52 8 no. 6

Page 1



2 RÜCKWÄRTS 8 SECHS

QUADRATMETER 16 13.000

Kilometer 28 WIDUFIXLAUF 38 flottes

brot 40 zeitloser 50 strömend 58 aufgeladen

Wie wäre eine Reportage über den, der die Anmoderation übernimmt. Über die, die die Wasserflasche, die Apfelschnitzel reichen? Denkbar Die vorzustellen, die mit- auch, die journalistisch zu laufen. Und die, die dafür

beleuchten, die die Strecken-

sorgen, dass andere laufen

führung erdachten. Denkbar,

können. Vielleicht noch die

Wie wäre eine Reportage über sicher. Aber nicht für uns.

herauspicken, die den größ-

den, der die Anmoderation

Einfach ist es, den Widufixlauf

ten Geldbatzen in die Spen-

übernimmt. Über die, die

in Worte, in Bilder zu kleiden.

denbox schieben. Oder den

die Wasserflasche, die Apfel-

Die Strecke, das Profil, Start-

interviewen, der sich schon

schnitzel reichen? Denkbar

zeit und Rahmenprogramm

Die vorzustellen, die den mit- auch, die journalistisch zu freut, kommendes Jahr

bekanntzugeben. Einfach ist es, den Widufixlauf

laufen. Und ausrichten die, die dafür Widufixlauf zu

beleuchten, die die Strecken-

Also halten Sie ein Heft in

in Worte, in Bilder zu kleiden.

können. sorgen, dass andere laufen

führung erdachten. Denkbar,

den Händen, das sich an kei-

Die Strecke, das Profil, Start-

können. Vielleicht noch die

sicher. Aber nicht für uns.

ne Rhythmik hält, das zu

zeit und Rahmenprogramm

herauspicken, die den größ-

früh kommt. Und nicht im

ten Geldbatzen in die Spen-

Takt geht. Ein Heft also über

denbox schieben. Oder den

Bewegung. Über bewegende

bekannt zu geben.

interviewen, der sich schon

Momente. Und Beweger. Eine

freut, kommendes Jahr den

Ausgabe also, die nicht nur

Widufixlauf ausrichten zu

Also halten Sie ein in zeitlich passend zumHeft Widu-

können.

fixlauf erscheint. den Händen, das Und sich es ansich keialles macht. Nur hält, nicht einfach. ne Rhythmik das zu früh kommt. Und nicht im

Anzeigengestaltung www.hoch5.com

Takt geht. Ein Heft also über Bewegung. Über bewegende Momente. Und Beweger. Eine Ausgabe also, die nicht nur zeitlich passend zum Widufixlauf erscheint. Und es sich alles macht. Nur nicht einfach.


2


3


4


5

Unterwegs

Ein bisschen wirkt die ganze Sache wie

Vorwärts-, einem Rückwärtsgang, mit

von sehr weit weg, von gestern also. Und

altertümlichem An­lasser, Blinker und

genauso ist sie ja auch. Ein Auto, gute 80

den drei Pedalen umzugehen ist. Ungläu-

Jahre alt. Ein Mann neben uns, Haare

big sitzen dann plötzlich die am Steuer,

wie Bart grau meliert, die Weste eine

die eben noch erstaunt zugeschaut ha-

lederne, die Hände durch ebensolche

ben. Und sich nicht vorstellen konnten,

Hand­schuhe geschützt. Fenster? Hat der

dass das geht: selbst lenken und nicht

Wagen, in dem wir sitzen, nur vorne und

gefahren werden. Dass das geht – und

hinten. An den Seiten aber: Cabriofeeling. wie gut –, haben nun schon viele erlebt. Wir thronen also auf den Sitzen eines

Haben bei Dohna&Dombert – Lebensge-

Ford A Tourers, gelenkt von Thomas

fährtin Edeltraud Dombert ist nicht nur

Dohna, der sicher ist, dass so ein Old- namensgebend, sondern mit Leib und timer von jedermann zu fahren ist. So

vor allem Seele mit von der (Land)Partie

sicher, dass er sich von seinem Ford A – erfahren (!), dass reisen dann doch über Tourer trennt. Zumindest auf Zeit. Und

eine ganz andere Bedeutung als die Über-

nicht nur von dem. Auch sein Durant

windung der Strecke zwischen A und B

D65, sein Austin Clifton 12 Tourer – alle

verfügt. Man muss Thomas Dohna nur

problemlos lenk- und buchbar. Es dau- zusehen, wie er den Oldtimer über die ere eine halbe, manchmal eine ganze

Straße dirigiert, um zu verstehen, dass es

Stunde, dann sei erklärt, wie mit drei

ein bewusster Rückschritt, ein Zurück-


6

kehren zu Zeit und Muße ist, die der erlebt, der selbst

alten Schätzchen. Die, in denen Auto fahren, noch

fährt, der sich fahren lässt. Vier Personen finden

einem filigranen Handwerk gleicht. Wobei eigent-

in jedem der drei Fahrzeuge Platz, es darf durch- lich gar nicht viel kaputt gehen könne, sorgsame gewechselt, es darf am Lenkrad oder auch hinten

Fahrweise vorausgesetzt. Gut, die Hupe vorne am

auf der Rückbank genossen werden, je nach Laune. Ford hat er schon drei Mal neu anschrauben müsEs geht, ganz gleich wo ge- sen, Vibrationen scheinen hier immer wieder für sessen wird, vor allem um

Lockerung zu sorgen. Aber echte Sorgen muss sich

eins, so Thomas Dohna. keiner machen. Weder Eigentümer noch Reisender. Um Genuss. Selbst wirkt

Zum Thema Genuss gehört auch, dass man nicht

er wie einer, der genau

lange suchen muss. Nach der passenden Route, der

das ist: ein Genussmensch. sich anbietenden Übernachtung, der Möglichkeit, Einer, der sich Zeit nimmt. sich am Wegesrand zu stärken. Denn das Angebot Der erstmal schaut, besser:

der Oldtimerreisefreunde ist ein umfassendes. Und

beobachtet. Seine Schlüs- exklusives, versteht sich. Wer sich für solche Fahrse zieht, die dann erst ein- zeuge begeistert, wer das flexible Dach nach hinten mal für sich behält. Es mag

schlägt und dann die Lederkappe verzurrt, der will

eine ganze Weile gedauert

abends nicht auf durchgelegenen Schaummatratzen

haben, ehe aus der Liebe zu

einschlafen oder Drittklassiges essen. Es sind also

den alten Autos eine Idee

vorgegebene Route, ein prall gefüllter, mitfahren-

für ein Geschäft mit alten Autos wurde. Dabei war

der Picknick-Korb, fest gebuchte Sterne-Hotels,

er schon sehr früh infiziert. Vom Oldtimer-Virus, von der Idee, sich mit dem zu bewegen, was längst nicht mehr als zeitgemäß galt. Und genau daraus seine Faszination saugte. Sicher, er hat auch einmal ein fabrikneues Auto gekauft. Der Kinder wegen, erzählt er heute fast entschuldigend. Aber eine Wende in seiner Liebe zu alten Autos hat das nicht verursacht. Eher das Gegenteil. Heute ist das jüngste

Es sind nur ein paar Kilometer. Nach Osnabrück, ins Münsterland. Und es fühlt sich doch irgendwie nach Weltreise an.

Vehikel in seinem Fuhrpark ein 30 Jahre altes. Das sich in der Großraumgarage von Dohna&Dombert

ebensolche Restaurants, die per Roadbook den

dann doch eher jugendlich fühlen muss. Zu vermie- Reisenden schon vorab mitgeteilt werden. Es geht ten, auf Reisen geschickt werden aber nur die ganz

mal durchs Osnabrücker Land, durch Lippe, das


7

Weserberg-, das Lipperland, durchs Münsterland, Reisegeschwindigkeit, die auch mal im dreistelligen in den Rheingau oder zur Autostadt nach Wolfsburg. Bereich liege könne. Aber eben nicht müsse. Er wirkt Auf Wegen, die sich fernab des Fernverkehrs befin- dann wie einer, der sein Leben lang geschraubt, irden. Es gibt eine Notrufnummer, sicher ist sicher. gendwann den Traum vom eigenen Oldtimer sich Und auch wenn Thomas Dohna auf den ersten, den

selbst erfüllt hat. Aber es ist ganz anders. Er ist

flüchtigen Blick nicht den Eindruck vermittelt, als könne er die Motorhauben rechts und links an der Fahrzeugfront aufklappen und mit Erfolgsaussichten auf Fehlersuche gehen – er kann das. Kennt die fingerdicken Reparaturanleitungen nahezu auswendig, weiß, woran es seinen automobilen Schätzen mangelt, wenn sie einmal streiken. Aber meist gibt es gar keinen Grund, nicht weiterfahren zu können. Für Fahrzeug wie für Mitfahrer gleichermaßen. Denn es seien nur wenige Kilometer weg von der eigenen Haustür. Und doch fühle man sich sehr, sehr weit weg versetzt. Zeitlich wie geographisch, vor allem aber gedanklich gesehen, so Thomas Dohna. All das eine Geschäftsidee, die so exklusiv ist, dass

gelernter Elektriker und studierter Musikwissen-

ihr gar der Markt anfangs fehlte. Erzählt der 48-Jäh- schaftler, später aber fernab von Chorleitung und Eirige gerne mit einem verschmitzten Schmunzeln in

genkomposition Journalist bei der Tageszeitung. Das

Mund- und Augenwinkeln. Also haben die beiden

auch heute noch. Und fein die Grenze ziehend zwi-

Messen besucht, sich mit denen unterhalten, für die

schen Beruf und beruflicher Faszination. Ein halbes

eine solche Rückbesinnung auf die gute, alte Zeit in

Jahr lang ist er jetzt nebenberuflich selbständig mit

Frage kommt. Dabei mussten sie nicht lange suchen, seinen drei Oldtimern unterwegs. Tagsüber in der um Neugierige zu finden. Einmal angehalten, just

Redaktion, abends, am Wochenende in Sachen Old-

ausgestiegen, und schon stehen die ersten da. Wie

timerreisen auf Reisen. Wie lange gelingt ein solcher

aus dem Nichts kommen sie, fragen erst schüchtern, Spagat? Keine Antwort, nur wieder dieses Lächeln. dann forsch nach. Wie das denn gehe, mit einem

Und man ahnt: schrecklich lange sicherlich nicht.

Fahrzeug von gestern im Verkehr von jetzt. Souve- Das Ganze ist also nicht von gestern. Sondern eher rän und routiniert gibt Thomas Dohna dann Ant- etwas Zukünftiges. Dabei hat die für das Liebhaberwort. Erzählt vom kräftigen Drehmoment, von einer

pärchen alter Oldtimer längst begonnen.


8


9

Der Schlüssel ist, oder besser: die Schlüssel sind riesig. Selbst in den großen Händen von Manfred Korte. Der Bart ein überdimensionaler, einer, der auffällt. Und nicht fotografiert werden darf. Sicher ist sicher. Dabei sind die Schlüssel ständig im Einsatz. Keine Tür, die nicht auf-, vor allem aber nicht sofort wieder zugeschlossen wird. Wer mit Manfred Korte durch die JVA in Herford geht, der bleibt stehen, wird durch just aufgeschlossene Türen geschickt, dann wieder stehenbleiben, hinter sich abschließen, weitergehen. Manfred Korte hat einen Beruf, den es eigentlich, rein begrifflich, gar nicht geben kann.


10


11


Er ist Freizeitkoordinator im Knast.

12

Wie koordiniert man

nicht. Und was die Perspektive ist. An

etwas, das es entweder

einem Ort, der vor allem für eins steht:

gar nicht, oder eben im

Perspektivlosigkeit.

Überfluss gibt? Um zu

Dann geht es in die Zelle. Drei große

verstehen, was er macht, geht es tief in

Schritte und sie ist durchschritten. An

die Justizvollzugsanstalt. Durch dicke,

ihrer längsten Stelle. Ein Klo, ein B(r)ett,

preußische Backsteinmauern, dann

ein Stuhl, Gitter vorm Fenster und

durch Gittertore, die so aussehen wie an

zwei kleine Knöpfe an der Wand. Einer

Supermärkten, die Angst um ihr Leergut

für Licht. Einer für das Lichtsignal. Es

haben. Nur sind die Wände dreimal so

muss schon eine große Umstellung sein,

hoch, drängen sich auf Masten Videoka- um alles bitten zu müssen. Denkt sich meras, schaut immer einer zu, wenn ein

Manfred Korte. Du musst immer fragen,

anderer auf- und abschließt. Abgehauen?

immer Hilfe suchen. Entscheidungen?

Ist hier schon lange niemand mehr. Hat

Treffen hier andere für dich. Wer in die

auch lange schon keiner der insgesamt

JVA geht, um sich mit denen zu unterhal-

360 Insassen versucht. Zu aussichtslos

ten, die hier arbeiten, der erwartet Mit-

das Unterfangen. Zu sicher die Sicher- arbeiter, die überall das Gute sehen. Die heit, die sich denen entgegenstellt, die

davon berichten, dass es sooo schlimm

hier einsitzen.

gar nicht sei. Und man in allem auch das

Wer hierher kommt, der ist 14 bis

Positive sehen könne. Denken wir uns.

24 Jahre alt und muss sich erst einmal

Während wir die Sicherheitsschleuse

umstellen. Umstellen auf eine Zeit, in

passieren, uns schleusen lassen, ohne

der Zeit kaum eine Rolle spielt. Und um

Handy, ohne Personalausweis. Alles

die sich die Gedanken dann doch immer

vorne, oder besser: hinter uns abgege-

drehen. Es wird erst eingekleidet, dann

ben. Aber die Mitarbeiter verschönern,

eingeordnet, wird erklärt und dann he- vertuschen nicht und nichts. Wer hierher rausgefunden, wofür sich der Neue, der,

kommt, der kommt nicht ohne Grund.

der eben eingefahren ist, so eignet. Was

Und den erwartet kein Hotel, kein Frei-

seine Schulbildung so macht. Oder auch

zeitlager. Sondern eine harte, eine ein-

nicht. Was er gelernt hat. Oder eben auch

same, eine bewegungsarme Zeit. Was


13

man im Fernsehen so sieht, in Krimis, in Reportagen? Alles Klischee. Und damit: fernab der Realität. Im Knast bleibt die Tür geschlossen. Einzelhaft ist die vorgeschriebene Regel. Wer in der Bäckerei, der Tischlerei, der Schlosserei arbeitet, sich ausbilden lässt, der bewegt sich. Wer sich dazu nicht bewegen lässt, der sitzt. Und wartet. Schaut vielleicht fern, wenn das Portemonnaie dick genug für den Fernseher ist. Der leiht sich ein Buch, eine CD, ein Gesellschaftsspiel aus. Aber auch hier gilt: Trag dich erst in eine Liste ein. Und warte. Bis du dran bist. Es gibt einige, die mit der Einsamkeit, dem Eingeschränktsein, schlicht: dem Weggeschlossenwerden nicht fertig werden. Die, die depressiv werden. Die, die die Hilfe vom Psychologen, Sozialarbeiter, Pädagogen oder Seelsorger

leicht morgen schon nicht nur von Frei-

dringend notwendig haben. Die, die sui- heit träumen. Die meisten aber bleiben zidgefährdet sind und dann kameraüber- länger. Gewöhnen sich daran, dass um wacht werden. Es dauere schon ein paar

6 Uhr geweckt wird. Auch, oder gerade

Monate, ehe sich Situation und Häftling

weil sie in ihrem Leben noch nie geweckt

angefreundet hätten. Sagt Manfred Korte. wurden. Gewöhnen sich daran, dass um Und es dauert meist Jahre, bis die bei- 17 Uhr das Abendbrot ausgegeben wird. den wieder Schluss miteinander machen. Dann drei Stunden Freizeit, meist mit Wer hier einsitzt, der bleibt meist für ein

Fußball gefüllt, und dann ab in die Zelle,

bis zehn Jahre. Wobei es auch die gibt, Schlüssel im Schloss, Feierabend, wo es die hier in U-Haft einsitzen. Und viel- nichts zu feiern gibt.


14


15

deren körperlichen Schaden

Potential einfach fallen? Besser nicht.

zuführt, Dann doch lieber beibringen, wie Bröt-

der wandert in die

chen gebacken, Türen produziert, ein

Abteilung A1. Die

Grill geschmiedet wird. Auch hier natür-

weit entfernt ist vom

lich: Vor dem Feierabend nachzählen, ob

Zustand 1a. Hier ist

die langen Messer, die Feilen alle noch da

das Arbeiten verbo- und nicht in den Taschen der Häftlinge ten. Die Freistunde

verschwunden sind. Passiert ist schon

wird zur Einzelfrei- lange nichts mehr. Weil es nichts bringt. Unsere Aufgabe ist es, zu motivieren. stunde, begleitet von zwei Mitarbeitern

Genauso wenig, wie sich von seinen Ge-

Sagt Christian Badura. Der kümmert sich

geht es dann alleine und im Kreis über

fühlen leiten zu lassen. Auch das, da ist

verantwortlich um Arbeit, Ausbildung

den Knasthof. Es seien die erzieheri- sich Manfred Korte sicher, bringe hier

und berufliche Bildungsmaßnahmen. schen Mittel, die helfen. Andere greifen

keinen weiter. Es geht darum, zurück

Zeigt auf, dass eine zielgerichtete qua- nicht. Beide, Korte und Badura, sprechen

in die Spur zu gelangen. Kooperierend.

lifizierende Beschäftigung vom Gesetz

da aus mehr als 30-jähriger Erfahrung. Oder eben mit Anschub. Das sei, auch da

vorgeschrieben ist. Und die hier auch

Haben alles gesehen, jeden kennenge- sind sich die beiden einig, eine erfüllen-

umgesetzt wird. 157 Ausbildungsplätze

lernt. Den, der nicht zurechtkommt mit

de Aufgabe. Und eine, die zurückgeben

sind in der JVA Herford zu vergeben. Me- der Eingrenzung der Freiheit, mit den

könne, wenn denn der Kontakt nicht

tall, Nahrungsmittel, Holz, Bau oder Far- Zwängen, mit der Abhängigkeit von

abreißt. Wenn drinnen, wie sie sagen,

be und Beschichtung, alles Fachbereiche, den Bediensteten. Den, der sich auflehnt. mitzubekommen sei, wie draußen einer die hier Ausbildungsplätze inhaltlich

Und den, der am Ende begreift, dass er

dann doch seinen Weg geht. Es gebe aber,

gefüllen. Und man dürfe das nicht un- hier ist, um sich zu ändern. Es gibt auch

auch das ganz sachlich erzählt, auch die,

terschätzen. Die Ausbildung erfolge hier

die, die in Kontakt bleiben. Die erzählen, die wieder einfahren, wie es im Knast-

sehr konzentriert. Keine Ablenkung also, wie es sich anfühlt, wieder frei zu sein. jargon heißt. Die also wiederkommen. woher auch. Und wenn sie dann ge- Die berichten, wie sich die Ausbildung schafft ist, wird gefeiert. In der Kirche, dann doch auszahlt. Gleich zweifach. mit Vertretern der Handelskammer, mit

Die zurück sind in der Spur. Man darf ja

den Angehörigen. Chancen, Perspektive

nicht vergessen, dass die Jugend unser

gibt es also doch. Für den, der will. Wer

größtes Potential ist. Auch die hier. Er-

nicht will, wer sich auflehnt, wer gar an- zählt Christian Badura. Lässt man so ein

Aus der Freiheit zurück in die Bewegungslosigkeit.


16


17

Der blick ist ein skeptischer. lang nicht mehr im Einsatz gewesen, was? Fragt Thomas Schuh nicht, sondern stellt es gleich unmissverständlich klar. Und eigentlich gibt es daran auch nichts zu kritisieren, die Kette unseres Fahrrads schillert in ockernen Farbtönen, der Dreck auf dem Kettenschutz kann längst geburtstag feiern und der Druck in den Reifen ist ungefähr so dünn wie die luft auf dem Kilimandscharo.

Dennoch schwingen wir

werksseitig nicht ausgestanzt, sondern

uns auf den Sattel, radeln

in Blech belassen. Angemeldet aber als

los mit einem, der sich

lkw und damit im Unterhalt sehr billig.

seit den 90er-Jahren mit

Und sehr unzuverlässig, je älter der Fies-

den Themen Radfahren

ta-lkw wurde. Irgendwann ließ sich die

und Verkehr professio- Beifahrertür nur noch von innen öffnen, nell beschäftigt. Der mit

später dann übertrug sich diese Krank-

der Aktion „1000 Räder Bünde“ das größ- heit auch auf die Fahrertür. Also bin ich te Radfahrevent in ganz owl organisiert, einfach immer durch die Heckklappe ins bei dem es nicht um Schnelligkeit, nicht

Autoinnere gekrabbelt, erzählt Thomas

um Orientierung, sondern allein um

Schuh, als es von Bünde aus in Richtung

das Fahren geht. Er selbst ist eher zufäl- Ahle geht. Irgendwann hat er den damalig vom Vier- aufs Zweirad umgestiegen. ligen Bünder Stadtdirektor mitgenomDamals, viele Jahre her, hatte er von sei- men, hat sich wie immer auf den langen nem Vater einen Fiesta-lkw geerbt. Also

Weg in Richtung Lenkrad gemacht und

einen kleinen Ford, hinten die Fenster

von innen die Beifahrertür geöffnet. Es


18

seien verwunderte Blicke seines dama- fuhr von der Nordsee runter zurück nach ligen Chefs gewesen, die er da geerntet

Hause. Es sei eine bewegende Reise ge-

habe. Irgendwann aber war es doch Zeit

wesen, im doppelten Wortsinn. Berichtet

für den Weg zum Schrottplatz. Der Fiesta

der Fahrradbeauftragte der Stadt Bünde,

wanderte also in die Presse, hervorgeholt

als wir uns in Richtung Hücker Moor die

wurde das eigene Fahrrad. Nur mal um

Hügel hochquälen. Die Schaltung längst

zu sehen, ob das klappe, der Weg von

im ersten Gang, die Kraft, um voran- alles keine Gründe, um zur Profi-Werk-

der Kirchlengeraner Haustür hin zum

zukommen dennoch deutlich zu inten- statt zu radeln. Ob es denn nicht auch Si-

Bünder Rathaus. Und es klappte. Der

siv. Nach dieser Reise stand fest, dass er

tuationen – wettertechnische vor allen

Plan war: drei Tage Rad, zwei Tage Auto

weiterfahren würde. Und wie. Heute ist

Dingen – gebe, die einem das Radfahren

der Frau. Aber der Plan ging nicht auf, das Auto längst abgeschafft, legt Thomas

dann doch verleideten? Bringen wir gera-

erzählt Thomas Schuh, als Ahle längst

Schuh rund 13.000 Kilometer jährlich

hinter uns liegt, wir weiter in Richtung

mit dem Zweirad zurück. Das ist kei- flott weiter in Richtung Siele geht. Dass

de noch heraus, als die Fahrt flott, viel zu

Bruchmühlener Landesgrenze radeln. Er

nes, das mit dem neuesten technischen

Regen ihn überrascht, dass er die wasser-

fuhr also immer mehr. Und immer weiter. Schnickschnack ausgestattet ist. Keines, abweisende Hose nicht übergestreift, die Häufiger zur Arbeit, länger in der Frei- das jeden Samstag geputzt, übermäßig

Regenjacke nicht angelegt hat, sei die ab-

zeit. Schwang sich abends auf sein Rad, gepflegt wird. Wobei Thomas Schuh die

solute Ausnahme. Komme aber vor. Für

um noch eine entspannende Runde zu

Reparaturarbeiten daran größtenteils

diesen Fall hängt im Büro Hemd, Jeans-

drehen. Ging dann irgendwann auf die

selbst erledigt. Zahnkranz auswechseln, hose und Unterwäsche als Ersatz bereit,

erste Fahrradreise, übernachtete im Zelt, Kette fetten, Bowdenzüge wechseln – um aus einem pitschnassen Radler einen


19

passend und vor allem trocken gekleide- jeder Einfahrt abbremten Verwaltungsangestellten zu machen. sen und so auf Nummer Wobei man sich das nicht so vorstellen

sicher gehen möchte, der

muss, dass der Alltag des Diplom-In- sollte ruhig auf der Straße genieurs dem Bild des klassischen Be- fahren. Und darf das auch hördenmannes entspricht. Denn auch

bei vielen Radwegen. Er-

während seiner Arbeitszeit steht das

klärt Thomas Schuh, als

Radfahren häufig im Mittelpunkt. Wenn

langsam die Bünder In-

er sich darum kümmert, dass am 3. Juli

nenstadt wieder in Sicht

wieder mehr als 1.000 Aktive sich auf den

kommt. Dabei erklärt er

Rundweg machen können. Wenn er sich

noch viel mehr. Bereist andere Kom-

mit dem Umstand beschäftigt, dass die

munen und Städte und erzählt ihnen,

meisten Unfälle durch das falsche Befah- wie Bünde fahrradfreundlich und dafür ren von Radwegen herrühren. Dabei sei

mehrfach ausgezeichnet wurde. Lädt

es nicht einmal verpfl ichtend, alle Rad- Offi zielle zum Mitfahren ein und zeigt wege überhaupt zu nutzen, klärt Thomas

ihnen, wie das Bünder Fahrradnetz ent-

Schuh auf, während wir an der Klein- standen ist, wie eine sehr gute Beschilbahntrasse in Enger entlangradeln. Es

derung aussieht, wie sich ausgezahlt hat,

gebe die, die langsam, die unsicher un- dass schon zu Beginn der Planungen terwegs sind. Für die ist der rotgepflas- nicht auf das radweggestützte Befahterte Weg sicherlich der richtige. Aber

ren von Hauptstraßen, sondern auf das

wer flott unterwegs ist und nicht bei

Nutzen von Nebenstraßen gesetzt wurde.


20

Mehr als ein Hörsystem.

Unser Anspruch. Höchste Perfektion.

Atelier-Hörsysteme: Einzigartig und individuell. Hörsysteme aus dem Audio Service Atelier werden im Ohr getragen und individuell in Einzelfertigung so optimiert, dass sie nahezu unsichtbar sind. Auf kleinstem Raum verbirgt sich modernste Technologie für allerfeinsten Hörkomfort. Zusammen mit unserem First-Class-Rundum-Service bieten die Atelier-Hörsysteme die perfekte Kombination für höchste Ansprüche. Erleben Sie den Unterschied – wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Hörakustik Degener & Dominguez OHG Holzhauser Str. 4, 32257 Bünde Tel.: 0 52 23 / 9 85 98 86 Fax: 0 52 23 / 9 85 98 84 www.hoerakustik-buende.de


21

Die beradelt Thomas Schuh auch heute

Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche

viele Antworten mangels Schreibfähig-

noch am liebsten. Es müssen sich ihm

Städte nach Warschau. Um da einmal zu

keit beim Einhandradeln gemerkt. Am

keine Berge in den Weg stellen, er muss

erzählen, wie das so gehe, das Unter-

nächsten Morgen dann das Unglaubliche:

nicht parallel an Hauptverkehrsschlag- einen-Hut-Bringen von Verkehrsdichte

Zum Brötchenholen schieben wir das

adern entlangbrausen. Es gehe mehr um

und Radfahrförderung. Diese Einladung

Rad aus der Garage. Zwei unbekannte

den Ausblick, um Kornfelder rechts und

erfülle ihn mit Stolz, sagt Thomas Schuh.

Höcker bohren sich schmerzend in den

links. Dass er dabei immer den Helm

Würdige die Arbeit der letzten 15 Jahre,

Sattel, die Schulterpartie verspannt sich

trägt – davon gehe ich aus. Dass er bei so

zeichne aus, was in Bünde geschaffen

bei jeder Lenkerbewegung. Zwei, viel-

vielen Kilometern nie ernstlich gestürzt

wurde. Und wird in seinem Urlaub statt-

leicht drei Kilometer sind es von unse-

ist – eher ein glücklicher Umstand. Im

finden.

Urlaub ist er schon kreuz und quer durch

Jeden Asphaltkilometer scheint er

Deutschland gefahren. Erst mit dem Zug, hier in Bünde schon abgeradelt zu haben, dann mit dem eigenen Fahrrad unter- langweilig aber wird die Tour doch nie.

rem Zuhause bis zum Büro. Über den dicken Daumen gerechnet. Gegenargumente, um hier das Rad tagtäglich zu

wegs. Hoch zieht es ihn immer wieder

Es herrschten hier ideale Bedingungen,

nutzen? Eher sparsam un-

zur See. Von Rotterdam nach Rostock ist

erzählt Thomas Schuh, als das Ziel schon

terwegs. Also radeln wir

er schon geradelt, einmal die 6.000 Kilo- in Steinwurfweite gerät. Und langweilig,

in den nächsten Tagen

meter rund um die Nordsee zubewältigen, nein langweilig werde es im Kreis Her-

morgens los. Mal schau-

ist (noch) ein ungelebter Traum. Aber es

ford für Radfahrer nicht. Ankommen,

en, wie lange wir durch-

geht auch noch weiter, in ein paar Tagen

Fahrrad abstellen, durchatmen. Das

halten. Wobei die Skepsis

schon. Nicht mit dem Rad, aber des Ra- Hemd ist ein verschwitztes, der Puls ein

überwiegt, dass das lange

des wegen. Eingeladen wurde er von der

anhalten wird.

erhöhter, alle Fragen gestellt, möglichst


22

Man muss sich bewegen, sonst ist die K채lte nicht auszuhalten.


23

Dabei ist der Raum ein sehr enger, und

kaum noch mit den Augen durchdring- in einem Atemzug darauf hin, dass dies

vier Personen sollen hier ins Rund lau- bar, so kalt ist es hier. An den Wänden

schon lange nicht mehr der gelebten

fen, sollen die Arme ordentlich einsetzen, ist der Frost in Kristallen zu erkennen

Realität hier entspreche. Also erwartet

keinesfalls aber die frostigen Wände be- – und jetzt nicht mehr umschauen, nur

den Gast hier ein straffer Zeitplan. Und

rühren. Frostig bedeutet hier nicht unter

noch laufen, bewegen, gegen die Kälte

der ist nicht gefüllt mit dem, was der

Null, sondern minus 110 Grad. Es ist also

ankämpfen. Draußen wartet eine junge

Mediziner passive Therapie, sprich Mas-

sehr, sehr kalt in dieser Kältekammer. Physiotherapeutin, den Blick auf die Uhr

sage, Moorbäder, also all das, wo der Pa-

Sie gehört zur Weserklinik in Bad See- gerichtet, ihre Stimme im Lautsprecher

tient ruhig dasitzen und machen lassen

bruch, idyllisch gelegen in Vlotho. Die

drinnen die Noch-auszuhalten-Zeit ver- kann, nennt. Aktivität ist gefragt. Auch

Kältekammer ist Teil des Therapiepro- kündend. gramms, besitzt eine schmerzreflektorische Wirkung und hilft dem, der über

Natürlich ist dies nur ein kleiner

und gerade bei dem, der noch vor Tagen ein neues Knie, eine neue Hüfte einge-

Bruchteil des gesamten Therapiepro- setzt bekam. Vom Akutkrankenhaus

chronische Schmerzen klagt, lindert den

gramms. Hier, an diesem Ort, der auf

geht es direkt in die Weserland-Klinik,

Schmerz beim Rheumatiker. Ehe das aber

den ersten Blick einem verschachtelten

wo der Arzt erst einmal genau hinschaut.

soweit ist, müssen sich die Patienten, die

Hotelkomplex im Landhausstil gleicht, Es wird erst diagnostiziert, dann das

hier Gäste genannt werden, erst einmal

wird ein breites Spektrum an Möglich- Therapieziel, wenig später der Therapie-

entkleiden. Wer frieren möchte, der trägt

keiten geboten, um den, der eben noch

plan festgelegt. Und schon beginnt die

Badehose, Schuhe, Mundschutz, Hand- auf dem OP-Tisch lag, wieder zurück in

Stoppuhr zu laufen. Es geht zur Sport-

schuhe und Stirnband. Ein ungewohn- sein Leben zu bringen. Drei Wochen Zeit

therapie an Geräte, die denen in Mucki­

tes Bild also, wenn vier Männer vor der

buden gleichen. Ergotherapie bringt

bleiben dazu meist. Zeit, die sinnvoll und

dicken Tür stehen, die der eines Kühl- intensiv genutzt wird. Es war ja früher so, die Menschen zurück in den Alltag, im hauses gleicht und den Vorraum von der

dass Reha gleichgesetzt wurde mit einer

Bewegungsbad steht Bewegung vor Ent-

Außenwelt abschirmt. Einmal eingetre- Kur. Und darunter verstanden viele dann

spannung. Dreh- und Angelpunkt ist bei

ten, wird die Luft hier nebelig und schon

doch, Urlaub zu machen. Sagt Chefarzt

den meisten Therapieformen die Phy-

sehr kalt. Eine Tür weiter dann: Die Luft

Dr. Ludger Dwertmann-Soth und weist

siotherapie. Der steht Birgit Bricke vor,


24

eine Frohnatur, eine Person, wie man sich eine Frau in solcher Position vorstellt. Sie lacht, sie strahlt Optimismus aus und zeigt dennoch deutlich: Wer hierher kommt, der kommt, um wieder zu gehen. Und zwar aufrecht, ohne Schmerzen, guten Mutes und bestens gerüstet, in seinen Alltag zurückzukehren. 296 Therapieplätze gibt es hier, und damit ist die Weserland-Klinik Bad Seebruch eine der größten, wenn es um Reha-Maßnahmen bei Hüft- und Knieendoprothetik geht. Die Zeiten, in denen Fango und Tango gleichzusetzen waren, sind längst vorbei, sagt dann auch Verwaltungsdirektor Martin Kubiessa. Wobei der Begriff Fango hier keiner ist, der nicht mehr genutzt wird. Es gibt sogar noch echten Naturmoorbrei, durch ein Rohrsystem direkt in die Wannen gepumpt, in denen Gäste auf die heilende Wirkung des Moores warten. All das so, wie es sich für einen modernen Betrieb gehört: sehr sauber, klinisch rein eben. Zu klinisch aber sollte es dann


25

doch nicht ausschauen, weder im Ein- ist es häufig nicht. Zum einen, weil nach gangsbereich, noch beim Anblick der

Knie und Hüfte Nummer eins manches

Mitarbeiter. Dieses Sterile, was vielen

Mal OP Nummer zwei auf der anderen

Akutkrankenhäusern anhaftet, ist hier

Körperseite folgte. Zum anderen aber

nicht zu finden. Keine gefliesten Wände, auch, weil mittlerweile schon ein Vierkeine beigen Zimmertüren. Dafür alles

tel aller Eingriffe Prothesenwechsel sind.

im Landhausstil gehalten , der Friseur, Was auf den ersten Blick erstaunt, erklärt die Fußpflege, die Kreativabteilung, al- der Chefarzt ganz nüchtern. Künstliche lesamt unter einem Dach. Es geht hier um Wohlfühlen und

Gelenke werden heute immer früher, sprich bei immer jüngeren Menschen ein-

Arbeit am eigenen Körper gleicherma- gesetzt. Weil deren Leidensdruck nicht ßen. Arbeit, das bedeutet für viele auch:

so hoch, ihr Wunsch aber, möglichst

abnehmen. Denn wenn das Kniegelenk

schmerzfrei und mobil zu sein, immer

schlapp macht, dann ist es manches

größer wird. Werden die Menschen dann

Mal das eigene Gewicht, das das Ge- noch immer älter, muss ausgebaut und lenk schneller als gedacht den Dienst

ersetzt werden, was für eine Ewigkeit ge-

quittieren lässt. Man müsse dann ver- dacht war. Aber eben nur für eine kleine. hindern, dass dieses (Über)Gewicht

15 Jahre vielleicht, dann ist die Endopro-

gleich auf dem künstlichen Ersatzgelenk

these reif für die Auswechslung. Bereit

ruhe. Und drücke. Drückt es Martin

zur Rehabilitation stehen dann nicht nur

Kubiessa freundlich aus. Und sagt damit

Birgit Bricke und ihre 19 Kollegen, son-

auch: Wenn Übergewicht dich hierher

dern auch die Schützlinge von Christian

gebracht hat, dann zeigen wir dir, wie du

Heger. Der ist die leitende Lehrkraft an der

es loswirst. Damit du nicht wieder her- angegliederten Privatschule für Physiokommst, möchte man anfügen, aber so

therapie. 26 junge Menschen werden hier


26


27

gerade in zwei Kursen und drei Jahren

Und das europaweit. Rund 200 weiteren

zu dem ausgebildet, was sehr zukunfts- Kliniken stand sie bei deren Zertifisicher ist. Denn wenn die Menschen im- zierung beratend zur Seite, ehe es jetzt mer älter werden – der Durchschnitt der

schon zur Kliniknormalität geworden ist.

Patienten in der Weserland-Klinik Bad

Man habe halt schon früh erkannt, dass

Seebruch liegt bei rund 70 Jahren –, dann

man sich selbst unter die Lupe, sich selbst

braucht es immer mehr Menschen, die

kontrollieren müsse. Erklärt Martin Ku-

sich um diese Menschen und ihre Mo- biessa gerne. Sicherlich auch, um sich abbilität kümmern. Und genau das ist die

zusetzen, denn der Konkurrenzkampf ist

Aufgabe derer, die sich hier ausbilden

kein leichter. In der Region tummeln sich

lassen. Dass es dennoch nicht brechend

einige Reha-Kliniken, Verträge mit den

voll ist in den Ausbildungskursen mag, Kostenträgern sorgen dafür, dass mögauch wenn hier für die Ausbildung be- lichst viele Patienten vom Akutkrankenzahlt werden muss, erstaunen. Es ist aber

haus direkt nach Vlotho gebracht werden.

ein anstrengender, ein lernintensiver Be- Hier gilt es, als Klinik am Ball zu bleiben, ruf. Wer sich aber Birigt Bricke anschaut, sich zu positionieren, die Qualität zu steiwer den Umgang mit Menschen mag, wer

gern, sich einfach stetig zu bewegen. So

nach drei Wochen die Hände Zufriede- wie die vier Damen, die gerade ihre letzner, Glücklicher schütteln und eine gute

ten Runden in der Kältekammer drehen.

Heimreise wünschen möchte, der ist hier

Flott ins Runde laufen. Dann die Durch-

trotzdem richtig. Gut aufgehoben fühlen

sage Drei Minuten sind um.“ und schon

sich hier nahezu alle Gäste. Das mag auch

öffnen sich die schweren Türen, laufen

daran liegen, dass die Weserland-Klinik

die vier Patientinnen flott und wie von

in Vlotho die erste war, die sich als Re- einer Schnur gezogen aus der Kälte zuhaklinik nach iso 9000 zertifi zieren ließ. rück ins lichtdurchflutete Vorzimmer.

Es sei sehr, sehr kalt gewesen. Erzählen die, die sich mit den Handschuhen über die Haut rubbeln, deren Atem noch dampft. Und die sich beides, Bewegung und Kälte, selber noch gerne antun. Damit sie selbst möglichst lange in Bewegung bleiben.


28

Vielleicht werden es zwei, vielleicht auch drei Runden. Je nachdem, was die Laune, die Lust, nicht die Kondition sagt.


29

Letztere, die könnte noch weiterren- charakter ihre Runden drehten. Gut, einnen, sich der Stoppuhr entgegenwerfen. fließen tut das sportliche Engagement Aber das will hier, muss hier ja niemand. auch in die freiwillige Teilleistungsnote Hier, das ist Widufixlauf Nummer sieben. im Bereich Sport. Aber spornt das alStattfindend, wie passend, am 17. Juli

leine genug an, um mitzurennen? Und

mitten in Enger. Einer, der von Anfang

vor allem: Sorgt das dafür, dass die, die

an, also von Lauf Nummer eins bis heute, einmal mitgelaufen sind, sich im Folgemit von der Partie ist, ist Carsten Tücke. jahr wieder anmelden? Sich von Carsten Lehrer am Erich-Gutenberg-Berufskol- Tücke und seinen Kollegen kurz vor dem leg und damit quasi von Berufs wegen

Start die Widufix-T-Shirts geben lassen

Läufer. Denn wer Sport lehrt und das

und dann allein oder in kleiner Grup-

Gesundheitskonzept weitergibt, vorlebt, pe ihre Runden ziehen? Carsten Tücke der weiß, was laufen bringt. Und bringt

geht, nein läuft dann auf die Suche nach

andere zum Laufen. Die, denen die Be- Freunden. Gerade im vergangenen Jahr: wegung guttut. Und die, denen der Lauf

hier ein Lang-nicht-mehr-Gesehener,

nicht nur gesundheitlich weiterhelfen

da ein Früher-mit-zur-Schule-Geher

kann. Denn die, die als Schüler des Be- im Trupp der Läufer, in der Menge der rufskollegs an den Start gehen, die par- Anfeuerer. Es sollen ganz entspannte tizipieren vielleicht irgendwann selbst. Runden werden für Carsten Tücke. Nicht Ergattern einen der durch den Lauf ge- vergleichbar mit den Kilometern, die er förderten Verbundausbildungsplätze. Es

vor Jahren beim Hermannslauf, beim

scheint aber nicht nur diese Perspek­tive

Marathon in Berlin zurücklegte. So viele

zu sein, die die EGB-Schüler antreibt. Kilometer? Sind heute nicht mehr seins. Sondern weit mehr. Warum sonst stellt

Heute, da läuft er mal die Zehn-, mal die

die Schule seit sieben Jahren die größ- Elf-Kilometer-Runde. Des Spaßes wegen. te Läufergruppe? Erst waren es 40, im

Und der Fitness, der Gesundheit wegen,

vergangenen Jahr gut 200 Schülerinnen

sicher. So sollten das auch seine Schüler

und Schüler, die fernab vom Wettkampf­ tun. Und werden Sie auch, sicher.


www.widufix-lauf.de

30

widufix lauf Kreis Herford läuft für Ausbildung!

17. Juli 2011

Start:15:00

2011

EDEKA-Center Wehrmann, Enger, Ringstr. 33 ... während des Festes zum 10. Geburtstag der BahnRadRoute Weser-Lippe

Weitere Sponsoren: AOK NORDWEST, Regionaldirektion Herford • BRAX, Herford • Bockermann Fritze Ingenieur Consult GmbH, Enger • Ehlebracht AG, Enger • Extrablatt vom Zeitungsjungen, Bünde • Febrü Büromöbel Produktions- und Vertriebs GmbH, Herford • Finke Marquardt Kaup Partnerschaft Steuerberatungsgesellschaft, Spenge • Handwerks-Service GmbH, Lübbecke • Kögel Bau GmbH & Co. KG, Bad Oeynhausen • Koralle Sanitärprodukte GmbH, Vlotho • Multivac Marking & Inspection GmbH & Co KG, Enger • PETER-LACKE GmbH, Hiddenhausen • TBV ProVital Lemgo GmbH & Co. KG, Lemgo • Vereinigung der Selbständigen, Spenge Ausrichter: Stadt Enger • Initiative Wirtschaftsstandort Kreis Herford e.V.

11791_AZ_WidufixLauf_148_5x210_Abgabe.indd 1

23.05.11 09:59


Me

7. widufixlauf 17. juli

ller

usts

tr.

. Str

ert

Check-in: 13 Uhr

Startgebühr: 5,00 Euro

ENGER

tr.

Start: 15 Uhr

N or

Mathildenstr. lder St

Ringstr.

. mmstr

Wasser: 1.000–1.500 Liter

r.

Obst: 450 kg T-Shirts: Die ersten 1.000 Teilnehmer/innen erhalten ein offizielles widufixlauf T-Shirt 2011

Bi elefe

Helfer: rund 25 Personen

START/ZIEL

str.

Streckenposten: 40–50 Feuerwehrleute, Polizei, Rettungssanitäter

tr.

istr.

B a hn hof

Sicherheitsnadeln: 6.000

Spenger S

tr.

Startnummern: 1.500

e Rent

Windfel ds

Streckenlänge: ca. 3,5 km

fstr .

Steinstr.

Anmeldung: www.widufix-lauf.de

dho

Bollda

Start/Ziel: EDEKA-Center Wehrmann, Ringstraße 33a, Enger

str .

Rin gs

Sa ttelmeier

str.

Aug

Wi gb

rs Werthe

tr.


32

Damit Sie stets in Bewegung bleiben. • • • • • •

Fahrzeugelektrik Zubehör Räder/Reifen Pflegemittel/Öle Verschleißteile Werkzeuge/Arbeitsschutz

Ihr Fachhandelspartner für Autoteile in Bünde

Ernst-Reuter-Straße 60 – 64 • 32257 Bünde Telefon 0 52 23/92 95-0 • Telefax 92 95 90 www.klapper-autoteile.de • info@klapper-autoteile.de

Logistikzentrum Nutzfahrzeugveredelung Bünde


33

oberflächlich betrachtet hat Enger derzeit gleich zwei große baustellen. Die eine liegt mit dem neuen Kreuzungsbereich direkt vor, die andere mit der organisation des Widufixlaufes direkt im Rathaus.

Aber Bürgermeister Klaus Rieke kann bei

Eisenbahnfahrt geht“, erklärt Wilhelm

beiden Baustellen Entwarnung geben:

Freese. Die BahnRadRoute Weser-Lippe

„Unsere Kreuzung mitsamt angrenzen- wird an diesem Sonntag Radler schon ab dem Omnibusbahnhof wird wohl früher

11 Uhr in die Stadt ziehen und auch das

als geplant fertig.“ Und auch die Vorbe- Kleinbahnmuseum lädt zum Event. So reitungen für den siebten Widufi xlauf

gehen die Verantwortlichen davon aus,

befi nden sich voll und ganz im Zeitplan. dass an diesem Juli-Sonntag zwischen Darüber wacht Wilhelm Freese, Vertreter

2.000 und 3.000 Besucher nach Enger

des Bürgermeisters und damit beauftragt, kommen. „Wie viele davon laufen, ist nasich um den am 17. Juli startenden Widu- türlich noch ungewiss. Die Anmeldungsfi xlauf zu kümmern. Und nicht nur dar- zahlen klingen aber schon jetzt sehr um. „Wir nennen diesen Tag Mobilität in

positiv. Und wir sind natürlich auch

Enger, weil es nicht nur um das Laufen, darauf eingestellt, einen neuen Teilnehsondern auch ums Radfahren, um die

merrekord feiern zu können und mehr


FIRST B2B Communications

34

KRANARBEITEN

FACILITY SERVICES

LIFTSYSTEME

GEBÄUDEREINIGUNG

M O N TA G E A R B E I T E N

G L A S - U. R A H M E N R E I N I G U N G

SCHWERTRANSPORTE

JALOUSIENREINIGUNG

FASSADENREINIGUNG

M A S C H I N E N - U. A N L A G E N R E I N I G U N G

VERMIETUNG

INDUSTRIE-SERVICE

BERGUNGSDIENST

BRANDSCHADENSANIERUNG

KARL HARTINGER

RWS GESELLSCHAFT

KRANBETRIEB GMBH + CO. KG

FÜR REINIGUNG, WARTUNG

A N S P R E C H PA R T N E R : F L O R I A N M O L L

Hinter der Fassade überzeugen Sie. Für den Glanz davor sorgen wir.

UND SERVICE GMBH

OSSENDORFER STRASSE 9 - 11

IM SUNDERNKAMP 10

3 4 4 1 4 WA R B U R G - R I M B E C K

32130 ENGER

TELEFON +49 (0) 5642 - 98740

TELEFON +49 (0) 5224 - 98100

FA X + 4 9 ( 0 ) 5 6 4 2 - 5 0 6 0

FA X + 4 9 ( 0 ) 5 2 2 4 - 9 8 1 0 5 0

INFO@KRAN-BETRIEB.DE

INFO@RWS-ENGER.DE

W W W. K R A N - B E T R I E B . D E

W W W. R W S - E N G E R . D E

Sichtbar sauber: Hartinger und RWS lassen Ihre Industrie- und Gewerbeimmobilien in neuem Glanz erstrahlen. Ganz gleich ob es sich um vorgehängte, horizontal oder vertikal verlaufende Fassadenelemente handelt, ob pulverbeschichtet oder lackiert – wir reinigen Well- und Trapezprofile aus Aluminium, Sandwichpaneele, Glas- oder Betonfassaden. Dank unserem ROTORCLEAN System effizient und ökologisch. Und schnell – mit bis zu 200 m² gereinigter Fläche pro Stunde. Das Ergebnis ist beeindruckend und wirtschaftlich überzeugend. Gehen Sie mit uns glänzenden Zeiten entgegen! Mehr unter www.kran-betrieb.de oder www.rws-enger.de

Hartinger_ANZ_Rotorclean_RZ.indd 1

16.05.11 16:10


16:10

35

als 1.600 Läufer auf die Strecke zu schi- um hier ein buntes Programm an Start

Ab 13 Uhr ist dann für die Läufer die

cken“, so der Engeraner Bürgermeister. und Ziel auf die Beine stellen zu können. Last-Minute-Anmeldung noch möglich, Ob er selbst auf den 3,5 Kilometer lan- Dabei schauen die beiden Verantwortli- warten freundliche Mitarbeiterinnen gen Rundweg gehen wird, ist noch nicht

chen nicht auf die vergangenen Widufix- der iwkh am Infostand auf begeisterte Läufer und Walker. Startnummern,

geklärt. Das entscheiden, ebenso wie

läufe. „Ich war nur bei dem allerersten

bei Wilhelm Freese, die Gelenke. „Noch

Lauf in Herford dabei – und im Laufe der

Sicherheitsnadeln und das offizielle

habe ich ja ein paar Wochen, um für den

Jahre hat sich aus dieser Veranstaltung

Lauf-T-Shirt gibt es hier, ehe pünktlich

Lauf zu trainieren. Und eigentlich habe

doch ein Event in einer ganz anderen

um 15 Uhr alle auf die Strecke geschickt

ich mir fest vorgenommen, zumindest

Dimension entwickelt“, sagt der Bür- werden. Die Startgebühren betragen

mit auf eine Runde zu gehen“, sagt Klaus

germeister, der Lauf eins und Lauf sieben

5 Euro, wie viele Runden gelaufen wer-

Rieke. Ehe aber der Startschuss pünkt- so besser nicht miteinander vergleichen

den, ist jedem Läufer selbst überlas-

lich um 15 Uhr auf dem E-Center-Gelände

möchte. Wie stark frequentiert Enger

sen. „Am Ende ist es wichtig, dass das

Wehrmann fällt, sind noch einige Fragen

am 17. Juli sein wird, zeigt sich auch an

hier kein Rennen ist, dass die Zeit nicht

zu beantworten. Schon bei der Festlegung

der Anzahl der Helfer, die diesen Mobi- entscheidend ist. Ankommen ist wich-

der Streckenführung begannen diese auf- litätstag erst möglich machen. Rund 40

tig – und die Unterstützung der guten

zutreten. „Natürlich hätten wir es auch

Feuerwehrleute kümmern sich um das

Sache“, ist sich der Engeraner Bürger-

gerne gesehen, wenn die vielen Läufer

direkte Absperren rund um die Strecke, meister sicher. Aller Voraussicht nach

am Rathaus vorbei in die Innenstadt ge- das Deutsche Rote Kreuz wird ebenso wie

können zehn Verbundausbildungsplätze

rannt wären – aber die Großbaustelle ist

die Polizei mit Einsatzfahrzeugen anrü- mit den Einnahmen und Spendengeldern

dann doch ein zu hohes Risiko“, erläutert

cken. Auch die Stadt selbst ist mit Mitar- des diesjährigen Widufixlaufes finanziell

Wilhelm Freese. Also gibt es nun einen

beitern vor Ort, wird Straßen komplett

angeschoben werden. In Sachen Ausbil-

Mix aus Stadtlauf und ländlicher Wegstre- sperren und so für einen reibungslosen

dung benötigt die Stadt Enger keinen An-

cke. „Diese Mixtur passt auch gut zu uns, und vor allem sicheren Ablauf des Widu- schub. Fünf junge Menschen werden hier zeigt sie doch, wie facettenreich unsere

fixlaufes sorgen. An Start und Ziel über- derzeit in Verwaltung und technischen

Stadt ist“, so Klaus Rieke, der mit einer

nehmen dann die Mitarbeiter der iwkh, Betrieben ausgebildet.

„reizvollen Strecke“ möglichst viele Läufer

sorgen für Erfrischung in Form von Obst

Nach guten anderthalb Stunden ist

nach Enger locken will. Auf dem großen

und Mineralwasser und bitten auch den

dann am 17. Juli der Lauf zu Ende, werden

E-Center-Parkplatz sollen viele Aktions- „Einheizer“ der aok auf die Bühne, der und Informationsstände die Attraktivität

pünktlich um 16.30 Uhr die Straßensper-

die Läufer mit Musik, bester Stimmung

ren wieder aufgelöst. „Dann hoffen wir,

noch weiter steigern, sind Läufer wie Rad- und Dehn- und Aufwärmübungen in

dass alle Läufer das Ziel wohlbehalten

fahrer und auch Eisenbahnfreunde ein- Schwung bringen wird.

erreicht haben und den Widufixlauf in

geladen, an dem Spektakel teilzunehmen.

Check-in ist ab 13 Uhr, auch wenn die

Enger in sehr guter Erinnerung behal-

Viele Gespräche mit Unternehmen und

ersten Radfahrer aus Spenge schon kurz

ten werden“, so Klaus Rieke und Wilhelm

Unternehmern wurden schon geführt, nach 11 Uhr in Enger erwartet werden. Freese.


36

Vor zWEi JAHrEn KAnnTE Vor zWEi JAHrEn KAnnTE DiE DAMAlS 16-JäHrigE DiE DAMAlS 16-JäHrigE DAniElA MEiEr WEDEr DAniElA MEiEr WEDEr DEn WiDUFixlAUF, DEn WiDUFixlAUF, nocH WUSSTE SiE, nocH WUSSTE SiE, WAS SicH HinTEr DEM WASBEgriFF SicH HinTEr DEM BEgriFF VErBUnDAUSBilDUng VErBirgT. VErBUnDAUSBilDUng VErBirgT. HEUTE iST DAS gAnzHEUTE AnDErS. iST DAS gAnz AnDErS.

Denn als sie damals auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz ging, da waren im Jahr zuvor viele Sportler auf den Rundkurs gegangen, um so Geld für zusätzliche Ausbildungsplätze einsammeln zu können. Sponsoren- und Startgelder fl ießen so Jahr für Jahr in einen Topf, der bis zu zehn Ausbildungsplätze zu sichern hilft. „Wir geben die Anschubfi nanzierung, übernehmen die Kosten für ein halbes Jahr und überzeugen so die, die eigentlich all ihre Ausbildungsplätze schon belegt haben“, erklärt Silke Schlüter.


37

Die kümmert sich bei der iwkh als

Monate im Rödinghauser Rathaus. Hat

Und nimmt sich die Zeit, die es braucht,

Ausbildungsförderin darum, dass hier

bei den Wahlen mitgeholfen, im Bauamt

um eine solch wichtige Entscheidung zu

Kommune, iwkh, Betrieb und Auszu- mitgearbeitet. Und so gleich „einen Ein- treffen. Silke Schlüter weiß, dass auch bildender oder eben Auszubildende zu- blick in zwei Welten bekommen“. Ent- nach den sechs Monaten Anschubfinansammenkommen. Die Kommune deshalb,

scheiden muss sie sich zwischen diesen

weil durch diese Maßnahme keine Wett- beiden noch nicht. Wobei ihr derzeit die

zierung, nach der gesamten Ausbildungszeit die Arbeit der iwkh noch nicht zu

bewerbsverzerrung entstehen soll. Am

des Handwerksunternehmens als die

Ende ist. „Ist es weder der Kommune

Ende nicht der Eindruck entsteht, dass

übersichtlichere, überschaubarere und

noch dem Partnerbetrieb möglich, den

da ein Unternehmen durch den zusätz- damit wohl auch sympathischere er- jungen Menschen zu übernehmen, dann scheint. „Genau darin liegt ja auch ein

schauen wir, ob wir nicht weiterhelfen

Was ja gar nicht der Realität entspräche, Vorteil unserer Verbundausbildung. Der

lichen Auszubildenden bevorzugt wird.

können“, so Silke Schlüter. Wir, das heißt

aber lieber erst gar nicht die Gerüchte

Auszubildende ist nicht auf einen Betrieb

in diesem Fall natürlich nicht, dass die

aufkommen lassen, lieber gleich im Keim

beschränkt, erhält viel mehr Weit- und

iwkh anstellt. Aber sie hilft bei der Suche,

ersticken, was der denken kann, der in

Einblick“, erklärt Silke Schlüter. Die

durchforstet das Register der 400 Mitglie-

der Thematik dann doch nicht zu Hau- muss allerdings manches Mal intensiv

der, nutzt sein eng geflochtenes Netzwerk,

se ist. Ein Betrieb also wird gesucht, der

suchen, ehe aus den eingelaufenen Gel- um zu finden, was die ehemaligen Auszu-

im Verbund mit einer Gemeinde, einer

dern auch wirklich Ausbildungsplätze

Stadt zusätzlich ausbilden will, der viel- werden. Denn nicht jede Kommune ist leicht nicht alle Belange abdecken kann,

bildenden suchen. Und wird häufig fündig. Selbstläufer aber – und dieser Begriff

bereit, zusätzlich auszubilden. Und auch

passt ja gut zum Widufixlauf seien beide

die eine Ausbildung erfordert. Der Aus- nicht jede kann ausbilden, verfügt über

Aufgaben nicht. Weder das Finden eines

bildungsvertrag aber wird geschlossen

Mitarbeiter, die über eine solche Quali- passenden Verbundausbildungsplatzes

zwischen Auszubildendem und iwkh.

fikation verfügen. In Rödinghausen war

noch eines späteren Arbeitsplatzes. Aber

So viel zu der komplizierten Theorie. Die

all das kein Problem. Einmal angefragt, es sei möglich. Und machbar. Stellt Silke

Praxis sieht da schon deutlich einfacher

einen Mitarbeiter zum Ausbilder quali- Schlüter klar. Und lässt keinen wirkli-

aus: Daniela Meier fragt bei der Firma

fiziert, sofort zugesagt – so einfach war

chen Zweifel daran, dass auch Daniela

Stork Haustechnik nach, ob sie hier den

das vor zwei Jahren. Jetzt sitzt Daniela

Meier nach ihrer Ausbildung ihren Weg

Beruf der Bürokauffrau erlernen kön- Meier also an ihrem eigenen Arbeitsplatz, gehen wird. Mit oder ohne Hilfe der iwkh ne. Und sie konnte. Allerdings nur, weil

rechnet nach, wertet aus, kümmert sich

ist dabei eher zweitrangig. Viel wichti-

Anke Stork mit ihrem Mann gemeinsam

um all das, was eine angehende Büro- ger sei, dass ein junger Mensch von einer

als Inhaber zuvor von der Verbundausbil- kauffrau so zu erlernen und zu bewälti- anfänglichen Idee, einem heute längst dung gehört hatte. Und sie sich deshalb

gen hat. Und überlegt schon einmal, was

davon überzeugen ließen, einmal etwas

aus ihr werden könnte, wenn die drei- neten Projekt profitiere, das er anfangs

etablierten und mehrfach ausgezeich-

ganz Neues zu wagen. Nun pendelt Da- jährige Ausbildungszeit bei der Firma

gar nicht kannte. Und ihm am Ende bei

niela Meier zwischen Heizungsbau und

Stork zu Ende geht. „Eigentlich bin ich

einer der wichtigsten Entscheidungen im

Verwaltung, verbringt insgesamt sechs

dann für alles offen“, sagt Daniela Meier.

Leben weiterhalf.


38

Montags steht der Verkaufswagen von Wolfgang Moor still. Dann wird geputzt und gewienert, ausgewaschen und auf Vordermann gebracht, ehe es einen Tag später wieder auf die rund 40 Kilometer lange Runde mit dem Dreiachser geht. Wolfgang Moor hat das, was man einen TanteEmma-Laden auf Rädern nennt. Eine aussterbende Art, da ist er sich selber sicher. Aber auch eine, die eigentlich immer wichtiger wird. Denn wenn die Menschen älter werden, die Wege zum Supermarkt weiter, dann ist für viele beruhigend zu wissen, dass Wolfgang Moor zu ihnen kommt. Und das im immer wiederkehrendem Rhythmus, „pünktlich wie ein Linienbus“, erzählt der gelernte Maurer. Der klagte vor knapp 30 Jahren über Jucken und Schmerzen, wenn er mit Beton in Berührung kam. Die Allergie also machte den Beruf zunichte, der Rödinghauser half fortan in einer Bäckerei aus Aushilfsfahrer


39

weiter, ging später in eine Möbelfirma und fand sich doch in zu viel Monotonie wieder. Warum sich dann nicht selbständig machen? Warum nicht frische Lebensmittel zu denen bringen, die nicht mehr selber losfahren wollen. Oder können? Die erste Woche war eine Qual. Erzählt Wolfgang Moor heute. Wie wiege ich ab, wie schneide ich die Wurst, den Käse, das Brot, ich im ganzen ab? Es sei viel Learning by doing gewesen, Zeit habe das gekostet. Aber heute weiß er: Sein Konzept ist ein einzigartiges. Er fährt kreuz und quer durch Rödinghausen, hält vor Häusern in Ennigloh, in Benjen, Lenzinghausen. An Bord immer das gleiche Sortiment, das, dass ihn von der fahrenden Konkurrenz absetzt. Denn ist die mit Eingepacktem, Eingeschweiß- als seine Spezialität bezeichnet werden

Übergebliebenem, drei Feiern in der

tem, Eingemachtem unterwegs, hing bei

können. Gekauft werden auch die von

Woche eben keinen Wunsch nach Neu- nur zwei Wochen im Jahr, mitten im

Wolfgang Moor die Scheibe Wurst eben

denen, die er seit Jahren kennt. Das Sie?

gekauftem auslösen. Dann fährt er halt

noch am ganzen Stück, kann der Kunde

Fällt hier nur bei ein, zwei Kunden. Bei

weiter, kommt nächste Woche wieder. gewöhnt. Wenn er mal ins Rentenalter

zusehen, wie seine Käsescheiben vom

allen anderen gilt: Am Wagen gilt das Du. Alles kein Problem. Problematisch wur- kommt? Dann übernehmen vielleicht

ganzen Laib abgetrennt werden. Wer will

Und an der fahrenden Verkaufstheke gilt

siert nicht. Wenn er Urlaub hat? Passiert Sommerurlaub, daran sind die Kunden

de es dagegen vor drei Jahren. Da ist ihm

die Kinder. Ein Sohn hilft als gelernter

das schon, Salami im Zehnerpack kau- auch: Du kannst kaufen. Musst aber nicht. die Garage abgebrannt. Und mit ihr: das

Fleischer schon bei der Lebensmittelzu-

fen? Wenn er doch viel weniger benötigt?

Was aber nicht alle verinnerlicht haben. nagelneue Motorrad, der pkw – und eben

bereitung, unterstützt auch beim neu-

Fragt der 50-Jährige? Natürlich sei auch

Es gibt immer noch diese Hemmschwelle, auch der Verkaufswagen. Zum Heulen sei

en Standbein des Vaters, beim Catering

seine Kundschaft eine durchschnittliche, dieses: Wenn der Wolfgang schon extra

das gewesen. Aber jemand, der nur heult, Service. Und weiß doch: Der Wagen, des-

aber vor allem samstags – immer noch

ist der Rödinghauser dann doch nicht. sen Unterhalt, der Sprit, die Reifen, die

zu mir gefahren kommt, dann muss ich

der umsatzstärkste Tag der Woche – kä- auch etwas bei ihm kaufen. Anstandshal- Also hat er wieder von vorne angefan- Kühlbatterien werden im teurer. Und men auch junge Einkäufer an den Wa- ber. Auch wenn ich gar nichts brauche. gen. Für die hat er auch Grillfleisch mit

gen, einen neuen Transporter gekauft, ist

werden irgendwann dafür sorgen, dass

Vollkommener Quatsch sei das, un- morgens wieder zur heimischen Bäckerei, der Frischebringdienst eingestellt wird.

auf dem Wagen, schneidet, würzt und

terstreicht Wolfgang Moor. Und gar nicht

zur Fleischerei um die Ecke gefahren. Hat

Noch aber rollt er. Und tut das noch ein

würfelt gemeinsam mit seiner Frau am

nötig. Er könne das gut verstehen, dass

seinen Wagen beladen und dann auf zur

paar Jahre. Ich werde ja gebraucht. Sagt

Vorabend Salate zusammen, die ruhig

eine Einladung am Wochenende mit

Kundschaft. Wenn er krank wird? Pas- Wolfgang Moor.



41

Ich bin unglaublich l a n g s a Und ich fahre sehr, sehr l a n g s a m Lasse es gerne einmal r o l l Vielleicht bin ich einfach im R h y t h m u s der Bruno Krenz wirkt nicht wie ein Lang- Farbton, nicht als Farbträger zu schätzen

m. Auto. e n . nicht Zeit.

Eine Uhr ziert sein Handgelenk, drauf

samer, wenn er sich zu seiner Langsam- gelernt. Dass heute alle Welt das Braun

schauen tut er nur sehr selten. Dabei ist

keit bekennt. Wenn er erzählt, dass er im

als künstlerisches Mittel einsetzt, kann

er keiner, der einfach so in den Tag lebt,

Auto überholt wird. Um sich dann hinter

Bruno Krenz nicht wirklich überraschen. der sich von der künstlerischen Muße

denen einzureihen, die eben noch an ihm

Richtig einordnen aber auch nicht. Über- küssen lässt. Oder eben auch

vorbei rasten. Und nun vor der gleichen

haupt ist der Herforder jemand, der so

roten Ampel wie er stehen. Müsste er sich

seine Schwierigkeiten mit Kategorien

helfen auch ihm. Nur sind es

selber charakterisieren, er würde sich als

und Schubladen hat. Da macht er sich

eben die ihm ganz eigenen. Er

Künstler, als Philosoph, als Visionär, Ve- viel lieber selber seine Gedanken. Auf

ist in seiner künstlerischen

getarier, Nichtraucher, Nichtalkoholiker

nicht. Rhythmik und Ritual

ausgedehnten, langsamen Spaziergän- Ausbildung, in seinem freibe-

bezeichnen. Sand im Getriebe ist ein Be- gen. Bei denen er – häufig über sich, über

ruflichen Schaffen weit herum

griff, der seine Lebenseinstellung auch

sein künstlerisches Schaffen – nach- gekommen. Münster, Rom, Berlin, Mün-

gut widerspiegelt. Der 60-Jährige wurde

denkt. Auch so gönnt er sich den größ- chen, New York. All das Stationen im

auf dem Land geboren, Sport begeister- ten Luxus, den es für ihn geben kann:

Leben von einem, der irgendwann dann

te ihn schon damals, fasziniert haben

Zeit. Muße ist, was sein Denken, sein

doch zurück gekehrt ist. Zurück zu sei-

ihn die Erdklumpen, die sich oben und

Handeln charakterisiert. Den Kalender

nen Wurzeln. Nach Herford, damit nicht

unten an seiner Gummizug-Turnhose

führt er nur wochenweise, das Handy

auf dem Land, nicht in der Großstadt le-

bildeten. Bereits damals sei so die Lie- liegt daheim auf dem Schreibtisch und

bend. Am Oberstufenkolleg an der Biele-

be zur Erde gewachsen, habe er Erde als

dient allein der Kommunikation via sms. felder Universität lehrt er heute Malerei,


lässt sich morgens um 6 Uhr wecken, wenn es pünktlich mit der Bahn nach Bielefeld zur Arbeit geht. Doch auch die Bahn ist nicht das, was sich Bruno Krenz unter zeitgemäßer Fortbewegung vorstellt. Ist es nicht angsteinflößend, wie schnell sich die Fahrzeuge auf der Schiene bewegen? Man dürfe das nicht

Hinnehmen dürfe man auch vieles

als Kokettieren verstehen. Er empfindet

nicht. So wie die Idee, dass Nehmen

langsam redenden, rückwärts gewandten Menschen vorstellen. Er spricht

das einfach so. Und nutzt die Bahn, das

glücklicher macht als Geben. Das seien

flott, er schaut vorwärts. Aus den philo-

Auto – gerne mit dem Fahrrad hinten auf

sozialistische Grundüberlegungen, si- sophischen Überlegungen soll ein Buch

dem Gepäckträger – ja auch. Aber könnte

cher. Zumindest vom Grund her. Aber entstehen. Dann, wenn der Lehrberuf

es nicht eine ganz andere Art der Fortbe- könnte es nicht genau anders herum in

an den Nagel gehängt, der Ruhestand

wegung geben? Eine, die die zurückge- der Gesellschaft funktionieren? Wäre es

eingeläutet wird. Den hätte er auch als

legte Distanz erlebbar macht? Die Schritt

nicht denkbar, dass Geben wichtiger ist

Beamter verbringen können, gut abge-

hält mit dem menschlichen Rhythmus?

als Nehmen? Ist das nicht in der Familie, sichert, in Zwickau lebend. Da war er als

Es sind diese Gedanken, die Bruno Krenz

in der Freundschaft, bei der Hilfe durch

Professor für künstlerische Grundlagen

auf seinen Spaziergängen begleiten. Auch

Spenden gerade genau so? Und muss

tätig, hatte das Angebot der Sicherheit

wenn er durch das Kolleg-Gebäude geht. man die Dinge wirklich als Selbstver- im Alter. Und vielleicht hätte er den Denn die Hektik, der Zeitdruck, der hier

ständlichkeit hinnehmen, nur weil alle

Beamtenstatus annehmen sollen, eben

herrscht, dringt aus jeder Ecke auf die

sie so sehen? Man darf sich, wenn Bru- der Sicherheit wegen, überlegt er heu-

Besucher, die Mitarbeiter ein. Hingeben

no Krenz so erzählt in seiner Herforder

te. Aber als sich die Erde um ihn herum

müsse man sich dem aber nicht.

Atelierwohnung, den Mann nicht als

des Uran­ abbaus wegen als strahlend


43

erwies, hat er dann doch abgelehnt. Und

vidualisierung strebe, dass Trennung, rung ist. Seit 1973 leidet der Künstler an

ist zurück nach Herford gezogen, ist

Vereinzelung und Einsamkeit aber im- Tinnitus. Am Pfeifen, das immer dann

heute auch im städtischen Beirat für die

mer häufiger mit der Individualisierung

Stadtbildpflege tätig.

gleichzusetzen sei. Denken Sie an früher. oder sich eine Krise anbahnt. Das kann

Malerei und Installationen sind es, Da waren alle in einem Sportverein. Da die das künstlerische Wirken von Bruno

stärker wird, wenn der Stress zunimmt so weit gehen, dass er medizinische Hilfe

wurde gelaufen, gerannt, jeder gegen

in Anspruch nehmen muss. Dann doch

Krenz bestimmen. Dabei sei die Quan- und jeder mit jedem. Versuchen Sie

lieber schnell entschleunigen, den Gang rausnehmen, Fahrt verlieren. Tag für Tag

tität nicht besonders groß, die Tiefe, die

heute mal, einen Mountainbiker, einen

gedankliche Auseinandersetzung mit der

Rennradfahrer, einen Spazierfahrer ge- gelingt ihm das mit einem Mittagsschlaf.

im Entstandenen ruhenden Idee weitaus

meinsam auf den Sattel zu bekommen. Zehn, höchstens 30 Minuten lang Schlaf

wichtiger. Sicher durchläuft ein roter Fa- Das ist doch unmöglich. Da lebt jeder in den seine Arbeiten, auch wenn dies kein

kontinuierlicher, kein vorhersehbarer ist. Wundert sich Bruno Krenz. Dabei ist es Sobald ich einen Stil hatte, galeriefähig

gönnt er sich dann. Danach seien die Ge-

seiner ganz eigenen, spezialisierten Welt. danken klar, die Produktivität gesteigert. Das sollten sich auch einmal Unterneh-

gerade die Radfahrt, die ihn alles, nur

mer und Unternehmen überlegen. Rät

geworden bin, habe ich kehrt gemacht, nicht langsam werden lässt. Wenn ich

der, der dem Thema Zeit einfach anders

bin in eine andere Richtung geschlen- mich auf’s Rad schwinge, wenn ich ei- gegenüber tritt. Wichtig ist, dass man dert. Erzählt Bruno Krenz heute. Weiß, nem Ball hinterher laufe, dann werde ich

mit der Zeit umgeht. Nicht anders herum.

dass er sich damit manches Mal selbst

Dann kann man ganz gut

schnell. Dann entledige ich mich all der

ein Bein gestellt, sich selber eine nicht

Langsamkeit. Sagt Bruno Krenz. Renn- durch’s Leben kommen.

immer wirtschaftlich positive Quittung

geschwindigkeit ist beim Radsport auch

Sagt einer, der sich sel-

ausgestellt hat. Nicht nur dieses Verhal- heute nicht sein Metier, aber die Radtou- ber als zufriedenen Menten machte ihm zu einem Einzelgänger.

ristikfahrt dann schon, das flotte Fahren

schen bezeichnet. Und

Familie? Nein. Ja, doch. Meine Schwes- in der Gruppe über lange Wegstrecken. eben unglaublich langtern. Es sind diese Antworten, die in

Auf dem Fahrrad sitzend vergisst er auch, sam. Aber beides hängt

sein Ich schauen lassen. Wenn er erzählt, dass sein Ohr eigentlich der beste Grad- ja vielleicht miteinander dass heute doch jedermann nach Indi- messer für zu viel zeitliche Überforde- zusammen.


44

Entwerfen statt wegwerfen Mit dem RecyclingDesignpreis der RecyclingBรถrse wird der Kreis Herford einmal im Jahr zum Mekka des Designnachwuchses.


45

PR-Anzeige

Im Büro von Udo Holtkamp stapeln sich die Kartons. Im einen versteckt sich ein Stuhl, entworfen aus dem Material einer ausrangierten Mülltonne. Daneben ragt ein Hängeschrank aus einer Kiste, produziert aus Restholz, das andernfalls auf dem Sperrmüll gelandet wäre. Dazu gesellt sich der Prototyp einer Obstschale, eine Neunutzung von Bildschirmglas ausgedienter Fernseher, das normalerweise im Schredder endet. Oder der „Kitchen-Cart“, mit dem ausgemusterten Airline-Trolleys, zur Mini-Küche umgebaut, ein zweites Leben eingehaucht

dem Wettbewerb zu Nachhaltigkeit und

ausgewählten Entwicklungen auch in

KurzInfo „RecyclingBörse“

wird. „Das hier ist nur ein Vorgeschmack, Ressourcenschonung im Design anregen. den „stilwerk Designcentern“ in Ham- 1984 von Arbeitslosen gegründet, entwickelte der zeigt Entwürfe und Ausstellungsstücke

Wir sagen: Entwerfen statt wegwerfen. burg, Düsseldorf und Wien gezeigt, im

Arbeitskreis Recycling e.V. als Zweckbetrieb die

der vergangenen Jahre“, so Holtkamp, Das Spektrum gefragter Entwicklungen

Umweltbundesamt oder im Museum der

Recy­clingBörse. Aus dem Mauerblümchen eines Ge-

reicht von Deko-Artikeln über Möbel

Dinge, Berlin. Die Designhochschule in

brauchtmöbellagers in Herford wurden sieben Ein-

Vorstand des Arbeitskreises Recycling e.V., dem Trägerverein der vielen besser

und Kleidung/Textilien bis Accessoires. Porto Alegre, Brasilien, war im März die

richtungen im Kreis Herford und in Bielefeld. Es geht

bekannten RecyclingBörse. Es geht um

Es gilt, den ›verborgenen Sinn wegge- erste außereuropäische Station.

um Müllvermeidung und Wiederverwendung und

den RecyclingDesignpreis.

worfener Dinge‹ zu entdecken und nutz-

darum, sinnvolle Arbeit und Beschäftigung zu schaf-

Erst 2007 von den Börsianern erst- bar zu machen“. mals ausgelobt, beteiligten sich an den

Bislang hat der gemeinnützige Verein

den Wettbewerb aus eigener Kraft ent- fen. Als Sachspenden sammelt die Börse Dinge aus

Einmal im Jahr wird der Kreis Her- wickelt und organisiert. Für die Zukunft

Haushalt und Büro, die noch zu schade für den Müll

inzwischen vier Wettbewerben rund

ford damit zu so etwas wie einer Design- hofft man auf Sponsoren.

sind. Motto: Aus Alt mach’ Arbeit!

tausend Designer/innen und Kreative

metropole. Allein die Ausstellungseröff- Dabei ist die Börse für die Entwicklung

Von Anfang an hat der Arbeitskreis Recycling e.V./

aus dem Handwerk. „Diese Resonanz

nung und Preisverleihung im vergange- des RecyclingDesignwettbewerbs bereits

RecyclingBörse! den Dialog mit Kunst und Kultur ge-

hat selbst uns überrascht. Und macht

nen Jahr im Marta Herford besuchten

auch selbst ausgezeichnet worden: Vom

sucht und selbst kulturelle Aktivitäten initiiert und

uns auch ein bisschen stolz“, so Börsia- 400 Gäste. Die Schau wurde von drei

Rat für Nachhaltige Entwicklung der

organisiert. Dies immer in einem umweltpolitischen

ner Holtkamp.

auf fünf Wochen verlängert. „Der Recy- Bundesregierung und der Standortini- Zusammenhang: „Um Themen wie Müllvermeidung

Bundesweit und über die Landes- clingDesignpreis ist fester Programm- tiative „Deutschland – Land der Ideen“ und Recycling auch in ihren kulturellen Aspekten aufgrenzen hinaus sind Produktentwickler

punkt im Marta. Und anschließend geht

als „ein herausragendes Beispiel für den

zuzeigen, sinnliche Erfahrungen zu vermitteln und

gefragt, Abfallmaterialien und Produkti- die Präsentation auf Wanderschaft“, so

Ideenreichtum, die Kreativität und das

zur selbsttätigen Kreativität anzustiften“.

onsreste zur Entwicklung neuer Produk- Holtkamp. So werden die von einer nam- gestalterische Engagement in Deutschte zu nutzen. Holtkamp: „Wir wollen mit

haften und international besetzten Jury

land“. www.recyclingdesignpreis.org

Kontakt Tel.: 05221.19 7 19 • www.recyclingboerse.org


46

Der Wagen ist eine große Enttäuschung. Subjektiv betrachtet. Müsste er nicht fauchen und brummen, wenn man sein Gaspedal nur ganz leicht streichelt?


47

Müsste es nicht wummern und grollen, in Bewegung ist, was sich nach Stillstand wenn nur der Zündschlüssel umgedreht

anhört. Ingenieure überlegen schon,

wird? Der Wagen kostet 400.000 Euro, berichtet unser Beifahrer, ob nicht ein grob geschätzt. Da sollte ja wohl etwas

Soundmodul einzubauen sei. Also ein

Hollywood mit drin sein, wenn so viel

digitales Abspielgerät vorgaukeln solle,

Geld und eben dieser Wagen den Besit- dass da etwas fährt. Und beim Fahren zer wechseln. Aber er faucht nicht. Er

eben Fahr-Geräusche macht. Verrückte

macht – ehrlich gesagt – gar kein Ge- Welt. räusch. Er fährt einfach los. Er, das ist

Zurück zum Losfahren. Der F-Cell

das, was Mercedes Benz F-Cell nennt. fährt wie an einem Gummiband geUnd was nur in Handarbeit hergestellt

zogen. Drauftreten, abfahren. Bis 180

wird – daher der Preis, der kein echter

Stundenkilometer, ohne Ruckeln, ohne

ist. Denn zu kaufen gibt es den F-Cell

Schalten, kein Automatikloch, immer

gar nicht. Außen, also drumherum um

noch kein Geräusch. Innen aber fühlt es

die zukunftsweisende Technik, haben

sich an wie in jeder B-Klasse. Und das ist

sie in Stuttgart eine B-Klasse gebaut. dann auch das Problem, das der F-Cell Also quasi den Wolf in den Schafspelz

hat. Es gibt ihn nur ein paar Mal auf der

gezaubert. Vielleicht, sagt dann auch

Welt. Und er ist ein Technologieträger,

Ulrich Haseldiek von Mercedes Boll- der das schon im Kofferraum trägt, was meyer, vielleicht ist der Wagen einfach

erst 2015 in Serie gehen soll. Bei solch ei-

nicht spektakulär genug. Aber eben sehr, nem Exot erwartet man leuchtende Diosehr teuer. Und so nimmt der, dessen Vi- denreihen, Schalter, die sich visuell und sitenkarte ihn als Centerleiter ausweist, ergonomisch von all dem abheben, was dann bei der Probefahrt lieber auf dem

je in Autocockpits verbaut wurde. Hier

Beifahrersitz Platz. Sicher ist sicher. Gar

aber: alles B-Klassen-Style. Und der ist,

nicht sicher ist dagegen der Start. Denn

nun, nicht gerade das, was einen Viel-

der F-Cell rollt, fällt, schleicht einfach

fahrer in Sektlaunennähe katapultiert.

los. Soll heißen: Zündschlüssel drehen, Wird aber der passende Knopf gedrückt, Gaspedal drücken, losfahren. All das

dann erscheint auf dem Farbdisplay ein

ohne jegliches Geräusch. Das fasziniert. Symbol des Autos. Und kleine grüne und Und beängstigt zugleich. Letzteres vor

weiße Bläschen, eine Prozentzahl und

allem die, deren Ohren entweder sehr

grüne Pfeile, die vom Brems- hin zum

jung sind oder schon sehr viel gehört ha- Batteriesymbol sausen. Und so langsam ben. Und nicht erwarten, dass da etwas

dämmert es auch dem, der sich nicht


Anzeige

ICH, DER STEIN –

am Anfang schon dabei und immer in Bewegung.

Meine ersten paar Millionen Jahre vergingen Ich wurde ganz schön in Bewegung gehalten. ziemlich unspektakulär. Mit vielen anderen klei- Am Ende einer jeden Umdrehung wurden wir nen und großen Weggefährten spülten wir so mit einem grauen, feinen Pulver überschüttet, dahin, bewegten uns mal oben und mal unten, wie ein Schleier. „Hey, ich bin der Zement“, es war mal hell und mal dunkel. Auf dem Weg rief das Pulver, „gemeinsam werden wir etwas über mehrere tausend Kilometer schliffen wir ganz Großes, wir werden Beton! Wir sind es, uns ganz schön die Ecken ab, am Ende, als die die Häuser der Menschen zu festen, stabilen sich die Geschwindigkeit deutlich verlangsam- Gebäuden machen, sie werden in uns arbeite, waren wir schön rundlich und gleichmäßig. ten und wohnen, sie werden sich wohlfühlen, Als wir zur Ruhe kamen, hatte ich Glück, ich weil wir sie schützen gegen Sturm, Regen und lag ziemlich oben, ohne großen Druck, vom Kälte.“ So, dachte ich, bis hierher bin ich also Wasser umspült und manchmal konnte ich auch gekommen. Zwischenzeitlich waren wir in eidie Sonnenstrahlen sehen, die das Wasser in nen anderen Behälter geschüttet worden, wir unterschiedlichen Farben erhellten. Ich weiß fuhren wieder in einem LKW zu einer Baustelle, nicht, wie lange ich so ruhig dalag. Plötzlich unserem Bestimmungsort, wurden hier in verkam eine große Unruhe auf, das Wasser und schiedene Schalungen gefüllt und gerüttelt. „Du, mit ihm wir Steine wurden in ein großes, dunk- Zement“, rief ich leise, „kannst du mich hören?“ les Rohr gesaugt, nichts konnte uns halten, als „Na klar, was willst du wissen?“ „Sag mal, wir es wieder hell wurde, lag ich auf einem Rüttel- liegen jetzt hier ganz bewegungslos, wie geht tisch, einem Sieb, wurde kräftig durchgerüttelt es mit uns weiter?“ „Ich habe gehört“, sagte und fiel durch die Siebmaschen. Ich landete auf der Zement, „dass wir jetzt ganz fest, hart und einem Förderband und wurde auf einen großen stabil werden und sicherlich lange an diesem Haufen geworfen. Hier lag ich nun, von hohen Ort bleiben werden. Eines Tages, wenn das Behältern und Maschinen umgeben und es war Gebäude alt ist und den Menschen nicht mehr sehr laut. Schon nach kurzer Zeit kam der Hau- gefällt, kommen große Maschinen und reißen fen in Bewegung, mit einem Bagger wurden mit es wieder ein. Wir werden in großen und kleimir viele Steine auf einen LKW geladen und die- nen Stücken wieder auf LKWs geladen und zu ser brachte uns zu einem Transportbetonwerk. einem Recyclingbetrieb gebracht. Hier werden Hier wurden wir in ein unterirdisches, dunkles wir wieder zu kleinen Steinen gemahlen und Silo gekippt. Es war sehr eng hier. Endlich kam vielleicht für eine Straße oder einen Parkplatz wieder Bewegung auf, erst fiel ich weiter ab- wiederverwendet. Einige von uns werden auch wärts, dann ging es in einem becherähnlichen an einem Teich, in einem Park oder Garten lieBehälter nach oben. Ich sah für einen kurzen gen, werden vom Wasser umspült und können Moment die Sonne, purzelte in eine Trommel die Sonne sehen.“ und von oben kamen Sand und Wasser dazu. So, dachte ich, ich bleibe weiter in Bewegung!

Rilkestraße 29 – 33 | 32257 Bünde Telefon 05223 6882- 0 www.oberbremer-b aubetriebe.de


49

mal den Unterschied zwischen Volt und

jetzt heißt es: Ruhe bewahren. Und ent-

Watt merken kann, dass hier kein reines

weder: viel Glück haben, und in der Nähe

Elektroauto seine ersten Testkilometer

eine Wasserstofftankstelle finden. Was

herunterspult. Wasserstoff wird hier

sehr unwahrscheinlich ist. Oder auf Bei-

zu Energie umgewandelt. Eine Brenn- stand der Herren mit dem Abschleppwastoffzelle erledigt das und am Ende steht

gen hoffen. Es sei halt eine Versuchsfahrt

zweierlei: eine volle Batterie mit einer

mit einem Prototypen, dass vergesse

Reichweite bis weit über die 300-Kilo- man zwar schnell, wenn man drinsitze, meter-Marke. Und ein Auspuff, aus dem

dürfe man aber eigentlich nicht. Sagt

Wasserdampf herauskommt. Ganz rein, Ulrich Haseldiek. Und ist es nicht das versteht sich. Unter dem Strich steht

eigentliche Wunder, dass man hier gar

dann auch: null CO2, null Emission, null

kein Wunder erlebt. Wer Menschen auf

schlechtes Gewissen. Dass, wovon die

den Mond schießt, kann der nicht auch

einen träumen und die anderen erzäh- Wasserstofftankstellen pilzegleich sprielen, fahren wir also gerade. Über die A30

ßen lassen? Kann er. Da sind sich alle si-

mit flotten 140 Kilometern die Stunde, cher. Will er? Das ist eine andere Frage. durch die Stadt einfach im Verkehrsfluss

Wir rollen zurück zum Mercedes-

mitschwimmend. Und wären da nicht

Händler. Neugierige versuchen gerade,

die großen Aufkleber auf der Seite, nie- erste Blicke auf den noch abgedeckten mand würde merken, dass wir die ein- neuen slk zu erhaschen. Zu uns, zum zigen hier sind, die der Umwelt nicht an

F-Cell, schaut niemand herüber. Das

den Kragen gehen. Das hier, das ist die

wird sich ändern. Ganz sicher. Wenn aus

automobile Zukunft. Schwärmt Ulrich

dem, pardon Herr Haseldiek, hässlichen

Haseldiek. Und man kann nur nicken. Entlein ein Future-Renner geworden ist. Und wenn das so einfach ist, dass man

Wenn sich außen fortsetzt, was unter der

nach 15 Kilometern vergessen hat, dass

Haube längst seine Vollendung gefunden

man in ihr sitzt, dann soll die mal ruhig

hat. Irgendwann, soviel ist sicher, wird

kommen, die automobile Zukunft. Nach

sich jeder von diesem automobilen Gum-

guten 300 Kilometern verabschiedet

miband ziehen lassen. Und irgendwann,

sich selbige aber wieder – spätestens. auch das ist sicher, wird sich niemand Denn dann erreicht die Tankanzeige

mehr wundern, dass Geräusch und Be-

den roten Bereich. Nix mehr drin im

wegung eben nicht mehr Hand in Hand

Behälter, der den nach Kilogramm be- gehen. Sondern sich nur vom Hörensamessenen Wasserstoff beinhaltet. Und

gen her kennen.


50


51 51

Es geht darum, die perspektive zu wechseln. Auf eine andere Sichtweise umzustellen, die nur für den erlebbar ist, der einen großen Schritt wagt. Es geht darum, die perspektive zu wechseln. Und sich dann ganz klein macht, die Beine im Auf eine andere Sichtweise umzustellen, die nur Schneidersitz verschränkt und erstmal abwartet. für den erlebbar ist, der einen großen Schritt wagt. Und sich dann ganz klein macht, die Beine im Schneidersitz verschränkt und erstmal abwartet.

Wartet, ehe Andreas Brünger und Hund Eddy auch ins Boot gestiegen sind. Anfangs wirkt es wackelig, fast unsicher schwankend, wenn es vom Ableger in Kirchlengern die Else runter in Richtung Löh-

ne geht. Kein Grund, ängstlich zu werden, denn

Andreas Brünger, Inhaber der Indian-SummerKanutouren, ist einer, der schon den Orinoco runtergepaddelt ist. Der hinten lenkt, für Schub, für Stabilität, für den notwendigen Kurswechsel sorgt.

Im Kanu sitzt er schon lange. Aber eher zufällig. Es

waren eine Motorradtour, eine kleine Pause, vorbeigleitende Paddler, die seine Neugierde weckten. Und ihn nicht mehr losließen. Also wechselte er selbst von der Asphaltpiste auf die Wasserstraße. Lieh sich ein Boot, kaufte ein Boot, brach das Studium ab, arbeitete stundenweise bei der Post und verbrachte die meiste Zeit dann doch im Boot, auf


52


53

dem Wasser, im Kielwasser seiner Geschäftsidee. Er

widerfährt: das Kentern. Sicher, es gäbe auch die,

wollte anderen dabei helfen, den Perspektivwechsel

die sich bei warmem Wetter absichtlich volllaufen,

zu ermöglichen. Mit ihnen über das Wasser gleiten,

sich absaufen ließen. Aber es komme eben auch

das erlebbar machen, was er selbst als eine medi- vor, dass es trocken im Boot bleiben soll. Und das tative, sportliche Form der Fortbewegung charak- Vorhaben in der Umsetzung nicht gelinge. Erzählt terisiert. Das sei sicher ein Widerspruch. Aber es

Andreas Brünger mit einem Lächeln im Gesicht.

sei eben auch genauso. Wenn es gerade läuft, wenn

Die eng anliegende Schwimmweste ist also Pflicht,

die Strömung von hinten sacht anschiebt, dann ist

mitgenommen werden nur die, die auch schwim-

da dieser meditative Moment. Wenn aber der Fluss

men können. Es ist ein Bausteinprinzip, aus dem

ein steiniges Gefälle herabrauscht, wenn das Wasser

diese Schwimmer auswählen können. Hase, Weser

rau, die Gischt eine aufschäumende wird, dann ist

oder ein anderer Fluss, der sich eignet, um auch den

fahrerisches Geschick ebenso wie sportliche Fitness

Ungeübten voranzubringen und auch mal Dschun-

gefragt. Hier auf der Else gibt es beides nicht. Der

gelcharakter zu bieten, sind auszuwählen. Dann

Streckenabschnitt ist ein gestauter, die Wassermas- noch die Fragen zu beantworten, ob sich Barbecue, sen liegen träge da wie im Hücker Moor. Einmal nur

Übernachtung, Restaurantbesuch, Motorradtour

stellen sich Steine und Felsen in den Weg, rauscht

oder Fahrradfahrt anschließen sollen. Alles noch

das Wasser, muss auch der Vordermann mit aufpas- erweiter-, alles miteinander kombinierbar. Gefragt sen, dass Fels und Boot nicht eine zu enge Beziehung

nach dem durchschnittlichen, dem häufigsten Kun-

eingehen. Danach dann wieder: Seefeeling im Fluss- den, hat Andreas Brünger nur ein Schulterzucken format. Das Paddel einstechen, langsam durchzie- als Antwort. Es gibt einfach zu viele verschiedene hen, nach vorne holen, wieder einstechen. Was

Kunden, zu viele unterschiedliche Zuhörer, die sich

ruhig wirkt, wirkt lange nach. Die meisten meiner

erst vom Inhaber oder einem seiner Mitarbeiter

Gäste spüren abends Muskelpartien, die sie morgens

einweisen lassen, ehe sie selbst erst langsam, dann

noch gar nicht kannten, erzählt Andreas Brünger

immer sicherer in See stechen.

von hinten. Das Kanufahren ist eine Sportart, die

Hund Eddy ist da anders. Der nutzt jede Pause,

den ganzen Körper beansprucht. Und eine, die da- um aus dem Boot zu springen und die Nase eben für sorgt, dass man sich viel unterhält. Ohne sich

nicht nur in den Wind, sondern auf die spannend

zu sehen. Denn umdrehen oder gar aufstehen sorgt

riechende Grasnarbe zu drücken. Eddy hat schon

für das, was jedem zwanzigsten bis dreißigsten Boot

unzählige Seemeilen hinter sich, dreht sich zusam-


Emot ional…

,

Hissen Sie das Segel!

Gestalten Sie Ihren Garten mit einem Sonnensegel zu einem ganz neuen Lebens(t)raum! Lassen Sie sich zum Ausklang einer arbeitsreichen Woche oder im Urlaub einfach mal treiben. Wir bieten Ihnen eine umfassende Beratung, konkrete Planung und kostenlose

Angebotserstellung für Ihre individuellen Vorstellungen. Die große Produktpalette von Sicht-, Sonnenschutz– und Verdunkelungsanlagen, die wir Ihnen bieten können, lässt fast

!

54

der as Team bH Wir, d utz Gm h c s n e h Sonn licher Burdic verläss r h I d in d um ford, s en r u n g in Her a r F n e r in all utz! Partne nen s ch n o S n de

r Ruf e t u g r Unse 75740 05221/

keinen Wunsch offen. Überzeugen Sie sich selbst von unserem Service und schauen Sie auf unsere Referenzen im Internet. Unser neues Geschäftsfeld, die Sonnenschutzreinigung, dürfte für Sie genauso interessant sein.

Burdich Sonnenschutz GmbH / Waldstr. 1 / Herford / Telefon: 05221-75740 / Email: info@burdich-sonnenschutz.de / Internet: www.burdich-sonnenschutz.de


55

men, wenn er merkt, das Ufer und Pause noch weit entfernt liegen, und schläft, sanft von den Wellen geschaukelt, ein. Dabei ist es heute selten, dass Andreas Brünger selbst noch auf dem Wasser unterwegs ist. Zu häufig klingelt sein – natürlich wasserfestes – Outdoorhandy, (zu) vieles muss organisiert werden. Bis zu 100 Personen auf einmal schickt er maximal aufs Wasser, macht Betriebsausflüge zu Bootstouren, karrt bis zu 50 Boote erst ans Wasser und später wieder zurück nach Hause, zurück in die Werkstatt. Die liegt direkt in Herford, direkt an der Werre. Wer mag, kann auch hier ins Boot gleiten, kann sich ganz alleine, zu zweit, in der Gruppe die Stadt mal aus der Wasserperspektive anschauen. Das Ganze habe Suchtcharakter, ist sich Andreas Brünger sicher. Dem wirken auch die Tragepassagen nicht entgegen, die immer dann anstehen, wenn sich ein Hindernis Wasser und Boot in den Weg stellt. Aussteigen, mit anfassen, tragen, wieder ins Wasser lassen und weiter geht es. So viel zum Thema sportliche Betätigung. Danach dann wieder gleiten lassen, das eigene Tempo, den Rhythmus finden. Derweil träumt Andreas Brünger von der ultimativen Kanutour. Einmal den Yukon River in Kanada runter, an Bären, an steigenden Lachsen vorbei. Irgendwann werde auch dieses Projekt noch angegangen. Und sorgt dann – weg vom Tagesgeschäft, hin ins paddlerische Abenteuer – für den ganz persönlichen Perspektivwechsel von Andreas Brünger.


56


57

Zugegeben, richtig bedeutend sehen die Führerscheine für Baumaschinen, Gabelstapler und Kräne nicht aus. Aber sie können sehr wichtig werden, wenn dann doch mal etwas passiert. „Es ist heute sofort so, dass die Berufsge- Stempel in den Führerschein eingetragen

Motorrad aus. Für lkw-Fahrer ist es

nossenschaft alle Schadensfälle begut- wird, zu gewährleisten. Hier wie bei der

wichtig zu wissen, dass sie ab 2013 alle

achtet. Sind da Baumaschinen, Gabel- Erst­abnahme ist Marc Höcker nicht nur

fünf Jahre ihren Führerschein in Theorie

stapler oder Kräne involviert, wird sofort

Ausbilder, sondern zugleich auch Prüfer. und Praxis auffrischen müssen. „Jeder,

die Fahrberechtigung eingefordert“, sagt

Wenn er heute einschätzen soll, wie vie- der gewerblich mit dem lkw unterwegs

Marc Höcker, Inhaber der Fahrschul- le Arbeitnehmer, die mit den betreffen- ist, muss sich auf diese Neuerung einstelLounge in Bünde. Der weiß, dass es sehr

den Fahrzeugen unterwegs sind, keinen

len“, so Marc Höcker, der auch hier die

teuer werden kann, wenn eine solche

Führerschein haben, so geht er von rund

notwendigen Lehrgänge absolviert hat,

Fahrberechtigung nicht vorliegt. Dabei

50 Prozent aus. „Viele fahren bestimmt

um dem lkw-Fahrer bei Themen wie

dauert es gar nicht lange, bis Neulinge

schon sehr lange und auch sicher. Für die

ergonomisches Sitzen, spritsparendes

wie auch versierte Fahrer diesen Schein

berufsgenossenschaftliche Bewertung

Fahren und richtige Ladungssicherung

in den Händen halten. Zwei bis drei

zählt aber allein die gesetzliche Vor- weiterzuhelfen. „Gerade beim Thema

Werktage benötigt Marc Höcker, um in

schrift. Und die sieht nun einmal diese

der Ladungssicherung werden heute die

kleinen Gruppen Theorie und Praxis zu

drei unterschiedlichen Führerscheine als

meisten Punkte in Flensburg für lkw-

vermitteln. Dies kann entweder im eige- zwingend erforderlich vor“, warnt Marc

Fahrer eingetragen“, erklärt Marc Höcker,

nen Betrieb geschehen, oder aber Marc

der den fünftätigen Auffrischungslehr-

Höcker bietet bei ihm bekannten Un-

Höcker. In seinen sehr modern gestalteten

gang nutzt, um hier fortzubilden. Dabei

ternehmen die Möglichkeit, die prakti- Fahrschulen mit Lounge-Charakter bil- ist der lkw-Fahrer selbst für die Einhalschen Anforderungen zu erlernen. Auch

det der zertifizierte Fahrlehrer natürlich

tung dieser 5-Jahres-Frist verantwort-

Einzelunterricht ist möglich, nicht nur, nicht nur für diese Führerscheine, son- lich und er muss dafür Sorge tragen, sich um den Schein zu erhalten, sondern auch, dern für alle weiteren, wie etwa lkw, rechtzeitig für diese neuen Lehrgänge um die jährliche Auffrischung, die per

Bus, Auto, alle Anhängervarianten und

anzumelden.


58

R端ckenwind AUF KNOPFDRUCK


59

So recht scheinen sie es immer noch nicht glauben zu können. Plötzlich mussten sie sich strategisch komplett umstellen, mussten sich umstrukturieren, erst die große Halle in Löhne aus-, dann wieder neu einräumen. Wenn Kai Wippermann, Marketing­ leiter bei der Pantherwerke AG, mit Zahlen jongliert, te ist das anders. Wie die Wende gekommen ist? dann lässt sich erahnen, welch ein Ruck da gerade

Vor allem: überraschend. Das Mobilitätsverhalten

durch die Branche geht. 450.000 Fahrräder bringen

ändert sich, die Kurzstreckenmobilität nimmt zu,

die Pantherwerke jährlich auf den Weg. Und schon

die Zielgruppe wird immer jünger. Das Nutzungs-

jetzt sind 30.000 davon mit einem Elektromotor

verhalten also ist es, dass sich da sehr schnell geän-

ausgestattet. Wo der Trend hingeht? Schulterzu- dert hat. Warum genau? Schwer zu sagen. Ist aber cken. Und ein zufriedenes Schmunzeln im Gesicht. auch egal, Hauptsache die Trendwende ist geschafft. Er wird schon aufwärts gehen, was die Elektrobikes

Und plötzlich lassen sie sich alle anschieben. Die,

angeht. Ganz sicher.

die mit dem Rad zur Arbeit unterwegs sind. Die, die

Kleine Rückblende. Früher, also noch gar nicht

am Wochenende auf Radtour gehen. Selbst Moun-

so viele Jahre her, da galt der, der sich von einem

tainbiker drücken auf den kleinen grünen Knopf,

Elektromotor den Weg hochschieben ließ, nun, nun, wählen zwischen verschiedenen Antriebsstärken als Schwächling. Als einer, der sich nicht durch- und jagen die Berge nicht mehr nur runter, sondern beißt, als eigener Trittbrettfahrer sozusagen. Heu- auch flott wieder hoch. Wenn man doch ein wenig skeptisch ist, wenn man sich fragt, ob es denn wirklich notwendig sei, das Mehrgewicht mitzunehmen, dann redet und diskutiert Kai Wippermann nicht lange. Dann schnappt er sich einfach ein Musterbike, checkt kurz den Batteriestand, stellt am Lenker diesen


60

Betriebsleiter hier im Löhner Werk. 18.000 Räder warten hier, erst mit Noppenfolie an empfindlichen Stellen geschützt, dann in riesige Pappkartons gepackt, darauf, ausgeliefert zu werden. Es stapelt sich, es drängelt sich. Es herrscht das, was der Fachmann chaotische Lagerhaltung nennt. Sagt Werner Wolff. kleinen Kasten auf volle Kraft voraus und bittet

Zumindest für den Menschen. Der Computer aber

zum Aufsteigen. Fahr mal los. Aber pass auf, dass

guckt durch. Hier genauso gut wie nebenan im Zu-

du die Kurve kriegst. Rät und warnt er. Was dann

behörlager, da wo Kurbeln und Sättel, Bremsen und

passiert, kennen sonst nur Motorradfahrer. Man

Licht darauf warten, verbaut zu werden. Es scheint

tritt nur ganz leicht und schon weht das Haar, jedes noch so kleine Plätzchen im Gewirr der Halgeht es beängstigend flott voran, vorbei an all den

le ausgenutzt worden zu sein, um all das hier auf

Fahrrädern, die längst E-Bikes heißen und darauf

Vorrat halten zu können. Und man kann sich vor-

warten, erst einmal ins große Hochregallager ge- stellen, welcher Kopfschmerz entsteht, wenn in der bracht zu werden. Dahin begleitet uns Werner Wolff, Anlieferungskette irgendetwas streikt, wenn Preise


61 steigen, wenn Massenware zur Mangelware wird. Ein paar Schritte weiter stehen, liegen, hängen die Rohrahmen. Per Hand werden sie auf das vorbereitet, was in einem abgeriegelten Bereich passiert. Hier wird aus dem gelb-silbern schimmernden Rahmen mal Schwarzes, dann Silbernes oder Buntes. Mal lackiert die Maschine, dann der Fachmann per Hand, am Ende dann die Pulverbeschichtung, die Lack und Rad widerstandsfähig macht und das bietet, was Panther auszeichnet: die Qualität. Wir arbeiten hier beim Lack komplett auf Wasserbasis. Und saugen beim Pulver auch das letzte

mit der Felge verbunden wird. So langsam kommen

Körnchen ab. Sagt Werner Wolff. Ein paar Meter

Rahmen und Zubehör immer näher zueinander, es

weiter sind flinke Hände gefragt. Die setzen die

wird verschraubt und verbunden, am Ende steht die

Label an, Aufkleber werden präzise auf den just

aufwändige Verkabelung, ehe der neue Antrieb aus

getrockneten Rahmen gebracht, dann mit dem

dem Rad ein E-Bike macht. Das klappt hier in Löh-

Skalpell vom durchsichtigen Folienhintergrund

ne so gut, dass viele namhafte Fahrradmarken hier

gelöst. Handarbeit ist etwas, was hier noch an

fertigen lassen. Dabei können sie wählen, welcher

jeder Ecke zu beobachten ist. Und nicht weniger, Antrieb es denn sein soll. Bosch etwa, oder doch sondern mehr wird. So wie bei den Radnaben und

der eines Mitbewerbers? Die Pantherwerke haben

Speichen. Früher verrichtete hier eine Maschine

selbst einen Antrieb – Panterra genannt und viel

den Dienst. Die war aber wenig flexibel, konnte

beachtet – entwickelt, klein, kraftvoll und so nicht

nur mit wenigen Naben arbeiten. Doch das Sorti- nur in den eigenen, sondern längst auch in den Räment erweiterte sich stetig und damit stieg auch die

dern fremder Marken eingebaut. Das Prunkstück,

Zahl der verschiedenen Radnaben. Am Ende dann

das, was heute machbar ist, steht etwas versteckt in

stehen wieder Mitarbeiter da, speichen ein, drehen

einer kleinen Montierstraße. Die Rahmen faustdick,

die Nabe, sorgen mit ihren Händen für das, was ein

die Räder massig, das Design ein bulliges und doch

paar Meter weiter dann doch durch Maschinenkraft

stark reduziertes. Die Akkus verbergen sich hier im Hohlrahmen und bringen das E-Bike, nun, auf ein Tempo, das nicht offen zu kommunizieren ist. Nur soviel: Es ist sehr, sehr schnell. Straßenzulassung besitzt dieses Modell dennoch, auch wenn man sich hier mit 45 Kilometern in der Stunde begnügen sollte. Was sich nach starker Rollerkonkurrenz anhört, ist doch etwas ganz anderes. Man dürfe ja nicht vergessen, dass dennoch getreten werden muss. Soll heißen: Der Mensch bewegt sich ebenso wie mit einem normalen Fahrrad. Nur kommt er dabei sehr viel weiter, erklärt Kai Wippermann.


62


63

Wie weit er kommt, hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Im flachen Niedersachsen, sagt Werner Wolff, da könnten das schon mal 75 Kilometer

nicht: quietschen, stottern, lahmen. Also bauten

sein bis zur nächsten Steckdose. In Ostwestfalen

sie bei den Pantherwerken, da wo jedes DB-Rad

sollen es aber noch knappe 50 Kilometer sein, die

vom Band gelaufen ist, eine Unkaputtbar-Variante.

so erreicht werden. Und um das zu erreichen – flot-

Und schufen sich auch damit ein geschäftliches

tes Mittreten vorausgesetzt – braucht es nur eine

Fundament, was dauerhaft für Umsatz sorgt. Die

gute Stunde. Ins Marketingdeutsch übersetzt redet

gibt es nicht auch deutsche Sportwagen, die eben

Bahn stockt stetig auf, immer mehr Bahnhöfe und

man hier von innerstädtischer Kurzstreckenmobi- nicht das Tempo limitieren? Ein verwegener, wenn

Städte sind daran interessiert, ihre Gäste per Rad

lität. Bei Entfernungen von sechs Kilometern, bei

auch naheliegender Gedanke, dass bei 25 Stunden- auf Entdeckungsreise zu schicken. Dabei verlässt

dem, was der Fachmann Verkehrsinfarkt nennt, ist

kilometern auf dem E-Bike dann doch nicht Schluss

kein Rad, keines für die Deutsche Bahn, für Tel Aviv,

das E-Bike klar im Vorteil. Kein Wunder also, dass

sein sollte. Und muss.

den Einzelhandel oder den Großkunden, der sein

das E-Bike das ist, was nicht nur Kai Wippermann

Es ist wohl eine Sache der Software. Die wird

Label, ganz gleich ob Dienstleister, Bank oder Hilfs-

nicht „in“, sondern gleich „en vogue“ nennt. Es ist

an einem bestimmten Portal in der Fertigungshalle

organisation, auf den Rahmen gesetzt haben möch-

plötzlich schick, sich (an)treiben zu lassen. Und

auf jeden Radcomputer aufgespielt. Immer wieder

te, das Werk, ohne ausgiebig getestet worden zu sein.

man bewegt sich doch. Wer will, wer im Anzug auf

andere Logarithmen nutzend, immer wieder auf

Am Ende dann: eine letzte, kleine Testrunde und

dem Weg zur Arbeit ist, der muss nicht schwitzen. das Rad, seinen Einsatzort abgestimmt. Es gibt

dem Einpacken steht nichts mehr entgegen. Man

Wer will, kann aber auch so richtig in die Pedale

heute keinen Radtyp, der nicht elektrisch ange- sitzt also auch bei der Arbeit im Sattel. Sagt Werner

treten. So, dass der Schweiß nur so rinnt. Und so, trieben werden kann. Und wird. Eingependelt hat

Wolff. Und, natürlich, zu Hause wartete auch gleich

dass die Mofa vor sich her getrieben wird. Wäre, ja

sich längst auch der Preis. Man müsse für ein Rad

ein ganzer Schwung Räder auf den Einsatz. Ob denn

wäre da nicht die Straßenverkehrsordnung. Die

dieser sehr guten Qualität, sagt Kai Wippermann

auch ein E-Bike unter dieser zweirädrigen Auswahl

fungiert bei 25 Stundenkilometern als Spaßbrem- und zeigt auf ein graues, schön schlichtes Panther- wäre, wollen wir ganz am Ende wissen. Nein, noch se. Und das im klassischen Wortsinn. Erreicht der

Rad mit edlem Zubehör, 1.700 bis 2.000 Euro rech- nicht. Ich setze noch auf meine Beine. Sagt Werner

Speed die 25 km/h-Marke, dann schaltet sich der

nen. Das sich die ganze Sache rechnet, sieht man

Wolff. Und man fragt sich, wie lange er das wohl

Motor ab. Es ist vergleichbar mit dem Stottern bei

in den Gesichtern der Panther-Mitarbeiter. Das

noch durchhalten will.

250 Stundenkilometern im Sportwagen. Versucht

Auftragsbuch scheint ein volles zu sein. Nicht nur,

Kai Wippermann einen Erklärungsversuch. Aber

weil im Fachmarkt längst schon das Motto Akku statt Muskeln heißt. Auch die Verleiher haben das E-Bike in ihr Herz geschlossen. Eben sind 2.000 giftgrüne Verleihfahrräder nach Tel Aviv in die Verleihstationen gegangen. Ein paar Meter weiter steht das rustikalste, das wetterbeständigste, das vandalierwiderstandsfähigste, was derzeit, zumindest von der Stange, vorstellbar ist. Denn wenn der Bahnkunde sich in Hamburg, Berlin oder München vom ICE kommend in den Sattel schwingen will, dann muss das Rad vor allem eins tun: fahren. Und


64

Früher. Damals. Das sind die beiden Worte, die Patricia SeiSSenschmidt am häufigsten benutzt, wenn sie sich über ihre Branche unterhält. In einem Gebäude, das ein Journalist mal als heruntergekommen bezeichnet hat.


65 Taxibranche heute noch rasen? Man sol- Warterei nicht auf den Zettel des Fahrers. le es nicht zu negativ formulieren. Bittet

Es gebe auch die Rushhour, sicher.

Alle sind fest bei Patricia Seißenschmidt

Dann, wenn spätabends die beiden

Patricia Seißenschmidt. Und macht es ei- angestellt, alle fahren für fixes, wenn

Großdiskotheken noch die letzten, die

nem nicht allzu leicht. Denn damals, da

auch nicht spitzes Gehalt. Und Trinkgeld?

wankenden Gästen ausspuckten. Oder

sei ihr Vater noch 1.000.000 Kilometer

Wer gibt heute schon noch Trinkgeld.

sie plötzlich, mitten am Tag einsetzt –

weit mit dem Mercedes gekommen. Die

Seit 1968 steht die Taxizentrale hier, nicht planbar, aber entschuldbar, wenn

goldene Ehrennadel ist daraufhin vom

die Kabel für Computer und Headset sind

Fahrzeughersteller verliehen worden.

längst verlegt. Aber es schreibt sich im- kein eierschalenfarbenes Taxi vor der Tür

dann ein Gast aus dem Bahnhof tritt und

Es habe Fahrten gegeben nach Amster- mer noch schneller auf dem Karo-Spi- steht. Auch in solchen Situationen gelte:

Nett sei das nicht gewesen, aber den

dam, nach Österreich, zu überregionalen

ralblock. Und während der Umbau-, der

Es gibt in Herford genug Taxis. Und, kurz

Flughäfen. Man ging abends aus, trank

Renovierungsphase, wo soll denn dann

angefügt, auch genug, die ums Überle-

ein wenig, setzte sich ins Taxi und ließ

der Funker sitzen? Ausziehen, das Büro

ben kämpfen. Ach, es ist eine Branche,

sich zuhause absetzen. Die Zeiten aber – wechseln geht ja schlecht. Es ist Wehmut, die nicht weiß, wie es in ein paar Jahren

Kern dann doch irgendwie treffend. längst vorbei. Zu dritt bringen Patricia

die den umweht, der sich auf den leder- aussieht. Das Verhalten der Menschen

Diese Hütte, wie Patricia Seißenschmidt

Seißenschmidt und ihre Kollegen von

nen Sessel bei Patricia Seißenschmidt

habe sich einfach geändert. Alle in Be-

sie nennt, steht direkt am Herforder

der Funk-Zentrale sechs Autos ins viel

setzt. Der erzählt bekommt, dass sie

wegung, alle auf das Geld schauend. Ur-

Bahnhof. Ein bisschen nach rechts vom

zu langsame Rennen. Ordnen gerecht

immer noch das Telefon anstarre, wenn

laub, ja, den gönne man sich noch. Aber

Haupteingang gerückt, ein Zimmer für

zu, schauen, wissen, wer wo steht und

es lange nicht klingelt. Es ist halt schöner

Taxifahren? Das ist doch Luxus. Aber das

den, der hier Dienst tut, ein Zimmer

achten drauf, dass die Anfahrt so eine

zu arbeiten als zu warten.

ist ein ganz anderes Thema.

für den, der den Abwasch erledigt. Die

möglichst Kurze ist. Einen Verein haben

Frau mit den langen schwarzen Haaren

sie gegründet, vor Jahren schon. Damals

bezeichnet sich selbst als „der Funker“. erfüllten sie noch die gesetzliche Vorgabe Stellt also die Verbindung her zwischen

von sieben Gründungsmitgliedern, heu-

Anrufer und Taxifahrer, leiht dem ein

te schrumpfen sie stetig. Die Einbußen

Ohr, der vielleicht nicht nur eine Taxi- seien erheblich, die Betriebskosten über fahrt bestellen, sondern auch Seelisches

den Kopf wachsend. So haben sie ihr Ge-

loswerden möchte. Sind ja immer mehr

schäftsfeld ausgeweitet, fahren für Schu-

alte Menschen, die unsere Dienste nut- len, für die awo, als Zubringer für Reisezen. Die keinen mehr haben, der zuhört. unternehmen. Hauptsache die Taxen sind Erzählt die Mitinhaberin der Funk-Taxi­ in Bewegung. Dafür bereit stehen sie 24 zentrale. Eben dieses Zuhören, dieses

Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Sich-Zeit-Nehmen, mache es doch aus. Lohnen, also so richtig, tue es aber nur Man könne auch Taxifahrten mit dem

an einem Tag im Jahr: Sylvester. Ansons-

Handy annehmen, geklemmt zwischen

ten: warten. Auf Passagiere, auf Anrufe.

Schulter und Kinn, gerade noch den ei- Gerade hat ein Kollege vier Stunden am nen Passagier wegbringen, schon zum

Bahnhof gestanden. So lange kann man

nächsten rasen. Aber richtig sei das

sein Auto gar nicht putzen, wie man hier

nicht. Und überhaupt, wer muss in der

tagsüber warten muss. Dabei geht die




68

Wenn Sie hier angekommen sind – und nicht von hinten nach vorne lesen –, dann wissen Sie, dass Bewegung Fortbewegen nicht zwangsläufig etwas mit fortbewegen zu tun hat. So erging es auch den beiden Machern,

Wie immer also: ein Heft, selbst erdacht,

Wenn Sie auch einmal drin sein möch-

die für diese sechste Ausgabe des 52 8-

selbst gemacht. Und passend herausge-

ten, in unserem Magazin, dann schreiben

Magazins nicht nur verantwortlich sind.

bracht zum Widufixlauf 2011. Da bewe-

Wenn Sie uns.Sie Unter auch info@528-magazin.de einmal drin sein möchsind

Sondern es eben auch machen. Tobias

gen sich dann wirklich viele fort, machen

wir ten, erreichbar. in unserem Magazin, dann schreiben

Heyer wartete mit Kamera und Textblock

Strecke, rennen, flitzen, rasen, überho-

Sie uns. Unter info@528-magazin.de sind wir erreichbar.

auf bewegende Momente, Elena Perschin

len, sprinten. Und wissen am Ende: Es

entwickelte bei der Gestaltung eine be-

ist ein bewegender Moment, im Ziel zu

So erging Methode, es auch den Machern, wegende diebeiden Schriften und

stehen. bracht zum Widufixlauf 2011. Da bewe-

Texten die für gleichzeitig diese sechste das Ausgabe Laufen beibrachte. des 528-

gen sich dann wirklich viele fort, machen

Magazins nicht nur verantwortlich sind.

Strecke, rennen, flitzen, rasen, überho-

Sondern es eben auch machen. Tobias

len, sprinten. Und wissen am Ende: Es

Heyer wartete mit Kamera und Textblock

ist ein bewegender Moment, im Ziel zu

auf bewegende Momente, Elena Perschin

stehen.

entwickelte bei der Gestaltung eine bewegende Methode, die Schriften und Texten gleichzeitig das Laufen beibrachte. Wie immer also: ein Heft, selbst erdacht, selbst gemacht. Und passend herausgeImpressum Herausgeber: hoch5 GmbH & Co. KG in Kooperation mit

Konzept, Redaktion, Art Direction, alle Fotos und Texte:

Initiative Wirtschaftsstandort Kreis Herford e.V und

hoch5 GmbH & Co. KG, Bünde www.hoch5.com

widufix – aktiv für Unternehmen im Kreis Herford

Druck: Heidenreich Print GmbH, Bünde

V.i.S.d.P.: Tobias Heyer

Auflage: 2.000 Stück




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.