2 RÜCKWÄRTS 8 SECHS
QUADRATMETER 16 13.000
Kilometer 28 WIDUFIXLAUF 38 flottes
brot 40 zeitloser 50 strömend 58 aufgeladen
Wie wäre eine Reportage über den, der die Anmoderation übernimmt. Über die, die die Wasserflasche, die Apfelschnitzel reichen? Denkbar Die vorzustellen, die mit- auch, die journalistisch zu laufen. Und die, die dafür
beleuchten, die die Strecken-
sorgen, dass andere laufen
führung erdachten. Denkbar,
können. Vielleicht noch die
Wie wäre eine Reportage über sicher. Aber nicht für uns.
herauspicken, die den größ-
den, der die Anmoderation
Einfach ist es, den Widufixlauf
ten Geldbatzen in die Spen-
übernimmt. Über die, die
in Worte, in Bilder zu kleiden.
denbox schieben. Oder den
die Wasserflasche, die Apfel-
Die Strecke, das Profil, Start-
interviewen, der sich schon
schnitzel reichen? Denkbar
zeit und Rahmenprogramm
Die vorzustellen, die den mit- auch, die journalistisch zu freut, kommendes Jahr
bekanntzugeben. Einfach ist es, den Widufixlauf
laufen. Und ausrichten die, die dafür Widufixlauf zu
beleuchten, die die Strecken-
Also halten Sie ein Heft in
in Worte, in Bilder zu kleiden.
können. sorgen, dass andere laufen
führung erdachten. Denkbar,
den Händen, das sich an kei-
Die Strecke, das Profil, Start-
können. Vielleicht noch die
sicher. Aber nicht für uns.
ne Rhythmik hält, das zu
zeit und Rahmenprogramm
herauspicken, die den größ-
früh kommt. Und nicht im
ten Geldbatzen in die Spen-
Takt geht. Ein Heft also über
denbox schieben. Oder den
Bewegung. Über bewegende
bekannt zu geben.
interviewen, der sich schon
Momente. Und Beweger. Eine
freut, kommendes Jahr den
Ausgabe also, die nicht nur
Widufixlauf ausrichten zu
Also halten Sie ein in zeitlich passend zumHeft Widu-
können.
fixlauf erscheint. den Händen, das Und sich es ansich keialles macht. Nur hält, nicht einfach. ne Rhythmik das zu früh kommt. Und nicht im
Anzeigengestaltung www.hoch5.com
Takt geht. Ein Heft also über Bewegung. Über bewegende Momente. Und Beweger. Eine Ausgabe also, die nicht nur zeitlich passend zum Widufixlauf erscheint. Und es sich alles macht. Nur nicht einfach.
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Unterwegs
Ein bisschen wirkt die ganze Sache wie
Vorwärts-, einem Rückwärtsgang, mit
von sehr weit weg, von gestern also. Und
altertümlichem Anlasser, Blinker und
genauso ist sie ja auch. Ein Auto, gute 80
den drei Pedalen umzugehen ist. Ungläu-
Jahre alt. Ein Mann neben uns, Haare
big sitzen dann plötzlich die am Steuer,
wie Bart grau meliert, die Weste eine
die eben noch erstaunt zugeschaut ha-
lederne, die Hände durch ebensolche
ben. Und sich nicht vorstellen konnten,
Handschuhe geschützt. Fenster? Hat der
dass das geht: selbst lenken und nicht
Wagen, in dem wir sitzen, nur vorne und
gefahren werden. Dass das geht – und
hinten. An den Seiten aber: Cabriofeeling. wie gut –, haben nun schon viele erlebt. Wir thronen also auf den Sitzen eines
Haben bei Dohna&Dombert – Lebensge-
Ford A Tourers, gelenkt von Thomas
fährtin Edeltraud Dombert ist nicht nur
Dohna, der sicher ist, dass so ein Old- namensgebend, sondern mit Leib und timer von jedermann zu fahren ist. So
vor allem Seele mit von der (Land)Partie
sicher, dass er sich von seinem Ford A – erfahren (!), dass reisen dann doch über Tourer trennt. Zumindest auf Zeit. Und
eine ganz andere Bedeutung als die Über-
nicht nur von dem. Auch sein Durant
windung der Strecke zwischen A und B
D65, sein Austin Clifton 12 Tourer – alle
verfügt. Man muss Thomas Dohna nur
problemlos lenk- und buchbar. Es dau- zusehen, wie er den Oldtimer über die ere eine halbe, manchmal eine ganze
Straße dirigiert, um zu verstehen, dass es
Stunde, dann sei erklärt, wie mit drei
ein bewusster Rückschritt, ein Zurück-
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kehren zu Zeit und Muße ist, die der erlebt, der selbst
alten Schätzchen. Die, in denen Auto fahren, noch
fährt, der sich fahren lässt. Vier Personen finden
einem filigranen Handwerk gleicht. Wobei eigent-
in jedem der drei Fahrzeuge Platz, es darf durch- lich gar nicht viel kaputt gehen könne, sorgsame gewechselt, es darf am Lenkrad oder auch hinten
Fahrweise vorausgesetzt. Gut, die Hupe vorne am
auf der Rückbank genossen werden, je nach Laune. Ford hat er schon drei Mal neu anschrauben müsEs geht, ganz gleich wo ge- sen, Vibrationen scheinen hier immer wieder für sessen wird, vor allem um
Lockerung zu sorgen. Aber echte Sorgen muss sich
eins, so Thomas Dohna. keiner machen. Weder Eigentümer noch Reisender. Um Genuss. Selbst wirkt
Zum Thema Genuss gehört auch, dass man nicht
er wie einer, der genau
lange suchen muss. Nach der passenden Route, der
das ist: ein Genussmensch. sich anbietenden Übernachtung, der Möglichkeit, Einer, der sich Zeit nimmt. sich am Wegesrand zu stärken. Denn das Angebot Der erstmal schaut, besser:
der Oldtimerreisefreunde ist ein umfassendes. Und
beobachtet. Seine Schlüs- exklusives, versteht sich. Wer sich für solche Fahrse zieht, die dann erst ein- zeuge begeistert, wer das flexible Dach nach hinten mal für sich behält. Es mag
schlägt und dann die Lederkappe verzurrt, der will
eine ganze Weile gedauert
abends nicht auf durchgelegenen Schaummatratzen
haben, ehe aus der Liebe zu
einschlafen oder Drittklassiges essen. Es sind also
den alten Autos eine Idee
vorgegebene Route, ein prall gefüllter, mitfahren-
für ein Geschäft mit alten Autos wurde. Dabei war
der Picknick-Korb, fest gebuchte Sterne-Hotels,
er schon sehr früh infiziert. Vom Oldtimer-Virus, von der Idee, sich mit dem zu bewegen, was längst nicht mehr als zeitgemäß galt. Und genau daraus seine Faszination saugte. Sicher, er hat auch einmal ein fabrikneues Auto gekauft. Der Kinder wegen, erzählt er heute fast entschuldigend. Aber eine Wende in seiner Liebe zu alten Autos hat das nicht verursacht. Eher das Gegenteil. Heute ist das jüngste
Es sind nur ein paar Kilometer. Nach Osnabrück, ins Münsterland. Und es fühlt sich doch irgendwie nach Weltreise an.
Vehikel in seinem Fuhrpark ein 30 Jahre altes. Das sich in der Großraumgarage von Dohna&Dombert
ebensolche Restaurants, die per Roadbook den
dann doch eher jugendlich fühlen muss. Zu vermie- Reisenden schon vorab mitgeteilt werden. Es geht ten, auf Reisen geschickt werden aber nur die ganz
mal durchs Osnabrücker Land, durch Lippe, das
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Weserberg-, das Lipperland, durchs Münsterland, Reisegeschwindigkeit, die auch mal im dreistelligen in den Rheingau oder zur Autostadt nach Wolfsburg. Bereich liege könne. Aber eben nicht müsse. Er wirkt Auf Wegen, die sich fernab des Fernverkehrs befin- dann wie einer, der sein Leben lang geschraubt, irden. Es gibt eine Notrufnummer, sicher ist sicher. gendwann den Traum vom eigenen Oldtimer sich Und auch wenn Thomas Dohna auf den ersten, den
selbst erfüllt hat. Aber es ist ganz anders. Er ist
flüchtigen Blick nicht den Eindruck vermittelt, als könne er die Motorhauben rechts und links an der Fahrzeugfront aufklappen und mit Erfolgsaussichten auf Fehlersuche gehen – er kann das. Kennt die fingerdicken Reparaturanleitungen nahezu auswendig, weiß, woran es seinen automobilen Schätzen mangelt, wenn sie einmal streiken. Aber meist gibt es gar keinen Grund, nicht weiterfahren zu können. Für Fahrzeug wie für Mitfahrer gleichermaßen. Denn es seien nur wenige Kilometer weg von der eigenen Haustür. Und doch fühle man sich sehr, sehr weit weg versetzt. Zeitlich wie geographisch, vor allem aber gedanklich gesehen, so Thomas Dohna. All das eine Geschäftsidee, die so exklusiv ist, dass
gelernter Elektriker und studierter Musikwissen-
ihr gar der Markt anfangs fehlte. Erzählt der 48-Jäh- schaftler, später aber fernab von Chorleitung und Eirige gerne mit einem verschmitzten Schmunzeln in
genkomposition Journalist bei der Tageszeitung. Das
Mund- und Augenwinkeln. Also haben die beiden
auch heute noch. Und fein die Grenze ziehend zwi-
Messen besucht, sich mit denen unterhalten, für die
schen Beruf und beruflicher Faszination. Ein halbes
eine solche Rückbesinnung auf die gute, alte Zeit in
Jahr lang ist er jetzt nebenberuflich selbständig mit
Frage kommt. Dabei mussten sie nicht lange suchen, seinen drei Oldtimern unterwegs. Tagsüber in der um Neugierige zu finden. Einmal angehalten, just
Redaktion, abends, am Wochenende in Sachen Old-
ausgestiegen, und schon stehen die ersten da. Wie
timerreisen auf Reisen. Wie lange gelingt ein solcher
aus dem Nichts kommen sie, fragen erst schüchtern, Spagat? Keine Antwort, nur wieder dieses Lächeln. dann forsch nach. Wie das denn gehe, mit einem
Und man ahnt: schrecklich lange sicherlich nicht.
Fahrzeug von gestern im Verkehr von jetzt. Souve- Das Ganze ist also nicht von gestern. Sondern eher rän und routiniert gibt Thomas Dohna dann Ant- etwas Zukünftiges. Dabei hat die für das Liebhaberwort. Erzählt vom kräftigen Drehmoment, von einer
pärchen alter Oldtimer längst begonnen.
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Der Schlüssel ist, oder besser: die Schlüssel sind riesig. Selbst in den großen Händen von Manfred Korte. Der Bart ein überdimensionaler, einer, der auffällt. Und nicht fotografiert werden darf. Sicher ist sicher. Dabei sind die Schlüssel ständig im Einsatz. Keine Tür, die nicht auf-, vor allem aber nicht sofort wieder zugeschlossen wird. Wer mit Manfred Korte durch die JVA in Herford geht, der bleibt stehen, wird durch just aufgeschlossene Türen geschickt, dann wieder stehenbleiben, hinter sich abschließen, weitergehen. Manfred Korte hat einen Beruf, den es eigentlich, rein begrifflich, gar nicht geben kann.
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Er ist Freizeitkoordinator im Knast.
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Wie koordiniert man
nicht. Und was die Perspektive ist. An
etwas, das es entweder
einem Ort, der vor allem für eins steht:
gar nicht, oder eben im
Perspektivlosigkeit.
Überfluss gibt? Um zu
Dann geht es in die Zelle. Drei große
verstehen, was er macht, geht es tief in
Schritte und sie ist durchschritten. An
die Justizvollzugsanstalt. Durch dicke,
ihrer längsten Stelle. Ein Klo, ein B(r)ett,
preußische Backsteinmauern, dann
ein Stuhl, Gitter vorm Fenster und
durch Gittertore, die so aussehen wie an
zwei kleine Knöpfe an der Wand. Einer
Supermärkten, die Angst um ihr Leergut
für Licht. Einer für das Lichtsignal. Es
haben. Nur sind die Wände dreimal so
muss schon eine große Umstellung sein,
hoch, drängen sich auf Masten Videoka- um alles bitten zu müssen. Denkt sich meras, schaut immer einer zu, wenn ein
Manfred Korte. Du musst immer fragen,
anderer auf- und abschließt. Abgehauen?
immer Hilfe suchen. Entscheidungen?
Ist hier schon lange niemand mehr. Hat
Treffen hier andere für dich. Wer in die
auch lange schon keiner der insgesamt
JVA geht, um sich mit denen zu unterhal-
360 Insassen versucht. Zu aussichtslos
ten, die hier arbeiten, der erwartet Mit-
das Unterfangen. Zu sicher die Sicher- arbeiter, die überall das Gute sehen. Die heit, die sich denen entgegenstellt, die
davon berichten, dass es sooo schlimm
hier einsitzen.
gar nicht sei. Und man in allem auch das
Wer hierher kommt, der ist 14 bis
Positive sehen könne. Denken wir uns.
24 Jahre alt und muss sich erst einmal
Während wir die Sicherheitsschleuse
umstellen. Umstellen auf eine Zeit, in
passieren, uns schleusen lassen, ohne
der Zeit kaum eine Rolle spielt. Und um
Handy, ohne Personalausweis. Alles
die sich die Gedanken dann doch immer
vorne, oder besser: hinter uns abgege-
drehen. Es wird erst eingekleidet, dann
ben. Aber die Mitarbeiter verschönern,
eingeordnet, wird erklärt und dann he- vertuschen nicht und nichts. Wer hierher rausgefunden, wofür sich der Neue, der,
kommt, der kommt nicht ohne Grund.
der eben eingefahren ist, so eignet. Was
Und den erwartet kein Hotel, kein Frei-
seine Schulbildung so macht. Oder auch
zeitlager. Sondern eine harte, eine ein-
nicht. Was er gelernt hat. Oder eben auch
same, eine bewegungsarme Zeit. Was
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man im Fernsehen so sieht, in Krimis, in Reportagen? Alles Klischee. Und damit: fernab der Realität. Im Knast bleibt die Tür geschlossen. Einzelhaft ist die vorgeschriebene Regel. Wer in der Bäckerei, der Tischlerei, der Schlosserei arbeitet, sich ausbilden lässt, der bewegt sich. Wer sich dazu nicht bewegen lässt, der sitzt. Und wartet. Schaut vielleicht fern, wenn das Portemonnaie dick genug für den Fernseher ist. Der leiht sich ein Buch, eine CD, ein Gesellschaftsspiel aus. Aber auch hier gilt: Trag dich erst in eine Liste ein. Und warte. Bis du dran bist. Es gibt einige, die mit der Einsamkeit, dem Eingeschränktsein, schlicht: dem Weggeschlossenwerden nicht fertig werden. Die, die depressiv werden. Die, die die Hilfe vom Psychologen, Sozialarbeiter, Pädagogen oder Seelsorger
leicht morgen schon nicht nur von Frei-
dringend notwendig haben. Die, die sui- heit träumen. Die meisten aber bleiben zidgefährdet sind und dann kameraüber- länger. Gewöhnen sich daran, dass um wacht werden. Es dauere schon ein paar
6 Uhr geweckt wird. Auch, oder gerade
Monate, ehe sich Situation und Häftling
weil sie in ihrem Leben noch nie geweckt
angefreundet hätten. Sagt Manfred Korte. wurden. Gewöhnen sich daran, dass um Und es dauert meist Jahre, bis die bei- 17 Uhr das Abendbrot ausgegeben wird. den wieder Schluss miteinander machen. Dann drei Stunden Freizeit, meist mit Wer hier einsitzt, der bleibt meist für ein
Fußball gefüllt, und dann ab in die Zelle,
bis zehn Jahre. Wobei es auch die gibt, Schlüssel im Schloss, Feierabend, wo es die hier in U-Haft einsitzen. Und viel- nichts zu feiern gibt.
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deren körperlichen Schaden
Potential einfach fallen? Besser nicht.
zuführt, Dann doch lieber beibringen, wie Bröt-
der wandert in die
chen gebacken, Türen produziert, ein
Abteilung A1. Die
Grill geschmiedet wird. Auch hier natür-
weit entfernt ist vom
lich: Vor dem Feierabend nachzählen, ob
Zustand 1a. Hier ist
die langen Messer, die Feilen alle noch da
das Arbeiten verbo- und nicht in den Taschen der Häftlinge ten. Die Freistunde
verschwunden sind. Passiert ist schon
wird zur Einzelfrei- lange nichts mehr. Weil es nichts bringt. Unsere Aufgabe ist es, zu motivieren. stunde, begleitet von zwei Mitarbeitern
Genauso wenig, wie sich von seinen Ge-
Sagt Christian Badura. Der kümmert sich
geht es dann alleine und im Kreis über
fühlen leiten zu lassen. Auch das, da ist
verantwortlich um Arbeit, Ausbildung
den Knasthof. Es seien die erzieheri- sich Manfred Korte sicher, bringe hier
und berufliche Bildungsmaßnahmen. schen Mittel, die helfen. Andere greifen
keinen weiter. Es geht darum, zurück
Zeigt auf, dass eine zielgerichtete qua- nicht. Beide, Korte und Badura, sprechen
in die Spur zu gelangen. Kooperierend.
lifizierende Beschäftigung vom Gesetz
da aus mehr als 30-jähriger Erfahrung. Oder eben mit Anschub. Das sei, auch da
vorgeschrieben ist. Und die hier auch
Haben alles gesehen, jeden kennenge- sind sich die beiden einig, eine erfüllen-
umgesetzt wird. 157 Ausbildungsplätze
lernt. Den, der nicht zurechtkommt mit
de Aufgabe. Und eine, die zurückgeben
sind in der JVA Herford zu vergeben. Me- der Eingrenzung der Freiheit, mit den
könne, wenn denn der Kontakt nicht
tall, Nahrungsmittel, Holz, Bau oder Far- Zwängen, mit der Abhängigkeit von
abreißt. Wenn drinnen, wie sie sagen,
be und Beschichtung, alles Fachbereiche, den Bediensteten. Den, der sich auflehnt. mitzubekommen sei, wie draußen einer die hier Ausbildungsplätze inhaltlich
Und den, der am Ende begreift, dass er
dann doch seinen Weg geht. Es gebe aber,
gefüllen. Und man dürfe das nicht un- hier ist, um sich zu ändern. Es gibt auch
auch das ganz sachlich erzählt, auch die,
terschätzen. Die Ausbildung erfolge hier
die, die in Kontakt bleiben. Die erzählen, die wieder einfahren, wie es im Knast-
sehr konzentriert. Keine Ablenkung also, wie es sich anfühlt, wieder frei zu sein. jargon heißt. Die also wiederkommen. woher auch. Und wenn sie dann ge- Die berichten, wie sich die Ausbildung schafft ist, wird gefeiert. In der Kirche, dann doch auszahlt. Gleich zweifach. mit Vertretern der Handelskammer, mit
Die zurück sind in der Spur. Man darf ja
den Angehörigen. Chancen, Perspektive
nicht vergessen, dass die Jugend unser
gibt es also doch. Für den, der will. Wer
größtes Potential ist. Auch die hier. Er-
nicht will, wer sich auflehnt, wer gar an- zählt Christian Badura. Lässt man so ein
Aus der Freiheit zurück in die Bewegungslosigkeit.
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Der blick ist ein skeptischer. lang nicht mehr im Einsatz gewesen, was? Fragt Thomas Schuh nicht, sondern stellt es gleich unmissverständlich klar. Und eigentlich gibt es daran auch nichts zu kritisieren, die Kette unseres Fahrrads schillert in ockernen Farbtönen, der Dreck auf dem Kettenschutz kann längst geburtstag feiern und der Druck in den Reifen ist ungefähr so dünn wie die luft auf dem Kilimandscharo.
Dennoch schwingen wir
werksseitig nicht ausgestanzt, sondern
uns auf den Sattel, radeln
in Blech belassen. Angemeldet aber als
los mit einem, der sich
lkw und damit im Unterhalt sehr billig.
seit den 90er-Jahren mit
Und sehr unzuverlässig, je älter der Fies-
den Themen Radfahren
ta-lkw wurde. Irgendwann ließ sich die
und Verkehr professio- Beifahrertür nur noch von innen öffnen, nell beschäftigt. Der mit
später dann übertrug sich diese Krank-
der Aktion „1000 Räder Bünde“ das größ- heit auch auf die Fahrertür. Also bin ich te Radfahrevent in ganz owl organisiert, einfach immer durch die Heckklappe ins bei dem es nicht um Schnelligkeit, nicht
Autoinnere gekrabbelt, erzählt Thomas
um Orientierung, sondern allein um
Schuh, als es von Bünde aus in Richtung
das Fahren geht. Er selbst ist eher zufäl- Ahle geht. Irgendwann hat er den damalig vom Vier- aufs Zweirad umgestiegen. ligen Bünder Stadtdirektor mitgenomDamals, viele Jahre her, hatte er von sei- men, hat sich wie immer auf den langen nem Vater einen Fiesta-lkw geerbt. Also
Weg in Richtung Lenkrad gemacht und
einen kleinen Ford, hinten die Fenster
von innen die Beifahrertür geöffnet. Es
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seien verwunderte Blicke seines dama- fuhr von der Nordsee runter zurück nach ligen Chefs gewesen, die er da geerntet
Hause. Es sei eine bewegende Reise ge-
habe. Irgendwann aber war es doch Zeit
wesen, im doppelten Wortsinn. Berichtet
für den Weg zum Schrottplatz. Der Fiesta
der Fahrradbeauftragte der Stadt Bünde,
wanderte also in die Presse, hervorgeholt
als wir uns in Richtung Hücker Moor die
wurde das eigene Fahrrad. Nur mal um
Hügel hochquälen. Die Schaltung längst
zu sehen, ob das klappe, der Weg von
im ersten Gang, die Kraft, um voran- alles keine Gründe, um zur Profi-Werk-
der Kirchlengeraner Haustür hin zum
zukommen dennoch deutlich zu inten- statt zu radeln. Ob es denn nicht auch Si-
Bünder Rathaus. Und es klappte. Der
siv. Nach dieser Reise stand fest, dass er
tuationen – wettertechnische vor allen
Plan war: drei Tage Rad, zwei Tage Auto
weiterfahren würde. Und wie. Heute ist
Dingen – gebe, die einem das Radfahren
der Frau. Aber der Plan ging nicht auf, das Auto längst abgeschafft, legt Thomas
dann doch verleideten? Bringen wir gera-
erzählt Thomas Schuh, als Ahle längst
Schuh rund 13.000 Kilometer jährlich
hinter uns liegt, wir weiter in Richtung
mit dem Zweirad zurück. Das ist kei- flott weiter in Richtung Siele geht. Dass
de noch heraus, als die Fahrt flott, viel zu
Bruchmühlener Landesgrenze radeln. Er
nes, das mit dem neuesten technischen
Regen ihn überrascht, dass er die wasser-
fuhr also immer mehr. Und immer weiter. Schnickschnack ausgestattet ist. Keines, abweisende Hose nicht übergestreift, die Häufiger zur Arbeit, länger in der Frei- das jeden Samstag geputzt, übermäßig
Regenjacke nicht angelegt hat, sei die ab-
zeit. Schwang sich abends auf sein Rad, gepflegt wird. Wobei Thomas Schuh die
solute Ausnahme. Komme aber vor. Für
um noch eine entspannende Runde zu
Reparaturarbeiten daran größtenteils
diesen Fall hängt im Büro Hemd, Jeans-
drehen. Ging dann irgendwann auf die
selbst erledigt. Zahnkranz auswechseln, hose und Unterwäsche als Ersatz bereit,
erste Fahrradreise, übernachtete im Zelt, Kette fetten, Bowdenzüge wechseln – um aus einem pitschnassen Radler einen
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passend und vor allem trocken gekleide- jeder Einfahrt abbremten Verwaltungsangestellten zu machen. sen und so auf Nummer Wobei man sich das nicht so vorstellen
sicher gehen möchte, der
muss, dass der Alltag des Diplom-In- sollte ruhig auf der Straße genieurs dem Bild des klassischen Be- fahren. Und darf das auch hördenmannes entspricht. Denn auch
bei vielen Radwegen. Er-
während seiner Arbeitszeit steht das
klärt Thomas Schuh, als
Radfahren häufig im Mittelpunkt. Wenn
langsam die Bünder In-
er sich darum kümmert, dass am 3. Juli
nenstadt wieder in Sicht
wieder mehr als 1.000 Aktive sich auf den
kommt. Dabei erklärt er
Rundweg machen können. Wenn er sich
noch viel mehr. Bereist andere Kom-
mit dem Umstand beschäftigt, dass die
munen und Städte und erzählt ihnen,
meisten Unfälle durch das falsche Befah- wie Bünde fahrradfreundlich und dafür ren von Radwegen herrühren. Dabei sei
mehrfach ausgezeichnet wurde. Lädt
es nicht einmal verpfl ichtend, alle Rad- Offi zielle zum Mitfahren ein und zeigt wege überhaupt zu nutzen, klärt Thomas
ihnen, wie das Bünder Fahrradnetz ent-
Schuh auf, während wir an der Klein- standen ist, wie eine sehr gute Beschilbahntrasse in Enger entlangradeln. Es
derung aussieht, wie sich ausgezahlt hat,
gebe die, die langsam, die unsicher un- dass schon zu Beginn der Planungen terwegs sind. Für die ist der rotgepflas- nicht auf das radweggestützte Befahterte Weg sicherlich der richtige. Aber
ren von Hauptstraßen, sondern auf das
wer flott unterwegs ist und nicht bei
Nutzen von Nebenstraßen gesetzt wurde.
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Die beradelt Thomas Schuh auch heute
Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche
viele Antworten mangels Schreibfähig-
noch am liebsten. Es müssen sich ihm
Städte nach Warschau. Um da einmal zu
keit beim Einhandradeln gemerkt. Am
keine Berge in den Weg stellen, er muss
erzählen, wie das so gehe, das Unter-
nächsten Morgen dann das Unglaubliche:
nicht parallel an Hauptverkehrsschlag- einen-Hut-Bringen von Verkehrsdichte
Zum Brötchenholen schieben wir das
adern entlangbrausen. Es gehe mehr um
und Radfahrförderung. Diese Einladung
Rad aus der Garage. Zwei unbekannte
den Ausblick, um Kornfelder rechts und
erfülle ihn mit Stolz, sagt Thomas Schuh.
Höcker bohren sich schmerzend in den
links. Dass er dabei immer den Helm
Würdige die Arbeit der letzten 15 Jahre,
Sattel, die Schulterpartie verspannt sich
trägt – davon gehe ich aus. Dass er bei so
zeichne aus, was in Bünde geschaffen
bei jeder Lenkerbewegung. Zwei, viel-
vielen Kilometern nie ernstlich gestürzt
wurde. Und wird in seinem Urlaub statt-
leicht drei Kilometer sind es von unse-
ist – eher ein glücklicher Umstand. Im
finden.
Urlaub ist er schon kreuz und quer durch
Jeden Asphaltkilometer scheint er
Deutschland gefahren. Erst mit dem Zug, hier in Bünde schon abgeradelt zu haben, dann mit dem eigenen Fahrrad unter- langweilig aber wird die Tour doch nie.
rem Zuhause bis zum Büro. Über den dicken Daumen gerechnet. Gegenargumente, um hier das Rad tagtäglich zu
wegs. Hoch zieht es ihn immer wieder
Es herrschten hier ideale Bedingungen,
nutzen? Eher sparsam un-
zur See. Von Rotterdam nach Rostock ist
erzählt Thomas Schuh, als das Ziel schon
terwegs. Also radeln wir
er schon geradelt, einmal die 6.000 Kilo- in Steinwurfweite gerät. Und langweilig,
in den nächsten Tagen
meter rund um die Nordsee zubewältigen, nein langweilig werde es im Kreis Her-
morgens los. Mal schau-
ist (noch) ein ungelebter Traum. Aber es
ford für Radfahrer nicht. Ankommen,
en, wie lange wir durch-
geht auch noch weiter, in ein paar Tagen
Fahrrad abstellen, durchatmen. Das
halten. Wobei die Skepsis
schon. Nicht mit dem Rad, aber des Ra- Hemd ist ein verschwitztes, der Puls ein
überwiegt, dass das lange
des wegen. Eingeladen wurde er von der
anhalten wird.
erhöhter, alle Fragen gestellt, möglichst
22
Man muss sich bewegen, sonst ist die K채lte nicht auszuhalten.
23
Dabei ist der Raum ein sehr enger, und
kaum noch mit den Augen durchdring- in einem Atemzug darauf hin, dass dies
vier Personen sollen hier ins Rund lau- bar, so kalt ist es hier. An den Wänden
schon lange nicht mehr der gelebten
fen, sollen die Arme ordentlich einsetzen, ist der Frost in Kristallen zu erkennen
Realität hier entspreche. Also erwartet
keinesfalls aber die frostigen Wände be- – und jetzt nicht mehr umschauen, nur
den Gast hier ein straffer Zeitplan. Und
rühren. Frostig bedeutet hier nicht unter
noch laufen, bewegen, gegen die Kälte
der ist nicht gefüllt mit dem, was der
Null, sondern minus 110 Grad. Es ist also
ankämpfen. Draußen wartet eine junge
Mediziner passive Therapie, sprich Mas-
sehr, sehr kalt in dieser Kältekammer. Physiotherapeutin, den Blick auf die Uhr
sage, Moorbäder, also all das, wo der Pa-
Sie gehört zur Weserklinik in Bad See- gerichtet, ihre Stimme im Lautsprecher
tient ruhig dasitzen und machen lassen
bruch, idyllisch gelegen in Vlotho. Die
drinnen die Noch-auszuhalten-Zeit ver- kann, nennt. Aktivität ist gefragt. Auch
Kältekammer ist Teil des Therapiepro- kündend. gramms, besitzt eine schmerzreflektorische Wirkung und hilft dem, der über
Natürlich ist dies nur ein kleiner
und gerade bei dem, der noch vor Tagen ein neues Knie, eine neue Hüfte einge-
Bruchteil des gesamten Therapiepro- setzt bekam. Vom Akutkrankenhaus
chronische Schmerzen klagt, lindert den
gramms. Hier, an diesem Ort, der auf
geht es direkt in die Weserland-Klinik,
Schmerz beim Rheumatiker. Ehe das aber
den ersten Blick einem verschachtelten
wo der Arzt erst einmal genau hinschaut.
soweit ist, müssen sich die Patienten, die
Hotelkomplex im Landhausstil gleicht, Es wird erst diagnostiziert, dann das
hier Gäste genannt werden, erst einmal
wird ein breites Spektrum an Möglich- Therapieziel, wenig später der Therapie-
entkleiden. Wer frieren möchte, der trägt
keiten geboten, um den, der eben noch
plan festgelegt. Und schon beginnt die
Badehose, Schuhe, Mundschutz, Hand- auf dem OP-Tisch lag, wieder zurück in
Stoppuhr zu laufen. Es geht zur Sport-
schuhe und Stirnband. Ein ungewohn- sein Leben zu bringen. Drei Wochen Zeit
therapie an Geräte, die denen in Mucki
tes Bild also, wenn vier Männer vor der
buden gleichen. Ergotherapie bringt
bleiben dazu meist. Zeit, die sinnvoll und
dicken Tür stehen, die der eines Kühl- intensiv genutzt wird. Es war ja früher so, die Menschen zurück in den Alltag, im hauses gleicht und den Vorraum von der
dass Reha gleichgesetzt wurde mit einer
Bewegungsbad steht Bewegung vor Ent-
Außenwelt abschirmt. Einmal eingetre- Kur. Und darunter verstanden viele dann
spannung. Dreh- und Angelpunkt ist bei
ten, wird die Luft hier nebelig und schon
doch, Urlaub zu machen. Sagt Chefarzt
den meisten Therapieformen die Phy-
sehr kalt. Eine Tür weiter dann: Die Luft
Dr. Ludger Dwertmann-Soth und weist
siotherapie. Der steht Birgit Bricke vor,
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eine Frohnatur, eine Person, wie man sich eine Frau in solcher Position vorstellt. Sie lacht, sie strahlt Optimismus aus und zeigt dennoch deutlich: Wer hierher kommt, der kommt, um wieder zu gehen. Und zwar aufrecht, ohne Schmerzen, guten Mutes und bestens gerüstet, in seinen Alltag zurückzukehren. 296 Therapieplätze gibt es hier, und damit ist die Weserland-Klinik Bad Seebruch eine der größten, wenn es um Reha-Maßnahmen bei Hüft- und Knieendoprothetik geht. Die Zeiten, in denen Fango und Tango gleichzusetzen waren, sind längst vorbei, sagt dann auch Verwaltungsdirektor Martin Kubiessa. Wobei der Begriff Fango hier keiner ist, der nicht mehr genutzt wird. Es gibt sogar noch echten Naturmoorbrei, durch ein Rohrsystem direkt in die Wannen gepumpt, in denen Gäste auf die heilende Wirkung des Moores warten. All das so, wie es sich für einen modernen Betrieb gehört: sehr sauber, klinisch rein eben. Zu klinisch aber sollte es dann
25
doch nicht ausschauen, weder im Ein- ist es häufig nicht. Zum einen, weil nach gangsbereich, noch beim Anblick der
Knie und Hüfte Nummer eins manches
Mitarbeiter. Dieses Sterile, was vielen
Mal OP Nummer zwei auf der anderen
Akutkrankenhäusern anhaftet, ist hier
Körperseite folgte. Zum anderen aber
nicht zu finden. Keine gefliesten Wände, auch, weil mittlerweile schon ein Vierkeine beigen Zimmertüren. Dafür alles
tel aller Eingriffe Prothesenwechsel sind.
im Landhausstil gehalten , der Friseur, Was auf den ersten Blick erstaunt, erklärt die Fußpflege, die Kreativabteilung, al- der Chefarzt ganz nüchtern. Künstliche lesamt unter einem Dach. Es geht hier um Wohlfühlen und
Gelenke werden heute immer früher, sprich bei immer jüngeren Menschen ein-
Arbeit am eigenen Körper gleicherma- gesetzt. Weil deren Leidensdruck nicht ßen. Arbeit, das bedeutet für viele auch:
so hoch, ihr Wunsch aber, möglichst
abnehmen. Denn wenn das Kniegelenk
schmerzfrei und mobil zu sein, immer
schlapp macht, dann ist es manches
größer wird. Werden die Menschen dann
Mal das eigene Gewicht, das das Ge- noch immer älter, muss ausgebaut und lenk schneller als gedacht den Dienst
ersetzt werden, was für eine Ewigkeit ge-
quittieren lässt. Man müsse dann ver- dacht war. Aber eben nur für eine kleine. hindern, dass dieses (Über)Gewicht
15 Jahre vielleicht, dann ist die Endopro-
gleich auf dem künstlichen Ersatzgelenk
these reif für die Auswechslung. Bereit
ruhe. Und drücke. Drückt es Martin
zur Rehabilitation stehen dann nicht nur
Kubiessa freundlich aus. Und sagt damit
Birgit Bricke und ihre 19 Kollegen, son-
auch: Wenn Übergewicht dich hierher
dern auch die Schützlinge von Christian
gebracht hat, dann zeigen wir dir, wie du
Heger. Der ist die leitende Lehrkraft an der
es loswirst. Damit du nicht wieder her- angegliederten Privatschule für Physiokommst, möchte man anfügen, aber so
therapie. 26 junge Menschen werden hier
26
27
gerade in zwei Kursen und drei Jahren
Und das europaweit. Rund 200 weiteren
zu dem ausgebildet, was sehr zukunfts- Kliniken stand sie bei deren Zertifisicher ist. Denn wenn die Menschen im- zierung beratend zur Seite, ehe es jetzt mer älter werden – der Durchschnitt der
schon zur Kliniknormalität geworden ist.
Patienten in der Weserland-Klinik Bad
Man habe halt schon früh erkannt, dass
Seebruch liegt bei rund 70 Jahren –, dann
man sich selbst unter die Lupe, sich selbst
braucht es immer mehr Menschen, die
kontrollieren müsse. Erklärt Martin Ku-
sich um diese Menschen und ihre Mo- biessa gerne. Sicherlich auch, um sich abbilität kümmern. Und genau das ist die
zusetzen, denn der Konkurrenzkampf ist
Aufgabe derer, die sich hier ausbilden
kein leichter. In der Region tummeln sich
lassen. Dass es dennoch nicht brechend
einige Reha-Kliniken, Verträge mit den
voll ist in den Ausbildungskursen mag, Kostenträgern sorgen dafür, dass mögauch wenn hier für die Ausbildung be- lichst viele Patienten vom Akutkrankenzahlt werden muss, erstaunen. Es ist aber
haus direkt nach Vlotho gebracht werden.
ein anstrengender, ein lernintensiver Be- Hier gilt es, als Klinik am Ball zu bleiben, ruf. Wer sich aber Birigt Bricke anschaut, sich zu positionieren, die Qualität zu steiwer den Umgang mit Menschen mag, wer
gern, sich einfach stetig zu bewegen. So
nach drei Wochen die Hände Zufriede- wie die vier Damen, die gerade ihre letzner, Glücklicher schütteln und eine gute
ten Runden in der Kältekammer drehen.
Heimreise wünschen möchte, der ist hier
Flott ins Runde laufen. Dann die Durch-
trotzdem richtig. Gut aufgehoben fühlen
sage Drei Minuten sind um.“ und schon
sich hier nahezu alle Gäste. Das mag auch
öffnen sich die schweren Türen, laufen
daran liegen, dass die Weserland-Klinik
die vier Patientinnen flott und wie von
in Vlotho die erste war, die sich als Re- einer Schnur gezogen aus der Kälte zuhaklinik nach iso 9000 zertifi zieren ließ. rück ins lichtdurchflutete Vorzimmer.
Es sei sehr, sehr kalt gewesen. Erzählen die, die sich mit den Handschuhen über die Haut rubbeln, deren Atem noch dampft. Und die sich beides, Bewegung und Kälte, selber noch gerne antun. Damit sie selbst möglichst lange in Bewegung bleiben.
28
Vielleicht werden es zwei, vielleicht auch drei Runden. Je nachdem, was die Laune, die Lust, nicht die Kondition sagt.
29
Letztere, die könnte noch weiterren- charakter ihre Runden drehten. Gut, einnen, sich der Stoppuhr entgegenwerfen. fließen tut das sportliche Engagement Aber das will hier, muss hier ja niemand. auch in die freiwillige Teilleistungsnote Hier, das ist Widufixlauf Nummer sieben. im Bereich Sport. Aber spornt das alStattfindend, wie passend, am 17. Juli
leine genug an, um mitzurennen? Und
mitten in Enger. Einer, der von Anfang
vor allem: Sorgt das dafür, dass die, die
an, also von Lauf Nummer eins bis heute, einmal mitgelaufen sind, sich im Folgemit von der Partie ist, ist Carsten Tücke. jahr wieder anmelden? Sich von Carsten Lehrer am Erich-Gutenberg-Berufskol- Tücke und seinen Kollegen kurz vor dem leg und damit quasi von Berufs wegen
Start die Widufix-T-Shirts geben lassen
Läufer. Denn wer Sport lehrt und das
und dann allein oder in kleiner Grup-
Gesundheitskonzept weitergibt, vorlebt, pe ihre Runden ziehen? Carsten Tücke der weiß, was laufen bringt. Und bringt
geht, nein läuft dann auf die Suche nach
andere zum Laufen. Die, denen die Be- Freunden. Gerade im vergangenen Jahr: wegung guttut. Und die, denen der Lauf
hier ein Lang-nicht-mehr-Gesehener,
nicht nur gesundheitlich weiterhelfen
da ein Früher-mit-zur-Schule-Geher
kann. Denn die, die als Schüler des Be- im Trupp der Läufer, in der Menge der rufskollegs an den Start gehen, die par- Anfeuerer. Es sollen ganz entspannte tizipieren vielleicht irgendwann selbst. Runden werden für Carsten Tücke. Nicht Ergattern einen der durch den Lauf ge- vergleichbar mit den Kilometern, die er förderten Verbundausbildungsplätze. Es
vor Jahren beim Hermannslauf, beim
scheint aber nicht nur diese Perspektive
Marathon in Berlin zurücklegte. So viele
zu sein, die die EGB-Schüler antreibt. Kilometer? Sind heute nicht mehr seins. Sondern weit mehr. Warum sonst stellt
Heute, da läuft er mal die Zehn-, mal die
die Schule seit sieben Jahren die größ- Elf-Kilometer-Runde. Des Spaßes wegen. te Läufergruppe? Erst waren es 40, im
Und der Fitness, der Gesundheit wegen,
vergangenen Jahr gut 200 Schülerinnen
sicher. So sollten das auch seine Schüler
und Schüler, die fernab vom Wettkampf tun. Und werden Sie auch, sicher.
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30
widufix lauf Kreis Herford läuft für Ausbildung!
17. Juli 2011
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2011
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33
oberflächlich betrachtet hat Enger derzeit gleich zwei große baustellen. Die eine liegt mit dem neuen Kreuzungsbereich direkt vor, die andere mit der organisation des Widufixlaufes direkt im Rathaus.
Aber Bürgermeister Klaus Rieke kann bei
Eisenbahnfahrt geht“, erklärt Wilhelm
beiden Baustellen Entwarnung geben:
Freese. Die BahnRadRoute Weser-Lippe
„Unsere Kreuzung mitsamt angrenzen- wird an diesem Sonntag Radler schon ab dem Omnibusbahnhof wird wohl früher
11 Uhr in die Stadt ziehen und auch das
als geplant fertig.“ Und auch die Vorbe- Kleinbahnmuseum lädt zum Event. So reitungen für den siebten Widufi xlauf
gehen die Verantwortlichen davon aus,
befi nden sich voll und ganz im Zeitplan. dass an diesem Juli-Sonntag zwischen Darüber wacht Wilhelm Freese, Vertreter
2.000 und 3.000 Besucher nach Enger
des Bürgermeisters und damit beauftragt, kommen. „Wie viele davon laufen, ist nasich um den am 17. Juli startenden Widu- türlich noch ungewiss. Die Anmeldungsfi xlauf zu kümmern. Und nicht nur dar- zahlen klingen aber schon jetzt sehr um. „Wir nennen diesen Tag Mobilität in
positiv. Und wir sind natürlich auch
Enger, weil es nicht nur um das Laufen, darauf eingestellt, einen neuen Teilnehsondern auch ums Radfahren, um die
merrekord feiern zu können und mehr
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als 1.600 Läufer auf die Strecke zu schi- um hier ein buntes Programm an Start
Ab 13 Uhr ist dann für die Läufer die
cken“, so der Engeraner Bürgermeister. und Ziel auf die Beine stellen zu können. Last-Minute-Anmeldung noch möglich, Ob er selbst auf den 3,5 Kilometer lan- Dabei schauen die beiden Verantwortli- warten freundliche Mitarbeiterinnen gen Rundweg gehen wird, ist noch nicht
chen nicht auf die vergangenen Widufix- der iwkh am Infostand auf begeisterte Läufer und Walker. Startnummern,
geklärt. Das entscheiden, ebenso wie
läufe. „Ich war nur bei dem allerersten
bei Wilhelm Freese, die Gelenke. „Noch
Lauf in Herford dabei – und im Laufe der
Sicherheitsnadeln und das offizielle
habe ich ja ein paar Wochen, um für den
Jahre hat sich aus dieser Veranstaltung
Lauf-T-Shirt gibt es hier, ehe pünktlich
Lauf zu trainieren. Und eigentlich habe
doch ein Event in einer ganz anderen
um 15 Uhr alle auf die Strecke geschickt
ich mir fest vorgenommen, zumindest
Dimension entwickelt“, sagt der Bür- werden. Die Startgebühren betragen
mit auf eine Runde zu gehen“, sagt Klaus
germeister, der Lauf eins und Lauf sieben
5 Euro, wie viele Runden gelaufen wer-
Rieke. Ehe aber der Startschuss pünkt- so besser nicht miteinander vergleichen
den, ist jedem Läufer selbst überlas-
lich um 15 Uhr auf dem E-Center-Gelände
möchte. Wie stark frequentiert Enger
sen. „Am Ende ist es wichtig, dass das
Wehrmann fällt, sind noch einige Fragen
am 17. Juli sein wird, zeigt sich auch an
hier kein Rennen ist, dass die Zeit nicht
zu beantworten. Schon bei der Festlegung
der Anzahl der Helfer, die diesen Mobi- entscheidend ist. Ankommen ist wich-
der Streckenführung begannen diese auf- litätstag erst möglich machen. Rund 40
tig – und die Unterstützung der guten
zutreten. „Natürlich hätten wir es auch
Feuerwehrleute kümmern sich um das
Sache“, ist sich der Engeraner Bürger-
gerne gesehen, wenn die vielen Läufer
direkte Absperren rund um die Strecke, meister sicher. Aller Voraussicht nach
am Rathaus vorbei in die Innenstadt ge- das Deutsche Rote Kreuz wird ebenso wie
können zehn Verbundausbildungsplätze
rannt wären – aber die Großbaustelle ist
die Polizei mit Einsatzfahrzeugen anrü- mit den Einnahmen und Spendengeldern
dann doch ein zu hohes Risiko“, erläutert
cken. Auch die Stadt selbst ist mit Mitar- des diesjährigen Widufixlaufes finanziell
Wilhelm Freese. Also gibt es nun einen
beitern vor Ort, wird Straßen komplett
angeschoben werden. In Sachen Ausbil-
Mix aus Stadtlauf und ländlicher Wegstre- sperren und so für einen reibungslosen
dung benötigt die Stadt Enger keinen An-
cke. „Diese Mixtur passt auch gut zu uns, und vor allem sicheren Ablauf des Widu- schub. Fünf junge Menschen werden hier zeigt sie doch, wie facettenreich unsere
fixlaufes sorgen. An Start und Ziel über- derzeit in Verwaltung und technischen
Stadt ist“, so Klaus Rieke, der mit einer
nehmen dann die Mitarbeiter der iwkh, Betrieben ausgebildet.
„reizvollen Strecke“ möglichst viele Läufer
sorgen für Erfrischung in Form von Obst
Nach guten anderthalb Stunden ist
nach Enger locken will. Auf dem großen
und Mineralwasser und bitten auch den
dann am 17. Juli der Lauf zu Ende, werden
E-Center-Parkplatz sollen viele Aktions- „Einheizer“ der aok auf die Bühne, der und Informationsstände die Attraktivität
pünktlich um 16.30 Uhr die Straßensper-
die Läufer mit Musik, bester Stimmung
ren wieder aufgelöst. „Dann hoffen wir,
noch weiter steigern, sind Läufer wie Rad- und Dehn- und Aufwärmübungen in
dass alle Läufer das Ziel wohlbehalten
fahrer und auch Eisenbahnfreunde ein- Schwung bringen wird.
erreicht haben und den Widufixlauf in
geladen, an dem Spektakel teilzunehmen.
Check-in ist ab 13 Uhr, auch wenn die
Enger in sehr guter Erinnerung behal-
Viele Gespräche mit Unternehmen und
ersten Radfahrer aus Spenge schon kurz
ten werden“, so Klaus Rieke und Wilhelm
Unternehmern wurden schon geführt, nach 11 Uhr in Enger erwartet werden. Freese.
36
Vor zWEi JAHrEn KAnnTE Vor zWEi JAHrEn KAnnTE DiE DAMAlS 16-JäHrigE DiE DAMAlS 16-JäHrigE DAniElA MEiEr WEDEr DAniElA MEiEr WEDEr DEn WiDUFixlAUF, DEn WiDUFixlAUF, nocH WUSSTE SiE, nocH WUSSTE SiE, WAS SicH HinTEr DEM WASBEgriFF SicH HinTEr DEM BEgriFF VErBUnDAUSBilDUng VErBirgT. VErBUnDAUSBilDUng VErBirgT. HEUTE iST DAS gAnzHEUTE AnDErS. iST DAS gAnz AnDErS.
Denn als sie damals auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz ging, da waren im Jahr zuvor viele Sportler auf den Rundkurs gegangen, um so Geld für zusätzliche Ausbildungsplätze einsammeln zu können. Sponsoren- und Startgelder fl ießen so Jahr für Jahr in einen Topf, der bis zu zehn Ausbildungsplätze zu sichern hilft. „Wir geben die Anschubfi nanzierung, übernehmen die Kosten für ein halbes Jahr und überzeugen so die, die eigentlich all ihre Ausbildungsplätze schon belegt haben“, erklärt Silke Schlüter.
37
Die kümmert sich bei der iwkh als
Monate im Rödinghauser Rathaus. Hat
Und nimmt sich die Zeit, die es braucht,
Ausbildungsförderin darum, dass hier
bei den Wahlen mitgeholfen, im Bauamt
um eine solch wichtige Entscheidung zu
Kommune, iwkh, Betrieb und Auszu- mitgearbeitet. Und so gleich „einen Ein- treffen. Silke Schlüter weiß, dass auch bildender oder eben Auszubildende zu- blick in zwei Welten bekommen“. Ent- nach den sechs Monaten Anschubfinansammenkommen. Die Kommune deshalb,
scheiden muss sie sich zwischen diesen
weil durch diese Maßnahme keine Wett- beiden noch nicht. Wobei ihr derzeit die
zierung, nach der gesamten Ausbildungszeit die Arbeit der iwkh noch nicht zu
bewerbsverzerrung entstehen soll. Am
des Handwerksunternehmens als die
Ende ist. „Ist es weder der Kommune
Ende nicht der Eindruck entsteht, dass
übersichtlichere, überschaubarere und
noch dem Partnerbetrieb möglich, den
da ein Unternehmen durch den zusätz- damit wohl auch sympathischere er- jungen Menschen zu übernehmen, dann scheint. „Genau darin liegt ja auch ein
schauen wir, ob wir nicht weiterhelfen
Was ja gar nicht der Realität entspräche, Vorteil unserer Verbundausbildung. Der
lichen Auszubildenden bevorzugt wird.
können“, so Silke Schlüter. Wir, das heißt
aber lieber erst gar nicht die Gerüchte
Auszubildende ist nicht auf einen Betrieb
in diesem Fall natürlich nicht, dass die
aufkommen lassen, lieber gleich im Keim
beschränkt, erhält viel mehr Weit- und
iwkh anstellt. Aber sie hilft bei der Suche,
ersticken, was der denken kann, der in
Einblick“, erklärt Silke Schlüter. Die
durchforstet das Register der 400 Mitglie-
der Thematik dann doch nicht zu Hau- muss allerdings manches Mal intensiv
der, nutzt sein eng geflochtenes Netzwerk,
se ist. Ein Betrieb also wird gesucht, der
suchen, ehe aus den eingelaufenen Gel- um zu finden, was die ehemaligen Auszu-
im Verbund mit einer Gemeinde, einer
dern auch wirklich Ausbildungsplätze
Stadt zusätzlich ausbilden will, der viel- werden. Denn nicht jede Kommune ist leicht nicht alle Belange abdecken kann,
bildenden suchen. Und wird häufig fündig. Selbstläufer aber – und dieser Begriff
bereit, zusätzlich auszubilden. Und auch
passt ja gut zum Widufixlauf seien beide
die eine Ausbildung erfordert. Der Aus- nicht jede kann ausbilden, verfügt über
Aufgaben nicht. Weder das Finden eines
bildungsvertrag aber wird geschlossen
Mitarbeiter, die über eine solche Quali- passenden Verbundausbildungsplatzes
zwischen Auszubildendem und iwkh.
fikation verfügen. In Rödinghausen war
noch eines späteren Arbeitsplatzes. Aber
So viel zu der komplizierten Theorie. Die
all das kein Problem. Einmal angefragt, es sei möglich. Und machbar. Stellt Silke
Praxis sieht da schon deutlich einfacher
einen Mitarbeiter zum Ausbilder quali- Schlüter klar. Und lässt keinen wirkli-
aus: Daniela Meier fragt bei der Firma
fiziert, sofort zugesagt – so einfach war
chen Zweifel daran, dass auch Daniela
Stork Haustechnik nach, ob sie hier den
das vor zwei Jahren. Jetzt sitzt Daniela
Meier nach ihrer Ausbildung ihren Weg
Beruf der Bürokauffrau erlernen kön- Meier also an ihrem eigenen Arbeitsplatz, gehen wird. Mit oder ohne Hilfe der iwkh ne. Und sie konnte. Allerdings nur, weil
rechnet nach, wertet aus, kümmert sich
ist dabei eher zweitrangig. Viel wichti-
Anke Stork mit ihrem Mann gemeinsam
um all das, was eine angehende Büro- ger sei, dass ein junger Mensch von einer
als Inhaber zuvor von der Verbundausbil- kauffrau so zu erlernen und zu bewälti- anfänglichen Idee, einem heute längst dung gehört hatte. Und sie sich deshalb
gen hat. Und überlegt schon einmal, was
davon überzeugen ließen, einmal etwas
aus ihr werden könnte, wenn die drei- neten Projekt profitiere, das er anfangs
etablierten und mehrfach ausgezeich-
ganz Neues zu wagen. Nun pendelt Da- jährige Ausbildungszeit bei der Firma
gar nicht kannte. Und ihm am Ende bei
niela Meier zwischen Heizungsbau und
Stork zu Ende geht. „Eigentlich bin ich
einer der wichtigsten Entscheidungen im
Verwaltung, verbringt insgesamt sechs
dann für alles offen“, sagt Daniela Meier.
Leben weiterhalf.
38
Montags steht der Verkaufswagen von Wolfgang Moor still. Dann wird geputzt und gewienert, ausgewaschen und auf Vordermann gebracht, ehe es einen Tag später wieder auf die rund 40 Kilometer lange Runde mit dem Dreiachser geht. Wolfgang Moor hat das, was man einen TanteEmma-Laden auf Rädern nennt. Eine aussterbende Art, da ist er sich selber sicher. Aber auch eine, die eigentlich immer wichtiger wird. Denn wenn die Menschen älter werden, die Wege zum Supermarkt weiter, dann ist für viele beruhigend zu wissen, dass Wolfgang Moor zu ihnen kommt. Und das im immer wiederkehrendem Rhythmus, „pünktlich wie ein Linienbus“, erzählt der gelernte Maurer. Der klagte vor knapp 30 Jahren über Jucken und Schmerzen, wenn er mit Beton in Berührung kam. Die Allergie also machte den Beruf zunichte, der Rödinghauser half fortan in einer Bäckerei aus Aushilfsfahrer
39
weiter, ging später in eine Möbelfirma und fand sich doch in zu viel Monotonie wieder. Warum sich dann nicht selbständig machen? Warum nicht frische Lebensmittel zu denen bringen, die nicht mehr selber losfahren wollen. Oder können? Die erste Woche war eine Qual. Erzählt Wolfgang Moor heute. Wie wiege ich ab, wie schneide ich die Wurst, den Käse, das Brot, ich im ganzen ab? Es sei viel Learning by doing gewesen, Zeit habe das gekostet. Aber heute weiß er: Sein Konzept ist ein einzigartiges. Er fährt kreuz und quer durch Rödinghausen, hält vor Häusern in Ennigloh, in Benjen, Lenzinghausen. An Bord immer das gleiche Sortiment, das, dass ihn von der fahrenden Konkurrenz absetzt. Denn ist die mit Eingepacktem, Eingeschweiß- als seine Spezialität bezeichnet werden
Übergebliebenem, drei Feiern in der
tem, Eingemachtem unterwegs, hing bei
können. Gekauft werden auch die von
Woche eben keinen Wunsch nach Neu- nur zwei Wochen im Jahr, mitten im
Wolfgang Moor die Scheibe Wurst eben
denen, die er seit Jahren kennt. Das Sie?
gekauftem auslösen. Dann fährt er halt
noch am ganzen Stück, kann der Kunde
Fällt hier nur bei ein, zwei Kunden. Bei
weiter, kommt nächste Woche wieder. gewöhnt. Wenn er mal ins Rentenalter
zusehen, wie seine Käsescheiben vom
allen anderen gilt: Am Wagen gilt das Du. Alles kein Problem. Problematisch wur- kommt? Dann übernehmen vielleicht
ganzen Laib abgetrennt werden. Wer will
Und an der fahrenden Verkaufstheke gilt
siert nicht. Wenn er Urlaub hat? Passiert Sommerurlaub, daran sind die Kunden
de es dagegen vor drei Jahren. Da ist ihm
die Kinder. Ein Sohn hilft als gelernter
das schon, Salami im Zehnerpack kau- auch: Du kannst kaufen. Musst aber nicht. die Garage abgebrannt. Und mit ihr: das
Fleischer schon bei der Lebensmittelzu-
fen? Wenn er doch viel weniger benötigt?
Was aber nicht alle verinnerlicht haben. nagelneue Motorrad, der pkw – und eben
bereitung, unterstützt auch beim neu-
Fragt der 50-Jährige? Natürlich sei auch
Es gibt immer noch diese Hemmschwelle, auch der Verkaufswagen. Zum Heulen sei
en Standbein des Vaters, beim Catering
seine Kundschaft eine durchschnittliche, dieses: Wenn der Wolfgang schon extra
das gewesen. Aber jemand, der nur heult, Service. Und weiß doch: Der Wagen, des-
aber vor allem samstags – immer noch
ist der Rödinghauser dann doch nicht. sen Unterhalt, der Sprit, die Reifen, die
zu mir gefahren kommt, dann muss ich
der umsatzstärkste Tag der Woche – kä- auch etwas bei ihm kaufen. Anstandshal- Also hat er wieder von vorne angefan- Kühlbatterien werden im teurer. Und men auch junge Einkäufer an den Wa- ber. Auch wenn ich gar nichts brauche. gen. Für die hat er auch Grillfleisch mit
gen, einen neuen Transporter gekauft, ist
werden irgendwann dafür sorgen, dass
Vollkommener Quatsch sei das, un- morgens wieder zur heimischen Bäckerei, der Frischebringdienst eingestellt wird.
auf dem Wagen, schneidet, würzt und
terstreicht Wolfgang Moor. Und gar nicht
zur Fleischerei um die Ecke gefahren. Hat
Noch aber rollt er. Und tut das noch ein
würfelt gemeinsam mit seiner Frau am
nötig. Er könne das gut verstehen, dass
seinen Wagen beladen und dann auf zur
paar Jahre. Ich werde ja gebraucht. Sagt
Vorabend Salate zusammen, die ruhig
eine Einladung am Wochenende mit
Kundschaft. Wenn er krank wird? Pas- Wolfgang Moor.
41
Ich bin unglaublich l a n g s a Und ich fahre sehr, sehr l a n g s a m Lasse es gerne einmal r o l l Vielleicht bin ich einfach im R h y t h m u s der Bruno Krenz wirkt nicht wie ein Lang- Farbton, nicht als Farbträger zu schätzen
m. Auto. e n . nicht Zeit.
Eine Uhr ziert sein Handgelenk, drauf
samer, wenn er sich zu seiner Langsam- gelernt. Dass heute alle Welt das Braun
schauen tut er nur sehr selten. Dabei ist
keit bekennt. Wenn er erzählt, dass er im
als künstlerisches Mittel einsetzt, kann
er keiner, der einfach so in den Tag lebt,
Auto überholt wird. Um sich dann hinter
Bruno Krenz nicht wirklich überraschen. der sich von der künstlerischen Muße
denen einzureihen, die eben noch an ihm
Richtig einordnen aber auch nicht. Über- küssen lässt. Oder eben auch
vorbei rasten. Und nun vor der gleichen
haupt ist der Herforder jemand, der so
roten Ampel wie er stehen. Müsste er sich
seine Schwierigkeiten mit Kategorien
helfen auch ihm. Nur sind es
selber charakterisieren, er würde sich als
und Schubladen hat. Da macht er sich
eben die ihm ganz eigenen. Er
Künstler, als Philosoph, als Visionär, Ve- viel lieber selber seine Gedanken. Auf
ist in seiner künstlerischen
getarier, Nichtraucher, Nichtalkoholiker
nicht. Rhythmik und Ritual
ausgedehnten, langsamen Spaziergän- Ausbildung, in seinem freibe-
bezeichnen. Sand im Getriebe ist ein Be- gen. Bei denen er – häufig über sich, über
ruflichen Schaffen weit herum
griff, der seine Lebenseinstellung auch
sein künstlerisches Schaffen – nach- gekommen. Münster, Rom, Berlin, Mün-
gut widerspiegelt. Der 60-Jährige wurde
denkt. Auch so gönnt er sich den größ- chen, New York. All das Stationen im
auf dem Land geboren, Sport begeister- ten Luxus, den es für ihn geben kann:
Leben von einem, der irgendwann dann
te ihn schon damals, fasziniert haben
Zeit. Muße ist, was sein Denken, sein
doch zurück gekehrt ist. Zurück zu sei-
ihn die Erdklumpen, die sich oben und
Handeln charakterisiert. Den Kalender
nen Wurzeln. Nach Herford, damit nicht
unten an seiner Gummizug-Turnhose
führt er nur wochenweise, das Handy
auf dem Land, nicht in der Großstadt le-
bildeten. Bereits damals sei so die Lie- liegt daheim auf dem Schreibtisch und
bend. Am Oberstufenkolleg an der Biele-
be zur Erde gewachsen, habe er Erde als
dient allein der Kommunikation via sms. felder Universität lehrt er heute Malerei,
lässt sich morgens um 6 Uhr wecken, wenn es pünktlich mit der Bahn nach Bielefeld zur Arbeit geht. Doch auch die Bahn ist nicht das, was sich Bruno Krenz unter zeitgemäßer Fortbewegung vorstellt. Ist es nicht angsteinflößend, wie schnell sich die Fahrzeuge auf der Schiene bewegen? Man dürfe das nicht
Hinnehmen dürfe man auch vieles
als Kokettieren verstehen. Er empfindet
nicht. So wie die Idee, dass Nehmen
langsam redenden, rückwärts gewandten Menschen vorstellen. Er spricht
das einfach so. Und nutzt die Bahn, das
glücklicher macht als Geben. Das seien
flott, er schaut vorwärts. Aus den philo-
Auto – gerne mit dem Fahrrad hinten auf
sozialistische Grundüberlegungen, si- sophischen Überlegungen soll ein Buch
dem Gepäckträger – ja auch. Aber könnte
cher. Zumindest vom Grund her. Aber entstehen. Dann, wenn der Lehrberuf
es nicht eine ganz andere Art der Fortbe- könnte es nicht genau anders herum in
an den Nagel gehängt, der Ruhestand
wegung geben? Eine, die die zurückge- der Gesellschaft funktionieren? Wäre es
eingeläutet wird. Den hätte er auch als
legte Distanz erlebbar macht? Die Schritt
nicht denkbar, dass Geben wichtiger ist
Beamter verbringen können, gut abge-
hält mit dem menschlichen Rhythmus?
als Nehmen? Ist das nicht in der Familie, sichert, in Zwickau lebend. Da war er als
Es sind diese Gedanken, die Bruno Krenz
in der Freundschaft, bei der Hilfe durch
Professor für künstlerische Grundlagen
auf seinen Spaziergängen begleiten. Auch
Spenden gerade genau so? Und muss
tätig, hatte das Angebot der Sicherheit
wenn er durch das Kolleg-Gebäude geht. man die Dinge wirklich als Selbstver- im Alter. Und vielleicht hätte er den Denn die Hektik, der Zeitdruck, der hier
ständlichkeit hinnehmen, nur weil alle
Beamtenstatus annehmen sollen, eben
herrscht, dringt aus jeder Ecke auf die
sie so sehen? Man darf sich, wenn Bru- der Sicherheit wegen, überlegt er heu-
Besucher, die Mitarbeiter ein. Hingeben
no Krenz so erzählt in seiner Herforder
te. Aber als sich die Erde um ihn herum
müsse man sich dem aber nicht.
Atelierwohnung, den Mann nicht als
des Uran abbaus wegen als strahlend
43
erwies, hat er dann doch abgelehnt. Und
vidualisierung strebe, dass Trennung, rung ist. Seit 1973 leidet der Künstler an
ist zurück nach Herford gezogen, ist
Vereinzelung und Einsamkeit aber im- Tinnitus. Am Pfeifen, das immer dann
heute auch im städtischen Beirat für die
mer häufiger mit der Individualisierung
Stadtbildpflege tätig.
gleichzusetzen sei. Denken Sie an früher. oder sich eine Krise anbahnt. Das kann
Malerei und Installationen sind es, Da waren alle in einem Sportverein. Da die das künstlerische Wirken von Bruno
stärker wird, wenn der Stress zunimmt so weit gehen, dass er medizinische Hilfe
wurde gelaufen, gerannt, jeder gegen
in Anspruch nehmen muss. Dann doch
Krenz bestimmen. Dabei sei die Quan- und jeder mit jedem. Versuchen Sie
lieber schnell entschleunigen, den Gang rausnehmen, Fahrt verlieren. Tag für Tag
tität nicht besonders groß, die Tiefe, die
heute mal, einen Mountainbiker, einen
gedankliche Auseinandersetzung mit der
Rennradfahrer, einen Spazierfahrer ge- gelingt ihm das mit einem Mittagsschlaf.
im Entstandenen ruhenden Idee weitaus
meinsam auf den Sattel zu bekommen. Zehn, höchstens 30 Minuten lang Schlaf
wichtiger. Sicher durchläuft ein roter Fa- Das ist doch unmöglich. Da lebt jeder in den seine Arbeiten, auch wenn dies kein
kontinuierlicher, kein vorhersehbarer ist. Wundert sich Bruno Krenz. Dabei ist es Sobald ich einen Stil hatte, galeriefähig
gönnt er sich dann. Danach seien die Ge-
seiner ganz eigenen, spezialisierten Welt. danken klar, die Produktivität gesteigert. Das sollten sich auch einmal Unterneh-
gerade die Radfahrt, die ihn alles, nur
mer und Unternehmen überlegen. Rät
geworden bin, habe ich kehrt gemacht, nicht langsam werden lässt. Wenn ich
der, der dem Thema Zeit einfach anders
bin in eine andere Richtung geschlen- mich auf’s Rad schwinge, wenn ich ei- gegenüber tritt. Wichtig ist, dass man dert. Erzählt Bruno Krenz heute. Weiß, nem Ball hinterher laufe, dann werde ich
mit der Zeit umgeht. Nicht anders herum.
dass er sich damit manches Mal selbst
Dann kann man ganz gut
schnell. Dann entledige ich mich all der
ein Bein gestellt, sich selber eine nicht
Langsamkeit. Sagt Bruno Krenz. Renn- durch’s Leben kommen.
immer wirtschaftlich positive Quittung
geschwindigkeit ist beim Radsport auch
Sagt einer, der sich sel-
ausgestellt hat. Nicht nur dieses Verhal- heute nicht sein Metier, aber die Radtou- ber als zufriedenen Menten machte ihm zu einem Einzelgänger.
ristikfahrt dann schon, das flotte Fahren
schen bezeichnet. Und
Familie? Nein. Ja, doch. Meine Schwes- in der Gruppe über lange Wegstrecken. eben unglaublich langtern. Es sind diese Antworten, die in
Auf dem Fahrrad sitzend vergisst er auch, sam. Aber beides hängt
sein Ich schauen lassen. Wenn er erzählt, dass sein Ohr eigentlich der beste Grad- ja vielleicht miteinander dass heute doch jedermann nach Indi- messer für zu viel zeitliche Überforde- zusammen.
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Entwerfen statt wegwerfen Mit dem RecyclingDesignpreis der RecyclingBรถrse wird der Kreis Herford einmal im Jahr zum Mekka des Designnachwuchses.
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Im Büro von Udo Holtkamp stapeln sich die Kartons. Im einen versteckt sich ein Stuhl, entworfen aus dem Material einer ausrangierten Mülltonne. Daneben ragt ein Hängeschrank aus einer Kiste, produziert aus Restholz, das andernfalls auf dem Sperrmüll gelandet wäre. Dazu gesellt sich der Prototyp einer Obstschale, eine Neunutzung von Bildschirmglas ausgedienter Fernseher, das normalerweise im Schredder endet. Oder der „Kitchen-Cart“, mit dem ausgemusterten Airline-Trolleys, zur Mini-Küche umgebaut, ein zweites Leben eingehaucht
dem Wettbewerb zu Nachhaltigkeit und
ausgewählten Entwicklungen auch in
KurzInfo „RecyclingBörse“
wird. „Das hier ist nur ein Vorgeschmack, Ressourcenschonung im Design anregen. den „stilwerk Designcentern“ in Ham- 1984 von Arbeitslosen gegründet, entwickelte der zeigt Entwürfe und Ausstellungsstücke
Wir sagen: Entwerfen statt wegwerfen. burg, Düsseldorf und Wien gezeigt, im
Arbeitskreis Recycling e.V. als Zweckbetrieb die
der vergangenen Jahre“, so Holtkamp, Das Spektrum gefragter Entwicklungen
Umweltbundesamt oder im Museum der
RecyclingBörse. Aus dem Mauerblümchen eines Ge-
reicht von Deko-Artikeln über Möbel
Dinge, Berlin. Die Designhochschule in
brauchtmöbellagers in Herford wurden sieben Ein-
Vorstand des Arbeitskreises Recycling e.V., dem Trägerverein der vielen besser
und Kleidung/Textilien bis Accessoires. Porto Alegre, Brasilien, war im März die
richtungen im Kreis Herford und in Bielefeld. Es geht
bekannten RecyclingBörse. Es geht um
Es gilt, den ›verborgenen Sinn wegge- erste außereuropäische Station.
um Müllvermeidung und Wiederverwendung und
den RecyclingDesignpreis.
worfener Dinge‹ zu entdecken und nutz-
darum, sinnvolle Arbeit und Beschäftigung zu schaf-
Erst 2007 von den Börsianern erst- bar zu machen“. mals ausgelobt, beteiligten sich an den
Bislang hat der gemeinnützige Verein
den Wettbewerb aus eigener Kraft ent- fen. Als Sachspenden sammelt die Börse Dinge aus
Einmal im Jahr wird der Kreis Her- wickelt und organisiert. Für die Zukunft
Haushalt und Büro, die noch zu schade für den Müll
inzwischen vier Wettbewerben rund
ford damit zu so etwas wie einer Design- hofft man auf Sponsoren.
sind. Motto: Aus Alt mach’ Arbeit!
tausend Designer/innen und Kreative
metropole. Allein die Ausstellungseröff- Dabei ist die Börse für die Entwicklung
Von Anfang an hat der Arbeitskreis Recycling e.V./
aus dem Handwerk. „Diese Resonanz
nung und Preisverleihung im vergange- des RecyclingDesignwettbewerbs bereits
RecyclingBörse! den Dialog mit Kunst und Kultur ge-
hat selbst uns überrascht. Und macht
nen Jahr im Marta Herford besuchten
auch selbst ausgezeichnet worden: Vom
sucht und selbst kulturelle Aktivitäten initiiert und
uns auch ein bisschen stolz“, so Börsia- 400 Gäste. Die Schau wurde von drei
Rat für Nachhaltige Entwicklung der
organisiert. Dies immer in einem umweltpolitischen
ner Holtkamp.
auf fünf Wochen verlängert. „Der Recy- Bundesregierung und der Standortini- Zusammenhang: „Um Themen wie Müllvermeidung
Bundesweit und über die Landes- clingDesignpreis ist fester Programm- tiative „Deutschland – Land der Ideen“ und Recycling auch in ihren kulturellen Aspekten aufgrenzen hinaus sind Produktentwickler
punkt im Marta. Und anschließend geht
als „ein herausragendes Beispiel für den
zuzeigen, sinnliche Erfahrungen zu vermitteln und
gefragt, Abfallmaterialien und Produkti- die Präsentation auf Wanderschaft“, so
Ideenreichtum, die Kreativität und das
zur selbsttätigen Kreativität anzustiften“.
onsreste zur Entwicklung neuer Produk- Holtkamp. So werden die von einer nam- gestalterische Engagement in Deutschte zu nutzen. Holtkamp: „Wir wollen mit
haften und international besetzten Jury
land“. www.recyclingdesignpreis.org
Kontakt Tel.: 05221.19 7 19 • www.recyclingboerse.org
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Der Wagen ist eine große Enttäuschung. Subjektiv betrachtet. Müsste er nicht fauchen und brummen, wenn man sein Gaspedal nur ganz leicht streichelt?
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Müsste es nicht wummern und grollen, in Bewegung ist, was sich nach Stillstand wenn nur der Zündschlüssel umgedreht
anhört. Ingenieure überlegen schon,
wird? Der Wagen kostet 400.000 Euro, berichtet unser Beifahrer, ob nicht ein grob geschätzt. Da sollte ja wohl etwas
Soundmodul einzubauen sei. Also ein
Hollywood mit drin sein, wenn so viel
digitales Abspielgerät vorgaukeln solle,
Geld und eben dieser Wagen den Besit- dass da etwas fährt. Und beim Fahren zer wechseln. Aber er faucht nicht. Er
eben Fahr-Geräusche macht. Verrückte
macht – ehrlich gesagt – gar kein Ge- Welt. räusch. Er fährt einfach los. Er, das ist
Zurück zum Losfahren. Der F-Cell
das, was Mercedes Benz F-Cell nennt. fährt wie an einem Gummiband geUnd was nur in Handarbeit hergestellt
zogen. Drauftreten, abfahren. Bis 180
wird – daher der Preis, der kein echter
Stundenkilometer, ohne Ruckeln, ohne
ist. Denn zu kaufen gibt es den F-Cell
Schalten, kein Automatikloch, immer
gar nicht. Außen, also drumherum um
noch kein Geräusch. Innen aber fühlt es
die zukunftsweisende Technik, haben
sich an wie in jeder B-Klasse. Und das ist
sie in Stuttgart eine B-Klasse gebaut. dann auch das Problem, das der F-Cell Also quasi den Wolf in den Schafspelz
hat. Es gibt ihn nur ein paar Mal auf der
gezaubert. Vielleicht, sagt dann auch
Welt. Und er ist ein Technologieträger,
Ulrich Haseldiek von Mercedes Boll- der das schon im Kofferraum trägt, was meyer, vielleicht ist der Wagen einfach
erst 2015 in Serie gehen soll. Bei solch ei-
nicht spektakulär genug. Aber eben sehr, nem Exot erwartet man leuchtende Diosehr teuer. Und so nimmt der, dessen Vi- denreihen, Schalter, die sich visuell und sitenkarte ihn als Centerleiter ausweist, ergonomisch von all dem abheben, was dann bei der Probefahrt lieber auf dem
je in Autocockpits verbaut wurde. Hier
Beifahrersitz Platz. Sicher ist sicher. Gar
aber: alles B-Klassen-Style. Und der ist,
nicht sicher ist dagegen der Start. Denn
nun, nicht gerade das, was einen Viel-
der F-Cell rollt, fällt, schleicht einfach
fahrer in Sektlaunennähe katapultiert.
los. Soll heißen: Zündschlüssel drehen, Wird aber der passende Knopf gedrückt, Gaspedal drücken, losfahren. All das
dann erscheint auf dem Farbdisplay ein
ohne jegliches Geräusch. Das fasziniert. Symbol des Autos. Und kleine grüne und Und beängstigt zugleich. Letzteres vor
weiße Bläschen, eine Prozentzahl und
allem die, deren Ohren entweder sehr
grüne Pfeile, die vom Brems- hin zum
jung sind oder schon sehr viel gehört ha- Batteriesymbol sausen. Und so langsam ben. Und nicht erwarten, dass da etwas
dämmert es auch dem, der sich nicht
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ICH, DER STEIN –
am Anfang schon dabei und immer in Bewegung.
Meine ersten paar Millionen Jahre vergingen Ich wurde ganz schön in Bewegung gehalten. ziemlich unspektakulär. Mit vielen anderen klei- Am Ende einer jeden Umdrehung wurden wir nen und großen Weggefährten spülten wir so mit einem grauen, feinen Pulver überschüttet, dahin, bewegten uns mal oben und mal unten, wie ein Schleier. „Hey, ich bin der Zement“, es war mal hell und mal dunkel. Auf dem Weg rief das Pulver, „gemeinsam werden wir etwas über mehrere tausend Kilometer schliffen wir ganz Großes, wir werden Beton! Wir sind es, uns ganz schön die Ecken ab, am Ende, als die die Häuser der Menschen zu festen, stabilen sich die Geschwindigkeit deutlich verlangsam- Gebäuden machen, sie werden in uns arbeite, waren wir schön rundlich und gleichmäßig. ten und wohnen, sie werden sich wohlfühlen, Als wir zur Ruhe kamen, hatte ich Glück, ich weil wir sie schützen gegen Sturm, Regen und lag ziemlich oben, ohne großen Druck, vom Kälte.“ So, dachte ich, bis hierher bin ich also Wasser umspült und manchmal konnte ich auch gekommen. Zwischenzeitlich waren wir in eidie Sonnenstrahlen sehen, die das Wasser in nen anderen Behälter geschüttet worden, wir unterschiedlichen Farben erhellten. Ich weiß fuhren wieder in einem LKW zu einer Baustelle, nicht, wie lange ich so ruhig dalag. Plötzlich unserem Bestimmungsort, wurden hier in verkam eine große Unruhe auf, das Wasser und schiedene Schalungen gefüllt und gerüttelt. „Du, mit ihm wir Steine wurden in ein großes, dunk- Zement“, rief ich leise, „kannst du mich hören?“ les Rohr gesaugt, nichts konnte uns halten, als „Na klar, was willst du wissen?“ „Sag mal, wir es wieder hell wurde, lag ich auf einem Rüttel- liegen jetzt hier ganz bewegungslos, wie geht tisch, einem Sieb, wurde kräftig durchgerüttelt es mit uns weiter?“ „Ich habe gehört“, sagte und fiel durch die Siebmaschen. Ich landete auf der Zement, „dass wir jetzt ganz fest, hart und einem Förderband und wurde auf einen großen stabil werden und sicherlich lange an diesem Haufen geworfen. Hier lag ich nun, von hohen Ort bleiben werden. Eines Tages, wenn das Behältern und Maschinen umgeben und es war Gebäude alt ist und den Menschen nicht mehr sehr laut. Schon nach kurzer Zeit kam der Hau- gefällt, kommen große Maschinen und reißen fen in Bewegung, mit einem Bagger wurden mit es wieder ein. Wir werden in großen und kleimir viele Steine auf einen LKW geladen und die- nen Stücken wieder auf LKWs geladen und zu ser brachte uns zu einem Transportbetonwerk. einem Recyclingbetrieb gebracht. Hier werden Hier wurden wir in ein unterirdisches, dunkles wir wieder zu kleinen Steinen gemahlen und Silo gekippt. Es war sehr eng hier. Endlich kam vielleicht für eine Straße oder einen Parkplatz wieder Bewegung auf, erst fiel ich weiter ab- wiederverwendet. Einige von uns werden auch wärts, dann ging es in einem becherähnlichen an einem Teich, in einem Park oder Garten lieBehälter nach oben. Ich sah für einen kurzen gen, werden vom Wasser umspült und können Moment die Sonne, purzelte in eine Trommel die Sonne sehen.“ und von oben kamen Sand und Wasser dazu. So, dachte ich, ich bleibe weiter in Bewegung!
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mal den Unterschied zwischen Volt und
jetzt heißt es: Ruhe bewahren. Und ent-
Watt merken kann, dass hier kein reines
weder: viel Glück haben, und in der Nähe
Elektroauto seine ersten Testkilometer
eine Wasserstofftankstelle finden. Was
herunterspult. Wasserstoff wird hier
sehr unwahrscheinlich ist. Oder auf Bei-
zu Energie umgewandelt. Eine Brenn- stand der Herren mit dem Abschleppwastoffzelle erledigt das und am Ende steht
gen hoffen. Es sei halt eine Versuchsfahrt
zweierlei: eine volle Batterie mit einer
mit einem Prototypen, dass vergesse
Reichweite bis weit über die 300-Kilo- man zwar schnell, wenn man drinsitze, meter-Marke. Und ein Auspuff, aus dem
dürfe man aber eigentlich nicht. Sagt
Wasserdampf herauskommt. Ganz rein, Ulrich Haseldiek. Und ist es nicht das versteht sich. Unter dem Strich steht
eigentliche Wunder, dass man hier gar
dann auch: null CO2, null Emission, null
kein Wunder erlebt. Wer Menschen auf
schlechtes Gewissen. Dass, wovon die
den Mond schießt, kann der nicht auch
einen träumen und die anderen erzäh- Wasserstofftankstellen pilzegleich sprielen, fahren wir also gerade. Über die A30
ßen lassen? Kann er. Da sind sich alle si-
mit flotten 140 Kilometern die Stunde, cher. Will er? Das ist eine andere Frage. durch die Stadt einfach im Verkehrsfluss
Wir rollen zurück zum Mercedes-
mitschwimmend. Und wären da nicht
Händler. Neugierige versuchen gerade,
die großen Aufkleber auf der Seite, nie- erste Blicke auf den noch abgedeckten mand würde merken, dass wir die ein- neuen slk zu erhaschen. Zu uns, zum zigen hier sind, die der Umwelt nicht an
F-Cell, schaut niemand herüber. Das
den Kragen gehen. Das hier, das ist die
wird sich ändern. Ganz sicher. Wenn aus
automobile Zukunft. Schwärmt Ulrich
dem, pardon Herr Haseldiek, hässlichen
Haseldiek. Und man kann nur nicken. Entlein ein Future-Renner geworden ist. Und wenn das so einfach ist, dass man
Wenn sich außen fortsetzt, was unter der
nach 15 Kilometern vergessen hat, dass
Haube längst seine Vollendung gefunden
man in ihr sitzt, dann soll die mal ruhig
hat. Irgendwann, soviel ist sicher, wird
kommen, die automobile Zukunft. Nach
sich jeder von diesem automobilen Gum-
guten 300 Kilometern verabschiedet
miband ziehen lassen. Und irgendwann,
sich selbige aber wieder – spätestens. auch das ist sicher, wird sich niemand Denn dann erreicht die Tankanzeige
mehr wundern, dass Geräusch und Be-
den roten Bereich. Nix mehr drin im
wegung eben nicht mehr Hand in Hand
Behälter, der den nach Kilogramm be- gehen. Sondern sich nur vom Hörensamessenen Wasserstoff beinhaltet. Und
gen her kennen.
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Es geht darum, die perspektive zu wechseln. Auf eine andere Sichtweise umzustellen, die nur für den erlebbar ist, der einen großen Schritt wagt. Es geht darum, die perspektive zu wechseln. Und sich dann ganz klein macht, die Beine im Auf eine andere Sichtweise umzustellen, die nur Schneidersitz verschränkt und erstmal abwartet. für den erlebbar ist, der einen großen Schritt wagt. Und sich dann ganz klein macht, die Beine im Schneidersitz verschränkt und erstmal abwartet.
Wartet, ehe Andreas Brünger und Hund Eddy auch ins Boot gestiegen sind. Anfangs wirkt es wackelig, fast unsicher schwankend, wenn es vom Ableger in Kirchlengern die Else runter in Richtung Löh-
ne geht. Kein Grund, ängstlich zu werden, denn
Andreas Brünger, Inhaber der Indian-SummerKanutouren, ist einer, der schon den Orinoco runtergepaddelt ist. Der hinten lenkt, für Schub, für Stabilität, für den notwendigen Kurswechsel sorgt.
Im Kanu sitzt er schon lange. Aber eher zufällig. Es
waren eine Motorradtour, eine kleine Pause, vorbeigleitende Paddler, die seine Neugierde weckten. Und ihn nicht mehr losließen. Also wechselte er selbst von der Asphaltpiste auf die Wasserstraße. Lieh sich ein Boot, kaufte ein Boot, brach das Studium ab, arbeitete stundenweise bei der Post und verbrachte die meiste Zeit dann doch im Boot, auf
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dem Wasser, im Kielwasser seiner Geschäftsidee. Er
widerfährt: das Kentern. Sicher, es gäbe auch die,
wollte anderen dabei helfen, den Perspektivwechsel
die sich bei warmem Wetter absichtlich volllaufen,
zu ermöglichen. Mit ihnen über das Wasser gleiten,
sich absaufen ließen. Aber es komme eben auch
das erlebbar machen, was er selbst als eine medi- vor, dass es trocken im Boot bleiben soll. Und das tative, sportliche Form der Fortbewegung charak- Vorhaben in der Umsetzung nicht gelinge. Erzählt terisiert. Das sei sicher ein Widerspruch. Aber es
Andreas Brünger mit einem Lächeln im Gesicht.
sei eben auch genauso. Wenn es gerade läuft, wenn
Die eng anliegende Schwimmweste ist also Pflicht,
die Strömung von hinten sacht anschiebt, dann ist
mitgenommen werden nur die, die auch schwim-
da dieser meditative Moment. Wenn aber der Fluss
men können. Es ist ein Bausteinprinzip, aus dem
ein steiniges Gefälle herabrauscht, wenn das Wasser
diese Schwimmer auswählen können. Hase, Weser
rau, die Gischt eine aufschäumende wird, dann ist
oder ein anderer Fluss, der sich eignet, um auch den
fahrerisches Geschick ebenso wie sportliche Fitness
Ungeübten voranzubringen und auch mal Dschun-
gefragt. Hier auf der Else gibt es beides nicht. Der
gelcharakter zu bieten, sind auszuwählen. Dann
Streckenabschnitt ist ein gestauter, die Wassermas- noch die Fragen zu beantworten, ob sich Barbecue, sen liegen träge da wie im Hücker Moor. Einmal nur
Übernachtung, Restaurantbesuch, Motorradtour
stellen sich Steine und Felsen in den Weg, rauscht
oder Fahrradfahrt anschließen sollen. Alles noch
das Wasser, muss auch der Vordermann mit aufpas- erweiter-, alles miteinander kombinierbar. Gefragt sen, dass Fels und Boot nicht eine zu enge Beziehung
nach dem durchschnittlichen, dem häufigsten Kun-
eingehen. Danach dann wieder: Seefeeling im Fluss- den, hat Andreas Brünger nur ein Schulterzucken format. Das Paddel einstechen, langsam durchzie- als Antwort. Es gibt einfach zu viele verschiedene hen, nach vorne holen, wieder einstechen. Was
Kunden, zu viele unterschiedliche Zuhörer, die sich
ruhig wirkt, wirkt lange nach. Die meisten meiner
erst vom Inhaber oder einem seiner Mitarbeiter
Gäste spüren abends Muskelpartien, die sie morgens
einweisen lassen, ehe sie selbst erst langsam, dann
noch gar nicht kannten, erzählt Andreas Brünger
immer sicherer in See stechen.
von hinten. Das Kanufahren ist eine Sportart, die
Hund Eddy ist da anders. Der nutzt jede Pause,
den ganzen Körper beansprucht. Und eine, die da- um aus dem Boot zu springen und die Nase eben für sorgt, dass man sich viel unterhält. Ohne sich
nicht nur in den Wind, sondern auf die spannend
zu sehen. Denn umdrehen oder gar aufstehen sorgt
riechende Grasnarbe zu drücken. Eddy hat schon
für das, was jedem zwanzigsten bis dreißigsten Boot
unzählige Seemeilen hinter sich, dreht sich zusam-
Emot ional…
,
Hissen Sie das Segel!
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men, wenn er merkt, das Ufer und Pause noch weit entfernt liegen, und schläft, sanft von den Wellen geschaukelt, ein. Dabei ist es heute selten, dass Andreas Brünger selbst noch auf dem Wasser unterwegs ist. Zu häufig klingelt sein – natürlich wasserfestes – Outdoorhandy, (zu) vieles muss organisiert werden. Bis zu 100 Personen auf einmal schickt er maximal aufs Wasser, macht Betriebsausflüge zu Bootstouren, karrt bis zu 50 Boote erst ans Wasser und später wieder zurück nach Hause, zurück in die Werkstatt. Die liegt direkt in Herford, direkt an der Werre. Wer mag, kann auch hier ins Boot gleiten, kann sich ganz alleine, zu zweit, in der Gruppe die Stadt mal aus der Wasserperspektive anschauen. Das Ganze habe Suchtcharakter, ist sich Andreas Brünger sicher. Dem wirken auch die Tragepassagen nicht entgegen, die immer dann anstehen, wenn sich ein Hindernis Wasser und Boot in den Weg stellt. Aussteigen, mit anfassen, tragen, wieder ins Wasser lassen und weiter geht es. So viel zum Thema sportliche Betätigung. Danach dann wieder gleiten lassen, das eigene Tempo, den Rhythmus finden. Derweil träumt Andreas Brünger von der ultimativen Kanutour. Einmal den Yukon River in Kanada runter, an Bären, an steigenden Lachsen vorbei. Irgendwann werde auch dieses Projekt noch angegangen. Und sorgt dann – weg vom Tagesgeschäft, hin ins paddlerische Abenteuer – für den ganz persönlichen Perspektivwechsel von Andreas Brünger.
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Zugegeben, richtig bedeutend sehen die Führerscheine für Baumaschinen, Gabelstapler und Kräne nicht aus. Aber sie können sehr wichtig werden, wenn dann doch mal etwas passiert. „Es ist heute sofort so, dass die Berufsge- Stempel in den Führerschein eingetragen
Motorrad aus. Für lkw-Fahrer ist es
nossenschaft alle Schadensfälle begut- wird, zu gewährleisten. Hier wie bei der
wichtig zu wissen, dass sie ab 2013 alle
achtet. Sind da Baumaschinen, Gabel- Erstabnahme ist Marc Höcker nicht nur
fünf Jahre ihren Führerschein in Theorie
stapler oder Kräne involviert, wird sofort
Ausbilder, sondern zugleich auch Prüfer. und Praxis auffrischen müssen. „Jeder,
die Fahrberechtigung eingefordert“, sagt
Wenn er heute einschätzen soll, wie vie- der gewerblich mit dem lkw unterwegs
Marc Höcker, Inhaber der Fahrschul- le Arbeitnehmer, die mit den betreffen- ist, muss sich auf diese Neuerung einstelLounge in Bünde. Der weiß, dass es sehr
den Fahrzeugen unterwegs sind, keinen
len“, so Marc Höcker, der auch hier die
teuer werden kann, wenn eine solche
Führerschein haben, so geht er von rund
notwendigen Lehrgänge absolviert hat,
Fahrberechtigung nicht vorliegt. Dabei
50 Prozent aus. „Viele fahren bestimmt
um dem lkw-Fahrer bei Themen wie
dauert es gar nicht lange, bis Neulinge
schon sehr lange und auch sicher. Für die
ergonomisches Sitzen, spritsparendes
wie auch versierte Fahrer diesen Schein
berufsgenossenschaftliche Bewertung
Fahren und richtige Ladungssicherung
in den Händen halten. Zwei bis drei
zählt aber allein die gesetzliche Vor- weiterzuhelfen. „Gerade beim Thema
Werktage benötigt Marc Höcker, um in
schrift. Und die sieht nun einmal diese
der Ladungssicherung werden heute die
kleinen Gruppen Theorie und Praxis zu
drei unterschiedlichen Führerscheine als
meisten Punkte in Flensburg für lkw-
vermitteln. Dies kann entweder im eige- zwingend erforderlich vor“, warnt Marc
Fahrer eingetragen“, erklärt Marc Höcker,
nen Betrieb geschehen, oder aber Marc
der den fünftätigen Auffrischungslehr-
Höcker bietet bei ihm bekannten Un-
Höcker. In seinen sehr modern gestalteten
gang nutzt, um hier fortzubilden. Dabei
ternehmen die Möglichkeit, die prakti- Fahrschulen mit Lounge-Charakter bil- ist der lkw-Fahrer selbst für die Einhalschen Anforderungen zu erlernen. Auch
det der zertifizierte Fahrlehrer natürlich
tung dieser 5-Jahres-Frist verantwort-
Einzelunterricht ist möglich, nicht nur, nicht nur für diese Führerscheine, son- lich und er muss dafür Sorge tragen, sich um den Schein zu erhalten, sondern auch, dern für alle weiteren, wie etwa lkw, rechtzeitig für diese neuen Lehrgänge um die jährliche Auffrischung, die per
Bus, Auto, alle Anhängervarianten und
anzumelden.
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R端ckenwind AUF KNOPFDRUCK
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So recht scheinen sie es immer noch nicht glauben zu können. Plötzlich mussten sie sich strategisch komplett umstellen, mussten sich umstrukturieren, erst die große Halle in Löhne aus-, dann wieder neu einräumen. Wenn Kai Wippermann, Marketing leiter bei der Pantherwerke AG, mit Zahlen jongliert, te ist das anders. Wie die Wende gekommen ist? dann lässt sich erahnen, welch ein Ruck da gerade
Vor allem: überraschend. Das Mobilitätsverhalten
durch die Branche geht. 450.000 Fahrräder bringen
ändert sich, die Kurzstreckenmobilität nimmt zu,
die Pantherwerke jährlich auf den Weg. Und schon
die Zielgruppe wird immer jünger. Das Nutzungs-
jetzt sind 30.000 davon mit einem Elektromotor
verhalten also ist es, dass sich da sehr schnell geän-
ausgestattet. Wo der Trend hingeht? Schulterzu- dert hat. Warum genau? Schwer zu sagen. Ist aber cken. Und ein zufriedenes Schmunzeln im Gesicht. auch egal, Hauptsache die Trendwende ist geschafft. Er wird schon aufwärts gehen, was die Elektrobikes
Und plötzlich lassen sie sich alle anschieben. Die,
angeht. Ganz sicher.
die mit dem Rad zur Arbeit unterwegs sind. Die, die
Kleine Rückblende. Früher, also noch gar nicht
am Wochenende auf Radtour gehen. Selbst Moun-
so viele Jahre her, da galt der, der sich von einem
tainbiker drücken auf den kleinen grünen Knopf,
Elektromotor den Weg hochschieben ließ, nun, nun, wählen zwischen verschiedenen Antriebsstärken als Schwächling. Als einer, der sich nicht durch- und jagen die Berge nicht mehr nur runter, sondern beißt, als eigener Trittbrettfahrer sozusagen. Heu- auch flott wieder hoch. Wenn man doch ein wenig skeptisch ist, wenn man sich fragt, ob es denn wirklich notwendig sei, das Mehrgewicht mitzunehmen, dann redet und diskutiert Kai Wippermann nicht lange. Dann schnappt er sich einfach ein Musterbike, checkt kurz den Batteriestand, stellt am Lenker diesen
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Betriebsleiter hier im Löhner Werk. 18.000 Räder warten hier, erst mit Noppenfolie an empfindlichen Stellen geschützt, dann in riesige Pappkartons gepackt, darauf, ausgeliefert zu werden. Es stapelt sich, es drängelt sich. Es herrscht das, was der Fachmann chaotische Lagerhaltung nennt. Sagt Werner Wolff. kleinen Kasten auf volle Kraft voraus und bittet
Zumindest für den Menschen. Der Computer aber
zum Aufsteigen. Fahr mal los. Aber pass auf, dass
guckt durch. Hier genauso gut wie nebenan im Zu-
du die Kurve kriegst. Rät und warnt er. Was dann
behörlager, da wo Kurbeln und Sättel, Bremsen und
passiert, kennen sonst nur Motorradfahrer. Man
Licht darauf warten, verbaut zu werden. Es scheint
tritt nur ganz leicht und schon weht das Haar, jedes noch so kleine Plätzchen im Gewirr der Halgeht es beängstigend flott voran, vorbei an all den
le ausgenutzt worden zu sein, um all das hier auf
Fahrrädern, die längst E-Bikes heißen und darauf
Vorrat halten zu können. Und man kann sich vor-
warten, erst einmal ins große Hochregallager ge- stellen, welcher Kopfschmerz entsteht, wenn in der bracht zu werden. Dahin begleitet uns Werner Wolff, Anlieferungskette irgendetwas streikt, wenn Preise
61 steigen, wenn Massenware zur Mangelware wird. Ein paar Schritte weiter stehen, liegen, hängen die Rohrahmen. Per Hand werden sie auf das vorbereitet, was in einem abgeriegelten Bereich passiert. Hier wird aus dem gelb-silbern schimmernden Rahmen mal Schwarzes, dann Silbernes oder Buntes. Mal lackiert die Maschine, dann der Fachmann per Hand, am Ende dann die Pulverbeschichtung, die Lack und Rad widerstandsfähig macht und das bietet, was Panther auszeichnet: die Qualität. Wir arbeiten hier beim Lack komplett auf Wasserbasis. Und saugen beim Pulver auch das letzte
mit der Felge verbunden wird. So langsam kommen
Körnchen ab. Sagt Werner Wolff. Ein paar Meter
Rahmen und Zubehör immer näher zueinander, es
weiter sind flinke Hände gefragt. Die setzen die
wird verschraubt und verbunden, am Ende steht die
Label an, Aufkleber werden präzise auf den just
aufwändige Verkabelung, ehe der neue Antrieb aus
getrockneten Rahmen gebracht, dann mit dem
dem Rad ein E-Bike macht. Das klappt hier in Löh-
Skalpell vom durchsichtigen Folienhintergrund
ne so gut, dass viele namhafte Fahrradmarken hier
gelöst. Handarbeit ist etwas, was hier noch an
fertigen lassen. Dabei können sie wählen, welcher
jeder Ecke zu beobachten ist. Und nicht weniger, Antrieb es denn sein soll. Bosch etwa, oder doch sondern mehr wird. So wie bei den Radnaben und
der eines Mitbewerbers? Die Pantherwerke haben
Speichen. Früher verrichtete hier eine Maschine
selbst einen Antrieb – Panterra genannt und viel
den Dienst. Die war aber wenig flexibel, konnte
beachtet – entwickelt, klein, kraftvoll und so nicht
nur mit wenigen Naben arbeiten. Doch das Sorti- nur in den eigenen, sondern längst auch in den Räment erweiterte sich stetig und damit stieg auch die
dern fremder Marken eingebaut. Das Prunkstück,
Zahl der verschiedenen Radnaben. Am Ende dann
das, was heute machbar ist, steht etwas versteckt in
stehen wieder Mitarbeiter da, speichen ein, drehen
einer kleinen Montierstraße. Die Rahmen faustdick,
die Nabe, sorgen mit ihren Händen für das, was ein
die Räder massig, das Design ein bulliges und doch
paar Meter weiter dann doch durch Maschinenkraft
stark reduziertes. Die Akkus verbergen sich hier im Hohlrahmen und bringen das E-Bike, nun, auf ein Tempo, das nicht offen zu kommunizieren ist. Nur soviel: Es ist sehr, sehr schnell. Straßenzulassung besitzt dieses Modell dennoch, auch wenn man sich hier mit 45 Kilometern in der Stunde begnügen sollte. Was sich nach starker Rollerkonkurrenz anhört, ist doch etwas ganz anderes. Man dürfe ja nicht vergessen, dass dennoch getreten werden muss. Soll heißen: Der Mensch bewegt sich ebenso wie mit einem normalen Fahrrad. Nur kommt er dabei sehr viel weiter, erklärt Kai Wippermann.
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Wie weit er kommt, hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Im flachen Niedersachsen, sagt Werner Wolff, da könnten das schon mal 75 Kilometer
nicht: quietschen, stottern, lahmen. Also bauten
sein bis zur nächsten Steckdose. In Ostwestfalen
sie bei den Pantherwerken, da wo jedes DB-Rad
sollen es aber noch knappe 50 Kilometer sein, die
vom Band gelaufen ist, eine Unkaputtbar-Variante.
so erreicht werden. Und um das zu erreichen – flot-
Und schufen sich auch damit ein geschäftliches
tes Mittreten vorausgesetzt – braucht es nur eine
Fundament, was dauerhaft für Umsatz sorgt. Die
gute Stunde. Ins Marketingdeutsch übersetzt redet
gibt es nicht auch deutsche Sportwagen, die eben
Bahn stockt stetig auf, immer mehr Bahnhöfe und
man hier von innerstädtischer Kurzstreckenmobi- nicht das Tempo limitieren? Ein verwegener, wenn
Städte sind daran interessiert, ihre Gäste per Rad
lität. Bei Entfernungen von sechs Kilometern, bei
auch naheliegender Gedanke, dass bei 25 Stunden- auf Entdeckungsreise zu schicken. Dabei verlässt
dem, was der Fachmann Verkehrsinfarkt nennt, ist
kilometern auf dem E-Bike dann doch nicht Schluss
kein Rad, keines für die Deutsche Bahn, für Tel Aviv,
das E-Bike klar im Vorteil. Kein Wunder also, dass
sein sollte. Und muss.
den Einzelhandel oder den Großkunden, der sein
das E-Bike das ist, was nicht nur Kai Wippermann
Es ist wohl eine Sache der Software. Die wird
Label, ganz gleich ob Dienstleister, Bank oder Hilfs-
nicht „in“, sondern gleich „en vogue“ nennt. Es ist
an einem bestimmten Portal in der Fertigungshalle
organisation, auf den Rahmen gesetzt haben möch-
plötzlich schick, sich (an)treiben zu lassen. Und
auf jeden Radcomputer aufgespielt. Immer wieder
te, das Werk, ohne ausgiebig getestet worden zu sein.
man bewegt sich doch. Wer will, wer im Anzug auf
andere Logarithmen nutzend, immer wieder auf
Am Ende dann: eine letzte, kleine Testrunde und
dem Weg zur Arbeit ist, der muss nicht schwitzen. das Rad, seinen Einsatzort abgestimmt. Es gibt
dem Einpacken steht nichts mehr entgegen. Man
Wer will, kann aber auch so richtig in die Pedale
heute keinen Radtyp, der nicht elektrisch ange- sitzt also auch bei der Arbeit im Sattel. Sagt Werner
treten. So, dass der Schweiß nur so rinnt. Und so, trieben werden kann. Und wird. Eingependelt hat
Wolff. Und, natürlich, zu Hause wartete auch gleich
dass die Mofa vor sich her getrieben wird. Wäre, ja
sich längst auch der Preis. Man müsse für ein Rad
ein ganzer Schwung Räder auf den Einsatz. Ob denn
wäre da nicht die Straßenverkehrsordnung. Die
dieser sehr guten Qualität, sagt Kai Wippermann
auch ein E-Bike unter dieser zweirädrigen Auswahl
fungiert bei 25 Stundenkilometern als Spaßbrem- und zeigt auf ein graues, schön schlichtes Panther- wäre, wollen wir ganz am Ende wissen. Nein, noch se. Und das im klassischen Wortsinn. Erreicht der
Rad mit edlem Zubehör, 1.700 bis 2.000 Euro rech- nicht. Ich setze noch auf meine Beine. Sagt Werner
Speed die 25 km/h-Marke, dann schaltet sich der
nen. Das sich die ganze Sache rechnet, sieht man
Wolff. Und man fragt sich, wie lange er das wohl
Motor ab. Es ist vergleichbar mit dem Stottern bei
in den Gesichtern der Panther-Mitarbeiter. Das
noch durchhalten will.
250 Stundenkilometern im Sportwagen. Versucht
Auftragsbuch scheint ein volles zu sein. Nicht nur,
Kai Wippermann einen Erklärungsversuch. Aber
weil im Fachmarkt längst schon das Motto Akku statt Muskeln heißt. Auch die Verleiher haben das E-Bike in ihr Herz geschlossen. Eben sind 2.000 giftgrüne Verleihfahrräder nach Tel Aviv in die Verleihstationen gegangen. Ein paar Meter weiter steht das rustikalste, das wetterbeständigste, das vandalierwiderstandsfähigste, was derzeit, zumindest von der Stange, vorstellbar ist. Denn wenn der Bahnkunde sich in Hamburg, Berlin oder München vom ICE kommend in den Sattel schwingen will, dann muss das Rad vor allem eins tun: fahren. Und
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Früher. Damals. Das sind die beiden Worte, die Patricia SeiSSenschmidt am häufigsten benutzt, wenn sie sich über ihre Branche unterhält. In einem Gebäude, das ein Journalist mal als heruntergekommen bezeichnet hat.
65 Taxibranche heute noch rasen? Man sol- Warterei nicht auf den Zettel des Fahrers. le es nicht zu negativ formulieren. Bittet
Es gebe auch die Rushhour, sicher.
Alle sind fest bei Patricia Seißenschmidt
Dann, wenn spätabends die beiden
Patricia Seißenschmidt. Und macht es ei- angestellt, alle fahren für fixes, wenn
Großdiskotheken noch die letzten, die
nem nicht allzu leicht. Denn damals, da
auch nicht spitzes Gehalt. Und Trinkgeld?
wankenden Gästen ausspuckten. Oder
sei ihr Vater noch 1.000.000 Kilometer
Wer gibt heute schon noch Trinkgeld.
sie plötzlich, mitten am Tag einsetzt –
weit mit dem Mercedes gekommen. Die
Seit 1968 steht die Taxizentrale hier, nicht planbar, aber entschuldbar, wenn
goldene Ehrennadel ist daraufhin vom
die Kabel für Computer und Headset sind
Fahrzeughersteller verliehen worden.
längst verlegt. Aber es schreibt sich im- kein eierschalenfarbenes Taxi vor der Tür
dann ein Gast aus dem Bahnhof tritt und
Es habe Fahrten gegeben nach Amster- mer noch schneller auf dem Karo-Spi- steht. Auch in solchen Situationen gelte:
Nett sei das nicht gewesen, aber den
dam, nach Österreich, zu überregionalen
ralblock. Und während der Umbau-, der
Es gibt in Herford genug Taxis. Und, kurz
Flughäfen. Man ging abends aus, trank
Renovierungsphase, wo soll denn dann
angefügt, auch genug, die ums Überle-
ein wenig, setzte sich ins Taxi und ließ
der Funker sitzen? Ausziehen, das Büro
ben kämpfen. Ach, es ist eine Branche,
sich zuhause absetzen. Die Zeiten aber – wechseln geht ja schlecht. Es ist Wehmut, die nicht weiß, wie es in ein paar Jahren
Kern dann doch irgendwie treffend. längst vorbei. Zu dritt bringen Patricia
die den umweht, der sich auf den leder- aussieht. Das Verhalten der Menschen
Diese Hütte, wie Patricia Seißenschmidt
Seißenschmidt und ihre Kollegen von
nen Sessel bei Patricia Seißenschmidt
habe sich einfach geändert. Alle in Be-
sie nennt, steht direkt am Herforder
der Funk-Zentrale sechs Autos ins viel
setzt. Der erzählt bekommt, dass sie
wegung, alle auf das Geld schauend. Ur-
Bahnhof. Ein bisschen nach rechts vom
zu langsame Rennen. Ordnen gerecht
immer noch das Telefon anstarre, wenn
laub, ja, den gönne man sich noch. Aber
Haupteingang gerückt, ein Zimmer für
zu, schauen, wissen, wer wo steht und
es lange nicht klingelt. Es ist halt schöner
Taxifahren? Das ist doch Luxus. Aber das
den, der hier Dienst tut, ein Zimmer
achten drauf, dass die Anfahrt so eine
zu arbeiten als zu warten.
ist ein ganz anderes Thema.
für den, der den Abwasch erledigt. Die
möglichst Kurze ist. Einen Verein haben
Frau mit den langen schwarzen Haaren
sie gegründet, vor Jahren schon. Damals
bezeichnet sich selbst als „der Funker“. erfüllten sie noch die gesetzliche Vorgabe Stellt also die Verbindung her zwischen
von sieben Gründungsmitgliedern, heu-
Anrufer und Taxifahrer, leiht dem ein
te schrumpfen sie stetig. Die Einbußen
Ohr, der vielleicht nicht nur eine Taxi- seien erheblich, die Betriebskosten über fahrt bestellen, sondern auch Seelisches
den Kopf wachsend. So haben sie ihr Ge-
loswerden möchte. Sind ja immer mehr
schäftsfeld ausgeweitet, fahren für Schu-
alte Menschen, die unsere Dienste nut- len, für die awo, als Zubringer für Reisezen. Die keinen mehr haben, der zuhört. unternehmen. Hauptsache die Taxen sind Erzählt die Mitinhaberin der Funk-Taxi in Bewegung. Dafür bereit stehen sie 24 zentrale. Eben dieses Zuhören, dieses
Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.
Sich-Zeit-Nehmen, mache es doch aus. Lohnen, also so richtig, tue es aber nur Man könne auch Taxifahrten mit dem
an einem Tag im Jahr: Sylvester. Ansons-
Handy annehmen, geklemmt zwischen
ten: warten. Auf Passagiere, auf Anrufe.
Schulter und Kinn, gerade noch den ei- Gerade hat ein Kollege vier Stunden am nen Passagier wegbringen, schon zum
Bahnhof gestanden. So lange kann man
nächsten rasen. Aber richtig sei das
sein Auto gar nicht putzen, wie man hier
nicht. Und überhaupt, wer muss in der
tagsüber warten muss. Dabei geht die
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Wenn Sie hier angekommen sind – und nicht von hinten nach vorne lesen –, dann wissen Sie, dass Bewegung Fortbewegen nicht zwangsläufig etwas mit fortbewegen zu tun hat. So erging es auch den beiden Machern,
Wie immer also: ein Heft, selbst erdacht,
Wenn Sie auch einmal drin sein möch-
die für diese sechste Ausgabe des 52 8-
selbst gemacht. Und passend herausge-
ten, in unserem Magazin, dann schreiben
Magazins nicht nur verantwortlich sind.
bracht zum Widufixlauf 2011. Da bewe-
Wenn Sie uns.Sie Unter auch info@528-magazin.de einmal drin sein möchsind
Sondern es eben auch machen. Tobias
gen sich dann wirklich viele fort, machen
wir ten, erreichbar. in unserem Magazin, dann schreiben
Heyer wartete mit Kamera und Textblock
Strecke, rennen, flitzen, rasen, überho-
Sie uns. Unter info@528-magazin.de sind wir erreichbar.
auf bewegende Momente, Elena Perschin
len, sprinten. Und wissen am Ende: Es
entwickelte bei der Gestaltung eine be-
ist ein bewegender Moment, im Ziel zu
So erging Methode, es auch den Machern, wegende diebeiden Schriften und
stehen. bracht zum Widufixlauf 2011. Da bewe-
Texten die für gleichzeitig diese sechste das Ausgabe Laufen beibrachte. des 528-
gen sich dann wirklich viele fort, machen
Magazins nicht nur verantwortlich sind.
Strecke, rennen, flitzen, rasen, überho-
Sondern es eben auch machen. Tobias
len, sprinten. Und wissen am Ende: Es
Heyer wartete mit Kamera und Textblock
ist ein bewegender Moment, im Ziel zu
auf bewegende Momente, Elena Perschin
stehen.
entwickelte bei der Gestaltung eine bewegende Methode, die Schriften und Texten gleichzeitig das Laufen beibrachte. Wie immer also: ein Heft, selbst erdacht, selbst gemacht. Und passend herausgeImpressum Herausgeber: hoch5 GmbH & Co. KG in Kooperation mit
Konzept, Redaktion, Art Direction, alle Fotos und Texte:
Initiative Wirtschaftsstandort Kreis Herford e.V und
hoch5 GmbH & Co. KG, Bünde www.hoch5.com
widufix – aktiv für Unternehmen im Kreis Herford
Druck: Heidenreich Print GmbH, Bünde
V.i.S.d.P.: Tobias Heyer
Auflage: 2.000 Stück