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Sportpark Styrum in Mülheim
from sb 6/2022 (deutsch)
by IAKS
SOZIALE INTEGRATION IM QUARTIER
SPORTPARK STYRUM IN MÜLHEIM
Mit dem „Sportpark Styrum“ in Mülheim an der Ruhr ist ein familien- und generationengerechter Sport- und Quartierspark entstanden, der niedrigschwellige, aber auch herausfordernde und ungewöhnliche Angebote bietet. Im Auftrag und in enger Zusammenarbeit mit dem Mülheimer Sportservice (MSS) hat das Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten seit 2017 diesen Park geplant und in zwei Bauabschnitten realisiert. Der Park wurde im Frühjahr 2022 der Öffentlichkeit zur Nutzung übergeben.
Der neue Sportpark, auf der Fläche eines ehemaligen Tennenplatzes gelegen, ist unter intensiver Beteiligung der ansässigen Vereine, Anwohner, Sportler, Schul- und Kindergartenkinder entstanden. Das niedrigschwellige, freie und anregende Sportangebot im Park wird zum Schlüssel, der den Nutzenden auch die flankierenden Angebote der Vereine, Bildungs- und Kultureinrichtungen näherbringen kann. Dies wird durch eine fest etablierte sportliche wie soziale Betreuung vor Ort unterstützt. Gleichzeitig bietet der Park herausfordernde Elemente für Anfänger wie fortgeschrittene Sportler.
Die im Umfeld befindliche Sporthalle, die städtische Kita und der Stiftungspark werden durch die Sportspange mit dem intensiven Sportpark und seiner Sportlandschaft verknüpft. Dadurch werden Synergien erschlossen und die Öffnung des bislang abgeschlossenen Geländes erreicht. Viel Action in der Sportspange Im Ball- und Teamsportareal ist das Ballspiel witterungsunabhängig in einer Freilufthalle möglich. Mit diesem überdachten Bereich erweitert die Stadt Mülheim signifikant die Zeiträume für die dortigen Aktivitäten. Ein Streetballcourt, eine interaktive Torwand, Sitzgelegenheiten für Teams und ein Teqbal-Tisch runden das Angebot ab.
„Styrum Beach“ ist ein attraktiver Ort im Sportpark mit Urlaubsfeeling und besonderen Sportangeboten. Umgeben von einer schützenden Düne können hier Beachvolleyball, Beachsoccer, Weitsprung oder auch Bouldern an der begrenzenden Mauer stattfinden. Große Sonnenschirme laden dazu ein, innerstädtische Beachatmosphäre zu genießen.
Der Parkour- und Fitnessbereich ist sehr intensiv gestaltet und bietet vielfältige Möglichkeiten für ein sportliches Training.
Standort Mülheim a.d. Ruhr, Deutschland
Bauherr / Betreiber Stadt Mülheim
Landschaftsarchitekten DTP Landschaftsarchitekten www.dtp-essen.de
Freilufthalle McArena www.mcarena.de
Fallschutz und Tartan Polytan www.polytan.com Parkour und Bouldern x-move www.x-move.net
Hindernisparcours und Spielgeräte Playparc www.playparc.de Autor DTP Landschaftsarchitekten
Fotos Nikolai Benner
Offizielle Eröffnung April 2022
Modellierte Rasen- und Asphalthügel, Parkourelemente, Calisthenicsgeräte und Kletterangebote machen diesen Bereich attraktiv für sportlich Aktive. Eine mit organisch geformten Baukörpern und geschwungenen Stahlrohren bestückte Fläche schafft einen ästhetisch ansprechenden Raum.
Unter Einbeziehung der vorhandenen Geländetopografie wurde auf einem Hügel ein Areal mit naturnahen Elementen realisiert, das mit Steinblöcken und aufgeständerten Robinienstämmen zum Trainieren von Überwindungen und Präzisionssprüngen einlädt. Ein Teil des Hügels ist mit L-Steinen abgefangen, sodass eine Geländekante am Übergang zum zentralen Bereich entsteht. Rückwärtig wird der Hügel durch eine Stützmauer abgefangen, die als Boulderwand mit naturnaher Felsoptik und Klettergriffen gestaltet ist.
Sportlandschaft als ruhiger Gegenpol Ein vielfältiges, in Material und Form abwechslungsreiches, zum Teil in der Oberfläche bewegtes Wegesystem wird selbst zum Sportraum. Dieser regt an, verknüpft die Bausteine des Sportparks und bindet die umliegenden Freiräume wirkungsvoll mit ein. Unterstrichen wird dieser auffordernde, sportliche Charakter durch prägende Bodenmarkierungen. Diese verknüpfen durch eine einheitliche Gestaltung auch die anliegenden Einrichtungen miteinander.
Die 500-m-Strecke verknüpft den Sportpark mit dem Schulhof. Die Laufstrecke führt, je nach Bereich, auf unterschiedlichen Materialitäten. Eine aufgebrachte Kilometrierung und Hinweiselemente dienen der Orientierung.
Weitläufige Wiesenflächen bilden einen ruhigen Kontrast zur intensiven Sportspange. Sie bieten Angebote zum Verweilen, Picknicken und Balancieren auf landschaftlich eingebundenen Sportelementen und haben auch ökologische Funktionen wie Regenwasserrückhaltung oder Insektenweide.
Im Sinne einer aktiven Pausengestaltung wurde das vorhandene Kleinspielfeld der angrenzenden Schule modernisiert und ein neuer, bewegungsanregender Spielplatz für ältere Kindergarten- und jüngere Schulkinder entwickelt. Die Schule nutzt den Sportpark im Rahmen des Sportunterrichts.
DREI FRAGEN AN DIE BETREIBER
MARTINA ELLERWALD UND JOHANNES MICHELS Stadt Mülheim an der Ruhr Mülheimer SportService Sportentwicklungsplanung
Welche Ziele sollen mit dem Konzept eines offenen Sportparks erreicht werden? Der neue Sportpark soll nicht nur ein Ort zum klassischen Sporttreiben sein. Familien sollen ihn als attraktiven Aufenthaltsort mit vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten entdecken. Neben Kindern und Jugendlichen sollen auch die umliegenden Schulen, Sportvereine und Kitas im Stadtteil von den verbesserten Sport- und Freizeitangeboten profitieren.
Insbesondere die angrenzende Willy-Brandt-Schule mit rund 1.000 Schülerinnen und Schülern und die beiden Styrumer Grundschulen nutzen den Sportpark für den SchulsportUnterricht und weitere Aktionen wie Pausensport und Sportfeste.
Die verschiedenen Funktionsbereiche haben einen klaren Aufforderungscharakter und regen verschiedene Altersgruppen zum Bewegen, Spielen und Sporttreiben an. Darüber hinaus werden regelmäßig verschiedene Sportkurse, offene Treffs für Kinder und Jugendliche sowie Sportveranstaltungen angeboten. Es gibt spezielle Angebote für viele Nutzergruppen, so zum Beispiel der Mädels-Kick für junge Mädchen oder der Hip Hop Workshop für Jugendliche. Aber auch das Beachvolleyballangebot, an dem eher Studierende teilnehmen, Boule für Ältere oder „midnight sports“ in den Abendstunden. Das vielfältige Angebotsprogramm führt dazu, dass sich unterschiedliche Menschen begegnen. Der Sportpark ist ein Ort der Begegnung und des sozialen Miteinanders und das größte frei zugängliche Breitensportangebot, das wir in Mülheim an der Ruhr haben. Wie koordinieren Sie die verschiedenen Interessen der Vereine, Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie nicht organisierten Nutzer? Gibt es Konflikte? Es ist eine der großen Aufgaben im Betrieb, für ein reibungsloses Miteinander zu sorgen. Für uns stand von Anfang an fest, dass wir die Anlage nicht sich selbst überlassen wollen. Wir haben eine feste Koordinierungsstelle für den Sportpark. Ergänzend ist während der Schulzeiten unser Pflegepersonal vor Ort, und nachmittags bis abends bis zur Schließung des Parks eine Übungsleitung. Im besten Fall geht die Nutzung des Parks von den unterschiedlichen Stakeholdern dann Hand in Hand über.
Zum Beispiel nutzen Freizeitsportler*innen morgens parallel zur Schule den Sportpark. Dabei muss man Rücksicht aufeinander nehmen. Wenn Sportvereine offen an die Sache gehen, finden sie dort ein großes Publikum, das sie für ihren Verein begeistern können. Gruppen können immer auch ein Absperrsystem nutzen, damit ihr Bereich klar gekennzeichnet ist.
Der Mülheimer SportService arbeitet eng verzahnt mit dem Mülheimer Sportbund zusammen, und wann immer es geht, werden bei den Angeboten Vereine einbezogen. So gibt es beispielsweise Parkourangebote von freien Trainer*innen und auch von der Parkourabteilung des Styrumer TV. Darüber hinaus sind wir offen für alle Angebote anderer Institutionen im Sportpark, da diese einen wichtigen Teil der sozialen Kontrolle im Park darstellen.
Welche Art Bewegungsräume oder Sportfreianlagen brauchen wir künftig? Die frei zugänglichen Sportorte wachsen in der Anzahl und differenzieren sich immer mehr aus. Es geht darum, der Bevölkerung Sportmöglichkeiten ohne große Hürden anzubieten. Die Mülheimer*innen treiben bis zu 75 % wöchentlich Sport, sind aber nur bis zu 33 % in Sportvereinen organisiert. Aus diesem Grund müssen die Orte des organisierten Sports um Orte des unorganisierten Sports ergänzt werden. Das ist kein Wettkampf – es sollte immer um ein Miteinander gehen. So kann zum Beispiel der Basketballverein auch von einem Streetballcourt profitieren. Und als Vereinsspieler möchte man neben dem Training auch gerne gegen seinen besten Freund spielen können. Daher kann es vorteilhaft sein, die Nachbarinstitutionen in die Planung einzubeziehen. In der Qualität sollten möglichst keine Abstriche gemacht werden. Wer sich bewegen will, sollte einen gepflegten Sportort auffinden, der zur Bewegung anregt.