Jahrgang 30 / Heft 1 / 2017
Pflege Herausgeberinnen und Herausgeber Dietmar Ausserhofer Katrin Balzer Gabriele Meyer Marianne Müller Martin Nagl-Cupal Eva-Maria Panfil Anna-Barbara Schlüer Berta Schrems
Die wissenschaftliche Zeitschrift für Pflegeberufe Hautreaktionen bei onkologischer EGFR-Antikörper Therapie Martin Matzka, Doreen Stöhr, Alexandra Clement, Sabine Köck-Hódi, Martina Koller, Hanna Mayer Das Warten auf die Operation Elisabeth Lanz-Suter, Claudia Mischke Faktoren der Skill-Grade-Mix-Optimierung Alice Inauen, Horst Rettke, Annemarie Fridrich, Rebecca Spirig, Georg F. Bauer
Basale Stimulation verstehen, erfahren und einüben
Andreas Fröhlich
Basale Stimulation in der Pflege
Fröhlich
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Das Arbeitsbuch 3., umfassend überarb. u. ergänzte Aufl. 2016. 84 S., 18 Abb., 5 Tab., Kt € 19,95 / CHF 26.90 ISBN 978-3-456-85703-9 Auch als eBook erhältlich
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mfassend übermit Frühgeborenen.
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Andreas Fröhlich
Basale Stimulation® in der Pflege Das Arbeitsbuch 3., umfassend überarbeitete und ergänzte Auflage
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Das anregende Arbeitsbuch vermittelt die praktische Umsetzung der Basalen Stimulation® anhand vieler eindrucksvoller Beispiele, Bilder und theoretischer Grundlagen. Dabei spielen sowohl reflexive Momente, persönliche Erfahrungen als auch aus dem Pflegealltag bekannte Aspekte eine Rolle. Konkrete Arbeitsaufgaben helfen, in die Thematik einzutauchen, und fördern deren inhaltliche Vertiefung. Lernende wie Lehrende sind gleichermaßen aufgefordert, die Möglichkeiten der Basalen Stimulation® gemeinsam im handlungsorientierten Lernen umzusetzen.
Dabei helfen: • Beobachtungsbogen mit Hexagonstruktur • Zentrale Lebensthemen • Erfahrungsberichte • Fragen und Antworten • Kreativaufgaben • visuelle Täuschungen • Fragen, Aufgaben, Anregungen für die pflegerische Praxis • Empfehlungen Die dritte Auflage wurde neu gesetzt, inhaltlich umfassend überarbeitet und ergänzt durch ein Kapitel zur Arbeit mit Frühgeborenen.
Pflege Die wissenschaftliche Zeitschrift für Pflegeberufe
Jahrgang 30 / Heft 1 / 2017
Herausgeberinnen und Herausgeber Dietmar Ausserhofer Katrin Balzer Gabriele Meyer Marianne Müller Martin Nagl-Cupal Eva-Maria Panfil Anna-Barbara Schlüer Berta Schrems
Herausgeberinnen und Herausgeber
Dietmar Ausserhofer, Bozen – Bolzano Katrin Balzer, Lübeck Gabriele Meyer, Halle (Saale) Marianne Müller, Winterthur Martin Nagl-Cupal, Wien Eva-Maria Panfil, Zürich Anna-Barbara Schlüer, Zürich Berta Schrems, Maastricht/Wien
Redaktorin
Andrea Kurz, Weilheim
Redaktionssekretariat
Rosemarie S. Völkle Forchstraße 94 CH-8132 Egg bei Zürich Tel. +41 (0) 44 944 70 33 rosemarie.voelkle@gmail.com
Verlag
Hogrefe AG, Länggass-Straße 76, Postfach CH-3000 Bern 9, Tel. +41 (0) 31 300 45 00, verlag@hogrefe.ch, www.hogrefe.ch
Anzeigenleitung
Josef Nietlispach, Tel. +41 (0) 31 300 45 69, inserate@hogrefe.ch
Abonnemente
Marialuisa Kanz, Tel. +41 (0) 31 300 45 13, zeitschriften@hogrefe.ch
Herstellung
Florian Schneider, Tel. +41 (0) 31 300 45 59, florian.schneider@hogrefe.ch
Satz und Druck
AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten, Deutschland
Sprache
Deutsch
Erscheinungsweise
6x jährlich
Gelistet in
Pflege ist gelistet in Science Citation Index Expanded (SCIE, SciSearch), Social Sciences Citation Index, Social Scisearch, Journal Citation Reports/Social Sciences Edition, Journal Citation Reports/Science Edition, Cumulative Index to Nursing & Allied Health Literature (CINAHL), Medline, EMCare und Scopus.
Impact Factor
0.298 (2015 Journal Citation Reports® Science and Social Sciences Editions [Thomson Reuters, 2016])
Preise
Jahresabonnementspreise: Institute: CHF 333.– / € 259.– Private: CHF 118.– / € 87.– Vorzugspreis für Pflegeschüler/innen, Teilnehmer/innen an Weiterbildungen im Pflegebereich und Studierende (nur gegen Nachweis): CHF 67.– / € 50.– Porto und Versandgebühren: Schweiz: CHF 14.– Europa: € 12.– Übrige Länder: € 18.– Einzelheft: CHF 51.– / € 37.50 (+ Porto und Versandgebühren)
© 2017 Hogrefe AG, Bern Nachdrucke sind, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Bewilligung des Verlags gestattet. Pflege ist peer-reviewed. Jeder publizierte Beitrag wurde von zwei Mitgliedern des Board of Consultants begutachtet. ISSN-L 1012-5302 ISSN 1012-5302 (Print) ISSN 1664-283X (online)
Pflege (2017), 30 (1)
© 2017 Hogrefe
Inhalt Editorial
Familien einen Raum zum Trauern eröffnen – Implikationen für eine rationale Trauerbegleitung in der Pflege
5
Rahel Naef Originalarbeiten
Toxische Hautreaktionen und Unterstützungsbedarf von KrebspatientInnen im Zuge einer EGFR-Antikörper Therapie – Eine deskriptive Studie
9
Martin Matzka, Doreen Stöhr, Alexandra Clement, Sabine Köck-Hódi, Martina Koller, Hanna Mayer Wie Patient(inn)en mit einer Hüft- oder Beckenfraktur das Warten auf die Operation erleben – Eine qualitative Studie
19
Elisabeth Lanz-Suter, Claudia Mischke Erfolgskritische Faktoren bei der Optimierung des Skill-Grade-Mix auf der Basis von Lean Management-Prinzipien – Eine qualitative Teilstudie
29
Alice Inauen, Horst Rettke, Annemarie Fridrich, Rebecca Spirig, Georg F. Bauer Dissertation
Multikulturelle Teams in der Altenpflege
39
Maya Stagge Methodensplitter
Cognitive Debriefing – Relevant trotz verbreiteter Missachtung
41
Claudia Mischke In eigener Sache
43
Buchbesprechungen
44
Kongresskalender
46
© 2017 Hogrefe Pflege (2017), 30 (1), 3
Gerontologie als Brückenschlag Stefanie Becker / Hermann Brandenburg (Hrsg.)
Lehrbuch Gerontologie Gerontologisches Fachwissen für Pflege- und Sozialberufe – Eine interdisziplinäre Aufgabe Mit einem Geleitwort von Mike Martin. 2014. 440 S., 2 Abb., 9 Tab., Kt € 39,95 / CHF 53.90 ISBN 978-3-456-85343-7 Auch als eBook erhältlich Für eine professionelle Pflege und Betreuung alter Menschen sind gründliche Kenntnisse der Gerontologie unerlässlich. Das Lehrbuch der Gerontolo-
gie vermittelt diese Grundlagen, schlägt Brücken zwischen den Disziplinen und leistet Verständigungsarbeit zwischen Pflege und sozialer Arbeit.
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5
Editorial
Familien einen Raum zum Trauern eröffnen Implikationen für eine relationale Trauerbegleitung in der Pflege Der Tod einer nahestehenden Person ist eine einschneidende, zum Leben gehörende Erfahrung. Ein solcher Verlust betrifft nicht nur Einzelne, sondern das gesamte Familiengefüge: ein Kreis sich nahestehender Personen, die sich selber als solche verstehen. Obwohl das familiale und soziale Umfeld nachweislich eine wichtige Rolle in Trauersituationen spielt, diskutiert die Fachwelt die Trauererfahrung noch immer stark als individuellen, intrapsychischen Prozess und weniger als interpersonelles Geschehen (Neimeyer et al., 2014). Für eine familienzentrierte pflegerische Begleitung der Hinterbliebenen ist es jedoch nötig, besser zu verstehen, wie Familien ihre Verlustsituation erleben und im Alltag damit umgehen.
ander und ihren Alltag neu oder anders zu gestalten. Sie führen aber auch liebgewonnene Traditionen und Rituale fort. Jede Familie erlebt die Verlustsituation anders, je nachdem, wer unter welchen Umständen gestorben ist und in welcher Lebenssituation sich die einzelnen Mitglieder befinden. Für manche bricht eine Welt zusammen, für andere bleiben Kontinuität und Orientierung gewahrt. Studien zeigten, dass zwischen 46 und 58 % der Angehörigen lernen, mit dem Verlust zu leben – über Zeit und in Interaktion mit ihrem familialen und sozialen Umfeld (Aoun et al., 2015; Bonanno et al., 2002; Kissane et al., 1996; Spahni et al., 2015). Etwa ein Drittel der Betroffenen berichten über Schwierigkeiten, während ein kleiner Anteil negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit erlebt.
Wie Familien Trauersituationen erleben
Familien begleiten
Was wissen wir zur Verlusterfahrung von Familien und Dyaden? Aus unserer eigenen Erfahrung als Pflegende und Betroffene viel, aus der Forschung eher wenig. Eine Erkenntnis besteht darin, dass Familien die Trauererfahrung miteinander teilen und gleichzeitig nicht miteinander teilen (Bergstraesser et al., 2014; Hooghe et al., 2012; Nadeau, 1998; Naef et al., 2017; Rosenblatt & Barner, 2006). Familien möchten den Tod und die Todesumstände gemeinsam verstehen. Indem sie die Ereignisse erzählen, kommen sie ihrem Bedürfnis nach, dem Tod in Anbetracht ihrer Familiengeschichte einen Sinn zu geben und Kohärenz im Geschehenen zu finden. Innerhalb einer Familie können aber auch Unterschiede bestehen. Die durch den Tod evozierten Gefühle und der Umgang mit der Verlustsituation sind oft individuell. Gewisse Momente und Gefühle teilen Familien also bewusst miteinander, andere hingegen nicht. Auch verhandeln Familienmitglieder miteinander, worüber sie sprechen und worüber sie schweigen. Dies stellt eine zentrale Familienstrategie im Umgang mit dem Verlust dar. Reden ist dabei genauso wichtig wie Schweigen, einander beistehen ebenso notwendig wie alleine mit der Abwesenheit des verstorbenen Menschen leben zu können. Nach dem Verlust beginnt eine Übergangszeit. Familienmitglieder sind herausgefordert, die Beziehungen zuein-
Von Verlust betroffene Menschen haben ein Anrecht darauf, Begleitung und Unterstützung zu erhalten. Pflegefachpersonen haben hierbei durch ihre Nähe zur Lebenswelt der Betroffenen und durch ihren humanistischen Auftrag eine zentrale Funktion (Victorian Order of Nurses, 2012). Ein systemischer Versorgungsansatz, der die Familie als Beziehungsgeflecht versteht, stellt einen wichtigen Schritt in Richtung „Relational Bereavement Care“ dar (Doane & Varcoe, 2005; Thirsk & Moules, 2012; Wright & Leahey, 2013). Pflegefachpersonen können Angehörige und Familien gesundheitsfördernd und beziehungsorientiert begleiten (Rumbold & Aoun, 2014), indem sie yy Sinngebung durch Erzählen fördern: Alltägliches Geschichtenerzählen und gemeinsames Reden ermöglicht, dem Erlebten einen Sinn zu verleihen (Trees & Koenig, 2009). Pflegefachpersonen können die Sinnfindung unterstützen, indem sie Familien zuhören, wenn sie ihre Geschichte erzählen und über die verstorbene Person oder Erfahrungen mit dem Sterben sprechen möchten (Hedtke, 2014). yy Beziehungen stärken: Familien gestalten die Nähe und Distanz, die sie benötigen, um ihre Trauer zu ertragen. Pflegefachpersonen können Beziehungen stärken, indem sie Familien einen Raum eröffnen, um über Erfahrenes zu sprechen. So wird es möglich, Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit dem Verlust innerhalb der Fa-
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6 Editorial
milie verstehen und respektieren zu lernen (Thirsk & Moules, 2013). Pflegetherapeutische Gespräche können aufzeigen, in welchen Momenten das Miteinanderteilen hilfreich und wann ein Nicht-Teilen erträglicher ist. „Reden über das Reden“ (Hooghe, 2012) hilft Familien auch dabei, Spannungen untereinander als inhärenten Bestandteil ihrer Trauererfahrung wahrzunehmen. yy Übergänge und Familienalltag begleiten: Die Abwesenheit der verstorbenen Person erfordert, das gemeinsame Handeln im Alltag (neu) auszuloten. Einzelne Familienmitglieder haben veränderte Bedürfnisse in Bezug auf ihren Alltag und das Familienleben. Pflegende können das Familiengefüge unterstützen, indem sie klären, welche konkreten Herausforderungen der Alltag an die Familie stellt. Wichtig ist auch, zu erkennen, wie die einzelnen Mitglieder einander unterstützen können und wofür sie Hilfe von außen wünschen. Solche beziehungsorientierten, auf den Alltag ausgerichteten, pflegerischen Interventionen haben das Potenzial, die Bedürfnisse betroffener Familien aufzunehmen. Denn sie zielen darauf ab, Hinterbliebene in ihrem bestehenden familialen und sozialen System zu stärken, Beziehungsund Alltagsressourcen zu mobilisieren und ihre Sinnfindung zu fördern (Walsh, 2014). Die skizzierten Interventionen entsprechen den Empfehlungen zu „Bereavement Care“ aus dem angelsächsischen Raum, die ein dreistufiges Vorgehen vorschlagen (National Institute for Clinical Excellence, 2004): Alle betroffenen Menschen sollen Anteilnahme erfahren und Informationen über Trauererleben sowie Unterstützungsangebote erhalten. Angehörige sollen die Möglichkeit haben, über ihre Erfahrungen zu sprechen und das Geschehene zu reflektieren. Lediglich ein geringer Anteil der Betroffenen ist auf spezialisierte Trauerbegleitung angewiesen, die den Zuzug anderer Fachpersonen erfordert.
Strukturen schaffen In der Schweiz ist „Bereavement Care“ als integraler Bestandteil der palliativen Versorgung definiert (Bundesamt für Gesundheit, 2015; Schärer-Santschi, 2012). Eine europäische Umfrage zeigte, dass 82 % der Palliative Care-Programme Hinterbliebene unterstützten. Am häufigsten geschah dies durch Telefonanrufe (84 %) und Informationsbroschüren (81 %), gefolgt von Einzelgesprächen oder spezialisierter Beratung (je 79 %) (Guldin et al., 2015). Trotz einschlägiger Empfehlungen setzten jedoch nur 25 % ein Risiko-Assessment ein, um den individuellen Unterstützungsbedarf zu ermitteln und das Risiko für eine schwere Trauerreaktion einzuschätzen. Außerhalb der palliativen Versorgung sind solche Nachsorge-Strukturen seltener. Eine Studie aus den USA belegte beispielsweise, dass nur ein Drittel der Intensivstationen Unterstützung für Angehörige nach dem Tod einer Patientin bzw. eines Patienten anbieten (McAdam & Erikson, 2016). Ebenso Pflege (2017), 30 (1), 5–7
fällt auf, dass Unterstützungsangebote häufig auf die ersten Wochen nach dem Verlust ausgerichtet sind. Pflegefachpersonen haben jedoch die wichtige Aufgabe, Angehörige und Familien von Verstorbenen nicht nur punktuell, sondern über die Zeit zu begleiten. Dabei ist es wichtig, das Alltagsleben der Hinterbliebenen zu stützen und ihr Wohlbefinden zu fördern, falls nötig in Zusammenarbeit mit anderen Fachpersonen. Es bleibt also viel zu tun. Doch Pflegende sind mit einem Versorgungssystem konfrontiert, das wenig Ressourcen und Strukturen bietet, um trauernde Menschen zu begleiten. Umso wichtiger ist es, diese Strukturen zu schaffen. Dazu brauchen wir mehr Erkenntnisse zu Familien- und Beziehungsprozessen in Trauersituationen. Wir müssen auch wissen, welche Familien in welcher Lebenslage zu welchem Zeitpunkt welche Unterstützung in welchem Ausmaß benötigen (Thirsk & Moules, 2012). Von Interesse ist zudem der konkrete Nutzen familienorientierter pflegerischer Interventionen. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, wenn wir im pflegerischen Alltag die Gelegenheit wahrnehmen, trauende Menschen beziehungs- und ressourcenorientiert zu begleiten und die dafür notwendigen Rahmenbeding ungen schaffen. Dabei ist es zentral, die vielfältigen, manchmal widersprüchlich scheinenden Bedürfnisse und Umgangsweisen der Familienmitglieder anzuerkennen. Eröffnen wir Familien einen Raum, in dem sie über das Sterben, den Tod und die Sinnfindung reden können – einen Raum, um Erfahrungen auszutauschen und das Zusammenleben nach dem Verlust (neu) zu gestalten.
Literatur Aoun, S., Breen, L. J., Howting, D. A., Rumbold, B., McNamara, B., & Hegney, D. (2015). Who needs bereavement support? A population based survey of bereavement risk and support need. Plos One, 10(3), e0121101doi:0121110.0121371/journal.pone.0121101. Bergstraesser, E., Inglin, S., Hornung, R., & Landolt, M. A. (2014). Dyadic coping of parents after the death of a child. Death Studies, 39(3), 128 – 138. doi:10.1080/07481187.2014.920434 Bonanno, G. A., Wortman, C. B., Lehman, D. R., Tweed, R. G., Haring, M., Sonnega, J., … Nesse, R. M. (2002). Resilience to loss and chronic grief: A prospective study from preloss to 18-months postloss. Journal of Personality and Social Psychology, 83(5), 1150 – 1164. Bundesamt für Gesundheit. (2015). Allgemeine Palliative Care. Empfehlungen und Instrumente für die Umsetzung. Bern: Bundesamt für Gesundheit BAG, Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren GDK, palliative ch. Doane, G. H., & Varcoe, C. (2005). Family nursing as relational inquiry: Developing health-promoting practice. Philadelphia: Lippincott Williams & Wilkins. Guldin, M., Murphy, I., Keegan, O., Monroe, B., Lacasta Reverte, M. A., & Benkel, I. (2015). Bereavement care provision in Europe: A survey by the EPAC Bereavement Task Force. European Journal of Palliative Care, 22(4), 185 – 189. Hedtke, L. (2014). Creating stories of hope: A narrative approach to illness, death and grief. Australian & New Zealand Journal of Family Therapy, 35(1), 4 – 19. doi:10.1002/anzf.1040 Hooghe, A. (2012). Talking about talking with couples and families. In R. A. Neimeyer (Ed.), Techniques of grief therapy: Creative practices for counseling the bereaved (pp. 323 – 325). New York: Taylor & Francis. © 2017 Hogrefe
Editorial 7
Hooghe, A., Neimeyer, R. A., & Rober, P. (2012). “Cycling around an emotional core of sadness”: Emotion regulation in a couple after the loss of a child. Qualitative Health Research, 22(9), 1220 – 1231. doi:10.1177/1049732312449209 Kissane, D. W., Bloch, S., Dowe, D. L., Snyder, R. D., Onghena, P., McKenzie, D. P., & Wallace, C. S. (1996). The Melbourne Family Grief Study I: Perceptions of family functioning in bereavement. American Journal of Psychiatry, 153(5), 650 – 658. doi:10.1176/ ajp.153.5.650 McAdam, J. L., & Erikson, A. (2016). Bereavement services offered in adult intensive care units in the United States. American Journal of Critical Care, 25(2), 110 – 117. Nadeau, J. W. (1998). Families making sense of death. Thousand Oaks, CA: Sage. Naef, R., Ward, R., Mahrer-Imhof, R., & Grande, G. (2017). A world shared – a world apart: The experience of families after the death of a significant other late in life. Journal of Advanced Nursing, 73 (1), 149 – 161. doi:10.1111/jan.13107 National Institute for Clinical Excellence (2004). Guidance on cancer services: Improving supportive and palliative care for adults with cancer. The manual. Retrieved from London: http://www. nice.org.uk/guidance/csgsp/evidence/supportive-and-palliative-care-the-manual-2 Neimeyer, R. A., Klass, D., & Dennis, M. R. (2014). A social constructionist account of grief: Loss and the narration of meaning. Death Studies, 38(8), 485 – 498. doi:10.1080/07481187.2014.913454 Rosenblatt, P. C., & Barner, J. R. (2006). The dance of closenessdistance in couple relationships after the death of a parent. Omega: Journal of Death & Dying, 53(4), 277 – 293. doi:10.2190/ X1W4-M210-6522-1034 Rumbold, B., & Aoun, S. M. (2014). Bereavement and palliative care: A public health perspective. Progress in Palliative Care, 22(2), 131 – 135. doi:10.1179/1743291X13Y.0000000079
Schärer-Santschi, E. (Ed.) (2012). Trauern: Trauernde Menschen in Palliative Care und Pflege begleiten. Bern: Hans Huber. Spahni, S., Morselli, D., Perrig-Chiello, P., & Bennett, K. M. (2015). Patterns of psychological adaptation to spousal bereavement in old age. Gerontology, 61(5), 456 – 468. Thirsk, L. M., & Moules, N. J. (2012). Considerations for grief interventions: Eras of witnessing with families. Omega: Journal of Death & Dying, 65(2), 107 – 124. doi:10.2190/OM.65.2.b Thirsk, L. M., & Moules, N. J. (2013). ‘’I can just be me’’: Advanced practice nursing with families experiencing grief. Journal of Family Nursing, 19(1), 74 – 98. doi:10.1177/1074840712471445 Trees, A. R., & Koenig, K. J. (2009). Telling tales: Enacting family relationships in joint storytelling about difficult family experiences. Western Journal of Communication, 73(1), 91 – 111. Victorian Order of Nurses. (2012). Evidence-based bereavement care: A primer of interventions towards health system change. Ottawa: Victorian Order of Nurses for Canada. Walsh, F. (2014). Conceptual framework for family bereavement care: Strenghtening resilience. In D. W. Kissane & F. Parnes (Eds.), Bereavement care for families (pp. 17 – 29). New York: Routledge. Wright, L. M., & Leahey, M. (2013). Nurses and families: A guide to family assessment and intervention (6th ed. ed.). Philadelphia, PA: F.A. Davies.
Rahel Naef, PhD, RN Zentrum Klinische Pflegewissenschaft UniversitätsSpital Zürich Rämistraße 100 8091 Zürich Schweiz rahel.naef@usz.ch
© 2017 Hogrefe Pflege (2017), 30 (1), 5–7
PHILOSOPHISCH-THEOLOGISCHE HOCHSCHULE VALLENDAR Kirchlich und staatlich anerkannte Wissenschaftliche Hochschule in freier Trägerschaft
Pflegewissenschaftliche Fakultät
Aktiv mit chronischen Schmerzen umgehen
SIE… … sind in Lehre und Forschung der Gesundheits- und Pflegedidaktik qualifiziert und erfahren? … suchen nach einer Alternative zu einer großen und unpersönlichen Universität? … möchten den Lehramtsstudiengang Pflege an BBS mitgestalten und sich für neue Lehramtsstudienprogramme engagieren? … wollen in kleinen Studiengruppen lehren und Ihre Forschungen intensivieren? WIR… … sind die einzige universitäre Fakultät für Pflegewissenschaft im deutschsprachigen Raum! … bieten in unseren Studien- und Promotionsprogrammen ideale Arbeitsmöglichkeiten! … begleiten heute schon mehr als 270 Studierende und Promovierende und wachsen weiter! … suchen SIE als neue Kollegin oder Kollegen möglichst zum 01.09.2017 für das Lehrgebiet
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Universitätsprofessur (Vollzeit in Anlehnung an W3 zunächst befristet auf fünf Jahre) oder eine
Juniorprofessur mit tenure track (Vollzeit in Anlehnung an W1, zunächst befristet auf vier Jahre, nach erfolgreicher Evaluation für weitere zwei Jahre. Danach besteht die Möglichkeit der Übernahme in eine W3-Professur.) Sie möchten unsere Universität gerne vor Ihrer offiziellen Bewerbung kennenlernen? Dann laden wir Sie unverbindlich und vertraulich zu einem persönlichen Austausch ein. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf! Alle Informationen zur Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) erhalten Sie unter www.pthv.de. Die PTHV strebt eine Erhöhung des Anteils der Frauen als Hochschullehrerinnen an und fordert daher qualifizierte Wissenschaftlerinnen nachdrücklich zur Bewerbung auf. Die vollständigen Bewerbungsunterlagen (Vita, Zeugnisse, Schriftenverzeichnis, Projekterfahrungen, Drittmittelakquisition) sind bis spätestens zum 31.03.2017 einzureichen. Ansprechpartner ist Univ.-Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Prodekan der Pflegewissenschaftlichen Fakultät, Tel. 0261 6402-257 (Dekantssekretariat Frau Darr) Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (PTHV), Pflegewissenschaftliche Fakultät, Pallottistr. 3, 56179 Vallendar; pflege@pthv.de
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Den Schmerz in den Griff bekommen Die Strategie des aktiven Umgangs mit chronischen Schmerzen 2., überarb. und erw. Aufl. 2014. 368 S., 27 farbige Abb., 15 farbige Tab., Kt € 19,95 / CHF 28.50 ISBN 978-3-456-85402-1 Chronischer Schmerz kann allzu oft nicht durch Medikamente beseitigt werden. Aber es gibt Hilfen durch eine Kombination verschiedener Ansätze, die in diesem auf dem weltweit erfolgreichen australischen ADAPT-Programm beruhenden Buch beschrieben werden. Dadurch kann der Einfluss der Schmerzen auf den Alltag so gering wie möglich gehalten werden. Anstatt dem Schmerz hilflos ausgeliefert zu sein, kann man ihn dorthin drängen, wo er hingehört: in den Hintergrund des Lebens.
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Originalarbeit
Toxische Hautreaktionen und Unterstützungsbedarf von KrebspatientInnen im Zuge einer EGFR-Antikörpertherapie Eine deskriptive Studie Martin Matzka (Mag.), Doreen Stöhr (Mag.), Alexandra Colditz (BScN, MA), Sabine Köck-Hódi (Mag.), Martina Koller (MMag.), Hanna Mayer (Univ. Prof. Mag. Dr.) Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien
Zusammenfassung: Hintergrund: Personalisierte Krebstherapien in Form einer Epidermal Growth Factor Receptor-Antikörpertherapie (EGFR-Antikörpertherapie) haben sich bei bestimmten soliden und metastasierten Tumoren als Therapieoption etabliert. Toxische Hautreaktionen zählen zum charakteristischen Nebenwirkungsspektrum dieser Therapien. Ziel: Erfassung des Ausmaßes, in welchem therapieinduzierte Hautreaktionen auf die Lebensqualität von onkologischen PatientInnen im Rahmen einer EGFR-Antikörpertherapie Einfluss nehmen, sowie die Erhebung des individuell wahrgenommenen Unterstützungsbedarfs der PatientInnen. Methode: Embedded Design mit quantitativem Schwerpunkt (Fragebogenerhebung, n = 32) und Auswertung ergänzender qualitativer Daten (Interviews, n = 5). Ergebnisse: Physische Manifestationen der Hautreaktionen (etwa Hautirritationen und Juckreiz) schränken die Lebensqualität der PatientInnen am stärksten ein, während damit verbundene emotionale und funktionelle Beeinträchtigungen deutlich seltener angegeben werden. Hautreaktionen werden von den PatientInnen nicht als prioritäre und stark belastende Problematik angesehen, sondern vielmehr als ein Teilaspekt der Gesamtsymptombelastung. Dennoch zeigen sich deutliche Zusammenhänge zwischen den Auswirkungen der Hautreaktionen auf die Lebensqualität und insbesondere dem allgemeinen physischen und psychologischen Unterstützungsbedarf. Schlussfolgerungen: Die Auswirkungen von toxischen Hautreaktionen auf die Lebensqualität der PatientInnen sind begrenzt, sie bedürfen dennoch gezielter, unterstützender, in das allgemeine Symptommanagement integrierter Interventionen. Schlüsselwörter: Hautreaktionen, Unterstützungsbedarf, EGFR-Antikörpertherapie, Krebs Skin toxicities and unmet supportive care needs of patients with cancer undergoing EGFR-inhibitor therapy Abstract: Background: Targeted therapies, such as the EGFR (epidermal growth factor receptor) inhibitor therapy, are being used to treat patients with various solid and metastatic tumours. Skin toxicities are a common side effect of this therapy. Aim: The aim of this study was to assess the effects of skin toxicities on quality of life of patients with cancer undergoing EGFR inhibitor therapy, as well as their unmet supportive care needs. Method: Embedded design. A standardised quantitative survey was administered and analysed. In addition, memos and audiotaped material of insightful conversations with the patients after survey administration were included in the analyses. Results: Among the three domains of the effects of skin toxicities on quality of life, physical symptoms (e. g. itching skin, rash) were most frequently reported to impair quality of life, while associated emotional and functional impairments were less frequently reported. Patients don’t consider the management of skin toxicities to be a priority during their treatment, skin toxicities are rather perceived in context of the total symptom burden. Yet, we observed significant correlations between the assessed quality of life and unmet supportive care need domains, especially concerning physical and psychological needs. Conclusions: Although no clinically significant impairment of quality of life of patients undergoing EGFR inhibitor therapy was found, skin changes should be addressed in supportive interventions embedded in routine symptom management. Keywords: skin diseases, nursing care, molecular targeted therapy, neoplasms
In Österreich leben derzeit rund 300 000 Menschen mit der Diagnose Krebs, welche alle im Verlauf ihrer Erkrankung in einem der österreichischen Spitäler behandelt werden (Statistik Austria, 2012). KrebspatientInnen sehen
sich vor allem im Rahmen von strahlen- oder chemotherapeutischen Behandlungen mit einer Vielzahl an krankheits- und therapieassoziierten Symptomen konfrontiert (Dodd et al., 2001). Neben einheitlichen Standardtherapi-
© 2017 Hogrefe Pflege (2017), 30 (1), 9–17 DOI 10.1024/1012-5302/a000521
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M. Matzka et al.: Hautreaktionen bei onkologischer EGFR-Inhibitor-Therapie
Was ist (zu dieser Thematik) schon bekannt? Toxische Hautreaktionen stellen charakteristische Nebenwirkungen von EGFR-Inhibitor-Therapien dar. Was ist neu? Die Hautreaktionen schränken die Lebensqualität der PatientInnen in begrenztem Ausmaß ein; als ein Teil der Gesamtsymptombelastung können sie jedoch mit höherem Unterstützungsbedarf einhergehen. Welche Konsequenzen haben die Ergebnisse für die Pflegepraxis? Hautreaktionen erfordern gleichermaßen dermatologische wie auch unterstützende psychosoziale Interventionen.
en kommen in der Onkologie jedoch zunehmend gezielte, personalisierte und tumorspezifische Krebstherapien (sog. „targeted therapies“) zum Einsatz. Eine dieser Therapieformen stellt die Epidermal Growth Factor Receptor-Antikörpertherapie (EGFR-Antikörpertherapie) dar, welche die Signalvermittlung zwischen epidermalem Wachstumsfaktor Rezeptor (EGFR) und Tumorzelle unterbindet und dadurch einen gezielten Einfluss auf die Krebsentstehung (Karzinogenese) und das Tumorwachstum nimmt. Diese Therapie wird etwa bei PatientInnen mit Darmkrebs oder bösartigen Tumoren des Kopf-Halsbereiches angewendet und führt zu einer signifikanten Verbesserung des therapeutischen Ansprechens und der Überlebenszeit der Betroffenen (Balagula et al., 2011, Mahipal, Kothari & Gupta, 2014). Da der EGF-Rezeptor nicht nur in bösartigen Tumoren, sondern auch in der normalen Epidermis zu finden ist, treten im Behandlungsverlauf bei bis zu 90 % aller mit EGFR-Antikörpern behandelten PatientInnen toxische / pathophysiologische Hautreaktionen und Gewebsschädigungen in unterschiedlichen Schweregraden auf (Gutzmer et al., 2012; Potthoff et al., 2011). In frühen Therapiezyklen entstehen dabei sehr häufig akneiforme Exantheme, welche mit Juckreiz, Schuppung und lokalen Infektionen einhergehen können. In späteren Zyklen entstehen vor allem Ekzeme und Xerosis cutis an den Extremitäten und am Körperstamm, Fissuren an Finger- und Zehenkuppen bzw. Veränderungen des Nagel- und Hautbildes (Boone et al., 2007). Therapieinduzierte Hautreaktionen können durch die damit verbundenen Schmerzen, Juckreiz, Blutungen oder Infektionen zu starken Einschränkungen der Aktivitäten des täglichen Lebens führen, sowie mit starker psychischer Belastung (Romito et al., 2010) und ausgeprägten Einschränkungen der Lebensqualität der Betroffenen einhergehen (Osio et al., 2009). Es zeigt sich jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit die Tumorprogression zu hemmen umso höher ist, je stärker diese Hautreaktionen bei den PatientInnen ausgeprägt sind (Boone et al., 2007; Gutzmer et al., 2012). Die Betroffenen befinden sich damit in einem Dilemma, da therapieinduzierte Hautreaktionen einerseits als Belastung, zugleich jedoch auch als ein Indikator für die Wirksamkeit der Therapie wahrgenommen werden können. Bisherige pflegewissenschaftliche Publikationen zu EGFR-Antikörpertherapien befassen sich mit dem allgemeinen medizinischen Management von Therapienebenwirkungen (Marrs & Zubal, 2009; Vega-Stromberg, 2005), wobei toxische Hautreaktionen eine Pflege (2017), 30 (1), 9–17
untergeordnete Rolle einnehmen. Der Erlebensperspektive der PatientInnen und deren Unterstützungsbedarf wird derzeit noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Daher war es das Ziel der Untersuchung folgende leitende Forschungsfragen zu beantworten: 1. In welchem Ausmaß beeinträchtigen toxische Hautreaktionen, welche durch die EGFR-Antikörpertherapie hervorgerufen werden, die Lebensqualität der Betroffenen? 2. Zeigen sich hierbei Unterschiede zwischen verschiedenen Zeitpunkten der Behandlung? 3. Welche Zusammenhänge zeigen sich zwischen der Beeinträchtigung der Lebensqualität aufgrund der Hautreak tionen und dem Unterstützungsbedarf der Betroffenen?
Methode Studiendesign Die Studie folgt einem „embedded design“ mit quantitativem Schwerpunkt (Mayer, 2015). Mittels Fragebögen wurden an zwei Befragungszeitpunkten quantitative Daten auf einer onkologischen Tagesklinik in einem Wiener Krankenhaus (Österreich) erhoben. Sofern es zeitlich und aufgrund der Verfassung der PatientInnen möglich war, wurden danach auf freiwilliger Basis ergänzende Gespräche geführt, um Themen der quantitativen Untersuchung zu vertiefen.
Messinstrumente Im Zuge eines noch unpublizierten Forschungsprojektes wurde ein breiter Datensatz mittels mehrerer Messinstrumente erhoben, wobei zur Beantwortung der Forschungsfragen dieser Publikation folgende herangezogen wurden: Der SKINDEX-16 in seiner offiziellen deutschen Übersetzung dient der Erfassung des Ausmaßes der Beeinträchtigung der Lebensqualität der PatientInnen aufgrund von toxischen Hautreaktionen (nachfolgend hautbezogene Lebensqualität genannt). Der Fragebogen erfasst mittels fünfstufiger Likertskala in 16 Items die subjektiv wahrgenommene Belastung („trifft sehr zu“ bis „trifft gar nicht zu“) aufgrund von unterschiedlichen Ausprägungen von Hautsymptomen (juckende, brennende, schmerzende und gereizte Haut), sowie das Ausmaß der damit ver bundenen emotionalen (z. B. Sorgen, Schamgefühle, Niedergeschlagenheit) und funktionellen Belastungen (z. B. Beeinträchtigung der Alltagsaktivitäten oder zwischenmenschlicher Beziehungen). Der SKINDEX-16 weist eine hohe interne Konsistenz (Cronbachs α = 0,86 – 0,93) auf und wurde bereits hinsichtlich seiner Inhalts- und Konstruktvalidität positiv bewertet (Chren, Lasek, Sahay & Sands, 2001). Der Supportive Care Needs Survey (SCNS-SF9) wurde zur Messung des individuellen Unterstützungsbedarfs der © 2017 Hogrefe
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Betroffenen eingesetzt. Der Fragebogen erfasst mit neun Items die Dimensionen physischer und alltäglicher Unterstützungsbedarf (Müdigkeit / Erschöpfung und Alltagsaktivitäten), psychologischer Unterstützungsbedarf (Ängste und Ungewissheit), partnerschaftsbezogener Unterstützungsbedarf (Veränderung in der Partnerschaft), Versorgungs- und Unterstützungsbedarf (Verständnis, Wertschätzung und Berücksichtigung der Gefühle von ärztlicher und pflegerischer Seite), sowie den Informationsbedarf (rasche Information über Testergebnisse und Verhaltensänderungen zur Steigerung des Wohlbefindens) (Girgis, Stojanovski, Boyes, King & Lecathelinais, 2012). Er zeigt in einer ins Deutsche übersetzten und umfangreicheren Version (34 Items) eine hohe interne Konsistenz mit einem Cronbachs α von 0,82 bis 0,94 (Lehmann, Koch & Mehnert, 2012). In Ermangelung einer offiziellen Übersetzung des gekürzten SCNS-SF9 wurden, in Rücksprache mit den UrheberInnen und den deutschen ÜbersetzerInnen des Instrumentes, die entsprechenden neun Fragen aus dem validierten 34-Items umfassenden SCNS entnommen. Die interne Konsistenz des SCNS-SF9 in dieser Studie ist hoch (Cronbachs α = 0,93). Im Rahmen der Befragung wurden zudem soziodemografische und medizinische Daten erhoben.
welchem im Jahr 2015 insgesamt rund 33 000 onkologische PatientInnen behandelt wurden. Um etwaige Veränderungen der Hautreaktionen im Behandlungsverlauf erfassen zu können, wurden zwei schriftliche Befragungen in unterschiedlichen Behandlungszyklen durchgeführt. Allen TeilnehmerInnen dieser Befragungen wurde zusätzlich angeboten, vor Ort ein ergänzendes Gespräch mit den StudienmitarbeiterInnen zu führen. Dieses erfolgte offen und mit dem Fokus vertiefende Erkenntnisse über das (Hautsymptom-)Erleben der PatientInnen während ihrer Therapie zu erhalten. Je nach Präferenz der PatientInnen, wurden die Gesprächsinhalte schriftlich oder mittels Audioaufzeichnung festgehalten.
Datenanalyse
Die vorliegende Untersuchung beruht auf einer Gelegenheitsstichprobe. Die Rekrutierung fand über den Zeitraum eines Jahres (Beginn April 2014) statt. Nach informierter Einwilligung wurden volljährige (≥ 18 Jahre) PatientInnen mit einer Krebserkrankung (bösartige Neubildungen C00C97 nach der ICD-10 Klassifikation), die mittels EGFR-Antikörpertherapie (Panitumumab oder Cetuximab) in zweibzw. dreiwöchigen Zyklen behandelt wurden, im Rahmen der Studie befragt. Nicht befragt wurden PatientInnen, die physisch oder psychisch nicht in der Verfassung waren, an der Erhebung teilzunehmen, die der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig waren, die zum Zeitpunkt der Erhebung eine Strahlentherapie erhielten oder noch an damit assoziierten Hautschädigungen beziehungsweise an therapieunabhängigen Hauterkrankungen litten. Zur Beurteilung dieser Kriterien wurde auf die Expertise des jeweiligen ärztlichen und pflegerischen Behandlungsteams und im Zweifelsfall (etwa bezüglich der Sprachkompetenz) auf die Selbstauskunft der PatientInnen zurückgegriffen.
Die Auswertung der quantitativen Daten erfolgte mittels Methoden der deskriptiven Statistik mit dem Programm SPSS 22. Für die Bewertung möglicher Zusammenhänge ordinaler und metrischer Daten wurden Korrelationsanalysen (Spearman bzw. Pearson) angewandt. Mittels Signifikanztests (U-Test) erfolgten Vergleichsanalysen. Für die im SKINDEX-16 und SCNS-SF9 erfassten Dimensionen wurden Summenindizes errechnet und auf einen Wertebereich von Null bis 100 übertragen, wobei Null keinerlei Beeinträchtigung bzw. Unterstützungsbedarf und 100 der größtmöglichen Beeinträchtigung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität aufgrund der Hautreaktionen bzw. dem größtmöglichen Unterstützungsbedarf entspricht. Fehlende Werte wurden nicht vervollständigt bzw. substituiert. Um den Informationsverlust in der Analyse durch fehlende Werte zu minimieren, wurden jeweils paarweise Fallausschlüsse vorgenommen. Die Auswertung der Gespräche erfolgte mittels thematischer Analyse nach Braun und Clark (2006), welche sich für ergänzende Materialien eignet. Sie kann unabhängig von theoretischen und epistemologischen Ansätzen qualitativer Forschung eingesetzt werden. Eine vollständige Transkription der Daten muss nicht unbedingt vorliegen und ein deduktives Vorgehen (d. h. die Extraktion von Themen ist stark am analytischen Interesse angelehnt) auf einer rein semantischen, expliziten Ebene ist möglich (Braun & Clark, 2006). Die Gespräche (Audioaufzeichnungen) wurden wörtlich transkribiert und bildeten gemeinsam mit den schriftlichen Aufzeichnungen das Ausgangmaterial für das initiale Codieren und die Identifikation von relevanten Themen.
Setting und Datenerhebung
Ethische Aspekte
Die TeilnehmerInnen der Erhebung wurden von den StudienmitarbeiterInnen zwischen April 2014 und April 2015 im Rahmen ihres regulären Aufenthaltes in der onkolo gischen Tagesklinik des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien (AKH) in ihren jeweiligen PatientInnen zimmern rekrutiert und schriftlich befragt. Das AKH ist ein Universitätsspital mit onkologischem Schwerpunkt, in
Die Studie wurde durch die Ethikkommission der Medizinischen Universität Wien geprüft und am 17.01.2013 zur Durchführung freigegeben (Nr. 2050/2012). Alle StudienteilnehmerInnen haben ihr mündliches und schriftliches Einverständnis für die Untersuchung gegeben. Die forschungsethischen Grundsätze wurden im Zuge aller Erhebungen durch umfassende Information der TeilnehmerIn-
Stichprobe und Rekrutierung
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nen, Freiwilligkeit der Teilnahme, Verschwiegenheitspflicht der StudienmitarbeiterInnen und Zusicherung der Anonymität eingehalten.
Ergebnisse Soziodemografische und medizinische Daten Im Erhebungszeitraum wurden insgesamt 42 PatientInnen angefragt, wovon zehn die Teilnahme ablehnten (u. a. wegen unzureichender Sprachkompetenz). 32 PatientInnen nahmen an der Erstbefragung teil (Tabelle 1), welche durchschnittlich im zweiten EGFR-Antikörpertherapiezyklus (MW 2,25, SW 1,19) erfolgte. Von diesen StudienteilnehmerInnen haben sich 17 für eine spätere zweite Befragung, durchschnittlich im dritten Therapiezyklus (MW 3,35, SW 1,41), zur Verfügung gestellt. Die Befragten waren überwiegend männlich (72 %, n = 23) und in einem Al-
Tabelle 1. Überblick soziodemografische und medizinische Daten bei Erstbefragung
Geschlecht
Alter
Familienstand
Kinder
Werktätigkeit
Diagnose
EGFR-Inhibitor Zyklus der EGFR-Inhibitor Therapie
Merkmal
Anzahl
Prozent
männlich
23
71,9
weiblich
9
28,1
bis 55 Jahre
9
28,1
56 – 65 Jahre
12
37,5
älter als 65 Jahre
11
34,4
verheiratet/in Partnerschaft lebend
22
68,8
ledig
7
21,9
geschieden
1
3,1
verwitwet
2
6,3
ja
22
68,8
nein
10
31,3
pensioniert/in Rente
22
68,8
nicht erwerbstätig/im Krankenstand
7
21,9
mehr als 30 Std./Woche
3
9,4
Bösartige Neubildung der Verdauungsorgane
21
65,6
Bösartige Neubildung der Lippe, Mundhöhle und des Pharynx
7
21,9
Bösartige Neubildung des Larynx, der Schilddrüse und sonstiger Lokalisation
4
12,5
Cetuximab
26
81,3
Panitumumab
6
18,8
1. bis 2. Zyklus
22
68,8
3. bis 4. Zyklus
7
21,9
5. Zyklus
3
9,3
Gesamt
32
100
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ter zwischen 21 und 82 Jahren (MW 61, SW 11,8). Rund zwei Drittel der Diagnosen der Betroffenen entfielen auf bösartige Neubildungen der Verdauungsorgane. Die Befragten erhielten die EGFR-Antikörper überwiegend nicht solitär, sondern in Kombination mit einem Chemotherapeutikum (72 %, n = 23). Ergänzende Gespräche mit zwei der weiblichen und drei der männlichen Studienteilnehmer im Alter von 30 bis 61 Jahren wurden durchgeführt, wobei nur drei der TeilnehmerInnen einer Audioaufzeichnung zustimmten.
Hautbezogene Lebensqualität Bei der Erstbefragung erwiesen sich Hautirritationen (56 % der Befragten beurteilten diese als sehr bzw. eher belastend, n = 18), das Aussehen der Haut (41 %, n = 13) und der Juckreiz der Haut (34 %, n = 11) als Faktoren, welche die größte Beeinträchtigung für die hautbezogene Lebensqualität mit sich bringen. Bei der in weiter fortgeschrittenen Therapiezyklen erfolgten Zweitbefragung stellten Hautirritationen (47 %, n = 15), gefolgt vom Wiederauftreten von Hautproblemen (41 %, n = 13) und Juckreiz der Haut (35 %, n = 11) die größten Beeinträchtigungen dar. Im Hinblick auf die Belastungsindizes zeigt sich die physische Hautsymptombelastung zu beiden Befragungszeitpunkten am stärksten ausgeprägt, gefolgt von emotionaler und funktioneller Belastung (Tabelle 2). Zwischen der Erst- und Zweitbefragung konnten keine signifikanten (p > 0,05) Veränderungen der Belastungsindizes festgestellt werden.
Zusammenhänge zwischen hautbezogener Lebensqualität und Unterstützungsbedarf Der größte Unterstützungsbedarf ist zu beiden Befragungszeitpunkten im Bereich des Informationsbedarfs gegeben, wobei der psychologische Unterstützungsbedarf geringfügig schwächer ausgeprägt ist (Tabelle 3). Zwischen der Erst- und Zweitbefragung konnten keine signifikanten (p > 0,05) Veränderungen im Unterstützungsbedarf festgestellt werden. Bei der Erstbefragung zeigen sich mittlere, statistisch signifikante Korrelationen zwischen der Hautsymptombelastung und dem psychologischen Unterstützungsbedarf (rs = 0,370, p = 0,037), sowie zwischen der funktionellen Belastung und dem psychologischen Unterstützungsbedarf (rs = 0,372, p = 0,036). Die Korrelation zwischen emotionaler Belastung und psychologischem Unterstützungsbedarf (rs = 0,335, p = 0,061) fällt knapp nicht signifikant aus, es zeigen sich jedoch Tendenzen zu einem mittleren Zusammenhang. Ähnliche Tendenzen lassen sich zwischen dem physischen Unterstützungsbedarf und emotionaler (rs = 0,326, p = 0,068) bzw. funktioneller Belastung (rs = 0,348, p = 0,051) feststellen. Stärkere statistisch signifikante Korrelationen können bei der Zweitbefragung zwi© 2017 Hogrefe
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Tabelle 2. Summenindizes (0 – 100) der drei Dimensionen des SKINDEX-16 bei Erst- und Zweitbefragung* Hautsymptombelastung
emotionale Belastung
funktionelle Belastung
Erstbefragung (früherer Therapiezyklus)
MW 36, MED 34, SW 31
MW 31, MED 25, SW 30
MW 21, MED 10, SW 18
Zweitbefragung (späterer Therapiezyklus)
MW 36, MED 25, SW 30
MW 28, MED 21, SW 25
MW 19, MED 15, SW 25
* höhere Werte entsprechen einer stärkeren Beeinträchtigung der Lebensqualität
schen der emotionalen Belastung und dem physischen (rs = 0,565, p = 0,018) bzw. psychologischen Unterstützungsbedarf (rs = 0,554, p = 0,021) festgehalten werden. Gleichermaßen verhält es sich mit der funktionellen Belastung und dem physischen bzw. psychologischen Unterstützungsbedarf (jeweils rs = 0,592, p = 0,012). Die Kor relation zwischen der Hautsymptombelastung und dem partnerschaftsbezogenen Unterstützungsbedarf (rs = 0,459, p = 0,064) bei der Zweitbefragung fällt knapp nicht signifikant aus, es zeigen sich jedoch auch hier Tendenzen zu einem mittleren Zusammenhang.
nen zeitgleich einen signifikant höheren psychologischen Unterstützungsbedarf (MW 50 vs. MW 14,3, p = 0,042) bei der Zweitbefragung an.
Unterschiede im Unterstützungsbedarf
Direkte Auswirkungen der Hautsymptome
Im Allgemeinen zeigt sich die Tendenz, dass jene PatientIn nen mit überdurchschnittlich beeinträchtigter hautbezogener Lebensqualität zu beiden Erhebungszeitpunkten in fast allen erfassten Bereichen einen höheren Unterstützungsbedarf aufweisen als jene mit (unter-)durchschnittlicher Beeinträchtigung der hautbezogenen Lebensqualität. Diese Unterschiede im Unterstützungsbedarf sind jedoch nicht statistisch signifikant, mit folgenden Ausnahmen: PatientInnen mit überdurchschnittlicher emotionaler Belastung bei der Erstbefragung geben höheren physischen (MW 51,8 vs. MW 12,5, p = 0,010) und psychologischen Unterstützungsbedarf (MW 48,2 vs. MW 21,3, p = 0,043) bei der Zweitbefragung an, als PatientInnen mit (unter-)durchschnittlicher emotionaler Belastung. Bei der Erstbefragung überdurchschnittlich funktionell belastete PatientInnen weisen, im Vergleich mit funktionell geringer belasteten PatientInnen, höheren physischen Unterstützungsbedarf (MW 55 vs. MW 17,7, p = 0,048) bei der Zweitbefragung auf. Ebenso geben bei der Zweitbefragung überdurchschnittlich emotional belastete PatientIn-
Hautveränderungen im Zuge einer EGFR-Antikörpertherapie werden von den PatientInnen bewusst wahrgenommen: „Ich hab da jetzt was [Anm.: zeigt auf Dekolleté, Hautrötung sichtbar], das habe ich seit ein paar Tagen, das ist neu, das hab ich nie gehabt.“ (G.1). Sie werden prinzipiell als „lästig“ (G.5) und ästhetisch als „nicht schön“ (G.4) beschrieben, können jedoch auch das Körperbild stark beeinträchtigen und Auswirkungen auf das soziale Leben haben: „Die Haut sieht natürlich nicht sehr schön aus, aber Chancen bei den Frauen hab ich doch eh kaum. Ich bin ja kein Mann, der vor Energie und Gesundheit strotzt. Besonders muskulös bin ich jetzt auch nicht. Jetzt kommt noch die Haut dazu. Das ist was, was jeder gleich sehen kann. (…) besonders gesund sieht das nun mal nicht aus. Das heißt, dass ich für die Frauen eh nicht in Frage komme.“ (G.4). Im Zusammenhang mit Hautreaktionen werden auch Alltagseinschränkungen beschrieben: „das [Anm.: Rhagaden auf den Händen, gerötete Fingerbeeren, Nagelbettentzündung] tut tierisch weh, also ich kann kaum was angreifen.“ (G.1).
Vertiefende Ergänzungen In den ergänzenden Gesprächen konnten fünf zentrale Themen identifiziert werden, wobei das Datenmaterial nicht ausreicht, um mehr als eine Ergänzung der Aussagen der quantitativen Erhebung zu bieten.
Tabelle 3. Unterstützungsbedarf (SCNS-SF9) in Bereichen (Index: 0 – 100)* Erstbefragung Unterstützungsbedarf in Bereichen
MW
MED
Zweitbefragung SW
MW
MED
SW
physischer Unterstützungsbedarf
27
19
30,1
28,7
25
30,5
psychologischer Unterstützungsbedarf
33,6
25
32,9
32,4
25
38,8
partnerschaftsbezogener Unterstützungsbedarf
14,1
0
22,8
20,6
0
33,3
Versorgungs- und Unterstützungsbedarf
27,4
13
32
32,4
13
37
Informationsbedarf
34,3
25
35,9
36,8
13
44,5
* höhere Werte entsprechen einem größeren Unterstützungsbedarf
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Hautsymptome als Teilaspekt der allgemeinen Symptombelastung Im Rahmen der Therapie treten auch Symptome wie Schwäche, Müdigkeit (Fatigue) und Antriebslosigkeit auf. Daher werden die Hautsymptome von den PatientInnen lediglich als Teilaspekt einer multiplen Symptombelastung beschrieben, teilweise von anderen Symptomen überlagert: „Die Müdigkeit und die Schwäche wiegen am schwersten. Dadurch, dass ich sowieso kaum noch draußen aktiv sein kann, ist mir der Ausschlag von der Optik egal.“ (G.4).
Angst und Ungewissheit als primäre und alles überlagernde Belastung Die Auseinandersetzung mit den Hautsymptomen stellt in den Gesprächen mit den Betroffenen, aufgrund der allgemeinen Ungewissheit bezüglich noch kommender Therapienebenwirkungen und des weiteren Krankheitsverlaufs, kein zentrales Thema dar: „Der Hautausschlag ist lästig, aber die Ungewissheit, was noch an Nebenwirkungen kommen mag ist noch schlimmer“ (G.5).
In Kauf nehmen der (Haut)Symptome zugunsten der Hoffnung auf Therapieerfolg An erster Stelle steht der Behandlungserfolg und so werden die Symptome in dieser Phase der Erkrankung ertragen: „Hauptsache ich werde wieder gesund. Da ist der Ausschlag doch wirklich nicht wichtig.“ (G.3).
Unterstützung von außen als zentraler Aspekt der Bewältigung der Situation Für die Bewältigung der aktuellen Lebenssituation ist die emotionale und praktische Unterstützung durch Außenstehende von Bedeutung, die neben dem Stationspersonal vor allem durch die Familie und Freunde geleistet wird. Dabei findet auch ein Austausch über Bedenken, Ängste und Unsicherheit statt. Diese Unterstützung geht soweit, dass die Einschränkungen von den Betroffenen als weniger schlimm empfunden werden: „(…) dadurch, dass ich wirklich so unterstützt werde, bin ich gar nicht so eingeschränkt (…). (G.1).
Diskussion Im Fokus der Untersuchung standen die Beeinträchtigung der hautbezogenen Lebensqualität durch toxische Hautreaktionen und der subjektive Unterstützungsbedarf von PatientInnen während einer EGFR-Antikörpertherapie. Die Ergebnisse der quantitativen Untersuchung zeigen, dass Hautirritationen und damit verbundener Juckreiz sowohl in früheren wie in späteren Behandlungszyklen zu Pflege (2017), 30 (1), 9–17
den am stärksten ausgeprägten Faktoren zählen, welche die Lebensqualität der PatientInnen beeinträchtigen. Das Ausmaß der Gesamtbeeinträchtigung verändert sich zwischen den Behandlungszyklen nicht signifikant. Die durchschnittliche (physische) Hautsymptombelastung ist zu beiden Befragungszeitpunkten am stärksten ausgeprägt, gefolgt von der mit den Beschwerden verbundenen emotionalen Belastung und der deutlich geringer ausgeprägten funktionellen Belastung. In Ermangelung von Grenzwerten für klinisch bedeutsame und schwere Beeinträchtigungen der hautbezogenen Lebensqualität für den SKINDEX-16 (Chren, 2012) muss auf Werte zurückgegriffen werden, die für den 26 Fragen umfassenden SKINDEX-26 (mit identen Messdimensionen / Wertebereichen) identifiziert wurden. Die Grenzwerte für die Hautsymptombelastung (≥ 52) sowie für die emotionale (≥ 39) und funktionelle (≥ 37) Belastung, welche überwiegend in Studien mit nicht-onkologischen PatientInnen etabliert wurden (Prinsen, Lindeboom, Sprangers, Legierse & de Korte, 2010), werden in dieser Untersuchung zum Teil deutlich unterschritten. Die Werte unterschreiten jedoch auch jene von US-amerikanischen KrebspatientInnen unter EGFR-Antikörpertherapie (Joshi et al., 2010). Diese begrenzte Beeinträchtigung kann als Indiz für erfolgreiche Bewältigungsprozesse und hohe Widerstandsfähigkeit (Resilienz) der Befragten betrachtet werden (Eicher, Matzka, Dubey & White, 2015), kann jedoch auch auf Veränderungen in der subjektiven Einschätzung der Lebensqualität (etwa veränderte Wertehaltungen und Prioritäten) von PatientInnen im Zuge ihrer Erkrankungs- und Behandlungserfahrungen zurückgeführt werden (Rapkin & Schwartz, 2004). Hochsignifikante Korrelationen zwischen Hautsymptombelastung, emotionaler und funktioneller Belastung zeigen auf, dass toxische Hautreaktionen nicht als rein somatisch-dermatologische Problematik zu betrachten sind. Vielmehr erscheint es unumgänglich, diese auch im Rahmen der psychosozialen Versorgung zu thematisieren, um funktionelle Beeinträchtigungen zu minimieren. Insbesondere da es durchaus zu einer Divergenz zwischen objektiver Symptomausprägung (physischer Hautsymptome) und (psychosozialer) Belastung kommen kann, wie sie in der Literatur beschrieben wird (Chren, 2012). StudienteilnehmerInnen mit überdurchschnittlich beeinträchtigter hautbezogener Lebensqualität weisen im Vergleich mit weniger belasteten PatientInnen vor allem höheren physischen und psychologischen Unterstützungsbedarf auf. Dies deutet darauf hin, dass sich toxische Hautreaktionen negativ auf die Wahrnehmung von Fatigue (Müdigkeit und Erschöpfung), Schwierigkeiten bei der Erledigung von Alltagsangelegenheiten, Ängsten vor Rezidiven / Krankheitsprogression und Ungewissheit über die Zukunft auswirken können. Auch Andreis und Kollegen (2010) heben den starken Einfluss von Hautreaktionen auf das Symptomerleben hervor. Jedoch ist anhand der Daten der vorliegenden Untersuchung der Umkehrschluss ebenso denkbar, d. h. unerfüllter Unterstützungsbedarf © 2017 Hogrefe
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nimmt negativen Einfluss auf die Wahrnehmung der Hautreaktionen. In den ergänzenden Gesprächen zeigt sich, dass TumorpatientInnen unter einer Vielzahl gleichzeitig auftretender Symptomen leiden, welche untereinander in Beziehung stehen und somit als Symptomcluster (Barsevick, 2007) betrachtet werden können. Diese Symptome, darunter die Hautreaktionen, werden als Ganzheit betrachtet und nicht als isolierte Phänomene angesehen. Auch Bäumer und Maiwald (2008) bestätigen, dass verbesserte, teilweise länger andauernde onkologische Therapien häufig eine höhere behandlungsbedingte Morbidität und komplexe physische und psychosoziale Folgeproblematiken bedingen können. Wenngleich die dokumentierten Gespräche darauf hinweisen, dass toxische Hautreaktionen keine prioritäre Problematik für die Betroffenen darstellen, tragen sie dennoch zur Gesamtsymptombelastung bei und können zu herabgesetzter Therapieadhärenz und Therapieunterbrechungen führen (Boone et al., 2007; Osio et al., 2009). In diesem Zusammenhang gilt es ebenso den, auch in anderen Studien identifizierten (Harrison, Young, Price, Butow & Solomon, 2009; Lehmann et al., 2012; Rainbird et al., 2009), hohen unerfüllten Informationsbedarf der UntersuchungsteilnehmerInnen hervorzuheben, welcher nicht signifikant mit den toxischen Hautreaktionen in Verbindung steht. Um diese Herausforderungen in ihrer Gesamtheit bewältigen zu können, benötigt es entsprechend einen multidisziplinären Managementansatz von ÄrztInnen und professionell Pflegenden, die, neben dem Einbringen ihrer fachspezifischen Expertise, auch regelmäßige Kommunikation mit und Information für PatientInnen sicherstellen und in weiterer Folge Interventionen, angepasst an die jeweilige Ausprägung und Art der Belastung, einleiten bzw. Spezialisten hinzuziehen (Shaha, Cox, Talmann & Kelly, 2008; Wagstaff, 2007). Dies liegt vor allem in der Verantwortung des therapeutischen Managements aber auch von Präventionsmaßnahmen (Dunne, 2012; Lynch et al., 2007; Segaert et al., 2009).
potentiell besonders vulnerable PatientInnen, aufgrund der Länge und Komplexität des ausschließlich deutschsprachigen Fragebogens nicht befragt werden. All dies schränkt die Übertragbarkeit und Repräsentativität der gewonnenen Daten ein.
Limitationen
Förderung
Zentrale Limitation der Studie ist die geringe Stichprobengröße, insbesondere bei der zweiten Befragung und den ergänzenden Interviews. Diese kann vornehmlich auf den reduzierten Allgemeinzustand einiger PatientInnen zurückgeführt werden, die sich (bedingt durch die Therapieindikation) bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung befanden. Das Ausfüllen der umfangreichen Fragenbatterie der Gesamtstudie, aus der die vorliegenden Ergebnisse entnommen wurden, hat hier eine zu große Belastung dargestellt (n = 5). Der Einsatz kürzerer und elektronisch umgesetzter Messinstrumente erscheint daher sinnvoll, um den Antwortaufwand zu reduzieren und die Auswertung durch, sowie zeitnahe Rückmeldung an das Behandlungsteam zu erleichtern. Zudem konnten MigrantInnen mit geringer Sprachkompetenz (n = 5), als
Das Projekt wurde aus Mitteln des Medizinisch-Wissenschaftlichen Fonds des Bürgermeisters der Bundeshauptstadt Wien finanziert. Es besteht kein Interessenkonflikt.
Schlussfolgerungen Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass toxische Hautreaktionen im Rahmen einer EGFR-Antikörpertherapie in einem begrenzten, jedoch nicht zu vernachlässigenden Ausmaß negativen Einfluss auf die hautbezogene Lebensqualität der PatientInnen nehmen und mit erhöhtem Unterstützungsbedarf einhergehen können. Dies spricht dafür, dass die EGFR-Inhibitor-Therapie mit Belastungen der PatientInnen einhergehen kann, welche nicht nur somatisch-dermatologische Versorgung, sondern individuell ebenso weiterführende psychosoziale Betreuung erfordern. Sowohl für die Pflegeforschung als auch Pflegepraxis ergibt sich daraus die Notwendigkeit Hautreaktionen von PatientInnen als multidimensionale Problematik zu erkennen, zu thematisieren (etwa im Beratungskontext) und im Zuge der Pflegeanamnese bzw. mit geeigneten Assessmentinstrumenten adäquat zu erfassen. Dieser Vielschichtigkeit entsprechend, erscheint ein nicht rein quantitatives Vorgehen dabei auch in künftiger (Interventions-)Forschung vorteilhaft. Hautreaktionen treten zeitgleich mit weiteren krankheits- und therapieassoziierten Belastungen auf und werden von den PatientInnen in diesem Kontext wahrgenommen. Dementsprechend ist es notwendig, entsprechende unterstützende psychosoziale Interventionen zu entwickeln, welche im Rahmen des allgemeinen und regulären Symptommanagements implementiert werden, um eine an der Lebenswelt der PatientInnen orientierte und umfassende Betreuung gewährleisten zu können.
Danksagung Unser besonderer Dank gilt den TeilnehmerInnen dieser Studie, die ihre wertvolle Zeit und Energie aufgewendet haben, um uns Einblicke in einen herausfordernden Lebensabschnitt zu gewähren. Ebenso gilt unser Dank AProf. Dr. Gerald Prager (Klinische Abteilung für Onkologie, Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien) für die Kooperation am Studienort.
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M. Matzka et al.: Hautreaktionen bei onkologischer EGFR-Inhibitor-Therapie
Beiträge der einzelnen AutorInnen Substanzieller Beitrag zu Konzeption oder Design der Arbeit: HM, MM, SKH Substanzieller Beitrag zur Erfassung, Analyse oder Interpretation der Daten: AC, DS, HM, MK, MM, SKH Manuskripterstellung: AC, DS, MM Einschlägige kritische Überarbeitung des Manuskripts: DS, HM, MK, MM, SKH Genehmigung der letzten Version des Manuskripts: AC, DS, HM, MK, MM, SKH Übernahme der Verantwortung für das gesamte Manuskript: AC, DS, HM, MK, MM, SKH
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© 2017 Hogrefe
M. Matzka et al.: Hautreaktionen bei onkologischer EGFR-Inhibitor-Therapie 17
Mag. Martin Matzka Institut für Pflegewissenschaft Universität Wien Alser Straße 23/12 1080 Wien Österreich martin.matzka@univie.ac.at
Was war die größte Herausforderung bei Ihrer Studie? Die umfangreiche Datenerhebung durch externe ForscherInnen inmitten des klinischen Alltags einer PatientInnengruppe mit fortgeschrittener Krebserkrankung. Was wünschen Sie sich bezüglich der Thematik für die Zukunft? Verstärkte Berücksichtigung der psychosozialen Ebene von Hautreaktionen im Behandlungs- und Krankheitskontext in der Pflege(-forschung). Was empfehlen Sie den LeserInnen zum Weiterlesen / Vertiefen? Wagstaff (2007) setzt sich, wenn auch mit somatischem Fokus, praxisnahe mit der Thematik auseinander.
Manuskripteingang: 30.10.2015 Manuskript angenommen: 21.09.2016 Veröffentlicht online: 01.12.2016
© 2017 Hogrefe Pflege (2017), 30 (1), 9–17
Kompakte Einführung und Prüfungsvorbereitung
Lotte Habermann-Horstmeier
Public Health Kompakte Einführung und Prüfungsvorbereitung für alle interdisziplinären Studienfächer Kompaktreihe Gesundheitswissenschaften 2016. 160 S., 29 Abb., 9 Tab., Kt € 19,95 / CHF 26.90 ISBN 978-3-456-85706-0 Auch als eBook erhältlich
Public Health ist der erste Band einer neuen Reihe, die sich unter dem Titel Kompaktreihe Gesundheitswissenschaften an ein breites Publikum im deutschsprachigen Raum wendet. Das Buch beschäftigt sich mit der Frage „Was ist das überhaupt: Public Health?“. Es führt in die interdisziplinäre, praxisorientierte Wissenschaft Public Health ein und zeigt, welche Bedeutung sie für unsere Gesellschaft und damit auch für unsere persönliche Gesundheit hat. Zu Beginn werden kurz die geschichtlichen Ursprünge von Public Health geschildert. Anschließend wird das interdisziplinäre Fach mit seinen wichtigsten Dis-
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ziplinen vorgestellt. Es wird erläutert, womit sich Public Health beschäftigt, dann werden beispielhafte Programme auf nationaler und internationaler Ebene gezeigt. Ein kurzer Überblick über die von Public Health verwendeten Methoden leitet schließlich über zu den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen, die in den nächsten Jahrzehnten in diesem Bereich auf uns warten. Wissenschaftlich fundiert, leicht verständlich geschrieben und gut illustriert, ist dieses Buch optimal für die Prüfungsvorbereitung sowie für alle Interessierten auch ohne Fachkenntnisse.
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Originalarbeit
Wie Patient(inn)en mit einer Hüftoder Beckenfraktur das Warten auf die Operation erleben Eine qualitative Studie Elisabeth Lanz-Suter1,2 (MScN), Claudia Mischke2 (Dr., MPH) 1 2
Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital Bern, Schweiz ehemals Berner Fachhochschule Gesundheit, Schweiz
Zusammenfassung: Hintergrund: Personen mit Hüftfrakturen warten in Schweizer Spitälern aus vielerlei Gründen auf die Operation, obwohl Leitlinien die rasche operative Versorgung empfehlen. Studien zeigen, dass lange Wartezeiten physische und psychische Probleme zur Folge haben können. Pflegende sind unmittelbar mit den Wartenden konfrontiert und fühlen sich bei der Betreuung während dieser Zeit oft unsicher und hilflos, auch weil ihnen das Wissen zum Warteerleben aus der Sicht der Betroffenen fehlt. Ziel: Die Erfahrungen von Hüftfrakturpatient(inn)en beim Warten auf die Operation wurden untersucht, um daraus Implikationen für die pflegerische Betreuung abzuleiten. Methode: Es wurde ein qualitatives Vorgehen mit leitfadengestützten Interviews gewählt, die Daten mit offenem Codierverfahren nach Saldaña analysiert. Ergebnisse: Aufgrund von Rekrutierungsproblemen wurden nachträglich auch Personen mit Beckenfrakturen eingeschlossen. Die zwölf Befragten – 33 bis 89 Jahre alt – warteten im Schnitt 68 Stunden auf die Operation. Sie empfanden diese Phase als Stillstand und verlorene Zeit. Vertrauen ins Behandlungsteam und Verständnis für die Situation, gefördert durch adäquate Information und umsichtige Pflege, erleichterten die Wartezeit. Belastungen wie Schmerzen, Immobilität oder Sorgen erschwerten sie. Sich zu beschäftigen bereitete den Befragten Mühe und sie schätzten Ablenkung durch Angehörige. Schlussfolgerung: Eine anteilnehmende, aufmerksame Pflege, die sensibel auf die Bedürfnisse Wartender reagiert und so einheitlich wie verlässlich informiert, stärkt das Gefühl, sicher aufgehoben zu sein. Schlüsselwörter: Warten, Ungewissheit, qualitative Studie, Operationsverzögerung, Hüftfraktur Experience of patients waiting for a hip or pelvic fracture surgery – a qualitative study Abstract: Background: In Swiss hospitals, patients are waiting for a hip fracture surgery due to a variety of reasons, despite the guidelines recommending a rapid surgical treatment. Quantitative studies show that long delays have a negative impact on the physical and psychological health. Caregivers are confronted directly with waiting patients. Often they feel insecure and helpless, because little is known about how patients experience their waiting period. Aim: In order to derive implications for nursing care, the study describes the experiences of patients with hip fracture while waiting for this specific surgery. Method: A qualitative approach with semi-structured interviews was chosen. The data were analysed with the open coding method by Saldaña. Results: Due to recruitment problems, patients with pelvic fracture were subsequently included. The participants – 33 to 89 year old – had an average waiting time of 68 hours. This condition has been perceived as a standstill and waste of time. Adequate information and attentive care, improved the confidence in the medical team and understanding of the situation, eased the waiting period, while physical and psychological distress such as pain, immobility or worries influenced it negatively. Under these circumstances, patients could hardly occupy themselves. They let time pass and appreciated distraction by their relatives. Conclusions: Consequently, reliable, consistent information and a compassionate, attentive care are core elements in caring for patients with delayed surgery. Keywords: waiting, uncertainty, qualitative research, delayed surgery, hip fracture
In der Schweiz ereignen sich jährlich um die 10 000 Hüftfrakturen (hüftgelenksnahe, proximale Femurfrakturen),
die zu den häufigsten Hospitalisationsgründen zählen (Conzelmann, 2002). In den Zentrumsspitälern wurden im
© 2017 Hogrefe Pflege (2017), 30 (1), 19–27 DOI 10.1024/1012-5302/a000525
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Was ist (zu dieser Thematik) schon bekannt? Bei Patient(inn)en mit Hüftfrakturen, die länger auf ihre Operation warten, können Komplikationen und psychische Probleme auftreten. Was ist neu? Wartende erleben die Wartezeit vorwiegend als Stillstand und verlorene Zeit verbunden mit Ungewissheit. Welche Konsequenzen haben die Ergebnisse für die Pflegepraxis? Wartende Patient(inn)en benötigen umsichtige Pflege und einheitliche, aktuelle Informationen zum weiteren Verlauf. Angehörige helfen in dieser Phase durch Ablenkung.
Jahre 2010 circa 7000 Hüftfrakturen registriert (Bundesamt für Statistik [BfS], 2012). Trotzdem hat in diesen Spitälern die operative Versorgung von Unfallopfern mit schweren, allenfalls lebensbedrohlichen Traumata Vorrang. Folglich kann es für Betroffene mit Hüftfrakturen – unter anderem abhängig vom Verletzungsgrad – zu Verschiebungen von bereits angesetzten Operationen und damit zu Wartezeiten kommen. Wie oft und weshalb dies geschieht, konnte im nationalen Rahmen nicht eruiert werden. Quernheim (2013) stellte für Deutschland eine Hochrechnung auf der Basis von Studienergebnissen aus den USA an und ging für das Jahr 2010 von etwa 200 000 Fällen aus. Beim deutschen Institut für Qualität und P atientensicherheit (BQS) wurde die präoperative Verweildauer von über 90 000 Personen mit proximaler Femurfraktur als Qualitätsindikator erfasst (Boy, Hahn & Kociemba, 2009). Der Anteil der mehr als 48 Stunden Wartenden lag 2008 bei 11,6 %. In einer orthopädisch-traumatologischen Universitätsklinik der Schweiz werden zur Qualitätskontrolle Kennzahlen zu allen durchgeführten Operationen erhoben. Im Jahr 2014 wurden über 3600 chirurgische Eingriffe durchgeführt, davon 29 % als Notfalloperationen. Verschoben wurden 13 % der definitiv im OP-Programm aufgeführten Eingriffe (Udd, 2015). Es konnten jedoch weder Aussagen zur Anzahl der Femurfraktur-Operationen noch zur Verschiebungsdauer gemacht werden.
Mögliche Folgen von langen präoperativen Wartezeiten Internationale Leitlinien zum Management von Hüftfrakturen bei Erwachsenen empfehlen eine rasche bevorzugt am Eintrittstag stattfindende operative Versorgung (NICE, 2011; DGU, 2014). Ob dies zu besseren Ergebnissen führt, wird kontrovers diskutiert. In einigen quantitativen Studien wurden bei länger wartenden Patient(inn)en höhere Mortalitätsraten nach 30 Tagen und / oder einem Jahr festgestellt (Shiga, Wajima & Ohe, 2008; Simunovic et al., 2010; Uzoigwe et al., 2013). Andere Studien zeigten diesbezüglich keine eindeutigen Unterschiede (Rae, Harris, McEvoy & Todorova, 2007; Vidán et al., 2011). Einigkeit besteht darin, dass ein fragiler, präoperativ zu stabilisierender Gesundheitszustand der vorwiegend älteren wartenden Betroffenen die Mortalitätsrate nach 30 Tagen negativ beeinflusst (Rae et al., Pflege (2017), 30 (1), 19–27
E. Lanz-Suter et al.: Das Warten auf die Operation
2007; Shiga et al., 2008; Vidán et al., 2011; Uzoigwe et al., 2013). Eine Längsschnittstudie mit über 500 Hüftfraktur patient(inn)en zeigte einen Anstieg der Komplikationsraten im Zusammenhang mit der Dauer der präoperativen Wartezeit auf: Wurde innerhalb von 24 Stunden operiert, lag die Rate bei 12 %. Erfolgte der Eingriff nach 36 Stunden, nahm sie bis 39 % zu (Kelly-Pettersson, Lindbom & Sköldenberg, 2011). Gemäß einer Kohortenstudie bei kognitiv zum Teil leicht eingeschränkten Betroffenen erhöhte sich bei längerem Warten das Risiko für ein akutes präoperatives Delir (Juliebø et al., 2009).
Bedeutung und Wahrnehmung des Wartens Für die meisten Menschen ist das Warten auf ein Ereignis oder eine Person ein im Alltag häufig vorkommendes Phänomen. Gasparini (1995) bezeichnet Warten als Lücke und Verbindung zwischen Gegenwart und Zukunft und teilt es in kurz- und langzeitiges Warten ein, wobei die Wartedauer allein keinerlei Rückschlüsse auf das subjektive Erleben erlaubt. Paris (2001) schreibt dem Warten folgende Merkmale zu: Die Zentralität der Zeit, bei der das Vergehen von Zeit zentral und überpräsent wird. Die Zielgerichtetheit und Ereignisorientierung beziehen sich auf das erwartete Ereignis und dessen Bedeutung. Als erzwungene Passivität beschreibt er den (versuchten) Zeitvertreib während des Wartens. Isolation und Selbstbezogenheit bezeichnen das Alleinsein in der Situation. Mit Abhängigkeit und Kontingenz meint er, dass Wartende keinen Einfluss auf Zeit und Ergebnis haben, darüber im Ungewissen bleiben sowie ausgeliefert sind (Paris, 2001). Zudem sind Zeitgefühl und Sinn des Wartens kulturell geprägt und werden unterschiedlich interpretiert (Paris, 2012). Holloway, Smith und Warren (1998) befragten in ihrer qualitativen Studie zum Zeiterleben im Spital Patient(inn)en einer Akutmedizin in England. Die Autoren stellten fest, dass eine Hospitalisation das gewohnte Zeiterleben unterbrach und veränderte. Die Betroffenen stießen auf ein organisatorisch bedingtes Zeitgefüge, welches sich ihrem Einfluss weitgehend entzog. In einer phänomenologischen Studie mit Tages-Chirurgie-Patient(inn)en rief langes Warten auf die Operation das Gefühl von Verlassenheit, Verletzlichkeit und Ärger hervor (Gilmartin & Wright, 2008). In einer weiteren qualitativen Studie bei Patient(inn)en mit verschobener oder abgesagter Herzoperation wurden Sym ptome wie Übelkeit, Schlafstörungen und Angst beschrieben (Ivarsson, Larsson & Sjöberg, 2004). Über das Erleben von orthopädischen Patient(inn)en bei einer Operationsverzögerung unter Berücksichtigung ihrer Perspektive zur Wartezeit wurde lediglich eine Grounded Theory Studie identifiziert. Die Betroffenen warteten eine halbe Stunde bis mehrere Tage auf ihre elektiven Eingriffe. Die Situation wurde als unausweichliches Durchhalten beschrieben. Zudem zeigten die Wartenden eine von bisherigen Erfahrungen geprägte Erwartungshal© 2017 Hogrefe
E. Lanz-Suter et al.: Das Warten auf die Operation 21
tung. Die einen warteten ruhig, andere waren ängstlich und es gab solche, deren Einstellung zwischen Resignation, Hoffnung auf Verzögerung und Eskalation schwankte (Quernheim, 2013). Die wenigen Studien zum Erleben des Wartens auf die Operation beziehen sich auf andere Kontexte und kulturelle Hintergründe. Außerdem sind elektive Eingriffe im Gegensatz zu Hüftfraktur-Operationen längerfristig geplant, was den Betroffenen die Vorbereitung auf die Situation ermöglicht. Wie notfallmäßig aufgenommene Personen, beispielsweise mit einer Hüftfraktur – bereits mit Schmerzen und Immobilität belastet – das Warten auf die Operation erleben, ist nicht bekannt. Pflegende sind unmittelbar mit wartenden Patient(inn)en konfrontiert, fühlen sich dabei oft unsicher und hilflos, da auch sie keinen Einfluss auf die Wartedauer haben und auf keinerlei Handlungsempfehlungen zurückgreifen können, die auf einem vertieften Verständnis für die Situation Wartender beruhen.
Ziel und Fragestellung Ziel der Studie war, Erkenntnisse aus der Sicht von auf die Operation wartenden Patientinnen mit Hüftfrakturen zu gewinnen, was zu folgender Forschungsfrage führte: Wie erleben Hüftfrakturpatient(inn)en auf einer orthopädischtraumatologischen Station die Wartezeit bei einer verzögerten oder verschobenen Operation?
Methode Design Ein qualitatives, explorativ-deskriptives Design mit retro spektiven Interviews eignete sich, um subjektive Sichtweisen und Erfahrungen der Betroffenen zu extrahieren und zu beschreiben, was zum besseren Verständnis ihrer Sicht der Wirklichkeit beiträgt (Creswell, 2013).
Untersuchungsgruppe und Setting Die Studie wurde in der orthopädisch-traumatologischen Klinik eines Zentrumsspitals durchgeführt. Volljährige, deutschsprechende Femurfrakturpatient(inn)en gemäß der Internationalen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10 Code, 2014), die mehr als zwölf Stunden auf die Operation warteten, wurden in die Gelegenheitsstichprobe eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden Personen nach einem Suizidversuch oder mit diagnostizierten kognitiven Einschränkungen. Die Rekrutierung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Bettendisposition. Die Studiendurchführende prüfte die Ein- und Ausschlusskriterien anhand des Klinikinformationssystems.
Bei erfüllten Voraussetzungen informierte sie die geeigneten Teilnehmenden nach der Operation über die Studie.
Datensammlung Von Mitte Dezember 2014 bis März 2015 wurden mit den gesprächsbereiten Personen vor dem Spitalaustritt halb strukturierte, leitfadengestützte Einzelinterviews durchgeführt. Der selbstentwickelte Interviewleitfaden bestand aus offenen Fragen zum Erleben und zur Bedeutung des Wartens in Anlehnung an Holloway et al. (1998) und Paris (2001; 2012). Er nahm Fragen zu allfälligen Symptomen auf und thematisierte Strategien der Befragten beim Umgang mit der erlebten und erwünschten Unterstützung während der Wartezeit. Um den Interviewleitfaden prüfen und weiterentwickeln zu können, wurde gemäß Empfehlung von Creswell (2013) ein Pilottest unter realen Bedingungen durchgeführt. Nach dem Interview wurden soziodemografische Daten sowie die Dauer und Ursache der Wartezeit erfasst. Als weitere Quelle dienten Feldnotizen mit Beobachtungen und Informationen rund um die Interviews. Die Interviews wurden in Schweizerdeutsch geführt, digital aufgenommen, codiert, in die Schriftsprache transkribiert und anonymisiert.
Datenanalyse Um zu erfassen, wie das Warten auf die Operation aus der Perspektive der Betroffenen erlebt wurde, eignete sich ein induktives, offenes Vorgehen zur Datenanalyse. Daher wurde der induktive inhaltsanalytische Ansatz nach Elo und Kyngäs (2008) mit einem offenen Codieransatz nach Saldaña (2013) gewählt. Dieser Ansatz erlaubt eine un voreingenommene, offene Herangehensweise an die gesammelten Daten und reduziert die Beeinflussung der Interviewfragen auf die Analyse- und Interpretationsschritte. So ist es möglich auf die Perspektive der Interviewten zu fokussieren, nach Besonderheiten und sich wiederholenden Mustern zu suchen und diese in Kategorien gefasst zu beschreiben. Beginnend bei jedem einzelnen Interviewtranskript, wurden zur schrittweisen Analyse mehrere sich wiederholende Codierdurchgänge (first and second cycle coding) durchgeführt (Saldaña, 2013). Im ersten Durchgang wurde nach Besonderem, Wesentlichem und symbolhaft Bedeutsamem gesucht und die entsprechenden Sinneinheiten (Wörter, Sätze, ganze Textabschnitte) codiert. Folgende Codiertechniken wurden angewandt: InVivo-, deskriptives, Prozess- und Emotion-Coding. Im InVivo-Coding wurden eigene Wörter oder kurze Sätze der Teilnehmenden benutzt, die relevante Aussagen illustrierten und die Alltagssprache der Befragten abbildeten. Das deskriptive Coding diente dazu, themenzentrierte Aussagen, beispielsweise zur Informationsübermittlung, zu erfassen. Weil davon ausgegangen wurde, dass Warten ein prozesshaftes Geschehen ist, wurden mit dem Prozess-Coding Aussagen zu Handlungen und Abläufen codiert. Das Emotion-Coding diente dem Benen-
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E. Lanz-Suter et al.: Das Warten auf die Operation
Tabelle 1. Beispiele zu den gewählten Codiertechniken Codiertechnik
Beschreibung
Coding und Codes − Beispiele
InVivo Coding
Eigene Wörter oder kurze Sätze der Teilnehmenden aus der Alltagssprache
Coding: „Man durchlebt da natürlich Höhen und Tiefen in diesem Zeitraum.“ (I:4,20) Code: Höhen und Tiefen
Descriptive Coding
Aussagen zu Themen bezüglich der Wartezeit
Coding: „Sie haben erzählt, es habe ein Unfall gegeben irgendwo. Und dann mussten sie wohl dabei eingreifen.“ (I:0,70) Code: Erklärung zum Wartegrund
Process Coding
Handlungen und Abläufe im Zusammenhang mit der Wartezeit
Coding: „Aber dann eben, wartete ich dort schon und dann hat es natürlich hier wieder angefangen. Eben am Dienstag bin ich dann hierher gekommen, und dann am Donnerstag wurde ich operiert, ja, ich glaube es, ja. Unterdessen ist eine gute Woche einfach vergangen. Mit nichts.“ (I:10,16) Code: Warteprozess im zeitlichen Verlauf
Emotion Coding
Beschreiben der Gefühls- und Erfahrungswelt der Teilnehmenden
Coding: „Ich hatte dann einfach Angst, dass es… ja, dass es noch weiter verschoben wird, weil es plötzlich noch ein wichtigerer Notfall, oder so. “ (I:3,28) Code: Angst vor weiterem Verschieben
nen von durchlebten Gefühlen und Interaktionen, wie die Unterstützung durch Angehörige oder Pflegende während der Wartezeit. Beispiele siehe Tabelle 1. In weiteren Codierdurchgängen wurden die Codes mithilfe von Subcodes verfeinert und verdichtet, indem nach Mustern, Verbindungen oder Gegensätzlichem gesucht und gleichbedeutende Aussagen zu Kategorien zusammengefasst wurden. Die Codierzyklen wurden so lange weiterge-
führt, bis die Kategorien und Codes klar voneinander abgrenzbar waren. Ergänzend dazu flossen Feldnotizen und Memos – Notizen über Bedeutung, Gedanken und Assoziationen, die der Reflexion dienen – ins Codieren ein. Die Datenanalyse erfolgte mithilfe von MAXQDA11. Um die Studienqualität, Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit zu sichern, wurden die Ergebnisse mittels Membercheck validiert. Mit einer unabhängigen Peer-Gruppe und
Zeit vorbei gehen lassen
Sein und warten Sich beschäftigen und ablenken Zeit zum Nachdenken haben
Belastungen erschweren das Warten Physische Beschwerden Emotionen und psychische Belastungen Erschwerende Umgebung
Warten oder wenn es nicht weitergeht
Wahrnehmen der Situation Warten bedeutet Ungewissheit Warten heisst weniger wichtig sein Erfahrungen und Überlegungen zum Warten
Wenn das Warten vorüber ist Vorwärts schauen und nicht mehr daran zurück denken
Vertrauen und Verständnis erleichtern das Warten
Erhaltene Informationen Vertrauen und Verständnis haben Unterstützung durch Pflege
Abbildung 1. Kategorien und Subkategorien
Pflege (2017), 30 (1), 19–27
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der Zweitautorin wurden einzelne Forschungsschritte regelmäßig reflektiert, kritisch überprüft und diskutiert. Die Studie wurde von der Klinikleitung und der zuständigen Ethikkommission (KEK-BE 283/2014) bewilligt. Die Teilnahme war freiwillig und alle Befragten unterzeichneten eine informierte Einwilligungserklärung.
Ergebnisse Im ersten Monat nach Studienbeginn konnten nur drei Personen einbezogen werden. Um die Studie trotzdem fristgerecht abschließen zu können, wurden die Einschlusskriterien gemäß der Diagnosegruppe Fraktur des Beckens (ICD-10 Code, 2014) erweitert. Diese Diagnose eignete sich, da Begleiterscheinungen wie Schmerzen, Bettruhe und Immobilität, mit derjenigen der Femurfraktur vergleichbar sind. Das Vorgehen wurde mit der Ethikkommission abgesprochen und die Forschungsfrage ergänzt.
Beschreibung der Teilnehmenden Zwölf der 13 angefragten Personen – drei Frauen und neun Männer – nahmen an der Studie teil. Eine Person lehnte ein längeres Gespräch ab. Die Teilnehmenden waren zwischen 33 und 89 Jahre alt. Die Frauen und vier Männer waren pensioniert, fünf Männer waren berufs tätig. Eine Person war alleinstehend, die Übrigen lebten in Paarbeziehungen. Die Interviews dauerten zwischen 20 und 52 Minuten und fanden zwischen dem zweiten und sechsten postoperativen Tag statt. Die Wartezeit auf die Operation betrug im Schnitt 68 Stunden (Spannweite: 18 – 136). Hauptverantwortlich waren strukturelle oder organisatorische Faktoren. Ergänzend dazu siehe Tabelle 2.
Aus der Datenanalyse ergaben sich die zentrale Kategorie Warten oder wenn es nicht weitergeht sowie drei auf das Erleben Einfluss nehmende Kategorien: Vertrauen und Verständnis erleichtern das Warten, Belastungen erschweren das Warten und Zeit vorbeigehen lassen. Zwei Strategien der Betroffenen begleiteten den Warteprozess: Vorwärts schauen, positiv bleiben und Nach Erklärungen suchen; sie werden in den oben genannten Kategorien beschrieben. Die Kategorie Wenn das Warten vorüber ist schließt die Wartezeit ab (Abbildung 1).
Warten oder wenn es nicht weitergeht Die Wahrnehmung der Wartezeit als Stillstand mit ungewissem Ende beschäftigte die Befragten. Andere Warteerfahrungen wurden als Vergleich hinzugezogen und Überlegungen zum Warten angestellt. Die Wartenden äußerten, Warten sei ein ambivalentes Geschehen und schwer in Worte zu fassen. Sie empfanden es als etwas vorwiegend Negatives, als Stillstand, als verlorene Zeit, die sie untätig werden ließ: „Ja, oder doch sicher als ein Stillstand, einfach, dass eben nichts geht. (…) Und dann wird man so einfach irgendwie eingebremst und kann nichts dazu beitragen“ (I:9,16). Jenen mit kürzeren Wartezeiten fiel es leichter, positiv zu bleiben. Da der Operationstermin offen war oder mehrmals verschoben wurde, blieben einige Wartende dauernd im Ungewissen. Das empfanden sie als schwierig und jenseits ihres Einflusses stehend: „Warten? (…) man ist nicht mehr im Mittelpunkt, sondern nur noch einer von vielen. Und muss akzeptieren, dass man die Umwelt nicht selber alleine gestalten kann. Dass man einfach Zwängen (…) unterworfen ist, wo man einfach keinen Einfluss hat“ (I:8,115). Dass die Behandlung anderer Unfallopfer Vorrang haben könnte, verstanden sie zwar, aber es gab ihnen auch das Gefühl, weniger wichtig zu sein: „Bin ich denn irgendwie ja, fast wie weniger? Dass man jetzt da so lange
Tabelle 2. Demografische Daten und Angaben zur Wartezeit (N = 12) Alter (Jahre)
MW 65,4
Geschlecht weiblich männlich
3 9
Verletzung Femurfraktur Beckenfraktur Femur- und Beckenfraktur
8 3 1
Wartezeit (ab OP-Indikation bis Transport in OP, in Stunden) Wartegrund (Angaben der TN, Mehrfachnennungen möglich) Mangelnde Kapazität Spezialist notwendig Vertiefte präoperative Abklärung notwendig Dringlichere Notfälle Nach elektivem OP-Programm geplant
MW 68
(Median; Spannweite) (70; 33 − 89)
(Median; Spannweite) (70; 18 − 136)
10 6 1 4 2
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wartet (…)“ (I:11,30). Einige Befragte erzählten von anderen Wartesituationen, die sich mit der jetzigen nicht vergleichen ließen, wie z. B. das Warten am Flughafen. Andere sahen Parallelen zur aktuellen Situation: „Es ist, man ist irgendwie gedrängt, dass es weitergeht (…) und das beunruhigt in dieser Situation (…)“ (I:7,42). Alle hätten sich eine unverzügliche Operation gewünscht: „Also, der Idealzustand in einer idealen Welt wäre gewesen, morgens 8 Uhr 30 Unfall, mittags 12 Uhr operiert, und abends auf dem Zimmer und (…) alles gut gelaufen“ (I:4,50). Da sie aber wussten, dass dies nicht der Realität entspricht, suchten sie nach eigenen Erklärungen. So vermuteten sie die Ursachen für die Verzögerungen bei der Gesundheitspolitik und beim Fachkräftemangel. Andererseits sahen sie das Warten auch als eine zum Leben gehörende Gegebenheit.
Vertrauen und Verständnis erleichtern das Warten Informationen von Ärzt(inn)en und Pflegefachpersonen waren zusammen mit der pflegerischen Unterstützung wichtige Voraussetzungen, um Vertrauen ins Behandlungsteam und Verständnis für die Wartesituation zu entwickeln. Die Orientierung über das weitere Geschehen und den Grund für die Operationsverzögerung erfolgte unterschiedlich. Einige Wartende beurteilten die Informationen als ausreichend und nachvollziehbar, vertrauten dem Behandlungsteam und zeigten Verständnis für die Situation. Andere blieben über die Gründe der Operationsverzögerung im Ungewissen und suchten nach Erklärungen: „Ich habe gedacht, weshalb geht wohl jetzt gerade nichts? Dann habe ich gehört, dass (…) der Helikopter gelandet ist. Dann habe ich gedacht, dann es könnte ja sein, dass jemand dringendere Hilfe braucht als ich“ (I:11,5). Verunsichernd und wenig vertrauenswürdig wirkten auf Vermutungen basierende oder widersprüchliche Informationen der Pflegenden: „Ich hatte das Gefühl, die Übermittlung oder die Kommunikation klappt schlecht. Die einen kamen das sagen, und danach, wenn ich mich daran festgehalten habe und irgendetwas darüber gefragt habe, haben die anderen gar nichts davon gewusst“ (I:10,36). Hingegen trug eine aufmerksame pflegerische Betreuung zur Vertrauensbildung bei. Die Befragten fühlten sich sicher aufgehoben und schätzen die Anteilnahme: „Die unglaubliche menschliche Nähe, dieses Gefühl, (…) dass sich jeder hier Zeit nimmt“ (I:4,66). Trotzdem empfanden einige die Pflegenden als unaufmerksam, weil kleine, aber dringliche Hilfestellungen entweder nicht bemerkt oder erst verzögert bzw. auf Aufforderung hin erfolgten. Zudem hatten sie den Eindruck, länger auf Pflege warten zu müssen als operierte Mitpatient(inn)en: „Ich hatte einfach das Gefühl, ich sei ein wenig auf dem Abstellgleis. Alles andere kommt vorher (…)“ (I:10,26). Sie wünschten sich eine aufmerksame und gleichwertige Betreuung sowie eine einheitliche Kommunikation über den Wartegrund und weitere allfällig bevorstehende Verzögerungen. Pflege (2017), 30 (1), 19–27
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Belastungen erschweren das Warten Physische Beschwerden wie Schmerzen und Immobilität, dazu Sorgen und andere negative Emotionen sowie die Abhängigkeit vom Behandlungsteam machten den Betroffenen den Warteprozess schwerer. Alle Befragten waren erleichtert, wenn die Schmerztherapie Wirkung zeigte: „Also Schmerzen hatte ich sehr viele in dieser Zeit, aber sie haben mir dann den Apparat gelegt und ich hatte das Gefühl, es sei eine Wohltat, als ich selber drücken konnte (…)“ (I:5,20). Sie empfanden die ständige Rückenlage als mühsam und fürchteten das schmerzvolle Umlagern: „Ich bin dauernd umgelagert worden (…), das hat mir wehgetan. Und dann bin ich auch richtig langsam ängstlich geworden, wenn jemand gekommen ist“ (I:3,54). Die gleichbleibende Liegeposition sowie die Unruhe im Mehrbettzimmer führten zu Schlafproblemen. Ferner stellten einige Befragte Schwellungen im Verletzungsgebiet fest und sahen darin den Grund für die Operationsverzögerung: „Vielleicht ist ja das der Grund, weshalb sie nicht vorwärts machen können. (…) Vielleicht warten sie, bis die Schwellung ein wenig zurückgeht“ (I:11,28). Je länger sich die Operation verzögerte, umso schwerer fiel ihnen das Warten: „Und es wurde zweimal verschoben und das hat einem schon langsam ein wenig … Ja man hatte einfach das Gefühl, jetzt sollte es dann langsam sein, dass es auch mal wieder einen Schritt vorwärts geht und nicht immer nur eigentlich rückwärts“ (I:9,8). Dass die Befragten für viele Kleinigkeiten wie das Verschieben des Nachttisches Hilfe benötigten, verstärkte ihr Abhängigkeitsgefühl. Es gab Personen, die sich ausgeliefert und hilflos fühlten und sich daran störten, dass über sie bestimmt wurde: „Und da habe ich eben manchmal schon Mühe, dass es ein über mich Verfügen ist (…)“ (I:10,84). Nebst dem Warten belastete auch die Sorge um Angehörige: „Und das hat mich immer am meisten (…) beschäftigt. Dass ich ihr (der Ehefrau) da wieder ein Leid zufügen muss“ (I:7,42).
Zeit vorbeigehen lassen Das Nachdenken, das Verstreichen lassen von Zeit und die Ablenkung durch Besuche von Angehörigen standen beim Warten im Vordergrund. Einige Betroffene fühlten sich physisch und psychisch kaum in der Lage sich gezielt zu beschäftigen: „Ich hätte nicht gewusst, wie ich diese Zeit anders hätte überbrücken können. Weder einfach dort liegen und wirklich einfach sein und warten. Und versuchen zu schlafen“ (I:11,60). Eine positive Einstellung und der Wille nach vorne zu schauen, halfen die Wartezeit durchzustehen. Trotzdem zog sich die Zeit hin: „Somit bin ich halt einfach in dem Bett gelegen, konnte weder aufstehen, und die Stunden sind langsam zerronnen und die Nächte auch“ (I:5,4). Die Patient(inn)en hatten Zeit, über das Leben, die Familie und die Arbeit nachzudenken. Zudem setzten sie sich mit ihrem Unfall auseinander und warfen sich zum Teil ihre Unvorsichtigkeit vor. Ferner versuchten sie, Konsequenzen aus dem © 2017 Hogrefe
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Geschehenen zu ziehen. Es fiel ihnen schwer, sich von diesen Gedanken wieder zu lösen: „Ich war wie in einem Rädchen drin, es hat mich immer wieder eingeholt. (…) Die meiste Zeit bin ich fast einfach da gelegen und habe studiert und gedacht: Himmel nochmal, nimmt das noch einmal ein Ende?“ (I:10,34). Anrufe und Besuche von Angehörigen wurden deshalb als Ablenkung und Unterstützung besonders geschätzt.
Wenn das Warten vorüber ist Beim Zurückdenken an die Wartezeit waren einige Betroffene bei bestimmten Fragen den Tränen nahe, was die emotionale Anspannung während dieser Phase verdeutlicht: „Ich erinnere mich daran, dass es ein paar harte Tage waren, aber es ist vorbei“ (I:8,103). Alle äußerten, es sei nun abgeschlossen und sie möchten vorwärts schauen: „An das Warten denke ich nicht zurück, nein“ (I:3,120).
Diskussion Die Befragten beschrieben das Warten auf die Operation als Stillstand und verlorene Zeit, was mit Paris (2001) übereinstimmt, der es als erzwungenes Nichtstun bezeichnet. Nach Gasparini (1995) stehen den Wartenden zwei Möglichkeiten offen: Entweder versuchen sie das Warten zu verkürzen oder sie akzeptieren es. In vorliegender Studie blieb ihnen nichts als Akzeptanz, da sie auf die Operation angewiesen waren. Eine (scheinbare) Verkürzung der Zeit war nur durch Ablenkung möglich. Warten wird nicht nur als Lücke und Verbindung zwischen Gegenwart und Zukunft definiert, sondern auch als Übergang von Gewissheit zur Ungewissheit (Gasparini, 1995). Genau diese Ungewissheit war für die Be fragten der Studie schwer auszuhalten. Einerseits hätten sie sich gewünscht, rascher operiert zu werden, ande rerseits hatten sie Verständnis für den Vorrang von schwerer verletzten Personen. Diese Ambivalenz zeigten auch Patient(inn)en einer qualitativen Studie über das Erleben nach einer Unterschenkelfraktur, die nicht sofort operiert werden konnten (Forsberg, Söderberg & Engström, 2013). Die Fähigkeit zu warten ist eng mit den Erfahrungen, der Persönlichkeit und Einstellung zum Warten verknüpft. Warteerfahrungen aus anderen Lebensbereichen lassen sich kaum auf die Situation vor der Operation übertragen (Quernheim, 2013). Auch in dieser Studie bezeichneten sich einige Personen als im Alltag geduldig Wartende, aber das Warten im Spital fiel ihnen schwer. Einen besonders wichtigen Anteil beim Vertrauensaufbau hat die Information. Die Wartenden fühlten sich zum Teil gut informiert und verstanden die Operationsverzögerung. Obgleich sie zum Ausdruck brachten, dass ihnen das Warten zunehmend zusetzte, hielten sie an ihrer positiven Einstellung fest und suchten bei Informationslücken
nach eigenen Erklärungen. Unzuverlässige Informationen verunsicherten sie. Dieses Gefühl, sowie Sorge und Frustration, äußerten auch Personen mit abgesagten oder verschobenen Herzoperationen bei mangelnder Information. Waren die Informationen verständlich und ausreichend, beurteilten sie sie als vertrauenswürdig (Ivarsson et al., 2004). Wartende wünschen sich verlässliche Informationen über den Operationszeitpunkt, da sie sich darauf einstellen und die Zukunft planen möchten und sie erwarten, Fragen stellen zu können (Sjöling, Norbergh, Malker & Asplund, 2006). Personen, die unter physischen Beschwerden wie Schmerzen und Immobilität litten, nahmen die Wartezeit als mühsamer und länger wahr. Auch in der Studie von Forsberg et al. (2013) thematisierten die Teilnehmenden die unumgängliche, beschwerliche Rückenlage. Sie betonten, wie wichtig es sei, bei Lagewechseln von den Pflegenden gut unterstützt zu werden. Als weiteres Merkmal des Wartens erwähnt Paris (2001) die Abhängigkeit, die er jedoch nicht nur ereignis-, sondern auch personenbezogen auffasst. In vorliegender Studie störten sich die Wartenden, vom Behandlungsteam abhängig zu sein. Auch Zegelin (2013) beschreibt in ihrer Studie über bettlägerige ältere Menschen, dass das zeitweise kaum erträgliche Warten auf pflegerische Hilfeleistungen einem die eigene Hilflosigkeit und Abhängigkeit besonders deutlich vor Augen führt. Die Befragten versuchten, sich verschiedenartig zu beschäftigen. Jene, die geschwächt, psychisch belastet waren oder unter starken Schmerzen litten, hatten weniger Möglichkeiten und Energie, ihre Zeit zu gestalten. Sie beschäftigten sich zum Teil bewusst mit Nachdenken, während andere eher von sich aufdrängenden Gedanken sprachen. Inhalt dieser Gedanken war in mehreren Fällen der Unfall mit seinen Konsequenzen. Laut Forsberg et al. (2013) erfassen Betroffene das Unfallereignis erst im Nachhinein vollständig und erkennen dabei, wie viel Zeit und Energie die Genesung erfordern wird. Eine weitere Möglichkeit zum Zeitvertreib tagsüber war Schlafen, was zudem die Erholung begünstigte. Im Falle nächtlicher Schlaflosigkeit verstrich die Zeit besonders schleppend, was auch Holloway et al. (1998) beschrieben. Dass das Vorbeigehen der Zeit bewusst wahrgenommen und zum Teil die Stunden gezählt wurden, wird auch von Paris (2001) erwähnt. Eine wichtige und unterstützende Rolle bei der Zeitgestaltung und Ablenkung spielten die Kontakte mit den Angehörigen. Holloway et al. (1998) bezeichnen Besuche als wertvoll erlebte Zeit. Sellerberg (2008) ergänzt, dass es ein Unterschied sei, ob alleine oder in Gesellschaft gewartet werde. Hilfreich sei bereits das Gefühl, etwas miteinander zu teilen.
Limitationen Diese Untersuchung wurde mit einer kleinen heterogenen Untersuchungsgruppe in Bezug auf Geschlechterverteilung und Länge der Wartezeit durchgeführt. Es wird ange-
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nommen, dass durch weitere Teilnehmende neue Aspekte thematisiert worden wären. Außerdem waren die Befragten wenige Tage nach der Operation noch geschwächt, was die Interviewdauer limitierte. Durch die retrospektive Befragung war es möglich, dass die Erinnerung an die Wartezeit beeinträchtigt war oder das Warten im Nachhinein anders bewertet wurde. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Gestaltung des Interviewleitfadens die Aussagen der Teilnehmenden beeinflusste. Um dieses „Risiko“ zu minimieren, wurden die Interviews jeweils mithilfe der Audiodateien reflektiert. Da die Befragten nur in einer Klinik hospitalisiert waren, zudem in einer Klinik eines Zentrumsspitals, dessen Behandlungsauftrag sich von andern Spitälern unterscheidet, lassen sich die Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf andere Settings oder Gruppen übertragen.
Schlussfolgerungen Wartende Patient(inn)en sind in ihrem Erleben ernst zu nehmen und während der Wartezeit optimal zu unterstützen. Dies setzt ein Gespür für die Bedürfnisse Wartender und das Wahrnehmen ihrer Unsicherheiten und Ängste voraus. Die bewusste Verknüpfung von fachlicher Kompetenz, Fürsprache und emotionaler Arbeit kann Pflegende sensibilisieren, persönliche Bedürfnisse der Wartenden, wie z. B. den Informations- und Hilfsbedarf, wahrzunehmen. Hierbei ist nicht nur die Ebene der Zuwendung und des sich um jemanden kümmern sondern u. a. auch das Engagement und die Aufrichtigkeit der Pflegenden bedeutsam (Benner & Wrubel, 1997). Eine auf diesen Werten beruhende Pflege wirkt vertrauensbildend und stärkt bei den Betroffenen das Gefühl, gut und sicher aufgehoben zu sein (Swanson, 1991). So können Pflegende Bedürfnisse, Ängste und Sorgen der Betroffenen aufnehmen und wenn nötig weitere Maßnahmen einleiten. Die Angehörigen ermöglichen Ablenkung während der Wartezeit, um die Kontaktmöglichkeiten zu fördern, kann vonseiten der Pflege Unterstützung notwendig sein. Da Information der Ungewissheit entgegenwirken kann, nehmen Pflegefachpersonen bezüglich der Orientierung der Wartenden eine Schlüsselposition ein, indem sie z. B. das Informationsbedürfnis erfragen, Reaktionen beobachten und darauf abgestimmt gezielt informieren. Dies setzt beispielsweise voraus, dass die verantwortlichen Pflegefachpersonen über den Stand der Operationsplanung und -durchführung orientiert sind. Kontinuierliche Kommunikation mit der Operationsabteilung, mündlich oder mithilfe geeigneter elektronischer Systeme, könnte die Transparenz fördern. Es reicht jedoch nicht aus, Pflegefachpersonen zur Betreuung von wartenden Patient(inn)en zu sensibilisieren und befähigen. Um Wartezeiten zu vermeiden oder zumindest zu verkürzen, sollten auch Anpassungen oder Pflege (2017), 30 (1), 19–27
E. Lanz-Suter et al.: Das Warten auf die Operation
Verbesserungen bezüglich der Prozesse und Strukturen einer Institution in Betracht gezogen werden. Dazu sind vorab Untersuchungen notwendig, die den Ursachen der Operationsverzögerungen nachgehen. Weitere Studien zum Einbezug weiterer Settings sowie Untersuchungen zur themenbezogenen Sichtweise der Pflegenden sind wünschenswert.
Dank Unser herzlichster Dank gehört den Teilnehmenden für ihre Bereitschaft, offen über ihre Erfahrungen zu sprechen. Ein weiterer Dank geht an Frau Prof. Dr. P. Metzenthin für ihre Rückmeldungen zum Masterthesistext.
Beitrag der einzelnen Autorinnen Entwicklung des Studienprotokolls: EL, CM Datenerhebung: EL Datenanalyse: EL, CM Begleitung im Analyseprozess: CM Verfassen des Manuskripts: EL Kritische Kommentierung des Manuskriptentwurfs: CM
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Elisabeth Lanz-Suter, MScN BHH K137 Inselspital Universitätsspital Bern 3010 Bern Schweiz elisabeth.lanz@insel.ch
Was war die größte Herausforderung bei Ihrer Studie? Den Datenreichtum aus den Interviews so zu verdichten, dass das Erleben der Wartenden spürbar wird. Was wünschen Sie sich bezüglich der Thematik für die Zukunft? Engagierte Behandlungsteams, die kompetent auf Anliegen von Patient(inn)en eingehen, die sich in einer unbefristeten Wartesituation befinden. Was empfehlen Sie den LeserInnen zum Weiterlesen / Vertiefen? Das Heft „Warten müssen“ – Zeitpolitisches Magazin der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik, vom Juli 2012. http://www.zeitpolitik.de/ pdfs/zpm_20_0712.pdf
Manuskripteingang: 02.02.2016 Manuskript angenommen: 20.07.2016
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Clever, Smart & Easy
Rosalinda Alfaro-LeFevre
Pflegeprozess und kritisches Denken Praxishandbuch zum kritischen Denken, Lösen von Problemen und Fördern von Entwicklungsmöglichkeiten Deutsche Ausgabe herausgegeben von Maria Müller Staub. Übersetzt von Michael Herrmann. 2013. 510 S., 42 Abb., 12 Tab., Gb € 44,95 / CHF 59.90 ISBN 978-3-456-85094-8
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Kurzlehrbuch zum Pflegeprozess
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sessment über Pflegediagnosen,
spiele und klinische Fallstudien.
-ziele/-ergebnisse, Pflegeplanung
Pflegende werden in ihrer Rolle
und -interventionen bis hin zur
als für jemand sorgende Person,
Evaluation des Pflegeprozesses.
Forschende und Entscheider an-
Sie beschreibt, welche Formen kri-
gesprochen und in unterschied-
tischen Denkens dazu erforderlich
lichsten Settings von ambulan-
sind, und zeigt, welche Aufgaben
ter Pflege, über Akut-, Reha- und
Pflegende unabhängig und inter-
Langzeitpflege abgeholt.
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Originalarbeit
Erfolgskritische Faktoren bei der Optimierung des Skill-Grade-Mix auf der Basis von Lean ManagementPrinzipien Eine qualitative Teilstudie Alice Inauen1 (Dr.), Horst Rettke2 (PhD, RN), Annemarie Fridrich1 (Dr.), Rebecca Spirig3,4 (Prof., PhD, RN), Georg F. Bauer1 (PD Dr. med. Dr. PH) 1 2 3 4
Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich Zentrum Klinische Pflegewissenschaft, UniversitätsSpital Zürich Direktion Pflege und MTTB, UniversitätsSpital Zürich Institut für Pflegewissenschaft, Universität Basel
Zusammenfassung: Hintergrund: Knappe Ressourcen im Gesundheitswesen erfordern einen anforderungsgerechten Einsatz der Mitarbeitenden. Um den Skill-Grade-Mix zu optimieren, initiierte ein Schweizer Universitätsspital ein Projekt, das auf «Lean Management»Prinzipien basierte. Das Projektteam begleitete jede Pflegeabteilung individuell durch das Projekt und führte eine wissenschaftliche Evaluation der Ergebnisse durch. Ziel: Das Ziel dieser qualitativen Teilstudie bestand darin, erfolgskritische Faktoren des Projekts zu identifizieren. Methode: Vier Fokusgruppen dienten dazu, die Projekterfahrungen der Teilnehmenden zu diskutieren. Die Rekrutierung erfolgte aus Abteilungen, welche die Wirkung des Projekts rückwirkend entweder eher positiv oder eher kritisch eingeschätzt hatten. Der Grad der direkten Einbindung in das Projekt bildete ein zusätzliches Unterscheidungskriterium. Ergebnisse: Während der Grad der direkten Einbindung in das Projekt keine Rolle spielte, kamen in den Gruppen mit eher positiver oder kritischer Projektbewertung gegensätzliche Meinungen und Erfahrungen zum Tragen. Transparenz, Kontext und Haltung erwiesen sich als ausschlaggebende erfolgskritische Faktoren. Schlussfolgerungen: Projektverantwortliche sollten die Transparenz des Projektverlaufs sicherstellen und eine Passung der Projektstruktur hinsichtlich der lokalen Gegebenheiten gewährleisten, um die Betroffenen in ihrer kritischen bzw. positiven Haltung dem Projekt gegenüber zu unterstützen. Schlüsselwörter: Lean Healthcare, Health Resources, Innovation in Organisationen, Fokusgruppen, Knowledge Mapping Critical factors for optimising skill-grade-mix based on principles of Lean Management. A qualitative substudy Abstract: Background: Due to scarce resources in health care, staff deployment has to meet the demands. To optimise skill-grade-mix, a Swiss University Hospital initiated a project based on principles of Lean Management. The project team accompanied each participating nursing department and scientifically evaluated the results of the project. Aim: The aim of this qualitative sub-study was to identify critical success factors of this project. Method: In four focus groups, participants discussed their experience of the project. Recruitment was performed from departments assessing the impact of the project retrospectively either positive or critical. In addition, the degree of direct involvement in the project served as a distinguishing criterion. Results: While the degree of direct involvement in the project was not decisive, conflicting opinions and experiences appeared in the groups with more positive or critical project evaluation. Transparency, context and attitude proved critical for the project's success. Conclusions: Project managers should ensure transparency of the project's progress and matching of the project structure with local conditions in order to support participants in their critical or positive attitude towards the project. Keywords: lean healthcare, health resources, organisational innovation, focus groups, knowledge mapping
© 2017 Hogrefe Pflege (2017), 30 (1), 29–38 DOI 10.1024/1012-5302/a000511
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Was ist (zu dieser Thematik) schon bekannt? Veränderungsprojekte können irritieren. Umso wichtiger sind Transparenz und gute Kommunikation. Was ist neu? Erfolgskritische Faktoren müssen frühzeitig, d. h. vor Projektbeginn berücksichtigt und im Verlauf regelmäßig evaluiert werden. Welche Konsequenzen haben die Ergebnisse für die Pflegepraxis? In Veränderungsprojekten sollten sich Betroffene als wirksam erleben. Dazu ist es erforderlich, die Transparenz zu erhöhen, den Kontext auf Passung zu prüfen und die Haltung dem Projekt gegenüber positiv zu beeinflussen.
Spitäler stehen zunehmend unter Druck und sind mit dem Anspruch konfrontiert, ihre knappen Ressourcen bestmöglich einzusetzen. Dies erfordert, ineffizienten Ressourceneinsatz zu identifizieren und zu eliminieren, um das dadurch frei werdende Potenzial für das Verbessern von Leistungen und Ergebnissen nutzen zu können (Nelson-Peterson & Leppa, 2007). Dies gilt als Schlüsselprinzip des „Lean Management“. „Lean“-Prozesse zeichnen sich durch äußerste Effizienz und Wirksamkeit aus, orientieren sich an den Wünschen und Bedürfnissen des Kunden und beziehen Mitarbeitende direkt ein (Scholz, 2014; 5). „Lean Healthcare“ hält zunehmend Einzug in Institu tionen des Gesundheitswesens (Holden, Eriksson, Andreasson, Williamsson & Dellve, 2015). Dem Virginia Mason Medical Center in Seattle, USA, kam bei dieser Entwicklung eine Vorreiterrolle zu. Dort gelang es nachzuweisen, dass sich aufgrund des mitbestimmenden Problemlösungsverhaltens der Mitarbeitenden nicht nur Kosten senken lassen, sondern zugleich auch die Qualität und Sicherheit der Dienstleistungen steigt (Spear, 2005). „Lean“-Prinzipien gelten zwar als universell anwendbar (Scholz, 2014; 9), doch die spezifischen Bedingungen und Besonderheiten des Gesundheitswesens müssen zwingend berücksichtigt werden (Poksinska, 2010). Spitäler sind komplexe Organisationen, die sich in separate Bereiche und Abteilungen gliedern. Häufig erfolgt keine wechselseitige Abstimmung hinsichtlich der Patientenprozesse (Poksinska, 2010). Patientensicherheit hat in Spitälern oberste Priorität (Schwappach & Conen, 2012). Hier nehmen Pflegefachpersonen eine Schlüsselrolle ein, da sie Patient(inn)en rund um die Uhr direkt betreuen. Mit dem kritisch reflektierten Auswerten ihrer Interaktionen und Beobachtungen tragen sie erheblich zur Patientensicherheit bei (Robert & Petersen, 2013). So gelingt es ihnen, auch bei hoher Arbeitslast und trotz eines von technischen Neuerungen geprägten Umfelds in unübersichtlichen Patientensituationen die richtigen Entscheidungen zu treffen (Berkow, Virkstis, Stewart, Aronson & Donohue, 2011; Feng, Chen, Chen & Pai, 2010). Treten jedoch innerhalb der Patientenprozesse Komplikationen auf, konzentriert sich die Energie häufig auf eine situative Behebung, ohne die zugrunde liegenden Probleme systematisch zu lösen. Dies bedeutet jedoch, Probleme nur zu umkreisen, statt sie nachhaltig zu lösen (Spear, 2005). In Spitälern nimmt Pflege (2017), 30 (1), 29–38
A. Inauen et al.: Faktoren der Skill-Grade-Mix-Optimierung
die Komplexität aufgrund unterschiedlicher Faktoren stetig zu. Dazu zählen u. a. Hochaltrigkeit und Multimorbidität (Höpflinger, 2014), wechselnde Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen (Fässler, Wild, Clarinval, Tschopp, Fähnrich & Biller-Andorno, 2015) sowie Innovationen in der medizinischen Behandlung und pflegerischen Betreuung (Omachonu & Einspruch, 2010). Zur erhöhten Komplexität tragen auch fortlaufende berufsspezifische Entwicklungen bei, beispielsweise durch die anhaltende Spezialisierung und die Ausdifferenzierung der Fachprofessionen im Gesundheitswesen (RüeggStürm, 2009). Aufgrund des Mangels an qualifizierten Pflegefachpersonen sowie aus ökonomischen Gründen entstand in der Schweiz das Berufsbild „Fachperson Gesundheit“ (Niederberger-Burgherr, 2002). Parallel hat eine akademische Entwicklung begonnen, in der die Pflege ihr Wissen systematisch weiterentwickelt und gezielt in die Praxis einbringt (Barandun Schäfer, Hirsbrunner, Jäger, Näf, Römmich & Horlacher, 2011; Spirig & de Geest, 2004). Vor diesem Hintergrund setzen sich heutige Abteilungsteams aus Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Bildungsabschlüssen und beruflichen Kompetenzen neu zusammen. Mit einem solchen ausdifferenzierten Skill-Grade-Mix (Ludwig, Steudter & Hulskers, 2012) entstehen innerhalb der primären Patientenprozesse zusätzliche Schnittstellen. Oftmals begünstigen traditionell verlaufende, arbeitsteilige Prozesse Doppelarbeiten bzw. Leerläufe (Dahlgaard & Stratmeyer, 2005) und leisten damit ineffizienten Arbeitsabläufen Vorschub. Hier kann der „Lean Hospital“-Ansatz eine nachhaltige Lösung bieten, um Arbeitspro zesse effizienter zu gestalten (Spear, 2005). „Lean“-Prinzipien finden im Gesundheitswesen seit vielen Jahren zunehmend Anklang. V orrangig handelt es sich um konsequente Patientenorientierung, kontinuierliche Verbesserung sowie Vermeidung von Verschwendung wie z. B. Wartezeiten, unnötige Wege, unnötige Transporte oder Doppeluntersuchungen (D'Andreamatteo, Ianni, Lega & Sargiacomo, 2015). Während viele Erfolgsgeschichten publiziert wurden (D'Andreamatteo et al., 2015), sind kritische Berichte selten. In einem Deutschschweizer Universitätsspital erfolgte die Abstimmung des Skill-Grade-Mix auf die Bedürfnisse der Patient(inn)en und der Abteilungen auf der Grundlage von „Lean Management“-Prinzipien und wurde wissenschaftlich evaluiert. Im Rahmen der Begleitforschung interessierten nicht nur quantitative Projektergebnisse, sondern auch die Prozesse, die zu diesen Ergebnissen führten. Dazu zählen insbesondere die Erfahrungen von Teammitgliedern mit diesen Umsetzungsprozessen in ihrem jeweiligen Kontext und die Bewertung dieser Erfahrungen. Ziel der hier vorliegenden qualitativen Teilstudie war es, förderliche und hinderliche Faktoren bei der Optimierung des Skill-Grade-Mixes auf der Grundlage von „Lean Management“-Prinzipien zu identifizieren. Dies erfolgte anhand eines Vergleichs zweier Gruppen, von denen die eine das Projekt rückwirkend eher positiv und die andere eher kritisch beurteilte. © 2017 Hogrefe
A. Inauen et al.: Faktoren der Skill-Grade-Mix-Optimierung 31
Untersuchungsrahmen: Skill-GradeMix-Projekt Die schrittweise Umsetzung des Projekts zur Abstimmung und Verbesserung des Skill-Grade-Mix auf der Basis von „Lean“-Prinzipien (nachfolgend: Skill-Grade-Mix-Projekt) erfolgte zwischen 2013 und 2015. Das Hauptelement war ein viertägiger Workshop, der in 67 Pflegeabteilungen stattfand. Beteiligt waren jeweils ausgewählte Repräsentanten aller Berufs- und Funktionsgruppen der Pflege (z. B. diplomierte Pflegefachperson, Fachpersonen Gesundheit, Pflegeexpertin / Pflegeexperte, Abteilungssekretariat, Abteilungsleitung). Die vier Workshoptage fanden innerhalb von vier bis sechs Wochen statt, moderiert durch Mitarbeitende der Pflegedirektion, die das Projekt leiteten. Das Ziel der Workshops bestand darin, in jeder Abteilung zum Wohl der Patient(inn)en den besten Personalmix bezüglich benötigter Fähigkeiten und Ausbildungsstufen zu identifizieren. Hierzu kamen „Lean Management“Prinzipien zum Einsatz, um den Wertschöpfungsprozess zu analysieren bzw. zu optimieren und Verschwendung zu identifizieren. Außerdem bestand die Absicht, die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Pflegenden und ärztlichem Personal, die Arbeitsressourcen und -belastungen sowie das Teamklima zu verbessern. In einem partizipativen Prozess entwickelten die Teilnehmenden mit Unterstützung der Projektleitenden Maßnahmen. So erfolgte beispielsweise die Morgenrunde mit Laptop, um die aktuelle Dokumentation stets zur Hand zu haben. Die Ordnung in Arbeitsräumen wie z. B. dem Ausguss verbesserte sich nachhaltig. Durch ein reduziertes Materiallager entstanden mehr Platz und Übersichtlichkeit. Eine Anpassung des Tagesablaufs und eine Neustrukturierung der Kommunikationsprozesse fanden ebenfalls statt. Die Evaluation der Workshops erfolgte am Ende des zweiten und vierten Workshoptags mit einem Kurzfragebogen. Dieser beinhaltete einerseits die Einschätzung der Qualität des Workshops mit einer siebenstufigen 10-Item Skala, welche die Facetten Komplexität, Relevanz, Einbindung, Neuartigkeit und affektiver Gesamteindruck umfasst (Fridrich, Jenny & Bauer, 2015). Andererseits wurden die Erwartung bezüglich der Wirksamkeit des Projekts und die Zufriedenheit mit den entwickelten Maßnahmen erfasst. Zur Gesamtevaluation des Skill-Grade-Mix-Projekts wählten wir ein Mixed-Methods-Design mit einer quantitativen und einer qualitativen Teilstudie. In der quantitativen Teilstudie setzten wir zu insgesamt drei Zeitpunkten (Projektbeginn, nach sechs bzw. zwölf Monaten) einen Online-Fragebogen ein. Dieser umfasste neben Fragen zu Arbeitsressourcen und -belastungen, zum Teamklima, zu interprofessioneller Zusammenarbeit sowie zum Wohlbefinden auch ein Retrospektives Impact Assessments (RIA) (Brauchli, Inauen, Fridrich, Jenny & Bauer, 2016). Die RIA-Skala erfasst die subjektiv eingeschätzte Wirkung einer Intervention auf die eigene Arbeitstätigkeit, das Team, das Vorgesetztenverhalten, die Vereinbarkeit von Berufund Privatleben, die Qualität der Zusammenarbeit sowie
die Nutzung von Arbeitszeit und Material (Jenny, Brauchli, Inauen, Füllemann, Fridrich & Bauer, 2014). Die Bewertung dieser sieben Items erfolgt auf einer Skala von eins („nein, gar nicht“) bis sieben („ja, sehr“). Der Fragebogen richtete sich an alle Mitarbeitenden der Pflege. Die Teilnahme war freiwillig und anonym.
Methode und Material Design Vier leitfadengestützte Fokusgruppeninterviews ermöglichten uns, direkt bei den Betroffenen nachzufragen und dadurch die Erkenntnisbreite und -tiefe zu erweitern (Morgan, 1996; Wilkinson, 2004). Des Weiteren erfassten wir im Rahmen der einzelnen Fokusgruppeninterviews jeweils die Sichtweise von Personen mehrerer Pflegeabteilungen. Dieses Vorgehen ist ressourcenschonend und erlaubt, Unterschiede zwischen den Abteilungen aufzudecken (Pelz, Schmitt & Meis, 2004). Im Rahmen von Fokusgruppeninterviews können die Teilnehmenden auch untereinander Rückfragen stellen und auf die Aussagen der anderen Bezug nehmen. Die Interaktion der Teilnehmenden ermöglicht somit, herauszufinden, inwiefern innerhalb der Gruppe ein Konsens hinsichtlich der diskutierten Themen besteht (Morgan, 1996).
Stichprobenauswahl und Charakteristika der Pflegeabteilungen In der qualitativen Teilstudie berücksichtigten wir bei der Auswahl alle bettenführenden Abteilungen, die das Projekt etwa sechs Monate nach Beginn entweder eher positiv (nachfolgend als RIAhoch bezeichnet) oder eher kritisch (nachfolgend als RIAtief bezeichnet) bewerteten. Somit erfolgte die Auswahl der Abteilungen über die Auswertung der RIA-Skala, welche misst, wie die Teilnehmenden bzw. Betroffenen die Auswirkungen eines Projekts im Rückblick einschätzen (Jenny et al., 2014). Die Skala weist eine hohe interne Konsistenz auf (Cronbachs alpha = 0,92). Bis zum Zeitpunkt der Stichprobenauswahl hatten 14 Abteilungen das Projekt anhand der RIA-Skala bewertet. Die Bewertung erfolgte im Rahmen der zweiten Online-Befragung etwa sechs Monate nach dem Workshop. Vier Abteilungen wurden nicht berücksichtigt, da der Rücklauf unter 40 % lag. Aufgrund der RIA-Werte der verbleibenden zehn Abteilungen (vgl. Abbildung 1) wählten wir drei RIAhoch-Abteilungen sowie drei RIAtief-Abteilungen zur Teilnahme an den Fokusgruppeninterviews aus. Mit jeweils drei Abteilungen konnten wir ein breiteres Spektrum an Erfahrungen berücksichtigen als mit nur jeweils zwei. Mit jeweils vier Abteilungen hätte sich der Kontrast eher nivelliert. Eine der RIAhoch-Abteilungen konnte aufgrund eines Führungswechsels und damit verbundenen Terminkollisio-
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A. Inauen et al.: Faktoren der Skill-Grade-Mix-Optimierung
Tabelle 1. Charakterisierung der fünf teilnehmenden Pflegeabteilungen RIAtief
RIAhoch
Mittelwert
Abt. 1
Abt. 2
Abt. 3
Mittelwert
Abt. 4
Abt. 5
39
22
26
69
24
19
28
2,99
2,87
2,87
3,22
4,17
3,90
4,43
7
3
8
11
5
5
5
5,72
5,4
5,74
6,02
6,52
6,52
6,52
Anzahl Mitarbeitende in der Abteilung RIA Anzahl Workshopteilnehmende Workshopbewertung RIA = Retrospective Impact Assessment
nen nicht zusagen. Aus Gründen der Kurzfristigkeit konnten wir keine dritte Abteilung einbeziehen. Außerdem wäre dann der gewünschte Kontrast nicht mehr gegeben gewesen. Die beiden RIAhoch-Abteilungen wiesen einen mittleren RIA-Scorewert von 4,17 auf. Bei den drei RIAtief-Abteilungen lag der mittlere RIA-Scorewert bei 2,99 (vgl. Tabelle 1). Die Unterschiede in den Bewertungen auf Abteilungsebene nutzten wir, um bei der Rekrutierung von Fokusgruppenmitgliedern verschiedene Erfahrungen und Meinungen berücksichtigen zu können. Zusätzlich unterschieden wir zwischen Mitarbeitenden, die am Skill-Grade-Mix-Workshop teilgenommen hatten und solchen, die nicht beteiligt waren. Daraus ergab sich eine 2 x 2 Forschungsanlage für die folgenden vier Fokusgruppen: y A1: Fokusgruppe mit Workshop-Teilnehmenden aus RIAtief-Abteilungen y B1: Fokusgruppe mit Workshop-Teilnehmenden aus RIAhoch-Abteilungen y A2: Fokusgruppe mit Personen aus RIAtief-Abteilungen, die nicht am Workshop teilgenommen haben y B2: Fokusgruppe mit Personen aus RIAhoch-Abteilungen, die nicht am Workshop teilgenommen haben. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die teilnehmenden Abteilungen. Es zeigten sich Unterschiede zwischen den RIA- und RIAhoch-Abteilungen in Bezug auf die Workshopbetief wertung: Die RIAhoch-Abteilungen wiesen eine signifikant positivere Bewertung auf als die RIAtief-Abteilungen (p < 0,05; vgl. Tabelle 1).
Retrospek)ves Impact Assessment (RIA)
7
6
5
Gruppe RIAhoch
4
Gruppe RIA)ef 3
2
1
Pflegeabteilungen (mit mind. 40% Rücklauf)
Abbildung 1. RIA der zehn Pflegeabteilungen, deren Rücklauf mindestens 40 % betrug.
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Datensammlung Wir führten die Fokusgruppeninterviews zwischen dem 22. und 29. Januar 2015 in Räumlichkeiten des SpitalSchulungszentrums durch. Zu diesem Zeitpunkt lag die Schlussbefragung der teilnehmenden Abteilungen im Durchschnitt vier Monate zurück. Wir planten 90 Minuten für das Interview, wobei für Gruppe B1 und B2 (RIAhoch) nur etwa die Hälfte der geplanten Zeit erforderlich war. Zur Rekrutierung der Teilnehmenden in den ausgewählten Abteilungen informierte die Erstautorin zunächst die Pflegedienstleitungen per E-Mail über das Vorhaben der qualitativen Untersuchung. Nachdem diese ihr Einverständnis gegeben hatten, kontaktierte die Erstautorin die jeweiligen Abteilungsleitenden der sechs Abteilungen, um ihnen Ziel, Zweck, Zeitrahmen und Inhalte der geplanten Fokusgruppeninterviews zu erläutern. Bei Einverständnis zur Teilnahme bat sie die Abteilungsleitenden, drei bis vier Mitarbeitende, die an den Workshops teilgenommen hatten, und drei bis vier Mitarbeitende, die nicht an den Workshops beteiligt waren, als Teilnehmende für die Fokusgruppeninterviews vorzuschlagen. Dabei sollten sie darauf achten, Mitarbeitende aus verschiedenen Berufs- und Funktionsgruppen auszuwählen, um einen möglichst breiten Einblick in die Wahrnehmung der unterschiedlichen Berufs- und Funktionsgruppen zu gewährleisten. Die Erstautorin wies darauf hin, dass die Abteilungsleitenden selbst auch teilnehmen dürfen. Die vorgeschlagenen Mitarbeitenden erhielten per E-Mail eine Einladung zur Teilnahme an den Fokusgruppeninterviews, ergänzt durch Information über das Ziel, den Zweck sowie den Zeitrahmen und die Inhalte der geplanten Interviews. Beigefügt waren auch der Leitfaden, ein Formular zur Einverständniserklärung sowie ein Fragebogen zu demografischen Angaben mit der Bitte, die letztgenannten Dokumente ausgefüllt und unterschrieben zum Interview mitzubringen. Zwei Mitarbeitende (Erst- und Drittautorin) des evaluierenden Instituts sowie ein interner Spitalmitarbeiter (Zweitautor) waren bei den Interviews anwesend. Die Erstautorin moderierte alle vier Fokusgruppeninterviews. Der Zweitautor fasste die Beiträge während der Diskussionen jeweils in einem Knowledge Map auf einem Flipchart zusammen. Die Drittautorin war bei drei der vier Fokusgruppeninterviews als stille Beobachterin anwesend und machte Feldnotizen. © 2017 Hogrefe
A. Inauen et al.: Faktoren der Skill-Grade-Mix-Optimierung 33
Nach einer kurzen Vorstellung des Interviewteams fas ste die Erstautorin den Inhalt der vorab übermittelten schriftlichen Informationen nochmals zusammen und wies auf die Freiwilligkeit der Teilnahme sowie auf die gewährleistete Anonymität hin. Sie gab den Teilnehmenden die Möglichkeit, offen gebliebene Fragen zu stellen. Da raufhin nahm sie die Einverständniserklärungen und den demografischen Fragebogen entgegen, welcher anonym das Alter, die Berufs- bzw. Funktionsgruppe sowie den Anstellungsgrad und die Anstellungsdauer der Teilnehmenden erfasste (Tabelle 2). Um eine gezielte Auswertung zu ermöglichen, zeichneten wir die Interviews mit Einverständnis der Teilnehmenden auf. Bei allen vier Fokusgruppeninterviews setzten wir einen Leitfaden ein, der sich lediglich bei zwei Fragen hinsichtlich der Perspektive der Befragten (RIAhoch / RIAtief, Teilnehmende / Nicht-Teilnehmende) unterschied. Es handelte sich um Fragen zur Einschätzung der Projektumsetzung (z. B. „Was lief besonders gut?“ bei RIAhoch und „Was lief trotzdem gut“ bei RIAtief) sowie um eine Frage zum Transfer des Workshopgeschehens („Wie kam das beim Team an?“ bei Teilnehmenden und „Wie kam das bei Ihnen und beim gesamten Team an?“ bei NichtTeilnehmenden). Der Leitfaden umfasste außerdem Fragen zu konkreten Ergebnissen bzw. Auswirkungen des Projekts sowie zur zusammenfassenden Projekteinschätzung. Gefragt war auch, ob es möglich wäre, Kolleg(inn) en in anderen Spitälern die Teilnahme an einem solchen Projekt zu empfehlen. Nach der Diskussion aller Fragen des Leitfadens konnten die Mitglieder des Interviewteams ergänzende Fragen stellen. Zum Abschluss bestand auch für die Teilnehmenden eine Fragemöglichkeit. Ergänzend erhielten sie Informationen über die Datenverwendung und das weitere Vorgehen.
sammenhänge zwischen den Begriffen sind durch Ver bindungslinien dargestellt. Die Erst- und Drittautorin entwickelten auf der Basis der Audioaufnahmen gemeinsam eine Knowledge Map pro Fokusgruppeninterview. Dabei gingen sie sowohl deduktiv als auch induktiv vor. Jede Leitfrage stellte eine Hauptkategorie vor. Die Autorinnen gruppierten deduktiv alle Aussagen um die Hauptkategorie. Parallel dazu explorierten sie die Interviewaussagen induktiv, um möglicherweise neue, alternative oder konträre Kategorien nicht zu übersehen. Jeweils eine Autorin entwarf ein erstes Knowledge Map, die andere prüfte dieses mithilfe der Audioaufnahmen auf inhaltliche Vollständigkeit. Der Zweitautor stellte ebenfalls sicher, dass seine während der Fokusgruppeninterviews erstellten Knowledge Maps mit den Audioaufnahmen inhaltlich vollständig überstimmten und ergänzte die Maps entsprechend. Somit entstanden insgesamt acht Knowledge Maps (zwei pro Fokusgruppeninterview). In vier Sitzungen extrahierten die Autor(inn)en separat für jedes Fokusgruppeninterview aus den je zwei Knowledge Maps die ausschlaggebenden Prozess- und Kontextfaktoren sowie die Hauptergebnisse des Projekts. Dabei folgte das Vorgehen einem iterativen Prozess. Die Autor(inn)en extrahierten zunächst aus einzelnen Interviewaussagen Faktoren, um diese dann nochmals anhand des Materials zu überprüfen. Die Unterscheidung zwischen Prozess, Kontext und Ergebnissen basierte auf dem CPO-Evaluationsmodell (Context, Process, Outcome) (Fridrich et al., 2015). In einem letzten Schritt integrierten die Autor(inn)en die zusammengefassten Ergebnisse der Fokusgruppen A1 und A2 (RIAtief) sowie B1 und B2 (RIAhoch) in je einem Knowledge Map.
Ethische Überlegungen
Datenanalyse Um die Ergebnisse aufzubereiten, setzten wir Knowledge Maps ein. Bei dieser Visualisierungsmethode lassen sich Begriffe, die sich auf eine Thematik beziehen, als „Knoten“ in einem Netz auffassen (Pelz et al., 2004). Die Zu-
Auf Nachfrage bewertete die zuständige Ethikkommission die Evaluationsstudie als nicht bewilligungspflichtig. Die Fokusgruppeninterviews fanden unter strikter Berücksichtigung ethischer Prinzipien statt und alle Teilnehmenden unterschrieben eine Einverständniserklärung.
Tabelle 2. Demografische Angaben zu den Teilnehmenden der vier Fokusgruppeninterviews RIAtief
RIAhoch
A1
A2
B1
B2
Workshop-Teilnahme
Ja
Nein
Ja
Nein
Anzahl Teilnehmende
11
7
7
4
Alter
38 (23 – 54)
49 (36 – 64)
33 (21 – 44)
34 (20 – 58)
Anstellungsdauer in Jahren
11 (2 – 27)
13 (2 – 35)
2,5 (1 – 7)
7 (3 – 16)
89 (60 – 100)
84 (60 – 100)
84 (60 – 100)
85 (50 – 100)
7
3
5
3
Anstellungsprozente Anzahl vertretene Berufs-/Funktionsgruppen
In den Zellen ist jeweils der Mittelwert dargestellt; die Werte in Klammern geben die Spannweite an.
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A. Inauen et al.: Faktoren der Skill-Grade-Mix-Optimierung
Ergebnisse
Transparenz (Prozessfaktor)
Beschreibung der Teilnehmenden
Als herausragender Prozessfaktor erwies sich Transparenz in der Zeit vor, während und nach den Workshops. Dies zeigte sich vor allem beim Transfer der Workshopergebnisse in die Teams. Dieser Transfer erfolgte jeweils in Teamsitzungen sowie mit Aushängen und MaßnahmenListen. Die Befragten der RIAtief-Gruppe (A1, A2) hätten sich vor, während und nach den Workshops mehr und kontinuierliche Informationen zum Prozess gewünscht. Sie vermissten die Transparenz: yy „Transparenz im Team hat gefehlt: Wo stehen wir?“ (aus A1) yy „Ich habe nicht gewusst: Woran sind wir? Was wird jetzt gemacht? Wird das jetzt angeschaut oder nicht?“ (aus A2)
Insgesamt nahmen 29 Mitarbeitende aus fünf Abteilungen an den Fokusgruppeninterviews teil. Die Zahl der Teilnehmenden lag zwischen vier und elf Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Pflegeberufen. Pro Fokusgruppe waren mindestens drei Berufs- bzw. Funktionsgruppen (Pflegefachperson, Fachperson Gesundheit, Pflegeassistent[in], Berufsbildner[in], Fachexpert[in], Pflegeexpert[in], Ab teilungsleiter[in], Abteilungssekretär[in]) vertreten. Tabelle 2 stellt die demografischen Angaben zu den Teilnehmenden der vier Fokusgruppen dar.
Die Ergebnisse als Knowledge Map Die Analyse zeigte, dass die Teilnahme (A1, B1) oder Nicht-Teilnahme an den Workshops (A2, B2) keinen Einfluss auf die Beurteilung des Projekts hatte. Hingegen wurden sehr große Unterschiede deutlich zwischen den Fokusgruppeninterviews der RIAtief-Abteilungen (A1, A2) und der RIAhoch-Abteilungen (B1, B2) mit jeweils gegensätzlichen Einschätzungen des Projekts. Die Einordnung der Ergebnisse in Prozess-, Kontext- und Ergebnisfaktoren ergab, dass sich die Unterschiede vor allem auf den Prozessfaktor Transparenz, die Kontextfaktoren Kontext und Haltung sowie auf das Fazit bezüglich des Projektgesamtergebnisses bezogen. Die einzelnen Faktoren sind in Abbildung 2 in Form eines Knowledge Maps dargestellt und nachstehend erläutert.
Die Interviewten aus der RIAhoch-Gruppe (B1, B2) fühlten sich hingegen stets ausreichend informiert und beurteilten die Transparenz als vollkommen gegeben: yy „Alle wussten Bescheid, was auf uns zukommt, wie das dann ablaufen wird.“ (aus B1) yy „… dadurch, dass es immer wieder diskutiert wurde, wurde es auch umgesetzt …“ (aus B2)
Kontext (Kontextfaktor) In allen vier Fokusgruppeninterviews sagten die Befragten, dass ein guter Rahmen für Diskussionen und genügend Zeit zur Verfügung stand. Teilnehmende der RIAtiefGruppe schätzten andere, parallel laufende Projekte zu Hotellerie und Logistik sowie Umstrukturierungen oder einen allfälligen Umzug als sehr hinderlich ein. Sie be-
Gruppen mit tiefem RIA (A1 und A2)
Gruppenmit hohem RIA (B1 und B2)
Wussten nicht, was auf sie zukam Projektgruppe: „Warum die?“ „Was machen die da?“ Der Umsetzungsstand und -verlauf waren kein Thema
Wussten, was sie erwartete Transparenz Transparenz fehlte
Transparenz war da
Veränderungen können nicht dem SGM zugeordnet werden
Zeit für Workshops wurde gegeben, Ressourcen und Kompetenzen für die Umsetzung nicht Lücken in neuen Abläufen: Pflege kompensiert
Guter Informationsfluss zwischen Projektgruppe und Team Erfolge schnell sichtbar
Erfolge hätten schneller sichtbar werden müssen Falscher Zeitpunkt, zu viele Projekte nebenbei
Wussten, wie sich das Projekt entwickelte
Kontext Ungünstige Rahmenbedingungen, andere Projekte als stark behindernd eingeschätzt
Passende Rahmenbedingungen, andere Projekte neutral oder unterstützend eingeschätzt
Geringe Gewichtigkeit Pflege
Instruktoren waren in ihrer Begeisterung „ansteckend“ Von oben getragen, verleiht Wichtigkeit Andere Veränderungen stören nicht, „eh viele Wechsel“ Neue Abläufe, sich auf eigenes Kerngeschäft konzentrieren können Grenzen des Projekts werden anerkannt
Abbildung 2. Knowledge Map der wichtigsten Prozess-, Kontext- und Ergebnisfaktoren.
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Gruppen mit tiefem RIA (A1 und A2)
Gruppenmit hohem RIA (B1 und B2)
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Unter Vorbehalt: „Die Bereitschaft wäre da gewesen“ Fremdsteuerung / Kontrollarmut Hoffnung, dass das Projekt endlich etwas für die Pflege ist „Man hätte machen müssen“
Neugierig, aber auch skeptisch
Haltung Kritische Grundhaltung, Fremdbestimmtheit, wenig Handlungsspielraum
Positive Grundhaltung, Eigeninitiative, Handlungsfähigkeit
Mut zur Umsetzung Fokus auf das Veränderbare Lösung kommt nicht von aussen, man ist selbst angesprochen
Erwartung, dass nichts passiert
Projekt passte nicht Nach positiven Folgen muss gesucht werden Anfängliche Skepsis hat sich bestätigt
Besseres Nutzen der Ressourcen
Fazit Versandet, Frust
Fokus auf das Veränderbare, Begeisterung, es geht weiter...
Bessere Zusammenarbeit, besserer Umgang mit Kritik Positive Rückmeldungen Patienten Projekt geht weiter…
Zu viel Aufwand für zu wenig Ergebnis Abbildung 2. Knowledge Map der wichtigsten Prozess-, Kontext- und Ergebnisfaktoren (Fortsetzung).
schrieben es als schwierig, die zahlreichen Veränderungen parallel zu bewältigen und diese den einzelnen Projekten zuzuordnen. Sie hätte sich daher einen anderen Zeitpunkt für das Skill-Grade-Mix-Projekt gewünscht: yy „Die Bereitschaft war nicht da, gewisse Sachen konkreter anzuschauen, weil alle gesagt haben, sie seien am Limit, sie sind sowieso schon überfordert mit so vielen neuen Einführungen. Sie möchten einfach überleben.“ (aus A1) yy „… es lief so viel nebenbei, das irgendwie torpediert hat.“ (aus A2) Befragte der RIAhoch-Gruppe nahmen den Kontext trotz paralleler Projekte als neutral oder sogar unterstützend wahr. Zwar diskutierten auch sie Grenzen der Umsetzung, beispielsweise bestehende Strukturen, doch konnten die Mitarbeitenden gut mit ihnen umgehen: yy „Bei der Versorgungslogistik und der Hotellerie hatte die Aufgabenteilung einen Schwerpunkt. … Bestimmte Arbeitsabläufe sind bei der Pflege weggefallen und die, die wir jetzt haben, sind vielleicht jetzt noch strukturierter, weil man sich auf seine Hauptkompetenzen wirklich einlassen kann.“ (aus B1) yy „Aus den Sachen, die wir nicht ändern können, sind dann auch wieder Ideen entstanden, um Maßnahmen zu entwickeln, damit wir mit den Dingen, die wir nicht ändern können, besser umgehen können.“ (aus B2)
Haltung (Kontextfaktor) Als eng mit dem Kontext verbunden erwies sich die Haltung gegenüber dem Projekt. Diese war auffällig gegensätzlich. Bei den Befragten der RIAtief-Gruppe herrschten eine pessimistische Stimmung und eine passive Grundhaltung vor. Zwar betonten sie ihre Bereitschaft für das Projekt und Hoffnung auf Verbesserung, doch sie kritisierten die hohe Fremdbestimmtheit und einen geringen bis fehlenden Handlungsspielraum in der Umsetzung:
yy „… so viele Dinge, die wir nicht beeinflussen können.“ (aus A1) yy „Bei sehr vielen Arbeitsabläufen können wir nichts verändern“ (aus A2) Die Befragten der RIAhoch-Gruppe zeigten eine große Offenheit dem Projekt gegenüber, hatten eine positive Grundhaltung und betonten ihre Eigeninitiative. Die einzelnen Teammitglieder erlebten sich als fähig, gewisse Dinge selbst verändern zu können. yy „… man ist selbst angesprochen und aufgefordert, entsprechende Lösungen zu finden.“ (aus B1) yy „… auch bei diesem Projekt haben sich die Teammitglieder wirklich darauf eingelassen und vor allem auch die positiven Aspekte ins Auge gefasst.“ (aus B2)
Fazit (Ergebnisfaktor) Alle vier Fokusgruppen konnten positive Ergebnisse aufgrund umgesetzter Projektmaßnahmen beschreiben. Diese hatten z. B. Vereinfachungen in der Zusammenarbeit oder weniger Verschwendung zur Folge. Bezüglich der Auswirkungen des Projekts auf das Team standen jedoch bei den Befragten der RIAtief-Gruppe ungünstige Veränderungen im Vordergrund, z. B. allgemeine Unruhe, Verunsicherung oder Mehraufwand für die Pflege, wenn gewisse Dinge nicht funktionieren. Im Gegensatz dazu äußerten Befragte der RIAhoch-Gruppe, dass ein solches Projekt dazu beiträgt, bestehende Ressourcen besser einzusetzen. Aus ihrer Sicht hatten die umgesetzten Maßnahmen einen positiven Einfluss auf die Zusammenarbeit innerhalb des Teams. Das Fazit fiel demnach gegensätzlich aus. Bei den Befragten der Gruppe RIAtief machte sich Frustration breit. Sie sahen Aufwand und Ertrag in keinem guten Verhältnis zueinander, da die Ideen aus dem Projekt im Alltag „untergegangen“ waren:
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yy „Die Zeit, die man investiert hat, ist zu groß für das, was dabei herausgekommen ist.“ (aus A1) yy „Endlich läuft mal was für uns! Und man hat sich eigentlich gefreut und sich erhofft, dass da etwas schneller geändert wird. Aber jetzt redet man fast nicht mehr darüber.“ (aus A2) Bei den Befragten der Gruppe RIAhoch war die Begeisterung für das Projekt immer noch spürbar. Sie betonten den Fokus auf das Veränderbare. Auch nach Abschluss des Projekts gehe es immer noch weiter mit kleinen, aber relevanten Verbesserungen im Alltag: yy „… dass es um Veränderungen im Kleinen geht und dass man viel bewirken und mitgestalten kann. Alle sind angesprochen.“ (aus B1) yy „Erst durch ein solches Projekt hinterfragt man einmal die gewohnten Abläufe und schaut bewusst hin … Ich denke, dass sich die Teamzusammenarbeit schon verbessert durch solch ein Projekt und dass es sinnvoll ist.“ (aus B2) Die Interviewergebnisse der RIAtief- und der RIAhoch-Gruppen zeigten eine gegensätzliche Einschätzung des Projekts. Die berichteten Unterschiede bezüglich der Faktoren Transparenz, Kontext und Haltung stellten schließlich die ausschlaggebenden Begründungen dar, weshalb das Projekt im Fazit als erfolgreich bzw. nicht erfolgreich eingeschätzt wurde. Entsprechend haben nur etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden der RIAtief-Gruppe das Projekt weiter empfohlen bzw. bedingt weiter empfohlen. Aus ihrer Sicht wäre es wichtig gewesen, den Zeitpunkt für das Projekt besser zu wählen, die Nachvollziehbarkeit durch Transparenz und gute, fortlaufende Kommunikation sowie geklärte Rahmenbedingungen und einen engeren Fokus sicherzustellen. Die Teilnehmenden der RIAhoch-Gruppe würden das Projekt weiterempfehlen, weil sie dadurch v. a. den Ressourceneinsatz und die Teamzusammenarbeit verbessern konnten.
Diskussion Ziel dieser qualitativen Teilstudie war es, förderliche und hinderliche Faktoren bei der Umsetzung eines Skill-Grade-Mix-Projekts in einem Deutschschweizer Universitätsspital zu identifizieren. Die Fokusgruppenmitglieder berichteten Erfahrungen und Meinungen, die sich unter den Faktoren Transparenz, Kontext, Haltung und dem entsprechenden Fazit zusammenfassen ließen. Diese Faktoren haben sich schon in früheren Studien zum Thema «Change Management» als kritisch herausgestellt (z. B. Frey, Gerkhardt & Fischer, 2008; Rojatz, Merchant & Nitsch, 2015). Ein unmittelbares oder nur mittelbares Eingebunden sein spiegelte sich nicht in der Ausprägung dieser Faktoren wider. Dies lässt sich als gutes Zeichen deuten: Der Transfer von den Teilnehmenden zu den Nicht-Teilnehmenden funktionierte. Es scheint jedoch, dass bei den RIAtief-Abteilungen die Transparenz selbst für die stärker eingebundenen Workshop-Teilnehmenden nicht ausreichend war. Die Haltung Pflege (2017), 30 (1), 29–38
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sowie den Kontext haben die Teams übereinstimmend positiv oder kritisch beurteilt. Entsprechend traten eindeutige Unterschiede zwischen RIAtief- und RIAhoch-Gruppen zutage. Der Unterschied in der retrospektiven Projektbewertung zwischen beiden Bewertungsgruppen (RIAhoch und RIAtief) war mit 1,18 Punkten auf einer Gesamtskala von 1 bis 7 eher gering. Umso mehr überraschten die unterschiedlichen und häufig entgegengesetzten Diskussionsbeiträge dieser beiden Gruppen. Das Ausmaß an Unterschiedlichkeit erstaunt aber auch, weil das Skill-Grade-Mix-Projekt in allen Abteilungen in fast identischer Form und unter ähnlichen Rahmenbedingungen durchgeführt wurde. Im Folgenden werden die kritischen Faktoren Transparenz, Haltung, Kontext sowie das Fazit diskutiert. Transparenz ermöglicht jedem Projektmitglied, Sinn, Ziel und Zweck eines Projekts zu erkennen, den Verlauf zu verfolgen und Ergebnisse nachvollziehbar ableiten zu können. Das Herstellen eines solchen «roten Fadens» erwies sich in unseren Resultaten als unverzichtbare Voraussetzung, um sich in das Projekt einbringen zu können. Der Kontext mit seinen vielfältigen und manchmal auch widersprüchlichen Anforderungen und das Tempo der Veränderungen stellen Mitarbeitende im Gesundheitswesen vor die Herausforderung, die kontinuierlichen Veränderungen in ihre Arbeitsabläufe im Rahmen der Patientenversorgung zu integrieren (Hader, 2013). Die in unseren Fokusgruppen geschilderten Erfahrungen zeigen, dass die Unterstützung von Führungspersonen unabdingbar ist, da sie dem Projekt Gewicht verleiht. Die Abteilungen eines Akutspitals unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der unterschiedlichen Patientengruppen, sondern auch bezüglich der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Ressourcen. Deshalb müsste vor jeder Projektdurchführung mit den Beteiligten geprüft werden, inwieweit die Umsetzung stärker an die aktuellen Bedingungen und Bedürfnisse einer Abteilung angepasst werden sollten. Eine kritisch-reflexive Denkhaltung ist eine wichtige Fähigkeit diplomierter Pflegefachpersonen, um in komplexen Patientensituationen die richtigen Entscheidungen zu treffen (Feng et al., 2010). Eine kritische Denkhaltung zeichnete die Teilnehmenden beider Gruppen aus (RIAhoch, RIAtief). Nach anfänglicher Skepsis, ersten Berührungspunkten und mehreren erfolgreichen Schritten gelang es den Teilnehmenden der RIAhoch-Gruppe, eine proaktive Haltung einzunehmen. Nicht nur das erfolgreiche Umsetzen, sondern auch der aus dem Projekt ableitbare Nutzen bestärkte sie in ihrer Haltung. Sie sahen sich klar als Akteure bzw. Akteurinnen und dazu befähigt, Probleme im Rahmen ihrer eigenen Möglichkeiten systematisch und nachhaltig zu lösen. Im Gegensatz dazu verblieben die Teilnehmenden aus der RIA-Gruppe in einer eher reaktiven Haltung. Sie sahen keine tief ausreichenden Möglichkeiten, den Projektverlauf selbst nachhaltig beeinflussen zu können. Sie erwarteten eher, dass andere Personen das Geschehen für sie beeinflussten. Die fehlende Nachvollziehbarkeit positiver Projektergebnisse schien sie in ihrer reaktiven Haltung zu bestärken. Greifen die veränderten Prozesse nicht, wird eine nachhaltige Problemlösung umgangen (Spear, 2005). © 2017 Hogrefe
A. Inauen et al.: Faktoren der Skill-Grade-Mix-Optimierung 37
Das Fazit der Teilnehmenden liest sich als logische Schlussfolgerung ihrer Diskussionsbeiträge. Transparenz bezüglich des Projektziels, der Projektstruktur und des Verlaufs unterstützte die Teilnehmenden darin, die bestehenden Rahmenbedingungen zu nutzen, die sich im Projektverlauf bietenden Möglichkeiten zu ergreifen, den Gewinn aus dem Projekt zu erkennen und davon im Berufsalltag zu profitieren. Mangelnde Transparenz und als hinderlich wahrgenommene Rahmenbedingungen scheinen das Gegenteil zu bewirken. „Lean Healthcare“ soll Fachpersonen dazu befähigen, ihre Arbeitsprozesse patientenorientiert zu verbessern (Poksinska, 2010). Dieses Verständnis ist wichtig, damit „Lean Healthcare“ von den Beteiligten nicht als primäres Instrument zur Kostensenkung missverstanden wird, auch wenn verbesserte Patientenprozesse Kosten reduzieren können (Spear, 2005). Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig eine konsequente Transparenz, ein passender Kontext und eine aufgeschlossene Haltung der Beteiligten sind. Diese Faktoren sollten vor Projektbeginn sorgfältig geprüft werden, damit anfängliche Unsicherheiten im Projektverlauf überwunden und statt Einschränkungen die positiven Veränderungen fokussiert werden können. Eine Limitation dieser Studie besteht darin, dass in der Stichprobe die RIAhoch-Gruppe unterrepräsentiert war. Eine Rekrutierung der Teilnehmenden war nur in zwei statt wie ursprünglich vorgesehen in drei Abteilungen möglich. Mitarbeitende der Abteilungen mit einer eher durchschnittlichen Projektbewertung rekrutierten wir nicht, da wir nach Kontrasten suchten. In der Einladung zu den Fokusgruppeninterviews wurde die Auswahl der A bteilungen mit der jeweils eher kritischen oder positiven Einschätzung des Skill-Grade-Mix-Projekts auf Abteilungsebene begründet. Diese Offenlegung hat möglicherweise im Sinne eines Framings die Aussagen der Teilnehmenden in eine eher kritische oder eine eher positive Richtung beeinflusst. Um dem entgegenzuwirken, haben wir gezielt auch danach gefragt, was trotzdem gut, beziehungsweise nicht gut lief. Eine weitere Limitation besteht in der Auswahl der Teilnehmenden durch die jeweiligen Abteilungsleitungen, was ebenfalls zu einer Verzerrung geführt haben könnte. Dies könnte vor allem die Fokusgruppe B2 betreffen, welche nur aus vier Teilnehmenden bestand, die sich alle sehr positiv geäußert haben. Da sich deren Aussagen aber mit denjenigen aus Fokusgruppe B1 deckten, bewerten wir die Daten aus Fokusgruppe B2 als plausibel für die jeweiligen Abteilungen. Der generelle Eindruck der Autor(inn)en war, dass die Teilnehmenden in allen vier Fokusgruppen sehr offen miteinander diskutieren. Dadurch entwickelte sich eine günstige Gesprächsdynamik. Die Mehrzahl der Teilnehmenden hatte sich mithilfe des vorab versendeten Interviewleitfadens gut vorbereiten können. Einzelne berichteten, dass sie die Fragen bereits in ihrem Team diskutiert hatten. In den Fokusgruppeninterviews ging es primär um die Er gebnisse und Auswirkungen der Skill-Grade-Mix-Workshops, weniger um die Gestaltung der Workshops als solche. Die Einschätzung der Workshop-Qualität war kein Diskussionsthema, auch wenn sich diese bei den RIAhoch-
und RIAtief-Abteilungen deutlich unterschied (siehe Tabelle 1). Ein Grund dafür könnte sein, dass ihnen zwei Autor(inn)en aus einer Workshopsequenz bekannt waren und sie sich deshalb nicht offen dazu äußerten. Eine Stärke dieser Publikation besteht darin, dass sie neben positiven auch kritische Aspekte im Zusammenhang mit der Einführung eines auf „Lean Management“Prinzipien basierenden Projekts beleuchtet.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen Die Frage, ob die Teilnehmenden das Projekt weiter empfehlen würden, wurde mehrfach bejaht, wenn es gelang, aus den dabei gemachten Erfahrungen zu lernen. Umso mehr ist es uns ein Anliegen, hier die wichtigsten Erfahrungen und Schlussfolgerungen unserer Untersuchung zusammenzufassen. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten einen „roten Faden“ erkennen können, der von der Planung über die Durchführung bis zum Abschluss des Projekts reicht. Ein kritischer Punkt ist der Transfer des Projektinhalts von WorkshopTeilnehmenden zu Nicht-Teilnehmenden. In unseren Fokusgruppen betonten die Befragten, wie wichtig es ist, yy immer wieder über das Projekt zu sprechen, auch zu informellen Gelegenheiten, yy kleine Aufträge im Zusammenhang mit dem Projekt inhalt zu verteilen, yy beispielhaft voranzugehen, Mut zu beweisen und Neues auszuprobieren. Ein solches Projekt kann vor allem dann gelingen, wenn es sorgfältig aufgebaut und geplant ist. Dabei ist es unverzichtbar, die Passung für die einzelnen Zielgruppen vorab zu prüfen, den Prozess der Durchführung zu überwachen und den Beteiligten fortwährend zu kommunizieren. Die sorgfältige Passung zwischen Projektarchitektur und Kontext (Orga nisation, Team, Individuum) kann die Bereitschaft der Beteiligten, sich auf das Projekt einzulassen und sich nach Möglichkeit einzubringen, positiv beeinflussen. Ebenso bedeutsam ist es für die Beteiligten, wahrnehmen zu können, dass ihre Führungspersonen hinter dem Projekt stehen. Bezüglich der Begleitforschung zeigt diese Studie, dass qualitative Verfahren eine sinnvolle Ergänzung zur quantitativen Messung von Projektergebnissen sind, um Prozesse bei der Umsetzung zu beleuchten, die maßgeblich zu den Ergebnissen beitragen.
Förderung Der Progrès-Fonds der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (SUVA) unterstützte die Studie im Rahmen des Gesamtprojektes „Betriebliche Maßnahmen zur Verbesserung der Work-Life-Balance – eine Interventionsstudie“.
© 2017 Hogrefe Pflege (2017), 30 (1), 29–38
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Danksagung Wir danken den Diskussionsteilnehmenden für ihre Bereitschaft, sich Zeit zu nehmen und offen Auskunft zu geben.
Beitrag der einzelnen Autor(inn)en Entwicklung der Studienanlage: AI, HR Erstellung des Interviewleitfadens: AI, HR, AF Rekrutierung und Kontakt zu den Diskussionsteilnehmenden: AI Auswertung der Daten: AI, HR, AF Verfassen des Manuskripts: AI, HR, AF Kritische Kommentierung des Manuskriptentwurfes: RS, GB
Literatur Barandun Schäfer, U.; Hirsbrunner, T.; Jäger, S.; Näf, E.; Römmich, S.; Horlacher, K. (2011). Pflegeentwicklung der Solothurner Spitäler. Unterwegs zu klinisch orientierter Pflegeexpertise und Praxisentwicklung. Pflege, 24 (1), 7 – 14. Berkow, S.; Virkstis, K.; Stewart, J.; Aronson, S.; Donohue, M. (2011). Assessing individual frontline nurse critical thinking. The Journal of Nursing Administration, 41 (4), 168 – 171. Brauchli, R.; Inauen, A.; Fridrich, A.; Jenny, G. J.; Bauer, G. F. (2016). Begleitforschung: Resultate der Prozess- und Ergebnisevaluation. In: Spirig, R.; Meyer Hänel, P. (Eds.), Zuerst der Patient. Praxishandbuch Lean Hospital. Bern: Hogrefe. D'Andreamatteo, A.; Ianni, L.; Lega, F.; Sargiacomo, M. (2015). Lean in Healthcare: a comprehensive review. Health Policy, 119 (9), 1197 – 1209. Dahlgaard, K.; Stratmeyer, P. (2005). Patientenorientiertes Management der Versorgungsprozesse im Krankenhaus. Pflege & Gesellschaft, 10 (3), 142 – 150. Fässler, M.; Wild, V.; Clarinval, C.; Tschopp, A.; Fähnrich, J. A.; BillerAndorno, N. (2015). Impact of the DRG-based reimbursement system on patient care and professional practise: perspectives of Swiss hospital physicians. Swiss Med Wkly, 145. http://doi. org/10.4414/smw.2015.14080 Feng, R.-C.; Chen, M.-J.; Chen, M.-C.; Pai, Y.-C. (2010). Critical thinking competence and disposition of clinical nurses in a medical center. The Journal of Nursing Research, 18 (2), 77 – 87. Frey, D.; Gerkhardt, M.; Fischer, P. (2008). Erfolgsfaktoren und Stolpersteine bei Veränderungen. In: Fisch, R.; Müller, A.; Beck, D. (Eds.), Veränderungen in Organisationen (pp. 281 – 299). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Fridrich, A.; Jenny, G. J.; Bauer, G. F. (2015). The context, process and outcome evaluation model for organisational health interventions. BioMed Research International. http://doi.org/http:// dx.doi.org/10.1155/2015/414832 Hader, R. (2013). The only constant is change. Editorial. Nursing Management, 44 (5), 6. Holden, R. J.; Eriksson, A.; Andreasson, J.; Williamsson, A.; Dellve, L. (2015). Healthcare workers' perceptions of lean: a context-sensitive, mixed methods study in three Swedish hospitals. Applied Ergonomics, 47, 181 – 92. Höpflinger, F. (2014). Demografisch-gesellschaftliche Wandlungen und soziale Folgen. In: Becker, S.; Brandenburg, H. (Eds.), Lehrbuch Gerontologie (pp. 161 – 184). Bern: Huber. Jenny, G. J.; Brauchli, R.; Inauen, A.; Füllemann, D.; Fridrich, A.; Bauer, G. F. (2014). Process and outcome evaluation of an organizational-level stress management intervention in Switzerland. Health Promotion International, 1 – 13. doi: 10.1093/heapro/dat091 Pflege (2017), 30 (1), 29–38
A. Inauen et al.: Faktoren der Skill-Grade-Mix-Optimierung
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Dr. Alice Inauen Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention Abteilung Public & Organizational Health Universität Zürich Hirschengraben 84 8001 Zürich aliceinauen@gmx.net
Was war die größte Herausforderung bei Ihrer Studie? Es brauchte Überzeugungsarbeit, die Diskussionsteilnehmenden für eine Teilnahme zu motivieren und einen gemeinsamen Termin zu finden. Was wünschen Sie sich bezüglich der Thematik für die Zukunft? Weiterhin genügend Diskussionsteilnehmende, welche sich die Zeit nehmen offen Auskunft zu geben und Vorgesetzte, die das unterstützen. Was empfehlen Sie den LeserInnen zum Weiterlesen / Vertiefen? Spirig, R.; Meyer Hänel, P. (2016). Zuerst der Patient. Praxishandbuch Lean Hospital. Bern: Hogrefe.
Manuskripteingang: 18.01.2016 Manuskript angenommen: 05.06.2016 Veröffentlicht online: 04.11.2016
© 2017 Hogrefe
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Dissertation
Multikulturelle Teams in der Altenpflege Angliederung
Ergebnisse
Die Arbeit ist entstanden am Zentrum für Pflegeforschung und Beratung (ZePB) der Hochschule Bremen, Neustadtswall 30, 28199 Bremen in Kooperation mit dem Institut für Gerontologie (IfG) der Universität Vechta, Driverstr. 23, 49377 Vechta Die Autorin ist derzeit als Koordinatorin für die Bereiche Altenpflege / Gesundheitswesen bei der F + U RheinMain-Neckar gGmbH, Kurfürsten-Anlage 64 – 68 in 69115 Heidelberg beschäftigt. Veröffentlicht bei Springer VS 2016, ISBN 978 3 658 11509 8
Die Ergebnisse zeigen, dass die befragten Pflegekräfte die multikulturelle Zusammensetzung kaum bewusst wahrnehmen. Problematisiert werden vorrangig die steigenden Anforderungen im Arbeitsalltag. Dennoch werden Herausforderungen genannt, die sich auf das interkulturelle Setting zurückführen lassen. Das wichtigste Thema ist die als mangelhaft wahrgenommene Kommunikationsfähigkeit von sprachlich schwachen Mitarbeitern. Diese wird von den Befragten als teils unzureichend für die Gewährleistung des Informationsflusses im Team und mit Be wohnern thematisiert und kann sich somit negativ auf die Pflegequalität auswirken. Als Reaktion auf die Arbeitsanforderungen und die stark reglementierten Arbeitsabläufe scheinen die Diversitäten im Teamgeschehen ausgeblendet und Diskurse darüber werden vermieden. Das Teamgeschehen wird entkulturalisiert. Das bedeutet, dass scheinbar eine wenig dynamische (Organisations-)Kultur vorhanden ist, welche kaum andere Ströme zulässt. Zur Entkulturalisierung des Teamgeschehens werden zwei Strategien identifiziert, derer sich die Teams bedienen. Die Anpassungsstrategie wird insbesondere als Strategie der Teammitglieder mit Migrationshintergrund identifiziert. Von ihnen wird erwartet, dass sie sich den Gegebenheiten der Institution anpassen und ihre kulturellen Eigenheiten im Privaten lassen. Die Gleichbehandlungsstrategie wird als Strategie der einheimischen und alteingesessenen Pflegekräfte identifiziert. Das heißt, die Angepassten erfahren eine vermeintliche Gleichbehandlung und werden so Teil des Teams. Die Gleichbehandlungsstrategie kann auch als Machtinstrument fungieren, denn wer sich nicht anpasst, erfährt keine Gleichbehandlung und wird kein Teil des Teams. Die betroffenen Mitarbeiter werden aus dem Teamgeschehen exkludiert, die Zusammenarbeit erschwert und die Teams in ihrer Weiterentwicklung gehemmt.
Einleitung Aufgrund aktueller Entwicklungen des Berufsfelds Pflege, interkultureller Öffnungsprozesse und zunehmender Rekrutierung von Pflegefachkräften aus dem Ausland ist anzunehmen, dass der Anteil von Pflegenden mit Migrationshintergrund in Pflegeteams weiterhin zunehmen wird. Eine Literaturrecherche führt zu der Annahme, dass die multikulturelle Zusammensetzung Herausforderungen mit sich bringt, die das Teamgeschehen und die Qualität der Pflege beeinflussen können, und dass diese Herausforderungen im Management kaum thematisiert werden. Die Dissertation beschäftigt sich mit den Fragestellungen, wie Pflegende in multikulturellen Teams die Zusammenarbeit wahrnehmen und welchen Einfluss die kulturelle Pluralität auf das Teamgeschehen, die Zusammenarbeit und die Pflegequalität hat.
Methoden Es wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Auf Basis eines Convenience Samples wurden drei multikulturelle Pflegeteams in der stationären Altenpflege ausgewählt und daraus 34 Pflegende mit Leitfadeninterviews befragt. Das Material wurde transkribiert und nach der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse (Gläser & Laudel, 2009) ausgewertet.
Schlussfolgerungen Eine Kommunikationsfähigkeit der Teammitglieder, welche eine adäquate Kommunikation mit Bewohnern sowie im Team zulässt, ist unabdingbar, sowohl im Sinne der
© 2017 Hogrefe Pflege (2017), 30 (1), 39–40 DOI 10.1024/1012-5302/a000526
Dissertation
Maya Stagge
40 Dissertation
Pflegequalität als auch hinsichtlich der Partizipation aller am Teamgeschehen. Die multikulturelle Zusammensetzung betrifft alle Teammitglieder und bedarf der Sensibilisierung und Vorbereitung für das interkulturelle Setting. Eine Thematisierung der Diversitätsstrukturen und der daraus entstehenden Herausforderungen in den Teams, die durch die Entkulturalisierung bislang vermieden wird, kann dazu führen, dass den steigenden Anforderungen im Berufsfeld Altenpflege effektiver begegnet werden kann.
Dissertation
Literatur Gläser, J.; Laudel, G. (2009). Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse als Instrumente rekonstruierender Untersuchungen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Dr. Maya Stagge Am Eichbaumeck 41 64295 Darmstadt Deutschland maya.stagge@gmx.de
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Methodensplitter
Cognitive Debriefing Relevanz trotz verbreiteter Missachtung
Die Prinzipien zur wissenschaftlich akkuraten Praxis für die Übersetzungen und kulturelle Adaption von Instrumenten der International Society for Pharmacoeconomics and Outcome Research (ISPOR) sehen ein zehnstufiges Verfahren vor (Wild et al., 2005). Während die ersten Schritte zur Übersetzung meist transparent dokumentiert sind, fehlen zum siebten Schritt, der Überprüfung der konzeptuellen und semantischen Vergleichbarkeit von Originalversion und übersetzter Version mittels kognitiver Techniken, häufig Hinweise in Veröffentlichungen. Unklar bleibt, ob dieser Schritt als zu unwichtig zum Publizieren eingestuft oder tatsächlich im Übersetzungs- und Adaptionsprozess ausgelassen wird. Dabei trägt gerade er zur internationalen Vergleichbarkeit von Ergebnissen bei, geht es hierbei doch um die bedeutungsgleiche, sensitive Verwendung von Begrifflichkeiten und Konzepten in den unterschiedlichen Kulturen (Hoben et al., 2013; Wild et al., 2005). Ziel des Cognitive Debriefing ist es, das Wording, die Verständlichkeit, die Interpretation von Begriffen, Items und Antwortoptionen sowie die kulturelle Relevanz zu testen und die kognitiven Antwortprozesse der Zielpopulation zu verstehen (Wild et al., 2005). Dies setzt die Auseinandersetzung mit den Konstrukten des Instruments im vorherigen ISPOR-Schritt, dem Review der Rückübersetzung, voraus. Um mögliche Probleme der übersetzten Version zu erkennen, werden kognitive Interviews durchgeführt, die sich spezifischer Techniken bedienen: z. B. Nachfragen, Paraphrasieren oder die Technik des lauten Denkens. Um verschiedene kognitive Antwortprozesse erfassen zu können, sollten immer mehrere Techniken miteinander kombiniert werden (Willis, 2005). Die Empfehlungen zur Durchführung der kognitiven Interviews variieren: Standardisiertes versus offenes, lineares versus iteratives Vorgehen, aktives versus reaktives Nachfragen, Einzel- versus Fokusgruppeninterviews sind möglich und hängen von Aspekten wie Komplexität des Fragebogens, verfügbare Kompetenzen oder Ressourcen ab. Auch für die Dokumentation und Auswertung der Daten existieren bislang keine einheitlichen Empfehlungen. So werden bezogen auf die Analyse deduktive Vorgehen entsprechend einer zusammenfassenden Inhaltsanalyse ebenso vorgeschlagen, wie induktive oder kombinierte Ansätze (Hoben et al., 2014). Die Verantwortung des Übersetzerteam, im Vorfeld der Übersetzung das methodische Vorgehen zum Cognitive Debriefing zu konkretisieren und die Entscheidung transparent aufzuzeigen, sollte daher selbsterklä-
rend sein, nicht zuletzt, um auch in diesem ISPOR-Schritt den Anforderungen wissenschaftlichen Arbeitens gerecht zu werden.
Abgrenzung: Content Validity Index (CVI) Bisweilen wird in Veröffentlichungen die Bestimmung der Inhaltsvalidität mittels CVI als Cognitive Debriefing dargestellt. Die CVI-Bestimmung gilt jedoch als Teil der Rückübersetzung (vorheriger ISPOR-Schritts) (Wild et al., 2005). Experten beurteilen hierbei das Verständnis, die Eignung und Relevanz einzelner Items und des gesamten Instruments. Die Ergebnisse können das Cognitive Debriefing lenken, da potentiell unklare Konzepte und Items durch die Experten bereits identifiziert werden (Squires et al., 2013).
Literatur Hoben, M., Bar, M., Mahler, C., Berger, S., Squires, J. E., Estabrooks, C. A., et al. (2014). Linguistic validation of the Alberta Context Tool and two measures of research use, for German residential long term care. BMC Res Notes, 7, 67. Hoben, M., Mahler, C., Bar, M., Berger, S., Squires, J. E., Estabrooks, C. A., et al. (2013). German translation of the Alberta Context Tool and two measures of research use: methods, challenges and lessons learned. BMC Health Serv Res, 13, 478. Squires, A., Aiken, L. H., Van Den Heede, K., Sermeus, W., Bruyneel, L., Lindqvist, R., et al. (2013). A systematic survey instrument translation process for multi-country, comparative health workforce studies. Int J Nurs Stud, 50(2), 264 – 273. Wild, D., Grove, A., Martin, M., Eremenco, S., Mcelroy, S., Verjee-Lorenz, A., et al. (2005). Principles of Good Practice for the Translation and Cultural Adaptation Process for Patient-Reported Outcomes (PRO) Measures: report of the ISPOR Task Force for Translation and Cultural Adaptation. Value Health, 8(2), 94 – 104. Willis, G. B. (2005). Cognitive Interviewing. Thousand Oaks, CA: SAGE Publications, Inc. Dr. Claudia Mischke Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Am Mediapark 8 50670 Köln Deutschland clmischke@googlemail.com
© 2017 Hogrefe Pflege (2017), 30 (1), 41 DOI 10.1024/1012-5302/a000527
Methodensplitter
Claudia Mischke (Dr.)
Feldenkrais – Wissenschaft – Theorie Carl Ginsburg
Lernen durch Bewegung Eine andere Sicht auf die Verbindung von Körper und Geist nach Moshé Feldenkrais Unter Mitarbeit von Luci Schütte-Ginsburg. 2016. 264 S., 26 Abb., Kt € 29,95 / CHF 39.90 ISBN 978-3-456-85347-5 Auch als eBook erhältlich
Spannender Dialog zwischen Naturwissenschaft und „Abstrakter Erkenntnis und Selbsterforschung“ durch die Feldenkrais-Methode. Seit seiner Ausbildung bei Moshé Feldenkrais leitet der Autor selbst Feldenkrais-Ausbildungsprogramme. Als Summe seiner Erfahrungen wird in diesem Werk die der Feldenkrais-Methode zugrundeliegende Erforschung von Bewegung und Wahrnehmung nachvollziehbar vorgestellt und anhand von konkreten Fallstudien aus seiner jahrelangen Praxis erläutert.
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Dabei ermutigt er den Leser, sein Verständnis von Wissen und Erlerntem in Frage zu stellen und gibt ihm Übungen an die Hand, die einen spannenden anderen Blick auf das Selbst und die Welt ermöglichen. Ein „missing link“ zwischen wissenschaftlich gewonnener Erkenntnis und konkret erfahrbarem Wissen.
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In eigener Sache
Refereetätigkeit 2016 Wir danken den Referees, die im Jahr 2016 für unsere Zeitschrift Manuskripte begutachtet haben. Durch ihre Expertise und unentgeltliche Unterstützung haben die Manuskripte oft maßgeblich an Qualität in der Berichterstattung gewonnen. Gerne übermitteln wir an dieser Stelle auch
Dietmar Ausserhofer, Bozen / Bolzano Katrin Balzer, Lübeck Ursi Barandun-Schäfer, Basel Gabriele Bartoszek, Witten Sabine Bartholomeyczik, Witten Gudrun Bauer, Wien Almut Berg, Halle (Saale) Alexandra Bernhart-Just, Basel Helga Breimaier, Graz Corinne Brunner, Zürich Hanna Burkhalter, Zollikon Andreas Büscher, Osnabrück Eva Cignacco, Basel Ingrid Darmann-Fink, Bremen Stephen Dettmers, Kiel Manuela Eicher, Lausanne Inge Eberl, München Michael Ewers, Berlin Katharina Fierz, Basel Thomas Fischer, Dresden Steffen Fleischer, Halle (Saale) Irena Anna Frei, Basel Angela Gabele, Zürich Heidrun Gattinger, St. Gallen Constanze Giese, München Barbara Grädel-Messerli, Winterthur Jörg Haasenritter, Marburg Elisabeth Haslinger-Baumann, Wien Martina Hasseler, Hamburg Christian Heering, Basel
stellvertretend für die Autor(inn)en der begutachteten Manuskripte deren Rückmeldungen, die sich für die fundierten, kritisch begründeten, aber auch würdigenden und aufbauenden Reviews bedanken. Wir freuen uns auf eine weiterhin gute und konstruktive Zusammenarbeit.
Falk Hoffmann, Bremen Bernhard Holle, Witten Kathrin Horlacher, Olten Manfred Hülsken-Giesler, Vallendar Lorenz Imhof, Winterthur Patrick Jahn, Halle (Saale) Marie-Madlen Jeitziner, Bern Brigitte Jenull, Klagenfurt Susan Kean, Edinburgh Beatrix Kissling, Zürich Michael Kleinknecht-Dolf, Zürich Christina Kohlen, Koblenz Nina Kolbe, Witten Sascha Köpke, Lübeck Jan Kottner, Berlin Gero Langer, Halle (Saale) Anne-Dörte Latteck, Bielefeld Deborah Leuenberger, Bern Wilfried Laubach, Mainz Christiane Luderer, Halle (Saale) Franco Mantovan, Bruneck Herbert Mayer, Witten Claudia Mischke, Köln Ralph Möhler, Freiburg i. Br. Settimio Monteverde, Zürich Margrit Müller, Zürich Martin Müller, Rosenheim Nadja Nestler, Salzburg Nadine Janis Pohontsch, Hamburg Sebastian Probst, Genf
Franziska Rabenschlag, Zürich Karl Reif, Bochum Horst Rettke, Zürich Bernd Reuschenbach, Speyer Hans-Ulrich Rothen, Bern Susanne Saal, Halle (Saale) Iris L. Schaefer, Bern Bianca Schaffert-Witvliet, Baden Michael Schilder, Darmstadt Anna-Barbara Schlüer, Zürich Wilfried Schnepp, Witten Maria Schubert, Bern Natascha Schütz Hämmerli, Basel René Schwendimann, Basel Brigitte Seliner, Zürich Maya Shaha, Bern Michael Simon, Basel Sven Staender, Männedorf Gaby Stoffel, Zürich Liliane Stoffel, Bern Martina Stöver, Bremen Christian Surber, Basel Antje Tannen, Berlin Anne Taegtmeyer, Basel Anja Ulrich, Basel Andreas Weber, Halle (Saale) Klaus Wingenfeld, Bielefeld Matthias Zuendel, Bremen Franziska Zuniga, Basel
Erratum Pflege (2016), 29(6), 301 – 314 In der Pflege 6/2016 wurde beim Beitrag Erfahrungen von älteren Menschen und deren Familien mit einer Rund-um-die-Uhr Betreuung durch Care MigrantInnen von Heidi Petry et al. die Reihenfolge der AutorInnen nicht richtig wiedergegeben. Die korrekte Reihenfolge ist folgende: Heidi Petry, Rahel Naef, Jutta Dreizler, Peter Rüesch, Romy Mahrer-Imhof Den korrigierten Artikel finden Sie unter https://dx.doi.org/10.1024/1012-5302/a000515 © 2017 Hogrefe Pflege (2017), 30 (1), 43 DOI 10.1024/1012-5302/a000528
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Buchbesprechungen
Evers, Katharina Qualitätsanforderungen in der Pflege und Rechtsschutz der Pflegedienstleiter. Studien zum Sozialrecht 2016, Band 47. Kovac, Hamburg, 260 Seiten. € 96.80, CHF 105.99 (ISBN 978-3-8300-9150-9)
Christian M. Heidl RN; Diploma-Healthcare Management and Economics, MSc. PhD-Candidate Kuckucksweg 14, 90537 Feucht, Deutschland
Die Publikation von Katharina Evers „Qualitätsanforderungen in der Pflege und Rechtsschutz der Pflegedienstleister“ legt einen spannenden Überblick zur aktuellen Thematik Qualität in der Pflege (in Deutschland) dar. Katharina Evers hat sich mit diesem Werk an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Jahre 2014 promoviert. Die Publikation eignet sich sowohl für Studierende, Lehrende als auch für jede interessierte Person, die im Gesundheitswesen tätig ist. Die Veröffentlichung gliedert sich in fünf Teile. Der erste Teil setzt sich mit der Entwicklung und Rechtslage auseinander. In diesem Kapitel wird auf die Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995, auf das Pflegequalitätssicherungsgesetz (PQsG) vom 09.09.2001 sowie auf das Pflegeweiterentwicklungsgesetz vom 28.05.2008 eingegangen. Im zweiten Teil wird, subsumiert unter dem Begriff der Pflege, der Begriff der Qualität, dessen Bedeutung sowie deren Implementierung vorgestellt. Im dritten Teil spannt sich der Bogen von der Qualitätssicherung und ihrer Instrumente bis hin zu den Schnittstellen und Unterschieden. Als Grundlage dient das Sozialgesetzbuch V und XI. Der vierte Teil setzt sich mit V eröffentlichungen von Qualitätsergebnissen, betroffenen Grundrechten, Qualitätsberichten im Pflegesektor sowie der Problemstellung in der Form der Qualitätssicherung auseinander. Der fünfte Teil informiert über Rechtsschutzmöglichkeiten bezüglich Begrifflichkeit, Qualitätsveröffentlichungen, gerichtlichen Verfahren, Urteil des Bundesozialgerichtes (BSG) zu den Transparenzberichten, der Hängeschluss als Zwischenentscheidung sowie die Rechtswegeeröffnung zum Bundesverfassungsgericht. Im sechsten Teil des Buches wird auf die Änderungen der Pflege-Transparenzvereinigungen (PTVS) seit dem 01.01.2014 Bezug genommen, bevor im siebten Kapitel die Weiterentwicklungen zur Erfassung der Pflegequalität diskutiert werden. In diesem Abschnitt wird u. a. auf das Projekt „Entwicklung und Erprobung von Instrumenten zur Beurteilung der Ergebnisqualität in der stationären Altenhilfe“, auf das Konzept der „Bonato-Kommission“ und auf die Qualitätserfassungen in den USA, England und Österreich vergleichend eingegangen. Das abschließende achte Kapitel legt eine Schlussbetrachtung und einen Ausblick zugrunde. Das Werk listet die gesetzlichen Anpassungen chronologisch auf. Der Preis ist für die Veröffentlichung ist angemessen. Der Leser erhält einen fundierten Überblick bezüglich der Qualitätsanforderungen in der Pflege, als auch zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der Pflegedienstleiter.
Klemperer, David Sozialmedizin – Public Health – Gesundheitswissenschaften 2015, Hogrefe Bern, 3., überarbeitete Auflage. 384 Seiten, € 29.90 (ISBN 97-3456855509)
Pflege (2017), 30 (1), 44–45 DOI 10.1024/1012-5302/a000529
Die Publikation von David Klemperer „Sozialmedizin – Public Health – Gesundheitswissenschaften“ bietet eine spannende Übersicht bezüglich des breiten Themenfeldes der Gesundheitswissenschaften. Der Autor lehrt Gesundheitswissenschaften an der Technischen Hochschule in Regensburg. Das Buch hat sich mittlerweile in seiner 3. überarbeiteten Auflage als ein Standardwerk in den Gesundheitswissenschaften etabliert und vermittelt eine breite Wissensbasis, die praxisnah aufbereitet ist und als Lehrbuch für Studierende der Gesundheits- und Sozialberufe konzipiert wurde. Das Werk gliedert sich in sieben Kapitel. Das erste Kapitel legt die Grundlagen des Public Health zugrunde. Es wird der Begriff des Public Health definiert sowie deren Phasen, die von den sozialen Determinanten der Gesundheit, die internationalen und nationalen Strukturen von Public Health bis hin zu den Ursprüngen der Sozialmedizin und des Public Health in Deutschland reichen. Das zweite Kapitel informiert den Leser über Gesundheit und Krankheit und legt die Begrifflichkeiten zugrunde. Weiterführend werden u. a. Modelle der Medizin (das biomedizinische Modell, Risikofaktorenmodell), die Salutogenese, der Capabilities Approach, der Placeboeffekt und die internationale Klassifikation von Krankheiten (ICD) vorgestellt. Im dritten Kapitel wird auf Wissenschaftlichkeit und evidenzbasierte berufliche Praxis eingegangen. Hierbei rücken die Ursache-WirkungsBeziehung, u. a. über die Erfahrung und Intuition, die psychologischen Quellen von Bias sowie Shared Decision Making in den Fokus. Das vierte Kapitel geht auf die Definition der Epidemiologie ein und stellt Studientypen, wie randomisierte kontrollierte Studie, Kohortenstudie, FallKontroll-Studie etc. vor und setzt sich mit qualitativen Forschungsmethoden, der Gesundheitsberichterstattung etc. auseinander. Das fünfte Kapitel legt die Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention zugrunde. Im sechsten Kapitel der Publikation wird über die sozialen Ungleichheiten der Gesundheit, unter Aspekten wie sozioökonomischer Status, gesellschaftliche Gleichheit und Ungleichheit, Einkommensungleichheit sowie Public Health Strategien zur Minderung sozialer Ungleichheiten der Gesundheit, diskutiert. Im siebten und letzten Kapitel wer© 2017 Hogrefe
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den das Gesundheitssystem und die Gesundheitspolitik, u. a. die private und gesetzliche Krankenversicherung, die stationäre und ambulante medizinische Versorgung, die Arzneimittelversorgung, die Rehabilitation sowie die Qualität der Gesundheitsversorgung, beleuchtet. Der Preis ist für die Veröffentlichung angemessen. Der Leser erhält ein fundiertes Kompendium zu Sozialmedizin – Public Health – Gesundheitswissenschaften. Christian M. Heidl RN, Diploma-Healthcare Management and Economics, MSc. PhD-Candidate Kuckucksweg 14, 90537 Feucht, Deutschland
Drepper, Daniel Jeder pflegt allein – Wie es in deutschen Heimen wirklich zugeht 2016, Correctiv Verlag, Essen. € 20.00, 227 Seiten. (ISBN 9-783981-740011) Die Reportage von Daniel Drepper bietet einen vertieften Einblick in die Missstände und Ursachen in der Pflegearbeit. Er ist Mitbegründer des ersten gemeinnützigen Recherchezentrums namens correctiv.org in Deutschland, in welchem er zudem als Senior Reporter tätig ist. Diese Veröffentlichung richtet sich an Angehörige von Familienmitgliedern in Pflegeheimen, an Berufstätige im Pflegebereich, aber auch an diejenigen, die sich für das Pflegesystem und dessen Missstände interessieren. Nach einem kurzen Vorwort von Daniel Drepper liegt der Schwerpunkt des Buches vor allem auf zwei Undercover-Recherchen in Pflegeheimen und der persönlichen Geschichte von Herrn Jogerst-Ratzka auf dem Weg zur Gründung seines eigenen Pflegeheimes. Ergebnisse der Undercover-Recherchen sind unter anderem, dass aufgrund des Personalmangels meist nicht auf eine Einhaltung von medizinischen Verordnungen, z. B. Trinkprotokollen, geachtet werden kann und dass Pfleger zu wenig Zeit haben, um auf die individuellen Bedürfnisse der Heimbewohner einzugehen. Jogerst-Ratzka selbst war jahrelang im Pflegebereich tätig und begegnete dort immer wieder Missständen, die er abermals erfolglos zu beseitigen versuchte. So fasste er den Entschluss, sein eigenes Pflegeheim zu gründen, was
mit einigen Hürden und Problemen einherging. Es stellte sich heraus, dass sich gute Pflege nur mit gewaltigen Anstrengungen bewältigen lässt. Er selbst zahlte sich jahrelang nur ein bescheidenes Gehalt von 5000 € aus, obwohl er die komplette finanzielle Last trug. So konnte er sicherstellen, dass noch genügend Geld übrig blieb, um seine Angestellten angemessen vergüten zu können und den Heimbewohnern eine menschenwürdige Unterbringung anbieten zu können. Dieses Konzept ging auf, denn trotz finanzieller Schwierigkeiten konnte sich sein Pflegheim erfolgreich etablieren, sodass er mittlerweile ein weiteres gegründet hat. Das Ende des Buches umfasst zunächst einen Ratgeberteil mit wichtigen Informationen für Angehörige, zum Beispiel, in welchen Organisationen sie Hilfe bekommen, was genau eine Pflegeberatung umfasst, wie sie ein Heim auswählen und wie sie anhand einer 10-Punkte-Liste vorab ein schlechtes Heim identifizieren können. Im Anschluss daran werden für jedes Kapitel Quellenangaben aufgelistet, um die Beweiskraft und Glaubwürdigkeit der Reportage zu sichern. Zudem finden sich noch ein Schlusswort, eine Danksagung sowie Informationen zum Autor und zum Correctiv Verlag mit weiteren Buchempfehlungen. Allgemein lässt sich festhalten, dass mit guter Pflege kaum Rendite erwirtschaftet werden kann. Pflegeheime, die von Investoren betreut werden, können oft nur dann Gewinne erzielen, solange die Pflege- und Versorgungsqualität nur auf geringem Niveau erbracht wird, was zulasten der Pflegebedürftigen geschieht. Erste Schritte in die richtige Richtung sind zum einen der Abbau der Bürokratisierung, was den Pflegern mehr Zeit für die Bewohner ermöglicht, zum anderen ProtestBewegungen, wie beispielsweise Pflege am Boden. Der Preis ist für die Publikation angemessen, da der Leser nicht nur einen vertieften Einblick in die Missstände und Ursachen in der Pflege erhält, sondern zugleich auch Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt bekommt. Gerade für Angehörige ist der Ratgeberteil eine wertvolle Hilfe. Alisa Hemberger Studentin im Studiengang „Management im Gesundheitsund Sozialmarkt“ an der Wilhelm Löhe Hochschule Fürth, Riedstraße 39, 97225 Zellingen Deutschland
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Kongresskalender
Februar 2. Februar UPK Basel, Wilhelm Klein-Strasse 27, Ökonomiegebäude Plenum 2
Pflegesymposium 2017: Pflegeinterventionen in Gruppen Weitere Auskunft: http://upkbs.ch/veranstaltungen/Seiten/default. aspx?m=2&y=2017#632
21. Februar Aarau
Der andere Blick – Kulturelle Teilhabe von Menschen mit Demenz ermöglichen Auskunft und Anmeldung: Careum Weiterbildung Mühlemattstraße 42 5001 Aarau Tel. +41 (0)62 837 58 58 info@careum-weiterbildung.ch www.careum-weiterbildung.ch
März 2. – 3. März Universität Trier
Forschungswelten 2017: Innovationen in der Pflege(-forschung) Best of Fachelor – Best of Master Kontakt und weitere Informationen: www.forschungswelten.info Forschungswelten – Kongressbüro Raun 21 D-63667 Nidda www.hpsmedia.info/kontakt Tel. (+49) (0)6402 708 26 60
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3. März Inselspital, Universitätsspital Bern
Symposium für Gesundheitsberufe „BIG DATA im Gesundheitswesen – wohin geht die Reise?“ Informationen und Anmeldung: www.inselgruppe.ch/sym2017/ Kontakt: Insel Gruppe Michelle Barth Direktion Pflege/MTT 3010 Bern michelle.barth@insel.ch
4. – 5. März Inselspital Bern
Kongress für Gesundheitsberufe. Interprofessionalität – Realität oder Mythos? Kontakt: Frau Michelle Barth, Direktion Pflege (DPMMT) Freiburgstrasse 3010 Bern Tel. (+41) (0)31-632 97 95 Michelle.barth@insel.ch www.insel.ch
17. März Berlin
«Gesundheitskompetenz für alle – DAS kann Pflege leisten!» Tagung Patientenedukation 2017: Wie vermittele ich dem Patienten, was er tun muss, um gesund zu werden Information: Den Tagungsflyer gibt es unter http://www.uni-wh.de/uploads/media/Flyer_Kongress_ Gesundheitskompetenz_f%C3%BCr_alle_-_das_kann_ Pflege_leisten-1.pdf Private Universität Witten/Herdecke gGmbH Alfred-Herrhausen-Straße 50 D-58448 Witten
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Wenn Landschaften Menschen gut tun
Berndt Vogel
Grün für die Seele Menschen aufblühen lassen 2017. 224 S., 385 Fotos, Kt € 34,95 / CHF 45.50 ISBN 978-3-456-85687-2 Auch als eBook erhältlich
Wie sich grüne Innen- und Außenräume nutzen lassen, um die psychische Gesundheit von Menschen zu stabilisieren, Erholung und Recovery zu ermöglichen, Menschen zu aktivieren, Inklusion erlebbar zu machen und Kreativität und Fantasie zu entfalten, zeigt dieser opulent illustrierte und anschaulich gestaltete Bild- und Textband. Der Autor und Leiter der Garten- und Landschaftstherapie im St. Gallischen Kantonalen Psychiatrischen Dienst in Wil fasst darin seine Green-Care-Arbeiten zusammen und
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• zeigt die vielfältigen Gestaltungs- und Aktivierungsmöglichkeiten in Verbindung mit Gärten • beschreibt andere Möglichkeiten, um nach alternativen Wegen in der Bewältigung von Krisen und Krankheiten zu suchen • erleichtert Einsichten, welche Begegnungsmöglichkeiten Landschaften für Mensch, Tier und Pflanzen bieten • zeigt, wie Landschaften Anstöße zur Sinnsuche in Krisensituationen oder alltäglichen Lebenssituationen geben können und
bietet Erfahrungs- und Erlebnisräume im Grünen • gibt Anregungen, Tipps und weiterführende Adressen zum Aufblühen von Menschen.
Jahrgang 1 / Heft 1 / 2016
Die neue Fachzeitschrift Nullnummer / 2016
Schmerz- und Schmerzmanagement
Schmerz und Schmerzmanagement
Herausgeber André Ewers Irmela Gnass Nadja Nestler Nadine Schüßler Erika Sirsch
Die Fachzeitschrift thematisiert in verschiedenen Rubriken die Pflege und Versorgung von Menschen mit akuten und chronischen Schmerzen. Sie verbindet Theorie mit Praxis und beruft sich dabei auf die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Schmerz ist ein multidimensionales Phänomen. Es betrifft Menschen aller Altersstufen mit verschiedensten Erkrankungen. Neben den körperbezogenen Faktoren rücken zunehmend psychosoziale Faktoren wie die individuelle Biografie des Patienten und die Geschichte seines Schmerzerlebens in den Fokus der Schmerzexperten.
Schmerz und Schmerzmanagement trägt dem Rechnung und verknüpft die fachwissenschaftlichen Perspektiven von Pflegewissenschaft, Medizin, Psychologie und Pädagogik mit den Erkenntnissen der Pflegepraxis in unterschiedlichen Settings des Schmerzmanagements, ambulant wie stationär. Somit trägt Schmerz und Schmerzmanagement zur Stärkung der Rolle der Schmerzexperten in der Pflege und den Gesundheitsfachberufen bei und fördert die Entwicklung und den Ausbau der Kompetenzen im professionellen Umgang mit Schmerzpatienten und ihren Zu- und Angehörigen.
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