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Bocconi Sport Center in Mailand

Standort Mailand, Italien

Bauherr / Betreiber Bocconi Universität

Architekten SANAA JP – 135-0053 Tokio www.sanaa.co.jp

Autor SANAA Myrtha Pools

Fotos SANAA Philippe Renault Myrtha Pools

AMERICAN STYLE

BOCCONI SPORT CENTER IN MAILAND

Das Bocconi Sport Center ist Teil des neuen Campus der Universität Bocconi und befindet sich auf einem großen Gelände in der Nähe des Mailänder Stadtzentrums. Es handelt sich um ein nachhaltiges und intelligent vernetztes Sportzentrum, das den Studierenden und dem Universitätspersonal sowohl für Wettkämpfe als auch für individuelles Training zur Verfügung steht und gleichzeitig von der Mailänder Bevölkerung genutzt werden kann. Im Jahr 2021 erhielt der neue Campus die LEED-Platin-Zertifizierung von Planung bis zum Bau und für den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes.

Das neue Bocconi Sport Center erstreckt sich über vier Hauptebenen mit einer Gesamtfläche von 17.000 Quadratmetern und wurde von dem bekannten japanischen Architekturbüro SANAA entworfen. Es handelt sich um ein ehrgeiziges Projekt am ehemaligen Standort der Centrale del Latte in Mailand, das nach dem Vorbild US-amerikanischer Universitätsgelände fortschrittliche Funktionalität und Technologien mit modernem und nachhaltigem Design verbindet. Maximale Effizienz des Gebäudesystems Jede Ebene des Sportzentrums verfügt über nach Süden ausgerichtete Balkone, die mit einem wellenförmigen Metallgitter verkleidet sind. Die Fassadenlösung erzeugt eine durchlässige Beziehung zum urbanen Umfeld, ermöglicht eine natürliche Belichtung und senkt den Kühlbedarf im Sommer. Durch den Einsatz passiver Lösungen werden die Lichtstreuung der Gebäudehülle optimiert, ihre Leistung erhöht und Wärmebrücken beseitigt.

Vielseitiges, ökologisch nachhaltiges Gebäude Die Halle im Erdgeschoss gibt den Blick frei auf das Wettkampfbecken und die Eingänge zu den verschiedenen Sportzonen. Das Fitnessstudio und das Wellnesscenter befinden sich im ersten Stock. Die Bocconi Sport Arena, Heimat der Sportteams der Universität, belegt die zweite Etage: Hier finden sich eine elektrisch verschiebbare Tribüne mit 400 Zuschauerplätzen und eine Mehrzweckhalle für Basketball, Volleyball und Kleinfeldfußball. Die 220 m lange Indoor-Laufbahn im dritten Stock verläuft auf einem abgehängten Ring, der die darunter liegenden Spielfelder umkreist.

Im ersten Untergeschoss befindet sich das Schwimmzentrum mit einem 50-m-Wettkampfbecken und einem 25-m-Aufwärmbecken. Die technischen Anlagen, die Systeme zur Wasserfilterung und -aufbereitung sowie die IT-Systeme wurden im zweiten Untergeschoss angeordnet.

Schwimmzentrum mit technologiegestützten Trainingsoptionen Dem Schwimmzentrum liegen drei Planungsprinzipien zugrunde: Digitalisierung, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Das modulare Edelstahlbeckensystem leistet einen Beitrag zu sechs der neun LEED-Beurteilungskategorien. Dank modularer Edelstahlpaneele konnte die Ökobilanz gegenüber anderen Technologien verbessert werden. Mithilfe eines intelligenten Filtrations- und Desinfektionssystems wurden die Energieleistung optimiert und die Betriebskosten gesenkt.

Das Hauptbecken mit beweglichem Beckenteiler hat eine Größe von 51,55 x 15 m und eine variable Tiefe von 1,38 bis 2,03 m. Es ist für internationale Wettkämpfe im Schwimmen, Wasserball und Kunstschwimmen zugelassen. Installiert wurden eine hochmoderne Unterwasserkamera zur Notfallerkennung sowie ein intelligentes Trainingsleitsystem, mit dem die Schwimmer die von ihren Trainern definierten Trainingsgeschwindigkeiten exakt einhalten können. Das zweite Becken (25 x 10 x 1,38 m) dient als Aufwärmbecken bei Wettkämpfen, vor allem aber für Kurse und Fitnessaktivitäten.

Beweglicher Beckenteiler Das Hauptbecken ist mit einem beweglichen Beckenteiler und Wettkampfzubehör ausgestattet und für die Ausrichtung

internationaler FINA-Wettkämpfe zugelassen. Der Beckenteiler ist auf am Außenboden und Beckenboden montierten Schienen installiert und lässt sich leicht in vordefinierte Positionen bewegen. So können mehrere Aktivitäten in getrennten Bereichen zeitgleich stattfinden, seien es Wettkämpfe, Kurse oder Freizeitaktivitäten.

Nachhaltigkeit Die Nachhaltigkeit des Campus-Projekts wurde über eine Reihe kombinierter, sich ergänzender Maßnahmen erreicht. Die Gebäudehüllen zeichnen sich durch eine hohe Energieleistung aus, nicht nur in Bezug auf die Wärmeleistung, sondern auch mit Blick auf die Beleuchtung (Lichtsteuerung, Blendung), die mit passiven Maßnahmen optimiert wird. Die Energiebilanz wurde über passive Systeme optimiert, ebenso wie die Verfahren zur Nutzung dieser Systeme (zum Beispiel bedarfsgesteuerte Klimatisierung und Beleuchtung). Die Energieversorgung basiert auf erneuerbaren Energiequellen (in die Dachflächen integrierte Fotovoltaikanlagen, dank derer der Energieaustausch mit dem Netz minimiert wird). Auf diese Weise konnte der Energieverbrauch des Campus insgesamt konstant gehalten werden, sodass es sich bei dem neuen Sportzentrum um einen Netto-Null-Komplex handelt.

Die Heizung und Klimatisierung basiert auf einem Fernwärme- und Fernkältesystem, das über Grundwasser sowie den Ticinello-Kanal gespeist wird. Die Erzeugung von Wärme und Kälte erfolgt über ein unterirdisches Fernrohrsystem, das alle Gebäudekörper versorgt. Die Temperatur in diesem System wird mittels Wärmeaustausch mit dem Grundwasser konstant gehalten. Das im System zirkulierende Wasser hat je nach Jahreszeit (Sommer/Winter) eine Temperatur zwischen 7° und 15° Celsius und minimiert somit den Wärmeverlust, da die Temperatur kontinuierlich in etwa der Bodentemperatur entspricht.

Das hydraulische Ausgleichssystem fungiert als „Verteiler“ von Wärmeenergie zwischen den verschiedenen Gebäuden. Es ermöglicht die Übertragung von Wärme aus Bereichen, die gekühlt werden müssen, an solche, die geheizt werden müssen, und fungiert so als ein großes passives Netz ohne aktive Wärme- oder Kälteerzeugung.

Systemsteuerung Die LED-Beleuchtung im Gebäude passt sich automatisch an die Belegungsdichte und die natürliche Beleuchtungsstärke an. Sie kann separat für einzelne Bereiche und einzelne Beleuchtungskörper reguliert werden. Jede Leuchte ist frei und individuell programmierbar (z. B. Einschalten, Ausschalten, Lichtintensität). Auf dem gesamten Campus werden über 150.000 Beleuchtungspunkte gemanagt.

Alle Systemkomponenten (elektrisch und mechanisch) werden von einem integrierten Gebäudeautomatisierungssystem (BMS) überwacht, verwaltet und gesteuert. Das BMS umfasst Funktionen wie Einstellung der Komponenten, Störungsmeldung, Aufzeichnung von Verbrauchsdaten und Speicherung der Verbrauchshistorie. Fotovoltaikanlage auf dem Dach Auf den Dächern der Campus-Gebäude wurden monokristalline Silizium-Fotovoltaikmodule mit einer Gesamtleistung von 1.125 kWp installiert. Mit der für dieses System verwendeten Ballastierung war eine schnelle Installation mit sofortiger und korrekter Aufständerung möglich.

Der neue Campus wurde nach Kriterien der Biokompatibilität und ökologischen Nachhaltigkeit geplant, um die Nutzung des natürlichen Sonnenlichts zu maximieren und Lärmemissionen zu minimieren.

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