HOLE magazine issue 5

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issue #5

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ONE YEAR ANNIVERSARY


HOLE masthead

IMPRESSUM editor Jul ia n La idig Ge ns l e rs t ra ße 1 3a S t udio 2 0 3 1 3 0 5 5 B e rl in o f f ic e @ho l e - ma g a z i n e . co m

fashion editor Se b a s t i an Groß se b a st i an @h ole-mag az i n e.c om

international relations Alf on s o Pan t i s an o alf on s o@h ole-mag az i ne.com

editorial management M a rco Sc h en k m a rc o@h ole-mag az i n e.c om writers / proofreading M a rco Sc h en k A l fo n s o Pan t i s an o C h ri st op h U n g lau b e H e i k e Dors c h N o ra Wolf s las t Se b a s t i an Groß

translations Alf on s o Pan t i s an o Ch ri s t i an Dei mel Hei ke Dors c h M i h aela Ili c O li ver L es ky Tom Ku b i n

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index HOLE

the people behind fashion 4

editorial

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styling

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model

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photography

70

periodical

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hair & make-up

90

pre f a c e

al e xa nd ra ku sse ro w

marc u s zi e rke

t ho m a s ke ttne r

di e u ng l a u be ko l u m n e

sas ki a kra u se

photography

n ik o lau s G r 端 n w ald

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special

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fashion glossary (german)

120

photography

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fashion glossary (english)

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fashion design

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an n a w in t o u r the high priestess of fashion

j o h an n a k re u t z e r

ab d e l b ak ie r


HOLE editorial

VORWORT

PREFACE

„Die im Wachen träumen, haben Kenntnis von tausend Dingen, die jenen entgehen, die nur im Schlaf träumen.“ Der deutsche Maler und Graphiker Wols wusste genau wovon er sprach, als er diese Aussage traf. Wir alle werden von unseren Träumen getragen. Ohne einen Traum sind wir nicht lebendig. Und lebendige Träume sind das Rezept für unsere Erfüllung im Leben.

“Those who dream wide awake, have an insight in thousand things, which are missed by those, who only dream while asleep.” The German painter and illustrator Wols knew very well what he was talking about, when he made such statement. We are all carried by our dreams. Without a dream we are not alive. And lively dreams are the recipe for our fulfillment in life.

Als ich vor einem Jahr den Traum hatte, mein eigenes Magazin herauszubringen, da habe ich zum ersten Mal wirklich verstanden, dass Träume Wirklichkeit werden können. Mut und Entschlossenheit, Freude und Glück - das waren die Dinge, die mich Schritt für Schritt an meinen Traum näher gebracht haben.

A year ago, when I had the dream to publish my own magazine, I realized for the very first time, that dreams can become reality. Courage and determination, fun and luck - these are the things that, step by step, brought me closer to my dream. And that is exactly what this anniversary issue is all about - we celebrate our dreams!

Und genau darum geht es in dieser Jubiläumsausgabe - wir feiern unsere Träume!

The designer Abdel Bakier could only create such a sensational dress for us, just because of his dream. Saskia Krause had once the dream to become a scientist. Today she is a fascinating hair and make-up artist, though who deals with her craft the way she does, understands her dream job as a science.

Nur durch seinen Traum konnte der Designer Abdel Bakier ein solch sensationelles Kleid für uns kreieren. Saskia Krause hatte mal den Traum Wissenschaftlerin zu werden. Heute ist sie eine bezaubernde Haar und Make-Up-Artistin geworden, doch wer so wie sie mit ihrem Handwerk umgeht, der hat definitiv seinen Traumberuf zur Wissenschaft gemacht.

We have a few more surprises for you but I can already reveal one thing to you: Our anniversary issue shines and sparkles on every page. At the end, we are also celebrating Christmas.

Wir haben noch ein paar weitere Überraschungen für Euch, doch eins kann ich Euch schon verraten: 4


editorial HOLE

It is the perfect time to reflect about the last year and to express gratitude. I want to thank all the people that have believed in my dream and have supported my all the way. And thank you to all of you who have worked at the previous issues - my dream would have never become true without my team!

Unsere Jubiläumsausgabe glänzt und glitzert auf allen Seiten. Schließlich feiern wir ja auch Weihnachten. Es ist die perfekte Zeit, um über das vergangene Jahr nachzudenken und DANKE zu sagen. Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Menschen, die an meinem Traum geglaubt haben und mich unterstützt haben. Und danke an alle, die an den vergangenen Ausgaben mitgearbeitet haben - ohne mein Team, wäre mein Traum nie Wirklichkeit geworden!

I wish you all a wonderful Christmas and may all your dreams be fulfilled in 2012!

Ich wünsche Euch allen ein wundervolles Weihnachtsfest und mögen all Eure Träume in 2012 in Erfüllung gehen!

Julian Laidig

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infighting Photography: Julian Laidig Styling: Alexandra Kusserow Hair & Make-up: Philipp Koch Verheyen (nude agency) Models: Julia B. (Izaio Models) & Pelle, Remo (m4models)

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Page 6: Pelle Tuxedo, Shirt, Bow Tie, Cuff Links: Herr von Eden Head Guard: Stylist’s Own 8


Cylinder: Stylist’s Own Stole & Belt:Zara Tights:Topshop 9


Coat, Shirt & Pocket Square : Herr von Eden 10


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Page 12|13 Remo Shirt: Herr von Eden Bow Tie: H&M Julia Blazer: Zara Boxing Glows: Stylist’s Own 14


Boxing Glowes: Stylist’s Own Boxer Shorts:Schiesser 15


Briefs: Schiesser Head Guards: Stylist’s Own 16


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Blazer: Zara 21


styling alexandra kusserow

ALEXANDRA KUSSEROW INTERVIEW Kleidung ist für sie Ausdrucksform ihrer selbst, Leidenschaft – und mittlerweile auch ihr Beruf. Alexandra Kusserow hat an der staatlich anerkannten Hochschule AMD in Hamburg Modejournalismus und Medienkommunikation studiert, für Fashion-Stores PR gemacht und in Moderedaktionen (z.B. Bei MAXI) gearbeitet. Nebenbei betreibt sie ihr eigenes Blog www.lextraordinary.de, wo sie über ihre Projekte, aber auch über Modefotografie, Design, Kunst und Musik schreibt. Für HOLE hat sie das Styling für die Titelseite gemacht – und uns im Interview ein bisschen mehr von sich erzählt. HOLE: Hallo Alexandra, du hast Modejournalismus studiert. Wie und wo konntest Du erste Erfahrungen als Stylistin sammeln? Alexandra: Meine ersten Stylings, die professioneller waren, als meine Mitmenschen oder Kunden im Retail modisch beraten zu dürfen, machte ich für Modestrecken oder Kurzfilme innerhalb meines Studiums oder in Workshops. Dabei habe ich sowohl Erfahrungen als One-Woman-Show (ich in der Moderedaktion) gemacht, als auch die Erfahrung, die dem klassischen Alltag einer Moderedakteurin mehr ähnelt: Bereiche wie Fotografie, Postproduction, Booking, Locationscouting abzugeben und lediglich die Idee und die modische Auswahl zur Strecke zu liefern. Natürlich ist auch die One-Woman-Show eine Erfahrung wert, um zu wissen, wie die einzelnen Departments später zusammenarbeiten und um seine eigene Rolle im „Ganzen“ besser zu verstehen und damit auch besser im Team arbeiten zu können. Während und nach meinem Studium habe ich zusätzlich Lookbooks für Men- & Womenswear gestylt – eine klasse Schule ein Styling nicht kreativ, sondern nach Kundenwunsch umzusetzen.

For her, clothes are a means of expressing herself, a passion and in the meantime also her job. Alexandra Kusserow studied fashion journalism and media communications at AMD university in Hamburg, she did PR work for fashion retail and for fashion magazines (e.g. MAXI). She also blogs about her projects and about fashion photography, design, art and music www.lextraordinary.de She did the styling for the cover of HOLE – and told us a little about herself in the interview. HOLE: Hello Alexandra, you studied fashion journalism. How and where did you start as a stylist? Alexandra: I did my first stylings for fashion shootings or short films as part of my studies and in work shops, which was more professional than giving fashion advice to retail customers. I have experience as a one woman show ( I – fashion editing) as well as the typical procedures of a fashion editor, delegating photography, postproduction, booking, location scouting and only giving the idea and selecting the fashion pieces for the shooting. Of course the one woman show is an important experience for understanding how the different departments work together and in understanding one´s role as part of the team in order to be able to cooperate better. As a student and afterwards I styled look books for men and womenswear – a good training to meet the customer’s wishes instead of free work. The best experience was working in the fashion department for MAXI. I assisted experienced

Die weitreichendsten, umfassendsten Erfahrungen durfte ich wohl aber im Mode-Department der Maxi sammeln. Als Assistentin begleitete ich erfahrene Redakteurinnen auf Produktionsreisen oder bei Studioproduktionen – erst dabei merkt man, wieviel Arbeit hinter so einer Strecke steckt, über die viele Menschen in wenigen Sekunden bestenfalls mit „ja, ganz hübsch“ hinwegblättern. Du hast einen eigenen Blog. Erzähl uns davon! 22


alexandra kusserow

styling

editors traveling to productions or at studios – then you realize how much work goes into shootings and many people just leaf through the magazine taking a few seconds glancing at the pictures thinking: yes, quite nice.

Lextraordinary wurde vor ca. 1,5 Jahren gelauncht. Ich sehe Lextraordinary als Onlinemagazin, das vordergründig Modethemen liefert - allerdings mit einem „special dash lexa“ - quasi „Me, Myself & I“ gepaart mit Kulturphänomenen wie Mode, Fotografie, Kunst, Design und Musik. Das Hauptaugenmerk von Lextraordinary liegt wie der Name Lexa (mein Spitzname) + extraordinary (engl. außergewöhnlich) bereits vermuten lässt auf dem, was ich persönlich als spannend, außergewöhnlich, hervorhebenswert oder eben auch einfach nur umwerfend toll empfinde – das kann das Buch einer Freundin sein, dass endlich auf dem Markt erschienen ist, die neue Platte einer Band, die ich empfehlen möchte oder das neue Café in meiner Straße auf St. Pauli in Hamburg - alles ist für mich irgendwie Kunst“im weitesten Sinne und alles ist ein Teil meiner Welt – wie ich sie sehe und teilen möchte.

Tell us about your blog! Lextraordinary was launched one and a half years ago. I see Lextraordinary as an online magazine, which mainly covers fashion but with a „special dash lexa“ - like „Me, Myself & I“ combining culture phenomena as in fashion, photography, art, design and music. The emphasis of Lextraordinary is, as the name shows, Lexa (my nickname) + extraordinary, on what I personally find exciting, extraordinary, mentionable or even just incredible – that could be the book of a friend which finally is published, new music by a band that I feel commendable or the new Café on my street in Hamburg, St Pauli – everything is somehow art for me in the wider sense and everything is a part of my world – how I see my world and I want to share that.

Und was trägt Alexandra Kusserow am liebsten privat? Stimmungsabhängig. Kleidung ist für mich eine Ausdrucksform meines Ich’s. Das mag man jetzt oberflächlich finden, aber: ich habe oft Spaß daran auch äußerlich die Stimmung zu tragen, die ich in diesen Moment fühle. Folglich findet sich auf meinen Kleiderstangen tatsächlich alles - von einer ausgebeulten, verwaschenen Jogginghose, die mehr Jahre alt ist, als sie Euro gekostet hat, bis hin zum bunten Pailettenkleid. Letzteres trage ich aber auch mal zu einem Date mit meinem Fernseher allein auf der Couch – wenn meine Stimmung danach ist.

And what do you like wearing? It depends on the mood, clothes are a way to express myself. That might sound superficial now, but I often enjoy dressing up to match my emotions. Obviously my wardrobe is extensive and includes everything – ranging from an ancient, faded, worn-out pair of jogging pants to sequin dresses, which I wear, if in the mood, at home on my couch, watching TV. At the beginning of a career, do photographers and stylists help each other out? Or how do you come by work if you have not made big deals yet? Absolutely! Stylists, photographers, hair- & make-up-artists and models all need each other to show their art and talent! Till today I have the experience with „tests“, where all par-

Gilt unter Stylisten und Fotografen in der Anfangsphase die Regel „Eine Hand wäscht die andere!“? Oder wie kommt ich an gute Arbeitsproben, wenn ich noch keine großen Aufträge habe? Auf jeden Fall! Stylist, Fotograf, Hair- & Make-upArtist und Model: alle brauchen einander, um ihre 23


styling alexandra kusserow

ticipants are rewarded with pictures for their book. In addition you get new contacts, that are useable for future projects, you make recommendations or you are even recommended yourself, etc. The beginning is certainly a struggle though.

Kunst bzw. ihr Talent ausleben-, sowie anderen letztlich zeigen zu können! Ich habe und mache bis heute beste Erfahrungen mit „Tests“, bei denen alle Beteiligten mit Bildern für ihr Buch belohnt werden. Zusätzlich knüpft man auch immer wieder neue Kontakte, mit denen man vielleicht später wieder zusammen arbeitet, die man empfiehlt oder man wird sogar empfohlen etc. Sicher muss man sich den Einstieg in die Branche hart erkämpfen.

Can you live of your stylist job meanwhile? Ok: I am freelance stylist and fashion editor, meaning I cannot finance myself without fashion text nor do I want to work without texting because I would miss it. I hope to continue combining both jobs at equal standard. Yet you mentioned a very important thing. As an unknown stylist you merely assist the well known professionals and of course you do not earn much. On the other hand, assisting is the best school you can go through, to learn as much as possible and to establish contacts in that scene. Do it! My advice: a second job which does not interfere with your stylist hours. For me it is texting – anything, that might even bring you new contacts and helps you earning money.

Kannst du mittlerweile von deinem Stylistenjob leben? Also: ich bin freie Stylistin und Moderedakteurin, d.h. ohne Mode-Text kann und möchte ich mich bisher gar nicht selbst finanzieren, da mir dauerhaft ohne das Texten etwas fehlen würde. Ich hoffe einfach weiterhin beide Tätigkeiten miteinander vereinbaren zu können, ohne das ein Teil unter dem anderen leidet. Allerdings hast du da natürlich einen Punkt angesprochen, der sehr wichtig ist. Als angehender Stylist assistiert man am Anfang den Größeren der Branche und natürlich verdient man dabei noch nicht die große Kohle. Allerdings ist eine solche Assistenz die beste Schule die man haben kann, um möglichst viel zu lernen und natürlich auch Kontakte zu Branchenurgesteinen zu knüpfen, also: machen! Mein Tipp: Ein zweites Standbein, das die Arbeit als Stylist bzw. Styling-Assistent zeitlich nicht im Geringsten einschränkt. Bei mir ist es das Texten – jeder andere Bereich, der einem bestenfalls noch spannende neue Kontakte bringt, ist natürlich ebenso denkbar, um sein Einkommen aufzubessern.

What are the most important contacts in your job? Your network is as important as your talent. Especially in this line of work contacts are vital! Generally there are no important contacts – it depends on where you want to go with styling. Is it the commercial career or rather an artistic career? Personally, every new contact is an important contact and not because I immediately think of getting a new job project, but to exchange information on labels, new photographers, etc. to stay up to date and get inspiration and input and pass it on. The criticism of colleagues is very important for me,too.

Welche Kontakte sind die wichtigsten, wenn man in dieser Branche arbeiten möchte? Dein Netzwerk sollte neben Deinem Können an erster Stelle stehen. Gerade in dieser Branche geht ohne Kontakte gar nichts! Generell wichtige Kontakte gibt es nicht – das ist abhängig davon, wo man stylingtechnisch hin möchte. Ob ich kommerziell oder doch eher künstlerisch arbeiten

Where do you get your inspiration? Inspiration is everywhere – in so many corners of my life. Of course I look at many international magazines and the internet offers many 24


alexandra kusserow

styling

a platform that can suck you into a swamp of ideas, although I find inspiration best in more abstract and for others maybe trivial things: a melody, a look out the window, in people and faces on the street, in conversations with people who are my opposite – somehow I am like a sponge – many ideas go straight to the bin, what is left is filed away somewhere and with a bit of luck the file opens at the right point in time and – ping – idea!

möchte. Für mich persönlich ist jeder neue Kontakt wichtig, nicht, weil ich gleich im Hinterkopf habe, dadurch gleich ein neues Projekt an Land zu ziehen, sondern zum Austausch, um immer wieder bezüglich Labels, neuer Fotografen usw. up-todate zu bleiben und sich eben auch immer wieder Inspirationen und Input zu holen und gegenseitig zu geben. Auch die Kritik von Kollegen ist mir superwichtig. Wo holst du dir Inspirationen? Inspiration finde ich überall – in verdammt vielen Ecken meines Lebens. Natürlich schaue ich mir viele internationale Magazine an und auch das Internet liefert eine Vielzahl visueller Plattformen, die einen in einen regelrechten Ideenstrudel ziehen können, allerdings finde ich meine besten Inspirationen meist in viel abstrakteren, für manche trivialen Dingen: einer Melodie, beim Blick aus dem Fenster, in Menschen und Gesichtern auf der Straße, in Gesprächen mit Menschen, die ganz anders sind, als ich – ich sauge irgendwie alles wie ein Schwamm auf – vieles davon landet sofort auf einem Ideenscheiterhaufen, der Rest wird irgendwo einsortiert und mit Glück geht dann im passenden Moment genau jene Schublade auf und – PING – Idee!

Can you tell us of tips and tricks to make a good portfolio? Show very different fashion styles without losing your touch. I think it is a task for life to find your „touch“. I would love it, if someone leafs through an editorial without knowing it is my work and then thinks „ well that could be her work.“ - Photographers and journalists are recognized more often, but I am so romantic that I at least dream of having my own, authentic, unmistakeable style one day, even if I am the only one to notice. How does a stylist get the clothes for photo shootings? From PR-agencies, boutiques/shops that lend clothes to stylists and theatre props.

Kannst Du uns Tipps und Tricks verraten, die für ein gutes Portfolio wichtig sind? Unterschiedlichste Mode-Stile zeigen und dabei nicht seine eigene Handschrift verlieren. Ich denke, dass es eine Art Lebensaufgabe ist, diese „Handschrift“ zu finden. Das fände ich beispielsweise sehr schön, wenn jemand irgendwann mal durch ein Editorial blättert ohne zu wissen, dass ich es gestylt habe und dann denkt „Mh, das könnte von der sein..“ - Bei Fotografen oder Journalisten gibt es dieses Phänomen natürlich viel häufiger, aber ich bin so romantisch, dass ich mir das zumindest erträume, irgendwann auch als Stylistin einen eigenen, authentischen, unverkennbaren Stil zu haben und wenn nur ich den erkenne.

What equipment do you carry at all times? Metal clips, safety pins and pins in all sizes, tape, scissors, mini sewing kit, lint roller, shoe horn, plasters. If we head off to a location I take aspirin, tissues and disinfectant along in my bag, as well. What is the principle behind contracts with stylists? It generally depends on the magazine. As a rule: the editor of the magazine decides who the magazine is going to work with on what topic. It is harder to get in than to stay put – which requires a continuous good quality of your work, 25


styling alexandra kusserow

Wie gelangt ein Stylist an Kleider für Fotoshootings? Über PR-Agenturen, Boutiquen/Shops, die an Stylisten ausleihen und Theater-Fundi.

reliability, organization and the same visual language. The stylist has to work to meet the aesthetic ideas of the magazine and has to satisfy the target group as well as the editors with his job. Many magazines or editors have contacts to freelance photographers, stylists, hair and make up artists and bookers which they like to stick with – which is understandable since it is possible to have to travel together for 10 days in this job. It is better to not only get along at work but also after. You just have to know you speak the same visual language and can work together well under pressure to get the best possible results. It is an additional risk, if you try out different people in different teams with different stylists, there is no guarantee of the outcome...

Welches Equipment hast du immer dabei? Metallklammern, Sicherheitsnadeln und Stecknadeln in unterschiedlichsten Größen, Klebeband, Schere, Mini-Näh-Kit, Fusselbürste, Schuhanzieher, Pflaster. Wenn es zu einer Location geht, habe ich auch noch Aspirin, Taschentücher, Desinfektionsmittel in meiner Tasche. Nach welchem Prinzip werden Aufträge an Stylisten verteilt? Generell ist das von Magazin zu Magazin unterschiedlich. Was jedoch gleich ist: Beim Magazin entscheidet die betreffende Redakteurin bzw. die Modeleitung oder Chefredaktion mit wem sie für welches Thema arbeiten möchte. Das Reinkommen ist hierbei schwieriger als das drin bleiben - Gesetz dem Fall man leistet natürlich kontinuierlich gute Arbeit und ist verlässlich, organisiert und spricht – natürlich – dieselbe Bildsprache. Der Stylist muss nach der Ästhetik des Magazins arbeiten und ein Styling machen, dass die Zielgruppe, als auch die Redaktionsleitung anspricht. Viele Magazine bzw. Redakteure haben natürlich ihre freien Fotografen, Stylisten, Haar-/Make-upLeute, Booker mit denen sie immer wieder fest zusammenarbeiten – das kann man ihnen auch nicht wirklich übel nehmen, denn in diesem Job kann man auch mal 10 Tage zusammen auf Reisen sein. Da muss sich nicht nur bei der Arbeit verstehen, sondern auch privat ertragen. Man muss einfach wissen, dass man eine ähnliche Bildsprache spricht und miteinander unter Stress perfekt zusammenarbeitet, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Sich da immer wieder auf neue Teams bzw. neue Stylisten einlassen und nicht zu wissen, ob das Endergebnis letztlich so ist, wie erwartet, ist immer ein zusätzliches Risiko.

Is there a difference between stylists working for magazines and those working for individuals? The stylist of a VIP is more of a personal shopper and PR assistant. The image of a person is highly influenced by the clothing. As a stylist/ fashion editor it is the same, the stylist acts as the personal shopper of the reader or customer, who can be influenced. In your opinion what talent must a stylist have? I do not think there is one most important talent – as is often the case, it is a mix of different talents. I would say, you have to love aesthetics! You should have a good understanding of colors and shapes and knowledge of materials and their feel. You should be able to handle strangers, be open minded and communicative and not be afraid to get close to others. I had to touch places on strangers that were more intimate than a trip to the hair dresser´s. You can forget it, if you are no good at organizing, if you are not punctual and not stress re26


alexandra kusserow

Gibt es einen Unterschied zwischen Stylisten, die für Magazine arbeiten und solchen, die das Styling von Prominenten in die Hand nehmen? Der Stylist eines Prominenten agiert eher als Personal-Shopper und macht quasi auch ein bisschen PR. Durch Kleidung kann man viel am Image eines Menschen beeinflussen. Als Stylist/Moderedakteur ist man Personal-Shopper für den Leser bzw. macht auch hier, wie beim Styling eines Prominenten, Vorschläge an denen sich die Leser oder Kunden in Abhängigkeit der Ausprägung ihres eigenen StyleGens orientieren können – oder sich komplett auf Dich verlassen.

styling

sistant. Yes and a love of trends would be good – but I do not think much of the word trend, because what is trend now is not interesting for my work. Of course, I should know what is trend currently, but for the stylist and for the designer, the point is to set trends. Our cover shooting: what did you want to express? It is always important for me to chose outfits which go together perfectly or complement each other. And each piece – even if it is only an accessory like a kerchief – needs to make sense in the photo. On top of that it is important that the model has the perfect outfit for the role to play and that it goes with e.g. the hair color - so that the model does not look dressed up. Because that is what I do, I dress up people, force a role on them – but in the end this should look real and authentic, and in the best case should suggest a mood or even an emotion to the viewer.

Was ist deiner Meinung nach die wichtigste Begabung, die ein Stylist haben sollte? Das eine Wichtigste gibt es bei mir nicht – es kommt, wie so oft , auf die Mischung an Talenten an. Ich würde sagen, mann muss Ästhet sein! Dazu ein ausgeprägtes visuelles Verständnis für Farben und Formen haben und Wissen um Materialien und deren Haptiken. Man sollte gut mit fremden Menschen umgehen können, offen und kommunikativ sein und vor allem keine Berührungsängste haben. Ich war schon an Stellen von fremden Menschen, die intimer sind als ein Friseurbesuch. Ohne Organisationstalent, Pünktlichkeit, Stressresistenz und Verlässlichkeit geht gar nichts. Ja, und trendaffin wäre noch so eine Eigenschaft - doch von dem Wort Trends halte ich allgemein nicht viel, denn was bereits Trend ist, interessiert mich in meiner Arbeit nicht. Klar, sollte ich wissen was derzeit angesagt ist, aber bei dem Stylisten wie auch beim Designer geht es darum, Trends zu setzen bzw. zu kreieren.

I wanted to show cool glamour with the outfits of the female model: sexy, ,self determined, independent. The lady does not need a man at her side to know who she is and what effect she has on others, but she likes to play with two men who both woo her, she is not bored, because she does not know it otherwise. She is the star – always has been. For the male models it was important for me that they come across as glamourous, educated adults even though they play a primitive game. The fight between men can seem childish easily, boxing looks better than fighting each other without accessories. And especially a suit suggests a great deal of self confidence, style and manners.

Zu unserem Covershooting: Was wolltest du ausdrücken? Mir ist immer wichtig, dass die Outfits die ich aussuche, perfekt zueinander passen bzw. sich ergänzen und jedes Stück - und sei es nur ein

What can we expect from you in the future? Where are you headed? I am headed towards fashion, that is certain, 27


styling alexandra kusserow

but how many styling airports, print magazine ports, online stop overs or journalistic islands are on my way, I do not know. I take the adventure with a bit of luck and the right timing, I will sail towards new challenges and sometimes I will let myself float – I think that is my destination.

Accessoire wie ein Einstecktuch - einen Sinn im Bild erfüllt. Darüber hinaus ist es mir wichtig, dass das Outfit perfekt zur Rolle des jeweiligen Models passt und möglichst auch noch zu sekundär wichtigen Dingen wie z.B. der Haarfarbe – all das, damit das Model nie verkleidet aussieht. Denn das ist es was ich mache; streng genommen verkleide ich Menschen, zwänge sie in eine Rolle – doch diese Fiktion soll am Ende total echt und authentisch aussehen, beim Betrachter bestenfalls eine Stimmung oder gar ein Gefühl suggerieren. Mit den Outfits des weiblichen Models wollte ich einen unterkühlten Glamour zeigen: sexy, selbstbestimmt, unabhängig. Die Lady braucht keinen Mann an ihrer Seite, um zu wissen wer sie ist und wie sie wirkt, aber ihr gefällt das Spiel mit zwei Männern, die um sie buhlen mehr, als dass es sie langweilt, weil sie es gar nicht anders kennt. Sie ist der Star – immer gewesen. Bei den männlichen Modellen war mir wichtig, dass sie - obwohl sie auf relativ niederer Ebene miteinander kämpfen - glamourös, gebildet und erwachsen wirken. Dieses Kämpfen unter Männern kann schnell kindlich wirken, Boxen ist da schonmal ein wenig stilsicherer, als sich ohne Equipment eine runterzuhauen. Und insbesondere ein Anzug suggeriert ein hohes Maß an Selbstsicherheit, Stil und Etikette.

Translation by Heike Dorsch

Was können wir in der Zukunft von dir erwarten? Wohin geht die Reise? Meine Reise heißt „Fashion“, soviel ist sicher, aber wie viele Styling-Airports, Printmagazin-Häfen, Online-Zwischenstopps oder journalistische Inseln dieser Trip meines Lebens beinhalten soll, habe ich mir bisher nicht mal selbst verraten wollen. Mit Spannung, Glück und richtigem Timing Richtung neuer Herausforderungen segeln und dabei zwischendurch immer mal wieder dem Modewind das Ruder überlassen – ich glaube, das bin ich.

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Cover Fashion by Herr von Eden

alexandra kusserow w w w . l e x t r a o r d i n a r y . t u m b l r. c o m 29


marcus zier Photography: Julian Laidig Concept & Styling: Haniball Saliba (nude agency)

Postproduction black&white: Victor Wagner Hair & Make up: Saskia Krause (basics berlin)

Jeans: Levis Boxer Shorts: Hom 30


introducing

ke

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model


Sweater:Dsquared2 Trousers: Selected Home Boots: Wolverine 32


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Boxer Shorts: Zimmerli 34


Cardigan: Wrangler Boxer Shorts: Balls 35


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Sweater:Abercrombie & Fitch Trousers:Ralph Lauren 37


Boxer Shorts:Zimmerli 38


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Sweater: Paul and Joe Trousers: Incotex Red Cord Chino 40


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Underwear: Hom Longjohn: Fifth Avenue Shoe Repair 42


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model marcus zierke

Marcus Zierke Interview

height: 189 cm | shoes: 45 | chest: 102 | waist: 79 | hips: 96 eyes: green-grey | hair: light brown Eigentlich stellt man sich einen studierten Wirtschaftsingenieur anders vor. Doch Marcus Zierke sprengt nicht nur dieses Klischee. Der 26-Jährige aus Perleberg in Brandenburg wuchs an der Küste bei Schwerin auf, zog vor sechs Jahren nach Berlin. Und eigentlich suchte er nur einen Studentenjob. Was er fand, war eine erfolgreiche Karriere als Model. Sein Studium hat er im Oktober trotzdem abgeschlossen. Mit HOLE sprach er über sein „Men´s Health”-Shooting, Nacktaufnahmen und “Sex and the City”. HOLE: Deine letzten Monate verliefen beruflich extrem erfolgreich. Wie sieht ein Tag in deinem Leben aus? Marcus: Also, entweder sitze ich früh morgens in der Bahn und fahre zu einem Job oder ich reise am Abend vorher an, um mir den Stress zu ersparen. Gelegentlich fliege ich natürlich auch: zum Beispiel nach Finnland, wo ich im Moment öfter arbeite. Meist beginnt so ein Tag am Set relativ früh, so gegen 8.00/9.00 Uhr. Zuerst geht es in die Maske, danach zum Fitting, eine kurze Besprechung und dann geht‘s schon los. Sachen anziehen, Sachen ausziehen und immer versuchen sie bestmöglich zu verkaufen. Wie lange das Ganze dauert, hängt natürlich stark vom Kunden ab. Es kann schon einmal viele viele Stunden dauern, je nachdem wie viele Outfits ich präsentieren muss. Das wirklich Schöne an dem Job ist aber, dass ich Orte sehe, an die ich sonst nicht gekommen wäre, und ich dafür nicht bezahlen muss, sondern dafür bezahlt werde.

If you picture an engineer of economics, you would not think of Marcus Zierke. The 26-yearold grew up in the vicinity of Schwerin at the Baltic Sea and moved to Berlin 6 years ago looking for a student job. What he found was a successful career as a model. Nonetheless in October he graduated from University. With HOLE he talked about the „Men`s Health“ shooting, nude pictures and „Sex and the City“. HOLE: The last months were extremely successful in your career. A day in your life – what does it look like? Marcus: Either I take the train early in the morning to get to a job or I travel the night before to minimalise stress. From time to time I take a plane: for example to Finland, where I have been working often lately. A day at the set usually starts early, at around 8 or 9 am. First make up, then fitting, a short meeting and then dressing and undressing and always trying to do and look my best. It is up to the customer how long this takes. Depending on the number of outfits I need to present, it can take many hours. The truly good part about this job is; it takes me to places I would never have seen otherwise and I even get paid for going there, rather than having to finance it myself.

Hattest du schon einmal ein Nacktshooting? Ja klar! (grinst) Ich hatte schon mehrere seminude-Shootings. Das Letzte war mit dem bekannten Fotografen Rick Day aus New York. Das waren bis jetzt die besten Fotos dieser Art von mir, finde ich. Er hat echt einen guten Job gemacht.

Did you ever have a shooting in the nude? Of course (smiles). I had a few semi nude shoot-

Welchen Modeljob würdest du konsequent ablehnen? 46


marcus zierke

model

ings. The last one with the well known photographer Rick Day from New York. I think these turned out to be the best photos of me. He really did a great job.

Na, Fotos mit meinem Geschlechtsteil drauf! (lacht) Das würde ich wirklich nicht machen, mich ganz entblößen. Da fehlt dem Betrachter am Ende die Fantasie. Aber jeder Mensch ist käuflich, ich weiß nicht... Nein eher nicht! Und was ich wirklich nie machen würde, wäre Zigarettenwerbung. Ich bin strikter Nichtraucher.

As a model, which jobs would you decline? Well, photos showing my private parts (laughs). I certainly would not strip completely. It does not leave any room for the imagination of the viewer. But everyone has a price . . . yet, no, I would rather not! And I would never work for the tobacco industry since I am a convinced non smoker.

Du sammelst zusammen mit den Helios-Kliniken Geld für die Kinderkrebshilfe. Wie kam es dazu? Natürlich sammele ich nicht allein, sondern mit dem großartigem Team der „pure product GmbH“, zu denen ich vor kurzem gestoßen bin. Ich habe einen speziellen persönlichen Hintergrund: die Mutter meiner Exfreundin ist sehr früh an Krebs verstorben. Ich kenne den Chef der Helioskliniken, Silvio Rahr, persönlich und wir haben im Team über das Thema Hilfe für krebskranke Kinder gesprochen. Alle waren von der Idee, etwas Gutes zu tun, sofort begeistert. Das erste Event gab es bereits in Wien. Es war zwar nur klein, aber sehr hochklassig. Weitere werden folgen.

Together with the Helios hospitals you are raising money for a children’s cancer help project. How did you come by this? I am not the only one raising money, but am part of a great team, the „pure product GmbH“ which I came across recently. Also I am personally motivated: the mother of my ex girlfriend died of cancer at a very young age. I know the manager of Helios hospitals, Silvio Rahr, personally and in the team we talked about helping children with cancer. Everybody was enthusiastic about the idea of helping others. The first event took place in Vienna. It was a very small but classy event. More will follow.

Was hättest du gemacht, wenn der Durchbruch als Model ausgeblieben wäre? Meine Intention als ich damals angefangen habe, war, dass ich einen Studentenjob brauchte. Und da ich mir mein Leben selbst immer gern einfach gestalte, habe ich mich einfach bei mehreren Agenturen beworben. Gleichzeitig lernte ich einen Fotografen aus Hamburg kennen. So kam eins zum anderen - und mein Talent brachte mich dann zum „besten Nebenjob“ den ich je haben könnte. Gerade als Student ist das ein Traum. Ich nahm dadurch vielleicht ein paar Vorlesungen nicht wahr, aber ich habe nie eine Prüfung verpasst. Und wann immer es eine wichtige Prüfung gab, habe ich mich von meiner Modelagentur aus der

What would you have done if you had not succeeded in the model business? When I started working in this business, my intention was to finance my studies. And because I like the simple life I simultaneously applied at different agencies. At the same time I met a photographer from Hamburg. So one thing lead to another and my talent lead me to the best student job which I could have ever had. It is a dream come true, especially when you are a 47


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student. Maybe I missed a few lectures but never an exam. And if important exams lay ahead I would ask my agency for time off, so I would have the time to study. Not in the last months of my coursework though, while writing my final papers for the diploma, I had a job in New York, where I had to be present four times altogether, that was stressful. I practically wrote that paper in a hotel room in Milwaukee. But I passed everything – for me that was the most important thing!

Kartei nehmen lassen. So hatte ich keine Jobs und den Kopf frei. Außer in den letzten Monaten: Während meiner Diplomarbeit wurde es stressig! Ich hatte ausnahmsweise einen Job in New York und war viermal vor Ort. Und das für längere Zeit. Ich habe praktisch meine Diplomarbeit auf dem Hotelzimmer in Milwaukee geschrieben. Aber alles geschafft - das war mir das Wichtigste! Wie schwierig ist es, als Model in den USA zu arbeiten? Wenn man eine gute Agentur hat, die hinter einem steht, ist das kein Problem. Ich bin gerade wieder dabei mich zu bewerben und meine Agentur hilft mir. Ohne sie wäre es wohl nicht möglich. Ich brauche viele Empfehlungen von Stylisten, Fotografen und so weiter... Für den Bereich Mode brauche ich mindestens zwei von jedem! Für mich allein kaum machbar, aber eine gute Agentur kümmert sich eigentlich um alles und berechnet dafür nichts.

How hard is it to be a model in the USA? It is no problem if you have a good agency behind you. Currently I am in the application process and my agency is helping me. Without the agency it would be impossible. I need a lot of recommendations from stylists, photographers, etc... For fashion I need at least two recommendations from everyone. Impossible for me to do by myself but a good agency takes care of everything at no extra charge.

Du dürftest nicht zuletzt durch deinen Kurzauftritt in “Sex and the City 2” international bekannt geworden sein. Welche Vorteile bringt so ein Filmjob? Auf jeden Fall ganz neue Erfahrungen. Ich lernte ein Hollywood Set kennen, das war schon nett, aber wesentlich unspektakulärer, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich verbrachte den halben Tag mit Warten! Am Ende blieben nicht mal 60 Sekunden meiner Rolle übrig. Und das bei 12 Stunden Drehtag.

Last but not least, your appearance in „Sex and the City 2“ made you known internationally. What advantages are there in a film job? It certainly is a new experience. I got to be at a set in Hollywood, which was something, although not nearly as spectacular as I thought. I spent half a day waiting. In the end my role lasted under 60 seconds and that was the outcome of a twelve hour day. But I met the four girls and that was great. What special memory do you have of that? Definitely Sarah Jessica Parker! A very charismatic and intelligent woman. In the shuttle on our way from the set I talked to her about the German anniversary „ 20 years after the fall of the wall“. She knows her history, has a broad

Aber dafür durfte ich die vier Mädels kennenlernen, und das war ein tolles Erlebnis. Was blieb dir besonders in Erinnerung? Definitiv Sarah Jessica Parker! Eine unglaublich charismatische und hochintelligente Frau. Auf 48


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knowledge of politics and related topics that were even new to me. She explained to me that Berlin is one of her favorite cities and she knew a great deal about Berlin which left me impressed. The next day at the airport she came back to the topic of the German anniversary. She had watched CNN all night and we talked about the festivities at the Brandenburg Gate. The woman is incredible.

dem Rückweg mit dem Busshuttle vom Dreh habe ich mich mit ihr über unser deutsches Jubiläum „20 Jahre Mauerfall“ unterhalten. Sie war echt fit in Geschichte, hatte unglaubliche Kenntnisse über Politik und Zusammenhänge, die selbst mir fehlten. Sie erklärte mir, dass Berlin für sie eine ihrer Lieblingsstädte sei. Sie wusste so unglaublich viel über meine neue Wahlheimat. Das hat mich schwer beeindruckt. Am nächsten Tag hat sie mich am Flughafen noch einmal auf die Jahresfeier angesprochen. Sie hatte den ganzen Abend CNN geschaut und wir tauschten uns über die Feierlichkeiten am Brandenburger Tor aus. Diese Frau ist der Wahnsinn!

In September 2010 you were the cover model of German Men`s Health. How did you get this dream job? That is a funny story! There are two or three things I always wanted to do. I always wanted to be the Otto catalogue man, advertise Nivea and be on the cover of Men`s Health. At 16 I subscribed to the magazine, at 20 I applied for „reader on the cover“. At that time I had just begun modeling. It did not take long and I had a call from an editor stating that I was in the next round. I was overjoyed. My dream was close to coming true! Then she asked: are you actually a model? I told her that I was at the beginning of that career. And suddenly she explained: „Then I am sorry to say, we cannot take you. The contest is only for non professionals.“ In January 2010 the request came through my agency. Luck? Never mind, after all I got to be on the cover. I am still working on Nivea and Otto (laughs).

Im September 2010 ziertest du das Cover der deutschen Men’s Health. Wie kamst du zu diesem Traumjob? Das ist auch eine witzige Geschichte! Es gibt zwei, drei Dinge, die ich immer machen wollte. Ich wollte immer der OTTO-Katalog-Mann sein, Werbung für Nivea machen und auf das Cover der Mens Health. Mit 16 hatte ich ein Abo der Zeitschrift, mit 20 habe ich mich für das „Leser auf dem Cover“Shooting beworben. Damals hatte ich gerade mit dem Modeln begonnen. Bald darauf rief mich eine Redakteurin der Zeitschrift an und sagte mir, dass ich eine Runde weiter sei. Ich freute mich riesig. Mein Traum in greifbarer Nähe! Dann fragte sie mich: Bist Du eigentlich Model? Ich erzählte ihr, dass ich gerade damit angefange. Und plötzlich erklärte sie mir: „Dann bist du leider raus! An diesem Contest dürfen nur Männer teilnehmen, die keine professionellen Models sind!“ Im Januar 2010, fragte man mich dann über meine Modelagentur an. Glücklicher Zufall? Egal, letzlich kam ich doch noch aufs Cover. An Nivea und OTTO arbeite ich noch. (lacht)

Who would you like to do a shooting with? Good question. I do not really know. Photographers I find impressive are for instance Mario Testino and Bruce Webber. When it comes to colleagues it is easier: I think Andres Valencoso is cool. He is said to be pleasant. With women, definitely Giselle Bündchen! I am no fan of flat chests nor of women who are merely skin and 50


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Mit wem würdest du gern einmal shooten? Das ist eine gute Frage. Ich kenne mich nicht so gut aus. Fotografen die mich beeindrucken sind beispielsweise Mario Testino und Bruce Webber. Bei Modelkollegen tue ich mich leichter: Ich finde Andres Velencoso ziemlich cool. Er soll ein ganz angenehmer Typ sein. Und bei den Frauen definitiv Giselle Bündchen! Ich mag es nicht, wenn man überhaupt keine Brüste mehr sieht, und die Frau nur noch aus Haut und Knochen besteht. Wenn du mich nach einer Schauspielerin gefragt hättest, hätte ich Eva Mendes gesagt. (grinst)

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bones. If you had asked me for a film star I would have said Eva Mendes (smiles). What clothes do you like to wear? My absolute favorite is Drykorn. I think it is the only label to make better clothes for men than women. I am very critical and I truly ask myself: Why do fashion labels not succeed in designing something good for men. Sometimes I am shocked what is sold in the name of fashion. Especially when it comes to totally exaggerated clothes, terrible! I simply like it classical, relaxed but elegant, chic. Fashionable clothes you can wear for different events and with Drykorn I am always dressed for the occasion.

Welche Klamotten trägst du privat? Meine Favoriten-Modemarke ist mit großem Abstand DRYKORN. Ich finde, dass ist das einzige Label, das für Männer bessere Klamotten macht, als für Frauen. Ich bin echt kritisch und frage mich ernsthaft: Warum schaffen es Modelabels nicht, etwas Ordentliches für Männer zu designen? Teilweise, bin ich echt geschockt, was mir als Mode verkauft wird. Vor allem so übertriebende Geschichten, ganz schlimm! Ich mag’s einfach klassisch, sportlich elegant, schick. Mode die man zu vielen Anlässen anziehen kann und mit DRYKORN sieht man einfach immer gut aus.

That nearly sounds as if you are promoting them... Yes, that sounds like it, does’t it? Yet nobody is paying me. But maybe they would like to book me sometime? Most people do not know that you are dragon boat world-champion, twice actually. That is right and thrice junior champion! And European champion! I am no professional, after all it is no olympic discipline. But next year I want to take part in the European championships in the United Kingdom. I always wanted to do water sports. Outdoors. If you look at paddling closely, at the the movements altogether, the athleticism – it is a sport that trains your whole body. Many who practice this now come from professional canoeing. I on the other hand started with this sport. My hometown Schwerin hosts the largest dragon boat festival in Europe. Thank God for the olympic training venue in Berlin-Grünau: rowing, canoeing, sailing and dragon boating. This is where I go for training.

Das klingt ja schon fast, als ob du Werbung dafür machst... Ja oder? Nur habe ich ja nichts davon. Aber vielleicht möchten die Damen und Herren mich ja mal als Model buchen? Was die meisten nicht wissen, du bist zweifacher Weltmeister im Drachenbootfahren. Richtig, und dreifacher Juniorenweltmeister! Und Europameister! Ich mache es ja nicht professionell, schließlich ist es keine olympische Sportart. Aber ich habe mir vorgenommen, nächstes Jahr wieder die Europameisterschaft in England 51


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zu fahren. Ich wollte immer eine Sportart auf dem Wasser machen. An der frischen Luft. Wenn man sich das Paddeln einmal anschaut, die gesamte Bewegung, die Athletik - ist es eine Sportart, die wirklich auf den gesamten Körper einwirkt. Viele kommen vom Leistungssport Kanufahren zum Drachenboot. Ich wiederum habe direkt damit angefangen. In meiner Heimat Schwerin findet das größte Drachenbootfest Europas statt. In Berlin-Grünau ist Gott sei Dank ein Olympiastützpunkt: Rudern, Kanu, Segeln und Drachenbootfahren! Da trainiere ich immer fleißig.

Does that mean you do a lot of sports? It always depends. Last week I did sports every day safe Sunday. But that was an exception, because I had a job to do. Otherwise I try to do sports four times a week. What other hidden talents do you have? If I told you they would be out in the open and you cannot call them hidden any more. You have been living in Berlin for a few years. What do you like about this city? Actually what brought me here was a mix between Mom`s well meant advice and wanting to experience life in a real city. When it came to deciding on where my studies would take me, I had the choice between Berlin, Hamburg, Dresden, Stralsund and Dortmund. If I let my heart decide it would have been Stralsund, being so close to home. But the longer I thought about it the more I liked Berlin, nothing but Berlin. And after three months in the city I knew I had made the right decision. For me, it is the coolest city in the world.

Das heißt, du machst viel Sport? Es kommt immer darauf an. Letzte Woche bis auf Samstag jeden Tag Sport gemacht. Aber das war eine Ausnahme, weil ich einen Job hatte. Ansonsten versuche ich aber, mindestens vier mal pro Woche zum Sport zu gehen. Welche anderen geheimen Talente hast du? Wenn ich dir das verraten würde, dann wären sie ja nicht mehr geheim. Du lebst jetzt seit einigen Jahren in Berlin. Was liebst du an dieser Stadt? Tatsächlich war es ein Mix aus Mamas gut gemeintem Rat und einmal Großstadtluft schnuppern wollen. Als ich mich für eine Stadt entscheiden musste, in der ich studieren wollte, hatte ich nur Berlin, Hamburg, Dresden, Stralsund und Dortmund zur Auswahl. Wenn es nach meinem Heimatgefühl gegangen wäre, hätte ich mich natürlich für Stralsund entschieden. Aber als ich länger darüber nachdachte, kam nur noch Berlin für mich infrage. Und nach spätestens drei Monaten in dieser Stadt, war klar, es war die einzig richtige Entscheidung. Für mich ist das die coolste Stadt der Welt!

With the coolest women in the world? What type of woman do you prefer? I do not have a certain type. Seriously, it is not the looks. Even if many now think, what a cliché! But when I look back: tall, short, blond, brown … that is not one type. You have worked a lot, now together with Hole. How do you like our magazine? Before the booking, I did inform myself. I think it is a great platform for young talents. It is done very well. And what I really like is, that it is not another boring blog but a magazine that you can leaf through. And that online and everywhere. I 52


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might not be the youngest talent but I am happy to be part of your anniversary issue. And the pictures turned out fantastic!

Mit den coolsten Frauen der Welt? Wie sieht deine Traumfrau aus? Da bin ich überhaupt nicht festgelegt. Wenn ich ehrlich bin, mache ich das nicht am Äußeren fest. Auch wenn viele Leute jetzt denken, was für ein Klischee! Aber wenn ich zurückschaue: Groß, klein, blond, brünett … da war schon alles dabei.

Because you are not only a model but you also work with pure product GmbH for the beauty drink OCÓO. Tell us more … The whole thing started with friends I met through modeling. About a year ago we met again at an event in Berlin, when the drink was so to say concocted. I was enthusiastic first off and thought: Yes that is exactly what I am interested in! I just did not feel like an office job and OCÓO was fresh, new and I liked the concept. Today I sell the drink worldwide. Everything concerning the drink can be found on our homepage.

Du hast schon so viel gemacht, jetzt HOLE. Was denkst du über unser Magazin? Bevor ich angefragt wurde, habe ich mich natürlich über euer Magazin informiert. Ich finde es ist eine ganz tolle Plattform, die ihr jungen Talenten dort bietet. Es ist richtig gut gemacht. Und was mich besonders begeistert, ist, dass es nicht ein neuer langweiliger Blog ist, sondern ein Magazin, dass man durchblättern kann. Und das online und überall. Ich bin zwar nicht mehr das ganz junge Talent, aber ich freue mich, dass ich für eure Geburtstagsausgabe dabei sein darf. Und die Bilder sind doch wirklich toll geworden!

That means you are not going to stick to modeling? To tell you the truth it was good while I was a student. But I guess there are other possibilities for me to lead a good life. If you ask Mom, I stopped modeling four weeks ago (laughs). But I cannot really tell yet. For example, four years ago I would not have thought to ever work in the „soft“ drink business. And what am I to know what is to be four or five years from now?

Denn du bist nicht nur Model, sondern arbeitest auch bei der pure product GmbH für den Beautydrink OCÓO. Erzähl uns davon... Das ganze passierte durch Freunde, die ich durchs Modeln kennen gelernt habe. Vor ungefähr einem Jahr habe ich sie auf einem Event in Berlin wiedergetroffen, als der Drink quasi fertig war. Ich war sofort begeistert und dachte: Ja, das ist genau das, was mich interessiert! Ich hatte einfach keinen Bock auf einen Bürojob und OCÓO war frisch, neu und sprach mich mit seinem Konzept sofort an! Heute bin ich internationaler Verkäufer des Getränks. Alles weitere zum Getränk, kann man aber auch auf unserer Homepage nachlesen.

Then tell us something about your plans for 2012! I am planning a few things with the „pure product“ team. It will be exciting, that much is clear. And my private life, well since I am done studying, at last I have time to think about what I am going to get up to next year. You might be in for a surprise. How are you spending the holidays? In the beginning of December I am going to Australia to visit friends in down under. The last

Das heißt, irgendwann möchtest du aufhören zu modeln? 53


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two years I spent Christmas in Miami. Thinking back now, it was strange the first time around, going shopping on New Year´s Eve in shorts and flip flops. And when it comes to kitsch, Florida is hard to top, where even the palm trees have Christmas lights. And at 86°F reindeer statues adorn front yards. But I do not think Australia will be much different.

Um ehrlich zu sein, das war eine sehr nette Sache während der Studienzeit. Aber ich glaube, es gibt für mich noch mehr Möglichkeiten, um ein gutes Leben zu führen. Wenn es nach Mama geht, modele ich schon seit vier Wochen nicht mehr. (lacht) Aber so richtig kann ich das selbst noch nicht sagen. Zum Beispiel hätte ich vor vier Jahren auch noch nicht gedacht, dass ich mal in einem, wie wir scherzhaft im Team sagen, Saftladen, arbeite. Und genauso wenig weiß ich, was in den nächsten vier bis fünf Jahren ist.

Translation by Heike Dorsch

Dann erzähl‘ uns etwas über deine Pläne 2012! Ich plane mit dem „pure product-Team“ mehrere neue Sachen. Das wird sicher aufregend. Und privat, habe ich jetzt endlich Zeit, nachdem das Studium beendet ist, mir darüber Gedanken zu machen, was ich im nächsten Jahr alles so anstellen möchte. Man darf also gespannt sein. Wie verbringst du die Feiertage? Anfang Dezember werde ich mich in Richtung Australien verabschieden. Ganze vier Wochen lang Freunde in Down Under besuchen. Die letzten zwei Jahre habe ich die Feiertage in Miami verbracht. Wenn ich mich so zurück erinnere, war es beim ersten Mal schon etwas komisch, am Heiligen Abend in Shorts und Flip-Flops noch einkaufen zu gehen. Und Florida ist in Sachen Kitsch kaum zu überbieten, wenn man sogar die Palmen mit Lichterketten schmückt. Und bei 30°C im Schatten, Rentiere in den Vorgarten stellt. Aber ich glaube, in Australien wird es nicht viel anders sein.

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sayuri Photography: Thomas Kettner Styling: SayuriBloomFashion SBF Make-up: Suzana Santalab (Mod´s Hair & Make-up) Hair: Stephan Mall Model: Natasche (seeds modelmanagement) Postproduction: Britta Maier (B.U.N.T.) Fashion by: Project 54448 SBF

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THOMAS KETTNER INTERVIEW Aufgewachsen in Südafrika hat sich Thomas Kettner die Liebe zum schwarzen Kontinent bewahrt. Für seine Fotoproduktionen zieht es den Stuttgarter immer wieder dort hin, auch wenn er sich längst auf allen Kontinenten einen Namen in den Bereichen LifeStyle, Mode, Werbung, People, Journalismus und experimentelle Fotografie gemacht hat. Darüber hinaus engagiert sich der 51-jährige ehrenamtlich als Vorstand im BFF Bund Freischaffender Foto-Designer, dem renommiertesten Fotografenverband Europas sowie als Dokumentarfotograf für die Ärzte der dritten Welt. Für HOLE hat er eine besonders spannende Fotostrecke produziert. Im Interview erzählte er uns, was ihn antreibt, fasziniert und wie er zur Fotografie kam. HOLE: Wann hast du dich das erste Mal für Fotografie interessiert? Thomas: Mmh, ... lass mich überlegen. Das muss während meiner Schulzeit gewesen sein. Im KunstLeistungskurs. Da war ich in der 12.Klasse.

After being raised in South Africa, Thomas Kettner held onto his love for the black continent. Even though he has made a name for himself in all parts of the world, the Stuttgart resident is always drawn back there. He converse subject matters as diverse as fashion, life style, people, but also branches out into experimental photography and journalism. Beyond that the 51-years-old is the honorary chairman of BFF, the association of freelance photographic designers – maybe the most renowned assembly of photographers in Europe - and also does documentary work for doctors in the Third World. For HOLE he produced an especially exciting spread. In our short interviews he talks about his ambitions, what fascinates him and how he got into photography.

Und hast Du es selbst schon früh bemerkt, dass Du talentiert bist? Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt konnte ich das nicht selber merken - ich war zu sehr mit mir und dem beschäftigt, was ich tue. Meine Bilder haben den Leuten gefallen und das war Grund genug, auch an mich zu glauben. Die Menschen sind sozusagen meine Triebfeder. Du bist in Südafrika aufgewachsen und für deine Fotoproduktionen zieht es dich immer wieder dorthin. Was fasziniert dich so daran? In erster Linie natürlich die „brutale“ Ehrlichkeit dieses Kontinentes - ein Land, das noch so nah am Ursprung unserer Menschheit ist. Denn dort ist es eigentlich noch die Natur, die den Menschen dominiert. Es ist die Weite und die „Unendlichkeit“ all dessen, wovon wir träumen.

HOLE: When did you start getting interested in photography ? Thomas: Well, let me think. It must have been when I was still at school, in my advanced art-course. That would have been in my Junior-year. Did you notice yourself early on that you had a talent ? Not at that time, I don´t think I was able to notice it then – I was too busy with myself and with what i was doing at the time. People liked my pictures, and that was reason enough to believe in myself. You could say that people are my mainspring.

Eine Arbeit ist dir dabei ganz besonders wichtig. Du bist für „Ärzte für die dritte Welt“ als deutscher Dokumentarfotograf unterwegs. Ja, das stimmt. Meine Bildern sind Dokumentation und Reportage - sie sollen den Menschen die Augen öffnen! Ich weiß nicht, ob ich damit Großes bewirken kann - aber wenn ich schon das Leid Einiger lindern kann - bin ich schon zufrieden. Die Ärzte vor

You were raised in South Africa and do return there regularly for your work – what fascinates you about that region? 64


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Ort brauchen die Hilfsmittel, um die medizinische Versorgung weiterhin zu gewährleisten. Wir setzen uns gemeinsam für ein Leben in Würde ein. Darum geht es mir mit meiner Arbeit in erster Linie.

In the first place it would be the „brutal“ honesty of this continent – it´s a place very close to the origin of the humanity. Over there, humans are dominated by nature. Its the vastness, the endlessness of everything we dream about.

In einem Trainingszentrum der ESA hast du eine ganz besondere Fotostrecke realisiert. „Atlantis, die verlorene Stadt - ein Mythos oder Realität?“ - was fasziniert dich so an Unterwasseraufnahmen? Ich habe mich mit diesem Thema eine lange Zeit beschäftigt. Die Bildgeschichte soll zum Nachdenken anregen. Wird unsere Erde auch eines Tages im Meer versinken? Und warum? In zwölf Zyklen wird der Untergang einer Welt beschrieben, wie es wahrscheinlich gewesen sein könnte. Eine Geschichte die von Überfluss, Dekadenz, bis hin zum Tod und der nachfolgenden Wiederauferstehung erzählt. Ich war fast eine Woche lang - beinahe den ganzen Tag über - unter Wasser, um diese Bilder zu fotografieren. Unterwasseraufnahmen sind für mich immer was ganz besonderes! Es ist eine sehr sportliche Sache - ich bin selbst ein leidenschaftlicher Taucher - und es reizt mich immer wieder unter Wasser zu gehen. Ich gelange nicht selten an meine physischen Grenzen und damit auch an das Limit der Fotografie. Ich kann da nicht einfach das umsetzen, was man will. Ich brauche viel Geduld und Durchhaltevermögen. Dabei entstehen aber oft Bilder, die man einfach nicht planen kann, die aber dadurch um so faszinierender sind.

One aspect of your work is especially important to you. You are the documentary photographer for „Doctors in the Third World“. That´s correct. My pictures are documentary in nature, but they also provide a commentary – they should open people´s eyes! I don´t know if I can actually achieve or change anything, but if i can decrease the suffering of even a few people I would be satisfied. The doctors down there need aid and resources to ensure the continuation of medical care and services. Together we take a stand for a dignified life. That´s what my work as mainly about. You realized a very special spread in a training facility of the ESA: „The lost city of Atlantis – Myth or Reality?“. What keeps you fascinated with underwater work? I have been interested in this topic for a long time. This story in pictures shall get people thinking – Will our earth sink into the ocean one day? And why? The demise of a civilization, of a world, is portrayed in twelve cycles, trying to picture how it might have been. The story is about decadence, excess, death and the following resurrection. I was under water for most part of the day, over the course of almost a whole week. Underwater exposures have always been very special to me. It has a very sporty aspect – i am a passionate diver myself – and i´m always drawn to go underwater. Very often i reach my own physical limits, and thus also the limits of photography. You can´t just always realize what you planned beforehand, what you want, you need lots of patience and stamina. But that more often than not results in pictures that cannot be planned in advance, but which are even more fascinating because of that.

Mit welcher Kamera fotografierst du? Ich war sehr lange NIKON-Fan. Ich habe mit der legendären F3 angefangen zu fotografieren. Bis hin zur F5 - und dann begann das digitale Zeitalter: Erst hatte ich eine KODAK DCS auf Basis der F5, etwas später wechselte ich zu CANON. Dabei blieb ich und bin bis heute begeistert. Ich fotografiere seit 2000 ausschließlich digital. Die analoge Fotografie ist für mich nicht mehr relevant. Ich finde es eigentlich egal, ob es digital oder analog ist - am Ende ist es 66


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Which camera do you use? For a long time I was a fan of NIKON – I started with the legendary F3, then went on till the F5. After that the digital age started: First i had a Kodak DCS on the basis of the F5, a little later i changed to CANON. That´s what i stayed with and i´m still thrilled by it. Since 2000 I have been exclusively digital. Analogue photography is just not relevant to me any more. To me digital or analogue actually is all the same – in the end it´s the image that matters, not if it was made using film, a telephone or a high-end camera.

das Bild, das zählt. Ob von einem Film, von einem Telefon oder einer High-End-Kamera. Bevorzugst du eher die Studiofotografie oder das Arbeiten im Freien? Das kann ich so nicht pauschalisieren - nach einer Woche Wind und Kälte im Freien, ist das Studio natürlich immer eine willkommene Atmosphäre, nur - lange halte ich das nicht aus - ich brauche das Wilde, die Natur. Egal, wo auf der Welt. Für mich gibt es nichts Schöneres, als ganz früh am Morgen, auf einem hohen Berg zu stehen, am Meer zu sein oder in der Steppe Afrikas und dem Sonnenaufgang zuzuschauen und den Tag kommen zu sehen..

Do you prefer working in the studio or outdoors? I couldn‘t generalize – after a week of standing outside in the cold and the wind the studio is naturally a quite welcome change of atmosphere, but i can´t stand that for too long; I need the great outdoors, nature. Doesn‘t matter where in the world. There´s nothing more beautiful than standing on a mountaintop in the early hours, or to be at the seaside, or to watch the sun rise over the african steppe and see the day coming towards you...

Du nennst dich selbst Fotodesigner, was ist für dich der Unterschied zum Fotografen? Ach, das ist eigentlich ein Begriff, der einst „erfunden“ wurde, um die Selbstständigkeit zu erlauben. Und um sich klar vom Handwerk „Fotograf“ zu distanzieren - bis vor wenigen Jahren durfte man als Fotograf nämlich kein eigenes Studio, beziehungsweise keine eigene Selbstständigkeit führen, ohne den dafür benötigten Meisterbrief der Handwerkskammer zu besitzen. Der BFF, in dem ich mich mittlerweile ehrenamtlich als Vorstand engagiere, hat vor 40 Jahren den Begriff des Fotodesigners erfunden, um diese Selbständigkeit als Fotograf zu ermöglichen. Der große Unterschied: Fotodesigner sind immer maßgeblich an der Entwicklung der Bildsprache und am formalen Erstellen des Bildes einbezogen. Das ist der Fotograf in diesem Maße in der Regel nicht.

You call yourself photo-designer, what would be the difference to a photographer? Actually that term was coined to allow to go freelance, to make a clear distinction to the manual labour definition of „photographer“. Until only a couple of years ago, as a photographer you were not allowed to have your own studio, couldn‘t do freelance work without the necessary paperwork from your local chamber of commerce, you needed a master craftsman certificate. The BFF, which i chair in an honorary function, invented the term photodesigner about 40 years ago, to make it possible to be self-employed. A big difference though is that, as a photo-designer i´m significantly involved in the imagery, the visual language, and in the process of producing the eventual image. Most times that does not apply to a photographer.

Du hast viele freie Projekte in deiner Karriere gemacht. Welchen Stellenwert nehmen diese Projekte in deiner Arbeit ein? Einen sehr hohen sogar! Die freie Arbeiten geben mir die Kraft und die Ideen für meine kommerziellen Projekte. Dort kann ich meine Phantasie voll ausleben. Ich kann mit der Kamera in die verschiedensten Welten vordringen. Ich lerne Menschen, Länder und Kulturen kennen, die ich sonst nie erleben könnte. 67


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You did a lot of unpaid projects – which significance do those have within your commercial career? They are very significant. Those „free“ projects give me the strengths and the ideas for my commercial work. I can let my imagination run completely free. Behind the camera, i can enter into a huge variety of worlds, I get to know people, countries and cultures which i never would have gotten in touch with otherwise. I´m fascinated by working with people, by creating dreamworlds with them, which in turn can create a longing – a longing for acceptance, for love or maybe a yearning for the unattainable. Working for my customers i´m very proud of my ability to create those worlds, worlds that can create a concupiscence for my customers´ products. Photography is very variable and offers countless possibilities or options of expression by working with light, color and perspective. To me it´s almost boundless in it is expressiveness.

Es fasziniert mich mit Menschen zu arbeiten, mit Menschen Traumwelten zu erschaffen, die wiederum Sehnsüchte wecken. Sehnsüchte nach Anerkennung, nach Liebe und vielleicht nach dem Unerreichbarem. Wenn ich für meine Kunden arbeite, macht es mich sehr stolz, mit meinem Können und meinem Team diese Welt zu erschaffen. In der die Begehrlichkeit und die Lust entsteht, das Produkt meines Kunden zu kaufen. Die Fotografie ist so vielseitig und bietet unvorstellbare Möglichkeiten und Ausdrucksformen, durch Licht, Farbe und Perspektive. Fotografieren ist für mich eine beinahe grenzenlose Ausdrucksform. Und bearbeitest du deine Fotos selbst? Nein. Ich führe zwar Regie - aber bearbeiten tun das immer Leute, die von ihrem Handwerk etwas verstehen. Ich konzentriere mich auf das Fotografieren. Du hast für uns eine faszinierende Strecke gemacht. Was mochtest du daran am meisten? Die Fotografie ist für mich eine Ausdrucksform aller Künste. In dieser Strecke in HOLE sieht man, wie Licht zur Malerei wird. Das Foto wird zu einem Film, das scheinbar in einem einzigen Augenblick diesen Moment festhält. Aber wenn man eben genauer hinsieht, entdeckt man, dass dieser Moment eine ziemlich lange Zeit darstellt.

Do you edit your photos yourself? No. I am the director, but i leave the editing to people who know what they are doing. I concentrate on photography. You did an amazing spread for us. What did you like about it most? Photography, to me, is an expression of all artforms. In the spread for HOLE you see how light turns the subject into a canvas, it´s like painting. The picture becomes a movie, assumably capturing the whole thing in a single moment. But if you look closer, you notice that moment actually takes quite a while.

Du hast für deine Arbeiten viele internationale Preise bekommen. Gibt es einen Preis, auf den besonders stolz bist? Dass ich für mein Buch „ONGWE“ 2006 den „Designpreis der Bundesrepublik Deutschland“ erhalten habe, hat mich wohl am meisten geehrt. Aber natürlich bin ich auf jeden Preis stolz - weil sie das ehren, wofür ich kämpfe und mein ganzes Herzblut vergieße. Und - es ehrt auch all diejenigen, die mir dazu verholfen haben.

You received many international awards for your work. Is there one award you´re especially proud of? The biggest honor for me was getting the „Designpreis der Bundesrepublik Deutschland“ (Design Award of the Federal Republic of German)

Gab es je einen Moment, in denen du am liebsten mit der Fotografie aufgehört hättest? 68


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for my book „ONGWE“ in 2006. But of course I am proud of any award, because they honor what i fight for, what i shed my lifeblood for. And of course it is also an honoring of the people who helped me get there.

Natürlich! Genau dann, wenn mein Team und ich zu einer „Maschinerie“ degradiert werden. Wenn wir nicht mehr als die verstanden werden, die wir eigentlich sind. Wenn Controller unsere kreative Arbeitsleistung in SAP-Listen zwängen und unsere Phantasien in Arbeitswerten gemessen werden.

Was there ever a moment when you thought about quitting photography all together? Of course ! Every time my team and i are degraded to working like machinery, when we are not understood or valued as what we actually are. This happens when controllers put our creative work in excel spreadsheets, when our imagination is valued by only on economic grounds.

Und dennoch fasziniert der Beruf des Fotografen den jungen Nachwuchs. Was sind die fünf wichtigsten Tipps die junge Fotografen, deiner Meinung nach, beherzigen sollten? Da fällt mir spontan Mut ein, Ehrlichkeit und Ehrgeiz. Eine gesunde Risikobereitschaft und natürlich Durchhaltevermögen! Verbessern kann man sich immer und nie zu wenig, denn das ist der Sinn des Lebens - wie heißt es schon so schön: „Der Weg ist das Ziel“ und das ist ja gerade das Schöne daran.

Still, photography is fascinating the younger generations. What would be your five most important tips for young photographers? Off the top of my head i´d say courage, honesty and ambition. Willingness to take risks and stamina, of course. You can always improve yourself and never too little, because that is the meaning of life – you know the old saying: The journey is the reward. And that is the best part of it.

Was können wir in der Zukunft von dir erwarten? Die Zukunft hat gerade erst begonnen. Ich bin an einem Punkt in meinem kreativen Schaffen angekommen, wo ich mich jahrelanger Erfahrungen bedienen kann. Dieses wertvolle Gut kann ich aus dem FF dafür verwenden, angstfrei neue und ungesehene Wege zu gehen.

What can we expect from you in the future? The future has just begun. I´m at a point in my creative life where i can draw up ton years of experience. This is a very valuable asset, and i can use it from the get-go to explore new journeys and unthought-of options without fear. Translation by Oliver Lesky

thomas kettner w w w . t h o m a s k e t t n e r. c o m 69


© Jeanne Degraa

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Einen Freidrink vom Mittelmaß entfernt

One free drink away from mediocrity

2011 nähert sich dem Ende, modisch wird in den letzten vier Wochen nicht mehr viel passieren. Die nächsten wichtigen Termine in meinem Kalender: Weihnachten, Silvester und: die Berliner Fashion Week im Januar 2012.

The year 2011 is coming to its end, fashion wise nothing much is going to happen in those last four weeks. In my calendar the next important dates are: Christmas, New Year’s Eve and: Berlin Fashion Week in 2012.

Dieser zwei Mal im Jahr stattfindende Jahrmarkt der Eitelkeiten selbsternannter Styleguider und Trendsetter ging mir eigentlich schon immer ab. Ein paar mittlere und größere bzw. bekannte Namen, um Aufmerksamkeit zu erregen, ansonsten ein Partytreff des Nachwuchses, der meint, weil er das Sonntagsjäckchen seiner Großmutter mit Schere, Nadel und Zwirn in ein Minikleid Größe 32/34 verwandelt, der neue Upcoming Star am Designerhimmel zu sein und sich dafür von Freunden und Bekannten mit dem kostenlosen Champagner der Sponsoren feiern lässt. Schaue ich mir vergangene Berliner Shows an, stelle ich fest, dass es oftmals weniger um Mode als vielmehr ums Auffallen geht. Wenn den Herren und Damen Modeschöpfern - besonders nach ein paar Jahren Mitgliedschaft im Karussell der Bleistiftdirigenten - die Ideen ausgehen, wird man eben erfindungsreich in der Inszenierung. Das ist in anderen Branchen auch nicht anders.

This bi-annual circus of vanity for self acclaimed style guides and trendsetters, was lost on me since the start. A few known and famous names to get attention, otherwise a party for the offspring that thinks taking your grandmother´s Sunday jacket and turning it into a size zero minidress, with a little help from scissors, needle and thread gives them a claim to be toasted to as upcoming stars in the designer world, thanks to the sponsors´s free champagne. When I look at past Berlin shows, I realize they are often more about being seen than about fashion itself. When the lady and gentleman designers run out of ideas, especially after a few years membership on the merry-go-round of pencil conductors, then they put on a great show. As can be seen in other business areas as well. It is not the clothes which are important – but who wears them. It is the cry for attention, that now puts bulimic 60 year old models in the spotlight instead of anorexic teenage models. The beautiful leg amputee is a show of the designer´s great tolerance and an androgynous Balcan beauty has no problem with tucking it away between his legs, so as to shamelessly model women´s wear for a

Nicht die Klamotte ist mehr wichtig - sondern wer sie trägt. Einem Hilfeschrei nach Aufmerksamkeit gleich schmückt man sich - statt gewohnheitsmäßig magersüchtige Teenager-Models zu engagieren - auf einmal mit Bulimie gefähr70


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mere 30,000 Euro a day. Yet who is to judge this, I could think of doing a lot worse things for that kind of money!

deten 60-jährigen. Da wird der Bein-amputierte Schönling zum Aushängeschild für die große Toleranz des Designers, und eine androgyne BalkanSchönheit lässt sich ganz ungeniert dazu herab, für eine Tagesgage von 30.000 Euro sein Patengeschenk einmal mehr zwischen die Schenkel zu klemmen und Frauenkleider zu tragen. Wer will es ihm übelnehmen - für die Summe täte ich ganz andere Dinge!

The other extreme, especially seen in the young first time designers, is the complete lack of wearability of their creations. You can practically feel the pressure every beginner suffers. To show their own style, to want to be more extravagant and spectacular than anybody before. But a jacket will be a jacket and a tie will still be a tie. Brand new materials, cuts à la Star Trek or colors that inflame the retina do not necessarily make it better. The young wannabe couturiers must know: in the real premium and luxury league a German design diploma just does not count. Maybe they would be better off as costume designers in George Lucas or Steven Spielberg productions...

Das andere Extrem - besonders bei den jungen Erstteilnehmern - ist die zumeist vollständige Untragbarkeit der Kreationen. Man fühlt förmlich den Druck, den sich wohl jeder Beginner macht. Den eigenen Stil zu zeigen, dass man alles so viel extravaganter und spektakulärer machen will als alle anderen vor ihm. Und doch: ein Jackett bleibt ein Jackett und eine Krawatte eine Krawatte. Da wird es nicht besser, nur weil man ganz neue Materialien, Schnitte à la Star Trek oder Farben, die die Netzhaut überreizen, verwendet. Eines muss den jungen Möchtegern-Couturiers klar sein: in der wirklichen Premium- und Luxury-Liga zählt ein deutscher Modeschulen-Abschluss nichts. Vielleicht wären sie als Kostümbildner in GeorgeLucas- oder Steven-Spielberg-Produktionen doch besser aufgehoben...

In the midst of the fashion week spectacle there are of course the common brands and labels, presenting their new jeans and t-shirt collections to the chain store buyers. Obviously, turnover is a necessity. But as exciting as Jehova´s witnesses at your door. I admit, knowing two years ahead of time what trends there will be, is not easy. There is no such a course as clearvoyance at any design school. And trying to set a trend can be like leaning too far out of a window. Because if the trend does not have followers, the complete collection goes in the bin. Or better have it sent to poor freezing Romanian mountain folk – at least they are skinny, so the ultra slim fake fur creations will fit. Whether they are warm is a different matter.

Mittendrin im Fashion-Week-Spektakel natürlich stets die gängigen Marken und Massenlabels, die ihre neueste Jeans- und T-Shirt-Kollektion den Großeinkäufern präsentieren. Unverzichtbar für die Bilanzen, klar. Aber in etwa so spannend und anregend, wie die Zeugen Jehovas an der Wohnungstür. Ich gebe zu, es ist keine leichte Aufgabe, immer schon mindestens zwei Jahre im Voraus zu wissen, was Trend wird. Kaffeesatzlesen steht an keiner Modeschule auf dem Seminarplan. Und versucht man einen eigenen Trend zu setzen, lehnt man sich weit aus dem Fenster. Denn wird dieser nicht

Let us be honest: Berlin´s fashion week lacks the decadent avant-garde of Paris, the luscious romance of Milan and the refreshing coolness of New York. There is a reason for the lack of truly big names in Berlin and a reason for mass pro71


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ducers to like to come here – internationally Berlin´s fashion week has the same importance as the opening of a discount chain store in Bratislava and this is not only because the timing within the fashion year is bad. Nevertheless the hosts of the event will burst with pride in January and Berlin´s senate is happy about investing another million in this event. And the mayor, Klaus Wowereit will sit in the front row once again.

angenommen, kann man die gesamte Kollektion in die Müllpresse kippen. Oder besser noch: an frierende Mittellose in die Karpaten schicken die sind immerhin so ausgehungert, dass ihnen die ultraschmal geschnittenen Kunstpelzgewebe auch passen. Ob sie wärmen, steht auf einem anderen Blatt. Seien wir ehrlich: Berlins Modewoche hat weder die dekadente Avantgarde von Paris, die laszive Romantik Mailands oder die erfrischende Coolness von New York. Es gibt einen Grund, warum die ganz großen Namen fehlen und hauptsächlich Massen-Hersteller in Berlin vorstellig werden. International hat Berlins Fashion Week nicht mehr Bedeutung als die Eröffnung einer Kik-Filiale in Bratislava. Das liegt nicht zuletzt am arhythmischen Termin innerhalb des Modejahres. Trotzdem werden auch im Januar 2012 die Veranstalter vor Stolz fast platzen, und auch der Senat Berlins findet seine Förderung von einer Million Euro wieder super investiert. Und einmal mehr darf Klaus Wowereit in der ersten Reihe sitzen.

And the result? A five day party for everyone! And that at nearly no cost! That makes Berlin the location! You have no need of being famous, nor do you need any connections to the fashion world, no need to be beautiful nor stylish. It is simply important to know someone who knows someone who knows someone who lets you in through the back door. The Berlin hotels are happy as are the fashion students and the agency employees and their friends. The concept of low budget or no budget has always been successful in Berlin - others pay the bill: not Berliners. And for the others Berlin´s fashion walk is a top event at bottom price, compared with other fashion cities in the world. Unthinkable in London, Milan, Paris or New York.

Und was kommt dabei heraus? Eine fünf Tage andauernde Party für jedermann! Und das für so gut wie umsonst! Das ist es, was den Standort Berlin ausmacht! Du musst nicht berühmt sein, nicht selbst im Modebusiness tätig sein, weder gut aussehen noch stilistisch brillieren. Hauptsache, du kennst jemand, der jemand kennt, der jemand kennt, der dich dann auf die Partys schmuggelt. Da freut sich die Berliner Hotelbranche genauso wie der kleine Modestudent oder Agenturangestellte - bzw. deren Freunde. Das Low-Budgetbzw. No-Budget-Konzept ist in Berlin schon immer erfolgreich - die Rechnung zahlen schließlich andere: die Nicht-Berliner. Und für die ist das Berliner Partypflaster im Vergleich zu den wirklichen Modestädten der Welt immer noch ein TopEvent - zum Discounterpreis. In London, Mailand, Paris oder New York einfach nicht vorstellbar!

Then why not substitute the word „fashion“ for „style“. Berliners wear whatever they fancy anyway! They set their own trends: eco friendly, sometimes pretty, sometimes awful; yesterday a friend commented: lost in fashion, but always with individual style. Let us name the spectacle „Berlin Style Week“ and enable fashion designers from all over the world to take a closer look at our streets. Five days of Berliners wearing their own unconventional and spectacular outfits on a daily basis. At the supermarket in the self-made wedding dress, for the job interview in a party outfit and taking out the rubbish in crocheted underwear. Then Berlin would make a statement, a statement which gets attention and resonance, 72


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much more so than the newest jeans collection and yet another mass production label presenting the product as funky but at the end of the day it is as boring as the others before and far from new.

Warum lassen wir dann den Begriff “Fashion” nicht einfach weg - denn wirklich neu ist so gut wie nichts, was man in Berlin sieht -und ersetzen ihn durch “Style”? Der Berliner trägt doch sowieso, was er will! Er selbst ist der Trendsetter: alternativ, teilweise schön, teilweise schaurig, “lost in fashion” - wie ein Freund gestern meinte - aber immerhin individuell. Nennen wir das ganze Spektakel doch einfach “Berlin Style Week” und kreieren eine wunderbare Möglichkeit, Modemachern aus aller Welt bewusst einen Blick auf die Straßen der Stadt zu werfen. Fünf Tage, in denen die Berliner ihre höchsteigenen, unkonventionellen und spektakulären Kreationen im Alltag tragen. Im selbst entworfenen Hochzeitskleid in den Supermarkt, im Party-Outfit zum Vorstellungsgespräch und in selbstgehäkelter Unterwäsche den Müll ausleeren. Damit würde Berlin ein Zeichen setzen, das weitaus mehr Aufmerksamkeit und Resonanz bekäme, als die neueste stromlinienförmige Jeanskollektion eines Massenlabels, gewollt funky präsentiert, aber am Ende so langweilig wie jede andere zuvor und keinesfalls neu.

Berlin is fashionable, wild, urban, free, hip, cool, weird, playful and far away from the influence of high fashion. That is what makes it so exceptional compared to the other cities. This reputation should be built up, strengthened and used. Then there would be reason for partying again. Unbelievable – but true... Translation by Heike Dorsch

Berlin ist modisch wild, urban, frei, hip, cool, schräg, verspielt und fernab jedweden Einflusses von High-End-Fashion. Und gerade daher eine echte modische Ausnahmeerscheinung unter den Großstädten der Welt. Diesen Ruf sollte die Branche ausbauen, festigen und nutzen. Dann hat das Feiern auch wieder einen echten Grund. Unglaublich - aber wahr ...

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egoistic element Photography: Julian Laidig Hair & Make-up: Saskia Krause (basics berlin) Model: Lena Fishman (m4models)

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Jewellery: Swarovski by Tom Shot 76 76


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SASKIA KRAUSE INTERVIEW Es ist ein kalter Tag in der Vorweihnachtszeit. Wir empfangen Saskia Krause in einem Fotostudio in Berlin. In ihrem Gepäck: Unmengen von glitzernden Swarovskisteinen und Schmuck für Tausende von Euros. Geborgt - versteht sich. Im Studio ist es gemütlich warm. Das ist auch wichtig, denn Saskias Model trägt heute fast nichts - außer funkelnder Steine. In einer mehrstündigen Prozedur schminkt, malt, kämmt und glättet, steckt, föhnt und frisiert, klebt und cremt Saskia für ihr erstes Editorial in HOLE. Sie arbeitet mit ganzer Leidenschaft - nicht nur bei Haaren und Make-up. Die Perfektionistin bringt bei unserem Shooting mit ihrer freundlichen und unaufdringlichen Art alle zum Strahlen. Sie findet: Arbeit muss Spaß machen – und das überträgt sich positiv auf das gesamte Team. Und natürlich auf das Endergebnis. Und das kann sich wirklich sehen lassen. Nach diesem Beauty-Marathon-Shooting hat die 26-jährige trotzdem noch Zeit, uns einige Fragen zu beantworten.

HOLE: Hallo Saskia, du bist schon ein paar Jahre Hair- & Make-up Artistin. Warum bezeichnest du dich selbst noch als Newcomerin? Saskia: Als ambitionierte Newcomerin! Ich glaube einfach, dass man nicht schon nach ein paar Monaten aus diesem Prozess raus ist. Wenn ich etwas nicht schon 20 Jahre lang mache - dann lerne ich doch ständig dazu. Darum sehe ich mich, trotz jahrelanger Erfahrung, noch immer am Anfang. Ich mache ständig neue Erfahrungen. So viele, dass ich mich noch immer als Newcomerin fühle. Allerdings habe ich die essentielleren Dinge weitaus schneller gelernt. Die Routine im Job, den Umgang mit Menschen oder wie man sich wo richtig verhält. Ob eher Rücksicht angebracht ist - oder doch meine Meinung! Aber ich bin ein nie auslernendes Wesen. Und ich entwickele mich immer weiter - auch mit meiner Setcard.

It’s a cold day just before Christmas. We meet Saskia Krause in a photo studio in Berlin and she brings a ton of sparkling Swarovski crystals and jewellery worth thousands of Euro with her. Borrowed, obviously. It’s cosy and warm in the studio – and we are sure the model will appreciate that because she won’t be wearing much but the shiny crystals. Saskia spends hours applying make-up, painting, combing, hair blowing and gluing for her first editorial for HOLE. She is very passionate - and not just about hair and make-up. The easy-going and friendly perfectionist makes people smile and strongly believes that work must also be fun. That’s why the team loves working with her. And it shows in the result, which is impressive. After the long shoot the 26-year-old still takes time to answer a few questions.

Du hast vor ca. fünf Jahren mit Make-up angefangen. Nach der Make-up-Schule “Maggie B.” kam die Friseurausbildung gleich hinterher. Warum wolltest du dein Feld erweitern? Das war ein guter Rat eines befreundeten Visagisten. Mir ging es natürlich in erster Linie um eine fundierte Ausbildung. Ich habe schnell gemerkt, dass ich ein Händchen dafür habe und mich das doch irgendwie kickt. (lacht) Ich bin wahnsinnig ehrgeizig und immer hoch motiviert.

HOLE: Hi Saskia. You have worked as hairand make up artist for a few years now. Why do you still see yourself as newcomer? Saskia: Well, I am an ambitious newcomer! I simply believe it takes a few years rather than a few months. Unless I do something for 20 years or so, there’s still a lot to learn. That’s why, despite years in the job, I am still at the beginning. I make new experiences every day – 82


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hair & make-up

Nach drei Jahren habe ich mir soviel Wissen über Haare, Struktur, Farbe und Schnitt aneignen können, das ich heute darauf nicht mehr verzichten möchte. Im Ausland werden Haare und Make-up immer noch gern getrennt gebucht, aber hier in Deutschland hat es einen riesigen Vorteil, wenn man beides kann.

so many that I still consider myself a newcomer. The essentials I learnt pretty fast – routine, working with people or how to behave in some situations. Can I be straightforward and direct, or do I need to hold back a little? I never stop learning and enjoy the development – including my set card.

Was wolltest du denn als Kind werden? Wissenschaftlerin. Ich wollte immer etwas erforschen. Etwas, das andere noch nicht wissen. Da spricht der Ehrgeiz aus mir. Ich bin wahnsinnig neugierig und sauge alles auf, wie ein Schwamm. Als ich älter wurde, wusste ich zumindest, was für mich nicht vorstellbar war. Ich wollte nie in einem Büro sitzen und auch keine dreijährige duale Ausbildung in einem Beruf absolvieren, der mich nicht auf Dauer glücklich macht. Das hat mich im Kopf total eingeengt. Ich dachte immer: Das machst du jetzt - und dann dein ganzes Leben lang. Das hat mir Angst gemacht. Der Beruf zur Make-upArtistin war da viel kreativer. Ich konnte mich ausleben, richtig austoben. Außerdem war es etwas handwerkliches, etwas kreatives und ein Beruf, der mit Menschen zu tun hat. Was viele oft vergessen, ist die Tatsache, dass sie Menschen mit einem neuen Haarschnitt oder dem richtigen Make-up ein ganz tolles Gefühl bescheren können. Das ist eine schöne Aufgabe.

Five years ago you started off studying makeup at “Maggie B.’s” school, and added hairstylist right after. Why did you want to change your field? I followed the advise of a friend who is a makeup artist, too. All I wanted was a solid education. I quickly gathered I was talented and it pushed me forward (laughs). I am highly ambitious and motivated. In just three years I learnt so much about hair, its structure, colour and cutting and don’t want to be without this knowledge anymore. Abroad, hair stylists and make-up artists are often booked separately, but here in Germany it’s a huge advantage to be able to do both. What did you want to become when you were a child? Scientist. I always wanted to explore things. Things, other people don’t know. My ambition is my driver and I am extremely curious. I suck up knowledge like a sponge. When I grew up I quickly found out what I did not want to do. Sit in an office, or three years of training in a job I don’t see myself doing wouldn’t make me happy long term. That really stressed me out. Thinking that what you do now you will do for the rest of your life. It scared me. The job of a make-up artist is very creative. I let off steam, and can unfold. It’s a handcraft, creative and I work with people. You must not forget that I can make people happy - with a new haircut or the perfect make-up. It’s a great job.

Hattest du während deiner Ausbildung überhaupt noch Zeit für Make-up? Ja, natürlich. In der Zeit meiner Friseurausbildung habe ich viele freie Produktionen gemacht. Und gleichzeitig eine Kooperation mit einem Fotografen begonnen, die mich sehr geprägt hat und bis heute noch begleitet: Sven Marquardt. Er fotografiert ausschließlich analog. Keine Bildbearbeitung. Kein Nachschauen. Das war die beste Schule, die ich haben konnte. Bei analogen Fotos kann man keine Strähne nachträglich zurücklegen oder das Make-up im Photoshop nachfärben. 83


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Did you have time for make-up during your training? Of course! While I trained for hair stylist, I worked for a lot of productions. And at the same time started a co-operation with a phoMittlerweile bist du seit zwei Jahren in einer tographer, who really inspired me, and still Agentur… does: Sven Marquardt. He solely works with Meine Agentur “basics berlin” hat mich in meinem analogue cameras. No image editing. No douEntwicklungsprozess immer unterstützt und ble-checking. That was the best school I could bestärkt. Sie haben immer an mich geglaubt - das have attended. You can’t change anything once ist ein tolles Gefühl. Dafür bin ich sehr dankbar. a shot is taken. Pure handicraft! We still work Meine Bookerin hat immer das richtige Gespür, together and share a lot of personal, emotional mit welchen Leuten sie mich zusammen bringt. Als and magic moments. team-orientierter Mensch ist es mir unglaublich wichtig, dass man menschlich am Set miteinander For two years you are with an agency now… auskommt. Und meine Bookerin ist sozusagen das My agency “basics berlin” supported me Bindeglied zwischen dem Kunden und mir. Sie throughout my development. They always beweiß einfach, wo ich gut reinpasse und entscheilieved in me – and that’s a great feeling. I am det danach. Ich bin ein sehr offener Mensch, habe very grateful and my booker has always made Feingefühl und ein gutes Benehmen. Das wissen the right choices for me. As team player that’s viele Kunden zu schätzen. crucial for me. And my booker is that special link between my clients and myself. She just Wann hast du Zeit für dich? Hast du feste freie knows where I fit in and makes decision based Tage? on that. A lot of my clients appreciate my senIch bin ein Workaholic. Ich muss immer etwas sitiveness, my good behaviour and candidness. machen. Wer mich kennt, weiß, dass ich auch sieben Tage in der Woche arbeite. Ich liebe es manWhen do you have time for yourself? Do you chmal, in einer wahnsinnigen Stresssituation und take days off? mit viel zu vielen Aufgaben auf meinen Schultern I am a workaholic and need to be busy all the dazustehen und mich dann irgendwie durchtime. People know I can work 7 days a week. I zuschlagen. Am Ende muss ich manchmal zwar ein enjoy stress, and sometimes find myself overpaar Erfahrungen und Rückschläge mehr einstecwhelmed with too many tasks but enjoy the ken, aber da bin ich selbstgeisselnd unterwegs. challenge to cope with them. Sometimes I sufIch brauche das. fer setbacks – but I kind of need a little selfWährend meiner Friseurausbildung, war ich auch slashing. noch nebenbei als Make-up-Artistin beschäftigt. While I trained to be a hairdresser, I worked as Dazu die Jobs, die ich durch meine Agentur bemake-up artist too. On top I had jobs my agency kommen habe - und natürlich die Shootings mit booked for me, and the shootings with Sven. Sven. Das hat sich zwar gegenseitig immer beThat was a very busy, fruitful and creative time fruchtet und hatte etwas sehr kreatives. Ich bin – I am incredibly motivated and obsessed with wahnsinnig motiviert und muss mich ständig weiself-development. ter entwickeln. Es ist das pure Handwerk! Bis heute machen wir gemeinsame Produktionen und teilen sehr persönliche, emotionale und manchmal auch magische Momente am Set.

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But of course I got to a point where I had to reconsider. My training was over, and I gained hairdresser’s shop experience 3 days a week for two years. I decided to focus on just one thing and really get started. These days I am much more available and can seize chances. Hence I don’t think of taking time off but in the opportunities I get!

Aber natürlich kam dann auch irgendwann der Zeitpunkt, da habe ich gesagt: „Und jetzt möchte ich mich konzentrieren - auf eine Sache!“ Die Ausbildung war vorbei, ich hatte zwei Jahre jeweils drei Tage pro Woche Salonroutine - dann kam mein Entschluss: jetzt konzentrieren und richtig los legen. Ich bin heute viel freier verfügbar. Ich kann jetzt jede Möglichkeit wahrnehmen. Darum definiert sich meine Zeit im Moment nicht in freien Tagen, sondern in den Möglichkeiten, die sich mir jetzt bieten.

How important is it for you to look over the photographer’s shoulder? Very important! Depends on the photographer, of course, too. A lot of them only let me see them on the computer. But why I want to be there is obvious: what can I improve? Every time the photographer takes a short break I can reapply and re-do the hair. That’s again my ambition to deliver a perfect product. It’s important the photo reflects the vision I had. That’s my job - and I am a perfectionist, after all. But I am open and also fascinated if at the end of the day the outcome is different to what everyone expected. As long as everyone involved is happy with the result!

Wie wichtig ist es dir, dass du dem Fotografen über die Schulter schaust? Sehr wichtig. Es kommt sicherlich auch auf den Fotografen an. Viele lassen sich nicht in ihre Bilder schauen. Da musst du warten, bis du sie auf dem Computer siehst. Aber der Grund dafür liegt auf der Hand: Was kann ich in dem Moment noch besser machen? Denn jedes Mal, wenn der Fotograf kurz von der Kamera weggeht, habe ich noch mal die Möglichkeit etwas nachzuschminken und nochmal in die Haare zu gehen. Das ist meine Ehrgeizigkeit, ein perfektes Produkt abzugeben. Es ist einfach wichtig, ständig zu schauen, ob es auf dem Foto letztendlich auch so rüberkommt, wie man sich das vorher gedacht hat. Wenn mich eine Vision erfasst, dann muss ich es bis zur Perfektion umsetzen. Das ist mein Job. Aber wenn das wirklich Faszinierende passiert, wenn am Ende etwas herauskommt, womit niemand gerechnet hat, dann bin ich auch dafür offen. Wichtig ist, dass am Ende jeder mit dem Ergebnis zufrieden ist.

What’s the standard equipment you always carry with you? Well, all I need for my job - my brushes, makeup, powder, hairbrush, blow dryer. That’s the basics. Everyone has his own special products and cutting tools he prefers to work with and I am no exception to that! How much money do you spend for styling and make-up products each month? That’s a great question. When I started off I only bought products I could afford like everybody new in the job would. I had no money, so didn’t get Dior products. My basic equipment was fairly limited – and every now and then I would add something. Never been the kind of girl who wants the latest Chanel nail polish. My

Wie sieht dein normales Equipment aus, dass du immer dabei hast? Meine Pinsel, mein Make-up, Puder, Haarbürste, Fön, ja eigentlich alles, was ich zum Job brauche. Das ist mein normales Equipment. Jeder hat seine speziellen Produkte und Schneidewerkzeuge, mit denen er am besten arbeiten kann. Da ist jeder sehr individuell - und so bin ich auch. 85


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Wieviel Geld gibst du im Monat für Styling- und Make-up-produkte aus? Das ist eine tolle Frage. Als ich anfing - und so ging es sicher jedem in dem Beruf - kaufte ich natürlich nur die Produkte ein, die ich mir leisten konnte. Es war ja kein Geld da. Ich fing ja nicht an und habe gleich bei Dior eingekauft. Ich hatte ein kleines Anfangsequipment und habe mir hin und wieder, hier und da etwas gekauft. Ich war nie so, dass ich immer als Erste den neuesten Chanel-Nagellack brauchte. Meine Spezialität war immer die Dinge, die ich zur Verfügung hatte, zu kombinieren, Farben zu mischen. Reine Improvisation. Aber die habe ich zur Perfektion getrieben. Das bin typisch ich! Ich achte sehr auf meine Ein- und Ausgaben. Heute verdiene ich etwas mehr Geld und kann mir andere Dinge leisten. Ich bin z.B. immer bereit, sehr viel Geld bei Armani auszugeben. (lacht) Ich bin heute generell bereit Geld auszugeben, weil ich weiß, dass es sich lohnt. Außerdem inspirieren mich neue Dinge, bringen mir neue Ideen. Ob das jetzt 20€ oder das Zehnfache ist - das kann ich nicht pauschal sagen. Aber ich kann natürlich nicht ständig Make-up shoppen. Schließlich muss das Geld erstmal verdient werden.

specialty was to combine the stuff I had available, mix colours. Pure improvisation, turned into perfection. Typical me. I am very cost conscious. Today I earn a little more and spend more. For example, I am always willing to spend on Armani and generally a bit more generous as I know it’s money well spent. New things inspire me and give me new ideas. If they cost EUR20 or ten times that doesn’t matter. But of course I can’t shop make-up all the time – I have to earn the money first! Do companies send you their products so you use them? Does sponsoring exist? Yes, that does happen – but not to me yet. Still waiting for the Armani deal (laughs). It used to be easier but considering the economic climate you need a magazine to support you these days in order to get a sponsor. Which celebrities did you get to work with? I worked with a few but won’t disclose any names. I am just doing my job and it doesn’t matter to me if the person is famous or not. I simply to my job and a face is a face. I may show a little more sensitivity than usual, but generally I don’t the hype about celebrities. They aren’t different to “normal” people – some need more attention, others are really down to earth. For me, it’s about doing a good job, be respectful and deliver what’s expected from me.

Gibt es Firmen, die dir Produkte zusenden, damit du nur ihre benutzt? Gibt es Sponsoring? Oh ja, so etwas gibt es durchaus. Ist bei mir aber noch nicht angekommen. Ich warte noch auf den Armani-Deal! (lacht) Früher war das sicher einfacher. In der heutigen wirtschaftlichen Lage musst du schon ein Magazin hinter dir stehen haben, damit Sponsoring funktioniert.

Men or women – who is more fun to make up? Well, as hair and make up artist I probably should say women. But here again: it really depends on the person I work with. I can do both. And, generally, there are people you just don’t want to spend more time with than necessary. Not only people I make up. But it’s work, and I am a professional wanting to do a good job. So to cut this short: no preference, except for nice

Mit welchen bekannten Persönlichkeiten durftest du schon arbeiten? Die gab es, ja. Aber ich halte mich damit zurück, Namen zu nennen. Ich mache da einfach nur meinen Job. Und ob die Person prominent ist oder nicht - ich konzentriere mich auf meine Arbeit. Ein Gesicht ist ein Gesicht. Natürlich lege 86


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people (laughs).

ich erst einmal mehr Sensibilität an den Tag, als sonst, aber ehrlicherweise verstehe ich den Hype um Berühmtheiten überhaupt nicht. Prominente sind beim Schminken nicht viel anders - manche brauchen mehr Aufmerksamkeit, andere sind sehr umgänglich. Es geht darum, in die Situation zu gehen, einen guten Job zu machen, den Respekt zu bewahren und einfach zu schauen, was gerade von mir gefordert ist.

Sometimes there is a lot of waiting time during a photo shoot – how do you entertain yourself? We have long waiting times? (laughs) Yes, they exist – the light isn’t working, or the piece of clothing needs ironing again. But I use the time and also check make-up and hair again, and re-apply or re-do as necessary. If there a few minutes I really have nothing to do, I watch the other people do their job. I like to observe and learn new things. I compare it to being at school: if you actively listen and watch, the less time you have to sit over books and study.

Wen machst du lieber zurecht? Männer oder Frauen? Naja, als Hair- & Make-up Artistin sollte ich jetzt klischeemäßig mit „Frauen“ antworten. Aber da sage ich wieder: das kommt total auf die Person an. Ich beherrsche ja beides gut. Und es gibt Menschen, egal ob Männer oder Frauen, mit denen möchte man nicht länger zusammen arbeiten, als nötig. Und damit meine ich nicht nur die Personen, die auf meinem Schminkstuhl sitzen. Aber: wir sollen ja auch nicht heiraten, sondern arbeiten. Also versuche ich einfach professionell und gut meine Arbeit abzuliefern. Also nein, ich habe keine Vorlieben. Außer für nette Menschen. (lächelt)

What was your last big shooting? That was a commercial for the jeans brand “Mustang”. I worked with a Greek make-up artist and the entire team was great fun. I greatly enjoyed it, and it was extremely professional. We didn’t know each other and spoke different languages, but we did a great job as a team. Also recently the co-operation with Armin Morbach and his team for his magazine TUSH impressed me a lot.

Manchmal besteht ein Shooting aus langen Wartezeiten, wie hältst du dich selbst bei Laune? Haben wir lange Wartezeiten? (lacht) Ja, es gibt manchmal lange Wartezeiten, weil das Licht nicht hinhaut oder der Stylist noch mal bügeln muss. Aber ich bin ja trotzdem da und schaue natürlich, ob das Make-up noch richtig sitzt oder die Frisur noch immer liegt oder noch besser liegen könnte. Wenn ich ein paar Minuten wirklich nichts zu tun habe, dann lasse ich gern die anderen Jobs auf mich wirken. Das ist doch spannend. Ich beobachte gern und lerne nebenbei ein paar wichtige Dinge aus den Arbeitsweisen der anderen. Das ist ein bisschen wie in der Schule: wenn man geistig anwesend ist und gut zuhört, muss man später nicht nachsitzen

The cover - everyone’s big dream! What do you do to make it come true? I believe that things happen as they should happen. In our business, good luck is important for a big job. Good connections are equally important. I have great colleagues who do a lot of covers but it took them a while to get there. I am still young and have to be patient but one day I will contribute to a cover! What inspires you? Many people. Thierry Mugler, for example. A man of great vision which he expresses in his work in the most fantastic way. Or Alexander McQueen: I was close to tears and had to take 87


hair & make-up saskia krause

a deep breath when I visited his exhibition in New York. What these people create really fascinates me and helps me be more courageous and experimental in what I do. You got to dare to do something different, and they do. That is very inspiring. But I get inspired in my daily life. Recently in the supermarket, the cashier had the most perfect eye line that made me stare at her for minutes. Hair colours, pretty faces, fabrics or materials inspire me. I love to spend time in New York. It’s invigorating. Williamsberg to Brooklyn – just so much to see.

oder für Prüfungen wochenlang lernen. Was war dein letztes großes Shooting, für das du gearbeitet hast? Das war eine Werbekampagne für die Jeansmarke Mustang. Ich habe mit einem griechischem Visagisten zusammen gearbeitet. Das ganze Team am Set war superwitzig und es hat einfach richtig viel Spaß gemacht! Es war sehr professionell. Das heißt für mich: obwohl wir uns alle nicht kannten und teilweise andere Sprachen gesprochen haben, haben wir uns doch als Team zusammen gefunden und einen tollen Job gemacht. Ebenfalls sehr beeindruckend war die Zusammenarbeit mit Armin Morbach und seinem Team für sein Magazin TUSH.

For this job you used a ton of jewellery and Swarovski-crystals. How did you get this idea? Well, we wanted to contribute to this special birthday edition with something flashy. But at the same time I wanted it to be minimalist. I envisaged a model with amazing hair, wearing this expensive jewellery and nothing else. No dress, no costume. So I decided to use the crystals. The photos should have this restrained touch of art and glamour but leave a lot of room for interpretation. As if you could also sell a product with the photo. And I think we managed. Thanks again to our model Lena Fishman, who patiently had me glue crystals to her body for many hours. I will be busy for the next few hours helping remove them again!

Der große Traum vom Cover! Was tust du, um dieses Ziel zu erreichen? Ich glaube, dass die Dinge immer so passieren, wie sie passieren sollen. In dieser Branche hat jeder große Job immer mit wahnsinnig viel Glück zu tun. Vitamin B (Beziehungen) spielen eine wichtige Rolle. Es gibt großartige Kollegen, die machen viele ein Cover. Das hat auch alles eine Zeit gedauert, bis sie dahin kamen. Ich bin noch etwas jünger und muss mich noch gedulden. Aber irgendwann gibt es sicherlich auch ein Cover, an dem ich beteiligt bin. Wer inspiriert dich? Viele Menschen: Thierry Mugler zum Beispiel. Er hat diese großartigen Visionen und setzt sie fantastisch um. Oder Alexander McQueen: als ich seine Ausstellung in New York besuchte, kamen mir fast die Tränen und ich musste danach erstmal tief Luft holen. Was sie kreieren, spricht mich persönlich sehr an. Um vielleicht auch etwas mutiger zu werden, indem was ich tue. Man muss sich trauen. Und das tun sie. Sie trauen sich. Das ist sehr inspirierend. Es gibt tagtäglich Inspirationen für mich. Letztens stand ich z.B. im Supermarkt an der Kasse und die

Translation by Christian Deimel

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Kassiererin hatte einen so perfekten Lidstrich, dass ich sie ständig anstarren musste. Generell sehe ich Haarfarben, schöne Gesichter, Stoffe oder andere Materialien - und bekomme Inspiration. Ich bin z.B. sehr gern in New York, denn dort sammele ich viel Energie. Von Williamsburg in Brooklyn bis Uptown gibt es immer etwas zu sehen. Für deine Strecke hast du sehr teuren Schmuck und Unmengen von Swarovski-Steinen benutzt. Wie bist du auf diese Idee gekommen? Wir wollten etwas zu dieser Geburtstagsausgabe beitragen, dass auffällt! Aber es sollte minimalistisch sein. Ich habe mir ein Model mit tollen Haaren vorgestellt, die diesen superteuren Schmuck trägt. Und sonst nichts. Es gibt kein Kleid zu sehen, kein riesiges Kostüm. Darum habe ich mich zusätzlich für die glitzernden Steine entschieden. Die Bilder sollten einen dezenten Kunst- und Glanzcharakter bekommen , aber gleichzeitig Platz für Interpretation lassen. Als ob man damit auch ein Produkt verkaufen könnte! Wie “Wodka - Absolut Strass“ oder so etwas. (lacht) Ich finde, dass ist uns gelungen. Noch einmal auch ein großes Dankeschön an unser Model Lena Fishman, die sich über Stunden immer mehr Steine hat aufkleben lassen. Ich werde ihr wohl noch einige Zeit helfen müssen, dass alles wieder abzumachen!

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hair & make-up


Blouse: Mongrels In Common Trousers: Mongrels In Common Necklace: American Apparel 90


great expect ations Concept & Photography: Nikolaus Gr체nwald Styling: Dana Roski (nude agency) Make-up: Etienne M체ller Hair: Corine Spies Models: Hannah Godde (IZAIO models), Justus Xaver (seeds management) Assistant: Mark Phillips Location: Thanks to Claus L채mmle 91


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Blouse: Stine Goya Sunglasses: Mykita Jewellery: Yves Saint Laurent

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Bathrobe: November Ear Rings: Vintage 94


Blouse: Weekday Vest & Pants: C’est Tout Shoes: Rupert Sanderson 95


Sweater: Paul Bauer 96


Blazer: Maison Scotch Blouse & Trousers: Malaika Raiss Shoes: Steve Madden 97


Hannah Coat: Mongrels In Common Sweater: H&M Justus Sweater: Cos Trousers: Paul Bauer 98


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Hannah Dress: Gestuz Justus Tuxedo & Shirt: Paul Bauer 100


Kimono: H&M Stockings: Palmers Socks: Dress: Calzedonia Gestuz Shoes: Buffalo Jewellery: Sabrina Dehoff 101


Tuxedo & Shirt: Paul Bauer

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Hannah Dress: Gestuz Jewellery: Sabrina Dehoff Justus Tuxedo & Shirt: Paul Bauer

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Hannah Blouse: Weekday Trousers: Monki Coat: Tiger of Sweden Shoes: MIU MIU Necklace: Sabrina Dehoff Bracelet: Fendi 104


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photography nikolaus grünwald

NIKOLAUS GRÜNWALD INTERVIEW Die Karriere von Nikolaus Grünwald ist eine ungewöhnliche. Vom Juristen zum Fotografen – von nüchternen Paragraphen zu Kunst und Kreativität. Und eine Chance, die der 37-Jährige , der im baden-württembergischen Leonberg geboren wurde, nutzte und sich einen Namen als vielseitiger Profi für Architektur-, Dokumentations- und People-Fotografie machte. HOLE hat er erzählt, wie es dazu kam. HOLE: Lass uns ganz am Anfang beginnen. Du hast tatsächlich Jura studiert und erst kurz vor dem Ende gemerkt: Das ist es nicht. Warum? Nikolaus: Entsetzlicherweise habe ich es sogar erst nach dem Studium gemerkt, als ich bereits studierter Volljurist mit einer Kammerzulassung war. Man muss dazu sagen, ich komme aus einem gutbürgerlichem Hause und eine Selbstständigkeit, auch noch mit einem so „unseriösen“ Job wie Fotograf, hätte ich mir mit Anfang 20 nicht vorstellen können. Darum habe ich erstmal irgendetwas gemacht. Ich hatte damals noch gar keine Ahnung, was ich im Leben einmal machen möchte. Und als ich dann mit dem Studium fertig war, und gemerkt habe: oh jetzt kommt die Phase, wo du jeden Tag mit etwas verbringen musst, dass dir Spaß machen sollte - erst da habe ich begriffen, worum es geht. Ich habe mir dann gedacht, wenn ich jetzt nicht probiere als Fotograf zu arbeiten, dann werde ich mich mein Leben lang fragen: Warum hast du es nicht probiert? Die Überlegung war dann einfach: Probiere es und schau, was daraus wird. Und wenn es nicht klappt, dann kann man immer noch sagen okay, das Talent hat nicht gereicht. Umgekehrt wäre es aber schlimm für mich gewesen, es nicht versucht zu haben und dann täglich hinter einem Bürotisch zu sitzen und mich zu langweilen.

Nikolaus Grünwald’s career is an exceptional one. From a solicitor to a photographer - from dry paragraphs to art and creativity. And a chance, which the 37 years old, who was born in Baden-Württemberg’s Leonberg, grabbed and which made him a versatile professional for architectural, documentary and people photography. He told HOLE how it all happened. HOLE: Let’s start from the beginning. You have actually studied law and just before the end you realized: That’s not for me. Why? Nikolaus: Horrifyingly I actually realized it after my studies, when I was a fully qualified lawyer with a chamber license. I have to admit that I come from a middle-class family and a self-employment, especially one with such a “dubious” job like photographer, was something I never imagined during my early twenties. Therefore I just did something. At that time I had no idea what I wanted to do with my life. And when I finished my studies, I realized: oh, now you’ll get to the phase where everyday you will have to do something that you actually don’t like. That’s when I understood what it was all about. So I thought, if i don’t try to work as a photographer now, then I will question myself all my life: why didn’t you try it? The consideration was then simple: try it and see, was you can get out of it. And if it doesn’t work out then you can always say, okay, the talent was just not enough. On the other hand, it would be bad, sitting behind a desk, being bored and wondering

Hattest du denn das Gefühl etwas zu verpassen, wenn du dich nur noch mit Gesetzestexten beschäftigst? 106


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photography

what could have happened

Oh ja. Das Witzige ist, wenn ich auf Veranstaltungen bin, wo ich alte Kollegen wiedertreffe, dann kommen alle nach drei bis vier Bier zu mir, und sagen: „Nikolaus, du hast das einzig Richtige gemacht. Mich kotzt mein Beruf dermaßen an.“ Und das ist dann für mich schon Bestätigung genug. Ich bin wirklich froh, dass für mich alles ganz anders gekommen ist.

Did you have the feeling that you would miss out on something if you would just only deal with legal texts? Oh, yes. The funny thing is, when I am at events, where I bump into old colleagues, then after three to four beers they all come to over and ask me: “Nikolaus, you did just the right thing. My job pisses me off so much”. And that is enough reassurance for me. I’m really happy that it all came differently to me.

Zurück zur Fotografie. Es gibt Volkshochschulkurse, Abendklassen und natürlich die klassische Ausbildung - warum hast du dir das Fotografieren lieber selbst beigebracht? Das hat sich für mich einfach so ergeben. Ich lerne am nachhaltigsten, wenn ich selber über Dinge nachdenken muss. Umgekehrt habe ich schon von einigen gelernten Fotografen gehört, dass sie sich die Ausbildung heute schenken würden, weil sie dort nichts gelernt hätten, was ihnen im Beruf wirklich hilft. Diese Erfahrung deckt sich übrigens mit meinem Jurastudium, das, was man an der Universität lernt, hilft einem im Examen fast gar nichts und das, was man im Examen können muss, hat mit dem echten Leben nur sehr wenig zu tun. Ich weiß jedenfalls von einer Fotoschule, wo schwarz-weiße freistehende Bäume als Inbegriff von Fotokunst propagiert werden, aber in zwei Jahren nicht erklärt wird, wie eine Blitzanlage funktioniert. Was soll so etwas? Natürlich ist die Vermittlung von konzeptionellen Grundlagen sehr wichtig, aber mit freistehenden Bäumen in schwarz/weiß verdient man später mit ganz viel Glück mal zwei Euro bei Fotolia...

Back to photography. There are community college courses, evening classes and obviously the classic education - why did you decide to figure out photography all on your own? It’s just happened, I learn most effectively when I have to figure out things myself. I’ve heard a lot times that photographers complained they haven’t learned anything they could need in their job life, except for their technical skills-I experienced the same when I studied law, you can’t really use the information you learn in the real world, but at the same time the stuff you learn for your exams isn’t working outside law school as well I ones heard of a photography school, where they propagated black-white freestanding trees as the epitome of photographic art, but they weren’t able to explain within two years, how a flash system works. What the heck? Of course, the teaching of conceptual bases is very important, but with free-standing trees in black-white one will by chance earn two Euros at Fotolia.

Die Peoplefotografie hast du lange Jahre abgelehnt. Heute sieht das anders aus. Warum? Ich habe mit Landschaftsfotografie begonnen, dann kam Architektur dazu. Die ersten acht Jahre durfte bloß kein Mensch auf den Fotos zu sehen

You have rejected people photography for many years. That’s changed now. Why? I have started with landscape photography, then I 107


photography nikolaus grünwald

added architecture to it. For the first eight years no people were allowed to be seen on my pictures. Then one day I had a friend coming over, who asked me, if I could capture some moments at his wedding. I have to admit that it made me feel quite uncomfortable as I didn’t want to take any pictures of people at all. Anyhow, I changed my mind about that topic and after this event I realized that I even had a blast at it, which made me discover that people are actually able to make a living out of people-photography and I started to take it on a professional level. Next thing is, that being a team player, such as working with models, makeup-artists, stylist – you name it, is causing me having a good time.

sein. Dann kam irgendwann ein Freund auf mich zu und fragte, ob ich auf seiner Hochzeit fotografieren würde. Das war mir dann total unangenehm, weil ich keine Menschen fotografieren wollte. Dennoch habe ich es gemacht und es hat mir Spaß gemacht! Danach habe ich es öfter gemacht und festgestellt, dass ich in dem Sektor sogar Talent habe. Als ich es dann beruflich gemacht habe kam natürlich die unternehmerische Seite dazu. Ich habe festgestellt, dass sich mit dem Thema People gut Geld verdienen lässt. Das Arbeiten in Team mit Model, Make-Up-Artist, Stylist etc. macht mir auch einfach großen Spaß! Sind Menschen letztlich nicht spannender zu fotografieren, als Architektur? Das würde ich so nicht sagen. Ich finde, ein gutes Gebäude ist eine sehr spannende Geschichte - es gibt nur zu wenige davon. Nehmen wir die Bibliothek am Bahnhof in Stuttgart. Die ist von innen ziemlich ansehnlich, aber von außen das komplette Gegenteil. Ich habe sie damals von außen gesehen, und dachte, das muss irgendein komischer Zwischenabschnitt im Bau des Bahnhofs sein, doch es wurde nicht mehr anders und irgendwann wurde mir klar, das bleibt so. Das finde ich sehr schade, denn grade hier in Stuttgart haben wir auf dem Areal, das um den Bahnhof herum entstehen wird ein Quartier, das könnte man zu einem architektonischen Prunkstück Europas ausbauen, im besten Fall ähnlich wie in Bilbao oder Valencia, wo die Menschen aus ganz Europa kommen um sich die wunderschöne Architektur anzusehen. So wie es jetzt ausschaut, wird niemand kommen. Wenn die Gebäude, die da noch folgen werden, genau so sind, hätte Stuttgart da echt eine Chance verpasst.

Ultimately, are people not more fascinating to shoot than architecture? I wouldn’t say that, an interesting building can tell a fascinating story as well, it’s just that there are simply too little of them. For example, let’s look at the main library at the Stuttgart train station, the building looks neat from the inside, but quite the opposite from the outside. When I first saw the outbuilding, I thought to myself „This building is probably not complete yet.“, but gradually I realized that it was quite ready and that there are no further changes to be done, which I consider a pity, because the area around the train station could be expanded to a magnificent piece of architecture, it would cause people from all over the planet to come and examine the fine architectural work. At best it would be like Bilbao or Valencia, where people travel to just to check out the fabulous architecture. But as the whole thing looks now, I don’t expect much people to show up. If the following buildings turn out like the already existing ones, 108


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Kommen wir zu den Bildern, die Du für HOLE gemacht hast. Welche Emotionen möchtest du damit wecken? Was ich mit dieser Strecke in HOLE ausdrücken wollte ist, dass ich finde, Weihnachten ist immer ein Fest, an die man zusammenkommt und sich jeder eigentlich unheimlich Mühe gibt. Meist gipfelt es dann in einer Übereinkunft völlig überzogener Erwartungen, die sich dann in einem ziemlichen Knall auflöst. Oft schwingt an Weihnachten ein großer Teil Enttäuschung mit, weil die eigenen Erwartungen nicht erfüllt wurden und der andere nicht zu würdigen weiß, was man versucht hat. Aber, um ganz ehrlich zu sein, habe ich nie eine echte Ahnung, welche Emotionen ich wecken möchte. Ich fotografiere aus dem Bauch heraus. Es ist ja nicht so, dass ich ungeplant irgendetwas fotografiere, aber wenn ich etwas knipse, dann letztlich weil es sich richtig anfühlt. Was ich allerdings damit ausdrücken will, dass teilen mir die Menschen immer hinterher mit. Ich höre es mir dann an, und stelle fest: ja das ist es.

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then Stuttgart missed out a great opportunity. Let’s talk about the pictures you shot for HOLE. Which emotions do you want to trigger? What I wanted to express with this shoot is that Christmas is always a festivity in which people get together and where everybody actually go incredibly out of their way. Most of the times it culminates in absolutely excessive expectations which then vanish with a quite a huge bang. In my opinion Christmas causes a lot of emotional disappointment, because expectations where rarely fulfilled and usual people are not able to appreciate the attempts that are done by others. To be honest, I really don’t know, which kind of emotions I want to raise, I normally shoot pictures out of the blue, but it’s not like I do my work totally unplanned. It’s more like me having a certain vibe, while doing my work and afterwards while people tell me their views, I’d be like: “Yeah, that’s it!” How would you describe your style? As I mentioned earlier describing my work, is something I leave to others. Since I’m Swabian, I tend to be modest and I don’t want to exaggerate. I always keep a certain distance between the object I’m taking pictures of and me. I’m not the kind of guy, that jumps emotionally into something, I like keeping distance and letting the person looking at my work judge. Of course I do give kind of a hint, but I don’t like the obvious, my work always has to have a little secret in it, something that needs to be discovered yet.

Wie würdest Du selbst denn deinen Stil beschreiben? Wie gesagt, die Auseinandersetzung mit meiner eigenen Arbeit, ist immer etwas, was ich anderen überlasse. Wir Schwaben sind ja von Grund auf bescheiden, wir wollen auf keinen Fall übertreiben. Was man aber sagen kann ist, dass ich immer eine gewisse Distanz zu meinem Objekt habe. Ich bin niemand, der pathetisch irgendwo hinein springt, eine übergroße Nähe aufbaut. Stattdessen nehme ich mich als Betrachter eher zurück und versuche demjenigen der das Bild anschaut, die Chance zu geben, selbst zu werten. Natürlich versuche ich ihn irgendwo hin zu schubsen, aber mich nervt es immer, wenn eine bestimmte

Looking on the pictures you’ve taken for us, which one is your favorite? 109


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I like the portrait of the male model in the green room – the whole situation, the light, his look and the colors are harmonizing, which gives the picture a strange but beautiful tension, it’s even a little spooky. The picture pulls you into different directions, which makes it hard to figure it out – I like that.

Botschaft mit dem Holzhammer mitgeteilt wird. Das wirkt plump und die Sache verliert ihren Reiz. Es muss immer ein gewisses Geheimnis im Bild sein. Welches Bild dieser Strecke ist dein ganz persönlicher Favorit? Ich mag das Portrait des männlichen Models im grünen Zimmer. Ich finde die ganze Situation, das Licht, sein Blick und die Farben harmonieren so gut zusammen, dass das Bild eine seltsame Spannung in sich trägt. Es ist sogar ein wenig spooky. Man kann das Bild nicht richtig einordnen, es zieht einen in verschiedene Richtungen und das finde ich gut.

Talking about directions, do you have other creative gifts? Well, I’m quite linguistically gifted, before I started to take pictures, I worked a lot in that direction. But today it’s a lot easier for me to talk through pictures, you can express a lot more concisely, but keyed at the same time. Something else, I did a movie, but it’s not finished yet, I simply don’t have time, to do the editing at the moment. Since you mentioned your time management, how’s your photographic everyday life? Quite diverse, there are months where I have to make a living out of 2-3 small jobs and then there are periods where I’m on the road nearly every second day and there is so much to do, that I’m hardly able catch up.

Apropos verschiedene Richtungen: Hast du noch andere kreative Adern? Ich bin sprachlich nicht gänzlich unbegabt. Bevor ich fotografiert habe, habe ich in diesem Bereich viel gemacht. Heute fällt es mir leichter, über Bilder zu kommunizieren. Man kann alles knapper, prägnanter und doch verschlüsselter ausdrücken. Was ich sonst noch kann? Ich habe letztes Jahr probiert, einen Film zu machen. Allerdings schaffe ich es zeitlich nicht, ihn zu schneiden. Ich kann mich darum im Moment leider nicht kümmern.

After the actual photo shoot is done, there is still a lot more work to do – are you editing the pictures yourself? In general I love to do that myself, especially at casual projects, but I’m rather pragmatic when it comes to clients. For instance I hate using soft focus functions on the skinsurface and color designs are also very important to me, if it’s possible I like to adjust them myself and it’s part of my service, but if a client likes the rework to be done by a determinated retoucher, I’m fine with that. After it’s about the money.

Wie sieht denn dein fotografischer Alltag aus? Sehr unterschiedlich. Es gibt natürlich SaureGurken-Monate, wo man nur zwei, drei kleinere Sachen hat. Es gibt aber auch Monate, in denen ich jeden zweiten Tag unterwegs bin und eigentlich gar nicht mehr so richtig hinterher komme. Nach dem eigentlichen Foto ist die Arbeit bekanntlich noch lange nicht getan. Machst du auch die Nachbearbeitung selbst? Das mache ich am liebsten selbst, bei freien Projekten auf jeden Fall. Da bin ich ziemlich ei110


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photography

Do you have a favorite photographer, someone that inspires you? Since I’m a interdisciplinary person, I can’t tell really, because there a lot of individuals that inspire me - but if I had to choose someone I admire, I’d go for Gregory Crewdson, I love how he operates with light and the objects he uses. Last year there was an exhibition in Baden-Baden with marvelous pictures he took, I own a couple of books, but seeing them in full size is simply breathtaking. Another great piece of work would be last year’s publication of Steven Meisel. It’s called “Water & Oil”, the pictures are magnificent - something between High Fashion and disgust. It’s a beautiful example, how fashion photography is not only about showing beautiful people at beautiful locations, but combining those topics and making it socially relevant. I consider this worthy of remark.

gen. Ich hasse zum Beispiel Weichzeichnerei bei der Haut oder auch die Farbgestaltung ist mir sehr wichtig, die möchte ich am liebsten selbst machen. Schattenwurf ist auch eine ganz eigene Sache. Bei Kundenprojekten, sehe ich die Nachbearbeitung als Dienstleistung und wenn der Kunde sagt, er möchte einen bestimmten Retuscheur haben, weil er einen bestimmten Stil verfolgt, dann mische ich mich da nicht ein. Wenn er glücklich damit ist, dann lass ich ihn. Schließlich hat er dafür bezahlt. Da bin ich pragmatisch. Hast du einen Lieblingsfotografen, an dem du dich orientiert? Das kann ich so nicht sagen. Dadurch, dass ich sehr interdisziplinär unterwegs bin, gibt es unterschiedliche Leute. Wen ich aber für sein Licht und seine Motive sehr bewundere, ist Gregory Crewdson. Es gab letztes Jahr in Baden-Baden eine Ausstellung mit großformatigen Bildern, die war ganz großartig. Ich habe schon Bildbände von ihm, aber so ein Bild in Großformat zwei mal drei Metern zu sehen ist einfach sagenhaft. Oder letztes Jahr die Serie zum Thema Ölpest, von Steven Meisel “Water & Oil”. Die fand ich grandios gut fotografiert - zwischen High Fashion und Ekel. Ein schönes Beispiel dafür, wo Modefotografie nicht mehr nur auf das Abbilden schöner Menschen an schönen Locations reduziert ist, sondern sozial relevant wird. So etwas finde ich bemerkenswert.

Are young talents able to keep up with that? I like to think so, showing pretty stuff commercially is of course important, but I like it if work contains a social relevant component, as for example the deepwater drilling at the Mexican Golf, that turned out terribly. If someone uses mainstream possibilities like fashion photography to make people aware of those topics, then it’s definitely a win-situation and you will remain memorable.

Können sich junge Talente daran orientieren? Ich denke schon. Hübsch ist in der kommerziellen Arbeit natürlich oft wichtig, aber bei eigenen Projekten finde ich es doch schön, wenn das Bild eine Komponente mit gesellschaftlicher Relevanz enthält. Wie eben die Tiefseebohrung im Golf von Mexiko, die so richtig schön schief gegangen

How did you find your style? It emerges from the way of seeing things and the kind of topics you are into. For instance, I learned that I don’t like working with Soft boxes, I rather go with extra hard light or really soft light - if I want to get soft light, I simply go with natural light. I only do things, if 111


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ist. Wenn man auch das Medium Modefotografie benutzt, um solche Themen aufzugreifen und den Leuten vor Augen zu führen, was da passiert, dann hat man einen guten Job gemacht. Und bleibt im Gedächtnis.

they feel right for me. Normally I have a picture in my mind and I’ll be messing around with the settings, until I get the picture I figured out in my mind. Sometimes this takes ages…(grin)

Wie hast Du deinen eigenen Stil gefunden? Er ergibt sich über die Sichtweise und was man interessant findet. Ich habe zum Beispiel relativ schnell festgestellt, das ich mit Softboxen nicht arbeiten kann. Ich möchte entweder ganz hartes Licht oder ganz weiches Licht. Letzteres bekomme ich am einfachsten und schönsten über natürliches Licht, und für ganz hartes Licht, brauche ich eben keine Softboxen. Ich mache nur Dinge, die sich für mich richtig anfühlen. Ich habe immer ein Bild vor meinem inneren Auge und ich mache dann so lange an den Settings herum, bis das Bild so aussieht, wie ich es mir vorgestellt habe, bis es sich einfach richtig anfühlt. Manchmal kann das dauern (grinst)

Are your images products of hard work and preparation or are they sometimes even developing by coincidence? Well, the good ones are always a result of preparation, but of course sometimes things happen by chance and you have to be able to just take it as it is. But in general, it’s better to be prepared.

Entstehen deine Bilder durch harte Vorbereitung oder auch mal durch glückliche Zufälle? Nun, die guten Sachen entstehen schon durch Vorbereitung. Aber natürlich muss man bereit sein, einen glücklichen Zufall mitzunehmen, wenn er sich ergibt. Einen Plan zu haben, ist natürlich trotzdem immer besser. Welche Projekte planst du für die Zukunft? Ich hatte letztes Jahr meine Strecke „Sleeper in Metropolis“ in der Galerie f75 in Stuttgart. Dort zeigte ich 17 Motive. Im Dezember werde ich wieder nach Hongkong fliegen, um an genau dieser Strecke weiterzuarbeiten. Ich würde gern auf insgesamt 60-70 Motive kommen, und sie vielleicht irgendwann einmal als Bildband veröffentlichen. Außerdem gibt es noch ein anderes Fa-

Which projects do you plan for the future? Last year I had an exhibition at the f75 gallery in Stuttgart, the series was calls “Sleeper in Metropolis” - I showed 17 artworks. In December I will fly to Hong Kong to continue working on exactly this project, I would like to come to a total of 60-70 subjects, and maybe publish them someday as a book. There is also another fashion-project I have going on, but I’m not allowed to reveal any information yet. How are you going to spend New Year’s Eve? That’s something that I will decide spontaneously. I am thinking of celebrating New Year’s Eve at a friend’s place in Upper Bavaria and afterwards to spend a few days with a cross-country skiing holiday. That is to balance out all the long sittings. For example when I edit my pictures. Than I have to do some sports in between. Want to get rid of anything else? I would like to thank my entire team. We worked hard about 1 1/2 days, yet it was always very

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shion-Projekt, aber darüber kann ich im Moment noch nichts verraten. Wie verbringst du den Jahreswechsel? Das ist eigentlich etwas, was ich dann spontan entscheide. Ich überlege bei einem Freund in Oberbayern Silvester zu feiern und anschließend für ein paar Tage Langlaufurlaub zu machen. Das ist sozusagen mein Ausgleich für das lange Sitzen. Zum Beispiel an der Fotonachbearbeitung. Dann muss ich mich zwischendurch einfach sportlich betätigen.

harmonious, very pleasant and very focused - I had a good time. Furthermore special thanks to Claus Lämmle, who lend his house as a location. And also thanks to HOLE, who gave me the opportunity to introduce myself. Translation by Mihaela Ilic

Möchtest du sonst noch etwas loswerden? Ich möchte mich ganz herzlich bei meinem gesamten Team bedanken. Wir haben gut 1 1/2 Tage völlig unter Strom gearbeitet, dennoch war es immer sehr harmonisch, sehr angenehm und sehr konzentriert. Es hat wirklich Spaß gemacht. Und natürlich noch ein besonderes Dankeschön an Claus Lämmle, der dafür sein Haus zur Verfügung gestellt hat. Und ein Danke an HOLE, dass ich mich hier vorstellen darf.

nikolaus grünwald www.nikolaus-gruenwald.de 113

photography


special anna wintour

THE OF Draft Sebastian GroĂ&#x; 114


anna wintour

special

Die VOUGE an einem Samstagvormittag bei einem Croissant und einem Café au lait zu lesen - ich kann mir nichts Schöneres vorstellen...

To read the VOGUE on a Saturday morning with a croissant and a café au lait – I can't think of anything better...

VOUGE - Eine Welt für sich und ständiger Begleiter für Modebegeisterte rund um den Globus. Mit 18 Länderausgaben ist sie unangefochten das bekannteste Modemagazin der Welt. 1892 erschien die erste Ausgabe als Wochenheft im Condé Nast Verlag und avancierte schnell zum Sprachrohr der amerikanischen High Society.

VOGUE – A World of its own and frequent companion for fashion victims around the world. With issues in 18 countries its the unchallenged all known fashion magazine of the world. Its first issue was launched in 1982 as a weekly booklet by Conde Nast Publishing House and quickly became the voice of the American high society.

Für Generationen wurde sie richtungsweisend, Trendsetter und Machtinstrument im großen Spiel des Modebusiness. Und das ist sie bis heute. VOGUE - das Barometer für Trends in Mode– & Lifestyle. Die Chefredakteurinnen sind Stilikonen ihrer Hoheitsgebiete. Mit der Deutschen Christiane Arp, der Französin Emanuelle Alt und der Chinesin Angelica Cheung, um nur einige zu nennen, ist VOUGE der Global Player in Stilführung einer Multimilliarden-Dollar-Maschinerie.

For generations it became trend-setting and a tool of power in the big game of the fashion industry. And it is until today. VOGUE – the barometer for trends in fashion and lifestyle. The editors in chief are icons in their territory. Christiane Arp (Germany), Emanuelle Alt (France) and Angelica Cheung (China), to name some of the them, VOGUE is known to be the global player in giving directions in a multi billion dollar machinery.

HIGH PRIESTESS FASHION But one outshines them all: Anne Wintour, daughter of the former “Evening Standard” Publisher, Charles Vere Wintour, is the uncrowned fashion world queen.

Doch eine überstrahlt sie alle: Anna Wintour, Tochter des ehemaligen „Evening Standard“Herausgebers, Charles Vere Wintour, ist die ungekrönte Päpstin der Modewelt.

Born in Britain, she felt, thanks to her high power of comprehension and her instincts, the change in the fashion of the 60ties and used this to her advantage: she decided against college and began an apprenticeship at “Harrods”. In the 70ties she

Dank ihrer hohen Auffassungsgabe und ihres Instinktes spürte die geborene Britin die Veränderungen in der Mode der 60er und nutzte diese zu Ihrem Vorteil: sie entschied sich gegen das 115


special anna wintour

finally started her career as fashion-journalist at “Harper's Bazaar”.

College und begann eine Ausbildung bei „Harrods“. In den 70er Jahren startete sie schließlich ihre Karriere als Mode-Journalistin bei „Harper‘s Bazaar“.

At this time, England feels the wind of change, dusty fashion concepts are thrown overboard by a young generation. A wave of creativity and the wish for freedom in fashion influence Wintour's coming up success at VOGUE decisively.

England ist zu dieser Zeit im Wandel, die verstaubten Auffassungen von Mode werden von der jungen Generation über Bord geworfen. Eine Welle der Kreativität und der Wunsch nach Freiheit in der Mode sollten Wintours späteren Erfolg bei VOGUE maßgeblich beeinflussen.

Her job interview with Grace Mirabella, former editor-in-chief, is legendary: When asked the question, what position she had in mind if she would get to work for the company, Wintour answered self-assured: “Yours!” Her father's wish – becoming editor-in-chief – comes true: initially she takes over the leading of the British Issue in 1986 – some years later, she finally ascends the fashion throne on 350 Madison Ave., New York.

Ihr Vorstellungsgespräch bei Grace Mirabella, der damaligen Chefredakteurin, ist legendär: Auf die Frage, welche Stelle sie im Unternehmen in Betracht ziehen würde, antwortete Wintour selbstbewusst: „Ihre!“ Der Wunsch des Vaters - Chefredakteurin zu werden - erfüllt sich tatsächlich: 1986 übernimmt sie zunächst die Führung der britischen Ausgabe - einige Jahre später besteigt sie den Mode-Thron in der 350 Madison Ave, New York.

The Ice Queen leads the Mother House in New York with strict hand, since 23 years. And she succeeds with one coup after another. For her first cover she combines high fashion with cheap fashion - a major scandal! She pulls her personal favorite accessory, the fur, out of the dusty cupboard and made it socially acceptable again – the next outcry! Movie stars become en vogue as models and critics of all kind are civilly ignored by her.

Seit 23 Jahren führt die Schneekönigin nun das New Yorker Mutterhaus mit harter Hand. Und ihr gelingt ein Coup nach dem anderen. Für ihr erstes Cover kombinierte sie High Fashion mit Billigmode - ein Skandal! Ihr persönliches Lieblingsaccessoire, den Pelz, holte sie aus der verstaubten Schublade und machte ihn wieder salonfähig der nächste Aufschrei! Filmstars sind plötzlich als Models en vouge und Kritiker aller Art werden von ihr höflich ignoriert.

Under her direction the American VOGUE concentrates exclusively on fashion. The September issue of 2007 had a volume of 832 pages and became hereby the biggest monthly released magazine at its time. A glossy magazine is awakened from its 100 years sleep and becomes - thanks to Wintour – fit for the 21st century. So rightly the editor-inchief was chosen as “Editor of the Year”.

Unter ihrer Führung konzentrierte sich die amerikanische VOGUE wieder ausschließlich auf Mode. Die Septemberausgabe 2007 hatte einen Umfang von 832 Seiten und war damit das seitenstärkste, monatlich veröffentlichte Magazin, das bis dahin erschienen ist. Ein Hochglanz-Modemagazin wird aus seinem Jahrhundertschlaf geweckt und ist dank Wintour - fit für das 21. Jahrhundert.

2003 she forms the CFDA/Vogue fund, to support upcoming, until this time, unknown American design talents. If she is fascinated by a fashion de116


anna wintour

special

signer, she will become their mentor. When she feels the success, she offers all her network – as her connections to the business world are excellent and the key to a major career. Not only Michael Kors, John Galliano or Marc Jacobs have to thank her a lot. She also helps entire fashion brands to new old highs. According to the principle: Secure your position in the market and gain new partners.

Zu recht wird die Chefredakteurin zum „Editor of the Year“ gekürt. 2003 gründet sie den CFDA/Vogue Fund, um aufstrebende, bisher unbekannte amerikanische Designtalente zu fördern und zu unterstützen. Fasziniert sie ein Modeschöpfer, so wird sie seine Mentorin. Wittert sie Erfolg, stellt sie ihr Netzwerk zur Verfügung - denn ihre Verbindungen zur Wirtschaft sind exzellent und der Schlüssel zu einer großen Karriere. Nicht nur Michael Kors, John Galliano oder Marc Jacobs haben ihr viel zu verdanken. Sie verhilft auch ganzen Modemarken zu neuer, alter Größe. Frei nach dem Motto: Sichere deine Marktposition und gewinne dabei neue Partner.

In America VOGUE is trend-setting with his 13 million readers and the 62 year old Wintour the connecting link between economy and consumer. But why is this woman so important as a decisionmaker? What is she doing? “Anna does not hold her finger into the blowing wind, she IS the wind” was once written in the New York Post. “ She is ahead of her time and detects currents, while we only see trickle.” The only thing that counts for her is the new issue and the power that connects with it, in the circus of vanity. When Wintour is in the house, everybody tremors: the artist, the photographer, the stylist and designer – all dance to her tune. And that, right away, since her daily routine is a programmed calculus and every unnecessary delay a loss deal.

VOUGE ist mit 13 Millionen Lesern in Amerika stilprägend und die 62-jährige Wintour das Verbindungsglied zwischen Wirtschaft und Konsument. Doch warum ist genau diese Frau als Entscheidungsträgerin so wichtig? Was macht sie aus? „Anna hält ihren Finger nicht in den Wind, sie ist der Wind.“ schrieb einst die New York Post. „Sie ist ihrer Zeit voraus und erkennt Strömungen, wo wir nur ein Rinnsal sehen.“ Das Einzige was für sie zählt, ist die neue Ausgabe und die damit verbundene Macht im Zirkus der Eitelkeiten. Ist die Wintour im Haus, zittern sie alle: der Künstler, die Fotografen, die Stylisten und Designer - alles tanzt nach Ihrer Pfeife. Und das bitte unverzüglich, denn ihr Tagesablauf ist programmiertes Kalkül und jede unnötige Verzögerung ein Verlustgeschäft.

To be faster than others is the root of her success. Her employees' work for days on end fades into oblivion by the wink of her hand. Entire concepts are being tossed over board. As her decisions are taken at high speed which sometimes bring her inferiors into despair. But, of course, only “ in the interest of the reader”. She works hard – and she doesn't expect nothing less from others.

Schnell zu sein ist der Ursprung ihres Erfolges. Tagelange Arbeit ihrer Mitarbeiter verschwindet mit einem Handstreich in der Versenkung. Ganze Konzepte wirft sie über Bord. Denn ihre Entscheidungen trifft sie in Höchstgeschwindigkeit, was ihre Untergebenen zuweilen verzweifeln lässt.

Anna Wintour acts as impartial first reader with a distinctive look for details. Her sound standing knowledge and feeling for the fast moving fashion world are her assets – and can't be measured in 117


special anna wintour

fur by the publishing house.

Natürlich nur „im Interesse des Lesers“. Sie arbeitet hart – und nicht weniger erwartet sie von anderen.

As American editor-in-chief she represents the interests of a fashion magazine. And she does not avoid also to thwart creatives or fashion designer, should their visions be not to her liking. She is THE consultant of a branch of trade, that makes everything possible for those creatives – but only if it suits her.

Anna Wintour fungiert als unabhängige erste Leserin mit einem ausgeprägten Blick für jedes Detail. Ihr fundiertes Wissen und Gespür für die schnelllebige Modewelt ist ihr Kapital - und für den Verlag in Pelz nicht aufzuwiegen.

Because Wintour knows what she is doing. She knows the reactions when she appears the stage. Her cold appearance, her big sun glasses and the perfectly styled “Wintour-Bob” became her personal brand. She doesn't need to be liked, since the result of her work is the mirror of herself.

Als amerikanische Chefredakteurin vertritt sie die Interessen eines Modemagazins. Dabei scheut sie sich auch nicht, Kreative und Modedesigner auszubremsen, wenn ihr deren Visionen missfallen. Sie ist DIE Beraterin einer Branche, die für ihre Kreativen alles möglich machen kann - aber nur, wenn es ihr taugt.

But what happens after her? One thing is for sure: VOGUE will never be same as today. Or will it? If I quote Anna Wintour, there is still hope: “Who would ever say never? That would be ridiculous!“

Denn Wintour weiß was sie tut. Sie kennt die Reaktionen, wenn sie auf der Bühne erscheint. Ihr kühles Auftreten, ihre große Sonnenbrille und der perfekt frisierte Wintour-Bob wurden ihre Markenzeichen. Sie selbst muss nicht gefallen, denn das Ergebnis ihrer Arbeit ist das Spiegelbild ihrer selbst.

Translation by: Thom Kubin

Doch was kommt nach ihr? Eins ist fast sicher: VOGUE wird nie wieder so sein, wie heute. Oder doch? Zitiere ich Anna Wintour, bleibt Hoffnung: „Wer würde jemals nie sagen? Das wäre lächerlich.“

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fashion glossary

C

A B

D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Cashmere ist die sehr feine und dichte Unterwolle der Kaschmirziege. Es wird geschätzt, dass die jährliche Produktion pro Ziege im Durchschnitt nur 150 Gramm beträgt.

Cool Chic nennt man den Mix aus Weiblichkeit, Strenge und würdevollem Benehmen. Ein Musterbeispiel: ein taillierter Blazer und ein sehr figurbetonter Bleistiftrock als Garderobe, in einer Zusammenstellung mit einer weißen Bluse. Dazu definitiv High Heels. Für den luxuriösen Look kommen Kaschmir, Flanell und Seide in Frage. Perlen oder dezenter Goldschmuck runden den Cool Chic-Look ab.

Draft Sebastian Groß


Wookie Blouse: Talbot Runhof Body & Pants: Julien Fournie

Corinna Coat & Dress: Marcel Ostertag 120 120

Carola Blouse: Arzu Kaprol Dress & Necklace: Marcel Ostertag


time to celebrate Photography: Johanna Kreutzer Styling: Andrea Maier Make-up: Pamela Schneider (Artist Group Mierau) Hair: Suzana Santalab Model: Lucija Jelcic (Major Models) Set Design: Sabine Grund (Fame Acency) Models: Wookie & Carola (Klee Models), Corinna (Infinite Models) Postproduction: Olga Gogoleva

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Dress: Max Mara Belt: Etosha 122


Carola Dress: BOSS black Jacket: Versace Outfit: AmĂŠlie Jaeger Wookie Shoes: Prada Dress: Georgia Hardinge 123


Vest: Versace Dress: BOSS black Shoes: Miu Miu Vintage 124


Jacket: Marcel Ostertag Trousers: Dawid Tomaszewski Shoes: Jimmy Choo Vintage 125


Carola Dress: BOSS black Jacket: Versace Wookie Dress: Georgia Hardinge Corinna Jumpsuit: Marina Rinaldi Necklace: Marcel Ostertag Belt: Etosha 126


johanna kreutzer

photography

Johanna Kreutzer INTERVIEW Johanna Kreutzer. Die gelernte Werbefotografin aus Pforzheim lebt seit fünf Jahren in München. Zielstrebig und mit einem gesunden Ehrgeiz bahnt sie sich ihren Weg - mit Erfolg. Die 32–jährige hatte bereits Onlineveröffentlichungen für Vogue, Elle, Stylebook und Park Avenue. Mit ihrem charmanten Auftreten baute sie sich zudem ein Netzwerk auf, das ihr die Freiheit erlaubt, neben Auftragsarbeiten auch freie Shootings umzusetzen. Dabei ist sie stets auf jedes kleinste Detail bedacht, denn sie hat Freude am perfektem Ergebnis. Für HOLE inszeniert sie ein sehr spezielles und wichtiges Shooting: Für unseren 1. Geburtstag gibt‘s eine Riesentorte und jede Menge Spaß! Wir wollten Johanna noch etwas besser kennenlernen und baten sie zum Interview. HOLE: Johanna, was findest Du für dich persönlich spannender? Die Werbe- oder doch die Modefotografie? Johanna: Eher Fashion - das ist mein Ding. Es läuft zwar nur so nebenbei, doch da kann ich viel kreativer sein und meine Ideen besser umsetzen. Hauptsächlich verdiene ich natürlich mit Werbung mein Geld und versteh mich nicht falsch, Werbefotografie ist toll, aber meistens bekommt man ein Layout vorgegeben und dann kann man einfach nicht so frei agieren, wie bei Modefotos.

Johanna Kreutzer, the learned commercial photographer from Pforzheim has been living in Munich for five years. The 32 year old made online publications for Vogue, Elle, Stylebook and Park Avenue. Her charming attitude enabled her to build a network which allows her some free work next to her commission work. She has a keen eye for detail due to her love for perfect results. For Hole she set up a very special and important shooting: for our first birthday we had an enormous cake and loads of fun! We wanted to get to know Johanna a little better and asked her for an interview.

Mit welcher Kamera fotografierst du? Mit der 5D Mark II von Canon und je nach Auftrag auch mit der Phase One 645DF.

Hole: Johanna, what is more exciting for you personally? Commercial or fashion photography? Johanna: More fashion, that is my thing. It is just something I do on the side, but I am allowed to be more creative and put my ideas into practice. Mostly I earn my money with commercials and do not get me wrong, commercial photography is great, but you usually have a set layout and cannot work as freely as in fashion photography. (laughs)

Hast Du ein eigenes Fotostudio? Ich hatte eine Zeit lang mein eigenes Studio, aber das war eigentlich nicht wirklich notwendig. Es war mehr Aufwand, als das es Nutzen gebracht hat. Wenn ich einen Auftrag bekomme, dann zahlt der Kunde das Studio. Außer natürlich bei freien Aufträgen - da muss ich dann selbst bezahlen. (lacht) Bei freien Shootings ist ja selten ein großes Budget vorhanden. Zahlst du es dann komplett aus deiner eigenen Tasche? Ja, in den meisten Fällen bezahle ich das selbst. Aber ich möchte ja auch, dass es gut wird und ich hab echt richtig Freude am Ergebnis. In den meisten Fällen, kenne ich passende Locations oder Studios von Bekannten, wo man sich dann einmi-

What camera do you work with? With a Canon, 5D MarkII and depending on the work also with Phase One 645DF. Do you have your own studio? For a time I had my own studio but that was not really necessary. It was more of a bother than it 127


photography johanna kreutzer

eten kann. Auch für diese Strecke in HOLE hatte ich natürlich ein paar Kosten, zum Beispiel für die Anreise eines Models und die Dekoration. Aber das habe ich gern investiert. Natürlich teilen wir auch oft die Kosten mit dem Team, gerade was Styling oder das Make-up angeht. Schließlich haben auch alle etwas davon. Ich finde, ein wenig kann man investieren, am Ende zählt bei mir immer was dabei heraus kommt.

was useful. When I have a job the customer pays the studio time. Of course that does not apply for free work – then I have to pay myself. (laughs) The budget is usually small for free shootings. Do you pay everything out of your own pocket? Yes, in most cases I do. But I also want it to be good and I am very happy with the results. In most cases I know the perfect locations or studios of friends that I can rent. For the HOLE shooting I also had some expenses, for example travel expenses for the model to get here and for decorations. But I liked investing in this. Naturally we often split the cost within the team, especially for styling and make up. In the end we all get something out of it. I think a little investment does not hurt and in the end it is the result that matters.

Was wolltest du als Kind einmal werden? Früher habe ich mich für Goldschmiederei begeistert. Ich habe sogar eine Ausbildung angefangen. Es musste immer etwas handwerkliches, kreatives sein. Ich wollte nicht schon immer Fotografin werden, aber durch einen Bekannten habe ich einen super Fotografen mit eigenem Studio kennengelernt, der hat mir dann angeboten, eine Ausbildung bei ihm zu machen. Ich habe schon vorher fotografiert, aber nie so professionell mit Spiegelreflexkamera, aber ich dachte mir, wow das klingt cool, das möchte ich ausprobieren. Ich habe dann die klassische Ausbildung über drei Jahre gemacht. Und wie ihr sehen könnt, bin ich dabei geblieben.

What did you want to become when you were a child? I used to be enthusiastic about being a goldsmith. I even started training to become one. It always had to be some craft or something creative. I have not always wanted to be a photographer, yet through a friend I met a super photographer with his own studio who offered me an apprenticeship. I took photos before but never professionally with a reflex camera, yet I thought, wow, that sounds cool, I am going to try it. I did the classic three year apprenticeship. And as you can see I stuck with it.

Johanna, du bist acht Monate durch Europa gereist. Welche Stadt hat dich am meisten fasziniert? Die Städte, die mir besonders gefallen haben, waren fast alle skandinavischen: Stockholm, Helsinki, Oslo und vor allem Kopenhagen. Die Menschen dort sind super interessant und faszinierend zugleich. Die gigantische Landschaft, die Fjorde, einfach toll. Mein Schwerpunkt lag da aber mehr auf Gesellschaft- und Reportagefotografie. Ums Fotografieren ging es mir nicht wirklich. Vielmehr wollte ich einfach etwas sehen, was ich vorher noch nie gesehen habe. Ich wollte mich für weitere Projekte einfach einmal inspirieren lassen.

Johanna, you had eight months to travel Europe. Which city fascinated you most? The cities I like most are nearly all Scandinavian: Stockholm, Helsinki, Oslo and especially Copenhagen. The people there are very interesting and at the same time fascinating. The vast landscape, the fjords, just great. My emphasis lay on social and documentary pho128


johanna kreutzer

photography

Ich weiß, dass Du nur bei zwei sozialen Netzwerken angemeldet bist. Reicht dir das als Kontaktbörse oder brauchst du das eigentlich gar nicht? Ja, das ist richtig. Ich bin nur bei XING und bei Facebook angemeldet. Ich finde aber, das XING eher etwas für andere Berufe ist, als meinen. Außerdem muss man bei Netzwerken ständig dran bleiben, muss sein Profil ständig aktualisieren, neue Kontakte knüpfen, usw. Und ich habe einfach nicht die Zeit dazu. Und Facebook sehe ich eher als private Plattform. Ich bin einfach nicht der Freak, der ständig Fotos hochlädt, seinen Status aktualisiert oder Meldungen postet. Wie vermarktest du dich dann selbst? Woher wissen die Leute, wer Johanna Kreutzer ist? Nun ja, vor fünf Jahren als ich nach München gekommen bin, habe ich mit Kaltaquise begonnen. Schließlich kannte ich dort niemanden. Ich habe dann im Heinrich-Bauer-Verlag für die BRAVO Girl! gearbeitet. Da habe ich viele Leute kennengelernt. Das war auch genau der richtige Weg, denn dadurch haben sich wiederum andere Sachen ergeben. Außerdem bin ich sehr kontaktfreudig und komme gerne mit anderen Menschen ins Gespräch. Und natürlich auch durch das Münchener Nachtleben. Irgendwie treffe ich immer die richtigen Leute. Mit befreundeten Stylisten und Make-up Artisten knüpfte ich so langsam mein Netzwerk. Oftmals waren es ganz witzige Zufälle, wodurch ich an den nächsten Job gekommen bin.

Dress: Alexandre Vauthier Shoes: Vintage

tography. Taking pictures was not so important, I rather wanted to see things I had not seen before. I just wanted inspiration for future projects. I know, you only participate in two social networks. Is that sufficient for making contracts or can you even do without the networks? Yes, you are right. I am only with Xing and facebook. Though I find Xing to be more useful for other professions, not for mine. On top of that you always have to follow up everything with networks, you constantly need to renew your profile, make new contacts, etc. And I just do not have the time. And facebook is more a private platform for me. I am simply not the freak who constantly downloads things, updates the profile or posts messages.

Wie groß ist dein persönliches Netzwerk? Heute habe ich quasi für alle Zwecke mindestens zwei: darunter sind viele Stylisten, Make-up-Artisten und natürlich kenne ich mittlerweile auch eine Menge Models. Man hilft sich gegenseitig. Das ist toll!

Then, how do you market yourself? How do people know who Johanna Kreutzer is? 129


photography johanna kreutzer

Sammelst du deine Fotos für Kunden in der guten alten Fotomappe oder schon digital auf dem iPad? In der Tat, habe ich mal überlegt, ein iPad zu benutzen. Aber ich habe noch immer die klassische Fotomappe. Das liegt ganz einfach daran, dass so ein Tablet-Computer nicht groß genug ist. Die Kunden möchten meine Fotos gern immer in DIN A4 oder sogar DIN A3 sehen. Und ich präsentiere mich damit auch lieber.

Well, five years ago when I came to Munich I started with cold acquisition, since I did not know anyone. I worked at Heinrich-Bauer-Verlag for „Bravo Girl“ magazine. That is where I met a lot of people. It was a smart move to start with that magazine because it opened the door to other jobs. Anyway I am quite social and like to mingle. And of course also through the Munich night life. Somehow I always meet the right people. I slowly built my network with friends in styling and make up. Often it was strangely by luck that I got my next job.

Worin unterscheiden sich deiner Meinung nach, kommerzielle Werbemodels von High-Fashionmodels? Man erkennt ein High Fashion Model eigentlich sofort. Sie haben prinzipiell einen ganz anderen Ausdruck, sie sehen meist sehr speziell aus. Und dadurch unkommerziell. Ganz oft haben Sie etwas, was man nicht richtig beschreiben kann. Viele polarisieren. Und natürlich auch ganz oft die Art, wie sie sich bewegen. Commercialmodels sind die typischen Menschen von nebenan, wie man sie aus der Werbung kennt. Das sind meist nette, schöne Mädchen, wo man denkt, ja sie sind einfach schön. Aber ihnen fehlt etwas Spezielles.

How big is your personal network? Nowadays I would have two people for every task: among them are many stylists, make up artists and of course by now I know a lot of models. We help each other. That is great! Do you present your photos to the customer in the classic portfolio? Or digital on an iPad? Actually I have thought about an iPad, but I still use the classic portfolio. The reason being simple, a pad just is not big enough. The customer likes to see the photo in A4 or even A3 format. And I do prefer presenting my work exactly so. In your opinion, how do commercial models differ from high fashion models? You recognize a high fashion model instantly. They usually have a completely different expression, they do not look common. And therefore not commercial. They often have something about them but it is hard to put your finger on it. Many polarize. And very often it is the way they move. Commercial models, typically, are the people next door, the way we know them from commercials. They are mostly nice, pretty girls and you think; yes they are really pretty. But they lack a special something.

Glaubst du, dass man aus einem Werbemodel auch ein High-Fashionmodel machen kann? In der Regel ist es schwierig, da Fashionmodels einen ganz anderen Look haben. Mit dem richtigen Styling kann das durchaus funktionieren. Auch mit den Haaren und dem Make-up kann man viel erreichen. Für das Geburtstagsshooting hat es ja ganz gut geklappt: die drei Damen sind eher Commercialmodels, trotzdem haben wir sie besonders High-Fashion rüberbringen können. Was mochtest Du an der Geburtstagsstrecke für HOLE am meisten? Wie die drei Damen miteinander harmoniert haben, war einfach unglaublich. Die Art und Weise,

Do you think you can turn a commercial 130


Wookie Dress: Marcel Ostertag Ring: Sabrina Dehoff Ear Ring: Vibe Harslof Shoes: Jimmy Choo Vintage Corinna Blouse: Talbot Runhof Pants: Sportmax Shoes: Vintage


Carola Blazer: A.F. Vandeforst Pants: Dawid Tomaszewski Shoes: Jimmy Choo Vintage

photography johanna kreutzer

Wookie Smoking: Talbot Runhof Shoes: Vintage

wie ich sie darstellen konnte, fand ich besonders toll. Das ganze Styling war super. Es war ein ganz fröhliches, buntes Fotoshooting und ich bin froh, dass wir das einjährige Jubiläum von HOLE so gut in Szene setzen konnten. Hast Du schon einmal selbst so ausgelassen Geburtstag gefeiert wie auf deinen Fotos hier? Ja klar, aber noch nie mit so vielen Luftballons, Luftschlangen und schon gar nicht mit so einer riesigen Geburtstagstorte wie eurer. Apropos Geburtstag. Wirst du im Familien- und Freundeskreis immer als Fotografin eingespannt? Aber natürlich. Da komme ich gar nicht drum herum. Manchmal werde ich nicht mal gefragt. Es wird es einfach vorausgesetzt, dass ich den Job übernehme. Und wenn ich mal meine Kamera nicht dabei habe, dann heißt es gleich: „Das kann doch nicht sein. Wir haben uns total darauf verlassen.“ (grinst) Klar, bei Hochzeiten oder Geburtstagen oder generell bei Verwandten, da muss die Kamera immer dabei sein.

model into a high fashion model? As a rule I would say it is difficult because fashion models have a different look. With the right styling it might really work. Also you can do a lot with hair and make up. It worked out quite well for the birthday shooting: the three ladies are more commercial models, nevertheless we bring them across as very high fashion.

Kommen wir zurück zum Alltag. Wie arbeitest du am liebsten? Nach der Auftragsannahme beginnt die Arbeit im Kopf: ich überlege mir eine Geschichte und wie ich sie umsetzen möchte. Dann stelle ich das perfekte Team zusammen. Das richtige Team um mich herum zu haben, ist mir sehr wichtig. Ich mache mich danach auf die Suche nach der richtigen Location. Wir beginnen mit Castings für die Models, überlegen uns danach das Styling, die Haare und das richtige Make-up. Es sei denn natürlich, es ist etwas ganz spezielles vorgegeben. Wenn ich natürlich einen Auftrag von einer Werbeagentur habe, dann muss man den Auftrag so abarbeiten, wie der Kunde es sich vorstellt. Da habe ich dann zum Beispiel selten Einfluss auf die Models, aber am Ende ist auch das eine tolle Art zu arbeiten.

What did you like most in the birthday shooting for HOLE? How the three ladies worked together in harmony was incredible. The way I could portray them was especially great for me. The whole styling was super. It was a very happy, colorful photo shooting and I am glad that we could picture Hole´s first birthday so well. Have you ever partied as wildly as in the photos here? Of course but never with so many balloons, streamers and a birthday cake as big as yours.

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johanna kreutzer

Du hast früher selbst einige Praktika gemacht. Stell dir vor, ein junger Fotograf möchte nun ein Praktikum bei dir machen. Wie bereitest du dich darauf vor? Ich würde ihn direkt mitnehmen. Learning-by-doing war schon immer die beste Methode. Ich würde versuchen, ihm alles zu zeigen, was wichtig ist. Er sollte viel assistieren, vorausgesetzt er bringt natürlich etwas Wissen mit. Und dann wird er dort einfach reinwachsen, so wie jeder andere auch. Man kann nicht soviel vorbereiten, man lernt es einfach währenddessen.

photography

Talking of birthdays, do family and friends always take advantage of you as a photographer? Of course. There is no way around it. Sometimes they do not even ask. They expect me to do the job. And if I am without my camera for once then I get: „You cannot be serious! We totally relied on you“ (smiles) Clearly weddings, birthdays or generally family gatherings; not without my camera.

Welche bekannte Persönlichkeit hast Du schon einmal fotografiert? Für Magazine durfte ich Barbara Schöneberger oder auch Christoph Maria Herbst fotografieren. Außerdem habe ich die Bands PUR und Die Prinzen porträtiert. Aber es gibt sicher den einen oder anderen Schauspieler, den ich gerne noch einmal fotografieren wollen würde. Jürgen Vogel oder Ben Becker zum Beispiel. Das sind starke Charaktere, die etwas ganz besonderes haben. Erinnerst du dich noch an dein witzigstes Shooting? Na klar. Es war einfach ein Klassiker. Bei einem Shooting in St. Peter Ording sind wir auf dem Weg zur Location in einem Feldweg abgebogen, um den Weg abzukürzen. Wir fuhren und fuhren Richtung Meer und sind in einem Sumpfgebiet gelandet. Durch den Regen und die Meeresnähe war der Untergrund sehr feucht und wir sind stecken geblieben. Durch das Anfahren haben sich die Räder des Autos immer weiter in den Untergrund gefressen. Zu dritt haben wir angeschoben und das Model musste am Steuer sitzen, um das Auto zu lenken. Mit vereinten Kräften haben wir es geschafft, das Auto zu befreien. Wir sahen im Anschluss dementsprechend aus. Das werde ich nie vergessen. (lacht)

Let us get back to everyday life. How do you like to work? After accepting a job, the work starts in my mind: I think up a story and how to put it into practice. Then I assemble the perfect team. To have the right team around me is very important. Then I look for the right location. Next we start casting models, think about styling, hair and make up. Only if the job is not specially regulated. If I have a job with a PR agency then I must meet the special wishes of the customer. Then I have no influence on the models, but in the end it is also a great way of working. You did some internships in your time. Imagine a young photographer asked you for that chance. How would you prepare yourself for the task? I would take him along. Learning by doing has always been the best method. I would try to show him all the important stuff. He should assist mainly, if he brings some skill. And then he will grow into it just like everyone else. You cannot prepare everything, you can just learn in the process. Which famous personality did you portray? For magazines I was allowed to take photos of Barbara Schöneberger and Christoph Maria Herbst. I photographed the bands PUR and Die Prinzen. But there is certainly more than one actor who I would like to portray. Examples are Jürgen Vogel or Ben Becker, they are both strong characters

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photography johanna kreutzer

Was machst Du eigentlich mit der restlichen Dekoration, die du für deine Fotos gebraucht hast? Die benutze ich für Silvester! (lacht) Und die tolle Torte haben wir uns eh schon mit dem gesamten Team schmecken lassen. Die war einfach nur lecker!

who have something about them. Do you remember your funniest shooting? Of course, it was a classic situation. For a shooting in St Peter Ording, we took a shortcut to get to the location. We drove and drove toward the location until we reached a marsh. It was very soggy due to the rain and the proximity to the sea and we got stuck. By trying to drive the car out we just drove the tires deeper and deeper into the mud. In the end the model took the steering wheel while three of us tried pushing. Together we actually managed to get the car out, but you can imagine what we looked like! I will never forget that.(laughs) What are you going to do with the decoration for the shooting? I shall use them for New Year´s Eve. (laughs) And we already devoured the great cake with the help of the team. It was really yummy! Translation by Heike Dorsch

johanna kreutzer w w w . j o h a n n a k r e u t z e r. d e 134


fashion glossary

C

A B

D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Cashmere is the superfine, densely undercoat of the cashmere goat. It is estimated that on average yearly production per goat is 150 grams.

Cool Chic is called the mix of femininity, severity and graceful manners. A prime example: a waisted blazers and a very slim-fitting pencil skirt as a fancy dress, in a compilation with a white blouse. Beside this, definitely high heels. For the luxurious look cashmere, flannel and silk come into consideration. Pearls or restrained gold jewellery complete the „Cool Chic“ look.

Draft Sebastian Groß 135


Photography: Julian Laidig Dress: Abdel Bakier Hair & Make-up: Kerstin Dรถrrwand Model: Lisa Schramm (splendide) 136


abdel bakier

fashion design

ABDEL BAKIER INTERVIEW Berlin, ein Mittwochnachmittag im Advent. Wir treffen Abdel in seinem Lieblingscafé. Er bestellt sich einen Venti Black Tea ohne alles und strahlt über das ganze Gesicht: Seine Arbeit für heute ist geschafft. Der 21-jährige hatte von uns einen ganz besonderen Auftrag erhalten: ein Kleid für die HOLE-Geburtstagsausgabe zu designen. Wo andere vielleicht mit nur drei Fetzen Stoff erscheinen würden, kam er mit einer riesigen Kiste zu uns in die Redaktion. Er lieferte einen Traum von einem Kleid ab, für den er meterweise königsblaue Seide und glitzernde Swarovskisteine verbraucht hatte. Ein Traumkleid - das auch im Traum entstand, wie er uns später erklären wird. Doch wer ist dieser junge Designer, um den sich im Moment so viele in der Fashionszene reißen? Wir stellen ihn euch vor. HOLE: Hallo Abdel, schön, dass du Zeit gefunden hast. Erzähl uns bitte von dir. Abdel: Ich bin 21 Jahre alt und bin in Haifa geboren. Das ist der drittgrößte Ort Israels, nach Jerusalem und Tel Aviv. Seit gut sechs Jahren lebe ich in Berlin. Du sprichst, neben Deutsch, fünf weitere Sprachen fließend. Wie kommt das? Meine Eltern kommen aus Tiberias/Israel. Darum spreche ich Hebräisch und Arabisch. Durch meine Mutter lernte ich Französisch und durch meinen Vater zusätzlich Deutsch. Hier in Deutschland spreche ich natürlich Deutsch, schließlich lebe ich hier. Italienisch und Englisch habe ich auch hier gelernt. Mit 21 Jahren bist du sehr jung im Modebusiness. Gab es Momente, in denen man dich oder deine Arbeit nicht ernst nahm? Ja natürlich! Ich habe z.B. nur ein Fachabitur gemacht - und genau das wurde ein Problem, als ich mich bei einer Universität beworben hatte. Sie haben mich auf Grund meiner „unzureichenden Ausbildung“ sofort abgelehnt. Das konnte und wollte ich als 16-jähriger natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Ich bin dann einfach persönlich hingegangen. Mit meinen Zeichnungen, mit meinen Kleidern, mit all meinen Ideen, die ich bis dato gesammelt hatte. Ich hatte eine ordentliche Portion Glück dabei, denn die Prüfungslehrerin, Vivienne Westwood, erkannte mein Talent und meinte sofort: Den will ich haben! Ab diesem Moment war alles ganz anders. Doch es dauerte noch bis zum 3. oder 4. Semester, bis ich das Gefühl bekam, dass ich endlich willkommen

Berlin, a Wednesday afternoon during advent. We meet Adbel in his favourite coffee shop. He orders a venti black tea with sugar and milk and he is all smiles: his work for today is done. The 21-year-old received a very particular assignment: to design a dress for the HOLE birthday issue. Where others might have showed up with just a few rags of material, he came to see us in the editorial office with a huge box in his hands. He delivered a dream of a dress, for which he used meters and meters of royal blue silk and glittering Swarovski rhinestones. A dream of a dress - which, as he later told us, he designed in a dream. But who is this young designer that many people in the fashion scene are so interested in right now? We’ll introduce him to you. HOLE: Hello Adbel, thank you for finding the time to talk to us. Tell us something about you. Abdel: I am 21 years old and I was born in Haifa. That’s the third biggest city in Israel, just after Jerusalem and Tel Aviv. I’ve lived in Berlin for the past 6 years. Next to German you also speak five more languages fluently. How comes? My parents are coming from Tiberias/Israel. That’s why I speak Hebrew and Arabic. Through my mother I learned French. On top of that, through my father I also learned German. Of course, here in Germany I speak German, at the end of the day I live here. And here I’ve also learned Italian and English. With 21 years of age you are very young for the

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fashion design abdel bakier

modelling business. Have there been moments in which you or your work has not been taken seriously? Oh, absolutely! For example: I only hold a vocational diploma - and exactly that became a problem, when I applied at the university. They immediately rejected me due to my “insufficient education”. As a 16-year-old I couldn’t and wouldn’t accept such thing. So I decided to show up there in person. With my drawings, my dressed, with all my ideas that I had collected till to that day. I had quite a bit of luck there as my exams teacher Vivienne Westwood, she recognised my talent and said immediately: I want to have him! From that moment everything changed. Though it took till to the 3rd or 4th semester till I had the feeling, that I am finally welcomed. Later I have found out, that at the Uni they had the opinion, that if I design something, it has to be something wearable. They thought: Unwearable dresses can only be done by people that are already successful and have a name in the industry! Only then you do art! I didn’t match with the idea of a typical student. I didn’t do normal fashion, but something, that nobody else had ever done at that university. I created unwearable dresses. Dresses as art.

bin. Später habe ich heraus gefunden, dass man an der Uni der Meinung war, wenn ich schon etwas entwerfe, dann muss es etwas Tragbares sein. Denn sie fanden: Nicht tragbare Kleider dürfen nur Menschen machen, die schon erfolgreich sind und einen gewissen Namen haben! Erst dann macht man Kunst! Ich entsprach einfach nicht dem Bild des klassischen Schülers. Ich habe keine normale Mode gemacht, sondern etwas, was bis dahin noch keiner auf dieser Universität gemacht hat. Ich machte untragbare Kleider. Kleider als Kunst. Du hast einen israelisch-arabischen Hintergrund. War deine Berufswahl je ein Problem in dieser männerorientierten Gesellschaft? Nein. Meine Eltern gaben mir Raum für meine Kreativität. Als Kind habe ich ständig Häuser gezeichnet und dann kleine Steine genommen und sie mit Kleber zusammen gebastelt. Ich wollte nämlich eigentlich Architekt werden. Aber gerade Linien wurden mir wohl zu langweilig. (lacht) Meine Mutter war Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre selbst in der Modebranche, mein Vater lebte in den 70ern in Deutschland. Meine Eltern entsprachen oft selbst nicht den gängigen Normen. Und darum habe ich auch nie so gelebt - meine Familie war und ist immer offen für alles gewesen, was ich mache. Für sie ist es immer wichtiger gewesen, dass ich meinen Träumen folge und mich kreativ auslebe, als sich die Frage zu stellen, ob meine Berufswahl sich an meiner Herkunft reibt. Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Ihnen verdanke ich viel.

You have an Israeli-Arabic background. Was your career choice ever a problem in that maleoriented society? No. My parents gave me space for my creativity. As I child I have constantly drawn houses and then I took small stones and handcrafted them together with glue. I actually wanted to become an architect. But straight lines became too boring for me. (laughs). My mother was at the end of the 80s, beginning of the 90s also in the fashion business, my father lived in the 70s in Germany. very often my parents didn’t represent the usual norms. And that’s why I have never lived like that - my family was and is always very open for everything, hat I did. For them it was always much more important, that I follow my dreams and live out my creativity instead of questioning, if my career choice could inter-fear with my heritage. My parents have always supported me. I owe them a lot.

Du hast gesagt, du machst Kleider als Kunst. Verstehst du dich selbst als Künstler? Nein - auf keinen Fall. Ich mag diesen Begriff für mich auch gar nicht! Ich bin weder Künstler noch Modedesigner. Ich bin ein ganz normaler Mensch, der Kunst macht. Wenn man meine Kreationen anschaut, hat man sofort ein Bild vor Augen, besonders wenn eine ganz tolle Frau drin steckt. Man sieht immer Kunst - nicht nur ein Kleid mit einer Frau! Die Frau selbst muss ja nicht mal schön sein, denn das Kleid macht sie schön. Deswegen wollen Frauen Kleider tragen! Du hast einmal gesagt, “in Berlin macht keiner 138


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You said that you create dresses as art. Do you see yourself as an artist? No - not at all. I don’t like this term at all for me! I am not am artist nor a fashion designer. I am a very normal person, that does art. When you look at my creations, you have immediately a picture in front of you, especially if a very beautiful woman is wearing it. You see always art - not only a dress with a woman. The woman doesn’t even need to be beautiful, the dress will make her beautiful. That is why women want to wear dresses!

Mode!” Warum hast du dich von all den großen Fashionmetropolen dann doch ausgerechnet für die deutsche Hauptstadt entschieden? Weil es meine Kunst in Berlin einfach noch nicht gibt. Seien wir doch mal ehrlich: die Jeanshose ist bereits erfunden und Röcke gibt es auch schon ein paar Tage. T-Shirts, Hemden, Hosen, Krawatten - das gibt es doch alles schon. Und jeder macht es. Und alle machen es gleich. Es gibt in Berlin Labels - ohne Namen nennen zu wollen - die kann doch keiner mehr unterscheiden: der gleiche Stoff, der gleiche Schnitt, das gleiche Kleid? Ja - nur in einer anderen Farbe! Das meine ich mit dem Satz: in Berlin macht keiner Mode! Keine neue! In Paris z.B. gibt es meine Mode schon in einem ähnlichen Stil! Alle großen Designer machen dort „nicht tragbare Mode“! Ich finde, wenn jemand Mode macht, dann bitte etwas, was noch nie jemand gesehen hat! Und das ist der Grund, warum ich in Berlin bin. Ich mache es jetzt. Die Modemagazine sind doch aber voll mit kreativen Entwürfen. Das finde ich nicht. Es passiert ja nichts! Am Ende ist es doch immer das gleiche. Wofür ich mich wirklich in Magazinen begeistere, sind die Jungdesigner. Aber nur um zu gucken, ob sie wirklich etwas anderes machen! Leider machen die meisten nur das, was alle anderen auch tun. Die x-te Lederjacke mit Nieten oder „neue“ Hosen vielleicht bekommen sie einen anderen Schnitt, aber doch nix, was es nicht schon gibt! Der ganze Stil, der entworfen wird, muss massentauglich tragbar sein! Es ist Kleidung zum Anziehen - aber keine Kunst!

You once said “ in berlin nobody makes fashion!” Why, out of all the big fashion metropolises, did you then finally decide to choose the German capital? Because my fashion doesn’t exist in Berlin yet. Let’s be honest here: the denim trousers have been already invented and skirts have already been round for quite some time. T-shirts, shirts, trousers, ties - we have all of that already. And everybody does it. And they all do it the same way. We have labels in Berlin - without having to mention names - that people cannot keep apart from each other: the same materials, the same cut, the same dress? Yes - but just in another colour! This is what I mean with the sentence: In Berlin nobody makes fashion! No new fashion! In Paris, for example, you find my fashion already in a similar style! There, all big designers create “unwearable fashion”! I find, when somebody does fashion, then please, something that nobody else has ever seen before. And this is why I am in Berlin. I will do it now.

Du bringst sozusagen die Kunst zurück in die Berliner Mode. Was gefällt dir besonders in dieser Stadt? Das Schönste an Berlin sind definitiv die Menschen. Ganz besonders die betagteren Damen: Es gibt so viele alte Berlinerinnen, die haben Stil, sind ganz toll angezogen und duften so lieblich. Sie sind so offen. So ehrlich. Viele können die Berliner nicht richtig einschätzen, empfinden sie als laut, frech und schlecht gelaunt. Aber das sind sie nicht. Außerdem liebe ich Berlin besonders für seine Architektur. Diese vielen verschiedenen Gebäude in dieser Stadt.

But the fashion magazines are all full of creative designs! I don’t think so. Nothing happens! At the end it is always the same. What really fascinates me in magazines are the young designers. But only because I want to see if they so something different! Unfortunately, most of them do the same as everybody else. Another studded leather jacket or “new” trousers - maybe they get a net cut, but nothing which we haven’t seen before! The whole style that gets created needs to be wearable by the masses. Clothes that want to be worn - but no art! 139


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So you are literally bringing back the art into the Berliner fashion. What do you especially like about this city? The most beautiful thing about Berlin are its people. Especially the more wealthy women: We have so many elder Berliner ladies that have style, they are dressed beautifully and they smell lovely. They are so open minded. So honest. Many cannot really appreciate the Berliner, they feel they are loud, cheeky and bad-tempered. But they are not like that. On top of that I like Berlin especially for its architecture. All these diverse buildings in this city. You find that rarely.

Das hat man selten. Du hast schon öfter für Magazine Kleider gefertigt. Warum muss es immer etwas besonders Extravagantes sein? Für Magazine mache ich ausschließlich nicht tragbare Haute Couture! Mein magischer Moment war mein damaliges Prüfungskleid. Es war 2,70 m lang, das Model musste auf einer kleinen Leiter stehen. Da beschloss ich: in meinem Atelier werden nur „nicht tragbare Kleider“ entstehen! Viele Frauen sehen meine Kleider und wollen sie haben. Das heißt, jemand sieht dein Kleid und möchte dieses Kleid haben, egal was es kostet? Ja, ganz oft. Viele habe ich aber einfach verschenkt. An Prominente, Schauspielerinnen oder Topmodels, wie Tony Garrn oder Julia Stegner! Sie haben Kleider bei mir gesehen und gesagt: „Ich werde diesen Raum nicht ohne dieses Kleid verlassen!“ Ich kann sie dann natürlich tragbar machen, indem ich es einfach kürze und entsprechend anpasse. Und diese Frauen tragen meine Kleider schon - und das macht mich stolz.

You have already designed a few dresses for magazines. Why does it always have to be something especially extravagant? For magazines I exclusively create unwearable Haute Couture! My magical moment was my dress for my final exam. It was 2,70 metres long, the model needed to stand on a small ladder. That when I decided: In my atelier will only be created “unwearable dresses”! Many women see my dresses and want to have them.

Dann hast du doch gemerkt, dass du mit deinen Kleidern Geld verdienen kannst?! Ja sicher. Aber, ich verschenke sie lieber. Geld ist nicht das Wichtigste für mich. Mein Kleid an einer tollen Frau zu sehen, dass reicht mir momentan! Ich verkaufe meine Kleider erst, wenn ich im nächsten Jahr mein eigenes Atelier eröffne! Solange ich noch freiberuflich unterwegs bin, mache ich mir erstmal einen Namen. Bis dahin ist es mir egal, ob ich dafür Geld bekomme oder nicht!

That means, that somebody sees your dress and wants to have it, no matter how much it costs? Yes, very often. But I have also given away many dresses as a present. To celebrities, actresses odr top models such as Tony Garrn or Julia Stegner! They saw my dresses at my place and said: “I won’t leave this place without this dress!” I can then make them wearable by shortening them and fitting them. And these women are already wearing my dresses which makes me very proud.

Wie kam dir die Idee zu diesem Kleid hier in unserer Ausgabe? Das wirklich Besondere an diesem Kleid war, dass ich davon geträumt habe. Ich saß an einem Fluss in Israel, und darin schwammen farbige Diamanten. Königsblaues Wasser und glitzernde Steine. Ich habe in diesem Traum meinem verstorbenen Vater getroffen. Als ich später aufgestanden bin, war das Kleid die ganze Zeit vor meinen Augen - egal, wo ich hinsah - das Kleid war immer da! Ich habe mich dann dafür entschieden, es komplett aus königsblauer

Then you have realised that you can earn some money with you dresses?! Yes, of course. But, I prefer to give them away as a present. Money is not the most important for me. To see my dress on a beautiful woman is enough for me right now. I will only sell my dresses when I will open my new atelier next year. As long as I walk around as a freelancer, I prefer to establish a name for myself. Till then I don’t really care if I get money for it or not! 140


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How did you get the idea for this dress in our issue? The special thing about this dress was that I have dreamt about it. I was sitting by a river in Israel and there were swimming many colourful diamonds in it. Royal blue water and glittering stones.I have met my deceived father in this dream. Later, when I got up, I had the dress constantly in front of my eyes - no matter where I was looking at - the dress was always there! So I decided to create it completely in royal blue silk and to cover it in white Swarovski rhinestones. I dream quite often about my dresses, but I also get some ideas, when I am sitting comfortably on my couch. Though, when I am sad, I have the most ideas. When I am happy then I cannot draw, I can’t sew, actually I can’t do anything creative... then I can only dance! (laughs) Often I also see a building and I think: I could create a dress for this building. Where it fits in, one that I dress up, that I actually mantle. And then also this creation comes to my head. I see how it was built, which windows it has, which rough edges - I might still have some interest in architecture! Then I imagine that I woman lives there, in this beautiful house, where she come out on the streets wearing this dress!

Seide zu machen und mit weißen Swarovskisteinen zu besetzen. Ich träume oft von meinen Kleidern, aber ich bekomme natürlich auch Ideen, wenn ich nur gemütlich auf der Couch sitze. Wenn ich allerdings traurig bin, hab ich die meisten Ideen. Wenn ich glücklich bin, dann kann ich nichts zeichnen, nichts nähen, eigentlich nichts kreatives machen... da kann ich nur tanzen! (lacht) Oft sehe ich auch Gebäude, bei denen ich mir denke: für dieses Haus könnte ich ein Kleid machen. Wo es reinpasst, dass ich anziehe, es sozusagen verhülle! Und dann kommt auch diese Kreation in meinen Kopf. Ich sehe, wie es gebaut wurde, welchen Fenster es hat, welche Ecken und Kanten - ich habe wohl immer noch Interesse an Architektur! Ich stelle mir dann vor, dass dort eine Frau wohnt, in diesem hübschen Haus, die herauskommt und das Kleid trägt! Gibt es jemand besonderen, der dich in deiner Karriere unterstützt oder inspiriert hat? Meine heutige Managerin, Samar Awad, ist meine größte Unterstützerin. Meine Mutter ist seit ihrer Schulzeit mit ihr befreundet. Sie ist praktisch wie meine Großcousine. Ich habe unendliches Vertrauen zu ihr. Als ich damals nach Deutschland kam, war es für mich, wie für jeden Ausländer, furchtbar schwierig mit all den Formularen und Regeln! Gerade auch beim Studium! Dabei hat sie mir sehr geholfen. Als ich mit meinen ersten Entwürfen Erfolg hatte, riet sie mir, alles unter Verschluss zu halten, keine Skizzen zu veröffentlichen und meine Ideen für mich zu behalten! Sie belehrte mich, dass wenn man erst einmal eine Idee von mir geklaut hat, es zu spät sein könnte! Jemand würde es kopieren und ist wahrscheinlich schneller als ich! Sie hat mich gelehrt, was ich in meiner Karriere beachten muss. Wann immer ich einen Plan habe, bespreche ich ihn mit ihr. Sie hilft mir bei allen wichtigen Entscheidungen!

Is there somebody particular that supported you in your career or that has inspired you? My actual Manager, Samar Awad, she is my biggest supporter. My mother is her friend since her school time. She is practically like my second cousin. I have infinite trust in her. When I came to Germany it was for me, like for any other foreigner, incredibly difficult to deal with all the forms and rules! Especially during my studies! She has helped me a lot through that time. And when I started to have success with my first designs, she suggested, to hide everything away, not to publish any drawings and to keep my idea to myself! She taught me, that when one of my ideas is stolen, it could be too late! Somebody could copy it and could be faster than me. Sie also taught me what I have to take care of in my career. Whenever I have a plan, I discuss it with her. She supports me with all my important decisions.

Verschiedenste Designer kommen mittlerweile auf dich zu und möchten, dass du assistierst oder zumindest eine Kollektion für sie entwirfst. Warum hat das bis heute noch nicht geklappt? Weil ich bis jetzt immer nein gesagt habe. So einfach ist das. Meine Ideen bleiben bei mir. Dann kann ich alles nur für mich machen. Das bin ich auch so ge141


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Various designers have already approached you and they would like you to assist them or to create a collection for them. Why is it still not happening? Because I have always said no. Simple as that. My ideas stay with me. Then I can make everything only for myself. That’s also how I am used to it. I saw all my dresses alone - with my hands, because I want them to be perfect! And I want them to fit perfectly! And I don’t want to work for any other label but for my own.

wohnt. Ich nähe alle meine Kleider allein - mit der Hand, weil ich es perfekt haben will! Und alles genau sitzen muss! Und ich möchte nicht für ein anderes Label arbeiten, sondern für mein eigenes. Gibt es denn schon eine Sommer-Kollektion 2012? Selbstverständlich! Und viele weitere Kreationen habe ich schon im Kopf! Ich werde wieder nur Kleider machen! Die meisten werden aus Seide und Chiffon sein. Dazu Goldschmuck! Es gibt so viele extravagante Ideen, aber dafür würde ich z.B. niemals Pelz verwenden. Oder Schlangenhaut. Das lehne ich absolut ab. Vielleicht mal Latex?! Aber dazu benötige ich schon wieder Handschuhe. Ich bin nämlich allergisch auf Latex! Aber, wer will schon ein Kleid aus Latex? Obwohl, Lady Gaga vielleicht? (lacht) Was diese Frau trägt, wird niemals jemand anderes tragen! Ich mag diese Art von Ideen, die sie hat. Nicht-tragbare Modekunst - und jemand versucht sie anzuziehen! Eine kleine Frau, die auf 17 Zentimeterabsätzen steht! Sie läuft und hüpft und es ist ihr egal, wie schwer die Schuhe sind oder das Kleid.

Do you already have a summer collection 2012? Oh, absolutely! And many more creations are already in my head! Again, I will only make dresses! Most of them will be made in silk and chiffon. And gold jewellery! There are so many extravagant ideas but I would never use fur for it. Or snakeskin. I absolutely against it. Maybe latex at some point? But for that I need glows. I am actually allergic to latex! But, who wants to wear a latex dress? Well, maybe Lady Gaga? (laughs) What this woman wears, will never be worn by somebody else! I like the kind of ideas she has. Unwearable fashion-art - and nobody tries to wear them! A short woman that walks on 17 cm high heels! She walks and jumps and she doesn’t care how heavy her shoes or her dresses are.

Ist sie das perfekte Model für die Modekunst Abdel Bakiers? Nein, das perfekte Model gibt es gar nicht. Denn eigentlich kann jede Frau meine Mode tragen. Sicherlich mache ich im Erstentwurf nur kleine Kleider, also Modelgrößen, aber wenn eine Frau kommt, die mein Kleid gern tragen möchte, dann kann ich es natürlich umsetzen. Aber ich würde kein Kleid machen, bei dem man sagt: das steht nur einer schlanken Frau! Oder nur einer großen Frau.

Is she the perfect model for the fashion-art of Abdel Bakiers? No, there is no such thing as a perfect model. Actually every woman can wear my fashion. Obviously, in my first designs I create dresses for small sizes, so-called model-sizes, but when I woman comes in that wants to wear one of my dresses, I can definitely make it work. But I would not design a dress of which one could say: that dress only fits a slim woman. Or only a tall woman.

Seit du Kind bist, träumst du davon, Yves Saint Laurent zu übernehmen. Wie kommst du denn darauf? Mich hat schon immer seine Geschichte interessiert. Er hat in Marokko gelebt - es ist zwar Nordafrika, aber es ist ein arabischer Staat. Ich fand es wahnsinnig spannend, dass ein Europäer, ein Franzose, orientalische Sachen mag. Sein Haus in Marokko war eine Villa, ein riesiges Schloss in arabischer Bauart. Yves Saint Laurent war der erste Designer, der ein farbiges Model auf den Laufsteg geschickt hat. Und ich liebe seine Art von Mode. Sie ist Kunst! Das kann ich

Since you were a young child you dreamt of taking over Yves Saint Laurent. What makes you want to do that? I have always been fascinated by his story. He lived in Morocco - it’s North Africa, but though it is an Arabic country. I found it extremely fascinating that a European, a Frenchman, likes Oriental things. His 142


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nicht in Worte fassen. Er verdient es in meinen Augen auch nicht, dass man das in Worte fassen kann... Und hätte er es verdient, dass du sein Unternehmen übernehmen möchtest? Es ist ein Traum von mir. Einmal Designer für dieses Label sein oder wenigsten eine Kollektion machen. Das einzige Label, wofür ich es machen würde. Eine Schuhkollektion - das reicht mir schon! Mein größter Traum war natürlich immer, ihn persönlich kennen zu lernen. Dafür ist es ja leider zu spät... Gibt es irgendetwas Spannendes in der Zukunft, was deine Karriere betrifft? Ich freue mich nächstes Jahr auf meine erste große eigene Modenschau. Zu der alle Menschen, die mich immer auf meinem Weg begleitet haben, kommen und sich meine Kleider anschauen. Natürlich freue ich mich auf alle prominenten Menschen, die meine Kleider schon einmal getragen haben. Und sie alle, werden Kleider sehen, die noch nie jemand zuvor gesehen hat. Die gesamte Kollektion werde ich alleine in meinem Schlafzimmer nähen. Ich denke, es werden ca. 20 bis 30 Kleider werden, die dann „top-secret“ in großen Kartons verpackt zur Modenschau gefahren werden - und erst die Models vor Ort sind die Ersten, die meine Kunst zu sehen bekommen!

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house in Morocco was a villa, a huge castle in Arabic design. Yves Saint Laurent was the first designer that sent a coloured model on the catwalk. And I love his kind of fashion. It is art! I can’t describe it in words. He doesn’t deserve it that we try to describe it in words... And would he have deserved it that you want to taken over his business? It is one of my dreams. To be at some point a designer of this label or to create one collection for it. The only label that I would work for. A shoe collection - that’s is enough for me! My biggest dream was to meet him personally. Unfortunately that’s too late for it now... Does your career hold anything exciting for your future? I am really looking forward to have my very first own big fashion show. One, to which all the people, that have always accompanied me, will come to and where they will be able to see my dresses. I’m also looking forward to all the famous people, that have already once worn my dresses. And they will all see dresses that have never been seen by anybody else. I will saw the complete collection single-handedly in my bedroom. I believe there will be 20 to 30 dresses, which will then be packed in huge “top secret” boxes and will be delivered to the fashion show and only the models will be the first to get to see my art!

Und wann genau dürfen wir dabei sein? Im Sommer, denke ich. Ihr seit herzlich eingeladen! Ich plane viel, aber noch kein genaues Datum. Es muss alles ganz besonders aussehen. Das braucht Zeit für Planung und Organisation. Ich möchte meine Kleider nicht in einem Modewochen-Stress zeigen, wo in den nächsten sechs Stunden noch drei andere ihre Mode präsentieren. Ich will nicht schnell etwas darbieten und das war es dann... ich präsentiere Kunst. Dazu muss man sich Ruhe und Zeit nehmen.

And when exactly will we be able to be part of it? I believe, during summer. You are cordially invited to join me. I plan a lot but I don’t have an exact date. It all has to look special. That needs time for planning and organising. I don’t want to show my dresses during the stress of the fashion-week, where over the next six hours another three will showcase their fashion. I don’t want to quickly present something and that was about it... I present art. You need to have time and peace for it.

Und gleichzeitig kommt das erste Atelier? Parallel oder kurz vor meiner Modenschau! Ich suche eine Location in den kleinen Straßen Berlins, vielleicht irgendwo am Hackischer Markt. Alles ist dann schon vorbereitet und die Kleider sollen am besten noch am gleichen Tag, von der Schau direkt ins Atelier kommen. Da kann man sie dann betrachten. Im

And at the same time there will be the opening of your new atelier? At the same time or shortly before the fashion show. 143


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I am looking for a location on the small streets of Berlin, maybe somewhere at Hackescher Markt. Everything will be ready and in the perfect world, the dresses will be delivered to the atelier directly after the show. There you will be able to have a proper look at them. In the window! Like at an exhibition. And a few days later you can also buy them there!

Schaufenster! Als eine Art Ausstellung. Und ein paar Tage später kann man sie dann auch dort kaufen! Hast du gute Vorsätze für das neue Jahr? Wie verbringst du eigentlich die Feiertage? Wir feiern ja keine Weihnachten. Aber das macht nichts. Meine Mutter hat am 25. Dezember Geburtstag! Da haben wir eben ein großes Geburtstagsfest! Bei Freunden und Bekannten bekomme ich natürlich viel vom traditionellen Weihnachtsfest mit und ich mache auch gern deren Bräuche mit. Zum Beispiel den Weihnachtsmarkt. Für das neue Jahr wünsche ich eigentlich immer nur eine Sache: dass die Menschen gesund bleiben. Denn wer gesund ist - hat eigentlich alles!

Do you have New Year’s resolutions? How will you spend the Festive Season? We don’t celebrate Christmas. But that doesn’t matter. My mother celebrates her birthday on December 25th! We will then have a huge birthday party! Through friends and acquaintances I will get quite a bit of the Christmas feeling and I like to share their traditions with them. For example the Christmas markets. For the new year I always wish the same thing: may all people stay in good health. Because who is in good health - has everything! Translation by Alfonso Pantisano

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Our next issue will be published in Spring 2012.

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