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Grußwort Eine qualifizierte Ausbildung ist eine Investition, die sich gleich dreifach auszahlt – für die jungen Menschen selbst, für die Wirtschaft und für die Gesellschaft insgesamt. In den 20 Jahren ihres Bestehens ist es der Hochschule Magdeburg-Stendal als lebendige, sich stetig entwickelnde Hochschule gelungen, genau diesen Anspruch erfolgreich einzulösen.
„Mit ihrem Zentrum für Weiterbildung trägt die Hochschule zum Wissenstransfer in die Wirtschaft und Gesellschaft bei.“ Prof. Dr. Birgitta Wolff Ministerin für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt
Den Studierenden ermöglicht die Hochschule eine anspruchsvolle akademische Ausbildung, deren praxisorientierte Ausrichtung vielfältige Chancen bietet, auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein. Beide Standorte punkten zudem mit guten Studienbedingungen, einer guten Betreuung der Studierenden, der internationalen Ausrichtung der Hochschule und dem grünen Umfeld. „Studieren im Grünen“ ist an der Hochschule Magdeburg-Stendal mehr als ein Werbeslogan. Mit ihrem Zentrum für Weiterbildung trägt die Hochschule zudem zum Wissenstransfer von der Hochschule in die Wirtschaft und Gesellschaft und damit zur individuellen und unternehmerischen Bewältigung gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse bei. Doch nicht nur die Studierenden und Weiterbildungswilligen profitieren von der Hochschule. Neben der Lehre haben auch die anwendungsorientierte Forschung sowie der Technologietransfer höchste Priorität. Im Mittelpunkt steht dabei die Umsetzung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in Lösungen konkreter Praxisaufgaben bis hin zu Produktentwicklungen. Darüber hinaus existiert ein weit verzweigtes Netz an Kooperationsbeziehungen zur Wirtschaft und zu ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Institutionen. Damit unterstützt die Hochschule eines der wesentlichen wirtschaftspolitischen Ziele der Landesregierung: die „Innovation von unten“. Unser Land braucht kluge Köpfe, die Ideen entwickeln und diese mit Mut und Tatkraft in wirtschaftlichen Erfolg ummünzen. Ich wünsche der Hochschule Magdeburg-Stendal, dass sie auch in Zukunft viele kluge Köpfe hervorbringt. Happy Birthday! Prof. Dr. Birgitta Wolff
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Vorwort 20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal, das ist für mich persönlich auch ein Rückblick auf meine eigene Tätigkeit in den letzten 20 Jahren, da ich – bis auf wenige Monate – von Beginn an dabei war. Insofern bin ich nicht nur Chronist, sondern auch Zeitzeuge. Und als Zeitzeuge blicke ich zurück auf eine insgesamt sehr erfolgreiche Entwicklung dieser Hochschule. Es sind sicherlich der Weitblick, die Kreativität und das Engagement des Gründungsrektors und meines Vorgängers im Amt, Professor Hans-Jürgen Kaschade und der damaligen fünf Gründungsdekane, von denen drei, nämlich Professor Günter Peter, Professor Herbert Prausner und Professor Wolfgang Dippe leider nicht mehr unter uns sind – gewesen, die die Hochschule dahin gebracht haben, wo sie heute steht – eine unverrückbare Größe in der Bildungslandschaft des Landes Sachsen-Anhalt, die durch ihren zweiten Standort in Stendal zudem auch noch hochschulpolitisch den Norden des Landes abdeckt. Es ist eine Hochschule, die mit ihren 6.500 Studierenden zu den größeren in dieser Republik gehört und die mit ihrem breiten Fächerspektrum ganz unterschiedliche Interessen anspricht und auf aktuelle Bedarfe reagiert. Sie ist eine Hochschule, die im engen Austausch mit Wirtschaft und Gesellschaft steht und sich als Dienstleister in der Region einen Namen gemacht hat, die aber auch durch die bundesweite und europaweite Einwerbung von Forschungsmitteln inzwischen zu den forschungsstarken Fachhochschulen in Deutschland zählt. Das führte dazu, dass sie als eine der bisher wenigen Fachhochschulen in die European University Association (EUA) aufgenommen wurde. Sie ist aber auch eine Hochschule, die durch ihre bauliche Infrastruktur über hervorragende Lehr- und Lernbedingungen verfügt. Sowohl in Stendal als auch in Magdeburg wurden ehemalige Kasernen restauriert. Beide Standorte bieten parkähnliche Gelände, was mit Sicherheit zur ungebrochenen Attraktivität der Hochschule als Studienort beiträgt. Die enormen Bewerberzahlen beweisen das. Durch die Wahl des Magdeburger Campus am Herrenkrug zum zweitschönsten in Deutschland wurde dies unterstrichen. Eine 20-Jahrfeier bietet nicht nur Anlass zurückzuschauen, sondern bietet ebenso einen Blick in die Zukunft. Natürlich ist dieses schwer zu prognostizieren. Aber ein Blick beispielsweise auf die Auslastungszahlen zeigt, dass die Hochschule auf dem richtigen Weg ist – insbesondere in den Bereichen, die andernorts schwächer besetzt sind. Um im Wettbewerb um Studierende weiterhin zu bestehen, wird die Hochschule ihre permanente Reformbereitschaft und -fähigkeit beibehalten und ihre Potentiale zum Nutzen von Innovation und Entwicklung regional und überregional einsetzen. Wie auch immer die Hochschullandschaft in der Zukunft aussehen wird. Ich bin sicher, dass die Hochschule Magdeburg-Stendal in jeder denkbaren Konstellation eine wichtige Rolle spielen und ihre spezifische Note einbringen wird. Die Basis dafür wurde in den vergangenen 20 Jahren gelegt. Prof. Dr. Andreas Geiger
„Die Auslastungszahlen zeigen, dass die Hochschule auf dem richtigen Weg ist.“ Prof. Dr. Andreas GeigeR Rektor der Hochschule Magdeburg-Stendal
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20 Jahre Hochschule in Magdeburg und Stendal 5
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Die Magdeburger Volksstimme berichtete. 2
Die Einladung zur Gründungsfeier 3
Die frühere Ingenieurschule für Bauwesen in der Brandenburger Straße in Magdeburg 4
Hinterlassenschaft aus der Zeit der Sowjetarmee: Kolja aus Uschgorod war hier. 5
Der damalige Minister für Wissenschaft und Forschung Rolf Frick spricht auf der Gründungsfeier. 6 10
Die Magdeburger Fachbereiche waren über die Stadt verteilt, beispielsweise in der Virchowstraße. 7
Das heutige Rektorat (Haus 3) vor der Sanierung 8
Nach Sanierung und Neubau begann 1999 der Umzug auf den neuen Campus am Herrenkrug. 9
In Stendal wurde ebenfalls klein begonnen, in einem Fachwerkhaus mitten in der Altstadt. 10
Das neue Audimax in Stendal hat 200 Plätze. 11
Zeit zum Plaudern vor dem Hörsaalzentrum in Magdeburg 12
Heute gibt es an der Hochschule ausschließlich modernste Labore.
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Schlaglichter aus der Geschichte einer Hochschule mit zwei Standorten 2. Juli 1991 Das sachsen-anhaltische Kabinett beschließt die Errichtung der Fachhochschule Magdeburg sowie von drei weiteren Fachhochschulen.
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September 1991 Beginn des Lehrbetriebs: Die Fachhochschule Magdeburg i. G. immatrikuliert die ersten Studenten in höhere Semester. Dabei handelt es sich zum Teil um Studenten, die ein Studium an Ingenieurschulen begonnen hatten. Außerdem dabei: Teilnehmer einer zweisemestrigen Nachdiplomierung. 1. April 1992 Beginn des Lehrbetriebs im Fachbereich Sozialwesen 4. Mai 1992 Feierliche Gründung der Fachhochschule Magdeburg (Bild 1)
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25. September 1992 Eröffnung des Standortes Stendal als Teil der Fachhochschule Magdeburg – Immatrikulationsveranstaltung im Brückenkurs für Betriebswirtschaft 1995 Etwa 2.300 Studentinnen und Studenten sind an der Fachhochschule Magdeburg eingeschrieben. In Stendal startet das Direktstudium BWL mit knapp 30 Studierenden.
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Oktober 1998 Das erste Campusfest findet noch auf der Baustelle am Herrenkrug statt, damals noch als Oktoberfest. (Bild 2) Herbst 1999 Umzug des Rektorates auf den Campus am Herrenkrug (Bild 3) 2000 Alle Magdeburger Fachbereiche haben ihren Sitz auf dem neuen Campus. Die Verteilung auf fünf Standorte in Magdeburg ist beendet. 19. Juli 2000 Konzilsbeschluss zur Umbennung in Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) im Zusammenhang mit der Zusammenlegung der Fachhochschule Magdeburg mit der Fachhochschule Altmark i.G.
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12. März 2001 Umzug in Stendal auf den Campus an der Osterburger Straße, nur Haus 2 ist nutzbar (Bild 4) 30. September 2004 Der TV-Moderator und Autor Ulrich Wickert wird erster Honorarprofessor der Hochschule (Bild 5)
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1. August 2004 Die Hochschule übernimmt mit dem Beginn die Projektführung der German-Jordanian University, die sich am Modell deutscher Fachhochschulen orientiert. Beginn des Wintersemesters 2005/2006 Umstellung der Studiengänge auf die Abschlüsse Bachelor und Master ist abgeschlossen 20. Mai 2006 Erste Lange Nacht der Wissenschaft in Magdeburg – 1.500 Neugierige besuchen die Hochschule 14. Juli 2007 MTV Campus Invasion mit 12.000 Besuchern auf dem Campus am Herrenkrug
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24. Mai 2008 Die erste Kinderuni in Stendal findet statt (Bild 6)
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5. Juni 2008 Feierliche Einweihung von Haus 3 auf dem Campus in Stendal (Bild 7) 8. Juli 2008 Zum ersten Mal lädt die Hochschule Bewerber ein, um für den Studienort zu werben, bevor die Zulassungen verschickt werden. 7. Juli 2009 Einweihung des Spielplatzes auf dem Campus am Herrenkrug (Bild 8) 26. März 2010 Die Hochschule wird offizielles Mitglied des größten Verbandes europäischer Hochschulen, der EUA – European University Association.
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11. Juni 2010 Bundesministerin Kristina Schröder überreicht dem Rektor das Zertifikat für das Audit „Familiengerechte Hochschule“ (Bild 9) 6. Oktober 2010 Übergabe der neuen Mensa in Stendal 2011 Die Hochschule wird im Rahmen des Qualitätspaktes Lehre in einer Gesamthöhe von 5,25 Millionen Euro vom Bundesministerium für Forschung und Lehre (BMBF) gefördert. Der Wettbewerb hatte sich zum Ziel gesetzt, den Stellenwert der Lehre durch bessere Studienbedingungen und didaktische Fähigkeiten der Lehrenden zu erhöhen. Zentraler Fokus wird die Gründung eines Zentrums für Lehrqualität und Hochschuldidaktik sein und die Verbesserung der Betreuungsqualität.
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13./14. Mai 2011 Erste gemeinsame Campus Days mit der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg und der Stadt Magdeburg (Bild 10) 13. Oktober.2011 Einweihung von Haus 1 in Stendal, alle Häuser sind saniert bzw. neu gebaut 9
Gründungsdekane der Magdeburger Fachbereiche Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Dippe, Maschinenbau Prof. Dr. Andreas Geiger, Sozialwesen Prof. Dr.-Ing. Götz Grosche, Bauwesen Prof. Dr. Elke Jahn, Chemie Prof. Dr.-Ing. Günter Peter, Wasserwirtschaft Prof. Dipl.-Ing. Herbert Prausner, Elektrotechnik Prof. Werner Schulze-Bahr, Design Prof. Dr. Margarete Sohst, Fachkommunikation
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Gründungsbeauftrager zweier Hochschulen Es ist ein saniertes Haus voller alter Schätze, in das der zweifache Gründungsrektor zum Gespräch eingeladen hat. Bücher füllen das Erdgeschoss, eine Treppe höher folgen aus dem Abfallcontainer gerettete Utensilien einstiger Magdeburger Ingenieurausbildung. Gerade erst 20 Jahre sind seit dem Start in Magdeburg vergangen, in denen sich mehr als nur die Technik in den Hochschulen sehr geändert hat. Ein Interview mit Hans-Jürgen Kaschade, der 1991 aus Niedersachsen nach Magdeburg abgeordnet wurde, um die Fachhochschule Magdeburg aufzubauen. Wie kam es dazu, dass Sie Gründungsbeauftragter in Magdeburg wurden? Professor Werner Münch, der damals Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt war, kannte mich aus der gemeinsamen Zeit als Rektor. Er war Rektor in Vechta, ich an der FH Braunschweig/Wolfenbüttel. Es gab 1990 aus den Fachschulen in Magdeburg die Initiative, sich im Westen umzusehen. Die Fachschulen sollten jedoch nicht überführt, eine Fachhochschule sollte neu gegründet werden.
„… das war die Chance mit den Kollegen aus der DDR zu sagen, das wollen wir, das machen wir.“ Prof. Hans-Jürgen Kaschade Gründungsrektor der Hochschule Magdeburg-Stendal 1940 geboren in Tilsit (Ostpreußen) 1957-60 Tischlerlehre 1961-67 Lehramtsstudium und Sozialpäda gogikstudium 1967-71 Referendariat und Studienjahr in den USA 1971-73 Wiss. Assistent an der Pädagogischen Hochschule in Lüneburg 1974 Professor für Allgemeine Sonde rpädagogik 1977-81 Dekan am Fachbereich Sozialwesen der FH Braunschweig/Wolfenbüttel 1981-89 Rektor und Prorektor 1991-98 Gründungsbeauftragter und Rektor der FH Magdeburg 1995-2000 Gründungsbeauftragter und Rektor der FH Altmark i. G. 2000-2002 Nebenberuflicher Geschäftsführer des BIC in Stendal heute: - Wirtschaftsvertreter im Landeshochschulrat Brandenburg - Gründer und Gesellschafter der Firma FensterArt GmbH & Co. KG Werneuchen und der FensterART Immobilien GbR - Geschäftsführer der H. und H. Kaschade-Stiftung in Stendal - Bildungsberatung in China, Russland und Peru
Unter welchen Bedingungen sind Sie dem Angebot gefolgt? Ich hatte drei Bedingungen: Die Dekane sollten aus den neuen Bundesländern kommen, was mehrheitlich gelungen ist, denn das geeignete Personal aus den Fachschulen sollte ein Chance bekommen. Ich wollte einen Dienstwagen – egal was für einen. Es war dann ein Wartburg. Der Minister für Wissenschaft und Forschung, Rolf Frick, war einverstanden. Wir waren dann schneller als der Landtag das Gesetz beschlossen hat. Die Lehre hatte schon begonnen, als wir am 4. Mai 1992 die offizielle Gründungsfeier hatten. Der Minister war eben sehr moderat und zielorientiert. Nur die Raumsituation war katastrophal, und die Technik anfangs unzureichend. Es war wie in der DDR noch üblich, Briefe zu schreiben statt zu telefonieren und Diktate zu stenografieren anstatt ein Diktiergerät zu nutzen. Da musste umgelernt werden, das war ein Milieubruch. Ich stand auch selbst unter Druck. 16 bis 18 Arbeitsstunden am Tag waren normal. Aber es hat Spaß gemacht! War es schwierig für Sie, sich auf die Mentalität der Ostdeutschen im Arbeitsleben einzustellen? Das muss man auf zwei Ebenen sehen. Das eine ist die fachliche, das andere ist die persönliche Seite. Fachlich war es nicht das Problem mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die an Bildung interessiert waren, speziell an Fachhochschulbildung. Da ging es in erster Linie um technische Bereiche. Da finden Sie sehr schnell eine Sprache, denn eins und eins ist eben überall zwei. Dagegen ist es im sozialen Bereich schwieriger, es gibt die Vielschichtigkeit von Dingen, man kann Meinungen haben. Der zweite Punkt beinhaltet, dass man mehr persönliche Beziehungen braucht, um erfolgreich tätig zu sein. Der Wille zur Umstellung war auf beiden Seiten Voraussetzung. Das verlief vielleicht nicht immer so reibungslos. Man musste etwas aufbauen, was mir vertrauter war als denen, die in das System hineingekommen waren. Da brauchte man etwas länger, um nachzuvollziehen, dass aufgrund der anderen Sozialisation nicht alles so schnell verstanden werden konnte. Die Mehrzahl der Gründungsdekane sollte aus dem Osten kommen. Galt das auch für das Verwaltungspersonal? Dafür galt es zu 100 Prozent. Ich habe keinen eingestellt aus den alten Ländern – vom Kanzler angefangen, der übrigens erst recht spät dazukam. Ich wollte die Verwaltung im ersten Jahr selber leiten. Ich wollte den direkten Zugang zu denen, die die Verwaltung aufbauten. Mir ging es um eine Einheit zwischen der Verwaltung und den Lehrenden, zwischen der Verwaltung und den Dekanen, die ich zum Glück bis auf einen alle aus dem Osten rekrutieren konnte. Sie sollten merken, dass die Verwaltung kein Fremdkörper ist. Es war nötig, mutige Entscheidungen zu fällen. Und machen wir uns nichts vor: Im Westen ist nicht jeder mutig – sie ziehen sich hinter Gesetze zurück, und dann können sie nichts mehr machen. Das konnten wir nicht brauchen, und das war die Chance mit den Kollegen aus der DDR zu sagen, das wollen wir, das machen wir. Daran sollten die Dekane teilhaben. Das ist gut gelungen, denn sie sprachen die gleiche Sprache. Ich musste mich denen anpassen und sie sich nicht mir – anders, als wenn wir eine Übermacht aus dem Westen gewesen wären.
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Wäre eine solche Gründungsgeschichte heute noch einmal möglich? Ich denke, es wäre nicht ganz so möglich. Unser Handeln war damals schneller als die Gesetze kamen. Aber wenn ich zum Beispiel Stendal sehe, wo wir 1992 begonnen haben: Da haben wir Dinge getan, die wir eigentlich nicht hätten tun können, weil die Gesetze anders waren. Das wäre auch heute noch möglich, wenn Sie eine Vision haben und das Standing, sich gegenüber Ministerialbeamten zu behaupten. In Stendal haben wir die Zeitprofessur eingeführt und jeder Student musste ins Ausland gehen. Wir haben Firmen gegründet, die Aufgaben der Hochschule übernahmen. Das war 1998, also auch nicht mehr in der ganz spontanen Zeit. Ich bin überzeugt, das ginge auch heute noch, bedarf aber einer Teamarbeit. Freut es Sie, wenn Sie sehen, dass Stendaler Neuerungen auch in Magdeburg Schule machen, so wie das Auslandssemester – auch wenn es nicht in allen Studiengängen Pflicht ist? Ich würde es nicht nur auf Magdeburg und Stendal beziehen. Ich begrüße es, wenn Hochschulen sich öffnen, wenn sie jungen Menschen Dinge ermöglichen, etwa ins Ausland zu gehen. Da könnte man sogar noch viel mehr tun. Bildung muss man neu sehen, wenn so viele Menschen an Hochschulen studieren. Dann kann ich sie nicht mehr so schulen, wie es mit 500.000 ging. Durch die Menge bedingt findet man dort die unterschiedlichsten Interessenslagen. Wir haben den, der fachlich tief studieren und Wissenschaftler werden will. Aber wir haben auch den, der ein breites Studium anlegen, der in die Wirtschaft möchte. Der sagt vielleicht: Ich studiere Philosophie und leite später den Siemens-Konzern. Darauf müssen wir uns einstellen. Ich bin ja nun selbst in der Wirtschaft gelandet und weiß, dass dort andere Dinge verlangt werden, als wir in den Hochschulen lehren. Gab es in der Gründungsphase klare Zielvorgaben mit Zahlen so wie wir es heute kennen? Es gab Vorgaben des Wissenschaftsrates, an denen man sich orientieren sollte. Die waren wissenschaftlich gut gemacht, wurden aber nicht genau so umgesetzt. Das betraf die Akzentuierung und die Personalstruktur. Die Realität wich von der Theorie ab. Man wusste, dass man niemanden zwingen kann, etwas Bestimmtes zu studieren. Gerade die Ingenieurbereiche hatten 1991/92 enorme Schwierigkeiten, Studenten zu rekrutieren. Anders bei Sozialwesen, da habe ich gesagt: Das kann ich auf dem Mond anbieten, da kommen trotzdem Studenten. Es ging ja auch darum nachzuweisen, dass diese Hochschule sich rentiert. Nur mit Ingenieurstudenten wäre man schnell ins Hintertreffen gekommen. Trotzdem gab es den Auftrag in der Region Magdeburg, die technische geprägt ist, Studienplätze in solchen Bereichen anzubieten, damit die jungen Menschen zum Studium hierbleiben konnten. Wir waren anfangs nicht so gut ausgestattet und sind nach Wolfenbüttel gefahren, um dort Laborübungen zu machen. Es ging mit Bus hin und in der Jugendherberge wurde übernachtet. Die Studenten haben mitgespielt, weil sie an neuen, in Magdeburg noch nicht verfügbaren Geräten arbeiten konnten. Heute haben die Neugründungen der 90er Jahre längst aufgeholt und manche überholt. Die demographische Situation beschäftigt uns heute sehr stark. Sehen Sie die Chance, dass die Westler künftig öfter für technische Studiengänge zu uns kommen? Oder bleiben sie lieber in der Nähe der Eltern? Ich glaube, Sie haben Recht. Aber das hat nichts mit West und Ost zu tun. Wir sind früher noch möglichst weit weg gegangen zum Studium. Heute spielt das soziale Umfeld eine größere Rolle. Wo sind die Freunde usw. Es bleibt die Frage: Wie attraktiv kann man werden? Gibt es Besonderheiten, die man woanders nicht findet? Darüber machen sich die
Gremien immer mehr Gedanken. Oder vielleicht verändert sich die Gesellschaft, und man geht wieder weit weg von Muttern. Es hat etwas mit Mentalität zu tun, mit Verhaltensweisen, mit Heimatgefühl. Werden bei demographischem Rückgang mehr pro Jahrgang studieren, dann entsteht kein Problem. Kommt es anders, sehe ich das aber auch nicht als Schwierigkeit an, Hochschulen könnten dann intensiver betreuen. Wenn Sie Ihre Aufbauarbeit einschätzen, zu welchem Ergebnis kommen Sie? In Magdeburg ist das gelungen, wofür ich angetreten bin. Es ging darum, schnell eine funktionstüchtige Hochschule aufzubauen und keinen Zwischenraum zwischen alten Angeboten und neuen Studiengängen entstehen zu lassen. Am Standort Herrenkrug habe ich auch einigen Anteil. Wir haben ja drei alternative Standorte geplant, der am Herrenkrug ist zweifellos der am besten geeignete. Eine Sache hätte ich mir noch gewünscht – eine stärkere Kopplung mit der Wirtschaft beispielsweise über An-Institute. Ich kenne das aus Amerika, China und Großbritannien, wo Hochschulen Betriebe haben. So fördert man Studenten, sich selbständig zu machen. Das wünschte ich gerade für Fachhochschulen viel stärker. Wir rufen Studenten zu: Macht euch selbständig! Nur der Professor sagt: Ich bin Beamter, bitte nicht ich. Wussten Sie, dass der Campus am Herrenkrug in einer Onlinebefragung zum zweitschönsten in Deutschland gewählt worden ist? Das freut mich. Ich finde ihn jetzt auch sehr gut, nicht so extravagant bebaut, sondern einfach, wie es besser in die Landschaft passt. Er hat viel Freiraum. Er ist für internationale Studenten attraktiv. Ich würde gern noch eine Sache sagen zur Stiftung und zur „Buschzulage“ (Erl.: Von 1990 bis Mitte 1995 gab es eine Sonderzahlung für Beamte aus Westdeutschland, die im Osten zusätzlich zum Westgehalt bezahlt wurden). Meine Frau und ich fanden, dass wir die Buschzulage eigentlich zu Unrecht bekommen haben. Wir bringen das als Geld für die Stiftung ein. Immerhin ist die Stiftung dank der Buschzulage in Stendal und nicht in Wolfenbüttel oder in Braunschweig gelandet.
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Prominente Besucher an unserer Hochschule
Bundeskanzler Schröder besuchte die Hochschule Am 11. April 2002 informierte sich der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem Campus in Magdeburg über die Hochschule. In Begleitung des damaligen sachsen-anhaltischen Ministerpräsidenten, Dr. Reinhard Höppner, konnte er sich von der Leistungsfähigkeit der Hochschule überzeugen. Nach der Vorstellung des Profils von Lehre und angewandter Forschung durch Prof. Dr. Andreas Geiger wurden zwei interdisziplinäre Praxisprojekte präsentiert. Als Krönung des anschließenden Rundgangs gab es ein Glas Bier für die Gäste: Serviert vom Roboter im Institut für Maschinenbau, der zuerst sowohl die Flasche geöffnet als dann auch perfekt eingeschenkt hatte.
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Ulrich Wickert – erster Honorarprofessor der Hochschule Der ehemalige Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert ist der erste Honorarprofessor der Hochschule Magdeburg-Stendal. Am 30. September 2004 erhielt er während einer akademischen Festveranstaltung im Audimax seine Berufungsurkunde aus den Händen des sachsen-anhaltischen Kultusministers, Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz. Bereits einen Tag später begrüßte Ulrich Wickert die neuen Studierenden auf deren Immatrikulationsfeiern. Am 22. und 23. Oktober des gleichen Jahres hielt Professor Wickert sein erstes Blockseminar zum Thema „TV-Journalismus“ für 20 fortgeschrittene Studierende des Studiengangs Journalistik/Medienmanagement.
Bundeskanzlerin Merkel auf Bildungsreise an der Hochschule Als letzte Station ihrer Bildungsreise besuchte die Bundeskanzlerin Angela Merkel am 9. Oktober 2008 die Hochschule Magdeburg-Stendal. Am Magdeburger Standort der Hochschule informierte sie sich über Weiterbildungsprogramme. Im Fokus stand dabei eine studienergänzende Weiterbildung für arbeitslose Akademiker. Im Bereich Maschinenbau wird dieses 13-monatige Programm seit 2001 mit Unterstützung der Otto Benecke Stiftung e. V. angeboten. Die Bundeskanzlerin wurde u. a. begleitet vom damaligen Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer und Prof. Dr. Lothar Theodor Lemper, Präsident der Otto Benecke Stiftung.
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Telefone gab es nicht Als Lehrbeauftragte für besondere Aufgaben im Fachbereich Sozialund Gesundheitswesen ist Ramona Stirtzel seit 1992 Mitarbeiterin der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sie berichtet von den Anfängen des Studiengangs Sozialwesen, einem Fach, das es in der DDR nicht gab. Wie kam es dazu, dass Sie am Aufbau des Fachbereiches mitwirken konnten? Der Gründungsrektor, Professor Hans-Jürgen Kaschade, hat mich gefragt, weil er wusste, was ich studiert habe. Das war im Januar 1992. Aber ich wollte gar nicht an die Hochschule! Ich hatte beruflich andere Ziele. Er hat mich jedoch mit seinem Konzept und Enthusiasmus überzeugt. Welche Schwierigkeiten waren am Anfang zu meistern?
„Aufnahmegespräche für den Studiengang haben wir bis spät in den Abend geführt.“ Dipl. SozialPädagogin Ramona Stirtzel Lehrkraft für besondere Aufgaben im Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen
Im April 1992 begann das erste Mal das Direktstudium mit ungefähr 30 Anfängern. Vorher mussten Curriculum, Prüfungsordnung usw. erstellt werden. Auch die Immatrikulationen liefen noch über den Fachbereich. Wir waren nur eine Handvoll Leute, die das alles vorbereitet haben. Die räumliche Situation war schwierig. Wir saßen in der Virchowstraße und hatten nur drei Räume. Gegenüber saß die Wasserwirtschaft ebenfalls in drei Büros. Telefone gab es nicht. Der Gründungsdekan des Fachbereichs, Prof. Dr. Andreas Geiger, bekam ein mobiles Telefon. Das war groß und schwer und musste hin und her getragen werden. Dieses tragbare Telefon war eigentlich untragbar. In der Gorkistraße waren die Bedingungen besser, aber auch dort wurde es bald zu eng. Wir saßen zusammen mit Dyckerhoff-Beton und dem Hotel Stadtfeld in einem Gebäude. Übrigens: Beim Umzug im privaten PKW saß „Emil“ auf meinem Beifahrersitz, ein Skelettmodell für die Gesundheitsförderer. Die Polizei stoppte das verdächtige Fahrzeug und wollte diesen Beifahrer unbedingt kennenlernen. Sozialwesen war ein Fach, das es vorher in der Region bzw. DDR nicht gab … Ja, es begann als Studiengang Sozialwesen mit zwei Vertiefungsrichtungen: Soziale Arbeit und Sozialpädagogik. Andere Fächer hatten eine andere Ausgangsbasis, denn im sozialen Bereich mussten die Verbände sich erst gründen und etablieren. Das soziale Netzwerk musste erst entstehen. Eine der größten Herausforderungen waren die Leute, die biografische Brüche hatten und die neuen Abschlüsse brauchten. Aufnahmegespräche für den berufsbegleitenden Studiengang haben wir bis spät in den Abend geführt. Welche Unterschiede sehen Sie zwischen den Anfangsjahren und heute? Es gab damals viele Studierende mit beruflichem Hintergrund. Viele waren älter als ich. Sie wollten die Chancen nutzen, die sich durch die neuen Angebote ergeben haben. Für viele war es ein lang gehegter Wunsch, in dieses Arbeitsfeld zu kommen. Heute sind die Studierenden viel jünger und kommen oft ohne berufliche Vorbildung zu uns. Die Praxisbezüge herzustellen, ist aufwändiger geworden. Die jetzigen Studierenden müssen auch deutlich mehr Nebenjobs nachgehen, um ihr Studium zu finanzieren. Wie sehen Sie die Hochschule heute? Sie hat sich sehr gut entwickelt, ist etabliert in der Region und über die Landesgrenzen hinaus. Wir haben Praxiskontakte auch ins Ausland. Das freut mich im Rückblick. Der Campus sucht seinesgleichen in Deutschland. Ein Gast aus England sagte einmal: „Der Blick aus Deinem Fenster ist wie in Eton.“ Vielleicht habe ich auch deswegen noch nie so lange an einer Stelle gearbeitet wie hier.
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Es war viel politische Lobbyarbeit nötig Eine Fachhochschule in Magdeburg aufbauen zu wollen, war ein frühes Anliegen von Prof. Dr.-Ing. Götz Grosche, einem der Mitbegründer des Vereins Pro FH. Auch als Gründungsdekan des Fachbereichs Bauwesen gehört er zu den Mitgestaltern der ersten Stunde. Wie kam es dazu, dass Sie am Aufbau des Fachbereiches mitwirken konnten? Es gab zur Wende vier Ingenieurschulen in Magdeburg. Ich hatte bei einem Besuch 1987 in Hildesheim bereits den Begriff Fachhochschule kennengelernt und bin nach der Wende gleich wieder dorthin gefahren, um mich genau zu erkundigen. Ähnliches haben auch andere Kollegen getan. Mitarbeiter aller vier Ingenieurschulen haben dann 1990 den Verein Pro FH gegründet. Wir haben ein dickes Programm geschrieben mit allen Fächern – bis auf Sozialwesen, das kannten wir noch nicht. Ich war Vereinschef. Wir hatten sogar die Lehrinhalte erarbeitet. Es war außerdem viel politische Lobbyarbeit nötig, um das hinzukriegen. Ich glaube, ohne uns hätte Magdeburg keine Fachhochschule bekommen. Welche Schwierigkeiten waren am Anfang zu meistern? Ganz zu Beginn gab es lediglich drei Fachbereiche, Maschinenbau, Elektrotechnik und das so genannte Bauwesen. Erst 1993 wurden mit Hilfe des Rektors Hans-Jürgen Kaschade aus dem Fachbereich Bauwesen zwei Fachbereiche: Bauwesen und Wasserwirtschaft. Ich wurde als Professor berufen und dann als Gründungdekan für Bauwesen eingesetzt. Ich arbeitete in der Brandenburger Straße, wo die Ingenieurschule ihren Sitz hatte. Es gab eigentlich keine großen Probleme. Der Verein hatte Abiturienten dazu aufgerufen, an der FH zu studieren, die Nachdiplomierungen der ehemaligen Absolventen standen an und die Lehrprogramme waren ausgearbeitet. Auch dank der örtlich vorhandenen Lehrkräfte konnte der Lehrbetrieb also sofort beginnen. Durch die Weiternutzung der Räume der Ingenieurschule waren die technischen Bedingungen unproblematisch. Erwähnen möchte ich insbesondere Professor Axel Töpfer aus Hildesheim, der beim weiteren Aufbau Hilfe leistete. Welche Rolle spielte der Verein Pro FH in den ersten Jahren? Er wandelte sich zu einem Förderverein für die Fachhochschule. Wir Kollegen vom Fachbereich Bauwesen haben über den Verein im Auftrag des Arbeitsamtes Maschinenbauingenieuren zu Bauingenieuren umgeschult, damit sie neue Arbeit finden konnten. Das lief ungefähr vier Jahre lang. Ein Teil des Honorars floss in den Verein, der davon heute noch profitiert. Dieses Modell halte ich nach wie vor für vorbildhaft. Welche Unterschiede sehen Sie zwischen den Anfangsjahren und heute? Wir haben damals für acht Semester geplant. Dass sich das nun mit Bachelor und Master auf zehn Semester summiert, freut mich sehr. Das ist jetzt ein richtiges Hochschulstudium. Ich halte übrigens die Evaluierungen und Überprüfungen, wie sie heute stattfinden für gerechtfertigt – wenn es zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch führt. Wie sehen Sie die Hochschule heute, was fehlt noch? Da habe ich einige Wünsche. Unbedingt kommen müsste noch das verpflichtende Auslandssemester – zumindest innerhalb der EU. Ich sehe große Chancen darin, wenn man die Unterschiede kennenlernt und ausgleichend wirken kann. Es wäre schön, wenn die vorbildenden Einrichtungen besser auf das Studium vorbereiten würden. Ingenieure sind oft nicht die begnadeten Redner, in das Gebiet sollte mehr investiert werden. Der Standort Magdeburg wird viel gelobt wegen des vielen Grüns, ihm würde allerdings ein Platz für Lehre im Freien gut tun – so wie Stendal ihn bekommt. Um über den Campus hinauszublicken: Als Architekten haben wir vor schon knapp zehn Jahren mit internationaler Beteiligung Entwürfe erarbeitet, wie der Wissenschaftshafen an Uni und Hochschule angebunden werden kann. Ich wünsche mir überhaupt mehr Kooperationen beider Einrichtungen.
„Dank der örtlich vorhandenen Lehrkräfte konnte der Lehrbetrieb sofort beginnen.“ Prof. Dr. Götz Grosche Vorsitzender des Fördervereins Pro FH
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Erwachsen, aber noch nicht am Ziel So wie ein Arzt bei einem Patienten Temperatur, Puls oder Blutzucker messen kann, können auch Hochschulen Instrumentarien zur Messung und Verbesserung der Qualität, Zufriedenheit und Nachhaltigkeit einsetzen. Ein Gespräch mit Prof. Dr. Anne Lequy, Prorektorin für Studium und Lehre. Inwiefern hat sich in den letzten 20 Jahren die Qualität in der Lehre entwickelt?
„Wir bieten neuartige Studiengänge an, die den Veränderungen der Gesellschaft Rechnung tragen.“ Prof. Dr. Anne Lequy Prorektorin für Studium und Lehre
Vor 20 Jahren hat man Qualität anders definiert und sich nicht so sehr bemüht, diese zu messen. Aber das tun wir jetzt. Das heißt u.a. dass man Studierende befragt, man erhebt Statistiken über Verbleibsquoten u.ä., führt Interviews oder entwirft Leitfäden. Qualität ist auch Zentrum unseres Leitbildes. Für die Studierenden bedeutet das: gute Lehre, schnelles, effizientes Studium, gute Vorbereitung auf die Praxis. Unser Auftrag ist es, für die Wirtschaft und Gesellschaft auszubilden und den nehmen wir ernst. Die Beobachtung und der Druck seitens Politik und Berufswelt sind also durchaus gerechtfertigt. So bieten wir neuartige Studiengänge an, die den Veränderungen der Gesellschaft Rechnung tragen, wie z.B. am Standort Stendal der berufsbegleitende Studiengang Bildung, Erziehung und Betreuung im Kindesalter – Leitung von Kindertageseinrichtungen. Die Hochschule ist mittlerweile erwachsen geworden und schon sehr weit in der Qualitätsmessung. Stichwort Qualitätspakt Studium und Lehre: Das Geld ist zugesagt, wie geht es jetzt weiter? Das Projekt ist am 1. Oktober 2011 angelaufen, und wir können jetzt fünf Jahre lang Drittmittel dafür verwenden. Es wird ein Zentrum für Lehrqualität und Hochschuldidaktik entstehen. Wir erhoffen uns eine Abdeckung im Bereich Hochschuldidaktik – wie bildet man sich als Hochschuldozent weiter, damit man besser lehrt – und Wissensmanagement – wie verbessert man Servicequalität und Informationsfluss an der Hochschule. Neben Forschung und Lehre müssen wir den Bereich Weiterbildung als dritte Säule etablieren, das lief bisher über An-Institute, und das möchten wir gerne zukünftig direkt über das Hochschuleigene Zentrum für Weiterbildung laufen lassen. Wie schätzen Sie den gegenwärtigen Entwicklungsstand der Studiengänge an der Hochschule ein? Sind unsere Studiengänge konkurrenzfähig? Bologna ist bei uns angekommen, seit 2005 bieten wir nur noch Bachelorund Master-Studiengänge an. Wir sind zwar erwachsen geworden, aber wir sind noch nicht am Ziel angelangt. Wir haben immer die Bestrebungen, die Curricula anzupassen. Denn die Welt ändert sich, es werden neue Berufsfelder kreiert. Vor fünf Jahren hat man vielleicht noch nicht so viel Wert auf Ausbildung in Faserverbundtechnik und Leichtbau gelegt, jetzt ist es aber soweit, und wir bieten mit Maschinenbau/Composite Technologien einen dualen Studiengang dafür an. Das ist eine Reaktion auf Bedarfe, die nur geschieht, wenn man sich selber überprüft und sich anpasst. Wir müssen aber auch darauf reagieren, dass sich unsere Zielgruppe – die Studienbewerber und -anfänger – ändert. Es wird nötig, Brückenkurse, Tutorien, Mentorenprogramme anzubieten. Jetzt müssen wir verstärkt an Leute denken, die Kinder zu betreuen oder einen Pflegefall in der Familie haben oder an Leute, die sich nachqualifizieren möchten. Was sind die Herausforderungen in der Zukunft? Im Moment stehen wir einer Entwicklung gegenüber, die es vor 15 Jahren noch nicht gab: der Geburtenrückgang. Zwischen 2009 und 2010 gab es beispielsweise in Sachsen-Anhalt 27% weniger Abiturienten, d.h. ein Viertel der potenziellen Studienanfänger waren schlichtweg nicht mehr da. Daher ist es gut, dass wir nur einen leichten Rückgang von 5% bei den Bewerbungen verzeichnen, was natürlich mit Marketinganstrengungen verbunden ist. Man hat ausgerechnet, dass in der Stadt Magdeburg zwischen 2006 und 2010 die Zahl der für uns interessanten Zielgruppe der 17- bis 20-Jährigen um fast die Hälfte reduziert wurde. Es wird also noch schlimmer. Deshalb müssen wir versuchen, mit neuen Ideen die Zielgruppen für uns zu begeistern. Das sind alles existenzielle Entscheidungen, die über unsere Zukunft als Hochschule entscheiden.
20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal // 17
Das Geld ins Land holen Seit fast zehn Jahren ist die Hochschule Magdeburg-Stendal damit beschäftigt, die Schnittstelle zwischen Hochschule und Wirtschaft aufzubauen und zu festigen. Ein Gespräch mit Prof. Dr. Jan Mugele, Prorektor für Forschung, Entwicklung und Technologietransfer. Das Motto zum Jubiläum der Hochschule lautet: 20 Jahre Qualität in Forschung und Lehre. Was ist da dran? In den letzten 20 Jahren hat sich sehr viel getan. Unser Leitbild beschreibt unseren Anspruch ziemlich gut, hier heißt es: „Wir stehen für hochwertige anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung“. Diesem Anspruch fühlen wir uns auch verpflichtet. Man muss dazu wissen, dass Fachhochschulen bei ihrer Gründung eigentlich nicht für Forschung konzipiert waren. Trotz des fehlenden Mittelbaus und anderer struktureller Nachteile steigt die Anzahl der eingeworbenen Drittmittel und der Großprojekte von Jahr zu Jahr kontinuierlich. Das ist eine riesige Leistung, die hier die Kolleginnen und Kollegen erbringen, zu der ich nur gratulieren kann. Dies zeigt ganz deutlich, dass auch an Fachhochschulen exzellente Forscherinnen und Forscher arbeiten. Ganz aktuell konnten wir das erste Graduiertenstipendium für ein Promotionsvorhaben an unserer Hochschule vergeben, für den wissenschaftlichen Nachwuchs ist also auch gesorgt. Ein weiteres wichtiges Indiz sind die vielen engen Partnerschaften mit der regionalen Wirtschaft. Diese funktionieren nur, wenn Leistungen in hoher Qualität erbracht werden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass der Forschungsbereich auch in Zukunft prosperieren wird und wir noch viele tolle Projekte sehen werden. Was sind herausragende Projekte in Vergangenheit und Gegenwart? Als ein Projekt lässt sich das KAT nennen, das Kompetenznetzwerk für Angewandte und Transferorientierte Forschung der Hochschulen in SachsenAnhalt. Über dieses Netzwerk sind die Universitäten und Hochschulen des Landes miteinander verbunden, stehen in ständigem Austausch, welche Forschungsleistungen in den einzelnen Instituten angeboten werden. Herausragend ist das MINTECO-Projekt, das mit 1,8 Millionen Euro in zwei Jahren als bisher größtes der Hochschule gefördert wurde. Dieses wurde federführend von Professor Johann Hinken vom Institut für Elektrotechnik begleitet. Ein gerade angelaufenes Projekt ist Teil des Projektes „Energieeffiziente Stadt Magdeburg“, in dessen Rahmen unsere Hochschule mit 1,4 Millionen Euro gefördert wird und das eine starke Strahlkraft in die Region haben wird. Es geht darum, dass der Energieverbrauch der Stadt Magdeburg effizienter erfolgen soll. Wichtige Inhalte sind dabei ein Energie-Geoinformations- und ein Stoffstrommanagementsystem. Betreut wird das Projekt von Professor Manfred Voigt vom Fachbereich Wasser- und Kreislaufwirtschaft und von Professor Konrad Hinrichsmeyer vom Fachbereich Bauwesen. Wie wollen Sie in Zukunft dafür sorgen, dass die Hochschule noch erfolgreicher wird beim Einwerben von Drittmitteln? Die Hochschule ist schon sehr erfolgreich beim Einwerben von Drittmitteln. So sind wir Mitglied der European University Association (EUA) geworden. Und das werden nur Fachhochschulen, die einen hohen Anteil an PeerReviewed Forschungsprojekten haben, im Moment sind dort nur 16 deutsche Fachhochschulen vertreten. Wichtig für die Zukunft sind vor allem EU-Projekte. Wir hatten bereits im 7. Rahmenforschungsprogramm der EU ein tolles Projekt: der fersenlose Turnschuh von Dr. Peter Gerth aus dem KAT-Kompetenzteam. Der große Vorteil an EU-Projekten ist, dass wir dort Geld für Sachsen-Anhalt bekommen können, das nicht aus Sachsen-Anhalt kommt. Wir möchten Geld ins Land holen, um damit herausragende Projekte durchzuführen und ganz nebenbei auch Arbeitsplätze zu schaffen!
„Die Hochschule ist schon sehr erfolgreich beim Einwerben von Drittmitteln.“ Prof. Dr. Jan Mugele Prorektor für Forschung, Entwicklung und Technologietransfer
18 // 20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal
Die Hochschule schafft das Angesichts des demographischen Wandels und der zunehmenden Hochschulautonomie wird es wichtiger werden, nicht nur zu vermitteln, wie attraktiv und leistungsfähig die Hochschule ist, sondern Attraktivität und Leistungsfähigkeit auch zu erhöhen. Ein Gespräch über Wettbewerbsdruck und den Standort Stendal mit Prof. Dr. Wolfgang Patzig, Prorektor für Hochschulentwicklung und -marketing. Wie hat sich das Modell Hochschule in den letzten 20 Jahren gewandelt?
„Wir haben die Hochschulpaktzahlen erfüllt und werden das auch zukünftig erreichen.“ Prof. Dr. Wolfgang Patzig Prorektor für Hochschulentwicklung und -marketing
Die zunehmende Hochschulautonomie stellt neben dem Bologna-Prozess einen der größten strukturellen Wandel dar. Früher wurden Hochschulen mehr oder minder durch Ministerien gesteuert, die Entscheidungsmöglichkeiten auch bezüglich des Budgets waren sehr eingeengt. In den letzten Jahren änderte sich dies zunehmend: Die Entscheidungsmöglichkeiten der Hochschule nehmen glücklicherweise zu. Hiermit wächst aber auch der Rechtfertigungsdruck bezüglich der Mittelverwendung. Wir haben schon vor Jahren begonnen, einerseits unser Budget genauestens zu planen und andererseits Informationen zu quantitativen und qualitativen Steuerungsgrößen zu erfassen, um Stärken und Schwächen diagnostizieren zu können. So verfügen wir heute z.B. über ein leistungsfähiges Kapazitätsmodell, welches uns zur Studiengangsplanung dient, wie auch über ein internes Flächenmodell. Leistungsanreize können auf der Ebene der Fachbereiche, z.B. durch die leistungsorientierte Mittelverteilung, umgesetzt werden. Gleiches gilt auf Ebene der Professorinnen und Professoren im Rahmen der leistungsabhängigen Bezahlung (W-Besoldung). Insbesondere bezüglich der Qualität haben wir ein umfangreiches Kennzahlen-System etabliert; Neben der Lehrevaluation beteiligen wir uns am Studienqualitätsmonitor, einem Evaluationsverfahren des Hochschulinformationssystems (HIS). Darüber hinaus erheben wir z.B. die Gründe für Studienabbruch und befragen unsere Absolventinnen und Absolventen. Alle diese Daten geben uns Möglichkeiten, die Qualität zu verbessern und die Effizienz zu erhöhen. Wo steht die Hochschule im Bereich Marketing? Der demographische Wandel hat die Hochschulen bereits vor zwei Jahren erreicht. Die Abiturientenzahlen in Sachsen-Anhalt haben sich im Vergleich zu 2008 in diesem Jahr halbiert. Als Maßnahmen haben wir viele Marketing-Aktivitäten entwickelt und z.B. die Hochschulscouts ins Leben gerufen, für die Campus Days ein enormes Programm mit studentischen Reiseleitern, Stadttouren usw. organisiert und bereits vor einigen Jahren unter dem Motto „Studieren im Grünen“ unsere Studierenden selber zu Wort kommen lassen. Und: Mit unseren Aktivitäten im web 2.0 wie Facebook oder Twitter sind wir unter Hochschulen unserer Größe führend. Unser Fokus liegt auf den Bundesländern mit doppelten Abiturjahrgängen, mit unserer Öffentlichkeitsarbeit gehen wir dort sowohl geographisch als auch zielgruppenorientiert zu Werke. Die gute Nachricht ist: Wir haben und werden die Hochschulpaktzahlen erfüllen. Was ist am Standort Stendal in den letzten Jahren passiert? 2006 gab es eine Spendenaktion, mit der wir den Bau von Haus 3 vorziehen konnten. Dazu war es notwendig, dem Land diese zwei Jahre vorzufinanzieren. Da die Zinsen sehr niedrig waren, kam ich auf die Idee, das über eine Spendenaktion laufen zu lassen. Wir konnten somit 100.000 Euro in der Altmark sammeln. Darauf können wir heute noch sehr stolz sein. Hinzu kam noch der Bau der Mensa 2010 und 2011 die Sanierung und Fertigstellung von Haus 1 – beides finanziert über Konjunkturpaktmittel. So konzentriert sich heute das Studierendenleben auf dem grünen Campus, und wir konnten die weiteren, in der Stadt verstreuten Standorte aufgeben. Wie ist Ihr persönlicher Ausblick? Zusammengefasst lässt sich sagen: Die Hochschule ist gut aufgestellt. Wenn unsere Entscheidungsmöglichkeiten zunehmen, dann müssen wir den Weg – auf dem wir sehr erfolgreich sind, weil wir mittlerweile viele Konzepte entwickelt haben – weiter gehen. Ich habe keine Sorgen, dass die Hochschule das nicht schaffen könnte. Für den Standort Stendal würde es mich natürlich freuen, wenn wir endlich das Kompetenzzentrum „Frühe Bildung“ einrichten könnten.
20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal // 19
Das sagen unsere Studierenden Kirsten Vilbusch (25) aus Oelde (Nordrhein-Westfalen) studiert im 7. Semester den Bachelor-Studiengang Elektrotechnik: Ich studiere in Magdeburg, um das „Experiment Osten“ zu wagen, auch wenn ich von vielen im Bekanntenkreis schief angeschaut wurde. Bei der überschaubaren Zahl von Studierenden in meinem Studiengang und Dank der aufgeschlossenen, fast familiären Atmosphäre habe ich schnell viele nette Leute kennen gelernt. Außerdem ist der Kontakt zu den Dozenten sehr gut. Unser grüner Campus lädt in den Pausen oder auch am Ende eines Studientages zum Entspannen, Grillen und Beieinandersitzen ein. Tobias Pfefferkorn (24) aus Leiferde (bei Gifhorn) studiert im 5. Semester Wirtschaftsingenieurwesen (Maschinenbau): Mir gefällt am Besten die Atmosphäre an der Hochschule. Durch die geringe Zahl an Studierenden kennen die Professoren ihre Studenten, und die Wege sind unbürokratisch und einfach unvorstellbar an großen Universitäten. Es gibt selten Warteschlangen in der Mensa, viele Räume, um in kleinen Gruppen zu lernen, und ein großes Sportangebot. Aber auch im Bezug auf Technologie und Ausstattung ist die Hochschule auf dem neuesten Stand. Das ist wichtig für uns in den technischen Studiengängen, um auch praktische Erfahrung zu sammeln. Alles in allem eine super Hochschule! Fabian Herrmann (25) aus Magdeburg studiert im 5. Semester den BachelorStudiengang Journalistik /Medienmanagement: Mein Studium hier ist für mich praxisnah und gibt Raum für Projekte – z.B. für einen selbstgedrehten Dokumentarfilm. Die Professoren sind alle vom Fach, und die Technik überwiegend auf dem neuesten Stand. In den Hochschulgremien wird konstruktiv zusammengearbeitet. Unser Campus bietet Natur, moderne Räume und eine passable Mensa. Er ist zwar etwas abgelegen, aber dafür ruhig und kompakt. Johannes Knoefel (24) aus Magdeburg studiert im 6. Semester den BachelorStudiengang Soziale Arbeit: Nach drei Jahren Studium der Sozialen Arbeit habe ich nicht nur den Grundstein für meine berufliche Zukunft gelegt. Ich habe auch gelernt, dass es unabhängig von tollen Vorlesungen und Professoren wichtig ist, selbständig zu denken und zu handeln. Dazu gehört es, selbst die Initiative zu ergreifen und in und außerhalb der Hochschule Dinge zu hinterfragen und zu kritisieren. Die Hochschule gibt mir dazu die Gelegenheit. Mein Erfolg hängt von meinem eigenen Potential ab und wie ich dieses umsetzen kann. In Magdeburg zu studieren, heißt für mich aber auch, neue Freunde zu finden, die Gemeinschaft der Studierenden zu genießen und ganz besonders auch ein Stück Heimat gefunden zu haben. Stefan Heider (29) aus Magdeburg studiert im 6. Semester den Master-Studiengang Ingenieurökologie: Ich studiere an der Hochschule, weil ich meine Heimatstadt so liebe. Die Stadt an der Elbe mit ihrem Dom, der bereits ewig über den Dächer dieser Stadt wacht. Die lange Geschichte der Stadt, mit ihren prägenden Bauwerken, sportlichen Erfolgen, Freizeitangeboten machen die Stadt für mich so interessant und liebenswert. Aber auch das Angebot der Hochschule konnte meinen Bedürfnissen nach Wissen stillen. Die Kombination aus Theorie und Praxis macht das Studieren für mich einfacher und verständlicher. Der Mittelpunkt der Hochschule ist der viel zitierte und prämierte grüne Campus, auf dem man einen lernintensiven Tag beim Grillen mit Freunden oder Sport ausklingen lassen kann. Neben diesen vielen Gründen ist es mir ein Anliegen, nicht einfach fortzugehen, sondern hier zu bleiben, um meine Heimatstadt mit zu prägen. Julia Frank (28) aus Halle studiert im 3. Semester den Bachelor-Studiengang Gesundheitsförderung und -management: Was mir besonders an der Hochschule Magdeburg-Stendal gefällt, ist die Verbindung von Wissenschaft und Natur. Dies habe ich in meinen ersten beiden Semestern schnell schätzen und lieben gelernt. Der Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich Wissen anzueignen – egal ob in Vorlesungen, den vielen Projekten oder während der Werkstattarbeit. Neben dem Lehrstoff wird auch viel Praxiserfahrung vermittelt. Gleichzeitig lädt der Campus mit seiner ruhigen und vor allem grünen Gegend zum Verweilen ein. Und zum anderen bietet der Campus viele Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen. Für mich war und ist die Entscheidung, für mein Studium an der Hochschule meine Heimatstadt Halle zu verlassen, die richtige Entscheidung gewesen. Anna Bauke (23) aus Kakerbeck (Altmark) studiert im 5. Semester den BachelorStudiengang Mechatronische Systemtechnik: Hochschule Magdeburg, das steht ja für „Studieren im Grünen“ und so ist es wirklich. Ich studiere nun im 5. Semester Mechatronische Systemtechnik. Das Studium ist nicht immer einfach, aber durch die Atmosphäre auf dem Campus macht es Spaß, gemeinsam draußen zu lernen und dabei die Natur und die Sonne zu genießen. Auch die Fachrichtung Mechatronische Systemtechnik ist einzigartig, da man dort aus den Bereichen Elektrotechnik, Maschinenbau und Industriedesign etwas lernt. So ist das Studium für mich abwechslungsreich und nicht langweilig. Ich bin also sehr froh, hier studieren zu dürfen.
20 // 20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal
Das sagen unsere Absolventen Thekla Pohler (27) aus Delmenhorst studierte Angewandte Kindheitswissenschaften (Abschlussjahr 2011): „Stendal ist, was du daraus machst“: Das ist unser Motto. Für die Hochschule gilt das gleiche. Fachlich und menschlich bin ich ein ganzes Stück gewachsen. Irgendwie habe ich das Gefühl, durch mein Studium an der Hochschule etwas gefunden zu haben, wovon ich nicht einmal wusste, dass es mir fehlt. Es ist das Furchtlossein, es sind die Menschen, die mich unterstützen, es sind die Professoren, die mich im 5. Semester im Rahmen eines großen Kongresses sprechen lassen, mit dem Glauben daran, dass ich es kann, es ist das über den Campus gehen und fast alle kennen. Die Bauchschmerzen, mit denen ich das erste Mal zur Hochschule gefahren bin, sind weg. Jetzt fahre ich hin und sitze zwischen den vier Häusern und trinke den wunderbaren Mensa-Kaffee. Die Hochschule wird mich nicht los, ich werde bleiben, bis der Master kommt und vielleicht auch noch drüber hinaus. Michael Holzmann (25) aus Augsburg studierte Wasserwirtschaft (Abschlussjahr 2010): Großartig, um den eigenen Horizont zu erweitern, war die Möglichkeit das Praxissemester im Ausland – in meinem Fall Peru – zu absolvieren. Die Hochschule unterstützt dabei tatkräftig von Reisetipps bis hin zum Angebot von zusätzlichen Sprachkursen. Der hohe Praxisbezug macht das Studium abwechslungsreich und man bekommt schon einen guten Einblick, in welche Richtung man gehen will, auch wenn für mich der internationale Bereich leider etwas zu kurz kam. Die Stadt war zwar anfangs für mich etwas gewöhnungsbedürftig, aber je länger man dort ist, desto besser wird es dann auch, so dass man am Ende dankbar für die schöne Zeit ist. Der wunderbar grüne und moderne Campus und nicht zu große Seminare machen das Studium angenehm. Nanine Gross (30) aus Köln studierte Internationale Fachkommunikation (Abschlussjahr 2008): Ich habe meinen Abschluss im letzten Diplomjahrgang für Internationale Fachkommunikation gemacht. Mittlerweile bin ich seit drei Jahren als Übersetzerin und Korrektorin bei einer deutschen Firma tätig und lebe und arbeite seit über einem Jahr in Schottland. Ich habe mein Studium gewählt, weil ich mich in Sprachen zu Hause fühle und die Möglichkeit haben wollte, die Welt zu entdecken. Was das angeht, haben sich auch alle meine Erwartungen erfüllt. Eine der wichtigsten Eigenschaften, die ich gelernt habe, ist unter Zeitdruck zu arbeiten und Deadlines zu erfüllen, was uns im Studium in die Wiege gelegt wurde. Am meisten genossen habe ich jedoch die kleinen Kurse. Der sehr nahe Umgang mit Dozenten und Professoren hat für eine äußerst persönliche Atmosphäre gesorgt, in der es immer Ansprechpartner gab und Menschen, die wussten, auf unsere Stärken und Schwächen einzugehen. Und auch wenn ich selber nicht mehr in Deutschland lebe, glaube ich, dass der wichtigste Faktor meines Studiums das Knüpfen von Kontakten gewesen ist. Das Studium ist eine Kontaktbörse, bei der man sich Fachkräfte aus seinem eigenen und auch anderen Fachbereichen zu Freunden machen kann, um später auf deren Wissen zurückgreifen zu können. Alles in allem habe ich meine Zeit an der Hochschule sehr genossen und blicke mit einem zärtlichen Lächeln darauf zurück! Stephan Michelis (33) aus Bad Wilsnack (Prignitz) studierte Gesundheitsförderung und -management (Abschlussjahr 2008): Durch einen glücklichen Zufall bin ich 2003 zum Studium nach Magdeburg gelangt. Meine Freundin habe ich zum „Tag der Offenen Tür“ nach Magdeburg begleitet. Vier Monate später saß ich im Hörsaal. Das Studium war von Anfang an sehr interessant und vielseitig strukturiert. Der Aufenthalt in San Diego und die Arbeit in den Projekten bei Frau Dr. Kerstin Baumgarten haben mich sehr gut auf das Arbeitsleben nach dem Studium vorbereitet. Genau zugeschnitten auf meinen jetzigen Job im Qualitätsmanagement im Krankenhaus waren beispielsweise die vielen Semester bei Frau Professorin Regina Dathe in der Sozialmedizin. Prävention und Gesundheitsförderung begleiten mich fast täglich, sei es bei der Arbeit im Darmkrebszentrum oder bei der Kampagne „Brandenburg gegen Darmkrebs“, bei der durch die Früherkennung bzw. Vorsorgeuntersuchung die Heilungsaussichten der Patienten erheblich verbessert werden. Rückblickend kann ich nach drei Jahren feststellen, dass die Entscheidung aus dem Arbeitsleben auszutreten und zu einem Studium an die Hochschule Magdeburg-Stendal zu wechseln, richtig war. Stephan Kümmel (31) aus Falkenstein (Harz) studierte Maschinenbau (Abschlussjahr 2004): Die Hochschule Magdeburg-Stendal bot im Grund- und Hauptstudium viele Fächer an. Sie steht für eine breit gefächerte und gleichzeitig praxisnahe und solide Ausbildung. Das Studium konnte aus Sicht des Lehrplans für jeden Studenten individuell und gleichzeitig optimal aufeinander abgestimmt und gestaltet werden. So konnte schon während der Ausbildung an den eigenen Interessen gearbeitet werden, um diese zu Stärken für den weiteren beruflichen Werdegang auszubauen. Besonders hervorzuheben ist die gute Zusammenarbeit unter den einzelnen Fachbereichen sowie mit der Otto-von-Guericke-Universität, wo auf den Fachbereich bezogen „Credits“ erlangt werden konnten.
20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal // 21
Katrin Willmer (44) aus Magdeburg studierte Gesundheitsförderung und -management (Abschlussjahr 1997): Sich weiter entwickeln und doch noch nah dran sein – damit gehöre ich in die Gruppe der Mutigen, die sich 1994 in den Modellstudiengang Gesundheitsförderung und -management gestürzt haben. Seither ist eine Menge passiert, wie sich das auch so gehört. All das, was bis heute passiert ist, basiert aber tatsächlich auf der Studienzeit an der Fachhochschule in Magdeburg. Zu Beginn des Studiums, damals noch in den Räumen in der MaximGorki-Straße, war so eine optimistische Entwicklung noch nicht absehbar. Im Modellstudiengang befanden wir uns fortwährend in der Ambivalenz zwischen einem innovativen Studiengang und den berechtigten Zweifeln, seinen Platz in der Berufswelt zu finden. Für mich selbst war das eher eine Einladung, schon während des Studiums das eigene Profil zu schärfen. Dieses Profil hat mich immer in der Nähe der Hochschule gehalten und mit dem Gesundheitszentrum als Verein an der Hochschule Magdeburg-Stendal blicken wir auf 15 erfolgreiche Jahre der Gesundheitsförderung und -bildung zurück. Anne Haverland (25) aus Calbe/Saale studierte Angewandte Kindheitswissenschaften (Abschlussjahr 2009): Zu Beginn meines Studiums gab es in Stendal nur ein Gebäude. Doch nicht nur die ruhige Atmosphäre auf dem Campus, sondern auch die Beziehung zwischen Dozenten und Studenten war sehr angenehm. Im Vergleich zu Universitäten oder großen Fachhochschulen, an denen Dozenten ihre Studenten meist gar nicht kennen und alles sehr anonym ist, waren unsere Dozenten so gut wie immer vor Ort und man konnte mit jedem Problem zu ihnen gehen. Das merkte man auch an den Vorlesungen oder Seminaren. Meistens waren es Diskussionsrunden, bei denen wir eine andere Sicht auf die Dinge bekommen sollten. Doch nicht nur der Praxisbezug in den Seminaren, sondern auch durch die Praktika kam ich schon während des Studiums mit Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen in Berührung, und ich konnte mein theoretisches Wissen im Alltag anwenden. Insgesamt hat mir das Studium der Angewandten Kindheitswissenschaften ein sehr breites Wissen vermittelt. Alle Bereiche, wie die kindliche Entwicklung, Psychologie, Politik etc. wurden beleuchtet, und wir wurden darin geschult, alles auch aus einer anderen Perspektive zu sehen und zu hinterfragen. Abgesehen vom Studium war mir noch etwas sehr wichtig: meine Kommilitonen. Wir waren eine Gruppe von nur ca. 30 Studenten und konnten uns ständig austauschen. Auch heute noch stehe ich mit einigen in Kontakt, und wir versuchen, uns mindestens ein Mal im Jahr zu treffen. Katrin Kauer (28) aus Chemnitz studierte Musiktherapie (Abschlussjahr 2009): „Und wo studiert man das?“ ist die häufigste Frage, wenn ich meinen Beruf nenne. Die Antwort ist so simpel wie überzeugend: „Hochschule Magdeburg-Stendal“. Und dann gibt es meist viel zu erzählen über einen deutschlandweit so einzigartigen Studiengang, den es zwischen 1999 und 2009 an der Hochschule gab. Zahlreiche namhafte Gastdozenten – Melanie Voigt aus München, Tony Wigram aus Großbritannien oder Inge Nygaard Pedersen aus Dänemark – brachten motivierende Einblicke für den zukünftigen Beruf. Mit Hilfe von gut bestückten sowie individuell zugänglichen Übungsräumen gelang es immer wieder, das kulturelle Leben der Hochschule entscheidend mit zu prägen: Hochschulorchester, Hochschulchor, Ensembles für jedweden Anlass, musikalische Früherziehung für den Hochschulnachwuchs oder Instrumentenbau zum Kinderfest… Ich hoffe, dass zukünftig noch viele Abiturienten und Abiturientinnen ein so wertvolles Studium erleben und durchlaufen können. FLORIAN KLINNER (28) aus Oberammergau studierte Sicherheit und Gefahrenabwehr (Abschlussjahr 2008): „Wenn Sie den Dreisatz beherrschen, kommen Sie im Studiengang Sicherheit und Gefahrenabwehr gut zurecht.“ Ganz so war es dann doch nicht, so war der Hauptteil sehr naturwissenschaftlich geprägt. Erst dachte ich an einen Abbruch und hatte schon meine Koffer gepackt. Dann dachte ich mir: „Wenn du es jetzt nicht zumindest probierst, bereust du es dein ganzes Leben!“ Noch vor Abgabe meiner Bachelor-Arbeit habe ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag in einem Ingenieurbüro bekommen. Einen Master absolvierte ich berufsbegleitend und seit einem Jahr Arbeite ich im In- und Ausland bei einer internationalen Hilfsorganisation als Projektleiter für Not- und Katastrophenhilfe-Einsätze. Es hat sich gelohnt, die Zähne zusammenzubeißen und durchzuhalten, auch wenn Sicherheit und Gefahrenabwehr nicht der leichteste Studiengang ist, aber: Jobs sind vorhanden! JOHANNES KUNTZE-FECHNER (26) aus Bad Tölz studierte Engineering Design (Abschlussjahr 2011): Geboren bin ich mitten in den Bergen, im Süden Bayerns. Nach meinem Abitur studierte ich Maschinenbau in München und schloss mit dem Diplomtitel ab. Aber ich wollte mehr, mein gestalterisches Talent weiter ausbilden. Im Studiengang Engineering Design in Magdeburg fand ich den idealen Master-Studiengang. Hier konnte ich mein technisches Wissen einbringen und meine gestalterischen Fähigkeiten weiter ausbauen. Durch die sehr familiäre Atmosphäre mit Kommilitonen und Professoren im Fachbereich fühlte ich mich über die Studiendauer sehr wohl in Magdeburg. Eine fundierte Lehre ermöglichte es mir, das Studium mit sehr gutem Erfolg abzuschließen.
22 // 20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal
Standort Magdeburg: Fachbereiche: - Bauwesen - Ingenieurwissenschaften und Industriedesign - Kommunikation und Medien - Sozial- und Gesundheitswesen - Wasser- und Kreislaufwirtschaft 4.500 Studentinnen und Studenten 188.040 m2 Campus
20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal // 23
24 // 20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal
Standort Stendal: Fachbereiche: - Angewandte Humanwissenschaften - Wirtschaft 2.000 Studentinnen und Studenten 76.845 m2 Campus
20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal // 25
26 // 20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal
Absolventenbefragung 2011 Absolventen der Hochschule
73%
76%
72%
der Absolventen sind mit dem Studium sehr zufrieden oder zufrieden
der Absolventen würden sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich denselben Studiengang wieder wählen
der Absolventen würden die Hochschule sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich wieder wählen
Studierende gesamt WS 2010/11 alle Fachbereiche: 6.426 Studierende FB Kommunikation und Medien 623 Studierende 10%
FB Wasser-und Kreislaufwirtschaft 524 Studierende 8%
FB Wirtschaft 1.400 Studierende 22%
FB Sozial- und Gesundheitswesen 927 Studierende 14%
FB Angewandte Humanwissenschaften 683 Studierende 11%
FB Bauwesen 940 Studierende 14%
FB Ingenieurwissenschaften und Industriedesign 1.329 Studierende 21%
Studierende gesamt Entwicklung der letzten 6 Jahre Studierende gesamt 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 WS 05/06 6.422
WS 06/07 6.486
WS 07/08 6.414
WS 08/09 6.411
WS 09/10 6.365
WS 10/11 6.426
Absolventenbefragung 2011 Beschäftigung von Absolventen der Hochschule Impressum: Herausgeber: Rektor der Hochschule Oktober 2011 Redaktion: Norbert Doktor (verantwortlich) Victoria Grimm Layout / Satz: Pressestelle der Hochschule Druck: Stelzig Druck, Magdeburg Fotos: Bastian Ehl, Victoria Kühne, Bernd Liebl, Uli Lücke, Matthias Piekacz, T. Reska Kerstin Seela, Siegfried Sierig Günter Simon, Norbert Doktor u.a. Hochschule Magdeburg-Stendal Breitscheidstaße 2, 39114 Magdeburg Telefon: (0391) 886 30 www.hs-magdeburg.de
60 50
64% reguläre Beschäftigung
40 30
24% Aufbau oder Zweitstudium
20 10
*Mehrfachnennungen waren möglich
19% 8% selbständige oder freiberufliche Tätigkeit
Trainee, Promotion o. ä. *
4% auf Beschäftigungssuche (3% der Bachelorabsolventen)
20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal // 27
www.hs-magdeburg.de