FEAT. TOTE SCHEIBE PALFRADER BONNIE PRINCE ÖSTERREICH FLOODLAND 10 JAHRE RHIZ MATRATTEL KRANKHEIT
P.b.b. Verlagspostamt Wien Juli 2008 Österreich: 1,50- Euro Deutschland: 3,- Euro Schweiz: 6,- Euro Benelux: Vergesst es!
Foto: © Oleksandr Hnatenko I www.gnato.deviantart.com/gallery
Sie behaupten in ihrem periodischem Druckwerk “HYDRA” Nr. 3 vom Juli 2008 eine ganze Menge. Gegen diese “ganze Menge” wurde vor Gericht Klage erhoben, da alles, was über diese und von dieser Menge behauptet wird, jeglicher Grundlage entbehrt und überhaupt als frei erfunden anzusehen ist. Ferner
Im Einzelnen betrifft dies folgende Beiträge des periodischen Druckwerks “HYDRA #3”: 1. Leserbriefe: zur Gänze geklagt. 2. Pro & Contra Krankheit: de facto und de jure schon abgeurteilt. 3. Tod der Scheibe: samt aller Unterartikel: Geklagt!
HYDRA, 2. als Redaktionschef: Curt Cuisine, 3. als Autor/innen: Konrad Gregor (grog), Alice Gruber (alice), Matthias Garzon, Marc-Andre Heim (mäx), Sebastian Klug, Bernhard Lang (fr. beischl), Georg Moser (prof), Christian Orou, Maximilian Zirkowitsch (mazirki); 4. als FotographInnen und IllustratorInnen: B. Buchegger,
Im Namen der Bananen
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behaupten sie so manches, das nicht direkt von Presseaussendungen diverser Parteien oder den Marketingabteilungen einschlägiger Firmen abgeschrieben wurde. Darum wurde vor Gericht Klage gegen jeden Beitrag in dem periodischen Druckwerk “HYDRA” erhoben, da jeder dieser Beiträge gegen die Sitte, den Anstand und die Menschenwürde verstößt, wie jederzeit problemlos dargelegt werden könnte. (Von einer Klage gegen jeden einzelnen Satz dieses periodischen Druckwerks wurde aus verfahrenstechnischen Gründen Abstand genommen.)
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4. Sprechende Stadt: inkl. aller Grafitikünstler: Geklagt! 5. Kaiser, König, Palfrader: nicht geklagt. 6. Darkness: samt Wiener Gothicszene: geklagt! 7. 1o Jahre rhiz: samt Lokal: Geklagt! 8. Naturgemäß: geklagt! Und wie! 9. New Folk: müßig zu erwähnen: geklagt! 10. Dr. Brinkmann: geklagt im Namen aller LiebesromanautorInnen! 11. Impresario & Annatant’: geklagt! Geklagt werden weiters folgende Mitwirkende der “HYDRA” persönlich: 1. als Herausgeberin der Kulturverein
Markus Egger, Alice Gruber, Oleksandr Hnatenko, Bernhard Lang, Martin Moped, Markus Steinbichler; 5. Als Layouter: Curt Cuisine; 6. als Redaktionsanschrift: Knöllgasse 9/41, 1100 Wien, 7. als e-mail: office@hydrazine.at, 8. als Druckerei: Leodruck (D), 9. als Erscheinungsort: Wien,Verlagspostamt 1150,Wien. P.b.b. (geklagt bis an die Stadtgrenze), 10. als Homepage: hydrazine.at, 11. als Anzeigenverkauf: office@hydrazine.at 12. als Verkaufspreis: 1,50 Euro
Mitteilung gemäß § 52 Abs. 1 MedienG:
Wer hier ein Inhaltsverzeichnis vermisst ... .... das wurde leider wie der Rest unseres feinen Magazin geklagt (siehe links), stattdessen an dieser Stelle: Schönen Dank an Tom für die coolen Urlaubsgrüße. (War allerdings eine andere Karte, egal, die hier hat uns besser gefallen.)
Liebe Leser, liebe Innen! Zunächst das Wichtigste: Wir haben die Satire beseitigt. Es war ein windiger Samstagmorgen, als wir sie von ihrer Dachterrassenwohnung abgeholt und zu einem Acker südlich von Himberg gebracht haben. Erst scherzte sie noch recht locker, aber allmählich wurde ihr klar, worum es ging. Schon war es vorbei mit den Scherzen, dem Haha und dem Hihi. Ein präziser Genickschuss machte die Sache dann klar. Sie kam kaum noch dazu, eine letzte Pointe abzuliefern. Unter uns gesagt, hat sie gegen Ende hin jeglichen Humor verloren. Aber so ist das nun mal mit unscharfen Begriffen. Kaum geht man ihnen ans Leder, verlieren sie jeglichen Witz. Die Satire ist also tot. Sie war ja wirklich ein Geschwür, eine Pestilenz, eine Nervensäge. Da prangte sie selbstgefällig am Cover, lud die Leser/innen zu schamlosen Erwartungshaltungen ein, und am Ende konnte sie nichts davon erfüllen. Satire, weiß das Wörterbuch zu berichten, ist die ironisch-witzige Darstellung menschlicher Schwächen und Laster. Sie kann spöttisch, tadelnd oder gar beißend sein. Sich über menschliche Schwächen lustig zu machen, damit haben wir nichts am Hut. Das überlassen wir lieber den österreichischen Kabarettisten. Womit sollen diese guten Leute sonst ihr Geld verdienen?
Aber im Ernst. (pfff) Ironisch, wenn nicht gar zynisch, meinen es heutzutage ohnehin alle. Nicht auf den ersten Blick, aber fragt man nach, lautet die Antwort meist, dass es ohnehin nicht so gemeint war. “Du willst mich auf eine Aussage festnageln? Nicht mit mir. War nur Strategie. Außerdem: Der Erfolg allein ist entscheidend. Wenn es sich verkauft, ist ja wohl klar, dass wir damit Recht hatten. Und wenn nicht, betrachten wir die Dinge eben ganz anders.” Worüber soll man sich da noch lustig machen? Das glauben sie nicht? Machen wir die Gegenprobe. Wer kommt heute noch mit einer Überzeugung daher, die Volksfest sagt und Stammtisch meint? So unsexy und unattraktiv will niemand mehr sein. Nein, wir sind alle locker und cool und wortwitzig sowieso. Darum befindet sich die HYDRA am Puls der Zeit. Sie macht das, was im Prinzip jede/r macht. Sich im Zweifelsfall nicht ernst nehmen. Es stets auch ironisch meinen. Immer bereit für ein Scherzchen sein. So sind wir. Und wären wir jetzt auch noch sexy, würde man das Lifestyle nennen. Aber das kriegen wir auch noch hin. Mit hydrantischen Grüßen,
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Curt Cuisine, Chefhydrant
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LESERINNEN BRIEFE Werte Hydranten! Nettes Magazin, aber zum Lachen gebracht hat mich nur das Inserat der Stadt Wien. Also ehrlich, da habe ich mindestens drei Freunde, die das besser können als ihr. Ich glaube sogar, dass ich das besser könnte, wenn ich wollte. Ich weiß genau, würde ich nur den kleinen Finger rühren, wäre das besser, als alles was Ihr zustande bringt. Ich habe bloß seit Jahren meinen fetten Hintern nicht mehr von meinem Sofa wegbewegt (diesen Brief diktiere ich mit letzter Kraft meiner staatlich finanzierten Heimhilfe), aber lasst Euch das einfach gesagt sein. Mit trägen Grüßen, Manfred Marotzer, Simmering Danke Manfred, wir haben dich gerade beim Sozialamt verpfiffen, du wirst nie wieder einen Brief an uns diktieren.
Hydranten! Mit Bestürzung stelle ich fest, dass in Eurem Magazin kein einziger Witz, nicht einmal eine leise Andeutung über Politiker vorkommt. Das finde ich unerhört! Es kann nicht angehen, dass die Arbeit unserer Politiker und Politessennicht von Euch in den Dreck gezogen wird. Ich bin seit drei Jahren Mitglied des Gemeinderats, werde bald in den Nationalrat einziehen, und bestehe daher darauf, dass man meinen Namen in Schmutz und Schande zieht. Erbarmungslose Kritik und haltlose Beschimpfung sind der einzige Beleg dafür, dass man heutzutage überhaupt wahrgenommen wird. Bitte, bitte macht einen Witz über mich! Konstanze Krawuzi, Grammatneusiedl Liebe Konstanze, wir... ach, vergiss es. Hallo ihr Versager! Was ich wirklich nicht verstehe ist, warum Ihr in Eurer letzten Ausgabe nur “Heute” auf’s Korn nimmt. Warum ätzt Ihr nicht über “Österreich” oder die “Krone”? Echt! Diese beiden […] Scheißblätter sind
nur unte weite r of r so fice , bel @h eidig ydr t u azin ns, e.at
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wirklich das Letzte. Ich ärgere mich jeden Tag [dar]über […], so ein Drecksboulevard, […], das ist ja wirklich die Sahelzone des Journalismus, dieser […], Dreck […] Sauerei […], so eine […] Prostitution von […], echt, A[…]gesichter allesamt mit […], […] und […] ! […] Grüße, Herbert […] Sauer, Gugging Danke Herbert, recht hast du, auch wir machen uns ins Hemd vor all den mächtigen Medienmachern in diesem Land. Werte Musikunkundige, der Beitrag über Emo in Eurer ersten Ausgabe in allen Ehren, aber in Wahrheit hat das sehr wohl etwas mit Hardcore zu tun. Zum Beweis siehe hier [...] und hier [...] und hier [...] und hier [...] und hier [...] und hier [...] und hier [...] und hier [...] und hier [...]! Lieber Wikipedia-Junkie, mit Menschen, die ihre Weisheit aus dem Internet saugen und nicht mal Satire erkennen, wo Satire drauf steht (bzw. stand), reden wir nicht. [Briefe von der Redaktion gekürzt.]
WAS NICHT?
Worüber wir in dieser Ausgabe nicht berichten.
DIE REGIERUNGSKRISE IM LICHT DER ESKALIERUNGSGEILHEIT HEIMISCHER MEDIEN. Der Titel verrät es bereits, das wäre ein naseweises Weltverbesserungsgeseiere geworden. Obwohl ... wir haben den Auftrag dazu gegeben, alleine wegen des Kanzlers angeblichem Zitat im “Profil”: “Die Mittelmäßigkeit ist der Hemmschuh des freien Genies.” Stimmt, hat er gesagt, aber dabei selbst nur zitiert. Tja. Spätestens seit seinem Satz vom Gesudere in Donawitz sitzen die Medien dem Mann wie Geier im Nacken. Nicht, dass wir deswegen das große Heulen kriegen würden, aber gähnen wird man wohl noch dürfen. Wir haben sogar den geheimen Schriftverkehr zwischen Kanzler und Vizekanzler, aus dem eindeutig hervorgeht, dass dieses ganze Koalitationsgezänke nichts als eine gefinkelte Wahlkampftaktik ist, zurück in den Racherachen unseres Archivs gekübelt. Und unseren Rechercheprofi gefeuert, der diese geheimen Dokumente in einem offen stehenden Aktenkoffer gefunden hatte.
WIR KÖNNEN AUCH SCHLECHTER. Ein großer Schwerpunkt zum Thema Medienethik war in Vorbereitung. Ein ironisches Magazin, und dann nicht über die ethischen Verfehlungen der seriösen Kollegen unken?
Und das wird heute was Ordentliches in Donawitz oder das übliche Gesudere?
Aber wir wollten fair sein und zunächst hören, was die Vertreter/innen der üblichen Medienschlingel zum Thema Ethik zu sagen hatten. Also lauschten wir einer Diskussion auf “PULS 4” zum Thema Medienethik anlässlich des Falls “Fritzl”. “Wir hätten es auch anders machen können”, sagte etwa Chronikchefin Martina Prewein von “News”. Sie meinte das nicht entschuldigend, sondern mit “anders” einfach nur: “schlimmer”. Denn: “Andere Journalisten haben das auch gemacht.” Dieser medienethische Ansatz it bestens bekannt vom Kindergarten. “Bitte, der Lukas hat das auch gemacht.” Kein Wunder, dass “News” es “komisch” findet, “wenn sich andere aufregen”.
Einen Schritt weiter ging Claudi Pandi von der “Krone”. Er meinte: “Wir haben keine ethischen Bedenken, sondern finden das seltsam, kontraproduktiv.” Außerdem: “Hinter den Opfern steht auch eine Maschinerie.” Ja, diese Maschinerien, gegen die muss man sich zur Wehr setzen, sonst wird man als kleines Medium mit einer Reichweite von 2,8 Millionen LeserInnen ganz schnell überrollt. Und wer so klein ist, darf sich auch fragen: “Wo soll denn dieser Ort sein, an dem Ethik gemacht wird?” Darüber haben auch wir nachgedacht. Einer unserer Kollegen meinte, er hätte mal von einer Fabrik in den Voralpen gehört, in der hervorragende Ethik Diese Investition herstellt wird. Da wir keimuss ich nochmal überdenken. Wohin nen besseren Tipp hatten, bloß mit den vielen haben wir ihn losgeMillionen? schickt, um nach dem Ort zu suchen, an dem Medienethik gemacht wird. Da er noch nicht zurückgekommen ist, wurde auch aus diesem Beitrag vorerst nichts.
DIE LEIDER DER JUNGEN MILLIONÄRE. “Capitalism rocks”, das wussten wir schon in unserer ersten Ausgabe. Unsere Idee, über die vielen neuen Clubs für Reiche und Entscheider/innen zu berichten, wurde uns aber von einem Monatsmagazin gestohlen, das stets fünf Minuten vor uns vor Ort war (und uns dabei alle einschlägigen Werbeverträge wegschnappte). Andererseits: Man hätte uns dort ohnehin nicht eingelassen.
sterror eskaliert” ... Allerdings, als die erste Begeisterung abklang, wussten wir nicht mehr so recht, was wir mit diesem schillernden Wort anfangen sollten. Es fand sich dann auch niemand, der eine zündende Geschichte dazu schreiben wollte. Der Begriff blieb zwar noch einige Wochen Thema, regte aber bloß zu Achselzucken an. Bald erwähnten wir ihn nur noch fallweise bei Redaktionssitzungen, warfen ihn uns zu, wie eine ermutigende Floskel aus alten Zeiten. Danach wurde er überhaupt zur Legende. Ja, der “Imbissterror” damals, was für eine tolle Geschichte! Haben wir nicht sogar einen Preis dafür gewonnen?
STAATSBEDROHEND.
IMBISSTERROR.
Einige Tierschützer wurden, unter dem Verdacht “radikale Mitglieder einer militanten Personengruppe” zu sein, verhaftet. Wir haben sofort einen Redakteur losgeschickt, um erste Stellungnahmen geschockter Betroffener einzuholen. Da unser Mann nach einem Dutzend Interviews mit Hunden, Katzen, Hühnern oder Kühen noch immer nichts Brauchbares ablieferte, mussten wir das Thema zurückstellen. Aber machen Sie sich doch selbst ein Bild: www.vgt.at
In diesen Begriff waren sofort verliebt. Unser Boulevardinstinkt setzte augenblicklich ein: “Alles über den Imbissterror”, “Imbissterror in Österreich”, “Imbis-
Neigungsgruppe Medien & Ethik
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CONTRA KRANKHEIT
“99,6% aller schizophrenen Frauen gaben an, noch nie eine olympische Goldmedaille gewonnen zu haben... “
von Sebastian Klug
Tagtägliches Szenario: Die lang herbeigesehnte Teleshoppingsendung läuft auf irgendeinem minderwertigen Kanal. Das höchst private Fernsehglück strebt einem orgasmusgleichen Höhepunkt zu, der perfekte Singleabend scheint schöne Realität zu werden. Doch da! Kopf und Nacken erfahren urplötzlich eine Apokalypse, ein Armageddon, Schmerzen, scheinbar verursacht von etwa 17.000 Dolchen, malträtieren das nichtsahnende Individuum auf das Niederträchtigste, raffen es um ein Haar dahin. Ganz klar: Der Pickel im Nacken hat sich wieder entzündet... Krankheit kann es nicht. Krankheit bringt es nicht. Längst sind diverse Studien, welche die höchstominöse, heilsbringende Wirkung von Krankheit und Siechtum zu beweisen suchten, als pseuodwissenschaftliche Scharlatanerie abgetan. Die Hardfacts sprechen eine eindeutige Sprache und gegenüber jenen wortgewaltigen Volten der Vernunft müssen die Lifestylekrankheitsjünger, die quasi Krankheitvergötterer, kuschen und einfach nur einsehen, beziehungsweise zuhören: 87% aller mit der Schlafkrankheit infizierten Menschen gestehen ein, durch ihre Krankheit keinerlei (!) Aktivitätssteigerung erfahren zu haben, während sich 98% der an Alzheimer leidenden Personen nicht an die Tatsache erinnern können, dass ihr Leben vor der Erkrankung lebenswerter war. (Was so gesehen doppelt schade ist.) Doch damit nicht genug: 99.6% aller schizophrenen Frauen bis Mitte 40 gaben an, für ihr Land noch nie eine olympische Goldmedaille gewonnen zu haben (0,399999% besaßen eine fiktive Weltklassesportlerinnenpersönlichkeit) und – man halte sich fest – zufolge einer Studie der Universität Borkley erhöht drei- bis fünfmaliges
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öchentliches Kranksein für jeweils ein bis zwei Stunden das Risiko eine Studie falsch zu zitieren um 750%! Krankheit: Jeder will sie, jeder kriegt sie. Der Preis für diesen Indivualfetisch? Keiner. Die gesellschaftlichen Auswirkungen jedoch haben wir alle zu tragen. Medizinstudenten werden beispielsweise noch immer nicht auf den sozialen Status von Publizistikstudenten degradiert und das wäre – wie wir alle wissen – mehr als überDEPRESSIV TROTZ THERAPIE? Fälle
109 108 107 106 Medikamente sind kein Glücksgarant. Die Zahl unglücklicher Tabletterschlucker ist in den letzten Jahren gestiegen. (Quelle: Pharmas Worst)
fällig. Stars, Sternchen und diverse Monde beziehungsweise Mondgesichter tun ihr Übriges, um vormals gerade noch haltbare, da durchschaubare Krankheitsbilder (Ottfried Fischer: Fettsucht, Paris Hilton: Magersucht) durch exaltierte funky Krankheiten (Ottfried Fischer: Parkinson, Paris Hilton: Borderline-Syndrom) zu ersetzen und als tragbar zu präsentieren. Krankheit als Kleidung die man stetig wechselt, mal bauchfrei, mal Bauch weg (Magersucht).
Auch die Umwelt bleibt nicht verschont; der von Notärzten und Krankenwagen verursachte massive CO2 Ausstoß ist schließlich dazu in der Lage, unseren kleinen Planeten in die geschlossene Abteilung für chronisch Lungenkranke auf Dauer einzuquartieren. Wo ihn niemand besuchen kommt, denn wer sollte einen Planeten besuchen? Der Staat könnte sich gerade durch ein generelles und allumfassendes Krankheitsverbot in seiner legislativen Gewalt profilieren, metaphorisch, verehrte Leserin, seinen gänzlich tripperfreien Schnidelwutz aus dem Hosenstall heraushängen lassen, um zu fragen: “Na, DAS hättet ihr wohl nicht gedacht?” Auf einen Schlag wären wir alle von der als Mitleid getarnten Schadenfreude (Mitleidsheuchelei) und von sämtlichen Wartezimmern und mithin Wartezimmerzeitschriften befreit (deren Spektrum klassischerweise von langweilig bis geradezu faschistisch langweilig reicht); mit einem Schlag wären auch ganze Heerscharen an drittkrankenklassigen Schauspielern aus diversen sexy Arztserien dazu gezwungen, sich einen anständigen Beruf zu suchen. Doch dies ist momentan schiere Fiktion. Die Lage ist trist. Die Situation ausweglos. Sollte man meinen. Sollte man nämlich wirklich meinen! Denn es ist so: Krankheiten sind nicht nur ungesund, nein, sie machen uns sogar krank.
PRO KRANKHEIT
“Es ist genug für alle da, denn Krankheit lässt sich teilen...”
von Maximilian Zirkowitsch
“Mehr Krankheiten! Krankheit für Alle!” Wie oft haben wir diese hohlen Parolen schon gehört? Wie oft haben wir darüber gelacht? Aber wer von uns hat sich schon einmal Gedanken über den universellen Wahrheitsgehalt dieser Aussagen gemacht? Hm? Jaha! Gerade in Zeiten eines um sich greifenden und geifernden Individualfetischs (postmodern!) bietet die Möglichkeit einer eigenen Erkrankung eine Chance zur Selbstfindung. Aus der Bahn geworfene ManagerInnen können sich neu erfinden (sog. “re-framing”). Wem die “normale” Lebensperspektive um ein Drittel gekürzt wurde, lebt intensiver, findet neuen Sinn in allen Lebensbereichen. Durch Siechtum wird neues Körperbewusstsein entstehen: Weg von Extremsport und ausschweifendem, unverbindlichem, hemmungslosem GV (sprich: Sex), hin zu einem Ausloten der eigenen Grenzen in Bett und oder der Bahre. Gewichtsreduktion fernab von Teleshopping und entwürdigenden “Fitness-folterkammern” (© Eberhartinger & Spitzer) ist keine Frage des Geldes mehr. Wie überhaupt eine Vermehrung und Verbreiterung der Krankheit(en) demokratisierend und egalitär wirkt. Jedem/r sein(e)/ihr(e) Gebrechen, Neurose, Psychose... Es ist genug für alle da, denn Krankheit lässt sich teilen. Diese Demokratisierung ist zugleich ein subersiver Akt gegenüber dem bürgerlichen Staat und seiner faschistoiden, kapitalistischen
Gesundheitspropaganda von der Erhaltung der Humanressource Mensch, ist also aufklärungswidrige Objektivierung. Und im Gegenzug ließen sich für eine absolute Liberalisierung des heimischen Leidensmarktes Förderungen der EU lukrieren. Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut. Das heißt: Geht’s der Wirtschaft gut, dann geht’s der Wirtschaft gut. Aber gilt das auch für unser Anliegen? “It's the economy, stupid”, wie UMSÄTZE PHARMAINDUSTRIE Zaster
109 108 107 106 Geht’s der Pharmaindustrie gut, geht’s uns allen gut. Steigende Medikamentverkäufe sind eine Realität und machen glücklich. (Quelle: Pharmas Best)
Billy Clinton sagte. Ich meine: Ja, sehr. Gerade die gebeutelten, entmündigten Ärzt-Innen werden zu den Psychiater-Innen/Schamanen/Pfarrern (USA/Mongolei/NÖ) einer neuen vitalen viralen Gesellschaft. Welcher Kleingeist möchte einwerfen, dass PharmkonzernInnen dann eventuell keine Gewinne mehr machen werden, weil niemand mehr geheilt werden möchte? Ich hingegen frage: Hatte sie denn bisher Interesse an der Genesung Ihrer KundInnen (ergo wir, nein, uns)?
Der historische Blick macht uns schlau, denn noch nie war eine Gesellschaft so fit wie die unsere, und gleichzeitig haben die apothekarischen MonopolistInnen noch nie so hohe Gewinne erzielt. Überdies noch mehr, weil die mannigfaltigen Mutationen so junger Viren wie HI, oder die Kombination von Oldies wie Lepra und Tuberkel, mehr Forschungsmöglichkeiten und potentielle Absatzsparten erschließen. Was auch eine einmalige Chance für die High-Tech-Standorte Europa, Österreich und Maria Gugging darstellen kann, soll und – in aller Klarheit – auch muss. Heißt Mutation nicht auch, bzw. wenn nicht sogar nur, Fortschritt? Bereichern uns bakterielles Multikulti und Vielfalt nicht vielmehr? Und wie steht es um die emotionale Entwicklung? Ist sie nicht die wichtigste (nach spirituell und KunsT)? Partizipation verwirklicht die so lange von PädagogInnen herbeigeredet haben wollender Abkehr indentitätsloser Youngsters (z.B. Emo, Krocha, ElmayerElevin) von falschen Vorbildern (Ottfried Fischer: Fettsucht, Paris Hilton: Magersucht) hin zu richtigen, edlen, hilfreichen und guten Vorbildern (Ottfried Fischer: Parkinson, Paris Hilton: Borderline-Syndrom). Niemand, der nicht mal gerne hin und wieder verklärte Blicke zurück in Jugend und Kindheit, erster Mumps, erster Fahrradunfall, erster “Verkehr” (ungeschützt, betrunken, Feuerwehrfest) wirft, oder? Wie leicht ließe sich so ein lebenslanges, verknüpftes Denken erlernen? Ich denke, sehr, sehr leicht! Begleiten Sie mich auf dieser Reise! Denken Sie an Ihre Kinder!
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Foto: Š Oleksandr Hnatenko I www.gnato.deviantart.com/gallery
WAS SOLL BLOSS AUS DEM JUNGEN WERDEN? Gott, was haben wir nach einem Titel für dieses Special gesucht. “Das Ende der Musikspeichermedien” klingt einfach zu unsexy. Hier einige Varianten ... Letzte Scheibe Brooklyn Scheiben tun weh No Scheibe, no cry Scheibe hat fertig ... Oma nannten wir Schellack. Wir kennen sie alle meist halb verbogen und kratzig. Auf eiernden Plattenspielern von anno dazumal dreht sie vielleicht noch ihre Runden in vergilbten Sammlerarchiven. Opa hieß UHF-Tonband und ist früh verstorben. Manchmal erzählen noch alte Hasen, meist ORFKorrespondenten, von den mühseligen Tagen, als man das sperrige Ding zu Interviews schleppen musste. Mehr wissen wir von Opa nicht, aber egal, denn Mama und Papa waren natürlich Schallplatte und Kassette. Die haben uns großgezogen, uns zu dem gemacht, was wir heute sind (Konsumenten natürlich, Staat und Wirtschaft sind stolz auf uns). Mama war stets etwas eitel, wer könnte das einer Frau verübeln? Mit ihren schönen Covers wollte sie beachtet, geschätzt und käuflich erstanden werden. Papa hingegen war das Essig, der ließ sich gerne mal bekrit-
zeln, ihm ging es stets um die Funktion und den Nutzen, typisch Mann eben. Tagein, tagaus seine Schicht im Kassettenrekorder herunterleiern, gespielt und überspielt werden, das war sein Leben. Mit der Zeit begann er zu eiern oder rauschte wie die Blätter im Wald, aber immer war er zuverlässig. Alte Werte eben. Dann kamen die Kids. Die CD, eine Tochter natürlich, die zaghaft aus dem Schatten ihrer Mutter trat, aber allmählich umso mehr zu glänzen begann. Anfangs mit dürftiger Tonqualität, aber zunehmend ausgefeilter und verspielter in ihrem Erscheinungsbild. Die Söhne schlugen dagegen wenig hoffnungsvolle Karrieren ein. Minidisc war ein hübscher Junge, aber völlig erfolglos. Dat kam nie aus dem miefigen Dunstkreis professioneller Tonstudios heraus. Und SACD blieb eine arrogante Nuss, für die sich nie jemand interessierte. Aber irgend-
h in Da war die Welt noc ine Ke Ordnung. er gal ille n kei ds, loa wn Do r wa lze Wa Jammer. Eine erunv ein r wa lze Wa eine diwüstliches Speicher-me t Ers te? heu er um. Ab mt röchelt die LP, jetzt lah Kein die CD. Und dann? hr? me g pin op -Sh nis eb Erl lins Sta zu wie Leere Regale große Der Zeiten? Download-Blues?
Ein HYDRA-Special!
wie war die Welt noch in Ordnung, es waren brave, haptische Kids, die sich gerne von Fremden befummeln ließen, wie sich das für Kinder der Konsumkultur nun mal gehört. Aber was ist nur mit diesen Enkelkindern los! Die Hände könnte man zusammenklatschen über die Gören MP3 und MP4. Was sind das nur für flatterhafte Wesen! Kaum greifbar, irren sie haltlos im Internet herum, entziehen sich der staatlich-großindustriellen Kontrolle, machen illegale Dinger, die keiner nachvollziehen kann. Huschen von externer Festplatte zu externer Festplatte oder lungern auf Ostblockdownloadpartys herum, als gäbe es kein Morgen. Wen wundert bei so einem Stammbaum, dass die Musikindustrie jammert. Oma und Opa drehen sich im Grabe um. Mit 33 1/3 rpm. (cuisine)
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Foto: © Oleksandr Hnatenko I www.gnato.deviantart.com/gallery
SAMMELN HEISST SIECHEN Im Intimtalk mit Sören Kierkegaard über die Vergeblichkeit des Sammelns.
Kurzlebigkeit und Wandel heutiger Speichermedien bringen uns arglose Konsumenten ganz schön ins Grübeln. Worauf kaufen wir unseren Lieblingsblockbuster? Altgestrige DVD oder zukunftsweisende Blu-Ray-Disc? Noch mehr aber stellt sich die Frage, ob sich das Kaufen, Anhäufen, Sammeln überhaupt noch auszahlt? Datenträger werden schneller kaputt, als das schnoddrige Taschenbuchpapier der siebziger Jahre vergilbte. Wir haben einen wahren Experten für derart existenzielle Fragen zu Rate gezogen: Sören Kierkegaard, bekannt aus “Tagebuch des Verführers reloaded” und “Die Krankheit zum Tode I-IV”: Hydra:Hallo Sören, wie war das damals mit deiner Sammlerleidenschaft? Sören K.: Ich habe nie richtig gesammelt. Wofür auch? Kaum lag die Platte am Teller, hatte sie schon den ersten Kratzer. Vergeblich ist alles Drängen und Mühen, früher oder später müssen wir den Löffel abgeben. Hydra:Ist das nicht ein wenig überzogen? Genügt es nicht die CD für satte 10 Jahre zu hören, danach hängt sie einem ohnehin zum Hals raus? Sören K.: Wie ich es betrachte, es kommt nichts Hoffnungsvolles dabei raus. Entweder sehe ich die CD als
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eine dem Verrotten geweihte Entität, dann kaufe ich mit jeder CD stets auch den Tod derselben mit. Wir sind ja dem Wärmetod des Universums ausgeliefert. Was hat das Sammeln da Sinn, in hundert Jahren ist die Hälfte hin oder vergilbt. Hydra:Und die andere Option? Sören K.: Wie bitte? Hydra:Sie haben von zwei Betrachtungsweisen gesprochen. Sören K.: Oder aber ich sehe die CD als etwas Beständiges an. Dann muss ich mich fragen, warum ich mir, wo ich mich selbst doch beständig ändere, manifeste Dinge kaufe. Warum ich das haben muss. Vielleicht ist das unser Versuch, dem ständigen Nahen des Todes ein Schnippchen zu schlagen. Selbst wird man von Tag zu Tag hässlicher, die Wampe quillt über den Gürtel, die Haut wird faltig, die Haare spärlicher, aber das Plattenregal bleibt immer gleich. So gaukeln wir ein bisschen Beständigkeit in unser aller Leben. Und natürlich: Es geht um Macht und Besitz. Hydra:Wie das? Sören K.: Nun, in Beziehungen herrscht ein ständiges Geben und Nehmen. Man kann seine Frau nicht
MACH MIR EIN TAPE! Acht Argumente für die Beibehaltung des Namens Stalinallee für die Stalinallee. Nein, Moment. Kassetten! Es geht um Kassetten! Warum Kassetten heute noch sexy sind erklärt uns mazirki.
immer, wenn es einem passt, auf den Plattenteller legen, damit sie die schönsten Stücke spielt. Hier muss man ständig um Einflussnahme und Verfügungsgewalt kämpfen. Ein paar nette Worte, ein Blumenstrauß. Es wird einem in Beziehungen nichts geschenkt. Die Platte hingegen ist immer da, wartet nur auf Anweisungen, um ihren Auftrag zu erfüllen. Man hat vollkommene Macht über sie. Andererseits: Das Klo putzt sie nicht. Und die Socken werden auch nicht von alleine sauber. Hydra:Wie man es also dreht und wendet, ein Jammertal. Sören K.: Sie sagen es. Mir kommt jedes Mal das Heulen, wenn ich den Blick über meine Plattensammlung schweifen lasse, die mittlerweile drei Zimmer und ein Kellerabteil umfasst. Nur der Gedanke, dass jede dieser Platten über ein wunderschönes Loch verfügt … Hydra:Vielen Dank für das Gespräch. Sören K.: Sie müssen verstehen, zu unseren Zeiten war das anders. Frauen waren damals noch nicht so freizügig … Hydra:Wir haben es kapiert, Danke!
1. gibt es Adapterkassetten, die es ermöglichen, von jedem Format und Gerät Musik abzuspielen, solange man nur ein Autoradio hat. Die Adapterkassette von Prinzi rettete einmal die Holland-Autofahrt im alten, klapprigen VW-Bus, dessen Bodenblech Löcher hatte, durch die es immer zog. 2. war meine erste selbstgewunschene Kassette “Neppomuks Rache” von der E.A.V., wohingegen meine erste selbstgewunschene CD “Cpt. Jack” von Captain Jack war. Das nimmt sich aus wie der Kampf John Rambo gegen Xena, die Kriegerprinzessin. 3. hatte ich das große Vergnügen oben- und untenrum nackich mit einer ebenfalls nackichten Frau Märchenkassetten zu hören und (dabei) zu fummeln. Das gleicht aus, dass ich meine liebste Märchenkassette “A: Schneeweisschen und Rosenrot, B: Das Mädchen mit den Sterntalern” irgendwann auf dem Heizkörper einschmolz. 4. hat Michi B., mein damaliger bester Freund mir eine Kassette aufgenommen als ich im zarten Alter von 7 3/5 aufs Land zog und wir
scheiden mussten. Der Text ging so: “Hej jetz' kommn die Heroeturtles, superstarke Heroeturtles... Thomas, du sollst nicht immer in mein Zimmer ohne Anklopfen! Jeder kennt die Heroeturtles, superstarke Heroeturtles.” Mit 20 habe ich Michi – Google sei Dank – wiedergetroffen. Seitdem habe ich die Kassette nicht mehr gehört. 5. hat die Frau, in die ich so verliebt war, mir nie nie nie eine Kassette mit Liedern aufgenommen, sondern mir immer nur “schnell mal eine CD zusammengebrannt”. Das ist deshalb gut, weil sie mir das Herz gebrochen hat. Glücklicherweise wurde es schnell gekittet. (siehe 3.) 6. wurde ich von Irmsi und Wolfgang, den Arenabesetzern und Pflastersteinromantikern meines Herzens, via Kassette mit Wolf Biermann angefixt, als ich sie bat, mir eine Platte von jemand ganz anderem zu überspielen. Sie wussten es besser: Ich bekam nicht das Album von Franz-Josef Degenhardt, sondern auf 11 Kassetten alle Alben von Wolf Biermann. (Das ist der mit der Stalinallee... ) Die höre ich immer beim Autofahren.
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IMMER GUT AUFGELEGT
Als es noch keine Handys gab, mussten junge Damen, um cool zu wirken, Taschenlampen an die Ohren halten. Ach, die Jugend von heute kann sich gar nicht mehr vorstellen, wie das damals war...
Darauf habt Ihr gewartet! Der ultimative Test über die Vor- und Nachteile von Speichermedien. Von Sebastian Klug
SCHELLACK/GRAMMOPHON + als weiterentwickelte Variante des
Kilogrammophon (nicht mehr so schwer) + zwecks Ersatzteilbeschaffung kann man das Grammophon als Zeitmaschine verwenden + non-plus-ultra Prestigesoundanlage für toughe Tuner (Golf GTI) - vermittelt authentische Geräusch-
kulisse der 20er und 30er Jahre (Peng! Ratterratter!) - Trichter hält als Urinal nicht, was er verspricht - kann auch als Beichtstuhl nicht dichthalten (Megaphoneffekt)
FLOPPY DISC/ETTE + erinnert am ehesten noch an die
leckere Rittersportschokolade + quadratisch, praktisch, gut + schon im Namen steckt das
Zukunftspotential des Mediums. Auf gut deutsch: Die “floppende” Scheibe - hoher Milchanteil für laktoseintole-
rante Rechner nicht bekömmlich - erhöhte Temperaturen im Rechner
verursachen lästigen Datenverlust und eine Schweinerei, igitt!
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- besitzen dermaßen viel Speicher-
platz dass sich moderne Rechner häufig beim Einlegen des Mediums gleichsam in den unendlichen Weiten verlieren und abstürzen
KASSETTE + Jack Unterweger hätte sich damit
erhängen oder erdrosseln können (wahlweise: zu Tode hören) - meist geladen (magnetisch) - Tonbandsalat enthält zwar wenig
Kalorien, wird trotzdem kaum in Haubenrestaurants gereicht - in der Terrakotta Armee gibt es wesentlich schönere Tonköpfe
SCHALLPLATTE + immer gut aufgelegt (vom DJ) + keine Berührungsängste (mit
Plattennadel) + schwarz kommt nie aus der Mode! - es dreht sich immer alles um sie - Abspielgeräte werden leicht
eifersüchtig wenn Tonträger so große Dimensionen besitzen - 33 1/3 Umdrehungen pro Minuten sind ein Hohn für jeden Motor (Gut, dass es nur um Musik geht!)
COMPACT DISC + selbstreflexiv + macht beim Zerkauen ziemlich an-
regende Geräusche + einmal CD, immer CD! - nicht gerade charismatisch
(hat keine Ecken und Kanten) - recht bald aufgekratzt bis
eingeschnappt - vereinsamt leicht (daher Mehrfach-
CD-Wechsler empfohlen)
COMPUTER/MP3 + der Musiker kommt persönlich
zum Kunden und bespielt dessen Rechner in einer mehrtägigen Prozedur mit ein paar Stücken (Bindung zum Kunden) + Computergehäuse passen in jede Hosentasche (ab Hosengröße 298) + geht's der Musikpiraterie gut, geht's der Musikindustrie gut! - mp3 Player können leicht mit
Kleinstvibratoren verwechselt werden; oder mit Sprengsatzfernzündern oder gar mit Freisprechanlagen (worst case scenario)
LOSER! Die erfolglosesten Speichermedien aller Zeiten!
Grammophonwerbung anno 1957 1. Platz: Die PD-Disc Der oberste Podestplatz gebührt der Phasewriter Dual Disc (oder Phase-Change Disc). Weil dieses Ding sooo kurzlebig war, dass es kaum jemand kannte. Die PD-Disc wurde praktisch in ihrem Debutjahr 1995 von der CD-RW verdrängt und steht hier für all jene traurigen Speichermedien, die viele von uns nicht mal von den Verkaufsregalen kennen. 2. Platz: Die Laserdisc Damit wurden Filme auf goldenen Langspielplatten präsentiert. Geniale Idee, zumindest damals. Heute wissen wir: Was für eine Schnapsidee! Trotzdem cool: Die riesigen, scheußlich schönen Plattenhüllen. Und der Name, mit dem dieses System Mitte der 80er vorgestellt wurde: DiscoVision. 3. Platz: Die UMD-Film-Disc Der Ladenhüter in jedem SecondHand-Geschäft. Während man seit Jahren schon versucht, uns wohnzimmergroße Flatscreens zwecks ultimativen Kinoerlebnis unter die
Nase zu reiben (nachdem man uns zuvor mit demselben Argument Heimkinoanlagen unterjubelte), kommt Sony auf die Idee, es könnte cool sein, sich Filme zu kaufen, die man nur in Streichholzschachtelgröße anschauen kann. Dafür würde ich auch gerne ein Spitzenmanagergehalt kassieren. 4. Platz: Die Minidisc Ein großer, unverdienter Jammer. Die Minidisc war wirklich cool. Konnte viel, war eine rauschfreie Alternative zwischen Kassette und Dat, hat es aber trotzdem nicht geschafft. Vielleicht zu klein, vielleicht weil eben MP3 und CD-Brenner damals gerade aufkamen und einfach naheliegender waren (Stichwort: PC). Leider sind MiniDiscs wahnsinnig störanfällig. Fast jede Disc, die ein Jährchen unberührt herum liegt, ist praktisch nicht mehr zu gebrauchen. 5. Platz: Die 5,25-Zoll-Diskette Damals sagte man noch nicht Disc sondern Diskette. Erst später wurden die 5,25-Zoll-Diskette und ihr legitimer Nachfolger, die 3,5-Zoll-
Diskette, auch Floppy Discs genannt. Schöner Name. Mit Ausnahme der Blu-Ray-Disc der coolste Name, den Speichermedien je hatten. Die Speicherkapazität war für heutige Verhältnisse nicht mal ein Witz. Für heute handelsübliche USB-Sticks müsste man einen Aktenkoffer voller Floppy-Discs herumschleppen. 6. Platz: Betamax & HD-DVD Betamax ist jenes traurige Videotape, das vor mittlerweile über 20 Jahren (man fasst es nicht!) gegen die VHS-Kassette abstank. Heute hocken beide im Technischen Museum und die Betamax feixt die ganze Zeit: “Na, dich schaut aber auch keiner mehr an.” Die Betamax war jahrelang DAS Beispiel für Technologien, die sich aus marketingtechnischen Gründen nicht durchgesetzt haben und ist alleine darum ein fader Loser. Aber damit geht es ihr wie Toshibas HD-DVD. (grog)
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THE GREAT ILLEGAL DOWNLOAD SWINDLE “Hast du schon das neue Kettcar Album?” “Nein, wann kommt es denn raus?” “Keine Ahnung, aber ich sauge es gerade runter.” Eine neue CD meiner Lieblingsband kommt raus. Ich kann also entweder am Erscheinungstag in den Laden gehen, zwanzig Euro dafür löhnen, zuhause die CD in den Computer legen, um meinen MP3 Player damit zu füttern, oder ich lade mir im Internet Wochen oder gar Monate vor Erscheinungstermin das komplette Album mit einem Klick runter. Hm. Schwere Entscheidung. Ich glaube, ich kaufe mir das Album. Also rein in den Plattenladen und verstaubte Regale durchstöbert. Das Artwork bestaunt, die Tracklist gelesen und jetzt: Will haben! Probehören ist sicher nicht nötig, ist sicher gut das Teil. Außerdem: Müsste ohnehin Schlange stehen an den paar kaputten Abspielgeräten. Zuhause dann das böse Erwachen. Einen Scheiß ist es gut! Zwanzig Euro habe ich bezahlt! Selber schuld! Ich wurde also eines Besseren belehrt. Und das nicht nur einmal. Also habe ich mich an die ganz alltägliche Abwesenheit eines physischen Tonträgers gewöhnt und lade mit Inbrunst alles runter, was neu und interessant aussieht. Wenn es schlecht ist, bekommt es der Papierkorb, wenn es gut ist, der iPod. Gefühllos und kalt. So sind wir Downloader eben. "Scheißplattenfirmen, verarschen eh nur die Künstler!" Wäre eine nette Ausrede, aber ganz ehrlich, es
ist Bequemlichkeit und die fehlende Bereitschaft für etwas zu bezahlen, das es auch gratis gibt. Wie schon gesagt: Gefühllos und kalt. Keine Reue, kein Schuldbewusstsein. Aber aus dem Billa stehle ich nicht, sicher nicht, ich bin ja kein Verbrecher. Nein, nein. Man liest ja derzeit viel über Prozesse, fehlendes Unrechtsbewusstsein, Umsatzeinbrüche und Digital Rights Management. Aber ernsthaft tangiert habe ich mich noch nie gefühlt. Vielleicht, wenn die Polizei meinen Computer durchsucht und auf tausende gestohlener Lieder, Filme und Programme stößt. Aber die Wahrscheinlichkeit ist verschwindend gering, dass ich unwichtiges Rädchen im Getriebe für einen Schauprozess ausgewählt werde. Wer fürchtet sich, wenn in der Zeitung von allein erziehenden amerikanischen Müttern zu lesen ist, die vier Lieder geshared haben? Amerikaner vielleicht. Die Hausfrauen haben einfach nur nicht aufgepasst. Waren ein williges Opfer der sonst blinden und beiderseits linkshändischen Justiz. Ober haben eben noch nie etwas von Torrents gehört. Selber schuld ... Als “downloader” oder schöner gesagt “file sharer” ist man ja immer ein bisschen Anti. Da gehört es einfach zum guten Ton, gegen Major
Labels zu sein. Die haben sich lange genug bereichert an meinen Eltern. Wir entziehen ihnen einfach die Daseinsberechtigung und werden Teil des Terrorismus 2.0. Das Imperium schlägt mit Kopierschutz zurück, und gewinnt trotzdem nicht. Es könnte immer so weiter gehen: Schlag, Gegenschlag. Viel bringen wird das nicht, außer dass sich eine der beiden Seiten aufreibt und verliert. Oder man findet einen Kompromiss und versucht die Vorteile von geistigem Eigentum (ergo dem Künstler selbst) und userfreundlichen Downloadsystem (gratis wenn geht) zu verbinden. Und wenn wir am Ende die Musik direkt mit dem virtuellen Strohhalm aus den Musikerhirnen saugen: Why not?! Aber das ist das Schöne: Solange es so bleibt, gehen nur die vor die Hunde, die nicht flexibel genug sind, sich auf die Anforderungen der kriminellen Downloader einzustellen. Gefühllos und kalt, so ist das System nun mal ... und wir haben die Macht! Matthew 2.0, möchte lieber anonym bleiben. Der junge Mann besitzt eine 80 GigabyteFestplatte voller Musik, für die er keinen Cent bezahlt hat. Daumen mal pi auf Songs ergo Delikte umgerechnet heißt das: Matthew ist 2000facher Krimineller.
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ZEHN GUTE GRÜNDE HEUTE NOCH EINE CD ZU KAUFEN Von Christian Orou
Anfang der 1990er Jahre leistete ich, wie viele andere erzkonservative VinylAfficinados einen Schwur:“Diese kleinen silbernen Scheiben kommen nicht in meinen Plattenschrank. Niemals.” Denn sie waren teuer, sie boten keinen Platz für annehmbare Covergestaltung, sie waren ... ja, was eigentlich? Vielleicht zu technisch, zu neu, zu unheimlich. Doch bald wurde der erste CD-Player angeschafft. Es war der Zwang des Faktischen, die ersten Tonträger, die nicht mehr als LP produziert wurden, tauchten auf. Stop, zurück. Der vorige Satz ist historisch nicht korrekt. Nicht der CDPlayer wurde zuerst erstanden, sondern eine CD. Mit aufgestellten Kragen begab ich mich in den ersten CD-Mega-Store, und fühlte mich wie ein Besucher jenes Kinos, das seinen Platz jenem Mega-Store räumen musste.Wie die Menschen in diesem Kino wollte ich nur schauen. Mein Blick fiel auf die neue CD von Living Colour. Das Cover aus rotem Plastik. Interessant. Auch eine CD bietet also Gestaltungsmöglichkeiten. Am Informationsstand erntete ich seltsame Blicke auf die Frage:“Gibt´s die auch als Platte?” Der Lauf der Dinge ließ sich analog zu einer griechischen Tragödie nicht aufhalten. Unter Ausschaltung einiger intellektueller Schranken (z.B.: Du besitzt ja gar keinen CD-Player.) wird das Album erstanden. Einige Wochen lang nahm ich die CD jeden Tag zur Hand, studierte die Texte, stellte mir vor, wie Songs klingen könnten. Schließlich wurde der Leidensdruck zu groß. Der Gang nach Canossa wurde angetreten. Canossa lag im zweiten Bezirk in der Wohnung eines Freundes, der im Besitz eines CD-Players war. Der ersten CD folgten zwei, drei weitere, die Anschaffung eines Abspielgerätes wurde aber nicht in Erwägung gezogen.Verzweifelt suchte ich einen Ausweg, einen, um bei der griechischen Tragödie zu bleiben, Deus Ex Machina, der es mir ermöglichte, mein Vinyl-Weltbild aufrecht zu erhalten, ohne dabei den Musikgenuss auf das Studium der Liedtexte reduzieren zu müssen. Dieser Deus Ex Machina erschien in Form eines Geburtstages der Lebensgefährtin. Man will ja nicht als schrulliger Maschinenstürmer gelten. Also schenkte ich ihr, genau, einen CD-Player. Dadurch erhielt ich uneingeschränkten Zugriff auf diese technische Innovation, blieb aber meinem Grundsatz treu.“Ich? Einen CDPlayer? Niemals!” Das war der Beginn einer ansehnlichen Sammlung an silbernen Scheiben, die ich seit damals in meiner Wohnung zusammengetragen habe. Und zwar aus folgenden Gründen:
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I. DER ZWANG DES FAKTISCHEN So hat alles begonnen. Der Tonträger wird nicht mehr auf Vinyl gepresst und ist nur mehr als CD erhältlich. z.B. LIVING COLOUR I STAIN II. HELDENVEREHRUNG Das Album muss unbedingt erstanden werden, weil jeder Ton, jede Textzeile ein essentielles Lebenselixier darstellt. Schon Wochen vor dem Release ist man aufgekratzt wie ein Kind vor Weihnachten, liest alle Vorberichte in diversen Musikmagazinen, läuft am Erscheinungstag zum Musikalienhändler seines Vertrauens, kauft das Objekt der Begierde, sitzt dann zu Hause endlos vor dem CDPlayer, das Album in der Hand, traut sich nicht, die Cellophanhülle zu zerstören. Schließlich legt man die Scheibe ehrfurchtsvoll ein und lauscht ergriffen. z.B. BRUCE SPRINGSTEEN I MAGIC III. NOSTALGISCHE REMINISZENZ Eine Jugenderinnerung, in der man wieder schwelgen will, ist durch den Auszug des Bruders aus dem gemeinsamen Kinderzimmer verloren gegangen. Also muss eine Neuanschaffung her. Meist wäre es besser gewesen, diese Sache in ihrem historischen Kontext zu belassen, die Erinnerung verklärt hier einiges. z.B. WOLFGANG AMBROS I WIE IM SCHLAF IV. DIE SAMMELMANIE Man besitzt zwar beinahe das Gesamtwerk, aber doch eben nicht alles. Hier besteht ein enger Zusammenhang zur Heldenverehrung. Man findet in der CDAbteilung ein Stück, das noch in der Sammlung fehlt, weil es bislang nur auf Vinyl oder einem seltenen Bootleg erhältlich. (Ich gestehe: Ich gehe den einfacheren und billigeren Weg und erstehe Neuauflagen statt Originalausgaben.) Auch hier wandert das gute Stück ungehört in die Einkaufstasche. Meist findet man nach dem ersten Hörerlebnis viele Gründe, warum dieses Album bis jetzt nicht in der Sammlung vertreten war und von professionellen Kritikern als nicht zum Hauptwerk zählendes klassifiziert wird. Aber wer glaubt schon Kritikern? Also verstaubt die CD bis zum Sanktnimmerleinstag. (Ich bringe es nicht übers Herz, hierein Beispiel zu nennen.) V. WEISSE FLECKEN AUF DER MUSIKALISCHEN LANDKARTE Schon in der Kindheit gilt es, seinen Musikgeschmack vehement zu verteidigen. Man muss zum Beispiel im brüderlich geteilten Kinderzimmer den Kampf über die Hoheit des Kassettenrecorders führen. DANIEL GERARD gegen T. REX. (Ich war der kleinere, litt zeitweise unter geschmacklicher Verwirrung und stand auf der Seite von DANIEL GERARD und seinem “Butterfly”.) Dieser Kampf wird
in der Schule weitergeführt. ROLLING STONES gegen BEATLES, DEEP PURPLE und LED ZEPPELIN gegen PINK FLOYD und YES.Wegen dieser Streitpunkte fanden einige historische Alben nicht das Gehör, das ihnen gebührte. Diese weißen Flecken gilt es im hohen Alter zu tilgen. Mit wechselndem Erfolg. Manche Musik erschließt sich erst mit zunehmenden Jahren, zu manchen Bands findet man nie einen Zugang. z.B. PINK FLOYD I DARK SIDE OF THE MOON VI. VANDALISMUS Manche Platten meiner Sammlung erlitten durch ständige Wiedergabe erhebliche Beeinträchtigungen. Dieser Umstand ließ mich den ersten Grundsatz der Orouschen CD-Erstehungsphilosophie (“Es wird keine CD gekauft, von der eine Platte in der Sammlung existiert”) zeitweise außer Kraft setzen. Der Erfolg: Textstellen, die auf Grund von Kratzern eher dadaistisch anmuteten, erhielten plötzlich Sinn. Man hört Zeilen, die einem bislang völlig unbekannt waren. z.B. DRAHDIWABERL I PSYCHOTERROR VII. DIE EMPFEHLUNG Empfehlungen können von vielen Seiten kommen.Von Freunden, von Kritikern in Fachzeitschriften des Vertrauens oder aus dem Fernsehen.Viele diese Empfehlungen ließen den audiophilen Wanderer zu neuen musikalischen Ufern aufbrechen. Manche führten auf Irrwege und füllten das CD-Regal mit Titeln, die dort ungehört verstauben. Es entstand der zweite Grundsatz der Orouschen CD-Erstehungsphilosophie: Bei einer Empfehlung achte darauf, dass die Quelle vertrauenswürdig ist. z.B. MIA I ZIRKUS
Comic war, scheint heute die gesamte Medienlandschaft erfasst zu haben. Nicht nur meine Söhne erwerben ihre Zeitschriften (oder nötigen mich zum Erwerb derselben) nach ausführlichem Studium der beigelegten Gimmicks. Auch ich studiere bei der Auswahl der Magazine meist erst die Playlist der CD. So hat manches Juwel zu mir. (Eine Empfehlung: Die “rare-trax”-Reihe im Rolling Stone.) Selbstverständlich hat sich dadurch auch eine Menge an ungehörtem Schrott angesammelt. Aber wie lautet der dritte Grundsatz der Orouschen CDErstehungsphilosophie? “Jede CD taugt zu irgendetwas, wenn auch nur zum schlechten Beispiel.” z.B. RARE TRAX VOL. 4 I SING THIS ALL TOGETHER (Stones, relativ cool gecovert) X. GEILES COVER Doch, ja, das gibt es noch. Entweder haben sich meine Sehgewohnheiten in den letzten Jahren drastisch geändert oder den Grafikern ist es gelungen, die Miniaturfläche von 12 x 12 cm besser in den Griff zu bekommen. Früher beschränkte sich das Design lediglich darauf, ein LP-Cover zu verkleinern, was dazu führte, das manche Playlist nur mehr mit der Lupe zu lesen war. Hin und wieder führt diese Reduktion zu sehr witzigen Ergebnissen. So erschien vor Jahren eine Edition von Stones-CDs, die auch die den Originalen beigelegten Gimmicks verkleinerten. So enthält meine Ausgabe von “Exile on Main Street” einen Satz von Postkarten in größerem Briefmarkenformat. Manchmal lasse ich mich zum Kauf einer CD hinreißen, weil mich das Cover beeindruckt. Denn wenn die Musik einen Künstler zu einem genialen Artwork inspiriert, kann sie doch nicht schlecht sein? z.B. SYSTEM OF A DOWN I MEZMERIZE
“Christian, muss diese Musik wirklich sein?”
VIII. DIE MUSE ... Musik ist inspirierend.Vor allem, wenn man über schwierigen Texten brütet. Bei mir hat jeder Text seinen eigenen Sound (in diesem Fall das neue Album von ALISON KRAUSS und ROBERT PLANT, eine Empfehlung). Manchmal bildet man sich ein, nur eine bestimmte Musik kann zur Vollendung eines Werkes helfen. So finden durchaus eigenartige CDs Eingang in die Sammlung.Vor Jahren schrieb ich an einem Krimi, dessen Protagonist einen Hang zu Peter Alexander hatte. Der Krimi wurde zwar fertig gestellt, fand aber nie einen Verleger.Vielleicht probier ich es das nächste Mal mit NEIL YOUNG. Ergo PETER ALEXANDER I MEINE LIEDER IX. DIE HEFTBEILAGE In den letzten Jahren wurde es bei Musikzeitschriften üblich, die geschätzte LeserInnenschaft mit beigelegten CDs zu ködern.Was in meiner Kindheit ein cleverer Marketingschachzug von Yps-
Inzwischen haben sich (klar, oder?) unzählige CDs in meiner Wohnung angesammelt.Völlig unzulässig sind dabei Einwände wie: “Na, wann kommst du denn dazu, dir alle deine CDs anzuhören?”Wichtig ist, dass der CD-Player immer neues Futter hat, mindestens, moment, ich zähle kurz nach, 7, 8, 9 Stück, ja, mindestens. Und hin und wieder greife ich zu einem Album, das ich schon lange nicht mehr gehört habe. Meist liege ich dann mit meinen Kindern am Boden, spiele Tip-Kick oder Lego. Gemeinsam lauschen wir dann den Rhythmen bis einer der beiden sagt:“Christian, muss diese Musik wirklich sein?” Dann stehe ich auf, denke mir heimlich (man will ja seine Autorität nicht verlieren), er hat recht und lege wieder die neue NEIL YOUNG auf.
ZEHN WENIGER GUTE GRÜNDE HEUTE NOCH EINE CD ZU KAUFEN Weil man ein alter Sack ist. Weil man unter MP3 die Abkürzung für Maschinenpistolen versteht (also ein alter Sack ist). Weil man das Werk eines Künstlers schätzt und sich nicht bloß die Rosinen aus dem Kuchen picken will (bzw. umgekehrt). Weil man der Ansicht ist, das wäre man der Kunst und der Industrie schuldig (= Konsument aus voller Überzeugung). Weil man sich gerne Dinge ins Regal stellt (viele Dinge, viele Regale usw.). Weil man haptische Qualitäten schätzt. (Plastik soll ja soo sexy sein.) Weil man es sich leisten kann und alles kaufen würde, das irgendwo ein Loch hat. Weil man keine Gründe braucht, sondern es einfach tut. (Mit dieser Philosophie hat man es auch sonst bis ganz nach oben geschafft.) Weil man sonst nicht wüsste, wohin mit dem ganzen Geld. Weil es zum guten Ton gehört. (Gott, ist das doppelbödig.)
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Auch dieses Mal gilt: Ihr habe schönere Graffitis, witzigere Sprüche, coolere Slogans in Wien gesehen? Schickt Sie an office@hydrazine.at und freut Euch über ein Gratisabo.
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LET THE CITY TALK Was lange w채hrt, wird niemals gut. In diesem Falle aber doch. Besten Fotodank an Martin Moped, Markus Egger und Markus Steinbichler.
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Foto: © ORF / Badzic
KAISER KÖNIG BETTELMANN Hydra ersuchte um eine Audienz bei Österreichs Nummer-EinsKabarett-CashCow. Und das haben wir bekommen.
Hydra: Sehr geehrter Herr Palfrader, wollten Sie immer schon Komiker, Schauspieler oder Entertainer werden? So, wie Alfred Gusenbauer angeblich schon in der Sandkiste wusste, dass er Kanzler werden will? Robert Palfrader: Ja! Entertainer! Ich wollte auch Bundeskanzler werden. Leider ist es nix geworden. Ich weiß auch nicht, was ich falsch gemacht habe. Vielleicht hab ich zu früh mit dem Sandspielen aufgehört. Hydra: Ist es zutreffend, dass Sie ein Kaffeehaus in der Josephstadt betrieben haben? Robert Palfrader: Ja, das Café Torberg in der Strozzigasse 47 Hydra: Sind waren unter anderem Werbetexter und Gagschreiber für die Harald Schmid Show? Schreiben Sie Ihre Gags selbst? Und wieviel davon entsteht im spontanen Gespräch? Robert Palfrader: Ich war nie Gagschreiber für Harald Schmidt (den schreibt man mit DT!) ich habe für ihn lediglich ein paar Moderationen humoristisch aufgeladen. (Die Geschichte ist kompliziert und langweilig. Lassen’s das einfach weg.) Wir schreiben die Sendung zu viert. Rudi Roubinek, Rudi Schöllerbacher, Gerald Fleischhacker und ich. Bei der Aufzeichnung selbst fällt sowohl mir, als auch dem Leo Bauer (den hab ich am sogenannten Horcherl) etwas ein...
Hydra: Hatten Sie einen Lieblingsgast? Robert Palfrader: Eine Frage, die unmöglich zu beantworten ist! Bei fast jeder Audienz gab es Passagen, die ich sehr gemocht habe. Hydra: Hatten oder haben Sie ein Vorbild, dass Sie zur Komik inspiriert? Louis de Funes oder Didi Hallervorden,Wolfgang Schüssel, etc. Robert Palfrader: Helmut Qualtinger war sehr früh ein großes Vorbild und er ist es noch immer! Hydra: Wie oft haben Sie schätzungsweise in Ihrem Leben nach dem Pferd “Beauty” gerufen? Robert Palfrader: Keine Ahnung! Wahrscheinlich an die 500 mal. Auf jeden Fall zu oft, wenn sie mich fragen! Hydra: Haben wir ja gerade.Was ist Ihre persönliche Lieblingsrolle? Robert Palfrader: Die Rolle des “Oskar” in den “Geschichten aus dem Wienerwald” (welche ich gerade am Volkstheater spielen darf). Einfach ins Volkstheater kommen und anschauen, dann wissen sie warum. Hydra: Keine Schleichwerbung, bitte. Wie kamen Sie auf die Idee den Kaiser zu spielen? Robert Palfrader: Die Idee war ursprünglich von Wilfried Reichel und Ully Aris. Rudi Roubinek, Sandra Winkler und ich haben aus dieser Idee dann das Konzept der Sendung gebastelt.Wir sind also zu fünft verantwortlich für die Entstehung. Hydra: Wie viel Spaß macht es Robert Palfrader, seine kaiserlich untergebenen Gäste so richtig durch den Kakao zu ziehen? Robert Palfrader: Was für eine Frage!? Na ned, wird des Spaß machen! Hydra: Mit den Worten: “Es freut uns, dass er da war. Ein bissl ein Kuriosum braucht man halt auch hin und wieder” haben sie als Kaiser Peter Westenthaler verabschiedet. Spielt Sympathie beim Grad der “Verarschung” eine Rolle? (Meiner Ansicht nach zumindest das Geschlecht.) Robert Palfrader: Was für eine Frage!? Na ned, wird des Spaß machen! Na ned, werd ich zu Frauen freundlicher sein!
Hydra: Wie sehr unterscheidet sich die Schauspielerei im Theater, zu der Schauspielerei als Kaiser im Fernsehen bzw. auf Firmenfeiern und Präsentationen? Robert Palfrader: Im Volkstheater bin ich Schauspieler, bei “Wir sind Kaiser” bin ich Komödiant und bei Firmenfeiern und Präsentationen eine hirnlose Sprechpuppe. Hydra: Welche Musik hören Sie gerne? Die “Kaiser Chiefs”, wie Herr Seifenstein, die ihm Frau Rudas gechenkt hat? Robert Palfrader: Ich liebe Weezer, Garish, The the, Living Colour, und viele, viele, viele, viele mehr. Hydra: Wie wird sich die österreichische Nationalmannschaft bei der EURO schlagen? (Und werden Sie den Burschen bei entttäuschender Leistung wie Herrn Grissemann die österreichische Staatsbürgerschaft aberkennen?) Robert Palfrader: Im Ernst: Ich rechne mit einer tollen Leistung! Die Burschen werden über sich hinauswachsen und erstklassigen Fußball bieten. Hydra: Ihr Lieblingsbier? (Vielleicht ein Kaiser?) Robert Palfrader: Schremser Bier. Hydra: Ihr Lieblingsland? Robert Palfrader: Das Waldviertel. Hydra: Definieren Sie “Land”, bitte. Robert Palfrader: Danke für das Gespräch. Hydra: Moment noch. Eine letzte Frage. Ist es schon fix, ob wir uns auf eine zweite Staffel,Verzeihung, Audienzära, freuen dürfen? Robert Palfrader: ... Das (schriftliche) Interview führte Markus Egger.
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ICH SEHE KEINE DARKNESS Die Gothic-Band “Floodland” und die humorloseste aller Jugendkulturen ...
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Hydra: Wer seid Ihr gleich nochmal? Bernhard: Floodland.Wir sind seit 1994 im Geschäft und... Hydra: Danke. Jetzt weiß ich es wieder. Ihr kommt eher aus der dunklen Ecke. Christian: Der einzige, der von der dunklen Ecke kommt, bin ich. Sonst sind die Einflüsse bunt gemischt, U2, Depeche Mode, The Cure, aber auch AC/DC, Kiss, Guns 'n' Roses… Bernhard: Die Sänger prägen eben die Band. Aber wir wollten nie diesem Stil nacheifern, schon gar nicht als Coverband. Aber jeder Insider weiß natürlich,“Floodland” ist eine Sisters-Platte. Christian: Die “Sisters” verwehren sich ebenso gegen das Label “Gothic”. Und ich traue auch dem Robert Smith von The Cure zu, dass er eine rosa Unterhose anhat. Im Grunde will niemand “Gothic” sein.
Hydra: Wie tickt der gemeine Gothicanhänger? Christian: Ich würde sagen, die meisten sind hochintelligente Menschen, die nicht unbedingt negativ eingestellt sind, eher realistisch. Das Leben ist ja nicht immer lustig. Bernhard: Als Musiker klaubt man sich eine bestimmte Facette des Lebens heraus und hüpft darauf herum. Das eine ist zum Beispiel Saufen und Spaß haben und das andere ist… Hydra: Saufen und keinen Spaß haben. Bernhard: Ja. Nein. Eben nicht nur Spaß haben. Hydra: Das gehört ja generell zum Rock 'n' Roll. Wildes Leben, saufen, ficken… Christian: Der Unterschied ist: Die Rocker tun 's, Grufties täten 's gerne.
Ich traue auch dem Robert Smith von The Cure zu, dass er eine rosa Unterhose anhat.
Hydra: Ja, hallo! Warum ist man, was niemand sein will? Christian: Es geht nicht um Schubladen.Wir wollen zumindest nicht in einer Schublade stecken. Das ist ja auch meistens Kommerz. Bernhard: Oft ist es ein glücklicher Zufall, wenn das, was du machst, gerade angesagt ist. Erfolg heißt nicht unbedingt gleich Kommerz. Hydra: Aber war Gothic je erfolgreich? Christian: Seit wir spielen gab es immer wieder Wellen. Him, Type-O-Negativ. Aber wir wollten nie auf einen Zug aufspringen, der war ja auch immer zu weit weg. Bernhard: Durch die tiefe Stimme ist automatisch das Genre Gothic & Dark Rock geprägt, ob wir wollen oder nicht. Aber ich sehe keine große Darkness bei uns. Hydra:Gibt es überhaupt eine GothicCommunity in Österreich? Christian: Es gibt etwa 50 Gothicfans in Österreich, das macht ungefähr 51 Cliquen. Es ist wirklich sehr aufgeteilt. Man nimmt sich gegenseitig die Leute weg. Macht einer ein Fest, macht der andere sicherheitshalber auch eins. Hydra: Gehören dazu auch die klassischen Grufties? Christian: Die heißen jetzt ja Emos. Bernhard: Nein, das ist was anderes. Da bin ich von meiner Nichte letztens aufgeklärt worden. Die hören ganz andere Musik, das geht in Richtung Hardcore. Christian: Ok, da bin ich zu weit weg. Bernhard: Die sind auch schwarz gekleidet, aber mit rosa Einsprengsel.
Hydra: Wie das? Christian: Die leben stark in ihrer Gedankenwelt, sind sehr reflexiv. Hydra: Und könnten also genauso gut Sade oder Andrea Berg hören? Christian: Warum nicht? Es gibt auf den Gothikfestln unterschiedliche Musik. Bowie ist zum Beispiel ein Dauerbrenner. Bernhard: Wir gehen ja in Richtung Pop. Unaufhörlich eigentlich. Unsere erste CD war noch sehr dunkel und bitterböse. Hydra: Apropos bitterböse. Worüber singt Floodland bitterböse? Christian: Plattenfirmen? Produzenten? Bernhard: Gott sei Dank versteht man nicht alles. Hydra: Ein Song heißt “Oblivion”. Klingt für mich nach Gothic-Fantasy, der klassische Betriebsunfall: Herr der Ringe trifft Men in Black. Christian: Also Trolle kommen nicht vor. Bernhard: Selten.Was ist mit den Gargoyles? Christian: Bitte, das sind Wasserspeier, die gibt’s in jeder Kirche. Bernhard: Aber du hast es schon mit den Vampiren und so. Christian: Der Vampir ist ja nicht nur ein Kasperl, der Blut aussaugt, da geht es um Unterdrückung, Faszination, um das abgrundtief Böse. Hydra: Zurück zum Erfolg. Ihr seid also eine Band für ungefähr 50 Leute in Österreich. Bernhard: Wir sind eine Kritikerband. Die Kritiker im Genre lieben uns.
Hydra: Wenn es nur 50 Gothicfans gibt, kann es maximal zwei Kritiker geben. Christian: Es gibt international eine Riesenszene. Aber Österreich ist zu klein. Es gab vor zwei Jahren ein Festival mit den berühmtesten Bands, Nightwish, Lacrymosa, es kamen trotzdem nur 2.000 Leute. Bernhard: Wenn wir in Budapest oder Prag spielen, kommen mehr Leute als hier. Christian: Der Osten ist noch immer ein dankbares Publikum. Aber ich will mich nicht beschweren. Bernhard: Wir werden keine große Fanbasis mehr aufbauen.Wir haben kein Management dafür. Es hat sich kein Depperter gefunden, der das macht. Hydra: Was ist eigentlich L'âme Immortelle? Bernhard: Das ist Electric Body Music, EBM. Hydra: Aha. Nicht Gothic, also? Christian: Gehören auch irgendwie dazu. Gothic ist vielschichtig, wie Metal. Hydra: Ah doch. Christian: Der Punkt ist.Wir haben weltweit Fans. In Argentinien, Brasilien, Russland, Polen, Tschechien, Ungarn. Kein Witz. Aber wer kauft heute schon CDs! Die lassen sich eine CD schicken, stellen sie als MP3 auf einen russischen Server und von dort laden es sich die Leute runter. Aber grundsätzlich ist das natürlich die Zukunft.Wir stellen gerade auf Webvertrieb um. Hydra: Also seid Ihr doch geil auf den großen Erfolg. Bernhard: Ich persönlich habe mit der letzten CD den Wunsch aufgegeben, dass wir mal von unserer Musik leben werden. Hydra: Wenn das keine Darkness ist. Bernhard: Na ja, so gesehen machen alle österreichischen Bands Darkrock. Aber um das klarzustellen: Wir sind zwar eine alte, aber keine müde Band. Das Gespräch mit Sänger Christian Meyer und Gitarrist Bernhard Wieser führte Curt Cuisine
Kauf dir was schönes. Etwa die letzte Floodland CD. Zieht dich total runter, wenn du Gothic nicht magst, trotzdem fein. www.floodland.org
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ZEHN JAHRE RHIZ
Hydra: Das rhiz wurde vor 10 Jahren von dir, Peter Rantasa und Christof Kurzmann eröffnet.Warum? Herbie Molin: Als Quasi-Nachfolgeprojekt der “Phonotaktik 1995”. Peter und Christof haben die programmiert und ich wurde als Gastronom ihres Vertrauens herangezogen. Der Plan war, dass es für die elektronische, nicht dancefloor-kompatible Musik außerhalb eines Festivals einen Ort gibt, wo man auch live auftreten kann. Es sollte ein kleiner, cosy Raum ein. Das war der Urgedanke. Hydra: Die Intention war echt streng die elektronische Musik? Herbie Molin: Ja.
Und die Stammgästin befragt den Wirt. Ist das ausgeglichene Berichterstattung? Nein. Aber ist das ein ernsthaftes Magazin? Eben. Von Alice Gruber
Hydra: Mitte der 90er gab es ständig Diskussionen darüber, ob die Gitarre jetzt tot ist oder nicht. 10 Jahre später: Ist die Gitarre nun tot? Herbie Molin: Nein, natürlich nicht. Ich komme ja aus der Rockszene, also aus der Speziellen, nicht so Chelsea-mäßigen ... dort wurden die Ramones gespielt, und in der Bluebox eher die Residents und Carabaret Voltaire. Ende 80er wurde das einfach fad. Nachdem die große Zeit des Grunge vorbei war, kam die zweite elektronische Welle. Der New Wave der 80er war natürlich auch elektronisch, aber eben analog. Nun ist die digitale Welle übergeschwappt, da war die Produktion billiger und es konnte mehr gemacht werden. Die ganze Hou-
se/Techno-Szene kam hoch, aber eben auch die “Zuhör-Elektronik” und die Noise-Sachen. Ich war nicht zuletzt beruflich noch oft in der “Szene” bei Gitarrenkonzerten, die waren großartig. Aber das war igendwann vorbei, das hat sich keiner mehr angehört. Wer die Kreisläufe des Lebens und der Musik kennt, weiß, dass so eine Aussage nicht stimmen kann. Aber in der “Szene” hat das für drei, vier Jahre schon gestimmt. Hydra: Das rhiz ist nach wie vor als “Sitz Disco” verschrien.War das gewollt, dass kein Platz zum Tanzen da ist? Herbie Molin: Wir haben das nicht ernsthaft überlegt. Dieses superernsthafte Image des rhiz ist gut einerseits, andererseits wieder nicht. Inzwischen ist das schon sehr aufgebrochen, und es haben auch von der ersten Stunde an Leute wie Schachinger und Fluch aufgelegt. Ich finde das super, wenn jemand tanzt im rhiz. Hydra: Ich finde witzig, dass man vorher was wegräumen muß. Da sind Energie und Verve gleich viel größer. Gab es Einschnitte in diesen 10 Jahren? Herbie Molin: Das Aussteigen von Christof Kurzmann nach weniger als einem Jahr, der ja auch programmiert hat. Ein weiteres Jahr später hat Peter Rantasa seine Arbeitskraft dem rhiz entnommen. Ich war plötzlich in der Situation, dieses Lokal 30 Tage im Monat programmieren zu müssen, inklusive Li-
Zwei Gitarrenjunkies vor dem Rhiz. Sie warten auf Herrn Gitarre, aber Herr Gitarre kommt heute nicht mehr vorbei. Er hat im Chelsea einen Akkord zuviel gehoben.
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vekonzerten. Das hatte ich vorher noch nie gemacht. Das war schon heftig. Musikalische Einschnitte gab’s nicht.
“Ich leg’ ein bisserl House auf, und Dance, und war schon im Wirr und im Elektro Gönner ...”
Hydra: Es war eine konstante Bewegung, kein plötzliches Ändern? Herbie Molin: Nein. Diese Veränderungen die es gab, nimmst du als Teil der ganzen Szene gleitend wahr. Als die Gitarrenbands wieder kamen, war das für mich nichts plötzliches, weil ich eh die ganzen Musiker ewig gekannt habe.
Hydra: Definier doch mal für dich als Wirt einen “guten Gast”. Herbie Molin: Der gute Gast trinkt eine angemessene Anzahl von Getränken, und wenn sie alkoholischer Natur sind, dann in dem Maße, dass er’s zum Speiben noch auf’s Klo schafft. Er hat keine Fremdgetränke mit. Aber das Wichtigste: Höflichkeit und Freundlichkeit gegenüber den Kell-nerInnen. Und wenn man ihn sich aussuchen darf, dann sollt’ er sich doch über die dargebotene Musik freuen. Da wär er dann nämlich auch im richtigen Lokal. Und wenn man sich’s wünschen darf, sollte er den DJ nicht extrem quälen mit völlig sinnlosen Wünschen.
Hydra: Das rhiz ist ja auch wegen Dir eine Institution. Du bist nicht nur Wirt, sondern auch Dienstgeber. Und als solcher verschrien als einer der Besten in der Stadt.Wie das? Herbie Molin: (lacht) Na vielleicht, weil ich ein netter Mensch bin? Nein, das freut mich schon sehr. Es sind Leute seit Anfang an dabei, und es wurde von niemandem im Bösen geschieden. Der Grund ist, dass sich hier ein tragfähiges Team entwickelt hat. Es gibt einfach ein sehr amikales Verhältnis zwischen allen hier, daher bleiben die Leute auch gerne.Weil es nett ist, hier zu arbeiten. Hydra: Du buchst nach wie vor Konerzte. Nach welchen Kriterien? Herbie Molin: Da scheue ich mich nicht, was irrsinnig banales zu sagen: Das erste Kriterium, nicht das einzige, aber das erste ist: Gefällt mir das oder nicht? Anders kann man nicht buchen. Und dann muß es für diese kleine Location leistbar sein. Ich kann keine sechsköpfige Band aus New York einfliegen lassen, auch wenn’s noch so super sind. Und wichtig ist mir die österreichische Szene, da haben sich Freundschaften ergeben und Leute, die immer wieder hier spielen. Das will ich so haben. Etwa das “Siluh” Label und der “Fettkakao”. Hydra: Du kriegst auch ungefragt von hoffnungsfrohen Menschen Demos. Herbie Molin: Ja. Seeeehr viele. Hydra: Was tust du mit all dem Zeug? Verschenkst du das zu Weihnachten? Herbie Molin: Nachdem die CDs meist selbstgebrannt sind, eignen die sich nicht so dazu. Aber: Ich hör’ mir alles an. Ernsthaft. Und hab es auch jahrelang gesammelt und mußte es dann echt entsorgen. Man steht ja in diversen Branchenbüchern und bekommt auch Demos geschickt, die definitv NIE und nimmer im rhiz gespielt werden können. Die hab’ ich wegen des Skurrilitätswerts lange behalten, aber... dann echt entsorgt. Hydra: Dich fragen auch oft Leute, ob sie auflegen dürfen.Nervt das? Herbie Molin: Manchmal, aber das ist prinzipiell in Ordnung. Ich finde es regelrecht super, weil:Wie soll denn sonst etwas Neues passieren? Es gibt halt wenig Überraschendes. Und so Sätze wie:
Hydra: Wie ist das mit den Stammgästen, die der Meinung sind, einige Extrawürsteln zu haben? Wie tut man mit denen, wenn sie deppert werden? Herbie Molin: Es gibt ja “Stammgäste” die das sind, weil sie oft kommen, obwohl sie keiner haben will. Gegenüber den richtigen, die einfach gerne kommen, hat man schon eine größere Toleranzschwelle.Wenn sie sich extrem daneben benehmen, werden sie von unserem sehr kompetenten Barpersonal in freundlicher aber bestimmter Weise zurecht gewiesen. Hydra: Gibt es eine schwarze Gästeliste? Herbie Molin: Es gibt natürlich Leute die Lokalverbot haben. Das sind definitiv Diebe und Leute, die sich sexistisch und rassistisch äußern. Ich will dennoch keine Security haben. Prinzipiell nicht. Hydra: Welche Band ist am häufigsten im rhiz aufgetreten? Ich hab’ ja einen Verdacht. Herbie Molin: Der stimmt. (lacht) Bulbul. Die haben zur fünf Jahres Feier ihr erstes "Fitze Fatze" gemacht, wo sie mit unterschiedlichen Gästen fünf Konzerte gespielt haben. Und sich als Backing Band für den jeweiligen Star verstanden haben. Hydra: Zum Thema Geld: Nach 8 Jahren war das rhiz Schulden frei. Du hast zum Break-Even ein Fest für die ganze Belegschaft gemacht. Herbie Molin: Ja, einmal kann man so ein Fest schon machen. Hydra: Andere machen sowas gar nie. Herbie Molin: Die sind dann vielleicht nicht schuldenfrei. (lacht)
Lösung wär: Du gibst uns einen Schlüssel. Herbie Molin: Nein, sicher nicht.Was willst du auch am Nachmittag im rhiz? Dich wieder ansaufen? Das kann ich nicht verantworten. Und so ein Lokal schaut nach einem Nachtbetrieb nicht soooo toll aus. Hydra: Also nett, ein Wirt, der um das Wohl seiner Gäste bemüht ist! Danke. Herbie Molin: Wir haben einmal eh noch an einem Sonntag aufgemacht. Aber das rhiz ist zu klein für einen sinnvollen Tagesbetrieb. Hydra: Wir Stammgäste sind ja am Erfolg des rhiz nicht ganz unbeteiligt. Du könntest als Dank für jahrelang erbrachte Leistungen Messingschilder mit unseren Namen anbringen.Wie in Kirchen. Herbie Molin: Hah, das geht leider mit unserer Barkonstruktion nicht. Hydra: Gut, dann nicht.Wie geht es dir mit den jungen Leuten im Lokal? Weil du bist ja alt. Herbie Molin: Stimmt, so alt wie ich ist außer dem Ostermayer und dem Roland (Szene-Kellner seit den 80ern) keiner. Die jungen Leute sind ein Born der Freude. Das ist echt das Coole an dem Job, diese Konfrontation mit den neuen Generationen. Das mag ich. Hydra: Was wünscht du dir für die kommenden zehn Jahre rhiz? Herbie Molin: Was soll ich dazu sagen… ich persönlich wäre zufrieden, wenn es mit einem so guten Programm, so netten Mitarbeitern und so gutem Publikumszuspruch weitergehen würde. (grinst) Hydra: Und nachdem der Mann uns so einschleimt, wird das auch funktionieren. Das Gespräch führte Alice Gruber. www.rhiz.org
Hydra: Ihr habt ja den Tagesbetrieb eingestellt, was uns Stammgäste manchmal nervt, weil wir täten schon gerne hin und wieder um drei einen Kaffee trinken. Die
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NATUR GEMÄSS Der am Weltgeschehen interessierte Mensch muss ja stets darunter leiden, dass sein Blick in die Welt kein tatsächlicher Blick in die Welt, sondern naturgemäß nur ein Blick auf die Berichterstattung über eine Welt ist, die, so unsinnig oder widerwärtig diese Welt ihm auch erscheinen mag, niemals so unsinnig und widerwärtig sein kann wie die Berichterstattung darüber, diese sogenannte Berichterstattung eigentlich, die ja im Grunde keine Berichterstattung, vielmehr eine Berichtsverzerrung und eine Berichtsverdrehung und eine meist sogar überhaupt frei erfundene Berichtslüge ist, gespickt mit Kommentaren und Weltanschauungen, die nicht nur ganz und gar ungebeten sind, sondern die überdies auf die banalste und plumpeste Art und Weise verraten, in welcher Weise hier Ereignisse, über die eigentlich zu berichten gewesen wäre, ganz und gar verdreht werden, und wie hier Ereignisse, die nichts weiter als nacherzählt werden hätten müssen, ganz und gar verzerrt oder überhaupt ohne jeden Bezug zur Wirklichkeit nacherdichtet wurden.
Thomas Bernhard (sel.) über die Tageszeitung Österreich. dieses Landes im Titel führt, die stupideste, bornierteste und widerwärtigste aller österreichischen Tageszeitungen. Das Medienprojekt, das sogenannte Medienprojekt der Fellner-Brüder, ist nichts weiter als der unerträglich zu lesende und erst recht unerträglich anzuschauende Versuch, ein Werbeprospekt als Tageszeitung zu präsentieren, wobei das Tageszeitungshafte dieser sogenannten Tageszeitung nichts weiter als eine plumpe Kopie jener anderen unerträglichen, zugleich aber auflagenstärksten und damit erfolgreichsten Tageszeitung Österreichs ist. Aus dieser typisch österreichischen Medienmelange kann naturgemäß nichts anderes herauskommen als ein Medium, das sowohl als Tageszeitung wie auch als Werbeprospekt völlig versagt. Und zumindest letzteres sollte für die mit unnachgiebiger Selbstverklärung beständig jede Schlappe in einen Erfolg umdeutenden Fellner-Macher nun endlich als katastrophale Niederlage begreifbar werden.
Diese ganze sogenannte Berichterstattung in den Tageszeitungen und Zeitschriften ist nichts anderes als ein verleumderisches Lügengebäude, das keinen anderen Zweck hat, als dem Leser den Anschein einer regulären und wünschenswerten Berichterstattung zu vermitteln, während diese ganzen Tageszeitungen und Zeitschriften naturgemäß nichts anderes tun, als die Wirklichkeit zu verdrehen und zu verzerren, mit dem leicht durchschaubaren Ziel, davon abzulenken, dass dem Leser hier nichts weniger und nichts anderes als ein plumpes, jeder journalistischen Qualität entbehrendes Werbeprospekt verkauft wird.
In der Fellnerischen Tageszeitung liest man Tag für Tag mit einer an drei Fingern abzuzählenden Berechenbarkeit die ewig gleiche Wer-tanzt-mit-wemBerichterstattung, gefolgt von einer Wer-pflanzt-hier-wen-Berichterstattung, flankiert von einer Wer-strawanzt-wohin-Berichterstattung, naturgemäß ergänzt um eine Wer-zankt-sich-mit-wemBerichterstattung, alles in allem also das an der Weltgeschichte und insbesondere an der österreichischen Weltgeschichte, wenn überhaupt in Bezug zu diesem Land das Wort “Welt” ohne peinliche Betroffenheit in einem Atemzug genannt werden kann, absolut Uninteressanteste, absolut Überflüssigste, absolut Ungebetenste.
Diese sogenannten Medienmacher und Medieninszenierer sind also nichts anderes als Bauernfänger der übelsten Sorte, nur während letztere wenigstens nur von Haus zu Haus ziehend ihren hirnzersetzenden Schaden anrichten, richten die Medienmacher und Medienzampanos dieser Tage ihren Schaden tausend- und millionenfach an, und zwar naturgemäß mit jeder Ausgabe ihrer stupiden Machwerke, die sie in millionenfacher Auflage tagtäglich unter das Volk bringen. Von allen österreichischen Tageszeitungen und Zeitschriften ist jedoch jene Zeitung, die den Namen
Zu dieser Tageszeitung, die üblicherweise als banalste Geschäftemacherei kritisiert wird, ist im Grunde nur zu sagen, dass die Kritik der banalsten Geschäftemacherei viel zu verharmlosend und viel zu trivial ist. In Wahrheit und naturgemäß ist diese Tageszeitung nichts weniger als ein abscheuliches Aufmerksamkeitsvergeudungsprojekt, ein abscheuliches und widerwärtiges Zeitvernichtungsinstrument, denn alleine das bloße Ansehen der Titelseite, was sich aufgrund der stetig und überall nachgeschmissenen Gratisexemplare naturgemäß nicht verhindert läs-
st, ist eine tägliche und ungebetene Aufmerksamkeitsvergeudung, die nicht nur eine Beleidigung jedes guten Geschmacks und jedes Ehrgefühls bedeutet, sondern vor allem und über allem eine völlig sinnlose Vergeudung kostbarer Lebenszeit. Über die Tageszeitung der Gebrüder Fellner ist also nichts weiter zu sagen, als dass jede dafür aufgewendete Aufmerksamkeit eine vollkommen vergeudete und vollkommen sinnlose Aufmerksamkeit ist.
Thomas Bernhard, Plastikbausatz Sie fragen sich vielleicht: Wie ist das möglich? Nun, einfach so: Die Firma Tamiya vertreibt neuerdings Bausätze berühmter AutorInnen und Geistesgrößen. In einem einschlägigen Nerd-shop haben wir einen Thomas Bernhard Bausatz erstanden und zusammengebaut. Danach mussten wir die Plastikfigur natürlich anwinseln, diesen Beitrag zu schreiben, was dieser naturgemäß zutiefst zuwider war ...
Die können meckern, was sie wollen, ich werde Kalif anstelle des Kalifen!
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THE NEWFOLK-IS-THEOLD-ANTIFOLK-ISANY-KINDOF-FOLK
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Neuer Folk? Alter Folk? Good Old Folks? Darüber ereifern sich Redaktionskollegen Curt Cuisine und Mäx Maxime.
Cpt. Bonnie Prince, the mighty hero: Bullets of pure love comin’ straight out of his eyes. Demnächst sicher auch als Comicverfilmung erhältlich.
Lieber Schreibtischfranzbeckenbauer, mir ist neulich ein historischer Streifzug durch den neuen, schrägen Folk vor die Leseflinte gelaufen. Hast du keine Lust, eine Geschichte über diese subkulturelle Folksuppe zu machen? Es spricht nichts dagegen, da auch eine Hymne auf den lieben Bonnieprinzen hineinzupacken, aber wenn ich mir als unbedarfte/r Leser/in so einen Artikel vorstellen würde, würde mich vor allem interessieren, was das für eine Musik ist, die da irgendwo in amerikanischen Hinterwäldern heranschimmelte und bei der Menschen traditionelle Folkformen bis zur Unkenntlichkeit biegen, behauen und verweben, um daraus Traurigkeit und auch sehr Schräges zu erschaffen. Lieber Redaktionshanskrankl, der skurrile BONNIE PRINCE BILLY gibt in der Tat viel her: Name(n), Habitus, Gestikus, Karriere(n), bisherige Lebensmittelpunkte… Bestehendes Interesse also, jedoch Rezensentenseele und Hymnenschreiber bin ich beides nicht. Denn weder mag ich den immercoolen Auskenner geben, noch den heftig hetzenden, der jedem heute reindrückt, was angeblich so angesagt ist, um ihm schon morgen vorzuwerfen: Wie konntest du auf deeen Rotz bloß reinkippen! Was mich subjektiv tangiert, davon kann ich aber reden. Lieber Schreibtischkarlheinzrummenige, mich interessiert hier vor allem: Darf ich mir als provinzieller Österreicher unter “New Folk” einen Haufen depressive ATTWENGERS vorstellen? Oder sind das die unehelichen Kinder von JOHNNY CASH, die von ihrem alten Herrn weniger den Country, wohl aber den Stinkefinger gegenüber den Majorlabels in die Wiege gelegt bekommen haben? Was versäumt man, wenn man das nicht kennt? Oder warum zum Donner wird DEVENDRA BANHART hier als neues Flagship aufgelistet, SUFJAN STEVENS aber ignoriert? Geht’s hier um linke community vs. christian gay community? Und wie ist das vor dem Hintergrund dessen zu verstehen, was jedes Kleinkind als Regionalisierung und Fragmentarisierung als direkte Reaktion auf die Globalisierung von Popkultur kennt? Und was wäre eine brauchbare Empfehlungsliste für Einsteiger? Lieber Redaktionsherbertprohaska, eine Empfehlungsliste wäre umfangreich, bis hin zum MainstreamSchmusePopRock. Z. B. RYAN ADAMS (der ohne B, nicht schlecht), und inzwischen einige mehr haben sich da an dieser Grenze angesiedelt, seitdem dieser spezifische (Folk)Sound en vogue ist bzw. war... seit Ende 90er! Problem also,
“Darf ich mir als provinzieller Österreicher unter “New Folk” einen Haufen depressive Attwengers vorstellen?” dass wir da über eine abebbende Welle schreiben wollen. Aber wir können's ja the decade of new folk 'n' alternative country nennen. In den 80ern hat's begonnen (könnte man GUN CLUB, VIOLENT FEMMES u. v. m. in den Kontext binden?), eine Zeitlang ziemlich überlagert durch Grunge und HypeHop (industrietechnische Lärmerscheinungen mal ausgeklammert). Danach begann der findige Rick Rubin mit JOHNNY CASH (American Recordings, so ungefähr 1994). Und 1995 haben es mir die ersten Trendyboys reingedrückt. Wirklich angefixt (nach Wiederentdecken der Langsamkeit in den folgenden Jahren, etwa jener des mysteriös untergetauchten 70er-Songwriters RODRIGUEZ (‘Sugar Man’), aber auch ganz anderer Sounds wie MORCHEEBA, MASSIVE ATTACK u dgl.) hat mich erst 2003 BONNIE PRINCE BILLYs Master And Everyone. Dann ging's rasch. Uneingeschränkt begeistert haben mich SMOG (= BILL CALLAHAN, ein Art Minimal Lowfi Songwriter) und das (auch musikalisch hochelaborierte) Lammkotelett (aka LAMBCHOP natürlich, wenngleich nur countryeske Randerscheinung). Für mich persönlich sehr wichtig sind Authentizität der Vermittlung in Stimme und Musik (inklusive kunstfigürliche Darund Verstellung, klar), sowie lyrischer Metaanspruch, am besten beides. Was den Regioglobalenkaffee betrifft: Klar, unbedingt. Sollte irgendwer witzig und verständlich ins Treffen führen. Der große Kontext mit ATTWENGER führt uns allerdings rasch in (nur oberflächlich) scharfe SambaSalsaSaucen, in den teilweise wirklich scharfen (wenn nicht allzu suffdumpfcha) Russen-, Balkan- und Gipsyfolk, in den oft bloß netten Ethnopop (in Afrikasia und anderswo), und schließlich hin zu (theaterwissenschaftlichen) Neubeäugungen der ach so folkoristischen Untertöne diverser Bollywoodschinken. Zurück zur amerikanischen INDIE(Un)schublade, hier unvermeidlich: REM. Die klingen doch auch ein bis-
schen nach Banjo, oder? Und was assoziierst du mit DEVENDRA BANHART? (Ist mir kürzlich beim Zappen auf MTV als selbstdarstellerischer New-YorkMultikünstler-Kommunenhippie wiederbegegnet, voriges Jahr ganz nett gefunden, aber rasch vergessen. SUFJAN STEVENS? Vom Xylophon zum Country ist's ein weiter Bogen, nicht? Aber wo ist die Anbindung an den New Folk Country? Mir ist nur klar, dass DYLAN (BOB) und YOUNG (NEIL) längst unangreifbar auf diesem Olymp thronten, als es im Hinterwald (erneut) zu rascheln begann, und die Band UNCLE TUPELO schon am Ende war, bevor alles (hierzulande wahrnehmbare) überhaupt begann. Lieber Schreibtischbertivogts, ich versuche erstmal in Ruhe dein Mail Stück für Stück zu dechiffrieren und den Kosmos New Folk (wenn es den gibt) samt unübersichtlichen Ausfransungen und “gähn, längst vorbei” zu erschliessen. Aber wenn ich lese, dass du bis zu den Schlafphasengebrüdern auszuholen gedenkst, dann sage ich: GIANT SAND, Desert Rock (schon 1985), oder die ungebrochene Verkultung von LEE HAZLEWOOD (Brücke bis zurück in die 60er), ergo: kein Ende nie, aber gerade deswegen wiederum witzig, denn im Grunde ist alles Country bzw. Folk. Das sind ja die Origins der Volks- und damit Popmusik. Was man früher auf der Straße trällerte, war Musik des Volkes und zugleich populär. Erst später, als so ein hüftschwin-
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mengieriges Koksgeschlampe ;-) spielt sinniger Weise eine untergeordnete Rolle, als Zielsetzung per se weitgehend abgelehnt – ebenso klassischer Starkult und Überheblichkeit. Kein Erfolgsmuster im kommerziellen Sinn, dank uneitler Offenheit, aber KREATIVE NETZE. Da schließt sich der Kreis zum Zustandekommen der Produktivität.
“Mit Maradonas Nase gesagt: Folk ist das Anti-Koks von Gestern.”
gender Lastwagenfahrer kam (und endlich auch ein Fernseher in jedem Wohnzimmer stand) verknüpfte sich Jugend mit Schlagerwelt. Fehlten nur noch drei Unzen Protest und Lärm, schon war sie fertig, die neue Jugendkultur und damit ein Pophimmel voller fönfrisierter Sterne. Aber weil Volksmusik stets für die Kultur der Eltern stand, war diese Musik, solange man gegen die alten Macker zu protestieren hatte, ein absolutes Nein, Niente, Njet, No! Erst seitdem die Musikgeschichte daraus besteht, alte Schläuche mit alten Wein zu befüllen, aber das Ganze dank moderner Technik und Vermarktung weitaus besser klingen zu lassen, darf alles wiederentdeckt, referenziell aufbearbeitet, etc. werden. Uff. Alles beantwortet, weil mit dicken Rotstift niedergemacht. Nein, so auch nicht. Ich glaube, ich schau mir doch den angeblich fürchterlichen WALK THE LINE an, den mir meine Schwester geschenkt hat. Werter Redaktionserichobermayer, WALK THE LINE ist nicht so schlimm. Bis auf den bittersüßen, roten Faden seines Familien- und ihres Liebesleids. Wenn man sich nichts erwartet, ist einiges drin. (Vor allem Charakterisierungen, ELVIS, JERRY LEE LEWIS, und: Sie singt besser (selbst, wie dauernd hervorgehoben wurde). Klar, schau dir den harmlosen Kitsch über den Mann an, dessen erster Bandname ein witziges Wortspiel war: LANDSBERG BARBARIANS (als G.I., eh klar wo?)
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Lieber Schreibtischseppmaier, “Sie” heißt Reese Witherspoon (schöner Name, darum die Erwähnung, er übrigens auch, Joaquin Phoenix, darum wohl die Oscarnominierung) und singt tatsächlich beachtlich. Er ja nicht so. Mit dem Familienkitsch hast du Recht, gefallen hat mir aber die frühe Hillbillyphase. Die Charakterisierungen nicht ganz so, denn ich habe in frühester Jugend Dennis Quaid als Jerry Lee Lewis in GREAT BALLS OF FIRE gesehen, das ist nicht zu toppen (falls dir der Film mal vor die Glotzenflinte läuft, bitte sehr). Übrigens ist mir gerade ein Spex von 2005 in die Pranken gefallen (zufällig, ehrlich, ich würde mich niemals öffentlich mit diesem ex-popintellektuellen Blättchen blicken lassen, ich mag es nicht, wenn jede zweite Zeile durchblicken lässt: “Krawuzikapuzi, kenn’ ich mich aber aus.”) Jedenfalls, du hast Recht, Schnee von Gestern, wobei die Burschen von “American roots music” sprechen (oha?) und dabei Begriffe wie “autochthoner Hillbillie” verwenden oder gar die Frage stellen: “Was meint Folk heute?” Ignorant, der ich bin, würde ich ja von einem Druckfehler ausgehen und übersetzen: “Was meint Folko aka Falco heute?” Da ist die Antwort leicht: “Schade, dass ich die ganzen Tantiemen nicht mehr verkoksen kann.” Lieber Redaktionsschokoschachner, wie bei Maradonas Nase gesagt: Fast schon wieder Schnee von gestern, Folkrevival wie Falcofilm. Und Resi wird wohl trotzdem beim Film bleiben (Schnutenzieher Phönix der II. wahrscheinlich auch). Die Charakterisierungen von Elvis und Jerry Lee fand ich amüsant,aber nur oberflächlich erhellend. Mit den GREAT BALLS OF FIRE hast du mir nun einen Floh ins Ohr gesetzt, visuell und schriftlich. Noch zu (New) Folk allgemein: soweit ich verstehe, geht es den Folkies vor allem um möglichst weite FREIRÄUME für Kreativität und Gedankenwelten – Produktivität (in der Folge auch tantie-
Lieber Schreibtischnunfälltmiraberwirklichkeinermehrein, ich steige jetzt aus diesem Text aus, da hinten sehe ich eine schöne Luke namens “Koksgeschlampe”, dazu fällt mir auf Anhieb eine gewisse Frau Weinhaus ein, aber du hast ja vorwiegend Männer der Schöpfung damit gemeint, sind ja auch meist die schlimmeren Finger (und Nasen). Egal. Hat jedenfalls so wie Falco und Cordoba rein gar nichts mit dem Thema zu tun. Darum nehm’ ich jetzt diesen Exit und gebe allen LeserInnen den hyrantischen Rat: Einfach reinhören (siehe rechte Seite) und nicht von uns wortverliebten Dilettanten verwirren lassen.
BONNIE PRINCE BILLY
NICHT GENUG TRAUER IM HAUS? HIER KOMMT NACHSCHUB.
aka WILL OLDHAM veröffentlichte u. a. unter “Palace Music” und “Palace Brothers”. Ein Pseudonym verhelfe ihm zu einfacherem Switchen zwischen seinen multiplen Persönlichkeiten. In einer Vielzahl an Innenwelten und Umgebungen hat der singende Songwriter eine sensible Musikalität entwickelt, die auf dem 2006-er Album “The Letting Go” wohl am eindrucksvollsten zu hören ist.
Bonnie Prince Billy I Lie down in the light (2008) Sein “brightest” Album weiß der Pressetext zu berichten, zu recht. Man wird gar nicht depressiv dabei. Na gut, auch ein begnadeter Schwarzseher darf mal Licht am Ende des Tunnels sehen. Er weiß ja, gleich danach lauern Sümpfe und Schluchten.
Sein markantes Äußeres – halb Wal-rossschnäuzer meist, halb flatternder Vogel – lässt auf einen Sonderling schließen. Ich würde ihn keinesfalls auf den Weirdo festlegen, auch wenn der “Schöne Prinz” sein erfolgreichstes Alter Ego ist. Das Pseudonym geht übrigens auf eine tragische Figur der britischen Geschichte zurück: Bonnie Prince Charlie (Stuart, im römischen Exil geboren) war geradezu kläglich gescheitert bei dem Versuch, die englische Krone wieder in Familienhand zu bringen. Will Oldham, geboren 1971 in Louisville/ Kentucky, hatte dort schon als Kind Schauspielunterricht. Mit 16 zog er von zu Hause aus und begann seine eigenständige Suche nach Freiheiten, Eindrücken und Ausdrucksmöglichkeiten im Raum Los Angeles beim Film. Nach einigen Ortswechseln und Zusammenbrüchen findet er in der Folgezeit wiederholt Unterstützung und Aufnahme bei seinem jüngeren Bruder Paul. Als er bei ihm in Virginia lebte, lief er (über Monate) jeden Morgen kilometerweit durch den Wald zur nächsten Biliothek, um dort den ganzen Tag lesend zu verbringen. Damals habe er keinen Platz für sich gesehen in der realen Welt, sich nur in der abstrakten Welt zu Hause gefühlt. Musik und regelmäßige Auftritte mit Paul bringen Will schließlich sich selbst näher und zum Schreiben an eigenen Texten. Die “Silver Jews” und “Royal Trux” inspirierten ihn 1992, Demos seiner Songs an das “Drag City” Label zu schicken. Mit Erfolg. Rasch lernte er dort kooperationsfreudige Künstler wie Jim O'Rourke und Bill Callahan (aka “Smog”) kennen. Seither hat er in 15 Jahren eine beachtliche Menge und Vielfalt geschaffen, in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Musikern. Häufige Ortswechsel sind ihm wichtig, dass man den Genius Loci auch hören kann, ist für ihn klar. “The Letting Go” wurde beispielsweise in Island aufgenommen. Zuhause? Lagert er ein paar Sachen. Sein engster Vertrauter ist sein Bruder Paul geblieben, der ihm mühelos über Kommunikationsschwierigkeiten hinweghelfen kann. (mäx)
Bonnie Prince Billy I The Letting Go (2006) Mit Streichern und auch Flügelhorn mehr als orchestriert: warm verwoben, möchte ich eher sagen. Jegliche Umwelt erscheint beseelt. Smog I A River Ain’t Too Much To Love (2005) Ein Geheimtipp. Gedanken über sich selbst, gespiegelt an natürlichen Gegebenheiten. Spärlich instrumentiert, ungeheure stimmliche Intensität. Farbiges Miterleben, in aller Ruhe. Bonnie Prince Billy I Master and Everyone (2003) Unter Mitwirkung von Lambchop-Musikern. In Zeitlupe gesungen und gezupft, Betrachungen über den einsamen, auf sich selbst zurückgeworfenen Menschen. "And even if love was not what I wanted, love would make love the thing most desired." Vic Chesnutt I Silver Lake (2003) Keiner schreibt Songs wie er und erzählt sie so fesselnd. Mit schneidender heller Stimme, Nachdruck per Gitarre. Zwischen Himmel und Erde, von nachvollziehbar bis völlig abgefahren. Lambchop I Is a Woman (2002) Ebenso sensibles wie gewitztes Songwriting in diesem langsamen Album der notorischen Stilmischer rund um Kurt Wagner. Zurückhaltend die umfangreiche Instrumentierung, dezente elektronische Effekte. Stimmungsvoll. Johnny Cash I Solitary Man (2000) Nirgendwo sonst wiegt seine Stimme so schwer und trifft den Sound so auf dem Punkt: Ein später Zenit. Große Covers großer Songs, großartige Adaptionen eigener. Noch immer bis zum Ende durchgehört. Bonnie Prince Billy I I see a Darkness (1999) Fast schon rockiger Sound (unter Mitwirkung von Pete Townsend). Dunkle Gedanken, ebenselbst im Titelsong thematisiert. Der ließ sich bald darauf in gecoverter Version bei Herrn Cash wiederfinden. (mäx)
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Ironically Recommended : LPs Dieses Mal rezensieren wir ausschließlich Langspielplatten. Brandaktuelle und weniger brandgefährliche. Was? Schnee von Gestern? Anachronistisch? Altvordern? Ja, vielleicht, aber es hilft!
The Mars Volta I The Goliath in Bedlam Im Grunde ist es unglaublich, sich diese CD als brandneuen Release vorzustellen. Ist das wirklich heißer Scheiß von heute? Besser die Augen schließen, sich zurückversetzen in die Zeit, also es noch Plattenläden gab, als es sie beispielsweise als Abteilungen im Elektrofachhandel gab (ich spreche den Namen nur mit Schamesröte aus, unglaublich, aber wahr, ich habe einst bei Hartlauer Platten gekauft; wenn ihr wüsstet, aus welchem Kaff ich stamme, würde Euch das nicht wundern). Also, wir schreiben die späten 70er, sagen wir mal, ihr geht in das Plattengeschäft Eures Vertrauens, dort wo der nette Plattenverkäufer noch alle Register der damaligen Musik kennt, er ist kein Experte für Elektroclash, Emo oder Schnickschnack, sondern kennt alles. Wirklich! Und er kennt dich! Also zwinkert er dir zu und reibt dir diese Platte unter die Nase. “Cool”, sagt er. “Als hätten Ledzep Genesis gebumst und dabei diesen Bastard von Prog-Rock gezeugt. Fetzt wie Möse und ist völlig durchgeknallt!” Und du hörst dir das Teil an und denkst: Donnerwetter, jetzt wird das doch noch was mit den verkorksten Exzessen von EL&P,Yes oder Van der Graaf. So als würden die 80er nie kommen, weder mit Synthiepop noch mit Heavy-Metal-Kitsch, sondern als würde die Dekade der Grand Follies du Rock ewig weitergehen. (cui)
Wunder, der Mann war schon Mitte der 70er nur Poptheoretikern und Artpopliebhabern ein Begriff. Dabei ist I/You eine der entzückendsten, farbenfrohsten, verspieltesten Popplatten der 70er, ist aber, wie so vieles, das mit wahrhaft aufrechtem Herzen und der richtigen Portion Abgehobenheit gemacht wurde, völlig am Massenmarkt vorbeigegangen. (Und ich könnte jetzt noch ein paar Sachen hinschreiben, damit Euch der Speichel im Mund so richtig zusammenläuft und Ihr gleich morgen Eure Seele dem Teufel verkaufen würdet, nur um diese Platte in den Sphären des Internets zu erstehen, aber ich bin ja kein Sadist. Außerdem ist diese Musik für die meisten der zeitgenössischen Hörer/innen nur dann cool, wenn man Cool wie Kuh schreibt.) Aber so wie ich die Sache sehe (ich sage nur Vampire Weekend) kommt der Artpophype bestimmt noch. Und dann seid Ihr die ersten, die es immer schon gewusst haben. (kr)
Toni Polster I 12 Meistertitel Warum als LP? Weil es dieses... Ding nicht als LP gibt. In diesem Sinne wird Toni Polsters neuestes Werk immer einen Ehrenplatz in meiner Plattensammlung haben. Als die dünne Luft zwischen zwei Platten, als Mahnmal gegen den Sammlerwahn oder ganz einfach als vernünftige, ökologische Alternative. Nicht gekauft, nicht produziert, nicht Umwelt verschmutzt. Danke, Toni, dass du mir hilfst, meinen Beitrag zum Weltklima zu leisten. (cui)
The Good Library I Shhh! Brian Protheroe I I/You Warum als LP? Weil es diesen Tonträger nicht als CD gibt. Tatsächlich ist I/You von Brian Protheroe auch als Platte so gut wie gar nicht erstehbar. Kein
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Es bedurfte nur eines kurzen, überzeugenden Mitarbeitergeprächs zwischen Chefredakteur Cuisine und dem einfachen Bilder-Redakteur Martin Moped (Bild), um klar zu machen, dass die Rezensionen in dieser Ausgabe der HYDRA ausschließlich
Meister Moped nach Empfang der redaktionellen Tachtel...
Vinyl-Platten zum Inhalt zu haben hätten.”Der Fehler lag sicher bei mir”, schleimt Moped jetzt, der unbedingt über die neue The Good Library CD (!) “Shhh!” (konkord) berichten wollte, obwohl die innerredaktionelle Fahrtrichtung genau vorgegeben war. “Ich bin froh, unter solch einem Chefredakteur arbeiten zu dürfen”, fistelt Moped weiter, “der uns mit gesunden Argumenten von seinen Zielen zu überzeugen weiß! Und der Erfolg der HYDRA gibt ihm ja sowieso Recht!” – “Schauen Sie, wir sind keine Kinder und haben das wie vernünftige Männer ausdiskutiert – Für mich ist die Sache erledigt”, stellt Chef Cuisine versöhnlich und großzügig klar. “Ich habe mir die Scheibe in der Zwischenzeit auch angehört und muss sagen: Eine Austro-Britische Produktion – große Klasse! – die mit Soundmann Tristan Linton und dem “höflichen” Label KONKORD auch die richtigen Companeros zur Kommune zählt! Herausragende Nummern, wie “Caravan”, “Cool Hand Fluke” oder “Round The Bend”. Diesen Geschmack hätt' ich dem Moped gar nicht zugetraut...” (moped)
Vampire Weekend I Same “Ist das nicht aus ‘Oh, wie wohl ist mir am Abend’ geklaut?”, fragt meine Freundin am Frühstückstisch, als Vampire Weekends Single “A-Punk” meine noch schlafenden Ohren sanft aus dem Schlaf kitzelt. “Keine Ahnung”, oute ich mich als Klassikmuffel. Aber was ich da gerade im Radio höre, lässt nicht nur meine Ohren sofort erwachen:
Barockpop mit einer Prise Punk, ein paar Takte Talking Heads, ein afrikanischer Rhythmus, mit dem man sofort beim ersten Hören mit muß. Klar: Vampire Weekend erfinden mit Sicherheit die Indiemusik nicht neu, sie klauen wie die Raben. Gut, das machen andere Bands auch. Mit dem einen markanten Unterschied, dass Vampire Weekend außerordentlich gut, kreativ und abwechslungsreich fladern. Die drei College Bubis aus New York, alle so um die 23 Jahre alt, produzieren verdammt unberechenbare Musik. Aber das reicht schon, um die Trendspatzen sämtlicher Hochglanzmusikmagazine auf den Globus laut schreien zu lassen: “Heißer Scheiß!” Und es tut mir leid, das sagen zu müssen: Ich schreie da mit. Denn witzige, intelligente Texte zu guter abwechslungsreicher Musik, die bei jeden Track selbst den hölzernsten Tanzbanausen zu ein paar Extrarunden unter die Diskokugel locken, sind heute selten geworden. Auch ältere Generationen werden hier Freude haben. Die Streicher auf “M 79” erinnern mich etwa stark an Johann Sebastian Bach. Die Stimme von Ezra König, der seine Band nach einem seiner Filme aus Collegezeiten benannt hat, führt charismatisch durch jeden Song. Der junge Herr ist sich der Sonderstellung seiner Musik bewusst und läßt sich nicht gerne in eine Schublade drängen. Also sprach er: “Manchmal machen auch Punkbands Pop, und es gibt auch furchtbar kitschigen Pop, den zu hören sich lohnt. Wir wollen aufgeschlossen hören, auch Dinge, die als uncool gelten. Wie beispielsweise ABBA, Max Martin oder Shakira.” Gut, aber uncool klingen Sie nicht, auch wenn ich bei der Recherche die Mp3 Version von “Oh wie wohl ist mir am Abend” auf einer einschlägigen Internetseite finde und meiner Freundin recht geben muss. Sei’s drum, nach dem Genuss der Vampire Weekends, ist mir nicht nur am Abend wohl zumute. (egg)
Foals I Antidote Hat hier jemand etwas von Vampire Weekend gesagt? Mann! Das ist doch Schnee von Gestern, alter Käse, abgestaubte Rüben! Jetzt hört mal richtig gute Musik, Mädels! Und zwar den Spastotanzpop (Eigendefinition!) dieser Jungs, übrigens genauso wie die vampirischen Wochenendfanatiker brave Collegeboys, bloß aus Oxford in diesem Fall. Hier hoppeln und rumpeln die Brakes, hier geben sich versponnen minimalistische Gitarrenlinien die Küsshand, hier rattern die Sticks zackig über das, was kein cooler Rezensent jemals Trommeln nennen würde. Das Einzige, was vielleicht diverses Naserümpfen erzeugen könnte, ist der begüterte Glauben dieser jungen Fohlen, sie würden intelligente Musik machen. Intelligent? Na das ist mir zu hoch. Nächste CD bitte! (cui)
The Last Shadow Puppets I The Age Of Understatement Ach, kommt mir doch nicht mit “heißem Scheiß”. Ich erkläre euch jetzt mal, was wirklich heißer Scheiß ist. Wenn David Bowie den begnadeten Indiekitschpoppern von Arcade Fire die Marmelade auf’s Rankingbrot streicht und der solcherart verwöhnte Hauptstreichermeister Owen Pallett (verantwortlich auch für den Indieklassikschmonzes “Final Fantasy”) sofort zu Ennio Morricone für ein esoterisches Fortbildungsseminar läuft, um mit diesem Know-How dem Wunderknaben Alex Turner (genau, Arctic Monkeys, was für ein Scheißname ist das denn, © Oasis), der gerade mit einem seiner 500 MySpaceFreunde ein neues Album aufnimmt, ein paar gefällige Arrangements zu schreiben. Dann, ja dann, haben wir es mit heißem Scheiß zu tun. Ein Tritt in das mürbe Sitzfleisch all jener Berufsnörgler, die ständig daran herum meckern, dass diese jungen Bands doch nur von verstaubten alten Größen abkupfern
würden. Ja, schmecks. Aber mit welcher Selbstverständlichkeit diese Burschen hier einen hervorragenden Tonträger nach dem anderen hervorzaubern, da bleibt Euch wohl die Spucke weg, was? Nein? Doch nicht? Säcke! (grog)
ein- oder zweimal und es gilt ja nur, wenn sie auch treffen, oder? Also scheidet der Rest aus und ich steige mit halbwegs weißer Weste aus dieser Review aus. Pfuuh.) (grog) PS Kauft Euch dieses Teil.
Ideal I Ernst des Lebens Alan Moore I The Black Dossier Der neueste Prachtband des amerikanischen Comicgenies Alan Moore wird wegen skurriler Rechtsstreitigkeiten vermutlich nie außerhalb der USofA erscheinen. Mit wem streitet der Mann mittlerweile nicht, aber andererseits: Ist es ein Wunder? Kaum ein anderes Werk wurde dank hirnrissiger Filmumsetzungen mehr verunstaltet. Das ist schon fast ein umgekehrter Midas-Effekt, genau aus Gold Scheiße machen, wobei – das kann ja wirklich fast jeder. Egal. Jedenfalls, der “Gott” der amerikanischen Comics wird langsam alt und ergraut in sabbernder Würde. Zwar schlägt “Black Dossier” in Punkto literarischer Qualität und Einfallsreichtum den handelsüblichen Comic-Output nach wie vor um Längen, aber inhaltlich geht es doch in Richtung geriatrischer Infantilität. Besser eigentlich den Mantel des Schweigens darüber ausbreiten. Also. Von uns habt ihr nichts darüber gelesen. (grog)
B-SeitenSound I Du kannst nicht tanzen Ich sag’s gleich. Ich bin eigentlich nicht der richtige für diese... Art von Musik. Ich mag ja lieber die flotten Jungs. Und Mädchen. Mädchen vor allem. Ja, ich mag Mädchen. Aber von denen wiederum findet man reichlich, wenn man auf ein Konzert von B-SeitenSound geht. Große Mädchen, kleine Mädchen, zarte Mädchen, süße Mädchen, Mädchen zum Anbeißen, Mädchen, die einen anspucken (ist mir noch nie passiert, echt, ich schwör’s... na gut,
Kalter Krieg, Frühjahr 1982. Ich wurde 13. “Sex in der Wüste”, jeden Tag in meine Ohren und in meinem Kopf. “Eiszeit” auch und “Monotonie” (bald zu monoton). Kein Entrinnen jedenfalls, das klingt neu und völlig anders. Staubtrocken, Sound wie Text. Ab in den Plattenladen, mit dem Taschengeld von sechs bis acht Wochen freilich. Keine Frage damals. Der dauernde Wüstensex bald ZU öd. Aber “Schwein”, “Herrscher”, ”Kann nicht schlafen” und vor allem ”Spannung”: Immer wieder! Gelegentlich auch “Erschießen”, schließlich gab’s auch die Schule. Und “Immer frei”: Worum ging’s da nochmal? Jahre später hab’ ich‘s dann kapiert. (mäx)
Gustav I Verlass die Stadt Ich muss vorausschicken, dass ich diese Rezension unter erschwerenden Bedingungen schreibe. Meine Frau hat sich über angebliche, machistische Tendenzen in der HYDRA beschwert. Mein Vorhaben, über die neue CD von Gustav zu schreiben, hat sie daher dazu bewogen, mit einem Holzlineal in Händen über mein Schaffen zu wachen… also ehrlich, ich würde nie etwas Negatives über Frauen schreiben, Frauen sind ja auch Menschen wie wir… AUTSCH! Was sollte denn das?! Na gut, die neue CD von Frau Gustav aka Eva Jantschitsch. Das ist ja offensichtlich eine Musik, die von einer sehr intelligenten Frau gemacht wurde. Ich persönlich, nicht nur als Mann sage ich das, habe gar nichts gegen intelligente Frauen, vor allem wenn sie noch dazu hübsch sind… AUTSCH! Wieso denn? Ach so,
das Aussehen sollte keine Rolle spielen. Kein Mensch würde das Aussehen eines männlichen Musikers erwähnen. Na gut, aber es gibt Ausnahmen! Jedenfalls kann man sagen, dass diese Musik sowohl textlich als auch in den Arrangements ganz schön verschroben ist, ein wenig außerhalb des üblichen Popkontextes. “Verlass die Stadt” klingt eher nach einer Schlagerkapelle auf Drogen. So eine Exaltiertheit, ganz im Vertrauen, kann nur von einer Frau kommen… AUTSCH! AUTSCH! Wieso denn zweimal? Ich will doch nur ein klein wenig Bewunderung dafür ausdrücken, dass eine Frau mal etwas Originelles… AUTSCH! Das tut wirklich weh! Das ist nicht fair! Die anderen Rezensenten machen das auch! Was wird diese Frau nicht angehimmelt! Dafür, dass sie es anders macht, dafür dass sie sich dem medialen Zugriff verweigert, dafür, dass... keine Ahnung. Erklär mir bloß nicht, das hätte nichts mit ihrer Wirkung auf männliche Rezensenten zu tun! Würde ein Mann so eine CD machen, würde man sie als überkandidelt, artifiziell und zu abgehoben bezeichnen. Den einen zu wenig poppig, den anderen zu wenig am Puls der Zeit, den dritten schließlich voller Querverweise, ergo von vorne bis hinten geklaut. Du haust gar nicht? Na gut. Mir gefällt die CD auch. Von einem Mann würde ich sie nicht ertragen, aber irgendwie ist es einfach sexy, dieser bezaubernd intelligenten Frau beim Singen zuzuhören… AUTSCH! AUTSCH! AUTSCH! Verdammt! (cui) Du meine Güte! Es ging hier um LPs! Nicht um Lasche Pointen! Ich glaub’, ich schmeiße alles hin und mach’ Urlaub am Plattensee. Oder lerne Plattdeutsch, damit mich endlich wer versteht. Oder werde Minister ohne einen Funken soziales Gespür. (Und das ist keine lasche Pointe? Platter geht’s ja wohl nicht!) Doch! Pass auf: Ich glaub’, ich leg’ mir ‘ne plattinblonde Freundin zu. Na? AUTSCH! Was denn?!
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Mit DIESEM Motorrad um die Welt. Ja, das wäre ein Abenteuer ...
MIT DEM MOTORRAD UM DIE WELT. WOZU EIGENTLICH? Offensichtlich hat ein Mann genau drei Aufgaben: Einen Baum zu pflanzen, ein Kind zu zeugen und ein Haus zu bauen. Einige wenige Berufene erlauben es sich, Teile dieser Aufgaben durch andersartige (und in ihren und unseren Augen höherwertige) Aufgaben zu ersetzen. Andrew Wiles fand wohl nichts Schlimmes dabei, sich in seiner Dachkammer zu verkriechen, statt die Windeln seines Nachwuchses zu wechseln und Kurt Gödels soziale Begabungen sind wohl weltbekannt (ganz im Gegensatz zur Bedeutung des Unvollständigkeitssatzes, leider). Aber im Großen und Ganzen werden auch die Gödels und Wiles dieser Welt zustimmen, dass die gesellschaftlichen Aufgaben eines Mannes durchaus abzählbar, beziehungsweise klar umrissen sind. In letzter Zeit müssen wir dagegen eine wahre Flut an Literatur beobachten, die in Kontradiktion zu dieser klaren Bestimmung stehen. Eine Flut an Abenteuerreiseliteratur wälzt sich durch die Buchläden. Lyrisch anspruchsvolle Titel (“Jupiters Träume” von Ted Simon) stehen eng geschlichtet neben Einfallslosem (“Auszeit” von Andreas Hülsmann) oder Peinlichem (“Tausche Bürostuhl gegen Motorradsattel” von Rainer Janneck). Alle diese Autoren vereint eine gefühlte Überflüssigkeit in der Welt. Sie fühlen sich unwohl, unfähig (oder vermeintlich unwillig) ihre Bestimmung zu erfüllen und suchen krampfhaft einen Ausweg. Ihre Lösung
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Tausche Bürostuhl gegen Motorradsattel Rainer Janneck Auszeit Andreas Hülsmann Jupiters Träume Ted Simon
besteht darin, sich in Frischlinge zu verwandeln, die Augen zu verschließen und davonzulaufen. Diese Flucht mag verschiedene Gestalten und Erklärungsversuche aufweisen. Ted Simon flüchtete sich vier Jahre lang rund um die Welt [sic!], Rainer Janneck drei Monate rund um Deutschland und Hülsmann suchte seine “Sehnsucht nach der Ferne” in Südamerika abzubauen. Ted Simon kann man immerhin zugute halten, der erste Depp gewesen zu sein, der diese Tortur auf einem klapprigen Zweirad durchführte, aber die Versuche seiner Nachahmer wirken doch eher drollig und in ihrer aufgesetzten “Abenteuerlichkeit” geradezu spießig. Im Kern bleibt das Fazit, dass hier einfach Männer vor ihren Aufgaben, vor ihrem Leben, vor ihrer Verantwortung davonlaufen. Aber statt sich wenigstens folgerichtig die Kugel zu geben, geben sie lieber Gas und treiben uns anschließend mit den Berichten über ihre “Leistungen” die Zornestränen in die Augen. Aber ist diese Kritik nicht zu hart? Ist es nicht ebenfalls Teil eines erfüllten (männlichen) Lebens in fremde Länder zu ziehen, sich Prüfungen aufzuerlegen und gemeinhin Abenteuer zu erleben? Sind diese Männer denn dann nicht Helden und sollte die Kritik das Geleistete, die ausgestanden Qualen nicht doch berücksichtigen...?
Fassen wir also zusammen: Während unsereins sich fünfmal wöchentlich aus den weichen Federn quält, um unser kleinbürgerliches Tagwerk abzusitzen, sind die harten Abenteurerhunde auf die primitivsten hygienischen Verhältnisse angewiesen, müssen sich mit nörgelnden Zöllnern quälen, riesigen Schlaglöchern ausweichen oder furchtbaren Stürmen widerstehen. Und was tun wir inzwischen: Naja, nur so Kleinigkeiten wie einen Baum pflanzen, ein Kind zeugen oder eben ein Haus bauen. Lauter nichtssagende, ja geradezu langweilige Dinge. Völlig richtig: Das Leben des durchschnittlichen Nichtabenteurers ist erdrückend langweilig und öde! Es ist im wahrsten Sinn zum Davonlaufen. Folglich müsste uns diese Abenteuererzählungen doch förmlich das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, die Lust an der Fremde müsste uns auf jeder Seite an der Gurgel packen und am Ende der Story sollten wir zumindest eine vollständige Weltenbummlerausrüstung besitzen. Stattdessen ist die Lektüre quälend öde und es beschleicht einen das ernüchternde Gefühl, dass hier schlicht Versager vor ihrem Leben davonlaufen, um uns dann mit quälender Prosa ihren dumben Gemütszustand näher bringen zu suchen. Unklar ist höchstens, ob die lahme Prosa oder die fehlende Geisteskraft schwerer zu ertragen sind. (le prof)
WAS DIE GROSSMUTTER SCHON WUSSTE Forsche Tipps für die forschende Jugend. Ein HydraService für unsere NachwuchsleserInnen.
Termine 27.-29. Juni: 4. Wiener Weitspuckwettbewerb. Treffpunkt jeweils 19.00 Uhr auf der Floridsdorfer Brücke. 15. August: Zischlaute und ihre Bedeutung in der neopragmatischen Sprachanalytik. Ein Symposium der Regensbrunner Philosophiegesellschaft. Austria Center, ab 23.00 Uhr 22. August: Rock am Ring. Fingermodenschau in der Wiener Innenstadt. Während der Geschäftsöffnungszeiten. 9. September: Gegen den Gesundheitswahn. Wie jedes Jahr trifft sich die medizinische Anarchogruppe “Reformen? Nicht mit uns!” zum heimlichen Diagnosentausch am Patientenbett im Wiener AKH. 14. September: Vier Beine, ein Herz. Die einzig echte Tierrechtsdemo. Von Tieren, mit Tieren, für Tiere. Am Heldenplatz. Schnecken und Schildkröten zahlen nur die Hälfte.
Liebe Annatant`! ich tät’ so gern die 15 Minuten Pause zwischen den Halbzeiten sinnvoll und nachhaltig nutzen und mir was Gutes tun. Am liebsten mit meinem Freund, aber der braucht immer schon fünf Minuten zum Pinkeln. Wie kann ich die restlichen 10 Minuten ekstatisch gestalten? Carmen, 19, Einzelhandelskauffrau im 2. Ausbildungsjahr bei Gourmetspar Liebes Kind, Schön, dass die Jugend noch andere Interessen als Fußball hat! Gerade in oder nach schweren EM-Zeiten sollten die Frauen sich auf ihre gott- bzw. naturgegebenen Ressourcen besinnen! Merke: Bei 4 Minuten Lust ist Planung alles! Überlege Dir, ob Du’s lieber hart oder schmusig-verspielt angehen willst, und rechne genügend Zeit für Beschaffung der Utensilien und passender Atmosphäre ein – eine Stoppuhr ist da sehr hilfreich. Danach Checkliste abhaken: Batterien im
Vibrator geladen, Gleitcreme nicht verklumpt (törnt unnötig ab), spanische Fliege diskret in der kleinen unbeschrifteten Flasche in der Hausbar, Dessous in diversen Mannschaftsfarben etc. Nun kann’s losgehen. Es empfiehlt sich, das Aphrodisiakum bereits vor dem Abpfiff in einem Getränk seiner Wahl zu reichen. Während er seine Blase erleichtert, entledige dich Deiner Kleider. Jetzt zählt jede Sekunde! Dank der vorher bereits von dir aufgetragenen Gleitcreme braucht ihr kein Vorspiel (was das ist, erklär’ ich Dir ein andermal). Kommt er vom Klo, läuft bereits der Pausenporno und stellt ihm diskret die Weichen (und den Harten – Har, har) für die nächsten 180 Sekunden auf eurem “Spielfeld”. Danach bleiben Dir noch volle 6 Minuten für eine entspannende “Nacharbeit” mit Deinem Lieblingsvibrator. Und siehe: So wichtig ist gutes Timing im Sport! In Frauenfragen stets gerne zu Diensten, Deine Annatant’
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THE LIFE AND TIMES OF AN IMPRESSARIO Der Impresario betritt das Lokal. Er trägt eine hübsche Trachtenweste, darunter ein hellblaues Hemd mit Rüschchen. Sein Auftritt ist traditionell und verwegen, reaktionär und fortschrittlich zugleich. Den schwarzen Hut mit den Buttons in der Krempe hat er bereits abgenommen. Er hängt nun lässig in seiner rechten Hand, die ebenso lässig an seiner rechten Hüfte baumelt. Der Impresario weiß: Performance ist alles. Dieses Motto intoniert er jeden Abend vor dem Spiegel, bevor er sich in ein weiteres Abenteuer voller Kommunikation stürzt. Denn das ist sein Metier, sein Beruf, seine Berufung. Reden, parlieren, promenieren,vorzeigen, herzeigen, was hermachen, jemanden darstellen. Heute nennt man den Impresario gelegentlich Agent oder Künstleragent (und schreibt ihn oft mit einem “s” zuviel). Aber was für ein abwertender Name für eine so aufwertende Funktion! Zum Glück wird er allmählich auch von Funk und Fernsehen entdeckt. Dort darf er in den
Jurys cooler Contests sein ganzes Wissen, seine ganzen Fähigkeiten ausspielen. Er ist der Mann mit dem Riecher für den Trend. Und das weiß er auch. Der Impresario bestellt sich ein Gläschen Rotwein und ächzt. Was hat er nicht heute schon für die holde Kunst getan! Ein Mann mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Talenten, bitte nicht falsch zu verstehen, aber jemand wie er ist nicht mit dem gemeinen Fußvolk zu vergleichen. Wenn er auf der Toilette eine Minute über die Zukunft einer Band nachdenkt, die sich vor kurzem um Hilfe bettelnd vor seine Füße geworfen hat, so ist das, als hätte sich ein ganzer Krisenstab hingesetzt, um tagelang einen Aktionsplan zu entwerfen. Dem Impresario genügt ein erster Eindruck, ein flüchtiger Händedruck, schon weiß er, welche Möglichkeiten bestehen, wo man ansetzen müsste und was zu tun wäre... wenn man das Zeug dazu hat. Aber leider haben die meisten nicht das Zeug dazu.
Darum: Was sollte er schon tun? Und tut er nicht ohnehin genug für die Welt? Opfert er sich nicht auf für die Kunst? Für seine vielen Schäfchen? Ein junger Gitarrist tritt an ihn heran. “Und? Geht das klar mit dem Auftritt nächsten Monat?” Der Impresario schüttelt lächelnd den Kopf. Diese jungen Burschen. Was denken die sich! Er notiert insgeheim, dass er alleine dafür, dass er wieder einmal erklären muss, wie der Hase läuft, was möglich ist und was nicht, eine saftige Honorarnote stellen sollte. Ja, diese Bands! Die glauben, wenn sie einmal kräftig in die Saiten hauen, ist das schon der halbe Ruhm. Weit gefehlt, Ruhm ist das, was er erzeugt. Zum Ruhm gehören Kontakte und Beziehungen, zum Ruhm gehört Fingerspitzengefühl und Engagement an der richtigen Stelle. Die Musik ist Beiwerk. Was zählt, ist das Marketing. “Konzert gestrichen, Jungs”, sagt der Impresario. “Ich hatte so unendlich viel zu tun.” Seid dankbar, dass ich Euch überhaupt meine Beachtung schenke. Fast hätte der Impresario auch noch das gesagt. Aber etwas in seinem Hinterkopf ermahnte ihn, dass dieser Satz vielleicht missverständlich sein könnte. Man darf die Menschheit nicht überfordern. Man muss nachsichtig mit ihr sein. Also tut der Impresario, was er immer tut. Er gibt ein paar Tipps, warnt vor überzogenen Erwartungshaltungen, erwähnt einige seiner unzähligen Kontakte, rollt einmal mit den Augen und… schreibt seine Honorarnote. Konrad Gregor, keiner von dieser Sorte
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“Matrattel: klein, rund und nussig!” Frankfurter Allgemeine Zeitung
“Schnallen Sie sich mal nicht an! Hier kommt fast niemand.” Süddeutsche Zeitung
“International bislang völlig unbeachtet. Völlig zu Recht.” New York Times
1000 MEISTER FERKEL Teil 1 unserer Serie: HYDRA stellt vor
“Fuck! Das ist schlecht! Fuck!” Der Spiegel
“Man sollte seine Werke nicht vorverurteilen, sondern lieber gleich verbrennen.” Herald Tribune
Matrattel. Mehrzeller. Allesfresser. Herdentier. Lebt zurückgezogen in Wien und gibt nie Interviews. Hauptsächlich aber, weil man ihn nie fragt. www.rosaponywelt.de.tl
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Ein anspruchsvoller Fortsetzungsroman für’s Gemüt
E
s war eine finstere Nacht. Der Sturm nenfrau augenzwinkernd aufgedrängt wurpeitschte den aufgewühlten Starde. Doch gerade das Übermaß an Zuneihemberger See. Inmitten der Wellen gung ließ sein Herz erkalten, welches doch wogte ein stolzes Schiff, das Traumschiff alle Damen gewinnen wollten. (Die einzige “Wellness & Schönheitschirurgie”. Der Ausnahme schien Rebecca zu sein. Sie verOperationssaal des Schiffes schwankte behielt sich anders als die anderen: Irgendwie denklich. Dr. Brinkmann hatroboterhaft. Hatte sie motorite seiner Patientin bis Morsche Störungen? Ihr SprachWas bisher geschah: gen früh eine neue Nase verproblem jedenfalls war eviAlle Frauen lieben Dr. sprochen. Die Zeit drängte! dent, man konnte sie vor lauBrinkmann. Auch ReEin harter Job! ter “gnagnagna” gar nicht verbecca, die Reedereistehen.) besitzerin. Doch ihre Heinz Brinkmann war ein Nervosität hat das Lievielbeschäftigter Mann: Ließ „Oh, Dr. Brinkmann, ist dein besglück bislang vereiihm sein Beruf noch Zeit für Herz wirklich schon erkaltet? telt. Stets musste ihr gedie Leidenschaft? Blieb ihm Brennt nicht in jedem Herzen treuer Diener Dr. Hu noch Kraft für die Liebe? eine Flamme, und sei sie auch als Souffleur aushelfen. Heinz wurde seit jeher von noch so geheim?” Damen umschwärmt. Könnte man alle unsichtbaren KüsDr. Brinkmann hatte eine Leischen und Herzen, welche die Frauen nach denschaft, die er sorgfältig verbarg. Sie wäre ihm aussandten, sichtbar und hörbar maseinen Mitmenschen wohl nicht standeschen, so wäre er ganz umschwirrt und umgemäß oder sogar unheimlich erschienen. surrt, wie von einem Mückenschwarm aus Heinz indes war ihr verfallen. Er wollte imLiebe. Im zarten Alter von vierzehn Jahren mer mehr. Es fing ganz harmlos an, doch fing alles an – beim Chello-Unterricht. Er dann verschleuderte er sein ganzes Geld. hatte den Unterrichtsraum kaum betreten, Die Leidenschaft steigerte sich zur Obsessials ihn die Lehrerin – eine kleine, glutäugige on und diese wurde zur Sucht. mit neapolitanischem Akzent – anhauchte: “Will ich dich spielen!” – “Wie bitte?”, entDr. Brinkmann war ein “Überaschungseigegnete Heinz. Die Lehrerin klang jetzt Junkie”. Für Außenstehende völlig unverschon fordernder – quasi allegro: “Will ich ständlich, übt die Sammelleidenschaft einen dich spielen! In Dur und in Moll!” Jungunwiederstehlichen Sog auf jene aus, die ihr Heinzens Chellostunde dauerte 15 Minuverfallen sind. Nicht selten werden Autos ten. Als er die Lehrerin verließ, war er ganz verkauft und Häuser verpfändet, nur um an verstimmt. jenes begehrte Stück zu kommen, das in der Sammlung fehlt. (Bei Dr. Brinkmann war es Was machte ihn so begehrt? Lag es an seider “Papa Schlumpf”.) nem Gesicht? Lag es an seinem Geruch oder ewa einer Kombination aus beidem? Welch Wie wir aus der Philatelie wissen, sind beein Rätsel! Und noch eine Frage stellt sich: sonders die raren Fehldrucke, bei denen War Heinz glücklich? Wir müssen die Frage etwa die Schrift fehlt, oder die Zähnchen leider verneinen. Wie so oft im Leben, wird schief sind, besonders wertvoll und begehrt. das im Überfluss Vorhandene alltäglich und So auch bei “Überaschungseiern”. Man belanglos. Die Liebe schien ihm banal, die munkelte von einem Papa Schlumpf, bei Liebesbezeugungen der Verehrerinnen lädem (ein Produktionsfehler) das rote Höstig. Seine Füße schmerzten. schen dort saß, wo sich normalerweise das Mützchen befindet, das Mützchen hingegen Freilich bemerkte er die Avancen der Dajene Blöße bedeckte, die das Höschen men: Carlas verstohlenes Kichern, Sabrinas zurückgelassen hatte. Er musste ihn haben, gerötete Wangen, die Extraportion Kartoffür diesen Schlumpf würde er alles geben. felpüree, welche ihm von der SchiffskantiAls Dr. Brinkmann die letzten Handgriffe
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Von Frau Beischl FOLGE 3
an der Nase vornahm, war er noch ganz in schlumpfige Gedanken versunken. Jetzt erst bemerkte er, dass der Sturm sich gelegt hatte. Das Schiff nahm Kurs auf die Anlegestelle – und auch die neue Nase saß jetzt hiebund stichfest im Gesicht der Patientin. Rebecca würde ihn wie immer erwarten. Sie war ja ganz nett (sie war so anders als die anderen), aber ihr seltsames Verhalten verunsicherte ihn. Ihr stierer Blick war nicht gerade angetan, Vertrauen zu erwecken. Just als Dr. Brinkmann die Landungsbrücke hinabstieg, wurde er ihrer gewahr. Diesmal hatte sie ein dümmliches Grinsen im Gesicht, welches an eine mit spitzem Bleistift gezeichnete Kurve erinnerte und roch nach Wermuth. Ein seltsamer Dialog entspann sich. Dr.Brinkmann: “Hallo Rebecca!” Rebecca: “Gnagnagnagna!” Dr.Brinkmann: “Prächtiges Wetter!” Rebecca: “Gnagnagna!” Buschwerk: “Du bist so schööön!” Ganz recht, der Busch hatte gesprochen (mit koreanischem Akzent). Heinz rieb seine Augen – huschte da nicht etwas im Gebüsch herum? Es wollte anscheinend nicht gesehen werden und suchte verzweifelt Deckung. Dr. Hu biss sich auf die Lippe. Die einzige Deckung, die sich bot – ein spärlich belaubter Busch – war nicht gerade ideal. Und ausgerechnet heute trug er seine Firmenuniform: Rote Hose, blaues Hemd, dazu sein roter Doktorhut. Sein weißer Bart reflektierte im Mondlicht. Er musste rasch die Position wechseln, ein paar Meter vor ihm erstreckte sich eine Bodenmulde. Wenn er diese erreichte, war er in Sicherheit. Risiko! Man sagt, es reiche nur ein kurzer Augenblick, um das Feuer der Liebe zu entfachen. Bei Heinz waren es zwei Sekunden. Hatte er sich getäuscht? Nein! Ein liebendes Auge täuscht sich nicht! Sein Herz raste: “Papa Schlumpf!” Fortsetzung folgt
ENTSCHEIDEN SIE SELBST ... Das wollen Sie doch immer. Und wenn Sie schon mal können... tun Sie es auch! Von Alice Gruber
Der Tresen ist voll mit bunten Flyern, in kaltem Weiß erleuchtet ein “Eristoff” Schild den gelangweilt am Kühlschrank lehnenden, langhaarigen Barman. Die Gästin klaubt frohen Mutes Geld, während er die Kette seiner Geldbörse durch die Finger zieht und mit verkniffenen Augen ein Ziel in der Ferne anvisiert. Ein Konzert ist im vollen Gange. Niemand sonst ist am Tresen. Die Gästin hat die angemessene Anzahl von Münzen parat und ist bestellbereit. Der Barmann rührt sich nicht. Gästin sucht Blickkontakt. Barmann rührt sich nicht. Gästin klappert mit Münzen. Barmann rührt sich nicht. Die Distanz zwischen beiden beträgt eineinhalb Meter. Gästin fixiert Barmann. Barmann rührt sich nicht. Gästin richtet sich zu voller Größe auf und sagt: “Hallo?” Barmann wirft sein Haar nach hinten, dreht sich um, zündet eine Zigarette an, und belehnt wieder den Kühlschrank. Gästin winkt. Barmann sieht zu Boden, holt tief Luft, schüttelt den Kopf, hebt langsam den Arm vom Kühlschrank, macht einen Schritt, bleibt einen Meter vor Tresen und Gästin stehen und schreit: “Wos wüst?” Gästin: “Einen weißen Spritzer.” Barmann: “Wos?“ Gästin lauter: “Einen weißen Spritzer bitte, wenn das irgendwie ginge. Danke.” Barmann: “Hearst, wos is?” Gästin, deutet die Zahl Eins und ein geschwungenes Glas, schreit: “Könnte ich einen weißen Spritzer bekommen?” Barmann: “Wos?” Gästin brüllt: “An weißn Spritza!” Barmann: “Hearst, geht des freindlicha? Bei der Scheissdreckmusik soll i a no wos hearn?!”
Der Tresen ist klein und belagert von verschwitzten Menschen. Zwei Barfrauen klappern mit Bechern. Die Gästin klaubt frohen Mutes Geld. Die Barfrauen rotieren wendig zwischen Zapfhahn und Tresen. Hinter ihnen an der Wand überträgt ein kleiner Monitor ein Konzert im vollen Gange. Die Gästin hat die angemessene Anzahl von Münzen parat und ist bestellbereit. Barfrau Eins schiebt drei Biere über die Bar, grinst, weil der Empfänger noch Geld sucht, fixiert einstweilen Gästin und nickt. Gästin lehnt am Tresen und wartet. Barfrau beugt sich nach vor, neigt den Kopf nach links und sagt: “Ja?” Gästin: “Einen weißen Spritzer bitte.” Barfrau zuckt kurz mit den Schultern, beugt sich weiter vor, und sagt: “Es is ziemlich laut, das war ein weißer Spritzer?” Gästin nickt, Barfrau flitscht zum Zapfhahn, schaut in die Runde, nickt dem nächsten Gast zu, schiebt schließlich einen Becher über den Tresen, beugt sich wieder vor, nennt einen Betrag: “Das ist mit Bechereinsatz, und sorry... bei der Lautstärke der Jungs...” Sie hält ihr Ohr in Richtung Gästin. Gästin: “Mich wundert’s dass du das aushältst.” Barfrau lacht: “Ich mag’s ja nicht mehr so, aber das passt schon. Das muss so laut sein.” Die Band waren “The Beasts Of Bourbon”, die ihren Auftritt in der Szene Wien absolvierten.
Die “Scheissdreckmusik” waren TransAm, die im Rahmen des Gravity Festivals das Planet Music bespielt haben.
Entscheiden Sie nun, welche Begebenheit mehr Ihrer Vorstellung einer guten Location entspricht. Unabhängig Ihrer musikalischen Vorlieben. Bedenken Sie die Feinstofflichkeit der seltenen Grandezza, Gästen das Gefühl zu geben, komplett wahrgenommen und geschätzt zu werden.
Machen Sie sich nun bewusst: Der Vorhang für die ((szene)) Wien ist gefallen. Der beloved exit simmering wurde zu einem first place of nonsense. Der Spaß hört hier auf. Lesen Sie nach, wie eine Kulturinstution von großartiger Vielfältigkeit abgeschossen wurde und unterstützen Sie www.szenebleibt.at
IIII IIII IIII IIII IIII IIII IIII IIII (Geschafft! Ich habe meine Strafe als fast Seitenzähler abgesessen! Nur eine Seite noch!)
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