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Im Gespräch mit dem Vorstand

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IM GESPRÄCH MIT DEM VORSTAND

Herr Vorstandsvorsitzender Malik, 2019 stellte der Klimaschutz weltweit alle anderen Themen in den Schatten. War der Klimaschutz auch bei der Holding Graz vorrangig?

Wolfgang Malik: Ja, natürlich. Wir haben unsere Anstrengungen in diesem Bereich noch mehr verstärkt, haben gerade 2019 etliche tolle Projekte zum Abschluss oder auf Schiene gebracht. Wir haben zusammen mit der Stadt große Schritte beim „Lebensraum Mur“ gemacht, sorgen dafür, dass das Naturerlebnis in der Stadt noch mehr erlebbar wird. Mit all den Projekten im „Lebensraum Mur“ wird dieser Naturraum nicht nur aufgewertet, sondern sogar erweitert. Das Murkraftwerk, an welchem wir über die Energie Graz beteiligt sind, liefert seit Oktober sauberen Strom für rund 45.000 Menschen. Damit können bis zu 60.000 Tonnen an CO 2 eingespart werden.

Nicht nur an der Mur soll ja Naturraum für die GrazerInnen und Grazer besser zugänglich bzw. attraktiver gestaltet werden, oder?

Richtig. Mit dem Schöckl haben wir ein Freizeitparadies vor den Toren von Graz, das sehr gut besucht ist und bald an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Deswegen ist eine Aufwertung des Plabutsch für mich unumgänglich. Zusammen mit dem Thalersee werden wir ein zweites Freizeitparadies schaffen, die „Eingänge“ dazu sind umweltfreundlich mit den Öffis erreichbar. Die Vorarbeiten sind weit gediehen, wir werden diese nachhaltige und klimafreundliche Attraktivitätssteigerung des Stadtraumes bzw. unseres unmittelbaren Umlandes weiter zügig angehen.

Stichwort öffentlicher Verkehr: Auch da hat sich 2019 ja viel getan.

Sehr viel sogar. Wir haben die Leitung des Projekts move2zero übernommen. Wir arbeiten dabei an der schrittweisen Dekarbonisierung unserer Busflotte. Ziel ist, herauszufinden, welche neuen, emissionsfreien Antriebstechnologien beziehungsweise welcher Mix daraus die besten Ergebnisse zeitigt. 2019 haben wir Genehmigungsverfahren eingeleitet und Ausschreibungen vorbereitet. Und wir haben im Jahr 2019 E-Busse und erstmals einen Wasserstoffbus in Graz getestet. Auch im Bereich Straßenbahn haben wir – im wahrsten Sinne – viel auf Schiene gebracht. All das dient dem Klimaschutz. Nicht nur deswegen arbeiten wir sehr eng mit dem von der Stadt ins Leben gerufenen Klimafonds zusammen.

Frau Vorstandsdirektorin Muhr, in der Sparte „Mobilität und Freizeit“ ist 2019 viel Neues und Positives passiert, und Sie und Ihr Team haben einiges auf Schiene gebracht.

Barbara Muhr: Richtig. Die Kollegen und Kolleginnen des Gleisbaus haben die beiden Großbaustellen am Hauptplatz und Jakominiplatz im vorgegebenen Zeit- und Budgetplan abgewickelt. Parallel dazu läuft die Baustelle für die neuen Straßenbahnlinien Richtung Reininghaus bis dato ebenso reibungslos ab, der Ausbau der Strecke „Smart City“ startet im Frühling 2020. Nächste Herausforderungen sind die Innenstadtentflechtung und der zweigleisige Ausbau der Linien 1 und 5. Gerade das Entflechten der Straßenbahnlinien in der Innenstadt ist wesentlich für Graz und unsere Fahrgäste. Die neue Linie vom Jakominiplatz über die Neutorgasse und den Andreas-Hofer-Platz wird schlussendlich das Öffi-Nadelöhr Herrengasse entlasten.

Mehr Straßenbahnstrecken in Graz erfordern vermutlich auch mehr Fahrzeuge?

Die Zahl der Öffi-NutzerInnen steigt kontinuierlich. Die Konsequenz aus dieser äußerst positiven Entwicklung: Der ÖV und moderne Mobilitätsangebote in Graz werden weiter ausgebaut! Aktuell verfügen die Graz Linien in ihrem Fuhrpark über 85 Straßenbahnen. In der betrieblichen Frühspitze sind davon 70 im Einsatz. Ab 2023 sollen in der Frühspitze 80 unterwegs sein. Dafür benötigen die Graz Linien zunächst 15 neue Straßenbahnwagen und danach 30 zusätzliche. 2019 haben wir schon mit der Markterkundung begonnen und ein erstes Modell in Graz getestet.

Im Bereich Straßenbahn tut sich also wirklich viel. Gilt das auch fürs Busnetz?

Absolut. Das im Herbst gestartete Busnetz GrazWest mit der „Route 66“ bindet die stark wachsenden Stadtteile perfekt an die Innenstadt und andere Linien an. Für neue Fahrgäste erweitern wir den Fuhrpark und schaffen 14 neue Gelenkbusse an.

Die Graz Linien sind mit Projekten wie move2zero oder tim sehr innovativ unterwegs.

Mit move2zero arbeiten wir daran, die gesamte Linie 66 auf Wasserstoffbusse umzurüsten und eine Tankstelleninfrastruktur zu schaffen. Neben der Digitalisierung mit der GrazMobil-App möchte ich auch das Vorzeigeprojekt tim hervorheben. 2016 gestartet, hat tim schon mehr als 2.000 NutzerInnen. Linz hat 2019 seine ersten beiden tim-Standorte bekommen und künftig sind diese Mobilitätsknoten in den steirischen Regionen zu finden. Jeder tim bietet öffentliche Ladestationen und verbindet Fuß-, Rad- und Öffentlichen Verkehr mit Alternativen zum eigenen Auto wie Carsharing (elektrisch und konventionell), Mietwagen und teilweise Stellplätzen für e-Taxis. Die über tim angebotenen Autos können für Wochenendausflüge auch über den Großraum Graz hinaus genutzt werden. Kurz: Mit tim brauchen Sie kein eigenes Auto mehr.

Ein tim-Auto eignet sich auch für eine Fahrt

v. li.: Vorstandsdirektor Dr. Gert Heigl, Vorstandsdirektorin Mag. a Barbara Muhr, Vorstandsvorsitzender Dipl.-Ing. Wolfgang Malik

zum Schöckl oder in eines der Grazer Bäder. Dort war 2019 ja einiges los.

Der Schöckl ist eines der beliebtesten Ausflugsziele im Großraum Graz. Mit den Bädern, den Wellness-Oasen und der Gastronomie vom Hilmteich bis zum Schloßberg bieten wir ein umfangreiches Angebot für sanfte Naherholung in und um Graz. Dass die KundInnen diese Qualität schätzen, zeigen die Rekordzahlen im Jahr 2019. Wir haben in unseren Freizeiteinrichtungen erstmals mehr als 2 Millionen Besucher begrüßt und liegen somit 28 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt.

In Linz beginnt‘s, heißt es. In Graz müsste man, was die Sparte „Infrastruktur und Energie“ anbelangt, ja eher sagen, dass hier abgeschlossen wird, Herr Vorstandsdirektor Heigl.

Gert Heigl: Richtig, denn wir haben 2019 viele Projekte realisiert. Neben der Fertigstellung des Murkraftwerks haben wir den Ausbau und die Verdichtung des Fernwärmenetzes vorangetrieben und im Rahmen der Strategie „Wärmeversorgung Graz 2020/2030“ Optionen für das Bereitstellen von Wärme analysiert und entwickelt. Bei der geplanten Sanierung und Erweiterung der Kläranlage haben wir ebenfalls etliche Schritte in Richtung Baustart gemacht. Und natürlich war der Zentrale Speicherkanal eines der forderndsten Projekte im Jahr 2019. Der Baufortschritt ist beeindruckend, wir liegen voll im Plan.

Die Abfallwirtschaft entwickelt sich rasant. Welche Schritte setzt die Holding Graz hier?

Wir haben 2019 mit der Errichtung unterirdischer Müllsammelsysteme begonnen. Diese Unterflurcontainer bergen etliche Vorteile – der größte ist die Platzersparnis. 2019 haben wir erstmals eine Wohnanlage von Wohnen Graz und auch den Kaiser-Josef-Platz damit ausgestattet. Die Planungen für den neuen Ressourcenpark in der Sturz

gasse sind abgeschlossen, hier wird es in Zukunft auf mehr als 20.000 Quadratmetern noch mehr Möglichkeiten geben, Abfälle richtig zu trennen und umweltschonend zu entsorgen. Wir haben übrigens unsere Müllabfuhr-Lkws und die neuen Kanalspülfahrzeuge mit Abbiegeassistenten ausgestattet. Das ist ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrssicherheit. Im Digitalbereich haben wir 2019 die Gratis-App „Graz Abfall“ entwickelt, die einen Abfuhrkalender und ein Abfall-ABC bietet. Die Grazerinnen und Grazer können dabei einfach über eine Kalender- bzw. Erinnerungsfunktion alle Abfuhrzeiten erfahren – und bekommen Tipps zum Thema Mülltrennung.

Was waren 2019 die Schwerpunkte der großen

Sauberkeitsoffensive der Stadt Graz? Die VorsteherInnen der 17 Stadtbezirke haben seit 2019 ein eigenes Sauberkeitsbudget, das sie jederzeit abrufen können. Damit können wir gezielt, rasch und unbürokratisch vor Ort eingreifen und unser Stadtraumteam ist damit noch präsenter im Alltagsleben der Menschen als bisher. Unsere Maßnahmen für mehr Sauberkeit greifen längst, bei der letzten Sauberkeitsmessung konnten wir mit 7,5 einen Wert mit europäischem Top-Niveau erzielen. Das wird auch international beachtet – ein Höhepunkt 2019 war die Verleihung des internationalen Zertifikates für „Ausgezeichnete Stadtreinigung“ der Dekra Assurance GmbH. Absolut gut von der Bevölkerung angenommen werden auch alle anderen Aktivitäten zur Sauberkeitsoffensive: Unsere App „Schau auf Graz“ ist der wichtigste Kanal für die Sauberkeitsanliegen der Grazerinnen und Grazer. Zusätzliche Termine wie die Grünschnittaktion und die Sperrmüllsammlung stoßen auf hohe Resonanz. Smarte Papierkörbe, die Tätigkeit des OmPutzmannes und der Sofort-Eingreiftruppe – all das wird von der Bevölkerung sehr positiv wahrgenommen.

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