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MIT STOFF EXPERIMENTIEREN

Um aus der 3D-Druck-Ästhetik auszubrechen, starte ich ein Experiment mit Textilien. Durch das Nähen lassen sich die Zeichnungen in die Dreidimensionalität schön übersetzen und aufblasen.

Für einige Zeit bin ich angetan von den Ergebnissen, jedoch merke ich schnell, dass die verschiedenen Materialitäten und Techniken mich überfordern.

Für dieses Bachelorprojekt entscheide ich mich dazu, bei einer Technik zu bleiben, um die unendlichen Möglichkeiten einzugrenzen.

Dazu spielt herein, dass ich mich in den letzten drei Jahren nicht mit Textilien und Nähen auseinandergesetzt und spezialisiert habe. Die Entscheidung stellt sich später für mich als richtig heraus.

"KOFFUSSKRONLEUCHTER"

Mein erster Versuch mit Rhino ist von einer Kinderzeichnung aus dem Internet abgeleitet. Ein typischer Kopffüssler: Kreise, von denen Extremitäten in Form von Linien ausgehen und in weiteren Kreisen enden. Während des CADZeichnens erkenne ich plötzlich die Form eines Kronleuchter-Ohrrings im Kopffüssler.

Gravitation Im Computer

Schwerkraft und Materialeigenschaften spielen keine Rolle im Rhino-Programm – die ersten Schwierigkeiten zeigen sich nach dem Druck. Die einzelnen Glieder brechen schnell ab.

Nur im unbeständigen violetten Wachs sind die Formen druckbar, die anderen Druckmaterialien sind zu hart und damit noch brüchiger. Der schöne Kontrast von gezeichneter Linie zu den runden Kugeln, der auch im gedruckten Objekt erhalten bleibt, wird verloren gehen, sobald ich die Linien zu fest verstärke.

Ausserdem wackeln die Extremitäten im violetten Wachs, da er etwas elastisch ist. Auch dieses Merkmal verschwindet, sobald das Material stabiler ist.

So komme ich in einen Konflikt mit der Tragbarkeit meiner Objekte.

”IN SICH VERSCHLUNGEN”

Abgebildet ist eines der ersten realisierten Objekte, entstanden aus einer Zeichnung aus der Kita. Auf der linken Seite wurde die Form eher genau übernommen. Die Linien, die den Körper unterteilen, habe ich als Einzelteile interpretiert, die zusammengefügt ein Ganzes ergeben. Die Steckverbindung soll ein spielerischen Element hineinbringen.

Schnell merke ich, dass der Körperbezug je nach Zeichnung schwierig zu finden sein kann.

Gedruckt geben mir die Einzelteile aber viel Spielraum: Je nach Anordnung kann der Körperbezug wiederhergestellt werden. Ein Collier entsteht.

"WOBBLY BUBBLY"

Zum ersten Mal während des Studiums probiere ich den Nylondrucker aus. Keine Stützstrukturen benötigend erweist er sich als praktisch für einige meiner organischen Formen. Die Drucke setzen sich aus Pulver und Leim zusammen.

Allerdings sind die Drucke porös, an dünnen Stellen brechen sie relativ schnell. Einige Dateien muss ich anpassen, kleinere und fragilere Objekte können nicht in Nylon gedruckt werden.

Intuitiv spraye ich die Form an. Das moosartige, organische Ergebnis gefällt mir.

Filament

Noch einmal probiere ich den Filamentdrucker aus. Die Form wird in zwei geteilt, gedruckt und wieder zusammengeklebt.

Der seidenmatte Glanz, die Grösse und die Stabilität stimmen.

Mich zieht es jedoch immer zurück zur anfänglichen Version des Objekts, die „moosige“ Oberflächenstruktur des Nylondruckers in Kombination mit Acrylspray gefällt mir.

"HUT TRAGENDER RING"

Um den Ring tragbarer zu machen, habe ich die Form etwas angepasst, die Schiene dünner gemacht (s. Abbildung rechts).

Als Ausstellungsobjekt gefällt mir der ballonartige, dicke Ring aber besser. Er lehnt an der teils skurrilen Skalierung einer Kinderzeichnung an. So entsteht ein alltagstaugliches und ein als Accessoire nutzbares Objekt.

Die Zweiaugenohrstecker lassen sich wunderbar von der Zeichnung in ein Objekt umsetzen (s. letzte Doppelseite). Jedoch fehlt mir etwas dabei, die Skalierung müsste anders, übertriebener sein.

Vielleicht liegt es an der Simplizität, wie sie sich in die Dreidimensionalität übertragen liessen, ich finde sie eher langweilig und zu steif und nehme sie schlussendlich aus der Kollektion raus.

"BALLONIG" ANHÄNGER

GIESSEN Zeit zu Giessen!

Die Kopffusskronleuchter drucke ich an den kreisförmigen Stellen nun hohl aus, damit sie in Silber nicht zu schwer für das Ohr werden. Die Fingerringe hingegen dürfen genug Gewicht haben. Die Ergebnisse überzeugen: Die Kronleuchter-Ohrringe haben nun eine gewisse Stabilität erreicht, obwohl der Draht noch spielerisch biegbar ist. Ein äusserst fragiles Stück, auch in Silber. Dies gefällt mir aber, sie sind mit einer preziösen Obhut zu handhaben.

Die richtige Technik, solide, grössere Wachsdrucke zu giessen, ist in der Werkstatt noch nicht herausgefunden worden. Deshalb weisen die Fingerringe einige Löcher auf. Dies stört nicht weiter, es gehört zum Konzept, eine gewisse Unberechenbarkeit beizubehalten.

Sprayen

Um den Objekten die richtige Farbigkeit und eine tolle Oberfläche zu verleihen, entscheide ich mich dazu, sie anzusprayen.

Gleichmässig kann ich so die Farbe verteilen und Verläufe erzeugen.

Die in Nylon gedruckten Luftarmbroschen beschichte ich erst mit Epoxidharz, damit eine glatte Oberfläche entsteht. Danach wird gesprayt. Um den Glanz des Epoxidharzes wiederherzustellen, sprühe ich eine Schicht Klarlack darüber.

„Hut tragender Ring“, „Didi Ring“, „Dudu Ding“, „Wobbly Bubbly“, „Luftarmbrosche“, „Ballonig“, „Kopffusskronleuchter“

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