist sich

wirtschaftet die Philharmonie, stark

Andreas Kuntze sicher. Aber das gibt

Qualität der Kunst, die sei eine, die in

vergröbert ausgedrückt. Wenn die ers- den letzten Jahren stetig und stark ge- es nun mal nicht. Und nur Operette, ten 40 Prozent wegfallen, was dann?

wachsen sei. Und all das jetzt mit dem

Kommt drauf an, wie man das sieht, Rotstift zunichte machen? Wenn dann mit dem halb vollen, dem halb leeren

irgendwann kein Fleisch mehr am

nur Musical? Bitte nicht. Schauen Sie nach Dresden. Da sitzen zehn Hörner. Hier nur fünf. Das


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Die Zeiten sind denkbar schlecht. Und ich will nicht mit denen tauschen, die gerade kommunale Haushaltspläne aufstellen. Ich kann das auch gut verstehen, wenn jetzt jeder Cent umgedreht werden muss. Aber fordern, dass wir in den Eintrittspreisen teuerer werden? Das geht so einfach nicht. Denn in den Städten, in denen wir spielen, verbleibt das Eintrittsgeld meist auch. Dennoch liegen wir derzeit bei einem Eigenanteil unserer Finanzierung bei rund 24 Prozent. Und damit im Vergleich zu anderen Orchestern weit vorn.

macht etwas aus. Und vor allem: Das

wird geboren, ein Stück gefunden, in

könne man auch hören. Natürlich gibt

der sich diese Idee verwirklichen lässt. das mit sehr breitem Kreuz. Denn wie

Sein Sohn also, der spielt Cello und

es die, die Andreas Kuntze entgegnen, Dann folgt die Umsetzung. Und später

hört sich das denn heute an, Cello zu

dass Dresden nicht Herford sei. Und

spielen? Als Jugendlicher? Noch dazu

sitzt Andreas Kuntze im Konzertsaal

das stimmt auch. Aber was den Berli- und hält einen kurzen Moment inne. als einer, der sonst in der jugendlinern ihre Berliner Philharmonie, das

Erinnert sich kurz zurück. Zurück

chen, der virtuellen Welt durchaus

sollte den Herfordern ihre Nordwest- an all die Klimmzüge, die notwendig

zuhause sei. Aber Cellospielen? Das

deutsche Philharmonie sein. Es gibt

waren, um all das hier zu ermöglichen. kommt nicht gut an. Das ruft häufig

ja nichts anderes. Gibt der 47-Jährige

Das alleine, dieser Moment sei schon

dann gerne zurück.

ein befreiender. Einer, der Motivation

Aber irgendwann. Dann wird er da

genug sei, um weiterzumachen. Um

sitzen und spielen. Wird mit seinem

Es seien schwere, vielleicht noch

Kopfschütteln hervor.

nicht stürmische Zeiten, die da ge- dafür zu kämpfen, dass andere begrei- warmen Ton auch die begeistern, die rade heran brechen. Der Druck aber

fen, um welch einen Wert es da in der

eben noch ungläubig drüber staunten,

wachse, das Gewicht lege sich immer

aktuellen Diskussion eigentlich gehe.

wie man sich als junger Mensch für so

mehr auf die Finanzierbarkeit, auf das Administrative. Und längst nicht mehr

Sein ältester Sohn, der könne mit- etwas begeistern könne. Die klassireden. Der erlernt gerade das Cello- sche Musik wird sie alle bewegen. Da

auf den künstlerischen Aspekt. Dabei

spiel, so wie Andreas Kuntze vor vielen

sei die Herangehensweise eigentlich

Jahren, aber diese Übereinstimmung, Und ebenso sicher ist er, dass es genau

ist sich Andreas Kuntze ganz sicher.

ganz einfach: Eine musikalische Idee

das sei eine ganz andere Geschichte. deshalb diese Musik zu erhalten gelte


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KLEIN. SÜSS. Sagt die Art-Direktorin. Als sie vor dem runden, taubenblauen Etwas steht. Was sich hier unter ebensolcher Kühlerhaube revolutionäres verbirgt, bleibt ihr verborgen. Und interessiert vielleicht auch gar nicht so sehr. Nur die CO2 Werte will sie wissen, das grüne Gewissen plagt dann doch. 95 Gramm

dem vierrädrigen Pendant. Gut, 90 PS

pro Kilometer. Für einen Benziner. Re- fühlen sich auf einem Zweirad schnelkord. Und da lacht die Art-Direktorin

ler, stärker, brachialer an. Aber drei

noch mehr. Klein. Süß. Umweltfreund- Menschen mitnehmen auf dem Bike? lich. Mehr braucht es nicht, um den Fiat

Lieber nicht. Oder – so wie jetzt ge-

500 Twin Air zu charakterisieren und

rade – durch auf das Panoramadach

die Kollegin zu erfreuen.

donnernden Regen cruisen? Auch kei-

Bei Fiat Mattern in Bünde sieht man das natürlich doch noch ein wenig dif-

ne gute Idee. Er sei gewöhnungsbedürftig. Am

ferenzierter. Es gibt: Eine speziell ent- Anfang. Erklärt Herr Mattern junior. wickelte Ausgleichswelle, ein besseres

Und meint das genauso. Man muss sich

Verhältnis zwischen Hubraum und

gewöhnen, an das Motorengeräusch,

innerer Oberfläche des Brennraums

an das Anfahren, an den ECO-Knopf,

zum Beispiel. Verstehen tun wir das

den der drückt, der noch mehr spa-

nicht. Und helfen uns mit einem Ver- ren und auf Newtonmeter verzichten gleich weiter. In unserer Garage war- will. Drinnen, also im 500er Fiat, der tet ein Motorrad auf den kommenden

schon in seiner ersten Version vor vie-

Frühling. 800 Kubik, zwei Zylinder, len Jahrzehnten mal von einem Zweiknappe 90 PS, herausgeholt aus einem

zylinder angetrieben, naja, eher ange-

Twin-Motor. Viele Parallelen also zu

stupst wurde, sieht es aus wie in jedem


55

anderen 500er. Das Taubenblau auch

schwimmt, dessen Ingenieure quer

hier, glänzend lackiert auf ins Auge

denken. Denn entscheiden sich immer

springende Flächen. Ansonsten alles

mehr Deutsche für immer mehr PS,

naturweiß, die Schalter, das Lenkrad, geht dieser Fiat 500 einen anderen Weg. das Radio. Wer erstmals in dem Twin

Und der wird – auf lange Sicht – der

Air sitzt, der traut sich kaum das Pe- richtige sein. Denn schneller, stärker, dal zu drücken, gar zu treten, richtig

durstiger wird nicht die Gleichung sein,

kräftig. Mögen die beiden Zylinder da

die Automobil und Zukunft zusammen

vorne das? Getreten werden? Sie mögen. bringen wird. Downsizing ist angesagt. Lassen die blaue Kugel in 11 Sekunden

Und lässt das sich nicht viel besser er-

auf Tempo 100 flitzen, 73 Pferde müss- tragen, wenn nur der oder die Zylinder ten gegen sie antreten, um zumindest

gehen, der Fahrspaß aber bleibt? Der

ein Unentschieden zu holen. Bei 173

Fiat 500 ist ein Flitzer für enge Kurven,

Stundenkilometer ist Schluss. Aber ist

für den turbulenten Stadtverkehr, für

da nicht auf fast allen Autobahnen in

das Hinüberhuschen zur Eisdiele, zum

fast allen Autos sowieso Schluss? Seien

Wegflitzen über’s Wochenende, kleines

wir ehrlich.

Gepäck, kleine Flucht. Mit grünem –

Nicht nur was das Maximaltempo

oder in diesem Fall eher taubenblau-

angeht. Sondern auch beim prüfenden

em Gewissen – fragen Sie unsere Art

Blick auf ein Auto, das gegen den Strom

Direktorin


56


AUF GROSSER FLAMME

Es muss ein ungutes Gefühl gewesen sein, das Bündes Bürgermeisterin beschlich, als sie vor zwei Jahren zu Imperial gefahren ist. Dr. Uwe Brunkhorst, Werkleiter und Prokurist, hatte zu einem Gespräch geladen. Thema: Die Standort­frage. Und da darf man ja mal nervös werden, wenn ein Unternehmen mit 540 Mitarbeitern über den geographischen Tellerrand schielt. Dabei war das ja gar nicht so gemeint. Erzählt Dr. Brunkhorst heute und kann sich das leichte Schmunzeln nicht verkneifen. Ein wenig Zappeln lassen also, dann rückte er mit dem raus, was er eigentlich wollte. Und das hieß: Expandieren, direkt vor Ort. Eine Halle bauen, 8.000 Quadratmeter groß, auf dem letzten Fleckchen, was das Grundstück, eingepfercht zwischen Borriesstraße und Bahnlinie, noch hergab. Kaum ausgesprochen, hellte sich die Mine der Bürgermeisterin deutlich auf, wurden Visitenkarten, Handynummern ausgetauscht. Die Bürokratie machte ihrem Ruf keine Ehre, sondern spurtete. Ein paar Monate nach Antragstellung erfolgte die Genehmigung. Vier Monate später konnte ein Villengebäude, das auf dem zu bebauenden Grundstück thronte, abgerissen, die Halle gebaut werden. Fertig wurden die Männer auf der Baustelle in Rekordzeit. Und 2 Monate vor dem eingeplanten Zeitpunkt.


58

Wann erlebt man so etwas schon? Fragt sich

erst dem deutschen (Hobby-)Koch aufgegangen

Dr. Uwe Brunkhorst noch heute. Und die Kri- ist. War es vielleicht der Franzose? Ach wo, der se? Hätte die nicht einen Strich durch die Rech- kocht nicht, der geht essen. Sagt Dr. Brunkhorst. nung, die Planung, den Ablauf machen können?

Aber der Schweizer, der Österreicher, der Austra-

Wir denken nicht kurzfristig. Sagt einer, der im

lier, der wusste, dass ein Garer her muss, um das

Weitblick geübt ist. 30 Jahre sind geplant. Für die

heimische Küchensortiment abzurunden. Viele

Halle, für die Produktion von Dampfgarern in ihr. Kochsendungen später kommt auch der deutsche Was ist da schon eine Krise. Und wo ist die, bleibt

Koch im doppelten Wortsinn auf den Geschmack.

die überhaupt. Fragten sich Dr. Brunkhorst und

Und ordert nun so stark, dass es beim Spitzen­

seine Kollegen manches Mal. Anfangs haben wir

modell gar Lieferengpässe gibt. Die führen auch

hier das Fenster aufgemacht. Und gelauscht. Und

zu einem doppelten Ereignis. Einerseits freuen

nichts gehört von einer Krise. Erzählt er heute

wir uns. Wegen der hohen Nachfrage. Und ärgern

schmunzelnd. Ganz so locker werden sie es dann

uns. Wegen der langen Lieferzeit. Sagt der Werk-

wohl doch nicht genommen haben. Vielleicht ging

leiter. Wer das Topmodell, den Dampfgarer mit

es gut, weil der ein oder andere Angst hatte, bald

integriertem Backofen bestellt, der muss heute

schon arbeitslos zu werden. Mutmaßt Dr. Uwe

warten. Leider. Aber bei einem Mercedes hat es

Brunkhorst. Dann doch lieber das jetzt noch vor- früher auch einmal viele Monate gedauert, ehe er handene Geld in die neuen Küchen stecken, und

vom Kunden abgeholt werden konnte. Und so wie

nachher nicht doppelt Schiffbruch erleiden: Kein

er sich in der Premiumklasse bewegt, tummelt

Geld verdienen und nicht vorhandenes Geld für

sich auch der Miele-Dampfgarer in der Champions

den Ersatz der in die Tage gekommene und in die

League der Küchengeräte. Wobei sich die Liefer-

Brüche gegangene Küche stecken müssen.

zeit reduzieren wird, das ist sicher. Doch schon

Dass zu einer solchen Küche auch ein Dampfga- jetzt ist der Kunde bereit zu warten. So wie er auch rer gehört, konnte sich vor einem guten Jahrzehnt wohl kaum jemand vorstellen. Doch die Kartoffel

wieder bereit ist zu investieren. Die Billig-ist-billig-Mentalität ist sicher vor-

verliert im Wasser gekocht viel von ihrem Vita- bei. Ist sich Dr. Uwe Brunkhorst sicher. Wobei die min C Gehalt. Und behält diesen, wenn sie nur

Entscheidung für ein Miele-Gerät meist ein länge-

schonend gegart wird. Was allerdings nicht zu- rer Lernprozess ist. Erst kauft sich der Kunde im


59

Studentenalter eine einfache Küche mit günstigen

eigenen Rhythmus. Was sich nach Zeitverschwen-

Geräten, lernt daraus und legt später sein Geld

dung anhört, wird in der Endabrechnung zum

in hochwertigen, in Miele-Geräten an. Diesen

Zeitvorsprung. Denn am Band wartet der Schnelle

Lerneffekt nennen sie bei Imperial die Rückbe- auf den Langsamen. Und verliert dadurch Zeit und sinnung auf Qualität. Daneben gibt es noch die

Motivation. Das ist jetzt ganz anders. Da ist jeder

erbliche Weitergabe dieses Qualitätsanspruchs. für seinen Dampfgarer, für seinen Montagewagen, Wenn Mutter schon auf Miele vertraute, warum

für seinen Produktionsabschnitt verantwort-

sollte das verkehrt sein, heute nicht mehr gelten?

lich, erklärt der Werkleiter beim Rundgang. Und

Denken viele. Und geben diese Denke an ihre Kin- hat längst die Zahlen, die Beweise dafür auf dem der weiter.

Schreibtisch, dass dieser vermeintliche produktive

Heute, zwei Jahre nach dem Stellen des Bau- Rückschritt ein kräftiger, ein weiterer nach vorne antrags, sind sich alle sicher: Die Entscheidung, war und ist. die neue Halle zu bauen, war eine goldrichtige.

Ein Problem, Mitarbeiter für diesen Schritt, für

Die Kapazitäten sind ausgelastet, 6.200 Quadrat- die Produktion von Dampfgarern und Kochfeldern meter hätten es eigentlich nach dem Wunsch der

zu finden, gibt es nicht. Wir sind in der Region sehr

Bünder sein sollen. Vorausschauend wurden aber

bekannt, da kommen die guten Fachkräfte auf uns

gleich 8.000 Quadratmeter geplant. Die Investiti- zu, sagt Dr. Uwe Brunkhorst. Und dann seien da onssumme betrug dann 12 Millionen, die größte

noch die Auszubildenden, ausgebildet, um da zu

Summe, die je in der Imperial-Firmengeschichte

bleiben. Und wer studieren will, der muss mittler-

jongliert wurde.

weile auch nicht fortgehen. Der kann hier bleiben,

In der neuen Halle geht es aufgeräumt zu. Die

kann ein duales Studium aufnehmen, Maschinen-

Fließbandfertigung? Idee von gestern, längst ver- schlosser und Ingenieur werden. Auch wenn man gessen, abgeschafft, abgebaut. Jeder Mitarbeiter

das heute nicht mehr so nennt. Und es doch das

hat einen kleinen, stabilen Wagen vor sich. Auf

gleiche meint. Sagt der, der sich für den Hallenbau

dem der nächste Dampfgarer steht. Noch nur in

in Bünde stark machte. Vorauszuahnen war damals

seinen Grundformen erkennbar, aber das wird

nicht, dass alles so klappen, so überpünktlich fer-

schon. Flinke Hände schrauben Schrauben, schal- tig werden würde. Aber es klappte und heute lässt ten Schaltkreise. Jeder Mitarbeiter in seinem ganz

sich beruhigt zurückblicken auf diese Zeit


60


Dr. Emma nennen, liebt diesen Ort.

Emmanouilidis, den nicht nur hier alle

Dunkel liegende Stadt. Dr. Theophylaktos

zwei Düsenjäger donnern über die im tiefen

die Spaghetti dampfen auf den Tellern,

Eritrea, oben auf einem kleinen Hügel,

Ein ruhiger Abend. Irgendwo in Asmara,

dass es richtig viel zu frühstücken gibt.

sehr langer, morgens um 6 Uhr frühstücken, ohne

dünn im hoch gelegenen Asmara. Der Tag war ein

die abgenagt am Wegesrand liegen. Die Luft ist

wracks und Bauruinen, vorbei an Tierknochen,

Also den staubigen Weg hoch, vorbei an Auto-

Und seit sieben Tagen die gleiche Entscheidung.

Jeden Abend die Frage, Pizzeria oder Spaghetti?

61


achten Monat gebären, weil der Körper nicht mehr

rierte, spezialisiert auf den gesamten Körper, auf

zum Restaurant, auf dessen Speisekarte genau

war ein dicker. Gepaart mit der Mentalität eines

de Verwandt- und Bekanntschaft für 14 Tage zu-

So lange es geht. Sagt Dr. Emma. Und man hört

in ein Land fliegt, in dem jeder Jugendliche für zwei Jahre an die Front in Richtung Äthiopien geschickt wird. Wo morgens aus dem Duschkopf

ber reden möchte. Die Karriere als chirurgischer Chefarzt? Längst hinter sich gelassen. Da galt er als der, den man nachts um 3 Uhr aus dem Bett holen

heraus, das er eigentlich nicht intensiver darü- rück lässt, die nicht verstehen kann, wieso man

die den eigenen Urlaub opfert, die kopfschütteln-

lende Hygiene, solche anstrengende OP-Tage an?

solche 14 Tage, solche Reisestrapazen, solch feh- gleitet hat. Und heute mit am Tisch in Asmara sitzt,

Wie lange tut man sich so was, solche Tage, OP-Schwester, die ihn über viele Jahre im OP be-

ten des Chefarztes eine entspannte Zeit machen wollten. Du musst immer mitziehen. Erzählt die

die es auch bis an diesen entlegenen Ort geschafft hat, in den Rachen perlen lassen.

tur strecken, entspannen, zurücklehnen, die Cola, wachten. Und mit denen, die sich im Windschat-

Die müden Knochen, die angespannte Muskula- vorprogrammiert. Mit denen, die über das Geld

alternative gibt und dann endlich zurück lehnen. und Stillstand nicht gelten lässt, waren Konflikte

Kellner, hinsetzen, bestellen, wo es keine Bestell- Griechen, der das Wort rückwärts nicht kennt

Ein Schulterklopfen beim wohlwollend nickenden

Wie immer ist er der erste, der den Hügel erreicht. Mediziner, der seinen eigenen Kopf hatte. Und der

Findet Dr. Emma. Auch an Tag Nummer sieben. fallchirurgischen gleich mit eingeschlossen. Ein

ein Gericht steht. Und das schmeckt richtig gut. alle chirurgischen Eingriffe eingestellt, die un-

nicht mehr bekleidet wird. Er war ein Allrounder, einer, der wirklich vom Scheitel bis zur Sohle ope-

ein kühler Tee, frittierte Kartoffelschnitzel, eine

im Krankenhaus die Position einnahm, die heute

Zeit verschwenden an das Denken an früher. Als er

Gurke. Abends dann der mühsame Weg hoch

Zwölf Stunden auf den Beinen, zwischendurch

terernährt wirkendes Kind wachsen zu lassen.

Hat überlebt. Sagt er heute knapp. Nicht zu viel

fasst wurde. Die OP-Schwestern, das assistierende OP-Team wechselte, Dr. Emma blieb am Tisch.

Nähe von 30 Prozent. Mütter, die ihre Kinder im hergibt, um aus einem Embryo ein schon jetzt un-

einmal knappe 24 Stunden lang operierte, als ein Junge vom Schneidwerk eines Mähdreschers er-

keine guten sind. Eine Säuglingssterberate in der

Rad durch die Nacht und zum Krankenhaus fuhr,

Patienten, deren Chancen schon bei ihrer Geburt

hen. Und vor allem: Konzentrieren. Auf kleine

Um 7 Uhr OP-Beginn, stehen, umher laufen, ste- konnte, Dienst hin oder Dienst her. Der mit dem

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würde. Im Jemen empfängt ihn manches Mal der

man eine medizinische Grundsicherung nennen

fährlicher, noch weiter entfernt von dem, was

Der Kongo ist das neue Lieblingsziel, noch ge-

Weiter ist er gegangen und geht er noch immer.

darm raus operieren. Irritiert hat ihn das nicht.

glaubten, der Chefarzt würde auch den Blind-

seine Arbeit hier, auf seine Patienten, auf die, die

Kreis den Kopf. Er solle sich konzentrieren, auf

Es gab damals Patienten, die schütteln hier im

dem Röntgenschirm auftauchte.

tenden Augen, als der Kasten mitsamt Inhalt auf

Flughafen und beobachtete amüsiert die sich wei-

Skalpell auf das Band der Zöllner am Frankfurter

dritten Welt, stellte den Metallkasten mit dem OP-

brachte er einen Großteil seines Urlaubs in der

kenhaus den Rücken kehrte. Schon damals ver-

nicht zur Seite legte, als er 65-jährig dem Kran-

Kein echtes Wunder also, dass er das Skalpell

aus, sondern gleich den ganzen Hügel erklimmend.

71 Jahre lang nun schon, immer nicht nur gerade

reibt, an anderen reibt. Einer, der seinen Weg geht,

Aber ein positiv Verrückter. Einer, der sich auf-

im OP. Und das klingt wie: Er ist ein Verrückter.

Es sei eine sehr intensive Zeit gewesen, damals

Pause einlegt.

ein unfreiwillige, in der Dauer unbestimmbare

Verkehr ruht, sondern auch der Krankenwagen

de ausgegangen ist, und so nicht nur der (Bus-)

nur schwarzer Sand rieselt, wo das Benzin gera-

63


64


lassen, um die Gäste standesgemäß empfangen zu

der Scheich in der Klinik in Taiz und fragt, was

stehen. Hinter dem Jeep, der nur von aussen als

Bekannte, Freunde, der Lions Club, Unterneh-

der Welt sein eigen nennt. Und das längst nicht

bahnt der sich den Weg raus aus dem Wasser, hoch

Kinder hetzen auf schroffem Geröll barfuß einem

Konto: 150 731 300

BLZ: 494 900 70

Volksbank Herford-Bünde

Spendenkonto Hammer Forum

schreibung nahmen.

tellgelbes Flachdachgebäude zwischen die Felsen. die ersten, steilen Hürden der deutschen Recht-

in die Berge. Ganz oben dann duckt sich ein pas- zu erkennen ist, dass hier Hunnebrocker Schüler

zwei Klassenräume, zwei Lehrer. Und eine Tafel, an der noch in geschwungener, krakeliger Schrift

nen schlagen über dem Jeep zusammen. Ächzend

gener, ein paar Ziegen grasen am Ufer, die Fontä- Form gilt, ein Brunnen. Und eine kleine Schule,

führen, aber nicht zu töten. Es wird noch abgele- Wort abgelegen noch in seiner ursprünglichen

mehr in dem Ruf steht, Menschen zwar zu ent- Augenpaaren entstand so hier oben, da, wo das

nicht auf ein Spendenkonto, sondern bar in den Jemen. Bewacht von aufmerksamen, griechischen

In einem Land, das die höchste Entführungsrate

Verloren gehst Du hier nicht. Sagt Dr. Emma. men, Behörden gaben dann doch Geld. Das floss

sitzen. Sicher ist sicher.

tige Aufgabe ist. Auch wenn sich genau das viele gerade nicht vorstellen können.

schinengewehr fest montiert, um das herum fünf Schwerbewaffnete in blau-grauen Tarnanzügen

fährt ein gepanzertes Fahrzeug, auf ihm ein Ma- gerade in dieser Region der Welt eine sehr wich-

ziges medizinisches Gerät eine Trage in sich trägt, die fragen, die sich vorstellen können, das Bildung

Krankenwagen lackiert wurde und innen als ein- schüttelten Welt mehr als genug zu tun. Also all

sich laut Satzung allein um medizinische Hilfe in Krisengebieten. Und hat damit in einer krisenge-

denken, wie hier Name und Bewohner zueinander

Dorf El-Qaida und man will nicht darüber nach- fernab des Hammer Forums, denn das kümmert

Als Dr. Emma diese Kinder entdeckte, ging er sammeln. Fernab seines eigentlichen Projekts,

andere Welt.

entfernt, nur erreichbar, wenn ein Fluss wenig kann. Es schaukelt und ruckelt, es geht durch das

fließend Wasser, ohne Anbindung an die eine, die

ein Bergdorf, zwei Stunden von der letzten Stadt Wasser führt und so sein Bett als Fahrbahn dienen

hier. In karg ausgestatteten Hütten, bisher ohne

teln helfen könne. Mit dem Jeep geht es raus in

denn fehle, wo er mit seinen bescheidenen Mit- können. Wenige Erwachsene, viele Kinder leben

Ball hinterher, eine Ziege hat gerade ihr Leben ge-

Sohn des Präsidenten am Flughafen, besucht ihn

65


eritreischen Nudeln.

nem Besteck die

Jahrzehnte gekomme-

weiter mit in die

Dr. Emma. Und dreht

der Einsatz, sagt

Auch daf端r lohnt sich


Das ist ganz sicher

Und er wird gebraucht.

wird gebraucht.

Wer gebraucht wird,

Solange es eben gehe.

kรถnne? Schweigen.

noch so weiter gehen

Wie lange das und er


68

Damals, sagt die Inhaberin von cp-baustatik, habe sie eigentlich nur zwei Sachen interessiert. Beweis zeigt sie ihre Hand, in der Handinnenfläche eine Narbe, juckendes Überbleibsel aus einer Zeit, als auch das Taschengeld zweigeteilt genutzt wurde: Nägel und Hämmer hat sie davon gekauft. Und immer wieder Baumhäuser gebaut und abgerissen, noch höher im Baum das nächste Haus geplant, umgesetzt. Es muss eine Bilderbuchkindheit gewesen sein, viel draußen, an der frischen Luft. Und sich mit Dingen umgebend, die eigentlich den männlichen, neugierigen Kindern

gerade einmal 13 Jahre alt war.

am Anfang, als die Herforderin

im Studium. Oder besser: Ganz

vorbehalten schienen. Aber die Frage Junge oder

Bielefelder Büro. Vielleicht gar

Bei der Zeit auf dem Amt vielleicht. Oder noch früher, in der Zeit im

in die Selbstständigkeit unterhalten will, der muss früh anfangen.

Wer sich mit Claudia Plake über ihren Werdegang, über ihren Start

Rechnen. Und das Bauen von Buden. Wie zum


69 Mädchen, Männer- oder Frauenberuf hat Clau- herren. Was ja auch nicht der Sache so richtig fördia Plake damals wie heute nicht interessiert. derlich ist. Sagt Claudia Plake schmunzelnd. Und Ein Problem allerdings trieb die 13-Jährige da- auch das zeigte ihr: Richtig bin ich auch hier nicht. mals um. Wie dick muss der Holzbalken sein, der Wieder kamen die Bekannten, die, die sich längst meine Baumhauskonstruktion hält? Die Antwort

selbstständig gemacht hatten und nun die Chance

kam von Zimmermännern, die gerade das elterli- sahen, Claudia Plake in ihren Betrieb zu lotsen. che Dach bauten. Da gibt es einen Beruf, der sich

Aber: Auch das wollte sie nicht. Nicht noch 30 Jah-

genau mit diesen Fragen beschäftigt. Und das ist

re auf dem Amt, nicht mehr 30 Jahre unter Strom

doch ganz wunderbar. Fand Claudia Plake und

im nicht-eigenen Büro. Also die Selbstständigkeit.

wusste ab sofort, was sie werden wollte. Und hat Als logische Folge. Auf die Frage nach den Risiken, das nie wieder in Frage gestellt. Schnell das Abi­ nach dem, was denn gegen die Selbstständigkeit tur gebaut, das Studium abgeschlossen und erst

damals gesprochen habe, gibt es nur eine Ge-

23jährig rein in das Abenteuer Baustatik. Angefan- genfrage. Welche Risiken? Ich hatte immer noch gen also in einem Büro, in dem es brummte. Und

Reserven von damals. Ich hatte ein großes Haus,

auch der Kopf der jungen, neuen Mitarbeiterin zu

ein großes Arbeitszimmer. Also Computer gekauft,

brummen begann. Erst im positiven Sinne. Sie bekam sofort erste

Programme gekauft, losgelegt. Irgendwann kam

verantwortungsvoll zu behütende

dann ein ganz Schlauer. Und hat erzählt. Von den

Projekte, wuchs mit den Aufgaben

Zuschüssen, von dem, was Existenzgründer so be-

mit, packte Kopf und Schreibtisch

ziehen können. In diesem Fall aber nicht wollen.

voller, vergaß Feierabend, Wochen-

Brauche ich nicht. Und will ich auch nicht. Dachte

ende, Jahresurlaub. Es gab nur eins.

die Diplom-Ingenieurin damals. Und sagt sie noch

Die Arbeit. Das Konto wuchs, die

heute. Sie ist dann aber doch hingegangen. Zur

Zeit, davon etwas abzuheben, gar

Wirtschaftsberatung. Weil man da ja hingeht. Und

zu genießen, schwand dagegen. Ein

da hat man nur genickt, alles richtig ausgefüllt.

paar Jahre hat sie das ausgehalten.

Alles richtig ausgedacht, alles

Hat sich beflügeln lassen vom Er-

richtig gemacht. Kann also

gehört hatte und nun mal nachfragen wollte, wie

folg, von dem Gefühl, mitten drin

losgehen. Wäre da nicht die

es denn so gehe. Und ob es auch gemeinsam, also

im Baustatik-Aufschwung zu sein.

Sparkasse gewesen. Denn die

bei der Statikberechnung der von ihm zukünftig

Dann das, was keiner sehen will.

machten einen Strich durch

zu errichtenden Industriegebäude gehe. Es ging.

Und was doch in solchen Situatio-

die Rechnung. Frauen? In

Und wie. Die Mitarbeiterzahl wuchs, erst der

nen fast immer kommt. Burn-Out

der Baubranche? Brauchen

Umzug ins Elsbachhaus, jetzt bald der nächste

nennt es sich heute, früher wäre es

wir nicht. Wurde ihr da ge-

Umzug, in eine kleine Villa, renovierungsbedürfEine Erfolgsstory also. Aber keine von einer, die

worden, was die Person da gerade

Plake das erzählt, wird ihre

immer weiter will. Immer

sich selber zumutet.

ohnehin schon flotte Stim-

größer? Bei den Mitarbei-

me noch schneller. Aufregen

tern, bei den Projekten?

versierte Baustatikerin so richtig

tue sie das, noch heute. Also

Lieber nicht. Die Balance ist

eigentlich nicht mehr erklären.

finanztechnisch doch in Bie-

gefunden, der optimale Be-

Aber der Entschluss stand fest: Ent-

lefeld geblieben. Und mit der

ruf, die optimale Unterneh-

Was dann kam, kann sich die

schleunigen. Der Arzt hatte emp-

Arbeit in Herford begonnen,

mensgröße. Und: Auch die

fohlen: Alles ändern. Dem Wahn-

im eigenen Haus, im eigenen

optimalen Mitarbeiterinnen.

sinn im Büro, das nach der Wende

Arbeitszimmer. Erst kam der

Männer? Würde sie ja auch

so boomte, zu entfliehen. Ob es ein

Nachbar mit einem Miniauf-

anstellen. Aber die wollen

Rückschalten um ein paar Gänge

trag, nach einem halben Jahr

irgendwie nicht. Oder trau-

gewesen sei? Nein, gleich um zehn.

die ersten Einfamilienhäu-

en sich nicht.

Sagt Claudia Plake. Und erzählt, wie

ser, Carports, ein erstes Ge-

das so war, als Prüferin. Auf dem

schäftshaus. Und es kam auch

Dann eben nicht. Also ein Fünf-Frauenbüro. In ei-

Amt. So richtig wiederzugeben ist

einer, der die, die da auf dem

ner Welt, in der fast nur mit

das kaum. Nur so viel: Sie ist am

Amt arbeitete, noch gut kann-

Männern gemeinsam gear-

Ende zwei Mal eingeschlafen. Mit-

te. Von der Selbstständigkeit

beitet wird.

ten am Tag. Am Schreibtisch. Obwohl sie jetzt (endlich) ausgeschlafen war. Das war dann die Antithese zum Burn-Out. Das Zeichen, dass es auch so nicht weitergehe. Was noch dazu kam: Ich war einfach immer auf der Seite der Bau-

ins Zeug. Und endet, wenn es gut läuft, genau da, wo ich jetzt bin

tig gekauft, umgebaut, umgezogen, eingezogen.

nicht möglich. Wenn Claudia

für so einen Beruf bewusst entscheidet, der legt sich intensiv(er)

sagt. Kontoeröffnung? War

des Körpers gegen das gewertet

Durchsetzungsprobleme? Habe ich keine. Und wer sich als Frau

als Zusammenbruch, als Aufschrei


52 WOCHEN KALENDER 2011

Die betrieblichen Termine? Verwaltet die Sekretärin. Oder der Organizer. Die familiären Termine? Hängen Zu Hause an der Küchenwand. Und dann gibt es da noch die Daten, die noch wichtiger sind. Und die irgendwo zwischen Betrieb und Familie hängen. Die immer dabei sein wollen. Und bei denen Sie sich nicht entscheiden können, wo sie denn am besten aufgehoben sind. Geben Sie es zu, Sie verlieren manchmal an Überblick. Was wir, den Blick auf unsere Schreibtische wendend, sehr gut verstehen können. Nun verhelfen wir Ihnen gleich zweifach zum Überblick. Sie sehen: 52 mal aus dem Fenster eines winzigen Sportflugzeuges, schauen über die Korbreling eines Heißluftballons. Und schauen auf den Kreis Herford. 52 Wochen, ein ganzes Jahr lang. Sie sehen auch: Ihre Termine, selber und damit zumindest für Sie leserlich eingetragen. In einem Umfeld, besser Ambiente, das mit dem Wort hochwertig längst nicht passend beschrieben ist. Sie werden einen Handschmeichler vorfi nden. In einem Format von 15 mal 18 Zentimetern. Fein, sehr fein gedruckt. Auf ebensolchem Papier. Fehlt nur noch Ihre Bestellung. Das Formular dazu fi nden Sie auf der Bestellkarte am Ende dieses Heftes oder auf unserer Webseite www.528-magazin.de

ABONNEMENT

WIESO DIESER TITEL? UND WIE SPRICHT MAN DEN EIGENTLICH AUS?

Wir haben diese Fragen zigfach beant- im Kreis Herford. Und die bewegen wortet. Und können verstehen – und

sich, rein geographisch betrachtet auf

bedauern gleichzeitig –, dass denen, 52 Grad Nord, 8 Grad Ost. Daher der die Heft No1 nicht in den Hände hiel- Name also. Auch wenn sich der Kreis ten, eine wichtige Information fehlt. weit besser charakterisieren lässt als Gedacht ist das Zweiundfünfzigacht, mit diesen beiden Zahlen. Aber dafür so sprechen wir das aus, für Menschen

ist ja unser Magazin da.

Glück gehabt, Heft No3 ruht in Ihren

dann erhalten Sie ein Jahr lang alle fünf

Händen. Wo aber, oder wenigstens wie

528-Ausgaben zugesandt. Wie Sie zu ei-

kann ich auch das nächste Heft bekom- nem Abonnenten werden, erfahren Sie men? Fragen, die uns immer häufiger

unter www.528-magazin.de. Und wenn

gestellt werden. Und auf die es zwei

Sie (kurz)entschlossen sind, dann nut-

Antworten gibt: Werden Sie iwkh- zen Sie doch einfach die Bestellkarte am Mitglied. Und Sie erhalten das Heft per Post. Oder: Werden Sie Abonnent. Auch

Ende dieses Heftes.


ABGEFAHREN

zialist für Elektrofahrzeuge und Geschäftsführer

der Gemeinde – umsonst mit Strom versorgen. Die

als Pendler zum Bahnhof fahren, dann ihrer Archen sucht. Boxen werden dabei in der Gemeinde

allem fahren der Umweltmediziner und der Spe- aufgestellt, die Elektrofahrzeuge – unterstützt von

auch wenn es verboten ist, ohne Helm fahren? Vor

fl itzt– es dann in den Feierabend

sich aufladen. Flott und lautlos geht – oder besser

im Industriegebiet entlang – wo sonst könnte man, rufen derzeit ein Projekt ins Leben, was seinesglei- beit nachgehen, während die Fahrzeugbatterien

lich. Und kostenlos. Denn die beiden Querdenker

Und das geht schon bald in Rödinghausen tagtäg- sich. Können sie doch elektrogetrieben zur Arbeit,

Elektroroller über Land fahren. Wobei auch das

sprich Strom aus erneuerbaren Energie getankt. jetzt für die Aktion und auch Mitarbeiter freuen

Sonnabend und Andreas Poggemeyer mit dem

verkehrt ist. Hier geht es eine sehr einsame Straße

freundlich. Denn der Roller hat natürlich grünen, ap-elektro, Unternehmen begeistern sich schon

ein Brummen? Nicht zu hören. Wenn Dr. Martin

mit dem Roller. Und ist es eigentlich auch. Aber von ap-elektro in Rödinghausen aber umwelt- passenden (Leasing-)Fahrzeuge gibt es dazu bei

Sieht aus wie eine flotte, brummende Ausfahrt

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Wir laufen alle mit einem Minderwertigkeitskomplex herum. Sind mit uns selber nicht zufrieden. Versuchen uns aufzuwerten. Mit Dingen, die meist zu kaufen sind. Um uns selber besser zu gefallen.


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nicht mit 80. Ein bisschen Arbeit unter der Hand hier. Aber kann man das, sich selber aufwer- er jetzt will, nicht mit 70, dann vielleicht Ein wenig Aushilfe da. Raus aus dem ten? Wer ins eigene, wer in das Gesicht Weil es sie, weil es ihn Welz. Dann Fokus. Hauptsache keine Selbstenttäuvon Rainer Welz schaut, wer sich mit gar nicht mehr gibt. Erzählt il seines Gel- schungen mehr. Wird schon irgendwie dem Mann mit der ovalen Nickelbrille lieber auf einen Bruchte n. Und das gehen. unterhält, der merkt schnell, dass das des verzichten. Und loslasse Wird es natürlich nicht. Von diesem denen nicht nur Augenwischerei ist. An sich selber. auch können. Nicht mehr die auf das Ablauf, von dieser Dynam ik aber selber Welz ist Geschäftsführer bei Maßar- nur die Daumen drücken, iker den verzweifeln lassen? Da setzt sich Rainer beit e.V., der sozialen Agentur für Arbeit, hoffen, was irgendein Theoret In der Praxis Welz lieber selber Ziele. So wie das, dass dem Arbeitslosenzentrum, zukünftig Klebeeffekt getauft hat. für einen Euro jeder, der will, arbeiten können soll. Und der Evangelischen Stiftung. Einer, der heißt das: Erst einmal empfeh len. darf. Dabei redet hier kein Theoretiker. nicht in den Urlaub fahren will. Weil die Stunde arbeiten. Sich geschaut Nicht mal ein Praktiker. Sondern einer, die Zeit davor immer so vollgepackt Es schaffen, dass auf einen hauende der das selber erlebt hat. Der weiß, wie ist. Mit Dingen, die noch zu erledigen wird. Und sich der Draufsc kann, dass er sich das anfühlt. Das mit der drohenden sind. Und im Abschn itt danach so viel irgendwann vorstellen mehrere Euros Arbeitslosigkeit. Wie der aussieht. Der aufzuholen, aufzuarbeiten ist. Arbeit? bleibt. Und aus einem beginnen könnte, werden. Die, die klebenbleiben, gibt es Strudel, der gleich Die ist ungerecht verteilt. viel zu sel- runterzuziehen. Im Jahr 2000 wechZuschauen, andere machen lassen? immer wieder. Wenn auch Ist ungerecht selte Welz als Sozialsekretär zum KirIst auch nicht die Arbeitsphilosophie ten. Wie gesagt: Arbeit? Und beginnt chenkreis, fünf Jahre später dann die von Rainer Welz. Ich kann das nicht. verteilt. Sagt Rainer Welz. dass es eine Umstru kturier ung, die Kündigung. Mit Dinge sich nicht bewegen sehen. Die zu erzählen. Von der Idee, Prozent der 57 Jahren. Eng war es da, sehr eng. Sagt ich bewegen will. Sagt der Maßarbeits- Quote geben müsse. Fünf losen ge- Rainer Welz. Und man ahnt, dass das ZuGeschäftsführer, der Stiftungs-Vorsit- Arbeit müsse nur von Arbeits rposten bei macht werden – müssen. Dann würde rück auf den Geschäftsführe zende. Auf dem Ar- Maßarbeit ein großes Glück gewesen sein Allerdi ngs nur noch ein paar Wo- viel mehr kleben bleiben. onnaie. Vor muss. Und sich das auch so angefüh lt hat. chen, dann ist Schluss. Ende. Irgend- beitsmarkt. Und im Portem Heute, nach dieser Erfahru ng will ertgefü hl. eine offizielle Funktion noch nach dem allem aber: Beim Selbstw eit, PersViele hat er kommen, einige kleben er all das nicht mehr: Sicherh 31. März kommenden Jahres bekleiden? jetzt denn er Was keit. Planbar , de gefei- pektive Aus heutiger Sicht? Auf keinen Fall. Fra- bleiben sehen. Hat Abschie Rudem mit nur leise Ade so mache, nach der Arbeit, gen, gut, das können seine Kollegen ert. Und manchmal auch ifeln? Dass hestand? Erst einmal das Handy vom noch. Und auch Antworten erwarten. gesagt. Aber daran verzwe ne sind, wenn Nachttisch entfernen. Da liegt es noch. Aber den Kontakt selber herstel len? nur wenige in Feierlau nach zwölf Jede Nacht. Als Gedankenstütze. Wenn Nachfragen, wie, ob es so gehe, ohne sie nach sechs, nach neun, wieder ver- nachts ein Einfall kommt und der schnell ihn? Ohne den, der hier 1984 anfing, Monaten die Maßarbeit von Rainer festgehalten, in Kurzworten eingetippt kurioserweise auch als Arbeitsbeschaf- lassen? Ist nicht das Ding nicht. Verste- werden möchte. Aber was er sonst so fungsmaßnahme. Halbe Stelle, 1.100 Welz. Das geht einfach ifeln. Job mache? Nachdenken. Lesen. Reisen, das DM im Monat, in der Beratung? Nicht hen kann er die, die verzwe mal angeschaut, weg, Frau weg, Selbstwertgefü hl weg. Wohnmobil ist schon vorstellbar. ann aber längst nicht geordert. Unsicher ist Da werde schon ein Loch kommen. Ein logischer Ablauf. Und irgendw einfach nicht sicher. Aber darauf lohnt es sich zu freuen. Ist die Erkenntnis, dass man Dabei ist es die Sicherheit, die er . Dass möchte werden sich Rainer Welz sicher. Und wenn doch mehr enttäuscht schafft, in der am 31. März nicht mehr sucht. Und einicht? Dann bleibt er neugierig drauf. man sich eine Situation chung gibt. gentlich schon seit Jahren hinter sich Zwei Jahre hat er sich erkauft. Vom es einfach gar keine Enttäus Nische suchen. gelassen hat. Staat. So nennt er das. Zwei Jahre, die Geben kann. Also eine

Die Unsicherheit? Eigentlich eine Chance. Die Angst? Häufig eine, die beflügelt. Ich habe eine Sehnsucht danach, aufzuhören. An mich zu denken. Und nicht nur zu denken


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Mach mal die Geschichte über den Jan. Hat uns ein guter Freund gesagt. Das ist ein bescheidener, einer, der ’nen Traum lebt. Einer, der kein Tagträumer ist. Einer, der quer denkt. Aber es nicht beim Denken belässt. Recht hat er.

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sie fünf Jahre später die Einladung zur Schiffstaufe verschickten,

siegelten Sache. Auch wenn sonst keiner dran glaubte. Erst als

Was anfangs nur langsam voran ging, wurde in Prag zur be-

sich faszinieren zu lassen von der Idee, selber ein Boot zu bauen.

Buch gewünscht, weitere Segelbücher gekauft. Und begonnen,

mit knapp 30 Jahren mit dem Katamaran um die Welt segelten.

diosendung, dieser Bericht über das Boot zweier Verrückter, die

te er gearbeitet, als Sozialpädagoge. Und da war da die eine Ra-

Sondern um seine Neugierde zu befriedigen. Als Metallbauer hat-

Also kaufte Jan alles auf einmal. Nicht, um in See zu stechen.

sich dann doch umstimmen ließ.

Rumpf und Mast, Segel und Takelage nicht trennen mochte. Und

ihn krankheitshalber nicht umsetzen konnte. Und sich doch von

Jahre einen Traum lebte. Den Traum einer Weltumseglung. Und

viel zu viel unebenen, schiefen Flächen. Abgekauft einem, der 20

ein oder anderen Roststelle, der einen, der anderen, eigentlich

haufen bezeichnete. 11,13 Meter lang, komplett aus Stahl. Mit der

geriet, war sein Boot. Oder eher das, was er selber als Schrott-

der Jan Welter, der mittlerweile im Löhner Jugendamt arbeitete,

loslassen. Was an diesem Tag auch wieder in den Fokus vom Bün-

2002. Da packte beide das Reisefieber. Und sollte sie nicht mehr

Wanken geriet. Angefangen hat dieser Plan in Prag, Sylvester

jedes Wochenende, jeder Urlaub, die gesamte Lebensplanung ins

Dabei haben sie einmal einen Plan verfolgt. So ehrgeizig, dass

len die beiden, als sie bei Jans Eltern auf dem Sofa sitzen.

Projekt. Aber danach? Danach ist sowieso nicht planbar. Erzäh-

haben. Für den nächsten Schritt, den nächsten Tag, das nächste

serem Leben hat sich herausgestellt, dass es gut ist, einen Plan zu

nach dem Was-macht-ihr-wann keine Antworten geben. In un-

Jan und Susanne, die wollen, die können auf solche Fragen

Wo wir in zwei Jahren sind? Auf der Rückreise. Oder in unserer eigenen Firma, Bootsreparaturen in der Karibik. 76


am Mittellandkanal, Zielpunkt unbekannt.

gen, dann abgelegt. Die Taue losgeknüpft, Startpunkt Rusbend

noch eine Nacht lang am Motor gefeilt, die letzten Vorbereitun-

te man lieber nicht auslaufen. Sagt eine alte Seglerweisheit. Also

Es war der 17. November 2007, und freitags, nein freitags soll-

längst in der Realität angekommen war.

das mal in einer Märchen-, einer Traumwelt entstanden – und

einem Schiff, das auf den Namen Peter Pan getauft wurde. Und

Alles, den ganzen Proviant, die Klamotten, das Equipment. Aus

Wenn wir jetzt nicht endlich losfahren, packe ich wieder aus.

entscheidenden Worte der heute 36-Jährigen Sozialpädagogin.

nicht, dass sie gar nicht scherzte. An einem Freitag dann die

len wohl auswandern. Scherzte die Kassiererin. Und merkte gar

kaufswagen vor sich her, vollgepackt mit Konserven. Sie wol-

Irgendwann schob Susanne dann in den Aldi. Schob 14 Ein-

freier gewesen.

gleich einen neuen bauen können, das wäre schneller und stress-

mit dem gebrauchten Rumpf hätte anfangen sollen. Da hätte er

hochseetüchtiges Schiff. Und wusste am Ende, dass er gar nicht

verarbeiteten Schiffsrumpf ohne Kiel ein echtes, ein see-, ein

machte aus einem krummen, einem schiefen, einem schlecht

unter noch dickerem Pullover. Alle Schweißnähte erneuerte Jan,

schützendes Hallendach über dem Kopf, mit dickem Pullover

Und jeden Tag, das bedeutet auch: Bei Wind und Wetter. Ohne

Stunden die Woche, am Wochenende von Susanne unterstützt.

nebenher an seinem Schiff. Nebenher das heißt: jeden Tag, 35

zeitlich reduziert in der Metallbranche in Herford und werkelte

Zuvor hatte Jan seinen Beruf in Löhne gekündigt, arbeitete

also wirklich. Und wohin soll das Ding eigentlich schwimmen?

wurden die Freunde, die Verwandten wach. Das Ding schwimmt

Vielleicht auch in Australien. Alles möglich. Außer einer präzisen Antwort.

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1 Monat über Weihnachten und Sylvester geblieben

auch hier als Schiffbauer gearbeitert

4 Tage und Nächte bei Sturm gesegelt, die „Feuertaufe“

Madeira

Kanaren

Tanger, Gibraltar Rio Guadiana, Spanien/Portugal

Motor an, nicht zurück, nur nach vorn

8 Monate lang Schiffe repariert

Barcelona Hier das erste Mal die Segel gesetzt.

ins Mittelmeer von der Rhone aus gefahren.

Port St. Louis, Frankreich

runter

den Rhein

Duisburg

Rusbend

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Kopf, wenn der, der im Hafen das ent- überquerung eine gute, eine spannen-

geschaut. Unter Motor also den Mittel- gegen geworfene Seil in die eine Hand

de Geschichte erzählen will. Von den

landkanal, den Dortmund-Ems-Kanal, nimmt, gleich auch die andere Hand

plötzlich einsetzenden Pumpen, vom

den Rhein runter. Weiter nach Frank- aufhält. Müss(t)en ja reiche Leute sein, Wassereinbruch. Wenn du erst so richreich, weiter ins Mittelmeer. Dann das

kommen von weit her, haben ein gro- tig realisierst, dass du doch verdammt

erste Mal die Segel hochgezogen. Um

ßes Schiff. Denken die, die es besser

das umzusetzen, was vor allem Susanne

wissen könnten.

in vielen Kursen gelernt hatte. Der erste

weit draußen bist. Erzählt Jan heute. Wasser im Schiff, Wasser im Motor.

Dann der erste längere Törn, vier

Also das Wasser-Öl-Gemisch raus, mit

Törn dann gleich die Feuertaufe, Stark- Tage, vier Nächte nach Madeira. Die

Öl nachspülen, schrauben, hoffen, Mo-

wind, hohe Wellen und eine Hafenein- Peter Pan so durchgeschüttelt, dass an

tor wieder anschmeißen. Und das bei

fahrt bei Nacht. Und die Erkenntnis, Kochen nicht zu denken war. Und beide

hohem Wellengang, wenn die Gischt

dass das, was in so vielen Tagen, Mo- an Essen auch lieber gar nicht denken

oben über das Deck peitscht und die

naten, Jahren entstanden ist, sich nicht

wollten. Nur Bananen und Kekse, selbst

ohnehin große Enge unter Deck noch

nur gut, sondern erstaunlich gut segeln

auferlegte Schonkost also. In Madeira

in Schieflage gerät.

lässt. Weiter Richtung Gibraltar, immer

angekommen dann die Entscheidung:

von Hafen zu Hafen hüpfend. Eigentlich

Das hat so gut geklappt, dass es weiter- amerika, wo die beiden wieder festen

Salvador ist der erste Punkt in Süd-

auch weiter in Richtung Atlantik. Aber

gehen kann. Weiter gen Westen. Oder

Boden unter die Füße bekommen. Und

da war noch dieses Versprechen. Einen

besser: Erst einmal gen Süden. Runter

ab sofort den Pfad der anderen verlas-

Freund zu besuchen, auf dem Grenz- auf die Kanaren, Inselhopping, dann

sen. Kauf Dir einen Reiseführer, ein

fluss zwischen Spanien und Portugal. ein letztes Auftanken auf den Kap

Hafeninformationsbuch, den Lonely-

Drei Wochen wollten die beiden bleiben, Verden, dann der große Sprung. Am

Planet-Reiseführer. Und reise, gehe an

acht Monate sind sie geblieben. Haben

18. Dezember 2009 das Ablegen, auf

all die Stellen, die da beschrieben sind,

ausgeholfen, die Reisekasse aufgefüllt. nach Brasilien. 18 und ein halber Tag

nicht hin. Sondern in die entgegen ge-

Mit dickem Portemonnaie sind sie nie

später die Ankunft. Mit dem, was dazu

setzte Richtung. Dann bist du richtig.

gesegelt, schütteln noch heute den

gehört, wenn man nach einer Atlantik- Raten Jan und Susanne. Und fanden


79 so in Suriname, da, wo ihr Schiff jetzt

die keine Hektik mehr kennen, von

vielleicht Tobago. Kuba würde reizen,

gerade in einem Fluss liegt, Plätze, die

der Hektik gepackt werden. Drei Wo- aber eigentlich ist alles möglich. Viel-

unentdeckt sind. Wo Affen, Faultie- chen. Das reicht. Um den Hunger nach

leicht werden wir irgendwo sesshaft.

re und Papageien durch die Bäume

einem ordentlichen Mettbrötchen zu

Helfen professionell denen weiter,

schwingen, schlendern, fliegen. Wo

stillen. Um die Liebsten zu drücken. die schiffbauerische Hilfe brauchen.

Riesenotter neben der Peter Pan auf- Und doch zu wissen, dass das hier nicht

Und leben davon. Vielleicht geht es

tauchen, wo Menschen am Ufer aufge- mehr das, nicht mehr ihr Zuhause ist. aber auch zurück, ab April 2011 wäre regt winken. Und sich freuen. Wenn

Zuhause, das ist unser Schiff. Sind sich

die Atlantiküberquerung vom Wet-

zwei Menschen vorbei kommen, die

die beiden ganz sicher.

ter her wieder möglich. Aber zurück

sie nie zuvor gesehen haben. Und die sie wohl nie wiedersehen werden.

Der Plan ist, gen Norden, in die

in ein normales, ein irgendwie gar

Karibik zu segeln. Nicht dahin, wo die

nicht mehr normal wirkendes Leben

Wenn diese Zeilen hier erscheinen, Kreuzfahrtschiffe anlegen. Nicht da- finden. Schwer. Sagt Jan. Und meint sind die beiden wieder unterwegs. Drei

hin, wo das Internet lockt, das Handy

Wochen Zuhause, in Bünde, im Kalle- wieder auf Empfang gehen kann. Mal

wohl: Lieber nicht. Vielleicht also doch lieber den wenn

tal. Mit Wiesen, die irgendwie so grade, wochenlang nicht erreichbar sein?

auch teuren Weg durch den Panamaka-

so akkurat geschnitten aussehen. Mit

nal. Auf nach Australien. Alles möglich

Wunderbar. Sind sich die beiden auch

ein letztes Auftanken

e

Fluss Domburg, Suriname

Vo n

da

di

e

Kü s

te

ge

n

N

or de

n

na

ch

Su

ri

na

m

e

Salvador, Brasilien

Ta g

Mit dem Bus viele Ausflüge in den Amazonas gemacht.

18 ½

Wassereinbruch Motorschaden,

Kap Verde

Bahnhöfen, Flughäfen, in denen die, sicher. Vielleicht wird es Grenada, also


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DIE NACHT IST ZUM SCHLAFEN DA. Glaubt heute eigentlich niemand mehr. Also sind wir wach geblieben. Viele Nächte lang. Von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang. Und haben die besucht, die rein beruflich die Nacht zum Tage machen. Die aufstehen, wenn andere zu Bett gehen. Und bewachen und produzieren, pflegen und verkaufen, während die Müdigkeit zunimmt. Und der Tag immer noch nicht angebrochen ist. Ein Magazin über die Nacht also. Tiefschwarz. Das zum Träumen einlädt. Nicht zum Einschlafen


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IMPRESSUM Herausgeber:

Wer so ein Magazin macht? Wir.

Agentur hoch5 in Kooperation mit

Wir, das sind genau zwei Personen:

Initiative Wirtschaftsstandort Kreis Herford e.V und

Elena Perschin ließ Wortberge kippen, stürzen

widufix – aktiv für Unternehmen im Kreis Herford

und sich dann wieder aneinander schmiegen.

V.i.S.d.P.: Tobias Heyer

Tobias Heyer sorgte für alle Bilder und Wortberge. In diesem Magazin ist alles selbstgemacht.

Konzept, Redaktion, Art Direction, alle Fotos und Texte:

Selbst ein Großteil der Anzeigen.

Agentur hoch5, Bünde www.hoch5.com

Aus der Konserve? Kommt bei uns nichts.

Druck: Heidenreich Print GmbH, Bünde Auflage: 3.000 Stück

Beim ersten Durchblättern, beim ersten, dann beim

Papier: Galaxi Keramik

intensiveren Lesen wächst in Ihnen der Wunsch, einmal hier über sich selber Schnörkelloses lesen zu können? Dann wünschen Sie doch. Und schreiben uns. Nutzen Sie info@528-magazin.de Und wer weiß, vielleicht geht der Wunsch ja in Erfüllung. Die passende Jahreszeit dazu ist es ja gerade.


Weinachten

Weinatelier Georg Schmidt

Import feiner französischer, italienischer & spanischer Qualitätsweine, Weinklimaschränke, L'Optimé Ahler Grenzweg 74, 32257 Bünde, Telefon (0 52 23) 6 15 21, Fax (0 52 23) 6 29 46 www.weinatelier.de, E-Mail: schmidt@weinatelier.de

Anzeigengestaltung www.hoch5.com

Was schenken? Dem, der ein Jahr lang nicht nur die Geschäfte begleitet, sondern sie zu guten werden ließ. Und dabei vom Kunden, vom Dienstleister zum Freund wurde? Wir wissen, was dem gerecht wird.


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