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ausgabe
Frühjahr 2010 8,5 0 € ( d )
Zeitschrift für Architekturdiskurs
Vorwort zur erst En AusgAb e
Am 27. Oktober 1992 eröffneten die studentischen Organisatoren die neue Vortragsreihe horizonte an der Bauhaus-Universität Weimar mit dem Wunsch, dass diese Reihe auch nach dem Sommersemester 1993 weiter existieren möge. 18 Jahre und mehr als 350 Vorträge später, veröffentlicht horizonte – immer noch fest und ausschließlich in studentischer Hand – die erste Ausgabe der Zeitschrift für Architekturdiskurs . Voraus gegangen war neben dem Wunsch, den flüchtigen Moment eines abendlichen Vortrags festzuhalten und mit einer publizistischen Aufarbeitung zu veredeln die Feststellung, dass der deutsche Architekturmagazinmarkt aus unserer Sicht für studentische Beiträge keine adäquate Plattform zur Diskussion aktueller Tendenzen hält. Wie viel wohler wird dem Studenten da beim Gedanken – zugegeben in rückblickend verklärendem Wohlwollen – an die Zeit, in der die Architektur sich tatsächlich von verschiedenen kleinen Gruppen oder gar den Architekturschulen beeinflussen ließ: »Architektur, die ehrwürdige Königinmutter der Künste wird heute nicht mehr ausschließlich von vornehmen Hochglanzmagazinen und unterkühlten
Wissenschaftsjournalen hofiert, sondern muss erleben, wie despektierliche Newcomer ihr die Kleider vom Leib reißen und das Mieder öffnen.«¹ heißt es da und wir müssen etwas neidvoll anerkennen, dass uns wohl etwas abhanden gekommen ist, wenn wir heute nur mehr die äußere Wirkung dieser Kleider diskutieren, nicht mehr aber das ihnen zu Grunde liegende hinterfragen mögen. Ist der Diskussion heute am Ende der Diskurs abhanden gekommen? Die Hinterfragung, die über das selbstreferentielle Besprechen architektonischer Objekte hinaus geht und Architektur so im gesamtgesellschaftlichen Kontext zu verorten sucht? Denn anders als die Diskussion schafft erst der Diskurs neuen Sinnzusammenhang, stiftet im Spiel von Text und Bild, durch Skizze und Wagnis neue Wirklichkeiten. horizonte will diesen Diskurs wieder aufleben lassen, versteht sich als open source und ist nur dem Engagement verpflichtet, neue Perspektiven zu eröffnen. Wir wollen eine Plattform bieten, die zwar nicht die politische Revolte zum Ausgangspunkt und den »Gegen-Entwurf« zum Ziel hat, aber dennoch ihre Aussagen mit dem Anspruch gesellschaftlicher Relevanz vorbringen möchte. In diesem Sinne gibt horizonte dem wissenschaftlichen Essay ebenso Raum wie der polemischen Verkürzung. Dabei binden uns weder Name noch architektonisches Programm, sondern lediglich der Wunsch, aneinander zu wachsen, die Suche nach Neuem und die Freude an der Diskussion des Aktuellen. In der Aktualität liegt denn aber auch ein kritisches Moment: Kann sich eine Zeitschrift, die als studentische Veröffentlichung notwendigerweise aktuelle Themen behandeln will, dabei aber monothematisch aufgebaut ist und halbjährlich erscheint, überhaupt mit neueren, interaktiveren und vor allem schnelleren Formaten wie Blogs und Foren messen? Wir wissen es nicht. Aber wir glauben an die Verbindlichkeit des Papiers und sind bereit, mit hilflosen Flügelschlägen von der Klippe zu springen, wenn auch nur, um den freien Fall zu genießen.² Und vielleicht erwartet uns am Ende des Falls ja schon die zweite Ausgabe.
Die Herausgeber
1 Banham, Reyner: Zoom Wave Hits Architecture, 1966; vgl: Colomina, Beatriz: Clip/Stamp/Fold; in: Arch+, Die Radikale Architektur der Kleinen Zeitschriften 196X-197X; April 2008 2 Koolhaas, Rem: Imagining Nothingness; in: Koolhaas, Rem; Mau, Bruce: S,M,L,XL; The Monacelli Press, New York, 1998, pp.199-203
horizonte nº1 In gleichem Maße wie Architektur Produkt Architektur müsse sich auf eine Art entwimenschlicher Kultur ist, prägt oder beeinflusst ckeln, die die Profession beschleunigt. Weg die gebaute Umwelt Verhaltensweisen, Ge- von der Kritik, hin zum Projekt, weg von der wohnheiten und soziale Entwicklungen. Die- Reaktion hin zur Innovation. Doch wo bleibt in sen Zusammenhang zwischen Gesellschafts- diesem Szenario die Aufgabe der Architektur strukturen und dem räumlichen Ordnungssys- in der Gesellschaft? Gibt es nicht über die intem der Siedlungen deutete der Anthropologe zwischen allgemein akzeptierte und geforderClaude Lévi-Strauss während seiner Untersu- te ökologische Verantwortung hinaus noch chungen in den Urwäldern Südamerikas. Auf andere Imperative wie soziale, kulturelle oder der Suche nach der ursprünglichen Kultur wirtschaftliche Nachhaltigkeit? Kann sich die überhaupt, besuchte er verschiedene Architektur diesen Forderungen Völker in der Region und studierte überhaupt entziehen? In seinem derenLebensgewohnheiten. Einige Buch Built Upon Love: Architecseiner Ergebnisse zeigten, wie tural Longing after Ethics and die spanischen Konquistadoren Aesthetics betont Alberto Pérezmittels gezielter Eingriffe in die Gómez die Verbindung von PoSiedlungsstrukturen das gesamte etik und Ethik in der Architektur, gesellschaftliche Gefüge zerstörkonstatiert aber auch, das zwar ten und damit den Weg für die großmenschliches Verlangen die geflächige Missionierung ebneten. baute Welt geschaffen hat, alVor diesem Hintergrund kommt lerdings häufig in einer Form der First we shape our der Rolle des Architekten als ein wir heute absprechen, das gesellbuildings, thereafter maßgeblicher Gestalter der Grundschaftliche Wohl im Sinn gehabt they shape us! ordnung des menschlichen Zuzu haben. Seit jeher, stellen wir sammenlebens besondere Befest, entwickelt sich die ArchiWinston Churchill deutung zu, hat seine Expertise tektur dort besonders rasant, wo doch an der Entwicklung der gesie auf autokratische Struktubauten Umwelt wesentlichen ren trifft. Ethikprofessor Markus Anteil. Damit einher geht die Huppenbauer kritisiert deshalb, Verantwortung des Architekten dass sich »die exponierten Vernicht nur gegenüber seinem treter unseres Berufstands […] Werk, sondern auch der Gesellihrer Verantwortung nicht beschaft zu der dieses Werk einen wusst zu sein« scheinen. Dem Beitrag leistet. Welche EntscheiAnspruch umfassenden geselldungen darf er in diesem Gefüschaftlichen Bewusstseins gege aufgrund seiner Professiogenüber steht offensichtlich eine nalität treffen? Welche mögReihe von Entwerfern, die sich lichen oder notwendigen Konsefern ab von politischen und soziaquenzen muss er berücksichtigen? len Fragen auf architekturimmaDie wachsende Wahrnehmung nente Aufgaben konzentrieren. der globalen klimatischen Veränderung zeigt Letztlich stellen sich zwei Fragen. Wie viel beispielhaft, wie sich ein Problem, das in den 80er Verantwortung trägt die Architektur tatsächJahren nur von wenigen Experten untersucht lich gegenüber der Gesellschaft? Und wie viel und thematisiert wurde, heute Einfluss auf Verantwortung kann und muss sie vertragen, jedes Bauvorhaben ausübt. Mit einem solchen ohne dass produktives Schaffen und Handeln Wandel ändern sich auch die an den Architek- verunmöglicht werden? ten gestellten Ansprüche. Zunehmend ist er gefordert, immer mehr Aspekte anderer Disziplinen zu beachten. Mancher sieht hierin sogar die Chance der Architektur, ihren eigenen Kosmos zu überwinden, indem sie fordern, sowohl der Prozess als auch die Praxis der Die Herausgeber
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kAri JormAkkA
mEnsAdEbatte.de
The Will to Power: Corb, Rem and the Duty of Genius
Die Ungeliebeten
An Ordinarius Professor of architectural theory at Vienna University of Technology as well as tenured Professor of theory and history of modern architecture at the Bauhaus-University Weimar , Kari Jormakka has published and lectured extensively on architectural theory and history. He is author of Genius Locomotionis , Heimlich Maneuvers and Geschichte der Architekturtheorie besides about a dozen other books and countless essays. He previously lectured at the Knowlton School of Architecture at the Ohio State University , the University of Illinois at Chicago, Tampere University of Technology as well as Harvard University . He studied architecture at Otaniemi University in Helsinki and at Tampere University of Technology as well as philosophy at Helsinki University . For horizonte , Kari Jormakka examines the desire of two starchitects to follow in the footsteps of their favorite philosopher.
Bauten der späten Moderne haben es schwer. Bauten der so genannten Ostmoderne haben es schwerer. Hier kommt häufig noch das als Mangel empfundene Prinzip der Typisierung hinzu. Mit der Debatte um den Neubau eines Bauhaus-Museums Weimar am Standort der Mensa am Park sollte eines der wenigen individuell entworfenen Gebäude der sozialistischen Moderne zum Abriss freigegeben werden. Gegründet von den Studenten Moritz Fritz, Johann Simons und Johannes Schäfer sowie dem Architekten Florian Kirfel, verfolgt die Initiative mensadebatte.de das Ziel, einen offenen Diskurs über Gegenwart und Zukunft der Mensa am Park in Weimar zu führen. horizonte zeigt die Geschichte des Hauses und die Bemühungen, es als aktiven Teil einer lebendigen Schule zu erhalten. Ein Aufruf wider die architektonische Wegwerfgesellschaft.
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Didier FAustino
bhSF ArchitEktEn
Don’t be trailer architects!
Vom Zügeln der individuellen Kreativität
Didier Fiuza Faustino is the head of the Paris based Bureau des Mésarchitectures whose work continuously alternates between art and architecture in an attempt to question the boundaries of both fields. Their common ground is Mèsarchitectures’ understanding of space as a social and political concern where the individual body meets the body of society. Faustino’s work is displayed in art collections across Europe, including the Centre Georges Pompidou in Paris and Museu de Arte Contemporânea de Serralves (MACS) in Porto. Didier Faustino has taught at various schools worldwide, including the Ecole Spéciale d’Architecture in Paris, San Francisco Art Institute and the Center for Contemporary Art in Kitakiushu, Japan. With horizonte, Didier Faustino talks about fiction, film, naivety, his roots and where he wants to go and what he wouldn’t mind missing along the way.
2008 gründeten die vier Studienfreunde Benedikt Boucsein, Hans-Lukas Fehr, Axel Humpert und Tim Seidel gemeinsam das Büro BHSF Architekten in Zürich. Voraus gegangen waren Lehrjahre u.a. bei Meili Peter Architekten sowie eine Doktorarbeit zur Grauen Architektur der 50er Jahre und das gegenseitige Versprechen, nach drei Jahren zur Bürogründung wieder zusammen zu finden. Seither planen und realisieren BHSF Projekte unterschiedlicher Maßstäbe, von der Altbausanierung bis zum Kulturzentrum. Ganz bewusst verzichtet das Büro dabei auf formale Leitbilder und nimmt sich auch scheinbar undankbaren Aufgaben an in dem Bestreben, Architektur und Baukultur jenseits von Hochglanz und Elite zu fördern. Die Theorie dient ihnen dabei als »Waffe für das Praktische « (Paul Valéry). BHSF tritt neben der praktischen Tätigkeit als Herausgeber und Veranstalter einer Vortragsreihe auf und ist in der Lehre an der ETH Zürich tätig.Für horizonte diskutiert das junge Büro seine Anfänge, Architektur als Fetisch, warum Nutzer Architekten auch mal danken und wie man Qualität im Alltäglichen findet.
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hErmAnn JosEf hAck
Archi-diktA-tur
wir klimaflüchtlinge
EINE ZITATSAMMLUNG
Als Schüler von Joseph Beuys ist Hermann Philip Johnson würde für den Teufel arbeiten, Josef Hacks Arbeit bis heute an globalen so- andere Architekten bauen, auch heute, für zialen Fragen interessiert und politisch mo- totalitäre Regime oder sogar für Diktatoren. tiviert. Mit dem Global Brainstorming Project An Hand der Meinung einiger Architekten, formte er den Rahmen, in dem seine wei- exemplarisch aufgezeigt an ausgewählten teren Arbeiten seither aufgehen. Dabei ist Zitaten, stellt sich uns deshalb die Frage Kommunikation immer ein zentrales The- der Moral. In wieweit steht der Architekt bei ma des Künstlers, der als einer der ersten der Auswahl seiner Bauherren in der Pflicht, in den späten 80er Jahren das Potential des verantwortlich zu handeln? Trägt Architektur Internets auch für künstlerische Zwecke er- überhaupt moralische Verantwortung? kannte. Das erste interaktive Fernsehformat Van Gogh TV – Piazza Virtuale sowie Konferenzschaltungen zwischen Museumsbesuchern in Deutschland und Polarforschern in der Antarktis, die dem Austausch über globale Klimaänderungen in Echtzeit dienten, loteten nicht nur die Möglichkeiten neuer Kommunikationstechniken aus, sondern brachten darüber hinaus erstmals Öffentlichkeit und entfernt tätige Wissenschaftler zusammen. Mit Projekten wie dem Arme-Socken-Teppich macht Hack auf soziale Missstände aufmerksam. Mit horizonte spricht Hermann Josef Hack über Biertrinker und Linkshänder, Malerei, Internet und Politik, Eliten und die Klimakatastrophe.
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rurAl studio - D.G. Wicke AlEjAndro ArAvEnA Educating the citizen architect
El Pueblo unido, jamás será vencido
Re-evaluating the responsibility of architecture has lately been a frequent topic in many debates on architectural theory. It is a question that has been answered by Samuel Mockbee in 1993, when the Rural Studio was founded at Auburn University . Ever since more than 80 projects have been designed and built by architecture students in Hale County, Alabama, with the ambition of improving the environment of an impoverished rural community while striving to educate Auburn students - an Architecture that comes from within a community and not from outside. After “the mind and soul” of the Rural Stud i o died in 2001, the studio continued its work in the communities of the so called “black belt”. Danny Wicke is a former student and now Outreach Instructor and Director’s Assistant at the Rural Studio . With horizonte, Danny talks about numbers and communication, rawness and faith and about life in the middle of nowhere.
Alejandro Aravena is the founder of Alejandro Aravena Architects and Executive Director of ELEMENTAL S.A. , a for profit company with social interests that works on projects of infrastructure, transportation, public space and housing, and is partnered by the Universidad Católica de Chile and Chilean Oil Company (COPEC ). With ELEMENTAL , he has built more than a thousand houses for Chiles’ poor. The body of work of Aravena Architects includes educational facilities, institutional, corporate and public buildings besides museums and housing. A recipient of numerous Awards and author of various books, he has taught extensively at Architecture Schools worldwide, including the Architectural Association in London, the Harvard Graduate School of Design and the Universidad Católica . Aravena’s work has been exhibited widely, including the Harvard GSD , Sao Paolo Biennale as well as the Architectural Biennale Venice . A Dinner Talk with Aravena about observations on politics, facts, architectural relevance, business, Andre Agassi and Radiohead.
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ImprEssum horizonte
Schriften
Zeitschrift für
Titillium
Architekturdiskurs
www.campivisivi.net/titillium Liberation Mono
Ausgabe 01 – 1. Jahrgang ©
www.ascendercorp.com/fonts/liberation
horizonte | 2010 Papier
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Herausgeber
Munken Print Cream 15 – 90g
studentische Initiative horizonte:
Profibulk 1.1 – 100g
David Bauer, Michael Kraus
Invercote G (Leinenprägung) – 240g
Jonas Mahlzahn , Martin Schmidt Titelbild Anschrift
©
Initiative horizonte
Didier Fiuza Faustino
Bureau des Mèsarchitectures
Haus der Studierenden Marienstraße 18
Preis
99423 Weimar
Deutschland: 8,50 EUR Ermäßigt: 4,00 EUR
ww w.uni–weimar.de/horizonte horizonte @ archit.uni–weimar.de
Rechte
Redaktion
inklusive der Übersetzung und Kürzung
Michael Kraus (V.i.S.d.P.)
vor. Das Verwertungsrecht der Beiträge
David Bauer, Jonas Malzahn
verbleibt bei den Autoren. Ein auszugs-
Die Redaktion behält sich alle Rechte,
Martin Schmidt
weiser Nachdruck ist mit Genehmigung der Urheber und mit Quellenangabe
Design, Layout & Satz
gestattet. Ein Nachdruck von Photo-
Tobias Dahl, Patrick Martin
graphien und anderen Abbildungen ist
Contributors dieser Ausgabe
sandte Manuskripte und Photographien
nicht gestattet. Für unverlangt eingeBenedict Bucsein, Moritz Fritz
wird keine Gewähr übernommen. Ein Au-
Axel Humpert , Kari Jormakka
torenhonorar kann nicht gezahlt werden.
Florian Kirfel, Johannes Schäfer Simon Scheithauer, Johann Simons
Horizonte dankt allen Autoren und
Druck und Bindung
bei der Arbeit der ersten Ausgabe.
Beteiligten für die Unterstützung Universitätsdruckerei
Wir freuen uns über Anmerkungen und
(Bauhaus-Universität Weimar)
Kritik per E-Mail oder Brieftaube
Druckerei Schöpfel GmbH (Weimar)
und vor allem über Einreichungen
Buchbinderei Weißpflug
für Ausgabe Nº2 in schriftlicher,
(Großbreitenbach)
ideeller oder finanzieller Form.
Auflage
ISSN
350
2190-5649
Frei Otto Sonderheft
Architektur, so wird häufig vermittelt, beschränke sich auf das publikationsgerechte Schaffen von individuellen Objekten. Doch auch gesellschaftliche Großprojekte sowie Belange der Infrastruktur gehören zweifellos zur verantwortlichen Gestaltung der Umwelt. Als in den 80er Jahren die Transrapid-Technik in Deutschland entwickelt und im Emsland getestet wurde, galt sie vielen als Revolution im Mittel- und Fernverkehr. Denn sie versprach mit geringeren Belastungen für die Umwelt, leiser, sauberer, schneller und vor allem sicherer ans Ziel zu gelangen. Doch schon Anfang der 90er Jahre regte sich Widerstand gegen die neue Technik, der sich insbesondere gegen die benötigten neuen Trassen, die Fahrwege der Magnetschwebe-
bahn richtete, die nicht nur als ökologische, sondern auch optische Umweltverschmutzung bewertet wurden. Um den Anforderungen einer auch in diesem Sinne verantwortlichen Verkehrsplanung gerecht zu werden, beauftragte das Bundesministerium für Forschung und Technologie auf Betreiben des damaligen Kunstbeauftragten Hermann Josef Hack das Atelier Frei Otto, alternative Vorschläge für einen Fahrweg der Magnetschnellbahn nach ästhetischen und ökologischen Gesichtspunkten zu erarbeiten. horizonte zeigt den Bericht in Auszügen. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit von Künstlern und Ingenieuren wurden bis auf eine Ausstellung im Münchner Lehmbachhaus nie weiter verfolgt.
kAri JormAkkA The Will to PowEr: Corb, rEm And the Duty of GEnius
Friedrich Nietzsche
K ARI JOR M AKK A — The Will To Power In 1964, one year before committing suicide, Le Corbusier visited the Netherlands, and Ha a g s e P o s t sent their young reporter Rem Koolhaas to cover the visit. In his first longer published article, Rem described the architect as a bitter old man whose revolutionary projects had been scorned and yet later exercised great influence.� It did not take many years until Koolhaas left journalism for a career in architecture, determined to surpass the Master. Looking back, he writes: “Le Corbusier faced the void at the core of the maelstrom and he BLINKED . This was the rendezvous with the destiny of modernization. This was the true failure.” ² To avoid that mistake, Koolhaas urges architects to “take insane risks” because “architecture is a dangerous profession.” ³ Unfortunately, he fails to explain what is at risk and who stands to gain, but he does specify that we need more Gay Science.⁴ The reference is to Nietzsche’s Fröhliches Wissen . It is more than a coincidence that Le Corbusier’s motto – “lebet gefährlich, meine brüder! (Zarathustra)” – comes from the same book in which the author advises us to “live dangerously! Build your cities on the slopes of the Vesuvius! Send your ships into uncharted seas! Live at war with your peers and yourselves! Be robbers and conquerors as long as you cannot be rulers and possessors, you seekers of knowledge!” ⁵
As early as 1904, Johannes Otzen summed up Nietzsche’s message for architects in four words: “self, personality, power and egoism.” ⁶ This message reached also the young Charles-Edouard Jeanneret in the Swiss town of La Chaux-de-Fonds. As a young man, he compared himself to the grandes initiés, as presented by Edouard Schuré. In Schuré’s book as well as Nietzsche’s Zarathustra and Renan’s La vie de Jesus, he underlined references to struggle, sacrifice, solitude and the lonely search for perfection.⁷ In a Christmas card to his parents in 1909, Jeanneret depicted himself as a vulture perched atop an Alpine mountain like Nietzsche’s superman, with the caption: “The misery of living makes man! And the disdain of this misery of living is incarnated in the soul of the GRAND CONDOR .” ⁸ Koolhaas often shows a similar attitude. In his endorsement of Jenck’s biography of Le Corbusier, he complains about “how much less respectful of genius our culture has become in thirty years …” ⁹ Similarly, in his analysis of the recent onslaught of Junkspace, he asks: “Why can’t we tolerate stronger sensations? Dissonance? Awkwardness?
1 Koolhaas, Rem: “Een woonmachine, Le Corbusier kreeg f 5000,-.”Haagse Post 3, Oktober 1964, p. 24. As quoted in Lootsma, Bart, “Koolhaas, Constant und die niederländische Kultur der 60er.” Disko 1. Hrsg. Arno Brandlhuber. Nürnberg, 2006. www.brandlhuber.com/disko1-4/ 2 Rem Koolhaas in 1992, as quoted in Koolhaas, Rem, and Mau, Bruce: S, M, L, XL. Köln: Benedikt Taschen Verlag, 1997, pp. 64, 1285. 3 Kwinter, Sanford (Ed.): Rem Koolhaas: Conversations with Students. Architecture at Rice. Houston: Rice University, 1996, p. 30; Koolhaas and Mau: S, M, L, XL, p. 971. 4 Koolhaas and Mau: S, M, L, XL, pp. 369, 971. Also for Georges Bataille, this gai savoir represented the highest form of knowledge. Bataille, Georges: Guilty. Tr. Bruce Boone. Introd. by Denis Hollier. Venice: Lapis Press, 1988, pp. 25-26. 5 For Le Corbusier, see G. E. Magnat’s report as reprinted in Willett, John: The New Sobriety 19171933. Art and Politics in the Weimar Period. London: Thames and Hudson, 1978, p. 131; Cohen, Jean-Louis: “Le Corbusier’s Nietzschean Metaphors.” in Kostka, Alexandre; Wohlfarth, Irving (Eds.): Nietzsche and “An Architecture of Our Minds”. Los Angeles: The Getty Research Institute, 1999, pp. 311-312; Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft. Sämtliche Werke, Band V. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 1965, §283.
PErfEctionism 6 Otzen, Johannes: “Das Moderne in der Architektur der Neuzeit. ”Deutsche Bauzeitung, 1904, p. 63. 7 Turner, Paul: “Romanticism, Rationalism, and the Domino System”. In Walden, Russell (Ed.): The Open Hand. Essays on Le Corbusier. Cambridge, Mass.: The MIT Press, 1982, pp. 19-20. 8 Jencks, Charles: Le Corbusier and the Continual Revolution in Architecture. New York: Monacelli Press, 2000, p. 54. 9 Jencks, Charles: Le Corbusier and the Continual Revolution in Architecture, back dust cover.
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10 Rem Koolhaas/Brendan McGetrick (Eds.): Content. Köln: Bendedikt Taschen Verlag, 2004, p. 169. 11 Koolhaas and Mau: S,M,L,XL,p. 346. 12 Nietzsche argued that “if the world dare be thought of as a determinate magnitude of power, and a determinate number of power centers and every other idea is indeterminate and hence unusable – it follows that it has run through a calculable number of combinations in the great dice game of its existence. In an infinite time, every possible combination would sometime have been attained: more, each would have been attained an infinity of times. And then, between each combination and its next repetition, all the remaining combinations must then be run through, and each of these combinations determines the whole sequence of combinations, so that a whole cycle of absolutely identical sequences results. That world is a cycle which has already - repeated itself, and plays its play in infinitum.” Nietzsche, Friedrich: Umwertung aller Werte. Aus dem Nachlass zusammengestellt und herausgegeben von Fr. Würzbach. München: dtv, 1977, p. 344. English translation from Danto, Arthur C.: Nietzsche as Philosopher. New York: MacMillan, 1965, p. 205. 13 Jencks, Charles A.: Le Corbusier and the Tragic View of Architecture. London: Allen Lane, pp. 25, 59. The phrase comes from Saint Rémy who baptized the Merovingian king Clovis in Reims in 496 with the following words: Mitis depone colla, Sicamber, adora quod incendisti, incendi quod adorasti or “Bow thy head humbly, Sicambrian, revere what thou hast burned and burn what thou hast revered.”
Genius? Anarchy? ...” ¹⁰ A certain elitism can often be detected, as when Rem complains that people ruin the sublimely austere Typical Plan by bringing ferns and family photos and other personal debris into their offices, and sums it up by sighing: “Nietzsche lost out to Sociology 101.” ¹¹ The difference between sociology and Nietzsche lies in his moral perfectionism, or his identifying the Übermensch as the meaning of the earth. The concept follows from his analysis of Christianity and Platonism as forms of escapism in that they postulate a world more real than the one we occupy (the heaven where the soul joins God; the realm of ideas that represent truth). Once God is dead, moral nihilism seems to be the obvious choice but in its stead Nietzsche defines the overcoming of the human being as the objectively highest value. As opposed to ascetic or transcendental values, the overman affirms the world, the body, life, and the ewige Wiederkehr of everything. The doctrine of eternal recurrence requires that one has to live every moment over and over again, “and there will be nothing new in it, but every pain and every joy and every thought and sigh and everything immeasurably small or great in your life must return to you.” ¹² The overman must not fear pain or suffering, but rather embrace life without trying to understand or justify it. Consequently, Nietzsche is not interested in a sociological mapping of what people want, nor is he advocating any utilitarian calculus intended to maximize happiness or pleasure. Instead, he calls for higher men to surpass “the petty virtues, the petty policy, the sand-grain considerateness, the ant-hill trumpery, the pitiable comfortableness, the ‘happiness of the greatest number’--!” You have to fight the spirit of gravity, overcome yourself and transform your values, or as Le Corbusier puts it, burn what you loved and love what you burned.¹³
Once God is dead, moral nihilism seems to be the obvious choice but in its stead Nietzsche defines the overcoming of the human being as the objectively highest value.
K ARI JOR M AKK A — The Will To Power The young Charles-Edouard Jeanneret was not looking for quietude but instead sought an austere and active life; he wanted to fight with truth itself, in full recognition that it would torment him. In 1960, Le Corbusier still was of the same opinion, and wrote in his diary that “painting is a bitter struggle, terrifying, pitiless, unseen; a duel between the artist and himself. The struggle goes on inside, hidden on the surface. If the artist tells, he is betraying himself.” Not only is the struggle giving the architect pain, also his creations are far from pleasant. Like Nietzsche, Le Corbusier insists that the highest achievements of architecture are not good because they would bring us pleasure. The Parthenon, for example, is “a terrible machine [which] pulverizes and dominates.” Not attractive to anyone, it radiates power.¹⁴ Le Corbusier himself was crushed by its “truth which is neither smiling nor light, but which is strong, which is one, which is implacable.” ¹⁵
14 Le Corbusier: L’art decoratif d’aujourd’hui., 193. 15 Jencks, Charles: Le Corbusier and the Tragic View of Architecture, pp. 34, 140; Ozenfant, Amedée et Jeanneret, Charles-Edouard: La peinture moderne. Paris: Les Editions G. Crès et Cie, 1925, p. 172: “Le Parthenon n’est plaisant pour personne.” Le Corbusier: New World of Space. New York: Resnal & Hitchcock, 1948, p. 66
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Painting is a bitter struggle, terrifying, pitiless, unseen; a duel between the artist and himself. The struggle goes on inside, hidden on the surface. If the artist tells,he is betraying himself. In Gay Science , Nietzsche theorizes the acceptance of the inevitable as the doctrine of amor fati. The philosopher writes: “I want to learn more and more to see as beautiful what is necessary in thing; then I shall be one of those who make things beautiful. … And all in all on the whole: some day I wish to be only a Yes-sayer.” ¹⁶ Familiar with this passage, Koolhaas updates it by spelling the affirmative differently, ¥ € $, and adding: “I think it’s very important to say that we live without complaint, fear or trust under the following regime that you see here: the major currencies of the world, the Yen, the Euro and the Dollar. They describe a regime under which we are all active and willing.” ¹⁷ We are supposed to say ‘yes’ but to what? In the case of Nietzsche to everything that is, without any meaning or aim, without a god or a higher principle behind it. “Said ye ever Yea to one joy? O my friends, then said ye Yea also unto ALL woe. All things are enlinked, enlaced and enamoured …” ¹⁸ He rejects what he calls a “moral interpretation” of the world; this is an approach that
AffirmAtion 16 Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft, §276. Incidentally, this passage influenced Georges Bataille in 1924 to launch an Oui movement, “implying a perpectual acquiescence to everything … which would have the advantage over the Non movement that had been Dada of escaping what was childish about a systematically provocational negation.” See Surya, Michel: Georges Bataille. An Intellectual Biography. Tr. Krzysztof Fijalkowski and Michael Richardson. New York: Verso, 2002, p. 72. 17 Koolhaas, Rem: “Earning Trust.” Lecture at a conference on Superhumanism in London in 2001. www.dandad.org/content/ super/pdf/koolhaas.pdf, p.1.
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I like fashion, whether or not it’s overpriced, because it creates a sense of the sublime with relatively few means. Where else do you find that?
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18 Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Ein Buch für alle und keinen. Sämtliche Werke, Band VI. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 1964, Vierter Teil, Das trunkene Lied, 10. 19 Ouroussoff, Nicolai: “City on the Gulf: Koolhaas Lays Out a Grand Urban Experiment in Dubai.” New York Times, March 3, 2008. www.nytimes.com/2008/03/03/ arts/design/03kool.html?_r=3& pagewanted=1&oref=slogin 20 Koolhaas and Mau:S,M,L,XL,p. 849. 21 Ibid., pp. 510-511. 22 Ibid., pp. 513-514. 23 Ibid., pp. 501-502. 24 Jencks, Charles: “Branding – Signs, symbols or something else?” Architectural Design Vo. 70 No. 6, Dec 2000, p. 35. Rem may not have got this idea first from Gay Science but rather from the Dutch artist and journalist Armando, his mentor at Haagse Post. In 1964, Armando defined his movement Nul, or ‘zero’: “no moralizing, no interpretation of reality, but a reinforcement. Starting point: the uncompromised acceptance of reality. Method: isolation, appropriation. Result: authenticity. Not of the creator but of information. The artist is no longer an artist but the cold, rational eye.” See Lootsma, p. 13. 25 Matussek, Matthias; Kronsbein, Joachim: „Evil can also be beautiful.“ Spiegel Interview with Dutch architect Rem Koolhaas, Der Spiegel Online 2006. 26 Nietzsche, Friedrich: Fröhliche Wissenschaft, §276.
measures the world according to something external, such as God, idea, or truth, and usually finds it wanting. In the Nietzschean vision of eternal return, each and every moment is the origin and end of circular time. Moreover, everything is at once the cause and the effect of every other thing, and thus by judging one thing we are also passing judgment on everything else. With Koolhaas, the strategy is slightly different. In the description of his 2006 design for the Waterfront City in Dubai, Rem explains that his strategy was to reject neither the generic city nor the Bilbao effect but to locate each one’s hidden, untapped potential, or as he puts it, “to find optimism in the inevitable.” ¹⁹ In other contexts, he emphasizes the necessity of going uncompromisingly with the flow.²⁰ His understanding of architecture and urbanism as a form of letting go “proposes a new economy in which no longer ‘all is architecture,’ but in which a strategic position is regained through retreat and concentration, yielding the rest of a contested territory to enemy forces.” ²¹ Although it is the stratosphere of architectural ambition, Bigness is in the end “an instrument of other forces … it can be achieved only at the price of giving up control, of transmogrification. It … means surrender to technologies; to engineers, contractors, manufacturers; to politics; to others.” ²² In this sense, Koolhaas concludes that architecture enters an amoral domain beyond good and bad.²³ In this spirit, he claims to simply look at current phenomena, such as ‘Junkspace’, without any critique: “There’s no disdain in the whole thing. It’s more like an almost scientific inventory of its qualities.” ²⁴ At the same time as Koolhaas was polishing the Prada brand, he announced plans to enter politics as a socialist candidate. An interviewer addressed this apparent inconsistency, to the irritation of Koolhaas who responded: “Do the old-fashioned socialists you are apparently referring to even exist anymore? I’m pleased to have Prada as a client that is moving today’s culture forward. I like fashion, whether or not it’s overpriced, because it creates a sense of the sublime with relatively few means. Where else do you find that? ” Yet he does not just celebrate the beautiful and sublime shoes and bags, but ugly things as
Rem Koolhaas
Le Corbusier
K ARI JOR M AKK A — The Will To Power well: “Ugliness also has a right to exist. Our society can no longer tolerate ugliness. You see that in cars, sofas and women. But seriously, if something like this building is ugly but nevertheless important, we must preserve it.” ²⁵ Again, the sentiment was prefigured by Nietzsche who stated: “I do not want to wage war against what is ugly. I do not want to accuse, I do not even want to accuse those who accuse. Looking away shall be my only negation!” ²⁶
For Nietzsche, eternal return entails amor fati since everything is linked in an immensely long but finite and immutable causal chain. Fortunately, we need not examine whether circular causality would really entail the objective value of affirmation, or rather the negation of free will and consequently an elimination of ethics, because the foundational theory of eternal return is utterly and irreparably wrong. Perhaps appropriately, then, many of Nietzsche’s ethical ideas, such as his critique of Christianity, are based on a different notion altogether. Should the theory of eternal return be right, it would follow that a Nietzsche has already attacked Christianity innumerable times, just like a Jesus has been crucified over and again, and both events will be repeated ad infinitum without anything ever changing. Instead, Nietzsche’s attack on Christianity stems from a different basis, perhaps Darwin’s progressivism. In the context of evolutionary theory, it is understandable why Nietzsche would criticize the Christian notions of pity, compassion and equality so harshly.²⁷ However, in Ecce homo , he wants to underline that the concept of Übermensch owes nothing to Darwin, or for that matter, Carlyle’s hero worship: “The word Übermensch [designates] a type of supreme achievement, as opposed to ‘modern’ men, ‘good’ men, Christians, and other nihilists ... When I whispered into the ears of some people that they were better off looking for a Cesare Borgia than a Parsifal, they did not believe their ears.” The importance of these powerful men is that they have the nerve “to claim the right to new values – that is the most dreadful assumption for a reverent spirit.” ²⁸ Nietzsche is also very pleased with the idea that his theory of the ewige Wiederkehr is going to devastate and crush lesser men.²⁹ Both Le Corbusier and Koolhaas share Nietzsche’s respect for powerful figures. In fact, Le Corbusier sees everything in terms of power: trees are rulers; the sun is a dictator; the plan is a despot etc.³⁰ He describes modern technology as the conquering way of the white race, following the ancient example of Rome who is occupied in the conquest of the universe.³¹ More concretely, he praises Louis XIV : “Homage to a great town-planner.
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27 See e. g. Nietzsche, Friedrich: Der Antichrist. Band 77. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 1964, §62. 28 Nietzsche, Friedrich: Zarathustra, Erster Teil, Von den drei Verwandlungen, 1. 29 See Safranski, Rüdiger: Nietzsche: A Philosophical Biography. Tr. Shelley Frisch. London: Granta, 2003, pp. 230-231. 30 Jencks, Charles: Le Corbusier and the Tragic View of Architecture, p. 18; Le Corbusier: Vår bostad. Förord av Lennart Holm. Lund: Bokförlaget Prisma, 1976, p. 54; Le Corbusier: La Ville Radieuse. Paris: Les Éditions Vincent, Fréal et Cie, Paris, 1964, pp.78, 153. 31 Le Corbusier: Aircraft. London: Trefoil Press, 1935, pl. 107: “The white race goes its conquering way. The filling station is a symbol of white civilization.”; Le Corbusier: Vers une Architecture. Paris: Les Editions G. Crès et Cie, 1924, p. 124.
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32 Le Corbusier: Urbanisme. Paris: Les Éditions Crés et Cie, 1925, pp. 137, 285; Walden, Russell (Ed.): The Open Hand. Essays on Le Corbusier. Cambridge, Mass.: The MIT Press, 1982, p. 265. 33 Le Corbusier: La Ville Radieuse, p. 152. 34 Le Corbusier: Quand les Cathédrales étaient blanches. Paris: Plon, 1937, p. 13; cf. Matthew 13:14-16, Romans 11:8. 35 Le Corbusier: La Ville Radieuse, p. 248. 36 On October 3, 1933, Schmitt equated Hitler for the first time with the law, talking about ”Adolf Hitler, dessen Wille heute der nomos des deutschen Volkes ist.” A month later, Martin Heidegger used a similar expression in his talk to the students of Freiburg University: ”Der Führer selbst und allein ist die heutige und künftige deutsche Wirklichkeit und ihr Gesetz.” Finally, Schmitt defined: ”Heute ist das Gesetz Wille und Plan des Führers;” Schmitt, Carl: “Kodifikation oder Novelle? Über die Aufgabe und Methode der heutigen Gesetzgebung.” in Deutsche JuristenZeitung, 40. Jg., Heft 15/16, pp. 919-925, here p. 924. 37 Ozenfant – Jeanneret: p. 172; Le Corbusier: Vers une architecture, p. 79. 38 Koolhaas and Mau: S, M, L, XL, p. 516.
rEsponsibility
This despot conceived great projects and realized them.” Instead of Baroque absolutism, Le Corbusier only found “compromise and democratic stagnation” in modern societies and concluded that ”France needs a Father.” ³² He elaborates: “Authority must now step in, patriarchal authority, the authority of a father concerned for his children. … Let all skeptics and snickerers keep away! We have had enough of their so civilized materialism and its pretty results: unemployment, ruin, famine, despair and revolution!” ³³ With Biblical overtones, Le Corbusier demanded that “the eyes that see, the people that know, they must be let to construct the world anew.” ³⁴ More specifically, he declares that “the plan must rule; it is the plan which is right, it proclaims indubitable realities.” ³⁵ In so doing, Le Corbusier adopts an ethical and political doctrine known as decisionism. One of its leading ideologists, Carl Schmitt claimed that laws are not based on authority, rather than truth. After the death of God, value can be established through an arbitrary decision by an authority, if taken as an indisputable fact. In 1933, after the Nazis took over, Schmitt joined the party at Martin Heidegger’s invitation and issued the statement: “the Plan and Will of the Führer is the law.” ³⁶ Adopting the decisionist ideology, Le Corbusier realizes he will come to conflicts with the masses. This is not a great problem, though, as he explains that “great art is not the art of agreement” because “art is not a popular thing”, rather it is “in its essence arrogant” so that “the art of our period is performing its proper functions when it addresses itself to the chosen few.” ³⁷ Like Le Corbusier, Koolhaas has no respect for those people who are not strong enough to deal with the new architecture. In his exposition of Bigness, he observes that “there are many ‘needs’ too unfocused, too weak, too unrespectable, too defiant, too secret, too subversive, too weak, too ‘nothing’ to be part of the constellations of Bigness.” ³⁸
In May, 1933 – two months after Hitler won the last free elections in Germany and during the time books were burning in Berlin – Le Corbusier dedicated La Ville Radieuse “to Authority.” At the same time, he wants to be the authority. Although he thunders: “Decision – To believe. The masses will always go out to meet those who have something to give,” he nevertheless points out that ”the human idol you are yearning after could not stem this tide. Only a fact can do it. A Plan.” ³⁹ According to La Ville Radieuse , a plan can be right, an indubitable fact, insofar as it is based on or derived from other facts. Le Corbusier explains: “The correct, realistic, exact plan … is an emanation of modern society, an
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The correct, realistic, exact plan … is an emanation of modern society, an answer to its needs, an urging necessity. It is a product of technology. answer to its needs, an urging necessity. It is a product of technology.” ⁴⁰ Similarly, Koolhaas claims that architecture is determined by technology. Thus, the skyscraper is the logical and inevitable product of the elevator while the escalator and air conditioning together cause the shopping mall to emerge. More generally, he demands that architecture must “dissociate itself from the exhausted artistic/ideological movements of modernism and formalism to regain its instrumentality as vehicle of modernization.” ⁴¹ If architecture is merely the instrument of modernization, as mediated by new technologies, then architects are not morally responsible for their designs. Koolhaas explains that once the delusions of omnipotence are left behind, the architect is free to enter uncharted waters and take amoral risks: “Since we are not responsible, we have to become irresponsible.” ⁴²
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Since we are not responsible, we have to become irresponsible. Also Le Corbusier was promoting his amoral expertise. Offering his service to the city of Algiers, Le Corbusier emphasizes that he is totally disinterested. Not only does he disapprove of sinister ulterior motives of false leaders but even the well-meaning ideals of good ones. Hence, the city itself must pull itself together and become human again, “not with the help of philanthropic salvage operations but as a result of a simple and joyful reorganization founded on the 24-hour solar cycle that is our inalterable destiny.” ⁴³ Koolhaas speaks of people in a similar way: “It is perhaps a very old-fashioned aspect of our work that we’re actually interested in people, not in humanitarian, humanist or architecturally ‘nice’ ways, but simply in how people exist in the flows and behaviors of global culture today.” ⁴⁴ Here, people are the means to the effective organization of economy, not ends in themselves in a Kantian sense. In addition to claiming that the architectural decision is objectively right, or dictated by technological and economic conditions, Le Corbusier brushes off criticism by
39 Le Corbusier: La Ville Radieuse, pp. 153, 249. 40 Ibid., p. 154. 41 Koolhaas and Mau: S,M,L,XL,p. 510. 42 Ibid., p. 971. 43 Le Corbusier: La ville Radieuse, pp. 248, 149. 44 Steele, Brett (Ed.): Supercritical.London: AA,2010,p. 16.
design|response|ability 45 Le Corbusier: La Ville Radieuse, pp. 94, 93; Le Corbusier: Quand les Cathédrales étaient blanches,83-84. 46 Spinoza, Benedict de: ”Ethics”, The Chief Works of Benedict de Spinoza, vol II, tr. R.H.M. Elwes, New York: Dover, 1951, part I, XXXV, p. 74. 47 The formulation is from a statement made in 1960 by Jacques Soustelle concerning the atomic bomb; as quoted in Ellul, Jacques: The Technological Society. Tr. John Wilkinson. New York: Vintage Books, 1964, p. 99. 48 Le Corbusier: ”Schöpferischer Städtebau,” Das Neue Frankfurt, 9/1928.
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GEnius
insisting that his plan is already a and so it can no longer be called in question: “the Radiant City already exists on paper. And when once a technological product has been designed on paper (calculations and working drawings), it does exist. It is only for spectators, for gaping bystanders, for the impotent, that the certainty of its existence lies in the execution.” ⁴⁵ However, even if the plan as a workedout proposal exists as a fact, we cannot conclude that what the plan proposes is or should become a norm for future action. As Hume’s Guillotine states, ‘ought’ cannot be derived from ‘is.’ Therefore, an additional premise is needed in order to argue for the plan as a normative condition. One possibility is to postulate something akin to the metaphysical principle of plenitude or the thesis that all true potentialities will be actualized. Another possibility is to insist on perfectionism, as regards the products of human action. An instance of the former principle, the thirty-fifth proposition of Spinoza’s Ethics postulates that “whatsoever we conceive to be in the power of God necessarily exists.” ⁴⁶ Modern proponents of technological reason apply the same idea to human subjects, assuming without argument that we have the moral obligation to realize all technical possibilities. Hence, Jacques Soustelle’s argument for the atomic bomb: “Since it was possible, it was necessary.” ⁴⁷ In his writings, Le Corbusier likes to interpret every possibility as a natural or moral necessity. Thus, for example, he argues for the City of Towers on the grounds that “in every period, urban design has made use of all available technology; in fact, cities have been the expression of technology. And today? Today we can construct buildings with 60 stories. That is the new fact. Let us consider the consequences.” ⁴⁸
Although it might seem contradictory to claim the right to make new values and simultaneously disown responsibility for these actions, one should realize that the refusal of authorship was always a part of the ideology of genius: its roots extend to the Greek idea of an inspired genius who is enthusiastically overtaken by the gods. Talking about his Zarathustra, Nietzsche exculpates himself of any responsibility in the following words: “one is the mere incarnation, mouthpiece or medium of an almighty power. … One hears – one does not seek; one takes – one does not ask who gives: a thought suddenly flashes up like lightning, it comes with necessity, unhesitatingly – I have never had any choice in the matter.” ⁴⁹ The elision of the moral subject certainly makes a kind of objectivity possible. In this spirit, Martin Heidegger – an
K ARI JOR M AKK A — The Will To Power exact contemporary of Le Corbusier’s and a Nietzsche enthusiast – explains how a work of art lets truth appear: “It is not the ‘N.N. fecit’ that is to be made known. Rather, the simple ‘factum est’ is to be held forth into the open region by the work: namely this, that unconcealedness of a being has happened here, and that as this happening it happens here for the first time.” ⁵⁰ We may think of an architectural Plan as a fact that both reveals something about reality and is reality itself, but literally a ‘fact’ is something that is done: the word comes from Latin factum, or ‘deed,’ derived from the past participle of facere, ‘to do.’ Hence, a fact without a doer is clearly a fiction: if the original agent is occluded, one needs an effigy; otherwise the discourse runs the risk of appearing arbitrary or meaningless. Le Corbusier proposes at least such Ersatz agents as life, sun, science, mathematics, machines and the Zeitgeist, while Koolhaas prefers global economy and modernization, or elevator and escalator.⁵¹ These will provide the fiction of an impersonal, ergo disinterested, ergo indisputable agent. In La Ville Radieuse , for example, we read that “modern techniques have created an architectural revolution. This architectural revolution is now virtually complete. It is the product of mathematics and machines.” ⁵²
Given their aggressive rhetoric, it is curious that the architects are so eager to submit to anyone they regard as powerful. Le Corbusier’s favorite masters include L’Eplattenier, Ozenfant, the captains of industry, Colbert, the spirit of the truth, the sun, the Parthenon, or just an abstract ‘Authority.’ ⁵³ Koolhaas speaks of more abstract entities but reacts to the demands of the Bauherr. What the authorities of Le Corbusier and Koolhaas expect is money. In 1900 Cass Gilbert defined the skyscraper as “a machine that makes the land pay”; in 1913 he was able to test his theories as he finished the tallest tower in the world, the Woolworth Building in New York.⁵⁴ Koolhaas is equally explicit about the role of architecture as a moneymaker in Delirious New York where he explains that the skyscraper is a way of multiplying buildable land and thus making a profit. Of course, Le Corbusier’s argument for the pilotis and the roof garden was essentially the same. In 2001, Koolhaas still held onto this idea, suggesting that ‘architecture’ is “a nostalgic name for an activity which produces a magical effect on income by multiplying the ground … although we mention architecture, we are living in a kind of situation of working real estate … where shopping and therefore consumption is the cement that holds everything in our world together, forming a seamless carpet from entertainment to religion to shopping centres, to airports.” ⁵⁵
49 Nietzsche, Friedrich: Ecce Homo, Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 1964, Zarathustra, §3. 50 Heidegger, Martin: Der Ursprung des Kunstwerkes. Stuttgart: Reclam, 1992, pp. 65-66. 51 Le Corbusier: La Ville Radieuse, pp. 8, 78, 93, 249 et passim. 52 Ibid., p. 93.
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MonEy 53 Jencks, Charles: Le Corbusier and the Tragic View of Architecture, pp. 50-51, 140; Le Corbusier: La Ville Radieuse, pp. 1, 249; Le Corbusier: New World of Space. New York: Resnal & Hitchcock, p. 36; cf. Walden, p. 228. He advises students: ”Devoting yourself to architecture is like entering a religious order. You must consecrate yourself, have faith and give. As a just reward, architecture will bring you special happiness to those who have given her their whole being.” Le Corbusier: Talks with Students from the schools of architecture. Tr. Pierre Chase. New York: The Orion Press, 1961, p. 34. 54 Willis, Carol: Form Follows Finance: Skyscrapers and Skylines in New York and Chicago,New York: Princeton Architectural Press, 1995, p. 19. 55 Koolhaas, Rem: Earning Trust, p. 2.
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City planning is a way of MAKING money. … City planning brings in a profit. 56 Le Corbusier: The Radiant City. New York: The Orion Press, 1964, pp. 71, 73. 57 Van Berkel, Ben; Bos, Caroline: Move. Vol.1: Imagination. Amsterdam: UN Studio & Goose Press, 1999, p. 17.
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Although Le Corbusier enjoys the reputation of an heroic artist-architect, he also promised that his urban design projects would produce enormous profits. In the Radiant City, he writes: “City planning is a way of making money. … City planning brings in a profit.” With reference to Paris, he elaborates: “to replace a now rotting center with a new center four or ten times more efficient than the old one would be to bring in a profit equal to four or ten times the cost of the operation. … Modern construction techniques would permit us to built ten times higher …” Much like Koolhaas would later do, Le Corbusier promises that “an efficient economy will provide us with more freedom.” ⁵⁶ While the CIAM manifestoes send a clear leftist message, for example in calling for the subordination of private interest to the collective interest, the mixture of art and business could be seen as the hybridization of high and low which was the quintessential strategy of modern art. Thus, Le Corbusier was not out of line in naming one of his urban plans for Paris, the Plan Voisin of 1922, after the car manufacturer that had sponsored the production of the large dioramas of the project. Appropriately, the center of the city was reserved for the captains of industry. In embracing an instrumental ethics, Le Corbusier and Rem Koolhaas depart from Nietzsche’s philosophy and opt for opportunism that has long been commonplace among architects. Though it may be philosophically uninteresting, it nonetheless has sparked what is today known as “projective practice.” Two representatives of this movement, and former protégés of Koolhaas, Ben van Berkel and Caroline Bos, explain what projective practice implies by identifying two meta-techniques, Network and Spin, that are said to underlie the contemporary condition of the architect. They define spin as “the practice that enables the effective communication of complex policies to a mass audience,” and ask: “In an age in which politics are dissociated from fixed values, spindoctors are becoming the real politicians. Who will be the real architects?” ⁵⁷
Text: Kari Jormakka Illustration: Christian Rothe
mensA debAtte.de
Die UngEliebtEn Moritz Fritz Florian Kir fel Johannes S ch채 fer Johann S i mons
mensadebatte.de — Die Ungeliebten
Zum konzEpt und Ziel dEr InitiAtive
Mit der Entscheidung für ein neues Bauhaus-Museum in Weimar wurden in den letzten Jahren diverse Standorte diskutiert. Im Laufe des Jahres 2009 fokussierten sich die verschiedenen Interessengruppen ( Klassikstiftung Weimar , Stadt W e i m a r , Landesregierung Thüringen , Bauhaus-Universität Weimar ) auf die Mensa am Park in Weimar. Der architektonische Wert des Gebäudes erschien abwägbar angesichts der hochinteressanten Option, an der Schnittstelle zweier Welterbestätten, Bauhaus-Museum und Bauhaus-Universität in räumliche Nähe zu bringen. Ein öffentlicher Diskurs zu diesem Standort, welcher den Abriss des potentiellen Baudenkmals Me n s a a m P a r k und die mögliche Beeinträchtigung des UNESCO -Weltkulturerbes Pa r k a n d e r I l m in Kauf genommen hätte, wurde zu diesem Zeitpunkt nicht geführt. An dieser Stelle setzt die Initiative im Herbst 2009 ein. Im Diskurs von Studierenden und Mitarbeitern der Bauhaus-Universität sowie Architekten und Vertretern der Öffentlichkeit wird eine grundlegende Würdigung der Mensa als architektonisches Beispiel und als wichtiges Herzstück des universitären Lebens vermisst.
Ziel ist der öffentliche Diskurs um den Umgang mit der Mensa am Park in Weimar und die Standortentscheidung um das Neue Bauhaus-Museum
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August 1954
1973
Planungen zur Vervollständigung des bereits fertiggestellten Hörsaalgebäudes und Seminarflügels an der Marienstraße durch ein Auditorium Maximum mit integrierter Mensa im Stil der Nationalen Tradition an dem Standort der heutigen Mensa am Park, Entwurfsverfasser Professor Emil Schmidt.
Zweiter Studentenwettbewerb mit den Standortoptionen: Marienstraße 1, Kasseturm, Marienstraße 13‑15 (Hörsaalkomplex), Geschwister-Scholl-Straße (vor dem Hauptgebäude) und Amalienstraße. Die Aufgabe beschränkt sich auf den Entwurf einer Mensa für 1600 Essensteilnehmer. Vorprojekt einer Mensa für den Standort Marienstraße (Hörsaalkomplex). Die Mensa für 2000 Essensteilnehmer schließt als leichte, der Moderne verpflichtete Glas- und Stahlkonstruktion das bestehende Gebäudeensemble zu zwei Höfen, welche durch einen Brückenbau voneinander
September 1969 Überarbeitung der städtebaulichen Idee des Auditorium Maximum am Park durch das Projektierungsbüro des Ministeriums für Hochund Fachschulwesen (MHF) an der Hochschule für Architektur und Bauwesen im Rahmen der Studie zur baulichen Entwicklung der HAB, Leitung Anita Bach.
getrennt werden. Verfasser: Peter-Klaus Kiefer,Arbeitsgruppe Mensa HAB.
1969
Februar 1974
Erster Studentenwettbewerb mit der Standortoption Marienstraße 1 am Wielandplatz bzw. der Angliederung an den Kasseturm am Goetheplatz. Die Entwurfsaufgabe sieht einen Gebäudekomplex bestehend aus einer Mensa mit einer Kapazität von 4000 Essen pro Tag und einem Veranstaltungszentrum für die studentische Jugend vor.
Variantenuntersuchung für die Mensa am Standort Marienstraße (Standortvar. 2) mit 2000 Essensteilnehmern. Vorschlag zur Abstaffelung des Gebäudekörpers in Rücksichtnahme auf das Gärtnerhaus und einhergehender Verlagerung der Baumasse in Richtung Park. Der vorgeschlagene Grundriss entspricht in seiner funktionellen
Beginn der Bauarbeiten
Gründungsarbeiten
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Januar 1973 Studie des Projektierungsbüros des MHF zu möglichen Mensastandorten, in welcher neben zahlreichen Varianten im Bereich des Hauptgebäudes auch eine Option am Frauenplan im Gegenüber des Goethe-Hauses geprüft wird. Bildung einer dem Rektor unterstellten Arbeitsgruppe Mensa HAB unter der Leitung von Prof. Anita Bach. Als projektleitende Architekten sind Peter-Klaus Kiefer und Siegfried Richter bestimmt.
H i s t o r i s c h e r A b la u f
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Gliederung bereits nahezu dem ausgeführten Gebäude.Verfasser Siegfried Richter, Arbeitsgruppe Mensa HAB. 1976 — November 1978 Ausführungsplanung durch das Projektierungsbüro des MHF an der HAB. Erweiterung des Raumprogramms durch die Projektierung eines HO-Restaurants für Parkbesucher, einen Clubraum und die Erhöhung der Kapazität auf 2500 Essensteilnehmer.
Montage der Stahlkonstruktion
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November 1979
1980 - 1982
Überarbeitung der Ausführungsplanung. Die Mensa wird als Stahlkonstruktion mit Spannweiten bis zu 18 m und einer Fassade aus massiven Waschbetonplatten und großzügigen Verglasungen ausgeführt.
Die Baubrigaden werden durch zahlreiche Arbeitseinsätze der Studierenden und Mitarbeiter der HAB unterstützt. Die Eigenleistung der Hochschule beläuft sich durch die Mithilfe auf rund 150.000 Mark.
Dezember 1979
Erster Spatenstich
mensadebatte.de — Die Ungeliebten
Zum konzEpt und Ziel dEr InitiAtive
Mit der Entscheidung für ein neues Bauhaus-Museum in Weimar wurden in den letzten Jahren diverse Standorte diskutiert. Im Laufe des Jahres 2009 fokussierten sich die verschiedenen Interessengruppen ( Klassikstiftung Weimar , Stadt W e i m a r , Landesregierung Thüringen , Bauhaus-Universität Weimar ) auf die Mensa am Park in Weimar. Der architektonische Wert des Gebäudes erschien abwägbar angesichts der hochinteressanten Option, an der Schnittstelle zweier Welterbestätten, Bauhaus-Museum und Bauhaus-Universität in räumliche Nähe zu bringen. Ein öffentlicher Diskurs zu diesem Standort, welcher den Abriss des potentiellen Baudenkmals Me n s a a m P a r k und die mögliche Beeinträchtigung des UNESCO -Weltkulturerbes Pa r k a n d e r I l m in Kauf genommen hätte, wurde zu diesem Zeitpunkt nicht geführt. An dieser Stelle setzt die Initiative im Herbst 2009 ein. Im Diskurs von Studierenden und Mitarbeitern der Bauhaus-Universität sowie Architekten und Vertretern der Öffentlichkeit wird eine grundlegende Würdigung der Mensa als architektonisches Beispiel und als wichtiges Herzstück des universitären Lebens vermisst.
Ziel ist der öffentliche Diskurs um den Umgang mit der Mensa am Park in Weimar und die Standortentscheidung um das Neue Bauhaus-Museum
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design|response|ability Um diese Lücke zu schließen, veröffentlichte die Initiative am 31. Dezember 2009 die Internetseite mensadebatte.de, welche konsequent als sogenannter »Blog« ausgerichtet wurde. In Verbindung mit einer dreistufigen Kommunikationsstrategie konnte so in kürzester Zeit eine breite Öffentlichkeit informiert und zur Diskussion angeregt werden. Dazu gehören eine erste fundierte Darstellung der Baugeschichte, Informationen über die geplante Neuordnung des Areals, aber auch ein Plädoyer für die Erhaltung von Bauten der Spätmoderne, die über die rein denkmalpflegerische Sichtweise hinausgehen.
1. Schaffung einer Diskussionsgrundlage
Mit der Internetseite als Ausgangspunkt werden die Inhalte durch eine Kombination aus klassischen und neuen Medien kommuniziert: Neben Pressemitteilungen sowie Mailing-Aktionen an Vertreter der Politik und Mitglieder der Universität, wird die Nutzung von virtuellen sozialen Netzwerken als gleichwertig verstanden.
2. Verbreitung der Informationen
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Seit Beginn ist die Resonanz auf mensadebatte.de überwältigend: Zahlreiche Kommentare, Gastbeiträge und bis zu 10.000 Seitenaufrufe pro Woche belegen dies. Für die regionale und überregionale Tagespresse wird die Initiative zu einer wichtigen Informationsquelle – die Fachpresse und lokale Medien zitierten und kommentieren den Diskurs regelmäßig. 3. Beteiligung der Öffentlichkeit
Die Initiative verfolgt dabei drei inhaltliche Schwerpunkte: 1. Sensibilisierung der Öffentlichkeit für eine Architektur, die aufgrund fehlender Lobby noch nicht auf der Denkmalliste des Freistaates zu finden ist. 2. Erhaltung des Hochschulstandortes am Park als ein deutliches Zeichen für die Präsenz und Bedeutung des Hochschullebens in der Stadt. 3. Anwendung der Prinzipien zur Nachhaltigkeit in der Architektur. Gebäude wie die Mensa nach wenigen Jahren der Nutzung abzubrechen, ist aufgrund der bauseitig gebundenen grauen Energie nicht verantwortbar. Durch ihre Aktivitäten hat die Initiative mensadebatte.de diese Anliegen einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht und darüber in Universität und Behörden eine Debatte auslösen können, die bundesweit Anschluss in Fachkreisen findet. Alle drei Aspekte sind Fragen im aktuellen architektonischen Geschehen und in abgewandelter Form in jeder Diskussion über Baukultur. Darüber hinaus ist offen zugängliche Information, um die sich die Initiative bemüht, eine wesentliche Grundlage für das Entstehen qualitätvoller Architektur, oder eben Baukultur.
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ThEsEn zur NAchhAltigkEit
Das Bauen mit und im Bestand, wird ein wesentliches Dauerhaft Betätigungsfeld für die kommende Architektengeneration sein. So einfach diese Erkenntnis ist: Ist sie mehr als genutzt ist eine Sonntagsrede? Die in einem Gebäude gebundene nachhaltig graue Energie ist so hoch, dass ein Abbruch nach weniger gehandelt als 30 Jahren als grobe Umweltverschmutzung gilt. Die architektonische Wegwerfgesellschaft sollte nicht von einer Institution propagiert werden, die auf ihre anspruchsvolle Architektenausbildung zu recht stolz ist. Das Argument, die Haustechnik in der Mensa sei nicht mehr zeitgemäß, ist keine Rechtfertigung für den Abriss des ganzen Hauses. Neue Haustechnik (Küche, Lüftung etc.) muss für einen Neubau angeschafft werden. Ähnliches gilt für die Energieeffizienz der Gebäudehülle: Der Vorteil an einem Skelettbau mit vorgehängter Fassade ist, dass die einzelnen Strukturen voneinander unabhängig sind und daher ausgetauscht werden können. Es mag sein, dass eine solche umfangreiche Reparatur des Hauses am Ende gleiche Kosten verursacht, wie ein Neubau. Konventionell gerechnet stünde an dieser Stelle sehr häufig die Entscheidung für den Abriss. Aber unsere Universität darf nicht konventionell sein, sondern sollte nach dem neuesten Stand der Wissenschaft und einer allgemeinen gesellschaftlichen Zielsetzung zur Nachhaltigkeit handeln. Somit ist die in der Tragstruktur gebundene graue Energie nur dann verantwortungsvoll eingesetzt, wenn ein Gebäude wesentlich länger als eine Nutzergeneration in Betrieb ist; mindestens 50, besser 80 Jahre.
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Einer der größten erhaltenen Baukomplexe des National- prioritäten der sozialismus, das Gauforum Weimar, erhält mit Konjunkturmitteln im Winter 2009/2010 aufwendig originalgetreu denkmalpflege restaurierte Fassaden. Eines der wenigen individuell entworfenen Gebäude der sozialistischen Moderne soll hingegen mit öffentlichen Mitteln abgerissen werden. Der Vergleich ist polemisch, die Frage, was heute unter Denkmalpflege verstanden wird, bleibt aber unbeantwortet.
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die ungeliebten
Gebäude der späten Moderne haben es schwer: Sie sind meist noch nicht im Denkmalalter, sie haben den ersten Nutzerzyklus hinter sich und müssen repariert werden. Vor allem aber haben sie kaum eine Lobby: Die Öffentlichkeit kann häufig wegen des noch geringen zeitlichen Abstands die Qualitäten nicht erkennen und die Protagonisten der Baugeschichte sind häufig noch in verantwortlichen Positionen und scheinen manchmal vom Drang getrieben, mit dem eigenen Werk auch die eigene Geschichte auszulöschen, die von einer anderen Ideologie geschrieben wurde.
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wartung kommt nicht von warten
Die Me n s a a m P a r k ist ein beispielhafter Fall fehlender Lobby: Ihr architektonischer Ausdruck verweist eindeutig auf ihre Entstehungsgeschichte im realen Sozialismus. Solchen Häusern eine gute Wartung zukommen zu lassen, scheint daher schwer kommunizierbar. So verwahrlost das Bauwerk leicht, seine Rückseite verkommt zum Hinterhof, die Fassaden sind ein wenig abgestoßen, es wird hinter ungepflegtem Buschwerk verborgen. Der Raum um das Gebäude, das auf Offenheit und solitäre Lage angelegt ist, wird verengt und macht eine freundliche Wahrnehmung unmöglich. Sehr schnell folgt dann auf die Vernachlässigung ein gedankenloser Abriss, der bei näherer Betrachtung aus vielen Perspektiven fahrlässig ist.
I came to see a museum and I found a school. Das Erstaunen von Leonard R. Bacich war groß, als er 2004 die Baubesuchte. Der New Yorker Professor hatte mit einer erstarrten Weihestätte für eine ruhmreiche Vergangenheit gerechnet. Stattdessen fand er selbstbewusste Studenten und Lehrer in einer sehr lebendigen Schule vor. Mit seinem Ausspruch traf er das Selbstbild der Universität so gut, dass dieser seither in der offiziellen Darstellung wie ein Werbeslogan zitiert wird. Die demonstrative Stellung des sozialen Zentrums unserer Universität unmittelbar am Park, unterstreicht die Gegenposition zu einem Weimar, das sich im Übermaß über seine Vergangenheit identifiziert Die Mensa zugunsten eines Museums abzubrechen, bedeutet, die Universität in die zweite Reihe zu verweisen.
haus-Universität
mensadebatte.de — Die Ungeliebten
GAstbEiträge, StEllungnAhmEn und kommentAre Auf mEnsAdebAtte.de Mit dem Ziel, den öffentlichen Diskurs um den Umgang mit der Mensa am Park in Weimar zu befördern, baute die Initiative von Anfang an auf eine lebhafte Teilnahme der Öffentlichkeit. Alle eingegangenen Beiträge und Kommentare wurden dabei ungekürzt auf der Internetseite veröffentlicht. Exemplarisch folgen die Stellungnahme der Föderation deutscher Architektursammlungen und eine Auswahl von Kommentaren zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten.
Stellungnahme der Föderation deutscher Architektursammlungen eingegangen am 12. Januar 2010
Die Mensa am Park – ein Denkmal der späten Ostmoderne Sehr geehrte Damen und Herren, Die Föderation Deutscher Architektursammlungen will, als deutsche Sektion der International Federation of Architecture Museums (ICAM) , mit dieser Stellungnahme der zunehmenden Vernichtung von Baugeschichte der DDR mit Nachdruck entgegenwirken. In Weimar soll trotz vielfältiger Standortauswahl für den geplanten Neubau eines Bauhausmuseums ein Gebäude der späten DDR Moderne geopfert werden, das sowohl in seiner äußeren Gestalt als auch durch seine Nutzungsgeschichte ein wichtiges Zeugnis der Zeitgeschichte darstellt. Im Jahr 1979 erfolgte am Rande des Parks der Spatenstich für den Neubau einer Mensa, der sowohl in seiner Art als auch seiner multifunktionalen Nutzung prototypisch ist für diese Bauaufgabe. Die Konstruktion ließ bis zu einer Länge von 18 Meter stützenfreie Räume zu. Die Großzügigkeit und die Transparenz der Essenräume zum Park und zum Hof des Hörsaalgebäudes hin zeichnen den Bau, der 1983 mit dem Architekturpreis des Bezirkes Erfurt ausgezeichnet wurde, bis heute aus. Für die damalige Hochschule für
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design|response|ability wurde die Mensa zum Identifikationsort studentischer Veranstaltungen, so zum Beispiel den nicht immer ganz systemkonform agierenden Faschingsveranstaltungen, die als Mensafasching im überregionalen Blickpunkt standen. Während sich Architekten und Stadtplaner vermehrt auf die Sanierung der Altbausubstanz konzentrieren, haben die modernen Gebäude in Weimar einen schweren Stand. Dies trifft insbesondere auf Architekturen der Ost-Moderne zu, von denen in den letzten 20 Jahren viel zu viele Sachzeugnisse, die die Grundlage einer gemeinsamen bundesdeutschen Baugeschichte bilden, verschwunden sind. Die Mensa am Park in Weimar gehört eindeutig zu den qualitätsvollen Bauten der späten DDR -Zeit, deren Unterschutzstellung noch aus steht. Die Beliebtheit und Nutzerfreundlichkeit des Gebäudes reicht bis in die heutige Zeit. Architektur und Bauwesen Weimar
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Unsere entscheidende Frage an die Befürworter des geplanten Mensa-Abrisses lautet: Mit welcher Berechtigung setzen Sie sich für die weitere Musealisierung der Bauhausmoderne ein, wenn Sie zugleich bauhistorische Zeugnisse einer nachfolgenden Epoche als unwert entsorgen wollen? Dr. Eva-Maria Barkhofen Vorsitzende der Föderation Deutscher Architektursammlungen
Karl Jankowski, Jankowski Architekten Stadtplaner DWB, Köln eingegangen am 20. Januar 2010
Ich spreche mich für die Erhaltung der Mensa aus, die ich von Weimarund Bauhaus-Besuchen in den 80er und 90er Jahren kenne und die mir immer als dezent in die Parklandschaft eingefügte, sich wohltuend von der in der DDR überwiegend praktizierten Baukultur abhebende Architektur in Erinnerung ist. Bitte keinen Abriss sondern behutsame Instandsetzung, evtl. Umnutzung oder dezente Erweiterung …
Stephan Becker, Absolvent der BUW eingegangen am 10. Januar 2010
Mit dem Wechsel der Nutzung, Mensa gegen Museum, wird ein gewachsener Ort belegt, der jahreszeitenbedingt vom Innenhof des Hörsaalgebäudes über das Foyer bis zur Außenterrasse am Park der Kommunikation dient, in dem Sinne ein Ort der Demokratie ist. Vom
mensadebatte.de — Die Ungeliebten Hörsaal zum Treffpunkt, zum Essen und von dort in den Park oder zum einfachen Verweilen oder Rückzugsmöglichkeit, wobei die Fläche der ebenerdigen Verteilerebene zu Spitzenzeiten gerade ausreichend ist. Statt diesen Kernbereich des Uni-Campus entsprechend zu sanieren und gestalterisch aufzuwerten, wird diese Qualität mit dem Verlust der Option auf Großveranstaltungen auf den Charakter eines eingepferchten Hinterhauses ohne Ausblick reduziert, um an prädestinierter Stelle ein Museum zu errichten, welches sich der Einzigartigkeit des Ortes bereichert.
Sebastian Großert, Journalist eingegangen am 07. Januar 2010
Ich lese hier mit Bedauern darüber, dass sich die diskutierte “Architektur ... aufgrund fehlender Lobby (noch) nicht auf der Denkmalliste des Freistaates Thüringen wiederfindet”. Die Autoren dieser Sätze wohnen sicherlich in weiteren gemütlichen Betonvertretern dieser Architektur in Weimar-West oder WeimarNord und sind beim Gang durch das bourgeois-langweilige und zugige Musikerviertel jedesmal dankbar, dass Sie ihre Nächte nicht dort, sondern in der anheimelnden Platte verbringen können. Im Ernst: Die Mensa ist nicht nur ein energiefressendes Ungetüm, sondern auch schlicht unpraktisch und ungemütlich. Jedenfalls empfinde ich ein Gebäude so, dessen Lobby niedrig und dunkel ist, dessen Toiletten kein Tageslicht haben und dessen Speisesäle zugig sind. Vielleicht wäre es ganz nützlich, an dieser Stelle nicht nur über den architektonischen Wert, sondern über den praktischen Nutzen eines Hauses zu debattieren, an dem auch eine Sanierung nichts grundlegend ändern dürfte.
Elke Beilfuß, Designhistorikerin eingegangen am 07. Januar 2010
Hochschulgeschichtlich – diesjährig wird die Weimarer Universität ihre Gründung vor 150 Jahren feiern – ist die Mensa am Park für die Bauaufgaben und die Entwurfsleistung, namentlich Anita Bach, ein erhaltungswürdiges Beispiel. […] Bekanntlich besteht eine große Gefahr darin, mit der jüngeren Geschichte und deren architektonischer Zeitzeugen radikal aufzuräumen. Es ist also an der Zeit – heute − zwanzig Jahre nach dem Mauerfall, nicht sorglos mit den architektonischen Zeitzeugen der DDR umzugehen. Der Palast der Republik war ein spezielles Beispiel dieser Art. Er hielt, als ehemaliges repräsentatives, zeitgeschichtliches Machtsymbol nicht stand und wurde bekanntlich 2008 auf Grund eines Bundestagsbeschlusses von 2003 abgerissen, zugunsten des Wideraufbaus des 1950 gesprengten Stadtschlosses. Anders als das
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design|response|ability Gebäude der Mensa in Weimar, war also der Palast der Republik in Berlin a) politisch hoch symbolisch befrachtet, b) stand geschichtlich mit einem anderen historischen Gebäude (dem Stadtschloss) im Konflikt, c) die eigentliche Nutzungsbestimmung war obsolet. Ganz anders verhält es sich aber mit dem Mensagebäude in Weimar: Die Mensa am Park ist a) nicht politisch oder symbolisch belastet, b) historisch wäre nur die alte Parkgestaltung von vor dem Mensabau rekonstruierbar, c) die Nutzung als Mensa ist nach wie vor gegeben. Dies alles spricht meiner Ansicht nach für die Erhaltung und insbesondere für eine stilgerechte Sanierung und Modernisierung des Gebäudes. Gerade weil die Mensa am Park bisher kaum saniert wurde, geht ihr moderner Charme derzeit im alltäglichen Geschirrgeklapper und Stühle rücken unter.
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Eva von Engelberg Mitarbeiterin an der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte eingegangen am 06. Januar 2010
Tatsächlich zählt die Mensa am Park zu den wenigen und dabei qualitätvollen öffentlichen Bauten der DDR -Zeit in Weimar. Im Rahmen einer Diplomarbeit im Jahr 2009 an der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte (Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier) und der Professur Bauklimatik (Prof. Dr. Kurt Kießl) wurde die Planungs- und Baugeschichte untersucht und eine architekturhistorische Analyse des Gebäudes vorgelegt. […] Für die damalige Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar war die Mensa eines der wichtigsten Bauvorhaben. In Ergänzung der bestehenden Hörsaalgebäude entstand ein geschützter Hof, der auch heute eine wichtige Campus-Funktion für die Bauhaus-Universität erfüllt. Die Mensa erhielt nicht nur den Architekturpreis des Bezirks Erfurt , sondern wurde auch im Architekturführer Thüringen gewürdigt. […] Die Bedeutung der Mensa am Park als einer der wichtigsten Neubauten der Hochschule für Architektur und Bauwesen und der Stadt Weimar zu DDR -Zeiten lassen einen Abbruch eigentlich nicht zu.
Die Initiative Mensadebatte.de ist eine Blog- und Diskussionsplattform zur Beförderung einer kritischen Debatte zum Umgang mit der Mensa am Park in Weimar.
Autoren: Moritz Fritz, Florian Kirfel, Johannes Schäfer, Johann Simons
Alle nicht namentlich gekennzeichneten Beiträge wurden von oben genannten Autoren verfasst.
2008 - 2009
6. Januar 2010
Unter anderem wird der Standort der Mensa am Park als potentieller Standort des neuen Bauhaus-Museums diskutiert.
Versendung eines Offenen Briefes an über 600 ProfessorInnen und MitarbeiterInnen der BUW.
30. Mai 2009
7. Januar 2010
Anita Bach verfasst in einem Leserbrief mit dem Titel „Mittelpunkt für den Uni-Campus“ ein Plädoyer gegen den Abriss der Mensa in der Thüringer Landeszeitung.
Herausgabe einer Pressemitteilung an regionale Medienvertreter.
18. November 2009 Universitäts-Rektor Gerd Zimmermann stellt einen studentischen Entwurf als Planungsgrundlage für einen Mensa- und Museumsneubau am Standort der Mensa am Park vor.
www . m e nsad e b a t t e . d e
8. Januar 2010 Veröffentlichung des studentischen Entwurfes, der als Grundlage der gestellten Bauvoranfrage dient. 11. Januar 2010
Ende November 2009
Der Studierenden Konvent der Bauhaus-Universität beschließt, die Initiative zu unterstützen.
Auf Grundlage des studentischen Entwurfs wird eine Bauvoranfrage bei der Stadt Weimar für einen Mensaneubau und gleichzeitigen Abriss der Mensa am Park eingereicht.
Gespräch mit der Hochschulleitung der Bauhaus-Universität Weimar.
12. Januar 2010
31. Dezember 2009
14. Januar 2010
Start der Blog- und Diskussionsplattform: www.mensadebatte.de
Herausgabe einer Pressemitteilung an überregionale Medienvertreter. 15. Januar 2010
Eröffnung der Mensa am Park
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Clubraum und Senatssaal
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Die Internetseite verzeichnet ihren 10.000 Seitenaufruf. Bei Facebook meldet sich der 400. Fan an. 18. Januar 2010 Es wird bekannt, dass die Landesregierung den Standort der Mensa am Park als Standort für ein neues Bauhaus-Museum nicht länger unterstützen wird. Die Diskussion fokussiert sich von nun an auf den Minolplatz bzw. das Zeughofgelände. 25. Januar 2010 Sondersendung von bauhaus.fm zum Thema Mensa am Park und Bauhaus-Museum. Der Rektor der Bauhaus-Universität bezieht erstmals öffentlich Stellung. 1. Februar 2010 Übergabe sämtlicher digitalisierter Entwurfs- und Planunterlagen, sowie Bildmaterial vom Bau der Mensa am Park an das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Ausblick
16. november 1982
1983
eröffnung und übergabe der mensa am park
Auszeichnung der Mensa am Park mit dem Architekturpreis des Bezirks Erfurt 1990er Austausch der ursprünglichen, teilweise von Mitarbeitern der Hochschule entworfenen Bestuhlung, Umbauten an den Eingangsbereichen und Modernisierung der Küche.
Bild: © Archiv der Moderne, Universitätsarchiv und Sammlungen der BUW, Peter Groß, Gilbert Weise, Claus Bach
Die bislang unverbindliche Zusammenarbeit mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte, sowie den Lehrstühlen für Baukonstruktion und Bauklimatik soll in eine gemeinsame Arbeitsgruppe überführt werden. Es wird geprüft, welche Möglichkeiten und Risiken eine denkmalgerechte Sanierung der Mensa am Park bietet. Zeitgleich soll erneut ein Gespräch mit der Hochschulleitung sowie mit Vertretern des Studentenwerks Thüringen gesucht werden.
design|response|ability Gebäude der Mensa in Weimar, war also der Palast der Republik in Berlin a) politisch hoch symbolisch befrachtet, b) stand geschichtlich mit einem anderen historischen Gebäude (dem Stadtschloss) im Konflikt, c) die eigentliche Nutzungsbestimmung war obsolet. Ganz anders verhält es sich aber mit dem Mensagebäude in Weimar: Die Mensa am Park ist a) nicht politisch oder symbolisch belastet, b) historisch wäre nur die alte Parkgestaltung von vor dem Mensabau rekonstruierbar, c) die Nutzung als Mensa ist nach wie vor gegeben. Dies alles spricht meiner Ansicht nach für die Erhaltung und insbesondere für eine stilgerechte Sanierung und Modernisierung des Gebäudes. Gerade weil die Mensa am Park bisher kaum saniert wurde, geht ihr moderner Charme derzeit im alltäglichen Geschirrgeklapper und Stühle rücken unter.
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Eva von Engelberg Mitarbeiterin an der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte eingegangen am 06. Januar 2010
Tatsächlich zählt die Mensa am Park zu den wenigen und dabei qualitätvollen öffentlichen Bauten der DDR -Zeit in Weimar. Im Rahmen einer Diplomarbeit im Jahr 2009 an der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte (Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier) und der Professur Bauklimatik (Prof. Dr. Kurt Kießl) wurde die Planungs- und Baugeschichte untersucht und eine architekturhistorische Analyse des Gebäudes vorgelegt. […] Für die damalige Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar war die Mensa eines der wichtigsten Bauvorhaben. In Ergänzung der bestehenden Hörsaalgebäude entstand ein geschützter Hof, der auch heute eine wichtige Campus-Funktion für die Bauhaus-Universität erfüllt. Die Mensa erhielt nicht nur den Architekturpreis des Bezirks Erfurt , sondern wurde auch im Architekturführer Thüringen gewürdigt. […] Die Bedeutung der Mensa am Park als einer der wichtigsten Neubauten der Hochschule für Architektur und Bauwesen und der Stadt Weimar zu DDR -Zeiten lassen einen Abbruch eigentlich nicht zu.
Die Initiative Mensadebatte.de ist eine Blog- und Diskussionsplattform zur Beförderung einer kritischen Debatte zum Umgang mit der Mensa am Park in Weimar.
Autoren: Moritz Fritz, Florian Kirfel, Johannes Schäfer, Johann Simons
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Didier don't be FAuStino trAilEr ArchitEcts!
“Stairway To Heaven” Castelo Branco, Portugal, 2001 Bureau des Mésarchitectures/ © Didier Fiuza Faustino
didier Faustino — Don’t be Trailer Architects! Thanks for coming Mr. Faustino. By the way, how come that you are here, while other French architects wouldn’t even consider coming without being paid a considerable amount of money?
Regarding your work and your publications, it is quite obvious that your projects are mostly of hypothetical nature, almost like artworks. Do you consider yourself an architect or rather an artist?
To be honest, being invited by students is always a pleasure. It is not a question of money. If one was invited by a university, to give a very official talk, one would consider the honorarium but if it is the students, you don’t care about that. After all money is not the motivation. In French we say that money is a matter to survive. We do need it, but it is not everything.
I consider myself an architect, though the art business often helped the studio to survive and museums and exhibitions gave us new ideas and inspirations. Until now I like the freedom that art gives us for our researches. Our freedom in architecture arose through art. But now we are entering a new period for our office and after ten years we are thinking a bit more about constructive work. So it might become a bit more architectural.
Yes, DS+R are a good example. gathered knowledge to their Diller, Scofidio + Renfro did building projects. I think this Before, they did all that re- a lot of installations bekind of an early period, where search, like, in a kind of labo- fore they started to build. you don’t go directly into conratory. One could say that art Is there a parallel? struction, can be good for aris some kind of laboratory for architects. So, they gathered information for chitecture. Though one might add that it also all these years and are now applying their keeps you out of business.
I really believe that as architects, I think the role of an archi- Art, to stick to the topic a we mustn’t be manipulated, but tect has been and still is a little longer, is almost enwe should be the conscious of political role. But you have to tirely concerned with the the surrounding world. I really see it in the original sense of theory behind it, with the believe in this beautiful senpolitics, where you are part of cultural and social role of tence by Samuel Fuller, talking the society, part of the city, an artwork one could say. about his films during World part of the entire mechanism. As an architect, how would You then have something to you describe architecture’s War II and on what had happened in the camps in Germany. contribute to the whole, like role in society? When people asked him why your opinion, rather than being just an instrument of the power. To me, he had never made a documentary about the the role of an architect is to be active in so- Concentration Camps, although he had done ciety and to express your point of view. But the films and footage, he replied “Only fiction with that comes a more intense study of can save the world!” I don’t know if architecother disciplines, e.g. arts and philosophy ture can save the world but I know we can be along with your constructive knowledge and a part in making the world better. ➟ your drawing skills. I think that’s also part of architecture. Many times architects just build buildings and that’s not enough to express your sight on things. They don’t ask questions to the people who pay, they don’t ask questions to where the money comes from, they don’t ask questions to society and they don’t ask questions like: what is the use of all that.
Only fiction can save the world!
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design|response|ability In this way, you could call me a naïve architect or even a naïve person, but I really believe that architects should be honest and be committed to improve the situation. Don’t get me wrong, I don’t want to be naïve concerning our profession or the things happen-
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ing and surrounding me. Maybe it is not so much being naïve but an attempt to stay innocent in your ideals and beliefs. I don’t want to be a voluntary prisoner of the capital, to refer to Koolhaas’ EXODUS Project.
today. What is the right and Is that naïve or is that Idealistic, huh? I prefer naïve. good ideal? If I look at the exidealistic? Idealistic means you can always amples from the last century, be wrong, whereas with naivefor example Baader, Meinty you can make the wrong decision, but you do it because you don’t like hof and the RAF , people like us would have a situation, you don’t accept the system or been into their ideals, but to look at it now you even do. But you do it with the power of it was just wrong. Same with communism, the innocent. Afterwards you can say: “I was that can be a beautiful ideal but they have so stupid” but at that time it was the right done wrong either. So I prefer naivety. Let’s thing to do. Idealistic is working in a more do things because we believe in them at this dogmatic way. I am suspicious about ideals time and don’t think too much.
I like the idea that architecture is mainly about doubt.
a discussion, that it could be a Not thinking too much or stayHow does it work? wonderful building or a woning innocent? I mean, I turned 40 this year and when I look at my studio, the derful story. After 10 years of having this youngest is 23 and the oldest is me. I like this point of view we now also want to escape energy and want to stay with it. I wouldn’t this ‘tramtram’, a French saying for ‘mowant to become a brand or a “business ma- notony’. We start to be clever and routined chine“. But on the other hand we are part of in what we do. I really don’t want my work to an economic system. We are six people. We become a habit, or something easy, like when have a studio and a rent. So we are always you know what your client wants and you trying to survive. Art was a way, for some just do it. I don’t like easy things. And also, time. We sold models, drawings and at the to escape branding like: “Oh, this is Faustiend quite nothing, but we didn’t have “real” no and Bureau the Mésarchitectures! They clients. Now we have “real” clients and really never build!“ we want to do different things want to play with the notion of space. May- and stay subversive. That’s why I would like be our phase of research is over now. So, we to change again. People and first of all myself want to address the problems more direct to have to be uncertain of what is coming next. I society. This empiric period, where we found like the idea that architecture is mainly about out about architecture through art and per- doubt. Just as life. I don’t know whether toformances, could be over. Now it might be morrow I keep producing interesting projects. more about the smelling of concrete maybe. I may buy myself a Porsche and I may change Ten years earlier I didn’t care about buildings. my way of thinking totally! Back then, I believed that architecture can be
didier Faustino — Don’t be Trailer Architects! That would be interesting then, because we got the last interview with you and this attitude!
No, no I won’t… but to come back to the brand, I think this notion of branding and to be recognized is upsetting many young architects
At the end of last year’s Bauhaus-Colloquium ‘Architecture in the Age of Empire’ here in Weimar, chairman Kari Jormakka concluded that “[…] it is not about architecture, it is about the architects“. Given that, what responsibility does the architect have to assume, not only for his work but for society in general? To be more precise, should we be like doctors who are bound to a Hippocratic Oath?
I think architects need to be more conscious about the situations they work in. There are
today. I am scared by the fact that I am recognized as Faustino, the one who is supposed to be a bit subversive. It starts to be a brand now, being subversive! This moment is interesting for us, because we don’t know shall we stay or shall we leave? If we change, than to what?
really few architects who reject jobs and say “No! As an architect I can’t build it this way, because the situation is wrong.” To look back in history, it was the army who embodied the power, but it was the architects who organized the territories. In the 19th century something changed with the emerging of socio-utopian ideas. Than the architect also became aware of his responsibilities linked to his power. I think this counts until today. After all architecture is not just a business! It is a form of action!
chitecture is not just a quesTo put this relationship be- You addressed the social tion of comfort but of protectween ethic and aesthetic back implications of architecto back, like Massimiliano ture at an early stage with tion. Looking back at ancient times we don’t know whether Fuksas did, was a bit naïve or your contribution for the to consider the cloth or the at least too easy. I would al- 7 th International Architeccave the first architecture. ways say more and more. But tural Biennale in Venice In terms of theory I don’t I really liked this question and entitled “less aesthetics/ want to enter in the game of my point of view at this time more ethics”. It is interesthe theorists, because I am was to take an unacceptable ting that your work “Body not sure whether architects situation and to work with in Transit” elevates the are good theorists. But I like it. In this case I wanted to downside of modern and the idea of taking the risk to raise awareness of the prob- globalized society, but at make a wrong proposal. lem of so many illegal immi- the same time mediaThe Venice Biennale was a grants being killed by trying tes itself through highly moment for us as an office to escape as blind passengers stylized imagery. Can when the “game“ was open within Aircrafts. The topic was you explain your take on and of course we lost. It was a the micro architecture, pro- the relationship between question of business for many tecting the body as something aesthetic and ethic? Your architects there. We were just fragile. It was our answer to work seems to be both kids going there and wanted a global problem that was so aesthetic and ethic at to talk about the topics. obvious. My proposal also the same time. In the last Biennale I particiassumed that our body is something fragile. It spoke metaphorically. I pated too. That was the one titled ‘Architecture really like to think back again to this project. Beyond Building’. But what’s beyond building? Many people misinterpreted it though and I think there is the void. So we made a totally figured that I really wanted to make a box different proposal for that. I liked the one of Massimiliano Fuksas betto carry people to work in another country. They didn’t realize the intention, which was ter, because it was so wrong to put ethics and subversive in response to the world which is aesthetics back to back. I mean we are archiso pragmatic and linked to the capital. Ar- tects. We play with aesthetics!
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design|response|ability
Architecture is not just a question of comfort but of protection. Looking back at ancient times we don’ t know whether to consider the cloth or the cave the first architecture. Isn’t it strange that every single Biennale the same offices exhibit their ever-same work without referring the tiniest bit to the topic.
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Architecture is linked to the power!
architecture. I want to leave Well, we talked about brand- Last week, the world’s the beaten path of architecing earlier but I will clarify my tallest building, the Burj ture and explore new ways. impression. Many architects Khalifa, has been inauSo, I don’t know whether it really want to be identified gurated. It seems that is smashing illusions, but for by their, let’s say “style“. Zaha today’s architecture sermy part, I like things to be a Hadid is the best example for ves mainly as a means of bit more depressing. Some of that new star system, which marketing and branding. them are basically dystopian is operating for the busi- Being degraded down to projects which isolate a negness, like some really visible a mere logo it creates the ative point of view. I therefore brand. She is not the only illusion of the modernist use architecture as a weapon. one, though. You could take idea of everlasting growth Yeah, as a political weapon! Koolhaas, Jean Nouvel, Her- and wealth. Would you “One Square Meter House“ zog & de Meuron etc. Many agree that some of your was, in its core, really about people tried and still try to works, for instance “One individualism and the falling do this, but I think after 10 or Square Meter House”, of the notion of community. 20 years we are now at the shatter this ideal image? It was a tower house for the end of that. I mean, it is obvious because everything has become a great total individualist. The floor plan is reduced mess. Everything looks the same. Ok, maybe to one square meter, stacked up into the the renderings look a bit different and you sky. The result is that the owner is not able can decide: “this a bit more HdM or this is a to invite anyone to come over, because there simply is not enough space. You are totally bit more Hadid.“ We are at the same point now as we were isolated, or better totally with yourself. So 20 years ago. It has become a dogma and we produced, as one might call it, narcistic big academy to produce the same kind of architecture.
It was performed by architects Would you call it ironic? Yeah, it’s ironic. Irony is probaband the sentences we said ly my way to criticize. Recently we were invited to make a performance in were like: „Don’t trust architects!“ In the first place irony is about consciousNew York. We used these megaphones and talked to the people in the streets. But it was ness and I don’t know whether I am more connected with a headphone so that only conscious than others. the persons who were talked to could hear it.
“Body In Transit”
Bureau des Mésarchitectures/ © Didier Fiuza Faustino
didier Faustino — Don’t be Trailer Architects! I would like to dig a bit deeper on your “habitualisation“, if I am allowed to. How would you describe the design strategies you gathered over the last ten years of research?
There is a kind of connecting component in all our work. It is about the dialectic ambiguity of public and private, collective and individual. This always generates certain insecurity in the project. You could call it doubt. So our doubts become a fabric for the projects.
Like Dalì ’s paranoid-critical method where you can never be certain that what you see is what there is!
I can’t remember the name of the artist but he was saying: “What you see, is what you get“. We really like the idea of putting a big NOT in that, because what you see is what you not get!
lier, so my advice for students would be: “Don’t be so ’pressé’, yeah, take your time! The things will come to you!“. I am 40 now and I think it is just the beginning! It feels like I got out of school just yesterday. I feel the same doubt and the same way about looking at this fascinating world. And School is a great place in that world. I was invited to your school here in Weimar and to Dessau yesterday. That is a great honor for me and I was so excited. For me that is enough!
We have had Rural Studio over here a few weeks ago and they proclaimed a different kind of teaching attitude. You have taught and lectured at many universities worldwide. What important lessons do architecture students today have to learn, or better what do they have to fear?
The name of our Studio is Mésarchitectures, which means bad or wrong architecture. Més in French means either my or, if you used it, for example, in „mésaventure“ it generates a disastrous meaning. We choose this name to point out that there is no bad situation for an architect that could be the first rule. (laughs) We talked about naivety or innocence ear-
I use architecture as a weapon, as a political weapon!
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design|response|ability age-group? You couldn’t. Because there are hardly any. Most of them are businessman thinking about careers and these things. I think, the guys from 50 years up, most of them just lost something in architecture, they are not interesting anymore! They might get back to radicalism when they are 70 or 80 maybe.
Could one say that if you looked at today’s architectural scene, that the architects around your age are radical but the ones over 50 just become more and more conservative? So within a 10 year timeframe there is a huge change in an architect’s career. Do you think you will have to face this?
Well, it is funny because the radical architects now are 25 to 30 years old. The 40s are not so radical! I mean, can you tell me more than five radical architects in this
up model firms like Microsoft or Apple could be utilized for an office: How to find the money, how to find a good idea, how to define your image and your target group to have a global break trough. And I would reply that maybe a good drawing or a good text or a nice model would be interesting, too.
I could give you many names there, I suppose. Lebbeus Woods or Yona Friedman come to mind. But there is this saying : “when you are 20 they call you radical, when you turn 70 they call you crazy!“
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Maybe! To be honest, architecture has lost something since architects have become businessmen! I mean, you could easily compare a global architectural office with an electronic brand in Silicon Valley . Even the start
But the idea of an architectural office as a business company is older than the last few years. If you think of Peter Behrens and his AEG Corporate Identity.
Right! If you looked at art or design, there are so many possibilities and it is more about finding your chance in there. To come back to one of your earlier questions about ethics and aesthetics I would assume in this business, it is about ethics! But it is so difficult to decide what is ethic or not, don’t you think?
I suppose art economy is even more corrupted than architecture!
Totally. I said earlier that I used the economy, which is clever on one hand! If I don’t find the money to survive in architecture, I look for it in a different spot! But you are right! The economy along with the branding is part of the problem, like we said earlier. I was reading a book about modernity lately. I mean at that time, everywhere in the world,
Architecture has lost something since architects have become businessmen!
there was this moment of craziness about making things pure and in a way everyone was also doing the same! So we might be taking ourselves too seriously now and in some years we’ll look back and say: “Not so interesting!“ When you look at the 30 year old ones, there is a new generation that is way more interesting. You could say they are not corrupted yet. The really radical architects are graduating from schools now!
didier Faustino — Don’t be Trailer Architects!
The really radical architects are graduating from schools – now! 41
this notion of branding and brand architecture. But I am not interested in that. It is like in cinema. You see a good trailer and really want to see the movie, but in the end it does not have much more to offer: You’ve seen all good scenes in the advertisement!
It seems that today everyone is doing the same! There are a few younger offices though. From different parts of the world, for example China, but even they don’t have different solutions to offer.
I think it is really tough to understand China. Asia is a complex system and you can grow big quite fast if you are clever and have the right clients. But you are right there also is
Like Alien vs. Predator! I was so disappointed!
Yeah! That is … Trailer-Architecture.
By the way. What is your favorite movie?
because they do wrong things like robberies, just to have this idea of how to be free! It is a romantic outlaw image of the “good person at heart“. Like Robin Hood, but a Robin Hood for themselves, not for other people. So their ethical point is limited. Yeah, that makes this one one of my favorites.
Hmmm....I think it has to be Pointbreak! It is that story about two surfers who make robberies wearing the masks of the former presidents of the United States. It’s probably not the best movie... but it is my favorite one
comics of Frank Miller, like Those are all my references, too. My background in architecture would be for example Superstudio and many similar 60s dystopias. Koolhaas’ EXODUS project as well. I mean, he was a student of Superstudio. It all came from these people.
Looking at your pictures and works I would think that you are drawn to a certain kind of machina aesthetic à la Matrix. Do you have you any connection to that?
Hmm. My references come from the same source as the Wachowski-brothers’ who made the film. You could consider Ghost in the Shell, the Japanese mangas, as well as the first movie of George Lukas, THX . Even the
Sin City .
design|response|ability a grid and nothing else! I also Yes. It is in many of my pro- You often use a plain like the idea that everything jects. It is about the context. grid as a background and turns into just objects. Many When we started to use the floor for your projects. Is of the projects we produced grid it was about the refer- that a direct reference to were related to the context. ence of course, but now it is Superstudio’s Continuous But to be honest, sometimes really because we and I don’t Monument? the context dissolves into the like the easiness of how architects portray the integration of a building project and you wonder why you should see in its context. If you look at those pictures, your building within the context, because the everything is fine and the people look so only thing you can do, the only interaction, so happy. So, as a statement against this we to speak, is to build the building and after that started to make this clean, hygienic world. Just to see whether it works within the context.
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to. So even if the person doesn’t know a thing about the context you have to explain it. And then you don’t have to do schematic drawings of the consciousness of the world to seem super clever. You build a solution for the context it is set in.
Your imagery suggests though that your works are independent from their context! And that’s interesting because you say it does matter and once you integrated a project into the context it starts dissolving.
Yeah. Always remember that you present the project! One thing in architecture is that you need clients. We need somebody to talk
To come to an end. What piece of advice would you give to us as young graduates?
I suppose it would be: “Don’t be trailer architects!“
Interview held by David Bauer, Michael Kraus and Martin Schmidt • Weimar, 12th January 2010
“One-Square-Meter-House” Bureau des Mésarchitectures/ © Didier Fiuza Faustino
bhsf Vom Architekten ZügEln Benedikt Boucsein & Axel Humpert
dEr individuEllEn krEAtivität
Umbau und Erweiterung Zahnarztpraxis Popov Duisburg–Wanheim, Fertigstellung Januar 2009
B hsf archite kten — Vom Zügeln der individuellen Kreativität BHSF ist ein junges Büro und befindet sich mitten im Aufbau. In dieser Situation stehen praktische Fragen im Vordergrund. Um ausserhalb der Projektarbeit über den Sinn und Zweck unserer Arbeit nachzudenken, bleibt meist wenig Zeit. Als uns die konkrete Frage nach der Verantwortung des Architekten gestellt wurde, fiel uns jedoch auf, dass dieses Thema bei unseren Diskussionen tatsächlich immer wiederkehrt. Denn schon bei der Bürogründung haben wir unsere Position zur Aufgabe des Architekten geklärt, und unsere damaligen Entschlüsse prägen die Arbeitsweise von BHSF maßgeblich. In erster Linie haben wir uns damals gefragt, auf welche Art von Bauaufgaben und Bauherren wir abzielen wollen. Was hat es für Konsequenzen, die Ansprüche an das gebaute Projekt in Höhen zu schrauben, die 95 % der Bauaufgaben und Bauherren von vorne herein ausschließen? Nimmt man damit nicht im Endeffekt in Kauf, dass der Grossteil unserer Umwelt von Architekten gestaltet wird, die man als schlecht bezeichnen würde? Und hat man als ambitionierter Architekt daher nicht die Verantwortung, sich nicht nur die Zuckerstücke herauszusuchen? Entsprechend haben wir uns entgegen unserer Ausbildung und den Erfahrungen, die wir in der Zeit vor unserer Selbstständigkeit gesammelt haben, dazu entschieden, uns auch in diejenigen Bereiche zu bewegen, in denen für Publikationen nicht so viel zu holen ist.
Architektur darf nicht zum Selbstzweck werden, weil sie sonst den Bezug zur Gesellschaft verliert. Dass ein Architekt immer nur auf seine Selbstverwirklichung im eigenen möglichst einheitlichen Werk schielt, empfanden wir schon während des Studiums als falsch. Für uns war klar, dass Architektur nicht zum Selbstzweck werden darf, weil sie sonst den Bezug zur Gesellschaft verliert. Die Abneigung gegenüber bezugsloser und abgedrehter Architektur wurde in dieser Zeit vom Projekt Housefucking sehr deutlich auf den Punkt gebracht: Architekten lecken Häuser, reiben sich an ihnen, ziehen sich aus, versuchen sie zu penetrieren. In den Filmen brachten Philip und Adrian König, Nele Dechmann, Sophie Hochhäusel, Patrick Maisano und Axel ihr Unbehagen gegenüber der Schweizer Architekturszene zum Ausdruck. Diese hatte sich unter den Zwang gestellt, immer neue Erfindungen hervorzubringen und diese möglichst sexy zu materialisieren. Housefucking stellt – im Grunde auch gar nicht mal so übertrieben –
I. UrbAnität und AlltäglichkEit
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dar, wie die Architekten sich an den eigenen Gebäuden und denen anderer aufgeilen. Ihr befremdlicher Fetisch, der übrigens in einigen Internet-Foren ernsthaft als solcher diskutiert wurde, entfernt sie von der Gesellschaft, für die sie ja eigentlich arbeiten. Camenzind folgte einem ähnlichen Impuls wie Housefucking. Denn bei Architektur geht es auch um die Kommunikation mit den anderen Städtern. Nähe sollte gesucht und gelebt werden. Der Architekt sollte in der Gesellschaft, in der er lebt, verwurzelt sein. Besonders in der Reflexion über Architektur schien uns dieser Bezug jedoch verloren zu gehen. Daher gründeten wir die Zeitschrift Camenzind, mit der wir die fachliche Isolation aufbrechen und den Ernst und die Fixiertheit auf die Architektur relativieren wollen: Architekturlaien schreiben Beiträge, man darf über Architektur lachen, die Bereiche vermischen sich. Camenzind will den Architekturdiskurs nicht über die Köpfe der Laien hinweg führen, denn Bewohner, Benutzer und potenzielle Bauherren sollten sich ihre Vorstellung über Architektur nicht nur aus Häuser, Schöner Wohnen oder Country Living zusammensuchen müssen. Die Architekten sollten dazu gezwungen werden, ihre Gedanken so zu erklären, dass auch der Laie sie versteht.
Der Architekt sollte in der Gesellschaft, in der er lebt, verwurzelt sein. Bald merkten wir, dass das, woran Housefucking und Camenzind Anstoss nahmen, keinesfalls neu war. Bemerkenswert genau brachte 1970 Paul Nizon den Sachverhalt in seinem Diskurs in der Enge auf den Punkt: »Die Sage ist, dass das architektonische Niveau hierzulande im Durchschnitt erfreulich bis erstaunlich, jedenfalls konkurrenzfähig sei. Wer Architekturbetrachtung als Inventar sogenannter Guter Bauten betreibt und auf einen Katalog von Einzelleistungen - auf einen Qualitätenkatalog - erpicht ist, mag so urteilen. Wer Architektur urbanistisch begreift, hat in der Schweiz allerdings wenig zu rühmen.« Nizon flüchtete nach Paris, wo er die in der Schweiz vermisste Urbanität fand. Nach dem Diplom wanderten auch einige der Housefucking -Gründer nach Berlin aus. Wir blieben in Zürich, die von Nizon geäußerten Zweifel allerdings stets vor Augen. Die Urbanität wurde in der Folgezeit zu einem immer wichtigeren Stichwort. Zwar wissen wir allein schon durch unsere Ausbildung die einzelnen Guten Bauten durchaus zu schätzen und verleugnen ihre Qualitäten nicht. Gute Grundrisse, gute Fassaden und klare städtebauliche Positionierungen sind das Handwerkszeug des Architekten. Auch Architekturwettbewerbe sind unserer Überzeugung nach das richtige Mittel, um das architektonische Niveau unserer Umwelt zu heben. Doch mit Urbanität hat das nur bedingt zu tun. Wir merkten immer mehr, dass unser Blick sich verlagern musste: Weg von dem, was
w w w .housefucking.com
BHSF Architekten
B hsf archite kten — Vom Zügeln der individuellen Kreativität um jeden Preis herausstechen will, hin zur Alltagsarchitektur, die sich klar zur Stadt als solcher bekennt. Der Architekt, der sich nur für das Besondere interessiert, ist kaum in der Lage, wirklich urban zu bauen. Bei unserer Auseinandersetzung mit dem Alltäglichen merkten wir auch, dass man es bei voyeuristischen Autofahrten durch die Peripherie nicht belassen kann. Die Beschäftigung mit dem Alltäglichen darf sich nicht auf die bildliche, oberflächliche Ebene beschränken. Diesen Ansatz verfolgt auch die Doktorarbeit von Ben. Darin hat er die Graue Architektur der deutschen Nachkriegszeit untersucht, also die Alltagsbauten, mit denen die Lücken des Krieges gefüllt wurden. Die Graue Architektur kann nur adäquat um- und weitergebaut werden, wenn man sie wirklich analysiert. Entsprechend hoffen wir, dass das im Sommer erscheinende Buch die Diskussion um diese Architektur anstoßen wird. Denn auch in den Feuilletons dreht sich fast alles um das Besondere und Exklusive. Das Normale und Alltägliche hingegen dient höchstens als Motiv für schöne Bildbände. 47
Der Architekt, der sich nur für das Besondere interessiert, ist kaum in der Lage, wirklich urban zu bauen. Im ersten Jahr nach der Bürogründung fuhren wir gemeinsam nach Le Havre, um uns die Stadtplanung und einige Bauten von Auguste Perret anzuschauen. Während der Vorbereitung stieß Axel auf einen Brief von René Dubuffet, Bewohner einer Studioresidenz von Perret, an den Architekten:
II. DAs ZügEln dEr individuEllEn krEAtivität
»Seit zwei Jahren bin ich der Mieter des Pavillons, den Sie für Madame Mela Muter errichtet haben. Es ist mir ein Bedürfnis Ihnen mitzuteilen, dass es ein Vergnügen ist in diesem Haus zu leben (…). Die Elemente, aus denen sich das Haus zusammensetzt sind so konzipiert, dass hier zu leben sich als sehr angenehm darstellt. Es ist angenehm die Tür zu öffnen, angenehm sie wieder zu schließen, angenehm von einem Raum in den nächsten zu schreiten. Es ist erstaunlich, dass es nach zwei Jahren genauso angenehm ist wie am ersten Tag. Der Gebrauch der Treppe ist besonders außerordentlich: Ich versichere Ihnen, dass ich mindestens zwanzig Mal pro Tag hoch und wieder runter gehe, mehr als eigentlich notwendig wäre. So etwas offenbart sich nicht beim ersten Kontakt, es ist eine Art Geheimnis. ➟
design|response|ability Zu Beginn bemerkt man nichts Außerordentliches an diesem Gebäude, aber mit dem täglichen Gebrauch beginnt man sich zu wundern. Es ist das erste Mal, dass ich Architektur wirklich begegne: Dieses Haus enthüllt mir, was Architektur eigentlich ist und wie sie die verworrenen Anforderungen auflöst, sie auflöst mit sicherer Erkenntnis, Autorität und Selbstvertrauen.
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» D ieses Haus enthüllt mir, was Architektur eigentlich ist und wie sie die verworrenen Anforderungen auflöst, sie auflöst mit sicherer Erkenntnis, Autorität und Selbstvertrauen.« Brief von René Dubuffet an Auguste Perret
Ich verstehe jetzt, was notwendig ist, um ein solches Haus zu entwerfen. Ich verstehe, dass die Architektur der Räume, das Arrangement und die Dimensionen der Wände, der Türen, der Abtrennungen eine Sprache sind, die konstant zu dem Nutzer spricht. Ich höre dieses Gebäude seit zwei Jahren zu mir sprechen, und ich genieße es mehr und mehr und wollte dieses mit Ihnen teilen.« An diesem Brief begeisterte uns vor allem die Tatsache, dass Perret beim Entwurf seine eigenen gestalterischen Vorstellungen den funktionalen Anforderungen und der Normalität des Projekts untergeordnet hatte. Offenbar begriff er den einzelnen Bau als Bestandteil eines größeren Ganzen. Dieses zutiefst urbane Berufsverständnis birgt aus unserer Sicht die Essenz guter Architektur. Perret ist für uns kein stilistisches oder entwurfsmethodisches Vorbild, aber an seiner Arbeit fasziniert uns, dass er, im Gegensatz zur Avantgarde und insbesondere seinem Gegenpol Le Corbusier, sich als Teil der damaligen Gesellschaft verstand. Perrets Maison-Tours von 1922 umringten und erweiterten den historischen Kern von Paris, er respektiert das städtische Herz. Le Corbusiers Ville Radieuse, die auf den ersten Blick sehr ähnlich aussieht, zielte dagegen mit bezeichnender Aggressivität mitten auf das bürgerliche Herz von Paris. In die Lehrtätigkeit von Axel und Ben an der Gastprofessur von Felix Claus an der ETH Zürich floss diese Überzeugung unmittelbar ein, denn mit Felix trafen wir auf einen Architekten, der diese Überzeugung teilt. Die von Perret erzeugten grundsätzlichen Qualitäten sind der Fokus der Studioarbeit. Gerade im Wohnbau, der im Mittelpunkt der Entwurfssemester steht, geht es unserer Meinung nach darum, den Entwurf als Teil einer urbanen Umgebung zu verstehen und ein-
B hsf archite kten — Vom Zügeln der individuellen Kreativität zufügen, und nicht mit Erfindungen zu überhäufen. Grundsätzliche Qualitäten sind dann vorhanden, wenn das Gerüst eines Gebäudes klar ist. Denn insbesondere dann, wenn nicht in allen Einzelheiten die Vorstellungen des Architekten durchgesetzt werden können oder wenn Innovationen doch nicht funktionieren, ist es ausschlaggebend, dass dieses Gerüst immer noch funktioniert.
Grundsätzliche Qualitäten sind dann vorhanden, wenn das ›Gerüst‹ eines Gebäudes klar ist. 49 Die Assistenz bei Felix Claus war nicht zufällig zustande gekommen: Ihr war eine Suche nach zeitgenössischen Architekten vorausgegangen, die heute die Ideale von Perret umsetzten. Claus en Kaan Architekten in Holland sind unserer Meinung nach ein solches Büro. Mit ihrer Arbeit wollen sie ihrer eigenen Aussage nach den Graben zwischen der hohen Theorie und der niedrigen Praxis überwinden. Ihre Architektur soll zu Laien und Kritikern gleichermaßen sprechen. Insbesondere fasziniert uns an der Arbeit von Claus en Kaan, dass die klassischen Werte eine wichtige Rolle spielen, ohne dass daraus eine gezwungen konservative Formensprache resultieren würde. Die Auffassung über die eigene Verpflichtung als Architekt in der Gesellschaft ist klar, aber mit einer formalen Entspanntheit gepaart. Dies spricht uns wesentlich mehr an als die hoch spezifischen und auf eine winzige Klientel abgestimmten Entwürfe vieler anderer Architekten aus dieser Generation, die teilweise zwanghaft egomanisch wirken. Allerdings braucht es noch mehr, um die Lücke wirklich zu füllen und den Blick für die Stadt geweitet zu halten. Deshalb halten wir unseren Büroalltag mit unseren Werkstattgesprächen auf einem gewissen Niveau der geistigen Anregung und des Austauschs. Seit der Gründung von BHSF finden alle drei Wochen Vorträge in lockerer Werkstattatmosphäre im Büro statt. Interessanterweise tendieren diese Abende dabei immer weniger zu einer Nabelschau der Architekturszene und mehr zu dem, was man interdisziplinär nennen könnte. Diese Tendenz zur Überbrückung zwischen Architektur und Gesellschaft wollen wir in Zukunft noch verstärken. ➟
III. high thEory, low prActice in dEr grAuzone zwischEn bAuEn und ArchitEktur
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Was die eigentliche Bautätigkeit angeht blieb es nicht aus, dass unsere ersten Realisierungen in genau die Lücke zwischen hoher Theorie und niedriger Praxis fallen, die uns so fasziniert. Die Zahnarztpraxis Popov in Duisburg Wanheim, die Sanierungen, die wir durchgeführt haben und durchführen, sowie das bald fertig gestellte Mehrfamilienhaus in Zürich sind alle ohne ideale Bauherren und Rahmenbedingungen entstanden. Für diese Projekte und auch für Wettbewerbsentwürfe wie das Essener Messeparkhaus ging unsere anfängliche Rechnung jedoch auf: Wir können ihnen mindestens ebenso viel abgewinnen, wie das bei idealen Wettbewerbsprojekten der Fall gewesen wäre. Auch undankbare Aufgaben sprechen große Themen an. Sie geben sehr viel Aufschluss darüber, welche Rolle wir als Architekten in der Gesellschaft spielen können und sollten. Die Architekten unter- und überschätzen ihre Einflussmöglichkeiten: Manchmal dürfen sie zwar so machen, wie sie wollen, aber auch dann ist es der Wille von jemanden, der sie gewähren lässt. Die Niederungen allerdings bieten oft mehr Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten für Architekten, als sie denken: In ihnen kann wirklich viel bewegt werden. Sich hierhin zu positionieren, darin liegt unserer Überzeugung nach auch eine wichtige Aufgabe oder auch Verantwortung des Architekten – und entsprechend auch eines der zentralen Ziele von BHSF.
Die ›Niederungen‹ bieten oft mehr Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten für Architekten, als sie denken.
Text: Benedikt Boucsein & Axel Humpert Bild: © BHSF Architekten
Graue Architektur Bene Redmann ©
herMANN Wir JOSeF klimAhACk fl端chtlinge
HER MANN JOSEF HACK — Wir Klimaflüchtlinge hin und transportiere das nach Deine Arbeit beschäftigt Ja ich sag mal, die Leute die in Dresden und arbeite dann dort sich viel mit Kommunimeiner Nähe sitzen! Was soll mit einer Schulklasse. Insofern ich jetzt sagen? Die Frau Mer- kation! Was glaubst du, ist das für mich nicht an einem kel mit dem Staatspräsiden- wer dringend mit einander schlagkräftigen Beispiel festten von XY? Ich denke, ich kann telefonieren sollte? zumachen, sondern beginnt nur in meinem eigenen Umfeld anfangen mit der Kommunikation, und es überall. Beispielsweise ist die Art der Komist müßig, darüber nachzudenken, Leute zu- munikation schon von der simplen Entscheisammenzubringen, die ganz weit weg sind. dung abhängig, ob ich mit dem Zug reise oder Sondern ich versuche in meiner direkten Um- mit dem Auto. Oder den Tee aus dem Glas gebung zu beginnen. Also wenn ich jetzt ein trinke oder aus dem Pappbecher usw. Also Malbuch mit Kindern in Sri Lanka mache, sind das sind für mich die konkreten Dinge, über die zwar weit weg, aber ich begebe mich da- die ich kommuniziere.
viele damit zu erreichen, die Ich sehe mich, seit ich denken Du bist Künstler. Deine Kunst wird dann nur noch kann, als Künstler und versu- Kunst ist aber hoch polizum Vehikel. che mich auch dort weiter zu tisch motiviert. Versuchst Ich erlebe das manchmal entwickeln. Die Frage ist aber Du, das politische Engagein Situationen, in denen Akein wenig quer gestellt. So ment zu forcieren und zu tionisten versuchen, mich zu wie die Frage: Bist du Bier- fördern? Vestehst du dich trinker oder Linkshänder? Ich selbst als Künstler oder als instrumentalisieren. Für mich ist das ein freundschaftlich gut denke, dass bestimmte Dinge Aktivist/Aktionist? Oder gemeintes auf einander Zugein einem vorhanden sind. Bei eher als Politiker? Anders hen, wenn man auf mich zumir wäre das wohl der künst- gefragt, wie politisch muss kommt und sagt: Du erreichst lerische Ansatz, die Welt zu für dich Kunst sein? ja viele Leute mit deiner Arsehen und zu versuchen, sie zu verändern. Die Leute haben schon ge- beit. Willst du nicht für uns was machen? Ich schaut, als ich als kleiner Schüler etwas hab schon mit Oxfam zusammen gearbeitet, gezeichnet habe, und das ging dann in der aber musste feststellen, dass sehr schnell Kneipe weiter, als ich auf die Bierdeckel ge- versucht wird, meine Kunst als Taxi zu benutmalt habe. Dann stellt man fest, dass man zen, um von A nach B zu gelangen. Für mich Menschen damit erreichen kann. Aber in ist aber Kunst kein Transporteur, sondern, zweiter Instanz hab ich mich dann gefragt, wenn wir bei diesem Taxibeispiel bleiben, wenn du auf diese Art Aufmerksamkeit ge- würdest du dich da reinsetzen, und es fliegt nerieren kannst, was mache ich damit und dich zum Mond. Also, es ist was ganz anderes wie kann man damit etwas bewegen, dass als etwas, das z.B. von den Agitprop-Künstnicht nur ich sondern auch Andere als wich- lern fälschlich benutzt wird. Die würden dann tig empfinden? sagen: So Jungs, das ist der Weg, mir nach! Ich sehe mich insofern nicht als Politiker, Ich sehe aber in erster Linie die Möglichkeit, aber ich sehe mich, wie bereits gesagt, als über die Kunst, Menschen anzuregen, selbst politischen Künstler im Beuys’schen Sinne. etwas zu tun und zu entdecken. Ich möchte Jeder Mensch ist Teil der Sozialen Plastik, je- ihnen nichts vorschreiben und keinen Weg der Mensch ist ein Künstler und damit auch aufoktroyieren. letztendlich politisch. Auch wenn ich nichts mache, bin ich politisch, nämlich als passive Person, die alles erduldet oder zulässt, und auch das hat einen Einfluss auf das politische Gefüge. Aber ich würde mich nicht so sehen, dass ich eine politische Botschaft als Leitmaxime habe und versuche, das mit irgendwelchen Mitteln umzusetzen und möglichst
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gen, sondern dieses Spiel mit Ja, ich bin mit anderen Men- Du stellst sozusagen die Möglichkeiten auszulassen. Ich schen gemeinsam auf der Su- Mittel bereit und nutzt denke da an ein Brainstorming, deine Arbeit nicht als che. Man muss natürlich eine in dem viele Möglichkeiten auf Utopie oder eine Vision haben, erzieherisches Instrument. den Tisch gebracht werden aber das ist mehr ein Spiel mit Dennoch scheinst du eine und man gemeinsam überlegt, Möglichkeiten. Ich sehe mich gewisse Utopie zu verfolwas man ausprobiert und wo auch nicht als den Heilsbringer, gen. Wie lässt sich das es langgeht. Mir war immer sondern ich bin ein Suchender, kombinieren, die Vehewichtig, dass sich möglichst aber ich möchte auch diese menz und die Liberalität? viele Menschen daran beteiSuche forcieren. Da ist ein gewisser Druck dahinter. Also nehmen wir ligen, und das war auch der Grund für mich, die Klimakatastrophe. Wir sind mitten drin schon früh in meiner Arbeit mit der Idee von und haben auch nicht viele Möglichkeiten. Netzwerken zu arbeiten. Denkmodelle, an denen sich weltweit MenDie Bauhaus-Begründer hatten noch die Möglichkeiten, nach Änderung der politi- schen beteiligen und über sie kommunizieschen Situation ins Exil, in die Staaten zu ren, gab es in den 70ern und 80ern noch nicht. emigrieren. Eure Generation hat das nicht Heute ist das kein Thema, mit dem Internet. mehr! Der Klimawandel ist weltweit, total Da gibst du ein Thema vor und viele Leute beund unumkehrbar! Vor diesem Hintergrund teiligen sich daran, aber das fehlte mir damals. geht es nicht mehr darum, irgendwelche äs- Weiter noch wollte ich auch vielen Menschen thetischen Spielereien auszuprobieren, son- Zugang zu Kunst verschaffen und nicht nur dern für mich ist es dringend, Lösungswege die Eliten, die sowieso von Hause aus schon zu suchen, aber nicht nur ein Ziel zu verfol- damit konfrontiert waren.
Ich glaube an die humanistische Grundhaltung der französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Das ist mein ethischer Kosmos. Ich vertrete diese Ideale, dass es fair zugehen muss und wir gerecht und frei versuchen müssen, respektvoll miteinander umzugehen. Das ist auch mein Motiv, weil sonstkönnte ich auch sagen: Scheiß drauf, ich überfalle die nächste Bank und setze mich auf die Seychellen ab und lass euch in dem Chaos alleine! Ich denke, nur so ist es erklärbar, dass ich Dinge gemacht habe und noch machen werde, die z.B. von der Kunstöffentlichkeit überhaupt nicht wahrgenommen worden sind.
Du bist jetzt schon auf deine Motivation eingegangen. Wie lässt die sich beschreiben? Verfolgst du einen christlichen Wertekanon? Man gewinnt ja manchmal den Eindruck, dass die Missstände der Welt auch mit dem Fehlen von übergeordneten Werten einher gehen! Also dem Fehlen von Idealen wie Nächstenliebe zum Beispiel.
Ich bin vor einem christlichen Hintergrund aufgewachsen, was für mich heute als sehr angenehm und sicher empfunden wird. Aber ich propagiere nicht nur das Christentum, sondern denke eher an humanitäre Grundwerte, die sich mit anderen Religionen vereinen lassen. Also ich glaube an die humanistische Grundhaltung der französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Das ist mein ethischer Kosmos.
HER MANN JOSEF HACK — Wir Klimaflüchtlinge zeptieren, wie sie sind. Meine Ausrichtung geht davon aus, dass es etwas Größeres gibt als diese materiellen Werte. Das ist es dann auch, ich hab da keine Sprüche, die man in Stein meißeln könnte. Höchstens ein Arbeitsmotiv: Only Art will Stop Climate Change! Das ist pragmatisch und ideell. Für mich kommt nach dem ganzen Reden sehr schnell der Punkt, an dem ich handeln muss, und ich mich frage, was ich tun kann.
Letzte Woche hatten wir den französischen Architekt Didier Faustino hier auf der Couch, der sagte, er habe am Tag seiner Diplomverleihung seine Ziele in der Architektur aufgeschrieben und nun verfolgt er sie, mit kleinen Abweichungen noch heute. Hast du auch ein Mission Statement für dich formuliert, und wenn ja, wann ist es gekommen?
Naja. Das ist vielleicht Kants kategorischer Imperativ: Handle so, dass dein Handeln zur Maxime für andere werden kann. Und die christliche Nächstenliebe, die mir aber auch schwer fällt. Ich kenne auch viele Arschlöcher und hab auch Schwierigkeiten, die so zu ak-
schwindet und man das kauIch verkaufe nicht so viel, dass Neben deinen Perforfen oder ins Museum hängen man sagen könnte, das sei die mances malst du auch kann. Es ist eine Form der Kriegskasse, mit der ich an- großformartige Bilder. Aufmerksamkeit, an der man dere Projekte finanziere. Für Machst du dies nur, um nicht so schnell vorbeikommt. mich ist es vielmehr eine Not- damit deine Aktionen zu Ich würde mich aber auch wendigkeit, weil ich schon von finanzieren, oder ist es ein nicht als Künstler auf die Maklein an gerne zeichne und wesentlicher Bestandteil terialität festlegen lassen. EiBotschaften verfasse. Ich sehe von diesen? nen Schriftsteller fragt man mich da eher als Mittelsmann. Ein Freund von mir malt nur konkrete ja auch nicht: Nutzen Sie jetzt Kugelschreiber Malerei, was ich auch sehr schätze, aber ich oder arbeiten sie mit Schreibmaschine oder bin eher der Typ, der versucht, Dinge auf den Laptop oder Bleistift? Auf diese Idee würde Punkt zu bringen. Was mir durch Bilder sehr keiner kommen. Aber mir passiert es schon gut gelingt. Malereien sind aber wiederum häufig, dass Leute mich auf die Besondervon einer anderen Qualität als eine Aktion. heit der Materialien ansprechen. Ein weiterer Ich könnte die z.B. einerseits über das Inter- Vorteil dieser Zeltplanen ist auch noch, dass net schicken und so verbreiten. Andererseits ich Leute damit konfrontieren kann, die nicht haben die Originale eine enorme Präsenz. in ein Museum gehen und nicht nur die, die Besonders, wenn sie nicht auf Leinwänden sich ohnehin schon jedes Wochenende im mit Keilrahmen gemacht sind, sondern auf Museum treffen oder sich freuen, wenn sie einer Zeltplane, die man auch mal in den Re- immer auf der Gästeliste der Galerieeröffnungen hängen oder sich sogar damit zudecken gen stehen. Das ist kein Zeug, das von teukann. Das hat für mich schon eine ganz an- ren Speditionen mit weißen Handschuhen von einem zum anderen gereicht wird. Um dere Materialität. Beuys hat schon gesagt, dass das Prob- dann im Endeffekt in irgendwelchen Bunkern lem damit beginnt, wenn man in den Laden zu verschwinden und für einen ganz reichen geht und sich Leinwand kauft. Das hab ich, Sammler oder eine Bank nur noch als Aktie ohne es bewusst zu wollen, verinnerlicht und zu fungieren. Man kann es zwar nicht verumgesetzt. Aber ich glaube nicht, dass es hindern, dass die Arbeit später ihren eigenen auf das Material ankommt, sondern auf das, Weg geht, aber die Ästhetik des Rohen und was du zeichnest. Egal, ob du es gegen die Schroffen liegt mir mehr. Das ist jetzt natürWand sprayst oder in den Sand ritzt. Wich- lich bei den ganzen Streetart-Geschichten tig ist, dass dieses Zeichen oder Piktogramm schwer im Trend und eine bestimmte Geam Ende jemanden erreicht. Insofern ist die- neration von Leuten findet das super, wobei se Malerei schon wichtig. Es ist jetzt nicht noch vor kurzem die Kunstmarktler die Nase der Fallout allein, dass man sagt, es sei das darüber gerümpft haben. was zurückbleibt, weil eine Aktion wieder ver-
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aber recht sein, wenn es jetzt Mein Marktwert bestimmt sich Du befasst dich schon seit akzeptiert wird. ja nicht über das Material, 15 Jahren mit Themen, die Ich hatte mal einen Galesondern über die öffentliche erst seit kurzem im großen risten der wollte, dass ich die Wahrnehmung. Also, die letz- Rahmen diskutiert werden. Planen rahme und auf Keilten 20 Jahre war ich mit mei- Wie beeinflusst das gerahmen aufziehen lasse. Von nen Themen ziemlich einsam. wachsene öffentliche Intedem hab ich mich dann sehr Angefangen bei den Global resse deine künstlerische Brainstorming Aktionen über Arbeit und deren Marktwert schnell wieder getrennt. Dieser Wechsel in der Wahrnehmeine Kooperationen mit Po- in der Kunstszene? mung meiner Arbeit unterlarwissenschaftlern, die ich auf Forschungsschiffen begleitete. Da wurde ich stützt mich insofern, dass es mir in meiner schon oft gefragt, was das denn mit Kunst zu Arbeit darum geht, irgendwie neue Sichtweitun habe. Das Thema des Treibhauseffekts sen auf Dinge zu eröffnen und neue Dinge war da ganz genau dasselbe. Die Leute aus auszuprobieren. Aber ohne gleich auf Teufel der Kunstszene sprachen mich darauf an, komm raus zu versuchen, alles auszuprowarum ich mich jetzt um naturwissenschaft- bieren, nur um des Materials willen. Ich bin also kein Materialfetischist. Bei mir passt es liche Phänomene kümmere. Mittlerweile sind diese Themen aber in der aber ganz gut mit der Glaubwürdigkeit zuallgemeinen Diskussion angekommen und sammen, wenn ich mit und für Flüchtlinge der letzte Skeptiker merkt, dass sich irgend- arbeite, dass ich dann auch Zeltplanen einwas verändert. Die Eismassen schmelzen ab setze. Das ist eine doppelt funktionierende und Hochwasser und Sturmfluten treten ge- Symbolik und da schließt sich dann auch der häufter auf. Dadurch kommt jetzt natürlich Kreis und es wird für mich retrospektiv so im Rückschluss in meine Arbeit eine gewisse ein roter Faden in meiner Arbeit sichtbar. Art von neuer Bedeutung und damit wird sie Den ich in den 90er Jahren noch nicht so auch deutlicher wahrgenommen als damals. hatte. Ich freue mich über die Bestätigung Dass auch das Material damals pioniermäßig meiner Arbeit und es freut mich natürlich eingesetzt wurde, war mehr Zufall. Soll mir auch, wenn andere das so sehen.
machen kann, was ich will. Ja, ich sehe das pragmatisch. Wenn du zurück schaust, Ich kann zwar nicht sagen, Wir haben nur eine Möglich- wie zufrieden bist du dann ob das die nächsten 10 Jahkeit. Wenn dein Hausboot ab- und vor allem wie viel re so weiterlaufen wird. Aber brennt, kannst du nur ins Hoffnung kannst du für ich habe schon ein ganz guWasser oder mit verbrennen. die Zukunft rausziehen? tes Gefühl, dass ich weiterDas ist recht einfach zu ent- Inwiefern glaubst du, dass hin Leute erreichen kann scheiden, wir können nur ei- sich die Welt ändern kann und dass man, wie es hier ja nen Weg gehen. und diese Chance auch auch gerade passiert, weiter Ich habe über die lange Zeit, nutzt, wenn alles brennt? ins Gespräch kommt und ich die es gebraucht hat, bis diese Themen in der Kunstszene zum Beispiel nicht im einsamen Kämmerlein versaure. angenommen wurden, eine hohe Frustra- Aber da kann man zuversichtlich sein, denn tionstoleranz entwickelt. Da trainiert man die Resonanz bis jetzt ist groß und man wie beim Marathonlauf ja erstmal seine bekommt auch mehr Einladungen mittlerAusdauer, und ich habe das Glück, dass ich weile. Das ist ähnlich, wie wenn man einen unabhängig vom Kunstmarkt bin und nicht Stein ins Wasser wirft und der immer gröproduzieren muss. Diese Autarkie lässt ßere Kreise zieht. natürlich auch hoffen, dass ich das weiter
HER MANN JOSEF HACK — Wir Klimaflüchtlinge mit zu tun hatten, wenn sich Theodor W. Adorno sah Ja, das ist ein sehr komplexes die Umwelt auf den Weltmeedie Möglichkeiten, die der Thema! Wir haben 1992 das erste interaktive Fernsehpro- Fernseher mit sich brachte, ren veränderte, und man fragte sich dann auch, wie man jekt, Van Gogh TV gemacht. Da zum Beispiel als Bildungsdagegen steuern könnte. Insowar ich aber nur der Content- instrument, sehr früh. fern halte ich das schon für Lieferant, da die Jungs, die das Leider erwiesen sich seine eine Chance. Aber man muss technisch entwickelt haben, Annahmen nur bedingt als sich auch fragen, wer daran andere waren. Auf der Docupotentialträchtig. Du giltst überhaupt ein Interesse hat, menta hatten wir 100 Tage Zeit, als einer der Pioniere der dass so was hinterfragt wird von denen ich nur einige Tage Internetkommunikation, und wer auf der anderen Seite die Sendungen geleitet habe. doch wenn man heute den ein Interesse daran hat, dass Eine Live-Sendung bestand Umgang mit diesem Medidie Leute weiter brav und zum Beispiel daraus, dass um betrachtet, so besteht blöd konsumieren. Das Projekt die Besucher direkt Meeres- hierin mehr Konsum als wurde auch nach der Documenforscher auf einer Forschungs- aktive Bildung und Komplattform kontaktieren und ta wieder abgebrochen, weil munikation! ihnen Fragen stellen konnten. es niemand weiterfinanzieren Um den Effekt, den das hatte, zu beschreiben, wollte. Ich erinnere mich, wie ich eines Abends muss man sich vorstellen, wie es zu der Zeit nach Hause gekommen bin, und als ich den war. Denn wenn z.B. der Bundesforschungs- Fernseher anschaltete, kam eine Show mit minister mit den Jungs auf der Spacemission dem Titel Deutschland lacht. Da ging es um sprach, dann stellte er drei oder vier Fragen, zwei Teams, die sich gegenseitig Witze erdie von denen mit auswendig gelernten Phra- zählt haben, und das Publikum hat diese sen beantwortet wurden. Das hat man dann Witze dann bewertet und benotet. Die hatten zwei Minuten in der Tagesschau gezeigt und eine riesige Studiokulisse und wir haben daalle wussten, dass sie ganz wichtige Sachen mals in Containern gesessen, auf der ganzen für die Menschheit gemacht haben und das Welt verteilt und versucht, mit minimalem Steuergeld gut angelegt war. Aufwand die Erde zu verbinden. Aber das hat Für unser Projekt haben wir zwar keine von den Fernsehverantwortliche keinen inteAstronauten im All gehabt, abgesehen davon, ressiert. Der Erste, der das interaktive Ferndass wir die auch genommen hätten, son- sehen danach benutzt hatte, war Ray Cokes dern Meeresforscher in der Nordsee. Die aber für MTV irgendwann in den 90ern. Der hatte auch ähnlich isoliert da rum saßen. Der Ver- ein Faxgerät vor der Kamera stehen, und der such war, diese Menschen mit der breiten Öf- Zuschauer konnte sehen, wie sein Fax aus der fentlichkeit zusammenprallen zu lassen. Da Maschine kam. Das war zwar schon ein bisskonnten Leute anrufen und sie fragen, was chen was, wenn er die Stellen vorgelesen hatsie dort eigentlich tun. Ich kann mich noch te, die er für interessant hielt, aber immerhin daran erinnern, dass ein kleiner Junge dort waren die Dinger noch zensiert und alles war angerufen hatte und sie fragte, ob man die so kontrolliert. Fische in der Nordsee noch essen kann. Der Das Anarchische, dass also jeder mit jeForscher hat daraufhin erstmal geschluckt, dem Fernsehen machen konnte, das ist relaund diese Sekunde hat eigentlich mehr aus- tiv schnell wieder verschwunden. Man muss gesagt, als das lange Statement danach. auch ehrlich sagen, weil es natürlich kaum Niemand hatte eine Pressemitteilung vor- Unterhaltungswert hatte und nur von einer liegen, und sie mussten aus dem Stegreif minimalen Zahl von Leuten geschaut wuretwas sagen. Ich hatte danach mit einigen de. Aber wenn du das TV mit Inhaltlosigkeivon denen noch weiteren Kontakt, und sie ten und Banalitäten füllst, wie eben Witze zu meinten, es wäre anfänglich sehr schwer für bewerten, dann ist das super, um die Leute sie gewesen. Aber die konsequente Ehrlich- ruhig zu halten und weiter in ihrem Schlaf zu keit gegenüber den Leuten war auch für sie lassen. Obendrein kannst du noch deine Wersehr bereichernd. Weiter noch wurde dadurch bung verkaufen. Das ist eine sehr politische auch den Fragenden klar, dass sie etwas da- Geschichte und da war nichts zufällig dran.
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eine Idee. Die Leute konnten Würdest du es jetzt noch Nach diesem Experiment auf eine Idee gegen ein Stück der Documenta hab ich irgend- mal anders machen. Also Himmel über einer Stadt tauwie daran die Lust verloren, denkst du, dass Ironie das schen oder zum Beispiel geweil ich bemerkte, dass die bessere Mittel wäre, um Fernsehanstalten und die Leu- jetzt Medienkritik zu üben? gen ein Zimmer in einem virtuellen Hochhaus über dem te, die das in den Händen haben, natürlich nicht zufällig alle politisch be- Reichstag. Es gab eine Visualisierung davon, setzt sind. Die haben kein Interesse, dass in der man sich verorten und mit seinen sich daran was ändert. Hinzu kam, dass die- Nachbarn in Kontakt treten konnte. Zusätzse technoide Geschichte mit der Zeit auch lich gab es ein Tableau, mit dem man allen nicht mehr mein Ding war und ich immer Abgeordneten im Bundestag eine E-Mail eine Reihe von Leuten gebraucht habe, die schicken konnte. Sowie einige Schablonen, mir damit helfen konnten. Mir ging es immer welche die Anrede leichter machen sollten. nur um die Idee dahinter, wie kann man die- Die Fragen wurden aber nur von wenigen Politikern beantwortet. Grade diejenigen, die se neue Möglichkeit jetzt nutzen. Ich brauche die kreative Arbeit und vor immer meinten, die Jugendlichen hätten halt allem das Zeichnen. Ich habe danach aber nix im Kopf und interessierten sich nur für trotzdem noch weitere Projekte mit dem Ballerspiele, aber nicht für Politik, das waren Computer gemacht. Als das Internet kam, die, die nicht mal daran gedacht haben, die war ich einer der ersten Künstler, die damit Mails zu beantworten. gearbeitet haben. Das virtuelle Dach war so
sonen einen unverbindlichen Naja ein Problem war, dass Du arbeitest ja sehr unKontakt zu, zum Teil auch jues ein sehr menschliches Phä- abhängig und stellst gendlichen, Obdachlosen aufnomen ist, sich persönlich se- dich gegen die üblichen nehmen, ohne dass sie sich hen und treffen zu wollen. Das Normen. Wie z.B. die, wie gleich mit ihren Vorurteilen ist natürlich schwer, wenn Medien zu benutzten oder Abneigungen konfronman nur den Bildschirm und sind. Aber wenn du jetzt tiert sahen. Also banal gesproText vor sich hat. Wir haben reflektierst, wie beurteilst chen, sollte erstmal keiner saalso ein Treffen in unserer Ak- du dann die Nutzung deigen können, der stinkt oder tionszentrale vorgeschlagen. ner Projekte? Haben viele ich hab Angst, dass ich mir Die Leute, die sich sonst nur Menschen daran Interesse da irgendwas hole. Diese in einem Chatroom getroffen und wollen das auch über Sicherheit, diese Glocke, unhaben, sind dann aus ganz einen längeren Zeitraum ter der man sich verstecken Deutschland zusammenge- nutzen oder ist das mehr kann, bietet dir erstmal die kommen und haben sich von nur die erste Neugier die Möglichkeit, das anzugehen. Angesicht zu Angesicht ken- dann abebbt? Da muss Das galt dann aber auch nengelernt. Da wird dir dann man ja doch auf den Markt beidseitig. Darüber hinaus natürlich klar, dass – egal schauen um zu wissen, haben wir in einem evangewie weit diese Technik voran dass das Angebot nichts lischen Jugendzentrum eine schreitet – sie ersetzt eben ohne Nachfrage bringt. Anlaufstelle geschaffen, wo diese persönliche Kommunikation nicht, die wir brauchen. An einem an- sich diese auch real treffen konnten. Dieser deren Projekt des Virtuellen Dachs wird aber Kontakt ermöglicht es, auch zu sagen, was deutlicher, was die Kommunikation kann. Ich man wirklich braucht und möchte. Das ging hatte die Idee, dass wir auch Obdachlosen in Einzelfällen soweit, dass sie sich gegenden Zugang zum Internet ermöglichen soll- seitig geholfen haben und Besorgungen erten, um dadurch innerhalb einer virtuellen ledigt wurden, die viel spezifischer auf die Infrastruktur aus Chats und Mails Kontakt Nöte und Wünsche der anderen eingingen. zu anderen Personenkreisen aufnehmen Darin sehe ich die Möglichkeiten, die sich zu können. Da konnten alle möglichen Per- bieten. Dass halt mal der Obdachlose vom
HER MANN JOSEF HACK — Wir Klimaflüchtlinge Bahnhof gegenüber eingeladen wird, um etwas über sich zu erzählen und ein bisschen wieder zurück findet durch diesen zarten Kontakt, das ist das Ziel der Sache. Das geht auch ohne Satellitenhype und Technikrevolution, aber anscheinend ist das nötig, um uns wieder an die einfachsten Dinge zurück zu führen. Aber auf der anderen Seite gibt es auch Möglichkeiten, Sachen zu tun, die ohne Netz viel schwerer wären. Das Global Brainstorming Project zum Beispiel. Das sollte die Ideen ganz vieler Menschen auf der Welt zusammentragen. Die sollten dann genutzt und gebündelt werden, damit am Ende damit etwas geschieht und sie nicht einfach nur brach liegen. Es gibt soviel Leute, die nicht in der Lage sind, eine gute Idee, die sie haben,
umzusetzen, aus welchen Gründen auch immer. Aber wenn man das dann ins Netz einspeist und es jemand benutzt, gibt man den anderen die Möglichkeiten, etwas draus zu machen. Wir haben dafür eine Ideendatenbank kreiert, in der man suchen und ablegen konnte. Man muss bedenken, dass es zu diesem Zeitpunkt noch kein Google gab und dass das eine sehr neue Technik war. Also angenommen, einer hatte die Idee: Mensch, wir könnten doch alle Parkhäuser begrünen, hat aber kein Parkhaus und ist auch kein Architekt oder Ingenieur, der daraus einen Entwurf oder Patent machen kann. Wenn dann jemand denkt: Hey, ich hab ein Parkhaus, weiß aber nicht, was ich Sinnvolles damit machen kann, dann kann er entsprechende Ideen in der Datenbank finden.
zur Verfügung habt. Also, Meine Kinder sind in dem Dieses Bereitstellen von wenn ich gleichzeitig mit vieAlter wie ihr. Ich habe denen Mitteln und Informationen len Leuten Kunst machen am Anfang diese Medien wie hat sich ja über die letzten wollte, dann habt ihr jetzt mit Fernsehen ganz rigoros ent- Jahre fast perfektioniert. Netzwerken die Möglichkeizogen. Das hat ihnen, glaube Die meisten von uns ten, das anzugehen. Es gibt ich, nicht geschadet. Da sie Studierenden sind inzwiRecherchedienste im Netz es jetzt bewusster machen. schen in der Lage, mit oder Internetdatenbanken für Aber zurück zur Frage. Jede ihrem I-Phone überall auf Bilder etc. Die Schattenseite Generation hat das Potenti- das Internet zuzugreifen ist natürlich der unreflektieral, das sie hat, und von daher und damit das Wissen te Umgang mit diesen Dingen. lässt es sich schlecht verglei- der Welt immer abrufbar Der letzte Spiegel hatte mit chen. Das Gute ist, wir leben in zu haben. Worin siehst seiner Punchline »Was weiß einer reichen Gesellschaft, der du, der ja auch viel mit diese Mittel recht frei zur Ver- Jugendlichen arbeitet, den Google über dich, was du nicht fügung stehen. Es gibt zwar Vorteil unserer Generation, weißt?« ja auf die Preisgabe auch hier große Unterschiede, der persönlichen Daten und die ja mit den informatiaber gemessen an anderen intimsten Informationen hinonstechnischen Mitteln Ländern und Kontinenten, sind gewiesen. Über das hinaus aufgewachsen ist? Wo wir hier in der Lage, Medien ist es natürlich eine Form von können wir die Dinge ausgiebig zu nutzen. Also sa- anpacken und wo bleiben Entfremdung, die zusehends gen wir mal, dass du mit Ge- noch immer Dinge liegen? an Gewicht gewinnt. Der Leisneration Studenten und Austungsdruck nimmt zu, diesen zubildende, die in einem Sozialstaat leben, Lebensstandard zu halten, an den man gemeinst. Verglichen mit mir früher ist das eine wohnt ist. Die Frage ist doch, wie man diese tolle Ausgangsposition, weil ihr sozusagen Chancen, und vor allem diese gegebene Weltall die Mittel, von denen ich geträumt habe, offenheit nutzt.
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Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist. Es ist nur deine Schuld, wenn sie so bleibt! Die Ärzte – »Deine Schuld«, 2003
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darauf zu kommen, dass Und hier sehe ich das Also eure Initiative zeigt ja, man es selbst gestalten und dass es scheinbar auch an- Problem. Ich empfinde verändern kann, das wäre ders geht. Das kann man es so, dass sich eben mit schlimm. Dieses Selbstvernicht genug loben! Ich wer- der Bereitstellung dieser trauen ist enorm wichtig. Da de öfter mal damit konfron- Möglichkeiten eine gewislerne ich aber auch immer tiert, dass angeblich die jungen se Saturation einstellt. Ob wieder von anderen MenMenschen nur rumhängen und man sich für A oder für B schen, die sich nicht durch die konsumieren, aber da muss entscheidet, eigentlich ist Unterhaltungs- und Konsumich vehement widersprechen. beides das Gleiche und welt oder von Drohungen wie Ich komme so oft mit jungen damit eigentlich egal. Wie »Wenn du nicht lieb bist, beLeuten zusammen, die hoch kommt man mit dieser kommst du keine Arbeit« paramotiviert sind, die Alterna- Agonie zurecht, was sollte lysieren lassen. tiven ausprobieren und sich man dagegen tun? Meine eigene Erfahrung zu über die diversesten Probleme Gedanken machen. Je nach dem, was ich meiner eigenen Generation ist da vielleicht ein sehen will, das sehe ich, und wenn ich mich gutes Beispiel. In den 70er Jahren hab ich geinteressiere und neugierig bin, dann finde ich dacht, dass das, was die 68er für uns an Freiauch Leute, mit denen ich arbeiten will und heit erreicht haben, der Durchbruch gewesen kann. Ich würde euch nicht treffen und über sei, und niemand nimmt uns das mehr weg. meine Arbeit sprechen, wenn ich nicht das Nein, Scheiße, dass ist doch alles wieder zuGefühl hätte, dass das Sinn macht. Da gibt rückgefallen. Du musst dir das jeden Tag wiees ein Lied von den Ärzten mit der Zeile Es der erarbeiten, immer aufs Neue! Du darfst ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie nicht nachlassen, wie beim Muskeltraining. sie ist. Es ist nur deine Schuld, wenn sie so Wenn du einen Muskel nicht gebrauchst, verbleibt! Genau das ist der Punkt. Wir werden kümmert der. Egal wie groß er vorher war. hier reingeworfen, und unsere Eltern haben Genauso ist das mit dem Freiheitsmuskel uns in irgendeiner Art und Weise erzogen. oder dem Kulturmuskel. Der muss dauernd Aber sich darauf auszuruhen und zu sagen, in Bewegung sein. Ansonsten ist irgendwann man habe Glück oder Pech gehabt und nicht Ende.
Das Interview führten Jonas Malzahn, Simon Scheithauer und David Bauer • Weimar, 19.01.2010 Bild:
© Hermann
Josef Hack
Archi tur
Archi — DIKTA — tur Der Berliner Kolumnist Harald Martenstein schrieb im Berliner Tagesspiegel in einem Artikel zum Stadtschloss, dass früher schneller und interessanter gebaut wurde, weil es keine Demokratie gab.* Bedeutet das also, dass Diktatoren, Alleinherrscher, Despoten, Tyrannen und autoritäre Regime schon immer die besseren Bauherren waren? Im merhin: sie haben Geld, Macht und den Willen, sich auf ewig ein Denkmal zu setzen. Ohne sie gäbe es wohl keine Pyramiden, kein Kolosseum und kein Versailles. Wie also steht es mit der Moral der Architekten damals und heute? Le Corbusier suchte in den 1940er Jahren die Nähe des Vichy-Regimes in Frankreich, Mies van der Rohes Rolle im Dritten Reich wird als zwischen Anbiederung und Verfolgung beurteilt. Heute bauen Star-Architekten in Lybien, China und Vietnam wo Menschenrechte und die Freiheit der Meinungsäußerung nicht existieren. Einige Architekten aber, wie etwa Wolf Prix, Daniel Libeskind oder Christoph Ingenhoven sagen, wer dort baue, mache sich mitschuldig. Architektur und Moral ließen sich nicht trennen. Die Frage lautet wohl: Ist der Architekt nur ein Geschäftsmann, der legitimen wirtschaftlichen Interessen folgt, oder trägt er eine Verantwortung dafür, wem seine Entwürfe dienen? Wann und wie wird der Architekt zum Handlanger der Macht, Architektur zu ihrem Vehikel? Braucht es dazu ein persönliches Denkmal für den Despoten? Oder reicht schon eine Brücke oder eine Straße für das Regime um sich „schuldig“ zu machen? Ist Architektur nur der Stein gewordene Wille der Bauherren, spiegelt sie ausschließlich deren Macht? Natürlich nicht! Gute Architektur entfaltet ihre Wirkung jenseits der Macht eines Einzelnen oder einer Partei. Sie sollte sie unterwandern und nicht nur dem Zweck dienen sondern auch künstlerisch sein. Es wäre sonst schwer vermittelbar, dass etwa die Casa del Fascio von Giuseppe Terragni als große Baukunst, andere Bauten aus faschistischer Zeit aber als Inbegriff der Diktatur gelten. Halten wir fest: Architektur ist im mer verbunden mit der Gesellschaft in der sie entsteht. Deshalb ist die Frage der Moral eine schwierige und wir sollten nie aufhören, sie zustellen. Jonas Malzahn
* Martenstein, Harald: Das Schloss eines Diktators; http://www.tagesspiegel.de/berlin/schlossplatz/das-schloss-eines-diktators/1389820.html (Stand: 15. Juni 2010)
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Der einzelne Architekt ist ein Techniker und Schöpfer, der nach der vom Führer dargelegten Gesamtrichtung des Bauschaffens die von ihm entwickelte Konzeption in die Tat umsetzt. Kim Jong-il
Kim Jong-il: Über die Baukunst; erschienen in: DISKO 8, Nürnberg, 2008
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Für unsere Aufgabe ist es egal, ob an der Spitze ein Diktator, ein Monarch oder eine demokratisch gewählte Regierung sitzt. Albert Speer Junior
Rauterberg, Hanno: Wie viel Moral braucht Architektur; in: DIE ZEIT, 27.03.2008 Nr. 14, http://www.zeit.de/2008/14/China-Architektur
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Wenn es ihm mit seinen Ankündigungen ernst ist, kann Hitler sein Leben mit einem groSSartigen Werk krönen: der Neugestaltung Europas. Le Corbusier
Jenger, Jean: Le Corbusier – Choix de lettres, Birkhäuser, Basel, 2001
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I'm out to work for the Devil himself if he's building […] Philip Johnson
Welch, Frank D.: Philip Johnson & Texas, Austin (TX), 2000
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Architektur war und ist immer verbunden mit der Macht — das war in allen Epochen so, etwa unter den Päpsten in Italien. Wenn man das nicht sieht, dann sollte man diesen Beruf nicht ergreifen. Hilde Léon
Weiland, Severin: Der Speer Faktor; in: Spiegel Online, 29.Januar 2008, http://w ww.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,524081,00.html
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Nicht der moralisch denkende Mensch, sondern nur ein Idiot hätte sich dieser Chance verweigert, hätte nein gesagt. Ich weiSS, es gibt Architekten, die nun behaupten, sie hätten nie auch nur daran gedacht, in China zu bauen.
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Das ist eine weltfremde, auch arrogante Haltung,ohne Kenntnis und Respekt vor der unglaublichen kulturellen Leistung, welche das Land kontinuierlich über die letzten 5000 Jahre erbracht hat und bis heute erbringt. Jacques Herzog
Spiegel Online 28.Juli 2008 „Nur ein Idiot hätte nein gesagt“ Jacques Herzog im Gespräch mit Susanne Beyer und Ulrike Knöfel; http://w ww.spiegel.de/spiegel/0,1518,568274,00.html
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Wir haben den Auftrag vor dem Hintergrund angenommen, dass Libyen zu einem halbwegs geachteten Mitglied
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der mediterranen Staaten wird und dass es sich bei der Bauaufgabe um ein reines Wohnprojekt handelt, also um eine zutiefst zivile Aufgabe. Jo Franzke
Thomas, Christian: Frankfurter Architekten bauen in der Diktatur, Interview mit Jo. Franzke und Magnus Kaminiarz; http://w ww.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/?em_cnt=1357718&em_loc=89
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Ich glaube, dass unsere Architektur in einer Gesellschaft, in der die persönliche Freiheit und die freie MeinungsäuSSerung keine Rolle spielen,nichts Gutes bewirken kann. Stefan Behnisch
Stefan Behnisch Interview am 26.04.2009 im Handelsblatt mit Sascha Rullkötter
DANNy g. EducAting wicke The citizEn ArchitEct
“Akron Boys and Girls Club II” Akron (AL),Thesis Project, 2007 Daniel Wicke ©
rural studio — Educating the Citizen Architect ence a little bit of a different Thanks for taking your Sure. We are in Alabama, West condition than what they are time to talk with us today, Alabama exactly which is the normally accustomed to. Also, Danny! As a starting part of the State that used to it is a fast-paced thing. We try be oriented towards agricul- point, could you give us to meet two to three times a ture. In the 1930s, they more a little insight into the week for about an hour and a or less exhausted their re- conditions that you are half with each team and we sources and the agricultural working in? Being in the usually see them every day, industry here died. And when Deep South, the area that just to kind of check in with that happened, nothing really the Rural Studio is located moved back in to pick up the in probably displays a very them. And then we bring in a lot of outside consultants economy again. Hale County, different image to what to help us move the projects where we are at, is about 45 we typically have when along and to help challenge minutes south of Tuscaloosa thinking about the United students and get an outside which is the biggest city in West States? opinion about specific things. Alabama and also it’s where the University of Alabama is. So we are re- We have an environmental engineer and an ally about 45 minutes from anything that environmental consulting firm that we work resembles any kind of urban condition. I al- with, structural engineers and landscape arways explain it like: when you want to see a chitects. And we like to switch that up from year to year. For instance, last year we had movie, you have to drive 45 minutes! We are basically living in a town of 250 Michael Rotondi and we had Carme Pinós. people and the students are, to some degree, People from around the States, and really responsible for everything involved in their from Europe too, we bring them in, they give project. And that, I think, forces them to grow lectures and then they have to do reviews for up pretty fast, because you don’t typically us. That’s kind of the deal: when you come, have to deal with the circumstances that you have to give a lecture, but you also have you have here in regular school or a regular to do crits. studio environment. And then the conditions that they are living in: they live in the pods behind Morrisette house . Instead of going to a building on a university campus, now they go to an old barn in the middle of a more or less abandoned town. There is no heating and cooling in the building, so it’s really cold in the winter and really hot in the summer. So, when the students get here, they experi-
When you want to see a movie, you have to drive 45 minutes.
It’s interesting, because we a cultural thing. Some people Coming back to the condiare in fact in the Bible Belt, so around here are still really tions there: Alabama and pure in a religious sense, and you see a lot of churches and in it Hale County is part that is nice to see. We have a a lot of signs of religious life. of the so called Bible Belt. big Mennonite Community for exSo yeah, you have to be sen- When you work with your sitive to it. What’s interest- clients, does religion play ample. They do a lot of farming is that some part of the ing in the area among other a big part in the everyday studio is really religious and things. So you get to see a lot and if so how do you think some of the studio isn’t and of them and they are really it influences your work? that is somehow reflecting of humbling, because their valthe area. There are a lot contradictory at- ues are really strong and they really stick to titudes. I think there are certain aspects to them! So yes, you have to be really sensitive the way that society goes, I would say, in line about it, I guess. I never had that question with the religious values. But it really still is before, to be honest.
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design|response|ability the students really get it, beCan you think of a specific Well, we had this guy named cause the way the Studio is situation where it did have Matt – Music Man we call him. organized is that there is so an impact on the project? The project was the Music Man much involvement with the House , and he is super religious actually. And I think they had to deal community that the students are really conwith it a little bit there: he preached a lot to scious of how they interact. Because it’s them who come into a new place here and the students there on site! (laughs ) For me, the question is probably a little more they really don’t want to come in and start general: are there certain conditions, and re- off on the wrong foot. It’s an embodied ethic ligion being one of them, that really affect that the Studio has, which is that you have the way of how you approach a student or to be really conscious about who you are and the clients. Cultural things, they are different how that fits to this area. Because if anyone and you have to approach them very spe- is the visitor here, it’s us! So we need to be cifically in each project. So yes, it definitely very clear that we are here to try to be a part has an influence. I don’t know however, how of what they have and not to try to change much we talk about it necessarily. But I think what they have to what we think is right! 74
I think it definitely has a huge I wouldn’t say that everything You described your locaimpact on how we teach. And has been done. I would say it’s tion as being pretty much I think it’s in a positive way! misleading a little bit. It’s that a 45 minutes drive from There is an advantage to bewhen you say: Oh, there is a anything. The majority of ing in a studio environment hundred projects and it’s in your projects is located where you can do a project such a small and unpopulated within a 25 miles radius. anywhere – I mean, there are area, it seems like they’d be How does limiting youradvantages too in being in a everywhere, right? That you’d self locally influence the situation where you don’t see one every five minutes? teaching? Most regular have to worry about the conBut the reality of it is that be- studios will design profines of every last bit of recause the place is so spread jects in any place of the ality. But here, what’s really out, a project could be down world while the Rural Stuadvantageous is that we are a road that you pass every dio is based on hands-on trying to build stuff and what day and you have never seen training and sticks to one happens is that this place it. What’s amazing is that area. But in a town of 250 really helps do that. In the the projects are somewhat with more than 100 prosense that you have somelittered around the county jects built, it would appear thing to work off of: humidity, and they are in these places that almost everything living conditions, how people that you don’t necessarily has been done? respond to the buildings that always see them. There are some projects that I’ve never seen! So you we make, how they’ve been successful and don’t really get the feeling that they are all unsuccessful in the past and what you’ve got over the place and that they are everywhere. is a laboratory of different “tests”. Not all our To answer the first part of the question: projects are successful in the long run.
much better?’. What’s going to Yeah! A full scale library that Newbern and the Rural be interesting to see is how you can go to and see what’s Studio as a 1:1 scale people stay interested in it, been successful and unsuclibrary? because the bigger picture cessful. And I think that’s one of the reasons why it’s still interesting – it’s easy for people to understand. But now, 17 years after it started. You don’t do the as we go further along, it gets more and more same stuff over but you keep trying to go: fine-tuned and so does the Studio. Now we ‘That was good, but how can we make it that are getting very detailed and specific with
rural studio — Educating the Citizen Architect certain things like: how do you insulate a building the best you can and how do you make sure you have no draft and how many 2×4’s
can we build the $2 0 K House with, which doesn’t seem like much, but it is what it takes to make the number of the $ 20 K House believable.
ern design education. A fresh Samuel Mockbee, the Definitely! Definitely! I think perspective, or at least I still legendary founder of the that’s a great question, or think it’s fresh, because most Rural Studio once made comment, because I don’t think people aren’t doing it, you The Sketch of an Architect, a lot of people see it for that know, look at how you can containing three paravery often, but I’d say that do it and how you can think meters: Moral Sense , the that’s the number one focus about architecture and that Ability to Observe and a for what the Studio is! We there are things of value that have a specific impact to the Sense of Wonder . With people here with the build- this he describes a holistic aren’t necessarily the things that we tend to value all the ings, but it’s really a pretty vision of architecture as time. You see, we always talk small impact relative to ar- a means of education about great ideas and nice chitecture and the profession and social responsibility. materials and we see the sexy in the world. But we can po- Ultimately, he called the images of the finished buildtentially affect so many other Studio’s aim The Education ings, but it’s really process people by giving lectures and of a Citizen Architect. In oriented here. I think what it of course by the education that sense, would you say is it’s that you see what goes that we give the students. We that the Rural Studio is into it. If you really want to be have almost over a hundred also about a more general sensitive to what you’re dobuildings, but we also have al- take on how we teach ing, who you’re making it for most 700 alumni! And I think architecture today? or why you’re doing it, where that’s where the Studio does most of its work: if we can instill those val- you’re going to be building it, it takes a lot ues, than hopefully, since we are not saying of work. And I think the students get that. that we are going to change the profession, Whether or not they walk away and can tell hopefully, we can change the way that peo- you that, I think it’s something inside them, ple going into the profession perceive what subconscious almost. they are doing. So I would say that education is the number one priority of the school. And I definitely think that it’s a take on mod-
people who will end up in this sort of theoretical discussion about things and I think what he could enjoy was that there was just a reality to the place here. There was a reality to the people. There is an honesty to it that I think he apYes, that’s true. I don’t know, but I think, it’s preciated and that we continue to appreciwere Sambo was comfortable! Honestly, I ate. It makes the way you talk about things think he felt comfortable working here, be- change. There is a level of: ‘ This is what it is. cause he could relate to the people, they We realize that it’s not all great, but here is were real, you know? I never met him, but what we’re trying to do and here is whether it’s I think he was an incredibly smart guy, but been successful or unsuccessful and here is he was also a guy who didn’t need much. how we’re going to try to make it a little better’. Especially in architecture, you’ll often meet It’s interesting that you would mention process as a mode of thinking. Because when Samuel Mockbee founded the Studio in 1992, it was the time of rather abstract approaches dominated by wealthy east coasters and Mockbee, himself a successful architect for prestigious clients, chose to lend his dedication and expertise to a poor rural area in the South, really putting process over product.
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game when you realize that Exactly. And it’s also that it There seems to be a puretrickles down into kind of eve- ness and maybe even raw- it’s these sorts of smaller rything. There is this sort of ness to the communication? things that you have to think about. And if you can limit the rawness in how we build. You The way people react, the see, we talk a lot about the way you receive direct feed- amount of these kinds of inprojects and we sure draw a back to what you are doing? stances than, obviously, construction is going to be a lot lot and we develop a lot of details, but at some point you understand it better. And I think the more they are aware infinitely better when you just go out there of that – and they get aware of it by doing and try to figure out how to do it. There is a exactly that, going in the corner and holding level of respect that the students end up get- up a heavy piece of plywood, going ‘F **k, just ting after they built, when they go like: ‘ Look, nail it to the ceiling! Get it up there’ – so the we’ll make this corner meet up just perfect.’ more they are aware of that, the better the And then: ‘ Well, have you held that 40 pound project. And I think there is a level of honesty piece of 4 × 8 sheet of plywood in that corner and rawness to the buildings in that respect perfectly while somebody else is trying to nail as well. And it’s quite clear that they are a it, but can’t get to it because the latter won’t fit learning tool. in the space?’. It’s just a whole different ball
At some point you understand it infinitely better when you just go out there and try to figure out how to do it. that need to be important!,’ and that would include the owners, the occupants, the community, the context, the functionality of the space. And what comes with that is the maintenance of the building, how the owners feel, how proud they are. You know, Sambo used to say that “Architecture is a Shelter for the Soul ” and I think what’s nice about that is, he’s saying that it needs to be something that people can be really proud of. And I think that’s different than the way that architects typically approach it, which often times comes with – and forgive me for generalizing a lot here – a certain pretentiousness. So if there were more school situations that would try to turn the focus of where they are trying to direct their students in terms
You mentioned the idea of multiplication, in the sense of instilling certain values in the students that they subsequently take into the world and therefore multiply their impact. Another guest of ours, Alejandro Aravena, used to teach as well. But he now deliberately chose not to teach anymore, claiming that it would reach only a few privileged (in the sense that they actually have an education) students, while building affordable and sustainable social housing would reach so many more people. So his idea was, I would say, to build for many in order to help the most. With regards to the Rural Studio, it seems that we are looking at two different concepts of promoting responsible architecture here. With the Rural Studio’s logic of multiplication, would you say that the world needs more organizations of the Rural Studio’s nature, not suggesting having another Rural Studio, but perhaps more project-based studio philosophies?
Well, I don’t even think it matters how it manifests itself. I mean, whether it’s projectbased or not, there is a certain ethic that the studio is trying to basically say: ‘We need to reinvent the ethics of how we approach a project as architects and these are the things
Rural Studio building in “Downtown” Newbern, Hale County (AL) Timothy Hursley ©
Construction at Rose Lee’s House Footwash (AL), 2nd Year Project, 2009 Timothy Hursley ©
“Sketch of an Architect” Samuel Mockbee
Samuel Mockbee, Notebook, 1996, in: Moos, David; Trechsel, Gail (Eds.): Samuel Mockbee and the Rural Studio: Community Architecture; Catalogue to the Exhibition, Birmingham Museum of Art, 2003, p.6
rural studio — Educating the Citizen Architect of who is affecting them or who is inspiring them to people who are more considerate of the things mentioned earlier, I think that would stand as a benefit to the architectural community and to architectural education. To your comment on Alejandro and his working on social housing now versus education, I would like to add that I think, to some degree he’s probably right. But I think what’s interesting about the school is something that I admire a lot in Andrew and that’s that
it’s never really Andrew’s. The Rural Studio is Sambo’s, to some degree it will always be Sambo’s, but the projects are all the student’s. And I think that there is a level of empowerment that goes into what we do, which is saying: ‘Hey, you are young, but you can still make these your values and do amazing work’. A lot of kids that graduate from college think ‘I’m going to work in this office, I’m going to get that much money ... and isn’t that what I need to do?’ And I think they don’t.
Samuel Mockbee said:
As architects, our goodness and compassion counts more than our passion and greatness! Absolutely. And what we are doing is an investment. We are not saying that we are going to change the whole South and everyone in it. We are simply having a lot of faith in the younger architects in the world, the people who come through our school. So we say: ‘We are going to invest in YOU! And you are going to be the one who changes the world and makes a difference. We are just going to show you how you can start to approach that’. It’s not necessarily about the Studio or about us, but it’s about educating them to be able to do that in the future. See, there’s only one Alejandro. Now, there are 700 Rural Studio
students, you know? And he is right too, but if I can get this message out to all the students that come to the Rural Studio and then I can come to Weimar and tell you and maybe inspire the students in Weimar, well, then maybe my base is a little bit broader. I might not ever know if a student in Weimar got inspired by the lecture and goes do these remarkable things down the road. But that’s the ultimate goal, right? And it’s not really the issue whether or not I’m there to see it.
for us is that we meet with them probably for an hour and a half three times a week. And I think the way that we teach is much different to the way that most people teach in studio. We see it as not so much the students presenting to us, but we all sit in a semicircle around the work. They tell us what their issues are and what they are working on and this way we all become part of their group, too.
Let’s talk a little bit more about the teaching itself. As you have mentioned earlier, you do a lot of crit sessions, try to go see the students almost every day to follow up on the project. You also said that you are emphasizing a lot on individual and self-directed decision making. Could you describe a bit more that relation between the teachers giving advice in the Studio and then the student’s subsequent own decision making?
Well, it’s not really independent per student, but it’s independent per group. That’s important! Every project is a group project. So they all have to make decisions within a larger group. And the way that it typically works
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design|response|ability come back and say: ‘ We didn’t Do all other groups join Sometimes, but it’s typically do that because it was stupid these sessions? per group. As an example: Anand this is why.’ And that’s drew and I teach the outreach program, the $20K House , and we are really a good because they are responsible for makpart of the group. We are just bouncing ing that decision because in the end it’s their ideas off of each other. And we sort of help project. But we try to help them realize what them realize that their decision making will decisions they are making and what implicaaffect the building in a certain way. In that tions those have on other things down the sense, we do more or less crit the work, but line. And that’s why it takes such a long time. we are really trying to give them advice on If we just told them what to do, because this how to move forward and then let them might be better than that and these are the get together as a group to make the deci- ten reasons why, then they wouldn’t really sions about what they want to do. Because be learning anything. Here it’s really much I might say: ‘Oh, it would be really cool if you more about what they actually get out of it. built a tower house!’ and they would get to- It’s a whole process of sort of stepping your gether and say: ‘You know, that’s a really stu- toes. You have to fall and get back up. pid idea. We are not going to do that!’ and they 78
It’s a whole process of stepping your toes. You have to fall and get back up.
I mean, maybe they learn how to put together a building, but maybe the biggest thing that they are learning is what you just said: that what they are doing as architects isn’t separated from how somebody else understands it as a regular person who is not an architect. Because that is who is using the building 95 % of the time. So if it’s not clear or interesting to these people, then maybe we haven’t been successful in that case. And that’s for me where the hook up is. All the super complicated stuff and maybe the whole computer-heavy work is misleading. If it’s academic, it’s to push the profession, but when it starts to get imple-
You said that it’s ultimately the student’s project, which is great, since there is nothing worse than a professor making the studio projects his own. But in the case of the Rural Studio there is more to it as you are building for actual clients. So how do students communicate their decisions that they make every day to clients that are most likely not educated in the field? How do you deal with the risk of overwhelming these clients and make sure that the projects and the design involved does matter? How do you ensure that the studio project that the students come up with as architecture students becomes something valuable and understandable for someone who is not educated as an architect?
Well, that’s actually what the education is! I mean, that’s what architecture should do all the time, right? That sentence alone is where I think that people have a mix-up: they think that these two things are unrelated, but they are! That is the education!
rural studio — Educating the Citizen Architect mented into real conditions, it loses a lot of its grounds and that’s probably because the common person cannot really relate to it in any way. They don’t know how to approach it. So I think it’s super important that the students have a very clear idea about who the people are that they are doing the building for, where they come from, how they see it. And that affects their perception of what they are going to be doing there and what that space means. The way we do that is we implement the clients from the beginning.
And we do that through client meetings, like you would as a regular architect and through Po we r P o i n t presentations primarily. We spend a lot of time on this actually. Sometimes we spend more time on the presentation then we do on the design. Because we are good at talking about design, but what we tend to not be so good at, especially when the students come in, is understanding how to get our ideas and messages out clearly to a client that doesn’t know anything about architecture.
It’s also a core competence the design ideas across. For Right. You are supposed to example with the B o y s a n d that is not really taught know, but you have never been G i r l s C l u b I would say: ‘ This at most schools. It’s soin a condition where you had to is a kid. His name is Frank. This mething that we seem to know and you never presented is what Frank’s day would be to someone who wasn’t an ar- be supposed to just know. like when he comes here. He’ll chitect. So we spend a whole lot of time on that and the easiest way for come into the rec room. And the rec room is us to do it here is through PowerPoint pre- like this because of this and this. And then sentations. And the reason is that when we he’ll go in the classroom. And the classroom is put drawings on the wall, people get a little organized like this so that Frank can be on a intimidated. They don’t know how to read computer or could be doing his homework. Also, the drawings, but they are also very proud, there is a big lamella space. Frank may go out so they don’t really want to tell you that they there for recess or to play outside. And this is don’t know how to read them. So through what he would be able to do out there.’ So we the PowerPoint , what’s nice is that it’s ba- use stories like this, stories of what Frank’s sically a TV screen. We get them through day would be like, to show how the design that and through telling stories to help get helps support that.
When you put drawings on the wall, people get a little intimidated.
what they are looking at, they Yes. And we are not dumbing So it’s a matter of using a can’t provide any. So even down the design either. We language that they would though they may not be clear are just trying to figure out understand without forto say: ‘Well, could you do it the best way to get the ideas mal training? differently?’, we can use that across so that people are really clear about them. And that’s when we criticism as a way to then do it differently. can get feedback, because if they don’t know And that is our job: to provide other solutions.
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design|response|ability them, too. The clients really get a feeling that the students care about them. And they really do care! I mean, they are spending an entire year of their life here to build this project for somebody else and they’ll be working in restaurants at night to be able to afford it and they are not getting paid. And I think that there is an understanding there and there is a willingness to try to understand. Whether or not they really understand how much time and energy goes into the buildings, and I would say they probably don’t, we don’t necessarily need that. It’s important to us and we care and I think that it is returned, they see it. They return the respect.
So would you conclude that a big part of being a student at the Rural Studio is not about learning about how to design a building that works but more about learning how to communicate?
Yes, I would definitely say so! To learn how to communicate and to make decisions that can be communicated and that show the best interest in the client. It think that’s the other thing that’s important: I can tell you a lot, but there are some things that you get from me that I can’t say. Things that you just have to feel, like, for example how excited I would be to talk about it or how much energy I am demonstrating. I think that the client to student relationship is really interesting, because a lot of that happens between 80
tentions were, perhaps, more Yes, definitely. I mean, it’s a Talking about the stupublicity oriented. Like they semantics thing, right? You dents reminded me of our come into this poor place, do mentioned Sambo’s quote: guest Didier Faustino who ‘As architects, our goodness and described himself as naïve something and then tell the world about how great they compassion counts more than in regards to his architecdid it to get all this press. And our passion and greatness!’ ture. Would you say that it’s really spellbinding for us, Well, goodnesss and compas- that’s a good characterisbecause we just don’t have sion is something pure, right? tic for a prospective Rural that, because the mindset It’s not a personal interest. So Studio student to have? here is pure. Part of that is my point is that he was go- Is naivety perhaps a nebecause we are an educaing for the same things that cessity when it comes to tional institution and we don’t Faustino is, which is to not fol- developing an individual have to worry about making low the common context of point of view and, money. And I think if the stunaivety, which is generally a most importantly, turn dents can come in and really negative one. But in a way it that point of view into take advantage of that, they really is a positive thing. So real projects? stand to gain a whole lot out of yes, I would say that Sambo and Faustino are aiming at the same thing their time here. For me as a previous student here and yes, it is a good characteristic to turned faculty it is something that I see when I have. The interesting thing as a student here travel now. There is a naivety that I have about is that if you are really open minded and will- what architecture should be that I am actually ing to say ‘I don’t really know but I am going to afraid of losing! Some might call it openness, try a lot of things’ and if you are OK with ad- but even if it is called naivety, I think I’m cool mitting when you didn’t do something right with it. Because we can be ideal, I don’t want and use that as an opportunity to push the to give up any of the ideals that the Studio project forward, then I think you get so much has. And I think that when you get into the out of this place. In that sense naivety is a more real world than it is here, people may benefit. Honestly, I think that there is a level say: ‘You just have to, because that’s the way it of purity here in the sense that we are not works.’ and I just don’t want to be that person, exposed to negative influences. I mean, we I just don’t want to say that! I rather say: ‘No, have had some issues with people coming you don’t have to! You set your own values and that had been doing things in the same com- you decide where you are going to sit on those.’ munity and I don’t think that their intentions were with the community in mind. Their in-
rural studio — Educating the Citizen Architect someone like me to stay on You are a former Rural The teaching situation here is and teach: I know a lot about Studio student yourself. really interesting, because we this place, about what the RuHow did you become the have a lot of young teachers. There are three of us that are teacher, what does it mean ral Studio has done and about what has been successful and under thirty. When people hear to you and how important unsuccessful. But I’m also rethat, especially in Europe, the- is it for Andrew to have moved enough from it, bere is a lot of skepticism about some recent graduates cause I haven’t been here for it. But it’s actually a really good around him in the staff? like ten years or so. I don’t environment. It’s kind of a tradition that Sambo started. They used to keep feel bad about being critical about the work one student on after they graduated, but it that has previously been done, because I’m evolved over time into keeping more stu- not that attached to it yet and also because dents in more teaching positions. The way that’s what I had to do as a student. It’s our that happened for me was that I expressed duty to learn from those things. And you rean interest in staying and that I was inte- ally take the same approach with the entire rested in teaching and so Andrew said: ‘Why Studio: ‘This is where the Studio has been. This don’t you stay for a year and teach here?’ and is where it has been successful or unsuccessful. I said: ‘ Wow. That would be great!’. And the This is what I think we can do to help push it reason why it really works is that this place forward.’ And for Andrew, I think, it is a real is so specific. The way I talk about students benefit to have younger people around him, on the one hand and these great critics that because we have a lot of energy and typiwe get like Rotondi or Pinó on the other is cally a lot of ideas of how we could make this that, to some degree – for the hour and a place better. And at the beginning I was selfhalf that Michael Rotondi is reviewing their conscious about it because I was so young. project, they are equal. The reason is that, I didn’t think people would take me seriously. though he is infinitely smarter and further And what has helped me was, and actually advanced in terms of experience in architec- the tipping point was my lecture in Weimar, ture, he has a lot less experience in this place that being young really helps the students and in the project. The students know infi- to connect with what we are doing and to nitely more about Hale County and about understand: These are kids doing these prowhat they are working on. And to some de- jects that are the same age as me and they gree that really levels the playing field. It’s can talk critically about it. So we’ve done a really empowering for the students. And lot of things wrong, but admitting that is the that’s where it does make a lot of sense for first step in pushing it further the next time.
The Studio is trying to say: ’23 year olds are capable of a lot! A lot more than you think! See, look at this building! This is built by four undergraduate students! They designed it AND they built it!’
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design|response|ability
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about where the Studio might Looking at the Rural This is a hard one, because I go or what the projection of Studio’s projects, the don’t know that the goals and the Studio is, I think the same Antioch Baptist Church aims have really changed, thing happened between him but if there is any criticism on of 2002, perhaps marks a and Sambo. Andrew had a what has been done in the turning point, as it seems little bit of a different perbeginning, it’s probably that to be much bigger and ception of where he saw the people could look at the pro- complex than most proStudio being able to go and jects and say: ‘OK, so students jects before it. Have the he started going that way. built a house. That’s not really Rural Studio’s aims and And Antioch was one of the hard to do!’ But when you look goals changed since the first projects he really worked at more recent projects like beginning in 1992? on. So I think what has hapthe Boys and Girls Club , the pened is that once we did one and we realFire Station or the Animal Shelter , then you go: ‘Yeah, four students have built that!’ And ized that we could do bigger projects, we just I think we’ve realized one thing: to some de- kept going. Now, we are doing a playground gree, the Studio is trying to say to the educa- in Lions Park and we are doing it with 2000 tional and architectural community: ’23 year 55-gallon drums! It’s huge! It’s enormous! olds are capable of a lot! A lot more than you And there is no: ‘ I don’t know if we are capathink! See, look at this building! This is built by ble of this.’ Now it’s more of: ‘Well, it’s going four undergraduate students! They designed it to take a while. It’s going to be a lot of work.’ AND they built it!’ And I think that the turn- They just believe they can do it! It’s some ing point probably occurred when Andrew sort of confidence that is just permeated by got here. Because just like he embraces the the students. Something in the lines of: ‘Why chances in having younger people as faculty can’t I do a 7000 sqf building? Why not? ’ who can have a little bit of a different opinion
There is no: ‘I don’t know if we are capable of this.’ Now it’s more of: ‘Well, it’s going to take a while.’ As architects, everybody seems to think: ‘Oh, I’ve got to go to New York, I’ve got to go to Berlin’ but I am very comfortable saying: ‘No, I can go to the smallest place in, well, anywhere really, and be just fine!’ I mean, it’s actually quite amazing to be in the middle of nowhere. And when you are having that idea and then you get here and you realize you can do amazing things and not be in New York City, I think your perspective shifts a little bit. Your perspective about what you have to do next.
But isn’t that a prerequisite almost in the profession? Doesn’t every self-employed architect, designer or engineer go to bed thinking about their projects and wake up with them in their heads? Maybe the difference is that as a student you could always let go without fearing the consequences. And the Studio changes that to that the work becomes your life, but in a very positive sense of the word?
Certainly! And I think what you’ll find is that it’s pretty satisfying! The other thing is, and this might just be a personal note, but I think most students would say the same thing, I have never thought I would live in a ruralarea! I never thought I wanted to live here.
“Lions Park Surfaces” Greensboro (AL), Thesis Project, 2007 Rural Studio ©
“Antioch Baptist Church” Perry County (AL), Thesis Project, 2002 Timothy Hursley ©
“Music Man House” Greensboro (AL), 2nd Year Project, 2003 Timothy Hursley ©
M.E. Cancer – he says it stands for Mr. Eyes Cancer – who also identifies himself as Jimmy Lee Matthews in front of his house
rural studio — Educating the Citizen Architect to get engaged with what we You focused in this last Sure! Actually, that’s a really are doing. And that’s probably answer on the student’s good point that I should have where it gets more interesting. side of these larger prohit on. I would say that the Like you said that when you shift probably has more to do jects. I would like to also give someone a house, then with that than with anything focus a little bit on their else! I think Andrew came in public side. Because these they want to take care of the yard, and then the street beyand was a little confused that larger projects are in fact ond that? What we found here we are doing this work to help mostly public projects, is that it really stops there at the community but we are right? They are different the yard! People take care of only building houses for sin- from your projects for what they have, what’s theirs! gle families, which left a large single clients, like a single But it doesn’t necessarily perpart of the community out. family home maybe. Thomeate out. So what we can And so I think that’s probably se larger public buildings do with these larger projects more than any other reason obviously reach more is that we can take a large why the focus has shifted to people at one time, as opgroup of people and make community projects. The year posed to, say, a home will them come together. And before I got here, they were serve a single person in a what’s interesting, and Lions doing a hospital courtyard, an very clear and direct way. animal shelter and four Base- How do you see this relaPark is a good example here, ball fields at Lions Park . Base- tionship between public is that you have the all Black City and Municipal Governball is kind of the only orga- and private in a poor rural ment besides the County, nized sport kids can play here, setting? Is it, perhaps, which is predominantly white so everybody plays. What the belief that when you and the Lions Club as a third we’ve concluded was that the give people something amount of people that tho- to be proud of, like an party, which is a White Male se three projects of one year club. They all own a part of own house, they would can impact was larger than the park. So they all have an ultimately also start to all the projects we did in the interest in the success of the care about the neighborfourteen years of Rural Stu- hood and the community park! You then also have the dio work that preceded it! Baseball Association and the at large? That was the time when we Little League Football Associhad gone public with almost everything. Now, ation. So there is five enemies, plus now the I think, we shifted the Studio to that the the- riders and the skateboarders, generally speasis projects are really public projects. In addi- king just a broad spectrum of people that all tion there is the $20K House project that has a have an embodied interest in seeing the Park specific client but its ideals are broader. The succeed! And what that suggests is, I think, third year project has typically been a single that people have to work together, that there family house. So we try to keep the house in needs to be cooperation and making sure that the mix, because one of the things that Sam- these things function and hold up! So if we bo wanted to study when he first came here give them a building and it doesn’t work out was the typology of the rural house! But the that way, it’s a poor reflection on the entire larger projects certainly have a huge impact community, not just one person. I guess it on the community, because it allows people makes the town a bit more accountable.
One of the things that Sambo wanted to study when he first came here was the typology of the rural house.
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design|response|ability conversation, then we are not doing anything different than most architects. But if we can use these projects as a way to help tackle broader issues that are within the community and help the community to see that they are actually resolving these issues themselves, than we were successful. We are just giving them a catalyst to be able to do that, a vehicle, a way to say: ‘I’ll work with you, we’ll work together, we’ll make this happen!’ I think we are just adding fuel to the fire! And I think the students are very cognizant of that. Whether or not they realize it, it’s definitely something that is embodied in their work.
It’s interesting that you mentioned these different groups of people. Fritz Schumacher, Director of the Building and Planning Committee of Hamburg around the turn of the last century, once said that “social and aesthetic concerns need to go together, for it is that union that we call culture”. And what that implies is exactly what you just described: that it is not about architecture but culture in general, a culture of community, a culture of communication. Would you agree, then, that the Rural Studio is not just about promoting an understanding of how we teach architecture, that it’s not even about architecture, but about promoting a more general understanding of culture at large?
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Yes! But what I think we are saying is that through architectural work you can help promote that! And that it should be embodied in the work that we do and that we need to have that in mind when we are doing all these projects, because if that’s not on the forefront, if that doesn’t stay in the
If we can use these projects as a way to help tackle broader issues that are within the community and help the community to see that they are actually resolving these issues themselves, than we were successful.
Daniel G. Wicke in Weimar
Perry Lakes Park Birding Tower
Marion (AL), Thesis Project, 2005 Timothy Hursley ©
rural studio — Educating the Citizen Architect 12,500 $ so that 20,000 $ inLet’s look a little bit more That’s interesting because it into architectural response cludes the labor as well. And touches a conversation that I would say the question is an in general. You already comes up a lot with the $20K House . It was focused on this mentioned the $20K House a ethical question, basically what you were getting at: are we Rural Development Grant . It couple of times. That just responding to a monetawas based on the amount number is based on a ry issue or at what point are of money that you could get grant of that amount by you saying: ‘ I’m actually going through this loan program. USDA/Rural Development . further. This is what’s imporBut what we found over the Other projects around the tant and this is what’s actually past five years that we have world that go in a similar beneficial for the people!’ So in been doing this project is that direction include for regards to the $20K house , by the amount you can actually example Alejandro Araapply for has gone up, it has saying: ‘No, it’s 12,500 $ ! We vena’s Elemental Projects doubled! So now these peo- in Chile, based on a govern- are going to make a house that ple are eligible for 40,000 $ you can build for 20,000 $ in ment incentive that is in loans instead of 20,000 $. total !’, that makes them only 7,500 $ for building a What we have to ask oursel- house. Another one would having to take a 20,000 $ loan. ves as a Studio is: ‘Do you stick We are now actually working be Make It Right in New with 20,000 $ or is 20,000 $ with a financial institution to Orleans, where architectunow irrelevant?’ Because if develop a loan that they can ral teams from around the it’s only based on the loan, take in to the regular marglobe have gathered to well, than it really should be ket so that they don’t have design a house for the the $40K House , shouldn’t it? to take the subsidy. Because families that Katrina left then they are only paying Now, what’s happening is homeless for 120,000 $, 20,000 $ and so their payment that we don’t need to take the equivalent of a FEMA the 40,000 $, because ulti- Trailer . So, is architectural really is only 120 $ a month! And if they get down-payment mately, we are not taking it, response to the housing assistance, than their payment the client is taking it! And if crises of the world not is only 65 $ a month! So then you have someone who has truly a question of what if they are taking 30,000 $ only 750 $ a month to live off the right answer for a they can take that to buy land, of, than we are actually say- specific time and place to put in a sewer system and ing that 20,000 $ is the num- would be, but more a to do all the infrastructure ber that it needs to be! And question of how big things that we don’t associathe reason is that based on a funding is for these te with the cost of the house 33-year loan, you’ll be paying respective answers? necessarily. So the number is something like 120 $ a month. If you took a 40,000 $ loan, and you took it actually very strict on what the client could through the Rural Development grant , they afford and on how we keep down the cost. subsidize your loan payment. So if your loan And the other thing that I find really interespayment is actually 250 $, you still pay only ting about the $20K project is that it’s actually a maximum of 19 % of your income, which taking a much broader stance in saying: ‘It’s would be something like 160 $. But: if you a prototype, we don’t want to build ALL of it. ever go to resell the house, you pay back We want to develop a model that we can then that subsidy. So what they are doing is say- turn over to a contractor’, because what’s reing: ‘We’ll cut down the amount that you are ally fantastic about that is that if a contractor paying in the beginning, so that you can live off can build this house in about three and a half of what you have, but when you get to sell it, weeks, then he can make a profit! So if someyou’ve got to pay it all back!’ So what we said one can have a house for 20,000 $ and we are was: ‘Well, OK, that doesn’t sound like a great creating jobs in the community, giving jobs thing, because you are still asking people to get to the people that are buying the house and into further debts, more debt than is necessa- we are giving them more money than they ry!’ So we actually build the $20K House for typically make, then that’s a great deal! ➟
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design|response|ability We’ve estimated that you can build these houses in about three weeks, which is about the same amount of time as a trailer. There are 2700 families that would qualify for a house in this area based on the Rural Development loan . If you built a $20K House for each one of those families, that’s 52,000,000 $ of revenue that would be economic stimulus to the area! I mean, that’s incredible, right? You are actually creating jobs. If a regular construction worker built around 16 houses a year, he’d make about 25,000 $ a year. The medium household income is 27,000 $! So if you are a single income family, you are already making almost average, compared to what every other family in this area would 86
make. Well, that’s a long answer to the question, but I guess what I’m saying is that when you look at the project, there isn’t necessarily a lot of amazing architecture. It’s not necessarily testing the architectural language, it’s actually pretty plain. But I think it’s well thought-of and well conceived. And so, what’s interesting about the project is that it’s saying: architecture can be much more, it can do much more for a community, it can do much more for a region than just create a pretty built environment! It can do so many social and economic things as well! And by generating a new model, you can stimulate a whole nother area for the economy that isn’t there at the moment!
here. Sambo has this quote First of all, I think this is a two We started out talking where he thinks that when part answer. I think what is about the Rural Studio as people come here, they are really interesting about the an educational program. snake-bit. And what he is tryStudio in general is that they Since horizonte is a stuing to say is that you take in actually come out of school dent organization itself, the poison and it never leaves much more prepared to enter let’s finish with a last you! You get the values of this the work force than, I’d say, question on the educaplace and you get the feeling most students. The reason tional aspect of the Rural of the place and it doesn’t go being is because they’ve ac- Studio. How do you think away! It might take five yetually designed, managed and does the legacy of their ars, it might take ten years, it constructed an entire project time with the Rural Studio might take twenty years, but already. So they know what carry on in the career of at some point these values are goes into making a project. former students? What of going to reemerge and you are They are very level-headed to the things they have leargoing to find a way to apply how they approach a design ned do you think they can them. It’s naïve, right? Saying: and very conscious of the cli- use most later on in their ‘I am putting total trust and ents. And that is something professional life? confidence into the students, I think is directly applicable, in any kind of environment. And secondly, I hope, that they are going to go out and hold these they take the ethical values that the Studio values and let them be the values that direct has. Being an academic institution we can be them in their professional work.’ But then, sort of ideal. And I hope that when they leave I am OK with being naïve! they have time to reflect upon what they did
Interview held by Michael Kraus via skype
Rural Studio is a program of the School of
Weimar, 6th May 2010
Architecture at Auburn University
Images:
w w w.cadc.auburn.edu/rural-studio
© Rural
Studio
“$20K House IV” Newbern (AL), Outreach Project, 2009 Daniel Wicke ©
It’s not necessarily amazing architecture. But architecture can be much more, it can do much more for a community, it can do much more for a region than just create a pretty built environment!
AlejAndro el puEblo ArAvenA unido, jAmAs sErA vEncido
ale j andro aravena — El Pueblo unido, jamás será vencido
... An evEning with AlEjAndro ArAvEnA Aravena is running late. While waiting, we discuss a few questions for the interview again. Would it be polite to ask him how his own office Alejandro Aravena Architects benefits from his ELEMENTAL Project? Would it be OK to ask how he reflects on the position of architects as media superstars? While we are trying to predict the upcoming conversation, the door opens and a gentleman with a worn out looking but seemingly new jacket enters the room. His eyes are remarkably serious and focus each of us while he is shaking our hands. The moment he sits down on the red couch he instantly starts talking, referring to our topic:
»Just a quick couple of thoughts regarding the title which I think happens to be an interesting play of words. I usually do not like plays of words but in this case there is something interesting in the way Design|Response|Ability has been decomposed.«
signers, if we do something, we use form in a strategic way. That is how I would define design – the strategic use of form.« We remain silent, thinking it over. »Response«, he continues, »That is extremely important! I would say that is one of the healthiest things I have heard lately about architecture. By response I understand that you have to start from outside yourself. You don’t care about personal interest or personal agendas. So I guess we have to focus our energy on identifying the issues outside of ourselves that are significant and try to apply our knowledge – or design, the strategic use of form – to those identified, relevant problems. So response or reaction – instead of action – I think is a healthy way of putting it!« »Finally«, he concludes, »If there is any ability in our profession, it is the power of . Among the many things architects do, I would say that one of the most powerful things is that we are able to synthesise complexity without losing .«
Somehow he likes it. At least it seems
He sums up all parts of our series’
so. Leaning forward with a cup of
title right there and instantly
coffee in his left hand, holding the
sketches an equation.
spoon with the tip of his fingers, he draws all kinds of gestures with the one hand that remains free.
»First of all, even if it might sound a little bit hermetic, I would say that design, I completely agree, is our main role. As de-
»Design|Response|Ability is the power to synthesise complexity (without losing dimension) to respond to problems that are outside ourselves (and interest a society at large) by the strategic use of form. That is in the end what we normally do!«, he finishes.
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design|response|ability What a start. In a way we expected some-
his arm and asks Aravena’s opinion on
Aravena easily exceeds our expectations.
today’s environmental engineering and
He seems to be well prepared. A peek at
design. He claims that right now every-
the watch, time is flying. We have to be
body is calling their designs efficient
in for the lecture in a couple of min-
and sustainable. Starting with solar
utes. We get up and head to the Audi-
pan els on the roof, continuing with
max.There will be time to continue our
green leather seat covers made of bam-
discussion later.While Aravena waits
boo all the way to recycled shoes. Isn’t
for the set up, he keeps looking around
it all just a commercial scam, ripping
the Auditorium. In his expression one
of people by telling them to do some-
can notice that he is confident and used
thing beneficial for the environment?
to talking in front of many people. So a
Isn’t that the goal of media today, to
crowd of students should not bother him.
sell advertisement space? Wouldn’t it
He gives an introduction quite similar
be better to simply refuse consumption
to the things he pointed out earlier.
instead of consuming ›green‹ technology?
Throughout the entire lecture one thing
90
Somewhere in the room someone raises
one special to show up today, but by now,
remains present: Alejandro Aravena does not use metaphors, he uses equations. That seems more reasonable, more based on facts, more real, less romantic. It appears to fit better to his approach.
Responsibility has nothing to do with ethical or humanitarian issues!
Aravena is confident: »Right now, it became a huge debate about political correctness. I mean, today nobody would say that he does not think it is better to be sustainable. It became normal, trendy, accepted because the market looks for that. But think about it. If we are going to do that, we will have some good side effects. You know what the problem for example for the urban challenge is? The urban disciplines are not sexy! In order to get smart guys thinking about this we have to create a discourse of the ›urban age‹¹. If that is the only way we are going to get brilliant minds into city planning, I think we should do it. I don’t care« So the aim justifies the means one could
In addition to what he mentioned to us in the office he notes that his view on responsibility has nothing to do with ethical or humanitarian issues. There is quite a pragmatic take on the over-stressed big S-word that makes his explanations so interesting. For him it is inevitable to be sustainable when making good use of common sense. Regarding the circumstances of his widely
say, to use the old Jesuit saying.
»If it has to have the aura of a science, I don’t care, even if there are people who benefit from that in an economical way! … This is my partner’s way of thinking, which I think is fantastic! For example«, he says, »the amount of energy that the possibility of gain is able to move, is far bigger than the amount of energy to prevent failure is able to move.«
known Siamese Towers he states:
»Just by thinking about it: it’s not rocket science! The more scarcities you have, the more you are forced to be reasonable. If you are rigorously reasonable, I am sure you are going to be sustainable and be saving energy, which is desirable in any case.«
That makes sense. He gives us an example, just in case. He likes giving examples. People are always interested in gaining. So if we point out how bad things are going to be if we don’t react right, people will be worried. In the end only a few will make a change compared to the ones
ale j andro aravena — El Pueblo unido, jamás será vencido who will not be convinced by what the change brings in for them! He shows it with his example of the ELEMENTAL transit project for Santiago he is planning
»Eventually many people will get something back. If you are a politician, you are working on issues and eventually you will get into TV. If you are a private company, you are going to get big contracts and more money, like 300 Million Dollar for infrastructure. If you are a neighbour, you profit from fluid transportation. If you are an environmentalist, you will benefit from money coming to a part of the city that initially no money was considered for. So try to put the problem in terms of what everybody will get out and the energy you are going to get in motion is far bigger than the energy you will have if you talk about what you are going to lose if we don’t do well.«
cost, because there was something to gain – mainly people from the northern hemisphere. The other group, mainly representatives from Latin America, was blocking everything for ideological reasons, not caring whether they could win something, but just wanting to let no other people win. This is awkward, if you have one billion people to loose, just to make a few people not win?! Somehow leftist or rightist confronted with problems won’t make it.« The lecture is finished and we change locations. Crossing the street, to get to the restaurant Luise, one recalls past debates about the notion of ›serendipity‹3.It suggests that you’re not exploring new things by breaking down every obstacle that is to be faced. Make a detour rather than stick with your strategy. Choose streets that are sup-
If you want to attract enough people,you
posed to be dead ends.
have to know how, that’s certain. Some
Sitting on a large table in one corner
of us would like him to talk a bit more
of the room, Aravena starts talking
idealistically about responsibility.
about the synergy of political ap-
»There is a Chilean poet called Nicanor Parra. Have you ever heard about ‹El Pueblo unido, jamás será vencido› which means ›The People United Will Never Be Defeated ‹? It was a typical revolutionary call. Parra, who is a cynic or an anarchist in a way said ‹la izquierda & derecha unidas jamás serán vencidas ›, but he never thought it could be the solution. It means the left and the right together will never be defeated. It is kind of a joke but on the other hand so true. What I mean is that I guess the moment has arrived, that we have to implement strategies which include both approaches simultaneously to solve an issue.« Here comes another example. A quick gaze trough the auditorium shows that people
proaches, only to refer back to the needs of architecture. Again, this seems curious enough to fill the table and we become a bigger crowd. Architecture, Aravena sums up, is intrinsically political. Referring to the DRA explanation he started with, he argues that you have to take your references from the outside. The moment we are doing something outside ourselves, we will be confronted with a variety of different factors. He raises his arm and stretches out his hand.
»I could name five factors that the DNA of architectural design contains and that you will consider even if you don’t want to. Political , economical, social, environmental and technical agendas will have to be solved.«
keep being curious about his stories. Somehow the last scene of Casino Royale 2
So the DNA of architecture, accord-
comes to mind when Aravena mentions a
ing to Aravena, is a synthesis of these
conference at Lake Como in Italy in 2007:
five factors.
»There were people gathering in very relevant political positions. One group was OK to do things, no matter what price it would
»Depending on the case«, he continues, »these may not be equal all the time. Like some fingers on your hand are bigger than
91
design|response|ability others and more important in whatever context they are used. If politics doesn’t assume a major role in a specific case, maybe technical agendas are in the foreground. It depends on the case.« Well, I would say that some people seem to have only three fingers, one notes laughing. Aravena is confident. Again he breaks down problems to a mere formula for use to find a solution. That is catching somehow. He mentions »Facts of Architecture«,4 a book he wrote together with one of his professors while using a glass from
ate a shock or something special. I am much simpler, which does not necessarily mean it is not difficult. If you are not able to say that this version of a project is better than the other one, then why spend energy in that? You should be able to decide and take that risk to say ›Yes, it is better than the other version‹! If you are from outside the picture, this all seems so obvious and I think only architects think that it isn’t! If you think of a conversation between engineers, everybody would be saying, that this would be a much better solution than that! Than we architects would begin to say, that you would have to consider what this guy said and what concerns that guy may have and so on.«
the table as an example:
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So in a way architects seem to be
If you are from outside the picture, this all seems so obvious and I think only architects think that it isn’t! »This is a glass. It’s not a fact, yet. This is an object. To say this glass is an object, therefore to transform it into a proposal, that is a fact. An architectural fact would be to orient information and put it in the key of something about to become. It has to become better, though. It cannot simply be different! It has to increase the standard. No matter how difficult it sounds and no matter how relative things are evaluated, we should be able to say that something is better than another thing! If we cannot say that, you would than call it research. Within that matter you cannot say, this is better than the other one, just because you don’t care about that. That is just what happens so often at universities. People want to create something that justifies their own work. They want to cre-
auç. They can’t really express what they mean.
»Not being able to talk simply, saying it is open to interpretation, that’s bullshit. Say what you have to say and say it in a direct way. In that sense I would say Wittgenstein was quite right, when he said either you can or you cannot talk about things.⁵ If you can talk about things, express it clearly, if not then just shut up! It doesn’t mean that you don’t see things when you remain silent about them. There are a lot things you and I see but we cannot operate on that. If you are going to talk about things, it has to be communicated in an understandable way.« Alejandro Aravena seems to be interested in explaining that his way of tackling things is relying on nothing but common sense. It’s nothing special, nothing magical. Just the opposite of what seems to be admirable in business today. Just far away from what everyone wants to do, but still highly refined. Maybe this is a change for a new generation like ours, which is more and more annoyed by people talking big words. Over some years of reading, one will finally notice that everything can be expressed in the most eloquent and sophisticated way, but in the end it is just a nice wrapper. Though
ale j andro aravena — El Pueblo unido, jamás será vencido Aravena always emphasises that the problem with architects today lies in their over-stylised use of language, he is obviously extremely eloquent and well prepared. There are hardly any breaks, pau_sed sentences or filler words. No doublings, no
»The world in a city between 4 am and 5 am is a completely different world«, he notes. »You’ll get to know all kinds of human beings. The kinds of discussions you will have are totally different from what you are used to. It even has its complete different language.«
mistakes, just perfect clean English with a slight
British accent.
And what about today, does he still take it as a game?
Here comes the waitress. We order. Aravena is a little indecisive – for the first time tonight – because of the menu being written exclusively
»Today? No, today I look at it from a different angle, which I guess comes with the experience.«
in German. Someone recommends the Bratwurst. We all agree. But for now
Even when we try to ask for different
it is going to be a beer. While hav-
architects, Aravena does not go into
ing a drink, we talk about Aravena’s
any architectural comparison. We’ve
pre-architectural life. Prior to his
read before that he would not do that.
visit to Weimar one of us read, that
He talks about race cars, tennis racquets
he used to run a bar. How come?
and keyboards, about acceleration,
After school it doesn’t matter what
inspiration is.
backhands and notes. That’s where his you do as long as it will help you get experience, that is his message.
»If you have nothing, whatever you do is a game. So why not have a ba r?«
»I am interested in these kinds of lessons, from outside architecture.« We keep wondering how all these external influences brought him further.
Furthermore he emphasises the value of
Wittgenstein comes to mind, who said
all non-architectural experiences.
that if you think philosophy is difficult, it is nothing compared to what it takes to be a good architect.6
For a moment
we all remain
in the big black nothing
of silence.
The noise from the bar in the background becomes apparent.
93
design|response|ability
And then Aravena comes back again:
94
»At the moment I do love reading biographies. I am interested in people like Andre Agassi ⁷ or Thom Yorke from Radiohead ⁸. For both, it is not just a question of being a good musician or a good tennis player. Agassi for example: There is a combination of the grip and the string of the racquet that allows him to do this and that. The same is true for the way you create white noise. It is a combination, and you have to be very interested into very specific technical stuff, that allows you to then be free and use all your creativity to jump further.« Radiohead and white noise, huh?
»Radiohead is so democratic, the opposite of elitism. Everyone who wants to engage with it is welcome. Sometimes you get so called intelligent music that is quite boring, and you can’t listen to it, or you will get nice music that is cool, but if you want to interrogate it, it will flop. So how can you produce something that covers the entire spectrum of possibilities, from not paying attention, just as background atmosphere to interrogate it thoroughly? With intelligent music the problem is that if you do not understand it, you are not in and won’t like it! The good thing about Radiohead is that at the level you want to enter you will get feedback.« Although this is a nice illustration
I would be interested to see what is
not everyone in the round is totally
going to happen if an architect builds
convinced by that analogy, but here
his white noise experiences in solid
comes the Bratwurst leaving us with no
stone, one notes cheerfully.
time to doubt. Yeah, it looks a bit
»I wish I could do architecture like Radiohead does music«, Aravena replies, »It touches every possible level. If you want to go to a concert or just listen to the music, it qualifies. If you want to go deep into the structure, it qualifies. If you want to explore music without notes, I mean noise, atmosphere or environment, Radiohead is terrific.« The examples he quotes are reminding of Koolhaas or Eisenman: Take as much input as possible from every single field but architecture and try to find solutions to your problems. So what exactly did he learn from Radiohead?
unhealthy, but that is one of the most famous local dishes. We ask him whether he could draw a small
sketch for our
collection of napkin drawings. It is a ritual, which he refuses to be part of, telling us he would use it if a sketch would intensify his explanations. While eating, we come to talk about ELEMENTAL.
»Well, you might know – and I guess at this point it is common knowledge (in the sense that even The Economist writes an article on ›The World Goes to Town‹) – that the world has just crossed the threshold of more people living in cities than in the countryside.«
ale j andro aravena — El Pueblo unido, jamás será vencido
I wish I could do architecture like Radiohead does music. With that, he argues, new challenges
fessionals that offer well-conceived
emerge for the urban professions. How-
solutions, even if this doesn’t sound
ever, most concepts so far keep apply-
very idealistic to a student. By the end
ing old solutions to new problems. For
of the evening we ask him for a piece of
him, all projects start with a rigorous
advice for young students reading the
investigation of the problem in order
journal.
to gain a profound understanding of it and all implications a possible solution would entail. He insists, however, that his approach to collecting information is fundamentally different from concepts such as Datascape which, he claims, offer nothing but a com-
»Well, there were a lot of things said today, they might just pick some things out! To end this with something Andre Agassi said: ›Every time it comes to motivational speeches I am getting tired and better go to sleep!‹«
plicated description of a complicated situation. With Datascapes, people would try to hide the lack of innovation in their projects. For Aravena, architecture is not about that, but should be more about finding simple,
Report by David Bauer and Martin Schmidt
but well-conceived solutions to the
Weimar, 10th February 2010
already complex problems of our time. ELEMENTAL is such a solution. A new solution that stems from asking a new question that is the synthesis of all gathered information. With ELEMENTAL, Alejandro Aravena provides housing for Chile’s poor and more: he makes home ownership a possibility to even the poorest by considering it an investment rather than a social expense.9 Earlier this evening someone asked him how he feels about ELEMENTAL being a project that is protected by one of Chile’s biggest oil companies.
»ELEMENTAL was initially funded by David Rockefeller«, he says, »because he had a centre for Latin-American studies. So in the year 2000, one of the initiatives decided to support the initial work of ELEMENTAL .” It’s as simple as that. His mantra is: You don’t need morally superior people to do good, but rather well-trained pro-
1 Compare: www.urban–age.net, www.urban–age.com and www.urbanage.org 2 Casino Royale (2006), Martin Campbell (Director), Daniel Craig (James Bond), Jesper Christensen (Mr. White) 3 Corboz, Andrè: Die Kunst, Stadt und Land zum Sprechen zu bringen; Birkhäuser, Basel, 2001,S.16 4 Aravena, Alejandro; Pérez, Fernando; Quintanilla, José: Los Hechos de la Arquitectura (The Facts of Architecture); Ediciones ARQ, Santiago de Chile, 1999 5 »What can be said at all can be said clearly; and whereof one cannot speak thereof one must be silent«; in: Wittgenstein, Ludwig: Tractatus logico-philosophicus; Kegan Paul, Trench, Trubner & Co., London, 1922 6 »Wenn du findest Philosophie sei schwierig, dann lass dir gesagt sein, dass sie nichts im Vergleich zu der Mühe ist, die es verlangt, ein guter Architekt zu sein«; in: Wittgenstein, Ludwig: Tractatus logicophilosophicus; Kegan Paul, Trench, Trubner & Co., London, 1922 7 Agassi, Andre: Open – An Autobiography; Knopf, New York, 2009 8 Baker, Travor: Thom Yorke: ›Radiohead‹ and ›Trading Solo‹; Independent Music Press, Shropshire, 2009 9 http://www.elementalchile.cl (Effective: 15th June 2010)
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horizonte nº2
Die nächste Ausgabe H ORIZONTE zum Thema »How to Architecture?« erscheint i m Oktober 2010
alejandro aravena bhsf architekten didier faustino hermann josef hack kari jormakka
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I SS N 2 1 9 0 - 5 6 4 9